VKSI-Magazin #10

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Softwareentwicklung aus Karlsruhe

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issn 1869-5442

Magazin

Nr. 10 | Mai 2014

Agilität versus Architektur Karlsruher Software-Gespräch: Agilität vs. Architektur – Wo verläuft aktuell die Front? 25 Jahre Wibu-Systems: Gespräch mit Gründer Oliver Winzenried Karlsruher Entwicklertag 2014: Heimvorteil – Software-Qualität aus Deutschland

Das Magazin des

Verein der Karlsruher Software-Ingenieure


EDITORIAL

Willkommen!

Liebe Leserin, liebe Leser, ein kleines Jubiläum – Sie sehen vor sich das 10. VKSI-Magazin. Es erscheint genau zum Entwicklertag, an dem der VKSI dieses Jahr zum fünften Mal teilnimmt. »Heimvorteil – SoftwareQualität aus Deutschland« ist das Motto der Softwarekonferenz vom 21. bis 23. Mai. Das Programm bietet 11 verschiedene teilweise parallele Tracks an zwei Tagen, 6 Tutorials am dritten Tag, 68 angenommene Beiträge, 4 Keynotes und 6 »Invited talks«. Das Thema Qualität wird dabei unter den unterschiedlichsten Aspekten betrachtet – von der Visualisierung der inneren Qualität über Usability, Verifikation, Vorhersage bis zum Testen. Aber auch darüber hinaus nimmt das Thema Softwarequalität im Magazin eine große Rolle ein. Glaubte man früher noch, Qualität in der Software sei wichtig, so weiß man inzwischen, dass sie von eminenter Bedeutung ist und in Zukunft noch viel größere Bedeutung erlangen wird: für die zukünftigen Anwendungen von Energieversorgung bis zu Mobilität. Karlsruhe ist mit seinen Firmen und Forschungseinrichtungen sehr gut für diese Zukunft gerüstet. Matthias Hornberger, der Vorstandsvorsitzende des Cyberforums, würdigt denn auch in seiner aktuellen Kolumne »Cybertrends« in diesem Heft Karlsruhes herausragende Reputation als IKT-Region. Über 1000 Regionen in Europa wurden auf ihre IKT-Tätigkeiten hin untersucht – und Karlsruhe belegt dabei in der Gesamtwertung den herausragenden vierten Platz (nach München, London und Paris). Das Thema Software-Sicherheit spielt hierbei eine zentrale Rolle und wir möchten an dieser Stelle Oliver Winzenried und seinem Partner Marcellus Buchheit herzlich zum 25 jährigen Jubiläum ihrer Firma Wibu-Systems gratulieren. Mehr über Softwareschutz und Lizenzierung von Wibu-Systems lesen Sie im Interview mit Oliver Winzenried in unserer Rubrik »Karlsruher Köpfe«. Es gibt viele Wege, sich dem Thema Qualität zu nähern und man kann sich dabei die Köpfe heiß diskutieren. Wie man Qualität am besten erreicht, dafür gibt es in der Softwareentwicklung noch keinen Königsweg, aber es gibt Fortschritte und es gibt Meinungen. Wir sind nicht immer alle der gleichen Meinung, freuen uns aber an der Debatte über den besten Weg.

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Christian Popp, Arvato Infoscore, Prof. Dr. Ralf Reussner, KIT / FZI

Unsere Redakteurin Susann Mathis wollte diese lebhafte Debatte im VKSI auch nach außen sichtbar machen und hat daher zum Gespräch über »Agilität und Architektur« geladen. Einen Teil des Gesprächs lesen Sie in diesem Heft, aber die Diskussion geht weiter und wir freuen uns auf die Fortsetzung unserer Gesprächsrunde. Zur Qualität in einer so innovationsstarken Disziplin wie der unseren gehört Neugier unverzichtbar dazu. Daher freut uns ganz besonders, dass unsere »Sneak Previews« immer so gut besucht sind. Das Format – drei bis vier Referentinnen und Referenten beleuchten unterschiedliche Aspekte eines innovativen Themas – gleicht fast einem Miniseminar. Wenn dieses Magazin erscheint, werden dieses Jahr schon wieder zwei dieser Veranstaltung stattgefunden haben, im Februar zum Thema Software Usability und Anfang Mai zum Thema Software-Metriken und -Visualisierung. Die Referenten und Referenten stellen ihre Folien meist für die Seite vksi.de zur Verfügung. Wir freuen uns, Ihnen wieder ein paar Facetten des Softwarestandorts Karlsruhe zeigen zu können und wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre. Freundliche Grüße Ihre Christian Popp und Ralf Reussner

VKSI MAGAZIN Nr. 10 Mai 2014


INHALT

Magazin

Softwareentwicklung aus Karlsruhe

EDITORIAL

Christian Popp, Professor Dr. Ralf Reussner: Willkommen!

KARLSRUHER KÖPFE

Wenn man selber von etwas wirklich überzeugt ist,

soll man sich nicht davon abbringen lassen

Oliver Winzenried

QUALITÄT

BEGABTENFÖRDERUNG

Nr. 10 | Mai 2014

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Usability-Qualität messen –

Wie man subjektive Urteile quantifizierbar macht

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Develop Your Vision –

Ideenwettbewerb der Begabtenstiftung zum Thema

»Informatik-Innovation für die Gesellschaft« 10

PORTRÄT

State of the art: Weiterbildung für Software-Ingenieure –

Weiterbildungsportal »seminaut«

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KARLSRUHER

Heimvorteil – Software-Qualität aus Deutschland

ENTWICKLERTAG 2014

Keynotes, Invited Talks, Vorträge 14

Karlsruher Initiativen

beteiligt am Programm des Karlsruher Entwicklertag

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SOFTWAREGESPRÄCH

Agilität vs. Architektur: Wo verläuft aktuell die Front?

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KOLUMNE CYBERTRENDS

Klein, aber fein – IKT-Region Karlsruhe in Europa

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KARLSRUHER

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IMPRESSUM NACHLESE

Wenn Maschinen für Maschinen schreiben

ANZEIGEN Audials AG

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7 13

Cyberforum e.V.

andrena objects ag

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Peter Bittner und Partner, Codewrights, Dr. Mathis Kommunikation

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seven2one GmbH

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smartShift Technologies GmbH

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exensio GmbH

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Fiducia IT AG

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ISB AG 27

Wibu Systems AG

VKSI MAGAZIN Nr. 10 Mai 2014

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KARLSRUHER KÖPFE

Wenn man selber von etwas wirklich überzeugt © Wibu Systems AG

Oliver Winzenried quia doluptatem aut ad ent volupti del iuntinvel ma doluta dentium quist,.

Vor 25 Jahren, Anfang Januar 1989 gründeten Oliver Winzenried und Marcellus Buchheit in Karlsruhe die Wibu-Systems und starteten eine Erfolgsgeschichte: Mit innovativen Ideen und kontinuierlichem Wachstums hat sich Wibu-Systems zur Aktiengesellschaft gewandelt und zählt inzwischen zur Weltspitze im Markt für Softwareschutz und Lizenzierung. Eine gute Gelegenheit für das VKSI Magazin, den Gründer Oliver Winzenried im Rahmen unserer Rubrik »Karlsruher Köpfe« zu interviewen. 25 Jahre Wibu-Systems, Herr Winzenried, haben Sie eigentlich Zeit zum Feiern? Wir hatten letzte Woche die Hannover-Messe Industrie, vorher das Automatisierungstreffen in Böblingen, davor die CeBIT , davor die Embedded World, davor eine große Hausmesse im Januar. Nach Ostern war ich mit Wirtschaftsminister Gabriel und seiner Wirtschaftsdelegation in China, Anfang Mai auf der Industrial Automation in Peking – so richtig viel Zeit bleibt da nicht. Dennoch kann man 25 Jahre nicht einfach so vorbeigehen lassen. Wir haben mit allen Mitarbeitern, ihren Familien, Partnern, Kunden und Freunden, also mit allen, die zum Erfolg der Firma beigetragen haben, am 2. April auf der MS-Karlsruhe bei herrlichem Wetter gefeiert. Wie lautete vor 25 Jahren die Wibu-Gründungsidee? Meinen Partner Marcellus Buchheit habe ich schon zu Studienbeginn 1981 bei den Amateurfunkern der Universität Karlsruhe

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kennen gelernt. Nach dem Studium haben wir beide zunächst Auftragsentwicklung gemacht, zum Beispiel elektronische Türschlösser für die Automobilindustrie aber auch Bühnensteuerungssysteme, etwa für das Thalia Theater in Hamburg und andere, doch das war alles vor Wibu-Systems. Im Laufe der Zeit entstand die Idee, dass man für Software Kopierschutz braucht. 1989 haben wir dann unser erstes Produkt auf den Markt gebracht, den Wibu-Key – ein Dongle für PCs, und daraufhin haben wir unsere Firma gegründet. Hat Ihre Branche mehr Betriebsgeheimnisse als andere? Manche sicher. Inwieweit ist dann Zusammenarbeit möglich? Können Sie Mitarbeiter auf Zeit in Ihr Unternehmen rein holen? Das geht schon, weil wir die Schutzverfahren, die wir verwenden, nicht geheim halten können. Der Kunde muss sich davon VKSI MAGAZIN Nr. 10 Mai 2014


ist, soll man sich nicht davon abbringen lassen © Wibu Systems AG

© Wibu Systems AG

Interview mit Oliver Winzenried von Susann Mathis

Das Karlsruher Wibu-Team vor dem Firmengebäude

25 Jahre Sicherheit – Grund zum Feiern

überzeugen können was er bekommt, also gegen welche Art von Bedrohungen unsere Software schützt. Er kann sich nur überzeugen, wenn wir sagen, was wir machen. Der eigentliche Schutz basiert tatsächlich auf der Länge der kryptographischen Schlüssel und auf den Verfahren selber. Die Nachweisbarkeit, dass der Schutz funktioniert, und die Demonstration des Verfahrens sind wichtige Grundlagen für unsere Kunden, Vertrauen aufzubauen. Wenn man Dinge versteckt, ist das »Security by Obscurity«, eine Pseudosicherheit, die häufig auch nicht lange hält.

Art elektronische Unterschrift, das heißt der Hersteller oder berechtigte Herausgeber von einem Stück Programmcode unterschreibt seinen Code und das Embedded System überprüft die Signatur. Dies stellt sicher, dass der Code nicht verändert wurde, und auch, dass er von jemandem kommt, der dazu berechtigt ist. Und nicht von einem Dritten eingespeist wurde. Vor fünf Jahren hat noch niemand nach dieser Komponente gefragt, begonnen hat es mit Stuxnet Mitte 2010.

Wibu-Systems macht ja auch Schutz für Embedded Systeme … Nach dem Schutz für PC-Software kamen unsere Entwicklungen für den Industriebereich mit speziellen Varianten unserer CodeMeter basierten Donglehardware, die man in einem Embedded System oder einem Automatisierungssystem verwenden kann. Diese überleben auch extreme industrielle Produktionsbedingungen und man kann sie in bestehenden Systemen und Steuerungen nachrüsten. Das ist dann zum Beispiel ein Dongle als Micro SD Karte. Es handelt sich im Prinzip immer um eine Kombination aus einem Speicher und einer sicheren Verschlüsselung in einem Smartcard-Chip. Wir bieten nicht nur Schutz vor Kopie oder Reverse Engineering. Ein weiteres wichtiges Angebot ist das Licensing, so dass bei einem Gerät, das in großen Stückzahlen einheitlich produziert wird, vor der Auslieferung an den Kunden durch die Konfiguration festgelegt wird, welche Funktionen es eigentlich hat. Wir können außerdem die Verteilung der Lizenzen in die Geschäftsprozesse vom Kunden integrieren, also die Anbindung an ein CRM - oder ein SAP -System, indem dann in der Stückliste von einem Gerät die Software realisierten Funktionen genauso mit einer Teilenummer drin stehen wie die mechanischen Teile. Außerdem schützen unsere Produkte vor Manipulationen und Veränderungen. Das wird gerade jetzt durch die zunehmende Vernetzung von Steuerungsgeräten, etwa in der Energieversorgung oder in der Verkehrslogistik, oder auch im intelligenten Gebäude, immer wichtiger. Das macht man über eine VKSI MAGAZIN Nr. 10 Mai 2014

Niemand konnte eine solche Entwicklung vor 25 Jahren absehen… Das stimmt. Was wir damals vermutet haben war, dass der Einsatz von PCs sehr stark zunehmen wird und dass es daher wichtiger wird, Software zu schützen, da deren Kopie qualitativ nicht schlechter ist als das Original. Doch Sicherheit gibt es nie zu 100 %, und nie für alle Ewigkeit. Man muss immer die Algorithmen verbessern, die Verfahren verbessern und das möglichst in einer Art und Weise, dass der Kunde, der die Schutzmechanismen einsetzt, oder auch eine Schutzhardware von uns in sein Produkt integriert, nicht die Hardware auswechseln muss. Wo begegnet man Wibu-Systems im Alltag, mal abgesehen vom PC? Wenn Sie Geld abheben bei einem Geldautomaten von WincorNixdorf, ist eine Komponente von uns drin oder beim Diagnosestecker von Bosch Esi-Tronic in der Autowerkstatt, cerec, beim Zahnarzt, auch hier steckt in jeder Maschine ein kleiner CodeMeter drin. Der schützt zum einen die Geräte, um den Nachbau zu erschweren, aber auch um sicherzustellen, dass das Gerät genauso funktioniert wie es zugelassen wurde. Das verlangt nicht zuletzt das Medizinproduktegesetz. Inwieweit war Karlsruhe wichtig für Ihre Gründung? Erst im Nachhinein hat sich der Standort als sehr vorteilhaft erwiesen. Zum einen was den Zugang zu Mitarbeitern, Absolventen von der Uni, angelangt. Außerdem haben wir auch schon recht früh, etwa 1992 oder 1993 mit der Universität Karlsruhe zusammengearbeitet. Das Europäische Institut k

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© Wibu Systems AG

KARLSRUHER KÖPFE

Oliver Winzenried: »Netzwerke sind extrem wichtig«

k für Systemsicherheit, EISS, das Forschungszentrum Infor-

matik, FZI , die Fraunhofer-Gesellschaft, sind alles wichtige Kooperationspartner für uns. Dazu kommen die Netzwerke wie das Cyberforum und der VKSI, die KA IT SI Sicherheitsinitiative. Hier sind wir überall Mitglied und auch aktiv. Überhaupt sind Netzwerke extrem wichtig, gerade für eine kleine Firma. Wenn man hier das Konsortium richtig wählt, Networking betreibt, dazu inhaltlich an Lösungen arbeitet, kann man von den Kenntnissen der anderen auch profitieren. Hier ist kein im Wettbewerb, hier haben wirklich alle ihren Nutzen. Die Verbände von VDMA bis BITKOM bieten gerade auch für kleine und mittlere Unternehmen die Chance, mit den richtigen Leuten bei großen Unternehmen in Kontakt zu kommen. Karlsruhe liegt auch verkehrsgünstig zwischen Paris, Brüssel, Hamburg und Berlin. Auch die Stadt selbst ist sehr engagiert. Vor vielen Jahren war ich mit der Wirtschaftsförderung in Finnland, als Nokia noch sehr erfolgreich war. Nun ist Wibu-Systems aber nicht nach Finnland, sondern nach China gegangen… 2003 haben wir ein Büro in Shanghai eröffnet, 2005 haben wir daraus eine Tochtergesellschaft gemacht, aber wir haben bis 2011 gebraucht, bis wir in China schwarze Zahlen geschrieben haben. Aber ich bin auch heute noch überzeugt: man kann dort nicht hingehen und innerhalb kurzer Zeit erfolgreich sein. Das funktioniert höchstens dann, wenn man lediglich seinen bestehenden Kunden folgt. Unser Ziel war aber, in China unsere Produkte chinesischen Kunden zu verkaufen. Und das hat lange

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gedauert. Aber jetzt macht es viel Spaß, und wir haben inzwischen auch ein zweites Büro in Peking. Sie sind oft selber in China, wie gefällt es Ihnen? Ich bin dort vier- bis sechsmal pro Jahr, und ich bin gerne dort. Die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern dort macht mir Spaß, ebenso die Gespräche mit den Kunden und das Essen schmeckt mir. Das einzige, was mir nicht gefällt, ist die Luftverschmutzung, dauerhaft dort leben wollte ich nicht. Im Karlsruher Verbindungsbüro der Außenhandelskammern hatte ich etwas chinesisch gelernt, ich spreche etwa 200 Worte, das reicht für Höflichkeitsfloskeln, aber noch nicht für Smalltalk. Ansonsten muss das Smartphone helfen und kann schnell ein Zeichen entschlüsseln oder man kann jemandem ein Zeichen zeigen. Was sind die wichtigsten Höflichkeitsregeln in China? Ich denke, wir Ausländer dürfen auch Fehler machen. Nur ganz grobe grundsätzliche Fehler sollte man vermeiden. Bei uns in Deutschland etwa lässt man bei Trainings oder Schulungen die Leute bewusst in Fehler hineinlaufen, damit sie selber sehen, »Oh ja, das habe ich falsch gemacht«. Danach zeigt man ihnen, wie es richtig geht. Das würde man in China nicht so machen, denn dann hätten alle Angst mitzumachen, weil sie sich keine Blöße geben wollen. Was haben Sie durch Ihre Auslandserfahrung über den deutschen Markt gelernt? Der deutsche Markt ist sehr professionell, sehr strukturiert, man betrachtet Entscheidungen hier viel langfristiger als in anderen Märkten. In Deutschland denkt man mehr mittel- bis langfristig und auch mehr nutzen- und weniger preisgetrieben. Das gilt auch für Österreich und die Schweiz. Für uns ist Deutschland ein toller Markt, noch dazu ist er direkt vor unserer Haustür. In Asien ist der Aufbau einer persönlichen Beziehung unerlässlich zur Vertrauensbildung. Wie geht es bei Wibu-Systems in den nächsten 25 Jahren weiter? Wir haben für die nächsten 5-6 Jahre das Ziel, 25 % Weltmarktanteil in unserem Nischenmarkt zu bekommen. Das bedeutet ein starkes Wachstum, aber das ist nicht unrealistisch. Außerdem wollen wir CodeMeter als eine Art De-Facto-Standard etablieren. Der Erfolg der letzten 25 Jahre hat uns gezeigt: Wenn man selber von etwas wirklich überzeugt ist, soll man sich nicht davon abbringen lassen. Lieber Herr Winzenried, vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Susann Mathis.

VKSI MAGAZIN Nr. 10 Mai 2014


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QUALITÄT

Usability-Qualität messen Wie man subjektive Urteile quantifizierbar macht

User Experience Nützlichkeit Vertrauen

Gebrauchstauglichkeit Status

Erwartung Attraktivität

Rezeption Visuelle Ästhetik

Emotionen Bindung

Erlebnis

Abbildung 1: Begriffswelt User Experience

Eine gute Usability heißt, dass ein Produkt zur Zufriedenheit der Nutzer auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist. Usability ist als Qualitätsmerkmal neben Aspekten wie Korrektheit und Sicherheit inzwischen längst etabliert. Doch wie kann diese Form der Qualität gemessen werden? Usability als Qualitätsmerkmal Der Norm nach ist Usability (dt.: Ge­brauchstauglichkeit) definiert als das Ausmaß, in dem ein interaktives System durch bestimmte Nutzer in einem bestimmten Kontext genutzt werden kann, um bestimmte Ziele effektiv, effizient und zufriedenstellend zu erreichen.1 Effektivität, Effizienz und Zufriedenstellung sind also die Aspekte, die Usability als Qualitätsmerkmal zunächst einmal charakterisieren. In den letzten Jahren wurde dieses Verständnis erweitert.2 Usability wird als Teil der User Experience, das heißt der Erfahrung des Nutzers mit einem interaktiven System vor, während und nach der Nutzung, verstanden. Usability steht damit im Zusammenhang mit psychologischen und physiologischen Reaktionen des Nutzers, und mit nicht aufgabenbezogenen Wahrnehmungen (vgl. Abbildung 1).

1 DIN EN ISO 9241-11 (1999): Anforderungen an die Gebrauchstauglichkeit 2 DIN EN ISO 9241-210 (2010): Ergonomics of human system interaction — Part 210: Humancentred design for interactive systems

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Im zeitlichen Ablauf der User Experience ist Usability vor allem während der Nutzung relevant. Die wahrgenommene Usability trägt zu Ersteindruck und Gesamteindruck bei. Methoden zur Evaluierung der Qualität konzentrieren sich längst nicht mehr nur auf die Überprüfung der »harten« Kernanforderungen der Usability, sondern beziehen oft andere Aspekte der User Experience mit ein. Auch bei der Audials AG arbeiten wir in diesem Sinne ganzheitlich. Usability und User Experience evaluieren Bei einem Usability-Test verrichten repräsentative Probanden bestimmte Arbeitsaufgaben. So können Effektivität und Effizienz objektiv quantifiziert werden: ●● Wie viele Testpersonen erledigen eine gestellte Aufgabe erfolgreich? ●● Wie viele Usability-Probleme treten auf, und wie schwerwiegend sind sie? ●● Wieviel Zeit wird für die Erledigung der Aufgabe benötigt? Wieviel Zeit geht durch Usability-Probleme verloren? Die ermittelten Kennzahlen können zum Vergleich von Designs oder Produktversionen dienen, oder mit Usability-Anforderungen oder den Werten von Konkurrenzprodukten verglichen werden. Doch wie steht es um die wahrgenommene Qualität? Wie zufrieden sind die Nutzer mit Usability und User Experience?

Subjektive Urteile messen Zufriedenheit messen Um Erkenntnisse zum subjektiven Erlebnis der Nutzer zu sammeln, müssen die Nutzer zu diesem Erlebnis, zum Beispiel in Verbindung mit einem Usability-Test, befragt werden. Doch es ist alles andere als leicht, die richtigen Fragen zu stellen. Standardisierte Fragebögen bringen Messsicherheit und Vergleichbarkeit Die Verwendung von standardisierten

Abbildung 2: »Single Ease Question« (SEQ) als Beispiel für einen standardisierten Fragebogen.

Fragebögen stellt sicher, dass die richtigen Fragen gestellt werden. Forschung und Industrie haben eine Vielzahl solcher Fragebögen erarbeitet und veröffentlicht. Einige der Fragebögen sind gut dokumentiert und untersucht. Standardisierte Fragebögen arbeiten typischerweise mit mehrstufigen Polaritätsprofilen oder Likert-Skalen (»stimme nicht zu« … »stimme zu«). Diese Methode erlaubt die Abbildung auf Zahlenwerte, und macht durch Mittelwertbildung statistische Analyse möglich. Benchmarks erlauben Vergleiche mit anderen Produkten einer Branche, und helfen dabei, die Ergebniswerte verständlich zu kommunizieren.

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von Jan-Hendrik Spieth Es gilt, einen zum Ziel der Befragung passenden Fragebogen auszuwählen. Einige Beispiele, die auch bei der Audials AG im Einsatz sind: Die Single Ease Question (SEQ) stellt eine einzige, kurze Frage (vgl. Abbildung 2). Schon dieser minimale Fragebogen kann beim Vergleich von Designs, Prototypen, etc. Unterschiede der Zufriedenheit des Nutzers aufdecken. Die System Usability Scale (SUS ) erfasst die wahrgenommene Usability mithilfe von zehn Aussagen (vgl. Abbildung 3). Aus den Bewertungen wird ein Gesamtwert als Maß der Usability berechnet. Der User Experience Questionnaire (UEQ) erfasst mithilfe von gegenpoligen Begriffspaaren die wahrgenommene User Experience. Die Begriffe werden

vier Skalen Einfachheit, Vielfalt, Farbigkeit und Kunstfertigkeit. Empfehlenswert ist die Kombination eines Fragebogens mit einem offenen Textfeld für Kommentare. Qualitative Analysen der Kommentare helfen dabei, Gründe für schlechte oder gute Bewertungen zu ermitteln. Die Umsetzung von Befragungen Die Umsetzung von Befragungen kann vollständig an Usability-Agenturen und -Dienstleister abgegeben werden. Wer größere Flexibilität benötigt, kann Fragebögen mit einem Survey-Tool wie zum Beispiel LimeSurvey (www.limesurvey. org) selbst realisieren. Der Feinabstimmung hinsichtlich Fragetypen, Ablaufsteuerung, Logik und Parametrisierung sind dabei kaum Grenzen gesetzt.

Fazit Die Qualität eines interaktiven Systems hinsichtlich Usability und User Experience kann erfolgreich gemessen werden. Neben Daten aus Usability-Tests zu Effektivität und Effizienz, kann die Zufriedenheit des Nutzers durch Befragungen ermittelt werden. Dabei sollte ein geeigneter, standardisierter Fragebogen in Kombination mit Kommentarfeldern verwendet werden. Doch die eigentliche Arbeit beginnt erst nach einer solchen Befragung: die Suche nach dem »Warum« für eine gute oder schlechte Bewertung. Schließlich ist eine gute Usability nur ein erster Schritt – hin zu einer noch besseren Usability und User Experience. Weiterführende Literatur und Informationsquellen Porst, Rolf (2011): Fragebogen: Ein Arbeitsbuch. 3. Aufl., Wiesbaden. Tullis, Tom / Albert, Bill (2013): Measuring the user experience: Collecting, analyzing and presenting usability metrics. 2. Aufl., Amsterdam, Heidelberg. Fragebögen: SEQ : http://www.measuringusability. com/topics/SEQ UEQ: http://www.ueq-online.org SUS : http://www.measuringusability. com/blog/10-things-SUS.php VisAWI: http://www.visawi.de

Abbildung 3: System Usability Scale (SUS). Umsetzung im Umfragesystem der Audials AG mithilfe von LimeSurvey.

aufgabenbezogenen Skalen (Effizienz, Durchschaubarkeit, Verlässlichkeit), und nicht aufgabenbezogenen Skalen (Stimulation, Originalität), sowie dem Gesamteindruck (Attraktivität), zugeordnet. Das Visual Aesthetics of Websites Inventory (VisAWI) bietet ein pragmatisches Werkzeug zur Messung der wahrgenommenen visuellen Qualität auf den

Zwei Ansätze helfen dabei, gute Ergebnisse bei selbst erstellten Umfragen zu erreichen: Fragebögen sollten vor dem Einsatz durch einen UsabilityTest mit einigen Teilnehmern überprüft werden. Und: die Repräsentativität der Umfrageteilnehmer sollte sichergestellt sein.

Der Autor Jan-Hendrik Spieth studierte Informatik an der Universität Karlsruhe (TH. Er arbeitet seit 2009 als Usability Professional (CPUX-F) bei der Audials AG in Karlsruhe, und ist im Berufsverband der deutschen Usability und User Experience Professionals (German UPA) in den Arbeitskreisen »Inhouse« und »User Research«, und als Mitorganisator der Regionalgruppe Karlsruhe, engagiert. Jan-Hendrik Spieth

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BEGABTENFÖRDERUNG

Develop Your Vision von Susann Mathis © Stauke - Fotolia

Ideenwettbewerb der Begabtenstiftung zum Thema »Informatik-Innovation für die Gesellschaft«

In einem Wettbewerb kann man meist Medaillen, Geld und Ehre gewinnen. Die Begabtenstiftung Informatik des KIT hat sich bei ihren Auszeichnungen für eine neue Kategorie entschieden: Mit dem 2013 erstmals ausgeschriebenen Ideenwettbewerb Informatik möchte sie die Entwicklung von Ideen zu Lösungen unterstützen, die Preisträger gewinnen Unterstützung. Ende 2013 fand der erste Ideenwettbewerb statt. In einem zweistufigen Auswahlverfahren wurden aus 17 qualifizierten Einreichungen drei Ideen für einen Design-Thinking-Workshop ausgewählt: Bei diesem eintägigen Workshop im Februar 2014 bearbeiteten Teams aus Studentinnen und Studenten sowie Industrie-Mentoren unter Anleitung von Design-Thinking-Coaches die ausgewählten Ideen. Die Ergebnisse wurden in der abschließenden Festveranstaltung von den Urhebern präsentiert. Eingeladen hatten gemeinsam das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit seiner Begabtenstiftung Informatik und das High-Tech-Unternehmernetzwerk CyberForum. Drei ausgezeichnete Ideen Pet Beacon – soziales Netzwerk für das Auffinden von Haustieren

Pet bedeutet Haustier und beacon heißt Leuchtfeuer. Und mit einem Pet Beacon soll man entlaufene Haustiere oder auch verloren geglaubte Gegenstände wieder finden können. Inspiriert wurde das Team durch die Möglichkeiten, die die Technik »Bluetooth Low Energy« bietet – durch den niedrigen Energieverbrauch bleiben Sender, zum Beispiel in einem Chip am Hundehalsband – viel länger sendefähig. Das zweite wichtige Elemente der Idee ist der Aufbau eines Netzwerks: Da die Technik längere Laufzeiten ermöglicht, dafür aber einen kleineren Senderadius hat, braucht man viele Empfänger, also Menschen, die sich eine kleine App auf ihr Smartphone laden, um damit eventuelle Finder zu werden. Ein zentraler Aspekt des Workshops erarbeitete Möglichkeiten, wie man zur Teilnahme am Netzwerk motivieren könnte. Die beiden Teammitglieder Florian Braun und Vincent Diener, hatten mit der Realisierung ihrer Projektidee schon angefangen, als der Wettbewerb – gerade noch rechtzeitig für ihre Idee – ausgeschrieben wurde. Precision Farming – umweltfreundliche Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen Precision Farming oder » spezifische Bewirtschaftung « beschreibt ein Düngetool für die Landwirtschaft. Die beiden Einreicher Florian Dreschner und Philip Kessler kennen sich seit dem ersten Semester. Ansatzpunkt für ihre Idee war der Quadrocopter: die beiden Drittsemester waren von der Technik fasziniert und hatte daher eine interessante Anwendung in der zivilen Nutzung gesucht. Fündig wurden sie in der Landwirtschaft: Da häufig Fehler infolge von Überdüngung entstehen, sollte ihre Anwendung sicherstellen, dass auch über große ­Flächen für alle Felder die spezifisch richtige Dosis Dünger eingesetzt wird. Ausgeführt wird diese Bewirtschaftung der Flächen dann mithilfe der mit Sensoren bestückten Quadrocopter. Nähere Informationen für ihr Projekt fanden sie über das

Vincent Diener und Florian Braun

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VKSI MAGAZIN Nr. 10 Mai 2014


Philip Kessler und Florian Dreschner

Alexis Luengas, Michael Bejan und Alexander Kuhnle

Landwirtschaftsamt Karlsruhe und den »Lernort Bauernhof« und konnten von dort auch einen Spezialisten gewinnen, der am Workshop teilnahm.

2013 und Dr. Frank Schulz, Mitarbeiter der ptv group, wie das KIT seine drei Schwerpunkte Lehre, Forschung und Innovation umsetzt. Thema waren Graphalgorithmen, die mittels anspruchsvoller Heuristiken die Herausforderungen sogenannter »harter« Problemstellungen meistern; und wie durch enge Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft diese Heuristiken in Produkte für die Transportlogistik umgesetzt werden. Gegen Ende der Veranstaltung führte Edda Mann, SAP Coach, die Zuhörer in den Prozess des Design-Thinking ein, bevor die drei Studierendenteams voller Begeisterung ihre Projekte, die Ergebnisse des Workshops und die mannigfaltigen Erfahrungen daraus vorstellten. Zwar ohne Vortrag, aber dafür immerhin mit einem Poster waren auch noch einige der Teams vertreten, die den Einzug in die Finalrunde nur knapp verpasst hatten. Zum Abschluss dankte Matthias Grund, seines Zeichens Kurator der Begabtenstiftung Informatik und Vorstandsmitglied des CyberForums, der Firma SAP für das unentgeltliche Coaching und den zahlreichen Sponsoren aus der Wirtschaft für das Ermöglichen des Ideenwettbewerbs. . Es sei »ein kleiner, aber interessanter Zusatzaspekt des heutigen Tages«, sagte er, »den minimalen Aufwand zu definieren, mit dem man verifizieren kann, ob eine Idee funktioniert und kündigte an, angesichts des großen Erfolgs die Veranstaltung im kommenden Jahr wiederholen zu wollen.

Anpassungsfähiges Computerspiel – die Herausforderungen auf hohem Niveau halten Ein Computerspiel, das sich dem Benutzerverhalten anpasst, immer wieder andersartige Spielerfahrungen ermöglicht, bei dem die Spielemechanik nicht leicht durchschaubar ist und das sich lebendig anfühlt, so sieht das Wunschspiel der drei Studenten Michael Bejan, Alexander Kuhnle und Alexis Luengas Zimmer aus. Wie so oft, steckt ein großer Teil der Arbeit in der Recherche: sie müssen die unterschiedlichen Motive der unterschiedlichen Spielerinnen und Spieler kennen lernen, zum Beispiel ob sie aus Stress oder aus Langeweile spielen; sie müssen erfahren, dass für den oder die Spieler ein Erfolgserlebnis ist, will er oder sie zum Beispiel die gleiche Aufgabe einfach schneller lösen als bisher oder überrascht werden? Die Idee der drei war langsam gereift, mit der Ausschreibung der Begabtenstiftung kam ein weiterer Impuls, das Hobby »Computerspiele« nun tatsächlich mit dem eigenen Programmieren zu verknüpfen.

Die Abschlussveranstaltung rundete den gelungenen Tag ab. Nach der Begrüßung durch Prof. Michael Beigl, Dekan der Fakultät für Informatik am KIT , Matthias Hornberger, Vorstandsvorsitzender des CyberForums und Prof. Peter Lockemann, Vorstandsmitglied der Begabtenstiftung, demonstrierten zunächst Frau Prof. Dorothea Wagner vom KIT, Sarah Lutteropp als Stipendiatin der Begabtenstiftung aus dem Jahr

Übrigens: Die Ausschreibung des Ideenwettbewerbs 2015 startet im Oktober 2014.

Impressionen aus dem Workshop-Tag VKSI MAGAZIN Nr. 10 Mai 2014

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PORTRÄT

State of the art: Weiterbildung für Software-In © Cyberforum

Warum Gutes manchmal so nah liegt

Das Angebot auf seminaut reicht von Design Thinking Workshops über Scrum Seminare bis hin zum indiviuellen Coaching

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ereits während der Ausbildung lernen Software-Ingenieure, dass kaum etwas so schnell veraltet ist wie ihre eigenen Produkte und Lösungen. Tägliche Updates, neueste Technologien und Entwicklungen machen es daher notwendig, nicht nur Anwendungen, sondern auch sich selbst stetig weiterzuentwickeln. Das geschieht oftmals in Eigenregie, anhand ausgewählter Fachmedien oder auf Kongressen in ganz Deutschland und darüber hinaus. Dass gerade Letzteres gar nicht notwendig ist, zeigt jetzt das CyberForum, das mit »seminaut« eine Weiterbildungsplattform für die IT- und Hightech-Branche in Baden-Württemberg gelauncht hat.

Aus Sicht eines Arbeitnehmers ist Weiterbildung in der IT- und

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Hightech-Branche immens wichtig. Es ist nicht nur der Anspruch des Arbeitgebers, sondern auch der an sich selbst, der insbesondere Software-Entwickler antreibt. Nicht umsonst sind einschlägige Kongresse mit namhaften Speakern gerne voll ausgebucht: Man verspricht sich, Wissenswertes für die tägliche Arbeit mitzunehmen und per Selbststudium der Beste seines Faches zu werden. Für viele ist der Aufwand einer Reise aber zu hoch, einige Arbeitgeber tragen die Kosten zudem nicht oder nur teilweise, die Auswahl der Angebote ist unübersichtlich. David Hermanns, Geschäftsführer des Unternehmernetzwerks CyberForum, sieht darin ein echtes Manko: »In Zeiten des Fachkräftemangels wird die Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter immer wichtiger. Zum einen können so

Fachkräfte innerhalb des Unternehmens effizienter und vielfältiger eingesetzt werden. Zum anderen ist es auch ein Zeichen von Wertschätzung, wenn Arbeitgeber ihren Mitarbeitern eine berufliche und persönliche Weiterentwicklung ermöglichen.« »Vor der eigenen Tür kehren« bekommt neue Bedeutung Lösungen für diese Herausforderungen gibt es viele: Bildungsgutscheine, interne Kurse und Workshops vom Team für das Team, oder eben doch die Geschäftsreise zum nächsten Kongress oder Kursangeboten an entlegenen Orten haben bislang ausgereicht, lange aber nicht alle Lücken gefüllt. Dabei liegt manchmal das Knowhow direkt vor der eigenen Haustür, man muss es nur finden.

VKSI MAGAZIN Nr. 10 Mai 2014


RUBRIK

genieure besser | weiter | bilden Mit seminaut ging erst kürzlich ein neues Portal online, das sich ganz auf Seminare, Workshops und Trainings für die IT- und Hightech-Branche spezialisiert hat und somit diese Lücke schließt. Die Plattform ermöglicht einen schnellen Überblick über das Weiterbildungsangebot der TechnologieRegion Karlsruhe. Abgedeckt werden dabei alle Themengebiete, die für Fach- und Führungskräfte ebenso wie für andere Mitarbeitergruppen in IT- und Hightech-Unternehmen relevant sind: von fachspezifischen Aspekten rund um die Software-Entwicklung bis hin zu Seminaren zur Persönlichkeitsentwicklung oder Soft Skills. Dass hier ein enormes Wissen in Karlsruhe und der Region zusammenkommt, zeigt alleine die Liste der Mitgliedsunternehmen innerhalb des CyberForum. »Im CyberForum vernetzen sich mehr als 1.000 Mitglieder – unter ihnen große Bildungsanbieter, die sich auf die Weiterbildung von Fachkräften spezialisiert haben, aber auch Experten direkt aus der IT-Praxis«, erläutert Hermanns. C

M

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CM

Termine Juni & Juli 2014 04. Jun

Strategie

CY

K

Nur das glauben, was man sieht Software-Entwicklung beruht auf Codes, auf die man sich verlassen kann. Einfach »nur« eine große Auswahl an Angeboten zu überblicken, reicht daher nicht aus, um das passende Weiterbildungsprogramm für sich oder sein Team auszu­ machen. Deswegen setzt seminaut darauf, dass auch rund um die Angebote auf dem Portal mit harten Fakten gearbeitet wird: Ein »Bestpreis-Siegel« garantiert, dass die angebotenen Seminare, Workshops und Trainings auf anderen Webseiten nicht günstiger angeboten werden. Somit hat das Durchforsten unzähliger Weiterbildungsplattformen ein Ende. Einer war bereits von der Idee besonders überzeugt: Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg fördert die neue Plattform im Rahmen der Initiative smart businessIT und möchte die IT damit landesweit noch weiter voran­ bringen.

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Marketing & Vertrieb

Workshop Vertrieb: Consultative Selling

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Anwendungsentwicklung

04. Jul

Vertrieb

Der Product Owner: Tipps und Tricks für den Alltag

Limbisch verhandeln

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ab 345,-

( inkl. MwSt. )

MY

CMY

01.-02. Jul

Workshop Strategisches Produktund Technologiemanagement

17. Jun

Management

10. Jul

( inkl. MwSt. )

Soft Skills

Kompetenzorientierte Führung: Transparent, selbstbewusst und erfolgreich

IT Soft Skills Konkret: Survival in IT Projekten

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Persönlichkeitsentwicklung

11. Jul

( inkl. MwSt. )

Projektmanagement

Die Führungskraft als Coach: Nützliche Coachingelemente in der Führungsarbeit

Agiles Projektmanagement

ab 459,-

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www.seminaut.de 13 seminaut ist ein Produkt des CyberForum im Rahmen von smart businessIT. Gefördert wird seminaut vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.


KARLSRUHER ENTWICKLERTAG 2014

Heimvorteil – Software-Qualität aus Deutschland Konferenz für Softwareentwicklung

Die Karlsruher Konferenz für Softwareentwicklung widmet sich verschiedenen Ausprägungen des Hauptthemas »Qualität«. Wir greifen hier einzelne Talks und Keynotes heraus, um unseren Leserinnen und Lesern Appetit auf das ganze Programm zu machen. Auch wer einzelne Vorträge nicht hören oder nicht an der Konferenz teilnehmen konnte, braucht auf die Inhalte nicht zu verzichten. Auf der Seite www.entwicklertag.de werden Videos und Charts in den Tagen nach der Konferenz verlinkt. Nutzen Sie die einzelnen QR-Codes, dann erfahren Sie Details zu Vortrag und Referent und sehen gleich, was schon online steht.

Thomas Schoen, Geschäftsführer der RIGS IT GmbH:

XSS Sicherheitslücken und wie man diese durch Statische Codeanalyse a ­ ufdecken kann

Andreas Bräsen, ­ freiberuflicher ­Software-Entwickler:

Wie man mit LocalDB, Fakes und anderen Zutaten testbarere .NET Systeme bekommt

Sponsoren

Prof. Dr. Dirk Riehle, Professor für Open-Source-Software an der Friedrich-Alexander-Universität ErlangenNürnberg:

The Open Source Software Developer Career and Its Benefits – Invited Talk

Alexander Pretschner, Professor für Software Engineering an der Technischen Universität München:

Fehlerbasiertes Testen – Keynote

Juergen Heymann, Chief Development Expert in der zentralen ´Software Engineering´ Abteilung der SAP:

Test Design – Ich kann doch nicht alle Kombinationen testen! – Keynote

Elmar Juergens, Mitgründer der CQSE GmbH:

Wann führen Qualitätsanalysen zu guter Software? Erfahrungen aus 7 Jahren Praxiseinsatz

Veranstalter

Verein der Karlsruher Software-Ingenieure

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VKSI MAGAZIN Nr. 10 Mai 2014


2014 KARLSRUHER ENTWICKLERTAG

Daniel Knapp, Leiter des Geschäftsfeldlösungen bei andrena objects ag, Lars Alvincz, agiler Softwareentwickler und Coach bei andrena objects ag:

Agiles Testen – Handwerkszeug zur Prävention von Fehlern und technischen Schulden

Michele Lanza, professor and dean at the ­faculty of informatics of the University of ­Lugano, Switzerland:

deicIDE – On The Rise and Fall of the IDE

Dr. Tobias Hildenbrand, interner Berater bei der SAP AG, Christian Süssenbach, Master-Student:

Getting Feedback Really Fast with Design Thinking and Agile Software Engineering

Hagen Buchwald, Vorstand bei andrena objects ag:

Die Rolle des Managements in einer agilen Organisation

Dr. Thomas Luba, betreut bei United InternetTochter Mail&Media GmbH Karlsruhe den Einsatz automatisierten Web-Testings im Rahmen des Test-Managements:

Effizientes automatisiertes WebTesting auf Use-Case Niveau– Vorgehen und Tooling

Oliver Fischer, Product Owner des Center of Competence Agile, seit Januar 2007 bei der Fiducia IT AG:

Enterprise Agile @Fiducia

Organisation

Albert-Nestler-Straße 9 76131 Karlsruhe Telefon +49 (0) 721 6105-122 info@andrena.de www.andrena.de

VKSI MAGAZIN Nr. 10 Mai 2014

TPK Technologiepark Karlsruhe GmbH Emmy-Noether-Straße 9 76131 Karlsruhe tpk@techpark.de www.techpark.de

Privatdozent Dr. Andreas Boes, Vorstand beim Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung – ISF München:

Agil ist in! Bestandsaufnahme zur Praxis agiler Konzepte in Entwicklung, Engineering und Administration – Keynote

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KARLSRUHER ENTWICKLERTAG 2014

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Karlsruher Entwicklertag 2014 Karlsruher Initiativen, beteiligt am Programm des Karlsruher Entwicklertag Die Java User Group möchte Berufstätigen und Studenten im Raum Karlsruhe die Möglichkeit bieten, sich in einem offenen Forum über fachliche Themen auszutauschen. Zu diesem Zweck finden regelmäßig Fachvorträge zu vielfältigen Themen rund um, aber nicht ausschließlich zu, Java statt. Für die Vorträge stehen uns Hörsäle an der Hochschule Karlsruhe zur Verfügung, wir veranstalten jedoch auch Vorträge bei unterschiedlichen Firmen in Karlsruhe. Die Vorträge sind kostenlos und können von jedem besucht werden. Eine Übersicht aller kommenden und vergangenen Vorträge sowie weitere Informationen findet man unter http://jug-ka.de.

Die .NET UserGroup Karlsruhe hat sich zum Ziel gesetzt, interessierte Teilnehmer mit Vorträgen und Workshops zu allen Themen rund um die Softwareentwicklung und das Projektmanagement zu versorgen. Wir sind eine Gruppe von (nicht nur) Entwicklern die sich vor allem mit .NET beschäftigen. Wir treffen uns regel­mäßig einmal im Monat und beaebeiten verschiedene Themen aus diesem Umfeld. Neben den .NET Themen stehen Versionskontroll­ systeme, allgemeine Programmiertechniken und Coding-Dojos auf dem Programm. Wer bei uns mitmachen will erhält regelmäßig die Einladungen zu den Events per Mail. Hierzu einfach in unserer Mailingliste eintragen lassen: mailto:fpf@dotnet-ka.de Die .NET UserGroup Karlsruhe findet man auf XING und man kann ihr auf twitter folgen unter @dotnetka

Die Softwerkskammer hat sich 2011 gegründet, um den Austausch Interessierter zum Thema Software Craftsmanship zu vereinfachen. Hierüber organisieren die lokalen Communities (die Softwerkskammern) ihre Treffen und andere Events wie CodeRetreats oder OpenSpaces oder tauschen sich einfach nur via Mailingliste aus.

Google Developer Groups (GDGs) richten sich an Entwickler, die sich für die Entwicklertechnologien von Google interessieren. Hierzu zählen beispielsweise die Plattformen Android, App Engine und Google Chrome sowie Produkt-APIs wie die Google Maps API, die YouTube API und die Google Kalender API. GDGs gibt es in unterschiedlichen Formen: Sie können aus ein paar Entwicklern bestehen, die sich gemeinsam Videos von developers.google.com ansehen, oder es kann sich dabei um Treffen mit zahlreichen Teilnehmern, Demos und Fachgesprächen wie dem GDG DevFest Karlsruhe oder um Veranstaltungen wie Code Sprints und Hackathons handeln. Grundsätzlich sind GDGs jedoch für Entwickler und technische Inhalte gedacht und sollten hauptsächlich von Entwicklern genutzt werden.

Wenn… ●● Softwareentwicklung für Dich eine Leidenschaft bedeutet, ●● Du Teil der deutschsprachigen Software Craftsmanship Community und Teil einer lokalen Softwerkskammer sein möchtest, ●● Du Dich mit Gleichgesinnten zum Thema Software Craftsmanship und allen damit zusammenhängenden Themen wie Clean Code, TDD etc. austauschen möchtest, dann ist die Softwerkskammer etwas für Dich!

Kontakt über http://www.gdg-karlsruhe.de.

Was wir in den nächsten Wochen veranstalten, findest Du auf der Seite www.softwerkskammer.org

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VKSI MAGAZIN Nr. 10 Mai 2014


Die Karlsruher IT-Sicherheitsinitiative will ●● insbesondere mittelständische Unternehmen für die Bedeutung der IT-Sicherheit sensibilisieren, ●● das für Schutzmaßnahmen erforderliche Wissen vermitteln sowie ●● den Austausch von Erfahrungen unter IT-Sicherheitsverantwortlichen fördern. Konkret erreicht die Karlsruher IT-Sicherheitsinitiative dies durch Fach-Veranstaltungen, die Experten, Verantwortliche, Lösungsanbieter und Entscheider zusammen bringen. Wir hoffen, dass sich auf diesem Weg das IT-Sicherheitsniveau in der TechnologieRegion Karlsruhe konkret und entscheidend verbessern lässt. Damit übernimmt die Region eine Vorreiterrolle in der IT-Sicherheit in Deutschland. http://www.ka-it-si.de

The Open Web Application Security Project (OWASP) is a worldwide not-for-profit charitable organization focused on improving the security of software. Deutsche Belange zu OWASP werden über https://twitter.com/ OWASP_DE getwittert, Karlsruher Belange über https://twitter.com/OWASP_KA. Zusätzlich werden Informationen zum deutschen Chapter über die deutsche Mailingliste https://lists. owasp.org/mailman/listinfo/owasp-germany ausgetauscht. In der Praxis spielen das deutsche Chapter-Meeting, die Stammtische und der German OWASP Day als Konferenz eine wichtige Rolle im Alltag von OWASP in Deutschland. Wir wünschen uns ganz explizit die Beteiligung von Entwicklern bei OWASP - besonders auch beim Stammtisch Karlsruhe: http://karlsruhe.owasp.de

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VKSI MAGAZIN Nr. 10 Mai 2014

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Experts in agile software engineering


KARLSRUHER SOFTWAREGESPRÄCH

Agilität vs. Architektur: Wo verläuft aktuell die Front?

Dieser Frage wollten wir bei einem vom VKSI-Magazin initiierten Streitgespräch zum Thema »Agilität versus Architektur« nachgehen. Der Diskussion stellten sich Matthias Grund, Vorstand der andrena objects AG, Christian Popp, IT-Leiter bei arvato Financial Solutions und Professor Dr. Ralf Reussner, Leiter des Lehrstuhls Software-Entwurf und -Qualität am KIT. Es war zwar von vornherein klar, dass es nicht zum finalen Show-down zwischen Agilität und Architektur kommen würde, dass aber Ralf Reussner mit einem Lob der Agilität begann, verblüffte dann doch:

Agilität schafft Struktur Ralf Reussner: Unsere Disziplin, die Softwaretechnik, existiert seit 40 Jahren, doch wenn man sich fragt, was eigentlich den großen Schub bewirkt hat vom ad hoc Software Engineering hin zu einem strukturierten Vorgehen, dann ist das die Agilität gewesen. Die agile Bewegung hat in der Tat sehr stark dazu geführt dass man sich Gedanken gemacht hat darüber, wie entwickle ich Software, wie gehe ich dabei vor, welche Rollen gibt es in den Teams, was für eine Art von Prozess gibt es. Christian Popp: Das ist hoch interessant aus der Sicht eines Teamleiters aus einem Großunternehmen, der zwischen Preis und Qualität schauen muss, dass die Software dem Unternehmen 18

dient. Ich bin ganz deiner Meinung: die agile Entwicklungsmethodik hat den Einzelnen gestärkt. Sie hat uns außerdem Qualität gebracht. Und das ist extrem wertvoll, denn die Software-Entwicklung hat keinen guten Ruf, was die Qualität anbelangt, im Vergleich zu den anderen Disziplinen, wenn wir mal die Elb-Philharmonie und den Berliner Flughafen außen vor lassen. Man baut heute große Gebäude zu einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis. Das heißt: dort kann man komplexe Pläne umsetzen und auch mit Unwägbarkeiten umgehen. Da hat unsere junge IT-Disziplin noch Nachholbedarf. Agilität hat, auch mit ihrer Codezentriertheit, den Entwickler wieder zurück auf das Wesentliche konzentriert, um überhaupt Qualität zu VKSI MAGAZIN Nr. 10 Mai 2014


Mit Matthias Grund, Christian Popp und Ralf Reussner

senschaftler ein wichtiges Thema und das müssen wir in Angriff nehmen. Auch beim Hausbau gibt es neben dem Grundriss verschiedener Aufrisspläne, dazu einen Verkabelungs-, einen Installationsplan und weitere und natürlich müssen diese Pläne zueinander passen. Aber es käme keiner auf die Idee zu sagen: eine Sicht ist die alleinige Wahrheit über das System. Mit Agilität erhalten wir funktionierende Software Christian Popp: Jeder von uns weiß, dass ein i-phone nicht nur aus Software, sondern aus spezialisierter Hardware besteht und seine Wertschöpfung aus der Vernetzung zieht. Das ist viel mehr als nur der Code, und die Agilität hat keine Antwort auf die zentrale Frage, wie man ein solches Gesamtkonstrukt und diese Gesamtarchitektur managen kann. Die Kohärenz der unterschiedlichen Sichten stellt in der Tat ein Problem dar, das noch VKSI MAGAZIN Nr. 10 Mai 2014

nicht gelöst ist. Dennoch bringt uns die Agilität näher heran an die Kernaufgabe, dass die Software am Ende funktioniert! Das ist die Basis. Man muss jetzt aber daran arbeiten, was man darauf aufbauen muss, damit alles auch zusammen funktioniert. Denn die Software will halt auch deployed werden, sie will laufen, gewartet werden, und dazu kommt das Thema »Continuous Delivery«. Die Automobilindustrie etwa, die in der Vernetzung ihrer Software an vorderster Front kämpft was die Komplexität anbelangt, arbeitet häufig noch mit traditionellen Methoden, und liefert damit noch eine ganz gute Qualität ab. Daran muss sich der Rest messen lassen. Ich bin vollkommen einverstanden: die Agilität hat uns einen wichtigen Schritt nach vorne gebracht, © Tom Kohler

© Tom Kohler

produzieren. Wir müssen für die Konsistenz der verschiedenen Artefakte sorgen. Ralf Reussner: Heute werden bei einem großen und komplexen Softwaresystem viele verschiedene Artefakte entwickelt, die für den Einsatz der Software genauso wichtig sind wie der Code. Und die Informationen über die Softwareverteilung (deployment), über die Konfiguration, über die security-policy stecken natürlich nicht im Code und lassen sich selbst bei großem Aufwand nicht so leicht daraus herleiten. Zwar wäre bislang die Konsistenzhaltung der verschiedenen Artefakte und Sichten aufgrund des heutigen Stands der Technik mit solch extrem hohen manuellen Aufwänden verbunden, dass es in der Praxis einfach nicht durchgeführt werden kann. Dennoch ist das für mich als Wis-

aber da sollte man nicht stehen bleiben, man sollte nun schauen, weiter zu kommen. Wertschöpfung wird beim Programmieren erwirtschaftet Matthias Grund: Codezentrierung wird im klassischen Software Engineering wenig geliebt, aber warum ist das so? Geschätzte 80 % aller Informatiker, die die Uni verlassen, sind mit Programmieren beschäftigt. Im Kern ist es die Programmierungstätigkeit, die die Wertschöpfung erwirtschaftet und sie wird sehr stiefmütterlich behandelt vom klassischen Software Engineering. Bis vor wenigen Jahren erklärten die Professoren an der, damals noch, Technischen Hochschule in Karlsruhe: »Ein Informatiker, der hier studiert, der muss nicht programmieren«. Programmieren wird also erst mal als eine minderwertige Tätigkeit angesehen, die man entweder direkt von Maschinen machen lässt, k 19


k (modellgetriebene Entwicklung) oder von Indern, oder von

Fachinformatikern – die Idee dahinter ist: ein akademischer Informatiker programmiert nicht, die wissenschaftliche Disziplin des Software Engineering betrachtet das Programmieren als »zu überwindend« und das ist meiner Ansicht nach ein großer Fehler. Ralf Reussner: Das stimmt, die Rolle des Programmierens wurde an der Universität lange Zeit unterschätzt. Inzwischen hat sich vieles geändert, nicht zuletzt dadurch, dass die heutigen Professoren selber als Informatiker ausgebildet wurden. Somit ist die Wertschätzung des Programmierers sogar wieder besser geworden.

© Tom Kohler

© Tom Kohler

KARLSRUHER SOFTWAREGESPRÄCH RUBRIK

Schnelle Feedbackzyklen sind der entscheidende Vorteil Matthias Grund: Übrigens sind viele amerikanische Professoren brillante Programmierer. Ich bin sehr wohl dafür, dass wir den Gedanken der Industrialisierung des Engineering weiter vorantreiben, aber wir müssen uns an einem anderen Modell orientieren, das Planung und Ausführung zusammenfasst. Die Trennung ist Grundlage zum Beispiel von diesem auf OffshoringModellen, die gerade scheitern oder schon gescheitert sind, so wie das Wasserfall-Modell gescheitert ist. Eine zentrale Erkenntnis der berühmten, von der NATO gesponserten Konferenz 1968 Garmisch-Partenkirchen lautete: es gelingt uns nicht – in einem definierten Prozess,

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VKSI MAGAZIN Nr. 10 Mai 2014


wiederholbar, steuerbar – vorhersehbare Software zu entwickeln. Das nannte man die Softwarekrise. Und so entstand die Idee, dass man sich an anderen, ähnlich gelagerten Disziplinen orientiert. Also Ingenieurwesen, weil man mit ihnen die Grundlage in den strengen Wissenschaft teilt, daher nennen wir unsere Disziplin Software Engineering. Das ist meiner Ansicht nach zunächst eine gute Idee, aber man darf die Metapher nicht überdehnen. Und ich glaube, einer der Geburtsfehler 1968 war, Software Engineering mit einen falschen Bild von Industrialisierung der Software-Entwicklung zu verbinden. Wir haben in der Software-Entwicklung Anforderungen wie in anderen kreativen Disziplinen Christian Popp: Es ist richtig, die Agilität hat uns dazu gebracht, dass die Leute in kürzeren Zyklen aus Fehlern lernen. Denn wir haben in der Software-Entwicklung außerdem die gleichen Anforderungen wie in anderen kreativen Disziplinen. Und die klassischen Ingenieursdisziplinen wie etwa Bauingenieure haben die eben nicht, wir können unsere Fertigungsbausteine nicht soweit herunter brechen, dass wir sie genau so einzeln realisieren und hinterher zusammensetzen können. Sie also deterministisch beschreiben und dann hinterher ausführen. Das geht

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nicht in einem kreativen Prozess wie der Software-Entwicklung. Aber auch andere Ingenieurleistungen haben kreative Bereiche, wo ich mit einem klassischem »spezifiziere und implementiere« nicht mehr weiterkomme, weil ich zu viele Unbekannte haben in dem Spiel. Hier sind wiederum wir mit der agilen Entwicklung einen Schritt weiter. Doch nun stellt sich die Frage: was ist unsere nächste Stufe. Mit Agilität sind wir erst am Anfang von dem Problem. Aufhebung der Trennung von Planung und Ausführung Matthias Grund: Betrachten wir nochmal das Thema Industrialisierung. Taylors Trennung von Planung und Ausführung zum Kernparadigma von Reifegrad-Bewertung meiner Ingenieurdisziplin zu machen, ist bis zu einem gewissen Grad tragfähig. Nur bin ich sehr skeptisch, ob bei dieser Art von Arbeit, wie wir sie betreiben, nämlich kreative Wissensarbeit, diese starke Trennung von Kopf- und Handarbeit, angemessen ist. Oder ob wir uns damit nicht der Möglichkeiten berauben, die durch die schnellen Feedbackzyklen entstehen. Der Anspruch, Plan und Ausführung zu trennen, hat in der Konsequenz dazu geführt, dass sich die Forschung vor allem mit der Frage befasst, wie schaffe ich es einen arbeitsteiligen k

(M/W)

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VKSI MAGAZIN Nr. 10 Mai 2014

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Wir sind führender Softwarehersteller für die Energiewirtschaft in DACH. Unseren Kunden bieten wir auf Basis unseres operativen Energie-DWH smarte Lösungen für performantes Datenmanagement in Handel, Beschaffung und Vertrieb. Für die Unterstützung unseres agilen Teams suchen wir:

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k Prozess so aufzusetzen, so dass ich alles komplett vorstruk-

turiert habe, und dann meine Modelle nach Indien kippe und die tippen das nur runter. Denn eines ist klar: Das Wasserfall-Modell war immer nur eine Fassade für das Reporting an das Management. Dahinter herrschte faktisch Chaos, das einzelne mehr oder weniger geniale Programmierer zusammengehalten haben. Das einzige, was hier rausgeholfen hat, sind die schnellen Feedbackzyklen. Das ist der Grundgedanke von Agilität, dazu die Aufhebung der Trennung von Planung und Ausführung, das ist ganz wichtig. Das gilt nicht nur für die Softwaretechnik. Das Stichwort heißt »Lean«, diese Denkweise hat sich in vielen weiteren Disziplinen durchgesetzt. Der Unterschied zwischen Industrialisierung und Engineering Ralf Reussner: Ich würde nicht zwangsläufig Industrialisierung gleichsetzen mit ingenieurmäßigem Vorgehen. Ich gebe zu, die Begriffe sind wahrscheinlich auch nicht präzise definiert. M.E. heißt ingenieurmäßiges Vorgehen: ich habe ein Gebiet so wohlverstanden, dass ich schon bei der Entwurfsphase in der Lage bin, die wesentlichen Eigenschaften eines Produkts vorherzusagen. Weil ich eben die mathematischen Theorien habe, die die Domäne so gut abbilden und modellieren, dass ich das auf einer Modellebene schon machen kann. Zum Beispiel Statik: ich kann mathematisch prüfen, ob bei einer Konstruktion die Tragfähigkeit gegeben ist, ich kann benötigte Materialdicken und Stärke im Voraus berechnen, das ist für mich das Kernelement einer guten Ingenieursdisziplin. Industrialisierung ist damit natürlich verwoben, den Industrialisierung profitiert ungemein davon. Dazu gehören Standardisierung, Automatisierung, die zwar auf dem Ingenieurwesen basieren, aber nicht direkt dazugehören. Insofern, wenn ich jetzt sage, Informatik ist im Übergang zum Ingenieurwesen begriffen, heißt das noch nicht zwangsläufig Industrialisierung. Das kann mal darauf aufbauen, aber man sollte es trennen. Der Programmierer ist der einzige, der etwas baut. Christian Popp: Die Großbaustelle ist eine sehr gute Analogie: Ingenieure respektieren die unterschiedlichen Disziplinen und Spezialitäten im Zusammenspiel für ein Gesamtgewerk. Denn ich brauche sowohl einen Elektriker wie auch einen Statiker und einen Betonfachmann, damit es am Ende konstruktiv 22

© Tom Kohler

© Tom Kohler

KARLSRUHER SOFTWAREGESPRÄCH

zusammenpasst. In der Software ist der Programmierer der Konstrukteur, weil er der einzige ist, der im Prozess etwas baut. Dass sich jemand über das Deployment Gedanken machen muss, über das Infrastruktur-Layout, über Verteilung, über Usability, etc. (alles heute leider oft Randdisziplinen, aber in Summe mindestens genauso wichtig), wird nicht so wahrgenommen. Ich muss die unterschiedlichen Sichten respektieren, ich muss aber auch die unterschiedlichen Disziplinen respektieren. Da sind wir in der IT insgesamt noch nicht sehr weit, wir arbeiten schon noch öfter aneinander vorbei. Das manchmal so ein Stück Software dummerweise nicht auf die Hardware passt, das kommt halt immer noch vor. Und die Voraussagen zu Performance sind und Stabilität leider meist extrem schwierig. Anders als beim Haus oder bei einer Brücke, dennoch werden diese Aussagen heute von der IT natürlich erwartet Software-Entwicklung ist ein rückgekoppelter und komplexer sozialer Prozess Matthias Grund: Dass man eine Brücke nicht rein empirisch bauen kann, ist klar, doch im Unterschied dazu kann ich bei Software auch nicht so genau vorhersagen, wie sie aussehen muss. Software musst Du empirisch bauen und Dir Gedanken darüber machen: wie schaffe ich es, den empirischen Prozess zu steuern. Ich habe in der Software-Entwicklung keinen prädiktiven Prozess. Du kannst natürlich deine Domäne durchdringen. Du hast Frameworks und Patterns und Metriken, Du kannst gut von schlecht unterscheiden. Was Du aber nie in der Gänze schaffst, oder wahrscheinlich kannst Du es sogar, es ist aber nicht mehr effizient, den Bereich, den du zu modellieren hast, so zu durchdringen, das du von vornherein (und Software-Entwicklung ist ein rückgekoppelter Prozess) alles durchdenkst und auch schon das durchdenkst, was an Rückkopplungen wieder mit reinkommt. Software-Entwicklung selber ist ein sozialer Prozess, Software selbst hat mit sozialen Prozessen zu tun, du hast eine Komplexität, die du nicht modellgetrieben beherrschen kannst, du kannst sie nur empirisch beherrschen. Das heißt, du brauchst einen Prozess, der sehr stark davon ausgeht, dass Du, dass die Software-Entwicklung ein Lernprozess ist, wo du über deinen Entwicklungsprozess etwas lernst. Das verhindert meiner Ansicht nach so eine starke Vorhersage, wie du es mit deinem Idealbild der Ingenieur Disziplinen Brückenbau k VKSI MAGAZIN Nr. 10 Mai 2014


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KARLSRUHER SOFTWAREGESPRÄCH

k beschreibst. Bei einer Brücke kann ich ausrechnen, welchen impact ein Erdbeben hat.

Das Beste aus beiden Welten Ralf Reussner: Wir sollten keinen künstlichen Widerspruch aufbauen zwischen den Planungsphasen und den späteren Entwicklungsphasen. Ich glaube nämlich letztendlich, wir kommen auch als Softwaretechniker nicht umhin anzuerkennen, dass es Entwurfsentscheidungen gibt, die Grundlage für andere Entwurfsentscheidungen sind. Ich kann natürlich zu jeder einzelnen Entwurfsentscheidung sagen: die verlagere ich jetzt nach hinten. Aber auch das ist schon eine Entwurfsentscheidung. Wenn wir aber mal anerkennen, dass es solche Entwurfsentscheidungen gibt, macht es eben schon Sinn, von früheren und späteren Entwurfsentscheidungen zu sprechen. Gleichzeitig ist es wahr, die schnellen Feedbackzyklen sind ein großer Vorteil, und das passt auch sehr gut zu unserer Disziplin, denn Software ist im Vergleich zu den Ergebnissen anderer Ingenieurdisziplinen natürlich auch sehr gut formbar. Was die Funktionalitäten anbelangt, da stimme ich zu: Es ist ein vollkommener Irrglaube zu denken, ich könnte

Funktionalitäten in der Planungsphase festlegen und definieren damit wie es weitergeht. Das würde außerdem den Grundvorteil der Software, dass sie nämlich so variabel ist, so frei von Naturgesetzen im Vergleich zu den anderen Disziplinen, gar nicht ausnutzen. Doch gerade wenn es um nichtfunktionale Eigenschaften geht, macht es Sinn, die Entscheidungen, die das beeinflussen, frühzeitig zu bewerten. Das wird nicht in allen Anwendungsgebieten gleichermaßen gut funktionieren. Aber ich glaube, dass manchmal eine gute Architekturplanung ein agiles Vorgehen unterstützen könnte. ‹ Fortsetzung folgt ›

Abruptes Ende? Nein, lediglich eine Unterbrechung, denn schließlich kann man nicht alles auf einmal klären. Außerdem ein Cliffhanger, wie wir hoffen, denn nun folgen weitere spannende Fragen, zum Beispiel: Kann man das Beste aus beiden Welten kombinieren und wenn ja, wie sollte das aussehen? Das Gespräch geht weiter, auch im VKSI Magazin. Susann Mathis.

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VKSI MAGAZIN Nr. 10 Mai 2014

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CYBERTRENDS

Klein, aber fein IKT-Region Karlsruhe in Europa

Kolumne von Matthias H0rnberger, Vorstand CyberForum

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ieser Tage hat die EU-Kommission eine Studie zur Stärke der europäischen Regionen in Sachen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) veröffentlicht. In der Gesamtwertung von über 1000 Regionen belegt Karlsruhe einen herausragenden vierten Platz. Dabei mussten wir nur Millionenmetropolen wie München und London den Vortritt lassen. Andere starke IKT-Regionen wie Darmstadt (7.), Berlin (15.) und Aachen (17.) konnten wir hinter uns lassen. Entsprechend groß ist der Jubel bei lokalen Hochschulen, der Politik und der IT-Wirtschaft. Beredtes Schweigen dagegen bei den gedruckten »Leitmedien« der Stadt – es gibt offenbar wichtigere Themen für die nachhaltige Zukunft der Stadt. Ich meine, wir dürfen ein wenig stolz sein, sollten die Studie dann aber genau anschauen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen.

Die Studie analysiert die IKT-Standorte in drei Bereichen: Forschung & Entwicklung, Innovation und Business, also tatsächliches Geschäft. Karlsruhe ist gut, aber nicht exzellent beim Ranking sowohl der Hochschulen als auch speziell bei den Fakultäten für Informatik. Ein Platz 17 europaweit beim »Academic und Employer Ranking of a Computer Science faculty« ist absolut überraschend, vor allem wenn die Ballung britischer Hochschulen auf den ersten Plätzen betrachtet. Richtig punkten kann Karlsruhe aber bei der Forschungstätigkeit der IKTFirmen in Zusammenarbeit mit Hochschulen und Instituten (FP7 Programme). Da hagelt es erste und zweite Plätze und bringt die Region insgesamt bei der Forschung und Entwicklung auf Platz 2 in Europa. Richtig mau sieht allerdings aus, wenn es darum geht aus Forschungsergebnissen Innovationen zu drehen. Zwar wird von Karlsruher IKT-Firmen viel in Know How und Patente investiert, aber es gibt viel zu wenig Venture Capital Investitionen, wenig internationale Co-Erfindungen und schwaches Innovation Networking. Da sticht uns der Gesamtsieger München deutlich aus und nicht nur der. Das ist umso erstaunlicher als die IKT-Region bei der geschäftlichen Realisierung, also echten Umsätzen in beiden Kategorien Internationalisierung und Networking wieder sehr ordentlich abschneidet, durchgehend Top 30, teilweise Top 10. Wir scheinen also ein Problem

zu haben, gute Forschung & Entwicklung in Innovationen umzusetzen und damit die Brücke zum Business zu schlagen. Nun gab und gibt es viele Aktivitäten in diese Richtung sowohl an den Hochschulen als auch in der Wirtschaft. Trotzdem müssen wir uns offenbar noch stärker anstrengen, aus oft staatlich geförderter F&E nachhaltige Produkte und Unternehmen zu bauen. Wir brauchen mehr Unternehmensgründer und wir brauchen mehr Kapital, die diese im Markt erfolgreich machen. Karlsruhe ist im Vergleich zum Wettbewerb nicht besonders groß in Wirtschaftskraft und Bevölkerung. Wichtige Faktoren wie historische Ausgangsposition (z.B. als politische Hauptstadt) oder eine etablierte Industriebasis sind im Vergleich zu den europäischen Schwergewichten nicht aufholbar. Gerade deshalb müssen wir in Sachen langfristiger Forschungs- und Innovationspolitik sowie der Klasse »Bildungseinrichtungen und andere Innovationsakteure« in der ersten Liga mitspielen. Die Vernetzung zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik funktioniert in Karlsruhe. Aber wir müssen unser PS gerade beim Transfer der Forschungsergebnisse in marktfähige Produkte noch besser auf die Straße bringen, sonst werden wir unweigerlich von Regionen in unserem Umfeld überholt. Das ist übrigens auch ein Ergebnis der Studie: Exzellente IKTRegionen liegen meist in geografischer Nähe zueinander. Die Hälfte der 34 besten Hubs sind Nachbarn. Konkurrenz belebt das Geschäft und das Gras sieht dort manchmal grüner aus. Und wenn nicht alles täuscht, haben die nördlichen Nachbarregionen aktuell sehr gute Gärtner in Wissenschaft, Politik und Wirtschaft und ausreichend Dünger in der Scheune. Es wird Sommer. Gehen wir raus und lassen IKT-Pflanzen wachsen. Und wir sollten nicht nur neu züchten, sondern auch den besten Blumenladen haben und die schönsten Sträuße binden. Matthias Hornberger ist seit 2010 Vorstandsvorsitzender des CyberForum e.V.. Er ist im Hauptberuf CFO der KIZOO AG (ehemals WEB.DE AG), deren Vorstand er seit dem Börsen­ gang im Jahr 2000 angehört. Die Durlacher KIZOO Technology Ventures hilft jungen StartupTeams im IT-Umfeld zu wachsen. Der Schwerpunkt liegt auf Seed- und Frühphasen-Finanzierungen von SaaS, Internet & Mobile Services und Social Applications.

Spitzenwerte für die IKT Karlsruhe. Quelle: IKT-Broschüre VKSI MAGAZIN Nr. 10 Mai 2014

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IMPRESSUM Impressum Organ des VKSI – Verein der Karlsruher Software-Ingenieure 5. Jahrgang, Heft 10 / Mai 2014 www.vksi.de ISSN 1869-5442 ViSdP.: Christian Popp, Prof. Dr. Ralf Reussner, Prof. August Wegmann Herausgeber: VKSI – Verein der Karlsruher Software-Ingenieure e.V., www.vksi.de Vorstand: Christian Popp, Prof. Dr. Ralf Reussner, Prof. August Wegmann Anschrift: Prof. Dr. Ralf Reussner FZI Forschungszentrum Informatik Haid-und-Neu-Straße 10-14 76131 Karlsruhe Redaktion: Dr. Susann Mathis, Karlsruhe, www.susann-mathis.de, redaktion@vksi.de Telefon +49 721 38 42 435 Gestaltung: Jochen Härtel, designteam, München, www.designteam.eu Druck: NINO Druck GmbH Anzeigen: redaktion@vksi.de Erscheinungsweise: 2 Ausgaben pro Jahr

Urheberrecht: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages unzulässig. Alle Rechte vorbehalten. Gewährleistung: Die Angaben in den Beiträgen erfolgen nach bestem Wissen, aber ohne Gewährleistung. Beiträge: Beiträge sind grundsätzlich willkommen. Bitte sprechen Sie diese mit Dr. Susann Mathis ab. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Abbildungen wird keine Haftung übernommen. Verfasser stimmen dem Abdruck zu und versichern, dass die Einsendungen frei von Rechten Dritter sind. Namentlich gekennzeichnete Beiträge enthalten die Meinung der Autoren. Nicht gekennzeichnete Beiträge sind Beiträge der Redaktion. Der Verein der Karlsruher Softwareingenieure e.V. (VKSI) wurde im Oktober 2008 gegründet. Sein Vereinsziel lautet, eigenständige und fokussierte Maßnahmen zu ergreifen, um die öffentliche Wahrnehmung der Softwaretechnik als Ingenieurdisziplin zu fördern, Kenntnisse und Erfahrungen in der Softwaretechnik zusammenzuführen und weiterzugeben, Innovationen in der Softwaretechnik zu beschleunigen und zu verbreiten und den wissenschaftlich-technischen Nachwuchs zu fördern. Der Verein hat sich darüber hinaus zum Ziel gesetzt, ein Bild über die Vielfalt von Software Engineering in Karlsruhe zu vermitteln und die Attraktivität des Karlsruher Software-Arbeitsmarktes zu transportieren. Bildnachweis: Dreaming Andy - Fotolia.com/J. Härtel S. 1, 18; Wibu Systems AG S. 4, 5, 6; Stauke - Fotolia S. 10; Dr. Susann Mathis S. 10, 11, 27; CyberForum S.12; entwicklertag.de S. 14, 15; Tom K ­ ohler S. 19, 20

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Wenn Maschinen für Maschinen schreiben Weil es einfacher ist, Zeitungsmeldungen zu schreiben als Schach zu spielen, haben die ersten Roboterjournalisten den Turing-Test schnell bestanden: Bei einfachen Meldungen kann man nicht herausfinden, ob der Text von einem Menschen oder von einer Maschine geschrieben wurde. Denn eine ein­ fache journalistische Meldung gibt Antwort auf die berühmten sieben journalistischen W-Fragen: Wer? Was? Wann? Wo? Wie? Warum? Woher/welche Quelle? Oft kann diese Fragen ein Computer genauso gut beantworten. Und, machen wir uns nichts vor, Menschen verwenden für diese Art von Text auch nur die immer gleichen Textbausteine. Zentral ist die Geschwindigkeit: Die vom Computer verfassten Texte stehen ratzfatz bereit, da muss kein Journalist geweckt werden, kein Kaffee gekocht, kein Verb gesucht und keine Überschrift von Hand formatiert werden… und wer als Erster meldet, kriegt viele Klicks. In diesem Sinne muss „Verständlichkeit“ neu definiert werden, denn in erster Linie geht es ja darum, dass diese von Computern verfassten Texte von anderen Computern schnell gefunden werden. Ursprünglich sind Zeitungen aus dem Bedarf nach genau dieser schnellen und nüchternen Information entstanden, nämlich weil die Wirtschaft Nachrichten über Schiffsuntergänge, politische Krisen oder den Ausbruch von Kriegen brauchte. Im Mittelalter übernahmen von Hand abgeschriebene

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Kaufmannsbriefe diese Aufgabe. Die ersten gedruckten Zeitungen erschienen dann zu Beginn des 17. Jahrhunderts, wie es hieß: „Zur befürderung unnd gewinnung der Zeit“, die sonst mit „Abschreiben“ verbracht worden war. Sukzessive kamen dann zur Nachrichtenproduktion neue Formate wie Leitartikel, Reportagen, Kommentare, Portraits, Glossen und Interviews hinzu. Mit Hilfe der schreibenden Algorithmen sollen Journalisten genau dafür wieder mehr Zeit gewinnen: vielschichtige Zusammenhänge recherchieren und beschreiben, statt schnöde Nachrichten produzieren. Das wäre schön. Theoretisch. Warum aber befürchte ich, dass ich nur immer noch mehr zugemüllt werde mit austauschbarem „Bliblablo“? Weil sich viele Verleger und Content-Manager über Algorithmen freuen, die weder Gehalt noch Krankenversicherung brauchen und trotzdem viele irgendwie verständliche Sätze auf die Seiten bringen. Egal, soll mein Computer halt den langweiligen Unfug lesen. Herzlich,

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