Programm Frühjahr/Sommer 2017

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Naturwissenschaft / Technik

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Jörg Zittlau

Gerhard Roth

Prof. Gerhard Roth

Identität

Wie das Gehirn die Seele macht

Die psychologischen Wurzeln eines politischen Themas

Kaum etwas macht uns mehr Angst als die innere Leere. Doch es gibt auch die produktive, gute Leere. Durch Meditation, Konzentration, Musik oder auch beim Sex können wir diesen Zustand erreichen – unser Gehirn liebt die Leere, sie macht uns glücklich. Kein Wissen mehr um das eigene Ich. Selbst die Worte sind verschwunden: Man liest nicht, spricht nicht, auch das Denken scheint versiegt. Eine beängstigende Vorstellung. Die vermutete Leere von Koma und Locked-in schreckt uns so sehr, dass wir sogar Patientenverfügungen unterschreiben, damit man uns diese Zustände erspart. Doch dieser negativen Leere kann man auch eine positive entgegensetzen: Unser Gehirn ist weit mehr als nur eine Zentrale des Denkens. Es ist auch ein Organ, das gerne gedankenlos ist. Die aktuelle Hirnforschung liefert weitere Belege für die Lust an der Leere und zeigt, wie wir sie für uns nutzen können – zumal in einer Welt, die von uns ständige Aktivität erwartet. Jörg Zittlau hat zusammen mit Niels Birbaumer, dem langjährigen Leiter des Instituts für medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie an der Universität Tübingen, das Sachbuch „Denken wird überschätzt“ geschrieben. Zittlau ist Autor von mehr als 60 Sachbüchern aus den Bereichen Wissenschaft und Gesundheit und zählt zu den bekanntesten Wissenschaftsautoren in Deutschland. Eine Kooperation mit der Stadtbücherei Garching.

Seit dem Altertum wird das Gehirn als Organ der Seele angesehen. Wo und wie aber das Psychische im Gehirn entsteht, wie sich dabei unsere Gefühlswelt, unsere Persönlichkeit und unser Ich formen, kann mit Hilfe der modernen Verfahren der Hirnforschung erst seit kurzem erforscht werden. Die jüngsten Fortschritte der Neurowissenschaften in Kombination mit modernen Forschungsmethoden machen es möglich, fundierte Antworten darauf zu geben, ■ wo im Gehirn die Seele zu verorten ist ■ wie der Aufbau der Persönlichkeit verläuft ■ worauf psychische Erkrankungen beruhen ■ warum die Wirksamkeit von Psychotherapien nicht gut belegt ist ■ warum alte Muster immer wieder unser Verhalten bestimmen und so schwierig zu verändern sind ■ warum Menschen mit antisozialen Persönlichkeitsstrukturen nur schwer behandelbar sind ■ wie man im Rahmen der Psychotherapie oder mit Medikamenten auf die Psyche einwirken kann. Gerhard Roth ist Professor für Verhaltensphysiologie und Entwicklungsneurobiologie am Institut für Hirnforschung der Universität Bremen. Bekannt wurde er durch seine drei bei Suhrkamp erschienenen Bücher „Das Gehirn und seine Wirklichkeit“, „Fühlen, Denken, Handeln“ und „Aus Sicht des Gehirns“. In der Zeitschrift Cicero wurde Gerhard Roth als der bedeutendste Naturwissenschaftler in Deutschland ausgezeichnet. Gebühr wird an der Abendkasse bezahlt!

Wer bin ich? Wer sind wir? Was macht uns zu der Person, die wir sind, was macht unsere Identität aus? Ist das festgefügt oder kann es sich ändern? Was trägt unsere Lebensgeschichte dazu bei, was unsere bewussten Erinnerungen, was unsere unbewussten Prägungen? Welche Rolle spielen Familie, Nachbarschaft, Schule, Firma, Vereine, Religionsgemeinschaften, der Wohnort, Bayern, Deutschland, Europa? Beeinflusst es unsere Identität, wenn wir irgendwo ausgeschlossen werden, obwohl wir dazugehören möchten? Mit welchen Gruppen wollen wir dafür selbst nichts zu tun haben, von wem erfahren wir gar nichts? Tatsächlich ist unsere Identität nicht in Stein gemeißelt. Psychologisch – und im Gehirn – verändern wir uns Tag für Tag ein ganz klein wenig, nur wird uns das eher selten bewusst. Trotzdem hat es Konsequenzen. Dafür, wie wir uns selbst erleben, wie wir denken, fühlen und handeln, und wie wir dem Rest der Welt begegnen. Dr. Barbara Knab, Wissenschaftsautorin und Diplom-Psychologin, hat im Bereich der Schlafforschung gearbeitet und dazu eine Reihe von Büchern veröffentlicht. Sie schreibt u.a. für „Psychologie Heute“. Gebühr wird an der Abendkasse bezahlt!

Kurs-Nr. K1300K, Garching Stadtbücherei, Bürgerplatz 11 Mittwoch, 05.04.17, 19.30 Uhr Dr. Jörg Zittlau

Kurs-Nr. K1301K, Ismaning vhs im Kultur- u. Bildungszentrum, Mühlenstr. 15 Mittwoch, 19.04.17, 19.00 Uhr Prof. Gerhard Roth EUR 6,00

Naturwissenschaft / Technik Dr. Jörg Zittlau

Denken wird überschätzt Warum unser Gehirn die Leere liebt

Gebührenfrei!

Info & Anmeldung:  089/550517-0 oder direkt über www.vhs-nord.de

Kurs-Nr. K1302K, Ismaning vhs im Kultur- u. Bildungszentrum, Mühlenstr. 15 Donnerstag, 18.05.17, 19.30 Uhr Dr. Barbara Knab EUR 6,00

Hinweis: vhs-Vortragsabo K – Ihre Flatrate für alle Vorträge und Kinoveranstaltungen der vhs-nord. Für nur EUR 30,00 können Sie (oder wenn Sie verhindert sind eine beliebige andere Person) mit unserem „vhs-Dauer-Ticket“ alle 153 Veranstaltungen besuchen – siehe S. 8/9.

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