Repetierer CZ 557 Lux | TEST & TECHNIK
Brünner Spitzen? CZ-Jagdgewehre aus dem tschechischen Brno alias Brünn gelten als robuste Gebrauchswaffen. Bietet die CZ 557 Lux(us) mehr? VISIER hat den Repetierer aus dem Nachbarland genau durchgecheckt.
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enn Jäger preiswerte Waffen suchen, um sie bei jedem Wetter im rauen Jagdalltag einzusetzen, dann kommen Gewehre aus Brünn (www.czub.cz) oft in die engere Wahl. Dazu zählt vor allem das System der CZ 550 Magnum, das bis auf die Sicherung mit dem 98er Mauser Magnum-System identisch ist. Viele Großwildjäger führen dieses System gern. Auch bei afrikanischen Berufsjägern findet man es oft. Das System mit dem langen Auszieher lässt den Jäger bei energischem Repetieren nicht im Stich, zieht auch fest sitzende Hülsen sicher aus und führt genauso sicher die nächste Patrone zu. Das kann bei Jagden auf gefährliches Wild lebensrettend sein. Als es Ende des vergangenen Jahrhunderts Engpässe bei Mauser-Magnum-Systemen gab, wurden die tschechischen Versionen oft auch für edle Custom-made-Büchsen verwendet. Und gegenwärtig spricht ebenfalls nichts dagegen, wenn man ein preiswertes Magnum-System sucht.
Konstruktives: An dem 557 Lux sucht man jedoch vergeblich nach dem langen Auszieher. Den braucht man auch nicht bei einer Büchse, die für den mittleren Kaliber-Bereich ausgelegt ist. Ein „abgespecktes“ System mit zwei Verriegelungswarzen und einem kurzen Auszieher reicht bei den Kalibern dieses Modells aus – die Liste: .243 Win., 270 Win., 7 x 64, 6,5 x 55 SE, .30-06, 8 x 57 IS, und .308 Win. Der Entriegelungsknopf zum Entnehmen der Kammer sitzt im geschlossenen Zustand des Verschlusses „unsichtbar“ unter dem Schlösschen. Man braucht lange kräftige FingernäOktober 2013
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gel, um die Entriegelung zu betätigen: Umständlicher geht es kaum! Als weit praktischer zeigt sich der 52 Zentimeter lange Lauf. Damit erweist sich die Büchse auch auf engen, geschlossenen Kanzeln als gut einsetzbar und führig. Besonders bei der Nachtjagd fällt das Mündungsfeuer allerdings entsprechend heftig aus. Die Lauflänge reicht bei Standardkalibern jedoch hin.
Das Zielfernrohr: Die von Frankonia gelieferte Testwaffe kam im AllroundKaliber .30-06 Springfield, bestückt mit einem Meopta-Zielfernrohr Meostar R 1, 3-12 x 56 RD mit zuschaltbarem und stufenweise zu dimmendem Rotpunkt für den Tag- und den Nachteinsatz. Das Glas eignet sich für die meisten Jagdarten, aber kaum für Drückjagden. Das liegt an der minimalen, dreifachen Vergrößerung und dem recht kleinen Sehfeld (11,1 m bei kleinster Vergrößerung auf 100 m). Da sich das Absehen in der ersten Bildebene befindet, sich also bei Vergrößerungswechsel verändert, bildet es sich bei hoher Vergrößerung sehr groß ab und taugt damit nicht für Schüsse jenseits der 200-Meter-Marke.
Die Montage: Brünner-Waffen kommen ab Werk mit einer vorgefrästen Schiene für die sehr preisgünstige Original-Brünner-Aufschubmontage. In Standardkalibern gibt es damit keine Probleme bezüglich der Schussfestigkeit. Aber die Montage hat einen großen Nachteil: Sie ist nicht wiederkehrgenau. Die Büchse muss also nach jedem Abnehmen und wieder Aufsetzen des Zielfernrohres neu eingeschossen werden. Ein echtes Han-
dicap, das die eigentlich praxisgerechte, kontrastreiche offene Visierung der Büchse fast wertlos macht. Auch der Einsatz eines zweiten Zielfernrohres beispielsweise für die Drückjagd wird damit stark erschwert und munitionsaufwändig. Besser wäre daher die Verwendung einer Schwenkmontage. Doch die baut auf der CZ-Schiene recht hoch. Wer jedoch gelegentlich die offene Visierung oder ein zweites Zielfernrohr einsetzen will, kommt um eine wiederkehrgenaue Montage nicht herum.
Die Schäftung: Der leichte Schweinsrückenschaft mit Bayerischer Backe gibt der CZ 550 Lux mit seiner mittleren Holzqualität ein gefälliges Aussehen mit klassischen Linien. Die Fischhaut ist sauber geschnitten, der geölte Holzschaft bei Büchsen dieser Preisklasse eher die Ausnahme. Weniger gefiel die schlecht gleitende Gummischaftkappe. Ein Nachteil, der auffallen wird, wenn es mal schnell gehen muss, wie beispielsweise bei Drückjagden. Der vordere der beiden ins Holz eingeschraubten Riemenbügel sitzt etwa acht Zentimeter unterhalb des Vorderschaftendes. Das ist dem bequemen Tragen nicht gerade zuträglich. Aber bei Büchsen dieser Preisklasse finden sich kaum Lauf(halb) ringe für den vorderen Riemenbügel oder die entsprechenden Ösen, die mehr Tragekomfort bieten. Der Schlossgang läuft etwas „hakelig“ und kratzend. Die Patronen wurden bei energischem Repetieren aber sauber zugeführt und die Hülsen sicher ausgeworfen. Der Kammerstängel ist lang geV ISIER. de
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