Zielausrichtung A1

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Erfolgsrezept für das gemeinschaftliche Verständnis der strategischen Ausrichtung

A1 Zielausrichtung

Können du und dein Team die folgenden Fragen mit Leichtigkeit beantworten?

Worum geht es eigentlich genau? Was wollen wir erreichen? Was und warum kann es nicht so bleiben, wie es ist? Und warum braucht es dafür euch als Team?

Könnt ihr die Fragen nicht wie aus der Pistole geschossen beantworten, fehlt euch die gemeinsame Zielausrichtung! Durch das Beantworten dieser Fragen zeichnet ihr ein klares Bild der aktuellen Ausgangslage, der Absicht und dem resultierenden Nutzen. Mit der Zielausrichtung wird – am besten als erster und wichtigster Schritt im Vorhaben – der Rahmen der Zusammenarbeit abgesteckt.

Warum ist das so wichtig?

Weil eure Zielausrichtung fortan als inhaltliche Leitlinie und als Ansporn dient. Sie soll intrinsische Motivation wecken und alle Beteiligten dabei unterstützen, auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten. So entsteht ein Grundverständnis für das große Ganze.

Nebenbei sorgt sie dafür, dass alle mit Sicherheit verstehen, warum ihr überhaupt zusammenarbeitet. Ohne diese Klarheit fühlt sich ein gemeinsames Vorhaben beliebig, austauschbar oder – im schlimmsten Fall – sogar sinnlos an. Doch mit einer soliden Zielausrichtung seid ihr bestens gewappnet, um gemeinsam Großes zu schaffen!

Am Ende macht sich jede:r ein eigenes Bild vom zu erreichenden Ziel – uns sollte in der Zusammenarbeit daran gelegen sein, dass diese Einzelbilder nicht zu weit auseinanderliegen.

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Kernfrage: Wie leicht fällt es dir und deinem Team, das Ergebnis eurer Bemühungen vor dem inneren Auge zu verbildlichen?

Ihr kennt es vielleicht als: Nordstern, Big Picture, Mission Statement, Projekt-Steckbrief

wenn ihr keine gemeinsame ausrichtung habt

ihr nicht voran kommt 40
wenn
Sehr schwer Eher schwer Kann ich nicht beurteilen Eher leicht Sehr leicht

Eine:r

Zielausrichtung? Es wissen doch eh alle, was zu tun ist.

Andere:r

Wir alle glauben zu wissen, was von uns verlangt wird, ja. Aber sind wir sicher, dass wir dasselbe Ziel vor Augen haben? Wenn nicht, drehen wir nämlich ziemlich viele Schleifen. Darauf habe ich eigentlich keine Lust.

Als ließe sich das wirklich vermeiden, ... Offen gesagt: Wir müssen uns auf die Herausforderungen im Jetzt konzentrieren!

Fire Fighting und Aktionismus meinst du? Wie immer also? Mal ehrlich, ohne Kontext werden ganz schnell die ersten Stimmen über Sinn und Unsinn des ganzen Vorhabens laut.

Na ja, so jetzt auch wieder nicht. Wir fangen halt mal an. Dann sehen wir schon. Ich meine, dass sich die Ziele unterwegs sowieso wieder ändern werden.

Ja doch nur, weil sie genau mit einer solchen Haltung zu Beginn nur ganz vage und schwammig formuliert wurden. Hört sich für mich an, als hätten wir beide schon jetzt unterschiedliche Ziele vor Augen.

Na, wie soll das denn auch gehen? Im Detail sieht man es halt oft erst, wenn es soweit ist.

Ich will nur vermeiden, dass wir blind im Nebel herumstochern und alle in unterschiedliche Richtungen laufen.

Was schlägst du vor?

Eine Zielausrichtung, gleich von Anfang an, mit der wir uns alle einen grundsoliden Überblick verschaffen. Den Weg im Detail suchen wir dann gemeinsam. Und wenn es nötig ist, passen wir den Kurs für alle erkennbar an.

Zielklarheit vom Start weg? Neuausrichtungen ohne viel Lärm als ganz normaler Teil unserer Arbeit? Okay, du hast mich! Dann lass uns mal unser gemeinsames Thema durchgehen.

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Die Zielausrichtung ist da, um die großen W-Fragen zu beantworten: Wieso?

Weshalb? Warum?

Mit der Zielausrichtung klärt ihr, wieso die Ausgangslage nicht so bleiben kann und was ihr erreichen wollt, um dies zu verändern. Im besten Fall ist diese Veränderung für alle Beteiligten attraktiv und erstrebenswert. Mindestens muss die Zielausrichtung jedoch ein grundlegendes Verständnis des aktuellen Ist- und gewünschten Zielzustands vermitteln, um die anstehenden Bemühungen zu rechtfertigen.

Bringt euch in die Lage, Veränderung selbst zu gestalten. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten verstehen, wovon sie sich entfernen, ggf. sogar lösen, und worauf sie zusteuern müssen. Nur wenn ihr den Weg („weg von … hin zu …“) und die Notwendigkeit („um nicht … um zu …“) versteht, könnt ihr geeignete Entscheidungen treffen. Diese tragen dazu bei, das gemeinsame Ziel zu erreichen und alte Pfade zu verlassen.

Ein gemeinsames Verständnis eurer Ziele spart Zeit, Nerven und Energie.

Ohne klare Zielausrichtung tauchen Fragen wie „Was machen wir hier eigentlich?“ auf. Daraus folgen Unsicherheit, blinder Aktionismus oder zeitraubende Grundsatzdiskussionen.

Ohne ein klares Ziel …

• ... ist es schwierig, Entscheidungen zu treffen, die euch eurem Ziel näher bringen .

• ... wisst ihr nicht, ob ihr die beabsichtigte Wirkung erzielt.

• ... ist nie ein klares Ende in Sicht.

• ... fehlt euch ein Gespür dafür, was eure Arbeit zum großen Ganzen beiträgt.

• ... geht euch schnell der Fokus verloren.

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„Davon wollen wir weg!“ – „Da wollen wir hin!“

Ohne eine gemeinsame Ausrichtung …

• ... ist es schwierig, die verschiedenen Teilergebnisse, die ihr erarbeitet, zu einem Ganzen zusammenzuführen.

• ... fehlt euch ein Orientierungspunkt, wenn ihr Änderungswünsche beurteilen sollt.

• ... fällt es euch schwer, zwischen unterschiedlichen Meinungen und Optionen abzuwägen.

• ... sind Missverständnisse vorprogrammiert.

Wenn ihr euch in den hier aufgeführten Punkten wiedererkennt, führen die Unstimmigkeiten und Unklarheiten zweifellos zu Frustration und vergeudeten Anstrengungen. Wenn ihr jedoch eine zentrale Beschreibung habt, könnt ihr einander Orientierung geben. Nutzt die Zielausrichtung, um euch besser aufeinander einzustimmen und herauszufinden, wo es unterschiedliche Auffassungen gibt, um zu einer gemeinsamen Vorgehensweise zu gelangen.

Das gemeinsame Formulieren macht den Unterschied.

Bei jedem Vorhaben ist es wichtig, dass die Teammitglieder den Kern der Sache verstehen. Am besten sind die schon bei der Definition beteiligt: Warum unternehmen wir diese Anstrengung? Wem dient es und was ist der erwartete Nutzen?

Die Ausgangslage stellt den Grund und Anlass für die Zusammenarbeit dar. Sie erklärt die Umstände, die die Notwendigkeit der Veränderung hervorgerufen haben. Die Relevanz gewährleistet Klarheit über die potenziellen negativen Auswirkungen, wenn das Ziel nicht erreicht wird.

Der Zielzustand liefert die Orientierung für das erwartete Ergebnis, während der Nutzen die positive Wirkung und Bedeutung der Veränderung darstellt. Schließlich enthält die Absichtserklärung eure gemeinschaftliche Entscheidung und euer Engagement, diese Veränderung anzustreben und zu verfolgen.

„Schluss mit Larifari! [Ab jetzt] nur noch konkret reden“

Peter Fox – Alles Neu

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90 Min. Team-Workshop

Weg

10 Min. jede:r für sich

Wie geht das?

1 Ausgangslage eingrenzen

Skizziert gemeinsam die aktuelle Situation: „In unserer Welt gibt es ...“ Notiert die spezifischen Herausforderungen und Probleme, denen ihr gegenübersteht: „Das Problem/nicht genutzte Potenzial daran ist ...“ Welche Erkenntnis leitet ihr daraus für euer gemeinsames Vorhaben ab? „Und daraus haben wir gelernt, dass …“

30 Min. gemeinsamer Abgleich und Verdichtung

2 Relevanz aufzeigen

Erörtert, warum dieses Thema gerade jetzt relevant ist und warum es dringenden Handlungsbedarf gibt. Wer sind die Betroffenen? Verdeutlicht den Ernst der Lage! Diskutiert und notiert, welche negativen Konsequenzen ein Nichtstun hätte: „Andernfalls müssen wir befürchten, dass …“

3 Zielzustand beschreiben

10 Min. jede:r für sich

Formuliert gemeinsam eure klaren Visionen für die Zukunft, in denen Chancen und Verbesserungen im Vordergrund stehen: „Daher müssen wir Wege finden, um … zu erreichen.“ Wie soll die Welt hinterher aussehen? „Dass wir unser Ziel erreicht haben, werden wir an ... erkennen.“

30 Min. gemeinsamer Abgleich und Verdichtung

In einem Satz

10 Min. gemeinsam

4 Nutzen herausstellen Überlegt zusammen, welche positiven Veränderungen ihr als Team für wen herbeiführen wollt: „Damit erreichen wir, dass ...“ „Das nützt vor allem ...“

5 Absichtserklärung formulieren

Unserer Erfahrung nach liegt eine besondere Stärke darin, eure Entschlossenheit und das angestrebte Ziel in einem prägnanten Satz zusammenzufassen: „Ja, wir entschließen uns dazu … [Vorhaben] und … [Ziel], damit … [Nutzen] für … [Betroffene].“ Solltet ihr dabei auf Bestehendem aufbauen, dann formuliert dies explizit als Teil der Absichtserklärung.

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von …/ um nicht … Hin zu .../ um zu …

Ausgangslage

Wie sieht die Welt heute aus und was ist die Herausforderung?

Zielzustand

Relevanz

Weg von Wie soll die Welt danach aussehen?

Um nicht

Warum kann es für wen nicht so bleiben, wie es ist?

Absichtserklärung in einem Satz Ja, wir entschließen uns dazu ...

Hin zu

Um zu

Was wollen wir für wen bewirken?

Nutzen

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5 4 3 2 1

Für mehr Anleitung zu Design Thinking können wir die Stanford d.school oder das Hasso-PlattnerInstitut empfehlen.

Tipps und Tricks?

Ihr könnt euch nicht auf eine Zielausrichtung einigen? Startet mit einem Minimalziel, um ins Tun zu kommen. Auf ein Minimalziel könnt ihr euch in der Regel schnell und leicht verständigen. Aus der Notwendigkeit heraus haben alle ein Gespür dafür, was ihr mindestens erreichen müsst. Insbesondere, wenn ihr als Beteiligte unter der heutigen Situation Nachteile erfahrt, liegen die ersten Teilziele oft auf der Hand.

Ihr seid euch noch sehr unsicher, wohin die Reise gehen soll? Organisiert einen Design-Thinking-Workshop. Durch den Design-Thinking-Prozess bekommt ihr über konkrete Beispiele, Referenzen und Geschichten zunächst ein besseres Verständnis für den Problemraum („weg von …/ um nicht …“) und Klarheit zum erwartbaren Lösungsraum („hin zu …/ um zu …“). So sortiert ihr die vorliegenden Informationen und strukturiert eure Gedanken und Beobachtungen. Das hilft, die Zielausrichtung zu finden.

Eure Band, euer Tennisverein oder euer Urban-Gardening-Projekt hat Großes vor? Der Strategie-Workshop für alle. Wenn es eine Sache gibt, die erfolgreiche Gruppen von erfolglosen unterscheidet, dann ist es ihre Fähigkeit, Aktivitäten punktgenau auf ein abgestimmtes Ziel hin zu planen. Deshalb braucht jede Zusammenarbeit so etwas wie eine „Strategie“: Richtet eure Pläne an einem gemeinsamen Ziel aus und schwört euch darauf ein! So kristallisiert sich die gemeinsame Strategie heraus:

1. Ladet alle ein, die ihr mit im Boot braucht.

2. Diskutiert die Fragestellungen der vierhochzwei-Zielausrichtung (siehe vorherige Seiten).

3. Dokumentiert live oder im Nachgang das Resultat eurer Diskussionen.

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Euer Projekt startet gerade? Hier ein Vorschlag für die Agenda des Kick-off-Meetings. Der Kick-off ist das wichtigste Ereignis zu Beginn eines Projekts. Er legt den Grundstein, beseitigt Unsicherheiten und hat großen Einfluss auf die Motivation des Projektteams. Das kann über den Erfolg oder Misserfolg entscheiden! Die Fragen zur Zielorientierung können den Kern eurer Kick-off-Agenda bilden.

1. Ausgangslage und Relevanz: Der Sponsor oder die Betroffenen präsentieren die heutige Situation und Herausforderung.

2. Zielzustand und Nutzen: Alle diskutieren die Projektziele.

3. Absichtserklärung: Ihr formuliert den einen Satz, der euer Projekt auf den Punkt bringt. Für mehr Verbindlichkeit könnt ihr die Absichtserklärung unterschreiben.

4. Für komplexere Projekte könnt ihr weitere Elemente z. B. die Affektbilanz (A2) oder Wertströme (B1) erarbeiten.

5. Lasst die Korken zum Startschuss der Zusammenarbeit fliegen.

Schwierige E-Mail, Blogbeitrag oder Videoansprache zu erstellen? Liefere Klarheit und gib Orientierung. Manchmal befindest du dich in der schwierigen Situation, ein Thema in einer Text-, Videobotschaft oder Präsentation mit nur wenigen Sätzen auf den Punkt bringen zu müssen. Egal, wie du kommunizierst, die Inhalte sollten so strukturiert und aufbereitet sein, dass sie Klarheit schaffen und Orientierung bieten. Nutze dazu die Struktur der Zielausrichtung wie folgt:

1. Starte mit deiner Absichtserklärung: Das ist die Kernbotschaft.

2. Gliedere deinen Text in „weg von … um nicht …“ und „hin zu … um zu…“ und nutze die vierhochzwei Fragestellungen (siehe vorherige Seiten), um den Kontext so präzise wie möglich zu vermitteln.

3. Wähle prägnante Beispiele, Zahlen, Daten und Fakten, die deine Argumente stützen. Überlege dir dazu, was für deine Zielgruppe am besten geeignet ist. Wen sprichst du genau an? Was ist deren Bezug zum Thema?

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