Vinschgerwind Ausgabe 11-16

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26.05.16

Vinschgerwind 11-16

/POLITIK/ 5

St. Valentin

V

on einer Bausünde spricht man dann, wenn jemand ein Fenster zuviel ausgebrochen, ein paar Zentimeter zuviel Maß genommen oder ein klein wenig zu hoch gebaut hat. Dann hagelt es Strafen. Von einer Bausünde in St. Valentin auf der Haide zu sprechen, wäre völlig untertrieben. Hinter der Villa Waldkönigin hat der Besitzer des 4-Sterne Hotels schätzungsweise 1500 bis 2000 Kubikmeter verbaut (das entspricht 3 bis 4 Einfamilienhäuser), ohne Baukonzession, sogar ohne entsprechende Bauleitplanänderung. Völlig illegal also. Drei Tage nach einer Anzeige von Christoph Hofer hat der Grauner BM Heinrich Noggler den Bau eingestellt. Das war letzte Woche. Der Hotelier Konstantin Punt hatte eine Baukonzession und zwar für eine unterirdisch angelegte Wellnessanlage. Punt ließ allerdings auf dieser Anlage hinter dem

denkmalgeschützen Waldkönigin-Gebäude einfach jene Kubikmeter hochziehen, aus Fertigbetonteilen, für eine rasche Fertigstellung. Im Dezember 2015 hatte der Grauner Gemeindeausschuss per Beschluss das Verfahren für eine Bauleitplanänderung eingeleitet: Bei der Villa Waldkönigin sollte, so der Antrag der Besitzer, die Baudichte erhöht werden. Punt hat, ohne das Verfahren der Bauleitplanänderung abzuwarten, einfach gebaut oder bauen lassen. Demnächst soll es, so kündigt es Hofer an, eine auch von der Gemeinde unabhängige Expertise über die Vorgänge rund um die Villa Waldkönigin geben, in der Daten und Fakten aneinandergereiht werden sollen. Am Donnerstag verschickte BM Noggler die Einladung zu einer Dringlichkeitssitzung des Gemeinderates für Freitag, den 20. Mai. Einziger Tagesordungspunkt: Bauleitplanänderungen.

Foto: Andreas Waldner

Mehr als eine Bausünde

Gebaut ohne Genehmigungen: Villa Waldkönigin in St. Valentin Neben anderen kam auch die Villa Waldkönigin zur Sprache. Genehmigt wurde,nach einem positiven Gutachten der Raumordnungskommission, die Aufstockung der Baudichte von 1,6 auf 2,0 m3/m2 und die Aufstockung der Versiegelung von 70 auf 80 Prozent. Einstimmig. Dieser Beschluss geht nun in die Landesregierung und erst nach deren Beschluss kann um eine Baukonzession angesucht

werden. Das kann dauern. BM Noggler sagt, dass man den Leuten helfen wolle, schließlich handle es sich um einen Leitbetrieb, um das einzige 4-Sterne Hotel in der Gemeinde Graun. Eine Abrissverfügung kommt demnach nicht in Frage. Für Punt wird die Sache teuer. Nach einem Sanierungskonzept wird es eine verdammt hohe Verwaltungsstrafe geben. (eb)

Mals

„Viehbauern haben nichts zu befürchten“

Foto: Erwin Bernhart

Vinschgerwind: Sie sind Landwirtschaftsreferent der Gemeinde Mals. Viele Viehbauern sind verunsichert. Wohin soll sich die Viehwirtschaft in der

Gemeinde Mals entwickeln? Günther Wallnöfer: Der Viehwirtscahft in der Gemeinde Mals machen wir keine Vorschriften, außer dass der Pestizideinsatz beim Maisanbau in zwei Jahren verboten sein wird. Wir werden in unseren Mensen den Einsatz von heimischen Fleisch unterstützen. Was in unserer Macht steht, das werden wir unterstützen. Natürlich können wir keine biologische Käserei eröffnen. Wir haben kürzlich in Deutschland die Methode der mechanischen Unkrautbekämpfung besich-

Günther Wallnöfer ist Biobauer in Laatsch. Seit Mai 2015 ist er Referent unter anderem für die Landwirtschaft in der Gemeinde Mals

tigt. Das werden wir unterstützen. Vinschgerwind: Begonnen hat die Debatte in Mals vor allem wegen mit Pestiziden verunreinigtem Heu. Dies wurde auch in Ihrem Biobetrieb gemessen. Die Viehbauern, die rund 30 Prozent ihrer Futtermittel, sei es Kraftfutter oder Heu, hinzukaufen, stellen sich die Frage, ob diese Zukäufe auf Pestizidrückstände untersucht werden müssen. Sollen solche Kontrollen gemacht werden? Wallnöfer: Ob konventionelles Kraftfutter verunreinigt ist, das soll sich jeder konventionelle Bauer selbst kontrollieren. Dieses Kraftfutter fügt ja dem Nachbarn und der Natur keinen Schaden zu. Es stellt sich in diesem Fall zum Beispiel nicht die Frage, ob ich Holunderblüten sammeln kann oder nicht, wie sie sich in der Nähe einer Apfelwiese stellt. Uns

geht es um die Gesundheit der Bevölkerung und darum, dass die biologische Wirtschaftsweise ohne Abdrift weiterhin im oberen Vinschgau wachsen kann. Vinschgerwind: Außer beim Maisanbau werden die konventionell arbeitenden Viehbauern in der Gemeinde Mals weiterhin so arbeiten können wie bisher? Wallnöfer: Die Viehbauern haben nichts zu befürchten, die können gleich weiterarbeiten wie bisher. Was jetzt nicht unmittelbar mit der Gemeinde Mals zu tun hat, das ist der Milchpreis. Nur ein Beispiel: Bei unserer Besichtigung eines Hofes in Deutschland hat uns der Bauer mit 60 Schwarzbunten Kühen gesagt, dass er auf Bio umstellt. Derzeit erhält er für den Kilo Milch 25 Cent und bei Bio wird er 49 Cent erhalten. Interview: Erwin Bernhart


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