SYM 3 2014

ISSN 1613-3714 64670 Einzelpreis € 3.-

SYM Magazin der Evangelischen Akademie Bad Boll Schwerpunktthema:

Wer gestaltet Wirtschaft?

Wer bestimmt die internationalen Wirtschaftsbeziehungen?

Renitenz statt Resilienz – Verantwortungsbewusste Führung braucht Widerstandskraft Sparpolitik oder mehr Investitionen in der EU?

Tagungsvorschau Ägypten – von der Transformation zur Stagnation?

Christliche und muslimische Loyalitäten Männer und Aggression.

Fakten, Deutungen und pädagogische Konsequenzen

Rückblende Publikationen Service

Wer gestaltet Wirtschaft?

September

3

2014

inhalt

aktuell …

2

Lehren aus der Schlecker-Pleite: Ministerin Nahles nimmt Forderungen zum Insolvenzrecht entgegen S21-Tunneltaufe: »Kritisch zum Projekt, solidarisch zu den Menschen« – Interview mit Pfr. Romeo Edel Leitbild der Evangelischen Akademie Bad Boll Dokumenta-Künstler Prof. Mo Edoga ist tot

Akademiegeschichte

Von Simone Helmschrott

4 und Susanne Wolf

Eigentumsbildung in sozialer Verantwortung – Eberhardt Müller zu einer Denkschrift der EKD, 1962

Kunst

Was kommt ...

Eine ehemalige Seitenkapelle, die an den Chor der einstigen Dominikanerkirche in Ulm angebaut war, soll von Studenten der Kunstakademie umgestaltet werden.

15

Vorschau auf Tagungen in der Zeit vom 7. September bis 31. Dezember

5

ENTWERFEN Studierende der Kunstakademie Stuttgart entwerfen einen Raum der Stille

Schwerpunkt: Wer gestaltet Wirtschaft?

Eindrücke aus einem verwundeten Land.

Begegnungsreise nach Bosnien und Herzegowina 14

Aus der Akademie Rezept

Publikationen 6 Rezensionen

Renitenz statt Resilienz. Verantwortungsbewusste Führung braucht Widerstandskraft Wer bestimmt die internationalen Wirtschaftsbeziehungen?

Kaleidoskop Sparpolitik oder mehr Investitionen in der EU? 2. Bad Boller Wirtschaftsgespräch Mehr Gestaltungsmöglichkeiten in der Steuerpolitik gewünscht – Fragen zur Wirtschaftspolitik in BW an Finanzminister Dr. Nils Schmid

21

22

Verlosung

Impressum

24

Meditation

25

Titelbild Kleiderdesignerin Tiara G. gestaltet und fertigt alles selbst aus feinsten Materialien. Siehe auch S. 8.

Foto: Martina Waiblinger

SYM 3/2014

editorial

Liebe Leserin, lieber Leser, Nachrichten im August. Ebola und Ecclestone oder besser Ecclestone und Ebola – denn die Nachrichten melden zuerst Ecclestone. Fängt beides mit »E« an und endet mit 100 Millionen Dollar. Was sind 100 Millionen Dollar? Früher haben wir Monopoly gespielt und fühlten uns schon reich, wenn es hieß: Ziehen Sie 1000 Mark ein. Heute sind 100 Millionen Dollar nötig, um sich vom Vorwurf, Schmiergeld gezahlt zu haben, freizukaufen. Das Tolle ist, dass der Formel-1-Boss auch gleich von der Schuld reingewaschen ist. Denn Ecclestone kann sich nicht nur einer eventuellen Gefängnisstrafe entziehen – nein, er ist auch nicht vorbestraft … Die Weltgesundheitsbehörde nimmt jetzt auch 100 Millionen Dollar in die Hand – für ein Hilfsprogramm, um Ebola zu bekämpfen. Ebola ist eine Krankheit der Armut, die in den ärmsten afrikanischen Ländern Liberia, Guinea und Sierra Leone ausgebrochen ist. Länder, die reich an Ressourcen sind, von denen die Menschen aber nichts haben. Es sind die reichen Eliten, die westlichen und asiatischen Ausbeuter der Bodenschätze und die im Agrobusiness Tätigen, die davon profitieren. Für die Pharmaindustrie war es bisher nicht lukrativ genug, die Entwicklung eines Impfstoffs voranzutreiben.

Soweit die Nachrichtenlage im August zum Thema: »Wer gestaltet Wirtschaft?«. Im aktuellen SYM finden Sie zu diesem Thema einen Beitrag von Prof. Dr. Michael von Hauff, der über die wirtschaftlichen Strippenzieher auf internationaler Ebene schreibt. Obwohl hier viele Akteure unterwegs sind, die nur ihren eigenen Vorteil suchen, macht von Hauff deutlich, dass es auch andere gibt und dass es die Verbraucher sind, die es in der Hand haben, Widerstand zu leisten und Wirtschaft anders zu gestalten.

Um Widerstand geht es auch in dem Beitrag von Benjamin Diehl, Studienleiter in der Akademie. Während sich die Wirtschaft Arbeitnehmer wünscht, die resistent gegen Stress und Burnout und flexibel einsetzbar sind, spricht sich der Autor dafür aus, die Menschen dahingehend zu stärken, dass sie gegen ungerechte Strukturen und krank machende Systeme ankämpfen können.

Um die Gestaltung der Wirtschaft geht es auch im Bericht über das Zweite Bad Boller Wirtschaftsgespräch – unter anderem mit dem luxemburgischen EZB-Direktor Yves Mersch zur Frage »Sparen oder Investieren?« und in einem Interview mit dem baden-württembergischen Finanzminister Dr. Nils Schmid.

Im neuen SYM finden Sie aber auch noch vieles andere: Informationen zum neuen Pelletturm, zum Leitbild, zum Boller Bußtag der Künste und einen Kurzbericht über eine Begegnungsreise nach Sarajewo.

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!

Herzliche Grüße,

Prof. Dr. Jörg Hübner Geschäftsführender Akademiedirektor

SYM 3/2014

1

aktuell Lehren aus der Schlecker-Pleite: Ministerin Nahles nimmt Forderungen zum Insolvenzrecht entgegen

Weitere Informationen: www.kda-wue.de sowie in der Rubrik Aktuell unter: www.ev-akademie-boll.de

S21-Tunneltaufe: »Kritisch zum Projekt, solidarisch mit den Menschen« – Interview mit Pfr. Romeo Edel, Wirtschafts- und Sozialpfarrer, Evangelische Akademie

Von li. n. re.: Ministerin Andrea Nahles, Martin Schwarz/KDA Ulm, Christel Hoffmann/Gesamtbetriebsratsvorsitzende Schlecker, Stefanie Nutzenberger/ver.di, Elke Lill/Rechtsanwältin, Leni Breymaier, ver.di BW

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und Soziales, hat am 14. Juli 2014 in Berlin einen Forderungskatalog zur Reform des Insolvenzrechts entgegen genommen. Die Forderungen wurden ausgehend von einer Tagung an der Evangelischen Akademie Bad Boll im Mai 2013 entwickelt, die sich mit Lehren aus der Pleite der Drogeriemarktkette Schlecker beschäftigte. An der Übergabe nahmen die Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Schlecker, Christel Hoffmann, Stefanie Nutzenberger vom ver.di Bundesvorstand, Rechtsanwältin Elke Lill, die im Insolvenzverfahren den Gesamtbetriebsrat vertreten hatte, Martin Schwarz, Wirtschafts- und Sozialpfarrer des kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt (KDA) Ulm sowie die baden-württembergische ver.di-Landesbezirksleiterin Leni Breymaier teil.

Hoffmann sagte bei der Übergabe: »Was Tausenden von Schleckerbeschäftigten nach der Pleite widerfahren ist, soll wenigstens für die Zukunft anderen, von Insolvenzen Betroffenen, erspart bleiben. Das ist das große Ziel, für das ich jetzt noch kämpfe.« Auf der von Studienleiter Martin Schwarz 2013 initiierten Boller Tagung hatten neben Hoffmann, Breymaier und Lill der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz, die ehemalige Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin sowie Fachleute aus Betriebsseelsorge, Gewerkschaften, Wissenschaft, Politik und Arbeitsagentur diskutiert. Nachdem die Friedrich-Ebert-Stiftung die Ergebnisse dieser Tagung aufgegriffen hatte, machte sich der DGB-Bundeskongress in diesem Jahr die Forderungen zu eigen. Eine erste Konsequenz wurde in der Novellierung des Insolvenzrechts ab 1. Juli 2014 bereits gezogen: Für die Beteiligung der Arbeitnehmer im Insolvenzverfahren wird Rechtssicherheit geschaffen. Andrea Nahles sagte weitere Gespräche mit den Beteiligen sowie dem Justiz- und Wirtschaftsministerium zu. Insbesondere im Blick auf ältere Beschäftigte und die Entscheidung über Transfergesellschaften sind weitere Verbesserungen bereits geplant.

Martin Schwarz

2

Im Rahmen des Bahnprojekts S21 wurde am 21. März 2014 der Baubeginn des Tunnels Bad Cannstatt mit einer Patenschaft und einer feierlichen Taufe dieses Tunnelabschnitts verbunden. Solche Taufen sind in der evangelischen Kirche nicht üblich. Wie kam es dazu?

Der kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA) begleitet Menschen in ihrer Lebenswelt am Arbeitsplatz. Mit dem katholischen Partner Diakon Peter Maile, der für die Seelsorge der Mitarbeiter von S21 beauftragt ist, habe ich den kirchlichen Teil der Feier anlässlich des offiziellen Tunnelbaubeginns mitgestaltet. Da wir Evangelischen weder Gegenstände noch Gebäude segnen, wollte ich für die Menschen bitten, die hier ihren Dienst tun. Angesichts der anwesenden Verantwortlichen haben wir betont, dass wir für die Arbeiter gute Arbeitsbedingungen und einen anständigen Lohn erwarten, auch wenn die Kosten weiter steigen. Ferner wollte ich an die Menschen erinnern, die am »schwarzen Donnerstag« 2010 Opfer des Polizeieinsatzes wurden. Manche werden diese Verletzungen und Erfahrungen ein Leben lang mit sich herumtragen. Dies haben wir bei der Feier gemeinsam vor Gott getragen.

Es gab Kritik von den S21-Gegnern – nicht nur durch den Liedermacher Thomas Felder, auch durch die Gruppe »s21christen-sagen-nein«, die hier einen Missbrauch der Taufe sehen. Wie stellen Sie sich dieser Kritik?

Leider können Handlungen, auch Gottesdienste und Gebete missverstanden werden. Dennoch war es uns wichtig als KDA bei diesem Großprojekt präsent zu sein und die Spannungen zu benennen, die mit diesem Projekt zusammenhängen. Die Wunden für die Stadt Stuttgart sind groß, die Belastungen sind erheblich, spürbar z. B. in den täglichen Verkehrsströmen am Hauptbahnhof. Dies zu benennen und im Gebet vor Gott zu bringen, wurde von Kritikern und

Am 21. März wurde der Simone-Tunnel in Bad Canstatt getauft, der im Zuge des S21-Projekts gebaut wird.

SYM 3/2014

aktuell

Leitbild der Evangelischen Akademie Bad Boll Unser Selbstverständnis – Wer wir sind und was wir wollen Die Leitbild-Entwicklung war ein mehrwöchiger Prozess, der möglichst alle Mitarbeitenden der Akademie einbinden sollte. Der erste Schritt war eine Analyse, d. h. der AK Leitbild (Carmen Ketterl, Sigrid Schöttle, Benjamin Diehl) sammelte Publikationen zum Thema Profil, Leitbild und Vision der Evangelischen Akademie Bad Boll und identifizierte Kernaussagen, die als Grundlage für das neue Leitbild dienen sollten. Das Leitbild basiert somit auf Erfahrungen der Akademie und wurde nicht neu geschrieben. Diese Synopse wurde bei einer Veranstaltung mit allen Mitarbeitenden diskutiert. Die Debatte wurde noch für vier Wochen im Intranet weitergeführt. Alle Hinweise wurden dann in einer offenen, abschließenden Redaktionssitzung final diskutiert. Die Direktion und das Kuratorium nahmen das Leitbild wohlwollend zur Kenntnis – bis auf die Bitte des Kuratoriums, das Wort »sozial« mit aufzunehmen, blieb das Leitbild in der gemeinsam erarbeiteten Version der Mitarbeitenden bestehen.

1. Wir sind eine Einrichtung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.

Unsere Angebote sind offen für Menschen unterschiedlicher Herkunft und Überzeugungen. Wir setzen Themen und bieten protestantische Perspektiven und spirituelle Zugänge. Wir arbeiten fachübergreifend und erreichen Kompetenz und Synergien durch die Zusammenarbeit in Teams, in Netzwerken und mit externen Kooperationspartnern.

2. Wir schaffen Foren.

Wir setzen unsere Fach- und Methodenkompetenz in diskursiven Kommunikations- und Entwicklungsprozessen ein. Wir stellen relevante Fragen an Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kirchen in unterschiedlichen Veranstaltungsformaten, in denen Antworten gemeinsam möglich werden.

Befürwortern positiv wahrgenommen. Manche Kritiker haben allerdings nur die Wirkung der Bilder für ihre Agenda genutzt und nicht den Inhalt der Worte verbreitet.

Welche Position vertritt die Landeskirche?

Die Landeskirche besteht aus vielen Mitgliedern mit unterschiedlichen Meinungen. Die Kirchenleitung hat sich Zurückhaltung auferlegt. Unter den Amtsträgern gibt es Befürworter und Gegner, die auch öffentlich auftreten.

Der KDA hat sich entschieden, bei den Tunnelfeiern selbst dabei zu sein und diesen Akt kritisch zum Projekt und solidarisch zu den Menschen zu begleiten.

SYM 3/2014

3. Wir stehen für Begegnung und Diskurs.

Wir bringen politisch Verantwortliche, Betroffene, Wissenschaftler/innen, Vertreter/innen aus Zivilgesellschaft und Fachexpert/innen an einen Tisch. Wir fördern Vernetzung. Wir geben jenen eine Stimme, die von der gesellschaftlichen Teilhabe fern oder ausgeschlossen sind.

4. Wir sind Faktor.

Wir verstehen uns als innovative Kraft in der Gestaltung einer demokratischen, sozialen und zukunftsfähigen Gesellschaft. Wir ermöglichen Meinungsbildung und stärken Urteilskraft. Wir wollen Menschen in ihren persönlichen und beruflichen Kontexten unterstützen und zu verantwortlichem Handeln ermutigen.

5. Wir schätzen Raum & Zeit.

Wir schätzen die besondere Geschichte und Qualität des Ortes unserer Akademie. Wir wollen dieses Erbe in unserer Arbeit als Moment der Erdung und Entschleunigung erfahrbar machen. Der Tradition des Ortes folgend wollen wir Perspektiven und Visionen entwickeln.

6. Wir arbeiten werteorientiert.

Wir orientieren uns an christlichen Werten. Wir denken und handeln in Freiheit und zugleich in Verantwortung.

Wir fördern eine Kultur der Achtsamkeit, der Teilhabe, der Inklusion und der Verbundenheit zwischen den Generationen. Wertschätzung und Gastlichkeit sind wesentlich in unseren Dienstleistungen und in unserer Zusammenarbeit.

7. Nachhaltigkeit ist unser Markenzeichen und unsere Selbstverpflichtung.

Unsere Akademie versteht sich als verantwortungsbewusste Akteurin in der Einen Welt. Wir richten unser Wirtschaften auf Ökologie und Gerechtigkeit aus.

Die Akademie unterstützt Mitarbeiter/innen bei einer gesundheitsorientierten und nachhaltigen Arbeits- und Lebensweise. Wir pflegen eine offene Informations- und Kommunikationskultur sowie partizipative Entscheidungsprozesse.

Dokumenta-Künstler Prof. Mo Edoga ist tot Die Kunstwelt trauert um Mo Edoga. Der Künstler, der 1992 bei der Documenta IX in Kassel weltweit berühmt wurde, ist tot. Auch die Evangelische Akademie Bad Boll hat eine Geschichte mit Mo Edoga. 1993 errichtete er gegenüber der Villa Vopelius aus Bruchholz das »Bad Boll Werk«. Eine neben diesem Objekt errichtete »Müll-Ikone«, die wegen der Verwendung zahlreicher Toilettenschüsseln vielfach Kritik auslöste, wurde nach einem Jahr wieder abgebaut. In der nächsten SYM-Ausgabe werden wir über die Boller Aktionen berichten.

3

akademiegeschichte

Eigentumsbildung in sozialer Verantwortung 1962 kommentierte Eberhard Müller, Gründungsdirektor der Evangelischen Akademie Bad Boll, in den »aktuellen gesprächen« (1962, 1/2) eine Denkschrift der EKD »Eigentumsbildung in sozialer Verantwortung«. Wir veröffentlichen hier einen Auszug und wollen dabei auf die aktuellen Kommentare zur Ökumenischen Sozialinitiative auf Seite 24 hinweisen.

Es ist ein reiner Zufall, dass die Veröffentlichung einer Denkschrift über die Eigentumsbildung in sozialer Verantwortung durch den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland ausgerechnet zu dem Zeitpunkt erfolgte, Eberhard Müller, 1955 an dem die öffentliche Diskussion über die rechten Löhne und Preise in unserem Volk wieder einmal auf einen Siedepunkt gekommen war. … Diese Denkschrift hat gerade für die gegenwärtige Diskussion eine ungewöhnliche Aktualität. Es werden darin eine Reihe von sozialethischen Fragen angeschnitten und beantwortet. Sie ist eine allgemeine Besinnung über das, was heute zur Frage von mein und dein in der Industriegesellschaft in unserem Land beachtet werden muss.

Der erste Teil der Denkschrift, der unter dem Namen steht »Das Eigentum und die Eigentümer vor Gott« wird vielleicht in der Öffentlichkeit am wenigsten diskutiert, obwohl in ihm schon sehr gewichtige Aussagen sind. Es wird dargelegt, welchen Sinn die Gabe des Eigentums für das Menschsein und das Christsein hat. Es soll dem Menschen die Möglichkeit geben, für sein Leben und für das seiner Nächsten auch selber Vorsorge zu treffen und seine Schaffenskraft in

4

Freiheit zu entfalten und sittliche Entscheidungen in größerer wirtschaftlicher Freiheit zu treffen, damit nicht nur andere über ihn verfügen. ...

Es wird festgestellt, dass eine ungerechte Begünstigung Einzelner immer dort eintritt, wo die politische Macht und die wirtschaftlichen Güter eines Volkes in denselben Händen liegen. …

Es muss uns aber auch in der Bundesrepublik beunruhigen, wenn trotz der großen wirtschaftlichen Freiheit und trotz der Beteiligung aller Bürger an der Kontrolle der staatlichen Macht sich das Eigentum an Produktivvermögen in verhältnismäßig wenigen Händen vereinigt. Diese Tatsache ist nicht nur eine wirtschaftliche Ungerechtigkeit: sie gefährdet auch die Bereitschaft der Bürger, die bestehende freiheitliche Ordnung zu tragen. »Ordnungen der Freiheit, die nicht zugleich so weit als irgend möglich der Gerechtigkeit dienen, gefährden die Freiheit selbst.« … »Wirtschaftliche Disposition und Erfindungen einzelner Menschen können große wirtschaftliche Werte schaffen oder Millionen von Arbeitsstunden ersparen.« Eine große Verschiedenheit des Einkommens braucht deswegen nicht der Gerechtigkeit zu widersprechen. Es muss aber dabei bedacht werden, dass niemand Güter und Gaben besitzt, die er nur durch seine Leistung und nicht in erster Linie durch göttliche und menschliche Hilfe empfangen hat. Aus diesem Grund muss denen, die eine wirtschaftliche Überlegenheit besitzen, auch eine größere soziale Verpflichtung auferlegt werden. …

Eine Änderung der einseitigen Eigentumsverteilung muss deswegen dadurch erreicht werden, dass der weithin zu erwartende Zustrom an Reichtum nicht in das alte Bett geleitet wird, sondern, dass ein neuer Kanal gegraben wird, der den neuen Zuwachs an Volksvermögen auf die Fluren breiterer Volkskreise leitet.

Das wird allerdings nur möglich sein, wenn diese breiten Volkskreise dieses

Vermögen nicht zur Steigerung ihres Konsums veräußern, sondern behalten. ...

Bekanntlich spielt in diesem Zusammenhang die Frage eine wichtige Rolle, ob es ethisch und rechtlich erlaubt ist, etwa durch eine Art Zwangssparen das Problem der Kapitalbildung zugunsten der Arbeitnehmerschaft zu lösen. Dies wird in der Denkschrift grundsätzlich bejaht: »Jede Rechtsordnung hat die Aufgabe, zu einem Verhalten zu ermuntern und im erforderlichen Umfang zu zwingen, das der Gerechtigkeit und der Wohlfahrt aller dient. Das ist um so notwendiger, je mehr ohne solche Nötigung ein Gefälle zur Ungerechtigkeit entsteht. – Wenn nur die Reichen sparen, kann eine gerechte Eigentumsverteilung nicht erreicht werden.« … Die Denkschrift fragt darum, ob nicht durch eine Verbindung von Sparanreizen mit der vorübergehenden Bindung von Eigentumsteilen (Investivlohn) »weitere Volkskreise erfolgreich an eine höhere Spartätigkeit herangeführt werden.« ...

Die Denkschrift widmet dann noch einen besonderen Paragraphen dem freien Unternehmertum und vertritt die Auffassung, dass die Erhaltung der Selbständigkeit kleinerer und mittlerer Unternehmen von wesentlicher Bedeutung für die Erhaltung und Weiterentwicklung freiheitlicher Lebensformen sei. Das bedeutet, dass die breitere Eigentumsstreuung nicht dazu führen darf, kleineren und mittleren Unternehmen ihre Selbständigkeit zu nehmen. …

Abschließend warnt die Denkschrift vor überstürzten Aktionen, da jede Maßnahme zur Verbesserung der Eigentumsverhältnisse unbeabsichtigte negative Auswirkungen haben kann. … »Das Eintreten für eine Verbesserung der gesellschaftlichen Ordnung gehört zu den Diensten, über deren rechte Erfüllung wir Gott Rechenschaft schulden.«

SYM 3/2014

kunst in der akademie

Boller Bußtag der Künste: E N T W E R F E N Studierende der Kunstakademie Stuttgart entwerfen einen Raum der Stille Im Entwurfsstadium befindet sich der diesjährige Boller Bußtag der Künste. Seit Februar arbeiten Studierende der Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste an Beiträgen für einen künstlerischen Wettbewerb, die beim Boller Bußtag zu sehen sein werden. Sie werden von Prof. Thomas Bechinger, Claudia Heinzler und Angelika Weingardt betreut. Die Entwürfe entstehen im Rahmen eines von der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Ulm ausgeschriebenen Wettbewerbs für den Raum der Stille im dortigen Haus der Begegnung. Die Ausschreibung erfolgt als Kooperationsprojekt mit dem Lehrstuhl für Glasgestaltung und Malerei der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.

Die Wettbewerbsaufgabe Der in seiner ursprünglichen Erscheinung noch erlebbare Raum auf rechteckigem Grundriss mit vier Jochen und gotischen Kreuzgewölben ist eine ehemalige Seitenkapelle, angebaut südlich am Chor der einstigen Dominikanerkirche. Zur Umnutzung nach dem Wiederaufbau in den 1970-er Jahren wurde der Raum geteilt und der östliche Abschnitt zunächst als Büro verwendet. Der westliche Teil ist durch eine Zwischenwand abgetrennt. Entsprechend dem damaligen Gestaltungskonzept wurden die vorhandenen, heute als »profan« empfundenen, mehrfach untergliederten Fenster mit Holzrahmen eingebracht. Von der historischen spätgotischen Ausstattung ist auf der Nordwand noch eine stark restaurierte Malerei erhalten.

Der Raum soll künftig für Andachten, Meditation in kleinen Gruppen und gelegentlich für Gesprächsrunden genutzt werden. In seiner Atmosphäre und Gesamtwirkung soll er aufgewertet werden. Als erste Maßnahme ist die künstlerische Gestaltung der beiden Fenster vorgesehen.

Boller Bußtag der Künste in Kooperation mit dem Verein Kirche und Kunst, 19. November, 16:00 Uhr Information und Anmeldung: Andrea Titzmann, Tel. 07164 79-307, andrea.titzmann@ev-akademie-boll.de Dauer der Ausstellung: 19. November 2014 bis Mitte Januar 2015 Leitung: Susanne Wolf, Tagungsnummer: 530614 Laufende Ausstellung Sabine Brand-Scheffel: Über den Gärten – Malerei auf Leinwand und Papier, Ausstellung läuft bis 9. November

SYM 3/2014

Die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Ulm hat einen Wettbewerb ausgeschrieben. Die ehemalige Seitenkapelle, die südlich an den Chor der einstigen Dominikanerkirche angebaut war, soll zu einem Raum der Stille umgestaltet werden.

Eingeladen zu diesem Wettbewerb sind sechs Studierende der Klasse von Prof. Thomas Bechinger: Lukas Ludwig, Johanna Markert, Kristina Mehlhaff, Zita Ritter, Claudia Storch und Max Wetter. Die Auseinandersetzung mit dem Raum: seiner Architektur, der besonderen Lichtsituation, aber auch der Nutzung ist wesentlicher Teil der Aufgabe.

Die künstlerische Glasmalerei hat eine lange und wichtige Tradition an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart (»Stuttgarter Glas«). In der von Claudia Heinzler und Angelika Weingardt betreuten Glaswerkstatt werden sowohl traditionelle wie neuere Techniken angeboten: Malerei mit Glasschmelzfarben und Bleiverglasung, Sandstrahlen, Siebdruck, FusingTechniken u.a.

Susanne Wolf

5

wer gestaltet wirtschaft?

Renitenz statt Resilienz Verantwortungsbewusste Führung braucht Widerstandskraft ein Phänomen, das auf die Privatwirtschaft beschränkt ist: Effizienzsteigerung und Profitabilität sind auch in kirchlichen und sozialen Einrichtungen zu Kernzielen geworden. Salopp gesagt: Es herrscht Druck im System.

Die Frage, wer in diesem Wirtschaftssystem wie gestaltend tätig werden kann, ist daher hoch brisant. Für uns als Coaches stehen die Konsequenzen für die Menschen, die in diesen Systemen arbeiten, im Vordergrund.

Und in ihrem Alltag spielt der Stress eine Hauptrolle.

Von Benjamin Diehl »Ich fühle mich wie in einem Hamsterrad«, »Der Arbeitsdruck steigt«, »Ich habe kein Personal«, »Mein Terminkalender ist mein Leben«. Was nach Plattitüden klingt, bekommen wir in unseren Coachings und Seminaren von Führungskräften und Verantwortlichen aus Öffentlichem Dienst, Sozial- und Gesundheitswesen und Privatwirtschaft berichtet – glaubhaft und nachvollziehbar.

Stress, Arbeitszeitverdichtung, Beschleunigung und Komplexitätssteigerung sind konkrete Herausforderungen eines modernen Arbeitsalltags. Sie sind die Konsequenzen eines Wirtschaftssystems, das auf Wettbewerb, Wachstum und Flexibilität ausgerichtet ist. Es handelt sich hier nicht um

Stress und Beschleunigung sind subjektive Erfahrungen. Sie werden von Menschen ganz unterschiedlich wahrgenommen und bewältigt.

Zudem hat Stress zwei Seiten: Stress mobilisiert Ressourcen, spornt zu besseren Leistungen an und schärft das Bewusstsein für Prioritäten. Gleichzeitig wird beruflicher Stress von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als eines der größten Gesundheitsrisiken des 21. Jahrhunderts bewertet.

Diskutiert wird hierbei vor allem die Burn-Out-Symptomik. Dass durch psychische Belastungen in Unternehmen jährlich rund 6,3 Mrd. Euro Kosten entstehen, alarmiert Wirtschaft, Krankenkassen und Gesundheitspolitik gleichermaßen1.

Resilienz – psychologische Widerstandskraft Ein Zauberwort in diesem Zusammenhang hat die Wirtschaft nun für sich entdeckt: Resilienz. Resilienz (lat. resilire: ›zurückspringen‹ ›abprallen‹) steht für eine »psychologische Widerstandskraft« gegenüber belastenden Umständen. Sie dient als positiver Gegenbegriff zur Vulnerabilität (= Verletzlichkeit). Resiliente Menschen können Stress und Belastungen besser bewältigen als andere. Sie vertrauen darauf, das eigene Leben gut meistern zu können, schätzen ihre eigenen Fähigkeiten realistisch ein und erleben

1 http://www.bkk-nordwest.de/pressecenter/pressemitteilungen/artikel.php?id=287 2 Wellensiek, S. K. (2011): Handbuch Resilienz-Training, Beltz.

6

sich als selbstwirksam. Sie zeigen eine hohe emotionale Stabilität und pflegen tragfähige soziale Beziehungen2.

Die Module unserer Führungskräfteseminare – »Menschen stärken«, »Beziehungen klären« & »Organisationen entwickeln« – nehmen Bezug auf diese Resilienzfaktoren. Doch kann man sich an der wichtigen Resilienzdebatte auch reiben: 1. Der Begriff der Resilienz stammt aus der Werkstoffkunde und beschreibt die Fähigkeit eines Stoffes, nach einer Verformung elastisch wieder in die ursprüngliche Form zurückzukehren. Resilienz wird daher auch oft als Steh-auf-MännchenMentalität beschrieben. Resilienz hat demnach eine mechanistische und relativ passive Konnotation des Widerstands, die nur unzureichend auf die Möglichkeiten und Verantwortungsbereiche eines frei denkenden und handelnden Subjekts übertragen werden kann.

2. Problematisch wird es, wenn Unternehmen oder Institutionen Resilienz instrumentalisieren und ökonomischen Druck primär in den Bereich der individuellen Verantwortung verlagern. Konkret bedeutet diese Sichtweise, dass gestresste Arbeitnehmer über mangelnde Resilienz verfügen – und sie das Problem darstellen.

Dass in solchen Fällen die Strukturen, Systeme und deren Glaubenssätze in den Blick genommen und eventuell korrigiert werden müssen, ist nach dieser Überzeugung nicht notwendig.

Akademie für Führung und Verantwortung Was kann unsere Arbeit in der Akademie für Führung und Verantwortung in diesem Zusammenhang leisten?

Wenn wir im Leitbild der Evangelischen Akademie schreiben: »Wir wollen Menschen dazu ermutigen, ihre gesellschaftliche Verantwortung gestaltend anzunehmen«, dann spricht das für einen speziellen, einen anderen Coaching-Ansatz. Ein Ansatz, SYM 3/2014

wer gestaltet wirtschaft? der Menschen für Herausforderungen stärken will; der aber auch das AktivWerden und die Renitenz als Verantwortung des Einzelnen sieht. Der Akademiegründer Eberhard Müller hat von der »Bekehrung der Strukturen« gesprochen. Die Veränderung von Strukturen muss also immer mitgedacht werden und die Verantwortung dafür darf nicht nur in der Optimierung der eigenen Person liegen.3 Erst durch das Element des Gestalterischen und der Renitenz wird Widerstandskraft zu einer wirklichen Widerstands-Kraft, die wir für Verantwortliche in unserer Gesellschaft, Politik und Wirtschaft brauchen. Das geht an zentraler Stelle über eine Steh-Auf-Männchen-Mentalität oder umkehrbare Verformbarkeit hinaus.

Folgende Grundsätze haben wir daher für unsere Arbeit als Coaches von Führungskräften formuliert: »Ich nehme sie (die Menschen) immer, wie wenn alles recht wäre« (C. F. Blumhardt): Wir verstehen Führung als Haltung und wir verstehen Coaching als Haltung, die auf Wertschätzung basiert und Menschen stärkt.

C. F. Blumhardt beschreibt in obigem Zitat seine grundsätzliche Haltung in Gesprächen mit Menschen. Er bezieht sich damit auf eine christliche Überzeugung, auf die sich auch die Akademiearbeit beruft, nämlich die Annahme eines grundsätzlichen Bejaht-Seins. Diese christliche Überzeugung ist bereits ein vielbeachteter Resilienzfaktor 4. Es geht hier aber nicht primär um den Glauben, sondern um die Wertschätzung als Fundament für Menschen und Organisationen im Allgemeinen 5. Denn nur in einer solchen Kultur können Fehler, die in der Zusammenarbeit von Menschen zwangsläufig vorkommen, geklärt und kann Feedback angenommen werden.

So einfach dieser Ansatz klingen mag, so schwierig ist die Umsetzung im Alltag. Der Ansatz ist aber immens wertvoll. Denn so können belastbare und tragfähige berufliche Beziehungen entstehen.

»Von sich zurücktreten wie ein Maler von seinem Bilde – wer das vermöchte!« (Christian Morgenstern): Es geht um Selbstachtung und Selbstführung.

Ein zentraler Teil unserer Seminare ist es, Raum, Zeit und Zugänge zu bieten, die eigene Persönlichkeit und persönliche Werte bewusst zu machen. Dies hilft dabei, ein realistisches Bild der eigenen Fähigkeiten und der eigenen Selbstwirksamkeit zu bekommen.

Nur wer seine Werte kennt und sie begründen kann, kann auch eigene Positionen standhaft vertreten und anderen Orientierung geben. Im Vordergrund steht, verlässlich, stimmig und situativ adäquat zu agieren und zu führen. Es geht eben nicht darum, sich oder andere zu verformen.

Wer wir sind

»Der Mensch ist ein zielstrebiges Wesen. Doch manchmal strebt er zu viel und zielt zu wenig« (Mark Twain): Es geht um die Klärung von Zielen und Verantwortung.

Was sind Ihre Ziele und was sind die Ziele Ihrer Organisation? Zur Klärung dieser Frage macht es häufig Sinn, einmal »runter vom Spielfeld und auf die Tribüne« zu wechseln. Der systemische Blick von außen hilft, Ziele zu prüfen und Strategien zu ihrer Erreichung zu entwickeln.

»Wir beraten und begleiten Menschen in verantwortlichen Positionen der Privatwirtschaft, des Öffentlichen Sektors und des Non-Profit-Bereichs.

Für uns steht der Mensch im Kontext von persönlichem Lebensumfeld, beruflicher Aufgabe und gesellschaftlicher Verantwortung im Zentrum.

Unsere Arbeit basiert auf dem systemischen Ansatz der Persönlichkeits- und Organisationsentwicklung.

Wir sind systemische Coaches/BeraterInnenn (DVBC) und SupervisorInnen (DGSv).«

Aus dieser Perspektive können eigene Handlungs- und Gestaltungsfelder identifiziert werden, für die Führungskräfte Verantwortung übernehmen können und müssen. Diese Klärung ist ein erster wichtiger Schritt, um sich nicht automatisch den Verantwortungs-»Schuh« anzuziehen, sondern eigene und fremde Verantwortungsbereiche voneinander abzugrenzen.

Oft ist bereits das ein wirkungsvoller Schritt der Stress-Prävention.

Es geht also darum, nicht nur im System zu arbeiten, sondern auch am System. Der systemische Blick kann helfen, auch strukturelle Änderungen voranzutreiben. Für unser Coaching heißt dies, einen Blick von der MetaEbene zu ermöglichen. Coaching heißt dann auch, Menschen in der Verän-

Die Akademie für Führung und Verantwortung (AFV) ist Ansprechpartnerin der Evangelischen Kirche für Führungskräfte und Menschen in Verantwortung. In diesem Arbeitsbereich arbeiten Susanne Meyder-Nolte, Dipl. Päd., Studienleiterin, Coach und Supervisorin (susanne.meyder-nolte@ ev-akademie-boll.de, 07164 79-240) und Benjamin Diehl, Dipl. Psych., Studienleiter und Coach (benjamin. diehl@ev-akademie-boll.de, 07164 79-226). Sekretärin ist Silke Klostermann (silke.klostermann@evakademie-boll.de, 07164 79-225).

www.afv-boll.de

derungsbereitschaft – und vielleicht auch in der Renitenz – zu begleiten.

Sie sollen dabei unterstützt werden, sprachfähig zu bleiben und Missstände zu formulieren. Sie sollen aber auch in der Kritik anschlussfähig bleiben und mit den Verantwortlichen um eine bestmögliche Lösung ringen.

Benjamin Diehl, Studienleiter Evangelische Akademie Bad Boll

3 Müller, E. (1973): Bekehrung der Strukturen. Konflikte und ihre Bewältigung in den Bereichen der Gesellschaft. Theologischer Verlag 4 Koenig, H. G. (2012): Religion, Spirituality, and Health: The Research and Clinical Implications, ISRN Psychiatry 5 Heller, J. (2013): Lernen an Herausforderungen zu wachsen – Resilienztraining für Führungskräfte, Personalführung, (12), S. 56-64

SYM 3/2014

7

kaleidoskop Piketty: Wer hat, dem wird gegeben Mit seinen Thesen zur wachsenden Konzentration der Vermögen hat der französische Wirtschaftsprofessor Thomas Piketty in den USA und in Europa eine Debatte über soziale Gerechtigkeit angefacht. In seiner historischen Datenanalyse für insgesamt 27 Länder zeigt er, dass die Erträge für Kapitalanlagen langfristig höher sind als die Wirtschaftsleistung. Das führe zu sich weiter verstärkender Vermögensungleichheit und lasse die Mittelklasse schrumpfen – von Chancengleichheit und Leistungsgerechtigkeit keine Rede. Sollte dieser Trend nicht gebremst werden, werde die Gesellschaft auseinandertriften – für ihn Anlass, für eine Vermögenssteuer zu plädieren. Die deutsche Ausgabe seines Buches »Das Kapital im 21. Jahrhundert« erscheint am 17. Oktober 2014.

Etwas Schönes gestalten und davon leben Tiara Gremmelspacher (siehe Titelbild) gestaltet seit 14 Jahren traumhaft leichte Unikate – Kleider, Jacken, Tücher. Alles macht sie von Hand, nahtlos verbindet sie die feinsten Materialien – Merino- und Kaschmirwolle, verschiedene Seidenqualitäten, Schaflocken und Seidenfäden. Um diese Verbindung herzustellen, verwendet sie die Nuno-Filztechnik – eine spezielle Art der traditionellen Walktechnik, zu der sie nur Olivenseife und Wasser benötigt. Tiara kreiert jedes Stück intuitiv – immer neu lässt sie sich von den Materialien und den Farben inspirieren. Ihre Werkstatt hat Tiara in den Wagenhallen am Nordbahnhof in Stuttgart. Ihr Label heißt Tiara Mana (www.tiaramana.com).

der Onlinejournalismus kaputt. Grund ist die Finanzierung durch Werbung, die zu einem »klickgetriebenen Journalismus« führt. Statt »Ticker-Journalismus« soll das Onlineportal qualitativ hochwertige Magazinbeiträge liefern. Lange Texte, keine Werbung und intensive Recherchen – das versprechen die Macher ihren Unterstützern.

Zahlenspiele: Reichtum wächst schneller als die Weltwirtschaft Wer über mindestens eine Million Dollar anlagefähiges Vermögen verfügt, gehört zu den »High Net Worth Individuals«, kurz »Hanwis« – den Reichen der Welt. Häuser, Yachten und Schmucksammlungen zählen nicht dazu – nur das frei verfügbare Barvermögen. Weltweit gibt es knapp 14 Millionen Personen, die sich zu den »Hanwis« dazuzählen können – in Deutschland sind es 1,1 Millionen.

Immerhin. In Japan sind es doppelt so viele, in den USA viermal so viele Millionäre. China holt auf. Die 14 Millionen Millionäre verfügen zusammen über gut 52 Billionen Dollar. Die meisten haben im Durchschnitt nur unter fünf Millionen Dollar. Eine dünne Schicht von »Ultra-Hanwis« hat mehr als 30 Millionen Dollar frei verfügbares Vermögen. Dies sind die Ergebnisse der Capgemini-Studie.

Aus: Deutschlandfunk, 18. Juni 2014

Heuschrecken »Heuschrecken sind eine Ordnung der Insekten mit mehr als 26000 Arten. Einige pflanzenfressende Arten neigen zur Massenvermehrung und sind, vom Altertum bis heute, von hoher ökonomischer Bedeutung.« – so kann man das in Wikipedia nachlesen. »Biblische Plage« wurde so ein Massenauftreten genannt, bei dem ganze Landstriche von den Pflanzenfressern verwüstet wurden und werden.

Krautreporter-Crowdfunding erfolgreich Am 13. Juni war es klar: Die größte Crowdfunding-Kampagne im deutschen Online-Journalismus war gelungen. Über 15 000 Abos à 60 € wurden im Voraus verkauft und haben mit 900 000 € die Grundlage für das neue Onlinemagazin geschaffen, das im September online gehen soll. 28 Journalisten, darunter der bekannte Medienkritiker Stefan Niggemeier, der Fernsehjournalist Richard Gutjahr und der Blogger Thomas Wiegold, der als Experte für Militärthemen gilt, gehören zum Team. Herausgeber ist Stefan Esser. Ihrer Meinung nach ist

8

2004 hat der damalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering einen neuen Bedeutungsbezug hergestellt. Er forderte eine Aktualisierung des Parteiprogramms der SPD und verwendete als erster die Heuschreckenmetapher, die heute zum deutschen Wortschatz gehört: »Wir müssen denjenigen Unternehmern, die die Zukunftsfähigkeit ihrer Unternehmen und die Interessen ihrer Arbeitnehmer im Blick haben, helfen gegen die verantwortungslosen Heuschreckenschwärme, die im Vierteljahrestakt Erfolg messen, Substanz absaugen und Unternehmen kaputtgehen lassen, wenn sie sie abgefressen haben.« SYM 3/2014

wer gestaltet wirtschaft?

Wer bestimmt die internationalen Wirtschaftsbeziehungen?

Von Prof. Dr. Michael von Hauff »Wer bestimmt die Regeln der Weltwirtschaft? Strategien zur Weltverbesserung« – lautete der Titel einer Akademietagung, die in Kooperation mir dem Deutschen Netzwerk Wirtschaftsethik e.V. und der Wirtschaftsgilde e.V. am 11./12.

Juli stattfand. Prof. Dr. Michael von Hauff von der Universität Kaiserslautern hielt den Eröffnungsvortrag, den er für SYM zusammenfasste.

Nationalstaaten haben ein mehr oder weniger konsistentes Regelsystem zur Gestaltung der nationalen wirtschaftlichen Beziehungen. In Deutschland gilt die Wettbewerbsordnung als eines der zentralen Regelwerke, an das sich im Prinzip alle Unternehmen halten müssen. Auf internationaler Ebene sind z. B. die vielfältigen UNOrganisationen bestrebt, zu einem Regelsystem für die internationalen Wirtschaftsbeziehungen beizutragen.

Zu nennen sind Organisationen wie die Internationale Arbeitsorganisation (IAO), aber auch der Internationale Währungsfonds. Neben den UN-Organisationen gibt es noch 21 UN-Programme und 17 Sonderorganisationen. Dabei gilt jedoch zu berücksichtigen, dass die UN-Organisationen in ihrer konkreten Arbeit teilweise konträre Ziele verfolgen. Aus den geSYM 3/2014

nannten Beispielen wird deutlich, dass die internationalen Wirtschaftsbeziehungen in Handelsbeziehungen und die Beziehungen auf den internationalen Finanzmärkten zu untergliedern sind. Die folgenden Ausführungen konzentrieren sich jedoch ganz wesentlich auf die Handelsbeziehungen.

Eine wichtige Organisation zur Gestaltung der internationalen Handelsbeziehungen ist natürlich die Welthandelsorganisation (WTO).

Schaut man in die Präambel der WTO, so fordert sie den Schutz der Umwelt, die optimale Nutzung knapper Ressourcen und in einem umfassenderen Sinne nachhaltige Entwicklung.

Aber auch die nationalen Regierungen nehmen durch ihre Außenhandelspolitik Einfluss auf die internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Daraus wird deutlich, dass bei der Gestaltung bzw.

Einflussnahme sehr unterschiedliche Interessenlagen einfließen. Hinzu kommt noch, dass auch große Unternehmensverbände, aber auch Unternehmen als Lobbyisten im Kontext der internationalen Wirtschaftsbeziehungen Einfluss auf die internationalen Organisationen und die nationalen Regierungen nehmen.

Um die Vielfalt noch zu erweitern, ist anzumerken, dass es neben der Globalisierung eine zunehmende

Regionalisierung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen gibt. Zu nennen sind u. a. Staatenverbünde wie die EU (Europäische Union), ASEAN (Verband südostasiatischer Staaten), NAFTA (Nordamerikanisches Freihandelsabkommen) und MERCOSUR (Gemeinsamer Markt Südamerikas).

Diese Staatenverbünde haben ebenfalls spezifische Interessenlagen, die die Unübersichtlichkeit noch erhöhen.

Sie haben bei der Gestaltung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen eine zunehmende Bedeutung. Die häufig vertretene Auffassung, wonach besonders die multinationalen Unternehmen die internationalen Wirtschaftsbeziehungen bestimmen, ist also nicht falsch, aber unzureichend.

Betrachtet man die Strukturen und Entwicklungstendenzen der internationalen Wirtschaftsbeziehungen, so zeichnen sich diese durch eine große Ungleichheit zwischen den Ländern aus: Es gibt zwischen Ländergruppen ein großes Gefälle. Das trifft besonders auf die Beziehungen zwischen den Industrie- und Entwicklungsländern zu. Daher kam es Ende September 2013 auf einem Sondergipfel der UN zum Startschuss für Regierungsverhandlungen über eine neue globale Entwicklungs-Agenda. Die Formulierung »Post-2015 Development Agenda« ist jedoch insofern problematisch als dadurch suggeriert wird, es hätten

9

wer gestaltet wirtschaft? eröffnet die Dynamik der Weltwirtschaft oft neue Entwicklungsspielräume, andererseits drohen diese neuen Entwicklungsspielräume aber in einem globalen »Casino- und Spekulationskapitalismus« zu enden. Bisher fehlen wirksame Mechanismen zu einer sozialen und ökologischen Bändigung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Die nationale Wirtschaftspolitik stößt zunehmend an enge Grenzen, was oft zu Turbulenzen auf den internationalen Güter- aber auch Finanzmärkten beiträgt.

Verbraucher sind mit ihrem Konsumverhalten in der Lage, zu guten Standards in der Welt beizutragen – Demo bei der Eröffnung einer Filiale der umstrittenen irischen Billigkette Primark in Berlin am 3. Juli 2014

nur die Entwicklungsländer ein Problem. Auch innerhalb der Industrieländer ist in den letzten Dekaden die Ungleichheit gestiegen: die Handelsgewinne werden also sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern sehr ungleich verteilt.

Es ist jedoch auch zu berücksichtigen, dass es vielfältige Beziehungen zwischen den einzelnen Bereichen der internationalen Wirtschaftsbeziehungen gibt. So stellte beispielsweise Horst Köhler fest, dass es sinnlos ist, über Ernährungssicherheit zu sprechen, ohne die Weltfinanzordnung ins Visier zu nehmen. Es ist hinreichend bekannt, dass Spekulationen zu heftigen Ausschlägen bei den Lebensmittelpreisen führen können. Über Armut zu reden, ohne über die Ungerechtigkeit des Welthandelssystems zu sprechen, ist wenig sinnvoll. Daher wird häufig ein faires System von Global Governance gefordert, um zu einem Weltgemeinwohl zu gelangen bzw. zu diesem beizutragen.

Dem Weltgemeinwohl stehen oft wirtschaftliche Interessen im engeren Sinne entgegen. Einerseits Prof. Dr. Michael von Hauff, Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik und internationale Wirtschaftsbeziehungen, Universität Kaiserslautern

10

Die Welt wurde lange Zeit als Staatenwelt begriffen. In jüngster Zeit sind jedoch wichtige andere Akteursgruppen entstanden, deren Aktivitäten immer stärkere Auswirkungen haben: die handlungsmächtige Wirtschaftswelt von global operierenden, transnationalen Unternehmen, die global vernetzte Medienwelt, die mittels Telekommunikation Bemühungen um die Bewahrung kultureller Identitäten zu überrollen droht, eine zunehmende international vernetzte Bewegung von Nichtregierungsorganisationen, die Beobachtungsstatus bei den UNOrganisationen haben. Die Nichtregierungsorganisationen nehmen in einzelnen Politikbereichen eine wirksame Pressure-Group-Funktion wahr.

Hier stellt sich die Frage, ob die Nationalstaaten nicht in der Lage sind, zu einem Grundkonsens einer Global Governance Struktur zu kommen, die am Weltgemeinwohl orientiert ist. Die international besetzte Commission on Global Governance, die noch von Willy Brandt mitinitiiert wurde, legte 1995 ihren Bericht vor. Der Bericht hatte den Titel »Nachbarn in einer Welt«. Es ging darum, dieses Konzept mit Substanz zu füllen. Auf globaler Ebene wurde unter Ordnungspolitik lange das System der zwischenstaatlichen Beziehungen verstanden.

Heute gibt es jedoch einen gewissen Grundkonsens, nach dem Nichtregierungsorganisationen, Bürgerbewegungen, multinationale Konzerne und der globale Finanzmarkt mit einbezogen werden sollten.

Dabei handelt es sich im Prinzip um einen breit angelegten, dynamischen und komplexen Prozess interaktiver Entscheidungsfindung. Daher heißt Global Governance nicht Global Government. Eine Weltregierung ist weder eine realistische noch eine erstrebenswerte Option. In der deutschsprachigen Ausgabe des Berichtes wird Global Governance mit Weltordnungspolitik übersetzt. Dabei geht es im Prinzip um die Schaffung einer neuen Weltordnung. Es sollte jedoch nicht nur um eine Weltordnungspolitik, sondern um die Betonung von kooperativen Formen des Konsensund Entscheidungsfindungsprozesses gehen. Danach geht es also um das Zusammenwirken von staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren von der lokalen bis zur globalen Ebene.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die internationalen Wirtschaftsbeziehungen von einer Vielzahl von Akteuren beeinflusst werden.

Bisher wurde jedoch die Bedeutung der Konsumenten vernachlässigt.

Grundsätzlich gibt es weltweit die Konsumfreiheit. Verbraucher sind also in der Lage, jene Produkte bzw.

Dienstleistungen nachzufragen, die im Kontext der internationalen Wirtschaftsbeziehungen unter bestimmten Standards hergestellt und vertrieben werden. Ein Beispiel hierfür ist das Konzept Fair Trade. Hierbei handelt es sich um internationale Wirtschaftsbeziehungen, die für die Produzenten eine wirtschaftliche Verbesserung ihrer Lebensbedingungen bringen und gleichzeitig ökologische und soziale Standards berücksichtigen.

Es gibt jedoch darüber hinaus, aber auch weltweit eine Vielzahl von Unternehmen, die sich im Rahmen der internationalen Wirtschaftsbeziehungen an ökologische und soziale Standards halten. Sie leisten ihren Beitrag zu einem »Weltgemeinwohl«.

Es gibt aber auch noch viele Akteure, die im Rahmen der internationalen Wirtschaftsbeziehungen primär ihren eigenen Nutzen anstreben und somit dem Weltgemeinwohl abträglich sind.

SYM 3/2014

wer gestaltet wirtschaft?

Sparpolitik oder mehr Investitionen in der EU?

Von li. n. re.: Dr. Sabine Reiner, Dr. Nils Schmid, Yves Mersch, Bischof Frank O. July, Dr. Dieter Heidtmann, Dagmar Bürkardt

»Die Soziale Marktwirtschaft – das europäische Wirtschaftsmodell?« – war Thema des zweiten Bad Boller Wirtschaftsgesprächs am 18. Juli 2014 in der Evangelischen Akademie. In der Diskussionsrunde mit dem baden-württembergischen Finanz- und Wirtschaftsminister Dr. Nils Schmid, dem luxemburgischen Direktor der Europäischen Zentralbank, Yves Mersch, Dr. Sabine Reiner vom Bundesvorstand der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und dem württembergischen Landesbischof Dr. h. c. Frank O. July kamen bald die aktuellen Auseinandersetzungen zur Zukunft der europäischen Wirtschaftsund Finanzpolitik auf den Tisch.

Von Dagmar Bürkardt und Dr. Dieter Heidtmann Yves Mersch warnte davor, den Stabilitätskurs in der Europäischen Union aufzugeben: »So notwendig wachstumsfördernde Strukturreformen und öffentliche Investitionen sind; sie dürfen nicht gegen halbherzige Haushaltskonsolidierung und noch höhere Staatsschulden eingetauscht werden.

Ich sehe keinen Grund, den Stabilitätspakt aufzuweichen. Sinnvoller wäre es, Ausgaben der öffentlichen

Hand dort zu kürzen, wo sie keinen Mehrwert generieren. Auf Kosten künftiger Generationen mehr Schulden anzuhäufen, wäre auch nicht im Sinne einer europäischen Sozialen Marktwirtschaft.« Mersch setzte damit deutlich andere Akzente als der neu gewählte Kommissionspräsident Jean Claude Juncker, der sich bei seiner Bewerbungsrede im Europäischen Parlament für mehr öffentliche Investitionen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit ausgesprochen hatte.

Yves Mersch, Direktor der Europäischen Zentralbank

SYM 3/2014

Minister Schmid positionierte sich in diesen Fragen eher auf der Seite des Kommissionspräsidenten. Er sprach sich für einen »ganzheitlichen« EU-Wachstumspakt aus. »In seiner jetzigen Form ist der Wachstumspakt viel zu kleinteilig, um nachhaltige Wachstumsimpulse zu erzielen.

Deswegen muss der Haushalt der Europäischen Union auch auf Wachstum durch Innovation und Nachhaltigkeit ausgerichtet werden.« Schmid forderte ein umfassendes Programm gegen die Jugendarbeitslosigkeit in Europa. »Wir müssen verhindern, dass die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Europa zum Mahnmal für die mangelnde Handlungsfähigkeit der EU wird.« Für die Finanzierung schlug er eine gemeinsame verpflichtende Besteuerung großer Vermögen und einen europaweiten Kampf gegen Steuerbetrug vor.

Minister Dr. Nils Schmid im Gespräch mit Akademie-Direktor Dr. Jörg Hübner (links)

11

wer gestaltet wirtschaft?

Mehr Gestaltungs Fragen zur Wirtschaftspolitik Dr. Nils Schmid war Referent beim 2. Boller Wirtschaftsgesprächs am 18. Juli 2014 in der Evangelischen Akademie mit dem luxemburgischen Direktor der Europäischen Zentralbank Yves Mersch, Dr. Sabine Reiner vom Bundesvorstand der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und dem württembergischen Landesbischof Dr. h. c. Frank O. July. Für SYM beantwortete er die Fragen ausführlich.

Dr. Frank Otfried July, Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, wird von Studienleiter Dr. Dieter Heidtmann begrüßt.

Dr. Sabine Reiner, Bundesvorstand der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di beim Empfang in der Akademie

Dr. Sabine Reiner warnte vor den politischen Konsequenzen einer falschen, nur am Schuldenabbau orientierten Wirtschafts- und Sozialpolitik. Der Erfolg europakritischer Parteien bei der Europawahl habe gezeigt, dass viele Menschen kein Vertrauen mehr in die Politik hätten. »Ohne politischen Kurswechsel wird in vielen Ländern für lange Zeit die Erwerbslosigkeit hoch, das Niveau von Einkommen und sozialem Schutz niedrig bleiben und es könnten noch weitere Vertrauensverluste die Folge sein.« Landesbischof Dr. Frank Otfried July erinnerte daran, dass die Soziale Marktwirtschaft nicht nur eine Wirtschaftsordnung, sondern auch eine Werteordnung darstelle. »Die Grundsätze der Sozialen Marktwirtschaft waren von Anfang an mit christlichen Wertegrundsätzen eng verknüpft.« Auch heute gelte es, Freiheit und Verantwortung zu verbinden. July erinnerte an das Vorbild sozial verantwortlicher Persönlichkeiten wie Gustav Werner oder Paul Lechler, die nicht nur wirtschaftlich erfolgreich waren, sondern auch große diakonische Werke aufgebaut haben. Bei vielen schwäbischen Mittelständlern erlebe er auch heute, dass sie unternehme-

12

rische Freiheit und gesellschaftliche Verantwortung in vorbildlicher Weise miteinander verbänden.

Im zweiten Teil des Bad Boller Wirtschaftsgesprächs diskutierten die Teilnehmenden mit Experten aus Unternehmen, Arbeitsagentur und Verbänden über die zukünftige Gestaltung der europäischen Wirtschaft.

Den Abschluss bildete eine »DonauKaffeehausrunde« mit drei jungen Stipendiaten aus Ungarn und Serbien.

Die Perspektive auf Europa aus einem ›jungen‹ Mitgliedsland und einem neuen Beitrittskandidaten zeigte, wie die EU von jungen Leuten einerseits als ›Kontinent der Chancen‹ wahrgenommen wird. Andererseits haben die Stipendiaten deutlich gemacht, wie sehr ihre jeweiligen Gesellschaften momentan noch damit beschäftigt sind, Widersprüche und Spaltungen innerhalb ihrer Länder zu bearbeiten und zu bewältigen.

Das Bad Boller Wirtschaftsgespräch ist ein Forum für wirtschaftsethische Grundsatzfragen. Veranstalter ist die Evangelische Akademie Bad Boll in Kooperation mit dem Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden Württemberg.

Herr Minister Schmid, gestaltet die Politik die Regeln der Wirtschaft oder bestimmt der Markt die Entwicklungen und die Politik hechelt den Entwicklungen in der Wirtschaft nur hinterher?

Es ist die Politik, die die Rahmenbedingungen und Regeln setzt. Aber Politik kann immer nur auf der entsprechenden Ebene tätig werden – die Kommune vor Ort, das Land auf seiner Ebene und der Bund für Deutschland.

Unternehmen agieren globaler. Hier hinkt die Politik oft hinterher. Gegen Steueroasen oder ausufernde Finanzmärkte braucht es mehr als einen nationalen Beschluss. Für mich ist die Europäische Union eine Grundvoraussetzung, um Rahmenbedingungen zu setzen. Wenn 28 Länder mit einer Stimme sprechen, kann dies mehr ausrichten, als ein Land allein. Aber ich sehe auch, dass ein einzelnes Land Vorreiter sein kann, beispielsweise beim Atomausstieg.

Welche Gestaltungsmöglichkeiten hat ein Wirtschaftsminister auf Landesebene? Bei welchen Themen konnten Sie in den letzten drei Jahren konkret etwas verändern?

Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig – sei es direkt durch die Landesregierung oder indirekt durch den Bundesrat. So haben wir beispielsweise das Landestariftreue- und Mindestlohngesetz eingeführt und parallel dazu im Bund die Einführung des Mindestlohns unterstützt. Auch haben wir die Fachkräfteallianz aufgebaut und das Ausbildungsbündnis gestärkt, um das volle Fachkräftepotenzial für SYM 3/2014

wer gestaltet wirtschaft?

möglichkeiten in der Steuerpolitik gewünscht an Finanzminister Dr. Nils Schmid unser Land zu mobilisieren. Damit Baden-Württemberg als Land der Tüftler und Erfinder fit für die Zukunft bleibt, haben wir seit dem Jahr 2010 die Grundfinanzierung der wirtschaftsnahen Forschungsinstitute um rund 15 Prozent erhöht. Dazu kommt, dass wir das alles solide finanzieren, so dass wir im Jahr 2016 vier Jahre vor Eintritt der grundgesetzlichen Schuldenbremse einen ausgeglichenen Haushalt präsentieren werden.

Bei welchen Themen würden Sie sich mehr Gestaltungsmöglichkeiten als Politiker wünschen? Über den Bundesrat sind wir als Landesregierung an allen wichtigen Entscheidungen des Bundes beteiligt.

Jedoch würde ich mir als Landespolitiker mehr Gestaltungsmöglichkeiten in der Steuerpolitik wünschen. Das Land Baden-Württemberg verhandelt zwar die Bund-Länder-Finanzbeziehungen mit, eigene Möglichkeiten zur Verbesserung der Einnahmesituation bestehen aber nicht.

Viele Menschen haben das Gefühl, dass die Regeln in der Wirtschaft inzwischen in China festgelegt werden und unser europäisches Sozialmodell dabei unter die Räder kommt. Wie können wir die weltweiten Regeln mitgestalten?

Aus meiner Sicht können wir dann die weltweiten Regeln mitgestalten, wenn wir uns in der Europäischen Union auf verbindliche Standards einigen. Wir regulieren innerhalb der Europäischen Union die Inhaltsstoffe jedes Produkts im Detail, einigen uns aber maximal auf Mindeststandards für Arbeitsbedingungen und Sozialleistungen.

So wie ich Baden-Württemberg zum Musterland für »Gute Arbeit« machen werde, muss die Europäische Union in der Weltwirtschaft voran gehen. Aber auch die aufstrebenden Länder dieser Welt werden nicht umhin kommen, die Arbeitsbedingungen in ihren Ländern zu verbessern.

SYM 3/2014

Kleine und mittlere Unternehmen aus Baden-Württemberg sind weltweit unterwegs und erleben, dass in den Exportmärkten andere, oft undurchschaubare und diskriminierende Regeln gelten. Wie kann das Wirtschaftsministerium sie unterstützen, wenn es um gleiche Wettbewerbsbedingungen und Standards für alle geht?

Im Mittelpunkt der Fördermaßnahmen des Landes zur Erschließung ausländischer Märkte insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen steht das Maßnahmenangebot von Baden-Württemberg International.

Hierzu gehören Auslandsmessen, aber auch Fachinformationsreisen wie zuletzt in die rohstoffreiche Mongolei.

Als Wirtschaftsminister des Landes sehe ich mich bei Reisen in solche »emerging markets« in einer politischen Türöffnerfunktion für unsere Wirtschaft. In den politischen Gesprächen vertrete ich die Interessen der baden-württembergischen Unternehmen und spreche dabei auch problematische Rahmenbedingungen wie Handelsbarrieren oder den Schutz des geistigen Eigentums an.

Das Grundsatzdokument der Sozialen Marktwirtschaft, die »Freiburger Denkschrift«, die 1942 von der Bekennenden Kirche in Auftrag gegeben wurde, definiert Wirtschaftsordnung zugleich als Werteordnung. Nach welchen Werten gestalten Sie Ihre Wirtschaftspolitik?

Ausgangspunkt meiner Wirtschaftspolitik ist die Überzeugung, dass Wirtschaft einen festen Werterahmen braucht. Ein für mich wichtiger Grundwert ist die Freiheit. Es ist Aufgabe der Politik, der Wirtschaft einen festen Rahmen zu geben – aber gleichzeitig ausreichend Raum für Unternehmensentscheidungen und -entwicklungen zu lassen. Kleine Unternehmen müssen die gleichen Chancen haben am Markt zu konkurrieren.

Deshalb ist eine gute Wettbewerbspolitik entscheidend. Und mir liegt die Solidarität am Herzen. Gerade ein so starkes Land wie Baden-Württemberg

sollte niemanden auf der Strecke lassen. Deswegen ist es mir ein Anliegen, den Übergang von der Schule in den Beruf weiter zu verbessern, so dass möglichst alle jungen Menschen den Weg in ein stabiles Arbeitsverhältnis finden.

Zur Messung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eines Landes können statt Wirtschaftswachstum andere Indikatoren wie: ökologische Nachhaltigkeit, Gesundheit, Bildung oder gerechte Verteilung der Güter genommen werden. Würde die Wirtschaftspolitik dann anders aussehen? Und falls ja, wann wird es für Baden-Württemberg einen »GlücksIndikator« geben?

Das Wirtschaftswachstum allein sagt wenig darüber aus, wie gerecht unsere Gesellschaft ist und wie es den Menschen im Land geht. Das Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) zeigt uns aber, wie leistungsfähig unsere Wirtschaft ist. Für mich bedeutet dies, dass wir das BIP als Indikator nicht aufgeben, sondern sinnvoll ergänzen sollten. Besonders wichtig ist mir, dass die Menschen im Land einen Arbeitsplatz haben und an unserer Gesellschaft auf Basis eines durchlässigen Bildungssystems mit entsprechenden Aufstiegsmöglichkeiten teilhaben können. Erste Ergebnisse zum Well-Being-Index, einem Glücksindikator mit acht Dimensionen sind von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vorgelegt worden. Es zeigt sich, dass Baden-Württemberg bei den Themen Erwerbstätigenquote, der Lebenserwartung als Indikator für die Gesundheit sowie der Sicherheit sowohl in Deutschland als auch im internationalen Vergleich bereits Spitzenplätze belegt. Verbesserungen sollten der Studie zufolge aber noch bei den Themen Breitbandzugang sowie bei der Reduzierung der Feinstaubbelastung erzielt werden.

Die Fragen stellte Dr. Dieter Heidtmann, Studienleiter Evangelische Akademie Bad Boll

13

iketh

Eindrücke aus einem verwundeten Land Begegnungsreise nach Bosnien und Herzegowina Die Interreligiöse Konferenz Europäischer Theologinnen (IKETH e.V.) hat im Frühsommer diesen Jahres die Chance genutzt, mit den bosnischen Mitgliedern eine Begegnungstagung in Bosnien und Herzegowina zu organisieren.

Von der Evangelischen Akademie Bad Boll waren die Studienleiterinnen Susanne Wolf, Schatzmeisterin von IKETH, und Simone Helmschrott dabei.

Sie berichten von ihren Begegnungen mit Repräsentantinnen aller dort vertretenen Religionsgemeinschaften und NGOs. Die Zahlen variieren je nach Quelle.

Die internationale Gemeinschaft ist sich jedoch einig: Was im Juli 1995 mitten in Europa in dem kleinen Ort Srebrenica geschah, war Völkermord.

Die serbischen Truppen unter Radko Mladic wollten die männliche muslimische Bevölkerung des Ortes systematisch auslöschen. In weiten Teilen gelang es ihnen. Wer machte sich schuldig, wann, wie? Hätten die niederländischen UN-Truppen, das sogenannte »Dutchbat«, durch mutigeres Agieren Menschen schützen können? Die »Mütter von Srebrenica«, Mütter, Frauen und Töchter von Ermordeten, erzählen ihre Geschichte jedem, der sich diesen Schilderungen stellen möchte. Darüber hinaus sind sie auch politisch aktiv: 2010 scheiterte ihre Klage gegen die Vereinten Nationen. Im Juli diesen Jahres gab ein Zivilgericht in Den Haag aber den Niederlanden eine Mitschuld an dem Verbrechen – und der Klage der Mütter damit Recht. Es ist das erste Mal, dass ein einzelner Staat für das Handeln seiner Truppen im Rahmen einer internationalen Mission haftbar gemacht wird. Schon jetzt wird gemutmaßt, dass dieses Urteil internationale Einsätze erschweren, zumindest aber verändern wird.

Wir hören die Geschichten der Mütter, wir sehen die Grabsteine ihrer Angehörigen. Wir erkennen ihre Verzweiflung, ihre noch nicht geheilten Wunden, ihre Wut auf die Gegner. Und wir merken: Bosnien und Herzegowina ist ein verwundetes Land, in dem der Heilungsprozess an vielen Stellen noch nicht abgeschlossen ist.

14

Auf der Reise waren wir Teil einer internationalen und interreligiösen Gruppe: Die Jahrestagung der Internationalen Konferenz Europäischer Theologinnen e.V. (IKETH), war in diesem Jahr als Begegnungsreise angelegt und führte uns nach Sarajevo und andere Orte. Diese Begegnungen machten uns anfangs verwirrt und sprachlos, im Laufe der Tage aber erlebten wir viel Stärke und Hoffnung.

Der Konflikt nach dem Ende des ehemaligen Jugoslawien, in dem sich orthodoxe Serben, muslimische Bosnier sowie katholische Kroaten unversöhnlich gegenüberstanden, wurde mit einer politischen Grenzziehung gelöst. Sie ist im Vertrag von Dayton festgehalten, wie auch in der Verfassung des neuen Staates BosnienHerzegowina, der aus zwei autarken Entitäten besteht (Republika Srbska; Föderation Bosnien und Herzegowina). Damit ist politisch zementiert, was doch eigentlich überwunden werden sollte: Die Spaltung entlang der ethnischen Grenzen. So hören wir es zunächst aus politologischer Sicht. In dieses Bild fügt sich auch der Besuch bei dem Mahnmal von Potocari, dem Friedhof bei Srebrenica. Weiße Stelen in grünem Gras, in einem tiefen Tal, den Hang entlang. Anklagen, Unversöhnlichkeit und Schmerz. Die Frage nach dem warum bleibt unbeantwortet. In einem gemeinsamen, interreligiösen Gebet versuchen wir, unserer Sprachlosigkeit Worte zu geben. Und merken einmal mehr, dass es keine dogmatischen Diskussionen braucht, um in religiösen Formen gemeinsam Halt zu finden.

Die Interreligiöse Konferenz Europäischer Theologinnen (IKETH e.V.) wurde 2001 in Bad Boll gegründet. Ihr gehören Mitglieder aus 13 Ländern an, die sich in ihren Religionsgemeinschaften professionell oder freiwillig engagieren.

Sie sehen sich dem interreligiösen Dialog in feministischer Perspektive als Teil eines europäischen Friedensprozesses verpflichtet. Die nächste IKETH-Tagung, zu der auch Nicht-Mitglieder eingeladen sind, findet vom 16.-19. April 2015 in Berlin statt.

Doch es ist nicht nur Srebrenica, es sind auch all die anderen persönlichen Geschichten unserer GesprächspartnerInnen, teils IKETH-Mitglieder, die uns berühren. Geschichten von getrennten Familien, von der belagerten Stadt, von Ungewissheiten, von Zerrissenheit, von Traumata. Und vom Neubeginn. Wir treffen Rachela Djidic, eine lebenslustige, tatkräftige Frau, die in der jüdischen Gemeinde von Sarajevo mitarbeitet und als Tochter von Holocaustüberlebenden selbst schon diverse Male den Lebensmittelpunkt gewechselt hat: Mit den Eltern ausgewandert nach Israel, zurück emigriert nach Bosnien, wo sie die Belagerung der Stadt samt antijüdischer Ausschreitungen erlebt hat. Sie engagiert sich nun, neben ihrer Arbeit an der US-amerikanischen Botschaft, ehrenamtlich in verschiedenen Initiativen, die sich der Friedensbildung annehmen.

Viele Frauen setzen sich seit Ende des Krieges für Friedens- und Versöhnungsarbeit ein. Bei »Forma F« in Mostar, im südlichen Teil der Föderation Bosnien und Herzegowina, lernen wir mehr von ihrer Arbeit kennen.

Hier treffen wir neben Mitarbeiterinnen von NGOs, jüdische, katholische und muslimische Frauen, die alle in verschiedenen Kreisen aktiv sind und

SYM 3/2014

was kommt?

Was kommt?

Tagungen vom 7. September - 31. Dezember Gesellschaft, Politik, Staat

Mahnmal von Potocari, dem Friedhof bei Srebrenica mit einer der »Mütter von Sebrenica«; Mitte: Ein Teil der Gruppe vor der Brücke in Mostar, v. li.: Dorothee Schieber, Doris Mathis, Susanne Käser, Simone Helmschrott, Margret Ehni, Fulata Mbano Moya, Hanna Holmlund, Halima Hisic, Susanne Wolf; unten: Kulis aus Patronenhülsen auf dem Basar in Sarajewo

doch das gleiche Ziel haben: Allen Frauen politische und gesellschaftliche Mitwirkung zu ermöglichen und die Wunden des Krieges zu heilen.

Ein Thema dominiert die Aufarbeitung der Kriegsjahre: Die vielen Fälle von Gewalt gegen Frauen und von Vergewaltigungen, die als Kriegswaffe eingesetzt wurden. Unsere GastgeSYM 3/2014

berin, Dr. Sabiha Husic-Haskic, ist muslimische Theologin und leitet die NGO »Medica Zenica«, ein paar Stunden von Sarajevo entfernt. Hier gibt es ein Frauenhaus, in dem die Frauen nicht nur Schutz finden, sondern ihre Traumata mit psychologischer Betreuung und Therapie aufarbeiten und mit Hilfe einer Ausbildung Perspektiven gewinnen können. Schon der britische Außenminister William Hague und die Schauspielerin Angelina Jolie haben die Einrichtung besucht. Internationale Aufmerksamkeit ist weiterhin wichtig, damit das Thema Gewalt gegen Frauen auch vor Ort wahrgenommen wird.

»Und schuf sie als Mann und Frau« - Was ist der Mensch? Neue Zugänge zu den heiligen Schriften in Judentum, Christentum und Islam 7. bis 9. September 2014, Bad Boll Was ist der Mensch? Wie wird seine Gottesbeziehung im Christentum, Islam und Judentum verstanden?

Sind Wechselwirkungen zwischen den einzelnen theologischen Traditionen zu erkennen? Welche sozialpolitischen Impulse und geschlechtergerechten Zugänge werden deutlich?

Durch Lektüre entsprechender Texte und im Gespräch mit ReferentInnen aller drei Religionen wollen wir uns diesen Fragen stellen.

Tagungsleitung: Simone Helmschrott, Susanne Wolf, Dr. Michael Volkmann Infos: Susanne Heinzmann, s. S. 20 Integrieren, Partizipieren, Qualifizieren. Das neue Flüchtlingsaufnahmegesetz und seine Umsetzung 19. bis 21. September 2014, Bad Herrenalb Wie können die Spielräume, die das neue Flüchtlingsaufnahmegesetz in Baden-Württemberg bietet, genutzt werden? Welche Modelle zur Erschließung von bezahlbarem Wohnraum greifen? Wie kann Sprachförderung in allen Altersstufen angeboten werden?

Wie kann Integration in Ausbildung und Arbeit gelingen? Welche Möglichkeiten haben Kirchengemeinden und Initiativen, die Partizipation von Flüchtlingen zu fördern?

Tagungsleitung: Simone Helmschrott, Annette Stepputat Infos: Susanne Heinzmann, s. S. 20

siehe auch: www.iketh.org

15

was kommt?

Kommunikation: Körpersprache als zentrales Führungsinstrument Intensivseminar für (Ober-) Bürgermeister/innen 24. bis 25. September 2014, Bad Boll Körpersprache ist unsere erste Sprache. Die Teilnehmenden lernen in diesem Seminar, diese bei sich selbst und bei anderen besser zu verstehen und als Ausdrucksform beim öffentlichen Auftritt als auch im Gespräch gezielt zu nutzen. Sie erhalten ein auf Sie zugeschnittenes Kommunikationsseminar in enger Kooperation mit dem Städtetag Baden-Württemberg. Die Zahl der Teilnehmenden ist auf zwölf begrenzt.

Infos: Conny Matscheko, siehe S. 20 Gender, Gewalt, Gesellschaft Wohin bewegt sich die Diskussion in Indien?

25. bis 27. September 2014, Bad Bolll Die brutale Vergewaltigung und der anschließende Tod einer Studentin lösten in Indien Massenproteste aus. Weltweit wurde die Gewalt an indischen Frauen verurteilt. Im Fokus steht die aktuelle Diskussion: Wie haben sich die Rollen von Mann und Frau in Indien entwickelt und inwiefern haben die Kastenverhältnisse darauf einen Einfluss? Wie sieht die öffentliche Diskussion heute aus und welchen Wandel kann sie bewirken?

Tagungsleitung: Simone Helmschrott Infos: Susanne Heinzmann, s. S. 20 Das Messie-Syndrom: Hintergründe, Ursachen, Hilfen, neue Erkenntnisse Fach- und Grundsatztagung 27. bis 28. September 2014, Bad Boll Das Messie-Syndrom ist Ausdruck psychosozialer Probleme. Es werden neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Therapieangebote vorgestellt.

Woran erkennt man das MessieSyndrom auch in den frühen Ausprägungen? Welche therapeutischen Angebote kann man empfehlen? Welches kreative Potenzial steckt hinter dem Syndrom? Die Tagung versucht das Thema zu enttabuisieren und als therapierbare Störung verständlich zu machen.

Tagungsleitung: Christa Engelhardt Infos: Erika Beckert, s. S. 20

16

Mitmachen Ehrensache Fit für das Botschafteramt – Seminar für ehrenamtliche Botschafterinnen und Botschafter 17. bis 19. Oktober 2014, Bad Boll Die Aktion »Mitmachen Ehrensache« und die Evangelische Akademie Bad Boll laden Schülerinnen und Schüler aus Baden-Württemberg ein, die sich als ehrenamtliche Botschafterinnen und Botschafter für diese Initiative an Schulen, bei Arbeitgebern und in den Medien einsetzen wollen. Das Seminar bietet Workshops, in denen öffentliches Auftreten und Kommunikation geübt werden.

Tagungsleitung: Marielisa von Thadden, Gabi Kircher, Günter Bressau Infos: Heidi Weiser, s. S. 20 Ägypten – von der Transformation zur Stagnation? Christliche und muslimische Loyalitäten 17. bis 18. Oktober 2014, Bad Boll

Der Aufbruch, der mit der Vertreibung von Präsident Husni Mubarak begonnen hatte, ist vorbei. Stagnation und Zukunftsangst herrschen momentan vor.

Ägypten hat mit den Protesten auf dem Tahrirplatz einen Transformationsprozess begonnen, der derzeit stagniert. Die Machtübernahme des Militärs und die Verfolgung der Muslimbrüder als Terroristen stellen Fragen an christliche und muslimische Solidaritäten in Deutschland. Beeinflussen die Ereignisse in Ägypten Kirchen und Moscheen in Deutschland?

Wie wirken sie auf den christlichislamischen Dialog?

Tagungsleitung: Simone Helmschrott, Heinrich-Georg Rothe Infos: Susanne Heinzmann, s. S. 20

Aus Schattenseiten Stärke gewinnen. Aufbaukurs 1 des Zürcher Ressourcenmodells ZRM® 30. Oktober bis 1. November 2014, Bad Boll Dieses Selbstmanagement-Seminar hilft Ihnen, einen kreativen Umgang mit negativen Gefühlen zu entwickeln und dabei weitere Ressourcen kennenzulernen. Sie beginnen mit Ihrem bereits entwickelten Motto-Ziel und erweitern Ihre Ressourcen mit bisher ungeliebten Persönlichkeitsanteilen, den sogenannten Schattenanteilen nach C. G. Jung.

Tagungsleitung: Dr. Irmgard Ehlers, Verena Glatthard Infos: Romona Böld, s. S. 20 Keine Chance für Rassismus Strategien gegen Erscheinungsformen gesellschaftlicher Diskriminierung 6. bis 7. November 2014, Bad Boll Islamophobie, Rechtsextremismus und Kulturrassismus: Rassismus ist in der deutschen Gesellschaft überall anzutreffen. Die Phänomene sind keineswegs beschränkt auf bestimmte Milieus oder Altersgruppen. Es gibt jedoch vielfältige Strategien gegen Diskriminierungen, von der Präventionsarbeit bis zur interkulturellen Kompetenzvermittlung. Wie aber können die Ansätze in der Gesellschaft wirksam werden?

Tagungsleitung: Simone Helmschrott, Inge Mugler Infos: Susanne Heinzmann, s. S. 20 Der Rucksack des Adoptiv- und Pflegekindes. Herausforderungen in Adoptiv- und Pflegefamilien gemeinsam bewältigen 8. bis 9. November 2014, Bad Boll Das Zusammenleben mit seelisch verletzten Kindern stellt hohe Anforderungen an Adoptiveltern. Liebe allein SYM 3/2014

was kommt? genügt nicht! Adoptiveltern brauchen fundiertes Wissen und Ermutigung, um ihre Aufgabe erfüllen zu können.

Ziel der Tagung ist es, die erzieherische Kompetenz von Adoptiveltern zu erhöhen und die Beziehungsqualität in den Familien zu verbessern.

Tagungsleitung: Christa Engelhardt Infos: Erika Beckert, s. S. 20 Verantwortungsbewusstes Führen und Entscheiden Selbst- und Zeitmanagement im Berufs- und Privatleben 10. bis 12. November 2014, Bad Boll Praktische Ethik für Menschen in Entscheidungssituationen. In diesem Seminar zeigen qualifizierte Trainerinnen, wie sich dieses Modell schrittweise üben und konkret anwenden lässt. Theorie- und Praxiseinheiten setzen an der persönlichen Situation der Teilnehmenden an.

Tagungsleitung: Dr. Irmgard Ehlers, Dorothee Moser Infos: Romona Böld, s. S. 20 Ausstieg aus dem Beruf – Aufbruch wohin?

12. bis 15. November 2014, Bad Boll Altersteilzeit, Vorruhestand und Ruhestand sind verbunden mit dem Abschied aus vielen Rollen und Beziehungen. Den Abschied ernst zu nehmen und die Chancen der neuen Lebensphase in Beziehung, Freizeitaktivitäten und Engagement für andere zu erkennen, ist das Ziel des Seminars.

Tagungsleitung: Dr. Karlheinz Bartel, Karl-Ulrich Gscheidle Infos: Heidi Weinmann, s. S. 20 Das Messie-Syndrom Seminar für Fachkräfte 26. bis 27. November 2014, Bad Boll Fachkräfte benötigen Wissen über Ursachen und Hintergründe des Messie-Syndroms, um im Berufsalltag adäquat handeln zu können. Aus dem Verstehen heraus erwachsen Empathie, vertrauensvolle Beziehungen zu Betroffenen und die Kompetenz zu professionellem Tun. Es werden elementare Kenntnisse, entsprechendes Handwerkszeug sowie Möglichkeiten und Grenzen von Interventionen vermittelt.

SYM 3/2014

Tagungsleitung: Christa Engelhardt, Veronika Schröter Infos: Erika Beckert, s. S. 20 Männer und Aggression Fakten, Deutungen und pädagogische Konsequenzen 28. bis 29. November 2014, Bad Boll Männliche Aggression ist in der Öffentlichkeit als Problem präsent.

einer bewussten interkulturellen Öffnung der Verwaltungen, der Kindergärten, Schulen und Vereine, um jedes Kind in seiner Entwicklung optimal zu unterstützen. Wie das genau geht, erfahren Sie anhand gelingender Beispiele aus anderen Kommunen.

Tagungsleitung: Dr. Irmgard Ehlers, Iris Fahle Infos: Romona Böld, s. S. 20

Kultur, Bildung, Religion

Wie aber sehen die Befunde genau aus? Welche psychologischen Aspekte sind relevant? Hat Aggression auch positive Dimensionen? Und welche Konsequenzen hat all dies für die Pädagogik?

Tagungsleitung: Dr. Günter Renz, Dr. Dietmar Merz, Markus Herb, Tilman Kugler und Wilfried Vogelmann, Dr. Thomas König Infos: Brigitte Engert, s. S. 20

Platon: Philebos Genüsslich lesen und verstehen 11. bis 14. September 2014, Bad Boll Jeder Mensch kann denken und denken lernen – dies ist die unendlich positive Einstellung der Philosophie!

Philosophie heißt: Sich miteinander in präziser Weise verständigen und sich so weit als möglich logisch nachvollziehbar auszudrücken. Auch wenn Sie bisher nicht in der Philosophie zuhause sind: Kommen Sie und erleben Sie, wie viel Freude Ihnen Platon machen wird.

Tagungsleitung: Dr. Thilo Fitzner Infos: Andrea Titzmann, s. S. 20

Mit Zielen zum Ziel Die eigenen Visionen des Lebens entwickeln und verwirklichen 1. bis 2. Dezember 2014, Bad Boll In diesem Seminar zum zielorientierten Selbstmanagement vermitteln erfahrene Referentinnen, wie Sie Ihre Pläne umsetzen, damit Sie beruflich und privat verwirklichen können, was Sie sich vorgenommen haben. Mit Hilfe von theoretischem Input, praktischen Übungen und individuellem Feedback bestimmen Sie Ziele und den Weg zu deren Umsetzung.

Tagungsleitung: Dr. Irmgard Ehlers, Christine Rall Infos: Romona Böld, s. S. 20

School dropouts – the way to a job EU Project THEATRE 16. bis 19. September 2014, Bad Boll Jugendliche Schulabbrecher – verschlossen, rätselhaft, gewalttätig. Eine Katastrophe für den Unterricht. Eines der fünf Top-Themen der EU bis 2020.

Zusammen mit Partnern aus Italien,

Vielfalt im Landkreis Göppingen Interkulturelle Öffnung als Chance für Kommunen – 3. Demografiefachtag 11. Dezember 2014, Bad Boll Der demografische Wandel im Landkreis Göppingen gibt den Anstoß zu

Irland, Polen, der Türkei und Deutschland werden theaterartige Methoden erarbeitet, um schwierige Jugendliche zu erreichen und mit ihnen einen Weg in Ausbildung und Beruf zu finden.

Weitere Seminare folgen. Die Reihe

17

was kommt? wird mit Elementen von Rhythmus und Musik fortgesetzt.

Tagungsleitung: Dr. Thilo Fitzner Infos: Andrea Titzmann, s. S. 20 Teil sein – Wirkung zeigen!

Jugendbeteiligung in Kommunen in Baden-Württemberg 24. bis 25. September 2014, Bad Boll Wie kann Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in Kommunen, Städten und Kreisen jugendgerecht und verwaltungskompatibel umgesetzt werden?

Tagungsleitung: Sigrid Schöttle Infos: Marion Heller, s. S. 20 Das Böse – Täter – Opfer Fachtag Aktionsbündnis Winnenden 29. September 2014, Bad Boll »Ist das Böse etwas Normales, nichts Krankes, gehört es zu dem, was wir Menschen sind?« (R. Safranski) Kann man das Böse durch Überwachung zivilisieren? Oder ist es eine Option menschlicher Freiheit? Was lässt Täter zu Tätern werden und wie verändert es die Opfer? Verändern Opfer die Gesellschaft?

Tagungsleitung: Susanne Wolf, Gisela Mayer, Hardy Schober Infos: Andrea Titzmann, s. S. 20 Respekt erfahren – Demokratie lernen. Zur Beteiligungskultur in Kindertagesstätten 29. bis 30. September 2014, Bad Boll Eine werteorientierte Haltung und eine Kommunikation auf Augenhöhe sind Pfeiler der Beteiligungskultur, die dauerhaft das Klima in der Kindergruppe prägen. Wie lässt sich ein entsprechender Kulturwandel herstellen?

Tragbare Konzepte, erprobte Instrumente und Rituale für eine solche Demokratiebildung in Kindertageseinrichtungen werden vorgestellt und auf das jeweilige Arbeitsfeld übertragen.

Tagungsleitung: Sigrid Schöttle Infos: Marion Heller, s. S. 20 »Gerechtigkeit statt Wohltätigkeit« Christoph Blumhardts gesellschaftspolitisches Erbe 3. bis 5. Oktober 2014, Bad Boll Christoph Blumhardt ist mit der Geschichte Bad Bolls fest verbunden. Er gilt als einer der ersten Religiösen So-

18

Wo bleiben Herausforderungen bestehen, wo sind neue dazugekommen?

Wie sehen die Perspektiven der Politik, der Wirtschaft und der Gesellschaft aus?

Tagungsleitung: Susanne Wolf, Bettina Stäb Infos: Andrea Titzmann, s. S. 20

Christoph Blumhardt (1842-1919) war württembergischer Pfarrer und später SPDLandtagsabgeordneter.

zialisten, der durch eine theologische Weite und internationale Verflechtung auffiel. Die wirtschaftlichen Strukturen seiner Zeit kritisierte er sehr scharf. Welche seiner Urteile haben heute noch Bedeutung? Im Anschluss an die Tagung findet die Gründung einer Blumhardt-Sozietät statt.

Tagungsleitung: Prof. Dr. Jörg Hübner, Albrecht Esche Infos: Karin Nitsch, s. S. 20 Missionarische Volkskirche sein Tagung zur 5. Kirchenmitgliedschafts-Untersuchung: Bestandsaufnahme, Chancen und Herausforderungen 17. Oktober 2014, Bad Boll Die Tagung wendet sich an Engagierte aus den vier Gruppierungen der württembergischen Landeskirche. Wie sieht ein zukunftsfähiges Leben einer »Missionarischen Volkskirche« heute aus? Welche Rolle spielt sie in der Gesellschaft? Welchen Einfluss möchte sie wahrnehmen? Die gemeinsame Diskussion angesichts der EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft steht im Zentrum der Tagung.

Tagungsleitung: Prof. Dr. Jörg Hübner Infos: Karin Nitsch, s. S. 20 Familienpolitische Konsultation 7. November 2014, Bad Boll Die Veranstaltung nimmt die EKDOrientierungshilfe zur Familienpolitik von 2013 zum Anlass, den Stand der Familienorientierung von Kirche und Diakonie in Württemberg zu bilanzieren. Was ist seit dem Synodalbeschluss von 2005 erreicht worden?

Inklusiv unterwegs - Methodenkompetenz. Reflexion, Begleitung und Know-how für die Arbeit in inklusiven Gruppen 10. bis 11. November 2014, Bad Boll In der inklusiven Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wird mancher vor ungeahnte, belastende Aufgaben gestellt: Neue Konzepte müssen erstellt, Eltern betreut, Sitzungen im Team und mit Kooperationen organisiert werden. Bevor die Ideen ausgehen, ist es sinnvoll, sich mithilfe versierter Supervision und kollegialem Austausch rund um die Methodenkompetenz in inklusiven Gruppen zu stärken.

Tagungsleitung: Sigrid Schöttle Infos: Marion Heller, s.S. 20 16. Architektentag 17. November 2014, Bad Boll Die Tagung bietet Fachleuten aus Architektur und Restaurierung die Gelegenheit, sich mit Vertretern der Kirche über Fragen rund um Neu- und Umbau von kirchlichen Gebäuden auszutauschen.

Tagungsleitung: Susanne Wolf, Dipl.-Ing. Gerald Wiegand Infos: Andrea Titzmann, s. S. 20 Boller Bußtag der Künste 19. November 2014, Bad Boll Siehe Seite 5 Beteiligungsprozesse moderieren mit Dynamic Facilitation Fortbildung für die Moderation von BürgerInnenräten in BadenWürttemberg 3. bis 5. Dezember 2014, Bad Boll Die Fortbildung bietet Theorie und Praxis zu Dynamic Facilitation, einer Methode, mit der sich komplexe Fragen in Kommunen diskutieren und Entscheidungen treffen lassen.

Vermittelt werden zudem Grundlagen und praxisorientierte Empfehlungen zur Planung, Organisation, DokuSYM 3/2014

was kommt? mentation, Öffentlichkeit etc. von BürgerInnenräten: ein Stück Weiterentwicklung der Zivilgesellschaft in Baden-Württemberg.

Tagungsleitung: Sigrid Schöttle Infos: Marion Heller, s. S. 20 Lesbische Identitäten Queer gedacht, geliebt, gelebt 12. bis 14. Dezember 2014, Bad Boll Lesben verbünden sich im Kampf um politische Anerkennung mit anderen Gruppen in LSBTTIQ-Netzwerken (lesbisch, schwul, bi- und transsexuell, transgender, intersexuell und queer).

Welche Aspekte lesbischer Identität kommen dabei zur Geltung, welche bleiben außen vor? Heißt Lesbe sein, feministisch zu sein? Wie kann lesbische Identität in ihrer Vielfalt politisch wirksam werden und in der Aufklärungs- und Bildungsarbeit thematisiert werden?

Tagungsleitung: Susanne Wolf Infos: Andrea Titzmann, s. S. 20

Wirtschaft, Globalisierung, Nachhaltigkeit Inklusion ist nicht umsonst!

Tagung für Schwerbehindertenvertretungen in Betrieben, Behörden und Schulen 8. bis 10. Oktober 2014, Bad Boll Die Tagung bietet Ihnen vielfältige fachliche Weiterbildung für die tägliche Arbeit in der Schwerbehindertenvertretung. Erfahrene Kolleginnen und Kollegen sowie Fachpersonen aus unterschiedlichen Bereichen zeigen konkrete Hilfestellungen und praktische Beispiele. Daneben ist Raum zum kollegialen Austausch und Gelegenheit, die eigenen Ressourcen zu stärken.

Tagungsleitung: Martin Schwarz, Karl-Ulrich Gscheidle Infos: Eliane Bueno Dörfer, s. S. 20 Ethisch bewusst – Essen mit Lust Vegetarisch und vegan kochen beim Gemeindefest 11. Oktober 2014, Bad Boll Billigfleisch, Massentierhaltung, Futtermittelimporte, Antibiotika und Hormone im Fleisch, ausbeuteSYM 3/2014

rische Arbeitsverhältnisse in den Schlachthöfen – die Frage, ob unser Fleischkonsum unter diesen Umständen ethisch vertretbar ist, wird heftig diskutiert. Auch Kirchengemeinden, die zu Gemeindefesten oder anderen Gelegenheiten kochen, werden zunehmend damit konfrontiert. Die Veranstaltung für haupt- und ehrenamtliche Gemeindemitarbeitende und alle Interessierten fragt nach der Würde der Tiere und unserer Verantwortung und will gleichzeitig auch praktische Anregungen für vegetarische oder vegane Angebote für das Gemeindefest geben.

Tagungsleitung: Carmen Ketterl, Thomas Meyer-Weithofer, Jutta Lohrmann und Kornelia Hohrein Infos: Brigitte Engert, s. S. 20 2. Württembergisches Forum Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt Wirtschaft, Kirche und Gemeinwohl 17. bis 18. Oktober 2014, Bad Boll Das Württembergische Forum KircheWirtschaft-Arbeitswelt ist die zentrale Plattform für alle Akteure, die sich im Bereich der Landeskirche und der Diakonie zu Fragen der Wirtschaft und der Arbeitswelt engagieren.

Thema des Forums ist die Umsetzung der ökumenischen Sozialinitiative im wirtschaftlichen Handeln der Kirche.

Tagungsleitung: Dr. Dieter Heidtmann Infos: Conny Matscheko, s. S. 20 Sanfter Tourismus in der Region Stuttgart und im Landkreis Göppingen 24. bis 25. Oktober 2014, Bad Boll Die Schwäbische Alb zeichnet sich durch landschaftliche Schönheit, aber auch durch eine Vielzahl von ökologischen Vorzeigeprojekten aus. Die Tagung zielt auf die Vernetzung dieser Projekte und wendet sich an Verantwortliche aus dem Sektor Tourismusmanagement, an Gewerbetreibende der Region sowie an Menschen, die sich für einen sanften Tourismus auf der Alb einsetzen wollen.

Tagungsleitung: Prof. Dr. Jörg Hübner, Carmen Ketterl, Dorothee KrausPrause Infos: Karin Nitsch, s. S. 20

Äthiopien Historische und aktuelle Perspektiven 1. bis 2. November 2014, Bad Boll

Es gibt vielfältige Aktivitäten zu Äthiopien – in der Forschung, der Entwicklungszusammenarbeit und der Wirtschaft, im kirchlichen Engagement und der äthiopischen Diaspora.

Bei der Fachtagung werden aktuelle Diskussionsstränge und Themenfelder aufgegriffen und erörtert sowie eigene Erfahrungen in und mit diesem Land im Wandel eingebracht. Austausch und Vernetzung stehen im Mittelpunkt des Länderseminars.

Tagungsleitung: Dr. Regina Fein Infos: Brigitte Engert, s. S. 20 Gute Arbeit ohne Wachstum?

Ansatzpunkte für eine nachhaltige Gestaltung der Arbeit 7.-9. November 2014, Bad Boll Der langfristige Trend zu geringeren Wachstumsraten ist deutlich und die Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung steht außer Frage.

Was bedeutet diese Entwicklung für Arbeitsplätze und -bedingungen? Wie kann gute Arbeit künftig auch ohne gesamtwirtschaftliches Wachstum gesichert werden? Und wie verändert sich der Stellenwert der Versorgungsarbeit?

Tagungsleitung: Dagmar Bürkardt Infos: Romona Böld, siehe S. 20 Biologisch-Dynamisch 90 Jahre Impulse für eine Landwirtschaft der Zukunft 26. bis 27. November 2014, Bad Boll Vor 90 Jahren gab Rudolf Steiner die Impulse, die zur biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise führten und heute als Geburtsstunde des ökologischen Landbaus gelten. Die Jahrestagung von Demeter BadenWürttemberg beschäftigt sich mit

19

was kommt? – rezept den Fragen: Wo steht die biologischdynamische Wirtschaftsweise heute?

Welchen Beitrag leistet sie für eine zukunftsfähige Landwirtschaft?

Tagungsleitung: Dr. Regina Fein, Carmen Ketterl Infos: Brigitte Engert Work-Life-Balance – Arbeiten und gesund leben 27. bis 28. November 2014, Bad Boll Sie wissen nicht, wo Ihnen abends der Kopf steht? Sagen Sie auch oft: Dazu habe ich keine Zeit? Wenn Sie Arbeit, Familie und Freizeit miteinander in Einklang bringen wollen, ist dieses Angebot für Sie richtig. Wir machen uns auf den Weg, um uns über unsere Wünsche, Bedürfnisse und Grenzen klar zu werden. Gemeinsam werden wir persönliche Kraftquellen und Oasen aufspüren.

Tagungsleitung: Karin Uhlmann, Romeo Edel Infos: Claudia Zimmermann ifex-Gründertagung Arbeitstagung der Initiative für Existenzgründungen und Unternehmensnachfolge (ifex) 9. bis 10. Dezember 2014, Bad Boll Die Initiative für Existenzgründungen und Unternehmensnachfolge verbessert das Klima für junge Unternehmer im Land. Durch innovative Förderansätze für rund 1800 Partner ist Baden-Württemberg mit Informations-, Qualifizierungs-, Beratungs- und Finanzierungsangeboten im Bundesvergleich vorne mit dabei.

Partnertagung zur Weiterbildung, zum Erfahrungsaustausch und zur Vernetzung der Gründungsexperten.

Tagungsleitung: Dr. Dieter Heidtmann Infos: Conny Matscheko

Sekretariate: Kontakte Gabriele Barnhill Tel. 07164 79-233, Fax 79-5233 gabriele.barnhill@ev-akademie-boll.de Erika Beckert Tel. 07164 79-211, Fax 79-5211 erika.beckert@ev-akademie-boll.de Romona Böld Tel. 07164 79-347, Fax 79-5347 romona.boeld@ev-akademie-boll.de Eliane Bueno Dörfer Tel. 0731 1538-571, Fax 1538-572 eliane.doerfer@ev-akademie-boll.de Brigitte Engert Tel. 07164 79-342, Fax 79-5342 brigitte.engert@ev-akademie-boll.de Marion Heller Tel. 07164 79-229, Fax 79-5229 marion.heller@ev-akademie-boll.de Susanne Heinzmann Tel. 07164 79-217, Fax 79-5217 susanne.heinzmann@ ev-akademie-boll.de Silke Klostermann Tel. (07164) 79-225, Fax 79-5225 silke.klostermann@ev-akademie-boll.de Conny Matscheko Tel. (07164) 79-232, Fax 79-5232 conny.matscheko@ev-akademie-boll.de Andrea Titzmann Tel. (07164) 79-307, Fax 79-5307 andrea.titzmann@ev-akademie-boll.de Karin Walz Tel. (07164) 79-402, Fax 79-5402 karin.walz@ev-akademie-boll.de Heidi Weinmann Tel. 0711 351459-30, Fax 351459-55 heidi.weinmann@ev-akademie-boll.de Heidi Weiser Tel. 07164 79-204, Fax 79-5204 heidi.weiser@ev-akademie-boll.de Claudia Zimmermann Tel. 07131 98233-14 Fax 07131 98233-23 claudia.zimmermann@ ev-akademie-boll.de

20

Würziges PfirsichGemüse aus dem Ofen für vier Personen Zutatenliste 100g Zwiebelspalten 500 g Pfirsichviertel, bevorzugt Weinbergpfirsiche 200 g gelbe Zucchinischeiben, 1cm dick 200 g Tomatenhälften, am besten schmecken Flaschentomaten 120 g Kichererbsen (am Vortag einweichen und am Verbrauchstag garen) 60g Pinienkerne 4 EL Olivenöl Salz, Pfeffer, Piment, Kreuzkümmel Petersilie

Zubereitung Zwiebelspalten, Pfirsichviertel, Zucchinischeiben und Tomatenhälften auf ein tiefes Blech oder in eine flache Auflaufform legen; eingeweichte und gegarte Kichererbsen auf das Blech legen; mit Salz, Pfeffer, gemahlenem Piment und gemahlenem Kreuzkümmel würzen; mit 60 g Pinienkernen bestreuen und 4 EL Olivenöl darüber träufeln.

Im vorgeheizten Ofen bei 200° 20 bis 30 Min. backen.

Gehackte Petersilie darüber streuen und sofort servieren.

Passt gut zu Gegrilltem, freut auch Veganer.

Dazu schmeckt Ciabatta oder Baguette.

Guten Appetit, Marianne Becker

SYM 3/2014

aus der akademie Aus der Akademie Neu in der Akademie: Dr. Dietmar Merz Am 1. September 2014 beginnt Dr. Dietmar Merz seine neue 50-ProzentStelle als Studienleiter der Akademie im Bereich Medizinethik und Gesundheitspolitik. Er tritt damit die Nachfolge von Dr. Günther Renz an, der seit November 2013 die Aufgabe des stellvertretenden Direktors übernommen hat. Merz wird eine Brückenfunktion wahrnehmen: Mit der anderen Stellenhälfte ist er bei der Ausbildung der Vikarinnen und Vikare in Birkach beteiligt und leitet regelmäßig Kurse des Pfarrseminars »Kirche in der Welt«. Zuletzt war Merz sechs Jahre als leitender Dozent für DiakonInnenausbildung und Leiter des Geschäftsbereichs Diakonische Bildung an der Stiftung Karlshöhe in Ludwigsburg tätig. Davor war er sechs Jahre geschäftsführender Pfarrer der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde in Waiblingen. Das Thema Diakonie beschäftigt Merz seit seinem Studium – nachdem er in Heidelberg, Bern und Tübingen Evangelische Theologie studiert hatte, belegte er den Aufbaustudiengang »Diakoniewissenschaft«; später leitete er das Projekt »Diakonische Gemeinde, Ehrenamt. Bürgerschaftliches Engagement«. Merz ist der Meinung, dass »die naturwissenschaftlich geprägte Medizin in der Moderne einen enormen Wissenszuwachs erlangt hat und damit nicht gekannte Chancen der Behandlung und der Prävention eröffnet wurden.

SYM 3/2014

Dieser Fortschritt stellt zahlreiche Fragen, die es zu erörtern gilt. Neben rechtlichen und ökonomischen Aspekten geht es um Wertvorstellungen und das jeweils leitende Menschenbild.« In der Akademie möchte er die Themen gesellschaftlicher Transformationsprozesse aufgreifen und verschiedene Positionen und Gruppen ins Gespräch bringen. Es geht ihm um »Orientierung und Meinungsfindung im Licht des Evangeliums und um einen offenen Protestantismus.« Am 8. Oktober wird er in der Kapelle der Evangelischen Akademie Bad Boll in sein Amt eingeführt. Merz ist verheiratet mit Ulrike Merz. Sie haben vier Kinder.

Neu in der Akademie: Barbara Wenzlaff Im treffpunkt 50plus gibt es einige Veränderungen: Am 1. August 2014 beginnt Barbara Wenzlaff ihre neue Stelle als Studienleiterin. Im Oktober geht Sigi Clarenbach in Rente (siehe nächsten Beitrag) und ab November wird Ulrike Leipersberger in die Ausgleichsphase der Altersteilzeit gehen (siehe SYM 4/2014). Barbara Wenzlaff ist gebürtige Berlinerin und studierte in Berlin, Birmingham und Tübingen Evangelische Theologie.

Anschließend war sie Pfarrerin im Dekanat Schwäbisch-Gmünd, dort teilte sie sich die Stelle mit ihrem Ehemann Eckhard Benz-Wenzlaff. 2004 bis 2005 nahm sie zusätzlich eine 50-Prozentstelle als Pfarrerin in der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch-Hall wahr. Die letzten neun Jahre leitete

das Pfarrerehepaar Wenzlaff die Deutsche Auslandsgemeinde in Den Haag/ Niederlande. Barbara Wenzlaff freut sich auf ihre neue Aufgabe, für die sie durch ihre vielfältigen Berufstätigkeiten, aber auch durch ihr Fernstudium in Erwachsenenbildung eine breite Grundlage geschaffen hat. Hinzu kommt ihre Neugierde auf Neues und Fremdes, die sie schon vor der Ausbildung für ein sozialpädagogisches Jahr in das arabische Mädcheninternat Talitha Kumi in Beit Jala im Westjordanland geführt hat, später nach England und in die Niederlande. Einen Schwerpunkt hatte sie schon immer auf die Pädagogik gelegt und hat deshalb auch häufig Religionsunterricht gegeben. In Den Haag beschäftigte sie sich auch mit der deutschen Geschichte, den Folgen des Krieges bei Kriegskindern und -enkeln, der Kirche in der säkularen Gesellschaft, dem Verhältnis der Religionen untereinander und dem Internationalen Gerichtshof. In der Erwachsenenarbeit ist ihr wichtig, »dass ich Menschen in ihren aktuellen Lebensentwürfen mit ihren Fragen und Problemen in den Blick nehme und dass dabei zugleich der gesellschaftliche Kontext in den Blick genommen wird.« Barbara Wenzlaff hat drei Töchter, die »stark zu meiner Qualifikation beigetragen haben«. Sie wird am 22. September im Rahmen des Offenen Foyers im Treffpunkt eingeführt.

Abschied von Sigi Clarenbach »Es ist eine der interessantesten Stellen, die ich mir vorstellen kann!«, sagt Sigi Clarenbach nach zwölf Jahren als Studienleiterin im treffpunkt 50plus (bis Februar 2013 »Treffpunkt Senior«).

Mit einem sechsmonatigen Praktikum 1991/92 war sie dort gelandet und hatte die Leitideen der Erwachsenenbildung kennengelernt: begegnen, beteiligen, bilden, befähigen und begleiten. Während ihrer darauffolgenden zehnjährigen Berufstätigkeit in der Betreuungsbehörde der Landeshauptstadt Stuttgart wurde sie immer wieder als freie Mitarbeiterin für unterschiedliche Projekte des Treffpunkt Senior engagiert. Seit Oktober 2002

21

aus der akademie

gestaltete sie dann als Studienleiterin die Arbeitsinhalte verschiedener Bereiche des treffpunkt 50plus mit.

Ein Schwerpunkt ihrer Aufgaben lag in den Seminaren für Menschen im Übergang von der Erwerbsarbeit in den Ruhestand. Hier sind Impulse gefragt, die Freiräume für Neues entstehen lassen. Ein wertschätzender Abschied vom Beruf – gepaart mit der Entdeckung bisher vernachlässigter Fähigkeiten und Neigungen bringen neue Perspektiven für eine unbekannte Zukunft.

Diese Seminare hat sie für Menschen mit Behinderungen im Team weiterentwickelt. In Kooperation mit Mitarbeitern der Einrichtungen der Behindertenhilfe haben bereits drei Langzeitseminare zur Vorbereitung auf den Ruhestand für Menschen aus Behindertenwerkstätten stattgefunden. Um für diese Zielgruppe passgenaue Angebote zu entwickeln, gab es auf breiter Ebene eine langfristige Zusammenarbeit an »Runden Tischen«.

Im Gegensatz dazu ließen sich die Angebote für Langzeitarbeitslose nicht verstetigen.

Der treffpunkt 50plus ist für diese und viele andere Aktivitäten in Stuttgart seit 35 Jahren ein hervorragendes Netzwerk. Hier kooperieren Betroffene, Ältere, Jüngere, Hauptamtliche, Ehrenamtliche und »Interessierte aller Couleur«. Sie probieren neue Wege aus und sorgen für die Verbreitung des Erarbeiteten.

Als zweiter wichtiger Schwerpunkt kristallisierte sich für Sigi Clarenbach die Arbeit mit älteren Migranten heraus. Im »Arbeitskreis für Ältere

22

Migranten« wurden Angebote u. a. zusammen mit dem Verein für Internationale Jugendarbeit »Trinationale Begegnungsreisen nach Samos und Kuùadası« entwickelt. Türkische und griechische Migranten reisten mit deutschen Senioren nach Samos.

Bei diesen Begegnungen gelang es, Versöhnungsarbeit mit Alltagsthemen zu verbinden. Sigi Clarenbach: »Es ist mir unvergesslich, wie eine griechische Gemüsehändlerin sich unter Tränen bei einer türkischen Teilnehmerin bedankt, dass sie gerade bei ihr Weintrauben gekauft hat.« Zur Arbeit mit und für Migranten in Stuttgart gehörten auch »Info-Bus-Touren« – ein Angebot zum Kennenlernen bestehender Unterstützungs- und Wohnmöglichkeiten für Ältere.

Den dritten Schwerpunkt bildete für Clarenbach der Bereich freiwillige, bürgerschaftliche Arbeit. Sie veranstaltete »Orientierungskurse für freiwilliges Engagement« und bot dazu auch individuelle Beratungen an.

Ihre vielfältigen Kontakte zu zahlreichen Einrichtungen waren dabei sehr hilfreich. Eine ehemalige Teilnehmerin dieser Orientierungskurse meldete ihr einmal zurück: »Frau Clarenbach, sie sind dran schuld, dass ich mich hier seit vielen Jahren engagiere! Ich habe genau das Richtige, was mich ausfüllt!« Sigi Clarenbach: »Da wusste ich, dass diese Arbeit sinnvoll ist.« Die langjährigen ganzheitlichen Bildungsangebote »Winterseminare für Leib und Seele in Altenmarkt« sind ihr wie die »SommerWochen« unvergessen. Andere Aufgaben wie die Begleitung von Initiativen des tp50plus, Aufbau neuer Kooperationspartner (z. B. Duale Hochschule Baden-Württemberg), der Blick auf neue Wohnformen (Stuttgarter Plattform für selbstorganisiertes gemeinschaftliches Wohnen), die Mitarbeit in vielen Gremien, Klausuren und vieles mehr zeichnen die Vielfalt und das Interessante ihrer Arbeit aus.

Mit einem großen Erfahrungsschatz, guten Wünschen und Dank an alle geht Sigi Clarenbach neugierig in die neue Lebensphase. Ganz nach ihrem Wahlspruch: »Fange nie an, aufzuhören und höre nie auf, anzufangen«.

Rezensionen Gerhard Wegner, Moralische Ökonomie. Perspektiven lebensweltlich basierter Kooperation, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2014 Moral und Ökonomie – das sind in der Erfahrungswelt der Gegenwart zwei unüberwindliche Gegensätze. Gerhard Wegner, Direktor des Sozialwissenschaftlichen Institutes der EKD, hat mit seiner jüngsten Studie dieses Urteil zurückgewiesen. Jede Wirtschaft, die erfolgreich sein wolle, basiere auf kooperativen Kräften, ohne die kein Markt funktioniere. Frau wie Mann können ihre Fähigkeiten am Markt nur dann zum Wohle des Ganzen einbringen, wenn sie die Erfahrung von erfüllender Kooperation machen.

Eine liberale Gesellschaft, die dieses Erleben lebensweltlich basierter Kooperation systematisch untergrabe, sei auf dem Weg der Selbstzerstörung. Der gegenwärtig beherrschende Finanzkapitalismus weise genau in diese Richtung: Er basiere ausschließlich auf Verheißungen und Erfolgen, die erst in der fernen Zukunft erfüllt werden. Zudem löse er das Risiko von jeder Haftung und sei damit im tiefsten Sinne unkooperativ. Die christliche Sozialethik, aber nicht nur sie, sondern auch die philosophische Ethik von Martha Nussbaum bis Axel Honneth, erinnere im Gegensatz dazu an das Ideal einer teilhabegerechten Gesellschaft. Gerecht geht es in einer Gesellschaft dann zu, wenn jeder gemäß seiner Befähigungen leben kann.

Martin Luther habe mit seiner Lehre vom Beruf genau dieses Ideal einer Befähigungsgerechtigkeit plausibel machen wollen: Ein Mensch, der seine Gaben im Sinne des Ganzen einbringe und damit der Gesellschaft diene, lege die Grundlage für eine kooperative Verhaltensweise.

Das vorliegende Buch versucht überzeugend, die Ressourcen einer kooperativen Gesellschaft im Sinne einer Stärkung der liberalen Wirtschaftsgesellschaft attraktiv zu machen und die Fundamente einer christlichen Sozialethik zu plausibilisieren. Was heißt dies nun für eine moralische SYM 3/2014

publikationen Ökonomie? Gerhard Wegner fasst sie in fünf Imperativen zusammen: »Entwickle deine Fähigkeiten!« »Bring deine Fähigkeiten in die Kooperation mit anderen offensiv ein!« »In all diesem Tun schade niemandem!« »Entwickle gemäß deiner Möglichkeiten schöpferische Ordnungen für viele!« »Achte auf deine Kooperationspartner und sei zur Hilfe bereit!« Und woraus speisen sich die kooperativen Kräfte einer liberalen Gesellschaft? Gerhard Wegner verweist auf die bedeutsame Rolle der Familien, in denen Inklusion, Kooperation und Solidarität selbstverständlich eingeübt würden. Dass der Mensch mit sich selbst beschenkt sei und sich als Geschenk erfahre, werde in der Familie Wirklichkeit. Handlungsfähige, autonome und damit zur Kooperation fähige Personen wachsen dort heran, wo der Mensch mit radikaler Großzügigkeit beschenkt werde. Die lesenswerte Studie von Gerhard Wegner macht Mut, sich mit den Folgen eines reduktiven Kapitalismus auseinanderzusetzen und nach den Quellen zu seiner radikalen Erneuerung auch im christlichen Kontext zu suchen.

Jörg Hübner

George Packer: Die Abwicklung, S. Fischer Verlag, 2014 500 Seiten, die einen nicht mehr loslassen. Grund sind die sehr gut recherchierten und hervorragend geschriebenen Porträts von Lebenswelten amerikanischer Bürger. Die einen sind auf dem Weg ins 21.

Jahrhundert zu Verlierern eines Systems geworden sind, das nicht mehr Chancen für jeden verheißt. Andere kann man bei ihrem Kampf, in höhere Schichten aufzusteigen, beobachten.

Wieder andere sind schon ganz oben angekommen, sie sind reich und einflussreich geworden und haben dabei die Verbindung zu einem großen Teil der restlichen Gesellschaft verloren.

Einer der Gewinner des Systems ist zum Beispiel Sam Walton, Gründer der Supermarktkette WallMart. Seine sechs Erben besitzen heute so viel Vermögen wie die unteren 30 Prozent der amerikanischen Gesellschaft.

George Packer ist Autor des New Yorker und bekannt für seine Arbeiten zur Außenpolitik der USA. Sein Buch »The Unwinding: An Inner History of the New America« ist vor über einem Jahr in den USA erschienen und hat dort höchste Auflagen und ihm den National Book Award gebracht. Es wurde und wird heftig und kontrovers diskutiert. In einem Interview in der Welt beschreibt Packer, was er mit »Unwinding« meint: »Das Zerfasern der Republik.« Begonnen hat diese anfangs fast unbemerkt von statten gehende Entwicklung nach Packers Meinung Ende der 70er Jahre. Bis dahin gab es noch Institutionen, die dazu beigetragen haben, »ein gerechtes System zu schaffen, ob das Schulen sind oder die Börsenaufsicht, eine Kreditanstalt für kleine Geschäftsleute und Hauskäufer oder Zeitungen, die glaubwürdig sind.

Die haben eine starke Mittelschicht geschaffen, die das Beste verkörpert, was Amerika hatte und die jetzt zerfällt.« Am Beispiel der Lebensgeschichte von Tammy Thomas, die im Schwarzenviertel von Youngstown / Ohio aufgewachsen ist, wird deutlich, wie die Stahlproduktion einer ganzen Gegend eine Zeitlang Brot und Arbeit für viele und einen kleinen Wohlstand gab. Dann – fast von heute auf morgen – wurde die Produktion in Billigländer verlagert und kein Mensch kümmerte sich um die, die zurückgeblieben sind. Es gab keine Rettungspläne, nichts. Alles verkam und verrottete, die Mafia und Drogenhändler übernahmen. Packer sieht Amerika, dieses 320 Millionen-Einwohner-Land, in der ökonomischen, ethischen und sozialen Auflösung. Der Sozialpakt und das Versprechen der amerikanischen Verfassung, dass jeder vor dem Gesetz gleich ist, sind heute Makulatur. An ihre Stelle sind »das organisierte Geld« und eine eiskalte Wirtschaftspolitik getreten. Freiheit ist nur noch die Freiheit derer, die sich am System bedienen können. Vierzehn kürzere und längere exemplarische Porträts geben einen neuen Blick auf Amerika. – Packer hält viel vom deutschen Wohlfahrtsstaat. Um diesen zu erhalten, müssen Bücher wie das von George Packer bekannt werden.

Verlosung!

Vom 3.-5. Oktober 2014 findet in Bad Boll eine Tagung zu Christoph Blumhardts gesellschaftspolitisches Erbe statt. Er gilt als einer der ersten religiösen Sozialisten, der durch seine theologische Weite und internationale Verflechtung auffiel. Die wirtschaftlichen Strukturen seiner Zeit kritisierte er scharf.

Wenn Sie sich schon einmal mit Christoph Blumhardt befassen wollen, können Sie – mit etwas Glück – das Buch von Albrecht Esche »Reich Gottes in Bad Boll.

Religion, Kultur und Politik bei Johann Christoph und Christoph Blumhardt«, edition akademie 10, gewinnen.

Wir verlosen fünf Bücher. Machen Sie mit und schreiben Sie uns eine E-mail. Wir sammeln bis 21. September. Dann entscheidet das Los und Sie werden benachrichtigt.

Mails, Postkarten oder Briefe an: Redaktion SYM Akademieweg 11, 73087 Bad Boll martina.waiblinger@ ev-akademie-boll.de

Martina Waiblinger SYM 3/2014

23

kommentar Zwei Stimmen zur Ökumenischen Sozialinitiative In dem Papier »Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft.

Initiative des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz für eine erneuerte Wirtschafts- und Sozialordnung«, das am 28. Februar veröffentlicht wurde, sind zehn Thesen zu den wichtigsten politischen Herausforderungen der Gegenwart formuliert.

Karl-Ulrich Gscheidle, Studienleiter in der Evangelischen Akademie Bad Boll, war am 18. Juni 2014 in Berlin auf einem Kongress zur Sozialinitiative: Der bayerische Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm hat auf dem Kongress drei zentrale Fragen benannt, die bis Ende des Jahres unter breiter Beteiligung diskutiert werden sollen: Wie kann die zunehmende Ungleichheit in der Gesellschaft überwunden werden? Wie kann die Wirtschaft ökologisch so grundlegend transformiert werden, dass auch Menschen in anderen Teilen der Welt und künftige Generationen einen fairen Anteil an den Ressourcen dieser Erde bekommen? Wie kann das Weltwirtschaftssystem und insbesondere die Finanzarchitektur so gestaltet werden, dass es der breiten Mehrheit der Menschen dient?

Ich teile Bedford-Strohms Einschätzung, dass dies die drei zentralen Fragen sind. Wir dürfen deren Beantwortung nicht allein den Superreichen, den Finanzfonds und den Spekulanten überlassen. Es ist zu begrüßen, dass gleich in der ersten These zur gemeinsame Verantwortung der Kirchen und ihrer Mitglieder als Leitziel gesagt wird: »Die christliche Wirtschaftsethik und kirchliche Erklärungen haben immer betont: Wirtschaftliche Aktivitäten – unternehmerisches Handeln, aber auch Transaktionen auf den Finanzmärkten – stellen keinen Selbstzweck dar und sind nie nur eigennutzorientiert zu betrachten. Ihr Ziel ist es, die menschliche Entwicklung insgesamt zu befördern, Armut zu beseitigen, reale Freiheiten der Menschen zu befördern und so das Gemeinwohl weiterzuentwickeln.« Ich werde in meiner persönlichen Auseinandersetzung mit den Impulsen der Sozialinitiative in den nächsten Monaten mit Hilfe der drei Fragen, die der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm als Leitfragen für den

24

Text formuliert hat, an diesem Thema bleiben und mit anderen diskutieren.

Axel Reimann ist Blogger und Autor des Buches »Rindvieh-Ökonomie. Warum wir den Glauben an die Wirtschaft verlieren«. Er meint zur Sozialinitiative: Um mal die Pointe vorwegzunehmen: Nein, Klarheit und Konfrontationsbereitschaft wird man im Thesenpapier der neuen »Ökumenischen Sozialinitiative« nicht finden. (Vielleicht ist das bei einem Konsensprojekt auch zu viel verlangt.) Dafür mangelt es aber im Thesenpapier nicht an Plattitüden (»Nicht die kurzfristige Steigerung der Aktienkurse, sondern der nachhaltige Unternehmenserfolg muss der Maßstab für die Bewertung von Unternehmen und die Entlohnung von Managern sein.«); an Binsenweisheiten (»Nur eine verantwortlich gestaltete Marktwirtschaft ist geeignet, den Wohlstand hervorzubringen, der erforderlich ist, um für alle Menschen ein Leben in Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit zu ermöglichen.«). Und an dem, was der Soziologe Niklas Luhman einst Appellitis nannte, jene »im Prinzip harmlose, keinesfalls lebensgefährliche« Krankheit, die aber sei »für den, der davon befallen ist, zeitweise doch recht schmerzhaft.

Man sieht das an eigentümlichen Zuckungen und an der Heftigkeit und Insistenz, mit der der Kranke agiert und andere anzustecken versucht.« Die Ökumenische Sozialinitiative ist voll von Appellitis.

Das alles wäre ja eigentlich gar nicht so schlimm. Ärgerlich wird das Ganze, weil sich in die zehn Thesen der Sozialinitiative Axiome geschlichen haben, die eine ergebnisoffene Diskussion verhindern werden. Und weil diese Axiome und die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen – nur leicht variiert – in allen zehn Thesen heruntergebetet werden. (…)

Man wird bei dieser Initiative das Gefühl nicht los, dass sich da zwei Institutionen als Ethik-Provider selbstvergewissern, und dabei sehr viel Energie darauf verwenden, möglichst niemandem auf die Füße zu treten und vor allem von den Eliten ernst genommen zu werden. Aber – und das hat der Papst schon kapiert – vielleicht schließen sich genau diese Ziele gegenseitig aus.

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Debattier-Portals opinion club

Impressum SYM – Magazin der Evangelischen Akademie Bad Boll 11. Jahrgang 2014, Heft 3/2014 ISSN: 1613-3714 Herausgeber: Evangelische Akademie Bad Boll (Dr. Jörg Hübner) Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Martina Waiblinger Redaktion: Martina Waiblinger Fotonachweis: Archiv Evangelische Akademie Bad Boll: S. 4, 18; Benjamin Beytekin: S. 2; Regina Fein: S. 19; Simone Helmschrott: S. 15; Igor – Fotolia.com: S. 16; Claudia Mocek: S. 2; peshkova – Fotolia.com: S. 17; picture-alliance / AP Photo: Amr Nabil: S. 16, Michael Probst: S. 9, Martin Lejeune: S. 10; picture-alliance / dieKLEINERT.de / Peter Maltz; S. 6; Murat Tueremis: S. 2; Martina Waiblinger: S. 8 (1), 11-12, U 3 SYM erscheint vierteljährlich.

Anschrift des Herausgebers: Evangelische Akademie Bad Boll Akademieweg 11, 73087 Bad Boll Tel. (07164) 79-0 E-Mail: info@ev-akademie-boll.de Redaktion: martina.waiblinger@ ev-akademie-boll.de Tel. (07164) 79-302 www.ev-akademie-boll.de Das Papier wurde chlorfrei und säurefrei gebleicht.

Druckerei: Mediendesign Späth GmbH, 73102 Birenbach Layout: Werbeatelier Waiblinger 72070 Tübingen

SYM 3/2014

meditation

Nicht jeder Tag ist Markttag Von Martin Schwarz Am 8,4-7 Hört dieses Wort, die ihr die Schwachen verfolgt und die Armen im Land unterdrückt. Ihr sagt: Wann ist das Neumondfest vorbei? Wir wollen Getreide verkaufen. Und wann ist der Sabbat vorbei? Wir wollen den Kornspeicher öffnen, das Maß kleiner und den Preis größer machen und die Gewichte fälschen. Wir wollen mit Geld die Hilflosen kaufen, für ein paar Sandalen die Armen.

Sogar den Abfall des Getreides machen wir zu Geld. Beim Stolz Jakobs hat der Herr geschworen: Keine ihrer Taten werde ich jemals vergessen.

Zu Amos Zeiten war klar, wo der Markt lag. Für jede Branche gab es ein eigenes Viertel. In Ulm erinnern manche Straßennamen noch an solche Zeiten: Hafen- und Fischergasse, Weinhof, Kohl- und Sattlergasse.

Auch die Rollen waren zu Amos Zeiten klar abgegrenzt: Auf der einen Seite die Händler, auf der andern die Bauern, Käufer und Verkäufer. Hier die Reichen, dort die Armen. Die Vielfalt der Produkte war begrenzt, die Maße waren einfach, das Angebot überschaubar.

Schon Amos sieht gewaltige Kräfte am Werk, die sich nicht durch Regeln bändigen lassen wollen. Der Sabbat war so eine Grenze – der Tag, an dem der Markt geschlossen blieb. Dann gab es die Maße, die vor Betrug schützen sollten, und die sozialen Schutzrechte für die Armen, die verhindern sollten, dass einer Familie das genommen wird, was sie zum Leben benötigt.

Von diesen Grenzen ist heute nicht mehr viel übrig. Der globalisierte Markt hat die Händlergassen verlassen und den letzten Winkel der Erde erreicht. Er scheint alle Lebensbereiche zu durchdringen. Markt und Wettbewerb gehören zum Gesundheitswesen, zur Bildung und zu den Sozialsystemen. Schon Schüler und Schülerinnen sehen sich gegenseitig SYM 3/2014

Geschirrmarkt in Douz, Tunesien

im Wettbewerb um Berufschancen.

Täglich gilt es, unsere Person zu vermarkten, zu optimieren. Beziehungen als Investition. Kinder als Projekt.

Dabei kommen die Rollen durcheinander. Als Kundinnen und Kunden fühlen wir uns manchmal ausgeliefert und machtlos. Zugleich bringen wir durch unser Kaufverhalten andere um ihre Rechte, ihr Auskommen oder ihre Gesundheit.

Amos erinnert daran, dass es keinen Bereich des Lebens gibt, in dem ein besonderes Recht herrscht. Es gibt kein eigenes Gesetz des Marktes.

Nirgends müssen wir uns einem anderen Gesetz beugen als dem Wort des menschenfreundlichen Gottes.

Auch die Wirtschaft muss dem Leben dienen. Darum gehören die Kräfte des Marktes gebändigt. Das Leben findet nicht nur auf der Marktstraße statt.

Der Mensch darf nicht zur Ware werden. Es braucht verlässliche Regeln.

Produzentinnen und Produzenten,

Händlerinnen und Händler, Verbraucherinnen und Verbraucher dürfen überall das Recht beanspruchen, das ihnen als Geschöpfen Gottes zukommt. Wir müssen uns nicht mit unserer ganzen Existenz dem Markt unterwerfen – als Menschen, für die gute Beziehungen wichtiger sind als gute Geschäfte. Für die Wertschätzung nicht in Zahlen gemessen wird.

Die Bedürfnisse haben, die nicht verhandelbar sind.

Amos erinnert an den Sabbat. In unserer Tradition ist es der Sonntag.

Dieser Tag ohne Geschäfte hilft uns, als Menschen wieder zu uns selber zu kommen. Damit wir den Markt auch im Alltag in seine Grenzen weisen können.

Martin Schwarz ist Studienleiter und Wirtschafts- und Sozialpfarrer in Ulm. Die hier gekürzte Predigt hielt er am 1. Mai im Ulmer Münster.

inhalt

Abs. Evangelische Akademie Bad Boll, Akademieweg 11, 73087 Bad Boll – Postvertriebsstück 64670 – Entgelt bezahlt

Neu: Pelletturm »Was ist denn das?«, wird sich so mancher Gast fragen, wenn er den im Frühsommer fertiggestellten Neubau an der Nord-Ost-Seite des AkademieBürohauses zum ersten Mal sieht. Der Bau, der manchen irritiert, ist ein circa zehn Meter hoher, mit Holzschindeln verkleideter viereckiger Turm ohne Fenster. Es handelt sich dabei um das Pelletlager der neuen Heizungsanlage der Akademie und des Tagungszentrums. Am 28. Juni 2013 wurde in einem feierlichen Akt der erste Spatenstich vorgenommen. Im Frühjahr ist der Turm, den Architektin Nike Fiedler geplant und gebaut hat, fertiggestellt worden und inzwischen auch mit knapp 80 Tonnen Pellets befüllt. Im Erdgeschoss stehen zwei Holzpelletkessel, ein Gaskessel sowie ein Pufferspeicher. Im Obergeschoss befindet sich das 120 Kubikmeter große Lager für circa 80 Tonnen Pellets. Hans-Ulrich Mayer (Foto unten), Haustechniker der Akademie, ist mit Hausmeister Timmy Schrader und Michael Konnerth für die laufende Kontrolle und Reinigungsarbeiten zuständig. Die Gebäude des Tagungszentrums und der Akademie werden jetzt kombiniert mit Holzpellets und einem gasbetriebenen Blockheizkraftwerk beheizt. Architektin Nike Fiedler: »Das neue Technikgebäude ist nicht nur hinsichtlich der Verwendung von regenerativen Energien ein Schritt in die richtige Richtung, sondern ist zudem auch ein reiner Holzbau und somit im doppelten Sinne ökologisch sinnvoll.« Fotos: Nike Fiedler Architekten (4), Martina Waiblinger (3)