Die Briefmarke 11/2021

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POSTGESCHICHTE

Maria Theresia und die Post

© soweit nicht anders vermerkt, alle Abb. im Eigentum des Autors

Teil II: 270 Jahre Ortspoststempel in Österreich „Im Verlaufe der Regierungszeit der großen Kaiserin wurde der Grundstein zur modernen Ausgestaltung des österreichischen Postwesens gelegt.“ Dies schrieb Eduard Effenberger 1916 in seinem grundlegenden Werk „Die österreichische Post und ihre Reformen unter Kaiserin Maria Theresia“. Tatsächlich bewirkte sie schon als junge Kaiserin wesentliche Fortschritte in der gesamten österreichischen Verwaltung. Maria Theresia setzte das Werk ihres Vaters, Kaiser Karl VI., fort. Sein Ziel war es, den Handel und die frühe Industrialisierung zu fördern. Er erkannte, wie wichtig dafür ein dichtes und funktionierendes Nachrichtenwesen in Form der Post war. So verstaatlichte er 1722 die Post, die bis dahin in der Hand der Familie Paar lag. Dennoch spielten die Paar eine zentrale Rolle in der Postverwaltung. Es war dann Maria Theresia, die 1743 die Post unter die Verwaltung der Hofkammer stellte und die Paar damit aus dem aktiven Postdienst entfernte. Dass die Paar weiterhin alle Titel führen durften, hatte keine Relevanz mehr.

© ex Kumpf-Mikuli

 Der Kastenstempel „V.Wienn“ gilt als ältester Poststempel Österreichs. Hier auf einem Brief nach Ungarn aus 1752.

 Eger hat sozusagen „Ex aequo“ mit Wien den Ortspoststempel in Österreich eingeführt. Der „V. Eger“ auf einem Brief aus 1751.

 Die Postkutschen wurden 1750 von Maria Theresia eingeführt und beschleunigten den Waren-, Personen- und Brieftransport.

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DIE BRIEFMARKE 11|2021

Um die Post schneller und sicherer befördern zu können, führte Maria Theresia Postkutschen, sogenannte „Diligencen“, ein. Im entsprechenden Erlass heißt es, dass „zum Behufe des Commercii Diligencen oder wöchentlich abgehende und abkommende Postwägen einzuführen“ seien. Damit wurde die Fahrpost errichtet, welche Wertbriefe und Pakete beförderte. Neben dem Tempo waren die Kosten der Briefbeförderung ein Problem. Um wirklich den Handel und die Wirtschaft zu fördern, mussten diese gesenkt werden. Noch im selben Jahr reformierte Maria Theresia das Gebührenwesen. Doch erwies sich die Gebührenordnung von 1750 als wenig zielführend für die Inlandspost, sodass es schon ein Jahr später zu einer neuen Briefpostordnung kam. Diese Postreform von 1751 ist für uns Postgeschichtler und Philatelisten besonders interessant. Erstens erwies sie sich als so hartnäckig, dass sie bis 1789 Bestand hatte und damit die längst dienende Postordnung Österreichs ist. Vor allem aber führte die Reform von 1751 zur Einführung von Poststempeln. Heuer feiern wir also das 270-Jahr-Jubiläum der Ortspoststempel in Österreich. Da die Reform mit 1. November 1751 in Kraft trat, ist dieser Tag sozusagen der Geburtstag österreichischer Poststempel! Wie kam es dazu? Nun, für uns heute ist die Regulierung von 1751 etwas verwirrend. Denn die Taxierung hing davon ab, welchen Rang das Aufgabe- und das Abgabepostamt hatten. Für Briefe von einem Hauptpostamt zu einem anderen oder darüber hinaus wurden 4 Kr. verrechnet. Ebenfalls 4 Kreuzer kostete es, wenn der Brief von einem Hauptpostamt zu einem zwischengelagerten Postamt lief. Und wenn der Brief von einem Nebenpostamt zum nächsten lief, ohne ein Hauptpostamt zu berühren, dann kostete dies 3 Kr. Je nach Gewicht wurde die Gebühr vervielfacht.


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