Fest in Familienhand – Titelinterview mit Gabriele Schwarz

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unternehmen [!] Ausgabe 64 | Oktober 2018

Von ihr lernt man fürs Leben Ausbildung ist ihre Leidenschaft – und Fachkräftemangel bei der Göppinger Schwarz-Gruppe daher kein Thema. Gabriele Schwarz, Gesellschafterin und ­Prokuristin, über ihr Engagement für junge Leute, das Zusammenspiel im Familienunternehmen, Herausforderungen einer Spedition und Pflanzenkohle.

Sie sind viel beschäftigt und nehmen sich dennoch die Zeit, Besuchern des Firmenmuseums von Friederike Wackler zu erzählen, warum?

Wie sind die Rollen der Hauptgesellschafter?

Das macht mir Spaß, weil ich generell ein geschichtsinteressierter Mensch bin. Ich führe regelmäßig Besuchergruppen durch unser Firmenmuseum und erzähle, wie Friederike gelebt hat.

Ich stehe als Prokuristin in der zweiten Reihe, bin für Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und Bildung zuständig und spreche fürs Unternehmen, weil mir das leicht fällt. Mein Cousin Oliver und meine Schwester Beate, die die Geschäftsführung bilden, sind ganz froh, dass ich das mache.

Was fasziniert Sie an Friederike besonders?

War diese Rollenverteilung so geplant?

Sie war eine starke Persönlichkeit, die eine Vorreiterrolle eingenommen hat. Als alleinerziehende Mutter von vier Kindern hat sie nach dem frühen Tod ihres Ehemanns Louis das Fuhrunternehmen geleitet. Im 19. Jahrhundert durften Frauen nichts ohne ihre Männer. Ohne eine Vollmacht ihres Ehemannes hätte Friederike das Unternehmen gar nicht leiten können.

Nein, als ältere Schwester sollte ich in die Spedition einsteigen. Meine um ein Jahr jüngere Schwester und ich kamen 1995 zeitgleich ins Unternehmen, Beate im Entsorgungsbereich und ich in der Spedition. Nach meiner Heirat und der Geburt meiner Tochter habe ich entschieden, dass ich auch Zeit für die Familie haben will. So eine Entscheidung verträgt sich nicht mit der Geschäftsführung eines Speditionsunternehmens. Mein Vater hat das letztlich akzeptiert. Er ist 2004 aus dem operativen Geschäft ausgeschieden und hat zuvor Beate und Oliver auf deren Führungsaufgaben vorbereitet. Jetzt leiten wir die Firmengruppe zu dritt.

Sie zeigen die Historie des Unternehmens in einem Museum. Ist das noch zeitgemäß?

Auf jeden Fall. Wir sind stolz auf unsere Wurzeln und darauf, einer der ältesten Betriebe im Raum Göppingen zu sein. Zum 100-jährigen Jubiläum der Unternehmerfamilie Schwarz im Jahr 2012 haben wir unter tatkräftiger Hilfe meines Vaters das Buch „Schwarz auf Weiß“ herausgegeben. Daraus entwickelte sich die Idee, unsere Firmenhistorie auch öffentlich zu zeigen. Wir haben das einzige private Speditionsmuseum in Deutschland. Sind Sie mit Friederike verwandt?

Nein, mein Urgroßvater, dessen Bruder und der damalige Geschäftsführer haben 1912 das Unternehmen für 250.000 Mark gekauft. Aus der Spedition Wackler hat sich die Schwarz-Gruppe entwickelt. Die ist heute die Dachgesellschaft für unsere zwei Säulen: Logistik und Entsorgung.

Wie schwer ist es, mit der jüngeren Schwester in der Firmengruppe zu arbeiten?

Familie und Unternehmen zu verbinden, ist nicht einfach. Das werden viele Familienunternehmer bestätigen können. Das geht mal besser und mal schlechter, weil jeder von uns unterschiedliche Rollen hat und sich diese manchmal auch überlagern. Was tun Sie dagegen?

Es ist hilfreich, klar zu machen, in welcher Funktion man etwas sagt – als Schwester oder als Prokuristin. Wir sind gerade dabei, einen neuen Beirat zu konstituieren. Wir haben auch das Thema, wie wir die fünfte

Zur Person Geerdet und bodenständig ist Gabriele Schwarz. 1965 in Göppingen geboren und aufgewachsen, absolvierte sie eine Lehre bei der Spedition Andreas Schmid in Augsburg, studierte anschließend Verkehrsbetriebswirtschaft in Heilbronn. Nach externen Stationen stieg sie 1995 ins Familienunternehmen ein, bekleidete verschiedene Führungspositionen. Mit Blick auf ihre heute 14jährige Tochter entschied sie sich gegen die Geschäftsführung und führt als Prokuristin das Unternehmen mit ihrer Schwester und ihrem Cousin. Gabi Schwarz geht regelmäßig ins Fitnesstudio und ist ein musisch veranlagter Mensch. Sie singt, spielt Klavier – und nimmt einmal die Woche Unterricht.

Die Ausbildung von Fachkräften ist ihr ein persönliches Anliegen: Gesellschafterin und Prokuristin Gabi Schwarz. 11


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Generation der Familie Schwarz einbinden. Die ist zum Teil schon auf dem Weg in die Berufswelt. In diesem Zusammenhang wollen wir auch Regeln für die Kommunikation in den Gesellschafterfamilien aufstellen. Welche Erwartungen gibt es an Familiengesellschafter, die ins operative Geschäft einsteigen?

„Wir wollen, dass das Unternehmen in Familienhand bleibt“, sagt Gabi Schwarz. Die fünfte Generation ist auf dem Sprung in die Berufswelt.

Die gibt es schon lange, auch bei Beate, Oliver und mir: Man macht eine Ausbildung, aber nicht im eigenen Betrieb. Nach dem Studium sammelt man auswärts Erfahrungen, bevor man ins Familienunternehmen eintritt. Natürlich müssen sich die Familienmitglieder im Unternehmen über Jahre hinweg beweisen und der übertragenen Verantwortung gerecht werden. Heikel ist bei Familienunternehmen, dass mit jeder Generation die Zahl der Gesellschafter wächst.

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Bei uns ist das nicht so. Schon 1912 gab es drei Stämme, so wie heute. Der Großteil der Anteile liegt bei uns Dreien. Auch wir werden darauf achten, dass sich die Anteile nicht zersplittern. Das ist der Tod eines Unternehmens. Wir wollen, dass das Unternehmen in Familienhand bleibt und werden unseren Gesellschaftsvertrag entsprechend fortschreiben. Wie sind Sie bisher mit dem Thema umgegangen?

Anteile am Unternehmen haben die Familienmitglieder, die operativ tätig sind. Die anderen erhalten einen Ausgleich. Die oberste Maxime ist allerdings, dass wir immer genügend Liquidität im Unternehmen haben. Momentan investieren wir mehr als 15 Millionen Euro in ein Gefahrgutlager an unserem Standort im sächsischen Wilsdruff. Dort sind wir mit einer eigenen Niederlassung seit 1991 tätig und haben dort inzwischen fast so viele Mitarbeiter wie in Göppingen. So etwas muss abgesichert sein. Die Firma geht immer vor. Welche Standbeine hat die Schwarz-Gruppe?

Wir konzentrieren uns auf die Versorgung (Logistik) und Entsorgung. Die Wurzeln des Unternehmens sind das Speditionsgeschäft. 1969 bekam mein Vater das Angebot, die Abfallentsorgung, die bis dahin städtisch organisiert war, zu übernehmen. Die beiden Bereiche waren bis 1983 unter einem Dach. Dann hat mein Vater Entsorgung und Transport GmbH (ETG) ins Leben gerufen, weil er die beiden Bereiche trennen wollte. Seit 2007 haben wir unsere Entsorgungsaktivitäten unter dem Namen „DU – Willkommen in der Umwelt“ gebündelt. Dort arbeiten mittlerweile rund 200 der 800 Mitarbeiter. Wie wichtig ist die klassische Hausmüllabfuhr noch für das Unternehmen?

In der Wahrnehmung bei den Bürgern im Landkreis ist diese sehr wichtig, auch in Bezug auf die Arbeitsplätze. Zum Umsatz des Geschäftsbereiches Entsorgung trägt sie weniger als 10 Prozent bei. Die ETG hat sich über die Jahre hinweg am Standort Holzheim zu einem Komplettentsorger entwickelt, weil die Kunden Lösungen aus einer Hand bevorzugen. Schwerpunkt ist heute die Entsorgung von Industrie- und Gewerbeabfällen. Wir haben Beteiligungen und Tochtergesellschaften, die sich auf die Themen Schrott und Papier spezialisieren. Auch schreddern und waschen wir PET-Flaschen und führen diese in den Kreislauf zurück. Die recycelten Flakes landen wieder in einer neuen PET-Flasche, aber auch in Textilien und anderen Kunststoffprodukten. Verwerten Sie die Stoffe auch?

Ja, bei der Herstellung von Pflanzenkohle aus organischer Biomasse sowie den PET-Flakes verwerten wir die Stoffe, ansonsten besteht unsere Dienstleistung aus Logistik, Beratung, Sammlung, Bündelung, eventuell 12


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Behandlung und Zuführung zu einer geordneten Verwertung oder Beseitigung. Es überrascht, dass Sie Pflanzenkohle herstellen. Wie kommt man als Entsorger auf diese Idee?

„DU: Willkommen in der Umwelt“ wirtschaftet ressourcenschonend aus Überzeugung. Meine Schwester ist kreativ. Sie entwickelt immer wieder neue Ideen, um unsere Ökobilanz zu verbessern. Die Idee entstand aus der Absicht, die anfallenden Papieretiketten gemischt mit anderen organischen Abfällen zu verwerten und die dabei entstehende Energie im Recyclingprozess bei dem PET-Recycling zu nutzen. Die Verwertung der abgelösten Etiketten hat aber nicht wie gewünscht geklappt. Daraus hat sich heute das Produkt Pflanzenkohle entwickelt. Das wird nur noch aus rein organischen Abfällen hergestellt. Wie funktioniert das?

Mittlerweile füttern wir die Pyrolyseanlage mit regionaler Biomasse – wie beispielsweise Getreidespelze. Unter großer Hitze mit wenig Sauerstoff entsteht so unsere Pflanzenkohle Moola. Sie steigert nicht nur die

Effizienz von Dünger, sondern fördert unter anderem den Humusaufbau. Sie kommt deshalb im Garten- und Landschaftsbau und in der Landwirtschaft zum Einsatz – aber auch in der Tierhaltung und in Biogasanlagen. Die Nachfrage schwedischer Kommunen nach Moola für deren Grünanlagen ist so groß, dass wir zwei weitere Anlagen bauen. Mit der anfallenden Wärme heizen wir schon jetzt Teile der Firma.

Pflanzenkohle aus Göppingen ist bei schwedischen Kommunen begehrt. „Wir bauen zwei weitere Anlagen“, sagt Gabi Schwarz.

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Das Führungstrio (von links): die Geschäftsführer Beate Schwarz, ihr Cousin Oliver Schwarz und ihre Schwester, Prokuristin Gabriele Schwarz.

Seit 1912 in Hand der Familie Schwarz Sie bilden die vierte Generation des Göppinger Familieunternehmens: die Schwestern Beate (52) und Gabi (53) sowie ihr Cousin Oliver Schwarz (52). Allesamt haben eine Lehre und ein Studium absolviert und in anderen Firmen gearbeitet, bevor sie ins Unternehmen eingestiegen sind. Oliver studierte Betriebswirtschaft in Geislingen mit dem Schwer­punkt Unternehmensführung und Logistik. Er lei-

tet die Spedition. Sie ist Ursprung der Schwarz-Gruppe. Inklusive aller Tochtergesellschaften erwirtschafteten in der Spedition Wackler 600 Mit­ar­beiter 2017 einen Jahresumsatz von 105 Millionen Euro. Beate absolvierte den gleichen Studiengang wie Oliver, zudem Umweltrecht und Umweltökonomie in Lüneburg. Sie ist Geschäftsführerin der DU-Gruppe und leitet den Bereich Entsorgung. Hier arbeiten 200

Der größte Teil der Schwarz-Gruppe ist die Spedition. Wo liegt deren Schwerpunkt?

Wir sind vor allem im Stückgut auf dem Landweg tätig – national und europaweit. Zudem bauen wir seit Jahren unsere Kontraktlogistik aus. Der Stückgut-Markt ist hart umkämpft, die Marge niedrig. Wie behaupten Sie sich?

Guter Service und gute Laufzeiten sind wichtige Faktoren. Wir profitieren auch vom Mittelstandsnetzwerk „CargoLine“, das wir vor 25 Jahren mitgegründet haben. Zu vielen Kunden haben wir einen langjährigen Kontakt. Aber das nimmt ab. Mittlerweile kommen viele Ausschreibungen übers Internet.

Qualitätskontrolle oder holen teilweise Waren direkt aus der Produktion ab, packen sie bei Bedarf um, übernehmen Lagerhaltung und Verteilung. Welches Thema beschäftigt das Unternehmen am meisten?

Wir sind stark gewachsen und bräuchten dringend mehr Platz, um uns weiterzuentwickeln. Aber Flächen für Gewerbebetriebe im Filstal sind Mangelware. Wir lagern daher verschiedene Tätigkeiten aus. Mit der Entsorgung sind wir nach Ebersbach, mit der Spedition sind wir groß in Uhingen vertreten. Dort haben wir Lagerflächen für unsere Kunden. Zudem haben wir an anderen Standorten Flächen angemietet. Insgesamt sind wir an fünf Standorten im Kreis Göppingen vertreten. Damit sind die Abläufe alles andere optimal. Wir würden gerne unsere Aktivitäten an einem Standort bündeln, aber dafür ist keine Lösung in Sicht.

Wir sind gewachsen und brauchen dringend mehr Platz.

Was verbirgt sich hinter dem Begriff Kontraktlogistik?

Mit dem Thema beschäftigen wir uns schon lange. Wir helfen unseren Kunden dabei, dass sie sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können. Wir übernehmen beispielsweise die Wareneingangs- und die 14

Beschäftigte. Der Jahresumsatz beträgt 40 Millionen Euro. Mit 80 Lehrlingen kommt die Schwarz-Gruppe auf eine Ausbildungsquote von 10 Prozent. Die Wurzeln des Unternehmens reichen ins Jahr 1846 zurück. 1912 kauften Johannes und Georg Schwarz sowie Carl Friedrich Jäger den Transportbetrieb von Friederike Wackler. Seitdem heißt das Unternehmen L. Wackler Wwe. Nachf. Amb

Wie beurteilen Sie die Verkehrssituation im Filstal?


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Das ist ein heikles Thema. Der Göppinger Stadtrat hat im Juni einen Lärmaktionsplan mitsamt nächtlichen Durchfahrtsverboten für Jebenhausen und Faurndau beschlossen, um Anwohner zu entlasten. Für Holzheim ist die Entscheidung zunächst vertagt, dort steht 2019 eine Verkehrszählung an. Ein nächtliches Durchfahrverbot würde uns hart treffen. Was heißt „hart“?

Die vorgeschlagene Umfahrung ist 16 Kilometer länger. Das würde den Verkehr lediglich verlagern. Wir haben das mal grob überschlagen: Aufs Jahr gesehen wären das zusätzliche Kosten von 500.000 Euro in der Gruppe – nur für unseren eigenen Fuhrpark. Das Thema scheint Ihren Adrenalinpegel zu heben.

Diese vorgeschlagene Umfahrung ist für unsere Unternehmensgruppe eine Zumutung. Aber wir sind ja nur einer der größten Arbeitgeber in der Region, sichern Arbeitsplätze und zahlen Gewerbesteuer. Ein großes Thema in der Logistik ist der Fach­ kräftemangel. Wie gehen Sie das Thema Mitarbeitergewinnung an?

Sehr vielschichtig. Die eigene Ausbildung spielt für uns eine zentrale Rolle. Wir beschäftigen in der gesamten Gruppe rund 800 Mitarbeiter, davon sind 80 Auszubildende in sechs verschiedenen Berufsbildern. Wir haben fünf Bildungspartnerschaften mit Schulen, sind auf vielen Veranstaltungen, bespielen Social-MediaKanäle und haben sehr engagierte Ausbildungsbotschafter. Wir haben beispielsweise mit dem regionalen Fernsehsender Filstalwelle einen neuen Imagefilm für die Spedition gedreht, der sehr gut ankommt. In Ulm und Stuttgart stöhnen die Logistiker, dass sie keine Lehrlinge bekommen.

Wir haben erfreulicherweise bisher genügend Bewer-

bungen. Wir können alle Stellen besetzen – bis auf die der Berufskraftfahrer. Wie machen Sie das?

Wir gehen nicht nur an die Schulen, sondern holen die Jugendlichen auch in den Betrieb. Aus den Bildungs-

„Ausbildung spielt für uns eine zentrale Rolle“, sagt Gabi Schwarz. Die 80 Lehrlinge machen zehn Prozent der Belegschaft aus.

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Die Knackpunkte sind die Sprachkenntnisse und die Führerscheinprüfung. Letztere können sie zwar auf Türkisch, aber nicht auf Arabisch machen. Und in der Berufsschule, in der die Lehrer schwäbisch reden, tun sich die Geflüchteten angesichts der vielen Fachbegriffe auch schwer. Sie haben auch eine Teilzeit-Auszubildende.

Das ist ein Projekt meiner Schwester. Ihr war es wichtig, auch einer Mutter eine Chance zu geben, die noch keine Berufsausbildung hat. Wir haben die Stelle zusätzlich geschaffen. Daher können wir auch gut damit leben, dass die junge Frau die Ausbildung in Teilzeit macht. Was war Ihnen dabei wichtig?

Wir wollten jemand haben, der eine Erstausbildung macht. Da lag der Gedanke nahe, eine junge Mutter zu nehmen, die geflohen ist. Wir haben bei IHK und Bildungsträgern potenzielle Kandidatinnen angefragt und haben drei Frauen eingeladen. Was hat den Ausschlag gegeben?

Wir haben uns für eine junge Frau aus Syrien entschieden. Sie hat das größte Potenzial und unserer Meinung nach die richtige Motivation. Anhand der Qualifikationen der geflohenen Frauen können wir nicht nachvollziehen, in welchem Umfang sie im Büro gearbeitet haben und welche Vorkenntnisse vorhanden sind. Für uns kommt es daher auf die Einstellung und die Leistungsbereitschaft der Bewerber an, das ist uns auch bei der Azubi-Auswahl wichtig. Gabi Schwarz setzt auf Projektarbeit, um die Selbstständigkeit der Auszubildenden zu fördern.

partnerschaften heraus ergeben sich gute Kontakte. Manche Schulen haben eine Berufe-AG. Da schicken uns die Lehrer nur die jungen Leute, die wirklich Interesse haben. Davon profitieren alle. Stellen Sie auch Geflüchtete als Auszubildende ein?

unternehmen [!]. Fotos: Giacinto Carlucci

Was sind die größten Herausforderungen?

Susann SchönfelderKuhn, Wirtschaftsredakteurin bei der Neuen Württembergischen Zeitung, und Alexander Bögelein, Redaktionsleiter

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Bei uns bekommen auch junge Leute eine Chance, wenn deren Noten nicht so gut sind oder sie eine Lehre abgebrochen haben. Entscheidend ist ihre Einstellung. Man spürt im Gespräch, das kann etwas werden. Das sind häufig nicht die einfachsten Kandidaten, die muss man an die Hand nehmen. Aber das ist heute ein generelles Thema.

Wir geben dieses Jahr erstmals fünf Geflüchteten eine Chance.

Wir kooperieren seit drei Jahren mit einem Bildungsträger und bieten sechswöchige Praktika an. In denen zeigen wir den jungen Menschen, was wir machen und wie wir arbeiten. In diesem Lehrjahr geben wir erstmals fünf Geflüchteten eine Chance, vier machen die Ausbildung zum Berufskraftfahrer, einer wird Fachkraft für Lagerlogistik. Dabei haben wir eng mit der Agentur für Arbeit und der IHK zusammengearbeitet. Wir sind uns bewusst, dass das für beide Seiten herausfordernd ist. Daher versuchen wir die jungen Männer bestmöglich zu unterstützen

Das Interview führten

Wie meinen Sie das?

Bei allen Azubis?

Ich kümmere mich seit 20 Jahren bei uns im Unternehmen um die Ausbildung. Meiner Erfahrung nach fehlen heute den jungen Leuten Fähigkeiten wie Pünktlichkeit und Durchhaltevermögen, die sie von Zuhause nicht vermittelt bekommen. Das kann auch die Schule nicht auffangen. Bei uns ist beispielsweise Kniggetraining Bestandteil zu Beginn der Ausbildung. Um die Selbstständigkeit der jungen Leute zu fördern, setzen wir zudem auf Projektarbeit.


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Wie sieht die aus?

Wir haben im April mit einer Kick-off-Veranstaltung das Thema Projektmanagement allen Azubis vorgestellt und sie dann in Projektgruppen eingeteilt. Für alle Gruppen wurden gemeinsam Spielregeln vereinbart. Eine Gruppe organisierte dann beispielsweise den Gesundheitstag. Für den Tag der Ausbildung überlegte eine weitere Gruppe, welche Inhalte den Schulklassen bei deren Besuch präsentiert werden und wie. Die dritte Gruppe überlegte sich Spiele für den Teamtag des Azubiseminars. Zudem erstellen die Azubis im Tandem Filme mit der Gopro-Kamera über ihren Beruf, die wir auf den sozialen Medien posten. Unterstützend zu den Gruppentreffen gab es regelmäßige Jour-fix-Termine mit der Ausbildungsleitung. Was ist Ihre Rolle dabei?

Ich begleite den Prozess und lerne so die Auszubildenden besser kennen. Gleichzeitig bereitet die Team­ arbeit die jungen Leute optimal auf ihre späteren Einsätze vor. Da geht es häufig um Projektarbeit mit Kunden. Die jungen Leute können sich persönlich entwickeln. Das ist ein spannender Prozess. Durch solche

Manchmal verbündet sich

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Projekte binden wir die Azubis ans Unternehmen, weil wir sie für gute Arbeit loben und ihnen Feedback geben, wenn etwas nicht so läuft. Sie erfahren Wertschätzung und haben Raum, sich zu entwickeln. Warum engagieren Sie sich so stark persönlich beim Thema Ausbildung?

Gute junge Mitarbeiter sind unsere Zukunft. Wir können zwar nicht alle unsere Auszubildenden übernehmen. Gerade deshalb lautet mein Credo: Ich will den jungen Leuten etwas mitgeben, wovon sie auf ihrem späteren Lebensweg profitieren. Als Nebeneffekt nehme ich es gerne mit, dass unsere Auszubildenden die besten Werbebotschafter der Schwarz-Gruppe sind. [!]

Im Gespräch (von rechts): Gabi Schwarz, SusannSchönfelder-Kuhn, Wirtschaftsredakteurin bei der Neuen Württembergischen Zeitung (NWZ), und Alexander Bögelein, Redaktionsleiter „unternehmen [!]“.

Melden Sie sich kostenfrei an

Einladung zum 2. Biberacher BGM-Gipfel

Senden Sie uns Ihre Anmeldung bitte bis spätestens 31. Oktober 2018 per Fax: 0731 173-5138 per E-Mail: wirth@ulm.ihk.de online unter www.ulm.ihk24.de, Veranstaltungsnummer: 177101609 Bei Fragen erreichen Sie uns telefonisch unter: 0731 173-138

Gesunde Mitarbeiter – leistungsfähiges Unternehmen Zunehmende Digitalisierung, alternde Belegschaften, längere Lebensarbeitszeiten, steigende psychosoziale Belastungen und wachsender Leistungsdruck: Betriebe und ihre Beschäftigten stehen vor großen Herausforderungen. Zugleich sind motivierte, arbeitsund innovationsfähige Mitarbeiter ein entscheidender Erfolgsfaktor, um langfristig die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Diese Ressource gilt es zu schützen. Auf dem 2. Biberacher BGM-Gipfel der BKK VerbundPlus und der IHK Ulm berichten Experten kurzweilig und informativ aus der Praxis, wie auch Sie mittels individueller gesundheitsfördernder Maßnahmen Ihre Belegschaft gesünder und Ihr Unternehmen leistungsfähiger machen. Die Vorträge beschäftigen sich unter anderem mit zukunftsfähiger Führung in der Wirtschaft 4.0 sowie der „Generation Y“, oder damit, wie Führungskräfte als Multiplikatoren für das BGM gewonnen werden können.

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