Wallstein Verlag Wissenschaft Frühjahr 2019

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Frühjahr 2019

Gegenwart Editionen Geschichte Kulturwissenschaften Über Literatur


Spitzentitel aus dem Herbst 2018 Marcus Böick Die Treuhand Idee – Praxis – Erfahrung 1990 –1994

2.

Auflage

767 S., geb., Schutzumschlag 79,– € (D); 81,30 € (A) ISBN 978-3-8353-3283-6

Rassismus Die Erfindung von Menschenrassen Hg. für das Deutsche Hygiene-Museum von Susanne Wernsing, Christian Geulen und Klaus Vogel 2. 176 S., 206 farb. Abb., brosch. 19,90 € (D); 20,50 € (A) Auflage ISBN 978-3-8353-3226-3

Hüter der Ordnung Die Innenministerien in Bonn und Ost-Berlin nach dem Nationalsozialismus

2.

Auflage

Hg. von Frank Bösch | Andreas Wirsching 837 S., 69 Abb., geb., Schutzumschlag 34,90 € (D); 35,90 € (A) ISBN 978-3-8353-3206-5

490 S., 12 Abb., geb., Schutzumschlag 29,90 € (D); 30,80 € (A) ISBN 978-3-8353-3328-4

Hans Medick Der Dreißigjährige Krieg Zeugnisse vom Leben mit Gewalt 448 S., 40 Abb., geb., Schutzumschlag 29,90 € (D); 30,80 € (A) ISBN 978-3-8353-3248-5

Friedrich Vollhardt Gotthold Ephraim Lessing Epoche und Werk

HolocaustZeugnisLiteratur 20 Werke wieder gelesen

2.

Auflage

Hg. von Markus Roth und Sascha Feuchert 263 S., geb., Schutzumschlag 29,90 € (D); 30,80 € (A) ISBN 978-3-8353-3292-8

2.

Auflage


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Wallstein Verlag Frühjahr 2019

Inhalt Spitzentitel

4 Robert Cohen  Abwendbarer Abstieg der Vereinigten Staaten unter Donald Trump 6 Itamar Rabinovich  Jitzchak Rabin 8 Gertrud Kolmar  Die jüdische Mutter | Susanna 10 Else Lasker-Schüler  Gedichtbuch für Hugo May Gegenwart 12 14 16 17

Von Pflanzen und Menschen Jan Tschichold – ein Jahrhunderttypograf? Ästhetik des Buches Steffen Siegel  Fotogeschichte aus dem Geist des Fotobuchs 18 Peter Braun  Ilse Schneider-Lengyel 19 Wunsch, Indianer zu werden 20 Heimat Europa? Editionen

21 Fred von Hoerschelmann Werke 22 Conrad Ferdinand Meyer, Betsy Meyer – Hermann Haessel  Verlagskorrespondenz mit zugehörigen Briefwechseln und Verlagsdokumenten 23 Frank Wedekind  Gedichte aus dem »Simplicissimus« 24 Johann Peter Hebel  Gesammelte Werke 26 Ferdinand Beneke  Die Tagebücher II (1802 –1810) 28 August Gottlieb Meißner  »Ich Prosaist aber rede Wahrheit« 29 »Verehrungswürdiger, braver Vertheidiger der Menschenrechte!«  Der Briefwechsel zwischen Adolph Freiherrn Knigge und Sophie & Johann Albert Heinrich Reimarus 1791–1796 30 Gottfried August Bürger Briefwechsel 31 Johann Heinrich Merck  Gesammelte Schriften Geschichte 32 33 34 36 37 38 39 40 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53

Radu Ioanid  Das Iaşi-Pogrom, Juni–Juli 1941 Reinhard Rürup  Revolution und Demokratie­gründung Florian Schubert  Antisemitismus im Fußball Tamara Or  Heimat im Exil Juden im Sport in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus Georg Koch  Funde und Fiktionen Antonia Schmid  Ikonologie der »Volksgemeinschaft« Nicolai Hannig  Kalkulierte Gefahren Swantje Greve  Das »System Sauckel« Alexa Stiller  Völkische Politik Karl Kassenbrock  Konzentrationslager auf Schienen Marcel Brüntrup  Verbrechen und Erinnerung Authentizität als Kapital historischer Orte? Maria Christina Müller  Zwischen »Wahn« und »Wirklichkeit« Alexandra Jaeger  Auf der Suche nach »Verfassungsfeinden« Martin Diebel  »Die Stunde der Exekutive« Ökonomisierung Reichtum in Deutschland Joan Wallach Scott  Der neue und der alte fran­zösische Säkularismus David Abraham  Wer gehört zu uns?

54 Christie Miedema  Not a Movement of Dissidents 55 Grenzgänger und Brückenbauer 56 Lisa Rettl  Die Wiener Tierärztliche Hochschule und der Nationalsozialismus 57 Johannes Bähr | Christopher Kopper Industrie, Politik, Gesellschaft 58 Israel-Studien 59 Martina Clemen  Die Nation im Kanon 60 Anton F. Guhl  Wege aus dem »Dritten Reich« 61 Rainer Nicolaysen  Kleine Geschichte der Universität Hamburg 62 Gunnar B. Zimmermann  Bürgerliche Geschichtswelten im Nationalsozialismus 63 Renate Oldermann  »Aus einem uhralten hochansehnlichen Geschlecht entsprossen …« 64 Archiv und Landesgeschichte 65 Brigide Schwarz  Alle Wege führen über Rom 66 Joseph Dolle  Urkundenbuch des Kanonissenstifts Steterburg 67 Lothar Graf zu Dohna  Erlebte Geschichte Kulturwissenschaften 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81

Judith Blume  Wissen und Konsum Entwürfe der Moderne Identität – Hass – Kultur Martin Warnke Künstlerlegenden Kim Ritter | Heinz-Jürgen Voß  Being Bi Boris Roman Gibhardt  Vorgriffe auf das schöne Leben Stefanie Arend Glückseligkeit Lyrik / lyrics Heinz Spielmann  Ein Wiener Künstler in Hamburg Doris Fischer-Radizi  Vertreibung aus Hamburg Hanna Kozińska-Witt  Jüdische Stadtdeputierte in der Zweiten Polnischen Republik Empirisierung des Transzendentalen Elisabeth Bronfen  Bjørn Melhus Convoco – Die Zunkunft des Kapitalismus

Über Literatur 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93

Marcus Twellmann Dorfgeschichten Raabe und heute Das Werk von Felix Hartlaub Florian Welling  »Vom Anblick der Amseln« Leonie Krutzinna  Der norwegische Schwitters Karl Jaspers  Leben als Grenzsituation Till Breyer  Chiffren des Sozialen Michael Woll  Hofmannsthals »Der Schwierige« und seine Interpreten Christopher Busch  Unger-Fraktur und literarische Form Scherz. Die heitere Seite der Aufklärung Essen, töten, heilen Nicole A. Sütterlin  Poetik der Wunde

Periodica

94 Das achtzehnte Jahrhundert Bd. 43 / 1 95 Bayerische Akademie der Schönen Künste Bd. 32/2018


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Eine ungemein kluge und persönliche Reaktion auf Donald Trumps tägliche Skandale. Ein Diarium, das erschüttert und vielleicht sogar einige Mechanismen des europäischen Populismus erklären kann.

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Spitzentitel

Robert Cohen Abwendbarer Abstieg der Vereinigten Staaten unter Donald Trump Das New Yorker Tagebuch

Der Autor Robert Cohen, geb. 1941 in Zürich, ist Literaturwissenschaftler und Schriftsteller. Nach dem Studium an der französischen Filmhochschule IDHEC realisierte er bei der Topic Film in Zürich Industrie-, Werbe- und TV-Filme, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde. Seit 1983 lebt er in New York. Cohen veröffent­lichte mehrere Monographien zu Peter Weiss. 2009 erschien sein Epochen­ roman »Exil der frechen Frauen«, gefolgt von »Die Unbeschwerten« (2010) und »Der Vorgang Benario« (2016). 2013 gab er bei Wallstein den Briefwechsel zwischen Olga Benario und Luis Carlos Prestes heraus. Cohen ist Mitglied des Kurato­ riums des Berliner Instituts für kritische Theorie.

Im November 2016, unmittelbar nach der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA, begann Robert Cohen mit dem Schreiben dieses Tagebuchs, nicht zuletzt, um unter dem täglichen Anprall verstörender Nachrichten, dem rasch einsetzenden Tsunami von Erlassen, Dekreten, Tweets, Erklärungen, Zurücknahmen und Gegenerklärungen aus dem Weißen Haus den Boden unter den Füßen nicht zu verlieren. Cohens Konzept liegt eine doppelte Sicht auf die politischen und gesellschaftlichen Vorgänge zugrunde: Es vereint die Innensicht eines seit 35 Jahren in New York Lebenden mit der Außensicht eines Schweizers und Europäers, der der Verfasser geblieben ist. Im Tagebuch findet sich wieder, wie der Verfasser selbst, wie die Menschen um ihn herum, wie die US-Gesellschaft die politischen Verläufe Tag für Tag erleben. Oft geht es um spontane Reaktionen auf das Tagesgeschehen. Im Fokus der Notate stehen die Unverfrorenheit, mit der der amtierende Präsident Tag für Tag lügt und betrügt, auch wenn seine Clownerien nach wie vor eine Vielzahl der Amerikaner in Begeisterung versetzt. Dieses die ersten zwei Jahre der Amtszeit umfassende Tagebuch führt in verdichteter und literarischer Form, manchmal atemverschlagend in seiner Komik, vor Augen, dass dieser Präsident die gegenwärtige Entwicklung nicht ausgelöst hat, sondern die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte auf eine Figur wie ihn zugelaufen ist.


Spitzentitel

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Eine verstörende Chronik der laufenden Ereignisse in den USA

Robert Cohen Abwendbarer Abstieg der Vereinigten Staaten unter Donald Trump Das New Yorker Tagebuch

ca. 260 S., Broschur ca. € 18,– (D); € 18,40 (A) ISBN 978-3-8353-3471-7 auch als E-Book März   WG 1739


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Die erste große Biographie über den Hoffnungsträger des Nahen Ostens.

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Spitzentitel

Itamar Rabinovich Jitzchak Rabin Als Frieden noch möglich schien. Eine Biographie

Buchvorstellungen in München und Berlin in Planung

Der Autor Itamar Rabinovich, geb. 1942, war unter Ministerpräsident Rabin israelischer Botschafter in Washington. Heute ist er Präsident des Israel Institut (Washington D. C. und Tel Aviv) und lehrt als Professor an der New York University. Zuvor war er Prä­sident der Universität Tel Aviv.

Bald ein Vierteljahrhundert liegt das Attentat auf dem Platz der Könige in Tel Aviv (heute Jitzchak-Rabin-Platz) zurück, das den Anfang vom Ende des hoffnungsvoll begonnenen Friedensprozesses im Nahen Osten bedeutete. Das Opfer, Jitzchak Rabin, hatte eine der Hauptrollen in diesem Prozess gespielt und wurde dafür 1994 gemeinsam mit Schimon Peres und Jassir Arafat mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Bezahlt hat er dafür mit seinem Leben, ermordet von einem jüdisch-israelischen Rechtsextremisten. Rabins Rolle als Friedenskämpfer ist seither vakant geblieben, die Fronten haben sich beständig verhärtet und radikale Haltungen befeuern sich gegenseitig – auf beiden Seiten. Doch Rabins Leben und Wirken steht in der Geschichte Israels für weit mehr als die Oslo-Prozesse: Als Untergrundkämpfer in der vorstaatlichen Zeit, ranghoher Militär in der israelischen Armee, im diplomatischen Dienst sowie als Verteidigungsminister und zweifacher Ministerpräsident war er in allen Phasen des jungen Staates maßgeblicher Akteur. Itamar Rabinovich war in den 1990er Jahren einer von Rabins engen politischen Weg­gefährten – sein Botschafter in Washington und Chefunterhändler in den schwierigen Gesprächen mit Syrien. Als Insider gelingt es Rabinovich, dem Leser sowohl den Staatsmann näherzubringen als auch dessen mitunter sehr unkonventionelle Persönlichkeit.


Spitzentitel

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»Ein Schlüssel zum Verständnis einer herausragenden israelischen Persönlichkeit.« David Makovsky, Haaretz

Das Buch wurde 2017 mit dem Washington Institute Book Prize aus­gezeichnet. Itamar Rabinovich Jitzchak Rabin Als Frieden noch möglich schien. Eine Biographie

Aus dem Englischen übersetzt von Heide Lutosch ca. 280 S., ca. 20 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 24,– (D); € 24,70 (A) ISBN 978-3-8353-3452-6 auch als E-Book Mai   WG 1116


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Die Prosa von Gertrud Kolmar erstmals in einer kritisch kommentierten Ausgabe.

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Spitzentitel

Gertrud Kolmar Die jüdische Mutter | Susanna Prosa

Gertrud Kolmar (1894 –1943) zählt zu den be-­ deutendsten Autorinnen des 20. Jahrhunderts. Die Herausgeber Regina Nörtemann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt / Oder. Im Wallstein Verlag erschienen u. a. ihre dreibändige Ausgabe des lyrischen Werks von Gertrud Kolmar, ihre Edition der Dramen und die überarbeitete Edition der Briefe von Gertrud Kolmar sowie zuletzt die vierbändige Ausgabe des Briefwechsels zwischen Heinrich Christian Boie und Luise Justine Mejer. Thedel v. Wallmoden ist Verleger des Wallstein Verlags.

Gertrud Kolmar (1894 –1943), die neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit als Lehrerin, Erzieherin und Sekretärin arbeitete, ist hauptsächlich als Lyrikerin bekannt geworden. Sowohl ihre Prosa als auch ihre Theaterstücke wurden zu Lebzeiten nicht veröffentlicht. Gertrud Chodziesner wurde 1943 im Verlauf der »Fabrikaktion« deportiert und in Auschwitz oder auf dem Weg dorthin ermordet. Nach den Editionen ihrer Gedichte (2003, 2. Aufl. 2010), Dramen (2005) und Briefe (1997 und 2014) findet durch die Herausgabe ihrer eindrucksvollen Prosa die Veröffentlichung von Gertrud Kolmars Gesamtwerk im Wallstein Verlag ihren Abschluss. Im Roman »Die jüdische Mutter« geht es um ein kleines Mädchen, das einem Sittlichkeitsverbrechen zum Opfer fällt, um seinen Tod und die Konsequenzen für dessen alleinerziehende Mutter. In »Susanna« schildert Gertrud Kolmar eine psychisch gefährdete, faszinierende junge Frau, auf deren Leben eine Erzieherin zurückblickt. Im Nachwort werden Roman und Erzählung vor dem Hintergrund zeit­ genössischer Diskurse über ledige Mütter, den Paragraph 218 und weibliche Sexualität reflektiert. In der vorliegenden kritischen Edition werden beide Prosaarbeiten der Dichterin erstmals in zuverlässiger Textgestalt abgedruckt und kommentiert.

Gesamtwerk vollständig bei Wallstein

Gertrud Kolmar Das lyrische Werk Hg. von Regina Nörtemann

Gertrud Kolmar Die Dramen Hg. von Regina Nörtemann

Gertrud Kolmar Briefe Hg. von Johanna Woltmann

ISBN 978-3-89244-499-2

ISBN 978-3-89244-822-8

ISBN 978-3-8353-1397-2


Spitzentitel

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Wallstein Verlag Frühjahr 2019

»Als Erzählerin kann Gertrud Kolmar dem Leser die Fassung rauben« Jürgen Verdofsky, Badische Zeitung

Gertrud Kolmar Die jüdische Mutter | Susanna Prosa

Herausgegeben von Regina Nörtemann und Thedel v. Wallmoden ca. 320 S., geb., Schutzumschlag ca. € 38,– (D); € 39,10 (A) ISBN 978-3-8353-3388-8 auch als E-Book April   WG 1118


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Farbiges Faksimile der umfangreichsten Gedichthandschrift Else Lasker-Schülers. 150. Geburtstag am 11. Februar 2019

Else Lasker-Schüler Else Lasker-Schüler, geboren am 11. Februar 1869, »die größte Lyrikerin, die Deutschland je hatte« (Gottfried Benn), erhielt 1932 für ihr Gesamtwerk den Kleist-Preis. Sie flüchtete 1933 aus Berlin nach Zürich, ab 1939 lebte sie in Jerusalem, wo sie im Januar 1945 starb. Die Herausgeber Andreas Kilcher, geb. 1963, ist Professor für Literatur- und Kulturwissenschaft an der ETH Zürich und im Direktorium des Zentrums für Geschichte des Wissens der ETH und der Universität Zürich. Veröffentlichungen u. a.: Deutsche Sprachkultur in Palästina / Israel (2017); Die Wissenschaft des Judentums (2015). Karl Jürgen Skrodzki, geb. 1955, war langjähriger Mitarbeiter der Schiller-Nationalausgabe, der historisch-kritischen Nikolaus Lenau-Ausgabe und der Werke und Briefe Else Lasker-Schülers. Veröffentlichungen u.a.: Exilbriefe Else Lasker-Schülers (2008 –2010).

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Spitzentitel

Else Lasker-Schüler Gedichtbuch für Hugo May

Im Herbst 2013 tauchte ein bedeutendes, bislang unbekanntes Konvolut von Gedichten, Briefen und Bildern Else Lasker-Schülers aus ihrer Zeit im Exil in der Schweiz auf. Zu den Gönnern, die Else Lasker-Schüler in den Jahren nach 1933 im Schweizer Exil unterstützten, gehörten Hugo May (1887–1958) und Kurt Ittmann (1896 –1974), die beiden Direktoren des Warenhauses Julius Brann (heute: Manor) in Zürich. Als Zeichen der Anerkennung beschenkte sie beide mit Zeichnungen und Gedichthandschriften. Für Hugo May fertigte sie zudem in den Jahren 1935 /36 ein handschriftliches Gedichtbuch an. Dieses ist einzigartig im künstlerischen Werk Else Lasker-Schülers. Es hat einen Umfang von 80 Blättern und enthält 36 Gedichte, es ist mit Abstand die umfangreichste Sammelhandschrift Lasker-Schülers überhaupt. Als eine Art Gesamtausgabe im Kleinen präsentiert das Gedichtbuch die Vielfältigkeit des lyrischen Werkes der Dichterin: Es enthält frühe avantgardistische Gedichte, Lyrik aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, Gedichte aus den Jahren der Weimarer Republik und solche, die im Schweizer Exil entstanden sind. Das bis dahin unbekannte Gedichtbuch befindet sich seit 2013 im Besitz der Zentralbibliothek Zürich und wird nun erstmalig in einer Faksimileedition vorgestellt. Ergänzend wird die bislang weitgehend unbekannte Korrespondenz Else Lasker-Schülers mit Hugo May und Kurt Ittmann veröffentlicht (darunter 66 neue Briefe und Postkarten). Die ausführlich kommentierten Briefe und Postkarten dokumentieren die Entstehung des Gedichtbuchs und vermitteln neue Einblicke in Else Lasker-Schülers Leben im Schweizer Exil. Abgerundet wird die Edition durch einen umfangreichen Essay des Heraus­ gebers Andreas Kilcher.


Spitzentitel

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Ein Sensationsfund aus der Schweizer Exilzeit der Dichterin Else Lasker-Schüler: eine umfangreiche Gedichthandschrift und ein unveröffentlichter Briefwechsel

Else Lasker-Schüler Gedichtbuch für Hugo May Im Auftrag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung herausgegeben von Andreas Kilcher und Karl Jürgen Skrodzki 2 Bde., zus. ca. 392 S. geb., Leinen, Schmuckhülse ca. € 39,– (D); € 40,10 (A) ISBN 978-3-8353-3447-2 Januar   WG 1117


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Über die häufig unterschätzte Bedeutung von Pflanzen für die menschliche Kultur – ein differenzierter Blick auf die biologischen und kulturellen Dimensionen der Flora.

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Gegenwart

Von Pflanzen und Menschen

Begleitband zur Ausstellung »Von Pflanzen und Menschen« im Deutschen Hygiene-Museum Dresden von April 2019 bis April 2020.

Die Herausgeberinnen Kathrin Meyer kuratiert seit 2015 interdisziplinäre Ausstellungen am Deutschen HygieneMuseum Dresden, zuletzt »Das Gesicht. Eine Spurensuche«. Zuvor leitete sie den Kunstverein Hildesheim. Als Lehrbeauftragte veranstaltete sie unter anderem an der Universität Hildesheim und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig Seminare und Übungen zu Ausstellungstheorie, -praxis und -geschichte. Judith Elisabeth Weiss leitet ein Forschungsprojekt zu Bildvor­ lagen von Natur am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin und ist Lehrbeauftragte an der Universität der Künste Berlin. Veröffentlichungen u. a.: Kunstnatur|Naturkunst. Natur in der Kunst nach dem Ende der Natur, Kunstforum International (Hg., 2018); Randgänge des Gesichts. Kritische Perspektiven auf Sichtbarkeit und Entzug (zus. mit Mona Körte, 2017); Sprache – Ein Lesebuch von A–Z. Perspektiven aus Literatur, Forschung und Gesellschaft (Mithg., 2016).

Pflanzen – sie erzeugen die Luft, die wir atmen, bilden die Grundlage unserer Nahrungskette, verhelfen in grünen Ruheoasen zu Erholung und sind wesentlicher Bestandteil unserer Kultur. Trotz dieser immensen Bedeutung nehmen wir sie meist nur als Hintergrundkulisse menschlicher Unternehmungen wahr. Nicht nur wegen ihrer Allgegenwart werden Pflanzen häufig unterschätzt, sondern auch aufgrund ihrer scheinbaren Passivität. Dabei sind Pflanzen komplexe, umfassend vernetzte Lebewesen, deren Existenz die menschliche Kultur überhaupt erst ermöglicht, wie die Autorinnen und Autoren dieses Begleitbandes anschaulich darstellen. Sie zeigen ihre Bedeutung an den Kreuzungspunkten von Biologie, Kulturwissenschaften und Alltagswelt und untersuchen die technische Zurichtung und kulturelle Überformung der Pflanze ebenso wie Auffassungen ihrer Lebendigkeit und ihrer Würde entlang von Begriffen wie Pflanzenseele, Pflanzenrechte, Biofakt, invasive Pflanzen und Patentierung. Ergänzt werden die Essays durch Auszüge aus Poesie und Literatur, in denen die Pflanze Blüten als Motiv- und Ideengeberin der Künste treibt. Mit Essays von Veit Braun, Laura Foster, Hans-Werner Ingensiep, Nicole Kara­ fyllis, Florianne Koechlin, Isabel Kranz, Georg Töpfer u. a.


Gegenwart

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Haben Pflanzen eine Seele? Was bedeutet Biodiversität? Warum gärtnern? Die Bedeutung der Pflanzen auf dem Prüfstand.

Von Pflanzen und Menschen Herausgegeben von Kathrin Meyer und Judith Elisabeth Weiss für das Deutsche Hygiene-Museum Dresden ca. 208 S., ca. 70 farbige Abb., geb., Leinen, ca. 17 × 24 cm ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-3467-0 April   WG 1559


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Ein umfassender Blick auf Leben und Werk des berühmten Ausnahme-Typografen. Der reichhaltig illustrierte Katalog erscheint anlässlich der gleichnamigen Ausstellung, die vom 19. März bis 1. September 2019 im Buch- und Schriftmuseum in Leipzig präsentiert wird.

Die Herausgeber Stephanie Jacobs, geb. 1963, Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Psychologie. Promotion zur Buchillustration des 19. Jahrhunderts. Als Ausstellungskuratorin im In- und Ausland tätig. Seit 2007 Direk­ torin des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig. Veröffentlichungen u. a.: Papier. Material, Medium und Magie (Mithg., 2018); Bildfabriken. Infografik 1920–1945. Fritz Kahn, Otto Neurath et al. (Mithg., 2017). Patrick Rössler, geb. 1964, ist Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Erfurt. Er ist Mitglied der Historischen Kommission des Börsenvereins des Deutschen Buch­ handels und als Kurator u. a. für das Bauhaus-Archiv Berlin und das Gutenberg-Museum Mainz tätig. Veröffentlichungen u. a.: Neue Typografien /  New Typographies (2018); Filmfieber. Deutsche Kinopublizistik 1917 –1937 (2017); bauhaus.typography / bauhaus.typographie (2017).

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Gegenwart

Jan Tschichold – ein Jahrhunderttypograf? Blicke in den Nachlass

Der furiose Wandel von Schreiben und Lesen im digitalen Umfeld bringt ein starkes Interesse an der Geschichte der Typografie mit sich. Dies geht gerade in den letzten Jahrzehnten mit einer Wiederentdeckung der Klassiker der Typo­ grafie aus den 1920er Jahren einher – und wirkt gleichzeitig wie ein Kataly­sator auch auf die Rezeption des Typografen, Buch- und Plakatgestalters Jan Tschichold (1902 –1974) zurück, dessen Nachlass im Deutschen Buch- und Schriftmuseum in Leipzig bewahrt wird. Obwohl selbst nie am Bauhaus tätig, gilt der in Leipzig geborene Typograf und Buchgestalter Jan Tschichold als einer der wichtigsten Vertreter der Bauhaus-Typografie. Seine Entwürfe sind Klassiker des Grafik-Designs und begeistern bis heute. Die Publikation bettet Tschicholds berühmte Arbeiten aus den 1920er Jahren erstmals ausführlich in seine durch zahlreiche Brüche gekennzeichnete Gestalterbiografie ein. Damit bereichert das Buch die Rezeption Jan Tschicholds um wesentliche Aspekte, bürstet sie geradezu gegen den Strich. Im Fokus steht das ganze, an kontradiktorischen Neuanfängen so reiche Typografenleben – vom Leipziger Schildermaler über den »Neuen« Typografen und die Penguin-Bücher bis zum grafischen Gesamtauftritt von LaRoche. Tschicholds Flucht aus Deutschland 1933 verleiht den gestalterischen Salti Mortali zusätzliches Gewicht.

Patrick Rössler Neue Typografien / New Typographies Bauhaus & mehr: 100 Jahre funktionales GrafikDesign in Deutschland / Bauhaus & Beyond: 100 years of functional Graphic Design

ISBN 978-3-8353-3367-3


Gegenwart

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Ein genauer Blick auf das Gesamtwerk des Design-Revolutionärs

Jan Tschichold – ein Jahrhunderttypograf? Blicke in den Nachlass Hg. von Stephanie Jacobs und Patrick Rössler ca. 384 S., zahlr. farbige Abb., Klappenbroschur, 20 × 25 cm ca. € 29,– (D); € 29,90 (A) ISBN 978-3-8353-3470-0 März   WG 1111


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Ein leidenschaftliches Plädoyer für das gedruckte Buch.

Die Autoren Zu den Autoren zählen herausragende Typographen wie Gerd Fleischmann und Friedrich Forssman, die ihre Texte selbst gestalten und mit einem Cover versehen, aber auch Autoren anderer Disziplinen, die sich mit den ästhetischen, kultu­ rellen und wahrnehmungspsycholo­gischen Qualitäten des Kulturguts Buch beschäftigen. Der Reihenherausgeber Klaus Detjen, geb. 1943 in Breslau, Typograph und Buchgestalter, lebt in der Nähe von Hamburg. Bis 2009 war er Professor für Typographie und Gestaltung an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Auszeichnungen und Preise zur Buchgestaltung und Typographie, 2014 Antiquaria-Preis für die Gestaltung der »Typographischen Bibliothek«, Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig (2017).

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Gegenwart

Ästhetik des Buches Die Buchform und das Buch als Form

Jahrhundertelang haben wir unser Wissen auf bedrucktem Papier gespeichert. Auch in Zeiten von Internet und E-Book hat das gedruckte Buch nicht ausgedient – im Gegenteil: Fachleute aus verschiedenen Disziplinen widmen sich in der Reihe »Ästhetik des Buches« den einzigartigen Qualitäten dieses Mediums. In Essays, Porträts und Kommentaren wird das Objekt »Buch«, seine Optik, Haptik und Formgebung, seine Wirkung und Funktion, aber auch die Tradition der Typographie und Buchgestaltung diskutiert. Dieser längst überfällige Diskurs zur Buchform und zum Buch als Form konzentriert sich auf die sinnlichen und lesetechnischen Vorteile dieses Mediums und vermittelt Einblicke in die Arbeit am Buch. Der Reihenherausgeber Klaus Detjen hat führende Typographen versammelt – wie etwa Hans Andree, Wigger Bierma, Günter Karl Bose, Gerd Fleischmann, Friedrich Forssman, Jost Hochuli und Walter Pamminger –, die ihre Texte selbst gestalten und mit einem Cover versehen. Aber auch Autoren anderer Disziplinen, die sich mit den ästhetischen, kulturellen und wahrnehmungspsychologischen Qualitäten des Kulturguts Buch beschäftigen, veröffentlichen Beiträge in dieser Reihe.

Roland Reuß »Die perfekte Lesemaschine« Zur Ergonomie des Buches

ISBN 978-3-8353-1435-1

Friedrich Forssman Wie ich Bücher gestalte

ISBN 978-3-8353-1591-4

Günter Karl Bose Das Ende einer Last Die Befreiung von den Büchern

Klaus Detjen Außenwelten Zur Formensprache von Buchumschlägen

ISBN 978-3-8353-1355-2

ISBN 978-3-8353-3225-6


Gegenwart

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Steffen Siegel Fotogeschichte aus dem Geist des Fotobuchs Wie die Bildgeschichte der Fotografie entstand und was wir daraus noch immer lernen können.

Steffen Siegel Fotogeschichte aus dem Geist des Fotobuchs

Ästhetik des Buches, Bd. 11. Herausgegeben von Klaus Detjen ca. 80 S., zahlr. Abb., engl. brosch. ca. € 14,90 (D); € 15,40 (A) ISBN 978-3-8353-3469-4 März   WG 1744

»Nicht mehr lesen! Sehen!« hatte Johannes Molzahn 1928 von seinen Zeitgenossen gefordert und meinte damit die immer größere Bedeutung der Fotografie. Doch hatte Molzahn zugleich ein Programmwort formuliert, das nicht die Gegenwart des Mediums betraf, sondern seine Vergangenheit. Über Ursprünge und Entwicklung der Fotografie wurden bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gründliche Geschichtswerke geschrieben. Eines jedoch blieb stets unterbelichtet: das fotografische Bild. Lesen ließen sich solche Fotogeschichten als ausgedehnte Berichte über Entdecker und Erfinder, über Apparate, Technologien und Anwendungsfelder. Nur zu sehen gab es hier erstaunlich wenig. In den späten 1920er Jahren aber verwandelte sich diese Situation vollständig: In rascher Folge erschienen Bücher zur Bildgeschichte der Fotografie. Ob als Tafelwerk oder Broschüre – entdecken konnte das Publikum in solchen Büchern die »alte Fotografie«. In seinem Essay untersucht der Fotohistoriker Steffen Siegel die Gründe für diesen Wandel, er fragt nach Formen und Funktionen der Buchgestaltung und stellt die wichtigsten Publikationen vor.

Der Autor Steffen Siegel, geb. 1976, unterrichtet als Professor für Theorie und Geschichte der Fotografie an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Für sein Buch »Neues Licht. Daguerre, Talbot und die Veröffentlichung der Fotografie im Jahr 1839« (2014) erhielt er u. a. den Forschungspreis für Photographiegeschichte der Deutschen Gesellschaft für Photographie. Veröffentlichungen u. a.: Playing the Photograph (Hg., 2017); Über Fotografie schreiben (Hg., 2017); Belichtungen. Zur fotografischen Gegenwart (2014).


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Gegenwart

Peter Braun Ilse Schneider-Lengyel Fotografin, Ethnologin, Dichterin. Ein Porträt Eine Künstlerin zwischen Bauhaus, Surrealismus und Gruppe 47.

Peter Braun Ilse Schneider-Lengyel Fotografin, Ethnologin, Dichterin. Ein Porträt

ca. 296 S., ca. 25 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-3390-1 Mai   WG 1116

Der Autor Peter Hermann Braun, geb. 1961, lehrt Literatur­ wissenschaft und Schreiben an der Universität Jena. Ihn interessieren die Grenzformen des Literarischen wie der Essay oder das dokumentarische Erzählen. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf den Beziehungen der Literatur zu visuellen Medien, vor allem zur Malerei und zur Fotografie. Im Zentrum seiner Forschungen steht jedoch das Verhältnis der Literatur zur Ethnologie. Veröffentlichungen u. a.: Ins Innere. Annäherungen an Franz Fühmann (Mithg., 2016); Hubert Fichte: Ich beiße Dich zum Abschied ganz zart. Briefe an Leonore Mau (Hg., 2016); Hilbigs Bilder (Mithg., 2013).

»Die kleine Spanne S p i e l bleibt« lautete das Credo von Ilse Schneider-Lengyel (1903 –1972). In den 1920er Jahren gehörte sie zu jenen Frauen, die in die Moderne aufbrachen: Sie erlernte die Fotografie, studierte Ethnologie und Kunstgeschichte, verkehrte in den Kreisen des Bauhauses und veröffentlichte 1934 ihren ersten Kunstbildband über die Maskenkunst indigener Kulturen, orientiert am »Neuen Sehen« von László Moholy-Nagy. Doch die Nationalsozialisten zerstörten diesen Lebensweg. Die Ehe mit dem ungarisch-jüdischen Maler László Lengyel zwang sie ins Exil nach Paris. Dort geriet sie in den Bann der abstrakten Malerei in der Nachfolge Theo van Doesburgs und des Surrealismus. Neben die Fotografie trat nun ihr literarisches Schreiben. Es führte sie in ganz unterschiedliche Bereiche: Sie verfasste surrealistische Lyrik, schuf freie Nachdichtungen indigener Balladen, ein politisch-existentialistisches Drama über die atomare Bedrohung und einen grotesken, ethnologisch inspirierten Roman über Pygmäen und Zwerge. Trotz guter Kontakte zur Gruppe 47 – in ihrem Haus am Bannwaldsee fand das erste Treffen statt – konnte sie jedoch einen Großteil ihrer Texte nicht veröffentlichen. Auf Grundlage des erst spät entdeckten Nachlasses zeichnet Peter Braun ein Porträt der Künstlerin und ihres vielschichtigen, noch zu entdeckenden Werkes. Er präsentiert eine Fülle von Dokumenten und Material und erschließt die Kontexte, in denen sich Ilse Schneider-Lengyel bewegte. Dieses Mosaik lässt das Leben einer hellwachen Frau aufscheinen, die für ihre Umgebung stets rätselhaft blieb.


Gegenwart

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Wunsch, Indianer zu werden Versuche über einen Satz von Franz Kafka

Franz Kafka veröffentlichte den Satz »Wunsch, Indianer zu werden« 1912. Der vorliegende Band legt acht verschieden­ artige Lektüren von Dichtern, Literaturwissenschaftlern und Philologen vor.

Wunsch, Indianer zu werden Versuche über einen Satz von Franz Kafka Herausgegeben von Christoph König und Glenn W. Most ca. 64 S., ca. 3 Abb., geb. ca. € 12,90 (D); € 13,30 (A) ISBN 978-3-8353-3401-4 auch als E-Book Februar   WG 1562

Franz Kafkas kurzer Text »Wunsch, Indianer zu werden« erschien 1912 in seiner ersten Prosasammlung »Betrachtung«. Christoph König und Glenn W. Most haben Dichter, Literaturwissenschaftler und Philologen eingeladen, ihre ganz individuellen Lektüren dieses rätselhaften Satzes vorzustellen: PeterAndré Alt, Christian Benne, Heinrich Detering, Daniel Kehlmann, Dagmar Leupold, Heinz Schlaffer und die Herausgeber selbst widmen sich Kafkas Prosa­ text und versuchen, ihn zu deuten. Die Lektüren suchen, jede auf ihre Weise, den Text als ein Rätsel zu verstehen, indem sie auf verschiedene Fragen antworten: Ist der Satz grammatisch richtig oder fehlerhaft? Wie ist der Satz überhaupt zu konstruieren? Geht es um die Realisierung eines Wunsches? Schafft der Text, was nur im Stil des Texts selbst möglich ist? Oder wird skeptisch analysiert, was es bedeutet, einen Wunsch zu hegen? Über Kafkas Schreib- und Denkweise verhandeln die Autoren ebenso wie über die Priorität von Methoden. Das Bild Kafkas als ein Dichter des Scheiterns wird infrage gestellt, seine Kreativität rückt in den Mittelpunkt. Methodisch stehen nebeneinander die syntaktische Analyse, die Erläuterung des kulturhistorischen Kontexts und die Form der poetischen Imagination.

Die Herausgeber Christoph König, geb. 1956, Professor für deutsche Literatur an der Universität Osnabrück, 2008 /9 Fellow im Wissenschaftskolleg zu Berlin, 2011 /12 Fellow im Forscherkolleg »Fate, Freedom and Prognostication« der Universität Erlangen-Nürnberg, 2019 Professeur invité an der École normale supérieure, Paris. Mitglied des internationalen PEN. Veröffentlichungen u. a.: Jean Bollack. The Art of Read­ ing (Mithg., 2017); L’intelligence du texte. Rilke – Celan – Wittgenstein (2016); ›O komm und geh‹. Skeptische Lektüren der ›Sonette an Orpheus‹ von Rilke (2014). Glenn W. Most, geb. 1952, Professor für Griechische Philologie an der Scuola Normale Superiore in Pisa, regulärer Gastprofessor an der Committee on Social Thought, University of Chicago, und Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte, Berlin, Visiting Professor École normale supérieure 2017. LeibnizPreis 1994, Ausonius-Preis 2010, Anneliese Maier-Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung 2016. Veröffentlichungen u. a.: Early Greek Philosophy 1-9 (2016); The Classical Tradition (2010); Raffael, Die Schule von Athen. Über das Lesen der Bilder (1999).


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Gegenwart

Heimat Europa?

Der Sammelband mit Beiträgen prominenter Autorinnen und Autoren geht den Fragen nach, was heute Heimat sein kann und inwiefern Europa als Heimat gedacht werden kann und soll.

Heimat Europa? Herausgegeben von Martin Ramb und Holger Zaborowski

Die Herausgeber Martin W. Ramb, geb. 1969, studierte Philosophie, Andra­ gogik und Theologie in Vallendar und Bonn. Als Schulamtsdirektor i. K. leitet er die Abteilung Religionspädagogik im Bischöflichen Ordinariat Limburg und ist Chefredakteur des Bildungsmagazins »Eulenfisch«. Veröffentlichungen u. a.: Arbeit 5.0 (Mithg., 2018); Jenseits der Ironie (Mithg., 2016); Helden und Legenden (Mithg., 2015). Holger Zaborowski, geb. 1974, studierte Philosophie, Theologie, Latein und Griechisch in Freiburg i. Br., Basel und Cambridge und promovierte in Oxford und in Siegen. Nach Zwischenstationen in Freiburg und Washington, D. C., ist er seit 2012 Professor für Philosophie an der Philosophisch-Theo­ logischen Hochschule Vallendar. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Philosophie der Neuzeit, Ethik, Religionsphilosophie und politischen Philosophie. Veröffentlichungen u. a.: Arbeit 5.0 (Mithg., 2018); Jenseits der Ironie (Mithg., 2016); Helden und Legenden (Mithg., 2015).

ca. 400 S., geb., Schutzumschlag ca. € 22,– (D); € 22,70 (A) ISBN 978-3-8353-3475-5 Juli   WG 1118

Der Sammelband nähert sich aus vielfältigen Perspektiven den Begriffen »Heimat« und »Europa«. In Zeiten globaler Krisen und politischer Umbrüche stellt sich die Frage, was Europa eigentlich bedeutet, mit neuer Dringlichkeit. In welchem Europa wollen wir leben, was bedeutet Heimat in einer zunehmend von Mobilität und Migration geprägten Gesellschaft, welche Ideen von einem gemeinsamen Europa lassen sich mit der individuellen Vorstellung von Heimat verbinden? In ihren Beiträgen beschreiben Autorinnen und Autoren, was für sie Heimat bedeutet und wie sie sich in einem Europa des Wandels positionieren. Mit Beiträgen von Arnold Stadler, Sibylle Lewitscharoff, Prof. Dr. Alfred Grosser, Prof. Dr. István Fehér, Prof. Dr. Jutta Allmendinger, Prof. Dr. Stephan van Erp, Dr. Jean-Claude Hollerich, Prof. Dr. Ulrike Guérot, Dr. Notker Wolf OSB, Dr. Donatella Di Cesare, Dr. Asfa-Wossen Asserate, Prof. Dr. Hermann Lübbe, Dr. Ilma Rakusa, Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig, Vincent Klink, Dr. Gerd Koenen, Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi, Dr. Gianfranco Kardinal Ravasi u. a.


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Fred von Hoerschelmann Werke

Eine umfangreiche Werk­ ausgabe des Hörspiel-Pioniers Fred von Hoerschelmann.

Fred von Hoerschelmann Werke Herausgegeben von Hagen Schäfer

4 Bde., ca. 2440 S, Leinen, Schutzumschlag, Schuber ca. € 199,– (D); € 205,– (A) ISBN 978-3-8353-3175-4 April   WG 1113

Fred von Hoerschelmann (1901–1976) gilt als einer der letzten großen Erzähler der deutschbaltischen Literatur; kaum ein anderer Autor aus dem Baltikum erlangte eine derart große mediale Präsenz wie er. International bekannt wurde er durch Hörspiele wie »Die verschlossene Tür« (1952) und »Das Schiff Esperanza« (1953). Er ist einer der Vorreiter des Hörspiels in der Weimarer Republik und hat die Blütezeit dieser Kunstform in den 1950er und 1960er Jahren maßgeblich geprägt. Mit dem Band »Die Stadt Tondi« (1950) machte er sich einen Namen als Erzähler mit einem Scharfblick für menschliche Abgründe. Kennzeichnend für seine Werke ist der Umgang mit existentiellen Fragen und mit Konflikten, die um Schuld, Verantwortung und Gewissen kreisen. In der kommentierten Werkausgabe erscheinen erstmals sämtliche Originalhörspiele und Erzählungen Fred von Hoerschelmanns – die meisten davon erstmals in Buchform. Darüber hinaus umfasst die Werkausgabe auch die wenig bekannten Schauspiele, Gedichte und Schriften zur Literatur. Eindrucksvoll wird dem Leser vor Augen geführt, wie Hoerschelmann neue Formen literarischer Repräsentation entwickelte und durch eine innovative Poetik der »Krise des Erzählens« entgegenwirkte. Der Kommentar liefert wichtige Informationen zu Entstehung, Rezeption und historischem Hintergrund.

Fred von Hoerschelmann (1901–1976) war einer der Hörspiel-Pioniere in der Weimarer Republik. In den 1950er und 1960er Jahren prägte er die Blütezeit dieser Kunstform maßgeblich mit. Hörspiele wie »Die verschlossene Tür« (1952) und »Das Schiff Esperanza« (1953) erlangten international großen Erfolg und begründeten Hoerschelmanns Ruf als »Meister der Hörspieldramaturgie«. Mit seinem Erzählband »Die Stadt Tondi« (1950) machte er sich einen Namen als erfindungsreicher Erzähler mit einem Scharfblick für mensch­ liche Abgründe. Der Herausgeber Hagen Schäfer, geb. 1985, Studium der Germanistik, Neueren / Neuesten Geschichte und Politikwissenschaft an der TU Chemnitz und der Universität Leipzig, 2012 Promotion mit einer Dissertation über »Das Hörspielwerk Fred von Hoerschelmanns«, wissenschaft­ licher Mitarbeiter an der Professur für Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der TU Chemnitz, arbeitet als Lehrer für Deutsch, Geschichte und Gemeinschaftskunde.


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Editionen

Conrad Ferdinand Meyer, Betsy Meyer – Hermann Haessel Verlagskorrespondenz Briefe 1886 bis 1887 Eine reiche Quelle des literarischen Lebens im 19. Jahr­ hundert und das Zeugnis einer über 30 Jahre dauernden, spannungsreichen AutorVerleger-Beziehung.

Conrad Ferdinand Meyer, Betsy Meyer – Hermann Haessel Verlagskorrespondenz mit zugehörigen Briefwechseln und Verlagsdokumenten Briefe 1886 bis 1887

Herausgegeben von Stephan Landshuter, Wolfgang Lukas, Elisabeth Rickenbacher, Rosmarie Zeller und Matthias Osthof (†) unter Mitarbeit von Sandra Fenten

C. F. Meyer

C. F. Meyers Briefwechsel. Historisch-kritische Ausgabe, Bd. 4.5. Herausgegeben von Wolfgang Lukas und Hans Zeller †

(1825 –1898) war einer der bedeutendsten Schweizer Dichter des Realismus. Der Durchbruch als Schriftsteller gelang ihm erst im Alter von über 45 Jahren mit dem Vers­ epos »Huttens letzte Tage« (1871). Die Novelle »Das Amulett« (1873) und der Roman »Jürg Jenatsch« (1876) brachten erste Erfolge als Erzähler. In den 1880er Jahren schließlich wurde Meyer mit historischen Novellen zu einem BestsellerAutor.

520 S., ca. 32 Abb., Leinen, Schutzumschlag ca. € 78,– (D); € 80,20 (A) ISBN 978-3-8353-3399-4 auch als E-Book März   WG 1117

Betsy Meyer (1831–1912), C. F. Meyers Schwester, war lange Zeit seine engste literarische Vertraute. Hermann Haessel (1819 –1901), Leipziger Verleger, war der Entdecker und Weg­ bereiter von C. F. Meyer. Die Herausgeber der Gesamtedition Hans Zeller (1926 –2014) war Professor für Neuere deutsche Literatur, Editionswissenschaftler und Herausgeber von C. F. Meyers Gedichten inner­halb der historisch-kritischen Gesamtausgabe. Wolfgang Lukas, geb. 1959, ist Professor für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Wuppertal, Projektleiter von »C. F. Meyers Briefwechsel« und Mitherausgeber von Arthur Schnitzler: »Digitale historischkritische Edition (Werke 19051931)«.

Der fünfte Teilband des Verlagsbriefwechsels versammelt die Korrespondenz der Jahre 1886 und 1887. In diese Zeit fällt die Entstehungsphase der Novelle »Die Versuchung des Pescara« und die Arbeit an der dritten Auflage der Lyriksammlung »Gedichte«, die erneut stark erweitert und umgearbeitet wird. Gleichzeitig legt Meyer noch einmal Hand an seine Frühwerke »Huttens letzte Tage« und »Engelberg« an, von denen jeweils ebenfalls stark bearbeitete Neuauflagen erscheinen. Meyers Popularität steigt in diesen Jahren auch im nichtdeutschsprachigen Ausland: Seine Novellen erscheinen nun mehr und mehr auch in französischen, englischen und italienischen Übersetzungen. Zum Reiz der Korrespondenz dieser Jahre tragen erheblich die Briefe des Verlegers Haessel bei, der Reiseeindrücke ausführlich wiedergibt, über Begegnungen mit Gelehr­ten Auskunft gibt oder Impressionen aus dem Leipziger Alltagsleben schildert.


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Frank Wedekind Gedichte aus dem »Simplicissimus«

Frank Wedekind Gedichte aus dem »Simplicissimus«

Kommentierte Studien­ausgabe sämtlicher Beiträge Wedekinds für die Satire­ zeitschrift »Simplicissimus«.

Herausgegeben von Urania Milevski Frank Wedekind – Werke in Einzelbänden. Herausgegeben von Ariane Martin. Editions- und Forschungsstelle Frank Wedekind (Mainz) ca. 152 S., ca. 5 Abb., Klappenbroschur ca. € 16,– (D); € 16,50 (A) ISBN 978-3-8353-3389-5 auch als E-Book März   WG 1111

Für zu Anfang »20 Pf[enni]g pro Zeile« schreibt Frank Wedekind für das »Illu­strierte Wochenblatt Simplicissimus«, das bald nach seiner Gründung im Frühjahr 1896 zu einer der bedeutendsten satirischen Zeitschriften Deutschlands wird. Mehr als einmal kommt das Blatt mit dem Staat in Konflikt, wofür oftmals der rasiermesserscharfe Ton Wedekinds verantwortlich ist. Dessen »Jobsiaden«, zu denen auch die Gedichte »Im heiligen Land« und »Meerfahrt« gehören, bringen Wedekind und seinem Verleger Albert Langen im Herbst 1898 sogar eine Anklage wegen »Majestätsbeleidigung« ein und sorgen dafür, dass sich der »Simplicissimus« noch weit besser verkauft als zuvor. Im vorliegenden Band finden sich Wedekinds sämtliche lyrischen Beiträge für den »Simplicissimus« aus den Jahren 1896 bis zu seinem endgültigen Zerwürfnis mit Albert Langen 1902. Obwohl der Autor selbst seine »Lohnsklavenarbeit« in Form von »Witzen, Gedichten und anderem Mist« verachtete, gelten seine sozialkritischen Gedichte und politischen Lieder bis heute als pointiertscharfsinnige Beobachtungen der Wilhelminischen Ära.

Frank Wedekind (1864 –1918) gehörte mit seinen gesellschaftskritischen Theaterstücken zu den meistgespielten Dramatikern seiner Epoche. Er prangerte mit Stücken wie »Lulu« und »Frühlings Erwachen« hinlänglich schulische Dressur, bürgerliche Schein­ heiligkeit und Prüderie an. Die Herausgeberin Urania Milevski, geboren 1983, ist Literatur- und Medienwissenschaftlerin an der Univer­ sität Mainz und der Universität Göttingen. Zur Zeit vertritt sie den Lehrstuhl für Literatur- und Mediendidaktik an der Univer­ sität Kassel. Forschungsschwerpunkte: Serialität in Literatur und Medien, transmediales Erzählen, kollaborative Schreibprojekte um 1900.


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Bekannte sowie zahlreiche bisher unveröffentlichte Texte des Aufklärers und Theologen Johann Peter Hebel.

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Johann Peter Hebel Gesammelte Werke Kommentierte Lese- und Studienausgabe in sechs Bänden

Johann Peter Hebel (1760 –1826) war ein deutscher Schriftsteller, Theologe und Pädagoge. Zu seinen bekanntesten Werken gehört das »Schatzkästlein des rheinischen Hausfreunds« (1811). Die Herausgeber Franz Littmann, geb. 1948, ist freier Autor und Mitarbeiter der Literarischen Gesellschaft Karlsruhe. Veröffentlichungen u. a.: Die Wiederverzauberung der Welt (2018); Schweizerreise – Johann Peter Hebel unterwegs als Aufklärer (2018). Jan Knopf, geb. 1944, ist Leiter der Arbeitsstelle Bertolt Brecht am Karlsruher Institut für Technologie sowie Professor für Literaturwissenschaft. Er ist Mitherausgeber u. a. der Großen kommentierten Berliner und Frankfurter Ausgabe der Werke Brechts in 30 (= 33) Bänden. Veröffentlichungen u. a.: Johann Peter Hebel – Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes (1984). Hansgeorg Schmidt-Bergmann, geb. 1956, ist Geschäftsführender Vorsitzender der Literarischen Gesellschaft und Leiter des Museums für Literatur am Oberrhein. Er lehrt Literaturwissenschaft am Karlsruher Institut für Technologie und ist Mitherausgeber der Literaturzeitschrift allmende – Zeitschrift für Literatur. Veröffentlichungen u. a.: Johann Peter Hebel am Oberrhein. Literarische Orte (2010).

Schon Walter Benjamin, einer der großen Interpreten Johann Peter Hebels, forderte 1926 eine Gesamtausgabe des aufgeklärten Humanisten. Die letzte umfangreiche Ausgabe von 1838 bietet ein nur sehr eingeschränktes Bild vom Dichter der »Allemannischen Gedichte« (1803) und des »Schatzkästleins des rheinischen Hausfreunds« (1811). Jan Knopf, Franz Littmann und Hansgeorg Schmidt-Bergmann legen nun erstmals eine Gesamtausgabe der Werke vor und rücken den Dichter in das Licht, das ihm endlich gebührt. Johann Peter Hebel, 1760 geboren, war als Theologe ein Aufklärer, der seine Dichtungen dazu nutzte, die gesellschaftlichen Realitäten seiner Zeit offen­ zulegen und durchschaubar zu machen. Ein »Handorakel der Lebensklugheit für kleine Leute« sei sein Werk, konstatierte Ernst Bloch. Hebel selbst war ein »Hausfreund« im konkreten Sinn und einer der großartigsten Erzähler der Weltliteratur zugleich – Vorbild für Tolstoi, Kafka oder Brecht. Die sechsbändige Studienausgabe erschließt – neben den bekannten Texten Hebels – zahlreiche unveröffentlichte und unbekannte Schriften, die den immensen Umfang des gesamten Werks erstmals zugänglich machen. Die gewählte Chronologie der Präsentation, orientiert an den Erstdrucken, stellt die Werke in ihren historischen Kontext und kommentiert die zum Verständnis notwendigen Fakten und Bezüge. Das große Brief-Konvolut der Jahre 1784 bis 1826 ermöglichen einen Einblick in die persönlichen Lebensumstände des ersten Prälaten der Evangelischen Landeskirche in Baden und zeigen Johann Peter Hebel zugleich als einen Meister des schriftlichen Dialogs sowie als gewitzten Dialektiker.


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»Hebels Geschichten gehören zu den schönsten der Deutschen Sprache« Marcel Reich-Ranicki

Johann Peter Hebel Gesammelte Werke Kommentierte Lese- und Studienausgabe in sechs Bänden

Herausgegeben von Jan Knopf, Franz Littmann und Hansgeorg SchmidtBergmann unter Mitarbeit von Esther Stern im Auftrag der Literarischen Gesellschaft Karlsruhe 6 Bde. im Schuber, zus. ca. 2928 S., ca. 33 Abb., Leinen, Schutzumschlag ca. € 59,– (D); € 60,70 (A) ISBN 978-3-8353-3256-0 auch als E-Book Mai   WG 1112

6 Bände im Schuber ca. 59,– €


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Die Beneke-Tagebücher gehören zu den umfassendsten und fesselndsten Dokumenten zur Kultur und Lebenswelt des Bürgertums zwischen Französischer Revolution und Vormärz.

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Ferdinand Beneke Die Tagebücher II (1802 –1810)

Ferdinand Beneke (1774 –1848) war ein deutscher Jurist und einflussreicher Politiker. Nach seiner Promotion in Göttingen ließ er sich in Hamburg als Rechtsanwalt nieder. 1813 /14 kämpfte er für die Befreiung der Hansestädte von der napoleonischen Herrschaft. Von 1816 bis zu seinem Tod war er Syndikus der Hamburger Bürgerschaft. Die Herausgeber Frank Hatje, geb. 1962, ist Privatdozent für Frühe Neuzeit an der Universität Hamburg. Ariane Smith, geb. 1967, ist Historikerin mit den Forschungsschwerpunkten Biographik und Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts. Juliane Bremer, geb. 1965, ist Kunsthistorikerin, Historikerin und Redakteurin. Jan-Christian Cordes, geb. 1979, ist Historiker mit dem Schwerpunkt Reformationsgeschichte.

In den überaus detailreichen Tagebüchern, die der Hamburger Jurist Ferdinand Beneke zwischen 1792 und 1848 täglich geführt hat, und den beigefügten Briefwechseln und Manuskripten verbinden sich Politik und Alltag, Literatur und gesellschaftliches Leben, philosophische Reflexionen und Familienleben zu einem einzigartigen Mosaik. Die Beneke-Tagebücher sind, wie Benedikt Erenz begeistert in der Zeit geschrieben hat, »die Geschichte des deutschen Bürgertums auf dem Weg in die Moderne« in ihrer ganzen Fülle. Die nun vorliegende zweite, siebenbändige Abteilung der Edition umfasst die Jahre 1802 bis 1810, die von Napoleons Machtpolitik, von unablässigen Kriegen in Europa und der französischen Besetzung Norddeutschlands geprägt sind. Die politischen Umwälzungen dieser Zeit bringen den überzeugten Republikaner und Hansestädter Beneke in engen, zeitweise sogar konspirativen Kontakt mit preußischen Patrioten und Reformern. Die Ereignisse überschatten aber auch Benekes Glück, der nach den Leiden einer unerfüllten Liebe endlich heiraten, einen Hausstand gründen und Familienvater werden kann. Beneke ist auch hier Seismograph seiner Zeit und erlaubt dem Leser, die Entstehung von Ansichten und Vorstellungen aus ihren Zeitumständen heraus nachzuvollziehen, die in wachsendem Maße die Geschichte des 19. und 20. Jahr­ hunderts bestimmten und so bis in unsere Gegenwart wirken. Vor allem aber schlagen diese Tagebuchjahrgänge in biographischer wie in kulturgeschichtlicher Hinsicht die mit Spannung erwartete Brücke zwischen der ersten und der dritten Abteilung der Edition, die bereits vorliegen.

Frank Eisermann, geb. 1964, ist Historiker mit den Schwerpunkten Kultur- und Religionsgeschichte des 19. Jahrhunderts. Angela Schwarz, geb. 1958, ist Historikerin mit dem Forschungsschwerpunkt Jüdische Geschichte Hamburgs. Birgit Steinke, geb. 1972, ist Historikerin mit dem Schwerpunkt Bildungsgeschichte. Anne-Kristin Voggenreiter, geb. 1959, ist Historikerin, Bibliothekarin und Lektorin.

Ferdinand Beneke Die Tagebücher I (1792 – 1801)

Ferdinand Beneke Die Tagebücher III (1811–1816)

ISBN 978-3-8353-0878-7

ISBN 978-3-8353-0912-8


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»Näher kann man dem Stoff, aus dem Geschichte ist, nicht kommen.« Benedikt Erenz, Die Zeit

Ferdinand Beneke Die Tagebücher II (1802 –1810)

Herausgegeben von Frank Hatje, Ariane Smith, Juliane Bremer, Jan-Christian Cordes, Frank Eisermann, Angela Schwarz, Birgit Steinke und Anne-Kristin Voggenreiter 7 Bde., zus. ca. 3672 S., zahlr. Abb., Leinen, Schmuckschuber 128,– € (D); 131,60 € (A) ISBN 978-3-8353-0911-1 Mai   WG 1117


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August Gottlieb Meißner »Ich Prosaist aber rede Wahrheit« Briefe und Notizbücher 1776 –1807 Zum ersten Mal edierte Quellen zeigen den »Kriminalgeschichten-Meißner« am Schreibtisch.

August Gottlieb Meißner »Ich Prosaist aber rede Wahrheit« Briefe und Notizbücher 1776 –1807

Herausgegeben von Michael Wögerbauer ca. 584 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-1580-8 auch als E-Book Juni   WG 1117

August Gottlieb Meißner (1753 –1807) war Schriftsteller und ab 1785 Professor für Ästhetik und klassische Lite­ raturen in Prag, ab 1805 Konsistorialrat und Lyzealdirektor in Fulda. Der Herausgeber Michael Wögerbauer, geb. 1972, Studium der Ger­ manistik und der Philosophie, Promotion 2006; seit 2008 Leiter der Abteilung Literatursoziologie und seit 2010 stellvertretender Direktor des Instituts für tschechische Literatur der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag.

Lange war August Gottlieb Meißner vor allem als Schöpfer der deutschen Kriminalgeschichte bekannt; vergessen waren die Romane, Biographien und die oft an Heinrich von Kleist erinnernde Kurzprosa; kaum im Gedächtnis die wichtige Rolle, die der Prager Professor für Ästhetik für die jungen deutschund tschechischsprachigen Dichter hatte. Seine zumeist aus der Prager Zeit (1785–1805) stammenden Briefe und die Notizbücher zeigen einen viel­ seitigen Schriftsteller des 18. Jahrhunderts bei der Arbeit: beim Festhalten von Lesefrüchten, Gelegenheitsgedichten, adeligen Kriegsanekdoten und des Sprachwitzes der Prager Juden. Er notiert, übersetzt und ordnet, denkt nach, wie man es erzählen könnte; korrespondiert mit Adeligen, Autoren und Ver­ legern und gründet schließlich selbst einen Verlag. Die erstmals veröffentlichten Texte gewähren Einblicke in Meißners schwierige Existenz zwischen Sachsen, Österreich und Böhmen, die Verhältnisse eines freiwilligen und doch nicht glücklichen Emigranten, dessen Eigenschaft es war, »geschäftig [zu] seyn und Leben für Sinonima zu halten.«


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»Verehrungswürdiger, braver Vertheidiger der Menschenrechte!« Der Briefwechsel zwischen Adolph Freiherrn Knigge und Sophie & Johann Albert Heinrich Reimarus 1791 –1796

»Verehrungswürdiger, braver Vertheidiger der Menschenrechte!« Der Briefwechsel zwischen Adolph Freiherrn Knigge und Sophie & Johann Albert Heinrich Reimarus 1791 –1796 Herausgegeben von Günter Jung und Michael Rüppel ca. 224 S., ca. 6, z. T. farbige Abb., Leinen, Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3433-5 Mai   WG 1117

Knigges Freundschaft mit dem Ehepaar Reimarus ist in ihrem Briefwechsel aus den Jahren 1791 –1796 überliefert und zeigt in besonderer Weise das Denken und Fühlen zur Zeit der Revolu­tion in Frankreich.

Adolph Freiherr Knigge (1752–1796) ist als Autor des Werks »Über den Umgang mit Menschen« bekannt, das lange Zeit als Benimm-Fibel missverstanden wurde. Neben dieser praktischen Gesellschaftslehre verfasste er aber auch Romane, satirische Schriften und Rezensionen. Johann Albert Heinrich Reimarus (1729–1814) war Arzt, Naturphilosoph, Staatstheoretiker und Ökonom. Zu seinen Verdiensten zählt die Einführung der Pockenimpfung und die Verbesserung des Blitz­ ableiters. Er war ein engagierter Verfechter des Freihandels.

Adolph Freiherr Knigge schätzte Hamburg und hielt sich mehrfach dort auf. Auch auf das Freiheitsfest in Harvestehude zum Jahrestag der Revolution hatte man ihn 1790 eingeladen. In diesem Jahr lernte er das Ehepaar Reimarus und ihren »Theetisch« kennen. Aus übereinstimmenden Ansichten entwickelte sich schnell eine freundschaftliche Beziehung. Ab 1793 übernahm Sophie Reimarus zunehmend den brieflichen Austausch mit Knigge und verstand es dabei, als Bindeglied zwischen ihm, ihrem Mann und dem Publizisten August Hennings, ihrem Bruder, zu wirken. Sie alle gehörten zu den Repräsentanten der norddeutschen Aufklärung, die für die Presse- und Meinungsfreiheit, gegen »Thorheit, Betrug und Unterdrückung«, für die »Rechte der freyen gesunden Vernunft« stritten und deshalb immer stärker Anfeindungen ihrer Gegner ausgesetzt waren. Die auf wenige Jahre konzentrierte Korrespondenz – es sind 52 Briefe aus den Jahren 1791 –1796 überliefert – zeigt in einzigartiger Weise die Hoffnungen und Befürchtungen jener Zeit: die Bedrohung durch den Krieg mit Frankreich, den Traum vom freien Amerika, die Auseinandersetzung mit den Aufklärungsgegnern. Der Briefwechsel bestätigt die Bedeutung von Hamburg und Altona als Zentren der Aufklärung. Die ausführlich kommentierte Ausgabe setzt die Knigge-Briefedition mit diesem fünften Band fort.

Sophie Reimarus (1742–1817) war Gastgeberin eines »Theetischs«, an dem sich nahezu alle in Hamburg lebenden oder durch Hamburg reisenden Gelehrten und Schrifsteller versammelten und der sich zu einem der Mittelpunkte der Aufklärung in Hamburg entwickelte. Die Herausgeber Günter Jung, geb. 1946, war von 1975 bis 2012 Lehrer. Er ist Mit­ herausgeber der Knigge-Werkausgabe (2010) und von Knigges Briefwechsel mit Zeitgenossen (2015). Michael Rüppel, geb. 1949, ist Germanist und freier wissenschaftlicher Autor. Promotion über die Geschichte des Bremer Theaters im 18. Jahrhundert. Herausgeber des Briefwechsels zwischen Knigge und Großmann und Mitherausgeber der Knigge-Werkausgabe (2010) und von Knigges Briefwechsel mit Zeitgenossen (2015).


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Gottfried August Bürger Briefwechsel 1780 –1789 Eine leidenschaftliche Kor­ respondenz, die tiefe Einblicke in das Leben und Werk eines Dichters vermittelt, der als einer der ersten rückhaltlos offen seine Gefühle in Poesie und Prosa kleidete.

Gottfried August Bürger Briefwechsel 1780 –1789

Herausgegeben von Ulrich Joost und Udo Wargenau

Gottfried August Bürger (1747 –1794), Pfarrerssohn aus Molmerswende im Ostharz, studierte Theologie in Halle und Rechtswissenschaften in Göttingen. 1772 erhielt er eine Anstellung als Amtmann und stand in Verbindung mit den Mitgliedern des Göttinger Hainbundes. 1784 zog er nach Göttingen und hielt Vorlesungen über Ästhetik und Stilkunde, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Zu Bürgers be­kanntesten Werken gehören die Balladen »Lenore« und »Des Pfarrers Tochter von Tauben­heim« sowie die Aus­arbeitung der Lügengeschichten des Barons von Münchhausen. Die Herausgeber Ulrich Joost, geb. 1951, Herausgeber von Lichtenbergs Werken und Briefwechsel; lehrt Neuere deutsche Literaturgeschichte und allgemeine Literaturwissenschaft an der TU Darmstadt. Veröffentlichungen u. a.: Georg Christoph Lichtenberg: Briefwechsel (Mithg., 1983 –2004); Lichtenberg – der Briefschreiber (1993). Udo Wargenau, geb. 1936, studierte in Darmstadt Germanistik, Philosophie und Geschichte und wurde 2006 mit der Edition des Briefwechsels Bürgers mit Heinrich Christian Boie promoviert.

Briefwechsel, Bd. 3. Herausgegeben von Ulrich Joost und Udo Wargenau ca. 1000 S., ca. 10 Abb., Leinen, Schutzumschlag ca. € 69,– (D); € 71,– (A) ISBN 978-3-8353-3398-7 Juni   WG 1117

In diesen Jahren ist Bürger einer der bekanntesten und meistgelesenen deutschen Dichter, noch vor Goethe und Schiller, dennoch ist er mit seinen Verhältnissen abgrundtief unzufrieden: Sein Stern wird bald sinken. Die zweite Ausgabe seiner »Gedichte« erzielt 1789 nur einen halb so großen Erfolg wie die erste elf Jahre zuvor. Der Amtmannsberuf ist dem Dichter abgrundtief zu­ wider, verhasst auch die Arbeit am Musenalmanach. Andere Juristenstellen finden sich nicht, der Versuch als Landwirt scheitert kläglich, es bleibt die schlecht entlohnte Professorentätigkeit in Göttingen. Die persönliche Katastrophe der Liebe zu Frau und Schwägerin löst sich jäh durch Dorettes Tuberkulose-Erkrankung und Tod, doch währt das Glück der zweiten Ehe mit Auguste nur kurz – sie stirbt im Kindbett. Das beträchtliche Vermögen der Frauen ist aufgezehrt, die Schulden häufen sich. Bürger versucht offenbar mehrmals, seine öko­nomischen Probleme zu lösen und seine emotionalen Bedürfnisse durch eine reiche Liebesheirat zu befriedigen, aber eine weitere Katastrophe bahnt sich bereits an.


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Johann Heinrich Merck Gesammelte Schriften 1783 –1791 Von Fossilien bis zur Französischen Revolution: die letzte Schaffensperiode des großen Aufklärers.

Johann Heinrich Merck Gesammelte Schriften 1783 –1791

Herausgegeben von Ulrike Leuschner ca. 800 S., ca. 25, z. T. farbige Abb., Leinen, Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-1614-0 April   WG 1111

Nachdem der Versuch, durch eine Polemik gegen den abgesetzten Landes­ präsidenten Friedrich Karl von Moser seine dienstliche Position zu verbessern, erfolglos geblieben ist, beschäftigt sich Merck im letzten Abschnitt seines Schaffens passioniert mit naturkundlichen Studien. Hier sucht er die Anerkennung, die seinem literarischen Schaffen versagt war. Die fossilen Funde im Rhein-Main-Gebiet bieten ihm reichlich Material, das er den Präparaten rezenter Tiere gegenüberstellt. Im Vorfeld der modernen Naturwissenschaften betreibt er vergleichende Anatomie mit zum Teil zukunftsweisenden Ergebnissen. Die Kunst bildet mit Lexikonartikeln und zwei großen Aufsätzen ein Gegengewicht. 1788 gerät er in eine Lebenskrise, der Katalog seiner zoo­ logischen Sammlung bricht unvermittelt ab. Das Engagement für die Ideale der Französischen Revolution macht seine Stellung am Darmstädter Hof unhaltbar, der große Aufklärer Johann Heinrich Merck setzt seinem Leben ein Ende.

Johann Heinrich Merck (1741 –1791) war Kriegsrat in Darmstadt und als Kunst-, Literatur- und Wissenschaftskenner publizistisch tätig. Die Herausgeberin Ulrike Leuschner ist Literaturwissenschaftlerin in Darmstadt. Sie studierte Germanistik und Philosophie in Würzburg und promovierte mit einer Edition von Maler Müllers »Dramati­ sirtem Faust« (1996). Veröffentlichungen u. a.: Johann Heinrich Merck: Gesammelte Schriften (Hg., Bd. 1, 3, 4, 5, 6 und 8); Johann Heinrich Merck: Briefwechsel (2007); Netzwerk der Aufklärung. Neue Lektüren zu Johann Heinrich Merck (2003).


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Radu Ioanid Das Iasi-Pogrom, Juni–Juli 1941 Eine Fotodokumentation aus dem Holocaust in Rumänien Der Holocaust in Rumänien: ein Beitrag zu einem nach wie vor lückenhaften Forschungsfeld.

Der Autor Radu Ioanid stammt aus Bukarest und studierte dort. Promoviert wurde er an den Universitäten Cluj und der École des Hautes Études en Sciences Sociales, Paris. Derzeit ist er Direktor des International Archival Programs Division of the Jack, Joseph and Morton Mandel Center for Advanced Holocaust Studies des USHMM. Veröffentlichungen u. a.: The Holocaust in Romania: The Destruction of Jews and Gypsies under the Antonescu Regime, 1940 –1944 (2008).

Radu Ioanid Das Iaşi-Pogrom, Juni–Juli 1941 Eine Fotodokumentation aus dem Holocaust in Rumänien

ca. 200 S., ca. 127 Abb., geb. ca. € 24,– (D); € 24,70 (A) ISBN 978-3-8353-3449-6 April   WG 1556

Herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem United States Holocaust Memorial Museum und dem Elie Wiesel Institute for the Study of the Holocaust in Romania Mit einem Vorwort von Elie Wiesel

Mehr als 13.000 Juden wurden innerhalb von neun Tagen im Sommer 1941 im rumänischen Iasi ermordet – ein erster Schritt auf dem Weg zur »ethnischen Säuberung« des rumänischen Territoriums, den der Diktator Ion Antonescu als Verbündeter Hitlers verfolgte. Verübt wurde das Massaker in erster Linie von Rumänen: Polizeikräfte, Soldaten, Paramilitärs und Zivilisten. Das Pogrom ist außergewöhnlich gut dokumentiert, da die deutschen Truppen, die in der Stadt stationiert waren, die Gräuel fotografieren und ihren Angehörigen als »Souvenir« von der Ostfront schicken durften. Auch Mitglieder des rumänischen Geheimdienstes waren vor Ort, die ebenfalls fotografierten. Die 127 Fotografien (sowie die Zeugenaussagen von Überlebenden und Tätern des Pogroms) wurden nach dem Krieg zusammengetragen und verschwanden dann für Jahrzehnte im Archiv der rumänischen Behörden unter Ceausescu. Als Quelle sind sie von unschätzbarem Wert, denn sie geben einen einzigartigen Einblick in die Grausamkeit der Verbrechen. Für eine Ausstellung im Jahr 2011 hat das Elie Wiesel Institute die Fotos und Dokumente zusammengetragen. Für die Fotodokumentation wurden einleitende kontextualisierende Texte hinzugefügt.


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Reinhard Rürup Revolution und Demokratiegründung Studien zur deutschen Geschichte 1918 /19 Das Vermächtnis des großen Historikers zur Geschichte der Demokratie in Deutschland.

Reinhard Rürup Revolution und Demokratiegründung Studien zur deutschen Geschichte 1918 /19

Mit einem Vorwort von Peter Brandt ca. 250 S., geb., Schutzumschlag ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-3363-5 auch als E-Book März   WG 1559

Die Novemberrevolution von 1918 /19 führte zum Sturz der Monarchie und legte den Grundstein für die Weimarer Republik. Der Berliner Historiker Reinhard Rürup ist nicht nur durch seine Forschungen zur Judenemanzipation, zum Antisemitismus und zum National­sozialismus bekannt geworden, sondern zählte auch zu den Pionieren der Revolutions- und Räteforschung. Er hat sich intensiv mit den Fragestellungen und Erträgen der Revolutionsforschung und den damit verbundenen kritischen, oft auch polemischen Diskussionen auseinandergesetzt. Seine Ergebnisse aus über fünf Forschungsjahrzehnten werden nun erstmals in einem Band präsentiert. Die Texte hat Reinhard Rürup noch selbst zusammengestellt und durchgesehen. Darin stellt er einige der großen Themen der Revolutionsgeschichte – von der »Ausrufung der Republik« bis zur Entstehung der Weimarer Reichsverfassung – zur Diskussion. Den Auftakt des Bandes bildet ein Beitrag über den Ersten Weltkrieg als »Urkatastrophe« der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert. Abschließend untersucht Rürup die Grundprobleme der Revolutionsgeschichte in Deutschland vom Bauernkrieg bis zur friedlichen Revolution in der DDR.

Der Autor Reinhard Rürup (1934 –2018) war Professor für Neuere Geschichte an der TU Berlin, Mitglied der Historischen Kommission beim Parteivorstand der SPD und langjähriger Direktor der Stiftung Topographie des Terrors. Veröffentlichungen u. a.: Der lange Schatten des Nationalsozialismus. Geschichte, Geschichtspolitik und Erinnerungskultur (2014); Der 9. November in der deutschen Geschichte. Zur Erinnerungs­ kultur in einer demokratischen Gesellschaft (2008).


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Die beliebteste Sportart in Deutschland – ein Ort für Antisemitismus und Diskriminierung.

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Florian Schubert Antisemitismus im Fußball Tradition und Tabubruch

Der Autor Florian Schubert, geb. 1979, ist Lehrer für Politik, Sport und Geschichte in Hamburg. Er arbeitete unter anderem an der Ausstellung »Tatort Stadion« des Bündnisses Aktiver Fußballfans (BAFF) mit.

Fußball wird von Millionen von Menschen in Deutschland gespielt, von noch mehr Fans im Stadion oder am Bildschirm verfolgt. Fußball ist ein kulturelles Ereignis – und gleichzeitig ein Bereich, in dem Diskriminierung und besonders Antisemitismus noch immer gegenwärtig sind, so der Autor Florian Schubert. Mit antisemitischen Stereotypen werden seit jeher gegnerische Spieler, Fans und auch Schiedsrichter diskreditiert, unabhängig davon, ob es sich um Juden handelt oder nicht. Florian Schubert eruiert, in welcher Form und in welchen Kontexten Antisemitismus im Fußball seit den 1980er Jahren in der BRD und in der DDR auftaucht und wie er fußballintern bewertet wird. Er untersucht die Funktion antisemitischen Verhaltens bei Fans, Spielern und Vereinsverantwortlichen – von Nationalmannschaft und DFB bis hin zu regionalen Vereinen. Am Ende steht die Frage, ob das Stadion in Bezug auf diskriminierendes Verhalten eine Sonderstellung einnimmt oder als Brennglas gesellschaftlicher Phänomene gesehen werden kann.


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»Bei einem Spiel haben uns Fans des Gegners zugeschrien: ›Juden zurück ins Gas!‹.«

Florian Schubert Antisemitismus im Fußball Tradition und Tabubruch

Studien zu Ressentiments in Geschichte und Gegenwart, Bd. 3. Herausgegeben vom Zentrum für Antisemitismusforschung ca. 432 S., ca. 20 farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3420-5 auch als E-Book März   WG 1559


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Tamara Or Heimat im Exil Eine hebräische Diasporakultur in Berlin, 1897 –1933 Die Hebräische Bewegung in Berlin: Diaspora- und Nationskonzepte als Kulturtransfer zwischen Ost- und Westeuropa. Tamara Or Heimat im Exil Eine hebräische Diasporakultur in Berlin, 1897 –1933

Charlottengrad und Scheunenviertel, Bd. 7. Herausgegeben von Gertrud Pickhan und Verena Dohrn ca. 400 S., ca. 5 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 42,– (D); € 43,20 (A) ISBN 978-3-8353-3450-2 Mai   WG 1556

Die Autorin Tamara Or ist Judaistin und Historikerin mit den Schwerpunkten Nationalismus­ forschung und Geschlechter­ geschichte. Veröffentlichungen u. a.: Massekhet Betsah – A feminist commentary (2010), Vorkämp­ ferinnen und Mütter des Zionismus. Die deutsch-zionistischen Frauenorganisationen (2009).

Aus der Perspektive der zionistischen Geschichtsschreibung erscheint jegliche Ausprägung jüdischen Diasporalebens als gescheitert, zu eng ist sie verbunden mit der Schoah. Tatsächlich existierte bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten durchaus eine blühende hebräischsprachige Kultur in Berlin. Tamara Or hat diese sogenannte Hebräische Bewegung untersucht und dabei die Rolle der osteuropäischen Migrantinnen und Migranten, und der mit ihnen emigrierten Ideen, für die Ausprägung der nationalen jüdischen Kultur herausgearbeitet. Die Hebräische Bewegung, die sich Ende des 19. Jahrhunderts in Osteuropa formierte und die die hebräische Sprache zum zentralen Charakteristikum der jüdischen Nation erklärte, war eine transnationale soziale Bewegung. Anhand der Protagonisten, die sich als Mittler zwischen den Kulturen verstanden, arbeitet die Autorin heraus, wie ost- und westeuropäische Ideen auf dem »Marktplatz der Ideen« in Berlin zusammenflossen. Deutlich werden moderne jüdische Diasporakonzepte, transkulturelle Austauschprozesse zwischen jüdischen und nichtjüdischen Gemeinschaften und die enge Verbindung zwischen Religion und Nationalismus.


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Juden im Sport in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus Ein historisches Handbuch für Nordrhein-Westfalen Juden im Sport vor und während des Nationalsozialismus: 130 Lokalstudien in NordrheinWestfalen zeigen die Vielfalt des jüdischen Sportlebens.

Juden im Sport in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus Ein historisches Handbuch für Nordrhein-Westfalen Herausgegeben von Lorenz Peiffer und Arthur Heinrich ca. 900 S., ca. 50 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 49,– (D); € 50,40 (A) ISBN 978-3-8353-3397-0 auch als E-Book Mai   WG 1556 Die Herausgeber

In der Geschichtswissenschaft bildet das Thema Sport im Kontext der jüdischen Geschichte nach wie vor weitgehend eine Leerstelle. Ungleich stärker hat sich die Forschung auf die geistesgeschichtlichen Verdienste konzentriert und dabei den Beitrag der Jüdinnen und Juden bei der Verbreitung einer Massenkultur – dem Sport – vernachlässigt. Dabei gab es mit dem Verband jüdisch neutraler Turn- und Sportvereine Westdeutschlands (Vintus) seit 1925 einen jüdischen Sportverband, der, einzigartig in Deutschland, eigene Meisterschaften im Fußball, in der Leichtathletik und im Turnen organisierte, da der bürgerliche Westdeutsche Spielverband jüdischen Sportvereinen die Teilnahme an seinen Rundenspielen und Meisterschaften verweigert hatte. Zahlreiche jüdische Sportlerinnen und Sportler blieben jedoch auch in den paritätischen Turn- und Sportvereinen aktiv, bis sie nach 1933 ausgeschlossen wurden. Die Autoren untersuchen das Engagement von jüdischen Sportlerinnen und Sportlern sowohl in den großen Städten Köln, Düsseldorf oder Dortmund als auch in kleineren Gemeinden. Es zeigt sich, dass in der Zeit der Diskriminierung und Verfolgung der Sport im jüdischen Alltagsleben eine heraus­ ragende Rolle spielte.

Lorenz Peiffer, geb. 1947, Professor em. für Sportpäda­ gogik an der Universität Hannover. Forschungsschwerpunkte: Sport im Nationalsozialismus, Deutsch-jüdischer Sport in den 1920er und 1930er Jahren. Auszeichnungen: Dr.-Bernhard-ZimmermannMedaille 2014 des Niedersächsischen Instituts für Sport­ geschichte für die Publikation »Juden im Sport während des Nationalsozialismus. Ein historisches Handbuch für Niedersachsen und Bremen« (zus. mit Henry Wahlig, 2012). Arthur Heinrich, geb. 1954, Studium der Politikwissenschaft, Germanistik und Soziologie an der UniversitätGesamthochschule Siegen und der Universität Bonn; Zeithistoriker und Publizist. Forschungsschwerpunkte: Zeitgeschichte des Sports, Sport im Nationalsozialismus. Veröffentlichungen u. a.: Als Jude im deutschen Fußball. Die drei Leben des Martin Abraham Stock (2014); Der Deutsche Fußballbund. Eine politische Geschichte (2000).


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Georg Koch Funde und Fiktionen Urgeschichte im deutschen und britischen Fernsehen seit den 1950er Jahren Urgeschichte im Fernsehen als Spiegel gesellschaftlicher Themen der Gegenwart.

Georg Koch Funde und Fiktionen Urgeschichte im deutschen und britischen Fernsehen seit den 1950er Jahren

Medien und Gesellschaftswandel im 20. Jahrhundert, Bd. 10. Herausgegeben von Frank Bösch und Christoph Classen ca. 336 S., ca. 16 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-3421-2 Juni   WG 1740

Der Autor Georg Koch, geb. 1984, studierte Geschichte und Public History an der FU Berlin und promovierte an der Universität Potsdam. Im Rahmen des interdis­ ziplinären Verbundprojekts »Living History« war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Public History sowie der Medien- und Kulturgeschichte.

Unser gesichertes Wissen über die Urgeschichte der Menschheit ist angesichts der dünnen Quellenlage sehr begrenzt. Dennoch werden seit längerer Zeit sehr erfolgreiche Fernsehdokumentationen ausgestrahlt, die minutiös den Alltag in der fernsten menschlichen Vergangenheit präsentieren. Georg Koch untersucht, wie diese Darstellungen aus dem Zusammenspiel von Filme­ machern und Wissenschaftlern entstanden und welchen Wandel sie seit den 1950er Jahren in der Bundesrepublik und in Großbritannien durchliefen. Er zeigt, wie Archäologen zu Medienstars des frühen britischen Fernsehens wurden, wie Hightech, Exotik und Abenteuer Einzug in die Darstellung der Archäologie hielten und wie inszenierte Erzählungen ein Millionenpublikum erreichten. Dabei wird deutlich, dass sich in den Betrachtungen der Ur­ geschichte stets Projektionen der Gegenwart finden, die zeitgemäße Ant­ worten auf gesellschaftliche Fragen bieten.


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Antonia Schmid Ikonologie der »Volksgemeinschaft« ›Deutsche‹ und das ›Jüdische‹ im Film der Berliner Republik Der Nationalsozialismus im Film: kollektive Selbst- und Fremdbilder in der Berliner Republik.

Antonia Schmid Ikonologie der »Volksgemeinschaft« ›Deutsche‹ und das ›Jüdische‹ im Film der Berliner Republik

ca. 624 S., ca. 70, z. T. farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 49,– (D); € 50,40 (A) ISBN 978-3-8353-3448-9 Mai   WG 1559

Die Welle an Spielfilmen, die sich seit Beginn der 2000er Jahre mit der nationalsozialistischen Vergangenheit beschäftigen, spiegelt die politisch-kulturelle Verarbeitung der deutschen Vereinigung im Jahr 1990 und deren Folgen für die Erinnerungskultur. Antonia Schmid untersucht diese für Geschichtsbilder höchst einflussreichen Spielfilme auf ihre Kollektivkonstruktionen, darunter »Der Untergang« (Oliver Hirschbiegel, D/I/A 2004) und »Unsere Mütter, unsere Väter« (Philipp Kadelbach, D 2013). Ihre ikonologische Diskursanalyse von über 40 Filmen verknüpft politik-, kultur- und sozialwissenschaftliche Ansätze mit solchen aus der Bild- und Filmwissenschaft und verbindet die Antisemitismusforschung mit der Memorialgeschichte von Nationalsozialismus und Schoah. Die Analyse zeigt, dass bestimmte Motive immer wiederkehren: Besonders das ›Jüdische‹ dient weiterhin als Negativfolie für deutsche Identität, aber auch slawophobe und antikommunistische Ideologeme sind stark verbreitet. Die ›deutschen‹ Identifikationsfiguren hingegen werden meist als Opfer und Helden inszeniert. So entsprechen Spektrum und Hierarchie dieser Bilder noch heute in großen Teilen jenen der nationalsozialistischen »Volksgemeinschaft«.

Die Autorin Antonia Schmid, geb. 1978, studierte Medien- und Kommunikationswissenschaft, Soziologie und Geschlechterforschung in Göttingen und promovierte im Fach Politikwissenschaft an der FU Berlin und am Walther Rathenau-Kolleg des Moses Mendelssohn Zentrums Potsdam. Sie hat an den Universitäten Göttingen, Wuppertal, der HU Berlin und der HSU Hamburg gelehrt und geforscht und im Deutschen Bundestag ge­arbeitet. Seit 2018 arbeitet sie auf Bundesebene im Bereich jüdisches Leben und Antisemitismusbekämpfung.


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Naturkatastrophen – eine Geschichte der Vorsorge und des Wandels moderner Gesellschaften.

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Nicolai Hannig Kalkulierte Gefahren Naturkatastrophen und Vorsorge seit 1800

Der Autor Nicolai Hannig, geb. 1980, Privatdozent für Neuere und Neueste Geschichte am Histo­ rischen Seminar der Universität München. 2018 Habilitationspreis der Münchener Universitätsgesellschaft. Veröffentlichungen u. a.: Die Welt seit 1989 (Mithg., 2018); Vorsorgen in der Moderne. Akteure, Räume und Praktiken (Mithg., 2017); Abenteuer. Paradoxien zwischen Sicherheit und Ausbruch (Mithg., 2015); Rezensionen. Finden – verstehen – schreiben (zus. mit Hiram Kümper, 2012); Die Religion der Öffentlichkeit. Kirche, Religion und Medien in der Bundesrepublik 1945-1980 (2010).

Naturgefahren sind ein fester Bestandteil der Menschheitsgeschichte. Seit jeher zählen sie zu den Herausforderungen gesellschaftlicher Entwicklung ebenso wie die Suche nach Schutz vor ihnen. In der Moderne richtete sich jedoch die Beziehung zur Natur neu aus: Man wollte die Zukunft nicht mehr passiv erleben, sondern aktiv gestalten. Es stellte sich der Anspruch ein, die Natur »berechnen«, »kalkulieren« und »versichern« zu können. Nicolai Hannig widmet sich in seinem Buch einem ausgesprochen aktuellen Thema: wie die Idee der Vorsorgemaßnahmen gegenüber Naturkatastrophen den Wandel moderner Gesellschaften prägte. Er zeigt, wie sich Menschen seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert vor der zerstörerischen Kraft der Natur schützten, wie sie dabei ganze Landschaften umgestalteten, wissenschaftliche Disziplinen erfanden und Versicherungen gründeten, wie sie Naturgefahren in ihren Alltag integrierten, wie sie mit ihnen und sogar von ihnen lebten. Ausgehend von Deutschland und der Schweiz präsentiert der Autor eine zuerst europäische, dann globale Perspektive. Wie sich individuelle, privatwirtschaftliche und staatliche Akteure mit dem Thema der Naturkatastrophen auseinandersetzten, ist ein repräsentatives Lehrstück für die Geschichte der Moderne.


Geschichte

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Nicolai Hannig Kalkulierte Gefahren Naturkatastrophen und Vorsorge seit 1800

ca. 592 S., ca. 75 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3406-9 auch als E-Book März   WG 1559


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Swantje Greve Das »System Sauckel«

Über die Zusammenarbeit von Generalbevollmächtigten und Reichsarbeitsministerium bei der Rekrutierung von Zwangsarbeitskräften im Zweiten Weltkrieg.

Der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz und die Arbeitskräftepolitik in der besetzten Ukraine 1942 –1945

Swantje Greve Das »System Sauckel« Der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz und die Arbeitskräftepolitik in der besetzten Ukraine 1942 –1945

Geschichte des Reichsarbeitsministeriums im Nationalsozialismus ca. 492 S., ca. 20 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3413-7 Mai   WG 1556

Die Autorin Swantje Greve, geb. 1983, Kuratorin des Ausstellungsprojekts »Das Reichsarbeitsministerium im NS« im Dokumentations­ zentrum Topographie des Terrors in Berlin. Zuvor Dok­ torandin an der HU Berlin und Mitarbeiterin im Projekt der Unabhängigen Historiker­ kommission zur Aufarbeitung der Geschichte des Reichs­ arbeitsministeriums in der Zeit des Nationalsozialismus. Veröffentlichungen u. a.: Werner Finck und die »Katakombe«. Ein Kabarettist im Visier der Gestapo (2015).

Als Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz (GBA) verantwortete Fritz Sauckel von 1942 bis 1945 die Rekrutierung von Millionen zivilen Zwangs­ arbeitskräften im nationalsozialistisch besetzten Europa. Swantje Greve beleuchtet erstmals umfassend Aufbau und Funktionsweise der Dienststelle des GBA und deren Zusammenarbeit mit dem Reichsarbeitsministerium. Dabei wird auch Fritz Sauckels persönliches Netzwerk untersucht, dessen Akteure maßgeblich zur Durchsetzungsfähigkeit des GBA beitrugen. Denn Fritz Sauckel stützte sich als GBA ebenso wie als Gauleiter Thüringens auf einen festen Stab von Mitarbeitern, die über fachliche Expertise, zahlreiche Ämter und Posten sowie Beziehungen zu wichtigen NS-Funktionären verfügten. Am Beispiel der besetzten Ukraine untersucht die Autorin zudem, wie GBA und Reichsarbeitsministerium gemeinsam die Rekrutierung von Zivil­ arbeitskräften organisierten. Dabei stehen zum einen die politischen Aushandlungsprozesse zwischen den Zentralbehörden im Fokus. Zum anderen wird erstmalig die Tätigkeit der Arbeitseinsatzstäbe in der Ukraine analysiert, die vor Ort Arbeitskräfte für den Einsatz im Deutschen Reich rekrutierten.


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Alexa Stiller Völkische Politik Praktiken der Exklusion und Inklusion in polnischen, französischen und slowenischen Annexionsgebieten 1939 –1945

Germanisierung und Gewalt: ein neuer Blick auf die Ausmaße und Bedeutung der national­ sozialistischen Volkstumspolitik im Zweiten Weltkrieg.

Alexa Stiller Völkische Politik Praktiken der Exklusion und Inklusion in polnischen, französischen und slowenischen Annexionsgebieten 1939 –1945

2 Bde., zus. ca. 1376 S., ca. 15 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 79,– (D); € 81,30 (A) ISBN 978-3-8353-1985-1 April   WG 1556

Mit Kriegsbeginn im September 1939 begann das NS-Regime sein völkisches Programm, die »Festigung deutschen Volkstums«, schrittweise in ganz Europa zu implementieren. Unter der Leitung von Reichskommissar Heinrich Himmler initiierte sein Apparat die ›Germanisierung‹ der polnischen, französischen und slowenischen Annexionsgebiete. Insgesamt wurden etwa eine Million ›Volksdeutsche‹ aus ganz Europa ins Großdeutsche Reich umgesiedelt, ein Teil davon als ›Neusiedler‹ in die annektierten Gebiete verbracht und dafür zwei Millionen ›unerwünschte‹ Menschen – Polen, Juden, Franzosen und Slowenen – vertrieben und beraubt. Auf der anderen Seite wurden an­ nähernd 2,8 Millionen ›erwünschte‹ Einheimische ›eingedeutscht‹: ›Volksdeutsche‹, ›Deutschstämmige‹ und ›rassisch Wertvolle‹. Alexa Stiller zeigt auf einer breiten Quellenbasis (zwei Dutzend Archive in sechs verschiedenen Ländern) in ihrer Studie die Komplexität und Komplementarität dieser völkischen Politik auf, die sich zwischen Exklusion – bis hin zur Vernichtung – auf der einen Seite und dem Angebot der Inklusion in die ›Volksgemeinschaft‹ auf der anderen bewegte. Die Arbeit wurde ausgezeichnet mit dem Herbert Steiner-Preis.

Die Autorin Alexa Stiller, geb. 1975, ist wissenschaftliche Assistentin am Historischen Institut der Universität Bern, derzeit Visiting Fellow an der Columbia University, New York. Veröffentlichungen u. a.: NMT. Die Nürnberger Militär­ tribunale zwischen Geschichte, Gerechtigkeit und Rechtschöpfung (Mithg., 2013); Reassessing the Nuremberg Military Tribunals. Transitional Justice, Trial Narratives, and Historiography (Mithg., 2012); Nationalsozialistische Lager (Mithg., 2006).


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Karl Kassenbrock Konzentrationslager auf Schienen Die Geschichte der 5. SS-Eisenbahnbaubrigade Eine wenig beachtete Facette des nationalsozialistischen Lagerkosmos: Häftlingsalltag im mobilen Konzentrationslager. Karl Kassenbrock Konzentrationslager auf Schienen Die Geschichte der 5. SS-Eisenbahnbaubrigade

Schriftenreihe der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Bd. 5. Herausgegeben von der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten ca. 224 S., ca. 40 Abb., brosch. ca. € 26,90 (D); € 27,70 (A) ISBN 978-3-8353-3419-9 Mai   WG 1556

Der Autor Karl Kassenbrock, geb. 1953, ist pensionierter Lehrer und wohnt in Osnabrück. Seit 2010 befasst er sich intensiv mit der Erforschung der 5. SS-Eisenbahnbaubrigade. Dabei interessiert er sich vor allem für das Schicksal der etwa 500 KZ-Häftlinge.

»Lumpen, keine Kleidung, fast nichts zu fressen, entsetzlich schlechte Behandlung, Kälte und schwere Arbeit, dazu kamen noch fortdauernd Bomben, denn unser Standplatz war der Güterbahnhof in Osnabrück.« Mit diesen drastischen Worten umschrieb ein ehemaliger Häftling die Lebensverhältnisse in der 5. SS-Eisenbahnbaubrigade. Das Einsatzgebiet dieses »Konzentrationslagers auf Schienen« mit 500 KZ-Häftlingen war von Oktober 1944 bis April 1945 das Streckennetz um die Eisenbahnknotenpunkte Osnabrück und Rheine. Die Baubrigade musste die durch alliierte Luftangriffe entstandenen Schäden an den Bahnlinien beseitigen, um den militärischen Nachschub zu sichern. Auf der Grundlage bisher kaum beachteter Quellen, darunter das Einsatztagebuch der Brigade und zahlreiche Augenzeugenberichte, werden die Organisation der 5. SS-Eisenbahnbaubrigade, die Arbeitseinsätze und die Lebenssituation der KZ-Häftlinge beschrieben. Ebenso rekonstruiert der Autor die Biografien einzelner Häftlinge und bietet weitere Einblicke in den Alltag der Brigade aus der Sicht der Betroffenen.


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Marcel Brüntrup Verbrechen und Erinnerung Das »Ausländerkinderpflegeheim« des Volkswagenwerks Das »Ausländerkinderpflegeheim« des Volkswagenwerks zur Zeit des Nationalsozialismus und seine Spuren in der Wolfsburger Erinnerungskultur.

Marcel Brüntrup Verbrechen und Erinnerung Das »Ausländerkinderpflegeheim« des Volkswagenwerks

ca. 160 S., ca. 15 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 19,– (D); € 19,60 (A) ISBN 978-3-8353-3453-3 April   WG 1556

Das sogenannte »Ausländerkinderpflegeheim« des Volkswagenwerks diente zur Unterbringung der Kinder von Zwangsarbeiterinnen aus Osteuropa zur Zeit des Nationalsozialismus. Wie viele ähnliche Heime im Reich, diente es dem Zweck, die Arbeitskraft dieser Mütter uneingeschränkt auszubeuten und zugleich die Integration ihrer Kinder in das »deutsche Volkstum« zu verhindern. Schlechte hygienische Bedingungen, eine dramatische Überbelegung, fehlende Pflege und Fürsorge sowie akute Mangelernährung führten in zwei Jahren zum Tod von über 300 Kleinkindern – das Ergebnis einer Politik, die diese Kinder als »rassisch unerwünscht« brandmarkte. Marcel Brüntrup zeichnet die Geschichte des »Ausländerkinderpflegeheims« an der Schnittstelle zwischen nationalsozialistischer Rassenideologie und kriegswirtschaftlichen Interessen nach. Grundlage hierfür sind die Protokolle des britischen Kriegsverbrecherprozesses, der 1946 gegen den zuständigen Betriebsarzt Dr. Hans Körbel, die Heimleiterin Ella Schmidt und andere Verantwortliche des Volkswagenwerks geführt wurde. Zusätzlich wird ein Blick auf die Tradierung dieser Ereignisse in Wolfsburg und auf die darin enthaltenen geschichtspolitischen Entwicklungen geworfen.

Der Autor Marcel Brüntrup, geb. 1987, studierte Geschichte und Philosophie an der Universität Münster und promoviert derzeit mit einem DFG geförderten Projekt. Veröffentlichungen: »Rühen Baby Case«. Der Prozess um das »Ausländerkinderpflegeheim« des Volkswagenwerks, in: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland (2018); »Wilful Neglect«. Der Kriegsverbrecherprozess in Helmstedt gegen die Verantwortlichen der »Ausländerkinder-Pflegestätte« des Volkswagenwerks, in: Das Archiv (2017).


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Authentizität als Kapital historischer Orte? Gedenkstätten, Dokumentationszentren und die Sehnsucht nach dem unmittelbaren Erleben im Stadtraum Zwischen pädagogischen Angeboten und »Schlachtfeldtourismus«: Welche Rolle spielt Authentizität bei der Vermittlung von Geschichte?

Authentizität als Kapital historischer Orte? Gedenkstätten, Dokumentationszentren und die Sehnsucht nach dem unmittelbaren Erleben im Stadtraum Herausgegeben von Axel Drecoll, Thomas Schaarschmidt und Irmgard Zündorf ca. 304 S., ca. 50 farbige Abb., brosch. ca. € 32,– (D); € 32,90 (A) ISBN 978-3-8353-3418-2 Juni   WG 1559

Die Herausgeber Axel Drecoll, geb. 1974, ist Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und Leiter der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen. Thomas Schaarschmidt, geb. 1960, ist Leiter der Abteilung IV »Regime des Sozialen« am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und außerplanmäßiger Professor an der Universität Potsdam. Irmgard Zündorf, geb. 1968, ist Leiterin des Bereichs Wissenstransfer und Hochschulkooperation am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und Koordinatorin des Studiengangs Public History an der FU Berlin.

Historischen Orten wie Gedenk- und Erinnerungsstätten wird in vielfacher Weise Authentizität zugeschrieben. Doch was ist das Authentische an diesen Orten, die permanent Veränderungen unterworfen sind? Die Bedeutung von Authentizität variiert von Ort zu Ort, ebenso wird das Authentische in verschiedenen Formen inszeniert. Es spielt bei pädadogischen Angeboten und in der Bildungsarbeit eine Rolle, wird aber auch bei Stadtführungen eingesetzt. Die Beiträge widmen sich diesen Themenfeldern und behalten dabei immer im Blick, inwiefern Authentizitätszuschreibungen und -erwartungen bedient oder auch dekonstruiert werden. Das Buch ist eine Publikation des Leibniz-Forschungsverbundes »Historische Authentizität«. Aus dem Inhalt: Insa Eschebach: Blutgetränkte Erde. Die Sakralisierung historischer Orte des Massensterbens Stefanie Endlich: »Hier stand das Geburtshaus Richard Wagners …« Historische Stadtführungen auf der Suche nach der authentischen Topographie Jörg Skriebeleit: Dark Tourism. Reisen ins Reich der Toten Melissa Gussmann, Martin Merkt und Stephan Schwan: Zur Wahrnehmung und Wirkung historischer Orte. Eine kognitionspsychologische Perspektive


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Maria Christina Müller Zwischen »Wahn« und »Wirklichkeit« Teufel, Gott und Magnetismus in der Psychiatrie Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg Krankenakten aus der Psychiatrie erzählen vom schmalen Grat zwischen Wahnsinn und Realität.

Maria Christina Müller Zwischen »Wahn« und »Wirklichkeit« Teufel, Gott und Magnetismus in der Psychiatrie Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg

ca. 608 S., ca. 5 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 64,– (D); € 65,80 (A) ISBN 978-3-8353-3416-8 April   WG 1559

Frühling 1916: Die Franzosen setzen Fische zu Spionagezwecken ein. Was wie eine absurde Nachricht aus dem Ersten Weltkrieg klingt, ist die Wahn­ vorstellung eines Psychiatrie-Patienten. Andere Patientinnen und Patienten berichteten über den Teufel und Gott, über technischen Fortschritt und Magisches, über giftige Substanzen und Beeinflussung durch Hypnose. Die Historikerin Maria Christina Müller untersucht anhand Hunderter historischer Krankenakten aus den Kreis-, Heil- und Pflegeanstalten bei Kauf­ beuren, welche Wahnvorstellungen Ärzte zwischen 1849 und 1939 dokumentierten. Diese vergleicht sie mit Artikeln aus der örtlichen Tageszeitung, denn bestimmte Themen und Ereignisse aus den Zeitungsartikeln tauchten in den Krankenakten wieder auf. So kann die Autorin belegen, dass die Wahnvorstellungen in hohem Maße vom gesellschaftlich-kulturellen Umfeld der Patientinnen und Patienten beeinflusst wurden. Zudem hing die Entscheidung, was außerhalb der Norm lag und was nicht, erheblich von der Sichtweise und dem Wissen der Psychiater ab.

Die Autorin Maria Christina Müller, geb. 1986, ist Akademische Rätin a. Z. am Lehrstuhl für Europäische Regionalgeschichte sowie Bayerische und Schwäbische Landes­ geschichte an der Universität Augsburg.


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Alexandra Jaeger Auf der Suche nach »Verfassungsfeinden« Der Radikalenbeschluss in Hamburg 1971 – 1987 Die erste Fallstudie zum Radikalenbeschluss beleuchtet Regierungshandeln, Verwaltungspraxis und Reaktionen der Betroffenen.

Alexandra Jaeger Auf der Suche nach »Verfassungsfeinden« Der Radikalenbeschluss in Hamburg 1971–1987

Hamburger Beiträge zur Sozialund Zeitgeschichte, Bd. 58. Herausgegeben von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg ca. 608 S., ca. 20 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 46,– (D); € 47,30 (A) ISBN 978-3-8353-3410-6 auch als E-Book Mai   WG 1557

Die Autorin Alexandra Jaeger, geb. 1977, freiberufliche Historikerin. Veröffentlichungen u. a.: Den Protest regieren. Staat­ liches Handeln, neue soziale Bewegungen und linke Orga­ nisationen in den 1970er und 1980er Jahren (Mithg., 2018).

Der Radikalenbeschluss war eines der zentralen innenpolitischen Themen der 1970er Jahre. Als sich nach »1968« viele junge Menschen, insbesondere an den Hochschulen, kommunistischen Gruppen anschlossen, machten Regierungen sich auf die Suche nach »Verfassungsfeinden« und verschärften den Zugang zum öffentlichen Dienst. Am Beispiel Hamburgs untersucht Alexandra Jaeger erstmals systematisch die staatlichen Überprüfungsverfahren auf Grundlage von gut 200 Einzelfällen. Mit dem Blick auf das Regierungshandeln, die bürokratischen Prozesse, die Strategien der Betroffenen und den Protest gegen den Beschluss verbindet sie Aspekte von Politik-, Verwaltungs-, Rechts- und Sicherheitsgeschichte. So bietet die Arbeit vielfältige Einblicke in die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der 1970er Jahre. Verhandelt wurde über das Verhältnis von Grundrechten und Staatsräson. Die Etablierung der Überprüfungspraxis 1971 /72 und die Abkehr davon in den sozialliberal regierten Ländern 1978 /79 verweisen auf sich wandelnde Vorstellungen von Staatlichkeit, Minderheitenrechten und vom öffentlichen Dienst. Aus »Verfassungsfeinden« wurden gute Lehrerinnen und Lehrer.


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Martin Diebel »Die Stunde der Exekutive« Das Bundesinnenministerium und die Notstandsgesetze 1949 –1968 Martin Diebel »Die Stunde der Exekutive« Das Bundesinnenministerium und die Notstandsgesetze 1949 –1968

Die geheimen Planungen des Innenministeriums zeigen, wie Beamte den Schutz des Staates über die Sicherung demokratischer Grundrechte stellten.

Veröffentlichungen zur Geschichte der deutschen Innenministerien nach 1945, Bd. 2. Herausgegeben von Frank Bösch und Andreas Wirsching ca. 256 S., geb., Schutzumschlag ca. € 26,– (D); € 26,80 (A) ISBN 978-3-8353-3461-8 auch als E-Book April   WG 1557

In der frühen Bundesrepublik war der Geltungsbereich demokratischer Grundrechte keineswegs gesichert. Inwiefern individuelle Freiheiten auch während eines Notstands uneingeschränkt Bestand haben sollten, war eine hart umkämpfte Frage. Während bislang die öffentlichen Proteste gegen die Notstandsgesetze im Vordergrund standen, zeigt Martin Diebel erstmals ausführlich die internen Planungen des Bundesinnenministeriums seit den 1950er Jahren. Deutlich wird, wie weitreichend Grundrechte wie die Meinungs- oder Versammlungsfreiheit im Fall von Unruhen, Generalstreiks und Kriegen beschnitten werden sollten. Für den Ausnahmezustand sah das Ministerium zudem vor, rechtsstaatliche Prinzipien vorübergehend außer Kraft zu setzen. Auch das Parlament sollte zugunsten einer starken Exekutive entmachtet werden. Die Beamten, durch ihre Sozialisation vor 1945 geprägt, lernten erst schrittweise durch den öffentlichen Druck, neben dem Staat auch die Demokratie zu schützen. Der Autor zeigt, wie in einem langen internen Aushandlungsprozess ein bundesdeutsches Notstandsrecht entstand, das in vielen Teilen mit älteren Traditionen brach.

Der Autor Martin Diebel, geb. 1986, promovierte an der Universität Augsburg. Als Mitarbeiter des Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam forschte er zur Nachkriegsgeschichte des Bundesinnenministeriums. Veröffentlichungen u. a.: Atomkrieg und andere Kata­ strophen. Zivil- und Katastrophenschutz in der Bundes­ republik und Großbritannien nach 1945 (2017).


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Ökonomisierung Debatten und Praktiken in der Zeitgeschichte

Debatten über Ökonomisierung und die Übertragung wirtschaftlicher Prinzipien in Politik und Gesellschaft seit den 1970er Jahren.

Ökonomisierung Debatten und Praktiken in der Zeitgeschichte Herausgegeben von Rüdiger Graf Geschichte der Gegenwart, Bd. 21. Herausgegeben von Frank Bösch und Martin Sabrow ca. 352 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3414-4 Juni   WG 1559

Der Herausgeber Rüdiger Graf, geb. 1975, ist Abteilungsleiter am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam. Veröffentlichungen u. a.: Öl und Souveränität. Petroknowledge und Energiepolitik in den USA und Westeuropa in den 1970er Jahren (2014); Europä­ische Zeitgeschichte nach 1945 (2010, zus. mit Con­ stantin Goschler); Die Zukunft der Weimarer Republik. Krisen und Zukunftsaneignungen in Deutschland 1918 –1933 (2008).

Ökonomisierung ist ein Kampfbegriff, um den in der jüngsten Zeitgeschichte Debatten über die Bedeutung des Ökonomischen in politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhängen kreisten. Positiv bezeichnet Öko­ nomisierung etwa die notwendige Anpassung an zunehmend globalisierte wirtschaftliche Austauschprozesse, negativ aber die Unterwerfung von Politik und Gesellschaft unter Effizienz- und Rentabilitätskriterien. Unklar bleibt oft, was eigentlich das »Ökonomische« ist, das in andere Systemzusammenhänge übertragen wird. Erschöpft sich diese Expansion nicht oft in der Übernahme ökonomischen Vokabulars? Untersucht wird in diesem Band, was vor allem seit den 1970er Jahren in verschiedenen Feldern als Ökonomisierung verstanden wurde. Wer wollte das Recht, die Verwaltung oder die Medizin ökonomisieren, und welche Vorstellungen des Ökonomischen lagen dem jeweils zugrunde? Welche Entwicklungen wurden demgegenüber als Ökonomisierung kritisiert und abgelehnt? Mit Beiträgen von Hannah Ahlheim, Ralf Ahrens, Marcus Böick, Nicolai Hannig, Christian Kleinschmidt, Roman Köster, Nicole Kramer, Martin Lengwiler, Alina Marktanner, Benjamin Möckel, Klaus Nathaus, Christopher Neumaier, Louis Pahlow, Laura Rischbieter, Désirée Schauz und Ute Volkmann


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Reichtum in Deutschland Akteure, Räume und Lebenswelten im 20. Jahrhundert

Reichtum in Deutschland Akteure, Räume und Lebenswelten im 20. Jahrhundert

Akteure, Räume und Lebenswelten der »oberen Zehn­ tausend« in Deutschland im 20. Jahrhundert.

Herausgegeben von Eva Maria Gajek, Anne Kurr und Lu Seegers Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Bd. 57. Herausgegeben von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg ca. 368 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 42,– (D); € 43,20 (A) ISBN 978-3-8353-3409-0 auch als E-Book Februar   WG 1559

Was eint Reiche in Deutschland abseits ihres Vermögens? Was sind die Kennzeichen und Besonderheiten dieser sozialen Gruppe? Die Autorinnen und Autoren des Bandes gehen diesen Fragen nach und liefern Perspektiven für eine gerade erst entstehende historische Reichtumsforschung. Aus dem Inhalt: Thorsten Riotte: Dynastie und Reichtum Ingo Köhler: Privatbankiers im langen 19. Jahrhundert Jürgen Finger: Reiche Lebenswelten in NS-Deutschland Martin Reimer: Praktiken des Reichtums im Dresden der Nachkriegszeit Michael Schellenberger: Reichtum und Mäzenatentum um 1900 Eva Maria Gajek: Das Villenviertel und die Millionäre in den frühen Krisenjahren der Weimarer Republik Simone Derix: Grenzenloses Vermögen Christopher Kopper: Reiche Westdeutsche und transnationale Vermögensanlage Lu Seegers: Filmstars und Reichtum im »Dritten Reich« Anne Kurr: Kunstmäzenatentum Tabea Bodenstedt: Erbinnen und Öffentlichkeit in der Bundesrepublik Martin Lüthe: MTV Cribs, Hip Hop und Reichtumsperformanzen im privaten Kabelfernsehen in den 2000er Jahren Ralf Banken: Die Entwicklung der großen Vermögen 1928 –1940 in Deutschland Sonja Niederacher: Das Vermögen jüdischer Frauen und Männer in Wien Jens Gieseke: Gab es Reichtum in der DDR?

Die Herausgeberinnen Eva Maria Gajek, geb. 1981, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Institut der Universität Gießen. Für ihre Promotion erhielt sie den Hedwig Hintze Preis des Verbandes der Historikerinnen und Historiker Deutschland. Veröffentlichungen u. a.: Soziale Ungleichheit im Visier. Images zu Armut und Reichtum in Ost und West (Mithg., 2016); Imagepolitik im olympischen Wettstreit. Die Spiele von Rom 1960 und München 1972 (2013). Anne Kurr, geb. 1983, Promo­ tionsstipendiatin der Landesgraduiertenförderung der Universität Hamburg und assoziierte wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg. Sie promoviert momentan über »Reichtum in der Bundesrepu­ blik: Gesellschaftliche Wahrnehmung und Umgangsformen seit Mitte der 1960er Jahre bis zur Wiedervereinigung«. Lu Seegers, geb. 1968, assoziierte wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte (FZH) und Geschäftsführerin der Schaumburger Landschaft. Veröffentlichungen u. a.: Hot Stuff. Gender, Popkultur und Generationalität in Westund Osteuropa nach 1945 (Hg., 2015); »Vati blieb im Krieg«. Vaterlosigkeit als generationelle Erfahrung im 20. Jahrhundert – Deutschland und Polen (2013).


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Joan Wallach Scott Der neue und der alte französische Säkularismus Was hat der Kampf für eine säkulare politische Öffentlichkeit mit Gleichberechtigung zu tun? Nichts, sagt Joan Wallach Scott, der Säkularismus kann die Fortschritte der Gleich­ berechtigung nicht für sich reklamieren.

Joan Wallach Scott Der neue und der alte französische Säkularismus

Historische Geisteswissenschaften, Bd. 10. Hg. von Bernhard Jussen und Susanne Scholz ca. 100 S., ca. 10 Abb., Klappenbroschur ca. € 9,90 (D); € 10,20 (A) ISBN 978-3-8353-3454-0 auch als E-Book Juni   WG 1550

Die Autorin Die Historikerin Joan Wallach Scott ist seit Jahrzehnten eine Schlüsselfigur der Gender Studies. Zentrale Arbeitsfelder der Frankreichspezialistin sind das Verhältnis von Geschlecht und Politik sowie die Brüche und Paradoxien zwischen Bürger-, Gleichheits-, Menschenrechtsdiskursen einerseits und Geschlechterdifferenzen andererseits. Sie ist emeritierte Professorin der School of Social Science am Institute for Advanced Study in Princeton. Ihre Studie »Gender. A Useful Category of Historical Analysis« (1986) gehört zu den am meisten zitierten akademischen Texten.

Joan Wallach Scott, seit Jahrzehnten eine Schlüsselfigur der Gender Studies, entwickelt in diesem Buch ihre Kritik des aktuellen Säkularismusdiskurses, insbesondere mit Blick auf jene Kultur, die sich als Wiege des Säkularismus begreift: Frankreich. Wer heute Säkularismus und Geschlechtergleichheit in einem Atemzug nennt, geht dem aktuellen Säkularismusdiskurs auf den Leim. Wenig hatte der historische Säkularismus mit Geschlechtergleichheit zu tun, ganz im Gegenteil, er diente als Waffe gegen die vorgeblich dem Religiösen näherstehenden, letztlich die Kirche unterstützenden Frauen. Die Erfolge des Kampfes um Geschlechtergleichheit kann der historische Säkularismus kaum für sich reklamieren. Erst mit der Wendung des Säkularismus von einer anti-kirchlichen zu einer anti-islamischen Waffe tritt Säkularismus als Kampf für die Befreiung der islamischen Frau auf. Der Schleier im öffentlichen Raum wird zum Manifest der Unterdrückung. Dahinter steht die in Frankreich seit dem Imperialismus gepflegte Ideologie, dass Integration nur als Assimilation denkbar ist.


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David Abraham Wer gehört zu uns? Einwanderung, Integration und Solidarität im Wohlfahrtsstaat Über den Verfall jahrzehntealter Paradigmen im Zeichen von Migration und Populismus.

David Abraham Wer gehört zu uns? Einwanderung, Integration und Solidarität im Wohlfahrtsstaat

Jena-Center. Geschichte des 20. Jahrhunderts. Vorträge und Kolloquien, Bd. 25 ca. 224 S., Klappenbroschur ca. € 15,– (D); € 15,50 (A) ISBN 978-3-8353-3411-3 auch als E-Book Mai   WG 1559

In vielen Ländern der Welt wird die Idee des Wohlfahrtsstaates derzeit infrage gestellt, während das Thema Flucht und Migration dem Rechtspopulismus rasanten Auftrieb verschafft. Jahrzehntelang wirkmächtige Paradigmen wie das der gesellschaftlichen Solidarität und der globalen Gerechtigkeit verlieren an Akzeptanz, während die Furcht vor »unkontrollierter Einwanderung« das Vertrauen in das Funktionieren des Wohlfahrtsstaates untergräbt. Antworten auf die Frage, wer unter welchen Bedingungen zu »uns« gehört und an wohlfahrtsstaatlichen Leistungen teilhaben darf, erleben eine dramatische Verschiebung. David Abraham untersucht das Wechselverhältnis von Einwanderung, Integration und Solidarität im kapitalistisch geprägten Westen des 20. und 21. Jahrhunderts. Am Beispiel von Deutschland, den USA und Israel zeigt der Jurist und Historiker, warum »soft on the inside, hard on the outside«, die einst für die Etablierung stabiler Wohlfahrtsstaaten grundlegende Formel, in Zukunft nicht mehr tragfähig sein wird. Ergänzung und Vertiefung finden diese Einsichten in einem lebensgeschichtlichen Interview über Geschichte und Herkunft, über Recht und Populismus, aber auch über Abrahams wechselhafte wissenschaftliche Laufbahn.

Der Autor David Abraham, geb. 1946 in Antwerpen, war bis zu seiner Emeritierung 2017 Professor für Rechtswissenschaft an der University of Miami. Vor seinem Wechsel in das juristische Fach lehrte er Geschichte an der Princeton University und an der New School for Social Research in New York. Zu seinen bekanntesten Veröffentlichungen zählt »The Collapse of the Weimar Republic: Political Economy and Crisis« (1981).


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Christie Miedema Not a Movement of Dissidents Amnesty International Beyond the Iron Curtain Wie der osteuropäische Menschenrechtsaktivismus das für Amnesty International so wichtige Prinzip der Unparteilichkeit auf die Probe stellte. Christie Miedema Not a Movement of Dissidents Amnesty International Beyond the Iron Curtain

Schriftenreihe Menschenrechte im 20. Jahrhundert, Bd. 4. Herausgegeben für den Arbeitskreis Menschenrechte im 20. Jahrhundert von Norbert Frei ca. 250 S., Klappenbroschur ca. € 22,90 (D); € 23,60 (A) ISBN 978-3-8353-3412-0 auch als E-Book Juni   WG 1778

Die Autorin Christie Miedema, geb. 1984, ist Historikerin mit Schwerpunkt auf der Geschichte der osteuropäischen Oppositionsbewegungen und des gesellschaftlichen Ost-Westdialogs vor 1989. Sie promovierte 2015 mit einer bei der Amsterdam University Press erschienenen Disser­ta­tion über die Zusammen­arbeit und Missverständnisse zwischen der polnischen Oppositionsbewegung der 1980er Jahren und linken Organisationen in den Niederlanden und der Bundesrepublik.

Der Menschenrechtsaktivismus von Amnesty International entstand inmitten des Kalten Krieges mit dem ausdrücklichen Ziel, den ideologischen Konflikt zu überwinden. Zu diesem Zweck entwickelte die Organisation das Prinzip der Unparteilichkeit. Es beruhte darauf, Menschenrechtsverletzungen in Ost und West in gleichem Maße zu kritisieren und eine gewisse Distanz zwischen Aktivisten und Gefangenen zu wahren. Die politisierte ideologische Landschaft, in der Amnesty tätig war, und der Menschenrechtsaktivismus in Osteuropa stellten diese Politik insbesondere in den siebziger Jahren in Frage. Osteuropäische Menschenrechtsaktivisten lieferten dringend benötigte Informationen über eine Region, die für Amnestys Politik der Balance wichtig war. Aber je enger die Zusammenarbeit wurde, desto mehr gerieten die Regeln von Amnesty unter Druck, insbesondere das Prinzip der Distanz. Als Aktivisten zunächst in der Sowjetunion und später in Polen versuchten, Amnesty-Gruppen und -Sektionen in ihren jeweiligen Ländern zu etablieren, wurde die Kluft zwischen den nominell universellen Regeln der Organisation und ihrer Praxis in Osteuropa deutlich. Das Buch erscheint in englischer Sprache.


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Grenzgänger und Brückenbauer Zeitgeschichte durch den Eisernen Vorhang

Über die Geschichtswissenschaft im Ost-West-Konflikt – Gespräche mit renommierten Vertreterinnen und Vertretern des Fachs.

Grenzgänger und Brückenbauer Zeitgeschichte durch den Eisernen Vorhang Herausgegeben von Jürgen Danyel und Jan Claas Behrends 251 S., geb., Schutzumschlag € 24,90,– (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-3289-8 Bereits erschienen    WG 1557

Der Kalte Krieg trennte nicht nur die politischen Systeme, sondern auch die Geschichtswissenschaft in Ost und West. Nationalistische Traditionen sowie die Erfahrung von Nationalsozialismus, Völkermord und Krieg standen einer Begegnung und dem Austausch beider Seiten lange Zeit im Weg. Doch in der Zeit bis 1989 gab es – trotz politischer Barrieren – auch zahlreiche Kontakte zwischen Historikerinnen und Historikern aus der Bundesrepublik und ihren Kolleginnen und Kollegen im Ostblock. In zehn Gesprächen werden in diesem Band die Forschungen und Erlebnisse einer Generation dokumentiert, die sich mit dem Eisernen Vorhang nicht abgefunden hat. Interviews mit Christoph Kleßmann, Dietrich Beyrau, Włodzimierz Borodziej, Wolfgang Eichwede, Hans Henning Hahn, Jerzy Holzer, Miroslav Hroch, Michael G. Müller, Karl Schlögel, Anna Wolff-Pow ęska und Klaus Zernack

Die Herausgeber Jan Claas Behrends ist Histo­ riker am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam und unterrichtet osteuropäische Geschichte an der HU Berlin. Veröffentlichungen u. a.: 100 Jahre Roter Oktober. Zur Weltgeschichte der Russischen Revolution (Mithg. 2017); The Return to War and Violence. Case Studies on the USSR, Russia and Yugoslavia, 1979 –2014 (Hg., 2017); Die erfundene Freundschaft. Propaganda für die Sowjetunion in Polen und in der DDR (2006). Jürgen Danyel ist stellver­ tretender Direktor und Leiter der Abteilung »Zeitgeschichte der Medien- und Informationsgesellschaft« am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam. Herausgeber mehrerer zeitgeschichtlicher Informationsangebote im Internet und Ausstellungskurator. Veröffentlichungen u. a.: Waldsiedlung Wandlitz. Eine Landschaft der Macht (zus. mit Elke Kimmel, 2016); Zeitgeschichte. Begriffe und Methoden (Mithg., 2012); Transit 68 /89. Deutsch-tschechische Kulturgeschichten (Mithg., 2009).


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Lisa Rettl Die Wiener Tierärztliche Hochschule und der Nationalsozialismus Ein bedeutender Beitrag zur österreichischen Universitätsgeschichte.

Eine Universitätsgeschichte zwischen dynamischer Antizipation und willfähriger Anpassung

Lisa Rettl Die Wiener Tierärztliche Hochschule und der Nationalsozialismus Eine Universitätsgeschichte zwischen dynamischer Antizipation und willfähriger Anpassung

ca. 400 S., ca. 35 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3459-5 Mai   WG 1556

Die Autorin Lisa Rettl, geb. 1972, arbeitet als freischaffende Historikerin, Ausstellungskuratorin und Biografin in Wien und leitet das vierjährige FWF-Forschungsprojekt »Die Wiener Tierärzt­ liche Hochschule im Nationalsozialismus«. Für ihre Arbeiten wurde sie in Österreich u. a. ausgezeichnet mit dem Würdigungspreis der Universität Klagenfurt, dem Theodor-KörnerPreis, dem Preis für Geistesund Sozialwissenschaften des Landes Kärnten und 2015 mit dem Hans-Maršalek-Preis für ihre umfassenden Arbeiten zum Peršmanhof. Veröffentlichungen u. a.: »Und da habe ich gesprochen als Deserteur«. Richard Wadani. Eine politische Biografie (zus. mit Magnus Koch, 2015); Peršman (zus. mit Gudrun Bloh­ berger, 2014); »Ich war mit Freuden dabei«. Der KZ-Arzt Sigbert Ramsauer. Eine österreichische Geschichte (zus. mit Peter Pirker, 2010); PartisanInnendenkmäler. Antifaschis­ tische Erinnerungskultur in Kärnten (2006).

»Auch die österreichische Tierärzteschaft hat für das Zustandekommen der heutigen staatspolitischen Lage in Österreich sich eingesetzt, dafür gekämpft und Opfer in großer Zahl gebracht«, hielt David Wirth anlässlich des im März 1938 vollzogenen »Anschlusses« in der Wiener Tierärztlichen Monatsschrift fest: »Die Jahre einer würdelosen, sogenannten Unabhängigkeit sind vorbei!«, schloss Wirth, Vorstand am Institut für Interne Medizin und klinische Seuchenlehre an der Wiener Tierärztlichen Hochschule, sein Schreiben. Im selben Zeitraum vermeldete Rektor Franz Benesch, dass sich unter seinen Beamten keine »Juden« und keine »jüdischen Mischlinge« befänden. Lisa Rettl fragt, wie diese zeitgenössischen Aussagen zur Geschichte der Veterinärmedizinischen Universität Wien heute einzuschätzen sind. Ihre zeitgeschichtliche Studie versteht sich als erste Annäherung zu einer bisher vernachlässigten österreichischen Universitätsgeschichte: Wer waren die zentralen Akteure und in welchen Handlungsspielräumen bewegten sie sich? Welche Ereignisse prägten das tierärztliche Hochschulleben vom Ende der Ersten Republik über die Jahre des Austrofaschismus bis hin zum »Anschluss«?


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Johannes Bähr | Christopher Kopper Industrie, Politik, Gesellschaft Der Spitzenverband der deutschen Industrie seit 1919 Vom Reichsverband zum Bundesverband der Deutschen Industrie

100 Jahre nach Gründung des ersten Dachverbands der gesamten deutschen Industrie liegt erstmals eine Gesamt­ geschichte dieser Spitzen­ organisation vor.

Johannes Bähr | Christopher Kopper Industrie, Politik, Gesellschaft Der Spitzenverband der deutschen Industrie seit 1919 Vom Reichsverband zum Bundesverband der Deutschen Industrie

ca. 352 S., ca. 30 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3405-2 auch als E-Book April   WG 1559

In der 100-jährigen Geschichte der Spitzenorganisation der deutschen Industrie spiegelt sich die Geschichte des Landes wieder. Johannes Bähr und Christopher Kopper zeigen, welchen Einfluss die Interessenvertreter der Industrie hatten. Dabei gehen sie auf die spezifischen Merkmale des Dachverbandes ein, in dem stets unterschiedliche Interessen vertreten waren, und nehmen erstmals die Arbeit der Geschäftsführer näher in den Blick. Die Autoren beschreiben die Rolle des 1919 gegründeten Reichsverbandes der Deutschen Industrie (RDI) in den Krisen der Weimarer Republik und die Tätigkeit seiner Nachfolgeorga­ nisation, der Reichsgruppe Industrie, in der Wirtschaft des »Dritten Reichs«. In einem weiteren Teil werden die Initiativen des 1949 entstandenen Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) und deren Bedeutung für die Geschichte der Bundesrepublik dargestellt. Der BDI nahm an den großen Auseinandersetzungen um die Marktordnung teil. Er verstand sich als Verfechter einer Stabilitätspolitik und beteiligte sich auch an der Gestaltung einer gemeinsamen europäischen Wirtschaftspolitik.

Die Autoren Johannes Bähr, geb. 1956, ist apl. Professor für Wirtschaftsund Sozialgeschichte an der Universität Frankfurt a. M. Veröffentlichungen u. a.: Werner von Siemens 1816 –1892. Eine Biografie (2016); Bosch. Geschichte eines Weltunternehmens (Mitautor, 2013); Die MAN. Eine deutsche Industriegeschichte (Mitautor, 2008). Christopher Kopper, geb. 1962, ist Professor für Wirtschafts­ geschichte an der Universität Bielefeld. Er hat zahlreiche Bücher zur Geschichte der Banken und Versicherungen, des Verkehrs und der Auto­ industrie verfasst.


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Israel-Studien Geschichte – Methoden – Paradigmen

Ein Beitrag zur Etablierung der Israel-Studien in der deutschen Wissenschaftslandschaft.

Israel-Studien Geschichte – Methoden – Paradigmen Herausgegeben von Johannes Becke, Michael Brenner, Daniel Mahla Israel-Studien. Kultur – Geschichte – Politik, Bd. 3. Herausgegeben von Michael Brenner, Johannes Becke und Daniel Mahla ca. 272 S., ca. 15 Abb., brosch. ca. € 32,– (D); € 32,90 (A) ISBN 978-3-8353-3451-9 auch als E-Book Juni   WG 1559

Die Herausgeber Johannes Becke ist Junior­ professor für Israel- und Nahoststudien an der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg. Seine Publikationen zu vergleichenden Ansätzen in den Israel-Studien sind unter anderem im Journal of Israeli History, den Israel Studies, dem International Journal of Post­ colonial Studies, Trumah und Medaon erschienen. Michael Brenner ist Professor für Jüdische Geschichte und Kultur an der Universität München und Direktor des Zentrums für Israel-Studien an der American University in Washington, D. C.  Veröffentlichungen u. a.: Israel: Traum und Wirklichkeit des jüdischen Staates (2016); Geschichte des Zionismus (2002). Daniel Mahla ist wissenschaft­ licher Mitarbeiter am Lehrstuhl für jüdische Geschichte und Kultur an der Universität München und Koordinator des dort angesiedelten Zentrums für Israel-Studien. Sein Buch »Orthodox Judaism and the Politics of Religion: From PreWar Europe to the State of Israel« wird in Kürze bei Cambridge University Press erscheinen.

Im dritten Band der »Israel-Studien« unternehmen die Beiträger eine fundierte Diskussion der Geschichte, der disziplinären Verortung und der methodischen Ansätze des in Deutschland noch jungen Forschungsgebiets der Israel-Studien. Damit richtet sich der Band zum einen an Studierende und Lehrende dieser Disziplin, darüber hinaus jedoch auch an ein interessiertes Publikum aus Wissenschaft, Politik, Medien und Kultur. Im ersten Abschnitt zur Geschichte der deutschen Israel-Studien widmen sich die Autoren unterschiedlichen Epochen der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem zionistischen Projekt – von der frühen zionistischen Geschichtsschreibung bis zur deutschen Nachkriegsgeschichte. Eine methodische Verortung des Forschungsfelds unternimmt der zweite Abschnitt. Dabei werden die Querverbindungen zu den Geschichts-, Kulturund Sozialwissenschaften sowie den Nahost-Studien systematisch analysiert. Im dritten und letzten Abschnitt diskutieren die Autoren unterschiedliche Paradigmen der Israel-Studien – Israel als jüdischer Staat, Israel als nahöstlicher Staat und Israel als außergewöhnlicher (oder doch ganz normaler?) Staat. Mit Beiträgen von Michael Brenner, Daniel Mahla, Johannes Becke, Anat Feinberg, Noam Zadoff u. a.


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Martina Clemen Die Nation im Kanon Literaturunterricht als Bühne politischer Deutungskämpfe in Spanien Martina Clemen Die Nation im Kanon Literaturunterricht als Bühne politischer Deutungskämpfe in Spanien

Literaturunterricht als Schauplatz politischer Kämpfe um die nationale Deutungshegemonie.

Göttinger Studien zur Generationsforschung. Veröffentlichungen des DFG-Graduiertenkollegs »Generationengeschichte«, Bd. 24. Herausgegeben von Dirk Schumann ca. 432 S., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3417-5 Februar   WG 1558

Im spanischen Erziehungswesen des 20. Jahrhunderts vollzog sich ein signi­ fikanter Wandel in der literarischen Kanonbildung: Ausgewählte Autoren und Texte hielten Einzug in Lesebücher und Anthologien, didaktische Hand­ reichungen oder Schulbibliotheken, andere wurden als »veraltet« kritisiert, aus den Klassenzimmern verbannt oder gar als »sektiererisch« auf den Index gesetzt. Die Autorin Martina Clemen geht mit ihrer interdisziplinär angelegten Studie erstmals der spanischen Literaturerziehung auf den Grund. Sie untersucht die Narrative über den Kanon während des Restaurationssystems, der Diktatur von Miguel Primo de Rivera, der kurzlebigen Zweiten Republik sowie der langen Diktatur Francisco Francos bis hin zum friedlichen Übergang zur heutigen Demokratie. An literarischen Figuren wie dem »Cid«, dem »Quijote« oder auch Autoren wie Teresa de Ávila, Galdós und Casona wird deutlich, dass diese nicht selten als Projektionsfläche nationalstaatlicher Weltanschauungen dienten. Darüber hinaus liefert das Buch ein Panorama der jüngsten spanischen Bildungs­ geschichte.

Die Autorin Martina Clemen, geb. 1985, studierte Hispanistik und Galloromanistik an der Universität Münster sowie der Universität Göttingen. Seit 2017 ist sie Studienrätin an einem Gymnasium und Lehrbeauftragte am Institut für Romanistik  /  Latinistik der Universität Osnabrück.


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Anton F. Guhl Wege aus dem »Dritten Reich« Die Entnazifizierung der Hamburger Universität als ambivalente Nachgeschichte des Nationalsozialismus Die bisher umfassendste Studie zur Entnazifizierung einer deutschen Universität.

Anton F. Guhl Wege aus dem »Dritten Reich« Die Entnazifizierung der Hamburger Universität als ambivalente Nachgeschichte des Nationalsozialismus

Hamburger Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte, Bd. 26 ca. 592 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 49,– (D); € 50,40 (A) ISBN 978-3-8353-3468-7 Mai   WG 1556

Der Autor Anton F. Guhl, geb. 1983, ist Historiker und wissenschaft­ licher Mitarbeiter am Karls­ ruher Institut für Technologie. Seine Dissertation über die Entnazifizierung der Hamburger Universität wurde 2017 mit dem Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik ausgezeichnet; 2015 wurde ihm der Berenberg-Preis für Wissenschaftssprache verliehen.

Dem Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus folgte die umfangreichste politische Überprüfung, die es bis dahin gegeben hatte: die Entnazifizierung. Für die Besatzungsmächte waren dabei die Hochschulen von besonderer Bedeutung, da diese sich bereitwillig in den Dienst des NS-Regimes gestellt hatten und nach 1945 für eine Demokratisierung zentral waren. Nach den 1933 einsetzenden Entrechtungen vieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler markiert die Entnazifizierung eine erneute politische Erschütterung der Hochschulen – nun unter umgekehrten Vorzeichen. Am Beispiel der Universität Hamburg, an der 1945 zunächst über die Hälfte des Lehrkörpers entlassen wurde, beschreibt die preisgekrönte Studie von Anton F. Guhl biographische Brüche, institutionelle Zäsuren und zugleich große allgemeine Kontinuitäten. Die Entnazifizierungswege der Hamburger Professoren zeigen den personalisierten Charakter der Entnazifizierung und den häufig unterschätzten Einfluss deutscher Akteure. Diese Selbstentlastungs­ prozesse hatten entscheidende Wirkung auf die Vergangenheits­konstruktion in der Nachkriegsgesellschaft. Ihre Untersuchung eröffnet neue Perspektiven auf die Arbeitsweise der »Mitläuferfabrik«.


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Rainer Nicolaysen Kleine Geschichte der Universität Hamburg Der kompakteste Überblick zur Geschichte der Universität Hamburg anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens.

Rainer Nicolaysen Kleine Geschichte der Universität Hamburg

ca. 160 S., ca. 30 Abb., brosch. ca. € 9,90 (D); € 10,20 (A) ISBN 978-3-8353-3408-3 April   WG 1559

Die Universität Hamburg zählt mit über 40.000 Studierenden in mehr als 170 Studiengängen zu den größten Hochschulen in Deutschland. Errichtet wurde sie vor 100 Jahren, im Frühjahr 1919, durch Beschluss der erstmals demo­ kratisch gewählten Hamburgischen Bürgerschaft. Sie gilt damit als erste demokratische Universitätsgründung in Deutschland. In einem komprimierten Überblick schildert Rainer Nicolaysen den schwierigen Weg zur Universitätsgründung in einem von Kaufmannsinteressen dominierten Stadtstaat, die Ambivalenzen von wissenschaftlicher Blütezeit und politischer Gefährdung in der Weimarer Republik, den Prozess der Nazifizierung im »Dritten Reich«, beginnend mit der Vertreibung jüdischer und politisch unerwünschter Mitglieder der Universität, die personellen Kontinuitäten nach 1945 und die Entwicklungslinien hin zum Ende der Ordinarienuniversität 1969, die Phase der expansiven Reformuniversität in den 1970er und 1980er Jahren bis zu den Neuausrichtungen in Forschung und Lehre seit der Jahrhundertwende. Die »Kleine Geschichte der Universität Hamburg« ist Vorbote des ab Herbst 2019 erscheinenden vierbändigen Werkes »100 Jahre Universität Hamburg. Studien zur Hamburger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte«.

Der Autor Rainer Nicolaysen, geb. 1961, ist Leiter der Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte und Professor für Neuere Geschichte an der Universität Hamburg sowie Vorsitzender des Vereins für Hamburgische Geschichte. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, zur Geschichte von Exil und Remigration, zur Biographik, zur Hamburgischen Geschichte und zur Sexualitätsgeschichte. Für seine Verdienste um die Aufarbeitung der Hamburger Universitätsgeschichte wurde er u. a. mit dem Max-Brauer-Preis (2008) und dem Hamburger Lehrpreis (2010) ausgezeichnet.


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Gunnar B. Zimmermann Bürgerliche Geschichtswelten im Nationalsozialismus Die erste kritische Detailstudie zur NS-Geschichte eines deutschen Geschichts­ vereins bietet viele neue Facetten zur Entwicklung der deutschen Geschichtswissenschaft im »Dritten Reich«.

Der Verein für Hamburgische Geschichte zwischen Beharrung und Selbstmobilisierung Gunnar B. Zimmermann Bürgerliche Geschichtswelten im Nationalsozialismus Der Verein für Hamburgische Geschichte zwischen Beharrung und Selbstmobilisierung

Beiträge zur Geschichte Hamburgs, Bd. 67. Herausgegeben im Auftrag des Vereins für Hamburgische Geschichte von Rainer Hering ca. 688 S., ca. 25 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3391-8 April   WG 1941

Der Autor Gunnar B. Zimmermann, geb. 1976, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte der Universität Hamburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der deutschen Wissenschaft- und Universitäts­ geschichte, der Bürgertums­ forschung und der Stadt­ geschichte Hamburgs.

Während des »Dritten Reichs« gab es im deutschsprachigen Raum rund 360 Geschichts- und Altertumsvereine, die eine zentrale Rolle in der Erforschung und Darstellung der Geschichte ihres lokalen bzw. regionalen Referenz­ rahmens hatten. Für ihre überwiegend bürgerlichen Vereinsmitglieder fungier­ ten sie überdies als identitätsstiftende Stabilitätsanker in einer im raschen Wandel befindlichen Welt. Der 1839 gegründete Verein für Hamburgische Geschichte (VHG) war der Hauptvertreter dieser bürgerlichen Geschichtswelten in der Metropole an Alster und Elbe. Positioniert an der Schnittstelle zwischen Archivzugang und Publikationsmöglichkeiten sowie am Übergang von kulturellem Speicher- und Funktionsgedächtnis, bestimmte er lange Zeit entscheidend mit, was aus der städtischen Vergangenheit erinnert werden konnte und sollte. Am Beispiel des mitgliederstarken und wissenschaftlich überaus produktiven VHG geht Gunnar B. Zimmermann in einer kritischen Detailstudie für die Zeit des National­sozialismus der Frage nach, welche Handlungsspielräume es für einen Geschichtsverein, seine Funktionäre und Mitglieder im Spannungsfeld zwischen Anpassungsdruck und Traditionswahrung bzw. Beharrung und Selbstmobi­ lisierung gab.


Geschichte

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Renate Oldermann »Aus einem uhralten hochansehnlichen Geschlecht entsprossen …« Die adligen Töchter im Stift Fischbeck – Herkunft, Selbstverständnis und Glaubenspraxis Renate Oldermann »Aus einem uhralten hochansehnlichen Geschlecht entsprossen …« Die adligen Töchter im Stift Fischbeck – Herkunft, Selbstverständnis und Glaubenspraxis

400 Jahre geistliches und soziales Leben in einem evangelischen adligen Damenstift.

Schaumburger Beiträge, Bd. 4. Herausgegeben von Stefan Brüdermann i. A. der Historischen Arbeitsgemeinschaft für Schaumburg ca. 330 S., ca. 126 farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,– (D); € 29,90 (A) ISBN 978-3-8353-3458-8 März   WG 1559

Adlige Bewohnerinnen von Damenstiften galten lange als ältliche Jungfern, deren Lebensinhalt im Sticken, Teetrinken und Beten bestand. Die intensive Auswertung der Bestände des Stifts Fischbeck ergibt ein gänzlich anderes Bild. Wagemutige und unerschrockene Frauen wagten einen Neuanfang religiösen Lebens. Ihr Einsatz für Diakonie, die Bildung der Dorfkinder und den Witwen­ unterhalt setzte neue Impulse. Über das dörfliche Umfeld hinaus wirkte der Einsatz der Kapitularinnen sogar bis in die ostindische Missionsbewegung. Korrespondenzen des Stifts mit den Herkunftsfamilien vermitteln eine Vorstellung von der Mentalität des damaligen Adels. Inventare und Testamente geben Einblicke in den Alltag der Damen, ihre Vorlieben und in ihre Wohnungen. Das soziale Reglement im Stift erforderte eine ständige Anpassung an die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Man blieb sich jedoch in der Abgrenzung gegenüber nobilitierten und bürgerlichen Familien und im Respekt vor der Anciennität der eigenen Herkunft treu. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden auch nichtadlige Damen auf­ genommen, wodurch die Institution als christliche Lebens­gemeinschaft für Frauen bis heute weiterexistieren kann.

Die Autorin Renate Oldermann, geb. 1950, ist Historikerin und bearbeitet seit drei Jahrzehnten die Archive der evangelischen Damenklöster und -stifte Niedersachsens. Hierzu hat sie bereits zahlreiche Publikationen präsentiert. Veröffentlichungen u. a.: Gotteslob und Tagewerk. Lebenswirklichkeit und Sozialstruktur geistlicher Frauen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit am Beispiel des Stifts Börstel (2014); Eine Stiftsjungfer im Dreißigjährigen Krieg. Das Leben der westfälischen Adligen Lucretia von Haren (16051675) (2013).


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Geschichte

Archiv und Landesgeschichte Festschrift für Christine van den Heuvel

Ein Querschnitt der Archivund Landesgeschichtlichen Forschung in Niedersachsen.

Archiv und Landesgeschichte Festschrift für Christine van den Heuvel Herausgegeben von Sabine Graf, Regina Rößner und Gerd Steinwascher Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 300. Herausgegeben von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 372 S., 36 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3374-1 Bereits erschienen   WG 1559

Die Herausgeber Sabine Graf, geb. 1965, Archi­ varin und Historikerin, ist Prä­ sidentin des Niedersächsischen Landesarchivs. Regina Rößner, geb. 1966, Archivarin und Historikerin, ist Leiterin des Geschäfts­ bereichs 1 des Niedersäch­ sischen Landesarchivs am Standort Hannover. Gerd Steinwascher, geb. 1953, Archivar und Historiker, ist leitender Archivdirektor des Niedersächsischen Landes­ archivs am Standort Oldenburg und Honorarprofessor an der Universität Oldenburg.

Archiv und Landesgeschichte bedingen einander. Wer Landesgeschichte betreibt, sollte sich in Archiven zurechtfinden, wer im Archiv die historische Über­ lieferung bildet, sich in der Landesgeschichte auskennen. Christine van den Heuvel, die Präsidentin des Niedersächsischen Landesarchivs sowie ehemalige Geschäftsführerin und stellvertretende Vorsitzende der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, hat diese Verbindung von Archiv und Landesgeschichte immer vertreten und vorgelebt. Deshalb wird ihr nun von den Kolleginnen und Kollegen aus ihren bundesweiten Arbeitszusammen­ hängen mit einer Festschrift gedankt, die Aufsätze aus beiden Bereichen – Archiv und Landesgeschichte – vereint. Die Festschrift umfasst insgesamt 29 Beiträge, die sich mit der niedersächsischen Landes- und Archivgeschichte beschäftigen, aber auch allgemeine Problemfelder abdecken. Das Spektrum der Themen ist breit und eine Fundgrube für alle, denen Archiv wie Landesgeschichte ein Anliegen sind.


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Brigide Schwarz Alle Wege führen über Rom

Eine »Seilschaft« bürgerlicher Kleriker aus Hannover, die mit Verbindungen zum Vatikan Karriere in Norddeutschland machen. Brigide Schwarz Alle Wege führen über Rom

Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 302. Herausgegeben von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen ca. 450 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,– (D); € 40,10 (A) ISBN 978-3-8353-3455-7 Juni   WG 1555

Die römische Kurie, der größte Hof Europas im Spätmittelalter, war der Sehnsuchtsort aller Kleriker. Wer an der Kurie ein Verwaltungsamt erlangte, hatte Zugang zu Informationen und konnte Protektoren gewinnen – unschätzbare Vorteile im Wettbewerb um Kirchenstellen in den Fürstentümern. Eine außergewöhnliche Karriere gelang dabei einer »Seilschaft« aus Hannover in einer besonderen Konstellation: Das Große Schisma 1378 –1417 begünstigte erstmals deutsche Kleriker, die dann andere nachzogen. Obgleich Bürgersöhne, gelangten Mitglieder dieser Gruppe auf Bischofsthrone und erreichten Prälaturen an Dom- und Stiftskirchen. Dies verdankten sie dem Studium in Italien, der Protektion hoher Kurialer sowie Verbindungen nach Norddeutschland, zu Freunden oder Verwandten. In zehn eng verflochtenen Aufsätzen werden die Lebenswege der einzelnen Mitglieder dieser Gruppe nachgezeichnet und die Bedingungen ihrer Karriere untersucht. Die Quellengrundlage hierfür stammt aus dem Vatikanischen Archiv, regionalen Archiven und den gedruckten Quellen des Nordostens Europas. Dabei geht es vor allem um die Regeln der sozialen Mobilität und um das Beziehungsgeflecht, das unsere Helden stützte.

Die Autorin Brigide Schwarz ist Historikerin und Altphilologin, arbeitete kurze Zeit als Lehrerin und lehrte seit 1970 an der Univer­ sität Hannover mit Forschungsaufenthalten am DHI in Rom. Seit 1998 ist sie im Ruhestand und lebt heute in Berlin.


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Geschichte

Joseph Dolle Urkundenbuch des Kanonissenstifts Steterburg Die Quellen zur Geschichte eines bedeutenden Kanonissenstifts. Joseph Dolle Urkundenbuch des Kanonissenstifts Steterburg

Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 301. Herausgegeben von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen ca. 660 S., ca. 5 Abb., Leinen, Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3456-4 auch als E-Book Mai   WG 1559

Der Autor Josef Dolle, geb. 1957, ist Historiker in Braunschweig. Er ist Bearbeiter zahlreicher Quellen­ editionen und Herausgeber des 2012 erschienenen Niedersächsischen Klosterbuchs. Zusammen mit Elfriede Bachmann bearbeitete er zuletzt das Urkundenbuch des Klosters Zeven.

Um das Jahr 1000 wurde das Kanonissenstift Steterburg durch Bischof Bernward von Hildesheim und die matrona Frederunda gegründet, die auch die erste Äbtissin wurde. Seine erste Blütezeit erlebte Steterburg von der zweiten Hälfte des 12. bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts. Insbesondere unter Propst Gerhard von Steterburg (1164 –1201) wurde der Besitz in beträchtlichem Umfang vermehrt. Ein Brand im Jahr 1328 zerstörte nahezu alle Gebäude und leitete einen wirtschaftlichen Niedergang ein, den erst die tatkräftige Priorin Wilberg von Rautenberg während ihrer langjährigen Amtszeit (ca. 1382 –1415) beenden konnte. Im 16. Jahrhundert blieb Steterburg unter dem Einfluss Herzog Heinrichs des Jüngeren von Braunschweig lange Zeit altgläubig, wurde aber dadurch in dessen Konflikte hineingezogen und mehrfach geplündert. Sein Sohn und Nachfolger Herzog Julius führte 1569 die Reformation ein. 1938 erwarben die Reichswerke Salzgitter die Gebäude; die Stiftsdamen siedelten nach Blankenburg in zwei Häuser um, die nach dem Krieg enteignet wurden. Die letzten Stiftsdamen fanden schließlich eine Unterkunft in Schliestedt bei Schöppenstedt.


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Lothar Graf zu Dohna Erlebte Geschichte Erinnerungen an die Jahre vor und nach Kriegsende Eine Schilderung sehr persönlicher Erinnerungen an die Zeit während des Zweiten Weltkriegs und die Jahre danach.

Lothar Graf zu Dohna Erlebte Geschichte Erinnerungen an die Jahre vor und nach Kriegsende

96 S., geb. € 16,– (D), € 16,50 (A) ISBN 978-3-8353-3460-1 Januar   WG 1550

Lothar Graf zu Dohna erzählt sehr persönlich von erlebter Geschichte im Schatten des Widerstands: Sein Vater wurde hingerichtet, seine Mutter im KZ Ravensbrück inhaftiert. Trotz Drohung mit dem Tode weigerte er sich im Verhör, den Vater zu verleugnen. Ebenso persönlich beschreibt er die gefahrvolle »Reise« aus Ostpreußen und schließlich das Studium und die »Aufbruchstimmung« der frühen Nachkriegszeit in Göttingen.

Der Autor Lothar Graf zu Dohna, geb. 1924, ist emeritierter Professor der Geschichte der TU Darmstadt und zugleich Honorar­professor der Kirchengeschichte der Universität Frankfurt a. M.


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Kulturwissenschaften

Judith Blume Wissen und Konsum Eine Geschichte des Sammelbildalbums 1860 –1952 Die Geschichte eines Massenmediums, das vor dem Fernsehzeitalter von zentraler Bedeutung war – für die Aneignung von Welt­ wissen und das Erlernen von Konsum.

Judith Blume Wissen und Konsum Eine Geschichte des Sammelbildalbums 1860 –1952

ca. 448 S., ca. 257 farbige Abb., brosch. ca. € 49,90 (D); € 51,30 (A) ISBN 978-3-8353-3428-1 Juni   WG 1740

Die Autorin Judith Blume, geb. 1983, studierte Geschichte, Kulturwissenschaft und Germanistik in Tübingen, Hamburg und Aix-en-Provence; Promotion in Frankfurt a. M. Nach der Promotion im Exzellenzcluster »Die Herausbildung normativer Ordnungen« an der Universität Frankfurt a. M. im Jahr 2017 war sie Referentin für Aus­ stellungen an der Zentralen Kustodie der Universität Göttingen. Seit 2018 ist sie Koordinatorin der Sammlungen an der Goethe-Universität (Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg, Frankfurt a. M.). Ihre Disser­ tation wurde mit dem Preis des Stiftungsfonds Kopper ausgezeichnet. Veröffentlichungen u. a.: Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe-Universität (Mithg., 2014).

Als Gratisbeigaben zu Markenprodukten wurden Sammelbilder seit den 1870er Jahren millionenfach ausgegeben, gesammelt, getauscht und in Alben eingeklebt. Sie prägten das Weltbild von Generationen. Judith Blume erzählt die Geschichte eines Massenmediums, das in seinem Einfluss auf die Wissensund Konsumgeschichte der deutschen Gesellschaft kaum zu unterschätzen ist, anhand von vier exemplarischen Studien, die sich jeweils einer Firma widmen: von den Anfängen des enzyklopädischen Blicks auf die Welt in der bürgerlichen Konsumkultur zu den schichtenübergreifenden Zigarettenbildern der 1920er /30er Jahre; von der Herstellung einer Volksgemeinschaft in den nationalsozialistischen Alben bis zum Wiederaufleben des Mediums als »wertvolles Jugendbuch« in der frühen Bundesrepublik. Im Fokus stehen dabei nicht einzelne Bilder oder Motive, sondern das Album als ordnende und sinnstiftende (Bild-)Instanz. Das Besondere dieses medialen Formats zeigt die Autorin einführend mit Hilfe von Patentschriften auf. Im Blick auf die jeweiligen Distributions- und Rezeptionsformen, auf die Bildprogramme und -praktiken werden neben der kulturhistorischen auch die ökonomische und politische Dimension des populärkulturellen Mediums offensichtlich.


Kulturwissenschaften

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Entwürfe der Moderne Bauhaus-Ausstellungen 1923 –2019

Entwürfe der Moderne Bauhaus-Ausstellungen 1923 –2019

Zum Gründungsjubiläum des Bauhauses in Weimar wird die hundertjährige Ausstellungs­geschichte dieser weltweit bekanntesten Kunst-, Design- und Architekturschule beleuchtet.

Herausgegeben von Hellmut Th. Seemann und Thorsten Valk Klassik Stiftung Weimar. Jahrbuch 2019 ca. 480 S., ca. 120, z. T. farbige Abb, geb., Schutzumschlag ca. € 28,– (D); € 28,80 (A) ISBN 978-3-8353-3422-9 März   WG 1559

Den Künstlerinnen und Künstlern des Bauhauses war die öffentlichkeitswirksame Präsentation ihrer Werke stets ein zentrales Anliegen. Bereits die erste große Bauhaus-Ausstellung im Jahr 1923 führte das gesamte Leistungsspektrum der noch jungen Hochschule für Kunst, Architektur und Gestaltung vor Augen. Fortan galt das Bauhaus als Labor und Werkstatt moderner Lebens­ gestaltung. Diese progressive Ausrichtung zu unterstreichen, setzte sich vor allem die 1938 vom Museum of Modern Art in New York verantwortete Bauhaus-Schau zum Ziel und prägte damit das internationale Image der in Weimar gegründeten Institution. Bis heute gilt das Bauhaus als Inbegriff eines sachlichfunktionalen und auf gesellschaftliche Veränderungen zielenden Designs. Zum hundertjährigen Gründungsjubiläum des Bauhauses rekonstruiert das wissenschaftliche Jahrbuch der Klassik Stiftung die dynamische Rezeptions­ geschichte dieser Institution im Spiegel ihrer Ausstellungen und beleuchtet dabei sowohl die von den Bauhaus-Künstlern selbst verantworteten Präsenta­ tionen ab 1923 als auch die retrospektiven Schauen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Ein besonderes Augenmerk gilt jenen Ausstellungen, die seit den 1930er Jahren im Ausland gezeigt wurden, sowie aktuellen Präsentationen, die das Gründungsprogramm des Bauhauses wieder aufleben lassen und dessen Vermächtnis im Lichte heutiger Fragestellungen neu perspektivieren.

Die Herausgeber Hellmut Th. Seemann ist seit 2001 Präsident der Klassik Stiftung Weimar. Thorsten Valk leitet seit 2007 das Referat Forschung und Bildung der Klassik Stiftung.


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Identität – Hass – Kultur

Warum sehen viele Menschen die eigene kulturelle Identität bedroht? Was führt zu Hass gegenüber dem anderen und zu einer Ermächtigung zur Selbstverteidigung?

Identität – Hass – Kultur Herausgegeben von Carl Friedrich Gethmann und Friedrich Wilhelm Graf Eine Veröffentlichung der Krupp Reimers Forschungsgruppe ca. 224 S., ca. 10 Abb., Klappenbroschur ca. € 18,– (D); € 18,50 (A) ISBN 978-3-8353-3360-4 auch als E-Book Mai   WG 1559

Die Herausgeber Carl Friedrich Gethmann, geb. 1944, ist Professor für Philosophie mit dem Schwerpunkt Wissenschaftsethik am Forschungskolleg »Zukunft menschlich gestalten« der Universität Siegen und Mitglied des Deutschen Ethikrates. Friedrich Wilhelm Graf, geb. 1948, evangelischer Theologe, Professor em. für Sys­tematische Theologie an der Universität München. Veröffentlichungen u. a.: Der Protestantismus. Geschichte und Gegenwart (2006, 3. Aufl. 2017).

Hass ist wieder zu einem zentralen Thema des politischen Diskurses geworden. Fremdenhass, Antisemitismus und sogenannte hate crimes stellen die Gesellschaft, die parlamentarische Demokratie und den Rechtsstaat vor gravierende Probleme. Die Beiträgerinnen und Beiträger untersuchen den Zusammenhang von Identität, Hass und Kultur, der in vielen Ereignissen der Zeitgeschichte, von der langen Reihe von terroristischen Anschlägen der letzten Jahrzehnte bis zu den jüngsten fremdenfeindlichen Ausschreitungen, immer wieder fassbar wird. Aus dem Inhalt: Friedrich Wilhelm Graf: Identität und Hass. Über einen verborgenen Wechsel­ bezug Igor Narskij: Identität und Hass in Zeiten gesellschaftlichen Umbruchs Dan Diner: Sinn und Unsinn von »Identität« Jürgen Fohrmann: Identität, Markierung, Hass – Kultur Aleida Assmann: Wer braucht Kultur, und wer nicht? Michael Quante: Über den Zusammenhang von Personsein und Hass Gudrun Krämer: Der Islam als Spannungsfeld Barbara Mittler: Kultur-Identität / Hass? Oder: Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten


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Martin Warnke Künstlerlegenden Kritische Ansichten Essays über die altmeisterliche Kunst Europas.

Martin Warnke Künstlerlegenden Kritische Ansichten

Herausgegeben von Matthias Bormuth ca. 192 S., geb. ca. € 18,90 (D); € 19,50 (A) ISBN 978-3-8353-3427-4 auch als E-Book März   WG 1118

Der Autor

Martin Warnke schrieb für ein größeres Publikum über vier Jahrzehnte Essays zur altmeisterlichen Kunst Europas. Er nahm Ausstellungen und Bücher unter anderem zu Dürer, Leonardo, Rembrandt und Velászquez zum Anlass seiner kritischen Ansichten, die gerade auch den vielfältigen Kontexten der Ausstellungs- und Erinnerungskultur galten. Elegant in der Form und ironisch im Ton bietet Warnke dabei über den Tag hinaus anregende Einsichten, die den kunstund kulturhistorischen Horizonten in der Rezeption der Alten Meister gelten. Seine kritische Kunstgeschichtsschreibung regt in klassischer Weise an, die miteinander verschränkten Welten von Wissenschaft, Museum, Sammler und Publikum in ihren wechselnden Abhängigkeiten zu entdecken. Im Blick auf Goya, Picasso und Salvador Dalí demonstriert Warnke bis in die Moderne hinein die Macht der Inszenierung, die den Künstler und sein Werk jederzeit zum provokativen Anlass kultureller Nachdenklichkeit werden lassen.

Martin Warnke, geb. 1937, lehrte Kunstgeschichte in Marburg und Hamburg, wo er das Aby Warburg Haus neu begründete. Am bekanntesten sind seine Werke »Der Hofkünstler«, »Rubens« und »Velázquez«. Veröffentlichungen u. a.: Schütteln Sie den Vasari … Kunsthistorische Profile (2017); Zeitgenossenschaft (2014). Der Herausgeber Matthias Bormuth, geb. 1963, Inhaber der Heisenberg-Pro­ fessur für vergleichende Ideengeschichte am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg. Veröffentlichungen u. a.: Karl Jaspers. Korrespondenzen (Mithg., 2015); »Wahrheit ist, was uns verbindet« – Karl Jaspers’ Kunst zu philosophieren (2009); Ambivalenz der Freiheit. Suizidales Denken im 20. Jahrhundert (2008); Lebensführung in der Moderne. Karl Jaspers und die Psychoanalyse (2002).


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Kim Ritter | Heinz-Jürgen Voß Being Bi Bisexualität zwischen Unsichtbarkeit und Chic Wer bestimmt, was Bisexualität oder wann wer bisexuell ist? Warum bestimmen bisexuelle Stimmen so wenige Debatten, wo es doch die zugrunde­ liegende Bestimmung aller Menschen zu sein scheint? Kim Ritter | Heinz-Jürgen Voß Being Bi Bisexualität zwischen Unsichtbarkeit und Chic

Hirschfeld Lectures, Bd. 13. Herausgegeben von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld

Die Autoren Kim Ritter, geb. 1982, ist Doktorandin am Institut für Soziologie der TU Berlin. Sie promoviert zum Thema »Jenseits der Mono­sexualität? Biografische Kon­struktionen von Bisexualität«. Gegenwärtig arbeitet sie als Lehrbeauftragte im Bereich Gender und Diversity. Veröffentlichungen u. a.: Bisexualität als Überschuss sexueller Ordnung, in: Sexuelle Vielfalt und die UnOrdnung der Geschlechter. (Mitautorin, 2015); »Dieses Gefühl irgendwie so’n Zuhause gefunden zu haben.« Biografische Konstruktionen von Bisexualität im Kontext monosexueller Ordnung, in: Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (Hg.): Forschung im Queerformat. Aktuelle Beiträge der LSBTI*-, Queer- und Geschlechterforschung (2014). Heinz-Jürgen Voß, geb. 1979, ist Biologe und Sozialwissenschaftler und Professor für Sexualwissenschaft und Sexuelle Bildung an der Hochschule Merseburg. Seine Arbeiten zu biologischem Geschlecht erregten einige Aufmerksamkeit und wurden mit dem Förderpreis »Geisteswissenschaften international« ausgezeichnet. Veröffentlichungen u. a.: Schwule Sichtbarkeit – schwule Identität (Mitautor, 2016); Geschlechtliche, sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung (Mithg., 2016); Biologie & Homosexualität (2013).

ca. 72 S., Klappenbroschur ca. € 9,90 (D); € 10,20 (A) ISBN 978-3-8353-3402-1 auch als E-Book Juni    WG 1726

Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte Magnus Hirschfeld seine zentrale Vorstellung der sexuellen Zwischenstufen als grundsätzliche Bisexualität eines jeden Menschen. Wenn Menschen demnach also grundlegend bisexuelle Wesen sind, warum begegnet uns das Thema dann so selten? Einerseits sind bisexuelle Menschen in der Alltagswelt und in Community-Debatten kaum als solche sichtbar, andererseits jedoch scheinen sich Prominente durchaus bereitwillig zu ihrer Bisexualität zu bekennen. Woher rührt dieser eigenartige Widerspruch zwischen Unsichtbarkeit und Chic? Und: Wo steht eigentlich das B im Verhältnis zu LSTTIQ? Die 13. Hirschfeld Lecture versucht Antworten auf genau diese Fragen zu finden. In diesem Band begegnen wir dem Thema Bisexualität aus zwei Blickwinkeln: Heinz-Jürgen Voß stellt theoretische Zugänge zu Fragen geschlechtlicher und sexueller Entwicklung vor und beschäftigt sich aus einem kultur- und sexualwissenschaftlichen Blickwinkel mit menschlicher Sexualität. Aus sozio­ logischer Perspektive spricht Kim Ritter ausgehend von lebensgeschichtlichen Interviews über die alltäglichen Lebensentwürfe und Erfahrungen bisexueller Menschen zwischen Anerkennung und Missachtung.


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Boris Roman Gibhardt Vorgriffe auf das schöne Leben Weimarer Klassik und Pariser Mode um 1800

Boris Roman Gibhardt Vorgriffe auf das schöne Leben Weimarer Klassik und Pariser Mode um 1800

Das Pariser Leben – Mode, Konsum, Kunst & Geselligkeit – diente den Klassikern in Weimar als steter Gegenpol des eigenen Tuns – und doch bezog ihr Schaffen aus dem vermeintlich Anderen eine bislang un­geahnte Inspiration.

Ästhetik um 1800, Bd. 14. Begründet von Reinhard Wegner, herausgegeben von Johannes Grave und Sabine Schneider ca. 592 S., ca. 30 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 49,– (D); € 50,40 (A) ISBN 978-3-8353-3392-5 Februar   WG 1562

Goethe war nie in Paris. Die Kultur der im späten 18. Jahrhundert tonangebenden französischen Metropole scheint am klassischen Weimar insgesamt vorbeigegangen zu sein: Die Klassiker, so schien es bislang, bezogen ihre literarische Inspiration und künstlerische Bildung in erster Linie aus dem ›an­ tiken‹ Süden, etwa Rom. Mit dieser Vorstellung aber, so zeigt Boris Roman Gibhardt, ist das Bild der Weimarer Klassik unvollständig. Vielmehr wurde im beginnenden urbanen Zeitalter das Pariser Leben nirgendwo so akribisch als ästhetisches Phänomen studiert wie im klassischen Weimar; fast leidenschaft-­ lich stilisierte man sich als Gegenpol zur Großstadt. Doch dass eine kategorische Abwehr der Pariser Populärkultur – Mode, Konsum, Kunst fürs Publikum – nicht die Antwort auf die längst greifbaren epochalen Veränderungen der Kultur sein konnte, stand auch und gerade Goethe schon früh deutlich vor Augen. Boris Roman Gibhardt zeichnet nicht nur das deutsche Paris-Bild um 1800 am Weimarer Beispiel nach, sondern er deckt auch auf, dass der abwehrende wie faszinierte Einblick in das Dazwischen von Kunst und Konsum die geheime Triebfeder war, mit deren Wirkung sich vom Werther-Roman bis zu Faust II Goethes Begriff des Schönen in seiner bis heute gültigen Gestalt erst entfalten konnte.

Der Autor Boris Roman Gibhardt ist aktuell Humboldt-Stipendiat an der Harvard University (German Department). Er ist Privatdozent für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft sowie Deutsche Philologie an der FU Berlin. Er ist Mitheraus­ geber des deutsch-französischen Rezensionsjournals Regards Croisés. Zuletzt erschien sein Buch »Nachtseite des Sinnbilds. Die Romantische Allegorie« (2018).


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Stefanie Arend Glückseligkeit Geschichte einer Faszination der Aufklärung. Von Aristoteles bis Lessing Die aufregende Geschichte der Glückseligkeit von der Antike bis zur Aufklärung. Stefanie Arend Glückseligkeit Geschichte einer Faszination der Aufklärung. Von Aristoteles bis Lessing

Das achtzehnte Jahrhundert – Supplementa, Bd. 23. Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts ca. 368 S., geb., Schutzumschlag ca. € 34,– (D); € 35,– (A) ISBN 978-3-8353-3393-2 auch als E-Book Februar   WG 1562

Die Autorin Stefanie Arend, Studium der Germanistik und Latinistik, seit 2010 Professorin für Neuere deutsche Literatur an der Universität Rostock, Lehre und Forschung u.a. im Bereich der Literatur und Kultur des Barock, der Auf­ klärung und der Klassischen Moderne, Mitherausgeberin des VL17 (Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon des 17. Jahrhunderts).

Die Aufklärung darf geradezu als das Zeitalter der Glückseligkeit bezeichnet werden. Diese wurde als Eudaimonie in der Antike beschrieben und besprochen und fand Aufnahme in das Christentum. In der Aufklärung wurde europaweit um sie gerungen. Im deutschsprachigen Raum wurde ihre Karriere durch Übersetzungen befördert. Die Studie macht erstmals nachvollziehbar, wie und unter welchen Bedingungen die Aufklärer in der Auseinandersetzung mit Antike und Moderne immer wieder neue Versuche unternahmen, um die Glückseligkeit zu erklären. Dass sich die Glückseligkeit nicht auf einen Nenner bringen lässt, zeigt der Blick auf wegweisende moralphilosophische Annäherungen (Aristoteles, Thomas von Aquin, Thomas Hobbes, Christian Wolff, Christian Thomasius), literarisch ambitionierte Prosa an der Schnittstelle zur Philosophie (Seneca, Shaftesbury, La Mettrie) sowie lyrisches Fragment und Drama (Lessing). In diesen Quellen werden diachron und synchron Unterschiede und Zusammenhänge deutlich gemacht und ein Narrativ der Glückseligkeit spürbar, das ihrer Faszination über die Jahrtausende Nahrung verlieh. Auch für die Aufklärer war Glückseligkeit nicht einfach der Lohn der Tugend.


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Lyrik / lyrics Songtexte als Gegenstand der Literaturwissenschaft

Die Literaturwissenschaft nimmt Songtexte in den Blick.

Lyrik / lyrics Songtexte als Gegenstand der Literaturwissenschaft Herausgegeben von Frieder von Ammon und Dirk von Petersdorff ca. 424 S., ca. 30 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-3381-9 April   WG 1562

Songtexte konsequent als Teil der Gattung Lyrik zu verstehen – das ist die Idee dieses Buches. In der Literaturwissenschaft ist ein solcher Ansatz bisher nur selten verfolgt worden. Das erstaunt insofern, als ›lyrics‹ schon quanti­t ativ ein bedeutsames Phänomen sind und im jugendlichen Sozialisationsprozess oft die erste Begegnung mit lyrischen Formen herstellen. ›Lyrics‹ können auch qualitativ bedeutsam sein, wie spätestens die Verleihung des Nobelpreises an Bob Dylan oder des Pulitzer-Preises an Kendrick Lamar gezeigt haben. In jüngster Zeit sind in der ästhetischen Praxis starke Wechselspiele von Lyrik und ›lyrics‹ zu beobachten: Songtexte greifen auf lyrische Vorbilder zurück, und Autoren orientieren sich an Song-Ästhetiken. Die Beiträge des Bandes sind systematisch ausgerichtet, sie fragen nach der Gattung des Songs, nach der Edition von Liedtexten, dem Verhältnis von Text und Musik, nehmen einzelne Genres wie ›Murder Ballads‹ oder das ›Wiegenlied‹ in den Blick und bieten exemplarische Analysen von Songs: Das Spektrum reicht von den ersten deutschsprachigen Songs im frühen 20. Jahrhundert über Dylan, Brecht und Biermann bis zu Tocotronic, Blumfeld und Wir sind Helden.

Die Herausgeber Frieder von Ammon, geb. 1973, ist Professor für Literatur­ wissenschaft an der Universität Leipzig. Veröffentlichungen u. a.: Fülle des Lauts. Aufführung und Musik in der deutschsprachigen Lyrik seit 1945: Das Werk Ernst Jandls in seinen Kontexten (2018). Dirk von Petersdorff, geb. 1966, ist Literaturwissenschaftler und Lyriker. Er unterrichtet an der Universität Jena. Veröffentlichungen u. a.: In der Bar zum Krokodil. Lieder und Songs als Gedichte (2017).


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Heinz Spielmann Ein Wiener Künstler in Hamburg Briefe an Carl Otto Czeschka Briefe an den 1907 nach Hamburg berufenen Carl Otto Czeschka von seinen Wiener Freunden dokumentieren anschaulich das Leben und die Gesellschaft Wiens nach 1900.

Heinz Spielmann Ein Wiener Künstler in Hamburg Briefe an Carl Otto Czeschka

Mit Beiträgen von Hella Häussler und Rüdiger Joppien Herausgegeben von Ekkehard Nümann Künstler in Hamburg, Bd. 1. Herausgegeben von Ekkehard Nümann ca. 400 S., ca. 125, z. T. farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3434-2 April   WG 1117

Carl Otto Czeschka (1878 –1960) war ein österreichischer Grafiker und Maler. Er gilt als einer der wichtigsten Gestalter der Wiener Werkstätte. Der Autor Heinz Spielmann, geb. 1930, studierte Architektur, Kunst­ geschichte und Philosophie. Von 1960 bis 1985 Leiter der Abteilungen Jugendstil, Moderne und Ausstellungswesen am Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, von 1986 bis 1998 Landes-Museumsdirektor des Landes Schleswig-Holstein und Direktor des Schleswig-Holsteinischen Landesmuseums und von 2002 bis 2005 Gründungs­ direktor des Bucerius Kunst Forums Hamburg. Bis 1995 Professor für Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts an der Uni­ versität Münster.

»Verlangst Du wirklich, dass wir Dir jedes Mal schreiben, wie uns Deine Sachen gefallen? Ist Dir das nicht schon zu langweilig zu hören? Du bist ein- für allemal für uns eine ganz alleinstehende Qualität, Du machst heute Sachen, wie sie überhaupt noch nie gemacht worden sind, und man geniert sich ja förmlich, über solche Kunstwerke dummes Lob zu schreiben. Jeder kleinste Schmarren, den Du schickst, ist ein Fest für uns.« (Fritz Wärndorfer an C. O. Czeschka am 30. Dezember 1909) Der aus Wien stammende Carl Otto Czeschka war seit 1905 einer der wichtigen Entwerfer für die Wiener Werkstätte. Als junger Lehrer an der Kunstgewerbeschule Wien war er Entdecker und Förderer von Oskar Kokoschka. Czeschkas Berufung 1907 nach Hamburg markierte einen Wendepunkt in der künstlerischen Bedeutung der Hamburger Kunstgewerbeschule. Neben seiner Lehrtätigkeit dort bis 1943 erhielt Czeschka zahlreiche Aufträge als Designer und Gebrauchsgrafiker. Ausführungen zu zwei bisher wenig bekannten Werken Czeschkas, den Glaskunstfenstern für die Gewerbekammer und den Dekansketten für die 1919 gegründete Hamburgische Universität, runden die Briefedition ab.


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Doris Fischer-Radizi Vertreibung aus Hamburg Die Ärztin Rahel Liebeschütz-Plaut Ein Porträt vom Leben, Werk und Wirken der Ärztin Rahel Liebeschütz-Plaut.

Doris Fischer-Radizi Vertreibung aus Hamburg Die Ärztin Rahel Liebeschütz-Plaut

Wissenschaftler in Hamburg, Bd. 2. Herausgegeben von Ekkehard Nümann ca. 388 S., ca. 84, z. T. farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3383-3 Mai   WG 1559

Rahel Liebeschütz-Plaut – 1923 die erste habilitierte Ärztin an der Medi­ zinischen Fakultät in Hamburg und dritte habilitierte Ärztin überhaupt in Deutschland – musste als Jüdin nach der Machtergreifung der National­ sozialisten ihren Beruf aufgeben. Bis sie 1938 mit ihrer Familie nach England emigrierte, hatte sie auf vielen Ebenen die zunehmende Entrechtung und Isolation der Juden erlebt. Um ihren Enkelkindern die Gründe für die Aus­ wanderung zu erklären, hat sie berührende Erinnerungen an die Zeit in Hamburg von 1932 bis 1938 verfasst, die hier erstmals veröffentlicht werden. Den Erinnerungen ist eine Biographie vorangestellt, die Aspekte der Juden- und Frauenemanzipation aufgreift und eine ungewöhnliche Familiengeschichte erzählt. Im dritten Teil des Buchs wird die Bedeutung von Rahel LiebeschützPlauts wissenschaftlicher Forschung im historischen Kontext beschrieben.

Rahel Liebeschütz-Plaut (1894 –1993) war in Hamburg die erste habilitierte Ärztin im Fachgebiet Physiologie. Nach 1933 wurde ihr wie anderen jüdischen Wissenschaftlern die Lehrbefugnis, 1938 wie allen jüdischen Ärzten die Approba­ tion entzogen. Sie emigrierte im selben Jahr mit ihren Kindern nach England. Im Alter von 95 Jahren erfuhr sie an der Hamburger Universitätsklinik ihre Rehabilitation und die Würdigung ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Sie starb 1993, fast hundertjährig, in England. Die Autorin Doris Fischer-Radizi, geb. 1956, ist Fachärztin für Allgemein­ medizin, bis 2013 niedergelassen in Hamburg. In ihrer Promotion befasste sie sich mit Ehe und Sexualberatungsstellen in der Weimarer Republik. Sie forscht derzeit über Themen wie Gender­aspekte in der Medizin und die Sichtweise des weib­ lichen Körpers durch die medizinische Wissenschaft. Die Reihe

Seit 1907 engagiert sich die Hamburgische Wissenschaft­ liche Stiftung für die Wissenschaften in der Hansestadt. Mit der Schriftenreihe »Wissenschaftler in Hamburg« würdigt sie jene Persönlichkeiten, die sie in ihrer über 100-jährigen Geschichte gefördert hat und die den Ruf der Universität Hamburg ausmachen.


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Hanna Kozińska-Witt Jüdische Stadtdeputierte in der Zweiten Polnischen Republik Projekte – Strategien – Dynamiken Eine komparative Betrachtung des Engagements jüdischer Abgeordneter in der Kommunalpolitik dreier polnischer Großstädte in der Zwischenkriegszeit.

Hanna Kozińska-Witt Jüdische Stadtdeputierte in der Zweiten Polnischen Republik Projekte – Strategien – Dynamiken

Polen: Kultur – Geschichte – Gesellschaft, Bd. 6. Herausgegeben von Yvonne Kleinmann ca. 344 S., ca. 6 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 36,90 (D); € 38,– (A) ISBN 978-3-8353-3380-2 auch als E-Book Mai   WG 1559

Die Autorin Hanna Kozińska-Witt, geb. 1957, ist freischaffende Historikerin. Sie forscht zur Geschichte der Juden in Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert und zur Stadtgeschichte. Die Reihe Polen: Kultur – Geschichte – Gesellschaft / Poland: Culture – History – Society widmet sich der interdisziplinären Erforschung historischer und gegenwärtiger Formationen Polens, vor allem seiner kulturellen, sprachlichen und sozialen Dynamik. Sie betrachtet Polen im Sinne der Area Studies als eine Region, die sich situativ immer wieder neu konfiguriert und unterschiedliche Sprachen und Kulturen umfasst. Daher integriert sie auch Forschung zu Ländern, die historisch und gegenwärtig eng mit Polen verbunden sind. Auf diese Weise soll eine multiperspektivische Betrachtung Polens in seinen europäischen und internationalen Verflechtungen entwickelt werden.

In der Zwischenkriegszeit bildeten die jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner ein gutes Drittel der Warschauer und ein Viertel der Krakauer Be­ völkerung. In Posen war ihr Anteil mit etwa einem Prozent deutlich geringer. Kraft der Märzverfassung des Jahres 1921 wurden sie zu vollberechtigten Staatsbürgern der Republik Polen. Damit stand es erwachsenen Juden und Jüdinnen auch frei, sich an kommunalen Entscheidungsprozessen zu betei­ ligen. Über die Umsetzung in die Praxis ist bis heute wenig bekannt. Hanna Kozińska-Witt befasst sich in vergleichender Perspektive mit dem politischen Engagement jüdischer Repräsentanten in den drei Großkommunen: Wie organisierten sich jüdische Stadtmilieus? In welchem Umfang waren sie in den jeweiligen Stadtparlamenten repräsentiert? Was waren ihre wichtigsten Themen und Anliegen? Wer waren ihre Partner, wer ihre Gegner? Wie reagierten nichtjüdische Kommunalpolitiker auf die von jüdischen Repräsentanten vertretenen Standpunkte? Welche Rolle spielte der wachsende Antisemitismus? Um diese Fragen differenziert zu erörtern, berücksichtigt die Untersuchung allgemeine Tendenzen der Staatspolitik ebenso wie regionale Verwaltungstraditionen.


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Empirisierung des Transzendentalen Erkenntnisbedingungen in Kunst und Wissenschaft 1850 –1920 Künste und Wissenschaften beschäftigen sich seit 1850 mit dem Problem, dass Wissen an Gewissheit verliert, wenn der Erkenntnisapparat empirisch untersucht wird.

Empirisierung des Transzendentalen Erkenntnisbedingungen in Kunst und Wissenschaft 1850 –1920 Herausgegeben von Philip Ajouri und Benjamin Specht ca. 400 S., ca. 25, z. T. farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3384-0 April   WG 1525

Die Geschicke des Subjekts im langen 19. Jahrhundert sind vielgestaltig und wechselhaft. Wird es von Kant noch zur transzendentalen Voraussetzung aller Erfahrung erklärt, unterziehen die Erfahrungswissenschaften seit 1850 das ehemalige Apriori zunehmend einer empirischen Untersuchung. Wenn damit aber die Form des Wissens in Abhängigkeit von sinnesphysiologischen, kul­ turellen und sprachlichen Erfahrungsweisen betrachtet wird, sind die ›Be­ dingungen der Möglichkeit von Erkenntnis‹ am Ende so kontingent wie diese Prägungen selbst. Kunst und Literatur nehmen an diesem erkenntnistheo­ retischen Problem regen Anteil. Sie arbeiten mit an seiner Formulierung und Analyse, spielen mögliche Konsequenzen durch und reflektieren es zuweilen in seiner prinzipiellen Unlösbarkeit. Sie erproben aber auch Ausweichbewegungen und Möglichkeiten eines Arrangements, ja versuchen, ihm durch alternative Formen von ›Erfahrung‹ und ›Gewissheit‹ zu begegnen. Der Band versammelt Beiträge aus Neuerer deutscher Literatur, Philo­ sophie, Sprachwissenschaft sowie Wissenschafts- und Kunstgeschichte. Gemeinsam gehen sie den Fragen nach: Wie verhandeln Kunst und Wissenschaft das Problem der Empirisierung des Transzendentalen und wie hängt es zusammen mit der Herausbildung der ästhetischen Moderne?

Die Herausgeber Philip Ajouri, geb. 1974, lehrt und forscht an der Universität Stuttgart und im Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel (Deutsches Literaturarchiv Marbach). Seine Schwerpunkte sind Literatur und Wissen (Naturwissenschaften, Gute Policey), Realismus, Jahrhundertwende, Ideen- und Problemgeschichte sowie Materia­ lität und Medialität der Literatur. Veröffentlichungen u. a.: Literatur um 1900. Naturalismus – Fin de Siècle – Express­ionismus (2009); Erzählen nach Darwin. Die Krise der Teleologie im literarischen Realismus: Friedrich Theodor Vischer und Gottfried Keller (2007). Benjamin Specht, geb. 1977, ist Privatdozent an der Universität Erlangen-Nürnberg. Seine Forschungsschwerpunkte sind Literatur- und Wissenschaftsgeschichte, Romantik, Literatur um 1900, Geschichte und Theorie der Metapher. Er ist Mit­ herausgeber der Zeitschrift KulturPoetik. Zeitschrift für kulturgeschichtliche Literaturwissenschaft. Veröffentlichungen u. a.: ›Wurzel allen Denkens und Redens‹. Die Metapher in Wissenschaft, Weltanschauung, Poetik und Lyrik um 1900 (2017); Physik als Kunst. Die Poeti­ sierung der Elektrizität um 1800 (2010).


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Elisabeth Bronfen Bjørn Melhus

Ein umfassender Blick in das Werk des gesellschafts­ kritischen Videokünstlers, der auch vor den großen globalen Themen nicht zurückschreckt. Das Sprengel Museum in Hannover zeigt vom 29. 5. – 1. 9. 2019 Werke von Bjørn Melhus in einer Ausstellung.

Elisabeth Bronfen Bjørn Melhus

Kunst der Gegenwart aus Niedersachsen, Bd. 74. Herausgegeben von der Stiftung Niedersachsen ca. 80 S., zahlr. farbige Abb., geb., Großformat 19,80 € (D); 20,40 € (A) ISBN 978-3-8353-3424-3 Mai   WG 1744

Die Autorin Elisabeth Bronfen, geb. 1958, Lehrstuhlinhaberin am Eng­ lischen Seminar der Universität Zürich, ist seit 2007 Professorin an der New York University. Veröffentlichungen u. a.: Noch einmal anders. Zu einer Poetik des Seriellen (Mithg., 2016); Tiefer als der Tag gedacht. Eine Kulturgeschichte der Nacht (2008); Die Diva: Eine Geschichte der Bewunderung (2002).

Melhus ist heute einer der bekanntesten deutschen Kurzfilmemacher und Medienkünstler; einer, dessen Arbeiten sowohl im internationalen Kunstkontext als auch auf Kurzfilmfestivals präsent sind. In seinen oft ironischen und grotesken Arbeiten greift er die Medienwirklichkeit unserer Zeit auf, Talkshows, Youtubevideos oder Filmklassiker; verfremdet sie, spitzt sie zu. Die Stereotypen der Medienwelten, die in ihnen produzierten Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster sind Anlässe für die Figurenerfindungen der Melhus’schen Arbeiten. Immer ist es der Künstler selbst, der einzeln oder vielfach in diesen Arbeiten figuriert. Nur seine eigene Stimme ist nie zu hören, dagegen Stimmzitate, sich variierend, repetierend. Melhus schenkt den Betrachtern seiner Arbeiten neue Bilder der Wirklichkeiten. Er führt sie in eine magische eigene Welt, in der wesentliche Elemente menschlicher Aktionen und Interaktionen sichtbar werden.


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Die Zukunft des Kapitalismus

Zur Debatte: Der Kapitalismus im 21. Jahrhundert.

Die Zukunft des Kapitalismus Herausgegeben von Corinne Michaela Flick Mit einem Vorwort von Corinne Michaela Flick Convoco! Edition Herausgegeben von Corinne Michaela Flick ca. 240 S., geb., Schutzumschlag ca. € 14,90 (D); € 15,40 (A) ISBN 978-3-8353-3429-8 auch als E-Book März   WG 1559

Die Stiftung Convoco

In unserer sich rapide wandelnden Welt scheint die Zukunft unseres Wirtschaftssystems – des Kapitalismus – unvorhersehbarer denn je: Die seit wenigen Jahrzehnten voranschreitende Digitalisierung zeichnet sich bereits jetzt durch drastische Veränderungen auf unserem Arbeitsmarkt ab. Die intensivierte Globalisierung hat neue Formen des Kapitalismus hervorgebracht, die sich von westlichen freien Marktwirtschaften deutlich unterscheiden. Die Kapitalismuskritik stellt derzeit eine weitere Herausforderung für unser Wirtschafts­ system dar. Der vorliegende Band widmet sich der Zukunft des Kapitalismus aus unterschiedlichen Perspektiven, will konstruktiv nach vorne blicken und somit unsere wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunft mitgestalten. Es steht die Frage im Fokus, wie sich der Kapitalismus wandeln muss, damit er weiterhin ein erfolgreiches Modell für unsere Gesellschaft bleibt und noch mehr Menschen am Kapitalismus partizipieren bzw. von ihm profitieren können. Mit Beiträgen von Bazon Brock, Kai A. Konrad, Justin Yifu Lin, Rudolf Mellinghoff, Timo Meynhardt, Hans Ulrich Obrist, Stefan Oschmann, Jörg Rocholl, Wolfgang Schön u. a.

Eine Maxime von Convoco ist es, heute Verantwortung für die Welt von morgen zu übernehmen. Convoco will das Bewusstsein schaffen für die sich ständig verändernde moderne Welt und die Herausforderungen, die sich dadurch für die Gesellschaft ergeben. Convoco bietet Lectures, das Forum und die Edition als Plattformen, auf denen heraus­ ragende Experten ihres Fachs Fragen des künftigen Miteinanders in einer immer stärker vernetzten Welt diskutieren. Die Herausgeberin Corinne Michaela Flick, Doppelstudium der Rechtswissenschaft und der Literaturwissenschaft mit Nebenfach Amerikanistik, Promotion zum Dr. phil. Rechtsanwältin, Gesellschafterin der Vivil GmbH und Co. KG, Offenburg, Gründerin und Vorstand der gemeinnützigen Convoco Stiftung.


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Über Literatur

Marcus Twellmann Dorfgeschichten Wie die Welt zur Literatur kommt Die Literaturen der Welt erzählen vom Dorf: Bausteine einer Gattungsgeschichte.

Marcus Twellmann Dorfgeschichten Wie die Welt zur Literatur kommt

ca. 528 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3387-1 auch als E-Book April   WG 1562

Der Autor Marcus Twellmann, geb. 1972, forscht und lehrt mit dem Schwerpunkt Neuere deutsche Literatur an der Universität Konstanz. Veröffentlichungen u. a.: Modernisierung und Reserve. Zur Aktualität des 19. Jahrhunderts (Mithg., 2017); Berechnen  /  Beschreiben. Praktiken statistischen (Nicht-)Wissens 1750 –1850 (Mithg., 2014); »Ueber die Eide«. Zucht und Kritik im Preußen der Aufklärung (2010); Das Drama der Souveränität. Hugo von Hofmannsthal und Carl Schmitt (2004).

Mitte des 18. Jahrhunderts wird das Dorf zum Thema der Literatur; zuerst in Versen, dann in ungebundener Form. Man spricht von village sketches und contes villageois, später von derevenskaja proza und köy edebiyatı. Zu besonde­rer Popularität gelangt die »Dorfgeschichte« in den deutschsprachigen Ländern. Marcus Twellmann nutzt dieses Gattungskonzept für vergleichende Lektüren, die das Erzählen in seiner lokalen Kontextgebundenheit und zugleich die Bewegung der Form untersuchen – ihr Anderswerden im Zuge globaler Übersetzung wie auch ihre Verfestigung. Wie keine andere gibt diese zumeist Realismus beanspruchende Gattung Aufschluss über die tiefgreifende Ver­ änderung von Lebenswelten. Die Studie macht klar: Weltliteraturgeschichte ist möglich und das Dorf ist der Ort, wo sie als Erfahrung beginnt.


Über Literatur

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Raabe und heute Wie Literatur und Wissenschaft Wilhelm Raabe neu entdecken Wie aktuell ist Wilhelm Raabe heute? Die Beiträge dieses Bandes beantworten diese Frage aus literarischer und literaturwissenschaftlicher Sicht.

Raabe und heute Wie Literatur und Wissenschaft Wilhelm Raabe neu entdecken Herausgegeben von Moritz Baßler und Hubert Winkels ca. 352 S., geb., ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3431-1 auch als E-Book April   WG 1562

Kolonialismus, Umweltzerstörung, Umgang mit dem Fremden – erstaunlich viele der Themen, die uns derzeit umtreiben, finden sich bereits bei Wilhelm Raabe (1831 –1910). Der Band versammelt Beiträge bedeutender Autorinnen und Autoren aus Gegenwartsliteratur und aktueller Literaturwissenschaft, die das Werk des großen realistischen Erzählers neu erkunden und in seiner Aktualität zugänglich machen. Sie zeigen, wie anregend und bereichernd es sein kann, sich auf die Eigentümlichkeiten und Komplexitäten von Texten wie »Abu Telfan«, »Pfisters Mühle«, »Die Akten des Vogelsangs« oder das unvollendete »Altershausen« einzulassen.

Wilhelm Raabe (1831 –1910), Schriftsteller und Vertreter des poetischen Realismus, war vor allem für seine gesellschaftskritischen Erzählungen, Novellen und Romane bekannt. Die Herausgeber Moritz Baßler ist als Professor an der Universität Münster zuständig für Neuere deutsche Literatur von Poetischem Realismus bis Pop. Hubert Winkels ist Journalist und Literaturredakteur beim Deutschlandfunk. Er leitet die Jurys des Ingeborg-Bachmann-Preises und des Wilhelm Raabe-Preises in Braunschweig.


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Über Literatur

Das Werk von Felix Hartlaub Einflüsse, Kontexte, Rezeption

Die erste umfassende wissenschaftliche Würdigung des Schriftstellers Felix Hartlaub.

Felix Hartlaub (1913 –1945), Schriftsteller, ist in einer weltoffenen liberalen Familie groß geworden. Er pflegte bis zu seinem Tod intensive Freundschaften zu Gegnern des NS-Regimes, wirkte selbst aber als Historiker im Zentrum der nationalsozialistischen Macht. Die Herausgeber Nikola Herweg, geb. 1973, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und seit 2012 Leiterin des Helen und Kurt Wolff-Archivs für Exilliteratur im Deutschen Literatur­archiv Marbach. Veröffentlichungen u. a.: Hilde Domin / Nelly Sachs: Briefwechsel (Mithg., 2016); Hilde Domin: Sämtliche Gedichte (Mithg., 2015); Felix Hartlaub: Aus Hitlers Berlin: 1934 –1938 (Mithg., 2014); Felix Hartlaub: Italienische Reise: Tagebuch einer Studienfahrt 1931 (Mithg., 2013). Harald Tausch, geb. 1965, ist Privatdozent für Neuere deutsche Literaturgeschichte sowie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Gießen. 2014 –2017 Leiter des DFG-Forschungs­ projekts »Die Hartlaubs. Zeitwahrnehmung und Ästhetik im frühen 20. Jahrhundert«. Veröffentlichungen u. a.: Felix Hartlaub: Aus Hitlers Berlin: 1934 –1938 (Mithg., 2014); Felix Hartlaub: Italienische Reise: Tagebuch einer Studienfahrt 1931 (Mithg., 2013); Literatur um 1800. Klassisch-romantische Moderne (2011); Entfernung der Antike. Carl Ludwig Fernow im Kontext der Kunsttheorie um 1800 (2000).

Das Werk von Felix Hartlaub Einflüsse, Kontexte, Rezeption Herausgegeben von Nikola Herweg und Harald Tausch marbacher schriften, neue folge, Bd. 17. Herausgegeben von Ulrich Raulff, Ulrich von Bülow und Anna Kinder ca. 176 S., ca. 6 Abb., brosch. ca. € 19,90 (D); € 20,50 (A) ISBN 978-3-8353-3400-7 April   WG 1560

Durch Kontextualisierung und Vergleich wird die Spezifik des Schreibens über Krieg im Krieg bei Felix Hartlaub untersucht. Welche Rolle spielten das Elternhaus, der als Kunsthistoriker und bis 1933 als Museumsdirektor einflussreiche Vater, der als Kriegshistoriker bekannte Doktorvater Walter Elze? Wie nahmen sich zeitgenössische, teilweise von Hartlaub rezipierte Autoren der Themen Krieg und Gewalt an? Und wie kommt es, dass Hartlaub ab 1950, nach seiner postumen Entdeckung als Schriftsteller, sehr unterschiedlich gelesen – und vereinnahmt – wird, sei es als vom Krieg faszinierter Tagebuchschreiber, sei es als Widerständler? Hartlaubs Position zwischen Zeit- und Literaturgeschichte, zwischen unterschiedlichen Einflüssen und zwischen Kriegsfaszination und deutlicher Kritik an der nationalsozialistischen Politik wird von verschiedenen Seiten beleuchtet. Inhalt: Helmut Lethen: Felix Hartlaub zwischen der Seeschlacht bei Lepanto und dem Führerhauptquartier Harald Tausch: Italien als Reflexionsraum für Felix Hartlaub Nikola Herweg: Humor und Satire im zeichnerischen und literarischen Werk Felix Hartlaubs Rainer Godel: Gewalt und Krieg bei Felix Hartlaub Jannis Wagner: Felix Hartlaub und Ernst Jünger als verstrickte Beobachter Jan Eike Dunkhase: Hans Egon Holthusen und die Geburt des negativen Helden Gabriele Ewenz: Die Rezeption des Werkes Felix Hartlaubs durch Jürgen Becker


Über Literatur

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Florian Welling »Vom Anblick der Amseln« Paul Celans Kafka-Rezeption Eine umfassende Untersuchung zu Paul Celans Kafka-Rezeption, die die zentrale Bedeutung des Prager Schriftstellers für Celan differenziert aufzeigt.

Florian Welling »Vom Anblick der Amseln« Paul Celans Kafka-Rezeption

ca. 560 S., geb., Schutzumschlag ca. € 58,– (D); € 59,70 (A) ISBN 978-3-8353-3435-9 Februar   WG 1562

»Lesen ist ein fester Bestandteil meines Lebens«, schrieb der Dichter Paul Celan an seine Frau Gisèle. Franz Kafka ließ er dabei Zeit seines Lebens besondere Aufmerksamkeit zukommen, wie bereits die Kafka-Bände aus Celans Bibliothek zeigen, die nicht nur zahlreich vorhanden sind, sondern auch zumeist mannigfaltige Rezeptionsspuren aufweisen. Die intensive Auseinandersetzung Celans mit Kafka ist in der Forschung bekannt und nur der Ausgangspunkt dieser Studie, die den Fragen nachgeht, wie sich diese Rezeption zu unterschiedlichen Zeiten gestaltete, welche Aspekte des Kafkaschen Werks Celan besonders interessierte und welche Auswirkungen sie auf die Entwicklung seiner poetologischen Gedanken hatte. Neben der Interpretation poetischer und poetologischer Texte Celans werden in dieser Studie weitere Quellen aus dem in Marbach befindlichen Nachlassbestand, etwa die Lektürespuren in den Bänden seiner Bibliothek oder private Äußerungen aus Briefen, herangezogen, um einen umfassenden Einblick in Celans Kafka-Rezeption geben zu können.

Paul Celan (1920 –1970) war ein in der Bukowina geborener und in Frankreich lebender deutschsprachiger Dichter. Seine Dichtung verstand er dabei als einen Versuch, mit einem Gegenüber, etwa dem Leser oder einem Autor, mit dem er sich auseinandersetzte, ins Gespräch zu kommen. Der Autor Florian Welling, geb. 1983, studierte an der Universität Heidelberg Literaturwissenschaften, Geschichte und Philosophie. Dort arbeitete er in zahlreichen Projekten, unter anderem als Mitarbeiter bei der Historisch-Kritischen Franz Kafka-Edition und in redaktioneller Tätigkeit bei der Zeitschrift »Kafka-Kurier«.


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Über Literatur

Leonie Krutzinna Der norwegische Schwitters Die Merz-Kunst im Exil Zum 100. Jahrestag seines Kunstkonzepts Merz setzt sich dieser Band in einer grundlegende Untersuchung mit Kurt Schwitters’ Werkkomplex des norwegischen Exils auseinander.

Leonie Krutzinna Der norwegische Schwitters Die Merz -Kunst im Exil

ca. 296 S., ca. 41 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,– (D); € 35,– (A) ISBN 978-3-8353-3466-3 Mai   WG 1562

Kurt Schwitters (1887 –1948) prägte das Kunstwort Merz, unter dem er seine dadaistische Kunst entwickelte. Die Autorin Leonie Krutzinna, geb. 1986, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Skandinavischen Seminar der Universität Göttingen. 2018 Promotion über Kurt Schwitters im norwegischen Exil. 2005 bis 2011 Studium der Germanistik, Skandinavistik und Kompara­ tistik in Göttingen und Bergen, Norwegen. Forschungsbeiträge im Bereich der Exil- und Migrationsliteratur sowie zum skan­ dinavischen Drama und Theater der Moderne und Postmoderne.

Um den Repressionen durch das NS-Regime zu entgehen, verlegte Kurt Schwitters seinen Wohnsitz 1937 nach Norwegen. Aus dem Exil des Künstlers gehen zahlreiche bildkünstlerische, schriftstellerische, architektonische sowie kompositorische Arbeiten hervor, deren systematische und kunstformenübergreifende Analyse von Leonie Krutzinna erstmalig vorgenommen wird. Der Werkkomplex Norwegen veranschaulicht den Kulturtransfer zwischen dem deutschen Künstler und seinem Zufluchtsland. Anhand seiner außergewöhnlichen Exilerfahrung führt Schwitters zugleich deren konsequente ästhetische Transformation vor: Er entwickelt nicht nur eine Ästhetik der Mehrsprachigkeit, indem er auf Norwegisch schreibt, sondern schließt auch an seine experimentelle Produktion des Frühwerks an und erweitert seine als Merz bezeichnete Kunst damit zu einer Poetik des Exils.


Über Literatur

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Karl Jaspers Leben als Grenzsituation Eine Biografie in Briefen Briefe des Existenzphilosophen veranschaulichen seine persönlichen und politischen Einsichten.

Karl Jaspers Leben als Grenzsituation Eine Biografie in Briefen

Herausgegeben von Matthias Bormuth ca. 320 S., Klappenbroschur ca. € 19,90 (D); € 20,50 (A) ISBN 978-3-8353-3430-4 März   WG 1562

Karl Jaspers (1883 –1969) führte ein Leben in Grenzsituationen, vor allem bedingt durch sein chronisches Lungenleiden. Als Psychiater erkundete er die psychopathologischen Herausforderungen des menschlichen Erlebens. Als Existenzphilosoph suchte er zudem, die geistigen Reaktionen auf bio­g rafische und politische Grenzsituationen zu verstehen. Seit der Jugend ging es Jaspers in Briefen an vertraute Menschen darum, seine besonderen Ansichten auf die innere Wirklichkeit der Menschen zur Sprache zu bringen. Mit Martin Heidegger teilte er bis 1933 den Enthusiasmus des Denkens, nach 1945 setzte die Entfremdung zwischen ihnen ein, während Hannah Arendt zur philo­ sophisch vertrauten Gesprächspartnerin wurde. Das offene Gespräch, in das Jaspers mit vielen Zeitgenossen eintrat, zeigt sich in den Briefen an Albert Schweitzer, Ernst Bloch, Golo Mann, Rolf Hochhuth und Rudolf Augstein. Immer bietet er facettenreiche Ansichten, die das eigene Leben und Denken bis 1968 in der Zeitgeschichte philosophisch spiegeln.

Karl Jaspers (1883 –1969) wirkte zuerst als Psychiater, bevor er 1922 einen Lehrstuhl für Philosophie in Heidelberg übernahm. Seine »Psychologie der Weltanschauungen« und die spätere dreibändige »Philosophie« machten ihn als Philosophen der »Existenzerhellung« berühmt. In den Jahren 1937 –1945 zwangspensioniert, beeinflusste Jaspers nach dem Krieg als politischer Schriftsteller die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik bis in die Zeit der Notstandsgesetze. Ab 1948 lehrte er in Basel, wo er 1969 starb. Der Herausgeber Matthias Bormuth, geb. 1963, Inhaber der Heisenberg-Pro­ fessur für vergleichende Ideengeschichte am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg. Veröffentlichungen u. a.: Karl Jaspers. Korrespondenzen (Mithg., 2015); »Wahrheit ist, was uns verbindet« – Karl Jaspers’ Kunst zu philosophieren (2009); Ambivalenz der Freiheit. Suizidales Denken im 20. Jahrhundert (2008); Lebensführung in der Moderne. Karl Jaspers und die Psychoanalyse (2002).


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Über Literatur

Till Breyer Chiffren des Sozialen Politische Ökonomie und die Literatur des Realismus Wie lässt sich der Kapitalismus erzählen? Eine Studie über Literatur, Wissen und Gesellschaft im 19. Jahrhundert.

Till Breyer Chiffren des Sozialen Politische Ökonomie und die Literatur des Realismus

ca. 360 S., ca. 2 Abb., brosch. ca. € 34,– (D); € 35,– (A) ISBN 978-3-8353-3382-6 März   WG 1562

Der Autor Till Breyer, geb. 1984, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bochum. Seine Forschungsschwerpunkte sind deutsche, englische und französische Literatur der Moderne, Geschichte des Wissens, Realismus, Marxismus, Literatur und Recht. Veröffentlichungen u. a.: Form des Zerfalls. Zur politischen Ökonomie von Hermann Brochs »Die Schlafwandler«, in: Die Wirklichkeit des Realismus (2018); Medien der Latenz. Zur Vorgeschichte der Konjunkturzyklen bei Zola und Juglar, in: Medien der Finanz. Archiv für Mediengeschichte (2017); Monster und Kapitalismus (Mithg., 2017).

Der literarische Realismus des 19. Jahrhunderts begreift die zeitgenössische Gesellschaft als grundsätzlich unkenntliche und intransparente Wirklichkeit. Waren und Geld, Kapital und Profit werden als Chiffren sozialer Verhältnisse konzipiert, deren Bedeutung nicht auf der Hand liegt, sondern entschlüsselt werden muss. Dabei stößt die Literatur auf die Probleme und Streitfragen der politischen Ökonomie, deren Wissensproduktion zum Material des Erzählens wird. Till Breyer rekonstruiert die wechselseitigen Bezüge von sozialen Ver­ werfungen, ökonomischem Wissen und realistischem Erzählen und stellt dabei die Begriffe der Produktion, des Verkehrs, des Kapitals und der Krise in den Mittelpunkt. Entlang eines literatur- und diskursgeschichtlichen Mate­ rials, das von Raabe und Dickens über Marx und Engels, Keller und Gaskell zu den Spätwerken Fontanes und Zolas führt, entfaltet die Studie den kulturellen Prozess, in dem das 19. Jahrhundert die Krisendynamik der Moderne zu deuten versucht.


Über Literatur

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Michael Woll Hofmannsthals »Der Schwierige« und seine Interpreten Am Beispiel von Hofmannsthals Komödie »Der Schwierige« fragt die Studie nach dem Potential der Wissenschafts­geschichte für die Interpretation. Michael Woll Hofmannsthals »Der Schwierige« und seine Interpreten Philologien. Theorie – Praxis – Geschichte, Bd. 5. Herausgegeben von Christoph König und Nikolaus Wegmann

ca. 432 S., geb., Schutzumschlag ca. € 42,– (D); € 43,20 (A) ISBN 978-3-8353-3385-7 Februar   WG 1562

Hugo von Hofmannsthal

Wie lässt sich ein vieldiskutiertes Werk wie Hugo von Hofmannsthals »Der Schwierige« (1921) vor dem Hintergrund seiner fast einhundertjährigen Forschungsgeschichte heute neu deuten? Das Buch beschreibt das Erkenntnispotential der Wissenschaftsgeschichte für die Interpretation – in dem Sinne, dass diese Geschichte nicht von den einzelnen Theorien und Methoden her, sondern ausgehend vom Werk selbst rekonstruiert wird: Hofmannsthals Stück wird vom Streitobjekt zum Streitsubjekt. Konstruktiv dient der ›Streit‹ als Triebfeder der Erkenntnis. Die unterschiedlichen Positionen, die sich aus verschiedenen Wissenschaftstraditionen ebenso ergeben wie aus räumlichen und institutionellen Gegebenheiten, werden miteinander ins Gespräch gebracht und auf ihre historische Gebundenheit, vor allem aber auf ihre Leistungen hin geprüft. Michael Wolls Studie bietet neben einer Neuinterpretation des »Schwierigen« und weiterer Werke Hofmannsthals einen Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte der Germanistik im 20. Jahrhundert. Sie ist zudem eine Stellungnahme zur Methodendiskussion, in der sich das Potential einer auf einen Autor bezogenen Forschung als Diskurs- und Dialograum innerhalb des Fachs widerspiegelt.

(1874 –1929) war einer der bedeutendsten Vertreter der Klassischen Moderne. Sein lyrisches Jugendwerk machte ihn berühmt, ehe er sich dem Theater zuwandte – als Autor von Tragödien und Komödien, als Mitbegründer der Salz­ burger Festspiele und als Librettist an der Seite von Richard Strauss. Sein ›Chandos-Brief‹ (1902) gilt als einer der Gründungstexte der lite­ rarischen Moderne. Der Autor Michael Woll, geb. 1985, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Veröffentlichungen u. a.: Artikel im Hofmannsthal-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung (2016) und Beiträge in: Über Die »Sonette an Orpheus« von Rilke. Lektüren (2016); Historischkritische Edition der »Sonette an Orpheus« (zus. mit Christoph König, 2016).


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Über Literatur

Christopher Busch Unger-Fraktur und literarische Form Studien zur buchmedialen Visualität der deutschen Literatur vom späten 18. bis ins 21. Jahrhundert Eine Studie, die Typographie historisiert und als streitbares, visuelles Formreservoir der Literatur- und Ideengeschichte verstehbar macht.

Christopher Busch Unger-Fraktur und literarische Form Studien zur buchmedialen Visualität der deutschen Literatur vom späten 18. bis ins 21. Jahrhundert

ca. 400 S., ca. 32 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 44,90 (D); € 46,20 (A) ISBN 978-3-8353-3404-5 Februar   WG 1562

Johann Friedrich Unger (1753 –1804) war Verleger, Drucker und Holzschneider. Er entwickelte mit der UngerFraktur eine modernisierte Frakturtype, die 1794 eingeführt wurde. Der Autor Christopher Busch, geb. 1987, arbeitet als Literaturwissenschaftler an der Universität Luxemburg. Er forscht zu literarischer Visualität, zum Verhältnis von Ideen- und Buchgeschichte und zur Mehrsprachigkeitsphilologie. Veröffentlichungen u. a.: Ichtexte. Beiträge zur Philologie des Individuellen (Mithg., 2019).

In Fallstudien vom späten 18. bis ins 21. Jahrhundert geht Christopher Busch der Erfindung und Verwendung einer Schrift, der sogenannten Unger-Fraktur, nach. Dabei interessiert, in welchen kultur-, institutions- und sozialgeschichtlichen Kontexten sich die Erfindung und Etablierung dieser Fraktur durch den Verleger und Drucker Johann Friedrich Unger um 1800 vollzog, wie sie von den zeitgenössischen Autoren (Karl Philipp Moritz, Johann Wolfgang von Goethe, Novalis, Friedrich Schlegel, Ludwig Tieck u. a.) aufgenommen, wie sie dann um 1900 wiederentdeckt und für die Werkausgaben von Literaturnobelpreisträgern (Thomas Mann, Hermann Hesse) verwendet wurde und wie sie schließlich in der Gegenwartsliteratur erneut Anklang findet (Max Goldt). Es zeigt sich, dass die Unger-Fraktur eine Schlüsselrolle bei der Erzeugung und Historisierung literarischer Bedeutsamkeit inne hatte: Konnte sie um 1800 dabei helfen, die Literatur überhaupt als kulturell signi­f ikante Institution zu etablieren, wirkte sie um 1900 bei der Kanonisierung literarischer Modernisten mit und markiert heute Poetizität per se. Die Studie leistet einen Beitrag zur Erforschung der buchmedialen und visuellen Dimension der Literatur und damit der visuellen Kultur insgesamt.


Über Literatur

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Scherz Die heitere Seite der Aufklärung

Das »Scherzhafte« in den Künsten und in der Geselligkeit, die Proklamation der Heiterkeit im Rokoko.

Scherz Die heitere Seite der Aufklärung Herausgegeben von Reimar F. Lacher Schriften des Gleimhauses Halberstadt, Bd. 10 ca. 240 S., ca. 150 farbige Abb., geb., 21 × 27 cm ca. € 24,– (D); € 24,70 (A) ISBN 978-3-8353-3386-4 Juni   WG 1562

Das 18. Jahrhundert ist das Jahrhundert der Aufklärung, der Freundschaft, des Briefes und es ist das Jahrhundert des Scherzes. Dabei ist der Scherz nicht nur ein stilistisches Phänomen, sondern darüber hinaus ein Leitwert der Geselligkeit, ein Bekenntnis zur Lebensfreude, zur Erfüllung im Diesseits. Von Kritikern wurden diese sinnliche, affektive Seite der Aufklärung und das Scherzhafte, Heitere darin jedoch als belanglos, läppisch und frivol ver­ urteilt. Mit dem Katalog, der die Ausstellung des Gleimhauses in Halberstadt zum 300. Geburtstag des Dichters, Sammlers, Literaturaktivisten und Freundschaftsgenies Johann Wilhelm Ludwig Gleim begleitet, soll jenes Scherzhafte neu bewertet und gewürdigt werden. Ausstellung und Begleitband zeigen die Entdeckung der Heiterkeit und der Daseinsfreude als epochale Errungenschaft von ungebrochener Modernität. Sie betrachten den Scherz unter Aspekten der Psychologie, der Kunstgeschichte, der Literaturwissenschaft, der Kommu­­­ni­ kationswissenschaft und der Mentalitätsgeschichte.

Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 –1803) wurde mit scherzhaften Gedichten von Weib, Wein und Gesang nach dem Muster des griechischen Dichters Anakreon berühmt. Gleims Debüt »Versuch in Scherzhaften Liedern« brachte die Anakreontik in Mode. Der Herausgeber Reimar F. Lacher, geb. 1969, Kunsthistoriker, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Gleimhauses mit den Arbeits­ gebieten Kunst des 18. und 19. Jahrhunderts sowie Kulturgeschichte der Aufklärung. Veröffentlichungen u. a.: Harz und Arkadien: Pascha Johann Friedrich Weitsch (1723 –1803) – Landschaftsmaler der Aufklärung (2017); Friedrich Georg Weitsch (Braunschweig 1758 –1828 Berlin): Maler, Kenner, Akademiker (2005).


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Über Literatur

Essen, töten, heilen Praktiken literaturkritischen Schreibens im 18. Jahrhundert Über die Entstehungsbedingungen der Literaturkritik.

Essen, töten, heilen Praktiken literaturkritischen Schreibens im 18. Jahrhundert Herausgegeben von Barry Murnane, Ritchie Robertson, Christoph Schmitt-Maaß und Stefanie Stockhorst Das achtzehnte Jahrhundert – Supplementa, Bd. 24. Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts

Die Herausgeber Barry Murnane ist Associate Professor in German an der Universität Oxford und Fellow am St John’s College. Veröffentlichungen u.  a.: Seltsam, abenteuerlich und unbeschreiblich verschwenderisch. Gotische Häuser um 1800 in England, Potsdam, Weimar und Dessau-Wörlitz (Hg., 2015). Ritchie Robertson, FBA, ist Taylor Professor of German Language and Literature an der Universität Oxford. Veröffentlichungen u.  a.: Goethe: A Very Short Intro­ duction (2016). Christoph Schmitt-Maaß forscht am Lehrstuhl für Deutsche Philologie der Uni­ versität München zur deutschsprachigen Rezeption des Jansenismus (1640 –1780). Veröffentlichungen u. a.: Kritischer Kannibalismus. Eine Genealogie seit der Frühaufklärung (2018). Stefanie Stockhorst ist Inhaberin des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literatur (Frühe Neuzeit) an der Universität Potsdam. Veröffentlichungen u. a.: Deutsch-dänische Kultur­ beziehungen im 18. Jahr­hundert (Mithg., 2018).

ca. 368 S., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-3395-6 auch als E-Book Juni   WG 1562

Während im deutschsprachigen Raum zwischen Literaturkritik (als Sonderform journalistischer Auseinandersetzung mit Gegenwartsliteratur) und Literaturwissenschaft (als systematische, analytische und historisierende Aus­ einandersetzung mit Werken aller Epochen) unterschieden wird, kennt man im romanischen und anglo-amerikanischen Sprachraum diese trennscharfe Unterscheidung nicht: literary criticism bzw. critique littéraire bezeichnen beide Disziplinen. Unklar war bislang, wieso es zu einer solchen Unterscheidung kam. Mögliche Antworten liefert die Hinterfragung der Entstehungs­ bedingungen der Literaturkritik um 1700, etwa in der gelehrten Streitkultur, in der programmatischen Verbindung von Moralphilosophie und Geschmack nach Shaftesbury oder in der Rationalisierung der Ästhetik nach Pope. Die Autorinnen und Autoren rekonstruieren die Praktiken des modernen literaturkritischen Schreibens an zentralen Punkten seiner Entstehung um und nach 1700, um perspektivisch eine Systematik diskursiv etablierter Praxisformen zu entwickeln, die entscheidende Bausteine zur Klärung der Frage, wie Literaturkritik entstand, liefert.


Über Literatur

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Nicole A. Sütterlin Poetik der Wunde Zur Entdeckung des Traumas in der Literatur der Romantik Über die Anfänge des TraumaKonzepts in der Literatur um 1800.

Nicole A. Sütterlin Poetik der Wunde Zur Entdeckung des Traumas in der Literatur der Romantik

ca. 368 S., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3394-9 April   WG 1562

Das Konzept des Traumas ist in den letzten Jahrzehnten sowohl zu einer psychiatrisch anerkannten Kategorie als auch zu einem kulturellen Paradigma avanciert. Das Wissen um psychische Verletzungen und ihre Langzeitfolgen besetzt heute einen festen Platz im menschlichen Selbstverständnis. In den Literaturwissenschaften ist die Trauma-Theorie zu einem wichtigen inter­ pretatorischen Ansatz geworden, insbesondere für die Forschung zur Nachkriegs- und Nachwendezeit. Wie aber, wenn unser heutiges Trauma-Para­ digma bereits im frühen 19. Jahrhundert begänne? Wenn es das moderne Subjekt und seine Literatur mitkonstituierte? Vor dem Hintergrund zentraler kultu­r­eller, wissenschaftlicher und medientechnischer Umwälzungen der formativen Zeit um 1800 arbeitet Nicole Sütterlin die traumatologischen Sub­ strukturen romantischer Texte heraus, um die poetologische und subjekt­ geschichtliche Tragweite des Trauma-Konzepts avant la lettre zu erkunden. Im Dialog zwischen Trauma- und Romantikforschung werden neue Perspektiven auf bekannte romantische Erzählstrukturen eröffnet und die Relevanz und Problematik eines bis heute anhaltenden Denkmodells reflektiert, das den Menschen von seinen psychischen Wunden her versteht.

Die Autorin Nicole A. Sütterlin ist Associate Professor of Germanic Languages and Literatures an der Harvard University. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen Literatur und Anthropologie um 1800, Literatur der Nachwendezeit und des 21. Jahrhunderts, Trauma-Theorie sowie Theorien des Poststrukturalismus.


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Periodica

Das achtzehnte Jahrhundert Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts, Bd. 43 /1 Herausgegeben von Carsten Zelle

Bayerische Akademie der Schönen Künste Jahrbuch 32 /2018 Herausgegeben vom Präsidenten und vom Direktorium der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München

ca. 144 S., brosch. ca. € 17,– (D); € 17,50 (A) ISBN 978-3-8353-3396-3 ISSN 0722-740x auch als E-Book Juni   WG 1563

ca. 400 S., ca. 75 Abb., Klappenbroschur ca. € 16,– (D); € 16,50 (A) ISBN 978-3-8353-3432-8 ISSN 0932 –0229 Mai   WG 1559

»Das achtzehnte Jahrhundert« wurde 1977 als Mitteilungsblatt der »Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts« (DGEJ) gegründet und erscheint seit 1987 als wissenschaftliche Zeitschrift. Die Zeitschrift erscheint halbjährlich und ist im Aufsatzteil im Wechsel aktuellen Themen gewidmet oder frei konzipiert. Im Rezensionsteil legt sie Wert auf aktuelle Besprechungen zu einem weit gefächerten Spektrum von thematisch repräsentativen und methodologisch aufschlussreichen Fachpublikationen. Entsprechend der interdisziplinären Ausrichtung der DGEJ enthält sie Beiträge aus allen Fachrichtungen.

Mit Beiträgen von Alaida Assmann, Dieter Borchmeyer, Sabine Dultz, Dorothea Hantelmann und Kay Voges, Patrick Dziurla, Peter Michael Hamel, Heribert Henrich, Peter Hirsch, York Höller, Ralf Konersmann, Holger Magel, Hans Maier, Winfried Nerdinger, Wolfgang Rathert, Bernhard Sinkel, Klaus Zehelein und Bettina Zimmermann u. a.


»Ein nationalliterarisches Editionsereignis allerersten Ranges« Wieder lieferba r! Der Ko

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

nstituier te Text in neuer Ausstatt ung für

39,– €

Von Grund auf neu erarbeitet: der Text von Goethes »Faust« im Rahmen der historisch-kritischen Faustedition.

Johann Wolfgang Goethe

Faust

Eine Tragödie Konstituierter Text Bearbeitet von Gerrit Brüning und Dietmar Pravida Johann Wolfgang Goethe. Faust. Historisch-kritische Edition. Herausgegeben von Anne Bohnenkamp, Silke Henke und Fotis Jannidis 576 S., Leinen, Schutzumschlag | € 39,– (D); € 40,10 (A); ISBN 978-3-8353-3474-8 | bereits lieferbar   WG 1152 Die erste Ausgabe 978-3-8353-3334-5 zu 49,– € ist bereits vergriffen!

Johann Wolfgang Goethe Faust Der Tragödie zweiter Teil

Gesamthandschrift. Faksimile und Transkription 2 Foliobände im Schuber € 199,00 (D); € 204,60 (A) ISBN 978-3-8353-3333-8

»Lesen im ›Faust‹ wie nie zuvor« Frankfurter Neue Presse


Ein großartiges Bildund Textbuch zum Bauhaus-Jubiläum 2019 und darüber hinaus!

Patrick Rössler Neue Typografien / New Typographies Bauhaus & mehr: 100 Jahre funktionales Grafik-Design in Deutschland / Bauhaus & Beyond: 100 years of functional Graphic Design Zweisprachige Ausgabe (Deutsch / Englisch) 232 S., 500 farb. Abb., geb., Leinen, Wendeumschlag 38,00 € (D); 39,10 € (A) | ISBN 978-3-8353-3367-3

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