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Ein Medienkonzept für unsere Schule

von Christina Bauer

Wäre es nicht erstrebenswert, unsere SchülerInnen am Ende ihrer Schulzeit mit den Fähigkeiten in die Welt zu „entlassen“, digitale Medien als Werkzeug einzusetzen und die digitale Welt für die Verwirklichung ihrer eigenen Ideen und Zukunftspläne zu nutzen, statt von ihnen benutzt zu werden? Dieser Gedanke trägt mich schon einige Zeit, und so habe ich mich aus einer idealistischen Motivation heraus als Vertreterin der Unter- und Mittelstufe für die Arbeit am Medienkonzept bereit erklärt.

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Unser Kollegium arbeitet gemeinsam mit VertreterInnen aus dem Elternrat bereits seit einiger Zeit an einem Medienkonzept für unsere Schule. Eine Steuerungsgruppe hatte sich schon im Herbst 2020 gefunden, die auch sehr motiviert startete, um dann leider recht schnell von den Herausforderungen der Corona-Zeit eingeholt zu werden. Immer wieder forschte das Kollegium nun in Online-Konferenzen an dem Thema Medienmündigkeit, und langsam wurde klarer:

Unser Waldorfschul-Lehrplan in der Unterstufe ist einfach wunderbar dazu geeignet, die Kinder auf den Weg zu bringen, (medien-)mündige Menschen zu werden!

Das soziale Miteinander, die Rhythmen, Routinen und künstlerischen Zugänge, die Geschichten, ersten Aufsätze und Referate, Rechenspiele, Projekte und Feste im Jahreskreislauf legen die Basis für so gut wie alles, was später in der digitalen Welt gebraucht wird. Die Kinder noch so lange wie möglich in der Welt der Sinneseindrücke und physischen Lebenserfahrungen spielen, lernen und entdecken zu lassen, gibt ihnen das Handwerkszeug mit, das sie später brauchen, um klar, stark und geerdet in die digitale Welt einzutauchen. Hier ist die Zusammenarbeit mit den Eltern essentiell für das Gelingen!

Außerdem wurde in genannten Konferenzen immer deutlicher sichtbar, dass der fähige Umgang mit den Werkzeugen, die nötig sind, um sich später in der digitalen Welt sicher zu bewegen, in der Mittelstufe angelegt werden muss. Dazu gehört Wissen über Datenschutz, der Umgang mit Word, PowerPoint und Excel, das mündige Recherchieren im Internet, das Erstellen schriftlicher Arbeiten am PC sowie die ersten kreativen Projekte in der digitalen Welt wie die Produktion von Hörbüchern, StopMotion-Filmen oder ähnlichem. Dies würde eine

Ergänzung zu all den bereits etablierten Projekten von Theater bis Schikurs darstellen, die ebenso zu einem umfassenden Medienkonzept gehören.

Mit dieser Basis nun in die Oberstufe einzutreten, könnte vielseitigen digitalen Anwendungsmöglichkeiten die Türe öffnen, vom kreativen Einsatz von Fotobearbeitung und der Erstellung kleiner Filmchen über Programmierübungen inklusive dem Verstehen der Hintergründe, Präsentationstechniken, Beschäftigung mit Datenschutz und Quellen bis hin zu einer kritischen, kreativ-künstlerischen Auseinandersetzung mit Themen wie Künstlicher Intelligenz oder Virtual Reality.

So könnte der Lehrplan, der schon jetzt eine umfangreiche Auseinandersetzung mit Themen der heutigen Zeit umfasst, ergänzt mit den obigen Themen der digitalen Welt die SchülerInnen dem Ideal einen Schritt näher bringen, digital mündige Erwachsene zu werden, die mit einem Rucksack an Fähigkeiten, innerer Stärke, Neugierde und Reflexionsfähigkeit in die digitale und reale Welt hinaus gehen.

Mitte März 2022 bildete sich nun eine kleine Gruppe aus Informatikern und medieninteressierten KollegInnen aus Ober-, Mittel- und Unterstufe, die nun die gesammelten Ideen in ein Medienkonzept für unsere Schule gießen wollen, das dann vom Gesamtkollegium und VertreterInnen des Elternrates beschlossen und getragen werden soll. Wir freuen uns auf diese Herausforderung und hoffen, mit unserer Arbeit ein klein wenig dazu beitragen zu können, die Frage „Quo Vadis, Waldorfpädagogik?“ zu beantworten.

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