blue - Vertrauen befreit

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blue Magazin f端r Privatkunden

Vertrauen befreit Ausgabe Sommer 2014


«Das Vertrauen erhebt die Seele.» Jean-Jacques Rousseau


Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser Die moderne Welt kommt ohne Arbeitsteilung kaum mehr aus. Teile von Wertschöpfungsketten werden ausgelagert und somit industrielle Fertigungsprozesse optimiert. Wir unterstützen Hilfswerke, die mit ihrer Erfahrung und Organisation mehr Effizienz vor Ort erreichen als der Einzelne. Aber auch im persönlichen Umfeld werden Aufgaben delegiert: So vertrauen wir beispielsweise unsere Kinder Schulen an, welche ihre Ausbildung übernehmen. Zita Langenstein und Silvia Danailov sind zwei Frauen, die sich mit Kompetenz und Leidenschaft in ihren Traumberufen einsetzen. Trotz der unterschiedlichen Herausforderungen haben sie eines gemeinsam: Sie wissen, dass man nur Erfolg haben kann, wenn man das erhaltene Vertrauen auch anderen schenkt.

geben. Sind diese Bedingungen erfüllt, schafft man Freiräume für sich selber. Ich wünsche Ihnen eine anregende und spannende Lektüre der Themen rund um das Schenken und Verdienen von Vertrauen. Herzlichst

Ihr Georg Schubiger, Leiter Private Banking

Vertrauen und das Wissen, dass jemand etwas besser kann, sind die besten Voraussetzungen, um eine Aufgabe weiterzu-

Lesen Sie das Kundenmagazin «blue» auch auf Ihrem iPad. Mit der Vontobel-Publikationen-App haben Sie immer und überall Zugang zu den aktuellen Publikationen von Vontobel. Jetzt downloaden unter: www.vontobel.com/app Vontobel blue 3


© Sandro Diener

© Ethan Hill

Inhalt

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Zahlen zu und über menschliches Vertrauen. Erstaunliche Fakten aus aller Welt.

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Ein guter Service ist Gold wert. Manchmal wird darauf vertraut, dass sie das Unmögliche möglich macht. Das ist eine der Anforderungen an einen Butler. Was es sonst noch braucht, um in diesem spannenden Beruf zu reüssieren, erfahren wir von Zita Langenstein, der ersten Schweizerin mit einem Butler-Diplom. 4 Vontobel blue

© Shutterstock

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Wenn delegieren Menschenleben rettet. 10’000 Planen, 4’600 Wasserkanister, 5,5 Millionen Tabletten zur Wasseraufbereitung, Zelte, mobile Lager und Verschiedenes mehr lieferte UNICEF innert zweier Tage nach dem Erdbeben auf Haiti. Nur wenn die Aufgaben richtig delegiert werden, ist so etwas möglich. Ein Einblick in die Organisation dahinter.


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Das Potenzial der Masse nutzen. In der Soziologie gibt es die Theorie, dass die Masse klüger sein kann als der Einzelne. Im Vertrauen darauf sind im Internet neue Methoden entstanden, um von dieser Schwarmintelligenz zu profitieren.

Makro: Eurozone geht gestärkt aus der Krise hervor, allen Unkenrufen zum Trotz. Die Lehren der Institutionen aus der Krise und die Auswirkungen auf die Zukunft.

Kompetenz: Eine Frage des Vertrauens. Die Herausforderungen der modernen Vermögensverwaltung sind vielfältig. Mit einer gründlichen Analyse der persönlichen Situation und der Ziele hilft der Kundenberater bei der Orientierung.

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Kompetenz: Vielfältige Handelsmöglichkeiten – Vontobel kennt sie. Neue Handelsplätze entstehen, und die klassischen Börsen verlieren ihre

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Monopolstellung. Aktien werden heute parallel an verschiedenen Orten gehandelt. Was bedeutet dies für die Auftragsausführung?

Blaue Seite: Neuigkeiten von Vontobel. Eine Zusammenstellung von News aus allen Geschäftsbereichen. Vontobel blue 5


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Thema

Ein guter Service ist Gold wert. Interview: Angela Obrist // Fotos: Sandro Diener

Wenn das Dienen ein Lebenstraum ist: Die Nidwaldnerin Zita Langenstein ist der erste diplomierte weibliche Butler der Schweiz. Im Gespräch verrät sie mehr über diese vielfältige Tätigkeit, erzählt Anekdoten aus dem Berufsalltag und erklärt, wieso im Grunde eigentlich alle Menschen dienen. Viele Kinder träumen davon, Pilot, Prinzessin oder Astronaut zu werden. Ihr Berufswunsch war bereits als kleines Mädchen Butler. Wie kam das? Im Vorschulalter habe ich eine Fernsehserie sehr gemocht, in deren Zentrum ein vornehmer Graf stand, der zusammen mit seinem Butler verschiedene Kriminalfälle gelöst hat. Mir war schon damals klar, dass ich nie Gräfin werden würde. Die Tätigkeit des Butlers hingegen hat mich sehr fasziniert. Mir hat es gefallen, wie der Butler gewisse Situationen für den Grafen geklärt hat. So hat er beispielsweise jeweils geschickt gewisse Vorkehrungen getroffen und konnte dadurch für seinen Auftraggeber kritische Situationen vereinfachen – diese Souveränität hat mich beeindruckt.

denn Frauen fanden erst im Jahr 2000 erstmals offiziell Aufnahme. Als ich in diesem Jahr ebenfalls für die Ausbildung zugelassen wurde, ging für mich ein Herzenswunsch in Erfüllung.

Wie hat Ihr Umfeld auf Ihren Berufswunsch reagiert? Ich habe meiner Mutter erzählt, dass ich einmal Butler werden würde. Sie musste natürlich lachen. Der Wunsch hat mich aber auch während meiner Schulzeit immer begleitet. Der Beruf war damals in der Schweiz jedoch praktisch unbekannt. Als es um die Berufsausbildung ging, habe ich mich für das Gastgewerbe entschieden und zwei Berufslehren, Servicefachangestellte und Hotelfachassistentin, absolviert.

Der Beruf erscheint in Filmen oft als Relikt einer vergangenen Zeit. Ist es tatsächlich eine «aussterbende» Tätigkeit? Keineswegs, ich bin sogar vom exakten Gegenteil überzeugt. Natürlich gibt es diese Klischeevorstellung von Butlern, über die im Übrigen auch wir selbst schmunzeln müssen. Fakt ist, dass es aufgrund der gestiegenen Ansprüche an Service und Dienstleistung gerade heute wieder sehr viele Butler braucht. Es gibt tendenziell aber zu wenig ausgebildete Fachpersonen. In der Regel managen Butler einen gesamten Haushalt. Ich war kürzlich für einen Haushalt tätig, in dem 18 Angestellte beschäftigt sind eine Anzahl an Beschäftigten, die jene von manchem kleinen und mittelgrossen Hotel in der Schweiz übersteigt. Da ist gute Organisation essenziell.

Wie kommt es, dass Sie heute trotzdem als erste Schweizerin über ein Butler-Diplom verfügen? Einige Jahre nach dem Abschluss meiner Berufsausbildung habe ich bei meiner Tätigkeit im Hotel Schweizerhof in Bern einen Butler persönlich kennengelernt, der mir von seiner Ausbildung in London erzählt hat. Damit war für mich der Traum auf einmal wieder zum Greifen nah. Ende der 1980er-Jahre habe ich mich bei der renommierten Ivor Spencer Butler School in London beworben, erhielt aber leider eine Absage. Während vieler Jahre habe ich mich immer wieder beworben – leider ohne Erfolg, Zita Langenstein sieht Delegieren als Zeichen der Wertschätzung, denn es zeigt, dass man der anderen Person vertraut und sich sicher ist, dass sie den Auftrag gewissenhaft erledigen wird.

Das Berufsfeld ist nach wie vor eher eine Männerdomäne. Wie reagieren Menschen auf Sie? Wenn man als Butler tätig ist, sollte man idealerweise in dieser Funktion erkannt werden, andere Faktoren sollten dabei in den Hintergrund rücken. Für einen Butler ist es deshalb das grösste Kompliment, wenn ein Kunde, ohne dass er diesem vorgestellt worden ist, auf ihn zukommt und fragt: «Sie sind der Butler, richtig?»

Wann braucht man einen Butler? Das kann man so nicht pauschalisieren. Ob nun jemand eine 1-Zimmer-Wohnung oder eine grosse Villa bewohnt, in beiden Fällen könnte theoretisch ein Butler nötig sein. Die meisten Personen, die Hausangestellte beschäftigen, möchten ihre Zeit anders einteilen. Sie können oder wollen gewisse Dinge nicht selbst erledigen und delegieren sie deshalb an Fachpersonen. In der Schweiz hat es wohl noch nie so viele Haushalte gegeben, die mit Hauspersonal arbeiten wie heute.

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Wie stehen Sie zum Delegieren? Ich sehe Delegieren als etwas durchwegs Positives und finde, man sollte viel mehr delegieren. Ich bin glücklich, dass ich mit vielen kompetenten Personen zusammenarbeite, denn je besser die Mitarbeitenden sind, desto mehr kann man delegieren. Dabei geht es nicht darum, unliebsame Arbeiten abzuschieben. Ich sehe es als eine Geste der Wertschätzung, wenn man jemandem einen Bereich anvertraut. Die Überlegung dabei ist, dass man der anderen Person vertraut und sich sicher ist, dass sie den Auftrag gewissenhaft erledigen wird. Was waren für Sie Höhepunkte in Ihrer bisherigen Tätigkeit als Butler? Es gibt wirklich viele ausserordentliche Erlebnisse. In besonders schöner Erinnerung geblieben sind mir die Hochzeit von Prinz

William und Kate Middleton, dem jetzigen Herzog und der Herzogin von Cambridge, und die Jubiläumsfeier Ihrer Majestät, Königin Elisabeth II., an denen ich tätig sein durfte. Einmal habe ich einen Kunden betreut, der innert einer Stunde 100 langstielige Rosen gewünscht hat – ein herausfordernder Auftrag, wenn man sich auf einem Landsitz befindet. Letztendlich haben wird die Blumen deshalb pünktlich per Helikopter einfliegen lassen. Viele Aufträge im Alltag eines Butlers sind enorm fordernd, wenn man jedoch für seinen Auftraggeber etwas scheinbar Unmögliches möglich machen kann, entschädigt einen das mehrfach für alle Mühen. Welche Charaktereigenschaften braucht es? Eine für einen Butler wichtige Eigenschaft ist wohl die Fähigkeit sich selbst zurückzunehmen und zu akzeptieren, dass man bei seiner Tätigkeit nicht jeden Tag ein «Dankeschön» erhält – aber sehr wohl irgendwann einmal. Ausserdem braucht es Freude am Dienen und an der engen Zusammenarbeit mit Menschen. Man sollte schwierige Situationen nach aussen hin mühelos meistern und Herausforderungen antizipieren können. Sehr wichtig ist ausserdem ein grosses Einfühlungsvermögen. Ein Butler sollte beispielsweise merken, wenn die Auftraggeberin durstig ist, und wissen, wie man ihr ein Glas Wasser bringt, ohne eine laufende Sitzung zu stören. Nicht zuletzt ist es auch wichtig, über einen gesunden Humor zu verfügen. Wie meinen Sie das? Das Lachen bei der Arbeit ist für mich sehr wichtig. So sollte man sich auch an einem hektischen Tag oder nach einer schwierigen Situation ein Lächeln bewahren können. Man sollte auch einmal gemeinsam mit dem Auftraggeber über etwas lachen können. Entgegen dem Filmklischee lachen viele Butler bei der Arbeit – sogar jene von Königin Elisabeth. Natürlich geschieht dies nicht proaktiv, sondern passiv. Wenn einem ein Auftraggeber aber von einer amüsanten Begebenheit erzählt, darf man natürlich mit ihm darüber lachen – man ist und bleibt ja Mensch.

Zita Langenstein ist Leiterin Weiterbildung bei GastroSuisse, dem Verband für Hotellerie und Restauration in der Schweiz. Sie hat eine Ausbildung zur Hotelfachassistentin absolviert, ist diplomierte Betriebsausbildnerin und besitzt ein Butler-Diplom der renommierten Ivor Spencer Butler School in London sowie ein Management-Diplom von AKAD. In ihrer Funktion bei GastroSuisse trainiert Zita Langenstein Mitarbeitende und Führungskräfte in Hotels und Restaurants. Ihre Spezialgebiete sind Entwicklung der Dienstleistungsqualität, Etikette und Mitarbeiterführung im Gastgewerbe. Daneben ist sie immer wieder auch als Butler tätig und entwickelt Butler-Konzepte für Privathaushalte.

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Was ist das Geheimnis eines perfekten Butlers? Voraussetzung dafür, dass ein Butler eine perfekte Leistung erbringen kann, ist das sogenannte «Butler-Interview». Wenn ich für jemanden zu arbeiten beginne, gehe ich mit dieser Person einen Fragenkatalog durch. Ich frage beispielsweise, welches Frühstück die Auftraggeber präferieren, welches Mineralwasser man trinkt, welche Termine anstehen und wo man Besuch zu empfangen wünscht. Ich frage dabei sehr differenziert nach und kläre die Bedürfnisse des Kunden detailliert ab. Es ist ausserdem üblich, Zeichen zu vereinbaren, mit denen der Auftraggeber in einer Sitzung oder an einem Empfang seine Wünsche kundtun kann, ohne diese direkt auszusprechen. Dies kann beispielsweise eine gewünschte Unterbrechung der Sitzung sein oder die Bitte um ein Glas Wasser. Diese Zeichen sind existenziell für einen Butler, denn seine Qualitäten zeigen sich erst dann, wenn er weiss, was gewünscht wird.


Butler werden gemeinhin als Musterbeispiele an Etikette gesehen. Was bedeutet Ihnen persönlich Etikette? Etikette bedeutet mir sehr viel, ich liebe gute Manieren. Die Kunst der Etikette bedeutet aber, zu spüren, in welchem Moment Etikette gefragt ist. Dazu gibt es ein schönes Beispiel von Königin Elisabeth, das man sich erzählt und das sinnbildlich ist für ihre Souveränität. Bei einem Staatsbankett hat der politische Gast aus Versehen aus seiner Fingerbowle getrunken, die eigentlich dazu dient, nach dem Verzehr von Früchten oder Hühnchen die Finger zu reinigen. Königin Elisabeth hat dies bemerkt und es ihm gleichgetan, die anderen Gäste sind ihrem Beispiel gefolgt. Natürlich ist das Trinken aus der Fingerbowle ein absoluter Bruch mit der Etikette, noch schlimmer wäre es aber gewesen, wenn man dem Gast seinen Fehler signalisiert hätte.

Klassische Butler dienen ja nicht nur, sondern sie managen grosse Haushalte. Ist das kein Gegensatz zum Dienen? Delegieren und dienen ergänzen sich sehr gut. Es ist eine totale Fehleinschätzung, wenn jemand das Gefühl hat, er könne nur noch delegieren und Aufträge erteilen und brauche keinen direkten Kundenkontakt mehr zu haben. Alle Menschen dienen jemandem – sei es den Mitarbeitenden, den Kunden, den Vorgesetzten oder der eigenen Familie. Man kommt nicht darum herum zu dienen. Auch ein Topmanager ist vor allem deshalb Topmanager, weil er sich tagtäglich bewusst ist, wie es den Kunden an der Verkaufsfront geht. Er dient den Kunden genauso, wie die Mitarbeitenden es tun, und darf nie den Kontakt zur Front verlieren, denn dort liegt letztendlich der Moment der Wahrheit.

«Die Kunst der Etikette

bedeutet, zu spüren, in welchem Moment Etikette gefragt ist.»

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2,053 Mrd.

CHF betrug der Gesamtumsatz der biologisch produzierten und verarbeiteten Güter in der Schweiz im Jahre 2013 gemäss Bio Suisse. Über 12,1% Wachstum im Jahr unterstreichen das wachsende Vertrauen in Bio.

68%

der Europäer vertrauen am ehesten den Schweizern (bester Wert zusammen mit Schweden), gemäss einer Umfrage von «Reader’s Digest».

7.

Seit dem

Jahrhundert vertrauen Menschen den Prognosen von Kartenlesern. Von China ausgehend, hat sich das Kartenlesen in der ganze Welt verbreitet.

96,6%

der Deutschen vertrauen der Feuerwehr. Jedoch nur 15,1% trauen Politikern.

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3 der Bevölkerung in der Schweiz sind überzeugt, dass E-Banking sicher ist.

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350

Rund blinde Menschen in der Schweiz können sich dank ihrem Blindenhund freier bewegen.

85

«Guide Michelin»-Tester sind allein in Europa unterwegs und bewerten Restaurants. Auf die dabei verliehenen Sterne vertrauen Gourmets aus aller Welt.

3 Mrd.

Über Passagiere

bestiegen 2013 ein Flugzeug und vertrauten auf die Pilotinnen und Piloten.

10 und 15 Hunde führt jeder der über 600 registrierten «Pasadero de perros» (dog sitter) in Buenos Aires täglich aus. Haustiere und speziell Hunde haben in Buenos Aires einen hohen Stellenwert, und entsprechend sind die Hundesitter als Dienstleister geschätzt.

empfehlen die Marke weiter. Das ist der höchste Wert aller Automarken bei einer Umfrage zum Vertrauen in Marken in der Schweiz.

Fotos: Shutterstock, Thinkstock, Getty

Zwischen

der 87% Toyota-Fahrer


Thema

Wenn Delegieren Menschenleben rettet. Text: Patrick Preuss // Foto: Ethan Hill

Um effizient Hilfe vor Ort leisten zu können, koordiniert UNICEF die anfallenden Aufgaben entlang einer klar definierten Prozesskette mit Mitarbeitenden auf der ganzen Welt. Die Handlungsverantwortung des Einzelnen sorgt dafür, dass Herausforderungen schneller angegangen werden und sich jeder Beteiligte auf seine Kernkompetenzen konzentrieren kann. Ein wichtiger Aspekt für den Erfolg dieses Systems ist das Vertrauen in eine klare und effiziente Arbeitsteilung. Sauberes Wasser, ausreichend Nahrung, Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung – für uns alles eine Selbstverständlichkeit. Und auch wenn ein Notfall eintritt, befindet sich Hilfe in unmittelbarer Nähe. Was für uns Alltag ist, versteht sich für Menschen in anderen Ländern nicht von selbst. Vor allem nicht für Kinder, die unter widrigen Lebensumständen besonders leiden und ihnen noch schutzloser ausgesetzt sind. Darum setzt sich UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, vor allem dafür ein, die Rechte von Kindern zu schützen, ihre grundlegenden Bedürfnisse zu erfüllen und ihre Möglichkeiten zu verbessern, ihr volles Potenzial zu entfalten − eine herausfordernde sowie vielfältige Aufgabe. Daher setzt UNICEF zahlreiche Programme in den Bereichen Überlebenshilfe und Entwicklung für Kinder, Grundbildung und Gleichberechtigung der Geschlechter sowie Kinderschutz um. Hinzu kommt die humanitäre Hilfe in Krisenregionen überall auf der Welt. Wissen zentralisieren, Kompetenzen delegieren Allein 2013 leistete UNICEF bei 289 humanitären Krisensituationen in 89 Ländern Hilfe. Eine planerische und logistische Meisterleistung, gilt es doch, neben der Einsatzkoordination der beteiligten Mitarbeitenden auch die schnelle Versorgung mit wichtigem Material und wichtigen Hilfsgütern sicherzustellen, wenn ein Notfall eintritt. Ein Schlüssel zum Erfolg liegt im UNICEF-Ansatz, der in der Zusammenarbeit auf nationaler, regionaler und globaler Ebene und dem Erfahrungsaustausch und der technischen Unterstützung auf allen drei Ebenen besteht. «Dank einem einzigartigen globalen Einsatzmechanismus sind wir in der Lage, sehr schnell auf Ereignisse zu reagieren», erklärt Silvia Danailov. Die 40-jährige Schweizerin arbeitet seit 2001 bei UNICEF und koordiniert heute als Chief of the Humanitarian Field Support Section die 12 Vontobel blue Thema

Einsätze in akuten Krisen. Zuletzt koordinierte sie die Einsätze für die Notsituationen in Syrien, dem Südsudan, der Zentralafrikanischen Republik und im Irak. «Spezialisierte Einheiten übernehmen die Verantwortung für einen Sektor wie etwa die Wasserversorgung oder die Bildung und tragen mit ihrem Fachwissen zu einer ganzheitlichen und koordinierten Reaktion bei. So kann sich jeder auf seine Kernkompetenzen konzentrieren, und die Hilfe führt schnell zu Resultaten vor Ort», erklärt Silvia Danailov die Vorteile des Systems. «Als ich für UNICEF zu arbeiten begann, wurde für mich ein Traum wahr», fasst sie ihre Motivation zusammen. «Hier kann ich Verantwortung übernehmen und mich in einer internationalen Organisation für die Rechte von Kindern engagieren.»

Seit 2001 arbeitet Silvia Danailov bei UNICEF. Sie startete ihre Karriere bei UNICEF als Mitarbeiterin in der Abteilung Humanitarian Policy and Advocacy. Von 2002 bis 2012 war die Schweizerin unter anderem in Somalia, in der Demokratischen Republik Kongo, in Burma, Laos und auf Haiti. In diesen Funktionen leitete sie Programme und Hilfsaktionen und führte bis zu 50 Mitarbeitende. Sie ist derzeit Chief of the Humanitarian Field Support Section am UNICEF-Hauptsitz in New York und leitet ein Team, das den Einsatz von UNICEF bei grösseren humanitären Krisen koordiniert und sich auf die Notfallvorbereitung und einen baldigen Wiederaufbau konzentriert. Bevor Silvia Danailov ihre Arbeit bei UNICEF aufnahm, war sie beim Aussenministerium der Schweiz als Menschenrechtsexpertin als auch bei verschiedenen Nichtregierungsorganisationen und Hochschulen tätig.



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Im Zentrum des internationalen Netzwerkes stehen die UNICEFLänderbüros. Sie sind die erste Anlaufstelle in einer Krisensituation und können auf akute Bedürfnisse unmittelbar reagieren. Wo notwendig, sorgen auch die UNICEF-Regionalbüros für Unterstützung. Sie verantworten zusammen mit weltweit eingesetzten UNICEF-Mitarbeitenden, Partnerorganisationen und lokalen Kräften die Umsetzung von Projekten und Hilfsaktionen in betroffenen Regionen. «Ich arbeite seit mehr als 13 Jahren in vielen verschiedenen Ländern bei UNICEF», erklärt Danailov, «und habe aus jeder Erfahrung enorm viel gelernt. Mein erster Vor-Ort-Einsatz war in Somalia, wo ich beim Aufbau des Kinderschutzprogramms von UNICEF mitgeholfen habe. Ich musste nationale Mitarbeitende rekrutieren und Programme zur Lösung vieler heikler und schwieriger Probleme einrichten. Es war nicht leicht, diese Probleme im Kontext von Somalia anzusprechen – vor allem als Aussenstehende und als Frau. Wir leiteten zum Beispiel Programme zur Unterstützung von Kindern, die als Kindersoldaten in den Konflikt verwickelt waren. Im Gespräch mit diesen Kindern, die Dinge gesehen haben, die kein Kind sehen sollte, ist es nicht immer leicht, seine Gefühle zu beherrschen», erinnert sich Danailov an ihre Arbeit als Projektleiterin vor Ort. Bevor sie ihre aktuelle Position in New York übernahm, war die Schweizerin ausserdem bei richtungsweisenden Programmen in der Demokratischen Republik Kongo, in Burma, Laos und Haiti im Einsatz. Internationale Teamarbeit Unterstützt werden die Länderbüros, die sowohl international als auch national tätig sind, von den Mitarbeitenden der Zentralen in New York, Genf und Kopenhagen sowie von regionalen Beratern, die an sieben strategischen Orten auf der ganzen Welt angesiedelt sind. Die auf Länderebene gewonnenen Erkenntnisse dienen als Grundlage für die Entwicklung der globalen Strategien von UNICEF und für die Planung und Umsetzung von Programmen vor Ort. Die Versorgung mit Material und Hilfsgütern ist zentral organisiert. Vom Logistikzentrum in Kopenhagen und von den Güterverteilzentren in Panama und Dubai aus kann das Kinderhilfswerk schnell überall auf der Welt Unterstützung leisten. Während die Umsetzung humanitärer Massnahmen in der Verantwortung der UNICEF-Länderbüros liegt, übernimmt das «Office of Emergency Programmes (EMOPS)» entscheidende Koordinationsaufgaben. Die in New York ansässigen UNICEF-

1 Durch das Delegieren von Aufgaben an die jeweiligen Fachexperten werden die Aktivitäten so verzahnt, dass trotz der geografischen Länge dieser Prozesskette effizient Hilfe geleistet werden kann. 2 Mit ihrem Logistikzentrum in Kopenhagen und den Verteilzentren in Panama

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und Dubai ist UNICEF schnell in der Lage, überall auf der Welt zu helfen.

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3 Rasche Notfallhilfe ist nur ein Aspekt der Arbeit von UNICEF in den Ländern und Regionen. Die Organisation unterstützt eine Vielzahl von langfristigen Entwicklungsprogrammen und verschiedene Initiativen auf regionaler Ebene.


Mitarbeitenden leisten strategische Unterstützung, um sicherzustellen, dass die Länderbüros über die notwendigen Mittel und Ressourcen verfügen. Silvia Danailov selbst leitet die Humanitarian Field Support Section (HFSS). «Dieser Teil der Organisation ist die erste Anlaufstelle für UNICEF-Länderbüros, die mit Notfällen von grösserem Ausmass konfrontiert sind, die eine Mobilisierung der gesamten Organisation erfordern», so Danailov. «Unabhängig davon, welche Art von Hilfe sie benötigen, helfen wir bei der Koordination der erforderlichen Unterstützung von den Abteilungen des Hauptsitzes aus. Da ich jetzt auf globaler Ebene arbeite, kann ich meine umfassenden Vor-Ort-Erfahrungen und Kompetenzen nutzen, um weltweite Programme zu unterstützen und um unsere Kollegen vor Ort zu beraten und zu führen», beschreibt die Schweizerin ihre vielseitigen Aufgaben. Das der HFSS angegliederte Emergency Response Team leistet Unterstützung, wenn vor Ort zusätzliche Einsatzkräfte benötigt werden und wenn die UNICEF-Teams mit grossen Notfällen konfrontiert sind. «Bei einer Krise arbeiten alle Abteilungen ständig zusammen und unternehmen gemeinsame Anstrengungen. Sie müssen einen Überblick geben und die erforderlichen Informationen bereitstellen, um zu gewährleisten, dass die humanitären Massnahmen von UNICEF effektiv, wirksam und rechtzeitig umgesetzt werden. Dies gilt nicht nur für die Teams vor Ort, sondern auch für die Regionalbüros und die Spezialisten in New York», erinnert sich Danailov an ihre Zeit als Leiterin eines Emergency Response Teams in der Demokratischen Republik Kongo. «In solch hektischen Zeiten ist es wichtig, dass man sich gegenseitig vertrauen kann und dass jeder die Aufgaben, die ihm übertragen wurden und für die er verantwortlich ist, zuverlässig erfüllt.»

spiel von Länderbüros, den zentralen Abteilungen und der Logistik bei Notfällen. Schlägt man eine Zeitung auf oder sieht die Nachrichten, so erfährt man viel über die Arbeit der Hilfswerke in Krisenregionen. Doch die unmittelbare Nothilfe ist nur ein Aspekt der Tätigkeit in den Ländern und Regionen. UNICEF betreut zahlreiche längerfristige Entwicklungsprogramme und unterstützt diverse fortlaufende Initiativen auf lokaler Ebene.

Nothilfe ist spektakulärer Um jederzeit über wichtige Entwicklungen auf dem Laufenden zu sein, werden im UNICEF Operation Centre (OPSCEN) während 24 Stunden und sieben Tagen in der Woche Informationen aus aller Welt zusammengetragen und verteilt. Unmittelbar nach einem Ereignis nimmt OPSCEN, das sich im Office of Emergency Programmes am UNICEF-Hauptsitz in New York befindet, Kontakt mit dem Länderbüro auf, um Informationen aus erster Hand zu erhalten. Auf Basis dieser Informationen einigen sich die leitenden UNICEF-Mitarbeitenden über die besten Massnahmen und die interne Mobilisierung, die für die Reaktion auf den Notfall erforderlich ist. Als Senior Recovery Advisor hat Silvia Danailov die Erfahrungen aus früheren Krisen auf die heutigen Notfälle angewandt. Die Reaktion auf den Taifun Haiyan auf den Philippinen basierte zum Beispiel teilweise auf Erfahrungen aus dem Erdbeben in Haiti von 2010: «Es ist sehr ermutigend zu sehen, wie schnell wir bei einem Notfall Hilfe leisten können. So hatte UNICEF zum Beispiel innerhalb zweier Tage nach der Verwüstung der Philippinen durch den Taifun Haiyan Ende 2013 10’000 Planen, 4’600 Wasserkanister, 5,5 Millionen Tabletten zur Wasseraufbereitung, 556’000 orale Rehydratationsbeutel, 21 GPS-Empfänger, zwei tragbare Lager, Zelte, Erste-Hilfe-Sets und Wassertanks in das Krisengebiet geschickt. Diese Lieferungen deckten den Bedarf von 10’000 Familien», veranschaulicht Silvia Danailov das Zusammen-

Jeder trägt Verantwortung Mit der Strategie, einen systematischen Prozess zwischen den Einsatzkräften vor Ort, den Länderbüros, den Regionalbüros, den Versorgungszentren und dem Hauptsitz zu etablieren, wird jeder Mitarbeitende zu einem wichtigen Teil des Ganzen. Durch das Delegieren von Aufgaben an die jeweiligen Fachexperten werden die Aktivitäten so verzahnt, dass trotz der geografischen Länge dieser Prozesskette effizient Hilfe geleistet werden kann. «Die internationale Gemeinschaft ist mit immer komplexeren humanitären Krisen konfrontiert. Doch obwohl wir manchmal Tausende von Kilometern voneinander getrennt sind, funktioniert das System perfekt. Der Grundsatz von Kernkompetenzen, Delegation und Vertrauen – sowie klare Verantwortlichkeiten in der gesamten Organisation – ermöglicht es jedem Einzelnen, sein Bestes zu geben, um die Kinder auf der ganzen Welt zu schützen und zu unterstützen», fasst Silvia Danailov die Funktionsweise des globalen UNICEF-Netzwerkes abschliessend zusammen. Und ergänzt: «24 Stunden pro Tag sind nicht genug, um alle unsere Ziele zu erreichen. Die Herausforderung besteht deshalb darin, in der Lage zu sein, unseren Kollegen vor Ort eine effektive, effiziente und rechtzeitige Unterstützung zu bieten, um in all den verschiedenen Notsituationen zu helfen, und zusammen mit unseren Partnern Ergebnisse für die hilfsbedürftigsten Kinder zu erzielen.»

«Der Fokus von UNICEF kann als ein Kontinuum zwischen Programmplanung zur Entwicklung und humanitärer Hilfe beschrieben werden. Es ist nur so, dass die Medien den aktuellen Krisen mehr Aufmerksamkeit schenken», beschreibt Danailov die Arbeit bei UNICEF. Mit den verschiedenen, über längere Zeit laufenden Programmen will UNICEF eine nachhaltige Veränderung der Lebensumstände benachteiligter Kinder erreichen. «Wenn Sie über einen längeren Zeitraum in einem Land arbeiten, können Sie die Verbesserungen sehen, die mit den Programmen erreicht werden. Aber um helfen zu können, müssen Sie das Vertrauen der lokalen Behörden und der Bevölkerung gewinnen. Nur wenn alle Hand in Hand arbeiten, wird eine Veränderung möglich», hält Danailov fest. «Während meiner Zeit in Laos haben wir eine grosse Anzahl von Programmen zusammen mit den lokalen Behörden und Partnern umgesetzt. Einige von ihnen haben die Situation sofort verbessert. Andere wirkten sich längerfristig aus, da sie Änderungen des Verhaltens und der Einstellungen gegenüber den Rechten von Kindern bewirken sollten, was sich nicht von heute auf morgen verwirklichen lässt. Bildung für alle, insbesondere für Mädchen, ist eine der besten Möglichkeiten, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken, und stärkt diejenigen, die wir unterstützen.»

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Thema

Das Potenzial der Masse nutzen. Text: Marlies Keck

Die Masse kann klüger sein als der Einzelne. Ausgehend von dieser Theorie der Soziologie über die Schwarmintelligenz – der sogenannten Crowd Wisdom –, folgte mit Crowdsourcing bald schon die Wirtschaft. Nach diesem Prinzip lagern Unternehmen Teilaufgaben an eine Gruppe freiwilliger User über das Internet aus und nutzten somit das enorme Potenzial der Masse. Das Internet und damit die darin aktiven sozialen Netzwerke erlauben Unternehmen einen immer engeren Dialog mit ihren Kunden, was sich nicht zuletzt auch auf interne Prozesse auswirkt. Firmen, die diese Nähe voll ausschöpfen wollen, binden ihre Kunden beispielsweise gleich in die Produktentwicklung und das Innovationsmanagement mit ein – durch sogenanntes Crowdsourcing. Damit wird als Überbegriff die Auslagerung von bestimmten Aufgaben an eine undefinierte Masse an Menschen mittels eines offenen Aufrufs über das Internet zusammengefasst. Heute lassen sich mehrere Arten von Crowdsourcing ausmachen: Beim Crowdvoting wird beispielsweise die Community dazu aufgerufen, Bewertungen, Abstimmungen, Meinungen oder Empfehlungen zu einem bestimmten Objekt bzw. Sachverhalt abzugeben, während die Crowd im Rahmen der Crowdcreation gezielt Ideen, Designs und Konzepte erstellt oder entwickelt. Dies ganz nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stark.

aufmerksam werden und direkt von ihren Kunden innovative Ideen und Lösungen einholen. Massentaugliche Produktentwicklung In der Produktentwicklung werden gern sogenannte Konfiguratoren eingesetzt – also Werkzeuge, mit denen Kunden ihr gewünschtes Produkt individuell aus vordefinierten Teilen zusammenstellen können. Schokolade, Autos, Möbel, Taschen oder Müslimischungen werden so im Sinne der Mass Customization einzeln angefertigt. Im Rahmen einer Crowdsourcing-Kampagne werden Konfiguratoren hingegen eingesetzt, um damit eine massentaugliche Entscheidung treffen zu können. Hier gilt es, individuelle Einzelwünsche zu einem einzelnen vermarktbaren, produzierbaren und Erfolg versprechenden Produkt zusammenzuführen. Sowohl die Teilnehmer als auch der Hersteller müssen sich in dem Produkt wiederfinden. Die Liste der Unternehmen, die in den letzten Jahren Konfiguratoren für CrowdsourcingProzesse eingesetzt haben, ist lang. Denn durch die hohe Standardisierung können sehr hohe Mengen an Produktideen gehandhabt werden. Walkers, die britische Chipsmarke, zeigte dies mit ihrer Crowdsourcing-Kampagne «Do us a flavour» sehr eindrücklich: Innerhalb von sechs Wochen gingen mehr als 1,2 Millionen Vorschläge für neue Geschmacksrichtungen für Kartoffelchips ein.

«(…) die Welt ist zu schnell, zu

Beides Mal ist der Grundgedanke die Erledigung einer bestimmten Aufgabe durch eine virtuelle Gemeinschaft im Internet, die Community. Meist sind diese als Mikrojobs oder Clickwork bezeichneten Aufgaben virtuell zu lösen, d.h. am Computer oder per Smartphone über das Internet. Dabei generiert die Community in einem klar definierten Rahmen unterschiedlichste Mehrwerte für den Auftraggeber. Die Vorteile von Crowdcreation liegen auf der Hand: Aufgrund der Zerlegung von Arbeiten in (kleinste) Teilaufgaben ergeben sich eine schnellere Auftragsabwicklung und gleichzeitig eine erhöhte Marktakzeptanz durch die Mitwirkung potenzieller Kunden. Durch Crowdvoting kann die Unternehmung aber auch auf echte Marktbedürfnisse

komplex und zu vernetzt, um

als Unternehmen alle Antworten selbst haben zu können.»

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Gerade für das Produktmanagement ist Crowdsourcing ein attraktiver Lösungsweg bei der Entwicklung von Innovationen. Dennoch halten sich gewisse Vorbehalte gegenüber diesem OpenInnovation-Ansatz. Manche Unternehmer schrecken davor zurück, mit externen Akteuren zusammenzuarbeiten und damit die


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Crowdsourcing – die Masse ist nicht mehr nur Konsument, sondern auch Ressource für die Ideen.

Unternehmensgrenzen zu öffnen. Sie fürchten Kontrollverlust und auch den potenziellen Abfluss von unternehmensinternem Knowhow. Folgende Negativbeispiele verdeutlichen die Ablehnung: Einmal sah sich ein Detailhändler aufgrund einer CrowdsourcingKampagne veranlasst, ein neues Spülmittel nach Brathähnchen riechen zu lassen. Ein anderes Mal musste ein Lufterfrischer den Geruch von Mett verströmen. In beiden Fällen wurde unvorsichtigerweise die Umsetzung des Ergebnisses fest zugesagt. Doch das Crowdslapping – so wird der Missbrauch von Crowdsourcing-Projekten bezeichnet – dient heute auch als eingehendes Lernbeispiel für die Notwendigkeit zur präzisen und detaillierten Aufgabenund Projektdefinition. Schwarmfinanzierung von Projekten Die wohl bekannteste Unterform von Crowdsourcing ist das Crowdfunding, das allerdings nicht die Aggregation von Wissen, Meinungen oder Kreativität umfasst, sondern die Sammlung von Geldern zum Ziel hat. Aber so, wie bei Crowdcreation das grosse Ganze durch viele kleine Teilaufgaben online erledigt wird, erreicht man beim Crowdfunding die gewünschte Endsumme durch viele kleine Einzelinvestitionen aus der Community. Die Gegenleistung kann dabei, je nach Crowdfunding-Art, monetärer (z.B. in Form einer Gewinnbeteiligung) oder nicht monetärer (z.B. in Form von Anerkennung) Natur sein. Die Projekte, welche so finanziert werden, sind vielfältig: Events, Filme, Technik, Bücher und vieles andere ist auf den zahlreichen Plattformen zu finden. Paradigmenwechsel Egal, wie und in welcher Form die Crowd über das Internet einbezogen wird: Nach Aussagen namhafter Wissenschaftler sind die Prinzipien von Open Innovation und Crowdsourcing wichtige Bestandteile eines grundlegenden Paradigmenwechsels. Yochai

Die Begriffe Crowdsourcing: Crowdsourcing bezeichnet als Überbegriff die Auslagerung von bestimmten Aufgaben durch ein Unternehmen oder einer Institution an eine undefinierte Masse an Menschen mittels eines offenen Aufrufs, welcher meist über das Internet erfolgt. Crowdvoting: Beim Crowdvoting werden die Meinung und das Urteilsvermögen der Crowd genutzt. Ziel ist es, Ideen oder Inhalte zu bewerten. Die so strukturierten Meinungen bilden anschliessend die Entscheidungsgrundlage. Crowdvoting kann beispielsweise als Prognosewerkzeug genutzt werden. Crowdcreation: Crowdcreation hat zum Ziel, das kreative Potenzial einer Crowd zu nutzen. Die gesammelten Ideen der Masse kommen beispielsweise in Form von Texten, Audiodateien oder Grafiken zur Anwendung. Crowdfunding: Auch im Bereich des Crowdfunding ist die Nutzung des Internets sowie der Crowd zentral. In Abweichung zu den oben erwähnten Kategorien stehen jedoch nicht Wissen und kreatives Potenzial der Crowd im Mittelpunkt, sondern die Beschaffung von Kapital für Projekte aller Art.

Benkler, Professor an der Harvard Law Business School und Autor von «The Wealth of Networks», sagt zum Beispiel, «(…) dass die Welt heute zu schnell, zu komplex und zu vernetzt ist, um als Unternehmen alle Antworten selbst haben zu können». Unternehmen müssten sich demnach aktiv und partnerschaftlich auf sich dynamisch ändernde Kundenbedürfnisse einstellen und mit ihren Kunden auf Augenhöhe kommunizieren und kollaborieren. Immer mehr Organisationen realisieren dies und beschreiben den Kunden im digitalen Zeitalter nicht mehr als König, sondern als Kaiser. Und sie fragen: «Wer sollte besser wissen, was Kunden sich wünschen als diese selbst?» Und im Gegensatz zu früher erhalten sie im Internet auch gleich direkt eine Antwort. Vontobel blue Thema 17


Makro

Eurozone geht gestärkt aus der Krise hervor, allen Unkenrufen zum Trotz. Text: Christophe Bernard, Chefstratege Vontobel, und Dr. Walter Metzler, Senior Economist

Der Vormarsch der EU-Skeptiker bei den Wahlen zum Europäischen Parlament im Mai zeichnet das Bild eines politisch zunehmend gespaltenen Europa. Nichtsdestotrotz deutet vieles auf eine Annäherung der Volkswirtschaften innerhalb des Euroraums hin. In Anlehnung an ein berühmtes Zitat des US-Humoristen Mark Twain lässt sich sagen, dass die vor vier Jahren aufgekommene Angst vor einem Tod des Euro stark übertrieben war. Die Einheitswährung ist zwar gerettet, doch viele Anleger bleiben bezüglich der weiteren Aussichten für die Europäische Währungsunion (EWU) stark verunsichert. So steht nach wie vor die Frage im Raum, ob nicht jederzeit ein Rückfall in eine akute Krise mit heftigen Ausschlägen an den Anleihen- und Aktienmärkten sowie einem neuerlichen Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität möglich wäre. Zudem gibt auch die Entwicklung der Teuerung – beziehungsweise deren Ausbleiben – Anlass zur Sorge: Wird die Eurozone in die Deflation schlittern, oder kommt es aufgrund einer übertrieben grosszügigen Geldpolitik bald zu einem katastrophalen Inflationsschub? Institutioneller Rahmen gefestigt Bezüglich der Krisenbewältigung bleiben vor allem die in dramatischer Hektik gezimmerten Notprogramme für Griechenland, Irland und Portugal in Erinnerung. Dabei geht aber fast vergessen, dass die Europäische Union in den vergangenen vier Jahren beachtliche Reformen der wirtschaftspolitischen Institutionen zustande gebracht hat. Eine zentrale Stellung kommt dabei dem Fiskalpakt zu. Im Rahmen dieser Übereinkunft haben 25 EU-Länder in ihren nationalen Gesetzen Schuldenbremsen eingeführt. Konkret heisst dies, dass das konjunkturbereinigte Staatsdefizit 0,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) nicht überschreiten darf. Weitere neue Regeln zur Fiskalpolitik zeichnen einen klaren zeitlichen Pfad für den Abbau der Verschuldung auf 60 Prozent des BIP vor. Ergänzt werden diese Vorgaben durch schärfere Sanktionsdrohungen und griffigere Entscheidungsmechanismen. Auch bei der Krisenbekämpfung – sollte sie denn wieder notwendig werden – dürfte in Zukunft ein systematischeres Vor18 Vontobel blue Makro

gehen möglich sein. Dazu dient zum einen der Europäische Stabilitätsmechanismus ESM, der Länder mit Finanzierungsschwierigkeiten mit Krediten unterstützen kann, zum anderen die Verpflichtung der Europäischen Zentralbank (EZB) zu notfalls unbegrenzten Interventionen, um ungerechtfertigte Zinsausschläge bei einzelnen Euroländern mittels sogenannter Outright Monetary Transactions (OMT) zu verhindern. Sowohl die ESM-Programme als auch die OMT-Interventionen setzen voraus, dass ein Hilfe suchendes Land die Regeln des Fiskalpakts einhält. Somit erhalten diese Regeln zusätzliches Gewicht.


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Bankenunion als Schlussstein Der vierte Eckpfeiler der gefestigten institutionellen Architektur, die europäische Bankenunion, steht kurz vor der Realisierung. Diese besteht im Wesentlichen aus einer einheitlichen Bankenaufsicht (Single Supervisory Mechanism) sowie einem einheitlichen Abwicklungsregime (Single Resolution Mechanism), beide unter der Ägide der EZB. Eine der zentralen Zielsetzungen der Bankenunion ist es, den Teufelskreis von steigenden Zinsen für Staatsanleihen und wackligen Bankbilanzen, der in einer Vertrauenskrise entsteht, zu durchbrechen. Denn mit höheren Zinsen verlieren die zumeist hohen Bestände an Staatsanleihen bei den Banken an Wert. In der Folge lässt das Risiko, dass der Staat die Banken retten muss, die Zinsen weiter steigen. Schliesslich trägt der in der Bankenunion nun obligatorische Einbezug der Obligationäre bei der Rettung von Banken zur Entlastung der Staatsfinanzen bei.

Neben den Staatsfinanzen erwiesen sich in der Eurokrise auch die aussenwirtschaftlichen Defizite in den sogenannten Peripherieländern als Sprengstoff. Dank steigender Wettbewerbsfähigkeit und geringeren Importen erzielten hier aber mehrere Länder eine eindrückliche Verbesserung. Diese Angleichung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit sowie die institutionellen Reformen haben dazu beigetragen, dass die Eurozone heute weniger heterogen und somit insgesamt krisenresistenter ist. Augenfällig wurde dieser Abbau der internen Spannungen an der Verengung der Zinsdifferenzen zwischen den Kern- und den Peripherieländern, die wieder auf das Niveau zu Beginn der Eurokrise gefallen sind. Dieser Zinsrückgang unterstützte die Erholung sowohl der Konjunktur als auch der Aktienmärkte. Trotz diesen Fortschritten in Richtung mehr Stabilität in der Fiskalpolitik und im Finanzsystem ist die Eurozone aber noch weit von einer fiskalischen oder politischen Union entfernt. Eine aktivere Europäische Zentralbank Angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums und der hartnäckig hohen Arbeitslosigkeit bewegt sich die Inflation in der Eurozone trotz rekordtiefen Leitzinsen deutlich unter dem Ziel von knapp 2 Prozent. Mit ihrem Paket an Massnahmen zur weiteren Lockerung der Geldpolitik Anfang Juni hat die EZB ihre Bereitschaft bestätigt, eine langwierige oder auch nur eine schleichende Deflation zu verhindern und notfalls auch zu entschiedenen unkonventionellen Massnahmen zu greifen. Diese Bereitschaft sollte auch dazu beitragen, den Euro zu schwächen, zumal die Vereinigten Staaten daran sind, ihre Geldpolitik zu straffen. Eine schwächere Währung stützt den Aufschwung zusätzlich. In diesem Umfeld bleiben europäische Aktien eine bevorzugte Anlage.

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Eine Frage des Vertrauens. Text: Jean-Pierre Stillhart, Leiter Private Banking Schweiz

Die Verwaltung von Vermögen kann mit der Pflege eines grossen Gartens verglichen werden. Aufgrund der Komplexität und der enormen Vielfalt an Möglichkeiten ist es notwendig, sich vertieft mit der Materie auseinanderzusetzen. Um sich als Nichtgärtner kundig zu machen, betreibt man erst mal einen grösseren Aufwand. Will man ein solches Gartenprojekt ohne fremde Hilfe anlegen, so wird dies je nach Gartengrösse und den eigenen Vorstellungen schnell zu einer füllenden Freizeitbeschäftigung. Jedoch gibt es für die Anlage eines Gartens und dessen Pflege glücklicherweise Profis, so wie es diese auch in der Vermögensverwaltung gibt. Diese übernehmen die ganze oder einen definierten Teil der Verantwortung und entlasten damit den Besitzer. Dabei ist eine gründliche Analyse des aktuellen Zustandes, der Entwicklungsziele, aber auch der laufenden Nutzung in beiden Aufgabenstellungen zentral. Es braucht viel Erfahrung des Kundenberaters, einen strukturierten Prozess und vielseitige, flexible Lösungsansätze der Bank, damit der Kunde die individuell gestaltete Vermögensverwaltung erhält, die seinen Vorstellungen und Wünschen entspricht. Die Herausforderungen Aufgrund der Komplexität der Finanzmärkte ist die Verwaltung von Vermögen eine grosse Herausforderung. Der tägliche Handel, teilweise sogar rund um die Uhr, macht die Beobachtung des Marktgeschehens und der vielen Einflussfaktoren zu einer weit gefassten Aufgabe. Dabei ist es nicht nur die Menge der Daten, sondern auch, wie diese zusammenhängen, was dem Anleger die Analyse der Informationen erschwert. Ein Zugang zu den modernen Informations- und Analysemöglichkeiten, sei es im Internet oder auch via Informationsterminal zu Hause, ersetzt nicht den Austausch mit anderen Experten. Diesen Vorteil haben professionelle Analysten in den Finanzinstituten. Sie fokussieren sich täglich auf ihre Spezialgebiete und tauschen sich regelmässig mit den Kollegen aus. Unterstützt werden sie dabei von modernen Analysesoftware, PortfolioManagement sowie Risiko-Management-Systemen. Dadurch entsteht ein umfassenderes Bild der Märkte, und es ist bedeutend einfacher, Marktchancen, auch globale, zu erkennen. 20 Vontobel blue Kompetenz

Jean-Pierre Stillhart ist Leiter Private Banking Schweiz.

Als Kunde kann man von diesem Know-how der Experten durch ein Vermögensverwaltungsmandat profitieren. Doch bevor man die Verwaltung überträgt, bedarf es einer gründlichen Analyse der Ausgangslage. Dabei ist es wichtig, neben der Struktur des Vermögens auch die familiäre Situation, die Bedürfnisse und die Ziele kennenzulernen. Geht es rein um die finanzielle Absicherung, oder hat man bereits konkrete Pläne wie beispielsweise die Finanzierung der Ausbildung der Kinder? Wie lang ist der Anlagehorizont, und wie risikoreich soll das Geld angelegt werden bzw. welches Risiko-Rendite-Verhältnis wird gewünscht? Für die gründliche und umfassende Klärung dieser Fragen ist der Kundenbetreuer der richtige Partner. Die Kombination aus struktu-


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riertem Prozess, vernetztem Denken und jahrelanger Erfahrung ist die Grundlage für die Evaluierung der Ziele und Möglichkeiten als auch die Festlegung des Risikoprofils mit dem Kunden. Um die Lösung optimal auf den Kunden abzustimmen, gilt es aber auch folgende Fragen zu klären: Wie stark möchte der Kunde zeitlich in die laufenden Entscheidungen eingebunden werden? Wie gross sind seine Erfahrung und sein Interesse an den Finanzmärkten? Wie ausgeprägt ist sein Informationsbedürfnis, generell oder im Fall unvorhergesehener Entwicklungen im Portfolio? Daraus ergibt sich eine Indikation hinsichtlich der gewünschten Involvierung des Kunden bei der Verwaltung des Vermögens. Verfolgt der Kunde nur ein bestimmtes Ziel, so ist die Lösung innerhalb eines Mandates möglich und meist auch sinnvoll. Oft hat man jedoch verschiedene Ziele, die auch zu unterschiedlichen Lebensabschnitten erreicht werden sollen. Dies ist kaum mit einem einzigen Mandat zu erfüllen. Es besteht entsprechend die Möglichkeit, eine individuelle Lösung durch die Kombination von verschiedenen Mandaten zusammenzustellen, um die spezifischen Bedürfnisse und Vorgaben des Kunden abbilden zu können. Nehmen wir nun als Beispiel einen Kunden, welcher in erster Linie für die Vorsorge Vermögen schützen und langfristig aufbauen möchte, aber auch mit einem bestimmten Teil in etwas risikoreichere Anlagen investieren möchte. Er hat bereits einige Erfahrung mit Anlegen und entsprechend Kenntnisse über die relevanten Finanzmärkte gesammelt. Jedoch möchte er nicht zu 22 Vontobel blue Kompetenz

viel Zeit für die Verwaltung seines Vermögens aufwenden und auch nicht in alle Entscheidungen involviert werden. In einem solchen Fall würde man zwei unterschiedliche Mandate für ihn zusammenstellen. Hauptbestandteil wäre ein Vermögensverwaltungsmandat für die langfristige Anlage, passend für das Risikoprofil seines Vorsorgeziels. Für den Vermögensanteil, bei dem er seine Expertise einsetzen möchte und auch mehr Risiken eingehen will, könnte dann ein entsprechendes Mandat in der Anlageberatung die richtige Ergänzung sein. Hier erhält er die Informationen, welche er für seine Entscheidungen braucht. Vermögensverwaltungsmandate sind meist das zentrale Element bei einer professionellen Vermögensverwaltung. Mit einem Mandat nutzt der Kunde die Expertise der Spezialisten und behält dennoch die Kontrolle über sein Vermögen. Im Gegensatz zur Anlageberatung werden nicht Vorschläge für Investitionen gemacht, sondern der Vermögensverwalter übernimmt die Anlageentscheidungen eigenständig. Er optimiert und pflegt die Anlagen im Einklang der mit dem Kunden festgelegten Vermögensziele. Hierbei werden auch Aspekte wie die individuellen Wertvorstellungen berücksichtigt. Ein solches Mandat verfügt also über viel mehr Individualität, als gemeinhin angenommen wird. Die Vorteile Es sind starke Argumente, welche für die Delegation der Vermögensverwaltung an einen professionellen Partner sprechen. Durch das Vertrauen in einen Partner, welcher sich täglich mit den komplexen Finanzmärkten und der Flut an Informationen auseinandersetzt, befreit sich der Kunde. Er gewinnt Zeit für seine Familie, sein Unternehmen oder auch für seine Hobbys.


Der Anlageexperte beobachtet und analysiert für ihn das Marktgeschehen. Durch die Zusammenarbeit mit Spezialisten hat er auch laufend Zugriff auf zusätzliches Know-how, um seine Entscheidungen für den Kunden breit abzustützen. Moderne IT-Systeme überwachen dabei laufend das Portfolio, basierend auf den definierten Eckwerten. So wird eine möglichst optimale Erfüllung der Anlageziele gewährleistet. Dabei ist der Kundenberater die Schnittstelle zwischen dem Anlage-Know-how der Bank und den Bedürfnissen des Kunden. Durch seinen persönlichen Kontakt entsteht die Möglichkeit, zusammen frühzeitig Änderungen in der Lebenssituation des Kunden zu erkennen und eventuelle Anpassungen der Anlageziele zu prüfen. Die entsprechende Neuausrichtung des Vermögens wird dann zusammen festgelegt. Dies kann der Kunde von einer vorausschauenden Bank erwarten.

en-Fokus. In diesen Fällen profitiert der Kunde massgeschneidert vom Know-how der Spezialisten. Die Erfahrung Der Aufbau und die Verwaltung von Vermögen bedürfen einer langfristigen Planung. Wie bei der eingangs erwähnten Pflege eines Gartens braucht man auch in der Vermögensverwaltung einen erfahrenen Partner an seiner Seite. Denn was nützt ein Gärtner, der zwar einen schönen Garten aufbaut, aber keine Ahnung hat, wie dieser einen harten Winter oder einen heissen Sommer überstehen soll. Erfahrene Vermögensverwalter können die Kunden hier beraten und entsprechend ihren Bedürfnissen die Mandate zusammenstellen. Eine hohe Individualisierung der Vermögensverwaltungslösungen und eine breite Palette von Mandaten, wie Vontobel sie weltweit an vielen Standorten direkt vor Ort anbietet, sind die Grundlage für den Kunden, um die individuellen Bedürfnisse abzudecken, um die wachsende Nachfrage nach individuellen Lösungen zu erfüllen. Unterstützt wird er dabei von der Expertise unserer Anlagespezialisten und den Research-Analysten.

«Wie bei der Pflege eines

Gartens braucht man auch in der Vermögensverwaltung

einen erfahrenen Partner an

In der modernen Vermögensverwaltung ist eine transparente Berichterstattung eine Selbstverständlichkeit. Der Kunde muss jederzeit die Möglichkeit haben, sich einen aktuellen Überblick über die Portfolio-Entwicklung zu verschaffen. Dies schliesst auch eine Einschätzung der Gesamtrisiken mit ein. Ein erfahrener Partner weiss, dass er damit dem Kunden auch die Sicherheit gibt, dass sein Vertrauen gerechtfertigt ist und der Kunde beruhigt schlafen kann.

seiner Seite.»

Die Auswahl Für die Gestaltung der Anlagen stehen dem Kundenberater heute viele Möglichkeiten zur Verfügung, damit er auf die persönliche Lebenssituation und die Wünsche des Kunden eingehen kann. So können auch mehrere Mandate zusammengestellt werden, welche sich jeweils auf spezifische Ziele und Bedürfnisse ausrichten lassen. Ein klassisches Vermögensverwaltungsmandat setzt sich aus mehreren Anlageklassen, wie Liquidität, Anleihen, Aktien, Rohstoffe, Edelmetalle und Alternative Anlagen, zusammen. Mit einer breit diversifizierten Anlage streuen und minimieren sie die Risiken. Daneben gibt es fokussierte Mandate, welche in eine Anlageklasse und/oder Region investieren. Sie können für spezifische Bedürfnisse des Kunden verwendet und individuell eingesetzt werden. Möchte ein Kunde beispielsweise sein Portfolio selber verwalten, hat jedoch nur eine geringe Erfahrung mit dem Management von Anleihen, dann hat er die Möglichkeit, die Anleihen in einem Vermögensverwaltungsmandat und den Rest des Vermögens selber zu managen. Oder ein Kunde will vom spezifischen Know-how einer Bank von Schweizer Aktien profitieren, dieser hat die Möglichkeit, in ein Mandat zu investieren mit einem Schweizer-Akti-

Transparenz ist eine wichtige Säule des Vertrauens des Kunden in seinen Vermögensverwalter. Dazu gehört ein nachvollziehbarer und strukturierter Anlageprozess mit systemgestützter Portfolioüberwachung. Damit werden etwaige Risiken gemanagt. Auch klare und verständliche Gebührenmodelle gehören dazu. Wenn immer möglich, sollten diese auch retrozessionsfrei sein, d.h., dem Kunden sollten keine ihm nicht bekannten Abzüge entstehen. Eine übersichtliche, periodische Berichterstattung bezüglich der Entwicklung des Portfolios ist ebenfalls eine wichtige Grundlage für eine vertrauensvolle Partnerschaft. Sie können nur dann durch Delegieren mehr Freiheiten gewinnen, wenn das Vertrauen in denjenigen, der übernimmt, vorhanden ist. Es ist deshalb wichtig, dass man sich vorher genügend Zeit für die Evaluation nimmt, um sich bewusst zu werden, was man delegieren möchte und wie die Aufgabenverteilung aussehen soll. Erst dann sollte man beginnen, Angebote zu prüfen. Bestehen diese nur aus schwarzen Zahlen und Buchstaben auf weissem Grund, so sind diese keine wirklich ausreichende Basis für einen solch persönlichen Entscheid. Weitreichendere Abklärungen wie persönliche Gespräche mit dem Kundenberater, das Kennenlernen des Instituts mit seiner Kultur und dem vorhandenen Know-how sind wichtige Grundlagen für den Aufbau einer langfristigen und vertrauensvollen Partnerschaft.

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Kompetenz

Vielfältige Handelsmöglichkeiten – Vontobel kennt sie. Text: Peter Camenzind, Head of Transaction Banking, Vontobel Investment Banking

Nestlé, Novartis, Roche und Co. werden nicht nur an der Schweizer Börse gehandelt. Alternative Handelsplätze haben heute einen Marktanteil bis deutlich über 35 Prozent. Die neuen Handelsmöglichkeiten sind eine Herausforderung für Banken. Die Bank Vontobel AG hat diese frühzeitig erkannt und in die Zukunft investiert. Heute bieten wir unsere Handelsdienstleistun-

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gen erfolgreich anderen Banken und Finanzdienstleistern in der Schweiz an.

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Was erwartet der Kunde von seiner Bank, wenn er sie beauftragt, bestimmte Wertpapiere an den internationalen Handelsplätzen zu kaufen oder zu verkaufen? Haben sich die Kundenbedürfnisse diesbezüglich in den letzten Jahren massiv verändert? Kaum. Wie bis anhin darf der Kunde davon ausgehen, dass die beauftragte Bank die Wertpapiere zum bestmöglichen Handelspreis kauft oder verkauft. Trotz diesem berechtigten und im Verlauf der letzten Jahren wenig veränderten Anspruch ist der Handel von Wertschriften heute deutlich komplexer, als er es in der Vergangenheit war. Mit der Einführung von MiFID (Markets in Financial Instruments Directive), einer Richtlinie der EU zur Harmonisierung der Finanzmärkte im europäischen Binnenmarkt, hat in Europa eine Entwicklung eingesetzt, die in den USA bereits einige Jahre zuvor zu beobachten war. Die Börsen im klassischen Sinn verlieren ihre Monopolstellung, alternative Handelsplätze für Wertpapiere entwickeln sich. Auf der Seite der Banken entsteht durch die Fragmentierung von Liquidität über eine wachsende Anzahl von Handelsplattformen eine zusätzliche Komplexität bei der Ausführung der Kundenaufträge. Um Nestlé bestmöglich handeln zu können, reicht alleine der Zugang zur Schweizer Börse nicht mehr aus. BATS, Chi-X und Dark Pools Die alternativen Handelsplätze heissen BATS, Chi-X oder Turquoise. Sie machen gut und gerne 25 bis 35 Prozent der gesamten Liquidität eines Handelstages in den grosskapitalisierten Schweizer Werten und am gesamten DAX-Volumen aus. Neben den erwähnten Börsen und alternativen Handelsplätzen buhlen sogenannte Dark Pools ebenfalls um die Gunst der Investoren. Diese Liquiditätspools werden als «dark» bezeichnet, weil Teilnehmer anonym behandelt werden und keine Einsicht über andere, offene Wertpapieraufträge (Orderbuch) erhalten. Diese Funktion soll Preisschwankungen bei grossen Aufträgen verhindern und somit grosse Umsätze zu einem stabilen Preis ermöglichen. Dark Pools weisen heute ebenfalls signifikante Umsätze von Wertpapieren aus und haben sich somit zu einem weiteren bedeutenden Handelsplatz entwickelt.

Licht ins Dunkel Diese wachsende Anzahl an Möglichkeiten macht es beim Anlegen schwierig, die Wahl des besten Handelsplatzes zu treffen. Hier bringt der gute Bankpartner Licht ins Dunkel. Um dem Kundenanspruch gerecht zu werden, muss die Bank in der Lage sein, stets den besten Preis in einer stetig steigenden Anzahl von Marktplätzen zu finden. Es reicht heute nicht mehr, einen Aktienauftrag an der Hauptbörse zu platzieren. Will die Bank das beste Gesamtresultat für den Kunden erzielen, muss sie ihm den Zugang zu diesen neuen Märkten ermöglichen. Doch alleine mit dem Marktzugang ist der optimale Preis noch nicht sichergestellt. Denn hochkomplexe Algorithmen können innerhalb eines Bruchteils einer Millisekunde prüfen, welcher Markt zum besten Preis führt. Und dann genau dort zuschlagen, bevor es ein anderer tut. Denn es gibt zwar viele Handelsplätze, aber nur eine beste Ausführung für Ihren Wertschriftenauftrag. Der Kunde hat die Wahl Wenn die Bank Vontobel AG für ihre Kunden Nestlé kauft, kann sie dies grundsätzlich dort tun, wo der beste Preis verfügbar ist. Der Kunde kann dabei aber selbst bestimmen, welche Handelsplätze für seine Aufträge berücksichtigt werden. Je breiter die Auswahl, desto vorteilhafter die Ausführung. Wir haben in die Zukunft investiert und bieten unseren Kunden nicht nur einen umfassenden und schnellen Zugang zu 61 Märkten rund um den Globus, sondern auch die Sicherheit, in einer schnelllebigen Handelswelt stets die ganze Auswahl zu haben. Die Qualität dieser Leistung hat sich herumgesprochen. Deshalb ist die Bank Vontobel heute ein bedeutender Anbieter von Handelsdienstleistungen für Finanzinstitute in der Schweiz.

Wer seinen Kunden den Zugang zu dieser Liquidität nicht bieten kann, ist hinsichtlich der Qualität seiner Wertschriftenausführungen klar im Nachteil.

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Neuigkeiten von Vontobel. Vontobel ist Themensponsor beim LUCERNE FESTIVAL, Sommer 2014 Auf magische Weise gelingt es der Musik, Emotionen in uns zu wecken. Die Stimmungen der Kompositionen, die Nöte und Ängste, aber auch die Freude, die Zuversicht und die Hoffnung der Komponisten gehen unmittelbar auf den Hörer über. Musik berührt und bewegt. Um sich diesem tiefgründigen Universum zu nähern, steht das Programm des diesjährigen LUCERNE FESTIVAL im Sommer unter dem Generalthema «Psyche». In unnachahmlicher Weise spüren die Künstler und Orchester des Festivals den Botschaften der Komponisten nach und erkunden die Musik als Spiegel der Seele. Vontobel unterstützt das LUCERNE FESTIVAL als Themensponsor und freut sich auf emotionale Momente, welche die Hörer – im Sinne der ursprünglichen Bedeutung von Psyche – beleben.

Auszeichnung als «Beste Privatbank» der Schweiz 2014 Zum sechsten Mal testete das Schweizer Wirtschaftsmagazin BILANZ die Leistungen der Schweizer Banken im Private Banking. Dazu wurde bei den Instituten eine Offerte zur Verwaltung des Vermögens einer echten Kundin angefragt. Von 78 angefragten Banken schafften es 18 Anlagevorschläge durch die Vorselektion. Prämiert wurden letztlich sechs Banken in vier Kategorien durch eine unabhängige Jury. Wir sind stolz auf den 1. Rang und die Auszeichnung als «Beste Privatbank». Jean-Pierre Stillhart, Leiter Private Banking Schweiz, sieht die Auszeichnung als eine Bestätigung für den Qualitätsanspruch von Vontobel, individuell und massgeschneidert auf die Bedürfnisse unserer Kunden eingehen zu können, modernste Produkte einzusetzen und vorausschauend zu beraten. Zudem ist es uns ein grosses Anliegen und unser Ziel, das uns Privatbanken Private-Banking-Rating anvertraute Vermögen zu schützen und 2014 wenn möglich zu vermehren.

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Start der strategischen Zusammenarbeit zwischen ANZ Global Wealth und Vontobel Im November 2013 haben die Australia and New Zealand Banking Group Limited (ANZ) und Vontobel eine Zusammenarbeitsvereinbarung im Rahmen einer langfristigen, strategischen Allianz unterzeichnet. Als Teil der Kooperation wird Vontobel nicht nur das «aktive» globale Aktiensegment der ANZ verwalten, sondern auch Know-how auf dem Gebiet der globalen Vermögensallokation und des «Best Practice» im Private Banking einbringen. Vontobel kann durch diesen Schritt die Präsenz und das Profil als global tätiger, aktiver Vermögensverwalter im asiatisch-pazifischen Raum massgeblich ausbauen, insbesondere in den Wachstumsmärkten von Australien, Neuseeland, Hongkong und Singapur.

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Am vergangenen 28. Mai erfolgte der operative Start der Zusammenarbeit zwischen ANZ Global Wealt und Vontobel mit gemeinsamen externen und internen Auftritten der beiden CEOs Joyce Phillips und Zeno Staub in Sydney.


Unsere Standorte Schweiz Zürich Bank Vontobel AG, Gotthardstrasse 43 CH-8022 Zürich, Telefon +41 (0)58 283 71 11 Vontobel Swiss Wealth Advisors AG, Tödistrasse 17 CH-8022 Zürich, Telefon +41 (0)44 287 81 11 Basel Bank Vontobel AG, St. Alban-Anlage 58 CH-4052 Basel, Telefon +41 (0)58 283 21 11 Bern Bank Vontobel AG, Spitalgasse 40 CH-3011 Bern, Telefon +41 (0)58 283 22 11 Genf Banque Vontobel SA, Rue du Rhône 31 CH-1204 Genf, Telefon +41 (0)58 283 25 00 Vontobel Swiss Wealth Advisors SA, Rue du Rhône 31 CH-1204 Genf, Telefon +41 (0)22 809 81 51 Luzern Bank Vontobel AG, Schweizerhofquai 3a, CH-6002 Luzern, Telefon +41 (0)58 283 27 11

Deutschland Frankfurt am Main Bank Vontobel Europe AG, Niederlassung Frankfurt am Main WestendDuo, Bockenheimer Landstrasse 24 D-60323 Frankfurt am Main, Telefon +49 (0)69 69 59 96 0 Hamburg Bank Vontobel Europe AG, Niederlassung Hamburg Sudanhaus, Grosse Bäckerstrasse 13 D-20095 Hamburg, Telefon +49 (0)40 638 587 0 München Bank Vontobel Europe AG, Alter Hof 5

Impressum Herausgeber Bank Vontobel AG Marketing Private Banking (W. Käser) Gotthardstrasse 43, CH-8022 Zürich Telefon +41 (0)58 283 71 11 Kontakt blue@vontobel.com Gestaltung Identica AG, Zug Druck

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