28832BERLIN Magazin f端r Druck | Medien Ausgabe 14
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Inhalt
Was taugen unsere Klassiker? 3 Beziehungskisten in der Krise? 18
Standards Emir Haveric ..................... 10 Henrique Lemes................ 14 News & Tipps .................... 20 Impressum ........................ 22 Fragebogen ....................... 23
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ditorial
Liebe Leser, was haben Glanzpapier, bretonische Fischerpullover, die Bibel und der schöne Satz „Warte, wenn Papa heimkommt“ gemeinsam? Sie alle sind Klassiker. Das ist durchaus nichts Schlimmes. Jedenfalls dann nicht, wenn es sich um echte Klassiker handelt,
wenn sie also gemäß einer Definition des amerikanischen Dichters
Ezra Pound kraft einer gewissen ewigen und nicht klein zu kriegenden Frische klassisch sind. Wahre Klassiker sind also nie out.
Besonders angesagt aber sind Klassiker in unsicheren Zeiten, wie wir sie
gerade wieder er leben. Wenn die Wirtschaft lahmt und die allgemeine Stimmung am Boden ist, besinnen wir uns auf das Bewährte, das Beständige und Echte. Da wissen wir, woran wir sind. Das gilt auch für das Magazin 28832 Berlin.
Unsere Leser wissen, dass sie sich darauf verlassen können, dass das Heft jedes Mal ganz anders ist als das vorherige. Und diesmal ist es eben ganz auf das Thema
„Klassiker“ fokussiert, und zwar nicht nur inhaltlich, sondern auch typografisch und gestalterisch. Eben wie sie es von uns gewohnt sind. Ihr Reinhard Berlin
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Wa s t a u g e n unsere Klassiker?
„Warte, wenn Papa heimkommt ...“
„Made in Germany hat ausgedient“ überschrieb erst kürzlich eine führende deutsche Sonntagszeitung einen lesenswerten Beitrag. Auch das noch, denken wir, ein Klassiker weniger, und das in dieser Zeit, da man sich allenthalben – nolens volens – wieder auf die Klassiker besinnt. Werte wie Bescheidenheit, Fleiß und Ehrlichkeit zum Beispiel. Aber was taugen ei gent lich unsere Klassiker? Und wer oder was sind sie überhaupt?
körperliche Zustand hängt sehr viel von der Seele ab.
Um es gleich vorweg zu nehmen, sie taugen eine
beispielsweise Stefan Raab für den einen auf dem
Menge. Man muss sich nur die richtigen aussuchen –
Sprung zum Klassiker zeitgemäßer Unterhaltung sein,
und auf die anderen verzichten. Was sagt ein echter
für den anderen ist er schlicht ein Brechmittel. Ganz
Man suche sich vor allem zu erheitern und von allen Seiten zu beruhigen.“
Heiterkeit also, das überrascht. Und es beruhigt:
Denn es eröffnet uns eine Welt, die nicht nur aus Blut, Schweiß und Tränen besteht, die nicht das Motto bedient „was nicht wehtut, kann nichts taugen“. Woher sie beziehen, diese Heiterkeit? Denn dieses Gefühl ist relativ – das hat sie mit allen Klassi kern gemein. So mag
Preuße dazu, wie der Staatsmann und Philosoph
ähnlich ist es mit Goethe, Schiller, denen auch mancher
Wilhelm Freiherr von Humboldt [ 1767 - 1835 ]? „Der
nicht aufs Fell gucken mag. ➤ S. 6
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TITEL Wie gesagt: Klassiker allein reicht nicht. Es muss einer von den guten sein und alltagstauglich, das ist ganz wichtig. Dabei ist es egal, ob es um die geistige, seelische oder physische Erbauung geht. Im Klartext: ein gutes Buch, fröhliche Kinder, die Roulade mit Rotkohl – sie alle und noch viele andere machen uns stark für große Aufgaben. Angst vor der Entscheidung? Das wäre ebenso fatal
wie typisch. Ein echter Klassiker, und was für einer – einer vom Kaliber „DAS ist ein Messer“ des Crocodile Dundee. Wohlgemerkt, die Rede ist hier nicht nur von
der viel zitierten „German Angst“. Sage und schreibe 426 Ängste, die alle wissenschaftlich anerkannt sind, finden sich unter www.phobialist.com. Das geht von A wie Ablutophobie [ der Angst, sich zu waschen oder zu baden ], Gnosiophobie [ Angst vor Wissen – Pisa lässt
grüßen ] bis hin zu Zemmiphobie [ der Angst vor
Maulwürfen ]. Aber wir wissen ja: Angst ist immer die schlechteste Wahl, „Angst essen Seele auf“, womit wir wieder beim alten Humboldt wären. Die gute Nachricht: Wenigstens die Angst vor dem Alter
verliert kräftig an Boden. Der Jugendwahn steht vor dem Ende. Der kommende Klassiker heißt: „Trau keinem unter 50“ [ aktuelle Vorstufe: unter 40 ]. Das hat zwar vor allem demographische Gründe, stimmt aber all’ jene heiter, die Bonanza schon als Erstausstrahlung
sehen konnten und den Pop-Stars der 60er und 70er Jahre bis heute treu geblieben sind. Sie sind wieder eine Zielgruppe, um die sich auch die Musikindustrie kümmert. Das fühlt sich doch gut an. Dabei wissen nicht nur Politiker und Schauspieler,
dass es nicht darauf ankommt, wie alt jemand ist – auch nicht wie er sich fühlt – sondern wie glaubwürdig er ist. Über kurz oder lang könnte das in der Politik zu neuen heiteren Farbenspielen führen. Denn mit den klassischen Koalitionsoptionen Rot/Grün und Schwarz/Gelb kann es schon bald vorbei sein. Dann ist Schluss mit der
Nibelungentreue.
Feiern
dann
auch
unsere
viel
beschworenen Tugenden Bescheidenheit, Fleiß und
Ehrlichkeit wieder Urständ in der Politik? Immerhin,
auch mit solchen Fragen kann man Heiterkeit erzeugen. Und Köln wäre sicher der ideale Platz dafür. ➤ S. 8
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Zuhören!
Leseklassiker für die Ohren Hörbücher sind eine feine Sache. Sie gewähren uns einen alternativen Zugang zur Literatur und können uns mit Büchern vertraut machen, an die wir uns bisher nicht herangewagt haben – und sei es nur, weil man während des Autofahrens keine 1000-Seiten-Schwarten lesen kann. Im Zuge des anhaltenden Trends zum Buch auf CD kommen auch die alten Klassiker wieder zu Ehren. Und das ist auch gut so, wie unsere drei Empfehlungen zweifelsfrei belegen dürften.
Fangen wir mit den Klassikern schlechthin an: Goethe und Schiller. Dass die beiden
ewigen Titanen der deutschen Literatur über Jahre einen intensiven Briefkontakt
pflegten, ist ein Glücksfall, an dem wir noch heute unsere Freude haben können. Vor allem, wenn uns dieses einzigartige Monument ihrer engen Zusammenarbeit von so
berufenen Vorlesern wie dem kürzlich verstorbenen Altmeister Gert Westphal nahe-
gebracht wird. Der von Goethe einst selbst herausgegebene Briefwechsel gilt als wichtigstes Dokument der darin entwickelten klassischen Poetik und Ästhetik.
Humanistische Bildung zeitgemäß präsentiert. [ „Der Götter zweite Jugend“, Deutsche
Goethe und Schiller
Grammophon Literatur ]
www.klassikakzente.de
Ebenfalls mit der markanten Stimme Gert Westphals, des „Königs der Vorleser“ (Die
Zeit),
warten
die
sieben
CDs
mit
Thomas
Manns
erstem
Roman
„Die Buddenbrooks“ auf (Gesamtlaufzeit 480 Minuten). Doch neben Westphal waren
nicht weniger als 40 weitere Sprecherinnen und Sprecher bei dieser bereits 1965
entstandenen aufwändigen Hör spiel produktion des Hessischen Rundfunks und Radio Bremens im Einsatz. So wirkt das stark autobiographische Werk über eine Lübecker
Kaufmannsfamilie, das 1929 den Literaturnobelpreis einheimste und vor kurzem von
Marcel Reich-Ranicki in den „Kanon“ der deutschen Literatur aufgenommen wurde,
in digitaler Form lebendiger denn je. [ Der Hörverlag ]
Buddenbrooks
www.hörverlag.de
„Tradition pflegen heißt nicht, Asche zu verwahren, sondern eine Flamme am Brennen zu halten“. Die Richtigkeit dieses Bonmonts von Jean Jaurès wird aufs Wunderbarste unterstrichen durch das ambitionierte „Rilke-Projekt“ (www.rilke-pro-
jekt.de): Eine illustre Schar zeitgenössischer deutscher Künstler huldigt unter diesem Label auf unverwechselbare Weise dem großen österreichischen Lyriker Rainer
Maria Rilke. Wie beim ersten großen Wurf dieses Projekts („Bis an alle Sterne“) werden Rilkes Verse auch auf der Cd „In meinem wilden Herzen“ auf ganz unterschied -
liche Weise vorgetragen und dabei zurückhaltend und einfühlsam untermalt von Musik verschiedener Stilarten. Diesmal dabei sind u.a. Cosma Shiva Hagen, Iris Berben, Karlheinz Böhm, Veronika Verres, Udo Lindenberg und Hanna Schygulla.
Rilke
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[ BMG Ariola Classics ]
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www.bmg.de
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Die Mode jedenfalls hat sich den alten Werten längst
Fazit: Es gibt sie tatsächlich noch, die guten Dinge.
geöffnet. Der moderne Verbraucher sucht nach Marken,
Nehmen Sie sich die Zeit, entdecken Sie die Lang -
aber nicht nach Marken-Welten, er spielt mit Lifestyles,
samkeit und denken Sie in aller Ruhe darüber nach,
aber er ist nicht durchgestyled. Das Authentische, Dinge
zum Beispiel bei einem Glas Brandy. Aber halt: Alkohol
mit Wert und Patina, bedienen seine Vorstellungen eben-
ist keine Lösung. Er ist nur der einzige Feind, den der
so, wie ihm moderne Medien und Technik zur Ent -
Mensch wirklich lieben gelernt hat, wie Robert Lem ke,
faltung und Darstellung seiner Individualitat dienen.
selbst ein Klassiker, schon wusste. Auch Mari hu ana ist
Und in Design, Druck und Medien? Da werden die
nicht gut.
Klassiker ohnehin immer wieder jung. Wie sollte man
In diesem Sinne: „Mama, tu mal die Möhrchen ... aus
das vorliegende Heft anders interpretieren?
dem Glas.“ ■
Für innen und außen
Wer weiß nicht wie die Krümel pieksen?
Ebenso wie die Marke „Tempo“ zu einem Synonym für Papiertaschentücher wurde, steht der Name Brandt stellvertretend für den Zwieback. Auch wer schon seit Jahrzehnten keinen dieser gelblichen Krümelkekse mehr vertilgt hat, kennt doch zumindest das lachende Kindergesicht auf den orange leuchtenden Zwiebackpackungen aus dem Hause Carl Brandt. Wenn das vor 90 Jahren von einem Bäckermeister dieses Namens im westfälischen Hagen gegründete Unternehmen längst auch Schokoladenprodukte vertreibt: Der Zwieback ist und bleibt der Klassiker. www.brandt-zwieback.de
Kultklamotte
Ein wahrer Klassiker unter den Kleidungsstücken ist der „echt bretonische Fischerpullover“. Der ursprünglich nur aus reiner Wolle gefertigte und erst später zumeist gestreifte Überzieher war zunächst für Fischer bestimmt, gehört aber längst zum Standardrepertoire von Seefahrern und Sportseglern. Fast wie eine zweite Haut eng am Körper anliegend und so gegen Wind und Wetter schützend, avancierte er wie die Jeans zu einem Kultkleidungsstück des 20. Jahrhunderts. Gefertigt wird der
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Pullover noch immer von der unweit des Mont Saint-Michel beheimateten Firma Saint James. www.saint-james.fr
Illustrierte Klassiker
Weltliteratur in Comicform zu präsentieren, das haben sich die amerikanische „Classic Illustrated“ und ihr deutscher Ableger „Illustrierte Klassiker“ zur verdienstvollen Aufgabe gemacht. Nach einem ersten Versuch des Frankfurter Friedrich-Rudl-Verlags, der 1953 nach acht Ausgaben scheiterte, publizierte der Bildschriftenverlag (BSV) zwischen 1956 und 1972 insgesamt 206 Ausgaben, darunter Werke wie Goethes „Faust“, Shakespeares „Hamlet“ und Homers „Ilias“, spannende Abenteuerromane wie „Moby Dick“, „Die drei Musketiere“ und „Huckleberry Finn“ sowie historische Stoffe wie „Julius Cäsar“, „Christoph Kolumbus“ und „Die Eroberung von Mexiko“. Viele Nummern davon sind heute als Nachdrucke wieder lieferbar, da sie der Hethke Verlage seit 1994 in anderer Reihenfolge und um einige Erstveröffentlichungen ergänzt erneut auf den Markt bringt. www.hethke.de Liste der im Norbert Hethke Verlag illustrierten Klassiker: www.hethke.de/mag-illustrierte.htm
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Schuhe für die Ewigkeit Handwerklich gefertigte Produkte erleben eine Renaissance. In München lebt ein Mann, der sich darüber besonders freut: der „SchuhBertl“. Die von ihm entwickelten Damen- und Herrenschuhe werden heute in ausgewählten Manufakturen noch in einer Technik gefertigt, wie sie vor etwa 200 Jahren für das robuste Schuhwerk von Bergbauern und Waldarbeitern zur Anwendung kam. So sind die Sohlen aller Schuh-Bertl-Schuhe entweder durch eine unverwüstliche Zwienaht oder durch eine stabile Rahmennaht dauerhaft befestigt. Zudem sind sie zeitlos schön, weil sie sich nicht an der Mode, sondern ausschließlich an den praktischen Bedürfnissen ihrer Träger orientieren. So bleiben die Schuh-Bertl-Schuhe – wie beispielsweise der klassische „Haferlschuh“ – selbst bei nur sporadischer Pflege überdurchschnittlich lange in Gebrauch. Schuh-Bertl Kohlstraße 3 • 80465 München
Unser Archiv zur Ergänzung Ihrer Art-buying-Kartei. Als Druckerei und Mediendienstleister interessieren wir uns natürlich für alles, was ein gelungenes Druckwerk ausmacht. Dazu gehören auch Fotografen, Illustratoren, Typografen und andere, die wir Ihnen hier an dieser Stelle mit einigen Arbeiten vorstellen.
Bisher wurden vorgestellt: +malsy
# 12 | 2001
Axel Thomae
# 12 | 2001
Boris Schimanski
#
Burkhard Schittny
#
5 | 1999
Carsten Heidmannn
#
3 | 1999
Christian Muhrbeck
#
6 | 2000 9 | 2001
2 | 1998
Christian Nielinger
#
Claudia Schiffner
# 11 | 2001
Eckhard Twistel
#
4 | 1999
Eva König
#
5 | 1999
Helga Clauss
#
1 | 1998
Ikonen (freeware)
#
3 | 1999
Jan Schmitt
# 13 | 2002
Jörg Bierfischer
#
1 | 1998
Kai Peters
#
4 | 1999
Lars F. Herzog
#
8 | 2000
Michael Jungblut
#
8 | 2000
Nikolai Wolff
# 13 | 2002
Nova Art Explosion
#
Oblaten
# 11 | 2001
9 | 2001
Ole Kaleschke
#
7 | 2000
Petra Beisse
#
6 | 2000
Tristan Vankann
#
7 | 2000
Uli Mattes
#
2 | 1998
weitere Infos sowie Adressen und Telefonnummern unter www.berlindruck.de 2 8 8 3 2
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Fotografie
Emir H av e r i c wur d e 1 97 3 i n Sa ra j ev o g e b ore n
un d l ebt s e i t 1 9 9 1 i n D e u ts c hl a nd
1994 Ausbildung zum Fotografen 1997 Foto-Assistenz
seit 2002 arbeitet Emir Haveric als Fotograf in Hamburg
Referenzen B M W - R E D - S M A RT
Emir H av e r i c
www.emirhaveric.com KarolinenstraĂ&#x;e 1 D-20357 Hamburg ☎ 040-43183255 info@emirhaveric.com
Se it z wei Jahren arbeitet Henrique Lemes zum Thema Kaffee.
Holzschnitt
Henrique Lemes De r am 15 . Se pt e mber 1960 im brasilianischen U be r lan dia / Mi nas G e ra is geborene Künstler Henrique Lemes i s t ei ne r d e r w ic ht igs t en Repräsentanten des modernen b r as ili anischen Holzsch nitts
er ist seit 1981 künstlerisch tätig, hauptsächlich an Holzschnitten (u.a. Kinderbuchillustrationen)
zahlreiche Ausstellungen in Brasilien, Wandplastiken an öffentlichen und privaten Gebäuden
Prämierungen für Holzschnitte im Rahmen nationaler und regionaler Ausstellungen www.henrique-lemes.de Gertrudenstraße 36 28203 Bremen ☎ 0175-8559852
seit Februar 1993 lebt und arbeitet Henrique Lemes in Bremen
H e nr iqu e L e me s’ Arbeiten zeigen auf der einen Seite ihre b ra si lia nis c he n Wurzeln in Formen und Farben und sind auf der and e re n S ei te ge pr ägt vom brasilianischen wie deutschen Alltag, d e n e r mit all se in er Poesie, Ironie und Er nsthaftigkeit einfängt.
Henrique Lemes
WIRTSCHAFT Beziehungskisten in der
K r i s e ? BerlinDruck setzt auf Prozessoptimierung Da mag es noch so viele Wünsche nach antizyklischem Verhalten, nach neuen Märkten, nach Erhöhung des Pro-KopfVerbrauches an Papier geben: Drucken ist nun einmal eine Sekundärindustrie, die andere Industrien begleitet. Jede Wirtschaftsrezession bewirkt automatisch eine Krise der Druckindustrie. Das lässt sich aus allen Statistiken der letzten 50 Jahre gut ablesen. Da zudem eine hohe Abhängigkeit von den Werbeausgaben der Industrie zu verzeichnen ist, sieht es zurzeit in der gesamten Druckbranche nicht gut aus. Eine Bestandsaufnahme. Industrie
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Druckindustrie
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Diesmal ist das Dilemma besonders dramatisch. Denn
trem abhängig nach unten – also von ihren Lieferanten.
jetzt schlägt voll durch, was schon die Deutsche Bank in
Nicht zuletzt gehören zu ihren Lieferanten die
ihrer letzten Branchenstudie* 130% festgestellt hat: Die
Her stel ler von Druckmaschinen. Da nun die deutsche
140%
Druck industrie ist nicht nur auf Beziehungen nach oben
Ma schi nenbauindustrie bekanntermaßen sehr innova-
120% – also zu ihren Kunden – angewiesen, sondern auch ex -
tionsfreudig ist, steigt die Druckkapazität mit jeder
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Er satz in vestition – von der Erweiterungsinvestition ein-
wird. Doch angesichts der aktuellen Marktentwicklung
mal ganz abgesehen – beträchtlich an. Eine Produk -
sind weitere wesentliche Maßnahmen unerlässlich.
tivitätssteigerung ist jedoch nur dann von Nutzen, wenn
125Hinter den Kulissen arbeiten wir seit Jahren an
sie im Markt zu kostendeckenden Preisen unterge-
einer 120 Prozessoptimierung, für die der Begriff „Work -
bracht werden kann. In einem schrumpfenden oder
flow“ 115 nur begrenzt aussagekräftig ist. Wir sehen die
stagnierenden Markt ist das leider ausgeschlossen.
Prozessoptimierung als einzigen Weg, in der Zukunft 110
Im Jahre 2000 war die Misere so noch nicht abzuse-
die Leistungsfähigkeit zu erhalten und zu stärken. Denn
hen. Damals stieg die Drucknachfrage weiter an, und
die Optimierung des Arbeitsablaufes, die Vermeidung
die Erfolgsmeldungen der Druckmaschinenindustrie
unnötiger Doppelarbeit und die Übernahme immer
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überschlugen sich. So folgte der Fachmesse DRUPA ein Kapazitätssprung, der sich in den deutschen Drucke reien mit mindestens fünf Prozent bemerkbar machte. Leider konnte die Nachfrage da nicht mehr mithalten, ja sie sank sogar. Seither vergrößert sich die Kluft zwischen Kapazitätsentwicklung und Nachfrageverlauf immer mehr. Aktuell beträgt die Diskrepanz zwischen
Kapazität 140% 130% 120%
Kapazität und Nachfrage bereits mehr als 20 Prozent, übers Jahr gerechnet werden es 2003 rund 30 Prozent
110%
sein [ siehe Grafik rechts ]. Da jedoch alles Wirtschaften immer zum großen Teil „Psychologie“ ist, kann regelmäßig nach einer
100%
Nachfrage
90%
DRUPA die gleiche Tendenz beobachtet werden: Unabhängig von der allgemeinen Konjunk tur ent wick lung werden Investitionen „schöngerechnet“, die Pa -
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pierindustrie gibt den Takt mit immer neuen Preis erhöhungen vor. Es wird eine Euphorie vorgegaukelt, die mit der Realität nichts mehr zu tun hat. Daraus resultiert ein verschärfter Preiskampf, der den Un ter nehmen Substanz entzieht. Vor allem weniger leistungs-
Die Kluft zwischen Kapazitäts ent wick lung und Nachfrageverlauf wird immer größer. Ein sprunghafter Anstieg der Kapazitäten ist immer nach einer DRUPA zu beobachten.
fähige Unternehmen können das finanziell nicht mehr auffangen, Banken sind nicht mehr bereit, zusätzlich erhöhtes Risiko mitzutragen. Die Folge ist die spürbare Zunahme der Insolvenzen.
wiederkehrender Arbeitsschritte, beispielsweise durch
Aufgrund ihres Charakters als auftragsproduzierende
intelligente Softwarelösungen, kann bereits eine Menge
und auf der Basis von Serientechnologien arbeitende
Zeit und Kosten sparen.
Industrie, haben Druckereien nur wenig Möglichkeiten
Hierzu trägt die konsequente Nutzung modernster
zur Differenzierung. Da sie über das Produkt oder die
Technologien wesentllich bei. Besonders die CtP-
Produktionstechnologie keine Allein stellung im Markt
Techno logie mit elektronischem Seitenumbruch nach
erreichen, können sie sich in der Regel nur über die
wie der kehrenden Ausschießmustern birgt ein großes
Qualität und/oder den Preis unterscheiden.
Rationalisierungspotenzial, das wir konsequent nutzen.
Gewiss, auch die Ihnen vorliegende Ausgabe 14 die-
Verbunden mit der Entwicklung einzigartiger und kun-
ses Magazins macht deutlich, dass BerlinDruck seinen
denorientierter Lösungen sichern wir die Wett be werbs -
eigenständigen, kundenorientierten Weg fortsetzen
fähigkeit in einem sich täglich ändernden Markt. ■
* B r a n c h e n s t u d i e D r u c k e r e i e n , D e u t s c h e B a n k AG, F r a n k f u r t a m M a i n 1 1 / 2 0 0 1
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NEWS GLÄNZEND AU F G E L E G T
THE MAKING OF
Ausgabe ]. Doch inzwischen geht der Trend eindeutig in
Die vorliegende Ausgabe wurde auf einer Heidelberger Druckmaschine CD 102 FX fünffarbig mit Dispersionslack glänzend (Skala + 2-Komponenten-Gold) gedruckt und auf Stahl-Maschinen gefalzt und geheftet. Die Belichtung erfolgte im CTP-Verfahren direkt auf Kodak-Polychrome ExcelDruckplatten. Als Bedruckstoff wählten wir den „Klassiker“ unter den Kunstdruckpapieren, Zanders Ikonogloss. Der Umschlag wurde auf 300 g/m2, der Inhalt auf 170 g/m2 gedruckt. Für die Banderole haben wir auf 170 g/m2 Grenita, dem „Kultpapier“ der 60er Jahre, zurückgegriffen. Die Heißfolienprägung (incl. Prägestempel) auf Seite 5 stammt von der Firma Georg Koller, Bremen. Als Hauptschriftarten verwendeten wir die um 1800 von Erich Walbaum entwi ckelte Schrift „Walbaum“ und die etwa 100 Jahre später veröffentlichte „Akzidenz-Grotesk“.
die andere Richtung: Hochglanz ist zunehmend gefragt.
Bitte beachten Sie auch die Beilage der Firma Zanders
Das mag auf die eine oder andere Branche und so manche Ins titution nur bedingt zutreffen, für die Werbe wirt schaft und auch die Papierindustrie gilt dieser Spruch allemal. Wie sich der Zeitgeschmack auch ändert, sie müssen am Ball sein. Noch vor kurzem war Mattpapier schwer en vogue. Schließlich galt es als umweltfreundlicher, und im Gegensatz zu noch vor wenigen Jahren lassen sich heute auch auf matten und ungestrichenen Papieren brillante Druckergebnisse erzielen [ siehe unsere letzte
Zwar liefert die Papierindustrie darüber keine Markt forschungsdaten, die für Designer und Werbe berater eine willkommene Hilfe wären, doch wer seine Augen offen hält, kann diese Entwicklung nicht überse-
Feinpapiere „drucken auf ikono 3 – PRÄGEN/STANZEN“.
Schlicht is beautiful
hen. Die Auftragseingänge im Hause BerlinDruck sind
Retro-Design ist in. Davon wird die neue „Neutraface
eine weitere Bestätigung. Nachdem matt nicht mehr
Font Collection“ ohne Zweifel profitieren – eine schlich-
weiter auffällt, wollen die Leute heute wieder etwas
te Bauhaus-ähnliche und mit der Futura verwandte
anderes, etwas Auffälligeres eben.
Schriftfamilie, die inspiriert wurde von den Arbeiten des
Und da liegen sie bei glänzend gestrichenen Pa -
aus Österreich stammenden Architekten Richard Josef
pieren genau richtig. Mit einem guten Hoch glanz papier,
Neutra [ 1892-1970 ]. Neutra ging 1923 in die USA und
wie
gestrichenen
übte dort mit seinen „menschenfreundlichen“ (so sein
Kunstdruck paier ikono gloss von Zanders, lassen sich
Anspruch) Bauwerken sowie als Gründer und Dozent
beispielsweise
dem
zweiseitig
hervorragende Druckergebnisse erzielen, die in ihrer
der Akademie für Moderne Kunst in Los Angeles großen
gleichbleibenden Perfektion keine Wünsche offen las-
Einfluss auf die amerikanische Architektur aus – auch
sen. Glänzende Papiere entfalten eine gänzlich andere
auf die Innenarchitektur, etwa mit dem berühmten von
Wirkung als matte und strahlen bei richtiger Hand -
ihm 1942 entwickelten „Boomerang-Stuhl“.
habung Eleganz, Exklusivität, höchsten Anspruch und
House Industries realisierte Neutraface wartet mit 15
Seriosität aus. Dies kommt bei aufwändig gestalteten
verschiedenen Schnitten auf. Sogar Metalllettern sind
Prospekten ebenso zum Tragen wie bei Periodika – was
erhältlich, beispielsweise um damit Häuser stilvoll zu
nicht zuletzt durch die vorliegende Ausgabe unseres
beschriften.
Magazins unterstrichen wird.
www.ikono.de 20
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Die von
www.houseind.com
Boomerang-Stuhl von Richard J. Neutra
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&TIPPS
what classics really mean
Paula Seit der Worpsweder Verlag (bekannt durch die Werke der Künstler Otto Modersohn, Heinrich Vogeler, Fritz Mackensen u.a.) nach Bremen zog (bekannt durch die Stadtmusikanten, den Roland, das Superwetter), hat der Doell Verlag (bekannt durch die erfolgreichen Kalender von Volker Ernsting) einen neuen Namen, in dem alles zusammengefasst ist: BESTE ZEITEN VERLAGSGESELLSCHAFT. Zum Start gibt es Neues zur Klassikerin der Klassiker! – Im vorliegenden Werk
DIE BIBEL EINMAL ANDERS
Dass die archäologische Forschung elementare Inhalte des Alten Testaments ins Reich der Fabel verweist – wie etwa im jüngst erschienenen Buch „Keine Posaunen vor Jericho“ [ C.H. Beck, 26,90 Euro, www.chbeck.de ] – tut der Bedeutung der Bibel keinen Abbruch. Einen völlig neuen Zugang zum „Buch der Bücher“ in der Standardübersetzung Martin Luthers
sind erstmals Briefe und Tagebuchaufzeichnungen von Paula ModersohnBecker zusammengefasst und ihren Bildern gegenübergestellt. Über 100 Abbildungen von Zeichnungen, Radierungen und Ölbildern bereichern
den Band ebenso, wie zahlreiche Fotos der Künstlerin und der bei ihr erwähnten Zeitgenossen. Made in Germany. Printed by Berlin.
eröffnet „Das Bibel-Projekt“. Hier kommt die „Heilige Schrift“ zerlegt in zwölf einzelne Taschenbücher daher, die als literarisch eigenständige Werke mit überschaubarer Seitenzahl neu entdeckt werden können. [ Fischer-Verlag, 24,90 Euro, www.fischer-verlag.de ] Wer sich noch eingehender mit der Bibel auseinandersetzen will, dem sei die „Scofield-Bibel“ empfohlen. Durch ihr seit 1967 bewährtes System von Verweisen und Erklärungen (Kettenverweissystem) erschließen sich die Zusammenhänge auf eine Weise, die sie als Studienausgabe prädestiniert. [ R. Brockhaus Verlag, 19,90 Euro, www.brockhaus.de ] Etwas handlicher präsentiert uns der Piper-Verlag „Das Neue Testament“, indem er sich auf die wichtigsten Texte dieser Hauptquelle des Christen tums konzentriert und sie modern erläutert. Das erstmals
Paula Modersohn-Becker in Bildern, Briefen und Tagebuchaufzeichnungen aus Worpswede
Göttertage
1972 erschienene Standardwerk liegt inzwischen in sechster Auflage als Taschenbuch vor. [ Piper Verlag, 13,90 Euro, www.piper-verlag.de ]
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Peter Elze: Göttertage 224 Seiten, ISBN 3-922516-99
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NEWS&TIPPS Erotischer Rausch „Unser absolutes Lieblingsbuch. Das Format, die Gestaltung, der Preis, das Papier – alles optimal.“ Über ein solches Lob darf man sich schon freuen. Es stammt aus dem Munde von Stephanie Kuhnen und Sophie Hack vom Buchladen „Lustwandel“ und bezieht sich auf das von BerlinDruck produzierte Fotobuch „Days of Intimacy“ , das nun schon seit mehreren Wochen und mit großem Abstand die Liste der erotischen Bildbände anführt. IMPRESSUM 28832 Berlin Herausgeber: BerlinDruck, Oskar-Schulze-Straße 12, 28832 Achim, Tel.: 0421/43871-0 Fax: 0421/43871-33, isdn 0421/43871-55, e-mail
TISCHKALENDER VON BERLINDRUCK Es gibt sie in allen denkbaren Formen, Größen und Farben, sie sind praktisch, trendy und bei entsprechender Auflage auch noch äußerst günstig: Tischkalender von BerlinDruck mit dem „Ich-willauch-einen-haben“-Effekt. Durch den täglichen Gebrauch schlagen Tischkalender einen Wandkalender um Längen. Da BerlinDruck schon
(www.amazon.de)
seit Jahren auch auf Kalender aller
Auch der „Playboy“ ist von dem 160 Seiten starken Werk mit einfühlsamen Aktbildern, die der in einem Münchener Vorort lebende Fotograf Thomas Karsten von einer jungen Leipziger Friseurin gemacht hat, und den Begleittexten von Holde Barbara Ulrich schier begeistert. „Ein erotischer Rausch auf Zelluloid – fast wie ein Roman von Henry Miller,“ schreibt das große deutsche Männermagazin in seiner Februar-Ausgabe.
Art spezialisiert ist, winken Stück preise, bei denen selbst Schnäp p chenjäger mit der Zunge schnalzen. Wir schicken Ihnen gern unverbindlich ein Muster zu.
Alles Weitere unter:
www.tischkalender.com
info@berlindruck.de www.berlindruck.de Redaktion, Typografie und Design: moskito public relations, Bremen Lithografie: Reproteam, Bremen Danke für die freund liche Unterstützung: Emir Haveric, Henrique Lemes Fa. Georg Koller, Bremen Zanders AG, Bergisch-Gladbach Auflage: 1.500, Februar 2003
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KUNSTTIPP:
Thomas Karsten
Days of Intimacy
[Konkursbuch-Verlag, 29,90 Euro, ISBN 3887691970 www.konkursbuch.com ]
Noch bis zum 27. April haben wir Gelegenheit, die Arbeiten eines richtungsweisenden Mitbegründers der abstrakten Kunst zu erleben. Das Guggenheim-Museum in Berlin präsentiert den russischen Maler Kasimir Malewitsch , der zwischen 1915 und 1932 eine Form ungegenständlicher Malerei entwickelte, die er als „Suprematismus“ bezeichnete. Seine Kunst der reinen Form zielt auf eine allgemeine Verständlichkeit. www.deutsche-guggenheimberlin.de
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F R AG E B O G E N : HANS-JÜRGEN KULKE Ve r k a u f, Au ß e n d i e n s t B e r l i n D r u ck
Was ist für Sie das größte Unglück?
Kinder, die unter Gewalt und Hunger leiden
Wo möchten Sie leben?
In der Toskana würde es mir gut gefallen
Was ist für Sie das vollkommene Glück?
Den Weg zu finden, der dahin führt
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Die Fehler, aus denen man gelernt hat
Ihre Lieblingsgestalt in der Kulturgeschichte
Leonardo da Vinci
Ihr/e liebste/r Werbefigur/-spot
TV-Spot „Wer bist Du?“ „Ich bin Du!“ – Sparkassenrente
Ihre Lieblingsheldinnen in der Wirklichkeit
Couragierte und tatkräftige Frauen
Ihr Lieblingskomponist
Giacomo Puccini
Was aus der Welt der Technik hat Sie besonders beeindruckt?
Zweifellos die erste Landung auf dem Mond
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten?
Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Humor ...
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau am meisten?
Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Humor ...
Was kauften Sie von Ihrem ersten selbst verdienten Geld?
Ein Mikroskop
Ihre Lieblingstugend
Offenheit
Ihre Lieblingsbeschäftigung
„Pasta & Musica“ – bei freien Gedanken kochen
Wer oder was hätten Sie sein mögen?
Das wechselt von Traum zu Traum
Welches technische Produkt halten Sie für überflüssig
Die Massenvernichtungswaffen
Und welches für unentbehrlich?
Die Elektrizitätserzeugung
Ihr Hauptcharakterzug
Gerechtigkeit
Ihr Lieblingsschriftsteller
Henning Mankell
Ihr/e Lieblingsname/n
Esther/Lennard
Ihre Lieblingsfarbe
Ein warmes Rot
Ihre Lieblingsschrift
Textura (Gutenberg-Bibel)
Ihr Lieblingspapier
PhoeniXmotion
Was verabscheuen Sie am meisten?
Willkür, Arroganz, Intrige, Neid und Hass
Welche kreativen Leistungen bewundern Sie am meisten?
Die Meisterwerke von Menschenhand
Wenn Sie einen Wunsch an die Technik frei hätten. Welcher wäre es?
Ein Verbot für Motorsägen in Tropenwäldern
Welches kulturelles Ereignis hat Sie besonders beeindruckt?
Der Weg zur Demokratie
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Jeder hat eine/seine natürliche Begabung
Ihr Motto
Leben ist Rhythmus
2 8 8 3 2
B E R L I N
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