BOSV Nachrichten April 2014

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Joscha Burkhalter Schweiz eine Biathlon Olympiamedaille. Zu diesem Zeitpunkt konntest du wieder mit dem regelmässigen Training beginnen. Durch die Krankheit konnte ich die Olympischen Spiele sehr gut verfolgen und es gab mir schon einen gewissen Kick. Endlich durfte ich selber wieder mit Sport beginnen. Auf Rat der Ärzte zuerst nur mit Pulsfrequenzen unter 130 Schlägen pro Minuten und Anfang März dann immerhin mit 150 Schlägen pro Minute. So trainierte ich wieder Grundlagentraining, noch keine intensive Einheiten.

Joscha in Leysin

Nach einer schwierigen Saison steht Joscha Burkhalter vor einem Neuanfang. Zwischen Training und Schule findet der 17jährige noch Zeit den J+S Kurs zu absolvieren und zwischen Theorie und Praxis im Kurs setzt sich der Biathlet mit den BOSV-Nachrichten an einen Tisch. BN: Joscha, die Saison 13/14 muss dir ewig lang erschienen sein? Eine Woche vor dem ersten Wettkampf bekam ich die Diagnose pfeiffersches Drüsenfieber; da fiel ich in ein ziemlich tiefes Loch. Das Härteste war jeweils die Ranglisten von den Kollegen zu studieren und das jede Woche wieder. Die Trainer und Ärzte verordneten mir absolute Ruhe. In regelmässigen Abständen wurden dann meine Milz- und Leberwerte kontrolliert. BN: Das pfeiffersche Drüsenfieber ist eine Krankheit, die bei Ausdauersportlern oft vorkommt. Ist Leistungssport noch gesund? Diese Krankheit kann alle Menschen erfassen und hat absolut keinen Zusammenhang mit dem Leistungssport. Da die Krankheit aber sehr unterschiedlich ausbricht, werden die Symptome oft nur bei Sportlern erkannt. Bei Nicht-Sportlern kann die Krankheit fast spurlos vorübergehen, aber später auch nachgewiesen werden. BN: An den Olympischen Spielen wurde Schweizer Sportgeschichte geschrieben. Selina Gasparin holte erstmals für die

BN: Dein Vorbild Martin Fourcade holte ebenfalls Medaillen an den Olympischen Spielen. Hast du ihn schon einmal persönlich getroffen ? Ja im Trainingslager mit dem BOSV in Oberhof; das war ein super Erlebnis. Die Franzosen trainierten zur gleichen Zeit in der Skihalle. Es war schon beeindruckend wie schnell auf Weltcupniveau geschossen wird. Nur schon der ganze Handlungsablauf mit der Waffe. Jeder Feldweibel wäre neidisch... BN: Was geht einem so jungen Athleten durch den Kopf wenn sein Idol auf dem gleichen Foto ist? Das ist schwer einzuordnen. Mich beeindruckte, dass er sich trotz Training, Zeit dafür nahm, mit mir ein Foto zu machen und zwei, drei Worte zu wechseln. Jedenfalls ist es eine sehr schöne Erinnerung. BN: War das auch Motivation für deine lange Krankheitsgeschichte ? (Zögert) Ja, nein, nicht direkt; ich versuchte einfach viele eigene positive Erlebnisse abzurufen, beispielsweise eigene gute Wettkämpfe. Aber entscheidend war, dass ich die Ratschläge der Trainer und Ärzte befolgt habe. BN: Ende März an den Schweizermeisterschaft konntest du wieder ins Renngeschehen eingreifen. Wann fiel der Entscheid, dass du an den Start gehst? Obschon ich die ganze Saison gehofft hatte wieder Wettkämpfe zu laufen, entschied ich mich erst 10 Tage vorher, am Samstag an den Start zu gehen. Für den Sonntag hatte ich noch keine Pläne, ich entschied erst am Samstagabend, nachdem das erste Rennen

sehr gut verlaufen war und ich mich relativ rasch erholen konnte, dass ich am Sonntag auch starten werde. Am Mittwoch zuvor konnte ich an einem Intervalltraining mit den Gleichaltrigen an der Sportschule Brig mithalten, dies gab mir eine gewisse Sicherheit im läuferischen Bereich, aber ich wusste nicht wie sich der Schiessrhythmus unter der Belastung verhält. BN: Das erste Rennen verlief schon sehr gut mit dem vierten Rang. Dann hast du am nächsten Tag gleich mit dem Sieg nachgedoppelt. Sind das die Comebacks wie sie nur ganz grosse Sportler abliefern? (Zögert ) Kein Ahnung, ich denke ich hätte eine Woche zuvor schon starten können aber ich befolgte wiederum den Rat der Ärzte und Trainer, deshalb verlief wohl die Genesung auch recht gut. BN: 2022 Burkhalter sichert sich die erste Olympische Goldmedaille im Biathlon für die Schweiz! Was löst diese Schlagzeile in dir aus? Ja schwer zum sagen: sicher Freude und Emotionen, aber realistisch gesehen ist es ein brutal langer Weg. Natürlich hoffe ich, dass es schon früher einem Schweizer gelingt die Goldmedaille zu holen. Damit würde der eingeschlagene Weg bestätigt und Vieles für 2022 wieder geebnet. Die Medaille würde ich sehr gerne nehmen, aber wie gesagt, es ist ein langer Weg. BN: Sportliche Erfolge können nicht geplant werden. Wie sieht der Plan B aus? Momentan die Matura in Brig. Dann wird es sich entscheiden, wie erfolgreich ich im Sport bin. Ich könnte mir vorstellen, mit einem Sportstudium ab zu schliessen. Aber konkrete Pläne sind noch nicht vorhanden. BN: Besten Dank und viel Erfolg auf deinem Weg!


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