Dror Burstein: Emil

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lage wegbewegten. Großer Busen und am Ohr, statt wie früher eine Blume, ein blaues Lämpchen. Was sie sagten, war ihm unverständlich. Als sprächen sie ein anderes Hebräisch. Er war sicher, dass es Hebräisch war, verstand aber fast nichts von dem, was die Jungen redeten, so schnell sprachen sie und mit einem fremd anmutenden Akzent. Am Ohr blinkte bläulich ein kleines Etwas, und sie sprachen laut, während sie mit großen, energischen Schritten einherschritten, mit einer Hand gestikulierend, und in Joels Augen war es ein Schauspiel völligen Irrsinns, schier apokalyptisch, obgleich er wohl wusste, dass nichts natürlicher war als das und dass er selbst einem Menschen des achtzehnten Jahrhunderts, wenn er unter einer Autobahnbrücke stand oder zu Hause telefonierte, nicht anders erschienen wäre. Der Wind trieb dürre Blätter über den Asphaltweg zwischen den Häusern. Er ging in ein Treppenhaus, setzte sich nieder. Öffnete das Heft, das für die Geschichte gedacht war, schrieb vorsichtig auf der ersten Seite das Datum nieder und steckte das Heft wieder in die Tasche. An den ersten Tagen nach seiner Pensionierung saß er in seiner Wohnung über dem Boulevard und starrte die Baumkronen an. Im Laub zankten sich kreischend Vögel. Musik. Er konnte sich kaum konzentrieren. Bücher. Ein, zwei Seiten. Stand plötzlich auf. Dachte an die Stadt und ihre Zukunft. Dachte im Dezember mit Sorge an den Sommer. Einmal sagte der Taxichauffeur: Den Arabern muss man’s geben, 42


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