VIENNA ART WEEK 2012 - Predicting Memories

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Martin Böhm Präsident Art Cluster Vienna Robert Punkenhofer Künstlerischer Leiter vienna art Week

© Klemens Horvath

Als Kunstfestival wurde die heuer bereits zum achten Mal stattfindende VIENNA ART WEEK zu einem Publikumsmagneten. Unter dem Titel »Predicting Memories« sucht das vom DOROTHEUM initiierte und vom Art Cluster Vienna gestaltete hochkarätige Programm heuer jene komplexe Beziehung zwischen Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft zu erkunden, aus der sich medial stark besetzte Begriffe wie Zukunfts­prognose und Erinnerungskultur ableiten. In Ausstellungen und Panels in Museen und Kunstinstitutionen, bei Galerienund Studiorundgängen, Performances und Projekten der Off-Szene richtet die VIENNA ART WEEK den Fokus 2012 auf Kunst als Gedächtnis- und Wissensspeicher. Unser Dank gilt allen Programmpartnern und Sponsoren, die dies ermöglichen!

Dass sich in unserer digitalen Welt Infor­ mationen rasch verbreiten und grenzenlos zirkulieren, hat auch Auswirkungen auf die Kunst, deren Öffentlichkeitswirksamkeit steigt. Mit Digitalisierung verbindet man heute im Allgemeinen einen besseren Zugang zu Information – gleichzeitig lässt sich die Tendenz erkennen, Erinnerungen an digitale Medien auszulagern, wodurch unser Verständnis von individueller und kollektiver Identität stark beeinflusst wird. Auch in der aktuellen Kunstproduktion findet ein Wandel statt – in der Art und Weise, wie sich Künstlerinnen und Künstler mit Gegenwart und Zeitgeschichte befassen, und auch hinsichtlich der Rahmenbedingungen, die Museen und Kunstinstitutionen dafür schaffen.

Wie der Titel »Predicting Memories« anklingen lässt, liegt der gegenwärtigen Produktion von Erinnerung und Geschichte eine Doppelbewegung und Wechselwirkung zugrunde: Einerseits schlägt das Vergangene in der Gegenwart durch, andererseits ist uns Geschichte, die Zukunftsvisionen eröffnet, nicht automatisch gegeben. Künstlerinnen und Künstler greifen aktiv in den Diskurs um Geschichte, Erinnerung und die Rückeroberung von Utopien ein. Zahlreiche internationale Künstlerinnen und Künstler leben heute in Wien. Die VIENNA ART WEEK wird im Rahmen ihres diesjährigen Schwerpunktes – der Studio Visits – Gelegenheit geben, deren Ateliers zu besuchen. Das VIENNA ART WEEK MAGAZIN bietet Ihnen mit dem Veranstaltungsüberblick, mit Profilen der beteiligten Institutionen sowie Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern einen Vorgeschmack darauf!

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© Peter Rigaud

Franz Patay, KUNST HAUS WIEN Wien hat Potenzial als Kunststandort, wenn es: erstens sein kulturelles Erbe nicht nur als Asset touristischer Attraktivität, sondern auch als Rohstoff lebendiger künstlerischer Auseinandersetzung nutzt; zweitens ein Klima der Offenheit pflegt, wie es unter den Bedingungen von Demokratie und kultureller Diversität am besten gedeiht; drittens eine Kultur des Umgangs und Orte der Begegnung mit Kunst fördert, die die öffentliche Hand, Unternehmen und Private aktiv miteinbeziehen; und viertens sein hervorragendes Abschneiden bei Rankings der Lebensqualität auch in gute Arbeitsbedingungen für Künstlerinnen und Künstler übersetzt.

Peter Bogner, Künstlerhaus Das Künstlerhaus stellt sich als kreatives Labor dar. Hier findet die Kunst einen zentralen, offenen Ort, an dem die gesamte Bandbreite des zeitgenössischen Kunstschaffens wie von kaum einer anderen Institution in Wien präsentiert wird. Diese Offenheit lässt Neues entstehen, sie befruchtet den Diskurs und die Szene. Im Besonderen wird der Schwerpunkt der Projekte auf die Schnittstelle zwischen bildender Kunst, Gesellschaft und Alltagsphänomenen gesetzt. Durch ungewöhnliche Ausstellungen zu Jugendkultur, Kunstmarkt und Architektur gelingt es vor allem, neues Publikum für die Kunst zu gewinnen. Wie die VIENNA ART WEEK trägt das Künstlerhaus so zu einer neuen Sicht auf Wien bei.

© Belvedere, Wien; APAFotoservice / Thomas Preiss

© BAWAG Contemporary

Agnes Husslein-Arco, Belvedere und 21er Haus Wien ist in konstanter Veränderung. Die Stadt spielt in der internationalen Kunstszene eine immer wichtigere Rolle, viele Künstlerinnen und Künstler ziehen hierher, die Professorenschaft ist zunehmend international, das Niveau der Ausstellungshäuser sehr hoch. Eine solche Situation ist hervorragend, nicht nur für die Entwicklung der Kunst, sondern auch für das Klima in der Stadt. Städtebaulich wird das neue Viertel um den Zentralbahnhof spannende Impulse geben. Bis 2015 entsteht hier ein gigantisches Projekt, das das Umfeld um das 21er Haus, aber auch die gesamte Stadt verändern wird. © Aleksandra Pawloff/MAK

© Wolfgang Simlinger

Ursula Hühnel-Benischek, KUNSTHALLE wien Dass die KUNSTHALLE in den letzten 20 Jahren maßgeblich dazu beigetragen hat, Wien zu einem bedeutenden Kunststandort – zumal der zeitgenössischen Kunst – zu machen, erfüllt mich mit Stolz. Neben den großen Namen der inter­ nationalen Kunstszene, die auf Einladung der KUNSTHALLE wien in der Stadt präsentiert wurden und werden, erkannte man schon sehr früh die Bedeutung Wiens als Schnittstelle zwischen Ost- und Westeuropa. Nicht zuletzt hat unser Haus durch die seit 2000 alle fünf Jahre stattfindende Ausstellung »lebt und arbeitet in wien« eine permanente Auseinandersetzung mit der künstlerischen Produktion und Vielfalt vor Ort angeregt. Wien ist eine Stadt mit großer kultureller Attraktivität und hoher Lebensqualität – ein enorm kreativer Boden, der vor allem im Bereich der Gegenwartskunst noch einiges an Entwicklungspotenzial erwarten lässt.

Dietmar Steiner, Architekturzentrum Wien In seiner geopolitischen Position zwischen Ost und West liegt die zukünftige Bedeutung des Kunststandortes Wien. Nur mit der kreativen Kraft des Ostens kann sich Wien eine einzigartige Position in der Welt der Kunst sichern. Das Architekturzentrum Wien hat sich die Entdeckung und Vermittlung der osteuropäischen kommunistischen Architektur des 20. Jahrhunderts zu einer seiner zentralen Aufgaben gemacht. Als »Tor zum Westen« haben wir uns in den letzten Jahren intensiv mit der Architektur Südosteuropas und des Balkans beschäftigt. Die Ausstellung »Sowjetmoderne« erweitert ab dem Herbst 2012 diesen Radius.

© Sabine Hauswirth

© Andreas Kremper

Bettina Leidl, departure – Die Kreativagentur der Stadt Wien Wien als traditionsreicher Ort der Kunstproduktion und Kulturrezeption kann auf seinem reichen Erbe aufbauend neue Impulse setzen. In der erfolgreichen Vernetzung verschiedener Bereiche der Kultur – von Architektur über bildende Kunst bis zu Design und Musik – liegt das Innovationspotenzial der Stadt. Dass Zeichen setzende neue Ideen dort nachhaltig auf Schiene gebracht werden, wo mitunter sehr unterschiedliche Kräfte und Denkweisen zusammenwirken, zeigt sich in allen Bereichen der Kulturproduktion. In den Kreativszenen sind Spezialisierungen auf einen einzelnen Bereich, ebenso wie in der zeitgenössischen Kunst auf ein einzelnes Medium, längst durch transdisziplinäre Zugänge abgelöst worden. Das vielfältige Schaffen aller kreativen Köpfe erfolgreich zusammenzuführen und international zu positionieren ist eine Herausforderung für die Zukunft, der sich departure verschrieben hat.

Christoph Thun-Hohenstein, MAK Wien ist eine anregende Mischung aus Ambition und Gemütlichkeit, Geradlinigkeit und Charme, Großzügigkeit und kleinteiligen Biotopen, Glanz und Demut … wie jede andere Weltstadt und dennoch in ganz besonderer Weise, ist doch Wien die riesige Hauptstadt eines verhältnismäßig kleinen Landes. Das ist gut so und prädestiniert Wien dafür, Zentrum des wachsenden zentraleuropäischen Kulturraumes zu sein. Daraus ergeben sich reizvolle Möglichkeiten für eine Kunststadt, die ständig auf der Suche nach ihrer wahren Größe ist und gerade aus dem Spannungsverhältnis zwischen Undefiniertem und allgegenwärtiger Tradition ihr beeindruckendes Experimentierpotenzial bezieht.

© Leopold Museum

Martina Taig, KÖR Wien wächst: Bis zum Jahr 2040 sind zwei Millionen Einwohner prognostiziert. Geht dieses Wachstum damit einher, dass Wien weiterhin Drehscheibe für nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler im Bereich der zeitgenössischen Kunst ist und die Qualität der öffentlichen Kunst als Maßstab für den geistigen Status einer Gesellschaft fungiert, dann birgt dies großes Potenzial für die Kunst im öffentlichen Raum in Wien. Durch ihre Verschiedenartigkeit lässt sie neue Konzepte zwischen Natur und Architektur zu, bezieht aber auch neue technische Medien ein und kann das traditionelle Feld der Kunst am Bau weiterführen.

Christine Kintisch, BAWAG Contemporary Im Diskurs um die Notwendigkeiten und Aufgaben von Kunst ist seit Längerem eine Dominanz ökonomischer Fragestellungen zu beobachten. Dadurch gerät die differenzierte Auseinandersetzung mit künstlerischen Inhalten immer stärker in den Hintergrund. Zweifellos leisten Kunst und Kultur einen wichtigen Beitrag zur Wahrnehmung eines Landes oder einer Stadt. Kunst darf aber nicht auf diese Aspekte reduziert werden, sondern braucht Räume, in denen die Auseinandersetzung mit komplexen künstlerischen Inhalten und Erfahrungen im Vordergrund steht. In diesem Selbstverständnis will BAWAG Contemporary ein Ort sein, der künstlerisches Wissen durch Ausstellungen, Publikationen, Konzerte, Filmscreenings und Künstlergespräche generiert und vermittelt. Nur durch lebendige, dynamische und offene Räume für eine zeitgenössische Kunstproduktion erfährt dann auch die Standortdebatte eine Bereicherung.

© KUNSTHALLE wien, 2012

© Lisa Rastl

Eva Blimlinger, Akademie der bildenden Künste Wien Kunst ist in Wien überall. Kunst ist in den Museen entlang und neben der Ringstraße, Kunst ist in der Akademie der bildenden Künste, Kunst ist in den Galerien, die da und dort sind, in diesem oder jenem Bezirk, Kunst ist in den Ateliers in der Böcklinstraße und im Prater, Kunst ist in den Depots, in Containern und Kellern, Kunst ist in den Gassen und Straßen, Kunst ist auf Plätzen und in Parks, Kunst ist auf und in Häusern, Kunst ist in Büros und in Wohnungen, Kunst ist auf Bahnhöfen und in U-BahnUnterführungen, Kunst ist bei Demonstrationen, Vernissagen und Veranstaltungen. Kunst = Wien = Standort.

Klaus Albrecht Schröder, Albertina Wien ist ein gleichermaßen vielseitiger wie sehr konzentrierter Kunststandort mit einer weiterhin wachsenden Ausstellungsdichte. Hier versammeln sich Museen von internationaler Bedeutung, eine im Verhältnis zur Größe der Stadt ungemein hohe Anzahl an Galerien, gleich zwei renommierte Kunstuniversitäten, ein gutes Angebot an Kunst im öffentlichen Raum sowie viele kleine, engagierte Ausstellungsräume und Off-Spaces. Das einzigartige Zusammenspiel von Tradition und Zeitgenössischem bewirkt eine enorme Dynamik in dieser Stadt, die gestern wie heute ein kunstaffines Publikum anzieht.

Tobias G. Natter, Leopold Museum Die Rückkehr nach Wien lässt mich die Stadt neu entdecken: Alte Kontakte werden intensiviert, neue entstehen. Gerade im internationalen Austausch ist Wien ein begehrter Partner. Die Stadt lebt von einer entspannten Vielfalt des kulturellen Angebotes. Die Dichte an Institutionen erzeugt Reibung, schafft Hochkarätiges, manchmal auch Konkurrenz, über die ich mich freuen kann, weil sie belebt. Das Wiener Publikum und die internationalen Gäste sind auffallend kunstinteressiert. Durch den Facettenreichtum entsteht die Lust auf mehr! Bestes Beispiel dafür ist die Dynamik im Wiener MuseumsQuartier: Es ist eine Schnittstelle von Kunst und Alltag – eine lebendige Plattform für eine bunte Palette an Begegnungen und Möglichkeiten, an Impulsen und Inspiration!


© Pilo Pichler © Osaka

Danielle Spera, Jüdisches Museum Wien In der internationalen Wahrnehmung wird Wien aufs Engste mit Kunst und Kultur verbunden. Auch die gelungene Mischung aus Kunst in der Geschichte und herausragenden Beiträgen zur zeitgenössischen Kunst trägt zur Bedeutung in der Öffentlichkeit bei, formt die Präsenz Wiens in den Medien, aber auch den Kunstbetrieb. In keiner anderen Stadt sind die Kunst, die Geisteswissenschaften und die Kulturlandschaft so sehr von Juden und Jüdinnen geprägt worden. Heute wird Wien einmal mehr durch den Einfluss verschiedener Kulturen befruchtet. Dieser Geschichte und Gegenwart trägt auch das Jüdische Museum Wien Rechnung.

Christian Strasser, MuseumsQuartier Wien Wien ist seit jeher als Kunst- und Kulturstadt im Zentrum Europas bekannt. Der Kontrast von alter und neuer Kunst, die Symbiose von Kunsterleben und Kunstschaffen mit Freizeitgestaltung und Erholung, aber auch die Verbindung von Architektur aus unterschiedlichen Jahrhunderten machen das MuseumsQuartier in der lebenswertesten Stadt der Welt zu einem einzigartigen Ort.

Gerald Bast, Universität für angewandte Kunst Wien Die Universität für angewandte Kunst ist der Ort in Wien, an dem ich mich am liebsten aufhalte. Sie ist tatsächlich eine Schnittstelle von Leben und Kunst: ein Raum, in dem Kunst und künstlerische Prozesse entstehen und entwickelt werden. Hier sind sie unmittelbar erlebbar mit Menschen verbunden, die um ästhetische Positionen mit allem ringen, was das Leben und die Kunst ausmacht: Sabine Haag, Sehnsüchte und Ängste, Kunsthistorisches Museum Hoffnungen und Zweifel, BeWiens Weltruf als Kunst- und geisterung und Erschöpfung. Kulturmetropole ist nach wie vor ungebrochen. Das zeigt sich vor allem an den aktuellen Besucherzahlen – so konnte der Wiener Tourismus im letzten Jahr eine Rekordbilanz verzeichnen. Zweifelsohne ist das ein Ergebnis des enormen kulturellen Angebots der Wiener Wolfgang Kos, Museumslandschaft. Damit Wien Museum Wien diese Vorreiterrolle Ein Indiz dafür, dass Wien auch in Zukunft behaupten künstlerisch nicht hinter kann, werden vonseiten der Stadt und natürlich von uns dem Mond liegt, ist die Tatsache, dass Wiens Kunstals Museum weitreichende hochschulen internationale Initiativen gesetzt. 2013 Bedeutung haben und viele leistet das Kunsthistorische Künstler in Wien bleiben. Museum mit der WiedererAuch wenn in dieser Stadt öffnung der Kunstkammer der Musik- und Theaterfans einen wesentlichen Beitrag dazu, Wiens Attraktivität als die neue Kunst nur von einer Minderheit des KulturpubliKunststandort weiter vorankums wahrgenommen wird, zubringen. spürt man den Enthusiasmus. Ich bin sicher, dass die bildende Kunst in Zukunft eine noch größere Rolle spielen wird. Aber nur, wenn Wien sich nicht abschottet. © Kunsthistorisches Museum Wien

Gabriele Senn, Verband Österreichischer Galerien Moderner Kunst Im Vergleich zu anderen Städten zeichnet sich das städteräumliche Potenzial Wiens insbesondere durch die hohe Dichte an Galerien, Institutionen und Museen aus, die das Niveau ganz entscheidend prägen. Ein wichtiger Aspekt dabei ist – aus dem historischen Kontext heraus –, die Notwendigkeit der Gegenwartskunst im Bewusstsein der Gesellschaft verstärkt zu verankern. Die Galerie definiert sich als Ort, an dem KünstlerInnen ihr Werk erstmals öffentlich präsentieren; für Kurator­ Innen, KritikerInnen und SammlerInnen bietet sich dadurch die Möglichkeit, diesen Prozess von Beginn an zu begleiten. Erst diese Strukturen ermöglichen die gesellschaftliche Wahrnehmung und definieren den Ort als Kunststandort.

© Agentur Wulz Services

© Dario Punales

András Pálffy, Secession In Wien gibt es noch viel zu entdecken. Sowohl im Verhältnis zwischen Kunst und Gesellschaft als auch in jenem zwischen Kunst und Stadt gilt es neue Gebiete zu erforschen. Brachen, Zwischennutzungen und »Randgebiete« laden ein, oft auch inoffiziell: Denn leicht ist es nicht, diese oder jene Terrains zu betreten. Behördliche Auflagen und ein auch noch tonangebendes verkrustetes Kunstbewusstsein setzen Grenzen. Noch. In dieser Spannung zwischen Heute und Morgen liegt ein enormes Potenzial, künstlerisch, städteräumlich und damit auch gesellschaftlich. Eben: Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit.

© Osaka

© Sigmund Freud Privatstiftung, Wien © Secession, 2012

© Dan Dennehy, Walker Art Center

Berthold Ecker, MUSA Wien ist traditionellerweise geografische und kulturelle Schnittstelle zwischen Ost und West, zugleich Mitte einer reichen internationalen Kulturlandschaft, aus deren geschichtsträchtigen Einflüssen, Spannungen und Wechselwirkungen es in allen Kunstsparten, ganz besonders in der bildenden Kunst, Energie und Identität erhält. Viele Künstlerinnen und Künstler aus Osteuropa studieren hier, haben die Stadt zum Zentrum ihres Lebens und künstlerischen Schaffens gewählt. Als Spielstätte für die heimische Szene trägt das MUSA diesem Umstand Rechnung und betreibt vor allem durch Kooperationen mit osteuropäischen Kunstinstitutionen einen regen Austausch.

Inge Scholz-Strasser, Sigmund Freud Museum Kunst ist in Wien integraler Bestandteil städtischen Geschehens: Dies manifestiert sich in den aktuellen Bauvorhaben, die im Spannungsverhältnis zum barocken Wien, zur Architektur der Jahrhundertwende und zu den Bauten der letzten 50 Jahre stehen. Die Grenzen zwischen Gegenwartsarchitektur und zeitgenössischer Kunst im skulpturalen Bereich sind im 21. Jahrhundert unscharf geworden. Kunst greift in die Lebensräume der Menschen ein, verlässt die Innenräume der Ausstellungshäuser und wird zum Signal für die Entwicklung einer Stadt. Daher setzt das Sigmund Freud Museum Zeichen im öffentlichen Raum, indem es die Museumsräume mittels Installationen an der Außenfront des Hauses Berggasse 19 nach außen verlagert.

Sabine Folie, Generali Foundation Wien ist eine kulturell immer noch prosperierende Stadt, die trotz ihrer mannigfaltigen hochkulturellen Institutionen Nischen für lebendige subkulturelle und noch nicht etablierte Szenen bereithält. Von seiner städtebaulichen Anlage her hat Wien den Vorteil, auf geballtem Raum viel bieten zu können, was bequem ist; gleichzeitig wird dadurch jedoch – im Vergleich zu unübersichtlicheren Ballungszentren – die urbane oder widerständige Energie gebremst. Eine stärkere Perforierung des Kunstsektors durch die »gesellschaftliche« Realität würde zu mehr Spannung, aber auch zu noch mehr Lebendigkeit führen.

© WIEN MUSEUM

Karola Kraus, mumok Mit seiner unglaublich hohen Museums- und Ausstellungsdichte spielt Wien geografisch, gesellschaftlich und kulturpolitisch in Mitteleuropa eine zentrale Rolle, die zur nachhaltigen Förderung des Austausches und der Erneuerung kreativer und künstlerischer Entwicklungen beiträgt. In Vergangenheit wie Gegenwart sichern diese die Vielschichtigkeit und den Reichtum unserer Kulturen und sind für viele Bereiche unseres Lebens impulsgebend. Kontinuierlich sollten wir am Ausbau dieser Gegebenheiten arbeiten, für die Sicherung ihrer Standorte und Programme sorgen und damit zur Zukunftsfähigkeit unserer Sammlungen und Kulturgüter beitragen, eines wichtigen Kapitals unserer Gesellschaft.

© Didi Sattmann

© Sammlung Essl Privatstiftung, 2009 / Frank Garzarolli © Andreas Kremper

Karlheinz Essl, Essl Museum Aufgrund seiner hohen Dichte an Museen und Kunsträumen ist Wien eine der Kunsthauptstädte der Welt geworden. Kunst trägt dazu bei, dass die Lebensqualität steigt. Auch die Künstlerinnen und Künstler haben erkannt, dass Wien ihnen viel zu bieten hat, und verlagern gerne ihren Lebensmittelpunkt hierher. Museen sind heute Oasen, in die sich der vom Alltag gestresste Mensch zurückziehen kann. Wien zeigt hier eine unvergleichliche Diversität auf. Man kann Zeitgenössisches in Hülle und Fülle finden, ebenso wie Alte Kunst oder eben spannende Randbereiche. Letztlich verändert sich mit der Kunst immer auch die Gesellschaft, wird toleranter und aufgeschlossener. Ich glaube, dass Wien als Kunststandort, unabhängig von jeder Krise, immer noch an Bedeutung gewinnen wird.

Alexander Horwath, Österreichisches Filmmuseum Wenn von den Qualitäten Wiens im Kunstbereich die Rede ist, laufen oftmals zwei Diskurse nebeneinander her, ohne einander zu berühren. Einerseits schwärmt man – mit Recht – von der Fülle klassischer Museumsinstitutionen, die vor allem im Zentrum der Stadt angesiedelt sind; andererseits betont man – mit Recht –, wie lebendig Wien in den letzten beiden Jahrzehnten geworden sei, was »nichtklassische« Kunstformen und die diesbezüglichen (»dezen­ tralen«) Institutionen, Orte, Veranstaltungsplätze betrifft. Das Zukunftspotenzial liegt darin, von dieser doppelten Trennung wegzukommen. An den relevanten Kunststandorten der Welt fließen Rand, Zentrum, Tradition, Zeitgenossenschaft stets ineinander.

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KUNSTSTANDORT WIEN

Wien im internationalen Kontext

© Michael Hudler

© John Reeves Courtesy: Lord Cultural Resources

© Kenny Schachter/Rove

max hollein

barry lord

kenny schachter

Zwei Geschwindigkeiten

Jenseits des Geschmacks

Lokalkolorit statt globaler Einförmigkeit

Die Kunststadt Wien ist eine Metropole der zwei Geschwindigkeiten. Während man einerseits immer wieder gerne zurückkehrt, um mit größter Verlässlichkeit – und wohl aufgrund einer für die globalisierte Kunstwelt einzigartigen Treue der Proponenten zur Heimatstadt – am gleichen Ort hervorragend Bekanntes und außergewöhnliche Bekannte wiederzusehen, ist die aktuelle Kunst­szene Wiens andererseits an allen Ecken und Enden von einer sehr sympathischen und ungemein inspirierenden Aktivität und Dynamik geprägt. Aber auch hier gilt: Man muss immer wieder nach Wien kommen, um alles rechtzeitig zu entdecken, zu erleben und in die Stadt einzutauchen.

Der Geist des Jahres 1968 bewog die Leitung der Biennale von Venedig dazu, den Verkauf von Kunstwerken zu untersagen; bis dahin war er fixer Bestandteil der Veranstaltung gewesen. Zwei Jahre später fand die erste Art Basel statt. Sie war just so anberaumt, dass Biennale-Besucher gleich nach der Vernissage nach Basel weiterfliegen konnten. Heute werden auf der Hong Kong International Art Fair (an der die Schweizer Messegesellschaft, die auch die Art Basel betreibt, den Mehrheitsanteil hält) Tragetaschen mit dem Slogan »Money Creates Taste« verteilt. Die Kunsthändler bei der Messe lesen den Spruch rückwärts: »Taste Creates Money«. Seit der Gründung der Art Basel im Jahr 1970 haben Messen und Auktionshäuser Mäzenen und Käufern zunehmend mehr Macht eingeräumt. Sie gehören in der Regel jenem »einen Prozent« an, von dem die OccupyBewegung spricht. Der »Geschmack«, den sie schaffen, wird von hunderten Biennalen weltweit bedient. Noch steht der Künstler im Mittelpunkt; schließlich bringt er jene Werte und Inhalte hervor, die Mäzene sich zueigen machen, wenn sie ihr Geld ausgeben. Die Grenzen des Machbaren aber sind für viele Künstler zwangsläufig vom »Geschmack« ihrer potenziellen Geldgeber bestimmt. Glücklicherweise gibt es Künstler, die jenseits, fernab oder schlichtweg in seliger Unkenntnis des sogenannten Geschmacks arbeiten. Für uns besteht die Herausforderung darin, eine Form von Mäzenatentum zu finden, die es zumindest einem Teil der restlichen »99 Prozent« möglich macht, ihre Kunst zu kaufen. Möge die VIENNA ART WEEK eine Veranstaltung sein, die Kunst »jenseits des Geschmacks« vorantreibt.

Wir leben in einer von Messen dominierten Kunstwelt. Deren Gefilde sind einem steten und so rasch fortschreitenden Wandel unterworfen, dass es manchmal schwerfällt, ihren Status quo zu bestimmen. Der Einfluss der Auktionshäuser auf die wichtigsten Bereiche des Marktes und der Wildwuchs an Kunstmessen haben die Gesetzmäßigkeiten für Galerien, wie Kunst zu kaufen und zu verkaufen sei, nachhaltig verändert. Nie zuvor hat das kunstaffine Publikum eine solche Vielfalt und Vielschichtigkeit geboten bekommen, nie zuvor war es mit einer visuellen Überfrachtung solchen Ausmaßes konfrontiert. Ob es eine gute Entwicklung darstellt, dass sich unsere Rezeption jeglicher Art von Kunst aus den Galerien in die Messehallen und Auktionshäuser verlagert, bleibt abzuwarten, hat jedenfalls einer kritischen Beurteilung unterzogen zu werden. Jüngst war ich erstmals in Hongkong, um die Hong Kong International Art Fair zu besuchen, die sich heuer zum fünften Mal jährte. Vor Kurzem von der Art Basel mehrheitlich übernommen, haben wir nun also die Schweizer Art Basel, die Art Basel Miami Beach und die Art Basel Hongkong. Dieses Konzept erinnert an jenes der DisneyThemenparks, wie sie mittlerweile in Los Angeles, Orlando, Paris und – was ich bis dato nicht wusste – in Hongkong zu finden sind. Vielleicht sollte die nächste DisneyLizenz an die Schweiz gehen; zumindest würde das gut ins Muster passen. Was ich damit sagen will: Es braucht mehr Projekte wie die VIENNA ART WEEK, mehr »Hybrid-Events«, mit denen man die Grenzen zwischen Kommerziellem und Institutionellem zu verwischen und unsere Wahrnehmung der Kunst beziehungsweise verwandter Bereiche zu erweitern sucht. Dass solche Veranstaltungen eine unverkennbar lokale Note tragen, ist in einer Welt, die sich in Richtung Einförmigkeit bewegt, fraglos etwas Gutes.

Max Hollein ist Direktor des Städel Museum, der Schirn Kunst­ halle Frankfurt und der Liebieghaus Skulpturensammlung.

Barry Lord ist Ko-Präsident von Lord Cultural Resources und Mitautor von »Artists, Patrons and the Public: Why Culture Changes« (mit Gail Dexter Lord, AltaMira 2010).

Kenny Schachter hat Ausstellungen zeitgenössischer Kunst kuratiert, Hochschulseminare und Vorlesungen gehalten, publiziert, ein Rockefeller-Stipendium bekommen und wurde von »New York Times Magazine«, »Observer«, »The Independent« und »The Telegraph« porträtiert. Kenny Schachter handelt mit internationaler Kunst von Impressionismus und Modernismus bis hin zu Gegenwartskunst und -design. 4


© Stefan Maria Rother

© Andrea Salzmann

© Peter Stanglmayr

jörg heiser

walter seidl

judith eisler

Wien, von Berlin aus gesehen

Wien, Kunststandort zwischen West und Ost

Ein improvisatorischer Ansatz

Was Kunstinstitutionen angeht, macht Wien eine gute Figur – insbesondere von Berlin aus gesehen, wo demnächst das Deutsche Guggenheim schließt und die Berliner Kunsthalle weiterhin fehlt. Eine Reihe von Wiener Häusern (mumok, MAK, KUNSTHALLE wien) hat neue Köpfe, das Belvedere einen neuen Ort (21er Haus). In dieser Phase des musealen Umbruchs fällt der Mittelbau positiv auf: BAWAG Contemporary, Generali Foundation und Secession machen – nach einer schwierigen Zeit vor Jahren – kontinuierlich Ausstellungen auf höchstem internationalen Niveau; TBA21 belebt das (vom Belvedere zuvor am langen Arm ausgehungerte) Atelier Augarten. Die Perspektiven: Vom mumok wünscht man sich gelegentliche Ausbrüche aus dem soliden Aufarbeiten klassischer Positionen; vom MAK, dass die Gegenwartskunst – die bei Peter Noever gegenüber Angewandtem absoluten Vorrang genoss – nicht ganz mit dem Bade ausgeschüttet wird; bei der KUNSTHALLE wien, dass der Wechsel vom quietschbunten Kompilationsstil (à la »Kunst & Porno«, »Kunst & Fernsehen«) zum spröderen Abtasten zeitgenössischer Kunstund Gesellschaftsströmungen offen aufgenommen wird; bei den Kunsthochschulen schließlich, dass der Künstler-PhD nicht zu falscher Standardisierung freier Praxis führt.

Der Stellenwert von Wien auf dem internationalen Feld der Kunst ist vor allem durch eine Spezialisierung auf die östlichen und südöstlichen Nachbarländer gekennzeichnet. Das spiegelt sich im Programm von Galerien, Museen und Sammlungen wider und lässt internationale Kuratorinnen und Kuratoren stets in dieser Stadt Station machen. Mit dem Fokus auf eine junge Szene, den viele Galerien durch spezielle Projekte vorantreiben und der vor allem in zahlreichen Off-Institutionen eine wichtige Rolle spielt, bewahrt die Stadt ihr alternatives, selbstbestimmtes Potenzial, das in den Metropolen des Kunstmarktes immer mehr verloren geht. Unterschiedliche Diskursformationen, die aufgrund der Debatte an den Universitäten und in einigen auch im internationalen Kontext wesentlichen Kunstzeitschriften vorangetrieben werden, zeugen von einer genuinen Auseinandersetzung mit aktueller künstlerischer Produktion. Zu hoffen bleibt jedoch, dass Wien auch längerfristig eine Position als Messestandort beziehen kann.

Wien hat eine lebendige und vielfältige Kunstszene, die sich in Museen und Gale­ rien, insbesondere aber auch in den Pop-upGalerien und vielen Off-Spaces präsentiert, die sich durchwegs in der Stadt etablieren. In New York nimmt die Malerei zweifellos mehr Raum ein und hat ein größeres Publikum als in Wien, wo das Hauptaugenmerk eher auf Konzeptkunst zu liegen scheint. Da wie dort schaffen sich junge Künstler eigene Räume und Rahmenbedingungen, um größeren Einfluss auf die Zurschaustellung ihrer Werke und den Handel damit zu haben. Sowohl was die Entstehung der Arbeiten als auch was die Art ihrer Präsentation betrifft, ist ein stark improvisatorischer Ansatz augenscheinlich.

Judith Eisler lebt und arbeitet als Künstlerin in New York und Wien. Seit 2009 ist sie Professorin für Malerei, Animationsfilm und Tapisserie an der Universität für angewandte Kunst Wien.

Walter Seidl betreut seit 2004 als Kurator die Kunstsammlung der Erste Group und ERSTE Stiftung in Wien. Kuratorentätigkeit bei zahlreichen Projekten in Europa und Nordamerika sowie in Hongkong, Japan und Südafrika. Regelmäßige Publikationen in internationalen Kunstzeitschriften, in Österreich vor allem in »Camera Austria« und »springerin«.

Jörg Heiser ist Ko-Chefredakteur von »frieze« und Herausgeber von »frieze d/e«. Zuletzt erschien der Band »Sculpture Unlimited« (Hg., mit Eva Grubinger, Sternberg Press 2011).

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KUNSTSTANDORT WIEN

Die Donaudauerperle   Kursschwankungen bei Nostalgie und Nimbus

Text von Hans-Jürgen Hafner Speziell in der Tourismusbranche weiß man recht genau: Ein Nimbus, wie ihn »große« Städte genießen, setzt sich im Grunde aus einem Quäntchen urbaner Wirklichkeit und einer Menge echter oder projizierter Geschichte zusammen. Das sind die Zutaten, die sich als sozusagen lokal kolorierte Aura anrühren und zur Marke »Stadt« verbacken lassen. Für Städtehopper und Hochleistungstouristen sind schließlich die funktionalen Aspekte, die das Gros des städtischen Alltagslebens ausmachen, von eher untergeordnetem Interesse. Was kümmert einen der Mietspiegel oder die prognostizierte Gewerbesteuer, solange das Wasser läuft, die U-Bahn halbwegs regelmäßig fährt und der Müll wenigstens ab und an entsorgt wird? Im Gegenteil: Wollte eine Stadt zu ihrem eigenen Mythos werden, müsste sie – und müssten alle an ihr Beteiligten – geradezu mutwillig ins Missverhältnis zwischen Wunsch(bild) und tatsächlicher Wirklichkeit investieren. Wien hat in diesem Sinne, und immerhin schon seit geraumer Zeit, beinahe unglaubliches Glück. Und, wenn wir uns die Touristenzahlen anschauen, ziemlichen Erfolg.

Fotos © Klaus Fritsch 6

Anders als etwa in Berlin, das sich als die Stadt der scheinbar endlosen Gegenwärtigkeit, des alles versprechenden Momentes inszeniert, anders auch als etwa in Istanbul, das an der Grenze zwischen Europa und

Asien mit seiner Zukunftsfähigkeit hausieren geht, ist die Grundstimmung in Wien eine durch und durch nostalgische. Wien ist Nostalgie, zur Stadt gewordenes Sentiment. Und das ist wahrhaft kein Wunder. Auf Schritt und Tritt begegnen uns frühere und, wie man beinahe automatisch denkt, bessere Zeiten. Kein Pflasterstein, der nicht literarisch veredelt worden wäre, kein Hauseck, das nicht nach der schönsten Musik klänge. Alberti-Bässe, Zwölftonreihen, Kruder & Dorfmeister. Wiens Häuserschluchten sind nicht nur um die Berggasse herum zu Architektur geronnene Psychologie und seine Bewohner noch bis in die fernen Außenbezirke Akteure eines täglichen Stückes Theater, das ein Wien, wie wir es uns typischer nicht erträumen, wienerischer nicht ausmalen könnten, immer wieder neu zur Aufführung bringt. Dabei sollten wir es doch besser wissen. Nicht einmal in Wien, der Donauperle, kann jedes schöne Bauwerk von Otto Wagner, jeder unbequeme Stuhl von Adolf Loos sein. Außerdem bräuchte es ziemlich viele Helmut Qualtingers und noch mehr Hermes Phettbergs, um die ständige Flucherei, die omnipräsenten Scheißhäuferln einigermaßen aufzuwiegen. Selbst mit den Augen des Liebenden betrachtet ist Scheiße halt auch in Wien nichts anderes als Scheiße. Und wenn wir nun schon bei der prosaischen

Wirklichkeit sind: Sogar der hartnäckigste Wien-Nostalgiker wird zur innerstädtischen Fortbewegung irgendwann lieber ein Taxi als den Fiaker nehmen. Genauso, wie es bei aller – nicht nur touristisch kulturbeflissener – Sentimentalität vollkommen ausreicht, Thomas Bernhards legendären Bordone-Saal einmal nicht gefunden zu haben. Was das Kunsthistorische Museum darüber hinaus noch an realen Schätzen anzubieten hat, sollte für die erlittene Enttäuschung ausreichend entschädigen. Wenn Wien dennoch völlig zu Recht die Stadt der Nostalgiker und Sentimentalen bleiben mag, steht andererseits zu befürchten, dass unsere alteuropäisch gewachsene Idee von der Stadt als Erfahrungsraum zwischen spezifisch städtischer Kultur und städtischem Leben im Kern selbst gleichsam mythisch und entsprechend irreal geworden ist – auch wenn sie sich in Form von Themenparks urbaner Kultur global so schön vermarkten lässt. Anhand der Stadtentwicklung von Paris, London oder New York lassen sich die Auswirkungen aufs Allerbeste studieren. Wer dort tatsächlich noch lebt, muss sich die wahnwitzigen Preise für die Beteiligung am Mythos des Urbanen offensichtlich leisten können und leisten wollen. Innenstadt kostet. Die Tourismusbranche kann und darf, unbeeindruckt davon, auf Basis solcher Mythoskonstruktionen arbeiten. Mehr und mehr haben sich allerdings auch die


Akteure der (kultur-)politischen Bühne darauf eingestellt. Nicht umsonst ist Nostalgie zurzeit eine der erfolgreichsten Waren. Mit Sentiment lässt sich die Politik des Postpolitischen bestens betreiben – eine Politik, welche die realen Verhältnisse selbst nicht anerkennt und sie darüber vergessen zu machen droht. Über Sentiment hergestellter Konsens ist politisch plan- und steuerbar. Und das ist bekanntermaßen nicht erst seit gestern so. Ich selbst habe Wien Anfang der 1990erJahre zunächst als Tourist mit einem Faible einerseits fürs morbid Ausgehöhlte hochkultureller Ruinen, andererseits für Ausgeh- und Club-Hedonismen aller Art kennen und immer mehr schätzen gelernt. Was mich die Stadt damals gern bereisen, ihr mythisches Potenzial zunehmend intensiv hat erkunden lassen, war ein extrem eigenartiges, im Effekt aber erstaunlich produktives Nebeneinander verschiedener Zeiten und Atmosphären bzw. damit verbundener kultureller Konzepte und Praktiken: Helmut Langs Inszenierung straight fortgesetzter Achtzigerjahre-Coolness etwa und der mangels einer soliden Clubund Discolandschaft notgedrungen selbstorganisiert gefeierte Sound von Erdem Tunakans und Patrick Pulsingers Techno-Label Cheap Records; die erstaunlich poli­tisierte Kunstkritik von »Falter« bis »springerin« samt angeschlossenen künstlerischen Initiativen mit Fokus auf den öffentlichen und

sozialen Raum; der Gründergeist der damals als temporäre Krischanitz-Kiste auf dem Karlsplatz aufgestellten Kunsthalle im stärksten denkbaren Kontrast zum staubigen Dornröschenschlaf der etabliert »modernen« Kunst im Palais Liechtenstein. Diese heterogenen und zueinander zeitverschobenen Zutaten konnten ein Klima erzeugen, das das damals noch präglobalisierte Wien – mit und gegen seinen Mythos – plötzlich ziemlich gegenwärtig und, wie man heute sagt, »spannend« sein ließ. Nicht dass die damalige Zeit mit der von heute vergleichbar wäre. Doch in vielerlei Hinsicht, so meine ich zu beobachten, vollziehen sich die ökonomischen und kulturellen Effekte der Globalisierung in Wien vielleicht ein wenig langsamer als anderswo. Dabei zählt das historische Erbe so viel, dass es schwer ist, seine tatsächliche Bedeutung vom puren Sentiment zu trennen. Wie sonst könnte das offizielle Gesicht der Kunst nach wie vor von allzu selbstherrlich, allzu feudal auftretenden Verwalterinnen und Verwaltern bestimmt werden und der Kulturbetrieb wenn nicht internationales Profil, so zumindest seinen typisch wienerischen Charme behalten? Wie sonst hätten sich einerseits immer noch Refugien ästhetisch-kulturellen Initiativgeistes halten können, in Form von häufig bemerkenswert langlebigen Off-Spaces und Projekträumen, ohne – wie etwa in Berlin – sofort Galerie oder Institution werden zu

müssen? Wie kann es andererseits weiterhin gelingen, künstlerische und kulturelle Praktiken nicht völlig dem Diktat der Rentabilität, dem Terror des Ökonomischen auszuliefern, wenn die staatliche Praxis der Kulturförderung im Trend der Privatisierung des Öffentlichen aufgeht? Wie lange wird es noch möglich sein, das auch in Wien dringlicher werdende Problem der Gentrifizierung weiterhin zu verdrängen, statt es stadtplanerisch adäquat und gerade in Hinsicht auf seine verheerenden Effekte für urbane Milieus anzugehen? Längst braucht es nicht mehr den Blick auf Paris oder London. Die Konsequenzen lassen sich sehr viel detaillierter im 2. und 16. Bezirk studieren. Dazu passt, dass gleichzeitig soziale Wohnbauprojekte – ein sozial- wie architekturgeschichtlich wichtiger Teilaspekt des Mythos Wien – mit der Stadt als Trägerin weitestgehend zur Stagnation gekommen sind. In diesem Sinn möchte ich eine Lanze brechen für das Potenzial des Nostalgischen und für ein bewusstes Einsetzen für den Mythos Wien. Früher war nicht automatisch alles besser. Das heißt aber auch nicht, dass heute alles gut wäre. Gerade deshalb werde ich demnächst gerne wieder nach Wien fahren.

Hans-Jürgen Hafner, geboren 1972 in Freystadt, Deutschland, studierte Germanistik und Geschichte. Er arbeitet als Autor sowie Kunstkritiker und macht Ausstellungen. Zurzeit ist er Direktor des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf. Hafner lebt in Düsseldorf. 7


Art Cluster

21er Haus  21er Haus Museum für zeitgenössische Kunst

FÜHRUNG

Schweizergarten Arsenalstraße 1 1030 Wien

Kuratorenführung mit Harald Krejci  durch die Sammlung zeitgenössischer  Kunst des Belvedere*

T +43 1 795 57 700 F +43 1 795 57 136 E public@21erhaus.at www.21erhaus.at Öffnungszeiten: Mi. 10.00–21.00 Uhr Do.–So. 10.00–18.00 Uhr

Mittwoch, 21. November 2012 14.00 Uhr Seit der Wiedereröffnung des 21er Haus verfügt das Belvedere erstmals über geeignete Räumlichkeiten, um auch die hauseigenen Bestände zeitgenössischer Kunst dauerhaft zu präsentieren. Die inhaltlich fokussierte Sammlungspräsentation soll in größeren Intervallen neue Blicke auf die Kunst­ produktion in Österreich ermöglichen sowie Nebenlinien und die vielfältigen künstlerischen Strömungen aufzeigen. Dadurch werden Eigenheiten und Wesenszüge einer lokal verorteten Kunstproduktion beleuchtet, die mit den Mechanismen der internationalen zeitgenössischen Kunst auf unterschiedliche Weise verbunden ist. Ziel ist es, einen unter inhaltlichen Aspekten differenzierten und erweiterten Blick auf die zeitgenössische Kunst in Österreich zu werfen. * Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung erforderlich: www.21erhaus.at/de/events

FILM  »Portraiture Series # 2: Hetzenauer«  Bernhard Hetzenauer: Arbeiten*

Mittwoch, 21. November 2012 18.00 Uhr Die »Portraiture Series« im Blickle Kino lädt junge Künstler und Filmemacher ein, ihr Schaffen vor- und zur Diskussion zu stellen. Mit dieser Serie soll ein sozialer Raum geschaffen werden, in dem die neuesten Tendenzen erfahrbar und in ihrem Kontext vermittelt werden können. Ziel ist es, zeitgenössische Film- und Videoarbeiten in einen film- und kunsthistorischen Kontext einzubinden und damit Querverbindungen und historische Linien aufzuzeigen.

© Alfred Weidinger 8

Bernhard Hetzenauer wurde 1981 in Innsbruck geboren und wuchs in Linz auf. Er studierte Bühnen- und Filmgestaltung an der Universität für angewandte Kunst Wien sowie Film an der Universidad del Cine in Buenos Aires und der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Er arbeitete bei Spielfilmproduktionen in Wien und war als Kameramann und Cutter bei Kunst- und Kurzfilmprojekten tätig. Während mehrerer längerer Aufenthalte in Lateinamerika (Mexiko, Argentinien, Ecuador) realisierte er seine ersten Dokumentarfilme als Regisseur und Kameramann. 2006 hat Hetzenauer den Ursula Blickle Videopreis gewonnen.

Heute entwickelt sie sich vor unseren Augen zum Modell der mobilen und autonomen IchAG, zum Ideal projektbezogenen Arbeitens. Die Ausstellung registriert diese Tendenzen aber nicht einfach, sie reagiert auch auf den Widerstand gegen sie und auf Bewegungen wie den Craftivism, die durch eine Neubewertung von Handwerk und verwandten Praxisformen das entgrenzte Können wieder einzufassen versuchen. In der Ausstellung wird dieser Ansatz durch Installationen wie auch durch Interventionen und Performances von Studierenden des Programms Master in Critical Studies an der Akademie der bildenden Künste Wien in Zusammenarbeit mit den Lehrenden Diedrich Diederichsen und Constanze Ruhm intensiviert. Die Gruppenausstellung präsentiert künstlerische Positionen, die auf diese gesamtgesellschaftliche Entwicklung Bezug nehmen. Kuratorin: Bettina Steinbrügge; adaptiert nach einer Idee von Cosima Rainer

Weitere Informationen und Details: www.21erhaus.at * Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung erforderlich: www.21erhaus.at/de/events

FÜHRUNG  Kuratorinnenführung mit  Bettina Steinbrügge durch die  Ausstellung »Keine Zeit«*

Freitag, 23. November 2012 14.30 Uhr Die Industriegesellschaft, die auf Disziplin und Unterordnung basierte, ist von einem Informationskapitalismus ersetzt worden, der sich durch Flexibilität und Selbstkontrolle auszeichnet und in dem die immaterielle und kreative Arbeit immer wichtiger wird. Der Unterschied zwischen diesen beiden Gesellschaftsformen wird gegenwärtig häufig an den Krankheiten festgemacht, die sie verursachen. An die Stelle von Rollenkonflikten und Schizophrenie sind Überforderung, Depression und das Burn-out-Syndrom getreten, die diejenigen befallen, die zwischen Arbeit und Freizeit keinen Unterschied mehr machen können und dürfen; von denen man überall die totale Identifiziertheit verlangt. Kunst war einst das utopische Gegenmodell zur leistungsorientierten und fremdbestimmten Erwerbsarbeit, ein Reich der Freiheit im Gegensatz zum Reich der Notwendigkeiten.

* Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung erforderlich: www.21erhaus.at/de/events

Ausstellung  »Keine Zeit«

20. September 2012–20. Januar 2013  DISKUSSION  »Rette sich, wer kann! Mehrfachrollen  im aktuellen Kunstbetrieb«

Freitag, 23. November 2012 16.00 Uhr Es diskutieren: Markus Miessen, Architekt, Autor und Berater, Studio Miessen, Berlin; Rita Vitorelli, »Spike«, Art Magazine; Bettina Steinbrügge, Kuratorin 21er Haus


Art Cluster

Akademie der bildenden   Künste Wien

Akademie der bildenden Künste Wien Schillerplatz 3 1010 Wien

THEMENSCHWERPUNKT

KONFERENZ

»Dildo Anus Macht: Queere Abstraktion«

»Dildo Anus Macht: Queere Abstraktion«

T +43 1 588 16 1301 F +43 1 588 16 1399 E info@akbild.ac.at

22.–25. November 2012

www.akbild.ac.at

AUSSTELLUNG  »Rosa Arbeit auf Goldener Straße«

10. November 2012–2. Februar 2013 xhibit, Akademie der bildenden Künste Wien Schillerplatz 3, 1010 Wien Öffnungszeiten: Di.–Do. 10.00–18.00 Uhr

Tim Stüttgen, Performance, 2012, © Tim Stüttgen

22.–25. November 2012 Aula, Akademie der bildenden Künste Wien Schillerplatz 3, 1010 Wien

Das von Hans Scheirl an der Akademie der bildenden Künste Wien initiierte Konfe­ renzprojekt »Dildo Anus Macht: Queere Abstraktion« befasst sich ebenso wie die von Christiane Erharter und Dietmar Schwärzler kuratierte Ausstellung »Rosa Arbeit auf Goldener Straße« mit dem Themenfeld »Queerness als Arbeits- und Lebensalltag«. Verhandelt werden Fragen zu Geschlechterverhältnissen und -differenzen sowie zu postpornografischen und postkolonialen Inhalten vor dem Hintergrund materieller und künstlerischer Notwendigkeiten. Die Konferenz umfasst Vorträge und Workshops mit Nikita Dhawan, Tim Stüttgen, Judith »Jack« Halberstam, Eliza Steinbock, Antke Engel, Gin/i Müller, Maria Llopis, Sushila Mesquita u. a.

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Albertina

Albertina Albertinaplatz 1 1010 Wien T +43 1 534 83 0 F +43 1 534 83 430 E info@albertina.at www.albertina.at Öffnungszeiten: Do.–Di. 10.00–18.00 Uhr Mi. 10.00–21.00 Uhr

FÜHRUNG

LECTURE

Kuratorinnenführung mit Eva Michel  durch die Ausstellung  »Kaiser Maximilian I. und die Kunst  der Dürerzeit«*

»Kaiser Maximilian I. – Selbstinszenierung  bis in den Tod«  Vortrag von Thomas Schauerte

Mittwoch, 21. November 2012 17.00 Uhr * In deutscher und englischer Sprache. Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung erforderlich: E presse@albertina.at

Ausstellung  »Kaiser Maximilian I. und die Kunst  der Dürerzeit«

14. September 2012–6. Januar 2013

Bernhard Strigel, Die Familie des Kaisers Maximilian I., 1515/16 © Kunsthistorisches Museum, Wien 10

Freitag, 23. November 2012 15.00 Uhr Einem der eindrucksvollsten und berühmtesten Grabmäler Europas widmet sich Thomas Schauerte, Museen der Stadt Nürnberg, Leiter Albrecht-Dürer-Haus und Graphische Sammlung, in einem Vortrag in der Albertina:­ Kaiser Maximilians I. Grabmal in der Hof­ kirche in Innsbruck. Es gibt noch heute Rätsel auf: Wie hat man sich das Programm der 28 überlebensgroßen Bronzefiguren vorzustellen? Stehen die riesigen »Schwarzen Mander« möglicherweise verkehrt? Nach einer kurzen Einführung in das Leben und die Selbstdarstellung Kaiser Maximilians (1459–1519) durch Eva Michel, Kuratorin der Ausstellung »Kaiser Maximilian I. und die Kunst der Dürerzeit«, nähert sich ­ Thomas Schauerte diesen Fragen an.


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Architekturzentrum Wien

Architekturzentrum Wien Museumsplatz 1, MQ 1070 Wien T +43 1 522 31 15 F +43 1 522 31 17 E office@azw.at www.azw.at Öffnungszeiten: täglich 10.00–19.00 Uhr

Lenin Palast, 1970, Almaty, Kasachstan, © Simona Rota

STUDIO VISITS

KONGRESS

AUSSTELLUNG

Atelierbesuche in ausgewählten  Architekturstudios*

19. Wiener Architektur Kongress  »Sowjetmoderne 1955–1991  Unbekannte Geschichten«*

»Sowjetmoderne 1955–1991  Unbekannte Geschichten«

Freitag, 23. November 2012 13.45 Uhr Treffpunkt Az W-Shop im MQ, Museumsplatz 1, 1070 Wien 14 Uhr Abfahrt Shuttle ca. 14.30–15.15 Uhr BEHF Architects ca. 15.45–16.30 Uhr Veech Media Architecture ca. 17.00–17.45 Uhr gaupenraub +/- 18.15 Uhr Ankunft Az W Moderation: Anneke Essl, Az W * Maximal 25 Teilnehmer. Anmeldung erforderlich: E office@azw.at, T +43 1 522 31 15

24.–25. November 2012 jeweils 10.00–17.00 Uhr

8. November 2012–25. Februar 2013

Weitere Informationen: www.azw.at/sowjetmoderne

Der 19. Wiener Architektur Kongress versammelt erstmalig die wichtigsten Experten für die bemerkenswerte und bisher wenig erforschte Epoche der sowjetischen Moderne an einem Ort. Architekturhistoriker, Stadt­ planer, Kulturtheoretiker und Architekten aus den ehemaligen Sowjetrepubliken werden gemeinsam mit weiteren internationalen Experten in vier Blöcken die Themen »Kapitalismus versus Kommunismus. Architektur der Moderne in Ost und West«, »Das Sowjeterbe: National oder Russisch?«, »Lokale Moderne. Architektur der ehemaligen Republiken der UdSSR« und »Gebaute Ideologien« unter architekturgeschichtlichen, politischen und wirtschaftlichen Blickwinkeln beleuchten. Teilnehmer (Auswahl): Ruben Areshvatyan, Levan Asabashvili, Vladimir Belogolovsky, Elke Beyer, Boris Chukhovich, Marija Dre­ maite, Sergej Fedorov, Mart Kalm, Dimitrij Zadorin sowie Andrej Bokow, Andrej Kosinskiy und Feliks Novikov. * In deutscher, englischer und russischer Sprache. Weitere Informationen, Anmeldung und Tickets: www.azw.at/kongress

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BAWAG Contemporary

BAWAG Contemporary Franz-Josefs-Kai 3 1010 Wien T + 43 (0)59905 919 E office@bawagcontemporary.at www.bawagcontemporary.at Öffnungszeiten: täglich 14.00–20.00 Uhr

AUSSTELLUNG  Michaël Borremans

23. November 2012–20. Januar 2013 Eröffnung: Donnerstag, 22. November 2012, 19.00 Uhr Die Filme, Gemälde und Zeichnungen des belgischen Künstlers Michaël Borremans (geb. 1963 in Geraardsbergen, lebt in Gent) überwältigen die Betrachter gleichermaßen durch ihre entschleunigende und sogartige Wirkung wie durch ihre Genauig­keit. Die fesselnden Arbeiten umfassen zeitlose Bilder innerer Triebe und äußerer Einflüsse sowie des latenten Drucks, mit dem das Menschsein einhergeht. Borremans’ atmosphärisch intensive Bilder gleichen Rätseln, die mit politischen und psychologischen Mustern der Weltwahrnehmung operieren – Mustern, die auf verschleiernde, fragile Weise zwischen unerbittlichem Realismus und verschwommener Distanz schwanken.

Michaël Borremans, Automat (I), 2008 Foto: Peter Cox 12

Borremans’ Arbeiten finden sich in zahlreichen Sammlungen, so etwa in jenen des Art Institute of Chicago, des Carnegie Museum of Art in Pittsburgh, des Los Angeles County Museum of Art, des Dallas Museum of Art, des High Museum of Art in Atlanta, des Hudson Valley Center for Contemporary Art in New York, des Musée d’Art moderne de la Ville de Paris, des Museum of Contemporary Art in Los Angeles, des Museum of Fine Arts in Boston, des Museum of Modern Art in New York, des San Francisco Museum of Modern Art, der National Gallery of Canada in Ottawa, des National Museum of Art in Osaka, der öffentlichen Kunstsammlung Basel, der Rubell Family Collection, Miami, des Stedelijk Museum voor Actuele Kunst in Gent, des Israel Museum in Jerusalem, des UCLA Hammer Museum in Los Angeles und des Walker Art Center in Minneapolis. Führungen jeden Donnerstag 18.00 Uhr Videos auf facebook.com/BAWAGContemporary


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Belvedere

Oberes Belvedere Prinz Eugen Straße 27 1030 Wien Öffnungszeiten: täglich 10.00–18.00 Uhr Unteres Belvedere, Orangerie, Prunkstall Rennweg 6 1030 Wien Öffnungszeiten: Unteres Belvedere und Orangerie Do.–Di. 10.00–18.00 Uhr Mi. 10.00–21.00 Uhr Prunkstall täglich 10.00–12.00 Uhr T +43 1 795 57 134 F +43 1 795 57 136 E public@belvedere.at www.belvedere.at

FÜHRUNG

FÜHRUNG

FÜHRUNG

Kuratorenführung mit Alexander Klee  durch die Ausstellung »Meisterwerke im  Fokus: Emil Jakob Schindler«*

Kuratorinnenführung mit  Brigitte Borchhardt-Birbaumer durch    die Ausstellung »Die Nacht im Zwielicht.  Kunst von der Romantik bis heute«*

Führung durch die »Jubiläumsausstellung 150 Jahre Gustav Klimt«

Dienstag, 20. November 2012 14.00 Uhr Oberes Belvedere

Mittwoch, 21. November 2012 18.00 Uhr Unteres Belvedere

Mit der Ausstellung »Emil Jakob Schindler« in der Reihe »Meisterwerke im Fokus« präsentiert das Belvedere einen der bedeutendsten Vertreter der österreichischen Landschaftsmalerei, dessen Werk im Spannungsfeld zwischen der französischen Malerei der Schule von Barbizon und der Kunst Ferdinand Georg Waldmüllers steht. Emil Jakob Schindler – 2012 jährt sich sein Geburtstag zum 170. Mal und sein Todestag zum 120. Mal – entwickelte eine eigene Stimmungsmalerei, die sich gängigen Etikettierungen wie Impressionismus, Realismus oder Romantik entzieht. Mit seiner neuen Sicht auf die Natur schuf er eine Alternative zur opulenten Kunst der Ringstraßenzeit. Schindler gilt als Maler des Lichts und der Luft. Weder rein realistisch dokumentierend noch allzu poetisch verklärend, strebte er die Versöhnung der Natur mit dem vom Menschen Geschaffenen an. Diese Allgemeingültigkeit, die uns seine Bilder auch heute noch vermitteln, steht im Zentrum der Schau.

In einem nach Themenkreisen angelegten Parcours beleuchtet die Ausstellung »Die Nacht im Zwielicht« die Wende von der »äußeren« zur »inneren« Nacht. Die Opposition der Romantik zur Aufklärung bildet dabei den ersten Teil. Darauf folgt die »Wende zur Wissenschaftlichkeit«, die mit der Elektrifizierung der Städte um 1900 und der neuen Rolle der Fotografie als künstlerisches und wissenschaftliches Medium einherging. Im letzten Ausstellungsteil steht dann die erneute Hinwendung zur Nacht in der zeitgenössischen Kunst im Vordergrund. Neben Hauptwerken der Malerei – unter anderem von Ferdinand Georg Waldmüller, Philipp Otto Runge, Caspar David Friedrich, Moritz von Schwind, Anselm Feuerbach, Johann Heinrich Füssli, William Blake, Edvard Munch, Emil Nolde, Paul Delvaux, Ernst Ludwig Kirchner und Gerhard Richter – werden auch Arbeiten berühmter Fotograf­ Innen wie Ansel Adams, Edward Steichen, Bill Brandt oder Jürgen Klauke präsentiert.

* Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung erforderlich: www.belvedere.at/events

* Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung erforderlich: www.belvedere.at/events

Ausstellung

Ausstellung

»Meisterwerke im Fokus: Emil Jakob  Schindler«

»Die Nacht im Zwielicht. Kunst von der  Romantik bis heute«

27. September 2012–6. Januar 2013 Oberes Belvedere

24. Oktober 2012–17. Februar 2013 Unteres Belvedere

Donnerstag, 22. November 2012 16.00 Uhr Oberes Belvedere

Auf der Grundlage der weltweit größten Sammlung von Gemälden Gustav Klimts bereitet das Belvedere im Jubiläumsjahr eine Sonderpräsentation vor. Die »Jubiläums­ ausstellung 150 Jahre Gustav Klimt« in der Beletage des Oberen Belvedere wird sämtliche Gemälde Klimts aus dem Bestand des Hauses auf ganz besondere Weise präsentieren. Im Gegensatz zu den meisten Ausstellungen der letzten Jahre soll es dabei nicht um die Thematisierung stilistischer Zusammenhänge oder kunsthistorischer Kontextualisierungen gehen, sondern um die Reduktion auf die Arbeit selbst, auf die Aussage, die jedes Einzelne dieser Hauptwerke dem Betrachter vermitteln kann. Das Jubiläum fordert geradewegs dazu auf, sich über die Lebenszeit Klimts hinaus mit jedem einzelnen Jahr auseinanderzusetzen. Daher setzt die Ausstellung einen weiteren Schwerpunkt auf die bislang wenig berücksichtigte Rezeptionsgeschichte von Klimts Werk und seiner Person. Im Verlauf von 150 Jahren ist Klimt nicht nur zu einem kunstwissenschaftlichen, sondern auch zu einem zeitgeschichtlichen Phänomen geworden. Die interdisziplinäre Vorgangsweise und die Auswahl der Objekte sowie die grafische und intermediale Aufbereitung bringen den Betrachtern Gustav Klimt und seine Folgen auf einer vollkommen neuen Vermittlungsebene näher. * Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung erforderlich: www.belvedere.at/events

Ausstellung  »Jubiläumsausstellung 150 Jahre  Gustav Klimt«

13. Juli 2012–6. Januar 2013 Oberes Belvedere

© Alfred Weidinger 13


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departure –  Die Kreativagentur   der Stadt Wien

Get toGether, create toGether, work toGether!

departure – Die Kreativagentur der Stadt Wien Hörlgasse 12 1090 Wien

T +43 1 4000 87 100 F +43 1 4000 87 109 E office@departure.at www.departure.at

PODIUMSDISKUSSION

FÜHRUNG

»Was ist Stadt?«

departure fashion tour*

Freitag, 23. November 2012 19.00 Uhr DOROTHEUM, Dorotheergasse 17, 1010 Wien

Samstag, 24. November 2012 11.00–14.00 Uhr

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten. Tendenz: steigend. Manche meinen, dass Globalisierung die Bedeutung des realen Lebensraumes unwichtiger werden lässt. Tatsächlich waren Orte aber noch nie so wichtig wie heute. Die Stadt prägt unsere Identität – und es ist Aufgabe der Kreativen, am Entwurf und an der Organisation dieser Identität mitzuwirken. Im Rahmen der VIENNA ART WEEK stellt departure die Frage: »Was ist Stadt?« Namhafte Kulturschaffende werden in Interviews und im Rahmen einer Diskussion Auskunft zu aktuellen Themen der Stadt geben: Wie entsteht Kreativität? Was muss eine Stadt bieten, um Kreative anzuziehen? Wie verändert sich das Verhältnis zwischen Zentrum und Peripherie? Wie geht man mit Gentrifizierung um? Wie kann man Technologie und Innovationen möglichst schnell in marktfähige Produkte verwandeln? Es diskutieren: Barbara Albert, Regisseurin; Barbara Holub, Architektin und Künstlerin; Bettina Leidl, Geschäftsführerin departure; Nada Nasrallah, Soda Designers; Petar Petrov, Modedesigner in Wien; Elfie Semotan, Fotografin; Tomas Zierhofer-Kin, Künstlerischer Leiter Donaufestival Moderation: Clarissa Stadler

Vier Modeateliers öffnen während der VIENNA ART WEEK interessierten Besuchern ihre Türen. Auf einem spannenden Rundgang durch Wiens Modeszene trifft man auf faszinierende Persönlichkeiten und lernt unterschiedliche Herangehensweisen an Design und Produktion kennen. Durch die Ateliers führt Bettina Leidl, Geschäfts­ führerin von departure. Anna Aichinger Die geborene Wienerin Anna Aichinger studierte Mode an der Universität für angewandte Kunst Wien bei Jean-Charles de Castelbajac, Paolo Piva, Viktor & Rolf sowie Raf Simons und schloss 2003 als Jahrgangsbeste ab. Mit geradlinigen Designs und einem ebenso femininen wie aufständischen Zugang zu Mode versteht es Anna Aichinger, moderne Frauen selbstbewusst zu inszenieren. Ihr unverkennbarer Stil spielt ironisch mit Zitaten und revolutionären Gesten, ihre Entwürfe sind geradlinig und zeichnen sich durch wohldosierten Sex-Appeal, leichte Kombinierbarkeit sowie hochwertige Materialien aus. www.annaaichinger.com

Gebrüder Stitch Gebrüder Stitch – das sind zwei ehemalige Marketing-Experten, die vor einiger Zeit die Idee hatten, Jeans zu machen. Sie gaben ihre Jobs auf, besuchten Nähkurse wie Textilmessen und lernten von Produzenten und Schneidern zwischen China und Italien alles, was es über perfekte Jeans zu wissen gibt. Nach mehr als 100 Jahren der Fabrikfertigung hielt die blaue »Alltagsuniform« somit in der Schneiderwerkstatt Einzug, um dort auf Maß und nach Kundenwunsch gefertigt zu werden. Gebrüder Stitch stellt Einzelstücke ökologisch und sozial nachhaltig her – und nimmt so eine Neubestimmung sowohl des Produktionskontextes als auch des Konsums von Jeans vor. www.gebruederstitch.at

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superated & Samstag Peter Holzinger, Designer des Labels superated, studierte an der Universität für angewandte Kunst Wien unter Viktor & Rolf sowie Raf Simons, arbeitete für Stephan Schneider, Wendy&Jim und im Rahmen einer Lehrtätigkeit für Veronique Branquinho. Seit 2008 präsentiert superated international Kollektionen für Herren, seit 2011 auch für Damen. Im Rahmen des »festival for fashion & photography« von Unit F gewann superated 2010 den AFA – Austrian Fashion Award für internationale PR und 2012 den Produktionspreis für Mode der Wirtschaftskammer Wien. Im Samstag-Shop bringt Peter Holzinger gemeinsam mit Christian Moser Wienern sowie Besuchern der Stadt internationale Labels, aber auch weltweit vertriebene junge österreichische Designer näher. Neben einem breiten Angebot für Männer von superated, house of the very island’s und Edwina Hörl hat Samstag Mode für Frauen, unter anderem von Hussein Chalayan, coopera­ tivedesign oder Hartmann Nordenholz, sowie Accessoires, etwa von Andy Wolf oder Eva Blut, im Programm. www.superated.com, www.samstag-shop.com

Florian Ladstätter Überraschende Formen mit immer neuen Materialkombinationen machten den Wiener Designer Florian Ladstätter binnen kurzer Zeit international erfolgreich. Seine Schmuckkollektionen werden in den bekanntesten Magazinen weltweit publiziert und in den renommiertesten Concept Stores verkauft. Vor allem die Offenheit für die unterschiedlichsten Fantasien der Träger und Betrachter ist es, die Ladstätters Schmuck so vielschichtig und begehrenswert macht. * Begrenzte Teilnehmerzahl, Anmeldung erforderlich: E office@departure.at. Treffpunkt wird nach Anmeldung bekannt gegeben.


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DOROTHEUM

dorotheum Dorotheergasse 17 1010 Wien T +43 1 515 60 550 F +43 1 515 60 467 Öffnungszeiten: Mo.–Fr- 10.00–18.00 Uhr Sa. 9.00–17.00 Uhr

PODIUMSDISKUSSION  »Künstler als Sammler«

Donnerstag, 22. November 2012 15.00–16.30 Uhr Künstler sind auf die Sichtung ihrer Quellen angewiesen. Manche von ihnen kehren sogar immer wieder zu Meisterwerken von Künstlern, die sie besonders inspiriert und beeinflusst haben, zurück, um sich und ihr eigenes Tun mit einem veränderten Blick auf die Geschichte großer Kunst zu »vermessen«. Warum sammeln Künstler? Dient Sammeln der Inspiration, ist es Gegenlicht, »kulturpolitische Performance« oder auch Wertanlage? Moderation: Edek Bartz

PODIUMSDISKUSSION  »New York – Hauptstadt der Kunst?  Kunstproduktion zwischen Markt  und Diskurs«*

Donnerstag, 22. November 2012 17.00–18.30 Uhr Für nähere Informationen siehe die Programmseite des Essl Museum (Seite 16).

Der Kunstmarkt hingegen trotzt der omnipräsenten Depression, er scheint von diesen ökonomisch turbulenten Zeiten unberührt zu bleiben. Dies hat zur Folge, dass der Wert von Kunst den aktuellen Diskurs dominiert. Die künstlerischen Inhalte hingegen scheinen völlig in den Hintergrund gerückt zu sein. Internationale Experten erfassen den Status quo und diskutieren darüber, wie man sich trotz Drucks vonseiten des Marktes eine Nische in der Kunst schaffen kann, in der es wieder um Inhalte geht und in der auch »unsammelbarer« Kunst ein Stellenwert eingeräumt wird. Es diskutieren: Julieta Aranda, Künstlerin und Gründerin E-Flux, Berlin; Axel Haubrok, Sammlung Haubrok, Berlin; Barry Lord, Ko-Präsident von Lord Cultural Resources, Toronto; Kenny Schachter, Kurator, London; Berta Sichel, freie Kuratorin, Madrid Moderation: Robert Punkenhofer, Künstlerischer Leiter VIENNA ART WEEK

PODIUMSDISKUSSION  »Wien–Moskau.  Kunstszenen im Austausch«*

LECTURE

Freitag, 23. November 2012 15.00–17.00 Uhr

»The Resale Right Directive and Other  Measures: How the European Art Market  is Being Spoiled«*  Vortrag von Antoon Ott, Kunsthistoriker,  Anwalt und Gründer von »Artilaw«,  Amsterdam

Es diskutieren: Tanja Skorepa, STRABAG KUNSTFORUM; Anna Jermolaewa, Künstlerin; Hans Knoll, Galerie Knoll, Wien und Budapest; Simon Mraz, Direktor Österreichisches Kulturforum Moskau; Christina Steinbrecher und Vita Zaman, Künstlerische Leiterinnen VIENNAFAIR; Dimitri Ozerkov, Eremitage St. Petersburg Moderation: Michael Huber, Journalist, Wien

Freitag, 23. November 2012 12.00–12.45 Uhr  PODIUMSDISKUSSION  »Der schöne Schein. Über den Wert  von Kunst in Zeiten ökonomischer  Unsicherheit«*

Für nähere Informationen siehe den Beitrag »Wien–Moskau hin und retour. Über Kulturtransfer und kulturellen Dialog« (Seite 71).

Freitag, 23. November 2012 13.00–15.00 Uhr

PODIUMSDISKUSSION

Schwierige Zeiten sind angebrochen. Tag für Tag ereilen uns neue Hiobsbotschaften: Der globale Markt steht vor dem Kollaps, der Euro schwächelt, Investoren werden vorsichtiger, Geldflüsse stagnieren, die Stimmung an den Börsen ist auf dem Tiefpunkt angelangt …

st  »Body and Art – the Image of Hysteria  in the 21 Century«*

Freitag, 23. November 2012 17.00–18.30 Uhr

PODIUMSDISKUSSION  »Was ist Stadt?«

Freitag, 23. November 2012 19.00 Uhr Für nähere Informationen siehe die Programmseite von departure (Seite 14).

DOROTHEUMTAG  DOROTHEUM lädt ins mumok

Sonntag, 25. November 2012 10.00–18.00 Uhr mumok – Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Museumsplatz 1, 1070 Wien Der DOROTHEUM-Tag im mumok bietet den Gästen des DOROTHEUM ein vielfältiges Programm. Die Sonderausstellung »Dan Flavin« präsentiert einen der Hauptvertreter der Minimal Art. Parallel dazu zeigt das mumok die Sammlungsausstellung »Poesie der Reduktion. Minimal, Concept, Land Art«. Weiters zu sehen: die Doppelprojektion »Voice off« von Judith Barry sowie eine Ausstellung von Alejandro Cesarco, der 2011 den Baloise Kunst Preis erhielt. www.mumok.at

FÜHRUNG  Vorbesichtigung der Auktionen  »Klassische Moderne«, »Zeitgenössische  Kunst« und »Design«

19.–23. November 2012 jeweils 10.00–18.00 Uhr 24.–25. November 2012 jeweils 10.00–17.00 Uhr Während der VIENNA ART WEEK sind alle Auktionsobjekte moderner und zeitgenössischer Kunst sowie des Designs zu besichtigen, die im Rahmen der vierten Auktionswoche (26. bis 30. November 2012) im DOROTHEUM versteigert werden. Experten aller Sparten stehen für Informationen und Führungen zur Verfügung. * In englischer Sprache

Für nähere Informationen siehe die Programmseite des Sigmund Freud Museums (Seite 31).

© Nick Albert 15


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Essl Museum –   Kunst der Gegenwart

Steven and William Ladd, New York City, September 2007, Foto: Andrew Zuckerman, © the artists

Essl Museum – Kunst der Gegenwart An der Donau-Au 1 3400 Klosterneuburg / Wien

THEMENSCHWERPUNKT  »New. New York«

»New. New York«

T +43 2243 370 50 150 F +43 2243 370 50 22 E info@essl.museum

PODIUMSDISKUSSION

www.essl.museum

»New York – Hauptstadt der Kunst?  Kunstproduktion zwischen Markt  und Diskurs«*

Öffnungszeiten: Di.–So. 10.00–18.00 Uhr Mi. 10.00–21.00 Uhr

Donnerstag, 22. November 2012 17.00–18.30 Uhr Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien New York gilt seit Jahrzehnten als Welthauptstadt der bildenden Kunst. In der Diskussion mit Kunstschaffenden wird erörtert, inwieweit das Kunstgeschehen in New York auch heute noch internationale Maßstäbe setzt und wie sich die Produktionsbedingungen für junge Künstlerinnen und Künstler verändert haben: Ist New York noch immer jene Stadt, die den internationalen Diskurs in der zeitgenössischen Kunst anführt? Oder verlagert sich das Geschehen im globalen Raum? Ist der Markt stärker als der Diskurs? Gibt es ortsspezifische Eigenheiten einer Kunstszene, die von anderen Szenen direkt übernommen werden? Wie setzt sich eine lokale Szene im globalen Raum durch? Welchen Stellenwert hat die Kunstszene in Brooklyn vor diesem Hintergrund? Es diskutieren: John Silvis, Kurator und Künstler, New York; Judith Eisler, Künstlerin, Wien und New York; Shelly Silver, Künstlerin, New York; Ryan Ford, Künstler, New York Moderation: Robert Punkenhofer, Künstlerischer Leiter VIENNA ART WEEK * In englischer Sprache 16

AUSSTELLUNG

23. November 2012–31. März 2013

FILMNACHT

Eröffnung: Donnerstag, 22. November 2012, 19.30 Uhr, Essl Museum* Im Rahmen der Reihe »emerging artists« zeigt das Essl Museum mit der Ausstellung »New. New York« aktuelle Kunsttrends aus New York. Dort hat sich das Kunstschaffen in den letzten Jahren insbesondere nach Bushwick in Brooklyn verlagert, wo es zahlreiche Ateliers und Kunsträume gibt. Kuratiert von John Silvis, der an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Arnulf Rainer studiert hat und in New York lebt und arbeitet, präsentiert »New. New York« die Werke von 19 Künstlerinnen und Künstlern zwischen 22 und knapp über 50 Jahren, die nach einem gemeinsamen Kriterium ausgewählt wurden: In verschiedenen Stadien ihrer Karriere befindlich, beschäftigen sie alle sich mit dem künstlerischen Medium, dem Material, an sich und interpretieren es neu. Obwohl sie mit bekannten Medien wie Fotografie, Video, Installation, Skulptur, Malerei und Textilien arbeiten, dekonstruieren sie in ihren Werken bestehende Kunstgenres, verlangsamen die Zeit, führen Material einem neuen Zweck zu und lassen alte Technologien wieder aufleben, ohne dies zum Programm zu erheben. * Kostenloser Shuttlebus ins Essl Museum, Abfahrt: 18.45 Uhr (pünktlich), Albertinaplatz 1, 1010 Wien; Anmeldung erforderlich: E info@essl.museum

»New. New York – Lange Nacht des  jungen amerikanischen Kunstfilms«

Freitag, 23. November 2012 Gartenbaukino, Parkring 12, 1010 Wien

Eine Kooperation zwischen Gartenbaukino und Essl Museum im Rahmen der Ausstellung »New. New York«. Kuratoren: Norman Shetler, Gartenbaukino, und John Silvis, Künstler und Kurator, New York. Nähere Informationen unter: www.essl.museum/film

AUSSTELLUNG  Xenia Hausner, »ÜberLeben«

September 2012–20. Januar 2013  AUSSTELLUNG  Alex Katz

15. September 2012–6. Januar 2013

Für Gäste der VIENNA ART WEEK ist der Eintritt ins Essl Museum am 23. und 24. November 2012 frei!


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Österreichisches Filmmuseum

Österreichisches Filmmuseum Augustinerstraße 1 1010 Wien (im Gebäude der Albertina) T +43 1 533 70 54 F +43 1 533 70 54 25
 E office@filmmuseum.at Öffnungszeiten: Büro: Mo.–Do. 10.00–18.00 Uhr
 Fr. 10.00–13.00 Uhr Bibliothek: Mo. und Do. 12.00–18.00 Uhr Abendkassa: Eine Stunde vor Beginn der ersten Vorstellung

PERSONALE  Jack Smith Der Filmemacher, Fotograf, Performer, Zeichner und Autor Jack Smith, geboren 1932 in Columbus, Ohio, gestorben 1989 in New York, gilt als heimliche Zentralgestalt der Kunstgeschichte des letzten halben Jahrhunderts. Zutiefst »erfolglos« zu Lebzeiten, zieht man die Kriterien des Kunstmarkts als Maßstab heran; unendlich einflussreich und zunehmend einflussreicher, betrachtet man die künstlerischen Prozesse und Diskurse, die von seinem Schaffen, von seiner Person bewegt wurden oder sich in dieser materialisierten – vom New American Cinema der späten 1950er- und frühen 1960er-Jahre bis zur zeitgenössischen »Queer Culture«, von der Verwandlung der Avantgarde mittels Camp-Ästhetik und »Superstardom« bis hin zur Geschichte der Performancekunst. Die Schau vermisst in 15 Programmpunkten der Personale Jack Smiths Kosmos als Filmemacher und Filmdarsteller, als Performer und Cinephiler. Zu seinem bekanntesten Werk »Flaming Creatures« (1962/63) gesellen sich zahlreiche Filme, die jahrzehntelang kaum zugänglich waren und erst jüngst restauriert wurden.

Unter den Gästen und Mitwirkenden finden sich unter anderen: der New Yorker Kurator und Filmkritiker J. Hoberman, auf dessen Konzept die Schau beruht; Peter Kubelka, Mitbegründer des Filmmuseums, der Smith schon in den 1960er-Jahren in Österreich bekannt machte; der Filmwissenschaftler Marc Siegel, der in den letzten Jahren mehrere Publikationen und Veranstaltungen rund um Jack Smith betreut hat; sowie Diedrich Diederichsen, Professor an der Akademie der bildende Künste und Autor zahlreicher Schriften zum Bereich Underground/Avantgarde/Popkultur.

FILMSCHAU

Alle Veranstaltungen sind öffentlich und können zu den üblichen Eintrittspreisen des Filmmuseums besucht werden. Vorverkauf ab 12. Oktober 2012.

Peter Kubelka im Gespräch über  Jack Smith

Jack Smith, »Flaming Creature«

16.–29. November 2012 jeweils 18.30 Uhr und 20.30 Uhr  LECTURE UND FILME  Vortrag von Marc Siegel, »Could Jack  Smith’s Art Ever Be Useful?«*

Mittwoch, 21. November 2012 20.15 Uhr  GESPRÄCH UND FILME

Donnerstag, 22. November 2012 20.15 Uhr  LECTURE UND FILME  J. Hoberman, »The Secret Flix  of Jack Smith«*

Freitag, 23. November 2012 20.15 Uhr  LECTURE UND FILME  Diedrich Diederichsen,  »Smith und die Musik«

Mittwoch, 28. November 2012 18.30 Uhr * In englischer Sprache

Jack Smith, 1977 © Friedl Kubelka 17


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Generali Foundation

Generali Foundation Wiedner Hauptstraße 15 1040 Wien T +43 1 504 98 80 F +43 1 504 98 83 E foundation@generali.at http://foundation.generali.at Öffnungszeiten: Di.–So. und Feiertag 11.00–18.00 Uhr Do. 11.00–20.00 Uhr

WORKSHOP  »Me–You: Choreographies, Games  and Exercises«  »Collective Conversation« mit  Ricardo Basbaum

20.–23. November 2012 jeweils 14.00–18.00 Uhr »Im Rahmen der Ausstellung ›CounterProduction‹ möchte ich mit einer Gruppe von Teilnehmern, die die Bereitschaft zu ein paar Stunden intensiver Zusammenarbeit mitbringen, eine neue Aktion in meiner Reihe ›Collective Conversation‹ starten. Die Aktion besteht aus der Erstellung eines gemeinsamen Textes und seines performativen Vortrages im Kontext der Ausstellung. Die in der ›Conversation‹ zur Sprache kommenden Themen hängen auch von der Zusammensetzung der Gruppe ab, werden aber auf alle Fälle Fragen der Gruppendynamik, der Erfahrung und des kollektiven oder intersubjektiven Zusammenspiels berühren. Die ›Collective Conversation‹ wird aufgezeichnet und schließlich als Hörstück in die Ausstellung eingebaut. Ziel des Projektes ist es, einige Eindrücke und Inhalte als mehrstimmige Wechselrede aller Gruppenmitglieder wiederzugeben, und zwar sowohl schriftlich als auch mündlich. Der öffentliche Vortrag findet in Form eines Arrangements mit Refrains, Chorpartien, Pausen, Improvisationen und ähnlichen musikalischen Elementen statt.« (Ricardo Basbaum) Ricardo Basbaum, geboren 1961 in São Paulo, lebt und arbeitet in Rio de Janeiro.

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© Ricardo Basbaum, me-you: choreographies, games and exercises, 2008. 7th Shanghai Biennale. Courtesy Shanghai Biennale

Der Künstler und Autor setzt sich mit Kunst als Vermittlungsinstrument und Plattform zur Artikulation von Sinneserfahrungen, Sprache und sozialer Interaktion auseinander. Seit Ende der 1980er-Jahre entwickelt er ein eigenes Vokabular für seine Arbeit, das er in jeweils spezifischer Weise auf den Ausstellungszusammenhang abstimmt. Eine seiner letzten Einzelausstellungen war »conjs., re-bancos*: exercícios&conversas« (Museu de Arte da Pampulha, Belo Horizonte, 2011/2012). Basbaums Arbeiten wurden bei der documenta 12 (2007) und der 7. Shanghai Biennale (2008) gezeigt. 2012 nimmt er an der Busan Biennale und der 30. Biennale von São Paulo teil.

Kluge, der den Begriff in den 1970er-Jahren mitgeprägt hat, meint »Gegenproduktion« eine Strategie, die die Artikulation einer Gegenkontrolle ermöglicht. Die Ausstellung spürt diesem Gedanken in den Arbeiten und Texten zeitgenössischer Künstler nach und fragt nach deren Positionierung zwischen Affirmation und Negation eines Systems, an dem wir alle teilhaben. Die Ausstellung präsentiert Arbeiten von Ricardo Basbaum, Mary Ellen Carroll, Dexter Sinister, Goldin+Senneby, Marine Hugonnier, Henrik Olesen, Seth Price, Josephine Pryde, Lili Reynaud-Dewar, Josef Strau und Marion von Osten.

Ausstellung

FÜHRUNG  »Counter-Production«  Kuratorinnenführung mit Diana Baldon  und Ilse Lafer durch die Ausstellung  »Counter-Production«

Freitag, 23. November 2012 11.00 Uhr Die Ausstellung »Counter-Production« fragt nach Formen künstlerischer Produktion und der Art, wie diese heute erlebt und thematisiert werden. Die gezeigten künstlerischen Ansätze sind insofern als »gegenproduktiv« zu bezeichnen, als sie den Zweck und die Implikationen der Regeln und Logiken hinterfragen, die in den etablierten Strukturen vorherrschen – nicht nur in der Kunst, sondern auch in der globalen Finanzwelt, der Stadtplanung, der Reproduktionsarbeit etc. Für den Filmemacher und Autor Alexander

7. September–16. Dezember 2012


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Jüdisches Museum Wien

Jüdisches Museum Wien Dorotheergasse 11
 1010 Wien T +43 1 535 04 31
 F +43 1 535 04 24
 E info@jmw.at www.jmw.at Öffnungszeiten: So.–Fr. 10.00–18.00 Uhr Museum Judenplatz Judenplatz 8
 1010 Wien Öffnungszeiten: So.–Do. 10.00–18.00 Uhr Fr. 10.00–14.00 Uhr

Ausstellung

Ausstellung

»Heute in Wien 2012. Fotografien zur    jüdischen Gegenwart von Josef Polleross«

»Vienna’s Shooting Girls – Jüdische  Fotografinnen aus Wien«

7. November 2012–20. Mai 2013 Museum Judenplatz

23. Oktober 2012–3. März 2013 Jüdisches Museum Wien – Dorotheergasse

FÜHRUNG

LECTURE

»Zeitreise durch die Mazzes-Insel.  Ein Spaziergang mit dem Fotografen  Josef Polleross und dem Jüdischen  Museum Wien«*

Vortrag von Lisa Silverman
im Rahmen    der Ausstellung »Vienna’s Shooting Girls –    Jüdische Fotografinnen aus Wien«*

Sonntag, 25. November 2012 11.00 Uhr

Atelier Geiringer & Horovitz (Trude Geiringer / Dora Horovitz), Elisabeth Bergner auf dem Cobenzl, Wien, 1931 Silbergelatineprint, braun getönt Fotomuseum WestLicht

Mit Josef Polleross auf Zeitreise: Der Fotograf folgte für seine Ausstellung im Museum Judenplatz religiösen Juden und ihren traditionellen Ritualen. Seine Bilder bezeugen aber auch das weltliche jüdische Leben – zwischen Sportveranstaltungen, Handel und Publizistik, Straßenfesten, Musik und Bräuchen, die das Leben von religiösen und säkularen Juden und Jüdinnen gleichermaßen beleben und verbinden. Was gefällt dem Fotografen am besten in diesem Viertel? Welche Adresse, welche Ecke oder welcher Winkel in der Leopoldstadt hat sein Auge verführt? Wer durch Wien spaziert, ergeht Geschichte – vorbei an Denkmälern, an wichtigen Adressen oder Statuen von Personen, die diese Stadt auf unterschiedliche Weise gestaltet haben. Bei einem Spaziergang durch das jüdische Wien kann man die Vergangenheit wahrnehmen und gleichzeitig der Gegenwart begegnen. Der zweite Bezirk lädt mit dem früheren Kernstück des jüdischen Wien, der sogenannten Mazzes-Insel, zu einer Zeitreise ein.

Donnerstag, 22. November 2012 18.30 Uhr
 Jüdisches Museum Wien – Dorotheergasse Die Ausstellung »Vienna’s Shooting Girls – Jüdische Fotografinnen aus Wien« rückt die große Zahl von Fotostudios jüdischer Frauen in Wien bis 1938 in den Fokus. Dabei werden nicht nur die Gründe für die in diesem Beruf ungewöhnlich hohe Dichte jüdischer Frauen aus wohlhabenden Kreisen beleuchtet. Die Ausstellung macht auch die hohe ästhetische Qualität der Arbeiten von vielen zu Unrecht vergessenen Fotografinnen wieder sichtbar. Eine Auswahl von Arbeiten rund 30 jüdischer Wiener Fotografinnen – neben Dora Kallmus (d’Ora) und Trude Fleischmann auch Edith de Barakovich, Trude Geiringer & Dora Horovitz, Edith Glogau, Pepa Feldscharek, Cécile Machlup oder Edith Tudor Hart – macht sichtbar, wie herausragend der Anteil jüdischer Frauen in diesem Bereich war. Lisa Silverman (University of WisconsinMilwaukee) spricht über Bildung, Ausbildung und Berufstätigkeit von Frauen aus dem jüdischen Wiener Bürgertum um 1900 als Voraussetzungen für dieses auffallende Phänomen. * In englischer Sprache

* Maximal 20 Teilnehmer. Treffpunkt wird bei Anmeldung bekanntgegeben: E info@jmw.at 19


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KÖR   Kunst im öffentlichen Raum Wien

© Barbara Holub

KÖR Kunst im öffentlichen Raum GmbH Museumsplatz 1 / Stiege 15 1070 Wien T +43 1 521 89 1257 F +43 1 521 89 1217 E office@koer.or.at www.koer.or.at

SYMPOSIUM   »Planning Unplanned_Exploring the  New Role of the Urban Practitioner«  Workshops, Vorträge und Diskussionen*

19.–20. November 2012 Fakultät für Architektur und Raumplanung/TU Wien Im Kontext von Deindustrialisierung, Deregulierung und Privatisierung übernehmen neben Architekten und Urbanisten zunehmend auch KünstlerInnen eine zentrale Rolle bei der Umstrukturierung der Städte. Das internationale Symposium will die Tätigkeit dieser Urban Practitioners diskutieren und neu positionieren: Welche Bedeutung kommt künstlerischen Praktiken im Rahmen einer verstärkt investorenorientierten (Stadt-)Planung zu? Welche Werkzeuge und Methoden entwickelten Urban Practitioners bislang, welche Erfahrungen haben sie in der disziplinenübergreifenden Zusammenarbeit gemacht? Welche Rahmenbedingungen sind notwendig, um künstlerische und experimentelle urbane Strategien in die aktuelle Planungspraxis einfließen zu lassen? Wie können sich diese von der Instrumentalisierung für neoliberale Interessen lösen und zukunftsweisende innovative Vorstellungen gesellschaftlich wirksam werden lassen? Das internationale Symposium ist als produktive Veranstaltung in einer Kombination aus Workshops, öffentlichen Vorträgen und Diskussionen angelegt. Es richtet sich an PraktikerInnen wie auch TheoretikerInnen, die eine Diskussion über die Möglichkeiten einer eigenständigen Etablierung ihrer künstlerischen und urbanistischen Praxis in stadtplanerischen Prozessen suchen.

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Für die Workshops, an denen ExpertInnen aus verschiedenen Disziplinen sowie Vertreter für die Stadtplanung relevanter Magistratsabteilungen teilnehmen, werden spezifische künstlerische Formate entwickelt; diese können als neue Tools und Methoden der Kommunikation und Produktion für aktuelle urbane Fragestellungen unmittelbar erfahren und ihr Potenzial für eine Umsetzung in die (Planungs-)Praxis ausgelotet werden. Zusammenfassungen aus den Workshops werden der Öffentlichkeit jeweils vor dem Abendvortrag zur Diskussion präsentiert. Die Beiträge des Symposiums sind wesentlicher Bestandteil der Publikation »Planning Unplanned«, die 2013 als Abschluss des von Barbara Holub am Institut für Kunst und Gestaltung 1 an der TU Wien geleiteten gleichnamigen Forschungsprojektes erscheint. TeilnehmerInnen (Auswahl): Regina Bittner, Kulturwissenschaftlerin, Bauhaus-Universität, Dessau; Grant Kester, Kunsttheoretiker, UCSD, San Diego; Georg Winter, Künstler, Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken; Mick Wilson, Künstler, Kurator und Kunsttheoretiker, GradCam Dublin; Angelika Burtscher, Osservatorio Urbano / Lungomare, Bozen; Yvette Masson-Zanussi, EFAP / European Forum for Architectural Policies, Brüssel; Markus Miessen, Architekt und Architekturtheoretiker, Städelschule Frankfurt; Torange Khonsari, public works, London; Paul O’Neill, Künstler, Kurator und Kunsttheoretiker, Bristol; Markus Ambach, Künstler und Kurator, MAP Projects, Düsseldorf; Alisa Prudnikova, Kuratorin, Ural Industrial Biennial, Jekaterinburg; Folke Köbberling, Künstlerin, Koebberling Kaltwasser, Berlin.

Konzeption und Organisation: Barbara Holub/ Institut für Kunst und Gestaltung 1, Fakultät für Architektur und Raumplanung/TU Wien; mit Unterstützung des Instituts für Wohnbau und Entwerfen, des IFOER / Fachbereich Örtliche Raumplanung sowie in Kooperation mit der Akademie der bildenden Künste Wien. * In deutscher und englischer Sprache. Weitere Informationen: http://urban-matters.org/symposium http://www.koer.or.at


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KUNSTHALLE wien

KUNSTHALLE wien museumsquartier Museumsplatz 1 1070 Wien Öffnungszeiten: Fr.–Mi. 10.00–19.00 Uhr Do. 10.00–21.00 Uhr KUNSTHALLE wien karlsplatz project space / public space Treitlstraße 2 1040 Wien Öffnungszeiten: Di.–Sa. 13.00–24.00 Uhr So.–Mo. 13.00–19.00 Uhr T +43 1 521 89 33 F +43 1 521 89 1217 E office@kunsthallewien.at www.kunsthallewien.at

Daniel Knorr, Explosion, 2012, Courtesy des Künstlers und Galerie nächst St. Stephan / Rosemarie Schwarzwälder, Wien © Daniel Knorr, Foto: Kunsthalle wien 2012

IM GESPRÄCH

IM GESPRÄCH

Ausstellungen

»Extreme Art and The Body Politic:  Mike Parr & Leigh Bowery«*  Die australische Kunsttheoretikerin  Anne Marsh im Gespräch mit den  Kuratorinnen Synne Genzmer und  Angela Stief

»Kunst im öffentlichen Raum:  obsessive Kontroversen oder  wiederkehrende Polemiken?«  Der Künstler Daniel Knorr im  Gespräch mit Kuratorin Cathérine Hug

»XTRAVAGANZA. Staging Leigh Bowery«

Dienstag, 20. November 2012 17.00 Uhr KUNSTHALLE wien museumsquartier Mit den Ausstellungen »Mike Parr. Edelweiß« und »XTRAVAGANZA. Staging Leigh Bowery« zeigt die KUNSTHALLE wien im Herbst zwei künstlerische Positionen, die hinsichtlich ihres Umgangs mit dem Thema Performance gegensätzlicher nicht sein könnten. Mike Parr, 1945 in Australien geboren, testet in seinen radikalen Aktionen die Grenzen des eigenen Körpers und dessen physische Leistungsfähigkeit bis hin zur Selbstverstümmelung aus, um die Kontrolle über das Selbst und die Eigenschaft von Erinnerung zu ergründen. Von der Identität des Künstlers ausgehend, arbeitet Parr in seinen Auftritten mit Schock, Schmerz, Ekel und Tabus, um ungewohnte Reaktionen und Diskussionen um ethische Werte zu provozieren. Das Cross-over-Talent Leigh Bowery hingegen (*1961 in Sunshine, Australien) stilisierte sich als wandelndes Kunstwerk und perfektionierte seine Selbstdarstellung mit schrillen Modeentwürfen. Mit den sogenannten Looks akzentuierte, deformierte und überbetonte er seine von Natur aus große, üppige Gestalt und positionierte sich als Szenefigur der Londoner Subkultur zwischen Kunst, Mode, Musik und Performance. Die glamourösen und exaltierten Auftritte von Leigh Bowery auf den urbanen Laufstegen und in den hippesten Nachtclubs Londons fanden mit seinem Tod an den Folgen von AIDS in der Neujahrsnacht 1994 ein tragisches Ende.

Mittwoch, 21. November 2012 19.00–22.00 Uhr (inklusive Umtrunk) KUNSTHALLE wien karlsplatz project space

19. Oktober 2012–3. Februar 2013 KUNSTHALLE wien museumsquartier

»Mike Parr. Edelweiß«

8. November 2012–24. Februar 2013 KUNSTHALLE wien museumsquartier

Mit »Explosion« zeigt die KUNSTHALLE wien eine eigens für den project space auf dem Karlsplatz konzipierte Plastik von Daniel Knorr, der 1968 in Bukarest geboren wurde und in Berlin lebt. Seine Arbeit ist die Materialisierung einer Explosion: Die Skulptur stellt einen nur Bruchteile von Sekunden dauernden Vorgang dar – die durch eine Druckwelle verursachte Volumenerweiterung wird angehalten und somit haptisch fassbar. In einer Zeit, da die Explosion als Sinnbild der Zerstörung durch die Medienberichterstattung – in jüngerer Zeit vor allem des »Embedded Journalism« – und durch die Popularität der Ego-Shooter längst ihren Schrecken verloren hat, in der Sprengstoff als Metapher für einen starken, intensiven Moment Eingang in den alltäglichen Sprachgebrauch fand, regt Knorrs »Explosion« zum Nachdenken an. Die Plastik und das im Rahmen der VIENNA ART WEEK stattfindende Künstlergespräch von Kuratorin Cathérine Hug und Daniel Knorr werden in Kooperation mit dem Rumänischen Kulturinstitut Wien präsentiert.

Ausstellung  »skulptur: Daniel Knorr. Explosion«

30. März 2012–28. Februar 2013 KUNSTHALLE wien karlsplatz public

* In englischer Sprache

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KUNST HAUS WIEN

KUNST HAUS WIEN Museum Hundertwasser

AUSSTELLUNG

PREISVERLEIHUNG

T +43 1 712 04 91 F +43 1 712 04 96 E info@kunsthauswien.com

»Foto-Automaten-Kunst. Die Ästhetik  hinter dem Vorhang: Von den Surrealisten  bis Warhol und Rainer«

Prämierung der Gewinner des  Wettbewerbes »Foto-Automaten-Kunst«

www.kunsthauswien.com

10. Oktober 2012–13. Januar 2013

Öffnungszeiten: täglich 10.00–19.00 Uhr

Bis vor wenigen Jahren noch waren in den Städten auf jedem Bahnhof und an zahlreichen Plätzen Fotoautomaten zu finden. Heute sind sie eine aussterbende Gattung. Als 1928 die ersten Automaten in Paris aufkamen, stürzten sich auch Künstlerinnen und Künstler auf die für wenig Geld innerhalb von Minuten hergestellten maschinellen Selbstporträts. Die Surrealisten waren die Ersten, die ihr Potenzial für die Kunst erkannten, viele andere Künstler – unter ihnen Cindy Sherman, Arnulf Rainer, Andy Warhol oder Thomas Ruff – sollten ihnen folgen. Die Ausstellung »Foto-Automaten-Kunst« erlaubt mit mehr als 300 Exponaten von rund 60 internationalen Künstlerinnen und Künstlern einen umfassenden Einblick in die »Ästhetik hinter dem Vorhang«. Dabei wird die »ursprüngliche« Funktion der Maschine ebenso gezeigt wie das künstlerische Spiel mit Identitäten, das Erzählen kurzer Geschichten oder das Schaffen eigener Welten. Die vom Musée de l’Elysée Lausanne entwickelte Ausstellung wird nur dreimal in Europa gezeigt – in Lausanne, Brüssel und Wien.

Untere Weißgerberstraße 13 1030 Wien

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Mittwoch, 21. November 2012 19.00 Uhr Im Rahmen der Ausstellung »Foto-Automaten-Kunst« ruft das KUNST HAUS WIEN zur kreativ-künstlerischen Nutzung eines Fotoautomaten auf, der ab 9. Oktober 2012 im Museumsfoyer zur Verfügung steht. Wer bis 11. November einen Fotostreifen mit vier Bildern und ausgefüllter Teilnahmeer­ klärung an der Museumskassa abgibt, kann an einem Fotowettbewerb teilnehmen. Unter der Leitung des Fotografen Andreas H. Bitesnich wählt eine Jury aus der eingereichten »Foto-Automaten-Kunst« die zehn kreativsten und originellsten Sujets aus. Bei der Preisverleihung im KUNST HAUS WIEN am 21. November 2012 werden die Gewinner bekanntgegeben und ausgezeichnet: Der erste bis dritte Preis sind Lambda-Vergrößerungen, der vierte bis zehnte Preis Digitalvergrößerungen der prämierten Sujets, bereitgestellt von cyberlab. Die Gewinner-Sujets sind bis 13. Januar 2013 in der Ausstellung »FotoAutomaten-Kunst« zu sehen.

Cindy Sherman, Ohne Titel (Lucille Ball), 1975 © Musée de l’Elysée, Lausanne


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Kunsthistorisches Museum

Ed Ruscha, Foto: Gary Regester © Courtesy Gagosian Gallery

Kunsthistorisches Museum Maria-Theresien-Platz 1010 Wien T +43 1 525 24 4025
 F +43 1 525 24 4098
 E info@khm.at www.khm.at
 Öffnungszeiten: Di.–So. 10.00–18.00 Uhr Do. 10.00–21.00 Uhr

Ausstellung  Ed Ruscha, »The Acients Stole All  Our Great Ideas«

25. September–2. Dezember 2012

FÜHRUNG

FÜHRUNG

Kuratorenführung durch die Ausstellung  »The Ancients Stole All Our Great Ideas«  mit KHM Adjunct Curator Jasper Sharp

Führung durch die Ausstellung  »The Acients Stole All Our Great Ideas«*

Donnerstag, 22. November 2012 18.00 Uhr Ab 2012 lädt das Kunsthistorische Museum international bekannte Künstlerpersönlich­ keiten dazu ein, Ausstellungen mit Objekten aus den Sammlungen des Hauses zu kuratieren. Den Anfang macht im Herbst der amerikanische Maler Ed Ruscha. Unter dem Titel »The Acients Stole All Our Great Ideas« offenbart der Künstler ab 25. September 2012 in der Gemäldegalerie des KHM seinen ganz persönlichen Blick auf die Sammlungen und stellt die Werke so in einen neuen Zusammenhang. Einen besonderen Schwerpunkt legt Ruscha auf Objekte der Kunstkammer, die auf diese Weise bereits vor der großen Wiedereröffnung der Sammlung am 28. Februar 2013 neu präsentiert werden. Bei den Führungen durch die Ausstellung erhält das Publikum schon jetzt einen ganz besonderen Vorgeschmack auf das KunstHighlight des kommenden Jahres!

Dienstag, 20. November 2012 16.00 Uhr * Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung erforderlich: E viennaartweek@khm.at

* In englischer Sprache. Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung erforderlich: E viennaartweek@khm.at

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Künstlerhaus   k/haus

Künstlerhaus k/haus Karlsplatz 5 1010 Wien T +43 1 587 96 63 F +43 1 587 87 36 E office@k-haus.at www.k-haus.at Öffnungszeiten: Fr.–Mi. 10.00–18.00 Uhr Do. 10.00–21.00 Uhr

© Künstlerhaus, Foto: Florian Dalik 24

AUSSTELLUNG

THEMENTAG

PERFORMANCE

»Kann es Liebe sein?«

»Fotografie im Künstlerhaus«

20.–25. November 2012

Mittwoch, 21. November 2012 13.00–18.00 Uhr

»Zwischen allen Stühlen der Liebseligkeit«  mit Julius Deutschbauer, im Rahmen der  Ausstellung »Kann es Liebe sein?«

Eröffnung: Montag, 19. November 2012, 18.00 Uhr In den 1980er-Jahren stellten sich der junge Sänger Falco und die Schauspielerin Désirée Nosbusch in einem schmalzigen Lied-Duett die bedeutungsvolle Frage »Kann es Liebe sein?«. 30 Jahre später initiierte diese Frage bei den in Berlin lebenden Kuratoren Nora Mayr und Gilles Neiens die Idee zu einer Ausstellung, die sich mit dem Thema Liebe und ihrer Bedeutung in der zeitgenössischen Kunst auseinandersetzt. Nach Berlin und Luxemburg macht die Ausstellung »Kann es Liebe sein?« nun auch in Wien Station. Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler aus Österreich, Luxemburg, Zypern und Singapur: Maria Anwander, Julius Deutschbauer, Katharina Lackner, Christoph Meier, Max Mertens, Suzan Noesen, Christodoulos Panayiotou, Armand Quetsch, Letizia Romanini, Kay Walkowiak und Ming Wong.

Präsentation der Künstlerhaus-Projekte im Rahmen von »Eyes On – Monat der Fotografie Wien« in Anwesenheit der Künstler und Künstlerinnen sowie Kuratorinnen und Kuratoren: »Pez Hejduk: vor ort_on site« (Kuratorin: Ruth Horak), »FRAME – eine (inter)aktive Foto-Videoinstallation«, »Me Myself & Them« (Renate Bertlmann, Ilse Chlan, Linda Christanell, G.R.A.M., Matthias Herrmann, Leo Kandl, Brigitte Konyen, Paul Albert Leitner, Edgar Lissel, Claudia-Maria Luenig, Karin Mack, Sabine Maier, Sissa Micheli, Michael Michlmayr, Klaus Pamminger, Margot Pilz, Josef Wais, Elisabeth Wörndl), »Sabine Hauswirth: Menschen in Wien«, »Marko Zink: Im Kurhotel«, »Wojciech Krzywobłocki: Zwischen Rot und Weiß«, »Zeitgeist: Photography – Vice Photography Exhibition« (Philippe Gerlach, Daliah Spiegel, Piotr Sokul, Christoph Pirnbacher, Bree Zucker, Katarina Šoškic´ , Rita Nowak; Kuratoren: Mario Grubišic´  und Magdalena Vukovic´ ).

Samstag, 24. November 2012 16.00 Uhr Künstlerhaus k/haus Passagegalerie, Karlsplatz 5, 1010 Wien, danach STUDIOS der Sammlung Lenikus, Bauernmarkt 9, 1010 Wien Wie liebt man sich selbst? – Und wenn Sie sich selbst nicht genug sind? – Beleidigt es mich nicht gar, dass ich Ihre Selbstliebe bin? – Bringen Sie es denn anders als schattenhaft fertig, jemanden zu lieben? – Kann irgendeine Liebe, mag sie auch noch so groß sein, ohne sinnliche Erfüllung mehr als der Schatten einer Liebe sein? – Sind Sie denn eigentlich nur zu Besuch bei der Liebe? – Und was der andere meint, denkt und wirklich ist, hat keinen Einfluss darauf? Solche und ähnliche Fragen, allesamt abgezwirnt aus »Gespräche über Liebe« in Musils »Der Mann ohne Eigenschaften«, werden auf das Publikum losgelassen, das auch zu so mancher Liebesübung aufgefordert wird.


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Leopold Museum

Leopold Museum Museumsplatz 1 1070 Wien T +43 1 525 70 0 
 F +43 1 525 70 1500 E office@leopoldmuseum.org www.leopoldmuseum.org Öffnungszeiten: Mi.–Mo. 10.00–18.00 Uhr Do. 10.00–21.00 Uhr

© Leopold Museum

FÜHRUNG

Ausstellung

FÜHRUNG

Führung durch die Ausstellung  »Japan – Die Fragilität des Daseins« mit  dem Japanologen Peter Pantzer,  Universität Bonn

»Japan – Die Fragilität des Daseins.  Meisterwerke aus der Sammlung  Genzo Hattori«

Sonderführung durch die Ausstellung  »nackte männer«  Begrüßung: Direktor Tobias G. Natter

28. September 2012–28. Januar 2013

Freitag, 23. November 2012 15.00 Uhr

LECTURE

Mit einer vom Lifestyle unserer Zeit geprägten modernen Bilderflut hat die Darstellung des nackten Mannes in den letzten Jahren eine bis dahin nicht gekannte öffentliche Präsenz erlangt. Gleichzeitig sind ehemals festgefügt scheinende Kategorien wie »Männlichkeit«, »Körper« und »Nacktheit« auf breiter gesellschaftlicher Basis offensichtlich in Fluss geraten und haben zu einer Neudefinition des männlichen Rollenverständnisses beigetragen. Für das Leopold Museum bieten diese Entwicklungen Anlass zu einem gleichermaßen aktuellen wie historischen Streifzug durch die bildende Kunst auf der Suche nach dem nackten Mann – einer Erkundung, die schwerpunktmäßig von der Antikensehnsucht um 1800 bis zur Gegenwart reicht.

Mittwoch, 21. November 2012 16.00 Uhr Die Ausstellung »Japan – Fragilität des Daseins« zeigt erstmals in Österreich eine repräsentative Auswahl von rund 50 Meisterwerken der traditionellen japanischen Tuschmalerei (Sumi-e) und Kalligrafie (Shodo    ¯ ) aus der Sammlung Genzo Hattori. Die außergewöhnliche Privatsammlung, die Werke aus dem 12. bis 20. Jahrhundert umfasst, war zuvor noch nie öffentlich zu sehen. Ergänzt wird die Schau durch bisher nicht gezeigte japanische Farbholzschnitte aus dem 17. bis 20. Jahrhundert aus der Sammlung Leopold II.

»Stripped Bare but not Exposed:  The Male Nude in American Art«*  Vortrag von Jonathan Weinberg, Yale  University, im Rahmen der Ausstellung  »nackte männer«

Donnerstag, 22. November 2012 19.00 Uhr
 * In englischer Sprache

Ausstellung  »nackte männer«

19. Oktober 2012–28. Januar 2013 25


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MAK

Koloman Moser für die Wiener Werkstätte Schreibtischschrank für die Familie Waerndorfer, 1903/04 MAK-Sammlung Möbel, © Gerald Zugmann/MAK MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst

AUSSTELLUNG

AUSSTELLUNG

FÜHRUNG

Stubenring 5 1010 Wien

»Wien 1900«  Neuaufstellung der MAK-Schausammlung

Einzelausstellung »Pae White. ORLLEGRO«  MAK-Schausammlung Gegenwartskunst

Sonderführungen durch die Ausstellung  »Wien 1900«*

ab 21. November 2012

21. November 2012–12. September 2013

Eröffnung: Dienstag, 20. November 2012, 19.00 Uhr

Eröffnung: Dienstag, 20. November 2012, 19.00 Uhr

Donnerstag, 22. November 2012 Freitag, 23. November 2012 jeweils 16.30 Uhr

Am 20. November 2012 eröffnet das MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien im Zuge der sukzessiven Erneuerung seiner Schausammlung drei Schausäle, die der Entwicklung des österreichischen Kunstgewerbes zwischen 1890 und 1938 gewidmet sind. Im Vordergrund der konzeptuellen Erneuerung stand die Entscheidung, das MAK in Zukunft unter anderem als Kompetenzzentrum für das Wiener Kunstgewerbe der Jahre um 1900 zu positionieren. Angelehnt an die bisherige Praxis des MAK liegt der Gestaltung dieser Säle ein künstlerisches Gesamtkonzept zugrunde, das von der amerikanischen Künstlerin Pae White stammt. Für die inhaltliche Konzeption zeichnet Christian Witt-Dörring verantwortlich.

Pae White zählt zu den international bedeutendsten Künstlerinnen ihrer Generation. Geboren 1963, lebt und arbeitet sie in Los Angeles. Im Mittelpunkt ihres Interesses stehen Synergien, die sich aus dem Zusammenwirken von bildender und angewandter Kunst, Design und Architektur ergeben. Im Rahmen einer Werkschau – ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung in Österreich – wird Pae White eigens für die MAK-Schausammlung Gegenwartskunst eine raumgreifende Installation entwickeln. Thematisch bezieht sie sich dabei auf verschiedene Aspekte der spartenübergreifenden Sammlung, im Speziellen auf die Neugestaltung der Schausammlung »Wien 1900«.

T +43 1 711 36 346 F +43 1 711 36 291 E office@MAK.at www.MAK.at Öffnungszeiten: Di. 10.00–22.00 Uhr Mi.–So. 10.00–18.00 Uhr Jeden Di. 18.00–22.00 Uhr Eintritt frei

LECTURE  »Objekte sprechen. Konzeptuelle  Gedanken zur Neuaufstellung der  Schausammlung ›Wien 1900‹«  Vortrag von Christian Witt-Dörring

Samstag, 24. November 2012 11.00–12.00 Uhr MAK-Vortragssaal

* Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung erforderlich: E education@MAK.at

PRÄSENTATION  Präsentation der MARS-Glas-Edition*

Samstag, 24. November 2012 12.30 Uhr MAK-Säulenhalle Im Jahr 2006 bezog die Künstlerin Jenny Holzer in ihren Entwurf der Jahresgabe der MAK ART SOCIETY (MARS) den klassischen Wasserbecher aus dem Trinkservice No. 248 von Adolf Loos ein, der seit 1931 ein Klassiker der Firma J. & L. Lobmeyr ist. Nach Entwürfen von Franz Graf (2007), Eva Schlegel (2010) und Manfred Wakolbinger (2011) haben sich nun auch Heimo Zobernig, Brigitte Kowanz und weitere Protagonisten der österreichischen Kunstszene mit der provokanten Perfektion von Loos auseinandergesetzt. Die Becher wurden bemalt, graviert oder tätowiert, einige Eingriffe sind markant, manche subtil gesetzt. Entstanden ist eine abwechslungsreiche Serie – Zeitdokument wie auch Gebrauchsgegenstand: Die Becher sind unlimitiert und zur Verwendung bestimmt. * Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung erforderlich: E makartsociety@MAK.at

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Art Cluster

mumok   Museum Moderner Kunst   Stiftung Ludwig Wien

mumok Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien MuseumsQuartier, Museumsplatz 1 1070 Wien T +43 1 525 00 0
 F +43 1 525 13 00 E info@mumok.at www.mumok.at Öffnungszeiten: Mo. 14.00–19.00 Uhr 
 Di., Mi., Fr.–So. 10.00–19.00 Uhr 
 Do. 10.00–21.00 Uhr

AUSSTELLUNG

LECTURE

»Dan Flavin – Lights«

»Der Abgrund der Präsenz.  Über Dan Flavin«  Lecture mit Juliane Rebentisch  Begrüßung: Direktorin Karola Kraus

13. Oktober 2012–3. Februar 2013 Dan Flavin (1933–1996), einer der Hauptvertreter der Minimal Art, hat durch die Verwendung handelsüblicher Leuchtstoffröhren ein bahnbrechendes Werk geschaffen, das – gleichermaßen nüchtern wie sinnlich – neue Beziehungen zwischen Werk, Raum und Betrachter herstellt. Die Ausstellung zeigt erstmals in Österreich einen Überblick über die Arbeiten mit fluoreszierenden Röhren, deren Präsentation speziell auf die Ausstellungs­architektur des mumok abgestimmt ist.

Freitag, 23. November 2012 19.00 Uhr

Anlässlich der Ausstellung über Dan Flavin beschäftigt sich die Kunsttheoretikerin und Philosophin Juliane Rebentisch in ihrer Lecture mit Fragen zu seiner Kunst. Juliane Rebentisch ist Professorin für Philosophie und Ästhetik an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main und assoziiertes Mitglied des Frankfurter Instituts für Sozialforschung.

»Alles scheint so einfach zu sein: handelsübliche Neonröhren im zumeist leeren Raum – bekannte Objekte, überschaubare Situationen. Und doch wirft die Kunst von Dan Flavin eine Reihe von Fragen auf, die ins Zentrum unseres Verständnisses von Kunst führen: Wie muss das Verhältnis von Kunst und Design, von Werk und Situation, Singularität und Serialität, Transzendenz und Ironie, Subjekt und Objekt heute gedacht werden? Was wird aus zentralen ästhetischen Kategorien wie jenen des Schönen und des Erhabenen im Industriezeitalter? Und schließlich, durch all diese Fragen hindurch: So evident dieser zuvor genannte Eindruck im Falle von Flavins Arbeiten zunächst sein mag – wie kann ihre Präsenz näher bestimmt werden?« (Juliane Rebentisch)

Foto: mumok 27


Art Cluster

MUSA

© MUSA, Foto: Michael Wolschlager MUSA – Museum Startgalerie Artothek Felderstraße 6–8 1010 Wien T +43 1 4000 8400 F +43 1 4000 99 8400 E musa@musa.at www.musa.at Öffnungszeiten: Di., Mi., Fr. 11.00–18.00 Uhr Do. 11.00–20.00 Uhr Sa. 11.00–16.00 Uhr

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TAGUNG  »Materialität/Immaterialität in der  Fotografie«*  Tagung mit Impulsreferaten, Diskussionen  und Statements

Samstag, 24. November 2012 9.30–17.00 Uhr Internet, Virtual Reality und soziale Plattformen wie Facebook, Twitter oder Flickr haben in den letzten Jahren die Kommunikationsformen Sprache, Schrift, Ton und Bild richtungsweisend verändert. Welche Folgen dieser »Digital Turn« auf den Materialbegriff in fotografischen Bildsystemen zeitigte und wie die spezifischen Strukturen, Wirkungsweisen und Intentionen von Materialität/ Immaterialität der Fotografien fortan zum Ausdruck kommen, ist Thema dieser Tagung, die in Kooperation zwischen MUSA und European Society for the History of Photography (ESHPh) im Rahmen von »Eyes On – Monat der Fotografie Wien« stattfindet. Das Bildsystem Fotografie kann ohne »Materialitäten« weder entstehen noch wahrgenommen werden – Immaterialität ist heute jedoch inhärenter Teil digitaler Systeme: Materielle Träger, spezifische Orte, Zeitstrukturen und Kontexte bilden die nötigen Voraussetzungen für die komplexen Verflechtungen von fotografischer Produktion, Kommunikation und Rezeption. Wie weit sich Materialität und Immaterialität oder Virtualität im Zuge des digital-medialen Paradigmenwechsels als Konstrukt der Bilder vorstellen lassen, wird in produktionstechnischen, medienwissenschaftlichen und gesellschaftsspezifischen Kontexten und Wirkungsweisen untersucht und diskutiert.

Die transdisziplinäre Veranstaltung, bei der Wissenschaft auf fotokünstlerische Praxis­ und Statements trifft, richtet sich an Interessierte mit Augenmerk insbesondere auf zeitgenössische Fotografie, vor allem an Künstler, Theoretiker, Historiker, Webmaster, Grafiker. Einzelne Beiträge der Tagung erscheinen in einem von der ESHPh herausgegebenen Katalog ­­­im Frühjahr 2013. Teilnehmer (Auswahl): Hubertus von Amelunxen, Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig; Thomas Freiler, Akademie der bildenden Künste, Wien; Caroline Fuchs, Universität Wien; Danielle Leenaerts, Université Libre de Bruxelles; Amélie van Liefferinge, Musée de la Photographie, Charleroi; Edgar Lissel, Wien; Moritz Neumüller, Barcelona; Jeanna Nikolov-Ramírez Gaviria, New York; Monika Schwärzler-Brodesser, Webster University, Wien; Uwe Schögl, ESHPh, Wien (Konzept und Organisation); Andreas Spiegl, Akademie der bildenden Künste, Wien; Peter Weiermair, Innsbruck–Frankfurt am Main * In deutscher und englischer Sprache. Eintritt frei. Anmeldung erforderlich: E musa@musa.at


Art Cluster

quartier21/MQ

quartier21 Museumsplatz 1 1070 Wien T +43 1 523 58 81 F +43 1 523 58 86 E tours@quartier21.at www.quartier21.at www.quartier21.at/facebook www.quartier21.at/twitter

KATALOGPRÄSENTATION

FÜHRUNG

THEMENSCHWERPUNKT

Präsentation des Kataloges »AiR 300«  und Studio Visits

Kuratorenführung durch die TONSPUR 54    von Candice Breitz

»Digital Memories:  Die Erinnerungen von morgen«

Dienstag, 20. November 2012 17.00–20.00 Uhr MQ, Künstlerstudio 501 und 513 (Eingang Staatsratshof)

Dienstag, 20. November 2012 17.30 Uhr MQ, TONSPUR_passage (zwischen Hof 7 und 8)

Dienstag, 20. November 2012 18.00–22.00 Uhr MQ, Electric Avenue Eintritt frei

Seit der Gründung seines Studioprogrammes im Jahr 2002 lud das quartier21 bereits mehr als 300 internationale Artists in Residence (AiR) ein, für durchschnittlich zwei Monate im MuseumsQuartier zu leben und zu arbeiten. Nach »AiR 100« und »AiR 200« werden in dem Katalog »AiR 300« weitere 100 Stipendiatinnen und Stipendiaten anhand kurzer Steckbriefe und punktuell in ausführlichen Porträts vorgestellt. Im Rahmen der Katalogpräsentation haben Besucher die Möglichkeit, einen Blick in die Künstlerstudios zu werfen und die dort lebenden Gastkünstlerinnen und -künstler kennenzulernen.

Georg Weckwerth, Kurator und künstlerischer Leiter von »TONSPUR für einen öffentlichen raum«, führt durch die TONSPUR 54 der südafrikanischen Künstlerin Candice Breitz, die im Rahmen ihres Aufenthalts als Artist in Residence entstand. Seit dem Jahr 2003 präsentiert die Reihe »TONSPUR für einen öffentlichen raum« Klangarbeiten internationaler Künstlerinnen und Künstler im öffentlichen Raum des MQ Wien. Ihre mehrkanaligen, das übliche Stereobild aufhebenden Kompositionen schaffen faszinierende Klangarchitekturen und begehbare Tonräume. Mit der TONSPUR_passage wurde im Mai 2006 erstmals ein permanenter Spielort für Klangkunst in Wien etabliert. In dieser Form weltweit einzigartig, entwickeln und realisieren seither wechselnde Künstlerinnen und Künstler vier Klangarbeiten jährlich eigens für den Passagenraum. Beim Prix Ars Electronica 2010 wurde »TONSPUR für einen öffentlichen raum« in der Sparte Digital Musics & Sound Art ausgezeichnet.

Anknüpfend an das diesjährige Thema der VIENNA ART WEEK, »Predicting Memories«, widmet sich das »Quartier für digitale Kultur« den Erinnerungen von morgen: Was können wir morgen von heute noch wissen? Wie wird der permanente Informationsfluss unserer digitalen Kultur archiviert? Wie privat ist unser »Privatleben« im Zeitalter von Vorratsdatenspeicherung und Facebook? Wie werden die Aufzeichnungen von Mailboxen, Online-Freunden, Blogs, Datenbanken oder unseres Spieleverhaltens in 20 Jahren unser Leben rekonstruieren? Einen Abend lang wird in der Electric Avenue im MQ die Zukunft der Erinnerung reflektiert. Geboten werden Prognosen der digitalen Kultur und Medienkunst zum digitalen Seelenleben auf sozialen Plattformen bis hin zum kompletten Systemausfall.

www.tonspur.at

Artist-in-Residence Studio quartier21/MQ, Foto: Francesco Vezzola 29


Art Cluster

Secession

Secession Friedrichstraße 12 1010 Wien T +43 1 587 53 07 F +43 1 587 53 07 34

AUSSTELLUNG

IM GESPRÄCH

Anja Kirschner und David Panos

21. September–25. November 2012

Christian Kravagna im Gespräch mit  Kerry James Marshall*

Ausstellung

Donnerstag, 22. November 2012 19.00 Uhr

www.secession.at Öffnungszeiten: Di.–So. 10.00–18.00 Uhr

Anne Hardy

21. September–25. November 2012 Die großformatigen Fotografien der englischen Künstlerin Anne Hardy sind mehrdeutige Abbilder artifizieller Räume, die die Wahrnehmung von Realität durch deren Konstruktion ins Wanken bringen.

AUSSTELLUNG  Kerry James Marshall  »Who’s Afraid of Red, Black and Green«

21. September–25. November 2012 Kerry James Marshall thematisiert in seinen figurativen Gemälden die sozialen und kulturellen Erfahrungen von Afroamerikanern. Der Ausstellungstitel verweist einerseits auf die Flagge der 1920 gegründeten Universal Negro Improvement Association und andererseits auf das berühmte Bild Barnett Newmans, »Who’s Afraid of Red, Yellow and Blue«. In der neuen Werkserie verbindet Marshall sein malerisches Interesse an den formalen Eigenschaften der Flachheit mit den Stilelementen einer »Black Aesthetic«, um in selbstbewusster und reflektierter Art die sich verändernden Ideen von Integration, Geschichte, Selbstverwirklichung und Freiheit zu definieren.

Kerry James Marshall, Black Star (Detail), 2012 Courtesy des Künstlers, Jack Sheinman Gallery, New York, und Koplin DelRio Gallery, Culver City 30

* In englischer Sprache

FÜHRUNG

Kuratorinnenführung mit Jeanette Pacher  durch die Ausstellung »Anne Hardy«

Freitag, 23. November 2012 11.00 Uhr


Art Cluster

Sigmund Freud Museum

Sigmund Freud Museum Berggasse 19 1090 Wien T +43 1 319 15 96 F +43 1 317 02 79 E office@freud-museum.at www.freud-museum.at Öffnungszeiten: täglich 9.00–17.00 Uhr

AUSSTELLUNG

PODIUMSDISKUSSION

Michael Huey, »Archivaria«

»Body and Art – the Image of Hysteria  in the 21st Century«*

23. November–14. Dezember 2012 Eröffnung: Donnerstag, 22. November 2012, 17.00 Uhr Michael Hueys Zyklus von miteinander verwandten Arbeiten stellt unerwartete und neue Verbindungen her – sowohl in formaler als auch in inhaltlicher Hinsicht. Die Arbeiten des in Wien lebenden amerikanischen Künstlers sind gleichsam Nachkommen unterschiedlichster historischer Archivmaterialien: eines Inventaralbums aus den 1930erJahren ebenso wie eines Kodachrome-Dias von einem Eisfischausflug auf einen amerikanischen See in den 1940er-Jahren; eines Papierschredders aus unserer Zeit mit mysteriösem vernichteten Inhalt ebenso wie eines 80 Jahre alten Kekses, das sich in Wachspapier gehüllt wundersam erhalten hat, oder von Familienfilmen aus den 1950er-Jahren. Ähnlich wie bei dem »Bezold-Effekt« genannten Phänomen, wonach sich die Wahrnehmung von Farben als in dramatischer Weise von der Nachbarschaft des nächstliegenden Farbtons abhängig erweist, ändert sich auch die Wahrnehmung von Hueys Arbeiten, je nachdem, wie sie miteinander kombiniert werden oder in welcher räumlichen Nachbarschaft sie ihre Wirkung entfalten: Sie beeinflussen, erklären und vervollständigen sich gegenseitig. Ihnen allen liegen die verwandten Rhythmen von Schöpfung und Zerstörung, Erinnern und Vergessen zugrunde. Gemeinsam führen sie die Besucherinnen und Besucher durch eine Landschaft des Verlusts und der Katharsis, die gleich­zeitig karg, geheimnisvoll und seltsam einladend ist.

Michael Huey, On the Ice 2012 Based on a 1950s 35 mm Kodachrome transparency by Richard K. Huey, C-print

Freitag, 23. November 2012 17.00–18.30 Uhr Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien Hysterie ist der physische Ausdruck eines seelischen Zustandes, der dadurch sichtbar wird. Mit dem Körper Kunst zu machen geht demnach mit einer hysterischen Dynamik einher. Inwiefern lassen sich psychoanalytische Vorstellungen von Hysterie in den interpretativen Kunstdiskurs einfügen? Werden Symptome zu Kunst, und verschwinden sie dadurch? Kann man im 21. Jahrhundert das Konzept der psychischen Erkrankung verwerfen, indem man sie zu Kunst erklärt? Gewährt Kunst einen unmittelbaren Einblick in das individuelle Kräftespiel und in jenes der Gesellschaft? Gibt Kunst einen Blick auf die Gesellschaft von morgen frei, oder droht sie vielmehr, in eine Sackgasse zu führen, zu einem Symptom zu verkommen, statt uns nach vorne zu bringen? Es diskutieren: Simone Korff-Sausse, Université Paris-Diderot; Silke Schauder, Université d’Amiens; Klaus Spiess, Meduni Wien; Ekaterina Sukhanova, City University of New York; Jeanne Wolff Bernstein, Sigmund Freud PrivatUniversität Moderation: Hans-Otto Thomashoff, World Psychiatric Association * In englischer Sprache

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Art Cluster

Thyssen-Bornemisza Art   Contemporary  © Jakob Polacsek / TBA21, 2012

Ausstellungen: Thyssen-Bornemisza Art Contemporary – Augarten Scherzergasse 1A 1020 Wien Öffnungszeiten: täglich 11.00–19.00 Uhr Office: Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Köstlergasse 1
 1060 Wien T +43 1 513 98 56 0
 F +43 1 513 98 56 22 E augarten@tba21.org www.tba21.org

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AUSSTELLUNG  »Sharon Lockhart | Noa Eshkol«

23. November 2012–Januar 2013 Eröffnung: Donnerstag, 22. November 2012 Mit »Sharon Lockhart | Noa Eshkol« eröffnet TBA21 die zweite Ausstellung in den Räumlichkeiten im Augarten mit Werken aus der eigenen Sammlung. Die neue Werkgruppe der 1964 geborenen kalifornischen Künstlerin Sharon Lockhart setzt sich mit dem Erbe der israelischen Choreografin, Tänzerin und Textilkünstlerin Noa Eshkol (1924–2007) auseinander, deren Archiv Lockhart 2008 bei einer Reise nach Israel entdeckte. Im Zentrum der metaphorischen Zusammenarbeit der beiden Künstlerinnen stehen Fragen der Rekonstruktion, Interpretation und Historisierung eines choreografischen Systems. Eine mehrspurige Videoinstallation zeigt die langsamen Tanzbewegungen der EshkolTanzgruppe; sie ist in einen Zusammenhang mit Fotografien des von Eshkol entwickelten revolutionären Tanznotationssystems, mit einer Auswahl ihrer Wandteppiche und weiterem Archivmaterial gestellt.

Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (TBA21), 2002 von Francesca Habsburg ins Leben gerufen, setzt das Kunstengagement der Familie Thyssen in nunmehr vierter Generation fort. Mit dem Umzug in die neuen Ausstellungsräume im Wiener Augarten im Juni 2012 fiel auch der Startschuss für eine vorerst auf vier Jahre angelegte institutionelle Zusammenarbeit mit dem Belvedere. In der Eröffnungsausstellung »Reprototypes, Triangulations and Road Tests« wurden neue Auftragsarbeiten von Simon Starling und der Künstlergruppe SUPERFLEX sowie Werke aus der Sammlung der Stiftung gezeigt. Das ehemalige Atelier Augarten ist gleichermaßen experimenteller Raum wie Ausstellungsort: In den 1950er-Jahren am Rande des Augartens errichtet, diente das Gebäude ursprünglich dem österreichischen Bildhauer Gustinus Ambrosi als Atelier, Wohnstätte und Museum. Die Räumlichkeiten sind geradezu prädestiniert für die Präsentation großer skulpturaler, installativer Arbeiten und bieten zudem eine sehr intime und persönliche Atmosphäre.

Für die Ausstellungen von TBA21, die auf Recherche und Experiment basieren, wird die international renommierte umfangreiche Sammlung der Stiftung herangezogen: Künstlerinnen und Künstler sind eingeladen, mit Arbeiten aus der Sammlung ebenso wie mit eigenen Werkbeständen, Dokumenten und Materialien zu arbeiten, Ausstellungen zu gestalten, Brüche und Wiederholungen zwischen Werken zu dokumentieren, Bezüge herzustellen und in ihre Arbeit aufzunehmen.


Art Cluster

Universität für angewandte   Kunst Wien

Universität für angewandte Kunst Wien Oskar-Kokoschka-Platz 2 1010 Wien T +43 1 711 33 2161 F +43 1 711 33 2169 E pr@uni-ak.ac.at www.dieangewandte.at Ausstellungszentrum Heiligenkreuzer Hof Eingang Grashofgasse 3 / Schönlaterngasse 5 1010 Wien Öffnungszeiten: Mo.−Fr. 13.00−18.00 Uhr

AUSSTELLUNG  »REALM«

13. November–29. November 2012 Eröffnung: Montag, 12. November 2012, 19.00 Uhr, Ausstellungszentrum Heiligenkreuzer Hof  Begrüßung: Gerald Bast, Rektor der  Universität für angewandte Kunst Wien,  und Gabriele Rothemann, Leiterin der  Abteilung Fotografie an der Universität für angewandte Kunst Wien Studierende an der Abteilung Fotografie der Universität für angewandte Kunst Wien stellen im November 2012 ihre Arbeiten im Heiligenkreuzer Hof, dem Ausstellungszentrum der Angewandten, aus. Eingepasst in die barocken Wohnräume verspannen sich zellenartige Kuben. Diese Module werden zu Ausstellungsflächen, mit denen die Studierenden arbeiten. Jeder und jede Studierende nimmt eine der Parzellen zum Ausgangspunkt der Entwicklung künstlerischer Arbeit. Die Grenzziehung und die gleichzeitige Öffnung dieser konstruierten Raumstrukturen sind dabei wesentlich.

© Nina Schuiki, Schwarzplan

Nähere Informationen und Anmeldung zu Führungen: Universität für angewandte Kunst Wien, T +43 1 711 33 2161, F +43 1 711 33 2169, E pr@uni-ak.ac.at

FÜHRUNG  Führung durch die Ausstellung »REALM«  mit Gabriele Rothemann

Donnerstag, 22. November 2012 17.30 Uhr Ausstellungszentrum Heiligenkreuzer Hof 33


Art Cluster

Wien Museum

Wien Museum Karlsplatz

LECTURE

STADTEXPEDITION

1040 Wien T +43 1 505 87 47 0 F +43 1 505 87 47 7201 E office@wienmuseum.at

»Josef Frank and the Meanings  of the ›Wiener Moderne‹«*

»Die Sanierung der Werkbundsiedlung«  Stadtexpedition anlässlich der Ausstellung    »Werkbundsiedlung Wien 1932.  Ein Manifest des Neuen Wohnens«*

www.wienmuseum.at Öffnungszeiten: Di.–So. und Feiertag 10.00–18.00 Uhr

Mittwoch, 21. November 2012 18.30 Uhr Vortrag von Christopher Long, Professor für Architekturgeschichte und Theorie an der School of Architecture der University of Texas (Austin) und international anerkannter Experte für Wiener Architektur. Christopher Long hat eines der wichtigsten Bücher über Josef Frank geschrieben und ist Mitheraus­ geber einer kompletten Schriftensammlung von Josef Frank, die im Herbst 2012 im Metroverlag erscheint. * In englischer Sprache

Werkbundsiedlung, Häuser 25–28, heute Veitingergasse 87–93 Architekt: André Lurc˞ at Foto: Martin Gerlach © Wien Museum 34

Freitag, 23. November 2012 15.00–ca. 17.00 Uhr Treffpunkt Jagdschlossgasse / Ecke Gobergasse, 1130 Wien (bei jedem Wetter!) Mit Martin Praschl und Azita Goodarzi, P.Good Architekten, und Eva-Maria Orosz, Kuratorin Wien Museum Die Werkbundsiedlung in Lainz wurde als internationale Leistungsschau des modernen Wohnbaus errichtet. Der Gesamtplan für die Bauausstellung, zu der im Sommer 1932 mehr als 100.000 Besucher kamen, stammt von Josef Frank. 31 Architekten und eine Architektin aus Österreich, Frankreich, Deutschland, Holland und den USA – unter ihnen Richard Neutra und Adolf Loos – entwarfen 70 vollständig eingerichtete Musterhäuser. Die Ausstellung, die neue Raum- und Wohnkonzepte propagierte, war auch Manifest einer sozialen und ästhetischen Utopie von einem besseren Leben aus dem Geist der Moderne. Charakteristisch für die Wiener Entwicklung war jedoch nicht dogmatischer Funktionalismus, sondern Individualität und Flexibilität bei den Raum- und Wohnkonzepten. Zahlreiche innovative Möbelhersteller präsentierten in den Musterhäusern ihre neuesten Produkte.

Die Wiener Werkbundausstellung antwortete auf das Wohnbauprogramm des Roten Wien: Den innerstädtischen »Superblocks« stellte Frank das Einfamilien- und Siedlungshaus als Wohnideal gegenüber. 80 Jahre nach ihrer Errichtung muss die Werkbundsiedlung einer neuerlichen Sanierung unterzogen werden. Die von der Stadt Wien beauftragten Arbeiten begannen 2011. Nachdem die erste Etappe mit der Sanierung von vier Häusern im Juni 2012 abgeschlossen wurde, ziehen die Architekten des Büros P.Good eine Zwischenbilanz und präsentieren vor Ort die Ergebnisse ihrer Arbeit. * Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung erforderlich: E service@wienmuseum.at oder Tel. +43 1 505 87 47 85173


GUIDED TOURS

Vienna Gallery Weekend 2012   * Im Rahmen von – Monat » der Fotografie Wien«

Mit international bedeutenden Galerienvierteln wie dem New Yorker »Chelsea« vergleichbar, kommt es auch in Wien zu einer Verdichtung von Galerien. Wer sich an den Guided Gallery Tours beteiligen will, dem steht keine lange Reise bevor: Bis auf einige Ausnahmen sind die Galerien nicht über die Stadt verteilt, sondern konzentrieren sich geografisch in der Schleifmühlgasse, in der Eschenbachgasse und in nächster Umgebung. Jede Galerie hat ihr eigenes Programm herausgebildet – in dieser Vielfalt spiegelt sich nicht zuletzt die wachsende Pluralisierung der Wiener Galerienszene wider, die ein ausdifferenziertes und segmentiertes Gefüge bildet. Galerienarbeit inkludiert heute neben dem Ausbau des Kunstmarktes und der Präsentation eines international hochqualitativen Programmes auch, Raum für Experimente und neue Tendenzen in der Kunst zu schaffen. Für die Guided Gallery Tours wurden mit Lucas Gehrmann, Georgia Holz, Ruth Horak, Hartwig Knack, Thomas Mießgang, Ursula Maria Probst sowie Hemma Schmutz Experten und Kenner der Kunstszene engagiert. Einige der beteiligten Galerien setzen durch das Ausstellen von Fotografien im Rahmen von »Eyes On – Monat der Fotografie Wien« Akzente der Zusammenarbeit.

Donnerstag, 22. November 2012

16.00 Uhr Führung mit Hartwig Knack Treffpunkt: Artmark Galerie, Singerstraße 17, Eingang Grünangergasse, 1010 Wien Artmark Galerie, Ausstellung »Konkrete Kunst aus Ungarn«, Dóra Maurer, Tibor Gáyor, János Megyik Galerie Chobot, Ausstellung Manfred Wakolbinger, Skulpturen und Fotos* Galerie Ulrike Hrobsky, Ausstellung Andrea Freiberger, »Leben eben«, Fotografie und Installation*

Freitag, 23. November 2012

16.00 Uhr Führung mit Georgia Holz Treffpunkt: Galerie Emanuel Layr, An der Hülben 2, 1010 Wien Galerie Emanuel Layr, Ausstellung Benjamin Hirte Galerie nächst St. Stephan, Ausstellung »James Welling im Diskurs« Charim Galerie, Ausstellung VALIE EXPORT und Olga Neuwirth Hilger modern, Ausstellung Peter Krawagna, Neue Arbeiten Hilger contemporary, Ausstellung Asgar / Gabriel

Samstag, 24. November 2012

14.00 Uhr Führung mit Ruth Horak Treffpunkt: Galerie Raum mit Licht, Kaiserstraße 32, 1070 Wien Galerie Raum mit Licht, Ausstellung Anita Witek, »Best of …«* Konzett Gallery, Ausstellungen Christian Eisenberger, Fotografie*; Otto Muehl, Arbeiten aus den letzten zehn Jahren; Franz West, Möbel und Objekte Galerie Julius Hummel, Ausstellung »Das Feminine im Wiener Aktionismus und aktuelle Aspekte in der Fotografie von Heidi Harsieber und Claudia Schumann«* Galerie Hubert Winter, Ausstellung Michael Höpfner, after five and a half days the trail peters out* Alle Galerien stellen im Rahmen von »Eyes On – Monat der Fotografie Wien« Fotografien aus.

Samstag, 24. November 2012

Galerie Michaela Stock, Ausstellungen Marko Zink, »Im Kurhotel«, analoge Fotografie*; Lukas Troberg, »Lukas Torberg – Recent Works«, Skulptur / Installation / Performance

Samstag, 24. November 2012

16.00 Uhr Führung mit Lucas Gehrmann Treffpunkt: ZS art Galerie, Westbahnstraße 27–29, 1070 Wien ZS art Galerie, Ausstellung »AusZeit«, Jean-Paul Dumas-Grillet, Robert Staudinger, Christian Zürn* Knoll Galerie, Ausstellung Patrick Schmierer, Tomek Baran Galerie Hubert Winter, Ausstellung Michael Höpfner, after five and a half days the trail peters out* Kro Art Contemporary, Ausstellung Knut Sennekamp, »Eine Reise zwischen Himmel und Erde«*  Sonntag, 25. November 2012

14.00 Uhr Führung mit Ursula Maria Probst Treffpunkt: Galerie Krinzinger, Seilerstätte 16, 1010 Wien

12.00 Uhr Führung mit Hemma Schmutz Treffpunkt: Galerie Ulysses, Opernring 21/DG, 1010 Wien

Galerie Krinzinger, Ausstellung Marina Abramovic´ , »With Eyes Closed I See Happiness« Galerie Lang, Ausstellung Herwig Zens, »Cassandra, Phaedra, Helena, …« Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Ausstellung Norbert Schwontkowski, Carmen Brucic Mario Mauroner Contemporary Art Vienna, Ausstellung »›Die Nacht ist in den Tag verliebt‹. Arbeiten mit Licht und Spiegel«, Tatsuo Miyajima, Bruno Peinado, Javier Pérez, Bernardí Roig, Fernando Sánchez Castillo, Douglas Henderson white8 Gallery, Ausstellung Patrizio Travagli, Projekt »DOPPELGÄNGER«, Video stills in the white cube*

Galerie Ulysses, Ausstellungen Karel Appel, »Paintings from Five Decades«; Arnulf Rainer, »Landscapes«; Wolfgang Hollegha »Recent Work« Galerie Steinek, Ausstellung Matthias Herrmann, »270 West 17th Street #20c NY NY 10011«* Galerie Meyer Kainer, Ausstellung Henning Bohl Krobath, Ausstellung Maria Hahnenkamp Galerie Mezzanin, Ausstellung Christian Mayer

Samstag, 24. November 2012

15.00 Uhr Führung mit Thomas Mießgang Treffpunkt: Gabriele Senn Galerie, Schleifmühlgasse 1A, 1040 Wien Gabriele Senn Galerie, Ausstellungen Hans Weigand; Elfie Semotan* Christine König Galerie, Ausstellung: www.christinekoeniggalerie.com Kerstin Engholm Galerie, Ausstellung Marita Fraser Galerie Renner Prinz, Ausstellung »I’ve Seen that Face Before«, Margaret Lee, Carsten Fock, Alex Ruthner, Vassilis H., Paul DeFlorian

Lucas Gehrmann, geboren in Heidelberg, Deutschland, lebt in Wien. Studium der Kunstgeschichte und Archäologie in Wien. Kurator KUNSTHALLE wien sowie freier Kurator im In- und Ausland, Kunstpublizist und -vermittler, Buch-Editeur und Lektor. Ehemals Verlags- und Programmleiter des Triton-Verlags. Ruth Horak, Kunsthistorikerin, arbeitet als Autorin, Kuratorin und Lehrbeauftragte für zeitgenössische Kunst und Fotografie. Georgia Holz ist Assistenz-Kuratorin in der Generali Foundation und arbeitet als freie Autorin und Kuratorin in Wien. Hartwig Knack, geboren in Kamen, Deutschland. Studium der Kunstgeschichte, Kunst, Europäischen Ethnologie und Kulturwissenschaften an den Universitäten Marburg an der Lahn und Wien. Freier Kunstwissenschaftler, Kurator und Autor. Thomas Mießgang, Studium der Germanistik und Romanistik. Journalistische Tätigkeit bei »Falter«, »profil«, »Die Zeit« und beim ORF Hörfunk (»Musicbox«, »Diagonal«). Ehemals leitender Kurator der KUNSTHALLE wien. Hemma Schmutz, Studium der Kunstgeschichte und Germanistik in Wien. Ehemals wissenschaftliche Mitarbeiterin der Generali Foundation Wien und Ko-Kuratorin zahlreicher Ausstellungsprojekte. Seit März 2005 Direktorin des Salzburger Kunstvereins. Ursula Maria Probst lebt und arbeitet als Kunsthistorikerin, Unilektorin, Kunstkritikerin, Kuratorin und Künstlerin in Wien. Studium der Kunstgeschichte an der Universität Wien, wissenschaftliche Arbeit über Louise Bourgeois in New York. Sie ist Mitinitiatorin des Performancekollektivs Female Obsession.

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PROGRAMM

Die Galerien   Verband österreichischer Galerien   moderner Kunst  * Im Rahmen von – Monat » der Fotografie Wien«

Artmark Galerie

Galerie Chobot

Galerie Ulrike Hrobsky

Ausstellung: »Konkrete Kunst aus Ungarn«, Dóra Maurer, Tibor Gáyor, János Megyik Singerstraße 17, Eingang Grünangergasse, 1010 Wien T +43 1 512 98 80, F +43 1 512 98 804 E wien@artmark.at, www.artmark.at

Ausstellung: Manfred Wakolbinger, Skulpturen und Fotos* Domgasse 6, 1010 Wien T / F +43 1 512 53 32 E office@galerie-chobot.at www.galerie-chobot.at

Ausstellung: Andrea Freiberger, »Leben eben«, Fotografie und Installation* Grünangergasse 6, 1010 Wien T +43 1 513 76 76, F +43 1 513 76 09 E galerie@hrobsky.at, www.hrobsky.at

Charim Galerie

Galerie Heike Curtze

Ausstellung: VALIE EXPORT und Olga Neuwirth Eröffnung: Dienstag, 20. November 2012, 19.00 Uhr Dorotheergasse 12/1, 1010 Wien T +43 1 512 09 15, F +43 1 512 09 15 50 E charim@charimgalerie.at www.charimgalerie.at

Ausstellung: Guillaume Bruère, »Am Zeichnen sterben« Eröffnung: Montag, 19. November 2012, 18.30 Uhr Seilerstätte 15/16, 1010 Wien T +43 1 512 93 75, F +43 1 513 49 43 E wien@heikecurtze.com www.heikecurtze.com

Schleifmühlgasse 6–8 / 2. Stock, 1040 Wien T +43 1 586 02 37, F +43 1 586 02 37 12 E art@galerieandreashuber.at www.galerieandreashuber.at

Christine König Galerie

Galerie Kerstin Engholm

Ausstellung: Informationen unter www.christinekoeniggalerie.com Schleifmühlgasse 1A, 1040 Wien T +43 1 585 74 74, F +43 1 585 74 74 24 E office@christinekoeniggalerie.at www.christinekoeniggalerie.com

Ausstellung: Marita Fraser Schleifmühlgasse 3, 1040 Wien T +43 1 585 73 37, F +43 1 585 73 37 10 E office@kerstinengholm.com www.kerstinengholm.com

Gabriele Senn Galerie

Ausstellung: Maria Moser, Öl / Leinwand Rauhensteingasse 12, 1010 Wien T +43 1 512 99 17, F +43 1 512 52 65 E office@galerie-exner.at, www.galerie-exner.at

Ausstellung: Marina Abramovic´ , »With Eyes Closed I See Happiness« Seilerstätte 16, 1010 Wien T +43 1 513 30 06, F +43 1 513 30 06 33 E galeriekrinzinger@chello.at www.galerie-krinzinger.at

Galerie Johannes Faber

Galerie Kunst & Handel

Ausstellung: Bill Brandt, André Kertész, »Photographs 1925–1965«* Dorotheergasse 12, 1010 Wien T / F +43 1 512 84 32 E info@jmcfaber.at, www.jmcfaber.at

Ausstellung: NUNC STANS – Anna-Maria Bogner, Christina Boula, Iris Dostal, Frederike Schweizer Eröffnung: Montag, 19. November 2012, 19.00 Uhr Himmelpfortgasse 22, 1010 Wien M +43 664 30 77 179 E office@kunstundhandel.com www.kunstundhandel.com

Ausstellung: Hans Weigand Im Gespräch: Thomas Edlinger im Gespräch mit Hans Weigand, Sonntag, 25. November 2012, 16.00 Uhr Ausstellung: Elfie Semotan* Im Gespräch: Hans-Peter Wipplinger im Gespräch mit Elfie Semotan, Sonntag, 25. November 2012, 15.00 Uhr Schleifmühlgasse 1A, 1040 Wien T +43 1 585 25 80, F +43 1 585 26 06 E office@galeriesenn.at www.galeriesenn.at

Galerie bei der Albertina Ausstellung: Skulpturen von Joannis Avramidis anlässlich seines 90. Geburtstages Lobkowitzplatz 1 / Ecke Gluckgasse, 1010 Wien T +43 1 513 14 16, F +43 1 513 76 74 E zetter@galerie-albertina.at www.galerie-albertina.at

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Galerie Wolfgang Exner

Galerie Frey Ausstellung: Harald Gangl Eröffnung: Dienstag, 20. November 2012, 19.00 Uhr Gluckgasse 3, 1010 Wien T +43 1 513 82 83, F +43 1 513 82 834 E art@galerie-frey.com, www.galerie-frey.com

Galerie Andreas Huber

Galerie Julius Hummel Ausstellung: »Das Feminine im Wiener Aktionismus und aktuelle Aspekte in der Fotografie von Heidi Harsieber und Claudia Schumann«* Bäckerstraße 14, 1010 Wien T +43 1 512 12 96, F +43 1 512 12 964 E galerie.hummel@chello.at

Galerie Krinzinger

Galerie Lang Wien Ausstellung: Herwig Zens, »Cassandra, Phaedra, Helena, …« Seilerstätte 16, 1010 Wien T +43 1 512 20 19, F +43 1 512 20 19 10 E glw@glw.at, www.glw.at


* Im Rahmen von – Monat » der Fotografie Wien«

Galerie Emanuel Layr

Galerie Renner Prinz

Galerie Michaela Stock & next door

Ausstellung: Benjamin Hirte An der Hülben 2, 1010 Wien T +43 1 524 54 90, F +43 1 523 84 22 E gallery@emanuellayr.com www.emanuellayr.com

Ausstellung: »I’ve Seen that Face Before«, Margaret Lee, Carsten Fock, Alex Ruthner, Vassilis H., Paul DeFlorian Margaretenstraße 9 / Schleifmühlgasse, 1040 Wien T +43 1 581 25 49 E galerie@rennerprinz.com www.rennerprinz.com

Ausstellung: Marko Zink, »Im Kurhotel«, analoge Fotografie* Führung & Katalogpräsentation: Samstag, 24. November 2012, 13.00 Uhr, mit Günther Oberhollenzer, Kurator Museum Essl Surprise Breakfast: Sonntag, 25. November 2012, 13.00 Uhr, mit Artist Talk Ausstellung: Lukas Troberg, »Lukas Torberg – Recent Works«, Skulptur / Installation / Performance Performance & Katalogpräsentation: Freitag, 23. November 2012, 18.00 Uhr Surprise Breakfast: Sonntag, 25. November 2012, 13.00 Uhr Schleifmühlgasse 18, 1040 Wien T +43 1 920 77 78 E  info@galerie-stock.net, www.galerie-stock.net

Galerie Meyer Kainer Ausstellung: Henning Bohl Open Studio Day: Elke Silvia Krystufek, Samstag, 24. November 2012, 14.00–16.00 Uhr Eschenbachgasse 9, 1010 Wien T +43 1 585 72 77, F +43 1 585 72 77 88 E info@meyerkainer.com www.meyerkainer.com

Galerie Mezzanin Ausstellung: Christian Mayer Getreidemarkt 14 / Eschenbachgasse, 1010 Wien T +43 1 526 43 56, F +43 1 526 91 87 E office@galeriemezzanin.com www.galeriemezzanin.com

Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder Ausstellung: James Welling im Diskurs Künstlergespräch mit James Welling: Samstag, 24. November 2012, 11.30 Uhr Grünangergasse 1/2, 1010 Wien T +43 1/512 12 66, F +43 1 513 43 07 E galerie@schwarzwaelder.at www.schwarzwaelder.at

Galerie Raum mit Licht Ausstellung: Anita Witek, »Best of …«* Artist Talk & Tea mit Walter Moser: Sonntag, 25. November 2012, 16.30 Uhr (u.A.w.g.) Kaiserstraße 32, 1070 Wien T +43 1 524 04 94 E galerie@raum-mit-licht.at www.raum-mit-licht.at

Galerie Lisa Ruyter Ausstellung: »Galerie Lisa Ruyter is a Temporary Autonomous Zone«. Initial participants: Delia Gonzalez, Mathilde ter Heijne, Antje Majewski, Amy Patton, Jen Ray, Juliane Solmsdorf Kantgasse 3/2/20, 1010 Wien T +43 1 505 61 00 E beethovenplatz@gmail.com www.galerielisaruyter.com

Galerie Slavik Ausstellung: »Winterreise«, Stefano Marchetti, Bruno Martinazzi, Helfried Kodré, J. Lisa Defner, Jacqueline Ryan, Michael Becker u. a. Eröffnung: Dienstag, 20. November 2012, 18.00 Uhr Himmelpfortgasse 17, 1010 Wien T +43 1 513 48 12, F +43 1 513 07 48 E galerie.slavik@vienna.at www.galerie-slavik.com

Galerie Steinek Ausstellung: Matthias Herrmann, »270 West 17th Street #20c NY NY 10011«* Eschenbachgasse 4, 1010 Wien T / F +43 1 512 87 59 E galerie@steinek.at, www.steinek.at

Galerie Suppan Contemporary Ausstellung: Gabriele Seethaler, »Immortal Identities«* Eröffnung: Montag, 19. November 2012, 18.00 Uhr Habsburgergasse 5, 1010 Wien T +43 1 535 53 54, F +43 1 535 53 54 35 E info@suppancontemporary.com www.suppancontemporary.com

Galerie Elisabeth & Klaus Thoman Ausstellung: Norbert Schwontkowski, Carmen Brucic Seilerstätte 7, 1010 Wien T +43 1 512 08 40, F +43 1 512 08 40 13 E wien@galeriethoman.com www.galeriethoman.com

Galerie Ulysses Ausstellung: Karel Appel, »Paintings from Five Decades« Ausstellung: Arnulf Rainer, »Landscapes« Ausstellung: Wolfgang Hollegha, »Recent Work« Videoinstallation: Kucsko »Collect«, (ab 17.00 Uhr) Opernring 21, 1010 Wien T +43 1 587 12 26, F +43 1 587 21 99 E ulysses@galerie-ulysses.at www.kunstnet.at/ulysses

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Die Galerien Verband österreichischer Galerien moderner Kunst

* Im Rahmen von – Monat » der Fotografie Wien«

Galerie V&V

Knoll Galerie Wien

Lukas Feichtner Galerie

Ausstellung: Margit Hart, »Shifted Relations. Fotografie als Schmuckkunst«* Im Gespräch: Sonntag, 25. November 2012, 11.00 Uhr und 14.00 Uhr, Margit Hart zum Thema »Fotografie als Schmuckkunst« Bauernmarkt 19, 1010 Wien T +43 1 535 63 34, F +43 1 810 21 21 40 E vundv@aon.at, www.galerievundv.at

Ausstellung: Patrick Schmierer, Tomek Baran Vortrag: Freitag, 23. November 2012, 18.00 Uhr, Małgorzata Jedrzejczyk, »Junge abstrak˞ te Kunst in Polen« Gumpendorfer Straße 18, 1060 Wien T +43 1 587 50 52, F +43 1 587 59 66 E office@knollgalerie.at, www.knollgalerie.at

Ausstellung: Stephan Reusse, »Lightshows and More« Seilerstätte 19, 1010 Wien T +43 1 512 09 10 F +43 1 513 05 47 E office@feichtnergallery.com www.feichtnergallery.com

Konzett Gallery

Mario Mauroner Contemporary Art Vienna

Galerie Winiarczyk

Ausstellung: Christian Eisenberger, Fotografie* Ausstellung: Otto Muehl, Arbeiten aus den letzten zehn Jahren Ausstellung: Franz West, Möbel und Objekte Spiegelgasse 21, 1010 Wien T +43 1 513 01 03, F +43 1 513 01 04 E gallery@artkonzett.com, www.artkonzett.com

Ausstellung: »›Die Nacht ist in den Tag verliebt‹. Arbeiten mit Licht und Spiegel«, Tatsuo Miyajima, Bruno Peinado, Javier Pérez, Bernardí Roig, Fernando Sánchez Castillo, Douglas Henderson Weihburggasse 26, 1010 Wien T +43 1 904 20 04 E office@galerie-mam.com www.galerie-mam.com

Eschenbachgasse 7, 1010 Wien M +43 699 119 11 606 E office@gallerywiniarczyk.com www.gallerywiniarczyk.com

Galerie Hubert Winter Ausstellung: Michael Höpfner, after five and a half days the trail peters out* Breite Gasse 17, 1070 Wien T +43 1 524 09 76, F +43 1 524 09 76 9 E office@galeriewinter.at, www.galeriewinter.at

Hilger modern Ausstellung: Peter Krawagna, Neue Arbeiten Dorotheergasse 5, 1010 Wien T +43 1 512 53 15, F +43 1 513 91 26 E ernst.hilger@hilger.at, www.hilger.at

Hilger contemporary Ausstellung: Asgar / Gabriel Eröffnung: Mittwoch, 21. November 2012, 19.30 Uhr Dorotheergasse 5, 1010 Wien T +43 1 512 53 15, F +43 1 513 91 26 E ernst.hilger@hilger.at, www.hilger.at

Hilger BrotKunsthalle Ausstellung: »Shuffling the Cards. Contemporary Chinese Art Reloaded«, kuratiert von Li Xianting und Alexandra Grimmer Führung: Samstag, 24. November 2012, 16.00 Uhr Absberggasse 27 / Stg. 1, 1100 Wien T +43 1 512 53 15, F +43 1 513 91 26 E brot@brotkunsthalle.com www.brotkunsthalle.com

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Krinzinger Projekte Ausstellung: Artist in Residence / Hungary, Peto˝  mihályfa 2011/12: Steffi Alte, Nicola Brunnhuber, István Csákány, Steven Guermeur, Markus Hanakam & Roswitha Schuller, Tamás Kaszás, Adi Matei, Little Warsaw, Bernd Oppl, Wendelin Pressl, Anja Ronacher, Kamen Stoyanov u. a. Schottenfeldgasse 45, 1060 Wien T +43 1 512 8142 E krinzingerprojekte@gmx.at www.galerie-krinzinger.at/projekte

Kro Art Contemporary Ausstellung: Samuel Henne, »there is no comfort in conquering«* Eröffnung: Freitag, 23. November 2012, 19.30 Uhr Ausstellungsort: Kunstraum 16th, Wilhelminenstraße 35, 1160 Wien Ausstellung: Knut Sennekamp, »Eine Reise zwischen Himmel und Erde«* Getreidemarkt 15, 1060 Wien T +43 1 585 71 43, F +43 1 587 20 98 E office@kroart.at, www.kroart.at

Krobath Ausstellung: Maria Hahnenkamp Eschenbachgasse 9, 1010 Wien T +43 1 585 74 70, F +43 1 585 74 72 E office@galeriekrobath.at www.galeriekrobath.at

Projektraum Viktor Bucher Ausstellung: Marlene Hausegger, »Détournements«* Eröffnung: 20. November 2012* Open Studio Day: Samstag, 24. November 2012, 11.00–17.00 Uhr Praterstraße 13/1/2, 1020 Wien T / F +43 1 212 69 30 E projektraum@sil.at www.projektraum.at

white8 Gallery Ausstellung: Patrizio Travagli, Projekt »DOPPELGÄNGER«, Video stills in the white cube* Zedlitzgasse 1, 1010 Wien M +43 664 202 67 54 E dagmar@white8.at, www.white8.at

ZS art Galerie Ausstellung: »AusZeit«, Jean-Paul DumasGrillet, Robert Staudinger, Christian Zürn* Künstlergespräch: Sonntag, 25. November 2012, 11.00–14.00 Uhr, im Rahmen von »Meet the artists« Westbahnstraße 27–29, 1070 Wien T +43 1 895 93 95 0 F +43 1 895 93 95 20 E galerie@zsart.at, www.zsart.at


PROGRAMM

© Yao Jui-Chung, Longlive, 2011

Predicting Memories   Erinnerungen im Zeichen neuer Geschichts- und Zukunftsbilder

AUSSTELLUNG  »Predicting Memories«  Kuratiert von Robert Punkenhofer  und Ursula Maria Probst

19. November–25. November 2012 Ehemaliges K. K. Telegrafenamt, Börseplatz 1, 1010 Wien Eröffnung: Montag, 19. November 2012, 18.00 Uhr Eine internationale Gruppenausstellung mit: Horst Ademeit, Julieta Aranda, Anna Artaker, Jennifer Baichwal, Wojciech Ba¸kowski, Christian Boltanski, Sophie Calle, Doug Fishbone, Agnes Fuchs, D-Fuse, Terence Gower, Fariba Hajamadi, Yao Jui-Chung, Klub Zwei, Rosmarie Lukasser, Anja Manfredi, Christian Mayer, Jakob Neulinger, Hans Op de Beeck, Patricia Reinhart, Simona Rota, Maria Serebriakova, Ekaterina Shapiro-Obermair, Fiona Tan, Joëlle Tuerlinckx, Kara Walker, Ai Weiwei, Sislej Xhafa u.a. Mit Performances von: Doug Fishbone, Anna Mitterer & Katherina Olschbaur, Lilo Nein und Suzie Léger Kuratorische Assistenz und Ausstellungs­ organisation: Angelika Lienhart Für weitere Informationen: www.viennaartweek.at Die Ausstellungslocation wird mit freundlicher Unterstützung von IMMOVATE und Herbert Buhl Immobilien GmbH zur Verfügung gestellt.

Text von Robert Punkenhofer  und Ursula Maria Probst Eigentlich liegt es fast auf der Hand, sich im Jahr 2012 mit dem Verhältnis zwischen Erinnerungen und Zukunftsprognosen auseinanderzusetzen. Obwohl wir heute wissen, dass es sich bei der Prophezeiung des für den 21. Dezember 2012 angekündigten Weltunterganges um die Fehlinterpretation eines alten Maya-Kalenders handelt, scheint der Countdown zu laufen. Bewegen wir uns einem Ende der Geschichte entgegen oder beginnt eine neue Dekade? Und wie sehr wirken Endzeitszenarien als symbolische Zusammenfassung unserer gegenwärtigen krisengeschüttelten Epoche?

Angesichts dieses umfangreichen Themenkomplexes wirft die Ausstellung »Predicting Memories« die Forderung nach jenem Augenblick von Freiheit auf, durch den sich unser Bewusstsein der Frage der Gedächtnisproduktion stellt. Als internationale Gruppenausstellung der VIENNA ART WEEK richtet »Predicting Memories« den Fokus auf einen Querschnitt des Konzeptes Erinnerung und der »Vorwegnahme von Erinnerungskonstrukten« in der zeitgenössischen Kunst. Die an der Ausstellung teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler formulieren durch ihre Brechung gegenwärtiger realpolitischer Geschehnisse eine brisante, teils ironisierende Bildsprache. Diktaturen, nationalistische Rhetoriken, religiöser Fundamentalismus, die Omnipotenz der Global Players und die Kommerzialisierung der Mainstream-Medien lassen die Gefahr einer zunehmenden Einschränkung der Rede- und Meinungsfreiheit und damit in Zusammenhang stehender Geschichtsproduktionen weltweit wachsen. Masterpläne, die sich über städtebauliche Strukturen stülpen, bringen organisch entstandene Gedächtnisräume zum Verschwinden oder lassen sie gar nicht erst zu. Weltweit reagieren Künstler und Künstlerinnen auf diese Prozesse des drohenden Verlusts individueller und kollektiver biografischer Epen, indem sie diese zum integra­ len Bestandteil ihrer ästhetischen Arbeit machen. Wie sich in verschiedenen Werken zeigt, kommt es dadurch zu einer ständigen Neufiguration von Erinnerung, auch vor dem Hintergrund der Feststellung, dass die historische Erfahrung geschichtlicher Traumata den Rahmen jeder Darstellbarkeit überschreitet. Das manipulierende Moment von durch Ideologien besetzten Geschichtsbildern und deren Fragwürdigkeit wird einer Analyse unterzogen. Der zur Diskussion gestellte identitätspolitische Authentizitätsbeweis wirft eindringlich die zunächst banal klingende Frage auf: Woher kommen wir, und wohin gehen wir?

langsamen Auslöschens der großen Erinnerungen unserer Zeit als Übergang in eine Gesellschaft der kollektiven Amnesie. Die letzte digitale Technologiewelle durch Smartphones und Tablets treibt jenen Prozess voran, der unser Erinnerungsvermögen verkehrt proportional zur Speicherkapazität der Memory Sticks unserer Geräte funktionieren lässt. Gedächtnisleistung misst man heute in Gigabyte statt in IQ, Google, Yahoo und Co. ersetzen das menschliche Gehirn. Die fortschreitende Vergesslichkeit ist zum Thema der Kunst geworden, ebenso wie die damit in Zusammenhang stehenden neuronalen Fehlsteuerungen, die im statistischen Anstieg von Demenzerkrankungen Niederschlag finden. Die Kunst nimmt eine Gegenposition ein, ruft die Erinnerung an eine früh entwickelte kulturelle Praxis wach. Seit Platon wissen wir, dass jede Kultur auf Erinnerung basiert. Die sich verdichtende Vielschichtigkeit und Speicherkapazität der Kunst kommt einer Antwort auf alles Flüchtige gleich. Worauf es in der kulturellen und künstlerischen Praxis heute ankommt, ist, dass sie mögliche Zukünfte voraussetzt, dass sie darauf spekuliert, eine Reihe von kritischen Philosophien, Theorien und Praktiken real machen zu können, die für unsere Gesellschaft vorläufig noch zu abstrakt sind. Um im gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Klima einen Funken von Optimismus zu bewahren, gilt es Bereiche zu schaffen, die es ermöglichen, jede Schwarzmalerei zu überwinden, ein Kompetenz-Universum, in dem man als souveränes Individuum zu existieren vermag.

Robert Punkenhofer ist Grenzgänger zwischen Kunst, Architektur, Design und internationaler Wirtschaft. Er zeichnet für mehr als 100 Ausstellungen auf drei Kontinenten, darunter die ersten Einzelausstellungen von Künstlern wie Santiago Sierra, ebenso verantwortlich wie für die Murinsel mit Vito Acconci in Graz und die Beteiligungen Österreichs an den Weltausstellungen in Aichi 05, Zaragossa 08 und Shanghai 10. Punkenhofer ist Gastprofessor an der New York University und Mitglied im International Advisory Council der Princeton University/PLAS. Mehr Infos unter: www.art-idea.com Ursula Maria Probst lebt und arbeitet als Kunsthistorikerin, Unilektorin, Kunstkritikerin, Kuratorin und Künstlerin in Wien. Studium der Kunstgeschichte an der Universität Wien, wissenschaftliches und künstlerisches Arbeiten über und mit Louise Bourgeois in New York. Sie ist Mitinitiatorin des Performancekollektivs Female Obsession.

Die massive Zunahme an Wissen, die unser Informations- und Internetzeitalter kennzeichnet, bewahrt nicht vor dem Vergessen und Vergessen-Werden. Der Kulturtheoretiker Ernst von Alphen beschreibt die Gefahr eines 39


PROGRAMM

Räume für die Wiener   Formensprache

Zum Konzept der Neuaufstellung dreier Schausäle im MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst

AUSSTELLUNG  »Wien 1900«  Neuaufstellung der MAK-Schausammlung Eröffnung: Dienstag, 20. November 2012, 19.00 Uhr

Text von Christian Witt-Dörring Nach nunmehr 20-jährigem Bestehen wird die 1993 eröffnete Schausammlung des MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst unter seinem neuen Direktor Christoph Thun-Hohenstein inhaltlich und gestalterisch sukzessive erneuert. In einer ersten Phase erfolgt die Neueinrichtung dreier Säle im ersten Stock, die bisher dem Jugendstil und dem Art Déco, der Wiener Werkstätte sowie der modernen und zeitgenössischen Architektur gewidmet waren. Angelehnt an die bisherige Praxis des MAK liegt der Gestaltung dieser Säle ein künstlerisches Gesamtkonzept zugrunde, für das die amerikanische Künstlerin Pae White gewonnen werden konnte. Im Vordergrund der konzeptuellen Erneuerung, mit der ich betraut wurde, steht die Entscheidung, das MAK unter anderem als Kompetenzzentrum für das Wiener Kunstgewerbe der Jahre um 1900 zu positionieren, wofür nicht nur die seinerzeitige aktive Stellungnahme des Museums zu Fragen der modernen Formgebung, sondern auch der reiche Sammlungsbestand an Objekten der Jahrhundertwende die besten Voraussetzungen bietet. Dieser soll nun nicht mehr als geschlossenes Kapitel der Kunstgeschichte präsentiert werden, sondern als eines von vielen in der langen Entwicklungsreihe der Suche nach einer adäquaten formalen Lösung für die Bewältigung des menschlichen Alltags. Das Ziel ist nicht die Vermittlung einer Momentaufnahme, sondern 40

das Provozieren eines Verständnisses für die stete Notwendigkeit der Anpassung an beziehungsweise der Reaktion auf veränderte gesellschaftliche Voraussetzungen. Dieses Verständnis soll nicht über die vordergründige Frage geweckt werden, ob etwas gefällt oder nicht. Der Betrachter soll vielmehr in die Position versetzt werden, die Gültigkeit der formalen Erscheinung der Dinge, die ihn umgeben, in einem größeren, außerhalb von ihm liegenden gesellschaftlichen Kontext betrachtet zu hinterfragen. Was in einem Kontext Gültigkeit besitzt, kann in einem anderen genau das Gegenteil aussagen. Ähnlich den in einem Stammbaum vereinten Generationen einer Familie vermag das MAK anhand seiner Sammlung den sich von Generation zu Generation vollziehenden Wertewandel zu dokumentieren. Die Summe dieser einzelnen Schritte, ob erfolgreich oder nicht, ergibt den Weg in das Heute und bereitet unsere Zukunft vor. So lässt sich zum Beispiel über das Erwerbungsdatum eines Objekts eine Aussage über dessen bisweilen ephemere oder grundsätzliche Gültigkeit und Akzeptanz anbieten. Es soll daher neben der Datierung des Objekts in der Objektbeschriftung gleichberechtigt seinen Platz finden. Durch die Darstellung des Kontextes von Reaktion und Gegenreaktion soll die ehemalige Aktualität der Objekte wieder erfahrbar gemacht werden. Dafür wird es notwendig sein, bereits mit den Jahren um 1880, der Hochblüte des Historismus, zu beginnen und die Auswirkungen des Wiener Kunstfrühlings um 1900 auf die Zeit bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1938 zu verfolgen. Sie hatte, wie dies totalitären Regimen eigen ist, die Nivellierung der Individualität zur Folge und setzte somit der eigenständigen Wiener Formensprache ein vorläufiges

Ende. Obwohl grundsätzlich chronologisch aufgebaut, wird die Präsentation, wo dies für ein besseres Verstehen opportun ist, punktuell mittels Rückgriffen auf frühere Epochen oder Vorgriffen auf spätere Entwicklungen unterbrochen und stimuliert. Gleichzeitig werden die für die Wiener Formgebung wichtigsten internationalen Inspirationsquellen aufgezeigt und, soweit es die Sammlung des Museums erlaubt, deren Gegenbewegungen zur Sprache kommen. Der Raumstruktur der drei zur Verfügung stehenden Säle folgend, wird das Thema in drei Kapiteln aufbereitet. Der erste Saal ist der Suche nach einem modernen Stil gewidmet. Beginnend mit Otto Wagners Forderung nach der Überwindung des anachronistischen Historismus durch einen modernen Nutzstil kommen die vom westlichen Ausland und von Japan inspirierten Secessionisten mit ihrer Forderung nach dem Gesamtkunstwerk im Rahmen eines modernen bürgerlichen und österreichischen Stils zu Wort. Die Erzählung schließt mit Adolf Loos’ Reaktion darauf: Indem er nicht nach einem modernen Stil, sondern nach einem modernen Menschen verlangte, etablierte er eine alternative Möglichkeit für die Gestaltung des modernen Alltags, die letztendlich im letzten Saal dieser Schausammlung ausgestellte Früchte trug. Illustriert wird diese Erzählung nicht nur mit Wiener Objekten, sondern vor allem mit bereits um 1900 vom Museum als beispielgebend angekauften Kunstgegenständen aus England, Schottland, Belgien, Frankreich, Deutschland und Japan sowie von ihnen inspirierten, in den Fachschulen der Monarchie entstandenen Arbeiten. Sie sind hier zum ersten Mal seit Langem wieder in diesem ursprünglichen Kontext als Vorbilder ausgestellt. Formal führte diese in


den späten 1890er-Jahren bis um 1900 zu verfolgende Entwicklung zu einem anfänglich in die Fläche übersetzten kurvilinearen Stil, der schließlich zugunsten eines vom Biedermeier inspirierten geometrisch-reduzierten Stils völlig aufgegeben wurde. Der zweite und mittlere Saal präsentiert ausschließlich das Ergebnis des von den Secessionisten und somit auch von den Professoren der Kunstgewerbeschule vorgegebenen Wegs zur Etablierung eines modernen »Wiener Stils«. Nach 1900 einsetzend, wird er über die Gründung der Wiener Werkstätte 1903 bis zu den Jahren des Ersten Weltkriegs verfolgt. Der von den Secessionisten als erneuernde Kraft gegen den Historismus postulierte künstlerische Individualismus entfaltete in diesen Jahren seine ganze Kreativität und Vielfalt. Neben den Professoren Josef Hoffmann und Koloman Moser war es vor allem die nächste Generation der Kunstgewerbeschüler, die dem neuen Stil auf dem Gebiet der österreichisch-ungarischen Monarchie und Deutschlands zur Verbreitung verhalf. Der Kampf gegen den Historismus war gewonnen, und ein auf dem damaligen Weltmarkt unverwechselbarer Wiener Stil hatte sich etabliert. Seine stilistische Bandbreite reichte von den frühen, auf Provokation als Überzeugungsmittel ausgerichteten Formen

der Wiener Werkstätte über die durch nationale Überlegungen an der Volkskunst und am Biedermeier genährten dekorativen Produkte bis hin zu tektonisch zweideutigen, am Klassizismus und Rokoko inspirierten Formen. Dominiert wird der Saal von Klimts Kartons für den Mosaikfries im Speisesaal des Brüsseler Palais Stoclet, von in der oder für die Wiener Werkstätte hergestellten Arbeiten sowie einer Fülle von bereits in ihrer Entstehungszeit vom Museum für mustergültig empfundenen und im Rahmen des sogenannten Wanderinventars als Vorlagen für die Fachschulen der Monarchie angekauften Gegenständen. Der dritte und letzte Saal hat schließlich die Entwicklung vom Wiener Stil zum Internationalen Stil zum Thema. Damit wird ein inhaltlicher Kreis geschlossen und aufgezeigt, wohin die im ersten Saal angesprochene Suche nach einem modernen Stil in Wien führte. Hier wird deutlich, welcher Zugang – jener der Secessionisten oder jener des Einzelkämpfers Loos – den Weg für die Moderne bereitete. Die Besucher sehen sich mit zwei gegensätzlichen Welten konfrontiert: jener, die der Überzeugung eines Josef Hoffmann und seiner Schüler verpflichtet war, und jener, die den Ansichten eines Adolf Loos beziehungsweise der internationalen Moderne nahestand. Obwohl formal unterschiedlich,

standen beide Welten in der Wiener Tradition der exklusiven handwerklichen Fertigung und stellten sich nur vereinzelt den gesellschaftlichen Lösungsansätzen der internationalen Moderne. So entstanden für Wien typische, inhaltlich zweideutige Lösungsansätze für den modernen Gebrauchsgegenstand, wie sie unter anderen von Josef Frank und Oskar Strnad angeboten wurden. Zeitlich umfassen die Ausstellungsstücke die Jahrzehnte vom Ersten Weltkrieg bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten in Österreich. Sie wurden geprägt von enormen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbrüchen, die auch in der Produktgestaltung ein neues soziales Gewissen entstehen ließen. Wie schon im ersten Saal werden den Wiener Produkten als internationale Orientierungshilfe Objekte der De-Stijl-Bewegung und des Bauhauses gegenübergestellt. Prinzipielles Ziel der Präsentation ist es, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen historischer und sinnlicher Information zu vermitteln: Die Formensprache der ausgestellten Objekte soll in derselben Lautstärke vernommen werden wie die didaktischen Wandtexte.

Christian Witt-Dörring hat in Wien Kunstgeschichte und Archäologie studiert. Er war von 1979 bis 2004 Leiter der Möbelsammlung des MAK Wien. Derzeit arbeitet er als selbstständiger Kunsthistoriker in Wien und als Kurator an der Neuen Galerie in New York.

Josef Hoffmann Hocker für die Kücheneinrichtung des Landhauses »Bergerhöhe« für Paul Wittgenstein, 1898 MAK-Sammlung Möbel © Fritz Simak/MAK 41


INTERVIEW

Die urbane Kraft der Kunst   Wien wird zum »Social Design«-Labor

Kunst müsse man wirken lassen, sagt Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst in Wien. Vor allem gesellschaftlich. Und das kann sie vor allem dort, wo sie möglichst vielen begegnet: in der Stadt und deren Räumen. Das neue interdisziplinäre Masterstudium »Social Design – Arts as Urban Innovation« soll diese Wirkkraft verstärken. @ bauer konzept & gestaltung / Manuel Radde

Text von Norbert Philipp Was Kunst kann: Davon muss man Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst, nicht mehr überzeugen. Vor allem, wenn sich die gesellschaftliche Wirkung der Kunst frei bewegen kann – außerhalb der Häuser, in denen sie gern »musealisiert und privatisiert wird«, wie Bast sagt. In den Stadträumen etwa, dort müsse man die »angewandte Kunst« intervenieren und ihren »integrativen Charakter« wirken lassen. Denn schon die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten. Doch in diesen »driften die gesellschaftlichen Gruppen deutlich auseinander«, ob man die Menschen nun nach ihrem Alter, ihrer ethnischen Herkunft oder anderen Merkmalen zu fassen versucht. Nicht in Museen, Galerien, Privatsammlungen oder Banksafes solle sich die Kunst deshalb verbarrikadieren, meint Gerald Bast, sondern sich selbstbewusst der Gesellschaft stellen – dort, wo Menschen Menschen begegnen. Und womöglich auch der Wirkkraft der Kunst. »Für eine Universität wie unsere ist es eine wichtige Aufgabe, neben dem Kunstmarkt auch in das gesellschaftliche Feld hinauszugehen.« »Arts as Urban Innovation« ist demnach der schlüssige Subtitel für ein neues Masterstudium an der Angewandten, das im Oktober 2012 startet. Und »Social Design« steht groß über dem Curriculum und all diesen Intentionen. Wie groß die Klammer ist, die sich mit dem Label »Social Design« auftut, zeigen die Einreichungen und Gewinner des »Victor J. Papanek Social Design Award«, eines DesignWettbewerbs, den die Angewandte im Herbst 2011 gemeinsam mit dem österreichischen Kulturforum und dem Museum of Arts and Design in New York durchgeführt hat: etwa 42

ein neuer Ambulanzwagen, human gestaltet; ein unverwüstlicher Laptop als Bildungsinstrument für Kinder in Entwicklungsländern; oder auch eine nachhaltige Stadtteilvision, in der Brooklyn nicht mehr braucht als sich selbst, um zu existieren. »Aber ›Social Design‹ kann auch ein gesellschaftlicher Prozess sein, der von Künstlern und Wissenschaftlern gemeinsam aufgesetzt wird«, sagt Bast. Und das Labor für die soziale Transformation könnte in Zukunft Wien sein. »Natürlich ist es auch ein Ziel des Masterstudiums, in Zusammenarbeit mit der Stadt Dinge und Prozesse mit urbaner Relevanz zu entwickeln, die umsetzbar sind.« Ein starkes Signal sei zudem die Partnerschaft mit dem Konservatorium der Stadt Wien. Das Curriculum will jedenfalls einen möglichst breiten Bogen spannen: »Wir haben sieben Expertisefelder aufgestellt, die als Expertenpools dienen: Musik, Tanz, Komposition, Design, Architektur, Bildende Kunst und Kulturwissenschaft.« Dazu kommen auch externe Kooperationen mit Disziplinen der Wirtschaftsoder Sozialwissenschaften. Gerade diesen multidisziplinären projektorientierten Ansatz vermisste Bast zuletzt an den Universitäten: »Die akademische Landschaft hat sich ex­ trem in kleine Nischen fragmentiert und das Studium zugleich in kleinste Module.« Bast versteht es als akademische Aufgabe, mit Hilfe der Kunst eine Gegenbewegung auf den Weg zu schicken – hinaus in die Stadt. Urbane Transformationen kennt man vom Meatpacking District in New York und von anderen Gegenden, in denen Kunst und Künstler urbane Pioniere waren. Doch von diesen Entwicklungen hat bislang weniger die Stadtgesellschaft als die Immobilienwirtschaft profitiert. »Die Kunst wurde bis jetzt kaum als strategisches Mittel in der

Stadtentwicklung eingesetzt«, sagt Bast. In seinem Haus wird auch der Nachlass von Victor J. Papanek in einer Foundation beforscht. »Jeder ist Designer«, sagte Papanek. Und jeder ist Stadtentwickler – davon sind viele Stadtplaner in der Ära der Partizipation überzeugt. Schon während des Studiums könnten auch die Studierenden des »Social Design« in transdisziplinären Teams zu Stadtentwicklern werden. Diesmal mit künstlerisch-ästhetischen Mitteln.

Norbert Philipp studierte Germanistik und Sprachwissenschaft, war Deutschlehrer und Werbetexter. Seit vier Jahren arbeitet er bei der Zeitung »Die Presse« als Redakteur für das »Schaufenster« und »Die Presse am Sonntag« in den Bereichen Design, Architektur, Stadtentwicklung und Kreativwirtschaft.


INTERVIEW & PROGRAMM

»Es gibt den Drang, wieder   an extremer Kunst anzuknüpfen«  Anne Marsh über Performance Art und gesellschaftliche Wirkung

Im Rahmen der VIENNA ART WEEK wurde Anne Marsh zu einem Gespräch eingeladen. Synne Genzmer richtete vorab einige grundsätzliche Fragen an die australische Kunsttheoretikerin, die sich mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit über Performance Art einen Namen gemacht hat.

IM GESPRÄCH  »Extreme Art and The Body Politic:  Mike Parr & Leigh Bowery«*  Die australische Kunsttheoretikerin Anne  Marsh im Gespräch mit den Kuratorinnen  Synne Genzmer und Angela Stief

Dienstag, 20. November 2012 17.00 Uhr KUNSTHALLE wien museumsquartier * In englischer Sprache

Text von Synne Genzmer

© Polixeni Papapetrou

Erleben wir gegenwärtig eine Wiederentdeckung der Performance Art? Das Interesse an Body oder Performance Art als extremer Kunstform nimmt zweifellos wieder zu. Daraus lässt sich direkt darauf schließen, wie es in der Welt um Körper und Psyche bestellt ist. Jüngere Generationen von Performancekünstlern sehen die Wegbereiter in vielerlei Hinsicht als Mentoren an; sie selbst bewegen sich aber in einer von Medien dominierten Welt. Die Performancekunst und die Videokunst entwickelten sich in den späten 1960er- und 1970er-Jahren zwar parallel, doch die Kunst des 21. Jahrhunderts hat sich die Medien zu eigen gemacht; manche Künstler machen sogar ausschließlich Performancekunst für den Bildschirm. Diese neue Art der Darstellung beziehungsweise Verlagerung des Körpers stellt auch die ontologische Stellung der Performance infrage. Wie ist das derzeitige Interesse von Künstlern an performativen Ausdrucksformen im Allgemeinen zu bewerten? Ich mag das Wort »performativ« nicht; es ist sehr weit gefasst und theoretisch wider­ sprüchlich. Da gibt es zum Beispiel die

»performative« Fotografie, die vom Markt zum neuen Sammelobjekt hochstilisiert wird. Mittlerweile machen in Australien Hunderte von Künstlern »performative« Fotografie und Videos, und ein Teil davon kommt der Performance Art wohl nahe. Man könnte sagen, sie treten gleichsam das Erbe der echten Performance oder Body Art an, machen aus dem Wahrhaftigen aber Konsumware. Damit nehmen sie dem Körper sein politisches Wesen, verleugnen den politischen Körper. Sie gehen in ihrer Auseinandersetzung mit dem Psychosozialen auf Nummer sicher. Verfolgt Performance Art heute eine politische Agenda? Anders gefragt: Welche Perspektiven eröffnet sie hinsichtlich ihres Bezugs zur sozialen Realität und ihrer Wirkung auf diese? Performance Art ist tatsächlich meist politisch. Allerdings gibt es da einige Einschränkungen, was die Theorie angeht. Manche Künstler haben die Relationale Ästhetik für sich entdeckt. Kunst tritt im Alltag wieder in Erscheinung, in der Galerie aber manifestiert sie sich oft als Ästhetik. Das Interesse an Gender und am Körperlichen nimmt zweifellos wieder zu; solche Arbeiten gehen oftmals sehr tief, sind konfrontativ. Andere wiederum erschließen sich die Öffentlichkeit über soziale Netzwerke und setzen so performanceartige, oft politische und vom Publikum ausgeführte Events in Gang. Ich würde sagen, dass wir im letzten Jahrzehnt eine Rückkehr zur radikalen Performance Art erlebt haben. Es ist keine Bewegung im eigentlichen Sinn, aber es gibt sicher den Drang, wieder an extremer Kunst anzuknüpfen.

Synne Genzmer ist Kunsthistorikerin und Kuratorin der KUNSTHALLE wien.

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© Klaus Fritsch

DESIGN IN WIEN

WIEN PRODUCTS collection  Designer entwerfen für Traditionsbetriebe

Gemeinsam mit einem Traditionshaus ein neues Produkt zu kreieren ist für jeden Designer eine ganz besondere Herausforderung. Was eine solche Zusammenarbeit von herkömmlichen Aufträgen unterscheidet, wissen die beiden Gestalterinnen von Polka sowie die Designer Sebastian Menschhorn und Thomas Feichtner. Sie haben im Rahmen von WIEN PRODUCTS – einer Initiative der Wirtschaftskammer Wien, die Produkte ausgewählter Wiener Traditionsunternehmen unter einer Dachmarke international vermarktet – neue Designs kreiert.

Text von Michael Hausenblas Monica Singer und Marie Rahm, Polka Designstudio »Wir haben bereits mit so bekannten Häusern wie Lobmeyr, Köchert oder Backhausen zusammengearbeitet. Bei jedem dieser Projekte war es extrem wichtig, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, die hinter einem so traditionsreichen Haus steht – man könnte auch von einem Geist sprechen. Das reicht bis zu den Details, der Art, wie manche dieser Produkte seit langer Zeit gefertigt werden. Eine solche Kooperation verlangt sehr viel Analyse. Das wiederum erfordert einen intensiven Dialog, den wir als sehr inspirierend erleben. Man beschäftigt sich also mit der Entwicklung des Unternehmens, mit seinem Produktkosmos, und fragt sich gemeinsam, was der nächste Schritt sein kann. Das Gemeinsame ist es, das die Zusammenarbeit mit solchen Firmen ganz besonders macht. Es gilt mehr zu berücksichtigen als bei anderen Aufträgen. Das empfinden wir als spannend, und genau das fließt direkt in die Freude an der Gestaltung ein. Auf diesem Weg kann man Teil der Geschichte eines solchen Traditionshauses werden. Meist handelt es sich um Familienunternehmen, die also stark von Persönlichkeiten geprägt sind. Das trägt, was die Entscheidungsstrukturen betrifft, zu einer ganz eigenen Dynamik bei. Man spürt einfach das Herzblut, das darin steckt. Dadurch gestaltet sich eine solche Zusammenarbeit manchmal impulsiver. 44

Auch das Bauchgefühl ist ganz besonders gefragt. Es ist eine Art gemeinsamer Kristallisationsprozess. Aus diesem heraus kann ein gutes, ein neues Produkt entstehen.« Sebastian Menschhorn »Das Besondere an der Zusammenarbeit mit traditionsreichen Häusern würde ich mit einer ganz eigenen Form der Intensität umschreiben. Intensität im Sinne einer bestehenden Fülle, eines Reichtums an Dingen, der über lange Zeit entstanden ist. Natürlich ist es auch spannend, im Rahmen eines Projektes ganz bei Null anzufangen. Lässt man sich aber auf ein Projekt mit einem Unternehmen wie Lobmeyr oder den Juwelieren von Köchert ein, entwickelt sich eben die eingangs erwähnte Intensität. Es gibt die Möglichkeit, mit vielen Wurzeln zu spielen. Man kann sie benützen, um in eine Art von Interaktion mit dem zu treten, was das jeweilige Unternehmen ausmacht. Dadurch entsteht ein Spannungsfeld zu dem, was bereits existiert. Man erschafft nichts Singuläres. Ich würde den Designprozess in diesem Zusammenhang eher als eine Evolution bezeichnen. Natürlich ist diesbezüglich auf vieles Rücksicht zu nehmen, nur so kann man Teil dieser Entwicklung werden. Aber genau das ist ja auch das Spannende. Mich interessieren die Geschichte, die Kultur, die Soziologie und all die Dinge, die eine Marke, ein Haus ausmachen, das schon so lange Bestand hat.«

Thomas Feichtner »Ob ich nun für Lobmeyr, die Wiener Silber Manufactur oder Augarten Porzellan arbeite: Für mich steht grundsätzlich nicht die Tradition der Marke im Vordergrund. Die Tradition beeindruckt mich auch nicht im Sinne von Schwere oder Respekt. Den Respekt hab ich vor der Erfahrung derer, die die Produkte schaffen. Kommt man mit der Planzeichnung einer Vase zu einem Spezialisten bei Augarten, wird man dafür mit einem Lächeln belohnt und lernt schnell, dass sich vieles im Bereich von Porzellan nicht zeichnen, nicht planen lässt. Die Erfahrung der Handwerker ist das, was mich bei einer Kooperation mit dieser Art von Unternehmen wirklich beeindruckt. Ich entwarf eine Schale für die Wiener Silber Manufactur, die ein Meister mit unglaublichem Wissen um Material und Fertigungstechniken umsetzte. Früher gab es in dieser Zunft eigene Meister nur für Schalen. Mir ist auch egal, wer diese Schale kauft, ob das ein russischer Oligarch ist oder sonst jemand. Mich interessiert lediglich der Handwerker.«

Michael Hausenblas ist seit 1999 Mitarbeiter der Tageszeitung »Der Standard«, bei der er in erster Linie als Redakteur für das Thema Design zuständig ist. WIEN PRODUCTS wurde 1995 von der Wirtschaftskammer Wien ins Leben gerufen, um ausgewählten Unternehmen, die Produkte von höchster Qualität herstellen, die Möglichkeit zu geben, international unter einer gemeinsamen Dachmarke aufzutreten. Alle WIEN-PRODUCTS-Mitglieder haben sich zum Ziel gesetzt, den besonderen Charme der Stadt in ihren Produkten lebendig werden zu lassen. www.wienproducts.at


Fotos © Klaus Fritsch

PROGRAMM

Open Studio Day  Mehr als 70 KünstlerInnen öffnen am Samstag, dem 24. November 2012, von 12.00 bis 17.00 Uhr im Rahmen des ersten Open Studio Day in Wien die Türen ihrer Ateliers. BesucherInnen der VIENNA ART WEEK können sich ihre individuelle Studiotour zusammenstellen und in einigen Ateliers KuratorInnen im Gespräch mit KünstlerInnen erleben. Geführt werden diese von Achim Hochdörfer, Elsy Lahner, Bettina Steinbrügge, Angela Stief und Ursula Maria Probst. Weitere Informationen und Beginnzeiten der KünstlerInnengespräche unter www.viennaartweek.at

Text von Katharina Aigner

Open Studio Day Samstag, 24. November 2012 12.00–17.00 Uhr Open Studio Day – KünstlerInnen laden in ihre Ateliers Steffi Alte Liebhartsgasse 22/4–6, 1160 Wien Ovidiu Anton Lorenz-Mandl-Gasse 33–35/1. Stock, 1160 Wien Thomas Baumann Wimbergergasse 15/1,1070 Wien Sabine Bitter Lorenz-Mandl-Gasse 33–35/1. Stock, 1160 Wien Bernhard Cella Stumpergasse 23, 1060 Wien Cut and Scrape Adresse unter www.viennaartweek.at Regula Dettwiler Franzensgasse 19/Top 5 (Eingang ums Eck über Grüngasse, im Hof Metalltreppe hoch, Eingang links), 1050 Wien Thomas Draschan Grüngasse 12, 1050 Wien Judith Eisler Aichholzgasse 51–53, 1120 Wien Manfred Erjautz Münzwardeingasse 2a/1. Stock rechts, 1060 Wien Stefan Feiner Lorenz-Mandl-Gasse 33–35/1. Stock, 1160 Wien Julian Feritsch Liebhartsgasse 22/4, 1160 Wien Christian Flora Lorenz-Mandl-Gasse 33–35/1. Stock, 1160 Wien Nikolaus Gansterer Favoritenstraße 17/Tür 13, 1040 Wien Michael Gumhold Margaretenstraße 47, 1040 Wien Oliver Hangl Kirchengasse 48/Lokal 2, 1070 Wien

Marlene Hausegger Projektraum Viktor Bucher, Praterstraße 13/1/2, 1020 Wien Caroline Heider Hetzendorfer Straße 43–45 (Atelier im Hof), 1120 Wien Helmut Heiss Liebhartsgasse 22/4–6, 1160 Wien Markus Hofer Karmeliterplatz 5, 1020 Wien Julia Hohenwarter Liebhartsgasse 22/4–6, 1160 Wien Katrin Hornek Lorenz-Mandl-Gasse 33–35/1. Stock, 1160 Wien Ursula Hübner Münzwardeingasse 2a/4. Stock, 1060 Wien Harald Hund Lorenz-Mandl-Gasse 33–35/1. Stock, 1160 Wien Iris Andraschek & Huber Lobnig Apostelhof, Apostelgasse 25–27 (Ziegelgebäude im Hof links, 1. Stock), 1030 Wien Luisa Kasalicky Adresse unter www.viennaartweek.at Isabella Kohlhuber Bauernmarkt 9/ Stiege 1/Tür XVII, 1010 Wien Krüger & Pardeller Doris Krüger, Walter Pardeller, Aichhorngasse 3–5, 1120 Wien Elke Silvia Krystufek Eschenbachgasse 9, 1010 Wien Christian Mayer Praterstudios, Atelier 13, Meiereistraße 3, 1020 Wien Ralo Mayer Ausstellungsstraße 49/7 (Eingang Schrotzbergstraße 9/7), 1020 Wien

Anna Meyer Goldeggasse 29/14, 1040 Wien Sissa Micheli Lerchenfelder Gürtel 22/14, 1070 Wien Anna Mitterer Müllnergasse 3/21, 1090 Wien Ute Müller Zinckgasse 2/1A, 1150 Wien Noële Ody Liebhartsgasse 22/4–6, 1160 Wien Bernd Oppel Rechte Wienzeile 39/38, 1040 Wien Fritz Panzer Ganglbauergasse 38/1, 1160 Wien Roman Pfeffer Große Mohrengasse 25/6, 1020 Wien Liesl Raff Liebhartsgasse 22/4–6, 1160 Wien Nora Rekade Schmalzhofgasse/Mariahilfer Straße 101 (Durchgang, unterster Hof), 1060 Wien Isa Rosenberger Hohlweggasse 28/1/13, 1030 Wien Lisa Ruyter Brucknerstraße, zwischen Nr. 4 und Nr. 6, 1040 Wien Stefan Sandner Embelgasse 42/9, 1050 Wien Anne Schneider Blumengasse 13/ Hofhaus, 1170 Wien Eva Seiler Liebhartsgasse 22/4–6, 1160 Wien Nina Springer Lorenz-Mandl-Gasse 33–35/1. Stock, 1160 Wien

Axel Stockburger Adresse unter www.viennaartweek.at Saskia Te Nicklin Rechte Bahngasse 10/Souterrain, 1030 Wien Tina van Duyne Veitlissengasse 2c, 1130 Wien Jannis Varelas Bauernmarkt 9/1/1, 1010 Wien Martin Vesely Schikanedergasse 11/3, 1040 Wien Christoph Weber Inzersdorfer Straße 106, 1100 Wien Helmut Weber Lorenz-Mandl-Gasse 33–35/1. Stock, 1160 Wien Herwig Weiser Diehlgasse 50/7, 1050 Wien Nives Widauer Lainzer Straße 49, 1130 Wien WochenKlausur Gumpendorfer Straße 20, 1060 Wien

Katharina Aigner, geboren 1983 in Österreich. Lebt und arbeitet als Künstlerin in Wien. 45


open studio day

Open Studio Day Samstag, 24. November 2012 12.00–17.00 Uhr Open Studio Day – KünstlerInnen mit KuratorInnen im Gespräch  KünstlerInnengespräche mit Kurator  Achim Hochdörfer*

KünstlerInnengespräche mit Kuratorin  Angela Stief*

Florian Pumhösl Treffpunkt unter www.viennaartweek.at Heimo Zobernig Treffpunkt unter www.viennaartweek.at  KünstlerInnengespräche mit Kuratorin  Elsy Lahner*

Susanne Bisovsky Seidengasse 13/6, 1070 Wien Kiki Kogelnik Foundation Treffpunkt unter www.viennaartweek.at Lukas Pusch Gassergasse 19/Stiege 5/2b, 1050 Wien

Judith Fegerl Praterstudios, Meiereistraße 3, 1020 Wien Mahony Treffpunkt unter www.viennaartweek.at Wendelin Pressl Haberlgasse 91, 1060 Wien Eva Schlegel Weißgerberlände 56, 1030 Wien

KünstlerInnengespräche mit Kuratorin    Ursula Maria Probst*

KünstlerInnengespräche mit Kuratorin  Bettina Steinbrügge*

Anna Artaker Girardigasse 5/20, 1060 Wien Barbara Holub Große Mohrengasse 23 (im Hof links), 1020 Wien Katherina Olschbaur Hintere Zollamtsstraße 3/1. Hof, 1030 Wien * Nähere Informationen und Beginnzeiten der KünstlerInnengespräche: www.viennaartweek.at

Leopold Kessler Koppstrasse 55/Ecke Hyrtlgasse, 1020 Wien Sonja Leimer Rechte Bahngasse 10/1 (Eingang straßenseitig, Souterrain), 1030 Wien Lisl Ponger Steingasse 26/38–39, 1030 Wien

KuratorInnen Achim Hochdörfer Kurator am Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien. Lehraufträge an der Akademie der bildenden Künste Wien und am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Gegenwartskunst in Katalogen und Zeitschriften (u. a. in »Artforum«, »Camera Austria«, »Texte zur Kunst«). Elsy Lahner Kuratorin in der Albertina seit 2011, davor Tätigkeit als freie Kuratorin; Leitung und Organisation verschiedener Ausstellungsprojekte (u.a. Space Invasion, Into Position, das weisse haus) Bettina Steinbrügge Kuratorin für zeitgenössische Kunst am Belvedere. 2001 bis 2007 Leitung der Halle für Kunst Lüneburg. Seit 2009 Dozentur an der HEAD in Genf. 2007 bis 2012 Ko-Kuratorin des Forum Expanded der Internationalen Filmfestspiele Berlin.

Fotos © Klaus Fritsch 46

Angela Stief Kuratorin in der Kunsthalle wien. Gruppenausstellungen wie »POWER UP – Female Pop Art«, »Lebt und arbeitet in Wien III« und »Videorama« sowie Einzelausstellungen, u. a. von Nathalie Djurberg, Urs Fischer, Gert & Uwe Tobias, Wangechi Mutu, Andro Wekua. Lehrveranstaltungen über Kunsttheorie; Publikationen, Texte und Interviews zu zeitgenössischer Kunst. Ursula Maria Probst lebt und arbeitet als Kunsthistorikerin, Unilektorin, Kunstkritikerin, Kuratorin und Künstlerin in Wien. Studium der Kunstgeschichte an der Universität Wien, wissenschaftliche und künstlerische Arbeit über und mit Louise Bourgeois in New York. Sie ist Mitinitiatorin des Performancekollektivs Female Obsession.


open studio day

»Mein Atelier ist ein Ort, an dem ich alle möglichen Arbeitsrituale praktiziere, vieles ausprobiere, verwerfe; und im Idealfall entsteht dort dann ein Bild, mit dem ich zufrieden bin. Im Atelier bin ich mir selbst und meinen Launen sehr ausgesetzt. Wenn es mir gelingt, mich in der Arbeit selbst zu überraschen, dann ist es ein ganz schönes Glücksgefühl. Wenn etwas misslingt, bin ich am Boden zerstört. Es ist kein friedlicher Ort.« Katherina Olschbaur

© Katherina Olschbaur

»Ich teile mein Atelier mit zwei Kollegen; der Austausch mit ihnen beeinflusst auch meine Arbeit. Manchmal arrangiere ich meine Arbeiten im Raum, um die Wirkung in einer Ausstellung zu testen. Insofern sehe ich Atelier und Ausstellungsraum als nicht so getrennt.« Leopold Kessler

»Ein schöner Raum erleichtert die Arbeit und die Freude daran. Das Atelier ist eine Werkstätte mit guten Arbeitsbedingungen, und ich bin gerne dort. Wenn Besuch kommt, bin ich der Gastgeber und gerne bereit, auf Fragen einzugehen. Zu sehen sind dort auch unfertige Arbeiten – die sind dann so, wie sie sind, da gibt es keine Geheimnisse. Jeder kann verstehen.« Heimo Zobernig

»Der Einfluss meines Ateliers auf mein künstlerisches Schaffen ist enorm. Es bedeutet mir sehr viel. Mir ist es wichtig, einen möglichst hellen und großen Raum zu haben. Es ist der zentrale Ort, an dem meine Arbeiten und Projekte entstehen – ein Labor, in dem ich ungestört neue Dinge ausprobieren kann. Ein Atelier ist wie eine zweite Haut.« Lukas Pusch

»Das Wichtigste in meinem Arbeitsraum ist ein Tisch, an dem ich lese, online recherchiere oder telefoniere. Außerdem arbeite ich häufig in Bibliotheken und seit Kurzem auch in einem Büro an der Akademie der bildenden Künste. Mein Arbeitsraum entspricht also nicht dem klassischen Bild von einem Künstleratelier. Erst wenn’s um die Produktion eines Werkes geht, ist manchmal ein größerer Raum notwendig. Oft sind das allerdings Werkstätten, in denen ich Dinge herstellen, ausarbeiten, rahmen etc. lasse, wo ich also nicht selbst arbeite.« Fotos © Klaus Fritsch

Anna Artaker 47


»Ein großes Atelier, Scheinwerfer, Bilder lehnen an der Wand, ein weißes Sofa lädt zum Lesen in der Bibliothek ein. Kostüme und Requisiten, auf dem Schreibtisch der Computer, Postkarten, Notizen, Schnappschüsse. Durch die Türe ein zweiter Raum – die Dunkelkammer, in rotes Licht getaucht. So könnte es ausschauen, das ideale Atelier, viel Platz und keine Miete.«

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Lisl Ponger

»Da ich mich auch intensiv mit Fragestellungen des urbanen Raums befasse, liegt für mich der Produktionsort (und damit meine ich nicht nur den physischen, sondern auch den Gedankenraum) oft an anderen Orten und wird angeregt durch die jeweiligen Kontexte, mit denen ich mich beschäftige. Das Atelier ist für mich also nur ein Ort meiner künstlerischen Produktion.« Barbara Holub

»Ich würde unterscheiden zwischen der symbolischen Komponente des Ateliers und der Notwendigkeit des Ateliers. Die symbolische Komponente des Ateliers interessiert mich wenig, die Notwendigkeit interessiert mich sehr. Bei einer Podiumsdiskussion habe ich gewitzelt, ich sei ein Roboter, der versucht, sich im Atelier selbst auszutricksen. Dann hat ein Kollege – John Knight – gefragt: ›Florian, why do you still have a studio?‹«* Florian Pumhösl * aus: »Florian, why do you still have a studio?« Ein Gespräch mit dem Wiener Konzeptkünstler Florian Pumhösl, in: all-over, Magazin für Kunst und Ästhetik, Juli 2011 (http://allover-magazin.com/?p=427, 21. Juni 2012)

»Mir gefällt am Atelier hier, wie es strukturiert ist: hinten die Werkstatt, dann das Büro, und zur Straße hin das Geschäftslokal mit angeschlossenem Lager. Werkstatt, Büro, G’schäft – ein klassischer Kleinbetrieb. Das passt: Ich bin ja auch der Leiter eines Ein-MannUnternehmens. Besuch ist dabei natürlich immer gut … und wichtig, da freu’ ich mich sehr. Das Atelier sehe ich nicht als Rückzugsgebiet.«

© Mirjam Unger

Wendelin Pressl

»Mein Arbeitsraum ist ein Ort, an dem ich gut denken kann und wo ich mich gerne aufhalte. Ich habe ihn mir speziell ausgesucht, ihn so umgebaut, dass er meinen Anforderungen entspricht. Arbeit und Arbeitsweise haben also den Raum beeinflusst. Viele meiner Werke sind schwer herzuzeigen oder eben schnell einmal aufzubauen. Das meiste passiert auch erst vor Ort in einer Ausstellung. Wenn man mich im Atelier besucht, begegnet man einer Laborsituation, keiner Ausstellung.« Fotos © Klaus Fritsch 48

Judith Fegerl


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»Der Arbeitsraum ist der Raum, in dem Ideen entstehen, verfolgt, entwickelt und ausgearbeitet werden. In diesem Fall ist die Bezeichnung ›Atelier‹ vielleicht nicht ausreichend. Denn oft sind es momentane Räume, in denen wir uns aufhalten. Diese sind sowohl physisch als auch virtuell und können zum Beispiel auch Schiff, Zelt, Internet, Hotel, Strand, Landschaft etc. sein.« Mahony

»Mein Atelier ist Denk-, Planungs-, Ausführungs- und Experimentierraum wie auch Archiv. Für mich ist es wichtig, einen Ort der Konzentration zu haben. Hier bin ich umgeben von im Prozess befindlichen Arbeiten, aber auch von Studien und Experimenten, die länger Zeit brauchen. Das Atelier ist meist ein sehr intimer Ort, der einen anderen, tieferen Blick auf den Künstler bzw. die Künstlerin erlaubt.«

© Anne Lass

Eva Schlegel

»Da wir Arbeiten und Leben nicht trennen, ist das Atelier Arbeits- und Wohnraum in einem. Der Raum ist zwar groß, aber man bräuchte eigentlich immer noch mehr Platz. Teil des Ateliers ist ein umfangreicher Fundus, der Arbeiten im Rahmen der Modegeschichte ermöglicht. Der Stempel der künstlerischen Praxis wird mir vermehrt aufgedrückt, ich selbst vermische Mode und Kunst nicht, weder bewusst noch vorsätzlich.«

Kiki Kogelnik, an ihrem Bild »Freundinnen« arbeitend, 1973 © 2012 Kiki Kogelnik Foundation, Wien/New York

Susanne Bisovsky

»In dieser charmanten Altbauwohnung mit Möbeln und Stilelementen aus den 1920er- und 1930er-Jahren vermischen sich Archiv, Lager, ehemaliger Lebensort, Arbeits- und Präsentationsraum. Kiki Kogelnik (1935–1997) lebte und arbeitete von Beginn der 1960er-Jahre an in New York, doch hat sie Österreich als Heimat nie ganz verlassen. Während ihrer Aufenthalte in Wien gastierte sie in der Wollzeile. Nun hat die Kiki Kogelnik Foundation hier ihre Zentrale. In einem Showroom zeigen ausgewählte Werke der selbstbewussten Exzentrikerin die Aktualität eines herausragenden Œuvres zwischen Abstraktion und Pop, Malerei, Grafik und Skulptur.« Angela Stief zur Kiki Kogelnik Foundation

»Der Raum hat immer eine Auswirkung auf die eigene Arbeit. Mein Atelier war früher einmal eine Siebdruckwerkstatt. Spuren davon sind immer noch zu sehen, zum Beispiel an den Wänden oder am Boden. Der Raum liegt im Souterrain eines Gründerzeithauses. Es ist ein sehr schöner, großer, aber auch sehr rauer Raum. Ich mag den direkten Bezug zur Straße. Allerdings beschränkt sich mein Atelier nicht auf diesen Raum, da viele Dinge meiner Arbeit auch in anderen Räumen entstehen: in meiner Wohnung, im Kaffeehaus oder im öffentlichen Raum.« Fotos © Klaus Fritsch

Sonia Leimer 49


PROGRAMM

Sowjetmoderne 1955–1991  Unbekannte Geschichten

»Die Nationalitäten und die nach ihnen benannten Unionsrepubliken legten den Sprengsatz, der zum Untergang der Sowjetunion führte und die postsowjetische staatliche Ordnung begründet.« Andreas Kappeller

AUSSTELLUNG  »Sowjetmoderne 1955–1991  Unbekannte Geschichten«

8. November 2012–24. Februar 2013 Weitere Informationen: www.azw.at/sowjetmoderne

Text von Dietmar Steiner Wir glauben alles darüber zu wissen, aber dennoch ist sie noch nicht geschrieben, die Architekturgeschichte der Moderne des 20. Jahrhunderts. Noch immer gibt es viele unerforschte Entwicklungen und unbekannte Meisterwerke. Besonders die Jahrzehnte des Kalten Krieges zeichnen sich durch eine Hegemonie der westeuropäisch-amerikanischen Geschichtsschreibung aus, die den Blick über den »Eisernen Vorhang« aus verschiedensten Gründen verweigerte. Einer der bislang weißen Flecken der Geschichte ist die Architektur der ehemaligen Sowjetunion, des großen, geheimnisvollen und dämonisierten Gegners im Kalten Krieg. Während der Konstruktivismus der Revolutionszeit und die stalinistische Architektur 50

von der westlichen Architekturgeschichte weitgehend wahrgenommen wurden, ist die Architektur der Sowjetunion der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts praktisch unbekannt; das Wissen darüber beschränkt sich auf das Klischee endlos trister Plattenbauten und trostlos leerer öffentlicher Räume. Die Sowjetunion bestand aber nicht nur aus Russland, sondern inkorporierte an ihren »Rändern« eine Vielzahl nationaler Identitäten, die sich in der Bildung heute eigenständiger Länder manifestierten.

Regionen ein, systematisch wird aber erst seit Kurzem über diesen bedeutenden zweiten Kontinent des Modernismus zwischen Tallinn und Taschkent geforscht. Wir verabschieden uns dabei von der Vorstellung einer gesichtslos uniformen Sowjetarchitektur, suchen die regionalen Besonderheiten, die jeweils speziellen Entstehungsprozessen unterworfen sind, und entdecken regional höchst unterschiedliche Architekturentwicklungen, herausragende Lebensgeschichten und bislang unbekannte Objekte.

Eine Forschungsgruppe des Architekturzentrum Wien (Az W) hat deshalb in Zusammenarbeit mit lokalen Experten in den letzten Jahren den Fokus auf die lokalen Ausprägungen der Architektur gerichtet und den »Geschichten« dieser Zeit nachgespürt. Das ambitionierte Ziel des Projektes ist die erstmalige Präsentation der Architektur der 14 ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien, Aserbaidschan, Estland, Georgien, Lettland, Litauen, Moldawien, Kasachstan, Kirgistan, Ukraine, Usbekistan, Turkmenistan, Tad­ schikistan und Weißrussland. Westliche Architekturgeschichten blenden allenfalls hin und wieder ein Meisterwerk aus diesen

Die Geburt und die Identität neuer Staaten Entgegen westlichen Vorurteilen, die der Architektur aller kommunistischen Staaten aufgrund der vermeintlich einheitlichen Produktionsbedingungen und Normvorgaben einen einheitlichen Stil zuordnen wollen, entdecken wir eben aufgrund der vor allem kulturell unterschiedlichen Bedingungen eine extreme Vielfalt lokaler Strategien und Architekturen, die sich mit der Vielfalt der Architektur kapitalistischer Staaten in dieser Zeit durchaus vergleichen lässt. So haben sich auch im geschlossenen politischen System der Sowjetunion in deren »Randrepubliken« differenzierte Architekturen herausgebildet.


Leninplatz, Taschkent, Usbekistan, © Privatarchiv Taschkent

Dabei unterscheiden wir heute außerhalb von Russland vier kulturelle Regionen. Während sich die Baltischen Länder auch im anhaltenden politischen Widerstand gegen die Okkupation der Sowjetunion erkennbar stark an der Architektur Skandinaviens orientierten, hatten die Regionen Weißrussland, Ukraine und Moldawien kein Problem mit dem kulturellen Anschluss an die Architektur Russlands. Gänzlich anders entstanden an der südlichen Grenze Russlands, in den Republiken Zentralasiens und im Kaukasus, differenzierte lokale Identitäten, aus natio­ nalen Wurzeln ebenso wie aus nationalen Konstruktionen. Die letzte Chance Aufgrund seiner geopolitischen Lage hat das Architekturzentrum Wien die Vermittlung der osteuropäischen kommunistischen Architektur des 20. Jahrhunderts zu einer seiner zentralen Aufgaben gemacht und sich in den letzten Jahren intensiv mit der Architektur Südosteuropas sowie der Architektur des Balkans beschäftigt. Das Projekt Sowjetmoderne erweitert diesen Radius und entwickelte sich zu einem großen Forschungsprojekt, das sich im Aufbau einer Datenbank der Projekte die-

ser Zeit und Region sowie in einer themenbezogenen Forschungsbibliothek manifestiert. Dieses groß angelegte Forschungsprojekt des Architekturzentrum Wien versucht insbesondere, die seit dem Zerfall der UdSSR verkarsteten Kommunikationsstrukturen zu beleben und Architekten, Forscher sowie Experten zu vernetzen. Noch leben viele der Protagonisten, Stadtplaner und Zeitzeugen, deren Geschichten kaum geschrieben und deren Werke noch nicht kontextualisiert wurden. Die Zeit drängt, denn in einigen dieser Länder besteht akuter Handlungsbedarf. Viele der Bauten, die noch auf ihre architekturhistorische Wertschätzung warten, sind gefährdet. Zum einen lässt die mangelhafte Bautechnologie ihrer Entstehungszeit die Objekte rapide altern, zum anderen fehlen die Ressourcen zur Instandhaltung. In den wirtschaftlich starken Nachfolgestaaten der ehemaligen UdSSR wiederum werden diese Bauten renoviert und modernisiert, verschwinden dabei unter dem Mantel heutiger Developer-Architektur. Als Zeichen einer überwundenen und zu verdrängenden Epoche sind die Bauten des »Sowjetischen

Imperiums« in den jungen postkommunistischen Ländern zudem besonders gefährdet. Die Entdeckung Auch 20 Jahre nach dem Ende der Sowjet­ union herrscht große Unkenntnis über deren Nachfolgestaaten. Die Ausstellung und die Publikation »Sowjetmoderne 1955–1991. Unbekannte Geschichten« bieten einen ersten Einblick in die Geschichten und architektonischen Meisterwerke einer einstmals »verbotenen Zone«. Vielleicht trägt die Entdeckung der großartigen sowjetischen Architektur von 1955 bis 1991 dazu bei, auch jene Leistungen schätzen zu lernen, die in dieser Zeit diesseits des »Eisernen Vorhanges« vollbracht wurden. Es braucht wahrscheinlich den Abstand einer Generation, um die kulturellen und architektonischen Verdienste einer Epoche zu erkennen, ihre Hoffnungen und ihre Versprechen für eine Zukunft, die vielleicht noch immer nicht eingelöst sind.

Dietmar Steiner ist Direktor des Architekturzentrum Wien und zurzeit auch Präsident von ICAM, der International Confederation of Architectural Museums, sowie Vorsitzender des »Qualitätsbeirat Wohnbau« in Wien. Zusätzlich ist er als Architektur-Consultant für eine Vielzahl von Jurys und Gutachterverfahren tätig.

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INTERVIEW

»Wir schlagen eine Brücke   ins 21. Jahrhundert«  Sabine Haag über die politische Funktion der Kunstkammer, ihre Aktualität und die wundersame Wirkung des Narwalzahns

Seit 2009 leitet die promovierte Kunsthistorikerin Sabine Haag das Kunsthistorische Museum (KHM) in Wien. 28. Februar 2013 wird sie – nach mehr als zehnjähriger Schließzeit – die bedeutende Kunstkammer im Haus am Burgring wiedereröffnen.

Text von Nina Schedlmayer

Benvenuto Cellini, Salzfass (Saliera) © Wien, Kunsthistorisches Museum

Frau Haag, ab Februar 2013 steht die Kunstkammer wieder den Besuchern offen. Sie selbst haben in dieser Sammlung des Hauses, die mit der Schatzkammer verbunden ist, zu arbeiten begonnen. Wie sind Sie damals dazu gekommen? Sabine Haag: Nach Abschluss meines Studiums sagte mir mein Lehrer, der mittlerweile verstorbene Günther Heinz: »Ich hätte da etwas für Sie, das könnte für Sie von Interesse sein.« So bin ich in die Schatzkammer gekommen: Meine Aufgabe war es, das handgeschriebene Inventar der Sammlung – es waren rund 10.000 Inventarnummern! – in eine Datenbank einzugeben. Natürlich wollte ich jedes Objekt untersuchen. Ich hatte das Glück, mit dem damaligen Direktor Manfred Leithe-Jasper intensiv in die praktische Museumsarbeit eintauchen zu können. Als ich dann die Gelegenheit bekam, eine Dissertation zu schreiben, willigte ich natürlich sofort ein. Das Thema – die Elfenbeinarbeiten – haben Sie sich selbst ausgesucht? Sabine Haag: Es stand neben Elfenbein Schmuck oder Glas zur Diskussion. Ich entschied mich, ohne zu zögern, für das Elfenbein – eine einzigartige Sammlung, die noch nicht angemessen katalogisiert war. Was faszinierte Sie daran? Sabine Haag: Die unglaubliche Schönheit und Sinnlichkeit des Materials. Das Kunsthistorische Museum besitzt eine umfangreiche Sammlung, und ich konnte wirklich Grundlagenforschung betreiben – jedes Objekt war einzeln zu erfassen und zu katalogisieren. Auch später publizierten Sie viel zur Kunstkammer. In einem Ihrer Texte beschreiben Sie, dass schon im 18. Jahrhundert systematisch Führungen für Publikum angeboten wurden. Kann man darin einen Anfang der Kulturvermittlung sehen?

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Sabine Haag: Selbstverständlich kann man in diesen Führungen, wie es sie auch in allen anderen Sammlungen gab, eine Art der Kunstvermittlung erkennen. Das wissen wir aus Beschreibungen von Personen, die durch Europa reisten. In Wien zählte die kaiserliche Schatzkammer – also die Vorgängerin der späteren Kunstkammer – zum Pflichtprogramm. Gegen Entrichtung eines »Trankgeldes« konnte man diese besichtigen; dieses war bei der Schatzkammer übrigens viel höher als in der Gemäldegalerie. Wie erklärt sich das? Sabine Haag: Offensichtlich wurde die Schatzkammer als wichtiger erachtet. Es waren auch die Objekte um ein Vielfaches teurer als die Gemälde, selbst wenn es sich um gleichrangige Künstler handelte. Waren die Kunstkammer-Objekte denn aufgrund ihrer Seltenheit so teuer? Sabine Haag: Zum einen war schon das Material – Edelmetalle, Elfenbein – sehr exklusiv, ebenso wie die begehrten Exotika und weitere Raritäten. Zum anderen war der Aufwand bei der Herstellung deutlich höher als bei anderen Kunstobjekten. Es gab aber auch noch andere Gründe: Wir haben etwa einen Narwalzahn, der wie viele andere Materialien mythisch belegt war – es hieß, dass er entgiftend, aber auch potenzsteigernd wirke. Man konnte Ainkhürn, also das Horn des Einhorns, in der Apotheke kaufen; sein Preis war siebenmal höher als jener von Gold – eben weil man sich Wunder davon erhoffte. Die Kunst- und Wunderkammern fungierten auch als eine Art Umschlagplatz für Geschenke zwischen den Herrschern; wie ist deren politisch-diplomatische Bedeutung einzuschätzen? Sabine Haag: Tatsächlich bilden Geschenke oder Austauschobjekte neben Auftragsarbeiten einen wesentlichen Grundstock der Kunstkammern – und diese hatten auch eine


Funktion: Rudolf II. wurde immer unwilliger, politische Besuche zu absolvieren; schickte man jedoch einen Giambologna vor, konnte man damit rechnen, dass er einem Gespräch wohlwollender gegenüberstand.

© Klaus Fritsch

Man kann sich diese Besuche also ein bisschen wie die heutigen Jagdeinladungen vorstellen? Sabine Haag: Die Dinge haben sich nicht geändert! Interessant ist aber, wie komplex die ganze Sache war: So war etwa der Bernstein ein typisch preußisches Produkt, kein anderer Herrscher hatte Zugriff darauf. Daher wurde er von den preußischen Herrschern gerne verschenkt: Er war nicht nur sehr exklusiv, sondern demonstrierte auch den eigenen Besitz und Reichtum – schließlich war niemand anderer in der Lage, ihn herzugeben. Wenn man nun etwa Leopold I. einen Thron mit Bernsteinauflagen schenkte, dann war das auch ein subtiler Hinweis auf die eigene Macht. Wie wollen Sie solche komplexen Inhalte im Museum vermitteln? Sabine Haag: Wir bereiten dazu verschiedene Erzählstränge auf. Einer wird schildern, wie sich die Sammlung entwickelt hat, ein weiterer wird über Techniken und Objektgruppen oder Künstlerlandschaften sprechen. Nicht bei jedem Objekt kann man jedes Detail erläutern. Aber man kann etwa anhand des Beispiels der berühmten Saliera von Benvenuto Cellini sehr viel ansprechen: das Objekt als solches, die komplexe Ikonografie, den Auftraggeber, die Formensprache, wie sie in die Sammlung kam – und schließlich wollen wir auch die jüngste Geschichte mit ihrem Diebstahl nicht ausklammern. Das klingt nach einer großen museumspädagogischen Herausforderung. Sabine Haag: Zweifelsohne ist die Wiedereröffnung der Kunstkammer im Februar 2013 mit einer großen museumspädagogischen

Herausforderung verbunden. Um den hohen Anforderungen gerecht zu werden, arbeiten wir mit einem Kompetenzteam intensiv an der Umsetzung eines richtungweisenden museumspädagogischen Gesamtkonzeptes. Dabei setzen wir verstärkt auf den Einsatz neuer Medien: Für zukunftsorientierte Vermittlungskonzepte ist die Einbeziehung modernster Technologien unabdingbar. So wird es in der Kunstkammer einen eigenen Medienraum geben; mit einer App-Anwendung können sich die Besucher zudem wichtige Informationen auf ihre Handys holen. Besonders stolz sind wir auf die zahlreichen iPad-Stationen, die einen wesentlichen Bestandteil unseres interaktiven Medienkonzepts darstellen. Zurzeit werden große Anstrengungen für die Wiedereröffnung der Kunstkammer aufgewandt. Braucht das KHM nicht auch einmal wieder eine bedeutende international tourende Ausstellung – wie etwa jene über den späten Tizian vor einigen Jahren? Sabine Haag: Solche Projekte gab es selbstverständlich auch in den vergangenen vier Jahren – etwa die international hoch beachtete Ausstellung über Karl den Kühnen oder jene über den Winter, die wir gerade an das Kunsthaus Zürich weitergegeben haben. Wichtiger aber erscheint mir, dass wir vor allem auf Inhalte und nicht auf große Namen und Versicherungsnummern fokussieren. Die Neueinrichtung einer Sammlung ist allerdings so etwas wie eine Riesenausstellung – nur steckt das x-Fache an Budget dahinter. Das KHM widmet sich seit Kurzem auch der Gegenwartskunst; wird diese neue Schiene in der Kunstkammer ebenfalls eine Rolle spielen? Sabine Haag: Wir laden zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler ein, mit unseren Sammlungen zu arbeiten. Die Kunstkammer wird da bestimmt ein Thema sein. 2014 ist eine Ausstellung des bereits 1972 verstorbenen Joseph Cornell geplant. Seine »Construc-

tions« genannten Kästen – Assemblagen, in denen er poetische Sammlungen von Fotografien, Sternkarten, Kugeln oder viktorianischem Spielzeug nach eigener Symbolik verband – sind eng mit der Kunstkammer verwandt. Die Kunstkammer war einst als »Theatrum Mundi« angelegt, das einen enzyklopädischen Anspruch formulierte. Wie würde ein Pendant dazu in der heutigen Informationsgesellschaft aussehen? Sabine Haag: Die heutige Kunstkammer wäre genauso wie die historische eine Ansammlung von Gegenständen, die viele unterschiedliche Materialien vereinte und im technischen Bereich topmodern wäre. Ich bin mir sicher, dass viel Technologie Einzug halten würde, da ja stets der Wissensstand der Zeit widergespiegelt werden sollte, nicht nur in der Kunst, sondern vor allem auch in Mathematik, Naturwissenschaft und Technik. Wir wollen in der Neuaufstellung übrigens ohnehin eine Brücke ins 21. Jahrhundert schlagen – indem wir nämlich Beleuchtungskörper des aus Island stammenden Künstlers Olafur Eliasson installieren werden, dessen Arbeit einen starken Bezug zur Technik besitzt. Was würde der Begründer der Kunstkammer, Erzherzog Ferdinand von Tirol, heute sammeln? Sabine Haag: Vielleicht Werke von Eliasson, eventuell Kunstobjekte aus neuen Materialien wie etwa Corian, Kuriosa, die schwierig im Zugang sind – und ich bin mir sicher, er besäße diese wunderbare pelzverbrämte Tasse von Meret Oppenheim.

Nina Schedlmayer wurde 1976 in St. Pölten geboren. Studium der Kunstgeschichte in Wien und Hamburg. Seit 2004 ist sie als Journalistin und Kunstkritikerin tätig und schreibt unter anderem für »profil«, »artmagazine«, »EIKON« und »Camera Austria«.

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KUNST UND WISSENSCHAFT

Zwecklogik zwecklos  Kunst und Wissenschaft in Zeiten einer neoliberalen Gesellschaft

© Klaus Fritsch

Text von Jenni Tischer Die Berührung, Verschränkung und wechselseitige Kritik von Kunst und Wissenschaft im weitesten Sinne nimmt international und auch an der Wiener Akademie der bildenden Künste – beispielweise mit einem PhDProgramm oder dem groß angelegten Projekt »Troubling Research« – seit einiger Zeit viel Raum ein. Nach etlichen Diskussionen und Publikationen, Tagungen und Analysen1 zum Thema wäre anzunehmen, es hätte seine Brisanz langsam verloren.

1 Vergleiche u. a. Artistic Research, Texte zur Kunst 82/2011. 54

Das hat es auch – einerseits. Denn man muss an dieser Stelle sicherlich nicht mehr über Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Kunst und Wissenschaften sprechen, jedoch weiterhin über die Formen der Kunst, die sich aus diesen Kooperationen heraus entwickelt und Selbstverständlichkeiten sowie Allgemeinplätze, auch und insbesondere im Sprechen darüber, produziert haben. Diese Kunst riskiert, sich durch institutionelle Vorgaben in eine Diktion des Antragstellens und der Drittmittelförderung zu fügen und damit letztlich eine Evaluierung ihrer selbst zu ermöglichen im Wettbewerb unserer Wissensgesellschaft: Wer generiert wo am meisten Wissen und wie kann es effizient verwertet werden?

Deshalb ist es – andererseits – ratsam, weiterhin konzentrierte Blicke auf die Schnittstellen zu werfen, an denen die Freiheit der Kunst auszubluten scheint zugunsten eines bemühten Versuchs ihrer Legitimierung innerhalb einer neoliberalen Logik. Denn oft bleibt nur eine Hülle zurück, die im interdisziplinären Vielerlei – je nach aktueller Förderung und Forderung – aufgeblasen wird. Mal hier eine Blase, mal dort eine Ausstülpung, jeder Riss wird zugeredet, mit Worten gekittet und weganalysiert. Ich spreche nicht davon, dass KünstlerInnen lesen, sich mit WissenschaftlerInnen treffen, philosophischen Vorträgen lauschen oder auch gemeinsam Projekte anvisieren. Es muss aber gefragt werden, ob und inwieweit das Grundrecht »Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei« in unserer neoliberalen Gesellschaft noch gilt und welche Verantwortung dadurch insbesondere der Kunst zukommt, nämlich die Bewahrung einer Freiheit. Und diese Freiheit, das ist klar, heißt für KünstlerInnen nicht Unabhängigkeit von GaleristInnen, SammlerInnen und GeldgeberInnen, sondern ihre Entscheidungsfreiheit innerhalb der eigenen Kunst. Dies impliziert auch, sich darauf einzulassen, dass es keinen vorformulierten Auftrag gibt, weder politisch noch theoretisch noch

wissenschaftlich. Genau in jenen Kooperationen verliert sich die Freiheit jedoch in der Unmöglichkeit, den Spagat zwischen einer eigenen künstlerischen Position und den diversen Erwartungen zu bewältigen, die munter in sie hineinprojiziert werden können. Letztlich geht es dann um alles und nichts. Der künstlerisch-wissenschaftliche Projektantrag liefert die entscheidenden Stichwörter: Enthierarchisierung, performative, informelle Wissensgenerierung, Transparenz und interdisziplinäre Intervention … Hat sich die Kunst da nicht in einem obskuren Politgeplänkel verirrt? In diesem Nebel lauert die Gefahr, Kunst ausschließlich als ein Werkzeug zu funktionalisieren, um entweder diverse »politische Interessen« (wie im Falle der Berlin Biennale 2012) oder andere institutionelle Anliegen zu vertreten und zu einem reibungsloseren, kreativeren, innovativeren und letztlich verwertbareren Waren- und Wissensstrom zu führen.

Jenni Tischer, geboren 1979, ist Künstlerin, sie lebt und arbeitet in Berlin. Von 2010 bis 2011 war sie Redakteurin der Zeitschrift »Texte zur Kunst« in Berlin. Sie absolvierte ihr Studium der bildenden Kunst an der Akademie der bildenden Künste in Wien.


KUNSTSAMMLER IN WIEN

»Ein Kunstwerk macht nur Sinn,   wenn man es sieht«  Von der privaten Sammlung zum öffentlichen Kunstraum

Wenn Kunst unverzichtbarer Teil des Lebens ist und die eigenen vier Wände für die Kunst zu eng werden, stellt sich für manchen Sammler die Frage nach der Einrichtung eines für Interessierte zugänglichen Kunstraumes. Mit dreien, die diesen Weg wählten, hat Ursula Maria Probst gesprochen.

Andra Spallart

Text von Ursula Maria Probst Persönliche Leidenschaften und die Lust, sich im Ausstellungsbetrieb zu engagieren: Das sind für viele Sammlerinnen und Sammler Anreize, nicht nur in Kunst zu investieren oder Künstler zu fördern, sondern selbst einen Kunstraum zu betreiben. Jener barrierefreie Zugang zur Kunst, der Andra Spallart zur Sammlerin von Fotografien machte, und ihr Enthusiasmus für spannende Sicht-Erweiterungen sind auch in der Architektur und im Ausstellungskonzept ihres FOTO-RAUMES spürbar: »Ich bin unheilbar romantisch, liebe aber auch die Provokation. Ein Bild, das mich fasziniert, verstört, aufoder anrührt, hat gute Chancen auf Ankauf.« Der Wunsch danach, ihre Kunstsammlung in größere, fremdkuratierte Zusammenhänge zu bringen, zu sehen, wie sie sich behauptet, ihr Bühne und Raum zu bieten, der Drang, andere dazu einzuladen, sich mit Kunst zu konfrontieren, ihr zu begegnen und zu staunen, bildeten für Andra Spallart den Auslöser dafür, im April 2011 ihren öffentlich zugänglichen FOTO-RAUM ins Leben zu rufen.

Fotos © Klaus Fritsch

Alois Bernsteiner, der die Welt bereiste, die Sahara durchquerte und am Himalaya war, brachte die Suche nach neuen Ent-

Alois Bernsteiner

deckungen zur Kunst: »Ein Bild muss mir eine Geschichte erzählen!« Als Bernsteiner gemeinsam mit Familie und Freunden Ende der 1980er-Jahre seine Kunstraum-Aktivitäten startete, herrschte in Wien ein Mangel an Ausstellungsmöglichkeiten. Heute befindet sich der Kunstraum Bernsteiner in einem zuvor als Künstleratelier genützten Hofgebäude mitten in der Wiener Leopoldstadt. In den Ausstellungen spiegeln sich nicht die Vorlieben des Sammlers für Malerei oder Fotografie wider: Zum Teil mit enormem Aufwand werden installative oder multimediale Projekte realisiert.

Christian Hauer

existierender Kunstraum 16/17 ist vorerst noch ein privater Raum, den er Interessierten jedoch jederzeit zugänglich macht.

Ursula Maria Probst lebt und arbeitet als Kunsthistorikerin, Unilektorin, Kunstkritikerin, Kuratorin und Künstlerin in Wien. Studium der Kunstgeschichte an der Universität Wien, wissenschaftliches und künstlerisches Arbeiten über und mit Louise Bourgeois in New York. Sie ist Mitinitiatorin des Performancekollektivs Female Obsession.

Über das Kino, seine intensive Beschäftigung mit Film, dem »Bild« im Filmstill kam Christian Hauer zum gemalten Bild. Nach wie vor faszinieren Hauer – seit 1961 betätigt er sich als Sammler – die Kunst der 1950er- und 1960er-Jahre, die Art und Weise, wie die Künstler damals die Welt »neu erfunden«, sich von der Gegenständlichkeit abgewendet und sich in der Sprache der Ungegenständlichkeit ausgedrückt haben. »Dass ich in späterer Folge einen Kunstraum eingerichtet habe, liegt einfach daran, dass die Wände zu Hause voll behängt waren und zahlreiche Bilder ihr Dasein in Abstellräumen gefristet haben. Ein Kunstwerk macht aber nur dann Sinn, wenn man es sieht.« Sein seit 2004 55


KUNSTSAMMLER IN WIEN

Von komplizierter Einfachheit!   Was der Primärmarkt für Kunstsammler leistet

Während Analysten und Investoren Kunst als Markenware nach auf dem Auktionsmarkt erzielten Rekordpreisen sondieren oder nach Hippness-Listen kaufen, schätzen leidenschaftliche Sammler die Vermittlungsarbeit des Primärmarktes. Dort kann man die Karriere eines Künstlers von Anfang an begleiten.

PODIUMSDISKUSSION  »Primary Market« Margot Fuchs im Le Loft/ Sofitel Vienna Stephansdom, © Klaus Fritsch

Samstag, 24. November 2012 11.00 Uhr KUNSTHALLE wien karlsplatz, Treitlstraße 2, 1040 Wien Moderation: Andrea Schurian www.viennagalleryweekend.com

Text von Michaela Knapp Lange Jahre hatte die klassische Aufteilung in »Primärmarkt« – jenen der Galerien – und »Sekundärmarkt«, für den Kunsthandel und Auktionshäuser zuständig sind, absolute Gültigkeit. Es galt: Ein Galerist macht Ausstellungen, baut Künstler auf und betreut sie, präsentiert und vermarktet deren atelierfrische Ware, während der Händler nur verkauft.

Fotos © Klaus Fritsch 56

Mittlerweile ist der Übergang zwischen Händler und Galeristen fließender geworden: Zahlreiche Galeristen betreiben im Hinterzimmer einen »Secondary Market«, und auf dem Sekundärmarkt der Auktionshäuser finden sich immer öfter Arbeiten, die nicht älter als zwei Jahre sind. Der Kunstmarkt selbst hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer Riesenmaschinerie aus Messen, Galerien, Auktionshäusern und Online-Anbietern entwickelt. Den Überblick über diesen boomenden Markt zu behalten ist zunehmend schwierig, denn die Mechanismen, nach denen Preise entstehen, werden immer subtiler. Während

die Galerie versucht, die Kontrolle über die Preisentwicklung zu behalten, will das Auktionshaus genau das Gegenteil. So einfach. So kompliziert. Bleibt die Frage: Was ist wichtig für die Karriere eines Künstlers? Einerseits sind es die Rekordergebnisse auf dem internationalen Auktionsmarkt, welche die Karrieren der Künstler zunehmend pushen und für Gesprächsstoff sorgen. Andererseits gilt: Kein Sekundärmarkt ohne Primärmarkt! Klar ist, dass ein Künstler immer nur so stark ist wie die Galerie, die hinter ihm steht. Denn es sind nach wie vor die Galerien, die Künstler pflegen und heranreifen lassen, ihre Namen in Umlauf bringen, ihre Werke erklären und so den Wert ihrer Kunst auf dem Markt schaffen und sichern. Das Geschäft der Galerien ist eher langfristig angelegt, sie halten die Balance zwischen den Idealen der Kunst und dem Markt, sind in ihrer Vermittlungsarbeit aber auch für das Gros der Sammler erste und wichtigste Ansprechpartner. Denn Sammler wollen nicht nur Bilder erwerben, sondern auch unterhalten werden, in ein anderes, bereicherndes gesellschaftliches Umfeld eintauchen. Der amerikanische Galerist und Marktexperte Michael Findlay schreibt nicht umsonst in seinem Buch »Vom Wert der Kunst«: »Der Erwerb von Kunst ist eine Kunst und kein Geschäft«. Sinnesfreude vor Investment So sieht es auch Margot Fuchs. Die Medizinerin und Mutter von fünf Kindern hat ihre

Liebe zur Kunst durch die damals noch im Aufbau befindliche Sammlung ihres Mannes Roman entdeckt und sofort Feuer gefangen, wie sie erzählt. Das war vor 16 Jahren. »Meine erste Arbeit war von Julian Opie, ein großes Porträt seiner damaligen Frau Christine.« Mittlerweile empfindet sie das Sammeln als faszinierenden Ausgleich zu Familie und Beruf, es ist zur Leidenschaft geworden. »Durch meine sofortige Begeisterung wurde der Sammlungsaufbau intensiviert, die Sammlung internationalisiert.« Wenn es um die Funktionen von Kunst geht, so steht auf Margot Fuchs’ Rankingliste Sinnesfreude klar vor Investment. Wichtigstes Kriterium beim Aufbau ihrer Sammlung sei einfach das Gefallen, »wobei ich«, so Fuchs »durch die intensive Beschäftigung mit der Kunst schon sehr selektiv bezüglich Bedeutung, Innovation, Nachhaltigkeit etc. vorgehe. Die Sammlung wächst jedenfalls eher qualitativ denn quantitativ«. Demgemäß lebt die Familie auch mit der Kunst – »nicht um sie zu besitzen, sondern um sie zu genießen«, wie die Sammlerin nachsetzt. Auf 1.350 Quadratmetern Wohnfläche und über 4.000 Quadratmetern Garten stehen, hängen und liegen Kunstwerke: Bilder und Skulpturen österreichischer wie internationaler, jüngerer wie arrivierter Künstler – von Fabian Seiz bis Erwin Wurm, von Lisa Ruyter bis Antony Gormley. Gekauft wird, dem Experten-Leitsatz gemäß, mit den Augen und mit dem Herzen – nicht aber mit den Ohren. Margot Fuchs scannt den Kunstmarkt dennoch genau, besucht Ga-


Maria Holzer im Le Loft/Sofitel Vienna Stephansdom, © Klaus Fritsch

lerien und Messen im In- und Ausland, beobachtet Auktionen, informiert sich im Internet ebenso wie über Kataloge. Durchschnittlich drei bis vier Stunden täglich widmet sie ihrer Leidenschaft. »Das als Hobby zu bezeichnen wäre untertrieben.« Der Primärmarkt sei ihr dabei, so die Sammlerin, am wichtigsten. »Durch die Vermittlungsarbeit der Galeristen werden weitaus die meisten Ankäufe getätigt.« Wobei sie beim Kauf die Bedachtere sei: »Mein Mann würde wahrscheinlich sein letztes Hemd für das Objekt seiner Begierde ausgeben. Aber die Mischung schafft den Ausgleich, obwohl wir natürlich trotzdem immer mehr Geld für die Kunst ausgeben, als budgetmäßig geplant ist – Sammler eben! Zum Glück sind wir meistens einer Meinung bei der Auswahl der Ankäufe und kennen auch fast alle Künstler, von denen wir Werke besitzen. Nicht dass ich jetzt unbedingt mit ihnen über ihr Œuvre sprechen muss, aber der Zugang wird durch persönliche Bekanntschaft ein anderer.« »Bilder sind wie Haustiere« Die Erweiterung des Horizonts, das Eintauchen in eine ganz andere Welt: Das ist es auch, was Maria Holzer an der Auseinandersetzung mit Kunst schätzt. Nach der Aufgabe ihrer großen Ordination findet die pensionierte Ärztin nun mehr Zeit, sich ihrer Leidenschaft zu widmen. Gemeinsam mit ihrem Gatten hat sie eine erlesene Sammlung von Konzeptkunst, Minimal Art und Abstract Painting aufgebaut. Seit 20 Jahren beschäftigt sie sich mit Kunst. Intensiv und leidenschaftlich,

wie sie anschaulich schildert: »Da ich meine Familie zwischen Berlin, Paris und London verteilt habe, komme ich an viele Kunstschauplätze und fahre in meiner Freizeit von einem Museum zum anderen, von einer Ausstellung zur nächsten. Das schult den Blick!«

seine Arbeit selbst im Hause Holzer aufgehängt, auch mit der belgischen Installationskünstlerin Joëlle Tuerlinckx verbindet das Sammlerpaar mittlerweile eine langjährige Freundschaft. Kennengelernt hat man sich bei einem Galerien-Essen.

Auch wenn sie mittlerweile über ein großes Depot an Arbeiten verfügt, aus dem sich arrivierte Künstler immer wieder gerne Schlüsselwerke für ihre Ausstellungen ausleihen, verwendet Maria Holzer ungern den Begriff »Sammlung«. »Wir haben einfach eine Ansammlung von Bildern, die sind wie Haustiere. Ich mag sie und kann mir nicht mehr vorstellen, ohne sie zu leben.« Unter diesen »Haustieren« finden sich Arbeiten von Fred Sandback über Ernst Caramelle bis zu Helmut Federle oder Mary Heilmann.

»Ab Hof«, also direkt beim Künstler im Atelier, wird nie gekauft. »Mit einer Galerie kann ich handeln, das kann ich mit einem Künstler nicht.« Prinzipiell erwirbt das Ehepaar Holzer trotz des internationalen Schwerpunktes der Sammlung Werke vorrangig in Österreich. Auf dem Primärmarkt: »Man hat drei oder vier Galeristen, denen man vertraut.« Das schätzt die Sammlerin ebenso wie die avancierten Vermittlungsprogramme, in deren Rahmen Galerien auch einmal zu themenbezogenen Konzerten oder Vorträgen bitten. »Ich nütze da durchaus die Chance, mit einem Kunsthistoriker oder eben dem Künstler über Werke zu reden und mehr über Kunst zu erfahren«, spricht sich Maria Holzer für einen funktionierenden Primärmarkt aus: »Ich finde es interessant, im 21. Jahrhundert zu leben. Und die Zeitgenossenschaft zu spüren. Aber die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts ist sperrig und nicht immer leicht zu verstehen. Es ist manchmal harte Arbeit, sich damit auseinanderzusetzen. Da leisten die Galerien Großes in der Vermittlung.«

Mit zunehmender Größe der Sammlung würden natürlich Überlegungen zur Systematik – bezüglich persönlicher Bedürfnisse, inhaltlicher Schwerpunkte – hinzukommen. Jede Sammlung sage ja sehr viel über den Sammler aus. Maria Holzers Auswahlverfahren ist leicht erklärt: »Ein Bild schaut mich an und hat mich innerhalb einer Sekunde gefangen. Das ist ein sehr emotionaler Vorgang!« Daher könne sie auch nie etwas auf dem Auktionsmarkt kaufen, »das entbehrt jeglicher Sinnlichkeit! Mir ist der Kontakt zu den Künstlern wichtig! Es geht um gewachsene Beziehungen, um das Begleiten einer Künstlerkarriere«. Der US-amerikanische Radical Painter Joseph Marioni etwa hat

Michaela Knapp ist studierte Theaterwissenschafterin und leitet seit 2006 die Ressorts Kultur und Lifestyle im Wirtschaftsmagazin »FORMAT«. Seit 2002 präsentiert sie auch den alljährlichen »FORMAT-Kunstguide« mit einem Ranking der 100 besten österreichischen Künstler. In zahlreichen Katalog- und Buchbeiträgen beschäftigt sich Michaela Knapp mit den Schnittstellen von Theater, bildender Kunst, Performance und Mode. 57


STUDIO VISITS

Im Spiegel der Zeit

Die BMUKK-Praterateliers – inspirierende Orte künstlerischer Produktion

STUDIO VISITS  Führung durch die Praterateliers mit  Kuratorin Ursula Maria Probst

Mittwoch, 21. November 2012 14.00 Uhr Treffpunkt: Meiereistraße, vis-à-vis Ernst-Happel-Stadion

Fotos © Klaus Fritsch 58

Text von Ursula Maria Probst Bei einem Besuch der Praterateliers befindet man sich mit einem Fuß immer im Grünen. Unweit des Wiener Riesenrades, zwischen Trabrennbahn und Fußballstadion, treffen auf dem 25.000 Quadratmeter großen Areal wild wucherndes Biotop und unter Denkmalschutz stehende Architektur, Zeitgenössisches und Historisches, künstlerischer Austausch und produktiver Rückzug aufeinander. Ein Rundgang durch die Ateliers, in denen etablierte neben jungen Künstlerinnen und Künstlern arbeiten, gewährt einen generationsübergreifenden Einblick in die Produktion österreichischer Kunstschaffender der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart. Die Künstlerateliers des Bundes in der Krieau sind durch ihre Geschichte, die bis zur Wiener Weltausstellung von 1873 zurückreicht, weltweit einzigartig. Im kulturellen kollektiven Gedächtnis Österreichs heute kaum verankert, markierte die Weltausstellung einen Höhepunkt der Wiener Baugeschichte. Die Schau gestaltete sich als Versuchsfeld für Bautypen, die in Wien bis dahin noch nicht realisiert worden waren. Entworfen hatte die ursprünglich 200 Pavillons der Ringstraßenarchitekt Carl von Hasenauer, der in Anspielung auf den Malerfürsten als »Makart der Baukunst« bezeichnet wurde. Die beiden einander gegenüberliegenden, symmetrisch konzipierten Gebäude mit den Praterateliers sind die einzigen heute

noch erhaltenen Pavillons. 1875 von Kaiser Franz Joseph I. den Künsten gewidmet, dienten sie während der Weltausstellung als Teil eines Kunstbezirks der Präsentation von Kunstsammlungen. Noch heute findet sich im Eingangsbereich des südlichen Gebäudekomplexes die originale Widmungsinschrift: »DER KUNST«. 2001 wurden die Praterateliers, die sich im Verfügungsbereich des österreichischen Staates befanden, als Liegenschaft an die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) ausgegliedert und am 1. Mai 2010 wieder in den Verantwortungsbereich des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur übertragen. In den Pavillons hatten Bildhauer so gegensätzlichen Charakters wie Bruno Gironcoli, Alfred Hrdlicka, Rudolf Hoflehner, Karl Prantl oder Josef Pillhofer bis zu ihrem Tod ihre Ateliers. Künstlerinnen und Künstler wie Ulrike Truger, Joannis Avramidis, Roland Goeschl, Walter Kölbl, Hans Kupelwieser, Oswald Oberhuber, Gerhardt MoswitzerHewiach, Ingeborg G. Pluhar, Oswald Stimm, Werner Würtinger oder der Architekt Hans Hollein nutzen die Ateliers teils seit mehreren Jahrzehnten als Arbeitsraum.

Nach Sanierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen werden seit 2011 frei werdende oder leer stehende Ateliers schrittweise und auf sieben Jahre befristet an Vertreter einer nachkommenden Künstlergeneration übergeben, die eine Jury im Zuge eines Einreichungsver-


fahrens auswählt. Derzeit arbeiten neben den oben erwähnten Künstlerinnen und Künstlern Judith Fegerl, Christian Mayer, Zenita Komad, Hans Scheirl, Roland Kollnitz und Claudia Märzendorfer in diesen 16 Ateliers für Skulptur, Objektkunst und Malerei, die zwischen 45 und 435 Quadratmeter Größe aufweisen. Das weitläufige Areal in der Krieau wirkt wie ein Skulpturenpark. Man trifft hier unter anderem auf Joannis Avramidis’ plastische figurale Arbeiten, die seit Jahrzehnten internationale Anerkennung finden. Gerhardt Moswitzers scharfkantige CortenstahlSkulpturen aus verschiedenen Schaffensperioden brechen mit dem arkadischen Idyll. Wer die Praterateliers betritt, kommt in den Genuss eines Besuchs von »Künstler­ ateliers« im ursprünglichen, besten Sinne. Kaum andere Studios bieten eine ähnliche lichtdurchflutete Raumatmosphäre, wie sie hier durch Seiten- und Oberlichten gegeben ist. Das Atelier von Oswald Stimm bildet ein organisch gewachsenes Ensemble und führt in den Kosmos einer Lebensreise, die einen 14-jährigen Aufenthalt in Buenos Aires und eine Auseinandersetzung mit dem dialektischen Materialismus umfasst. Ganz im Unterschied zur installativ arbeitenden Künstlerin Judith Fegerl, die mit Strom, Schläuchen und Kupfer hantiert, meißelt die Bildhauerin Ulrike Truger, die den Zustrom junger Künstlerkollegen und den intensivierten kollegialen Austausch als sehr belebend empfindet, im Außenraum imposante Fünf-Tonnen-Steine.

Ebenfalls zu größeren Dimensionen tendiert Roland Goeschl in seinen modularen, in Beziehung zur Architektur stehenden Farb­ elementen. Walter Kölbl gestaltet industrielle Fertigungsprodukte zu präzisen Formationen mit minimalistischen Charakteristiken. Wie der Begriff einer »erweiterten Skulptur« zur Anwendung kommt, zeigt sich in den Werken von Hans Kupelwieser: Er bezieht in seine Skulpturen kinematische Abläufe ein. Staubsauger zur Vakuumproduktion gelangen zum Einsatz, auch Text spielt eine stets wiederkehrende Rolle, wenn es darum geht, durch Sprachformationen in die Realität einzugreifen. Die Großzügigkeit der Räume ermöglicht es, die Dinge zu belassen, sie nicht immer wegräumen zu müssen, die Werke nebeneinander zu positionieren – als Fortsetzung und als Anknüpfungspunkte für weitere Arbeiten. Die Gegebenheiten in den Praterstudios haben, bestätigen auch andere dort wirkende Künstler, Einfluss auf ihre Arbeit. Durch die Raumverhältnisse und über den Raum verändert sich das Arbeiten im Werk von Claudia Märzendorfer. Dank der Lage des Studios inmitten des Pratergeländes, so Hans Scheirl, sei ein anderer Bezug zum Außenraum gegeben als bei einem Studio im urbanen Raum. Ingeborg Pluhar vergleicht die Situation, die in den Praterateliers anzutreffen ist, mit einer Insel. Potenzial für ein kollektives Miteinander sieht Zenita Komad durch die Nachbarschaft mit anderen Künstlerinnen und Künstlern. Roland Kollnitz,

in dessen Werken sich das Auratische über ein In-Beziehung-Setzen einzelner Skulpturen entwickelt, lud etwa anlässlich einer Ausstellung im Wiener Projektraum Vesch seine neuen Nachbarn Oswald Stimm und Gerhardt Moswitzer zur Beteiligung ein. Der historischen Komponente – dem Gebäude als Relikt der Weltausstellung – gilt das konzeptuell ausgerichtete Interesse des Künstlers Christian Mayer. Reflexionen über programmatische Momente der jüngsten Kunstgeschichte fließen in die künstlerische Arbeit von Werner Würtinger ein. Als Chronist der Praterateliers gab Würtinger 2011 die Publikation »Arkadien und angenehme Feinde. Die Bildhauerateliers im Prater« heraus. Darin findet sich ein Statement von Joannis Avramidis, wonach es für künstlerisches Arbeiten zwei Wege gebe: sich entweder dem Geschehen in pulsierenden Dynamiken auszusetzen oder sich in bewusster Isolation auf die eigene Arbeit zu konzentrieren, was latent zu einer Reflexion darüber anregt. Für die jüngere Künstlergeneration stellt sich diese Entscheidungsfrage nicht: Für sie gilt es, gleichzeitig die tollen Bedingungen der Praterateliers zur konzentrierten künstlerischen Produktion zu nützen und aktiv am Geschehen des Ausstellungsbetriebs teilzunehmen.

Ursula Maria Probst lebt und arbeitet als Kunsthistorikerin, Unilektorin, Kunstkritikerin, Kuratorin und Künstlerin in Wien. Studium der Kunstgeschichte an der Universität Wien, wissenschaftliches und künstlerisches Arbeiten über und mit Louise Bourgeois in New York. Sie ist Mitinitiatorin des Performancekollektivs Female Obsession. 59


KREATIVITÄT UND WIRTSCHAFT

Gegen gebaute Nylonsackerln   und für mehr Ausnahmen   von der Regel   Innovatives Bauen in der Stadt

Andreas Pulides, Vorstandsvorsitzender der König Holding AG, und die Architektin Marie-Therese Harnoncourt, »the next ENTERprise«, sprachen mit dem Kulturjournalisten Stefan Musil über Baukultur und Innovation, über Möglichkeiten und Tatsachen. © Klaus Fritsch

Text von Stefan Musil »Prinzipiell existiert ein hohes Niveau an Baukultur in Wien. Neue Projekte sollten immer einen Dialog mit dem bestehenden Stadtbild führen. Diese Ideenbildung fordert aber auch eine gestalterische Signifikanz«, beschreibt Andreas Pulides wichtige Parameter für innovatives Bauen in der Stadt und ergänzt: »Auf der grünen Wiese ein Aufsehen erregendes Objekt zu realisieren ist immer leichter!« Architektin Marie-Therese Harnoncourt widerspricht dem. Gemeinsam mit Ernst J. Fuchs bildet sie das Kollektiv »the next ENTERprise«, das für visionäre Architektur bekannt ist. Einer seiner prominentesten Bauten ist der sogenannte Wolkenturm in Grafenegg, eine dekonstruktivistische Freiluftbühne: »Die große Herausforderung, auch bei Grafenegg, ist immer die Umsetzung des Geplanten. Die Frage dabei: Wie werden Innovationen in technologischer, gestalterischer, aber auch soziologischer Hinsicht unterstützt?« Meist würden rigorose Regelwerke im Wege stehen, wenn es darum ginge, anspruchsvolle Architektur zu realisieren. Hier sei die Politik gefragt: »Man muss Ausnahmen zulassen. Sonst unterbindet man den kreativen Prozess!« Für Andreas Pulides hängt die Stärkung der Baukultur eng mit Vermittlung zusammen: 60

»Innovation und neue Ideen müssen so formuliert werden, dass es andere verstehen können. Dazu braucht man einen Bildungsschub, auch die Medien müssten hier mitziehen.« Architektur sollte denselben Stellenwert erhalten wie die kulturellen Aushängeschilder Wiens, die Kunst und die Musik. Harnoncourt vermisst Traditionen – wie etwa die Gartengestaltung in Großbritannien – oder den selbstverständlichen Umgang mit Innenraumgestaltung, wie man ihn beispielsweise aus Skandinavien kennt. Dadurch gibt es dort ein ganz anderes »Selbstverständnis und einen Zugang zu einer gestalterischen Ebene, die auch mit dem Alltag verknüpft ist«. Natürlich ist anspruchsvolle Baukultur auch eine Frage des Geldes. Harnoncourt bringt hier die Baukostenwahrheit ins Spiel. Selbstverständlich besteht in Österreich der Wunsch nach Projekten mit Innovationspotenzial, gepaart mit Baukultur. Oft scheitert er an den zu niedrig veranschlagten Baukosten: »Ein größeres Bewusstsein, dass Qualität auch etwas mehr kostet, würde der Baukultur sicher zugute kommen!« Andreas Pulides weiß um die Bedeutung der Bauwirtschaft als Wirtschafts- und wichtiger Exportfaktor. Gemeinsam mit Peter König leitet er den Konzern ALUKÖNIGSTAHL, der für die Bauwirtschaft und den Anlagen- und Maschinenbau Aluminium-, Stahl- sowie

Kunststoffsysteme entwickelt und dabei die modernsten Technologien einsetzt. Er sieht aktuell vor allem zwei Faktoren, die auch auf die Planer großen Einfluss haben: »Nachhaltigkeit und Effizienz. In diesem Bereich ist große Kreativität von den Architekten gefordert.« Harnoncourt stimmt ihm zu, wünscht sich aber einen Paradigmenwechsel: »Der permanent geforderte Passivhausstandard ist ein Unding. Alles muss massiv gedämmt werden, und wenn ich dann die Fenster nicht öffne, schimmelt es! Diese ›Nylonsackerln‹ sind keine adäquaten Lebensräume.« Ein aktives Energiedenken wäre daher wichtig. Häuser, die selbst Energie produzieren. Als problematisch sieht die Architektin jedoch die Förderung solcher Projekte an, die sehr kompliziert zu bekommen ist und sich erst sehr spät amortisiert. »Dabei wäre es so leicht«, ergänzt Pulides. »Die höheren Kosten sollten weder Baufirma noch Architekten noch Bauherren davon abhalten, nachhaltig und energieeffizient zu bauen! Wien lebt zurzeit spürbar von einer inneren Erneuerung, aber auch von Stadtentwicklungsprojekten wie Aspern oder Zentralbahnhofsviertel. Hier diesbezüglich weiter nachzudenken wäre einen Zuruf an die Entscheidungsträger, an Baupolizei und Politik, wert!«

Stefan Musil, 1970 in Wien geboren, Studium der Kunstgeschichte. Bis 2002 Kulturredakteur der Tageszeitung »Die Presse«, von 2002 bis 2006 Pressesprecher der Albertina in Wien. Seither Projekte im Kulturbereich, u. a. für die Salzburger Festspiele und KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien, sowie freier Kulturjournalist u. a. für »Die Presse«, »Tiroler Tageszeitung«, »Bühne«.


KREATIVITÄT UND WIRTSCHAFT

»Wien reicht bis nach Hollywood«   Zur Formensprache zweier neuer Hotels in Wien

Martin Lenikus, Kunstsammler und Geschäftsführer der Unternehmensgruppe LENIKUS, und die Architekten Stephan Ferenczy, BEHF, sowie Michael Manzenreiter im Gespräch über die Wiener Werkstätte, architektonisches Zitieren und Kunsthotels.

Michael Manzenreiter, Martin Lenikus und Stephan Ferenczy (v.l.n.r.) © Nathan Murrell Sammlung Lenikus Parkring 10 1010 Wien 
 T +43 1 516 31 0 F +43 1 516 31 190
 E sammlung@sammlunglenikus.at www.sammlunglenikus.at STUDIOS der Sammlung Lenikus Bauernmarkt 9 1010 Wien

STUDIO VISITS UND FÜHRUNG  Führung durch Ateliers von Stipendiatinnen  und Stipendiaten des Förderprogrammes  der Sammlung Lenikus sowie durch die  Ausstellung »Kann es Liebe sein?« in den  Ausstellungsräumen von STUDIOS*

Donnerstag, 22. November 2012 16.30 Uhr Treffpunkt: Bauernmarkt 9, 1010 Wien Die Projekt- und Sammlungsleiterin Angela E. Akbari führt durch Ateliers der Stipendiatinnen und Stipendiaten des Studioprogrammes Lenikus. Kuratorin Nora Mayr (Berlin, Künstlerhaus Bethanien) führt durch die – parallel in den STUDIOS genannten Ausstellungsräumen der Sammlung sowie in der k/haus Passagegalerie gezeigte – Ausstellung »Kann es Liebe sein?«. Seit 2000 unterstützt die Sammlung Lenikus junge österreichische und internationale Künstlerinnen und Künstler, indem sie ihnen Ateliers und Wohnungen im 1. Wiener Bezirk zur Verfügung stellt. Für das Studioprogramm werden jährlich sechs Diplomandinnen und Diplomanden der beiden Wiener Kunstuniversitäten nominiert. Im Rahmen des ergänzenden Artist-in-Residence-Programmes leben und arbeiten weitere zwölf international bereits renommierte Künstlerinnen und Künstler jeweils drei Monate lang in Wien. Die Auswahl und inhaltliche Begleitung der Stipendiaten obliegt einem Beirat, bestehend aus Cosima Rainer (Kuratorin für zeitgenössische Kunst), Jasper Sharp (Adjunct Curator für moderne und zeitgenössische Kunst, Kunsthistorisches Museum Wien, Kommissär des österreichischen Pavillons bei der Kunst­ biennale Venedig 2013) und Francesco Stocchi (Kurator in Wien, in Rom und am Rotterdamer Museum Boijmans Van Beuningen). Die neuen Ausstellungsräume der Sammlung, die STUDIOS, bieten den Künstlerinnen und Künstlern Raum zum Ausloten ihrer Möglichkeiten, für flexible und spontane Aktionen, für kleine oder auch komplexe Ausstellungen; so müssen sie keinen Umweg über starre Strukturen gehen, sondern können unprätentiös ihre kreative Energie gesellschaftlich wirksam werden lassen.

Text von Stephan Hilpold Martin Lenikus, Ihr Hotel Topazz ist inspiriert von der Wiener Werkstätte – einer Bewegung, deren Formensprache in dieser Stadt häufig zitiert wird, in der hiesigen Hotelarchitektur aber kaum Niederschlag findet. Warum wollten Sie das ändern? Martin Lenikus: Für uns war es wichtig, dass das Hotel eindeutig als Wiener Hotel erkennbar ist. Die Frage war: Welche Formensprache findet man dafür, und wie kann man diese ins Heute transportieren? Was ist das für Sie: ein Wiener Hotel? Martin Lenikus: Eine schwierige Frage! Es gibt so etwas wie ein Wiener Lebensgefühl, das wir im Service transportieren möchten. Es gibt die Wiener Architektur, für die der Jugendstil, das Biedermeier, das Barock wichtige Epochen sind. Mit der Fassade des Topazz und den ovalen Fenstern setzten wir ein sehr zeitgemäßes Statement. Erfreulicherweise stößt das auf große Akzeptanz. Michael Manzenreiter, wie sind Sie als Architekt an die Aufgabe der Übersetzung ins 21. Jahrhundert herangegangen? Michael Manzenreiter: Der Fassadenentwurf erinnerte mich an eine Vase von Koloman Moser und führte mich so zur Wiener Werkstätte. Es ist ein moderner Blick, mit dem ich in die Vergangenheit schaue. Der Textilentwurf »Rosengarten« von Koloman Moser ist etwa Vorbild für die Wandmalerei in den Gästezimmern, Dagobert Peches goldene Spiegel standen für die Ringe, die jedes Betthaupt zieren, Pate. Martin Lenikus, Ihr zweites neues Hotel, das Hotel Lamée, orientiert sich an der Formensprache der Grand Hotels der 1930er-Jahre. Martin Lenikus: Wir besitzen das Haus schon länger, nach einigen Überlegungen entschlossen wir uns, zurück zu den Anfängen des Gebäudes zu gehen. Die Dreißigerjahre waren die Epoche des Glamours, die in Amerika allerdings deutlich stärker ausgeprägt war als in Europa.

© Anna Blau

Stephan Ferenczy, wie sieht ein Wiener Grand Hotel aus? Stephan Ferenczy: Das Wienerische wird in dieser Stadt oft mit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert oder mit dem Zeitalter Maria Theresias in Verbindung gebracht. Uns hat es Freude gemacht, das Wienerische auszudehnen: Wien reicht nicht nur bis zur Stadtgrenze, sondern bis nach Paris, Berlin oder Hollywood. »Grand Hotel« deutet auf ein großes Hotel hin. Das Lamée ist allerdings wie das Topazz ein intimes Haus. Stephan Ferenczy: Es geht nicht um den Zimmeranteil. Wir sind ein Standort in unmittelbarer Nähe zum Stephansdom und in der Wahrnehmung äußerst präsent. Es gibt eine sehr repräsentative Eingangshalle und eine reizvolle, öffentlich zugängliche CaféBar samt charmanter Lounge. Das Lamée ist ein luxuriöses Innenstadthotel, kein abgeschiedenes Gartenhotel. Martin Lenikus, Sie sind als Kunstsammler bekannt. Beeinflusst dieses Engagement auch Ihre Tätigkeiten im Bereich der Hotelentwicklung? Martin Lenikus: Ich würde die zwei Tätigkeiten nicht trennen, allerdings möchte ich Menschen Kunst nicht aufs Auge drücken. Das Topazz ist ein Gesamtkunstwerk, hier braucht es keine zusätzliche Kunst. Im Lamée werden wir erst sehen, wie wir mit dem Thema umgehen. Denken Sie über ein Kunsthotel nach? Martin Lenikus: Alles, was ich bisher an Kunsthotels gesehen habe, war abscheulich. Also nein!

Stephan Hilpold ist Redakteur der Lifestyle-Beilage »Rondo« der Tageszeitung »Der Standard« und hält einen Lehrauftrag am Wiener Standort Hetzendorf der Kunstuniversität Linz.

* Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung erforderlich: E sammlung@sammlunglenikus.at oder T +43 1 516 31 0 61


STUDIO VISITS

© Katherina Olschbaur, Vor dem Atelier, 2010

Studioprogramme in Wien  Geführte Atelierbesuche bei Artists in Residence

Am Freitag, dem 23. November 2012, haben Interessierte im Rahmen der VIENNA ART WEEK Gelegenheit, bei geführten Atelierbesuchen Einblick in Studioprogramme zu nehmen, die es internationalen Künstlern oder Kuratoren ermöglichen, in Wien zu arbeiten.

Studioprogramm Lenikus &  Artist-in-Residence-Programm  Sammlung Lenikus  Atelier-Besuch mit Kurator Herbert Justnik

Freitag, 23. November 2012 12.00 Uhr Treffpunkt: Bauernmarkt 9, 1010 Wien Seit 2000 unterstützt die Sammlung Lenikus junge österreichische und internationale Künstlerinnen und Künstler, indem sie ihnen Ateliers und Wohnungen im 1. Wiener Bezirk zur Verfügung stellt. Für das Studioprogramm werden jährlich sechs Diplomandinnen und Diplomanden der beiden Wiener Kunstuniversi­täten nominiert. Im Rahmen des ergänzenden Artist-in-Residence-Programmes leben und arbeiten weitere zwölf international bereits renommierte Künstlerinnen und Künstler jeweils drei Monate lang in Wien. Die Qualitätssicherung und die Auswahl der Stipendiatinnen und Stipendiaten übernimmt ein Beirat, bestehend aus Cosima Rainer, Jasper Sharp und Francesco Stocchi. www.sammlunglenikus.at

Artist-in-Residence-Programm  Kunsthalle Exnergasse  Atelierbesuch mit Barbara Wünsch,  VIENNA ART WEEK

Freitag, 23. November 2012 13.00 Uhr Treffpunkt: Währinger Straße 59/ Stiege 2/1. Stock, 1090 Wien Beginnend mit 2012 vergibt die Kunsthalle Exnergasse (KEX) im Wiener WUK jährlich vier Stipendien für Künstler-Residenzen. Die Auswahl der Künstlerinnen und Künstler erfolgt in Kooperation mit verschiedenen Institutionen und Gruppierungen, unter anderem nach folgenden Kriterien: Die Künstler sollen in einem erweiterten Feld innovativer künstlerischer Praxis und Forschung angesiedelt sein und aus einem – nach Ansicht der KEX in wienerischem wie österreichischem Zusammenhang noch unterrepräsentierten – internationalen Raum stammen. www.kunsthalleexnergasse.wuk.at

Project-Studioprogramm  VBKÖ  Atelierbesuch mit Kurator Herbert Justnik

Freitag, 23. November 2012 14.00 Uhr Treffpunkt: Maysedergasse 2/4. Stock, 1010 Wien Ein Relaunch der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs (VBKÖ) in den 62

1990er-Jahren hatte neben einer kritischen inhaltlichen Aufarbeitung ihrer Geschichte auch den neuerlichen Aufbau eines zeitgenössischen Kunst- und Atelierprogramms in den historischen Räumlichkeiten, die seit 1912 bestehen, zur Folge. Nach wie vor stehen die Förderung der Interessen von Künstlerinnen sowie die Auseinandersetzung mit performativen queeren Identitätspolitiken, Feminismus und Gesellschaft im Zentrum des aktuellen Arbeitsansatzes. www.vbkoe.org

Curators-in-Residence-Programm  Galerie Hilger  Atelierbesuch mit Barbara Wünsch,  VIENNA ART WEEK

Freitag, 23. November 2012 15.00 Uhr Treffpunkt: BrotKunsthalle, Absberggasse 27/Stiege 1, 1100 Wien Seit Einrichtung ihres Siemens artLab Programmes im Jahr 1996 hat die Galerie Hilger regelmäßig internationale Kuratoren eingeladen. Nach dem Ende der Kooperation mit Siemens wurde 2010 mit der BrotKunsthalle im 10. Wiener Bezirk eine Plattform für internationale Kuratoren geschaffen, die ihnen temporären Wohnort und den von ihnen ausgewählten Künstlern Ausstellungsräume bietet. Hier treffen gleichsam galeristische Arbeit und aktuelle internationale kuratorische wie künstlerische Tendenzen aufeinander. www.hilger.at www.brotkunsthalle.at

Artist-in-Residence-Programm  Krinzinger Projekte  Atelierbesuch mit Kurator Herbert Justnik

Freitag, 23. November 2012 16.00 Uhr Treffpunkt: Schottenfeldgasse 45, 1070 Wien 2002 als Project Space und Erweiterung der Galerie Krinzinger gegründet, präsentiert Krinzinger Projekte seither im 7. Wiener Bezirk Gruppen­und Einzelausstellungen; außerdem etablierte man internationale Artist-in-Residence-Programme, die jeweils zwei bis sechs Monate dauern und in Einzelausstellungen münden. Die Krinzinger Projekte laden Kuratoren, Kritiker, Sammler und Kunstinteressierte ein, vor Ort in Austausch mit den internationalen Artists in Residence zu treten. www.galerie-krinzinger.at/projekte

Artist-in-Residence-Studios  quartier21 / MuseumsQuartier Wien  Atelierbesuch mit Barbara Wünsch,  VIENNA ART WEEK

Freitag, 23. November 2012 17.00 Uhr Treffpunkt: MQ Staatsrathof, Hof 7 (Eingang Volkstheater) Das quartier21 im MuseumsQuartier Wien konnte seit der Einführung seines Artistin-Residence-Programmes im Jahr 2002 bereits über 300 internationale Künstler und Kulturschaffende einladen, für durchschnittlich zwei Monate in Wien zu leben und zu arbeiten. Die mehr als 60 Kulturinstitutionen des quartier21 nominieren Künstlerinnen und Künstler aus den Feldern, in denen sie selbst tätig sind. Das inhaltliche Spektrum reicht hierbei von Medien-, Konzept- oder Klangkunst über Digitale Kunst, Game Culture, Street Art, Mode und Design bis hin zu Film und Fotografie. www.mqw.at

Artist-in-Residence-Programm  Belvedere  Atelierbesuch mit Kurator Herbert Justnik

Freitag, 23. November 2012 18.00 Uhr Treffpunkt: Scherzergasse 1a, 1020 Wien Im Zuge des Umbaus der Ausstellungsräume im Augarten Contemporary wurde im Jahr 2001 eine Wohnung mit Atelier errichtet und das Artist-in-Residence-Programm des Belvedere initiiert. Internationale Künstlerinnen und Künstler werden nach Wien eingeladen, um ihre Arbeiten zu präsentieren, die österreichische Kunstszene kennenzulernen und mit ihr in Dialog zu treten. Anlässlich der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und Südkorea vor 50 Jahren steht das Artist-in-Residence-Programm im heurigen Jahr ganz unter dem Zeichen des kulturellen Austausches mit Südkorea. Im November ist die Künstlerin Sunghee Pae im Augarten als Artist in Residence zu Gast. www.belvedere.at


KUNST UND WISSENSCHAFT

Eine Runde denken  Die CeMM Brain Lounge

Die CeMM Brain Lounge setzt Maßstäbe: Durch das Zusammenwirken von Kunst, Wissenschaft, Medizin und Design gibt der Raum Impulse für neue Ideen.

ERÖFFNUNG MIT PERFORMANCE  CeMM Brain Lounge

© Eva Schweng

Montag, 19. November 2012 19.00 Uhr CeMM, AKH Wien, BT 25.3 Lazarettgasse 14, 1090 Wien www.cemm.at

Steigen Sie auf das Gedankenkarussell. Spin around – think around. Reload your brain … Wir laden Sie herzlich dazu ein, eine Runde mitzudenken, rund-um-zu-denken – in einem ganz speziellen Raum über den Dächern Wiens, im achten Stock des CeMM Forschungszentrums für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften – in der CeMM Brain Lounge. Forschung für die Medizin der Zukunft Auf dem Campus eines der innovativsten und größten medizinischen Forschungszentren Europas im 9. Wiener Bezirk gelegen, arbeiten am CeMM rund 120 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an einem neuen Verständnis von Krankheiten, an einer patientengerechteren, personifizierten Medizin der Zukunft und somit an einer zielgerechteren klinischen Wertschöpfung der Grundlagenforschung. Krebs, Entzündungsprozesse und immunologische Krankheiten zählen zu den wichtigsten Forschungsgebieten. Ideas first In dieser sehr technologischen und zweck­ orientierten Umgebung stellt die CeMM Brain Lounge ein kulturelles Unikat, eine gewisse Provokation dar … gerade in Zeiten der Krise. Die Grundidee zu dem Raum stammt vom wissenschaftlichen Direktor des CeMM, Giulio Superti-Furga. Er hat das ursprünglich für ihn vorgesehene Büro zur Verfügung gestellt und ein anderes in weniger privile-

gierter Lage bezogen. Dies einerseits, um im Zentrum des Geschehens und für sein Team jederzeit erreichbar zu sein; andererseits aber auch, um ein Statement für den Wert von Gedanken und Ideen zu setzen. Denn wichtiger als die innovativsten wissenschaftlichen Instrumente, Geräte und Technologien ist die Idee. In einer überraschenden Umgebung, in der sich die Perspektive ständig verändert, kann die Geburt einer Idee erleichtert, vielleicht überhaupt erst ermöglicht werden. Mit der CeMM Brain Lounge haben das Designerduo Karl Emilio Pircher und Fidel Peugeot von Walking-Chair sowie CeMM-Direktor Giulio Superti-Furga einen Raum hervorgebracht, der als Wissen schaffende Umgebung neue Standards für ungewöhnliche Gedankengänge und Ideenschleifen setzt. Der Prozess beginnt beim Aussteigen aus der Routine, beim Abgeben des professionellen Habitus und der alltäglichen Rolle, beim symbolischen Anlegen einer neuen Identität. Durch das Zusammenwirken von Kunst, Wissenschaft, Medizin und Design gibt der Raum Impulse für das Neue. Die Eröffnung der CeMM Brain Lounge wird eingeleitet durch eine Performance, die im großen Seminarraum des CeMM von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern verfolgt werden kann, bevor die Gäste selbst zum Teil des Denk-Festes werden. 63


INTERVIEW

»Qualität braucht   keine Global Player«

Ein Gespräch über die »Versupermarktisierung« der Kunst, Wiens lebendige Galerienszene und die Spezies des heimischen Sammlers

Wiens Top-Galerien sind auf den renommiertesten Messen weltweit vertreten. Ist umgekehrt die Stadt aber auch ein markanter Punkt auf der internationalen Kunst-Landkarte? Darüber, wie sich die Szene in Zukunft positionieren kann, diskutierte Kunstkritiker Michael Huber mit Brigitte Jank, Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien, und den Galeristen Heike Curtze, Philipp Konzett und Peter Krobath.

Text von Michael Huber Seit einiger Zeit gibt es Bemühungen, den Kunstmarkt mit technischen Mitteln in den Griff zu bekommen: Statistiken werden erstellt, Datenbanken über Sammler und Preise angelegt, Online-Messen abgehalten. Ist das für Sie als Galeristen ein Faktor, der das Geschäft verändert? Heike Curtze: Das kann nur Hintergrundarbeit sein. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Sammlerbetreuung persönlich erfolgen sollte, und habe auch gute Erfahrungen damit gemacht. Kolleginnen und Kollegen, die sich viel mit technischen Neuerungen befassen, erzählen, dass es bisher nicht wirklich viel gebracht hat. Peter Krobath: Für mich geht das eher in eine Richtung, die für uns – wir sind eine mittlere Galerie – nicht unbedingt angenehm sein kann: hin zu einer »Versupermarktisierung« der Kunst, bei der große Shoppingmalls das Geschäft machen und kleine Einzelhändler ein Problem kriegen. Philipp Konzett: Man muss auch zwischen dem Kunsthandel und dem Galeriebetrieb unterscheiden. Ich glaube, dass Kunsthandelsware im unteren Preissegment, etwa bei der Grafik, heute zu einem maßgeblichen Teil schon im Internet gekauft wird. Aber im Galeriebereich muss man die Kunstwerke zunächst in Ausstellungen vorstellen, und da bin ich auch der Meinung, dass der persönliche Zugang zum Sammler wichtig ist. 64

Hat eine kleinteilige Struktur im Galerienwesen in Wien eine Chance, oder lautet das Motto eher: »Get big or get out«? Brigitte Jank: Ich denke, dass die kleinteilige Struktur sehr wohl eine Chance hat. Aber es ist nicht auszuschließen, dass die Großen den Ton angeben werden. So wie man das ja auch aus anderen Bereichen kennt. Heike Curtze: Das ist sicherlich so, aber man darf nicht vergessen, dass der Kunstmarkt immer sehr stark segmentiert war. In Österreich werden ja keine wirklich hohen Preise erzielt, es gibt keine richtigen Global Player auf dem Galeriensektor – was einerseits schade ist, andererseits sympathisch. Die Sammler wissen das durchaus zu schätzen. Peter Krobath: Das ist auch unsere Stärke! Wir haben keine Global Player, aber eine große Zahl erstklassiger Galerien. Das ist nicht selbstverständlich und hat oft mit einer Form der Beinahe-Selbstausbeutung zu tun, die wirtschaftlich fast schon fragwürdig ist. Was Wien ausmacht, ist die Begeisterung der Galerien für das, was sie tun. Soll der Galerienpreis, den die Wirtschaftskammer Wien anlässlich der VIENNA ART WEEK vergibt, eher die Leidenschaft oder die Wirtschaftlichkeit anfachen? Brigitte Jank: Selbstverständlich fokussieren wir als Serviceeinrichtung für Unternehmen stark auf die wirtschaftliche Betrachtung. Ein Unternehmen muss sich für den Unternehmer und seine Mitarbeiter rechnen – das

ist der wirtschaftliche Aspekt. Indem wir Galerien auszeichnen, die durch einen besonderen Zugang, durch kreative Lösungen hervorstechen, zeichnen wir aber auch die Leidenschaft und Exzellenz aus. Die VIENNA ART WEEK ist eine Initiative, die Aufmerksamkeit bündeln soll. Galeristen betonen aber auch den Wert der Kontinuität ihrer Arbeit. Sind Events überlebensnotwendig oder nur eine schöne Übung? Philipp Konzett: Ich nehme heuer zum ersten Mal an der VIENNA ART WEEK teil. Ich bin nicht überall sofort dabei, denn als Galerie darf ich mich nicht nur an Veranstaltungen dieser Art oder Messen ausrichten. Ich habe gesehen, dass sich die Galerien für diesen Event sehr einsetzen – somit kommt die VIENNA ART WEEK nicht nur Sammlern zugute, sondern auch Leuten, die noch nicht im Galerienkontext stehen. Wir motivieren durch den Event Leute dazu, sich überhaupt für Kunst zu interessieren. Dringt aber der Ruf aus Wien eher in die weite Welt, als wenn eine Galerie auf der Messe in Köln oder Basel ausstellen würde? Heike Curtze: Es ist schwieriger, und es wäre zu verbessern. Ich war beispielsweise auf der Messe Art Brussels: Belgien ist ein relativ kleinteilig strukturiertes Land, die Sammler sind sehr gut informiert und lassen sich auf Neues ein. Solche Leute nach Wien zu bringen wäre sehr interessant. Das sind nicht die


Heike Curtze, Philipp Konzett, Brigitte Jank und Peter Krobath (v.l.n.r.) © Klaus Fritsch

größten Sammler, ich denke da gar nicht so an den russischen Oligarchen. Dem ist das, was hier zu haben ist, viel zu billig, wenn Sie mich fragen. Peter Krobath: Es gibt derzeit in der Stadt beinahe eine Hysterie um den »russischen Investor«, der mir ein bisschen so vorkommt wie der Onkel aus Amerika. Natürlich: Liebend gern empfange ich diesen Investor in meiner Galerie, liebend gern mache ich Geschäfte mit ihm. Aber ich warte noch, bis er bei mir auftaucht. Man darf bei all diesen Vorstellungen den österreichischen Markt nicht vergessen. Denn so wie es hier erstklassige Künstler und Galerien gibt, gibt es auch heimische Sammler, die bei uns kaufen und von denen wir leben. Frau Jank, wie schätzen Sie die Rolle von Unternehmen als Säulen des österreichischen Kunstbewusstseins ein? Brigitte Jank: Mein Eindruck ist, dass Kunst für Unternehmen – je größer das Unternehmen, desto eher – zum Selbstverständnis gehört. Das halte ich für eine gute Entwicklung. Ob das die österreichische Kunst an sich stützt, ist fraglich – mangelndes Selbstbewusstsein scheint schon eine österreichische Eigenschaft zu sein. Man schielt immer anderswohin. Hinzu kommt bei vielen eine gewisse Schwellenangst in Bezug auf zeitgenössische Kunst. Man muss also darüber nachdenken, wie ein breiteres Interesse entsteht … und damit auch das Verlangen,

selbst ein Kunstwerk sehen und besitzen zu wollen. Peter Krobath: Natürlich gibt es viele Firmen, die Kunst sammeln und große, von Kuratoren betreute Sammlungen haben. Man kann nicht oft genug wiederholen, dass das für ein Unternehmen grundvernünftig ist. Es ist kein Gefallen den Galeristen gegenüber. Heike Curtze: Als ich zuletzt vom Verkauf wichtiger Firmensammlungen hörte, hat mich das allerdings schockiert. Daher wäre es wichtig, dass die österreichischen Museen über ein ordentliches Ankaufsbudget verfügten. Wie sieht der »Wiener Weg« für das Galerienwesen aus? Philipp Konzett: Der Weg wurde von den Galerien längst begangen. Es gibt eine so vielfältige Szene, die Galerien zeigen alles: von ganz jungen Akademieabgängern bis zu den arrivierten, teuren Künstlerinnen und Künstlern Österreichs.

dass Wien so eine lebendige Szene hat. Darauf müssen wir schon noch viel mehr hinweisen. Brigitte Jank: Wir sind in Wien wie auch in anderen Städten Österreichs mit einem hervorragenden Kunst- und Kulturangebot konfrontiert. Angesichts dieser Vielfalt kann es schon sein, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Insofern ist sicher noch mehr Aktivität notwendig, um die Leistungen und Angebote der Galerien stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken.

Michael Huber, geboren 1976 in Klagenfurt, ist seit 2009 für die Kunstberichterstattung der Tageszeitung »Kurier« verantwortlich. Er studierte Kommunikationswissenschaft sowie Kunstgeschichte in Wien und New York (NYU) und schloss 2007 ein MasterProgramm für Kulturjournalismus an der Columbia University, New York, ab.

Aber vielleicht ist die Bedeutung der Szene nicht so deutlich erkennbar wie in anderen Städten? Peter Krobath: Das hat mit dem Markt zu tun. Deutsche Sammler kaufen deutsche Künstler, deutsche Kunsthallen stellen deutsche Künstlerinnen und Künstler aus – nicht ausschließlich, aber sehr häufig. Philipp Konzett: Man muss auch dazusagen, dass man eher nur in Insiderkreisen weiß, 65


KUNST UND WIRTSCHAFT

Vienna Insurance Group  Kunst im Zentrum der Versicherung

Der Ringturm bei Nacht. Derzeit schmückt László Fehérs Werk »Gesellschaft« die Fassade der Konzernzentrale der Vienna Insurance Group. © Robert Newald

Als führender Versicherungskonzern in Österreich sowie Zentral- und Osteuropa setzt sich die Vienna Insurance Group über ihr Kerngeschäft – das Versichern – hinaus auch für soziale und kulturelle Belange in der Region ein. Insbesondere der Wiener Städtische Versicherungsverein, Hauptaktionär der Vienna Insurance Group, hat sich zum Ziel gesetzt, soziale und kulturelle Projekte möglich zu machen. Bereits seit den 1920er-Jahren engagiert sich das Unternehmen für die Förderung von Kunst und Kunstschaffenden, unterstützt zahlreiche Kulturprojekte und steht für grenzüberschreitenden Kulturaustausch. Diese Tradition des partnerschaftlichen Zusammenwirkens von Versicherung und Kunst macht die Vienna Insurance Group zu einem Spezialisten auf dem Gebiet der Kunst- und Kunsttransportversicherung. Zahlreiche Museen, Galerien und Institutionen im Kunstbereich zählen zu den langjährigen Kunden der Vienna Insurance Group. So entstanden nachhaltige Partnerschaften, durch die sich das Verständnis für Kunst und Kultur innerhalb des Konzerns verstärkt hat. VIENNA ART WEEK setzt Impulse Die VIENNA ART WEEK ist eines von zahl­ reichen Kulturprojekten, das die Vienna Insurance Group unterstützt – die Kooperation besteht seit dem Jahr 2006. »Damit fördern wir die nationale wie auch die internationale Kunstszene. Das unverwechselbare Programm macht die VIENNA ART WEEK im Vergleich zu anderen internationalen Veranstaltungen einzigartig. Ziel ist es, vor allem internationale Kunstbotschafter für die in­ spirierende Wiener Kunstszene zu gewinnen. Durch die gewonnenen Partnerschaften im 66

Sponsoring akzentuieren wir als international erfolgreicher Konzern unser Kunstengagement«, erläutert Dr. Peter Hagen, Generaldirektor der Vienna Insurance Group. Eine Woche lang beweist die Wiener Kunstszene ihre Lebendigkeit und ihre internationale Strahlkraft. Die VIENNA ART WEEK hat es sich aber nicht nur zur Aufgabe gemacht, nachhaltige Impulse und Standards für Wien als internationale Kunstmetropole zu setzen. Sie verfolgt darüber hinaus den Grundsatz, die Wirtschaft als Triebfeder für den Kulturbereich mit einzubeziehen. Unternehmen müssen sich in der Kunstszene nicht nur als Förderer und Unterstützer betrachten, sondern können durchaus auch eigene künstlerisch wertvolle Projekte realisieren. Gemeinsamer Nenner: Internationalität Dem Prinzip der Internationalität als gemeinsamem Nenner für ihre Projekte folgend, unterstützt die Vienna Insurance Group auf Initiative ihres Hauptaktionärs den ESSL ART AWARD CEE, der junge Kunststudierende aus der Region Zentral- und Osteuropa fördert. Im Rahmen des Projektes werden die VIG Special Invitations vergeben. Jeder Gewinner einer VIG Special Invitation wird zur Teilnahme an der Ausstellung »Junge Kunst aus CEE« geladen. Die Preisträger erhalten die Möglichkeit, ihre eigens dafür geschaffenen Werke im Ausstellungszentrum im Ringturm, der Konzernzentrale der Vienna Insurance Group, einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Das Ausstellungszentrum im Ringturm ist auch Schauplatz der Reihe »Architektur im Ringturm«. Seit bald 15 Jahren zeigt die Vienna Insurance Group – unterstützt durch

ihren Hauptaktionär – die Highlights der Architektur jener Länder Zentral- und Ost­ europas, in denen der Konzern tätig ist. Auch der Ringturm selbst wird regelmäßig zum Kunstwerk. Im Rahmen der Ringturmverhüllungen nutzt man die Oberfläche der Konzernzentrale seit dem Jahr 2006 als temporäre Ausstellungsplattform. Nach Christian Ludwig Attersee, Robert Hammerstiel, Hubert Schmalix und Xenia Hausner schmückt in diesem Jahr erstmals ein osteuropäischer Kunstschaffender die Fassade des Ringturmes mit einem Werk. Der ungarische Künstler László Fehér, der für die Verhüllung gewonnen werden konnte, hat »Gesellschaft« exklusiv für die Ummantelung geschaffen. Damit wird unter anderem die Verbundenheit der Vienna Insurance Group mit der CEE-Region unterstrichen. Unter dem Zeichen des internationalen Kulturtransfers steht die Unterstützung der Thyssen-Bornemisza Art Contemporary. Im Zuge der Kooperation entstand beispielsweise der von Olafur Eliasson und David Adjaye gestaltete »Your black horizon Art Pavilion« auf der kroatischen Insel Lopud oder das einzigartige Projekt »Journey against the Current«. Dabei wurde die preisgekrönte Installation »Küba« auf einem Containerschiff 1.500 Kilometer über die Donau geschifft und machte in Rumänien, Bulgarien, Serbien, Kroatien, Ungarn und der Slowakei – den Kernmärkten der Vienna Insurance Group – Station. Die spektakuläre mobile Klangarchitektur »The Morning Line«, die sich zurzeit auf dem Wiener Schwarzenbergplatz befindet, wurde zuvor schon in Istanbul gezeigt.


KUNST UND WIRTSCHAFT

»Es müsste alles getan werden,   damit Kunstsammeln   attraktiver  wird«  Über das schwierige Verhältnis von Kunst und Steuer

Werden private Kunstsammler und Museumsbetreiber vom Staat benachteiligt? Darüber sprach Wirtschaftsjournalistin Eva Komarek mit dem Kunstsammler und Hedgefondsmanager Eduard Pomeranz sowie mit den Steuerexperten Barbara Krüglstein und Christian Wilplinger von Deloitte.

Barbara Krüglstein, Eduard Pomeranz und Christian Wilplinger (v.l.n.r.) © Klaus Fritsch

LECTURE UND DISKUSSION  »Art & Tax. Was Kunstsammler  über Steuern wissen sollten«*

Mittwoch, 21. November 2012 11.00 Uhr Deloitte, Renngasse 1 / Freyung 1010 Wien * Teilnahme kostenlos, Anmeldung erforderlich: E lsteinmetz@deloitte.at

Text von Eva Komarek Herr Pomeranz, Sie sind ein sehr aktiver Kunstsammler. Wie wichtig sind für Sie in diesem Zusammenhang steuerliche Aspekte? Eduard Pomeranz: Ich beschäftige mich nicht persönlich mit dem Thema Steuer, dafür habe ich Berater. Aber es interessiert mich schon, warum für Kunst, die ich importiere, unterschiedlich hohe Steuersätze anfallen. So zahle ich für Bilder zehn Prozent Einfuhrumsatzsteuer, für Fotografie und Videos 20 Prozent, und bei Konzeptkunst ist es total unterschiedlich. Frage an die Experten: Wie ist die Einfuhr von Kunst geregelt? Barbara Krüglstein: Was die Einfuhr von Kunst betrifft, gilt es mehrere Themenbereiche zu beachten. Bei Kunst, die aus dem Nicht-EU-Ausland eingeführt wird, kommt zu einer Einfuhrumsatzsteuer auch noch der Zoll. Beim Zoll wiederum gibt es unterschiedliche Sätze; Kunstwerke, die älter als 100 Jahre sind, können zollfrei importiert werden. Hinsichtlich der Einfuhrumsatzsteuer hängt es davon ab, ob die Kunst reproduzierbar ist. Daher fallen auf Bilder zehn Prozent und auf Fotografie 20 Prozent an.

Ist es gerechtfertigt, dass auf Kunst unterschiedlich hohe Steuern eingehoben werden? Barbara Krüglstein: Das ist eine politische Frage. Fakt ist aber, dass in Österreich moderne Kunst benachteiligt ist, weil diese häufig Foto- oder Videokunst, damit reproduzierbar ist und so dem 20-prozentigen Einfuhrumsatzsteuersatz unterliegt. Eduard Pomeranz: Das ist ja das gesellschaftspolitische Problem in Österreich. Eigentlich müsste alles getan werden, damit Kunstsammeln attraktiver wird. All das spielt ja beim Thema Privatmuseum ebenfalls eine Rolle. Da werden den Betreibern auch allerlei Prügel zwischen die Beine geworfen. Christian Wilplinger: Es ist schwer, private Museen ertragreich zu führen. Öffentliche Museen werden vom Bund finanziert, private bekommen keinerlei Unterstützung. Zusätzlich haben sie das Problem, dass sie bei nachhaltigen Verlusten als sogenannte Liebhaberei qualifiziert werden und die Verluste dann nicht absetzen können. Im Hinblick auf eine mögliche Reform könnte man sagen: Wenn ich die Sammler dazu anhalten will, dass sie mit ihrer Sammlung in die Öffentlichkeit gehen, dann müsste ich ihnen zumindest in der Liebhabereifrage entgegenkommen – beispielsweise indem Anlaufverluste über einen längeren Zeitraum steuerlich anerkannt werden. Barbara Krüglstein: Hinzu kommt das Thema Spenden, auch hier sind private Museen benachteiligt. Zum einen können maximal zehn Prozent des vorjährigen Gewinnes steuerlich geltend gemacht werden. Zum anderen sind de facto nur öffentliche Museen spendenbegünstigt. Privatmuseen müssen nachweisen, dass die ausgestellten Werke von gesamtösterreichischer Bedeutung sind, und sie

müssen Öffnungszeiten wie ein öffentliches Museum haben, sonst bekommen sie die notwendige Spendenbegünstigungsbescheinigung nicht. Über eine solche Bescheinigung verfügen nur wenige private Museen. Österreich scheint generell privatem Kunstengagement gegenüber nicht sehr freundlich gestimmt zu sein. Christian Wilplinger: Um es sehr polemisch auszudrücken: Man kann sich fragen, warum seit dem Vorjahr Spenden an viele Umweltschutz- und Tierschutzorganisationen steuerlich abzugsfähig sind, Kunstspenden aber nicht – außer jene an öffentliche Museen und einige wenige Privatmuseen, die über die Bescheinigung verfügen. Herr Pomeranz, Sie überlegen ein Museum einzurichten. Spielen steuerliche Momente eine Rolle für Sie? Eduard Pomeranz: Wenn ich mich dazu entschließe, ein Museum zu machen, dann werde ich das nicht von Steuerthemen abhängig machen. Christian Wilplinger: Sicherlich könnte man aber durch die Schaffung von steuerlichen Anreizen Private dazu motivieren, Sammlungen aufzubauen und diese in der Folge der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Eva Komarek wurde die Liebe zur Kunst als Tochter eines Künstlers in die Wiege gelegt. Beruflich widmete sie sich bei Dow Jones, dem »Wall Street Journal«, Reuters und dem »WirtschaftsBlatt« der Wirtschaftsberichterstattung. Im »WirtschaftsBlatt« gründete sie die Rubrik Kunstmarkt, die sie seit 1996 betreut.

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PERFORMANCE IN WIEN

Vom Skandal zur Strategie   Performance im Wiener öffentlichen Raum

© Maruša Sagadin Foto: Detlef Löffler

Text von Ines Kleesattel Es war 1965 in Wien, als ein Gemälde seine Galerie verließ und sich zu Fuß in den Stadtraum aufmachte. Damals wurde dieses wandelnde »Bild« mit Namen Günter Brus prompt von der Polizei verhaftet – wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses.1 In den Jahren darauf sollte vonseiten des Wiener Aktionismus noch sehr viel Erregenderes folgen und schließlich in die Kunstgeschichtsbücher eingehen. Gleichermaßen skandalös wie Geschichte machend war es auch, als VALIE EXPORT 1968 einen auf allen Vieren krabbelnden Peter Weibel an der Hundeleine über die Kärntner Straße führte.2 Provokativ und publikumswirksam wurde so mit Geschlechterstereotypen von Dominanz und Gehorsam gespielt, was – wie wir heute wissen – erst der Anfang einer internationalen Feministischen Avantgarde sein sollte. Doch wie ging es weiter mit der Performance im Wiener öffentlichen Raum, und wie steht es heute um sie?

© Thomas Geiger

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Der Skandal blieb ihr noch einige Jahre treu. Die unerwartete, da nicht als Aufführung angekündigte »leibliche Kopräsenz«3 von AkteurInnen und ZuschauerInnen führte häufig weniger zu Begegnung und Kommunikation als immer wieder zu Konfrontation und Eklat. So auch 1982, als die BesucherInnen des Neujahrskonzertes von einem »Rosa Wirbel« heimgesucht wurden: Zu Strauß’ Polka »Die Emancipierte« stürmten Florian Sommer und Robert Herz, die späteren »Rosa Lila Villa«Mitbegründer, die Bühne im Adamskostüm – wobei sie den Anstand wahrten, Mascherl zu tragen – und enthüllten ein Transparent,

das »Menschenrechte für Schwule« forderte. Polizeiliche Ordnungshüter waren sogleich zur Stelle, das Fernsehen unterbrach die Live-Übertragung, nichtsdestoweniger aber freute sich die Klatschpresse über das gefundene Fressen. Zur Zeit der schwarz-blauen Regierung war das Publikum der Wiener Hochkultur dann erneut Zielscheibe eines aktionistischen Auftrittes, als Hubsi Kramar zum Opernball den Hitler gab. »Österreich wie es wirklich ist: Adolf Hitler sofort verhaftet« titelte damals der »Falter«. Wie hoch die Wellen wiederum schlugen, als Christoph Schlingensief dieses Österreich des Jahres 2000 mit seinem »Ausländer raus«-Container neben der Staatsoper zur Schau stellte, haben wohl noch alle in Erinnerung.4 Spätestens hier allerdings ereignete sich eine entscheidende Verschiebung: In den 1960er-Jahren waren die avantgardistischen Ausbrecher aus den Kunstinstitutionen noch in direkten Konflikt mit der Exekutive geraten, und auf der damaligen Rechtsgrundlage konnte provokanten Eingriffen ins Leben jedes »ehrliche künstlerische Streben«5 abgesprochen werden. In Zeiten der verfassungsgemäßen Kunstfreiheit, in denen selbst das schlimmste Enfant Terrible bei entsprechender Prominenz dem Stadtmarketing noch Profit verspricht, sieht das natürlich anders aus. Als sich die Presse in der Skandalisierung von Schlingensiefs Aktion überschlug und angeblich Scharen von Touristen schockiert waren, ließ die Stadt in Containernähe Handzettel verteilen. Die klärten darüber auf, dass dies bloß Kunst sei und nicht das echte Österreich. Wo rechtliche Schritte gegen den Angriff auf die Wiener Gemütlich-


VALIE EXPORT/Peter Weibel, Aus der Mappe der Hundigkeit, 1968 Foto: Josef Tandl, © VALIE EXPORT, Courtesy der Charim Galerie, Wien

keit versperrt waren, wurden die Entrüsteten beruhigt, indem man Schlingensief dick den Stempel »Kunst« verpasste, der ihn verharmlosen und entpolitisieren sollte.

1 Günter Brus, Wiener Spaziergang, 1965 2 Valie Export und Peter Weibel, Aus der Mappe der Hundig- keit, 1968 3 Erika Fischer-Lichte 4 Christoph Schlingensief, Bitte liebt Österreich! Erste österreichische Koalitions­- woche, 2000 5 OGH Wien 1971 6 Maruša Sagadin, MC for you vor ort, 2012 7 Ulrich Bröckling

Inzwischen ist es in Wien auffällig still geworden um die Performance im öffentlichen Raum. Freilich – es existiert eine lebendige und ausgeprägte Performance-Szene: Carola Dertnig arbeitet erfolgreich gegen das Gewicht der Altherren des Aktionismus an; Katrina Daschner lädt regelmäßig zum queeren »Club Burlesque Brutal« ein; und das Tanzquartier, das Brut sowie das Performance Art Network (PAN) verankern die Präsentation von Performances auf institutioneller Ebene. Aus dem öffentlichen Raum aber scheint die künstlerische Performance so gut wie verschwunden zu sein. Zwar sucht das Theater im postdramatischen Zeitalter die Nähe zur Performancekunst und gelegentlich auch zum Stadtraum – 2007 lud z. B. das theatercombinat zur Massen-Stepp-Choreografie »turn terror into sport« auf dem MariaTheresien-Platz ein, und 2009 unternahmen God’s Entertainment in der U-Bahn-Passage Karlsplatz eine »Passantenbeschimpfung« –, die der bildenden Kunst nahestehende Performance aber zieht sich auf Bühnen und in Kunsträume zurück. Angesichts der avantgardistischen Herkunft dieser Kunstform verwundert das – jedoch nur auf den ersten Blick. In einer Zeit, in der der Ruf nach Authentizität und Intensität omnipräsent geworden ist, bleibt einer Kunst, die sich den Verwertungsmechanismen des Marktes entziehen will, vielleicht nichts anderes mehr als Rückzug. Die exzessive, authentische Begegnung (die Performance zumindest dem

Mythos nach einmal war) ist heute nicht nur längst als inszeniert entlarvt, sondern zudem von Marketing- und Managementstrategien vereinnahmt. Nachdem die intensive Entgrenzung der Künste konzeptuell gescheitert ist und vom Netzwerkkapitalismus geschluckt wurde, scheint es nur konsequent, sich auf ein Agieren innerhalb der Grenzen der Institution »Kunst« zu besinnen. Das macht Sinn, bringt aber die Adornitische Aporie mit sich: Dem Leben entzogen bietet die Kunst einen Ort des Widerstands gegen gesellschaftliche Verwertungslogiken, läuft jedoch Gefahr, selbstreferentiell in Belanglosigkeit zu versanden. Und es gibt sie doch – die performenden KünstlerInnen im Wiener öffentlichen Raum. Der Blick in die Skandalpresse bleibt bei der Suche nach ihnen allerdings ergebnislos. Ein irgendwie radikales Sich-Abheben von der ohnehin immer noch lauter schreienden Welt des Kapitalismus ist auch gar nicht mehr das Ziel dieser KünstlerInnengeneration. Stattdessen eignet sie sich konsumistische Formen an und setzt auf strategische Mimikry anstelle von Konfrontation. So etwa Maruša Sagadin, die eine schrill-bunte Boombox durch Wiens Einkaufsstraßen trägt, aus der mit hämmerndem Beat Konsumparolen dröhnen, die gleichermaßen bekannt wie befremdlich klingen.6 Sagadin montiert bestehende Werbeslogans und UnternehmerErzählungen zu einer Persiflage des neoliberalen »unternehmerischen Selbst«7. »Nicht aufregen, nur wundern« rappt sie – was Konsumterror gewöhnte PassantInnen ohnehin längst tun. Noch einen Schritt weiter in Sachen Unaufgeregtheit geht Thomas Geiger

mit seiner seit 2010 täglich stattfindenden Bettelperformance »I want to become a millionaire«. Freundlich und ein bisschen bohemien sieht er aus, und im Gegenzug für einen Euro händigt Geiger ein signiertes Zertifikat mit fortlaufender Nummer aus. Das eingenommene Geld investiert er in seinen Verlag für Künstlerbücher. Als die Polizei ihn einmal ansprach, was er da mache, reichte ein »Ich bin Künstler« völlig aus, um ungestraft weiterarbeiten zu können. Wie anders war das 1965, wie anders ist das heute für die BettlerInnen ohne KünstlerInnen-Status. Der strategisch-utilitaristische Einsatz dieses »Künstler-Seins« mag ein wenig an das Vorgehen der WochenKlausur erinnern, die seit den 1990ern das finanzielle und soziale Kapital von Kunstinstitutionen benützt, um soziale Projekte zu verwirklichen. Geiger hat mit solch direktem Engagement für soziale Belange aber ebenso wenig gemein wie mit dem Skandal, den die WochenKlausur Anfang der Neunzigerjahre in der Kunstwelt über die Frage von Kunst oder Nicht-Kunst entfachte – und der längst einem Hype um politisch ambitionierte Kunst gewichen ist. Seine Performance ist nicht explizit kritisch, nicht laut und »ganz anders«, nicht intensiv, nackt oder sonst wie provokativ. Und so kommt es – wohl weniger trotz als wegen ihrer leisen und zurückgenommenen Art – zum nicht nur monetären Austausch zwischen »solventen« PassantInnen und künstlerischem Prekariat.

Ines Kleesattel ist Kritikerin und Kunsttheoretikerin. Derzeit arbeitet sie an der Akademie der bildenden Künste an einer Dissertation mit dem Titel »Das offene Kunstwerk als politisches. Verhältnisbestimmung mit Rancière und Adorno«. Sie ist Stipendiatin der Gerda Henkel Stiftung und lebt in Wien.

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INTERVIEW

»Wir müssen für alle   Neuinterpretationen offen sein«   VIENNAFAIR Goes East and West

Mit den künstlerischen Leiterinnen der VIENNAFAIR, Christina Steinbrecher und Vita Zaman, sprach »springerin«-Mitherausgeber Christian Höller über regionale Märkte, die Kategorien Ost und West sowie den neuen Namenszusatz »The New Contemporary«.

Die Messe möchte aktuelle Verschiebungen in der globalen Kunstlandschaft widerspiegeln. Das funktioniert auch über einen stark regionalen Fokus. Wie breit ist dieser Fokus der Messe? Beziehungsweise: Werden überhaupt verschiedene Regionen unter die Lupe genommen? Christina Steinbrecher: Wir haben beide einen osteuropäischen Hintergrund und bringen diesen in unsere Arbeit ein. Wie schon im Vorjahr ist zum Beispiel der türkische Markt vertreten, neben anderen, noch östlicher liegenden Märkten. Damit wollen wir – wie zuvor mit dem Osteuropa-Schwerpunkt – die Messe breiter aufstellen; wir sprechen alle Künstler, Galeristen, Sammler und Kunstinstitutionen aus diesen Regionen an. Vita Zaman (l.) und Christina Steinbrecher © Klaus Fritsch

Text von Christian Höller Die VIENNAFAIR führt neuerdings den Zusatz »The New Contemporary« im Namen. Worin genau besteht das Neue? Zeitgenössisches bezieht sich ja immer auf das Neue beziehungsweise auf die jeweilige Gegenwart. Christina Steinbrecher: Der Wortlaut war früher, als der Schwerpunkt der Messe noch auf Ost- und Südosteuropa lag, ein anderer. Mittel- und Osteuropa sind natürlich nach wie vor vertreten, aber der Fokus der »New Contemporary« ist weiter in den Osten gerückt … und auch in den Westen. Wir verstehen das als Einladung an alle Galeristen – junge wie etablierte, egal woher. Vita Zaman: »New Contemporary« soll verdeutlichen, dass aus den verschiedenen Traditionen, Regionen und Perspektiven – gleichzeitig und nebeneinander – unterschiedliche Narrative hervorgehen. Die Geschichte der zeitgenössischen Kunst wird nicht nur von Westeuropa und Nordamerika geschrieben, sondern ist auch von Entwicklungen in anderen Ländern geprägt, denen sich die VIENNAFAIR ganz konkret widmet. 70

Sie zielen verstärkt auf die »aufstrebenden« Märkte des Ostens ab. Aber ist es nicht vielmehr gerade bei Gegenwartskunst so, dass der gesamte globale Markt seit jeher dem »letzten Schrei« in Sachen zeitgenössischer Kunst hinterherjagt? Vita Zaman: Ich denke, dass die VIENNAFAIR in dieser Hinsicht eine Sonderrolle einnimmt, weil sie sowohl auf aktuelle Trends auf dem Weltmarkt als auch auf die diversen regionalen Märkte reagieren kann. In allen osteuropäischen Ländern entstehen laufend neue Kunstsammlungen und Galerien – eine Entwicklung, der wir uns nicht verschließen werden, ebenso wenig wie dem Weltmarkt. Christina Steinbrecher: Ich denke, es gibt tatsächlich eine Vielzahl von Märkten. Galerien und Sammlungen sind immer noch mit ihrer jeweiligen Region verbunden und agieren marktspezifisch. China beispielsweise ist noch kaum auf dem globalen Kunstmarkt vertreten, erzielt aber unglaubliche Verkaufszahlen, speziell bei Auktionen. Die chinesischen Galerien wollen dieses Riesenpotenzial natürlich voll ausschöpfen, aber sie sind als Player doch anders, haben eine andere Sprache und einen anderen kulturellen Hintergrund. Dasselbe gilt für die aufkeimenden

Märkte im Osten, von denen der Weltmarkt bislang kaum Notiz genommen hat. Der »Osten« spielt in Ihrem Konzept eine wichtige Rolle. Ist es von Vorteil, an solchen Kategorien festzuhalten, wo sie doch geradezu implizieren, dass zwischen »Ost« und »West« eine Kluft herrscht? Vita Zaman: Kunst aus Ungarn oder Teheran ist immer noch sehr regionalspezifisch. Künstler sind stets von ihrer Herkunft geprägt, selbst wenn sie nicht in ihrer Heimat leben; dasselbe gilt für Sammler. Ich glaube, dass sich unser Begriff von »Ost« und »West« immerfort verändert und wir für alle Neuinterpretationen offen sein müssen. Christina Steinbrecher: Wir sehen die Messe auch als Dienstleistung, speziell für unsere Aussteller und Besucher. Mit einem gewissen Einblick in ihre Regionen und geschichtlichen Hintergründe können wir leichter mit ihnen kommunizieren und bestimmte Dinge anbieten. Man kann schließlich nicht alle über einen Kamm scheren. Was ist in Ihren Augen die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg der VIENNAFAIR? Vita Zaman: Ein unverwechselbares Profil und zufriedene Kunden.

Christian Höller, geboren 1966, lebt in Wien. Christian Höller ist Redakteur und Mitherausgeber der Zeitschrift »springerin – Hefte für Gegenwartskunst« (www.springerin.at), freier Autor und Übersetzer. Zahlreiche Publikationen.


INTERVIEW & PROGRAMM

Wien–Moskau hin und retour   Über Kulturtransfer und kulturellen Dialog

Simon Mraz (l.) und Martin Eichtinger, © Klemens Horvath

PODIUMSDISKUSSION  »Wien–Moskau. Kunstszenen  im Austausch«*

Freitag, 23. November 2012 15.00–17.00 Uhr DOROTHEUM, Dorotheergasse 17, 1010 Wien Es diskutieren: Tanja Skorepa, STRABAG KUNSTFORUM; Anna Jermolaewa, Künstlerin; Hans Knoll, Galerie Knoll, Wien und Budapest; Simon Mraz, Direktor Österreichisches Kulturforum Moskau; Christina Steinbrecher und Vita Zaman, Künstlerische Leiterinnen VIENNAFAIR; Dimitri Ozerkov, Eremitage St. Petersburg Moderation: Michael Huber, Journalist, Wien * In englischer Sprache

Text von Ursula Maria Probst Aktive Kulturpolitik in sich verändernden Weltordnungen und Zivilgesellschaften bedeutet, den internationalen Kulturdialog effizient durch Festivals und Kooperationen zu vertiefen. Die Kulturpolitische Sektion des Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten (BMeiA) bietet durch ein weltweites Netzwerk an österreichischen Kulturforen sowie 61 ÖsterreichBibliotheken in Süd- und Osteuropa sowie Zentralasien eine logistische und operative Plattform dafür. Laut deren Leiter Martin Eichtinger wird, wie sich in einer steigenden Anzahl von Projekten zeigt, den Kulturbeziehungen zu Russland derzeit im besonderen Maße Bedeutung beigemessen. Ab Sommer 2013 ist ein österreichisch-russisches Kulturjahr geplant, das einen Reigen hochkarätiger Kulturveranstaltungen in beiden Ländern umfassen wird. Die Abläufe und die institutionelle Organisation des Kunstbetriebes sowie die Kooperation mit Kulturinstitutionen befinden sich im

Aufbau, sie funktionieren in Russland definitiv anders. Für den Direktor des Österreichischen Kulturforums in Moskau Simon Mraz bedeutet das, auch als Scout zu agieren, um entsprechende Zugänge und Kontakte zu erschließen: »Ein Kulturforum macht vor allem Sinn, wenn mit Künstlerinnen und Künstlern direkt gearbeitet wird und jene einbezogen werden, die vor Ort arbeiten und leben.« Im Frühjahr 2011 fand in Zusammenarbeit von MAK – Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst und dem Moskauer staatlichen Architekturmuseum Schusev mit »Austria Davaj!« unter großem Medienecho die bisher umfangreichste Ausstellung österreichischer zeitgenössischer Kunst in Russland statt. Im Sommer 2011 wurde in einer Koproduktion von Art Brut Wien und dem Tanzzentrum TsEKh Moskau ein mehrtägiges Festival für Performancekunst im Moskauer Kunstzentrum Proekt Fabrika – einer ehemaligen Papierfabrik – veranstaltet. Dafür hatten russische und österreichische Performerinnen und Performer jeweils im Duo gemeinsame Projekte erarbeitet. Bei einem mit dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK) im Rahmen der IV. Moskauer Biennale realisierten Spezialprojekt unter dem Titel »Gute Aussichten« ergab sich ebenfalls ein reger Austausch österreichischer und russischer Kunstschaffender: Eine Mietwohnung im polithistorisch zentralen »Haus an der Uferstraße«, einem der bekanntesten stalinistischen Wohnbauten direkt vis-à-vis dem Kreml, wurde als Ausstellungsort zum Biennale-Treffpunkt. Der internationale Kunstbetrieb reagiert zwar neugierig auf das, was sich in den Bereichen bildende Kunst und Performance in Moskau derzeit abspielt. Dennoch findet – hier besteht eine Diskrepanz – die Integration von in Russland produzierter Kunst auf dem Kunstmarkt noch nicht in adäquatem Ausmaß statt. Umgekehrt steigt das Interesse russi-

scher Investoren in Europa. Das beste Beispiel dafür: 2012 beteiligte sich der Investor Sergey Skaterschikov als Mehrheitseigentümer an der VIENNAFAIR; als deren Leiterinnen engagierte man Christina Steinbrecher, bis dahin künstlerische Leiterin der Moscow Art, sowie Vita Zaman. Motivation dafür ist laut Simon Mraz, dass Kunst auf dem Markt bei der Mittelschicht eine Chance hat. Bis dato wurden mit den Begriffen Russland und Kunst meist Milliardäre in Zusammenhang gebracht, die allerdings kaum junge Kunst kaufen. Gegenwärtig zeichnet sich – wie es beispielsweise auch das internationale Auftreten von Sergey Skaterschikov für russische Kunst deutlich macht – ein Umbruch ab. Neue Ideen erfordern nicht nur die Anwerbung von Sponsoren wie etwa den in Russland aktiven Bau- und Energieunternehmen STRABAG und EVN, sondern auch interdisziplinäre Ausblicke. Bis 15. Juli 2012 fand in Kooperation zwischen dem Österreichischen Kulturforum Moskau und dem Laboratoria Art & Science Space die Ausstellung »Dust« statt, die sich dem Thema Staub unter verschiedenen künstlerischen und wissenschaftlichen Aspekten widmete. Mit der Sektion für Internationale Angelegenheiten und Kultus des BMUKK und deren Kuratorin Karin Zimmer ist eine Ausstellung zum politisch brisanten Thema Migration in Nischni Nowgorod geplant. Im September 2012 fand das vom BMeiA organisierte 1. Österreichische Kulturfestival in Sotschi statt. Am Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2014 werden eine große Ausstellung zeitgenössischer Kunst, Modern Dance & Performance, Konzerte und Visualisierungen präsentiert.

Ursula Maria Probst lebt und arbeitet als Kunsthistorikerin, Unilektorin, Kunstkritikerin, Kuratorin und Künstlerin in Wien. Studium der Kunstgeschichte an der Universität Wien, wissenschaftliches und künstlerisches Arbeiten über und mit Louise Bourgeois in New York. Sie ist Mitinitiatorin des Performancekollektivs Female Obsession.

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SCHWERPUNKT

Klimts Wien? – Wiens Klimt!   Jubiläumsjahr 2012: Eine Zwischenbilanz

150 Jahre wäre Gustav Klimt heuer geworden. Eine erste Zwischenbilanz des Jubiläumsjahres 2012 zeigt: Klimt und Wien sind untrennbar miteinander verbunden. Das Interesse an dem Ausnahmemaler ist ungebrochen groß.

Text von Robert Seydel

Gustav Klimt, Der Kuss © Belvedere, Wien

Klimt zieht immer noch. Und die Museen haben es richtig gemacht: Die eigenen Sammlungsbestände aus dem Depot zu holen und großflächig zu präsentieren, war eine hervorragende Idee, Klimt in den Kontext der Zeit – das Wien um 1900 beziehungsweise das Wien der Moderne – zu setzen, ideal. Abgesehen vom Glanz imperialer Zeit profitiert Wien nämlich heute noch von Jugendstil und Moderne, nicht nur in puncto bildende Kunst und Architektur. Auch das Wiener Design hat seine Ursprünge um 1900: Was die Wiener Werkstätte unter Mitwirkung Klimts ab 1903 entworfen und produziert hat, beeinflusst die Produzenten nachhaltig. Die damals entstandene Idee des Gesamtkunstwerkes lebt bis heute. Gemeinsam mit Josef Hoffmann, Otto Wagner, Egon Schiele und vielen anderen prägte Klimt Wien um 1900. Sie sind Aushängeschilder für diese Stadt – allen voran Klimt und der Expressionist Schiele. Im Oberen Belvedere findet sich die weltweit größte Sammlung an Klimt-Gemälden. Und das Leopold Museum besitzt die meisten Schiele-Werke. Mehr als 853.000 Kunstfreunde haben die beiden Häuser 2011 besucht. Wenngleich nicht alle nur wegen Klimt und Schiele kamen – der (zufällige) Kontakt mit den Künstlern wird bleibende Eindrücke hinterlassen haben und vielleicht sogar zur Wiederkehr anregen.

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Dass bei der Rezeption von Klimts Werken das Hauptaugenmerk meist auf dem im Belvedere ausgestellten »Kuss« liegt, mag auf Experten verstörend wirken. Für KlimtFans, die das Motiv zu Hause über der Couch affichiert haben, ist es wunderbar. Denn zum einen ist die Überraschung umso größer, wenn sie herausfinden, dass Klimt noch viel mehr geschaffen hat als dieses »goldige« Bild. Zum anderen beschert diese Fokussierung Wien das berühmteste Kunstwerk Österreichs, wohl eines der berühmtesten der Welt. Zur allgemeinen Klimt-Euphorie hat freilich auch die Tatsache beigetragen, dass 70 Jahre nach dem Tod eines Künstlers das Copyright auf seine Werke erlischt. Dann werden diese »gemeinfrei«, im Falle von Klimt »gemein«. Denn was seit 1988 an Kitsch und Plunder seinen Weg in Shops rund um den Globus gefunden hat, irritiert mitunter: Werke des Ausnahmekünstlers zieren Tassen, Krawatten, Unterwäsche und sogar Särge. Klimt ist universell einsetzbar. Wenn es hilft, die große Allgemeinheit damit für seine Kunst (und für Wien) zu interessieren, dann ist aber auch das okay. Doch es sind nicht nur die BlockbusterBilder, die beweisen, dass Klimt und Co. heute noch funktionieren. Ausgewählte Wiener Kunsthändler haben in Kooperation mit WienTourismus im Klimt-Jahr 2012 den Fokus auf dessen Zeit gerichtet – und sind damit erfolgreich. Einer von ihnen, Patrick Kovacs, erklärt: »Wenn der Kunstmarkt

für Klimt-Werke und Objekte der Wiener Moderne heute hohe Preise erzielt, so steht das Interesse eines internationalen Publikums dahinter. Museen, Sammler und Kunst­ interessierte schätzen deren Qualität und Originalität und decken sich mit den raren Kunstwerken ein.« Das Angebot reicht von Klimt-Zeichnungen über Originalfotografien bis zu Möbeln. Die Aufgabe der Kunsthändler: die Suche nach noch vorhandenen Werken rund um Klimt als Beitrag zur Erhaltung Wiener Kulturgutes. Das ist wichtig, denn diese Werke braucht Wien. Für die Kunstliebhaber, die deswegen nach Wien kommen. Für die weniger Kunstinteressierten, die sich über den täglichen Kaffee aus der in Wien erworbenen Klimt-Tasse freuen. Für jeden, der die Zeit um 1900 noch einmal hautnah erleben möchte. Denn dafür ist Wien noch immer die beste Adresse. Informationen: www.klimt2012.info, www.wien.info

Robert Seydel ist Themenmanager für Kunst und Sehenswürdig­ keiten sowie Projektleiter des Klimt-Jahres 2012 beim Wien­ Tourismus. Er studierte Geschichte und Publizistik und arbeitete als Journalist und Buchautor.


kunst und shopping

Haben oder Sein?  The Art of Shopping

Notwendigkeit, Freizeitbeschäftigung und Lustgewinn: Shoppen ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens. Shopaholics jagen Must-haves … kein Wunder, schließlich werden am laufenden Band neue Sehnsüchte, haltlose Versprechungen und vollmundige Verlockungen produziert. Vom simplen Gebrauchsgegenstand bis zum gehypten Luxusobjekt: Verführungen lauern an jeder Ecke. Drei bildende Künstlerinnen und Künstler über ihren persönlichen Zugang zum Geschäftsportal – samt Shopping-Tipps. Text von Nina Kaltenbrunner

Zenita Komad

(Geboren in Klagenfurt, lebt und arbeitet in Wien) Shoppen als Energietransfer »Shoppen ist eine Unart!« Zenita Komad steht der Konsum-Materialschlacht kritisch gegenüber. »Was brauche ich wirklich?« Diese Frage stellt sich die Künstlerin häufig – und kann damit als Ausnahmeerscheinung gelten. Für sie steht Shopping in einem größeren Zusammenhang. So könnten beispielsweise Prozesse um einen »Energietransfer im höheren Sinn« durch den bewussten Austausch von Gütern einen positiven »Hebammeneffekt« erzeugen. »Konsum lebt vom Gefühl des Mangels.« Für Komad eine gesellschaftliche Krankheit unserer Zeit, denn das »Mehr, mehr und immer mehr« sei eine nicht zwingend glückbringende Devise. Im Gegenteil: »Irgendwann muss doch Schluss sein mit dem Irrsinn!« Ganz ohne geht es aber auch für sie nicht, »denn gewisse Dinge braucht man einfach!«

S TIPP

Feinkoch – Der Rezeptmarkt »Ökonomischer geht es kaum. Man bekommt fantastische Rezepte für köstliche, einfach zuzubereitende Gerichte, alle Zutaten in den exakten Mengen und das Gefühl, kochen zu können, als Surplus!« Das Konzept sei durchdacht und der Laden mit »so viel Liebe« gemacht und geführt, dass Einkaufen hier beinahe zum »heiligen Akt« gerät. »Eigentlich ein neues Sozialprojekt, das einen möglichen Weg aus der Wegwerfgesellschaft aufzeigt.« Theobaldgasse 14, 1060 Wien Mo.–Fr. 11.00–21.00 Uhr, Sa. 10.00–18.00 Uhr feinkoch.org

Dieroff – »Seile kaufen macht Spaß!« Der urige kleine Laden ist ein Relikt. Er hat es geschafft, im Schatten großer Baumärkte zu überleben. Das Angebot ist hoch konzentriert – man ist auf Seilerwaren, Gewebe und Matten spezialisiert –, aber »super schön«. Zudem sollte eigentlich »jeder einen guten Strick zu Hause haben«, findet die Künstlerin. Sie selbst »verbindet damit« und macht in ihren Arbeiten »Verbindungen sichtbar«. Westbahnstraße 46, 1070 Wien T +43 1 523 75 58 Mo.–Do. 9.00–13.00 Uhr, Fr. 9.00–17.00 Uhr www.dieroff.at

Blumenkraft – Blumen braucht man einfach »Ein Wahnsinnsladen, die pure Freude, dort einzukaufen! Blumen sind Energie, sie können ganze Räume reinigen.« Zenita Komad braucht Blumen. Dringend und ständig, ob in ihrer Wohnung oder beim Arbeiten im Atelier. »Bei Blumenkraft wird großartig und mit viel Liebe gearbeitet – hier schließt sich der Kreis zum Shoppen als positiver Energietransfer wieder.« Schleifmühlgasse 4, 1040 Wien T +43 1 585 77 27 Mo.–Fr. 10.00–19.00 Uhr, Sa. 9.00–14.00 Uhr www.blumenkraft.at

Fotos © Klaus Fritsch 73


Nives Widauer

(Geboren in Basel, lebt und arbeitet in Wien) Shoppen als Entdeckungsreise Als neugieriger Mensch ist die bildende Künstlerin, die auch Bühnenbilder macht, ständig auf der Suche nach Dingen, die sie noch nicht kennt und deren Bedeutung sie entschlüsseln möchte. Klassische Shopping-Touren unternimmt sie allerdings nicht. Eher lässt sie sich treiben und »stolpert« dabei über Gegenstände, die sie spontan ansprechen. Zu ihren liebsten Freiluft-Shoppingmalls zählt der Flohmarkt, und mit der Zeit hat sich die daran anschließende Kettenbrückengasse zu ihrer persönlichen Flaniermeile entwickelt, zum Naherholungsgebiet sozusagen: »Eine ganz tolle Gasse!«

TIPPS

Fruth – Zuckerflash vom Feinsten Kein Kettenbrückengassen-Besuch ohne ein Fruth’sches Vanille-Eclair! »Sie sind einfach zu gut«, schwärmt die Künstlerin, die sich die süße Energie gleich vor Ort, in dem hübschen kleinen Laden, zuführt. Manchmal mit einem nostalgischen Glas Crémant d’Alsace, der sie dann für einen kurzen Moment an ihre nahe dem Elsass gelegene Schweizer Heimat erinnert. Kettenbrückengasse 20, 1040 Wien M +43 664 143 22 43 Di.–Fr. 11.00–19.00 Uhr, Sa. 9.00–17.00 Uhr www.fruth.at

Fotos © Klaus Fritsch 74

bananas – Design & Good Spirits bananas oder nichts. Obwohl sie momentan eher die Leere sucht, braucht Nives Widauer natürlich ein paar Einrichtungsstücke. Und die stammen nahezu ausnahmslos von bananas. Möbelgeschäft einerseits, beliebter Treffpunkt andererseits, ergeben sich »beim Ernst immer so gemütliche Runden netter Menschen«. Abgesehen von erschwinglichem Design aus den Fünfziger-, Sechziger- und Siebzigerjahren, das in ganz Europa zusammengesucht wird, findet sich bei bananas auch ein mitunter skurriles Sammelsurium verschiedener Accessoires und Objekte, »selbst für die kleine Geldbörse«.

Henzls Ernte – Wald- und Wiesenexpertisen »Gertrude Henzl ist eine echte Könnerin im Aufspüren von Wildkräutern, -gemüse und -blüten und deren Verarbeitung zu tollen Produkten.« Von Primelzucker und Orangensalz über Eingekochtes und Eingelegtes bis zu wunderschönen eingezuckerten Blüten wird gesammelte Natur direkt in der angeschlossenen Küche versüßt und verschönt. Mit ein bisschen Glück erlebt man hier die Ankunft einer duftenden frischen Lieferung, oder man »meldet sich einfach zu einer geführten Wildgemüsewanderung mit anschließender Verarbeitung und Verspeisung der Beute an«.

Kettenbrückengasse 15, 1050 Wien M +43 664 312 94 49 Mo.–Fr. 13.00–18.00 Uhr, Sa. 11.00–16.00 Uhr www.bananas.at

Kettenbrückengasse 3/2, 1050 Wien M +43 676 755 25 26 Di.–Fr. 13.00–18.00 Uhr, Sa. 9.00–17.00 Uhr www.henzls.at


Werner Reiterer

(Geboren in Graz, lebt und arbeitet in Wien) Shoppen als Zweck-Hedonismus Einkaufen empfindet der studierte Grafiker als etwas »irrsinnig Angenehmes«. Etwas, auf das er »richtig reinfallen könnte«. Ganz besonders, wenn es sich um Antiquitäten oder alte Stiche handelt … weshalb er tendenziell einen »großen Bogen um etwaige Gefahrenzonen« macht. »Durchaus spannend« findet es Reiterer auch »herauszufinden, was alles (noch) hergestellt wird und woher die Menschen gewisse Dinge beziehen« – Shoppingtouren zu Recherchezwecken sozusagen. Die wirklich schönen Gegenstände, die er sich leisten kann und will, müssen allerdings tatsächlich auch »einen Zweck erfüllen« und sich in ein »funktionales System einfügen«.

S TIPP

Fotos © Klaus Fritsch

Käseland – Am Anfang war das Wort Durch anregende Gespräche mit dem ebenso kompetenten wie gebildeten Käseexperten Franz Pammer ist Werner Reiterer auf seinen Lieblingskäse gekommen: »über die Kolonialpolitik in Kambodscha zum Comté«, einem ganz besonders feinen Rohmilchkäse, der seine französische Heimat erst verlassen darf, wenn der Bedarf vor Ort gestillt ist. Frei nach dem Motto: Frankreich zuerst. Auf Platz zwei der Käse-Hitliste steht ein Schweizer. Und auch der Vacherin ist nur temporär erhältlich. »Bitte vor Ort von Herrn Pammer erklären lassen!«

Bäckerei Martin Auer – Unser tägliches Brot »Der Auer hat das weltbeste Brot!« Er verschickt es sogar per Flugpost nach New York – »an reiche Kunden, die darauf stehen«, weiß Reiterer. Der Künstler selbst bevorzugt den sogenannten »Steirer«, seinen absoluten Favoriten unter den Brotlaiben. Er kauft ihn schon seit vielen Jahren, wann immer er sich in der Innenstadt einfindet. Seine zweite Wahl ist der »Erzherzog Johann« – »ein sehr eigenes, straightes Brot«. Mit seinen steirischen Wurzeln hat das spezielle Teigfaible allerdings »überhaupt nichts zu tun«.

Naschmarkt, Stand 172, 1040 Wien T +43 1 587 29 58 Mo.–Fr. 9.00–18.30 Uhr, Sa. 8.00–17.00 Uhr www.kaeseland.at

Plankengasse 1, 1010 Wien T +43 1 512 58 52 Mo.–Fr. 9.00–18.30 Uhr, Sa. 9.00–17.00 Uhr

design 1900–2000 – Es werde Licht Immer wieder geht in den Arbeiten und Installationen des ironischen Künstlers ein Licht an. Dafür benötigt er Lampen, und die gibt’s an der Wienzeile. Die klassischen weißen Kugellampen beispielsweise sind bei »design 1900–2000« immer und in allen möglichen Größen vorrätig. Aber auch abseits von Leuchtkörpern finden sich besondere Schnäppchen – Designhighlights aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren, und die hat Reiterer »ganz gerne«. Rechte Wienzeile 25, 1040 Wien M +43 676 408 56 10 Sa. 11.00–15.00 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung

Nina Kaltenbrunner lebt als freie Journalistin in Wien. Sie ist Kuratorin des Festivals »Kunst und Genuss« im Festspielhaus Bregenz. Seit 2006 ist sie unter anderem als Redakteurin bei »Gault Millau«, als Gerichtsberichterstatterin für die Stadtzeitung »Falter« und als freie Mitarbeiterin bei »A la Carte« tätig. 75


PROGRAMM

»crowd sourcing art markets«  eSeL’s experimentelle Kunstmarkt-Interventionen

© eSeL.at

© Leander Schönweger

Text von Lorenz »eSel« Seidler Kunst kommt … auch von Geld! Die dringende Frage nach angemessenen Einkommensmodellen für zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler mündet in Wien häufig im Ruf nach Verbesserung von Fördermöglichkeiten – beziehungsweise dem Versuch, deren Rückbau zu verhindern – oder in hitzigen Urheberrechtsdebatten angesichts neuer Verbreitungsmöglichkeiten im Internet.

eSeL REZEPTION Electric Avenue / quartier21 MuseumsQuartier Wien Museumsplatz 1 1070 Wien E esel@esel.at http://esel.at www.multimart.at

Aktuelle Formen der Kunst zu erproben, neue Öffentlichkeit zu erobern und dennoch ein Einkommen zu erwerben erscheint häufig als Widerspruch. Die Zugangsmöglichkeiten zum Kunstmarkt via Galerie oder institutionelle Aufträge, bei denen Fragen nach Qualität und relevanter Diskursproduktion gewährleistet sind, erweisen sich als beschränkt und resultieren oft in einer Preisgestaltung, die dem Auftreten neuer, weniger wohlhabender Sammler wenig zuträglich ist. Trotz des Booms von Wien als »Kunststadt« können Künstlerinnen und Künstler aus der »Umwegrentabilität«, die sich für Tourismuswirtschaft und Stadtplanung ergibt, wenig neue Mittel lukrieren. Neue Initiativen aus der Privatwirtschaft werden in typisch wienerischer Ambivalenz öffentlich begrüßt und zugleich mit der Sorge verbunden, der für künstlerische Forschung notwendige Freiraum könne durch neue Partikularinteressen und wirtschaftliche Zwänge eingeschränkt werden. Seit der »KUNSTMESSung« (Galerie Christine König, 2006) schafft der KunstKommunikator, Kurator und Künstler eSeL (Lorenz Seidler) mit gezielten KunstmarktExperimenten zeitlich begrenzte Verkaufssituationen. Sie regen den Kunstverkauf zu erschwinglichen Preisen an, leisten die Vermittlung relevanter Positionen und führen als »experimentelle Marktmodelle« unter ungewöhnlichen Bedingungen die Verzahnung künstlerischer Produktion und ihrer Verwertungsmöglichkeiten deutlich vor Augen. Kunstverkauf zum Einheitspreis erprobte ARTmART 2007 bis 2010 im Wiener Künstlerhaus (gemeinsam mit »Cheapart« Athen und Christian Rupp). METAmART kombinierte 2011 etablierte alternative Verkaufsfor-

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mate wie Anke Beckers »Anonyme Zeichner« (Berlin) oder Jasper Joffes »Free Art Fair« (London) mit anderen experimentellen »Marktmodellen« zu einer ungewöhnlichen Parallel-Kunstmesse. Im Jubiläumsjahr des Künstlerhaus Wien ergänzte eSeL die Frage nach Kunst und deren Kapital mit einer Ausstellung über die ökonomische Situation einer aktuellen Generation junger zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler in Wien. 2012 fokussiert das Projekt MULTImART an unterschiedlichen Ausstellungsorten die Möglichkeiten serieller Kunstproduktion, die neben etablierten auch öffentliche Räume und neue Medien inkludiert. Ausgewählte Künstlerinnen und Künstler entwickeln und erproben Werkserien, die eine wachsende Käuferschicht mit sinkenden Preisen und die Künstler mit steigendem Umsatz belohnt.

Weitere Details zum Projekt, zu den Künstlerinnen und Künstlern sowie zu deren spezifischen Vorschlägen erfährt man im Rahmen der VIENNA ART WEEK bei eSeL’s Guided Offspace Tours, die entlang von Schauflächen in der Gumpendorfer Straße führen. www.multimart.at

Lorenz »eSeL« Seidler, geboren 1974. Studium der Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Wien. Er lebt und arbeitet als Kurator und Künstler in Wien und im Internet. Der Autor veröffentlicht das aktuelle Kunstprogramm inklusive Offspace-Geschehen wöchentlich via Newsletter, Social Media sowie tagesaktuell unter www.esel.at.

OFFSPACE-TOURS  MULTImART Guided Offspace Tours  mit MULTImART-Initiator eSeL  (Lorenz Seidler)

Dienstag, 20. November 2012 17.00 Uhr Sonntag, 25. November 2012 16.00 Uhr Treffpunkt: eSeL REZEPTION MULTImART-Initiator eSeL (Lorenz Seidler) führt zu den Ausstellungsorten entlang der Gumpendorfer Straße, informiert über Künstlerinnen und Künstler, deren Werke sowie über Geschichte und Hintergründe der MULTImART-Projektserie.

eSeL / MULTImART  SPECIAL PROJECT  »Mehr zahlen weniger!«

5.–25. November 2012 Öffentliche Ausstellung ab Gumpendorfer Straße 6 (Ecke Theobaldgasse / Getreidemarkt) 1060 Wien Ausgewählte Kunstwerke zeitgenössischer Künstler werden während der VIENNA ART WEEK in Schaufenstern entlang der Gumpendorfer Straße öffentlich ausgestellt und stehen unter dem Motto »Mehr zahlen weniger!« als spezielle MULTImART-Editionen zum Verkauf. Der Clou: Mit jedem Käufer sinkt auch der Preis! Ab der VIENNAFAIR 2012 (20. September 2012) bis zum Ende der VIENNA ART WEEK (25. November 2012, 23.59 Uhr) kann jeder Interessierte per SMS oder E-Mail sein »Kaufinteresse« bekunden und die niedrigste verfügbare Editionsnummer einer Werkserie reservieren. Die Anzahl der finalen Käuferinnen und Käufer bestimmt, in welcher Stückzahl und zu welchem Preis die limitierte Auflage einer Werkserie hergestellt und verkauft wird. Bei einem Käufer hat jedes Werk einer Edition den Fixpreis von 1.000 Euro. Ab zwei Käufern fällt der Fixpreis pro Werk auf 750 Euro, ab vier Käufern auf 500 Euro; die weitere Staffelung: ab acht Käufern 300 Euro, ab 16 Käufern 175 Euro, ab 32 Käufern 100 Euro und ab 64 Käufern 70 Euro. Ab einer Auflage von 100 Stück sinkt der Preis auf nur 50 Euro pro Kunstwerk einer Edition! Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler: Alfredo Barsuglia, Albért Bernàrd, Regula Dettwiler, Christian Eisenberger, Aldo Giannotti, Sofia Goscinski, Franz Graf, Siggi Hofer, Nicolas Mahler, monochrom, Roman Pfeffer, Isa Rosenberger, Stylianos Schicho, Leander Schönweger, Sophia Süßmilch, Corina Vetsch, tat ort (Berlinger, Fiel) u.a. Eine vollständige Liste aller teilnehmenden Künstler und den aktuellen Stand der MULTImART-Auflage sowie Preise finden Sie unter: www.multimart.at Konzept & Kurator: eSeL (Lorenz Seidler) Kuratorische Assistenz: Flora Peyrer, Isabel Syrek Ein Kunstprojekt mit Unterstützung der BAWAG PSK – »Mitten im Leben«


PROGRAMM

Special Projects

Robert Zahornicky, Bartberg, 2010, © VBK, 2012 EIKON – Internationale Zeitschrift für Photographie und Medienkunst quartier21 / MuseumsQuartier Kulturbüros, 1. Stock Museumsplatz 1 / e–1.6 1070 Wien T +43 1 597 70 88 F +43 1 597 70 87 E office@eikon.at www.eikon.at Leopold Museum Museumsplatz 1 1070 Wien T +43 1 525 70 0 F +43 1 525 70 1500 E office@leopoldmuseum.org www.leopoldmuseum.org Eyes On Infopoint MUSA Felderstraße 6–8 1010 Wien E office@eyes-on.at www.eyes-on.at FOTO-RAUM – Ein Spielraum für Fotografie Theresiengasse 25–27 1180 Wien M +43 676 517 57 41 E office@foto-raum.at www.foto-raum.at Öffnungszeiten: Mo., Mi., Fr. 10.00–13.00 Uhr Do. 16.00–19.00 Uhr
und nach Vereinbarung

* Im Rahmen von – Monat » der Fotografie Wien«

EIKON – Internationale Zeitschrift  für Photographie und Medienkunst  MAGAZINPRÄSENTATION  »EIKON« #80

Freitag, 23. November 2012 18.00 Uhr Leopold Museum, MuseumsQuartier Neben der VIENNA ART WEEK machen auch »Eyes On – Monat der Fotografie Wien« sowie die renommierte Portfolio-Review der Galerie »anika handelt« Wien in der Zeit um den 23. November 2012 zu einem Hotspot der Kunst- und Fotografieszene. Ein Grund mehr für »EIKON – Internationale Zeitschrift für Photographie und Medienkunst«, zu diesem Datum ihre neueste Ausgabe dort zu präsentieren, wo man am Puls dieser drei Events ist. Im Anschluss an die Portfolio-Review soll dort, den eigenen Anspruch an foto-, medien- und kunsthistorische Aktualität erfüllend, die aktuelle Ausgabe von »EIKON« der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Einem intergenerationellen wie intermedialen Credo verpflichtet, unterstreicht das Magazin – stets umsichtiger Sensor für zeitgenössische Fotografie und Medienkunst sowie progressive Entwicklungen und Brüche innerhalb ihrer Szenen – damit die Bedeutung seines Status unter den Kunstzeitschriften: Immerhin gibt es ein Jubiläum zu feiern – es handelt sich um die mittlerweile 80. Heftausgabe! Aber auch hier gilt: Man muss immer wieder nach Wien kommen, um alles rechtzeitig zu entdecken, zu erleben und in die Stadt einzutauchen.

Eyes On – Monat der Fotografie Wien

FOTO-RAUM

FÜHRUNG  »Eyes On – Monat der Fotografie Wien«:  Führung von Thomas Licek, Managing  Director, zu einigen ausgewählten  Ausstellungen*

IM GESPRÄCH  Künstlergespräch mit Robert Zahornicky  im Rahmen der Ausstellung »Spuren«*

Mittwoch, 21. November 2012 16.00 Uhr Treffpunkt: Eyes On Infopoint »Eyes On – Monat der Fotografie Wien« ist eines der größten Festivals für Fotografie in Europa. Mit dem Ziel, Fotografie als Kunstform zu stärken und zu etablieren, fungiert Eyes On biennal im November als Plattform für die gesamte Palette, die das Medium bietet. Unter den 200 Ausstellungen finden sich zahlreiche mit aktuellen Arbeiten junger Künstlerinnen und Künstler; aber auch dokumentarische, experimentelle und historische Fotografie hat ihren Platz im Programm. Zusätzlich bieten die beteiligten Museen, Galerien, Ausstellungshäuser und temporären Kunsträume dem Publikum ein umfangreiches Angebot an Rahmenveranstaltungen rund um Fotografie an. * Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung erforderlich: E office@eyes-on.at

Dienstag, 20. November 2012 19.00 Uhr FOTO-RAUM »Es ist Winter. Robert Zahornicky geht in den Wald, bleibt stehen und blickt in den Himmel. Er sieht nichts als Äste, die ihre Blätter verloren haben. Manche Baumspitzen bewegen sich ganz sachte, wenn der Wind über sie streicht. Der Vorgang wird fotografisch wiederholt: Robert Zahornicky geht in den winterlichen Wald, stellt ein Stativ auf und richtet die Panoramakamera senkrecht nach oben. Mit dem Druck auf den Auslöser bewegt sich das Objektiv, bis es einen Winkel von 140° erfasst hat. Dabei entsteht auf dem Film ein Bild mit den Maßen 24 x 60 Millimeter. Die Ansichten, die sich niederschlagen, entsprechen nicht den Blicken, die der Fotograf auf seine Umgebung geworfen hat. Das kalte Auge der Apparatur verfügt über einen anderen Gesichtskreis und eine andere Auffassung als die Sehorgane des Menschen. So wird an den Rändern des Ausschnitts noch jede Kleinigkeit genau registriert, während unsere Sicht immer stärkere Unschärfen aufweist, je mehr wir einen Punkt fixieren. Vor allem aber täuscht die Fotografie über die Natur und den Eindruck der Dinge, die lediglich als Silhouetten wahrgenommen werden. Die sich zur Mitte der Aufnahme rankenden Baumwipfel mögen dem Betrachter wie eine Kuppel erscheinen, die sich schützend über ihn wölbt. Doch im Blick auf das Zentrum eines Bildes entfaltet sich zugleich eine Sogwirkung in anderer Richtung, die uns gewissermaßen in den Himmel fallen lässt.« Timm Starl, Zu den »Lichtungen« von Robert Zahornicky

Ausstellung  Robert Zahornicky, »Spuren«

7. November–15. Dezember 2012

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special projects

© Fam. Powidl

k48 – Offensive für zeitgenössische  Wahrnehmung  PERFORMANCE  Öffentlicher Musikvideodreh der  Fam. Powidl: DAAAAD

© Sofia Goscinski Sammlung Friedrichshof Stadtraum Schleifmühlgasse 6 / im Hof 1040 Wien T +43 2147 7000 190 F +43 2147 7000 191 www.sammlungfriedrichshof.at Öffnungszeiten: Di.–Fr. 14.00–18.00 Uhr Sammlung Friedrichshof Römerstraße 7 2424 Zurndorf Besichtigung nach Voranmeldung:
 M +43 676 749 76 82 oder M +43 660 417 28 11 k48 – Offensive für zeitgenössische Wahrnehmung
 Kirchengasse 48 / Lokal 2 1070 Wien http://www.olliwood.com/ k48.html Kunstraum 16th der Kro Art Contemporary Wilhelminenstraße 35 1160 Wien http://www.facebook.com/ Kunstraum16th Öffnungszeiten: Fr.–Sa. 12.00–18.00 Uhr

* Im Rahmen von – Monat » der Fotografie Wien«

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Sammlung Friedrichshof Stadtraum  IM GESPRÄCH  Künstlergespräch: MAK-Kurator  Simon Rees mit Marcel Odenbach

Dienstag, 20. November 2012 20.00 Uhr Sammlung Friedrichshof Stadtraum MAK-Kurator Simon Rees spricht mit dem deutschen Videokünstler Marcel Odenbach über dessen Werk, sein Ausstellungsprojekt am Friedrichshof und den Film »SCHUTZRÄUME«, produziert von Sammlung Friedrichshof und Galerie Gisela Capitain, Köln/ Berlin. Die Sammlung Friedrichshof betreibt seit Anfang 2012 im Wiener Galerienviertel Schleifmühlgasse einen Stadtraum. Die dort gezeigten Kunstwerke verweisen auf die zweimal jährlich wechselnden Ausstellungen auf dem Friedrichshof, mit denen die ständig eingerichtete Sammlung kontextualisiert wird. Die Sammlung präsentiert zentrale Werke von Günter Brus, Otto Muehl, Hermann Nitsch, Rudolf Schwarzkogler, Alfons Schilling und Kurt Kren aus den 1960er-Jahren und bietet, gemeinsam mit dem mumok Wien, einen grundlegenden Einblick in die Entwicklungsgeschichte des Wiener Aktionismus.

 Das umfangreiche digitalisierte Archiv der Kommune ist Teil der Sammlung Friedrichshof und in einem Studienraum für die wissenschaftliche Bearbeitung zugänglich.

 Die von Architekt Adolf Krischanitz gestalteten Ausstellungsräume der Sammlung Friedrichshof befinden sich rund 50 Kilometer südöstlich von Wien auf dem Gelände der ehemaligen Aktions-Analytischen Kommune Otto Muehls. Dort sind heute in einer parkähnlichen Landschaft Wohnungen, Künstlerateliers, Sozialprojekte und ein Hotel mit Restaurant vereint.

Mittwoch, 21. November 2012 19.00 Uhr k48 Das anonym agierende Schweizer KünstlerInnen-Kollektiv Fam. Powidl verwandelt das k48 für einen Abend in ein Filmstudio. Die phantom-feministische Anarcho-Truppe positioniert sich mit akkurat postkontinenten und anaturalistischen Genderstrategien als quasisexuelles Gesamtkunstwerk. Im Rahmen eines karnevalesken Live-Events interpretieren die Performer Coverversionen in unterschiedlichen Kostümierungen; die gleichfalls maskierten Besucherinnen und Besucher werden in das Geschehen einbezogen. Die Resultate der Travestie werden via Internet und TV veröffentlicht. Das abgetakelte Genre Musikvideo dient dem kontradisziplinären Kollektiv als Katalysator. Ähnlich wie die Popkultur ist die zeitgenössische Kunst ein williger Komplize des Kapitals, der Luxus des Luxus, die Dekadenz der Dekadenz. Industriell präfabrizierte und standardisierte Identifikationsofferte suggerieren in beiden Disziplinen ein Maximum an Individualität und Unabhängigkeit. Die perfide Marktstrategie und die maximale Absurdität bestehen darin vorzugaukeln, dass sich diese Secondhand-Ideale durch Imitation und Konsum erreichen ließen. Der Unterschied zwischen Kommerz und »hoher Kunst« ist graduell, nicht essenziell. Während der Pop gar nicht erst vorgibt, etwas anderes sein zu wollen als kommerziell, täuscht die Kunst eine – je nach Fasson – ästhetische, kulturelle, politische etc. Mission vor, womit der Gipfel des neoliberalen Zynismus erreicht wäre. Die praktische Zwecklosigkeit von Aufklärung und Widerstand befreit die Mittel: Anything goes – nothing works! Kurator: Oliver Hangl

© Samuel Henne

Kro Art Contemporary  ERÖFFNUNG  Ausstellung Samuel Henne  »there is no comfort in conquering«*

Freitag, 23. November 2012 19.30 Uhr Kunstraum 16th Im Herbst 2011 fand das erste Ausstellungsprojekt der Kro Art Gallery im Kunstraum 16th in der Wilhelminenstraße 35 statt. Dieser Ort ist nicht nur Raumerweiterung der bestehenden Ausstellungsflächen der Kro Art Contemporary, sondern eine eigenständige, unabhängige Location, die auch anderen Kunst- und Kulturinstitutionen sowie Kunstschaffenden eine Plattform für ihre Projekte bietet. Mit dem zugehörigen Hofgarten des Kunstraum 16th eröffnet sich ein Offspace in seiner natürlichsten Ausprägung. Er dient als Raum und Projektionsfläche für wechselnde künstlerische Interventionen. Zum Zeitpunkt der VIENNA ART WEEK werden im Kunstraum 16th Arbeiten des Fotokünstlers Samuel Henne zu sehen sein, dessen Fotoserie »there is no comfort in conquering« ebenfalls mit den künstlerischen Strategien Intervention und Transformation operiert. In einem behutsam in Gang gesetzten Prozess der Wechselwirkung von artifizieller Setzung und natürlicher Ordnung gelingt es ihm in seinen Bildern, die Poesie des Alltäglichen sichtbar zu machen.

Ausstellung  Samuel Henne  »there is no comfort in conquering«

24. November 2012–12. Januar 2013


Science Fiction-Cover, aus den Recherchen zum Mythos des Primitiven, Sammlung Brigitte Felderer

Kunstraum Niederoesterreich Herrengasse 13 1014 Wien T +43 1 90 42 111-199 F +43 1 90 42 112 E katrin.hilmar@kunstraum.net www.kunstraum.net Öffnungszeiten: Di.–Fr. 11.00–19.00 Uhr Sa. 11.00–15.00 Uhr Galerie Krinzinger Seilerstätte 16 1010 Wien T +43 1 513 30 06 F +43 1 513 30 06 33 E galeriekrinzinger@chello.at www.galerie-krinzinger.at Öffnungszeiten: Di.–Fr. 12.00–18.00 Uhr Sa. 11.00–16.00 Uhr Galerie Lisa Ruyter Kantgasse 3/2/20 1010 Wien
 T +43 1 505 61 00 E beethovenplatz@gmail.com
 www.GalerieLisaRuyter.com
 Öffnungszeiten: Mi.–Fr. 15.00–19.00 Uhr Sa. 14.00–18.00 Uhr

© Marina Abramovic´, Artist Portrait with a Candle, 2012

Set and costume design by Leonora Carrington 1917–2011, to be reinterpreted in the Temporary Autonomous Zone

Kunstraum Niederoesterreich

Galerie Krinzinger

Galerie Lisa Ruyter

MOBILE INSTALLATION  »Last Exit ›The Scientific People‹ on tour«

LECTURE

TEMPORÄRE AUTONOME ZONE  »Thanksgiving«

Dienstag, 20. November 2012 Geografische Koordinaten unter: www.kunstraum.net  DISKUSSION  »Was wir davon haben« – Gespräch  zur Kunst im öffentlichen Raum

Donnerstag, 22. November 2012 19.00 Uhr Kunstraum Niederoesterreich Unter dem Titel »Last Exit ›The Scientific People‹ on tour« recherchieren Künstlerinnen und Künstler im Kunstraum Niederoes­ terreich zum Mythos des Primitiven in der Gegenwart. Es geht dabei nicht zuletzt um Flucht und Ausstieg … und darum, neue und alte Vorstellungsräume aufzusuchen. Dank einer mobilen Installation auf zwei Rädern wird sich das Realitätsprogramm ändern lassen. Rausch und Exotismus übernehmen die Kontrolle auf einer Verkehrs­­ insel mitten in Wien – deren genaue Koor­ dinaten sind zeitgerecht über die Website zu eruieren. Mit ihren Arbeiten für den öffentlichen Raum kommentieren Künstlerinnen und Künstler oft kritisch gesellschaftliche Tendenzen. »Was wir davon haben« – das thematisiert ein Gespräch zur Kunst im öffentlichen Raum. Die Einladung, den Fragen nachzugehen, die sich infolge künstlerischer Interventionen allerorts stellen, richtet sich an all jene, die den öffentlichen Raum Tag für Tag nutzen. Vorausgesetzt wird die Fähigkeit der Betrachter, eine Lesart der künstlerischen Manifestation zu finden und mit anderen teilen zu können. Konzept und Moderation: Bärbl Zechner. Seit 2005 steht der Kunstraum des Landes Niederösterreich in der Herrengasse 13 im Zentrum Wiens Besucherinnen und Besuchern an fünf Tagen pro Woche bei freiem Eintritt offen. Als junger Ausstellungs- und Projektraum zeichnet er sich durch seine Offenheit für experimentierfreudige und gattungsübergreifende Projekte aus. Er ist gleichermaßen künstlerische Forschungsstätte wie lebendiger Ort der Kommunikation für Kunstinteressierte und Professionisten.

Termin, Uhrzeit und genaue Informationen unter: www.viennaartweek.at Seit den 1970er-Jahren lotet Marina Abramovic´, geboren 1946 in Belgrad, in ihren Performances physische und psychische Grenzen aus. Wichtige Aspekte sind für die serbische Künstlerin auch das Phänomen der Zeit und die Einbindung des Publikums in ihre Arbeiten, wie schon die Aktion »Thomas Lips« 1975 in der Galerie Krinzinger und die letzten Performances »Seven Easy Pieces« (Guggenheim Museum, New York 2005) sowie »The Artist Is Present« (MoMA, New York 2010) anschaulich machten. In der Galerie Krinzinger zeigt Marina Abramovic´   Arbeiten aus ihrer neuen Serie »With Eyes Closed I See Happiness« – Por­ träts einer ikonenhaften Künstlerin in einem Zustand der Selbstreflexion. Sie laden den Betrachter sanft dazu ein, in sich selbst zu blicken, die Außenwelt an sich vorüberziehen zu lassen; Abramovic´   stellt die Gesten dar, die sie ausgewählt hat, um diese mentale Übung vollziehen zu können. Die großformatigen Arbeiten spiegeln die Atmosphäre wider, mit der sich die Künstlerin umgibt: Der leere Raum fixiert die Aktion auf symbolhafte Weise und verstärkt die Wahrnehmung der Künstlerin als Figur. Ergänzt werden die Fotoarbeiten durch eine Gruppe von Skulpturen – Abdrücke von Körperteilen der Künstlerin, die mit Quarzkristallen durchzogen sind und auf gläsernen Podesten präsentiert werden.

Ausstellung  Marina Abramovic´, »With Eyes Closed  I See Happiness«, 2012

25. Oktober–24. November 2012

Donnerstag, 22. November 2012 ab 19.00 Uhr »Aus astrologischer Sicht wäre jetzt der richtige Zeitpunkt für dich, an einer Netzwerkveranstaltung oder einer kollaborativen Orgie teilzunehmen. Und aus Sicht deines Jahreszyklus wäre dies auch eine sehr gute Phase, um ein Treffen für all jene treuen Mitstreiter zu organisieren, die dir in den nächsten zwölf Monaten helfen werden, deinen ›Masterplan‹ zu verwirklichen. Schon mal von der ›Temporären Autonomen Zone‹ gehört? Das ist gewissermaßen ein Ort und Zeitpunkt, da Menschen mit denselben Interessen und Werten die Grenzen produktiver Geselligkeit ausloten können. Das kann eine Dinnerparty in anregendem Ambiente sein, eine Ritualorgie in einem wilden Refugium oder ein privates Fest für gleichgesinnte Suchende. Ich vertraue darauf, dass du so etwas auf die Beine stellst!« Rob Brezsny’s Astrology Newsletter

Bei unserer Temporären Autonomen Zone handelt es sich um einen Aktionsbereich, in dem wir gewisse Barrieren und Probleme ansprechen und überwinden können, ohne den gewohnten restriktiven Strukturen anheimzufallen. Statt ein fein säuberlich verpacktes Gemeinschaftsprojekt oder eine Gruppenausstellung zu veranstalten, wollen wir den Prozess zu einem wesentlichen Teil des Inhalts machen. Teilnehmer: Delia Gonzalez, Mathilde ter Heijne, Antje Majewski, Amy Patton, Jen Ray, Juliane Solmsdorf und viele andere geladene und nicht geladene Gäste, von denen einige vielleicht gar nicht wissen, dass sie Teil eines Events sind.

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special projects

© Barbara Husar/Lisi Hämmerle

© Hans Bellmer, SADE

© Hana Usui

Galerie Lisi Hämmerle im Atelierhaus Raffaelgasse 22 1200 Wien www.galerie-lisihaemmerle.at

Galerie Lisi Hämmerle  im Atelierhaus

Lust Gallery

Marcello Farabegoli

Öffnungszeiten: 23.–25. November 2012, 18.00–24.00 Uhr

ERÖFFNUNG  Screenings und Installationen,  Barbara Husar – Rainer Prohaska,  »Den Fluss hüten«

ERÖFFNUNG  Ausstellung »Sade«

KATALOGPRÄSENTATION  Präsentation des Kataloges »Hana Usui.  Drawings on paper. 2006–2012«

Lust Gallery Hollandstraße 7/15
A 1020 Wien
 T +43 1 21 21 06 E lustgallery@gmail.com www.thelustgallery.com
 Öffnungszeiten: Mi.–Sa. 12.00–19.00 Uhr KUNSTHALLE wien karlsplatz project space Treitlstraße 2 1040 Wien T +43 1 521 89 33 F +43 1 521 89 1217 E office@kunsthallewien.at www.kunsthallewien.at

Donnerstag, 22. November 2012 19.00 Uhr »Als ich 2007 die Beduinenfrauen aus dem Stamm der Tarrabeen auf der Halbinsel Sinai gebeten habe, mir sonnengetrocknete Nabelschnüre ihrer Herdentiere zu verkaufen, wurde dies abgelehnt, da die Beduinen in der Nabelschnur den Sitz der Seele vermuten. Ich möge mir doch eine eigene Herde kaufen und Allah persönlich um Erlaubnis bitten, die Nabelschnüre meiner Tiere in Kunst zu transferieren. Nachdem ich seit 17 Jahren on and off mit den Tarrabeen durch die Wüste ziehe, zeigten sie sich nach diesem ersten Zögern für dieses für sie ungewöhnliche Unterfangen doch kooperativ und unterstützen mich beim Herdenerwerb. Mittlerweile ist meine Herde von anfänglich sechs Ziegen auf über 20 Tiere herangewachsen. Hirtin Hathra und ihre Tochter Farruga hüten meine Tiere im Urgestein und sammeln die Nabelschnüre der Neuankömmlinge. Neben den geheimnisvollen Schnüren (habl surri / arab. geheimnisvolle Schnur = Nabelschnur) sind für mich die Informationen, welche durch die Begegnungen mit den Hirtinnen zu mir fließen, ebenso wesentlich. HIRTIN beschreibt die Intensität dieses Kulturdatentausches, der sich in meiner unmittelbaren Nähe zu den Trägerinnen der Jahrtausende alten Nomadenkultur entwickelt hat und in meinen Filmen, Installationen und Publikationen künstlerisch verwoben und verdichtet ist.« Barbara Husar (www.husar.tk) Rainer Prohaska (www.rainer-prohaska.net) ist im Moment »on the road«! Buchpräsentation: »Barbara Husar, Protéger le Fleuve / Data Exchange«, Éditions Jannink, Paris, in Kooperation mit Judith Ortner (http://ortner2.at). Sound: DJ Barbara Husar und Rainer Prohaska

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Montag, 19. November 2012 18.00–22.00 Uhr Vermutlich kam niemandem größerer Einfluss auf Hans Bellmer und die Surrealisten zu als dem Marquis de Sade, hatte dieser doch tiefe Einsicht in Themen, mit denen Nietzsche und Freud später berühmt wurden – etwa in die Bedeutung der Macht, des Unterbewussten, und in die unwiderstehliche Besessenheit von Sex. Bellmer widmete Sade zwei wichtige Zyklen von Radierungen. In der Ausstellung werden komplette Serien und einige ausgewählte Zeichnungen gezeigt. Wir bezweifeln, dass Bellmers Arbeiten aufgrund seiner erotischen Obsession vom Publikum als schwierig empfunden werden. Die Schwierigkeit liegt vielmehr darin, dass die Erotik bei Bellmer mit Tragik und Tod einhergeht; und damit können viele Menschen nicht umgehen. Bellmer war der pessimistischste Künstler nach Edvard Munch. Über seine Arbeit sagte er: »Meine Arbeit ist ein Skandal, wie auch das Leben ein Skandal ist.« Die wenigsten Menschen wollen wahrhaben, dass ihr Leben, zumal wenn es Tragik, Tod und Unsicherheit prägen, ein einziger Skandal ist. Und so ist es auch die in der Leere verankerte Erotik, die wir als schwierig empfinden, und nicht die Erotik an sich.

Ausstellung  »Sade«

19. November 2012–19. Januar 2013

Dienstag, 20. November 2012 19.00 Uhr KUNSTHALLE wien karlsplatz project space

Marcello Farabegoli lädt zur Präsentation des von ihm herausgegebenen Kataloges »Hana Usui. Drawings on paper. 2006–2012« sowie einer Auswahl von Hana Usuis Originalarbeiten. Die Künstlerin ist anwesend.
Begrüßung: S. E. Eugenio d’Auria, Italienischer Botschafter in Österreich.
Einführung: Monika Knofler, Direktorin des Kupferstichkabinetts der Akademie der bildenden Künste Wien. Musikalische Einleitung: Prof. Rudolf Leopold und Ernesto Insam am Cello.
 Hana Usui, geboren 1974 in Tokyo, studierte Kunstgeschichte und japanische Kalligrafie. Im Jahr 2000 kam sie nach Wien, um losgelöst von der Tradition ihren Weg als freie bildende Künstlerin zu gehen. In den Folgejahren war sie vor allem in Berlin tätig. Seit 2011 lebt und arbeitet Hana Usui (www.hana-usui.de) in Wien und Bozen. In ihren Arbeiten ergründet sie den Abstraktionsprozess: Dinge und Ideen werden dabei stets nur angedeutet, reduziert. Einzig und allein der Linie hat sich die Japanerin verschrieben. Ihre Zeichnungen sind Monotypien mit schwarzer oder weißer Ölfarbe, die sie mit einem Schraubenzieher auf Papier ritzt und oft in Tuschelavierungen einbettet. »Hana Usui. Drawings on paper. 2006–2012« Hg. v. Marcello Farabegoli 72 S., mit Farbabb., Broschur Mit Textbeiträgen von Bernhard Maaz (Direktor des Kupferstich-Kabinetts und der Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden) und Andreas Schalhorn (Kurator für moderne und zeitgenössische Kunst beim Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin).


© Porzellanmanufaktur Augarten

© Julia Spicker Nitsch Foundation Hegelgasse 5 1010 Wien T / F +43 1 513 55 30 E office@nitsch-foundation.com www.nitsch-foundation.com

Nitsch Foundation

Öffnungszeiten:
 Di.–Fr. 11.00–18.00 Uhr

Donnerstag, 22. November 2012 19.00 Uhr

Porzellanmuseum im Augarten in der Porzellanmanufaktur Augarten Obere Augartenstraße 1 1020 Wien T +43 1 211 24 200 F +43 1 211 24 199 E museum@augarten.at www.augarten.at Öffnungszeiten: Mo.–Sa. 10.00–18.00 Uhr SAMMLUNG VERBUND Wallnerstraße 3 / Top 24a
 1010 Wien T +43 (0) 503 13 50044 E sammlung@verbund.com www.verbund.com/sammlung

ERÖFFNUNG  Eröffnung der Ausstellung »Hören«

Die Nitsch Foundation wurde im Jahr 2009 gegründet, um die bedeutende Position, die dem Künstler Hermann Nitsch und seinem Gesamtkunstwerk zukommt, zu festigen und zu vermitteln. Dies geschieht insbesondere durch die Schaffung eines Bewusstseins für den gedanklichen Überbau seines Werkes, die Herausgabe von Publikationen und Editionen, die Organisation von Ausstellungen und Vortragsreihen, die Erfüllung von Archiv- und Dokumentationsaufgaben sowie den Aufbau des Werkverzeichnisses. Die dauerhafte und gemeinschaftliche Verfolgung dieser Aufgaben stellt Leitmotiv der Nitsch Foundation dar. Im Rahmen der Ausstellungsprogrammatik der Nitsch Foundation wird halbjährlich der Gebrauch der fünf Sinne im Orgien Mysterien Theater Hermann Nitschs thematisiert und durch – vom Künstler selbst konzipierte und kuratierte – Ausstellungen, Installationen und Aktionen veranschaulicht und vermittelt. Während der VIENNA ART WEEK 2012 richtet die Nitsch Foundation ein Special Project aus: Anlässlich der neuen Ausstellung, die das Thema »Hören« ins Zentrum rückt, wird der Künstler Hermann Nitsch das Event am 22. November 2012 dem Hörsinn und seinen Kompositionen widmen. Die Besucher tauchen im Zuge der Ausstellungseröffnung in eine zumeist noch unbekannte Disziplin des Künstlers ein, die jedoch seit Beginn seines Schaffensprozesses eine zentrale Rolle einnimmt.

Ausstellung  »Hören«

November 2012–April 2013

© Olafur Eliasson / SAMMLUNG VERBUND, Wien Foto: Rupert Steiner

Porzellanmuseum im Augarten

SAMMLUNG VERBUND

FÜHRUNG  Führung mit Künstlerin Xenia Ostrovskaya  und Kuratorin Claudia Lehner-Jobst  durch Porzellanmanufaktur  und Porzellanmuseum im Augarten*

PRÄSENTATION  Olafur Eliasson, »Yellow fog«*

Mittwoch, 21. November 2012 13.00 Uhr Die künstlerische Gestaltung von Porzellan in den verschiedenen Epochen über nahezu 300 Jahre ist Thema einer dialogischen Führung durch das Porzellanmuseum, das sich seit Juni 2011 in neuem Glanz zeigt. Um einen Einblick in die sehr aufwändige Produktion des Porzellans zu geben, laden wir zu Beginn zu einer Führung durch die Porzellanmanufaktur, die seit ihrer Wiedereröffnung 1923 im ältesten Barockgarten Wiens, dem Augarten, untergebracht ist. Dabei lernen die Besucher die einzelnen Stationen des Fertigungsprozesses bei der Porzellanerzeugung kennen. Im Anschluss daran führt die junge russische Künstlerin Xenia Ostrovskaya im Dialog mit der Kunsthistorikerin und Kuratorin des Porzellanmuseums im Augarten, Claudia Lehner-Jobst, durch das Museum. Porzellan enthüllt sich als spannender kulturund kunsthistorischer Spiegel seiner Zeit. Bis heute kann die Manufaktur Augarten auf Entwürfe und Arbeiten großer Künstler zurückgreifen, die zu Visitenkarten der Manufaktur wurden. Jedes der über 120 Ausstellungsexponate ist nicht nur Zeugnis des Lebensstils einer Epoche, sondern repräsentiert auch eine Kunstform. Xenia Ostrovskaya absolvierte an der Universität Sankt Petersburg den Studienzweig Angewandte Kunst und Keramik, sie studiert an der Universität für angewandte Kunst in Wien Grafik/Druckgrafik. Zahlreiche Einzelund Gruppenausstellungen in Moskau, Sankt Petersburg und Wien, zuletzt im Wiener MuseumsQuartier. Claudia Lehner-Jobst studierte an der Universität Wien sowie an der Universität für angewandte Kunst in Wien, arbeitet als freie Kunsthistorikerin, Autorin und Kuratorin und war maßgeblich an der Konzeption des Porzellanmuseums im Augarten beteiligt. * Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung erforderlich: E museum@augarten.at oder T +43 1 211 24 200

Mittwoch, 21. November 2012 16.30 Uhr VERBUND-Zentrale, Am Hof 6a, 1010 Wien Gabriele Schor, Leiterin der SAMMLUNG VERBUND, und Architekt Christian Knechtl präsentieren im Rahmen der VIENNA ART WEEK die Installation »Yellow fog«. Dabei hat das Publikum die einmalige Gelegenheit, Einblick in die technische Konstruktion von »Yellow fog« zu erhalten. Die Intervention von Olafur Eliasson ist eine beeindruckende Arbeit im öffentlichen Raum, die das Stromunternehmen VERBUND für sein Hauptgebäude in der Wiener Innenstadt gemeinsam mit dem Künstler im Herbst 2008 installiert hat: Täglich während der Dämmerung wird die Fassade der VERBUND-Zentrale in gelben Nebel getaucht. »Yellow fog« lässt den historischen Platz Am Hof zu einer Bühne mitten in der Stadt werden, auf der ein Spiel aus Licht, Nebel und Wind entsteht. Die Grenzen zwischen dem Gebäude, dem Gehsteig und dem Platz fließen ineinander über und lösen sich auf, sodass sich unsere Wahrnehmung des städtischen Raums verändert. Olafur Eliasson sieht den Nebel als sein »Instrument«, um räumliche Distanzen neu erfahrbar zu machen. »Nebel strukturiert den Raum, er hebt hervor, er akzentuiert und erlaubt uns, Tiefe und Breite anders zu erfahren«, so Eliasson. »Yellow fog« thematisiert den Übergang vom Tag zur Nacht und macht auf subtile Weise auf die Veränderung des Tagesrhythmus aufmerksam. Die SAMMLUNG VERBUND, 2004 gegründet, ist auf internationale zeitgenössische Kunst ab 1970 ausgerichtet. Der Maxime »Tiefe statt Breite« folgend, konzentriert sie sich auf zwei thematische Schwerpunkte: die »Feministische Avantgarde« (Arbeiten u. a. von Hannah Wilke, Cindy Sherman, Birgit Jürgenssen, VALIE EXPORT und Francesca Woodman) sowie »Räume und Orte« (Arbeiten u. a. von Olafur Eliasson, Gordon Matta-Clark, Fred Sandback, Jeff Wall, Loan Nguyen, Louise Lawler, Janet Cardiff / George Bures Miller u. a.). Eine wesentliche Aufgabe der SAMMLUNG VERBUND ist die Erarbeitung wissenschaftlicher Publikationen. Im Jänner 2012 präsentierte die SAMMLUNG VERBUND gemeinsam mit einer Ausstellung in der Vertikalen Galerie den »Catalogue Raisonné« von Cindy Shermans Frühwerk (1975–1977). * In deutscher und englischer Sprache. An­meldung erforderlich: E sammlung@verbund.com oder T +43 (0) 503 13 50044 81


Galerie Michaela Stock & next door Schleifmühlgasse 18 1040 Wien T +43 1 920 77 78 E info@galerie-stock.net www.galerie-stock.net Salon für Kunstbuch http://salon-fuer-kunstbuch.at 21er Haus Museum für zeitgenössische Kunst Schweizergarten Arsenalstraße 1 1030 Wien T +43 1 795 57 134 F +43 1 795 57 136 E public@21erhaus.at www.21erhaus.at

© Marko Zink, 9617_19 aus der Serie »Im Kurhotel«, 2011 Courtesy: Galerie Michaela Stock / Galerie Lisi Hämmerle / Marko Zink

© Bernhard Cella

Gerald Straub

Galerie Michaela Stock & next door

Salon für Kunstbuch

SPECIAL PROJECT  »Instant Analysis in Residence oder:  Consul Consult Island« – ein Projekt  von Gerald Straub im Rahmen der VIENNA ART WEEK 2012*

FÜHRUNG  Führung durch die Ausstellung  »Marko Zink, ›Im Kurhotel‹« mit Kurator  Günther Oberhollenzer und Marko Zink

SIGNIERSTUNDE  »Let The Artist Sign Your Book«

»Instant Analysis in Residence oder: Consul Consult Island« produziert mit performativen Interventionen informelles Wissen. Der Schwerpunkt des Projektes liegt auf dem Durchforsten von ausgewählten geisteswissenschaftlichen Plattformen/Instituten, um deren Strategien/Arbeitsmethoden und Resultate auf ihre selbstdefinierten Dringlichkeiten (Urgencies) hin zu untersuchen und deren Bestimmungen zu hinterfragen. Als Methode für die »Sicht von außen« wird eine bestimmte Form des Konsultierens adaptiert – das Konsularwesen. Die offizielle Aufgabe eines Konsuls ist es, »Personen nach pflichtgemäßem Ermessen Rat und Beistand zu gewähren«. Für das Projekt wird die Rolle »des Konsuls« entlehnt. Dabei werden für ausgewählte Institute Arbeiten einer künstlerischen Praxis entworfen, die versuchen, die Tragweite von un/möglichen soziopolitischen Konsequenzen zu vergrößern. Für einen speziellen Blick auf die jeweiligen Institute werden neben dem künstlerischen »Rat« auch Vertreter verschiedener Konsulate dazu eingeladen, an ihrem jeweiligen Konsulat zu den spezifischen Interventionsvorschlägen Stellung zu beziehen. Im Konsulat eines Inselstaates berichtet der Institutsvorstand eines kulturwissenschaftlichen Institutes über seine Arbeit, der Künstler über seine Interventionsvorschläge (Verschärfungen); der Konsul erörtert mit dazugehörigen Handlungsanweisungen. Was passiert, wenn sich Rat und Beistand aus einem bestimmten Feld außerhalb ihrer Referenzen bewegen? Welche Referenzen dienen welchen Konsequenzen? * Weitere Informationen und Anmeldung zur Teilnahme an den performativen Interventionen: www.viennaartweek.at

Samstag, 24. November 2012 13.00 Uhr Der Fotozyklus »Im Kurhotel« von Marko Zink umfasst 40 analoge Fotografien, die 2010/11 im Kurhotel in Schruns entstanden sind. Diese Serie wird erstmals im Rahmen von »Eyes On« an fünf Orten in Österreich (Montafoner Museen, Projektion an die Außenfassade des Kurhotels in Schruns, Galerie Lisi Hämmerle in Bregenz, Galerie Michaela Stock in Wien und Künstlerhaus Wien) gezeigt. Günther Oberhollenzer, Museum Essl, führt mittels Live-Streaming durch die fünf Ausstellungen von Marko Zink. »Panta Rhei Es ist ein Wimpernschlag zwischen dem gelebten Moment und der Vergangenheit, ein Fließen vom Augenblick zum Dagewesenen. Irritierend und beklemmend, in den Sog der Neugier ziehend und dabei respektvoll Distanz wahrend: Marko Zink hält sie mit ruhigem Blick fest, die Metamorphosen und die Vergänglichkeit der Dinge. […] die Serie über das Kurhotel sowie die Kuranstalt in Schruns: Zu Beginn der fünfziger Jahre erbaut, zählte diese Institution bis in die siebziger Jahre zu einer der renommiertesten und nobelsten ihrer Art. Die Umsätze gingen jedoch zurück – seit 2002 ist der Gebäudekomplex ganz verlassen, und in dieser fast schon gespenstischen Leere verschwand auch der Eigentümer … den Porsche vor der Haustüre zurücklassend. Viele Gerüchte kursierten um seinen Verbleib sowie das altehrwürdige Gemäuer, nun soll es abgerissen werden. Dieser Ort mit seinen unausgesprochen Erzählungen war prädestiniert für Marko Zink: Er schuf hieraus eine Serie voller irritierender Momente, das Paradox einer verfallenden Heilanstalt – der ›Arzt‹ wird zum Patienten. Es entstanden Suchbilder, die durch seine spezielle Fotografietechnik die Vergänglichkeit unabhängig vom Motiv in sich tragen.« Bettina Schulz, Panta Rhei (Auszug), Novum 05/2012

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Freitag, 23. November 2012 19.00 Uhr 21er Haus Kunstbücher sind anders: Manche lassen sich lesen, andere nur durchblättern, wieder andere auseinandernehmen und wie Schuhwerk durch die Stadt tragen. Den heutigen Kunstbüchern sind kaum mehr technische Grenzen gesetzt – sie gehören deshalb zu den originellsten Formaten, mit denen sich die zeitgenössische Kunst an ihr Publikum wendet. Doch welche Rolle spielt die persönliche Signatur? Gilt hier ebenso wie in anderen Bereichen des Kunstmarktes, dass Kunstbücher erst einen Werkcharakter besitzen, wenn der Autor oder die Autorin ein Exemplar eigenhändig signiert hat? Im Rahmen der VIENNA ART WEEK 2012 lädt Bernhard Cella zu einem Signaturereignis, einem Wertsteigerungsevent der besonderen Art: In einer speziell für diesen Anlass arrangierten Umgebung werden 50 österreichische Künstlerinnen und Künstler (Liste der Teilnehmer: www.cella.at) ihr Buch für die Gäste signieren. Ein besonderer Cocktail unterstützt die eigene Form der Wahrnehmung. Ein Abend für Sammlerinnen und Sammler, für Bibliophile, Trendscouts und jene mit dem siebenten Sinn für das Nichtalltägliche. »Bernhard Cella konzentriert sich in seinen ästhetischen Versuchsanordnungen auf die Frage, wie sich heutzutage Dinge, Menschen und ihre Repräsentationen anders sortieren und versammeln können.« Leo Findeisen


© Theo Cook, 2010, courtesy of Auto Italia South East

© Patrizio Travagli, Sketchbook

das weisse haus Argentinierstraße 11 1040 Wien T +43 1 236 37 75 E buero@dasweissehaus.at www.dasweissehaus.at

das weisse haus

white8 Gallery

Öffnungszeiten: Di.–Fr. 13.00–19.00 Uhr Sa. 12.00–17.00 Uhr und nach Vereinbarung

SCREENING  Dan Graham, »Rock My Religion«

Samstag, 24. November 2012 17.30 Uhr (Einlass 17.00 Uhr) das weisse haus, Eingang durch den Innenhof im Hintergebäude

IM GESPRÄCH & VIDEOPRÄSENTATION  Künstlergespräch von Lucas Gehrmann, KUNSTHALLE wien, mit Patrizio Travagli  und Präsentation des Videos »DOPPELGÄNGER«

white8 Gallery Zedlitzgasse 1 1010 Wien
 M +43 664 2026754 E dagmar@white8.at www.white8.at Öffnungszeiten: Di.–Fr. 12.00–18.00 Uhr Sa. 11.00–15.00 Uhr KUNSTHALLE wien karlsplatz project space Treitlstraße 2 1040 Wien T +43 1 521 89 33 F +43 1 521 89 1217 E office@kunsthallewien.at www.kunsthallewien.at Ständige Vertretung Ungarns bei den Vereinten Nationen und anderen internationalen Organisationen in Wien Bankgasse 4–6 1010 Wien T + 43 1 537 80 450 http://vienna.io.kormany.hu/ www.artmarketbudapest.hu www.2b-org.hu http://almaondobbin.org/ Waldsee_1944.html Öffnungszeiten: Fr. 9.00–14.00 Uhr

das weisse haus befindet sich seit einigen Monaten an seinem neuen und vierten Standort – einer ehemaligen Schule im Zentrum Wiens. Für dieses Screening hat der Kunstverein einen geheimen Raum innerhalb des Gebäudekomplexes vorgesehen, der mit diesem Event im Rahmen der VIENNA ART WEEK zum ersten Mal genützt wird. Neuerlich stellt man sich der Herausforderung, sich an ungewöhnlichen Orten mit der Präsentation von Kunst auseinanderzusetzen. das weisse haus zeigt Dan Grahams Videoarbeit »Rock My Religion«; sie wird durch ein von Bettina Brunner zusammengestelltes Programm kontextualisiert. Bereits zu Beginn des Jahres 2012 hat die Kuratorin eine Gruppenausstellung mit dem Titel »Getting It Wrong« im Kunstverein realisiert. Anfang der 1980er-Jahre entstanden, verdeutlicht der Video-Essay, in dem Dan Graham eine provokante These über die Beziehung zwischen Rockmusik und Religion aufstellt, in verdichteter Form die Bedeutung von Text und Musik im Werk des Künstlers. Die Präsentation mehrerer Text- und Musikbeispiele soll dazu beitragen, im Verlauf des Screenings Themen zu entschlüsseln, die »Rock My Religion« anschneidet. Junge Künstlerinnen und Künstler präsentieren zudem Arbeiten, die auf Dan Grahams Ansätze Bezug nehmen.

Donnerstag, 22. November 2012 18.00–21.00 Uhr KUNSTHALLE wien karlsplatz project space Der Florentiner Licht- und Medienkünstler Patrizio Travagli (geb. 1972) spürt den Dingen und Erscheinungen nach, die wir landläufig als wahrhaftig, objektiv und selbstverständlich erachten. Ausgestattet mit philosophischem und naturwissenschaftlichem Rüstzeug unternimmt er künstlerische »Gedankenexperimente«, wie er seine konzeptuellen und zugleich sinnlich-emotional erfahrbaren Projekte bezeichnet: indem er etwa, wie in der Videoarbeit »DOPPELGÄNGER« (erste Fassung 2007), seine hoch perfektionierte Kamera an unspektakuläre Dinge des Alltags wie kochende Spaghetti, ein läutendes Mobiltelefon oder ein bekritzeltes Blatt Papier mit bis zu 500-facher Vergrößerung so heranzoomen lässt, dass jede visuelle (und akustische) Identifizierbarkeit der Objekte unmöglich wird. Stattdessen nehmen wir farblich und »formal« abstrakte Sensationen wahr – neue, sonst ungesehene Bilder von »Wirklichkeit«. Grenzen, Ränder und sonstige markante Elemente verschwimmen, lösen sich auf, geraten in Bewegung, lassen Raum und Zeit koordinatenfrei fluktuieren. »Seine Kunst ist eine, die nicht nur das Unsichtbare sichtbar macht, wie das Klee postulierte. Travaglis Kunst macht das Sichere unsicher – aber nicht so, dass er einem die Lust nähme, im Gegenteil: Er reizt die Neugierde, sich auf unsicheren Boden zu begeben.« (Galerie MADONNA#FUST, Bern) Parallel zur Präsentation im KUNSTHALLE wien karlsplatz project space wird das Projekt »DOPPELGÄNGER« in Form multimedial präsentierter Stills von 9. November bis 29. Dezember 2012 in der Galerie white8/ Wien gezeigt.

© Sylvia Plachy

Ständige Vertretung Ungarns  bei den Vereinten Nationen  ERÖFFNUNG  Ausstellung »WALDSEE«

Montag, 19. November 2012 18.00 Uhr Die internationale Kunstmesse Art Market Budapest und die Ständige Vertretung Ungarns bei den Vereinigten Nationen in Wien präsentieren die Ausstellung »WALDSEE«. Sie steht im Zeichen des Andenkens an Raoul Wallenberg, dessen Geburtstag sich heuer zum 100. Mal jährt. Als Sekretär der schwedischen Gesandtschaft in Budapest riskierte Wallenberg sein Leben und rettete Tausende von Juden vor dem sicheren Tod. Das »WALDSEE«-Projekt, das Teil eines eigenen Kunstprogrammes der Art Market Budapest 2012 ist, beruht auf einem kuratorischen Konzept der Budapester 2B Galerie. An der Umsetzung der Ausstellung haben das Hebrew Union College Museum und die Initiative Alma On Dobbin in New York sowie zahlreiche Künstlerinnen und Künstler mitgewirkt. Den Ausgangspunkt machten 1944 in Auschwitz aufgegebene Postkarten: Vor ihrer Ermordung waren die jüdischen KZ-Häftlinge von den Aufsehern dazu gezwungen worden, Postkarten an ihre Verwandten zu verfassen und sie darüber in Kenntnis zu setzen, dass sie gut angekommen seien und vor Ort ideale Bedingungen herrschten. Statt Auschwitz war »Waldsee« als Versandort angegeben – dies sollte die Durchführung weiterer Deportationen erleichtern. Für die Ausstellung wurden Künstlerinnen und Künstler – unter ihnen William Kentridge, Sylvia Plachy und ihr Sohn Adrien Brody – eingeladen, ihre eigenen, fiktiven »Waldsee«-Postkarten zu gestalten und sie mit ihren ganz persönlichen Geschichten und Texten zu versehen. Eine Auswahl dieser »Postkarten« ist nun in Wien zu sehen.

Ausstellung »WALDSEE«

19. November 2012–25. Januar 2013

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PROGRAMM

Künstlerinitiativen

© Simon Veres / 0MISTANBUL_DVGG_1x_002 (Detail)

© Karin M. Pfeifer

© Martin Wagner

© Iris Dittler

DIEAUSSTELLUNGSSTRASSE

flat1

Fluc

Glockengasse No9

FINISSAGE  Ausstellung »Before Aftermath«

ERÖFFNUNG  Ausstellung »Entry-Exit Paris – ›We are in a net of roses‹«

KUNSTSALON  Miriam Bajtala und »the whoever  tries committee«

ERÖFFNUNG  Ausstellung #19, »working«

Dienstag, 20. November 2012 19.00–22.00 Uhr

Mittwoch, 21. November 2012 21.00 Uhr

Das Programm des Off-Spaces flat1 wird seit 2009 von den drei bildenden Künstlerinnen Maria Hanl, Karin Maria Pfeifer und Sula Zimmerberger gestaltet. Basierend auf einem thematischen Jahresprogramm liegt der Schwerpunkt von flat1 auf der Präsentation zeitgenössischer bildender Kunst. Ein besonderes Anliegen des Kunstraumes ist die Förderung des Austausches zwischen nationalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern sowie die Schaffung von Netzwerken abseits des kommerziell ausgerichteten Galerienbetriebes. 2012 führt dies zu Kooperationen mit vier ausländischen Off-Spaces aus Helsinki, Prag, Warschau und Paris. Im Rahmen der VIENNA ART WEEK ist der französische Off-Space »immanence« aus Paris Gast von flat1. Die Ausstellung »We are in a net of roses« (Kurator: Frédéric Vincent) nimmt Bezug auf eine aufsehenerregende Ausstellung aus dem Jahr 1996 von Harald Szeemann.

Das Fluc am Wiener Praterstern feiert als von Künstlern betriebener selbst­ organisierter Veranstaltungs- und Projektraum heuer seinen zehnten Geburtstag. Die vom Kuratorenteam Ursula Maria Probst und Martin Wagner betreuten Kunstprojekte finden seit 2008 unter dem Titel »In der Kubatur des Kabinetts – der Kunstsalon im Fluc« monatlich statt. Im Unterschied zu gängigen Ausstellungsformaten forciert das Fluc ein Ineinanderspielen von künstlerischer Praxis und Interventionen im urbanen Raum. Die von Klaus Stattmann gestaltete performative Architektur eröffnet als Display transmediale Möglichkeiten der Innen- und Außenraumbespielung. Aktuelle Kunstpraktiken und deren Anwendungen im »öffentlichen Raum« bieten heute nicht nur die Chance, auf vorgefundene Situationen zu reagieren bzw. diese zu transformieren, sondern auch selbst Raum zu produzieren. Die künstlerische Produktion tritt dadurch in Beziehung zu urbanen Abläufen und Bedingungen. Die Ausgangspunkte für Miriam Bajtalas Installationen sind grundlegende: Es geht um die Wahrnehmung, die Zeit, den Raum – in welchem Verhältnis diese Parameter zueinander stehen bzw. welche Beziehungen sie miteinander eingehen. Manchmal werden die Parameter auch vertauscht: »Ich lasse mich bildtechnisch gerne überraschen: denke mir Systeme aus, die außerhalb meiner Vorstellung liegen, wo ich erst durch die Arbeit an der Idee ein neues Bild generiere.« Miriam Bajtala verwendet Strukturen und unterläuft sie gleichzeitig. »the whoever tries committee« ist eine sich verändernde Formation von Künstlerinnen und Künstlern, deren Praxis der Unterbrechung, Reflexion und Korrektur sich direkt mit der Situation vor Ort befasst.

Mittwoch, 21. November 2012 19.00–22.00 Uhr Die Imagination des bevorstehenden Geschehens oder: in Erwartung der Nachwirkung. Aufnahmen, die keine Schlüsse über das zu erwartende Ereignis zulassen. Man kann aus der Akribie der Vorbereitung erahnen, dass es um etwas geht, was eher mit einem geordneten Rückzug als mit Chaos und Vernichtung in Verbindung steht. Das in der Ausstellung entworfene Bild des Szenarios eines zu erwartenden Weltuntergangs ist in der Summe dessen ein kalkulierbares Restrisiko. Künstlerinnen und Künstler: Wiebke Elzel, Jana Müller, Julian Faulhaber, Silke Koch & Jan Stradtmann

VERNISSAGE  Ausstellung Simon Veres  »0MISTANBUL«

Freitag, 23. November 2012 19.00–22.00 Uhr Isolierte Wirklichkeiten werden mittels multimedialer Bearbeitungstechnik zu erweiterten Wirklichkeiten; es entstehen verdichtete Bilder, und durch neu ermöglichte Sehweisen werden neue Bedeutungskomplexe geschaffen.

DIEAUSSTELLUNGSSTRASSE Ausstellungsstraße 53, 1020 Wien M +43 680 219 79 69 (Michael Niemetz) M +43 650 433 77 87 (Simon Veres) E dieausstellungsstrasse@gmail.com www.dieausstellungsstrasse.at Öffnungszeiten 19.–25. November 2012: Mo., Di. 15.00–19.00 Uhr, Mi. 15.00– 22.00 Uhr Fr. 19.00–22.00 Uhr, Sa., So. 13.00–18.00 Uhr

Ausstellung  »Entry-Exit Paris – ›We are in a net  of roses‹« Arbeiten von Julie Génelin, Ann Guillaume, Stéphane Lecomte, Cannelle Tanc, Frédéric Vincent.

flat1, Schikanedergasse 2/1, 1040 Wien E flat1@gmx.at, www.flat1.at Öffnungszeiten 19.–25. November 2012: Di. 19.00–22.00 Uhr, Do. 18.00–21.00 Uhr Sa., So. 14.00–17.00 Uhr

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Fluc, Praterstern 5, 1020 Wien, www.fluc.at

Freitag, 23. November 2012 19.00 Uhr »Dafür, dass sie zum Perzept als der ›geheiligten Quelle‹ vorgedrungen, das Leben im Lebenden oder das Leben im Erleben gesehen haben, kommen der Romancier oder der Künstler mit geröteten Augen und außer Atem zurück. Sie sind Athleten …« Gilles Deleuze, Felix Guattari, »Was ist Philosophie?«

Die »geröteten Augen« sind Zeugen des Weges von einer Wahrnehmung zu einem unvergänglichen Wahrnehmungsblock, wobei sich der künstlerische Arbeitsprozess der sprachlichen Beschreibung weitgehend entzieht. Kunstproduktion ist Arbeit im und am Material, ein Werdegang, ein Prozess, ein Denken in Relationen. Der künstlerische Prozess ist sprachlich schwer zu fassen, ohne deskriptiv zu werden. Eine narrative Entfaltung erfordert einen Übersetzungsprozess, der in der Lage ist, von einer nicht sprachlichen Beschäftigung in eine sprachliche Beschreibung überzusetzen. Das Verhältnis, in dem Sprache und Kunst ihre fruchtbarste Beziehung eingehen, ist jedoch nicht der Übersetzung geschuldet. Für das Projekt im Rahmen der Ausstellungsreihe der Glockengasse No9 werden sieben Künstler und Theoretiker in einem experimentellen Setting zusammenarbeiten, in dem der Prozess zur Entfaltung dessen wird, was Deleuze/Guattari als einen Zustand des Außer-Atem-Seins beschrieben. Ein Projekt mit: Iris Dittler, Silvia Ferrari Lilienau, Emma Gradin, Max LimbeckLilienau, Sissi Makovec, Haimo Perkmann und Peter Wehinger.

Ausstellung  #19, »working«

24. November–6. Dezember 2012 Glockengasse No9, Glockengasse 9/5, 1020 Wien E glockengasseNo9@gmx.at, www.glockengasse.net


© Clemens Krauss, Swallow, 2011

Hallway Gallery

Hinterland

umraum stadtbureau

ERÖFFNUNG  Ausstellung »Jörg Reissner«

ERÖFFNUNG  Ausstellung »Die Fragilität des  schönen Scheins. Auf der Suche  nach dem vermeintlichen Paradies«

VERNISSAGE  Ausstellung »Propaganda  1.0 – Prozentkunst in Bewegung«

ERÖFFNUNG  Ausstellung »The Organism no1«

Montag, 19. November 2012 20.00 Uhr

Dienstag 20. November 2012 19.00 Uhr

FINISSAGE  Ausstellung »Propaganda  1.0 – Prozentkunst in Bewegung«

PERFORMANCE  »›The Noologist’s Handbook‹ by  Warren Neidich«

Sonntag, 25. November 2012 18.00 Uhr

Dienstag, 20. November 2012 20.00 Uhr

Als Aufgabe öffentlicher und privater Bauherren ist Kunst am Bau oder Prozentkunst stets Manifestation von Baukultur, Selbstdarstellung, Statussymbol, Kunstförderung, Verschönerung und Volksbelehrung. In einigen Staaten umfasst Prozentkunst auch Aktivitäten im öffentlichen Raum, ist damit Interventionskunst par excellence. »An keinem anderen Ort […] lässt sich das Vergängliche, Flüchtige und Zufällige im hautnahen Erleben so gut vervielfältigen«, schreibt Karl-Jürgen Krause im »Kunstforum«. Kunst im öffentlichen Raum interveniert, erinnert, vermittelt Einsichten und deckt Zusammenhänge auf. Vandalismus, Eventkultur und Privatisierung öffentlicher Einrichtungen führen zur Krise im öffentlichen Raum. Geht sie bis zum Verfall des Öffentlichen, der Demokratie? Das umraum stadtbureau widmet sich dem Verhältnis von Propaganda, Kunst am Bau und im öffentlichen Raum mit Vorträgen und Diskussionen. Ergebnisse von Kunst im öffentlichen Raum im Landschafts- und Siedlungsgebiet der experimentellen Labors des Symposions Lindabrunn sowie im urbanen Umfeld des stadtbureau werden ausgestellt. Vor dem stadtbureau manifestiert sich das Thema in der Installation »COURAGE«.

Nach drei erfolgreichen Jahren international anerkannter Ausstellungs- und Veranstaltungstätigkeit initiierte Gülsen Bal, die Gründungsdirektorin von Open Space – Zentrum für Kunstprojekte Wien, im Januar 2011 eine inhaltliche Neuorientierung des Open Space und die stufenweise Umbenennung in Open Systems. Teil der Transformation sind eine aktive Einbeziehung des Beratergremiums und die stärkere Konzentration auf den Diskurs. Die Ausstellung »The Organism no1« befasst sich mit der soziopolitischen und erkenntnistheoretischen Rolle, die der Kunst durch die Mediation der Pluralität freier Impulse und auftretender Komplexitäten in unserer globalen – nicht aber globalisierten – Gesellschaft zukommt. Der Organismus wird durch nichts denn das organische Bedürfnis nach Freiheit stimuliert oder manipuliert. Er dient von seiner Struktur her nicht dazu, die politisch begründeten Schlüsselwörter eines potenziell fördernden Organs zu nähren; auch besteht seine Funktion nicht darin, die voraussehbare geopolitische Positionierung oder eine schon etablierte kunsthistorische Epoche zu illustrieren, zu reproduzieren oder zu unterminieren. »The Organism no1« entstand aus dem Konzept »nowhere = now + here«, um die Einschränkung der Künstlerinnen und Künstler durch lokale Begrenztheiten und deren Unterordnung unter vorgegebene Rahmenbedingungen zum Verschwinden zu bringen.

Mittwoch, 21. November 2012 20.00 Uhr Unweit der Galerien der Schleifmühlgasse gelegen, funktioniert Victoria Dejacos Hallway Gallery als privater No-Budget-Ausstellungsraum. In dem 13 Meter langen Gang ihrer Mietwohnung begann sie schon während ihrer Diplomarbeit befreundete junge Künstlerinnen und Künstler auszustellen. Nach abgeschlossenem Studium führt sie dies nun weiter. Für die laufende Ausstellung wird der Hallway dem in Wien lebenden Südtiroler Jörg Reissner (geb. 1984) zur Verfügung gestellt, dessen Arbeiten zuletzt in einer Ausstellung im Kupferstichkabinett zu sehen waren. Reissner setzt sich in seinen Malereien und Installationen mit Fläche und Raum auseinander. Durch das Miteinbeziehen von Fotografien (oft aus dem Atelier) untersucht er diverse räumliche Situationen und hinterfragt dabei seine künstlerische Produktion ebenso wie die Malerei an sich. Das bei Dejaco ausgestellte Ensemble hat Reissner speziell für die Hallway Gallery konzipiert; er geht damit auf den durchaus ungewöhnlichen Raum und seine Doppelfunktion als Wohnungsflur und Ausstellungsraum ein. Der Künstler lädt Musikerfreunde ein, in der privaten Atmosphäre bei Umtrunk für Stimmung zu sorgen. Der Künstler wird selbst auch anwesend sein.

Hallway Gallery, Rienößlgasse 16/2/18, 1040 Wien M + 43 680 402 73 02, E victoria.dejaco@gmx.net http://www.hallwaygallery.home.lc/ Öffnungszeiten: nach Vereinbarung

Mittwoch, 21. November 2012 19.00 Uhr »Vor Tausenden von Jahren sagten die Maya in ihren Schriften über die Himmelsobjekte Folgendes voraus: Die erwachten Menschen werden die heilige Mission der ›Reinigung der Erde‹ vollenden. Am 21. Dezember 2012 werden die Menschen in eine neue Zivilisation eintreten …« http://de.clearharmony.net

Der 21. Dezember 2012 soll nach dem Langzeitkalender der Maya das Ende dieser menschlichen Zivilisation bringen – damit ist die Diskussion um einen (weiteren) Weltuntergang wieder angefacht. Der Theologe Alois M. Haas bezeichnet solche »Zeitbrüche« als notwendig, um unser Leben zu strukturieren und nicht eintönig werden zu lassen. Apokalypsen galten im biblischen Sinne auch als Garanten für eine bessere Zukunft, als Hoffnung und als reinigende Schöpfung zur Vision neuer Reiche. Nostalgische Wehmut kommt auf, wir idealisieren die Vergangenheit. Der Trend zur Rückbesinnung auf ein natürliches Leben in Harmonie mit Natur und Umwelt, auf ein sorgloses Leben? Internationale Künstlerinnen und Künstler begeben sich auf die Suche nach dem scheinbaren Paradies und dem vermeintlichen Idyll. Ein utopischer Versuch, der anstehenden Apokalypse zu entkommen? Teilnehmende Künstler: Siegfried A. Fruhauf, Behruz Heschmat, Babak Kazemi, Peter Kees, Steffen Köhn/ Paola Calvo, Clemens Krauss, Mariele Neudecker, Susanne Weirich u. a.

© Johanna Haigl

© Siniša Ilic´ , Precarious, 2011

© Jörg Reissner @ Hallway Gallery

Details unter www.stadtbureau.net

Ausstellung  »Die Fragilität des schönen Scheins«

Ausstellung  »Propaganda 1.0 – Prozentkunst  in Bewegung«

22. November–22. Dezember 2012

19.–25. November 2012

Hinterland, Krongasse 20, 1050 Wien T +43 1 58 123 59, E art@hinterland.ag http://art.hinterland.ag

umraum stadtbureau, off space & urban interface Linke Wienzeile 86 / Ecke Proschkogasse 2, 1060 Wien M +43 676 745 50 13, E j.h@umraum.net www.stadtbureau.net

Öffnungszeiten: Do., Fr. 14.00-19.00 Uhr, Sa. 11.0014.00 Uhr und nach Vereinbarung

Öffnungszeiten 19. bis 25. November 2012: täglich 13.00–18.00 Uhr

Open Systems – Zentrum für  Kunstprojekte

Open Systems – Zentrum für Kunstprojekte Lassingleithnerplatz 2, 1020 Wien M +43 699 115 286 32, E office@openspace-zkp.org http://www.openspace-zkp.org Öffnungszeiten: Fr., Sa. 13.00–18.30 Uhr und nach Vereinbarung 85


Programmüberblick VIENNA ART WEEK 2012

Mo

Di

Mi

19. 11. 2012

20. 11. 2012

21. 11. 2012

Ganztägig SYMPOSIUM KÖR »Planning Unplanned_Exploring the New Role of the Urban Practitioner«: Workshops, Vorträge und Diskussionen  10.00–18.00 Uhr FÜHRUNG DOROTHEUM Vorbesichtigung der Auktionen »Klassische Moderne«, »Zeitgenös­ sische Kunst« und »Design«  18.00 Uhr ERÖFFNUNG VIENNA ART WEEK im ehemaligen K. K. Telegrafenamt Eröffnung der Ausstellung »Predicting Memories«, kuratiert von Robert Punkenhofer und Ursula Maria Probst  18.00 Uhr ERÖFFNUNG Künstlerhaus k/haus Eröffnung der Ausstellung »Kann es Liebe sein?«  18.00 Uhr ERÖFFNUNG Special Project Ständige Vertretung Ungarns bei den Vereinten Nationen Eröffnung der Ausstellung »WALDSEE«  18.00–22.00 Uhr ERÖFFNUNG Special Project Lust Gallery Eröffnung der Ausstellung »Sade«  18.30 Uhr FILMSCHAU Österreichisches Filmmuseum Jack Smith, »Flaming Creature«  19.00 Uhr ERÖFFNUNG & PERFORMANCE CeMM Eröffnung der CeMM Brain Lounge  20.00 Uhr ERÖFFNUNG Off-Space Künstlerinitiative umraum stadtbureau Eröffnung der Ausstellung »Propaganda 1.0 – Prozentkunst in Bewegung«  20.30 Uhr FILMSCHAU Österreichisches Filmmuseum Jack Smith, »Flaming Creature«

Ganztägig SYMPOSIUM KÖR »Planning Unplanned_Exploring the New Role of the Urban Practitioner«

18.00–22.00 Uhr THEMENSCHWERPUNKT quartier21/MuseumsQuartier »Digital Memories: Die Erinnerungen von morgen«

10.00–17.00 Uhr AUSSTELLUNG VIENNA ART WEEK im ehemaligen K. K. Telegrafenamt »Predicting Memories«

Ganztägig MOBILE INSTALLATION Special Project Kunstraum Niederoesterreich »Last Exit ›The Scientific People‹ on tour«

18.30 Uhr FILMSCHAU Österreichisches Filmmuseum Jack Smith, »Flaming Creature«

10.00–18.00 Uhr FÜHRUNG DOROTHEUM Vorbesichtigung der Auktionen »Klassische Moderne«, »Zeitgenössische Kunst« und »Design«

10.00–17.00 Uhr AUSSTELLUNG VIENNA ART WEEK im ehemaligen K. K. Telegrafenamt »Predicting Memories«  10.00–18.00 Uhr FÜHRUNG DOROTHEUM Vorbesichtigung der Auktionen  14.00 Uhr FÜHRUNG Belvedere / Oberes Belvedere Kuratorenführung mit Alexander Klee durch die Ausstellung »Meisterwerke im Fokus: Emil Jakob Schindler«

19.00 Uhr ERÖFFNUNG MAK Eröffnung der Ausstellung »Wien 1900« – Neuaufstellung der MAK-Schausammlung  19.00 Uhr KATALOGPRÄSENTATION Special Project Marcello Farabegoli Präsentation des Kataloges »Hana Usui. Drawings on paper. 2006–2012«

14.00–18.00 Uhr WORKSHOP Generali Foundation »Collective Conversation« mit Ricardo Basbaum: »Me–You: Choreographies, Games and Exercises«

19.00 Uhr IM GESPRÄCH Special Project FOTO-RAUM Künstlergespräch mit Robert Zahornic­­ ky im Rahmen der Ausstellung »Spuren«

16.00 Uhr FÜHRUNG Kunsthistorisches Museum Führung durch die Ausstellung »The Ancients Stole All Our Great Ideas«

19.00 Uhr ERÖFFNUNG Off-Space Künstlerinitiative Open Systems – Zentrum für Kunstprojekte Eröffnung der Ausstellung »The Organism no1«

17.00 Uhr IM GESPRÄCH KUNSTHALLE wien Kunsttheoretikerin Anne Marsh im Gespräch über »Extreme Art and The Body Politic: Mike Parr & Leigh Bowery«

19.00–22.00 Uhr ERÖFFNUNG Off-Space Künstlerinitiative flat1 Eröffnung der Ausstellung »Entry-Exit Paris – ›We are in a net of roses‹«

17.00 Uhr OFF-SPACE TOUR Special Project eSeL / MULTImART MULTImART Guided Off-Space Tour  17.00–20.00 Uhr KATALOGPRÄSENTATION quartier21/MuseumsQuartier Präsentation des Kataloges »AiR 300« und Studio Visits  17.30 Uhr FÜHRUNG quartier21/MuseumsQuartier Kuratorenführung durch die TONSPUR 54 von Candice Breitz

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19.00 Uhr ERÖFFNUNG MAK Eröffnung der Einzelausstellung »Pae White. ORLLEGRO«, MAKSchausammlung Gegenwartskunst

20.00 Uhr IM GESPRÄCH Special Project Sammlung Friedrichshof Stadtraum Künstlergespräch: MAK-Kurator Simon Rees mit Marcel Odenbach 20.00 Uhr PERFORMANCE Off-Space Künstlerinitiative Open Systems – Zentrum für Kunstprojekte »›The Noologist’s Handbook‹ by Warren Neidich« 20.30 Uhr FILMSCHAU Österreichisches Filmmuseum Jack Smith, »Flaming Creature«

11.00 Uhr LECTURE & DISKUSSION Deloitte »Art & Tax. Was Kunstsammler über Steuern wissen sollten«  13.00 Uhr FÜHRUNG Special Project Porzellanmuseum im Augarten Führung mit Künstlerin Xenia Ostrovska­ya und Kuratorin Claudia Lehner-Jobst durch die Porzellanmanufaktur und das Porzellanmuseum im Augarten  13.00–18.00 Uhr THEMENTAG Künstlerhaus k/haus »Fotografie im Künstlerhaus« – Präsentation der Künstlerhaus-Projekte im Rahmen von »Eyes On – Monat der Fotografie Wien«  14.00 FÜHRUNG BMUKK-Bundesstudios im Prater Atelierführungen durch die BMUKKPraterstudios mit Ursula Maria Probst  14.00 Uhr FÜHRUNG 21er Haus Kuratorenführung mit Harald Krejci durch die Sammlung zeitgenössischer Kunst des Belvedere  14.00–18.00 Uhr WORKSHOP Generali Foundation »Collective Conversation« mit Ricardo Basbaum: »Me–You: Choreographies, Games and Exercises«  16.00 Uhr FÜHRUNG Leopold Museum Führung mit dem Japanologen Peter Pantzer durch die Ausstellung »Japan – Die Fragilität des Daseins«


Do 22. 11. 2012  16.00 Uhr FÜHRUNG Special Project »Eyes On – Monat der Fotografie Wien« Führung mit Managing Director Thomas Licek zu einigen ausgewählten Ausstellungen  16.30 Uhr PRÄSENTATION Special Project SAMMLUNG VERBUND Präsentation der Installation »Yellow fog« von Olafur Eliasson  17.00 Uhr FÜHRUNG Albertina Kuratorinnenführung mit Eva Michel durch die Ausstellung »Kaiser Maximilian I. und die Kunst der Dürerzeit«  18.00 Uhr FÜHRUNG Belvedere / Unteres Belvedere Kuratorinnenführung mit Brigitte Borchhardt-Birbaumer durch die Ausstellung »Die Nacht im Zwielicht. Kunst von der Romantik bis heute«  18.00 Uhr FILM 21er Haus »Portraiture Series #2: Hetzenauer«: Bernhard Hetzenauer, Arbeiten  18.30 Uhr LECTURE Wien Museum »Josef Frank and the Meanings of the ›Wiener Moderne‹« – Vortrag von Christopher Long  18.30 Uhr FILMSCHAU Österreichisches Filmmuseum Jack Smith, »Flaming Creature«  19.00 Uhr PREISVERLEIHUNG KUNST HAUS WIEN Prämierung der Gewinner des Wettbewerbes »Foto-Automaten-Kunst«  19.00 Uhr PERFORMANCE Special Project k48 – Offensive für zeitgenössische Wahrnehmung Öffentlicher Musikvideodreh der Fam. Powidl: DAAAAD

19.00 Uhr ERÖFFNUNG Off-Space Künstlerinitiative Hinterland Eröffnung der Ausstellung »Die Fragilität des schönen Scheins. Auf der Suche nach dem vermeintlichen Paradies« 19.00–22.00 Uhr IM GESPRÄCH KUNSTHALLE wien »Kunst im öffentlichen Raum: obsessive Kontroverse oder wiederkehrende Polemiken?« – Gespräch von Kuratorin Cathérine Hug mit dem Künstler Daniel Knorr  19.00–22.00 Uhr FINISSAGE Off-Space Künstlerinitiative DIEAUSSTELLUNGSSTRASSE Finissage der Ausstellung »Before Aftermath«  20.00 Uhr ERÖFFNUNG Off-Space Künstlerinitiative Hallway Gallery Eröffnung der Ausstellung »Jörg Reissner«  20.15 Uhr LECTURE & FILME Österreichisches Filmmuseum »Could Jack Smith’s Art Ever Be Useful?« – Vortrag von Marc Siegel und Filme von Jack Smith  20.30 Uhr FILMSCHAU Österreichisches Filmmuseum Jack Smith, »Flaming Creature«  21.00 Uhr KUNSTSALON Off-Space Künstlerinitiative Fluc Miriam Bajtala und »the whoever tries committee«

Ganztägig KONFERENZ Akademie der bildenden Künste Wien »Dildo Anus Macht: Queere Abstraktion«  10.00–17.00 Uhr AUSSTELLUNG VIENNA ART WEEK im ehemaligen K. K. Telegrafenamt »Predicting Memories«  10.00–18.00 Uhr FÜHRUNG DOROTHEUM Vorbesichtigung der Auktionen »Klassische Moderne«, »Zeitgenös­ sische Kunst« und »Design«  14.00–18.00 Uhr WORKSHOP Generali Foundation »Collective Conversation« mit Ricardo Basbaum: »Me–You: Choreographies, Games and Exercises«  15.00–16.30 Uhr PODIUMSDISKUSSION DOROTHEUM »Künstler als Sammler«  16.00 Uhr FÜHRUNG Belvedere / Oberes Belvedere Führung durch die »Jubiläums­ ausstellung 150 Jahre Gustav Klimt«  16.00 Uhr GUIDED GALLERY TOUR DIE GALERIEN Führung mit Hartwig Knack durch verschiedene Galerien  16.30 Uhr FÜHRUNG MAK Sonderführung durch die Ausstellung »Wien 1900«  16.30 Uhr STUDIO VISITS & FÜHRUNG Special Project Sammlung Lenikus Führung durch Ateliers von Stipendiaten des Förderprogrammes der Sammlung Lenikus sowie durch die Ausstellung »Kann es Liebe sein?« in den Ausstellungsräumen von STUDIOS  17.00 Uhr ERÖFFNUNG Sigmund Freud Museum Eröffnung der Ausstellung »Michael Huey, ›Archivaria‹«  17.00–18.30 Uhr PODIUMSDISKUSSION Essl Museum im DOROTHEUM »New York – Hauptstadt der Kunst? Kunstproduktion zwischen Markt und Diskurs«

17.30 Uhr FÜHRUNG Universität für angewandte Kunst Wien Führung durch die Ausstellung »REALM« mit Gabriele Rothemann  18.00 Uhr FÜHRUNG Kunsthistorisches Museum Kuratorenführung mit Jasper Sharp durch die Ausstellung »The Ancients Stole All Our Great Ideas«  18.00–21.00 Uhr IM GESPRÄCH Special Project white8 Gallery in der KUNSTHALLE wien Künstlergespräch von Lucas Gehrmann mit Patrizio Travagli und Präsentation des Videos »DOPPELGÄNGER«  18.30 Uhr LECTURE Jüdisches Museum Wien Vortrag von Lisa Silverman im Rahmen der Ausstellung »Vienna’s Shooting Girls – Jüdische Fotografinnen aus Wien«  18.30 Uhr FILMSCHAU Österreichisches Filmmuseum Jack Smith, »Flaming Creature«  19.00 Uhr ERÖFFNUNG BAWAG Contemporary Eröffnung der Ausstellung »Michaël Borremans«  19.00 Uhr IM GESPRÄCH Secession Künstlergespräch von Christian Kravagna mit Kerry James Marshall  19.00 Uhr LECTURE Leopold Museum »Stripped Bare but not Exposed: The Male Nude in American Art« – Vortrag von Jonathan Weinberg im Rahmen der Ausstellung »nackte männer«  19.00 Uhr ERÖFFNUNG Special Project Nitsch Foundation Eröffnung der Ausstellung »Hören«  19.00 Uhr TEMPORÄRE AUTONOME ZONE Special Project Galerie Lisa Ruyter »Thanksgiving«

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Programmüberblick VIENNA ART WEEK 2012

Fr 23. 11. 2012  19.00 Uhr DISKUSSION Special Project Kunstraum Niederoesterreich »Was wir davon haben« – Gespräch zur Kunst im öffentlichen Raum  19.00 Uhr ERÖFFNUNG Special Project Galerie Lisi Hämmerle im Atelierhaus Screenings und Installationen, Barbara Husar – Rainer Prohaska, »Den Fluss hüten«  19.30 Uhr ERÖFFNUNG Essl Museum Eröffnung der Ausstellung »New. New York«  20.15 Uhr GESPRÄCH & FILME Österreichisches Filmmuseum Gespräch mit Peter Kubelka über Jack Smith  20.30 Uhr FILMSCHAU Österreichisches Filmmuseum Jack Smith, »Flaming Creature«  Abends ERÖFFNUNG Thyssen-Bornemisza Art Contemporary – Augarten Eröffnung der Ausstellung »Sharon Lockhart | Noa Eshkol«

Ganztägig GALLERY WEEKEND DIE GALERIEN  Ganztägig KONFERENZ Akademie der bildenden Künste Wien »Dildo Anus Macht: Queere Abstraktion«  10.00–17.00 Uhr AUSSTELLUNG VIENNA ART WEEK im ehemaligen K. K. Telegrafenamt »Predicting Memories«  10.00–18.00 Uhr FÜHRUNG DOROTHEUM Vorbesichtigung der Auktionen »Klassische Moderne«, »Zeitgenös­ sische Kunst« und »Design«  11.00 Uhr FÜHRUNG Secession Kuratorinnenführung mit Jeanette Pacher durch die Ausstellung »Anne Hardy«  11.00 Uhr FÜHRUNG Generali Foundation Kuratorinnenführung mit Diana Baldon und Ilse Lafer durch die Ausstellung »Counter-Production«  12.00 Uhr ATELIERBESUCH VIENNA ART WEEK & Sammlung Lenikus Atelierbesuch mit Kurator Herbert Justnik bei Artists in Residence  12.00–12.45 Uhr LECTURE DOROTHEUM »The Resale Right Directive and Other Measures: How the European Art Market is Being Spoiled« – Vortrag von Antoon Ott  13.00 Uhr ATELIERBESUCH VIENNA ART WEEK & Kunsthalle Exnergasse Atelierbesuch mit Barbara Wünsch, VIENNA ART WEEK, bei Artists in Residence  13.00–15.00 Uhr PODIUMSDISKUSSION DOROTHEUM »Der schöne Schein. Über den Wert von Kunst in Zeiten ökonomischer Unsicherheit«

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13.45–18.15 Uhr STUDIO VISITS Architekturzentrum Wien Atelierbesuche mit Anneke Essl bei BEHF Architects, Veech Media Architecture und gaupenraub +/-

16.00 Uhr GUIDED GALLERY TOUR DIE GALERIEN Führung mit Georgia Holz durch verschiedene Galerien

14.00 Uhr ATELIERBESUCH VIENNA ART WEEK & VBKÖ Atelierbesuch mit Kurator Herbert Justnik bei Artists in Residence

16.00 Uhr ATELIERBESUCH VIENNA ART WEEK & Krinzinger Projekte Atelierbesuch mit Kurator Herbert Justnik bei Artists in Residence

14.00–18.00 Uhr WORKSHOP Generali Foundation »Collective Conversation« mit Ricardo Basbaum: »Me–You: Choreographies, Games and Exercises«

16.00 Uhr PODIUMSDISKUSSION 21er Haus »Rette sich wer kann! Mehrfachrollen im aktuellen Kunstbetrieb«

14.30 Uhr FÜHRUNG 21er Haus Kuratorinnenführung mit Bettina Steinbrügge durch die Ausstellung »Keine Zeit«  15.00 Uhr ATELIERBESUCH VIENNA ART WEEK & Galerie Hilger Atelierbesuch mit Barbara Wünsch, VIENNA ART WEEK, bei Curators in Residence  15.00 Uhr FÜHRUNG Leopold Museum Sonderführung durch die Ausstellung »nackte männer«, mit Begrüßung durch Direktor Tobias G. Natter  15.00 Uhr LECTURE Albertina »Kaiser Maximilian I. – Selbstinsze­ nierung bis in den Tod« – Vortrag von Thomas Schauerte  15.00–17.00 Uhr PODIUMSDISKUSSION DOROTHEUM »Wien–Moskau. Kunstszenen im Austausch«  15.00–17.00 Uhr STADTEXPEDITION Wien Museum »Die Sanierung der Werkbundsiedlung« – Stadtexpedition mit Martin Praschl und Azita Goodarzi, P.Good Architek­ten, sowie Kuratorin Eva-Maria Orosz anlässlich der Ausstellung »Werkbund­ siedlung Wien 1932. Ein Manifest des Neuen Wohnens«

16.30 Uhr FÜHRUNG MAK Sonderführung durch die Ausstellung »Wien 1900«  17.00 Uhr ATELIERBESUCH VIENNA ART WEEK & quartier21 / MuseumsQuartier Atelierbesuch mit Barbara Wünsch, VIENNA ART WEEK, bei Artists in Residence  17.00–18.30 Uhr PODIUMSDISKUSSION Sigmund Freud Museum im DOROTHEUM »Body and Art – the Image of Hysteria in the 21st Century«  18.00 Uhr ATELIERBESUCH VIENNA ART WEEK & Belvedere Atelierbesuch mit Kurator Herbert Justnik bei Artists in Residence  18.00 Uhr MAGAZINPRÄSENTATION Special Project EIKON im Leopold Museum Präsentation von »EIKON« #80  18.30 Uhr FILMSCHAU Österreichisches Filmmuseum Jack Smith, »Flaming Creature«  19.00 Uhr ERÖFFNUNG Architekturzentrum Wien Eröffnung des 19. Wiener Architektur Kongresses – »Sowjetmoderne 1955– 1991. Unbekannte Geschichten«




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