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Akten und Akteure

oben Ilona Laszlo, um 1985.

Mitte Willi Peter, um 1985.

unten Willi Moesch (1950–2021), um 2010. hen des Verbands der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden mit einem Heft und einem Fest gefeiert.38

In jüngster Zeit beschritt die Kantonspolizei Neuland, indem sie ehemalige Kantonspolizisten als Zeitzeugen durch den Journalisten Hanspeter Spörri mehrere Stunden interviewen liess.39 Parallel zu diesem OralHistoryProjekt drehten die Korpsmitglieder Oliver Reichlin und Fredy Kunz 2016 den Imagefilm «Die Essenz: D’Jagd nach de gheime Chrütersulz», der die damalige Polizeiarbeit mit Laienschauspielern und Korpsangehörigen darstellt. Schliesslich hat Willi Moesch (1950–2021), als ehemaliger Mediensprecher das «Gesicht der Kantonspolizei», 2018 seine persönlichen Erinnerungen unter dem Titel «Ein Leben für die Polizei» verfasst. Diese umfassen den Zeitraum vom Eintritt ins Korps 1973 bis zur Pensionierung im Jahr 2012.

Akten und Akteure

Die Arbeit des Polizisten und des Historikers gleicht sich in ihren Grundzügen. Beide versuchen, aufgrund vorgefundener Fakten den wahrscheinlichsten Verlauf einer Geschichte und damit ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Nur die Methodik und die Begriffe sind teilweise andere, was damit zusammenhängt, dass der Polizist oder die Polizistin sich mit aktuellen Vorfällen beschäftigt. Der Historiker oder die Historikerin im Gegenzug interessiert sich für Entwicklungen, die weit über die eigene Lebenszeit hinausführen. Spricht der oder die eine von Zeugen und Indizien, so sagt der andere dazu Zeugnisse und Quellen. Die Rekonstruktion einer Kausalkette entspricht dem Versuch, Raum, Zeit und Akteure in einer Chronologie zu erfassen. Die Polizistin ermittelt, der Historiker sucht nach Spuren. Beiden gemeinsam ist, dass sie zu verstehen und zu erklären versuchen. Und beide müssen sich bemühen, nicht zu verurteilen.

Begibt sich der Historiker auf Spurensuche, ist es für die Beurteilung des Quellenmaterials wichtig, dass Klarheit darüber herrscht, wer dieses hinterlassen hat und wie es erhalten worden ist. Spuren finden sich in Berichten, Selbstzeugnissen, Akten und Bildmaterial, seien es Illustra

tionen, gedruckte Werbungen oder auch Fotografien. Ein Teil wurde absichtlich zu Dokumentationszwecken erstellt, ein anderer Teil ist Zeugnis der täglichen Arbeit. Zur ersten Kategorie gehören die Jubiläumsschriften, die schriftlichen Erinnerungen von Polizisten und die Zeitzeugeninterviews, zur zweiten die Lohnlisten oder die alljährlichen Korpsspiegel der Mitarbeitenden40. Dass Zeugen sich manchmal irren oder nach einer gewissen Zeit Vergangenes in der Erinnerung anders beurteilen, gehört zur Natur der Sache. Zeugnisse der zweiten Kategorie mögen präziser sein, sind aber für sich genommen nicht sofort verständlich. Um einen Erkenntnisgewinn daraus ziehen zu können, müssen sie in einen Kontext gestellt werden. Dies gilt im Besonderen für Fotos, wenn das Jahr der Aufnahme, der Ort und die abgebildeten Personen unbekannt sind.

Hauptquelle für die Polizeigeschichte sind die Dokumente der Kantonspolizei und ihrer Vorgängerorganisation, die heute im Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden aufbewahrt werden.41 Mit dem Privatarchiv des PolizeibeamtenVerbands42, 1897 als Berufsverband gegründet, steht ausserdem der Bestand eines der Hauptakteure der Ausserrhoder Polizeigeschichte zur Verfügung. Ursprünglich als Verein gegründet, der sich um die berufliche und soziale Besserstellung seiner Mitglieder bemühte, wurde der PolizeibeamtenVerband im Verlauf der Zeit ein Schlüsselakteur. Die Wirkung des Verbands auf die Stellung der Gemeindepolizisten und später auf diejenige der Kantonspolizisten kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Neben Generalversammlungsprotokollen sind Memoranden, Eingaben an die Vorgesetzen und eine umfangreiche Korrespondenz erhalten. Dadurch entstand ein Sammelsurium von Archivalien, die einen guten Überblick über die Tätigkeiten der Polizisten, aber auch über ihre beruflichen und persönlichen Nöte bieten. Hinzu kommt eine Sammlung von Zeitungsartikeln zur und über die Ausserrhoder Polizei, welche die Aussensicht dokumentiert. Zeitungen im Allgemeinen sind eine zentrale Quelle.43 Berichte über Unfälle oder Verbrechen in den Medien liefern der Öffentlichkeit ein Bild der polizeilichen Tätigkeit. Ausserdem nutzt die Polizei dieses Instrument für Sensibilisierungskampagnen, indem sie gezielt über bestimmte Themen informiert.44

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