DIFFMAG °05 2018

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33 FLASHBACK

Es war der Tag, an dem die Wehrmacht Luxemburg überfiel und die französische Armee unter anderem in Differdingen versuchte, die Deutschen zurückzudrängen. Die Deutschen warfen damals sage und schreibe 250.000 Mann, 22.000 Fahrzeuge und 55.000 Pferde über unser Land an die Front. Text und Illustr.: Roby Fleischhauer

DIE „SPAHIS“ IM EINSATZ Für den Abschnitt Differdingen waren vor allem die kolonialen „Spahis“ beim Angriff auf die deutschen Invasoren an vorderster Front. Die Spahis, (vom Türkischen „Sipahi“, dt.: Reiter) waren nordafrikanische Reitertruppen. Sie gaben mit ihren farbigen Uniformen und den gezogenen Säbel ein schönes Bild ab. Der General P. Jouffrault schwärmt in seinem Buch „Les spahis au feu“ von dem herrlichen Bild der Reitertruppen, welche ins Tal der „Crosnière“ hinab galoppierten und den gegenüberliegenden Hang wieder hinauf bis auf das „Plateau des Vesquenhaff“ respektiv des „Roudenhaff“.

Sie gaben mit ihren farbigen Uniformen und den gezogenen Säbel ein schönes Bild ab. Von hier aus hatten sie eine herrliche Sicht über die Ebene bis zur Hauptstadt. Die Strategie der französischen Armee gegenüber der hochgerüsteten Wehrmacht war allerdings weniger glorreich. Es begann damit, dass das Kommando zum Übertreten der Grenze und zum Angriff auf die deutschen Soldaten, welche sich von Bascharage her auf die Grenze zu bewegten, viel zu spät kam. Jouffrault schreibt: „Il a fallu dix heures au Commandement français pour se rendre compte de l’invasion et donner l’ordre

Ein Porträt von General P. Jouffrault

d’exécution de la parade préparée. La surprise a été complète: elle est impardonnable.“ So kam es, dass die Linien Petingen-Esch und Bascharage-Bettemburg, welche als Erstes von den französischen Truppen erreicht werden sollten, bereits vom Gegner eingenommen waren. Die Kommunikation zwischen den Truppenteilen funktionierte kaum. Meldungen und Befehle mussten per Boten an die Truppen weitergeleitet werden, was die ganze Bewegung arg lähmte. Die Spahis mit ihren kleineren Geschützen, unterstützt von einer Radfahrertruppe, schlugen sich tapfer, erlitten aber gegenüber der hochgerüste-

ten Wehrmacht viele Rückschläge. Es fehlte an geeigneten Waffen. Beispiel: Auf die „Fieselerstörche“, die Kleinflugzeuge der Deutschen, schossen die Spahis mit ihren Gewehren auf ihren Pferden galoppierend. Die Franzosen nahmen Niederkorn, Differdingen und Oberkorn ein. Jouffrault schreibt: „Les braves Luxembourgeois comblent les soldats français de vivres, de douceurs et d’attention.“ Es war allerdings auch so, dass der französische Versorgungstross nicht folgte. Ihr Hauptquartier richtete die Armeeführung im Café Kihn in Oberkorn ein. Auf dem Zolwerknapp befand sich eine Beobachtungsstation. Dem Differdinger Bürgermeister Pierre Gansen („Gansens Péiter“) wurde in Oberkorn auf sehr ruppige Art von den Offizieren befohlen, die Differdinger Bevölkerung zu evakuieren. Die französischen Soldaten irrten ziemlich verloren in Differdingen umher. Die Differdinger zeigten ihnen den Weg und teilten ihnen mit, wo sie deutsches Militär vermuteten. René Logelin, der damals Briefträger in Differdingen war, erzählte dem Autor dieses Artikels, dass er auf französische Soldaten stieß, welche kaum noch Munition für ihre Gewehre hatten und trotzdem auf die deutschen Besatzer losgingen. Die Telefonleitung nach Frankreich stand noch, so dass Differdinger Bürger Meldungen an das französische Kommando weiterleiten konnten.


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