Verraten und Verkauft. Jüdische Unternehmen in Berlin 1933-1945

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Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung

Emanuel Braun gilt als der „Erfinder der Boutique“. Seine luxuriös ausgestatteten Läden mit dem Namen E. Braun & Co. in Wien, Prag, Karlsbad und Berlin belieferten bis 1938 die europäi­sche Haute Volée mit Festkleidung, Tischwäsche und Accessoires. Als österreichische Staatsbürger waren die jüdischen Firmeninhaber in Berlin zunächst geschützt. Dies änderte sich nach dem „Anschluss“ 1938.

Ein Wiener Luxusgeschäft in Berlin Die Firma E. Braun & Co. wurde 1892 von den Brüdern ­Emanuel Braun und Josef Braun als Brautausstattungsladen in Wien gegrün­det und war k.u.k. Hoflieferant. Nach Läden in Karlsbad und Prag wurde 1914 die größte Filiale in Berlin Unter den Linden 75 in unmittelbarer Nachbarschaft des Hotel Adlon eröffnet.

Privatarchiv John Myer, Seattle

Die Produkt­palette wurde dort um Herrenkonfektion und Tisch-

Emanuel Braun, der „Erfinder der Boutique“, gründete das Geschäft E. Braun & Co. 1892 zusammen mit seinem Bruder Josef in Wien.

wäsche, später um Einrichtungsgegenstände und Accessoires erweitert. Zwischen 1926 und 1928 wurde das Gebäude von dem Wiener Architekten Ferdinand Kratzky für 850.000 Reichsmark umgebaut. Das Haus erhielt ein repräsentatives Portal an der Ecke Wilhelm­straße / Unter den Linden und einen Aufzug in die Verkaufsräume im ersten und zweiten Stock. Die Ausstattung mit antiken Möbeln und Kronleuchtern kam aus Wien. Seit Dezember 1930 wurde die Berliner Filiale von Hans Friedrich Mayer-Braun und Siegfried Franz Oser-Braun, den Schwiegersöhnen von Emanuel Braun, als Gesellschaftern des Mutterkonzerns geleitet. Zu den prominenten Kunden jener Jahre gehörten die Schauspieler Käthe Dorsch, Helene Thimig, Emil Jannings, Heinz Rühmann und Theo Lingen, sowie der Regisseur Fritz Kortner und der Komponist Paul Hindemith.

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Landesarchiv Berlin

Landesarchiv Berlin

E. Braun & Co. Berlin


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Verraten und Verkauft. Jüdische Unternehmen in Berlin 1933-1945 by Bettina Kubanek - Issuu