[Umrisse] 5-6/2022

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Am Straßenrand

Tank- und Rastanlage bei Sömmerda

Pabellón Àgora in Valencia

Innovative Toilettenhäuschen in Tokio Neuer

Kiosk am Bregenzer Seeufer

Blockheizkraftwerk in Orbe

Weinkeller und Verkostungsstätte in Texas

Restaurantzug in Taiwan

BIM

Erweiterte Einsatzmöglichkeiten durch AR

Ausgabe 5/6 • 2022

Beton. Für große Ideen.

www.beton-fuer-grosse-ideen.de

Oscar Niemeyer Sphere – Leipzig Oscar Niemeyer | Architekt | Rio de Janeiro

Aufmerksamkeit als Ansporn

»Übrigens gibt es keine Referenzen mehr. Sie sind gewissermaßen zu etwas Augenblicklichem geworden. Die jungen Künstler kennen sich in der Geschichte nicht mehr aus. Sie leben im Alltag, in der fortwährenden Gegenwart, in der journalistischen Fußnote; sie leiden alle an Amnesie. Für sie ist Cézanne ein alter Hut. Sie gehen nicht mehr ins Museum, sie lesen nicht mehr. Ein einschlägig spezialisierter Buchhändler unweit der École des Beaux-Arts in Paris hat seit zehn Jahren keinen einzigen Studenten über seine Türschwelle treten sehen. Ich erkenne darin ein frappierendes Zeichen für den Wandel des Klimas. Die höchste Referenz für einen jungen Menschen, der über ein Minimum an Kenntnissen verfügt, ist heutzutage Beuys oder bestenfalls Warhol. Sonst ist es die letzte Biennale in Venedig oder die letzte Documenta in Kassel. Es gibt tatsächlich eine vollständige Abkoppelung des kulturellen Korpus von seiner ›Disziplin‹.«

In dieser (vermeintlich) äußerst schnelllebigen Zeit, in der zahllose Kommunikationsmedien und -mittel zur Verfügung stehen und für einen nachgerade unaufhörlich anmutenden Informationsfluss sorgen, fällt es per se nicht ganz leicht, den Überblick zu bewahren und (wenigstens) zwischen wichtigeren und in toto belanglosen Nachrichten zu unterscheiden. Um in der Flut an ununterbrochen »aufploppenden« Meldungen nicht unterzugehen, bedarf es freilich des Willens wie der Fähigkeit zu differenzieren: Beides ist nicht immer vorhanden oder uneingeschränkt vorzufinden, Letzteres bedingt zudem ein Minimum an Vorbildung, gepaart mit der Freude am Nachdenken – zwei Prämissen, die einer und einem überhaupt erst erlauben, die Aussagekraft vieler Verlautbarungen zu be- und durchleuchten, sie also im besten Sinne zu relativieren und in einen oder den (historischen) Kontext einzuordnen.

Eine durchaus zutreffende Beschreibung für den inzwischen leider arg verbreiteten Mangel an Geschichtsbewusstsein und die (offensichtlich) fehlende Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit Zusammenhängen, die nachzuvollziehen und damit zu begreifen zweifelsohne ein bisschen Anstrengung kostet, liefern nun die einleitend zitierten Zeilen aus einem kleinen und dennoch sehr feinen Buch von Jean Clair, dessen Lektüre hier, den winterlichen Temperaturen entsprechend, wärmstens empfohlen sei. Dass sich die (intensivere) Beschäftigung mit »Eine kurze Geschichte der modernen Kunst« generell lohnt, ist im Übrigen recht einfach zu begründen, bieten die in Summe knapp 70 Seiten doch eine höchst lehrreiche, ja eine ebenso kundige wie komprimierte Darstellung des 20. Jahrhunderts, die von vorne bis hinten zu lesen (zugleich) stetes Vergnügen bedeutet, was selbstredend auch für jene Abschnitte gilt, die mit eher überpointiert klingenden Einschätzungen aufwarten. Darüber hinaus verweisen Jean Clairs Ausführungen, nicht nur en passant, auf ein weiteres Phänomen und insofern auf ein Problem, das signifikante Konsequenzen zeitigt – nämlich die allerorten grassierende Fixierung auf (angebliche) Großereignisse und Tagesaktualitäten, die sich bequem und möglichst aus der Ferne goutieren lassen. So wird ein unbefangener Nutzer von Bahn oder Bus heute fast unweigerlich mit dem Faktum konfrontiert, dass die meisten Menschen sich weder in irgendeine Form der Literatur vertiefen noch aus dem Fenster schauen oder gar mit ihren Mitreisenden reden, sondern stattdessen auf das (winzige) Display ihres Smartphones starren. Welchem Zweck ihr Verhalten dient, ob sie einen der oft und gerne als epochal angepriesenen »Posts« aufzusaugen pflegen, sich um einen virtuellen Austausch via sozialem (!) Netzwerk bemühen oder sich lediglich als sogenannte Gamer zu betätigen versuchen, spielt dabei keine wesentliche Rolle: Ihr reales Umfeld scheint sie nicht (mehr) zu interessieren.

Wer aber seine Umwelt und deren Veränderungen nicht wahrnimmt, wird (auch) keine Erfahrungen sammeln und keine Erkenntnisse gewinnen – und infolgedessen nicht in der Lage sein, Ursache und Wirkung auseinanderzudividieren, (gegenwärtige) Qualitäten zu erfassen und zu beurteilen oder Alternativen für die Zukunft zu entwickeln. Die Perspektive, sich eine eigene Meinung bilden, kompetent argumentieren und ausgezeichnete Lösungen erzielen zu können, sollte deshalb Ansporn genug sein, um auf Dauer aufmerksam zu bleiben, natürlich ohne sich in Banalitäten oder auf Nebenschauplätzen zu verlieren. Die Aufgabe, eine exemplarische Auswahl an (baulich) überzeugenden Resultaten zu dokumentieren, erfüllen wiederum die [Umrisse] mit Heften zu verschiedenen Themen, wie (hier) »Am Straßenrand« erneut mit Nachdruck bestätigt. Obwohl es Anfang Dezember eigentlich noch ein klein bisschen zu früh dafür ist, bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen: sämtlichen Autoren und Anzeigenkunden, Abonnenten und (sonstigen) Lesern für die immer wohlmeinende Mitwirkung –und wünschen Ihnen alles Gute, eine große Portion Glück, Erfolg und insbesondere Gesundheit sowie einen recht schwungvollen Start in das Jahr 2023, in dem Sie unsere Zeitschrift für Baukultur wiederum mit mannigfaltigen Informationen, nutzbringenden Exkursen und essentiellen Anregungen unterstützen und begleiten wird.

[Umrisse] [3 [ Editorial
[Umrisse] 4] Inhalt ] Editorial Aufmerksamkeit als Ansporn 3 Michael Wiederspahn Am Straßenrand Auftanken an historischer Stätte 6 Jonas Greubel, Daniel Schilp, André Schmidt Stadtklima, Tradition und Innovation 12 Stefan Teufel Variationen eines alten Themas 18 Siegfried Löffler Kleiner Kiosk mit großer Bedeutung 25 Stefan Teufel Elegante Technik 30 Valentin Oppliger Zwischen Eichen und Ulmen 34 Siegfried Löffler Fünf Gänge in der Landschaft 38 Stefan Teufel
[Umrisse] [5 [ Inhalt BIM BIM auf der Baustelle 42 Clemens Neubauer, Oliver
Rubriken Immobilienmarkt 46 Produkte und Projekte 47 Software und IT 56 Nachrichten 57 Termine 61 Bücher 62 Impressum 63
Philips, René Krüger

Auftanken an historischer Stätte

Tank- und Rastanlage Leubinger Fürstenhügel bei Sömmerda

Anforderungen Wettbewerb

Das Fürstengrab von Leubingen ist der größte noch weitgehend erhaltene frühbronzezeitliche Grabhügel Mitteleuropas und eines der bedeutendsten Bodendenkmale Thüringens. Es liegt nordöstlich von Sömmerda in unmittelbarer Nähe des Autobahnabschnitts der A 71 zwischen Erfurt und Sangerhausen.

In seiner direkten Nachbarschaft, auf der Ostseite der A 71 zwischen den Anschlussstellen Sömmerda-Ost im Süden und Kölleda im Norden, entstand als Projekt der Internationalen Bauausstellung Thüringen (IBA) im Rahmen eines modellhaften Verfahrens zur Qualifizierung von Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen eine zukunftsweisende Tank- und Rastanlage.

Von Anfang an war es das Bestreben, hier ein Projekt zu entwickeln, das nicht nur den modernen Anforderungen an ein Verkehrsinfrastrukturbauwerk entspricht, sondern die besondere Geschichte der Stätte widerspiegeltund vermittelt und die umgebende Landschaft sowie den Grabhügel selbst mit in die Gestaltung einbezieht.

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Ansicht von Nordosten mit Gastronomiebereich © MONO/Gregor Schmidt Ansicht von der A 71 – Tankbereich und Ausstellungsgang © MONO/Gregor Schmidt

Es sollte ein Ort entstehen, der über seine Funktion hinaus einen hohen Erlebnis- und Entdeckungswert besitzt und auch Besucher anzieht, die über den nahegelegenen Radwanderweg Saale Unstrut zur Anlage gelangen.

Entsprechend wurde der 2015 europaweit ausgeschriebene Wettbewerb formuliert, bei dem interdisziplinäre Planungskonzepte zur Architektur und der Landschaftsgestaltung sowie ein Ausstellungs- und Kommunikationskonzept der Gesamtanlage gefordert waren. Ausloberin im Auftrag des Freistaats Thüringen war die DEGES Deutsche Einheit Fernstraßenplanungsund -bau GmbH in Kooperation mit der IBA Thüringen. In diesem Wettbewerb konnte das Berliner Büro MONO Architekten mit dem gleichfalls in Berlin ansässigen Landschaftsarchitekten von Planorama und den Kommunikationsdesignern von MUS Studio, Berlin, mit ihrem Entwurf überzeugen.

Im September 2017 erhielt die Shell Deutschland GmbH den Zuschlag als Konzessionsnehmer der Tank- und Rastanlage. Shell setzte den Siegerentwurf und die Empfehlungen der IBA Thüringen um. Der Bund und das Land Thüringen komplettierten das Projekt durch die Erstellung der prämierten Außenanlagen.

Landschaftliche Einbindung

Inspirationsquelle für den Entwurf der Raststätte war ein vor mehreren Jahren im direkten Umfeld des Hügels bei Grabungen entdecktes hallenartiges Langhaus aus der gleichen Zeit wie das Fürstengrab, von dem vermutet wird, dass es einst als Fürstensitz des Bestatteten diente. Dessen neue, schlichte, moderne Interpretation und der Grabhügel sind durch eine klare Wegeführung miteinander verbunden, die ihren Ausgang an der Tank- und Rastanlage nimmt.

Die Gestaltung der Anlage ist auf wenige Elemente reduziert, um den Reisenden eine Atmosphäre der Ruhe zu bieten und gleichzeitig gegenüber dem historischen Fürstenhügel – dem Protagonisten des Orts – zurückzutreten.

Der Baukörper legt sich als langgestreckter Winkel in eine neu geschaffene landschaftliche Senke und fügt sich so in das flachwellige Hügelland ein. Der orthogonal zur Fahrbahn ausgerichtete Flügel überdacht die Tankanlage und markiert als großes Tor die Einfahrt zur Rastanlage. Der zweite Flügel knickt in Richtung Osten ab und stellt den visuellen Bezug zum Fürstenhügel her. Er nimmt alle Funktionsbereiche der Raststätte auf. Verbunden sind die beiden Flügel über ein durchgehendes skulptural gefaltetes Dach, das von der Tankanlage aus langsam ansteigend die Firstlinie des »Langhauses« bildet und am östlichen Kopfende über dem Gastraum seinen Hochpunkt findet.

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Blick entlang dem Laubengang © MONO/Gregor Schmidt Vorplatz zum Ausstellungs- und Gastronomiebereich © MONO/Gregor Schmidt Langhaus mit Panoramafenstern © MONO/Gregor Schmidt
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Lageplan © MONO Ansicht Nordost © MONO Ansicht Nord © MONO Ansicht Süd © MONO Grundriss © MONO Abgewinkeltes Langhaus mit Tank- und Gastronomiebereich © MONO/Gregor Schmidt

Tanken und Rasten

In dem orthogonal zur Fahrbahn ausgerichteten Gebäudeflügel sind alle Funktionsbereiche der Tankstelle angeordnet. Sein Dach überspannt, ähnlich einer Brücke, den gesamten Tankbereich. Dadurch entsteht eine einladende Geste, die zugleich dem ersten Blick auf den namensgebenden Fürstenhügel eine rahmende Fassung gibt. Sechs Zapfsäulen für Pkw und vier für Lkw werden ergänzt durch zwei ElektroSchnellladestationen. In der Gesamtkonzeption ist außerdem eine mögliche Nachrüstung für eine Wasserstoffbetankung berücksichtigt. Die Überdachung »leitet« die Besucher wettergeschützt zum in der Verlängerung des Tankbereichs angeordneten Tankshop. Der Gastraum befindet sich am östlichen giebelseitigen Ende des Baukörpers, die vollverglaste Giebelseite gibt die direkte Sicht auf den Fürstenhügel frei. Panoramafenster ermöglichen zudem vielfältige Ausblicke in die umgebende Landschaft. Ein großer Dachüberstand bietet ausreichend Verschattung und Wetterschutz für die außen vorgelagerten Terrassenflächen. Der großzügige Gastraum wird durch eine zentral eingestellte Galerie zoniert, unter der sich hinter der einladenden Theke eine offene Küche befindet.

Konstruktion und Material

Aufgrund der großen Spannweiten und Auskragungen wurde das Primärtragwerk in Stahl ausgeführt. Das Tankstellendach besteht aus einem komplexen Raumfachwerk und überspannt das Tankfeld stützenfrei auf 48 m. Der zweite Gebäudeflügel besteht aus einer Stahlrahmenkonstruktion. Die Räume des dienenden »Rückens« sind als tragende Wände, und, ebenso wie die Decke, aus Betonfertigteilen erstellt, die restlichen Innenwände wurden in Leichtbauweise realisiert.

Die Verwendung einer einheitlichen vorpatinierten Aluminiumhaut auf Dach und Außenwänden stärkt den ruhigen Gesamteindruck des Bauwerks. Das Dach mit seinen teilweise verwundenen Flächen ist als konventionelles Stehfalzdach ausgebildet.

Die vorgehängte hinterlüftete Fassade ist unregelmäßig gekantet, wodurch eine feingliedrige, vertikale Struktur mit dezentem Schattenspiel entsteht.

Eingerückt unter dem Dach öffnet sich das »Langhaus« in den öffentlichen Bereichen einladend mit einer raumhohen PfostenRiegel-Fassade. Die Südfassade zum Wirtschaftshof, wo alle dienenden Räume angeordnet sind, ist als Lochfassade ausgebildet.

Decken und Wände der öffentlichen Innenräume sind mit hochwertigem Vollholz ausgekleidet, wobei die Decken zudem akustisch wirksam ausgeführt wurden. Integrierte Einbauten sind kontrastreich aus schwarzer Holzfaserplatte gefertigt.

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Wirtschaftshof auf der Südseite der Anlage © MONO/Gregor Schmidt Blick aus dem Shop auf das Tankfeld © MONO/Gregor Schmidt Ausstellungsgang © MONO/Gregor Schmidt

Ausstellung

Ein überdachter, parallel entlang der Nordseite der Gesamtanlage geführter Arkadengang leitet die Besucher über zwei Eingänge in das dahinterliegende langgestreckte Foyer, das als Ausstellungsraum sowie als Verteiler zu allen öffentlichen Funktionsbereichen dient. Die Ausstellungselemente bespielen die bis zu 6 m hohe mit Vollholz verkleidete Wand. Das Materialkonzept der Ausstellungsarchitektur wurde aus der Gestaltung der Innenräume abgeleitet.

Ziel der als »Edutainment« nach dem MehrSinne-Prinzip konzipierten Dauerausstellung zur Geschichte der Region ist es, das Interesse der Besucher für das kulturelle Erbe des Orts und der Umgebung zu wecken. Thematisch konzentriert sich die Ausstellung auf die in der Region wichtige Epoche der frühen Bronzezeit vor etwa 4.000 Jahren. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der geschichtlichen Bedeutung des Orts als Handels- und Transitstrecke, denn die Verkehrsachse durch das Thüringer Becken entlang der heutigen Bundes-

autobahn A 71 ist, wie archäologische Funde belegen, schon vor Jahrtausenden entstanden.

Als Erweiterung der Ausstellung ist im Außenraum ein Lehrpfad, der Zeitreiseweg, angelegt, der zu einem Spaziergang zur eigentlichen kulturgeschichtlichen Besonderheit des Orts, dem Hügelgrab, einlädt.

Der rund 500 m lange Weg ist als Zeitschiene inszeniert. Die einzelnen Wegestationen sind als Intarsien aus Betonfertigteilen in den aus Ortbeton mit Besenstrich strukturierten Weg eingelassen und werden jeweils von einer Stele begleitet. Der Grabhügel wird von der Wegestruktur kreisförmig umschlossen. Auf dem Hügel selbst befindet sich eine behutsam in den historischen Ort integrierte Aussichtsplattform, die über eine Stufenanlage erschlossen wird. Das direkte Umfeld des Fürstenhügels ist als sogenanntes Offenland gestaltet, wodurch der Hügel freigestellt bleibt.

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Gastraum mit eingestellter Galerie und offenem Küchenbereich © MONO/Gregor Schmidt Verzehrbereich mit Panoramafenster © MONO/Gregor Schmidt
© MONO
Blick auf den Fürstenhügel © MONO/Gregor Schmidt

Fazit

Der Bau der Tank- und Rastanlage begann im Oktober 2018, die Inbetriebnahme erfolgte 2021. Unter Berücksichtigung der verkehrlichen, landschaftlichen und touristischen Rahmenbedingungen ist ein markanter Ort entstanden, der im Verkehrsfluss der Autobahn den kurzen Halt bedient, aber auch Möglichkeiten zum Verweilen, für Ein- und Ausblicke sowie Verbindungen in die umgebende Region eröffnet.

Dipl.-Ing. Jonas Greubel, Architekt

Dipl.-Ing. Daniel Schilp, Architekt

Dipl.-Ing. André Schmidt, Architekt

Gesellschafter MONO Architekten

Greubel & Schilp & Schmidt PartGmbH, Berlin

Luftaufnahme des Fürstenhügels mit Wegeführung ©

Bauherr (Konzessionsgeber) Außenanlagen

Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch Die Autobahn GmbH des Bundes, diese vertreten durch DEGES Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH, Berlin

Bauherr (Konzessionsnehmer) Betriebsgrundstück

Tank- und Rastanlage

SHELL Deutschland GmbH, Hamburg

Entwurf, Ausführungsplanung und baukünstlerische Oberleitung

MONO Architekten

Greubel & Schilp & Schmidt PartGmbH, Berlin

Tragwerksplanung

Brückner Dietz GmbH, Darmstadt

Projektsteuerung

ARTELIA GmbH, Hamburg

Bauüberwachung, Verkehrsplanung und Tanktechnik

KMP Bauplanungs- und Projektmanagement GmbH, Birkenwerder

Haustechnik

Ingenieurgesellschaft GIG GmbH innovative Gebäudetechnik, Bremen

Brandschutz

Heister + Ronkartz Brandschutzsachverständige, Hückelhoven

Energiekonzept und Bauphysik

Ee concept GmbH, Darmstadt

TGA/ELT Tanktechnik

ETB Nord, Ratekau

Landschaftsgestaltung

Planorama Landschaftsarchitektur, Berlin

Ausstellungs- und Kommunikationsdesign

MUS Studio, Berlin

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Zeitreiseweg zum Fürstenhügel © MONO/Gregor Schmidt IBA/Thomas Müller

Stadtklima, Tradition und Innovation Pabellón Àgora in

Valencia

World Design Capital 2022

Valencia ist in diesem Jahr Welthauptstadt des Designs. Die Entscheidung hatte die World Design Organization (WDO), die diesen Titel alle zwei Jahre vergibt, bereits 2019 bekannt gegeben. Die 1957 gegründete WDO ist eine NGO, deren Ziel es ist, innovatives Industriedesign zu fördern. In ihr sind mehr als 150 Mitgliedsorganisationen vereint. Sie ist außerdem mit einem Sonderstatus in beratender Funktion bei den Vereinten Nationen vertreten.

Die Auszeichnung wird seit 2008 mit dem Ziel vergeben, Städte, in denen Design bereits im wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben eine wichtige Rolle einnimmt, weiter zu fördern und so die Designer/Kunstschaffenden zu unterstützen. Für Valencia sprach sich die WDO sowohl in Würdigung der jahrtausendealten Handwerks- und Kunstgewerbetradition als auch in Anerkennung der besonderen Qualität und Individualität des valencianischen Kunst- und Designschaffens seit den letzten 100 Jahren aus. Damit reiht sich die Stadt ein in die illustre Gesellschaft von Turin (Italien) im Jahr 2008, Seoul (Südkorea) 2010, Helsinki (Finnland) 2012, Kapstadt (Südafrika) 2014 und Taipeh (Taiwan) 2016, Mexiko-Stadt 2018 sowie Lille (Frankreich) 2020.

Die Hafenstadt an der Südostküste Spaniens gilt als ein Zentrum der spanischen Keramikindustrie. Das Keramikdesign hat hier eine bis in die Jungsteinzeit zurückreichende Geschichte. Die farbenfrohen Kacheln und Fliesen finden sich nicht nur an und in vielen Gebäuden der Stadt, sondern werden weltweit exportiert. Daneben haben sich in den letzten Jahren international geschätzte Produktdesigner in Valencia niedergelassen. Und ein Blick auf die zeitgenössische Architektur, insbesondere auf die Bauten Santiago Calatravas, des berühmten Sohnes der Stadt, zeugt davon, wie vielschichtig die Idee vom anspruchsvollen Gestalten hier auf allen Ebenen verankert ist.

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Pavillon auf dem zentralen Platz im Stadtzentrum von Valencia © Alejandro Gómez Vives

Regionalität

Ein Jahr lang war und ist die Hafenstadt noch Austragungsort vielfältiger Veranstaltungen rund um das Thema Design. Für diese zuständig ist der ortsansässige Architekt Miguel Arraiz, der zum Programmdirektor des Events ernannt wurde. In der Tradition anderer Designhauptstädte, wie beispielsweise Helsinki und Taipeh, schlug er vor, einen zentralen Ort von großer Sichtbarkeit zu schaffen, an dem und um den herum sich die Veranstaltungen entwickeln können. Statt einer geschlossenen Hülle wünschte Arraiz allerdings eine Art halboffenen Marktplatz (Àgora), eine temporäre schwebende Struktur, die als Referenz an die Keramikindustrie mit einer solchen Hülle gefasst werden sollte. Darüber hinaus sollte diese Hülle einen innovativen Ansatz für Nachhaltigkeit und klimagerechtes Planen und Bauen aufzeigen und mit minimalem Aufwand für unterschiedliche Veranstaltungsformate adaptiert werden können.

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Schatten spendender Treff- und Informationspunkt © Alejandro Gómez Vives Blick ins »Innere« mit skulpturalem hölzernen Sonnensegel © Alejandro Gómez Vives Schattige Fläche mitten auf dem Platz © Alejandro Gómez Vives

Ansicht Längsseite

Längsschnitt Tragwerk (ohne Sonnensegel)

Querschnitt Tragwerk (ohne Sonnensegel)

Explosionszeichnung des Pavillonaufbaus

Stirnseite

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© Arqueha Ansicht © Arqueha Detailaxonometrie der Fassade © Arqueha © Arqueha © Arqueha © Arqueha Pavillon im städtischen Umfeld © Alejandro Gómez Vives

Als prominenter Standort wurde die Plaça de l‘Ajuntament, der von vier Straßenzügen gefasste Hauptplatz im Zentrum der Stadt, bestimmt. Und um ihn entsprechend inszenieren zu können, wurde für die Zeit eine dieser Straßen gesperrt, wodurch eine enge fußläufige Anbindung in das dahinterliegende Viertel möglich wurde.

Arraiz‘ Entwurf sah einen rechteckigen, an den Längsseiten von schlanken Stützenpaaren getragenen schwebenden Quader über einem auf Fußgängerebene offen gehaltenen Raum vor, der im oberen Bereich durch unregelmäßig modular angeordnete »Klimakacheln« gebildet wird. Von oben dient ein als abgehängte dreidimensionale hölzerne Raumstruktur ausgebildetes Sonnensegel zur Verschattung. Diese Struktur hat ebenso wie die Kacheln einen regionalen Bezug.

Es ist die abstrahierte Form einer Falla, einer der vielen überlebensgroßen, meist aus Holz oder Pappmaché gefertigten Skulpturen, wie sie anlässlich des gleichnamigen Frühlingsfests im März jeden Jahres durch die Straßen von Valencia getragen und zum Abschluss feierlich verbrannt werden, eine Tradition, die im 18. Jahrhundert entstand und seit 2017 als immaterielles Weltkulturerbe gelistet ist. Die Skulptur in der Àgora stellt nach Angaben des ortsansässigen Künstlers die Bewegtheit der Wellen des Meeres dar. Die 9 m hohe Àgora mit einer Grundfläche von 24 m x 10 m und einem Sockel von 350 m2 vermittelt so in abstrahierter Form die Wurzeln des valencianischen Designs und steht gleichzeitig sinnbildlich für traditionelles sowie avantgardistisches Handwerk der Region.

Sonne, Wind und Stadtklima Für die Umsetzung seiner Idee insbesondere unter klimatischen und thermischen Aspekten zog Arraiz das gleichfalls aus Valencia stammende Studio Arqueha Arquitectura y Urbanismo hinzu. Arqueha, das im Auftrag der Stadt als Koordinator für die Umsetzung von dessen ehrgeizigem »Plan Cero«, einem Konzept für die Verbesserung des Klimas in drei Stadtvierteln der Hafenstadt, agiert, war für die nachfol-

gende technische Entwicklung des Projekts verantwortlich und hatte dabei die Parameter einer weitgehenden Vorfertigung sowie die Nachhaltigkeit des Unterfangens zu berücksichtigen. Mit Hilfe von BIM und einer parametrischen Planung gelang es ihnen, alle Komponenten der Struktur als vorgefertigte Einzelelemente zu definieren und ihre Rückbaubarkeit bzw. Demontage festzulegen.

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Thermische Simulationen der Temperaturen und Wärmeabstrahlungen im Inneren und Äußeren des Pavillons © Arqueha Detailansichten der Kacheln und ihrer Anordnung © Alejandro Gómez Vives

Beleuchtung des Pavillons bei unterschiedlichen Veranstaltungen und Festivitäten

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© Alejandro Gómez Vives

Der Pabellón Àgora ist mehr als ein Ort für Veranstaltungen und Ausstellungen. Die Struktur selbst, darin liegt ihr innovativer Anspruch, trägt aktiv zur Verbesserung der klimatischen Bedingungen und damit des thermischen Komforts in ihrer direkten Umgebung bei. Durch das Zusammenspiel der gezielt geplanten Luftzirkulation zwischen den Kacheln, deren Materialität und der dadurch ermöglichten Verschattung sowie durch die Berücksichtigung aller weiteren Paramenter wird nach Angaben des Büros die Komforttemperatur im Inneren des Pavillons um bis zu 10 °C im Vergleich zu jedem anderen Punkt des Platzes abgesenkt – ohne zusätzlichen Energieaufwand und damit ohne CO2-Emissionen.

Der Sonnenschutz, der durch die Haut aus vertikalen Lamellen gebildet wird, reduziert die Einstrahlung aus dem Osten und Westen, während das Holzdach in ähnlicher Weise auf das von Süden kommende Licht wirkt und in jedem Fall die natürliche Belüftung des Gebäudes ermöglicht. Einen wichtigen Anteil daran hat nicht nur die Anordnung, sondern auch die Materialität der Kacheln. Sie wurden gemeinsam mit zwei Unternehmen der Keramikindustrie entwickelt. Die als MDI-Kacheln (Minerals, Design, Innovation) bezeichneten Elemente weisen eine innovative Oberfläche auf, die aus reinen Mineralien besteht.

Die Struktur wird bis Ende Dezember im Stadtzentrum aufgebaut bleiben und soll anschließend in den Yachthafen von Valencia verlegt werden.

Bauherr

Comunitat Valenciana mit Diputació de València und La Marina de València, Valencia, Spanien

Entwurf und künsterische Oberleitung

Miguel Arraiz, Architekt, Valencia, Spanien

Ausführungsplanung und thermische Simulationen

Studio Arqueha Arquitectura y Urbanismo, Valencia, Spanien

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Blick auf Konstruktion und Anordnung der Kacheln © Alejandro Gómez Vives

Variationen eines alten Themas Innovative Toilettenhäuschen in Tokios Stadtteil Shibuya

Bei »The Tokyo Toilets« handelt es sich um ein Projekt der Nippon Foundation, einer gesellschaftlich engagierten Stiftung, und der Stadtverwaltung von Shibuya, einem der 23 Stadtbezirke von Tokio.

Zwar zählt Japan zu den saubersten Ländern der Welt und öffentliche Toiletten haben hier einen sehr hohen Hygienestandard. Dennoch werden sie oft nur ungern genutzt, weil sie als dunkel, schmutzig und unheimlich gelten.

Jingumae – The House

Eröffnet: 31. Mai 2020

Entwurf: NIGO®

Um diesem Vorurteil entgegenzuwirken, wurden 16 renommierte Architekten und Designer aufgefordert, 17 innovative öffentliche Toilettenanlagen zu entwickeln.

Neben einigen eher im asiatischen Raum bekannten Entwerfern zählen mit Shigeru Ban, Tadao Ando, Fumikiho Maki und Toyo Ito gleich vier Pritzker-Preisträger dazu.

Als Berater sowie als Unterstützer bei der gemeinsamen Entwicklung neuer Konzepte und innovativer Ausstattungselemente

Haru-no-Ogawa Community Park

Eröffnet: 5. August 2020

Entwurf: Shigeru Ban

stand den Entwerfern das über 100 Jahre alte Traditionsunternehmen TOTO, Japans führender Hersteller von Sanitärkeramik, zur Seite.

Seit jeher spielen in der japanischen Kultur Hygiene und Reinheit eine sehr große Rolle. Dafür steht die berühmte Bädertradition. Auch Toiletten haben in diesem Zusammenhang als Teil der OmotenashiKultur, der zuvorkommenden Gastfreundschaft einen besonderen Stellenwert.

Yoyogi Fukamachi Mini Park

Eröffnet: 5. August 2020

Entwurf: Shigeru Ban

Ebisu Park – Modern Kawaya

Eröffnet: 5. August 2020

Entwurf: Masamichi Katayama

Higashi Sanchome

Eröffnet: 7. August 2020

Entwurf: Nao Tamura

Ebisu East Park

Eröffnet: 7. August 2020

Entwurf: Fumihiko Maki

Nishihara Itchome Park

Eröffnet: 31. August 2020

Entwurf: Takenosuke Sakakura

Jingu-Dori Park

Eröffnet: 7. September 2020

Entwurf: Tadao Ando

Nabeshima Shoto Park

Eröffnet: 24. Juni 2021

Entwurf: Kengo Kuma

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© The Nippon Foundation/Satoshi Nagare
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© The Nippon Foundation/Satoshi Nagare
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© The Nippon Foundation/Satoshi Nagare
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© SS Co., Ltd. Hojo Hiroko © The Nippon Foundation/Satoshi Nagare 06 © The Nippon Foundation/Satoshi Nagare
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© The Nippon Foundation/Satoshi Nagare © The Nippon Foundation/Satoshi Nagare
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© The Nippon Foundation/Satoshi Nagare

Gesucht wurden neue Ansätze für die Gestaltung von Toiletten im öffentlichen Raum, die sich durch eine moderne, einladende Architektur auszeichnen und eine inklusive Nutzung aller Menschen zu jeder Zeit ermöglichen. Anstatt klassisch nach Geschlechtern getrennt, sollen Besucher Toiletten nun nach ihren Bedürfnissen und der jeweiligen Ausstattung auswählen können.

Eigentlich hätten »The Tokyo Toilets« pünktlich zur um ein Jahr verschobenen Olympiade 2021 fertiggestellt sein sollen, aber während der Pandemie wurden auch in Japan manche Zeitpläne durcheinandergebracht, so dass die Fertigstellung der letzten Toilettenhäuschen erst Ende 2022 erfolgt sein wird.

Eine Übersicht über die einzelnen Toilettenpavillons und ihre Standorte gibt es unter: https://tokyotoilet.jp/en/

Yoyogi-Hachiman

Nanago Dori Park

Eröffnet: 15. Juli 2021

Entwurf: Kashiwa Sato

Eröffnet: 16. Juli 2021

Entwurf: Toyo Ito

Eröffnet: 12. August 2021

Entwurf: Kazoo Sato

Eröffnet: 22. Juli 2022

Entwurf: Tomohito Ushiro

Werden 2022 noch eröffnet:

Sasazuka Greenway

Adresse: Sasazuka 1-chome

Entwurf: Junko Kobayashi, Architekt, Gondola Architects, Tokio

Urasando

Adresse: 4-28-1 Sendagaya

Entwurf: Marc Newson, Designer, Marc Newson Ltd., London

Nishisando

Adresse: 3-27-1 Yoyogi

Entwurf: Sou Fujimoto, Sou Fujimoto Architects, Tokio/Paris

Hatagaya

Adresse: 3-37-8 Hatagaya

Entwurf: Miles Pennington, Co-Director der DLX Design Academy, UTokyo DLX Design Lab, Tokio

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Ebisu Station (West Exit)
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© The Nippon Foundation/Satoshi Nagare
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© The Nippon Foundation/Satoshi Nagare Hiroo Higashi Park
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© The Nippon Foundation/Satoshi Nagare
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Shibuya Tokio Shinjuku Meguro Shinagawa

01 Jingumae – The House

Adresse: 1-3-14 Jingumae

Entwurf: NIGO® (Modeschöpfer und Creative Director)

NIGO®: »In erster Linie dachte ich an die Zugänglichkeit und Benutzerfreundlichkeit. Im Gegensatz zur sich ständig verändernden Stadt Tokio mit ihren Hochhäusern stellte ich mir eine Toilette vor, die sich wie ein gutes altes Haus anfühlt, das ruhig an einer Ecke in Harajuku steht. Je nachdem, welcher Generation man angehört, wird einem die Toilette nostalgisch oder auch sehr modern vorkommen.«

02 Haru-no-Ogawa Community Park

Adresse: 5-68-1 Yoyogi

Entwurf: Shigeru Ban, Architekt (Pritzker-Preisträger 2014), Shigeru Ban Architects, Tokio

Shigeru Ban: »Es gibt zwei Dinge, über die wir uns Sorgen machen, wenn wir eine öffentliche Toilette betreten, insbesondere, wenn sie sich in einem Park befindet. Das erste ist die Sauberkeit, und das zweite ist die Frage, ob schon jemand darin ist. Mit Hilfe modernster Technologie wird bei diesen Häusern das äußere Glas undurchsichtig, wenn es verschlossen ist. So können die Besucher von außen überprüfen, ob die Toilette sauber ist und ob sie aktuell von jemandem benutzt wird. Und nachts erhellt die WC-Anlage den Park wie eine schöne Laterne.«

Yoyogi Fukamachi Mini Park

Adresse: 1-54-1 Tomigaya

Entwurf: Shigeru Ban, Architekt (Pritzker-Preisträger 2014), Shigeru Ban Architects, Tokio

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© The Nippon Foundation/Satoshi Nagare © The Nippon Foundation/Satoshi Nagare
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© The Nippon Foundation/Satoshi Nagare

04 Ebisu Park – Modern Kawaya

Adresse: 1-19-1 Ebisu-Nishi

Entwurf: Masamichi Katayama, Innenarchitekt, Wonderwall Inc., Tokio

Masamichi Katayama: »Wir dachten an eine Einrichtung, die sich von architektonischen Konzepten und Elementen distanziert: ein Objekt, das – ähnlich wie Spielgeräte, Bänke oder Bäume – wie beiläufig im Park steht.

In Japan ist der Ursprung der Toilette die kawaya, zunächst als und später als geschrieben (…).

Die Kawaya war eine Hütte (ya ), die über dem Fluss (kawa ) stand. Ihre Ursprünge liegen in der Jungsteinzeit, der frühen Jomon-Periode (10.000 bis 6.000 v. Chr.).

Diese Hütten waren primitiv und einfach gestaltet und bestanden oft aus gehärteter Erde oder aus gebündelten Hölzern.

Wir haben versucht, uns das Erscheinungsbild und die Atmosphäre dieser primitiven Kawaya vorzustellen und durch die zufällige Kombination von 15 Betonwänden einen ›mehrdeutigen Raum‹ geschaffen, der gleichzeitig ein Objekt und eine Toilette ist. Die Räume zwischen den Wänden führen die Benutzer in drei verschiedene Bereiche, die für Männer, Frauen und jeden bestimmt sind.

Diese Gestaltung schafft eine einzigartige Umgebung, in der die Besucher eingeladen sind, in Interaktion mit der Anlage zu treten – so, als ob sie sich mit einem ungewöhnlichen Spielgerät beschäftigen würden.«

05 Higashi Sanchome

Adresse: 3-27-1 Higashi

Entwurf: Nao Tamura, Produktdesignerin, New York

Nao Tamura: »Die Toilette ist ein Ort, an dem wir körperliche Bedürfnisse erfüllen. Dies gilt für alle Menschen, unabhängig von ihrem Alter, ihrer sexueller Identität, Nationalität, Religion oder Hautfarbe. Wie kann sich solch ein gemeinschaftlicher Raum (…) im Zeitalter eines wachsenden Bewusstseins um unsere sehr unterschiedlichen Ansprüche (…) weiterentwickeln?

Da ich in New York lebe, habe ich das Privileg, mitzuerleben, wie die LGBTQ+-Gemeinschaft ihre sexuelle Identität weiter definiert und in ihr Leben integriert. Als ich diese öffentliche Toilette für ein kleines dreieckiges Grundstück in Shibuya entwarf, stellte ich mir eine Gesellschaft vor, die die LGBTQ+Gemeinschaft umarmt und ihr Raum gibt, ihre Lebenswahrheit zu leben. Mir wurde klar, dass Sicherheit, Privatheit und Dringlichkeit die ausschlaggebenden Faktoren dafür sind, jedem Benutzer ein angenehmes Erlebnis zu ermöglichen. (…)

Das Design wurde von Origata inspiriert, einer traditionellen japanischen Methode des dekorativen Verpackens. Das Symbol des Schenkens verbindet sich mit dem Geist der Gastfreundschaft gegenüber den multinationalen Besuchern des Stadtteils Shibuya und ist der Kernpunkt meiner Vision, einen sicheren Raum zu schaffen, der alle Benutzer einschließt. (…)«

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© The Nippon Foundation/Satoshi Nagare © The Nippon Foundation/Satoshi Nagare

06 Ebisu East Park – Squid Toilet

Adresse: 1-2-16 Ebisu

Entwurf: Fumihiko Maki, Architekt (Pritzker-Preisträger 1993), MAKI AND ASSOCIATES, Tokio

Tragwerksplanung: KAP, Tokio

Fumihiko Maki: »Der Standort Ebisu East Park ist ein beliebter Quartierspark, der als Kinderspielplatz genutzt wird und mit üppigem Grün bewachsen ist. Wir wollten, dass die Anlage nicht als öffentliche Toilette, sondern als öffentlicher Raum wahrgenommen wird, als ein Pavillon im Park, der mit einer Toilette ausgestattet ist. Mit Blick auf die sehr unterschiedlichen Nutzer, von Kindern bis hin zu Menschen auf dem Weg zur Arbeit, wollten wir einen gleichzeitig sicheren und komfortablen Raum schaffen. Die dezentrale Anordnung ermöglicht eine sehr gute Einsehbarkeit der gesamten Toilettenanlage. Das heiter schwebende Dach, unter dem die verschiedenen Bereiche liegen, fördert die Belüftung und die natürliche Belichtung und schafft so eine helle und saubere Umgebung. (...)

Der Ebisu East Park wird wegen seiner an Kraken erinnernden Spielgeräte auch ›Octopus Park‹ genannt. Wir hoffen, dass die neue Anlage, die ›Squid Toilet‹ (›Tintenfisch-Toilette‹), eine beliebte Ergänzung des Parks darstellen wird.«

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Nishihara Itchome Park – ANDON TOILET

Adresse: 1-29-1 Nishihara

Entwurf: Takenosuke Sakakura, Architekt, Sakakura Associates, Tokio

Takenosuke Sakakura: »Die vorherige öffentliche Toilette in Nishihara 1-chome war wenig einladend und wurde kaum benutzt. Uns war es deshalb wichtig, eine Einrichtung zu schaffen, die nicht nur die grundlegenden Anforderungen erfüllt, wie beispielsweise eine ausreichende Anzahl von Plätzen, um die Wartezeit gering zu halten, sondern die auch so attraktiv ist, dass sie von mehr Menschen aufgesucht wird. Durch den Bau der hellen offenen Anlage auf dem begrenzt verfügbaren Platz wollen wir nicht nur das Image der Toilette, sondern das des gesamten Parks verbessern. Wir hoffen, dass die Toilette den Park wie ein Andon oder eine Laterne beleuchtet und so einen einladenden öffentlichen Raum für die Besucher schafft.«

(Anm. Red.: Ein Andon ist eine japanische Stehlampe.)

[Umrisse] 22]
© The Nippon Foundation/Satoshi Nagare © The Nippon Foundation/Satoshi Nagare

Jingu-Dori Park – AMAYADORI

Adresse: 6-22-8 Jingumae

Entwurf: Tadao Ando, Architekt (Pritzker-Preisträger 1995), Tadao Ando Architect & Associates, Osaka

Tadao Ando: »Ich wollte, dass dies mehr wird als eine öffentliche

Toilette, dass sie zu einem ›Ort‹ in der Stadtlandschaft wird, der einen großen öffentlichen Mehrwert bringt. Ausgehend von diesem klaren und einfachen Grundgedanken für das Konzept der Anlage entschied ich mich für einen kreisförmigen Grundriss mit auskragenden Dach und Engawa. Es war mir sehr wichtig, einen Raum zu schaffen, der angenehm und sicher ist. Die Besucher können sich innerhalb einer zylindrischen Wand aus vertikalen Lamellen bewegen, und dabei die Umgebung erleben. Das Gefühl der Sicherheit wird durch die umlaufende Wegeführung noch verstärkt. Diese im Grün des Jingu-Dori-Parks verborgene Toilette erhält den Namen ›Amayadori‹ .«

(Anm. Red.: Engawa ist eine verandaähnliche überdachte Zwischenzone im traditionellen japanischen Haus. Amayadori bedeutet »Schutz vor Regen«.)

Nabeshima Shoto Park – A Walk in the Woods

Adresse: 2-10-7 Shoto

Entwurf: Kengo Kuma, Architekt, Kengo Kuma & Associates, Tokio

Kengo Kuma: »Wir haben ein Toilettendorf inmitten des üppigen Grüns des Shoto-Parks entworfen. Die fünf Hütten sind mit in zufälligen Winkeln angebrachten Lamellen aus Zedernholz bedeckt und durch einen Waldweg verbunden, der im Gehölz verschwindet.

Jede Toilette als Teil des Dorfes weist einen eigenen Grundriss, eine andere Ausstattung sowie eine eigene Innengestaltung aus, um unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden (Familien, Umkleiden und Körperpflege, Barrierefreiheit usw.). Dadurch dass wir diese Bedürfnisse in einzelnen Einheiten untergebracht haben, ist ein offenes, luftiges und leicht zu durchquerendes ›öffentliches Toilettendorf‹ entstanden, ein passender Entwurf für die postpandemische Zeit.«

10 Ebisu Station (West Exit) – WHITE

Adresse: 1-5-8 Ebisu-Minami

Entwurf: Kashiwa Sato, Creative Director (Branddesign), Samurai Inc., Tokio

Kashiwa Sato: »Sauber und sicher: Da die Toilette neben der Polizeiwache vor dem Ebisu-Bahnhof ein Symbol des Viertels ist, das die Menschen jeden Tag sehen, sollte sie unserer Meinung nach nicht zu auffällig sein. Die Anlage sollte einfach zu betreten und zu benutzen sein und ein sauberes Erscheinungsbild haben, um Passanten das Gefühl von Frische zu vermitteln. Bei der Gestaltung dieser rein weißen Toilette wurden alle Aspekte einbezogen, die bei einer Toilette normalerweise als selbstverständlich angesehen werden.«

[Umrisse] [23 08
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© The Nippon Foundation/Satoshi Nagare © The Nippon Foundation/Satoshi Nagare © The Nippon Foundation/Satoshi Nagare

11 Yoyogi-Hachiman – Three Mushrooms

Adresse: 5-1-2 Yoyogi

Entwurf: Toyo Ito, Architekt (Pritzker-Preisträger 2013), Toyo Ito & Associates, Tokio

Toyo Ito: »Die Toiletten ähneln drei Pilzen, die aus dem Wald um den YoyogiHachiman-Schrein gesprossen sind. Zwar wurden sie an der Hauptverkehrsstraße von Yamate-Dori gebaut, aber sie liegen direkt am Fuß der Treppenpfade, die zum Schrein führen. Die Assoziation von Pilzen schafft einen harmonischen Bezug zu dem dahinterliegenden Wald. Die drei einzelnen Toiletten mit den dazwischenliegenden Verkehrsflächen erleichtern die Orientierung in der Anlage. Rundwege zwischen den Toiletten ermöglichen Sichtbeziehungen, wodurch ein sicheres Umfeld entsteht, das Kriminalität vorbeugt. Durch ihre großzügige Dimensionierung und die Tatsache, dass jedes Toilettenhäuschen sowohl mit unterstützendem Equipment für ältere Menschen als auch mit solchem für Kleinkinder ausgestattet ist, (...) ist sichergestellt, dass die Anlage in allen Teilen wirklich öffentlich und für alle zugänglich ist.«

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Nanago Dori Park – »Hi Toilet« (kontaktlose Toilette)

Adresse: 2-53-5 Hatagaya

Entwurf: Kazoo Sato, Creative Director, Disruption Lab Team, Tokio

Kazoo Sato: »Die Inspiration, eine vollständig sprachgesteuerte Toilette zu entwerfen, basiert auf vielen Untersuchungen und meiner Lektüre über das Verhalten von Benutzern in öffentlichen Toiletten in Europa und den USA. Um den Kontakt mit den Oberflächen zu vermeiden, treten 60 % auf die Toilettenhebel, um zu spülen, 50 % öffnen die Tür mit Toilettenpapier, 40 % schließen die Tür mit der Hüfte und 30 % vermeiden den Handkontakt so weit wie möglich, indem sie den Ellbogen benutzen. Nach drei Jahren der Forschung und Planung entwickelten wir das Konzept ›Hi Toilet‹, bei der alle Befehle sprachgesteuert erfolgen. Diese Idee existierte schon lange vor dem Ausbruch von Covid-19, aber die Pandemie beschleunigte die Akzeptanz dieses einzigartigen Benutzererlebnisses von berührungslos gesteuerten Toiletten.«

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Hiroo Higashi Park – Monumentum

Adresse: 4-2-27 Hiroo

Entwurf: Tomohito Ushiro, Gründer und Creative Director, WHITE DESIGN, Tokio

Tomohito Ushiro: »Ich wollte eine öffentliche Toilette entwerfen, die die ursprüngliche Idee hinter diesem Projekt verkörpert: ›Wir sind alle gleich darin, dass wir alle verschieden sind.‹ Ich wollte, dass diese Einrichtung nicht nur sicher und sauber, sondern auch für jeden leicht zu benutzen ist. Da sie sich in einem Park befindet, habe ich diese Toilette wie ein öffentliches Kunstwerk gestaltet, das sowohl Teil des täglichen Lebens ist als auch beim Betrachter ständig Fragen aufwirft. Ich hoffe, dass sie zu einem Denkmal wird, das die Bedeutung dieses Projekts weiter hinterfragt. Die Toilette leuchtet auf 7,9 Mrd. Arten – so vielen, wie die Weltbevölkerung zählt. Sie leuchtet in immer verschiedenen Mustern so wie das Licht, das tagsüber durch die Bäume fällt, und wie das Mondlicht oder durch die Nacht fliegende Glühwürmchen, und man wird nie zweimal dasselbe Muster sehen.«

[Umrisse] 24]
© The Nippon Foundation/Satoshi Nagare © The Nippon Foundation/Satoshi Nagare © The Nippon Foundation/Satoshi Nagare

Kleiner Kiosk mit großer Bedeutung

Neuer Verkaufs- und Verzehrpavillon am Bregenzer Seeufer

Die Mili und die Pipeline

Für Bregenzer, Anrainer und langjährige Besucher bedarf es keiner weiteren Erklärung, wenn von der »Mili«, der »Pipeline« und dem »Kiosk bei der Mili« die Rede ist. Sie alle verbinden mit diesen Begriffen meist Kindheitserinnerungen oder zumindest nicht lange zurückliegende Freizeiterlebnisse. Für Ortsunkundige hingegen, die mit der Stadt am Bodensee eher die Festspiele auf der Seebühne in Verbindung

bringen, mögen diese Angaben im Zuge einer Wegbeschreibung vielleicht irritierend wirken.

Bei der Mili handelt es sich um die liebevolle Abkürzung für das ehemalige Militärbad im Bodensee, das 1825 für die körperliche Ertüchtigung der Rekruten der nahegelegenen Kaserne errichtet wurde. Nur rund 500 m nördlich vom Zentrum entfernt im Stadtteil Tannenbach gelegen, gilt der

historische Pfahlbau auf über 120 Baumstämmen als die älteste Badeanstalt im Bodensee. Nach einem Brand wurde das Bad schon vor dem Zweiten Weltkrieg vom Militär auf- und zur öffentlichen Nutzung freigegeben. Der seit 1999 unter Denkmalschutz stehende Holzbau ist vom Ufer aus über einen schmalen, rund 16 m langen Steg zu erreichen und erfreut sich großer Beliebtheit.

[Umrisse] [25
Neuer Kiosk – Ansicht vom Fußgängerweg © Christoph Kalb

Die Mili ist Teil des sommerlichen Strandlebens entlang der Pipeline, wie die befestigte Uferpromenade aus Beton bezeichnet wird, die vom Bregenzer Hafen in Richtung des knapp 3 km entfernten Strandbads Lochau führt. Ihren Namen verdankt sie ihrer ursprünglichen Bestimmung. Denn der Belag bildete einst den »Deckel« über einer entlang dem Seeufer geführten Erdölpipeline von Genua über Bregenz nach Ingolstadt., die in den Jahren 1966/67 gebaut wurde. Bis 1997 floss in der Central European Line Öl von Italien nach Deutschland. Der Pipeline ist es zu verdanken, dass Bregenz die einzige Stadt am Bodensee mit einem großen öffentlich zugänglichen Uferbereich ist, den die Bewohner schon früh für Freizeitaktivitäten und zur Erholung nutzten. Überlegungen, den Seeabschnitt nach der Stilllegung, Abdichtung und Verfüllung zu renaturieren, fanden dementsprechend wenig Anklang. Stattdessen entschied sich die Stadt für eine Sanierung und den Ausbau mit durch Grünrabatten getrennten Fußgänger- und Radwegen sowie die Verbreiterung des Strands. Erste Maßnahmen fanden bereits 2011 statt. 2014 und 2020/21 folgten weitere Teilstücke. Aktuell wird der dritte und damit letzte Abschnitt fertiggestellt (Oktober 2022 – Mai 2023).

Kiosk bei der Mili

Der Verlauf der Pipeline war durch die Trassenführung der in den Jahren 1871/72 errichteten Teilstrecke der Vorarlbergbahn entlang des Sees von Lochau nach Bludenz vorgegeben, der sie seeseitig vorgelagert wurde. Somit war der Zugang zum See jeweils nur an Bahnübergängen möglich, mittlerweile gibt es auch einige Unterführungen. Einen dieser Übergänge bildete die direkt gegenüber der Mili gelegene Haltestation Tannenbach mit ihrem 1871 errichteten Bahnwärterwohnhäuschen. Neben diesem entstand kurz nach Ende des Kriegs in den 1950er Jahren auf der Liegenschaft auch ein kleiner Kiosk in Holzbauweise, in dem anfangs nur Zigaretten und Zeitungen verkauft wurden. Das Bahnwärterwohnhäuschen diente bis 2012 seinem ursprünglichen Zweck. Die Haltestelle besteht weiterhin.

Der Kiosk bei der Mili erfreute sich mit den Jahren zunehmender Beliebtheit. Als mit dem Bau der Pipeline der Badetourismus im Uferbereich zunahm, wurde er zum »Nahversorger« der Mili und des Pipelinestrands und erhielt über die Jahre als SK1 Strandkiosk Kultstatus. Dazu trug sicher auch die clevere Idee der Betreiber bei, im Außenbereich einen Automatenkühlschrank aufzustellen, in dem es von Kaltgetränken bis hin zu Grillwürsten alles gab, was vergessliche Badende außerhalb der Öffnungszeiten für einen gelungenen Strandtag benötigten.

Als die Bahn das Grundstück mit dem Wärterhäuschen und dem Kiosk 2012 verkaufte und das Gebäude nachfolgend vom Bregenzer Büro Architekturwerk umfassend umgebaut und aufgestockt wurde, ergab sich sogar die Möglichkeit, in Richtung des Sees eine kleine Terrasse für den Verzehr von Speisen und Getränken zu errichten.

[Umrisse] 26]
Straßenansicht des Ensembles aus Kiosk und umgebautem Bahnwärterhäuschen © Christoph Kalb
[Umrisse] [27
Mili mit Pipeline, Bahnlinie und altem Kiosk (um 2019) © Stadtwerke Bregenz/Christian Schramm Ansicht zur Pipeline © Stadtwerke Bregenz/Christian Schramm Die Mili und ihre Umgebung mit Bahnwärterhäuschen und Kiosk (1959) Foto: Sammlung Historische Schrägluftaufnahmen, Vorarlberger Landesbibliothek Pipeline mit der Mili im Hinter- und der Vorarlbergbahn im Vordergrund (1969) Foto: Oskar Spang, Stadtarchiv Bregenz Strandleben entlang der Pipeline (1971) Foto: Oskar Spang, Stadtarchiv Bregenz

Allerdings konnte der Bestandsbau langfristig den gestiegenen technischen Anforderungen und Ansprüchen an einen modernen Kioskbetrieb nicht mehr genügen, weshalb sein Abriss und Neubau an gleicher Stelle beschlossen wurde. Als die Nachricht Anfang 2020 die Runde machte, löste sie zunächst bei einigen Bregenzern Bestürzung aus, die um ihren liebgewonnenen Traditionsort fürchteten.

Die Bedenken sind längst zerstreut. Denn das Büro Architekturwerk, das schon für den Umbau des Bahnwärterhäuschens

2015 mit dem Vorarlberger Holzbaupreis ausgezeichnet worden ist, zeichnet auch für den Entwurf des Kiosks verantwortlich. Der schlichte, mit Holzschindeln verkleidete Kubus des Wärterhäuschens erhielt

mit dem ebenfalls sehr schlicht gehaltenen hölzernen Kioskneubau einen kleinen Partner, mit dem er eine natürliche Symbiose eingeht und einen kraftvollen Ruhepunkt im geschäftigen Treiben der Uferpromenade bildet. Die Proportionen des alten Kiosks wurden im Wesentlichen aufgenommen und in eine moderne Formensprache übersetzt.

[Umrisse] 28]
Grundriss © Architekturwerk Querschnitt © Architekturwerk Lageplan © Architekturwerk Kiosk mit Bahnübergang und der Mili im Hintergrund © Christoph Kalb

Konstruktion und Materialien

Der Kiosk wurde als wärmegedämmter Holzelementbau errichtet. Die Dämmung ermöglicht ein angenehmes Klima sowohl im Sommer als auch im Winter. Die auskragende Dachkonstruktion bietet einen sehr guten Wetterschutz und nimmt die integrierten Markisen auf. Diese überdecken den Verkaufsbereich sowie den Gastgarten. Der Innenausbau erfolgte nach gastrotechnischen Vorgaben in Edelstahl und mit Kunststoffoberflächen. Alle weiteren Innenflächen wurden in Holz ausgeführt.

Die Fassade ist mit Weißtanne verkleidet. Im Witterungsbereich wurden die Bretter vertikal montiert, im überdachten Bereich als horizontale Holzverschalung. Die horizontale Verkleidung wurde mit einem Holzöl vor Verschmutzung und Vergrauung geschützt. So entsteht über die Zeit auch eine haptische Unterscheidung zwischen der äußeren Wetterschutzhülle und der Fassade unter dem Dach. Zusammen mit dem Bahnwärterhäuschen ist ein neues eigenständiges Gebäudeensemble an einer einzigartigen Aussichtslage am Bodensee entstanden. Für Tagesbesucher ist es ein einladender Rastpunkt – für die meisten Bregenzer jedoch viel mehr.

Entwurf und Ausführungsplanung

Architekturwerk Christoph Kalb ZT GmbH, Bregenz, Österreich

Tragwerksplanung

Holzbau Hehle, Gbr. Hehle GesbR, Hörbranz, Österreich

[Umrisse] [29
Spiel mit Holzverschalungselementen © Christoph Kalb

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Elegante Technik

Blockheizkraftwerk in Orbe am Fuß des Schweizer Juragebirges

Perfekte Integration

Architektonisch gesehen ist der Entwurf eines Infrastrukturprojekts keine leichte Aufgabe. Wenn das Projekt aber zudem in einem Wohngebiet angesiedelt ist, stellt dessen Einbindung eine echte Herausforderung dar.

Das Blockheizkraftwerk, das aus einem im Jahr 2015 von der Saphir Foundation2 ausgeschriebenen Architekturwettbewerb hervorgeht, sollte zusammen mit einem Alters- und Pflegeheim errichtet werden.

Den Bewerbern stand es frei, diese beiden Programme zusammenzufassen oder aber zwei separate Volumen zu schaffen. Mit ihrem Projekt, welches zwei getrennte Volumen vorsah, gewann Anfang 2016 MAK Architecture den 1. Preis beim Wettbewerb. Dieser Ansatz ermöglichte es, zwei Bauten unter Berücksichtigung der quartierbezogenen baulichen Umgebung zu errichten und gleichzeitig die Abgasanlage der Heizung zu optimieren.

In der Regel stehen Objekte wie Blockheizkraftwerke in Industriegebieten. Die weitgehend schlichte Architektur gliedert sich jedoch nicht immer zwangsläufig in ein komplexes Umfeld ein.

Bei diesem Bauvorhaben verhielt es sich jedoch anders: Da sich das Objekt am Rande der Stadt Orbe, inmitten eines Wohngebiets und in der Nähe einer Schule und eines Herrenhauses befindet, war die Einbettung des Kraftwerks in seinen Kontext entscheidend für eine gelungene Umsetzung. Damit das Gebäude sich harmonisch in die umgebende Bebauung einfügt und im Einklang mit dem Herrenhaus von Montchoisi und dem Wohnumfeld stehen kann, konzentrierte man sich primär auf die Formensprache und die Kompaktheit des Baukörpers. Deshalb entschied man sich hier für eine quadratische Grundfläche und ein asymmetrisches Walmdach.

[Umrisse] 30]
Ansicht zur Straße mit Panoramafenster © Rasmus Norlander

Einerseits schlägt die Dachkonstruktion eine architektonische Brücke zur Umgebung, andererseits ermöglicht sie eine stimmige Integration technischer Elemente wie beispielsweise des Schornsteins. Dieser wurde als skulpturales Gestaltungselement konzipiert, welches sich nahtlos in die Gebäudestruktur einfügt und nicht mehr als ein dem Projekt zugefügtes technisches Bauteil wahrgenommen wird.

Durch den Schornstein entsteht ein einheitliches Bauvolumen, das an die primäre Funktion des Gebäudes erinnert, ohne ihm eine übertrieben industrielle Prägung zu verleihen. Dieses ausdrucksstarke Dach verleiht dem Fernwärmesystem einen geradezu häuslichen Charakter und somit eine ganz eigenständige Identität.

[Umrisse] [31
Ansicht von Norden mit Schüttluke zur Anlieferung der Holzhackschnitzel ins Untergeschoss © Rasmus Norlander Blick auf die Kesselanlage des Heizkraftwerks © Rasmus Norlander Tor zur Anlieferung großer Komponenten © Rasmus Norlander

Dachaufsicht © MAK Architecture

Lageplan © MAK Architecture

Obergeschoss © MAK Architecture

Längsschnitt © MAK Architecture

Erdgeschoss © MAK Architecture

Querschnitt © MAK Architecture

Untergeschoss © MAK Architecture

[Umrisse] 32]
Kubischer Gesamtkörper in der Straßenansicht © Rasmus Norlander

Instruktiver Ansatz

Durch die seitliche Aussparung fügt sich das Gebäude sanft in seine Umgebung ein und lässt einen Einblick in das innere Geschehen zu. Einige Heizungselemente sind sogar von außen zu sehen: ein Weg, der Bevölkerung die Bedeutung dieses Projekts näherzubringen und dessen Akzeptanz zu erhöhen. Hiermit unterstreichen die Architekten einmal mehr, dass es sich nicht nur um einen geschlossenen Bau zur industriellen Nutzung handelt, sondern um ein elegantes und attraktives Objekt. Dieser instruktive Ansatz wird durch das Kommen und Gehen der Kinder auf dem Weg zur und von der Schule nochmals unterstrichen. So verleiht ein Kraftwerk, das auf dem Schulweg liegt, dem Thema erneuerbare Energien eine vollkommen neue Bedeutung im Alltag. Auch in diesem Kontext spielt die seitliche Aussparung in der Fassade also eine wichtige Rolle. Innerhalb des Gebäudes profitieren die Nutzer von einer besonderen Aufenthaltsqualität dank der vielfältigen Blickbeziehungen zur Umgebung und dem eintretenden Tageslicht. Beides trägt beträchtlich zum warmen Ambiente des Kraftwerks bei. Dies ist auch ein wesentliches Merkmal dieses Projekts. Tatsächlich kommt es eher selten vor, dass ein Heizsystem eine fast 4 m breite Öffnung aufweist.

Holzkonstruktion

Eine weitere Herausforderung für die Architekten bestand darin, die Anzahl der Stützen im Innenbereich möglichst gering zu halten, um eine gewisse Flexibilität bei der Installation der Heizelemente zu gewährleisten. Um die erforderlichen Spannweiten zu erzielen, entschieden sie sich daher für eine Konstruktion aus vier Brettschichtholzpfetten mit einem Querschnitt von 20 cm x 246 cm und einer Spannweite von 14,80 m, auf der das mit Aluminiumblechen eingedeckte Dach aufliegt.

Durch den Einsatz von OSB-Platten für die Innenverkleidung und Beton für den Sockel zeigen die Architekten, dass es durchaus möglich ist, mit einfachen Materialien ein elegantes Objekt mit häuslichem Charakter zu realisieren.

Einbettung in die Landschaft © Rasmus Norlander

Die Holzwände und das Dach wurden in der Werkstatt gefertigt, vor Ort elementweise zusammengestellt und mit einem Kran montiert. Die Dachrinnen, Kamine und Lüftungsauslässe wurden mit größter Sorgfalt in die Konstruktion integriert. Die Aluminiumbleche sind nach einem präzisen Muster angeordnet, welches die geometrische Form des Dachs unterstreicht. Auch wenn zu Projektbeginn eine Betonfassade geplant war, die dem Bau ein mineralisches Aussehen verleihen sollte, so entschieden sich die Architekten im Nachhinein für eine Fassade aus Fichtenholz, in Anlehnung an die eigentliche Funktion des Objekts, welches zur Beheizung des Quartiers auf Holzhackschnitzel zurückgreift. Ein besonderes Augenmerk galt den technischen Elementen, wie beispielsweise den Lüftungsauslässen, die weitestgehend in die Fassade integriert wurden, um eine möglichst homogene Gebäudehülle zu schaffen.

Die neue Heizzentrale zeichnet sich durch eine Dualität zwischen technischen und kontextabhängigen Vorgaben aus. Dadurch wurde ein Bauwerk geschaffen, das ein Gleichgewicht zwischen Technizität und Skulptur aufweist. Ein Projekt, das Eleganz und Technik verbindet.

Valentin Oppliger, Architecte HES, Redakteur Schweizer Baudokumentation, Docu Media Schweiz GmbH, Adliswil, Schweiz

Anmerkungen

1 Der Beitrag erschien erstmalig in der SCHWEIZER BAUDOKUMENTATION | DOCUMENTATION SUISSE DU BÂTIMENT 2020–5. Der leicht gekürzte Nachdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Verlags.

2 Die Saphir Foundation ist eine in der Region Jura-Nord vaudois beheimatete und tätige Stiftung, die Alters- und Pflegeeinrichtungen betreibt.

Bauherr

VOénergies SA, Vallorbe, Schweiz

Entwurf und Ausführungsplanung

MAK Architecture SA, Zürich, Schweiz

Bauleitung

Pragma Partenaires SA, Lausanne, Schweiz

Tragwerksplanung Betonstruktur

RBA SA ingénieurs-conseils, Cernier, Schweiz

Tragwerksplanung Holzkonstruktion

JPF-Ducret SA, Bulle, Schweiz

Elektroplanung

BETELEC S.A. ingénieurs-conseils en électricité, Villars-Sainte-Croix, Schweiz

Brandschutz

Jaquet – Helfer Sàrl, Bureau d’études techniques, Bulle, Schweiz

[Umrisse] [33

Zwischen Eichen und Ulmen Weinkeller und Verkostungsstätte in Texas Hill Country

Wein in Texas

Im europäischen Raum verbindet man mit Texas wohl meist große Ranchen, Cowboys, Rodeos und Ölfelder. Weinanbaugebiete werden eher im kalifornischen Napa Valley oder Sonoma Valley verortet. Tatsächlich zählt Texas jedoch zu den fünf größten Anbauregionen der USA. Insbesondere Texas Hill Country, das Gebiet nördlich von San Antonio und westlich von Austin, bietet mit seinem mildwarmen Klima und den von Hügeln, Grasland sowie Flüssen und Seen durchzogenen Gegenden sehr gute Voraussetzungen für den Weinbau, wenngleich die bestockte Rebfläche verhältnismäßig gering ist.

Am östlichen Rand von Hill Country findet sich an einer abgelegenen Flussbiegung des Blanco River, eingebettet in einen mit Eichen und Ulmen bewaldeten Hang, am Wegrand ein versteckter Zugang in den Berghang. Von einer gläsernen Front geschützt, die Einblicke in die Tiefe erlaubt, haben hier die Eigentümer eines über 12.000 m2 großen Landbesitzes nur einen kurzen Spaziergang von ihrer Ranch entfernt einen Weinkeller für ihre große Sammlung angelegt und gleichzeitig für sich und Gäste ein Ausflugsziel und eine Verkostungsstätte geschaffen.

In den Berg

Als das im nahegelegenen Austin ansässige Architektenteam von Clayton Korte mit dem Ausbau des Kellers beauftragt wurde, hatten die Eigentümer bereits eine etwas über 21 m lange Höhle in die Nordwand des Kalksandsteinhangs gegraben und mit Spritzbeton ausgekleidet. Die Architekten fanden eine feuchte, ca. 6 m hohe, tunnelartige Röhre vor, in deren Eingangsbereich schwere Kalksteinblöcke lagerten. Diese wurde mittels 3-D-Scans sorgfältig vermessen und anschließend gegen das eindringende Wasser abgedichtet.

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In der Landschaft versteckter Eingang in den Weinkeller © Casey Dunn

Den Einbau bezeichnet Clayton Korte als Flaschenschiff. Was wie eine Referenz an die einzulagernden Schätze klingt, beschreibt hier das Konstruktionsprinzip, einen aus teilweise vorgefertigten Holzmodulen in die Öffnung eingeschobenen zweiteiligen Baukörper. Anders als beim Flaschenschiff konnte er allerdings durch das große Tunnelportal eingebracht werden, das erst nachträglich durch eine schottenähnliche vorgesetzte Betonscheibe flaschenhalsähnlich verkleinert wurde. Die als Stützwand ausgebildete Scheibe schützt den Eingangsbereich vor herabfallendem Geröll und dient gemeinsam mit der hinteren Tunnelwand als aussteifendes Element der eingefügten Module. Durch die Verkleinerung des Eingangs fügt sich die Höhle in die Landschaft ein. Die an der Außenseite sägeraue Oberfläche wird mit der Zeit von einheimischen Moosen und Pflanzen überwuchert werden und so mit der Landschaft verschmelzen. Die beim Ausbau der Höhle geborgenen großen Kalksteinblöcke wurden teils zur Fassung des kleinen Eingangsbereichs mit seinen terrassenförmigen Pflanzbeeten eingesetzt, teils aufgeschnitten als Plattenstufen weiterverwendet.

Weinstudium

Das Betonportal ist von Cortenstahl gefasst. Davon zurückgesetzt gibt eine ganzflächig verglaste Eingangsfront mit schwerer Holztür Einblicke in das ca. 130 m2 große Gewölbe. Dahinter liegt ein lounge-

ähnlich gestalteter Verkostungsbereich mit einer Bar und einer kleinen Sanitäreinrichtung. Es handelt sich dabei um eine eingestellte Holzkonstruktion mit einer zum Gewölbe hin abschließenden Decke,

wodurch ein intimer Bereich entsteht. Teile der Wände wurden jedoch »freigelassen«, so dass man einen Blick auf die spritzbetonummantelten Tunnelseiten erhält.

[Umrisse] [35
Tunnelportal mit Einblicken © Casey Dunn Impressionen Loungebereich © Casey Dunn
[Umrisse] 36]
Akzentuierung durch ebonisierte Douglasie im WC-Bereich © Casey Dunn Schematische Darstellung Raummodule © Clayton Korte Längsschnitt © Clayton Korte Grundriss © Clayton Korte Lageplan © Clayton Korte

Hiervon durch eine Glaswand abgeteilt und thermisch getrennt befindet sich im hinteren Teil der als Bibliothek (Library) bezeichnete und mit einem Studiertisch ausgestattete eigentliche Weinkeller, in dem die aktuell 4.000 Flaschen der Privatsammlung in umlaufenden hohen Holzregalen gelagert sind. Hinter der eingestellten Rückwand schließt noch ein kleiner als Fasskeller genutzter Bereich an. Bibliothek und Fasskeller sind zum Tunnelgewölbe hin offen.

Der kalte unterirdische Bereich wird kontinuierlich thermisch kontrolliert und mit Hilfe einer energieeffizienten Klimaanlage zusätzlich gekühlt, um eine für die Lagerung der Weine optimale Temperatur von 12–14 °C zu halten.

Materialität

Die Höhle ist mit einem durchgehenden Betonboden versehen. Bei den Einbauten achteten die Architekten darauf, regionale Baustoffe zu verwenden. So besteht das »Gehäuse« aus Weißeiche, und die abgehängte Decke der Lounge ist mit einer paneelartig angeordneten heimischen Douglasie verkleidet. Auch die Einbauten sind aus Weißeiche gefertigt, die in einigen Bereichen der Bar sowie der Verkleidung der WC-Anlage zur Akzentuierung ebonisiert wurde.

Einziger Wermutstropfen der insgesamt sehr gelungenen versteckten Weinoase am Wegrand ist, dass sie nur geladenen Gästen zur Entdeckung offensteht.

Bauherr privat

Entwurf und Ausführungsplanung

Clayton Korte Architects, Austin, Texas, USA

Innenausstattung

Clayton Korte Architects, Austin, Texas, USA

Tragwerksplanung

SSG Structural Engineers, LLP, Fresno, Kalifornien, USA

Gebäudetechnik

Intelligent Engineering Services, LLP, Austin, Texas, USA

Lichtgestaltung

Studio Lumina, LLC, San Antonio, Texas, USA

Planung Heizung, Lüftung, Sanitär Positive Energy, Austin, Texas, USA

[Umrisse] [37
Blick aus der Lounge in die »Weinbibliothek« © Casey Dunn »Weinbibliothek« mit Gewölbe © Casey Dunn

Fünf Gänge in der Landschaft

The Moving Kitchen – Restaurantzug in Taiwan

Idee und Enttäuschung

Züge gehören in Taiwan mit zu den wichtigsten Transportmitteln; Zugfahrten sind mithin Teil der taiwanesischen Alltagskultur. Betrieben werden sie von der Taiwan Railways Administration (TRA), der staatlichen Eisenbahngesellschaft des Inselstaats. Diese entwickelte 2017 anlässlich ihres 130-jährigen Bestehens die Idee, als Teil eines touristischen Bahnkonzepts einzelne Züge umzugestalten und Themenrouten anzubieten, bei denen nicht das Reiseziel, sondern das Reisen durch die Landschaft selbst im Mittelpunkt stehen sollte. Das Vorhaben fand zwar großen Anklang, aber als das Ergebnis 2019 unter dem Namen »Future Train« vorgestellt wurde, war die Enttäuschung groß. Die von Konstrukteuren ersonnenen Innenwelten für den geplanten Ausflugszug wurden als lieblos und steril empfunden.

Zu den vielen Enttäuschten gehörte auch Johnny Chiu, Inhaber des in Taipeh ansässigen Architekturbüros JC Architecture, der in einem offenen Brief seine Kritik äußerte.

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Blick entlang dem langen Bar-Speisebereich © JC Architecture/Lee Kuo Min Diagramm der drei Essenswelten im Zugrestaurant © JC Architecture

Herausforderung

Die TRA reagierte auf die Kritik und lud mehrere Kreative ein, ihrerseits Vorschläge für einen Erlebnisreisezug zu entwickeln. Das Konzept, das Jonny Chiu und sein Team vorlegte, überzeugte und er erhielt den Auftrag.

Die eigentliche Herausforderung stellte sich erst danach, denn statt eines neuen Zugs überließ die TRA den Planern einen ausgemusterten alten, einst als Chu-Kuang

Express bekannten Diesellok-Zug aus den 1970er Jahren, gestrichen im charakteristischen Orange der TRA.

Unter engen zeitlichen Vorgaben galt es, nicht nur den Entwurf umzusetzen, sondern auch für viele technische Herausforderungen Lösungen zu finden. Dazu zählten die hohen Sicherheitsstandards, die die Wahl der Materialien für den Innenausbau erschwerten, da diese schwer entflamm-

bar sein mussten. Und auch für die neue aufwendige Elektrik musste Platz gefunden werden.

Die historische orange Farbe der Außenlackierung wurde in Teilen beibehalten, jedoch um ein tiefes Schwarz ergänzt, das den Waggons und der Lok einen edlen Look verleiht.

[Umrisse] [39
Fine Dining vor Küstenlandschaft © JC Architecture/Lee Kuo Min Speisewaggon mit eigens entworfenem Rattan-Mobiliar © JC Architecture/Lee Kuo Min Lounge-Speisebereich im Barwaggon © JC Architecture/Lee Kuo Min

Umfassendes Angebot

Vier Wagen der Business Class mit je 33 Sitzplätzen sowie ein Salon und eine Bar bieten Gästen auf verschiedenen Touren durch die Landschaft Taiwans ein angenehmes Reiseambiente. Die Touren werden durch eine eigene Agentur vermarket und durch professionelle Reiseführer begleitet, die über Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke sowie an ausgewählten Haltepunkten informieren, wo Besuche dieser Örtlichkeiten angeboten werden. Bei zweitägigen Reisen erfolgen die Übernachtungen in an der Strecke gelegenen Luxushotels.

Der Future Train fand großen Anklang. Im Jahr 2020 wurde die Neugestaltung mit dem japanischen Good Design Award for Transportation Design ausgezeichnet.

Neue Herausforderung

Ermutigt vom Erfolg entschloss sich die TRA, das Angebot zu erweitern, und beauftragte JC Architecture damit, für den Zug ein rollendes Sterne-Restaurant zu entwerfen, das an die vorhandenen Wagen angehängt, aber auch als eigenständiges Erlebnisrestaurant fungieren und für Gourmetfahrten gebucht werden kann. In Zusammenarbeit mit Köchen, Restaurantbetreibern, der TRA und Fachplanern entwickelte das Architekturbüro ein aus drei Waggons bestehendes High-ClassRestaurant, das Ende März 2022 erstmals die Türen öffnete.

Vorher galt es jedoch, viele technische und logistische Herausforderungen zu bewältigen. Dies betraf insbesondere die Küche, die in einem eigenen Waggon untergebracht ist und den Anforderungen der Köche entsprechen musste. Da der Strombedarf groß ist, die Kapazitäten jedoch im Verhältnis zu immobilen Restaurants begrenzt sind, mussten die eingebauten Geräte einen geringen Energiebedarf haben. Für die großen Mengen an Frischwasser und Lebensmitteln fand man eine einfachere Lösung: Sie werden an den Haltestellen jeweils neu geladen. In den zwei »Speisewagen« gibt es eine Bar und insgesamt 54 Sitzplätze. Die Ausstattung besteht aus in Naturfarben gehaltenem hochwertigem Mobiliar und Verkleidungen, ergänzt durch mehrheitlich indirektes Licht, und bildet damit eine zurückhaltende Bühne für die beiden Hauptakteure, die Landschaft und die Speisen.

Die einzelnen Gänge werden abgestimmt auf die wechselnde Landschaft serviert, wie beispielsweise ein Meeresfrüchtesalat zum Blick auf die Strandküste. Da es sich um keinen regulären Zug mit getaktetem Fahrplan handelt, kann die Fahrt nicht nur an landschaftlich reizvollen Punkten verlangsamt, sondern auch mal ein Gang bei einem Halt auf freier Strecke genossen werden.

Aktuell werden sechs meist lange im Voraus ausgebuchte Gourmet-Zugreisen pro Monat angeboten.

Und weil das Konzept so großen Anklang findet, hat die TRA gemeinsam mit einem nationalen Reiseveranstalter mit dem Blue Train, dem Mountain Mist Express und dem Sea Breeze Express weitere Themenzüge entwickelt, die bis 2024 ihre Fahrt aufnehmen sollen. Insgesamt soll der Bahntourismus zu einem eigenen Geschäftsfeld ausgebaut werden, weshalb geplant ist, nachfolgend an einigen Hauptknotenpunkten des Schienennetzes die Bahnhöfe mit VIP-Lounges, wie man sie aus der Luftfahrt kennt, auszustatten.

Auftraggeber

Taiwan Railways Administration (TRA), Taipeh, Taiwan

Entwurf und Ausführungsplanung

JC Architecture, Taipeh, Taiwan

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Impressionen Küchenwaggon © JC Architecture/Lee Kuo Min
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Gegenüberstellung: Waggon entkernt und nach dem Umbau © JC Architecture/Lee Kuo Min Rückansicht der Diesellok des Future Train – The Moving Kitchen © JC Architecture/Lee Kuo Min Grundrisse der zwei Restaurant- und des Küchenwaggons © JC Architecture Einer der Waggons mit historischem Orange vor der Instandsetzung © JC Architecture/Lee Kuo Min

BIM auf der Baustelle Erweiterte Einsatzmöglichkeiten durch Augmented Reality

Neue Anwendungen

Wurde Building Information Modelling vor einigen Jahren in der Bau- und Immobilienwelt meist nur in Expertenkreisen wahrgenommen, ist BIM im Zuge der vorschreitenden Digitalisierung mittlerweile zu einer festen Größe in der Realisierung von Bauvorhaben geworden.

Nicht nur in der Planung hat die konsolidierte und strukturierte Zusammenarbeit in den Hauptgewerken Architektur, Tragwerksplanung, TGA und Elektroplanung große Fortschritte gemacht. Auch aus der Bauindustrie, aus den Prozessen der Massen- und Kostenermittlung sowie der Terminplanung ist die Nutzung von Modellen für Auswertungs- und Dokumentationszwecke mit BIM-Methoden und -Werkzeugen nicht mehr wegzudenken. Über diese mittlerweile als Standard geltenden Anwendungsbereiche hinaus bietet BIM aber noch weiteres Potenzial. So können neben Planern, Baufirmen, Nachunternehmern und Betreibern auch Facility Management-Dienstleister (FM), Behörden und die Auftraggeber eingebunden werden. Hier sind in den kommenden Jahren noch vielfältige Entwicklungen zu erwarten. Grundvoraussetzung dafür sind neben funktionierenden Softwaresystemen und definierten Schnittstellen auch die Rahmenbedingungen in der gemeinsamen Projektabwicklung. Dazu zählen Regeln für die Zusammenarbeit sowie klare Vorstellungen, wo und in welcher Form die neuen Methoden, Werkzeuge und angereicherten Daten im Betrieb eines Bauwerks zum Einsatz kommen sollen.

Während Datenplattformen für die gemeinsame Abwicklung und Nutzung in den unterschiedlichen Projektphasen etabliert sind, gilt dies noch nicht für die Übergabe in das FM und die Anbindung an Betreiberdatenbanken im Betriebsumfeld. Umso wichtiger ist es, in diesem Bereich Erfahrungen zu sammeln, woraus für künftige Projektabwicklungen Standards werden können.

Ein Projekt, an dem solche erweiterten Einsatzmöglichkeiten zur Anwendung kamen, durften wir als pde Integrale Planung GmbH gemeinsam mit der PORR Hochbau Berlin, der HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH, einer von sechs kommunalen Wohnungsunternehmen Berlins, als Auftraggeberin sowie Baumschlager Eberle Architekten als Generalplaner begleiten.

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Dipl.-Ing. (FH) Clemens Neubauer Abteilungsleiter BIM Excellence, pde Integrale Planung GmbH, Wien Autoren Oliver Philips, B.Sc. BIM-Manager, pde Integrale Planung GmbH, Wien Dipl.-Ing. René Krüger Oberbauleiter Hochbau Berlin, PORR GmbH & Co. KGaA, Berlin LIESE an der Frankfurter Allee in Berlin-Lichtenberg © PORR

LIESE

Bei dem hier vorgestellten Projekt handelt es sich um das Ende 2021 fertiggestellte und im Juni 2022 offiziell eingeweihte Bauvorhaben LIESE an der Frankfurter Allee 218 in Berlin-Lichtenberg. LIESE leitet sich ab aus dem Projektnamen »Lichtenberger Riese«, wie der 64 m hohe Turm auch genannt wird. Der als Solitär in einem Baufenster von 29 m x 52 m auf einem 4.600 m2 großen Grundstück realisierte 22-geschossige Wohnturm weist 394 Wohnungen und 2.800 m² Verkaufsfläche auf.

Das als Siegerentwurf aus einem Wettbewerb im Jahr 2017 hervorgegangene Hochhaus von Baumschlager Eberle Architekten ist in einen dreigeschossigen Sockelbereich, eine 15-geschossige Mittelzone sowie eine viergeschossige obere Zone gegliedert.

Es bietet rund 22.000 m² Wohnraum, wovon ca. 2.000 m² als Sonderfläche für betreutes Wohnen, Studentenwohnen und Co-Working-Flächen gestaltet wurden. Die städtebauliche Lage, der Zuschnitt des Grundstücks sowie seine Topografie erforderten einen besonderen Entwurf.

Es handelt sich um eine keilförmige Fläche zwischen der im Norden erhöht gelegenen mehrspurigen und stark befahrenen Frankfurter Allee und den südöstlich verlaufenden Gleisanlagen des direkt benachbarten S-Bahnhofs Berlin-Lichtenberg. Der parallel zur Straße ausgerichtete Turm setzt hier in Richtung Bahnhof einen starken Abschluss. Die verschiedenen Niveaus zwischen Nord- und Südseite werden im Gebäude durch ein mehrgeschossiges offenes Foyer miteinander verknüpft, an das die gleichfalls mehrgeschossigen Gewerbezonen sowie die Co-Working-Bereiche anschließen. In den Außenanlagen wird der Niveauunterschied durch eine terrassierte Gestaltung überbrückt, die so angelegt ist, dass in Richtung des Bahnhofs keine Restflächen verbleiben.

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BIM-Leitmodell mit Umgebungsmodell © PORR Grundriss mit Gebäudetechnik © PORR Schnitt Treppenhaus im BIM-Modell © PORR

Partnerschaft und Projektkultur

Die wichtigen Grundlagen für die erfolgreiche Zusammenarbeit, die architektonische Qualität und die technische Umsetzung des Bauvorhabens wurden gleich zu Beginn deutlich. Der Zuschlag für das Projekt erfolgte nach dem 2017 durchgeführten Architekturwettbewerb und wurde im Rahmen einer Innovationspartnerschaft vergeben. Der entsprechende PartneringVertrag zeichnet sich dadurch aus, dass bewusst kein Bausoll festgelegt, sondern zunächst die Planungsleistungen, ein erstes Konzept auf Basis von Mindestanforderungen und die Kostenobergrenze definiert wurden. In der anschließenden Entwicklungsphase mit umfangreichen Optimierungen wurde die finale Leistungsbeschreibung erarbeitet – gemeinsam und auf Augenhöhe. Unterstützt wird das Partnering-Modell, das mit einer Festpreisfindung endet, durch den Einsatz von BIM. Zusammen zeigen die drei Bausteine –Architekturwettbewerb mit hoher Planungsqualität, Innovationspartnerschaft mit Optimierungen und neuen Werkzeugen sowie das Partnering-Modell – die besondere Projektkultur auf.

BIM-Koordination

Die hohe Innovationsbereitschaft im Projekt wurde auch in der Projektorganisation, der Auswahl der Planer und der technischen Umsetzung sichtbar. Grundlage hierfür war die bewusste Entscheidung für eine offene BIM-Struktur (open-BIM). So konnten Planer aus verschiedenen Fachrichtungen wie Außenraumplanung, Architektur, Tragwerksplanung und Gebäudetechnik trotz unterschiedlicher Softwaresysteme direkt zusammenarbetten. Diese Flexibilität bei der Wahl der Technologie und Werkzeuge war wichtig für eine effiziente Modellierung in jedem Fachgewerk, da vertraute Systeme weiterverwendet werden konnten.

Die Interoperabilität wurde durch die Festlegung von IFC als Projektstandard gewährleistet und ermöglichte somit einen zuverlässigen Datenaustausch. Ebenso konnte die digitale Nachhaltigkeit durch langfristig interoperable Datenstandards gesichert werden. Dazu wurden Kriterien in Bezug auf das digitale Gut, auf das Ökosystem und bezüglich der Auswirkungen auf die Gesellschaft auf ihren Erfüllungsgrad hin analysiert.

Aufbauend auf den Anforderungen an die Modellierung und den Austausch wurde eine Integrationsplattform als zentraler Datenort eingerichtet.

Hier war es wichtig, nicht nur die Modelle grafisch zu visualisieren, sondern dazu auch dynamische Auswertungen wie Bauteillisten, Kennzahlen und das Raumbuch als synchrone Liste im Webinterface bereitzustellen. Ebenso wurden zusätzliche Parameter und Inhalte aus der Gebäudedokumentation nicht über den Umweg der Modelle, sondern direkt im Webinterface der Plattform eingegeben. Zu den Parametern zählen Daten aus der Gebäudedokumentation zur Herstellung, Wartung und Gewährleistung, mit denen das Modell dann im Betrieb seine Bestimmung erfüllt.

Während der Planungsphase wurden für die wichtigen BIM-Meilensteine im Projekt neben dem normalen Austausch der Arbeitsstände auch Koordinationsmodelle für alle Projektbeteiligten auf der Plattform bereitgestellt. In der Qualitätssicherung wurden diese auf Kollisionen zwischen den Gewerken, aber auch in manuellen Modellbegehungen, vergleichbar mit den klassischen Baustellenbegehungen, gesichtet und sämtliche Probleme und Aufgaben über das BIM Collaboration Format (BCF) ausgetauscht. So konnte die Kommunikation transparent und klar dokumentiert werden und musste nicht umständlich parallel in fehleranfälligen E-Mails oder Telefonaten festgehalten werden. Das Ergebnis waren übersichtliche Arbeitsabläufe und saubere Prozesse. Mit Beginn der Bauphase wurde der Nutzen der vorher strukturierten Daten besonders schnell sichtbar, da bei herkömmlichen Arbeitsweisen beim Übergang zwischen den Leistungsphasen häufig ein großer Wissensverlust auftritt. Besonders für die geforderte As-Built-Dokumentation war es wichtig, hier direkt aufbauen zu können und Daten nicht umständlich neu sortieren zu müssen.

Augmented Reality (AR)

Die koordinierten Fachmodelle aus der Leistungsphase 5 und die offenen Formate waren eine Grundvoraussetzung für die Nutzung der Modelle auf der Baustelle. Zur direkten Nutzung dieser Modelle wurden neue Werkzeuge und Techniken wie Augmented Reality (AR) an die bestehenden Systeme angebunden. Vorhandene Prozesse wurden dabei so adaptiert, dass diese nun direkt auf den BIM-Daten aufbauen und damit weniger Fehler beim manuellen Abgleich auftreten können. Mit AR kann die sichtbare Umgebung direkt mit Informationen intuitiv angereichert und dem Nutzer eingängig dargestellt werden. Bei Baubegehungen im Rohbau sind dadurch Visualisierungen des geplanten Ausbaus direkt vor Ort möglich. Die jeweils nächsten Schritte in der Ausführung sind in der App leicht darstellbar – es kann also virtuell »in die Zukunft« geschaut werden. Die Potenziale dieser Technologien im Bauwesen befinden sich insbesondere im Bereich der Fehlervermeidung und der Baudokumentation.

Die Kombination von BIM mit AR erlaubt es den Mitarbeitern auf der Baustelle auf einfache und direkte Weise Planungsinformationen lagegenau zu verorten und einen Soll-Ist-Abgleich zu erstellen. Für diesen Soll-Ist-Abgleich wurde im Projekt die Software GAMMA AR eingesetzt. Durch ihren Einsatz konnten geometrische Abweichungen im Projekt leicht entdeckt und objektbezogen aufgenommen werden. Die Vorgehensweise ermöglichte eine Zurückführung dieser Daten ins BIM-Modell, da hier – genau wie in der Planungsphase –weiterhin BCF als Austauschformat zum Einsatz kam. So wurde die Erstellung der As-Built-Dokumentation enorm vereinfacht. Laut dem verantwortlichen Oberbauleiter der PORR Hochbau Berlin, René Krüger, konnte die Prüfung und Dokumentation des Rohbaus in etwa 20 min pro Etage sauber dokumentiert und nachvollziehbar abgeschlossen werden.

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Fazit

Die durchgängige Arbeitsweise in der Planungsphase und die Fortführung der Strukturen und Inhalte in der Ausführungsphase machen den großen Mehrwert, den BIM mit sich bringt, sichtbar. Die zu Beginn erfolgten Festlegungen »Was wer in welcher Form wie zu dokumentieren hat«, um so eine belastbare Basis an Bestandsdaten für den späteren Gebäudebetrieb zu erhalten, waren ein wichtiger Faktor, der zum Erfolg der Umsetzung beigetragen hat. Sämtliche Prozesse sind klar formuliert, gemeinschaftlich beschlossen und umgesetzt worden.

Der im Praxisbericht beschriebene Einsatz von BIM erfordert neben der Expertise der durchführenden Unternehmen eine Strategie der Auftraggeber für diesen Bereich. Für Auftraggeber bzw. Investoren bildet eine klar strukturierte, vernetzte und nachvollziehbare digitale Dokumentation, die vom Beginn bis zum Ende einer Baumaßnahme oder eines Projekts gefordert wird, einen Mehrwert und damit die Basis für weitere Prozesse in der Wertschöpfungskette und die nachhaltige Ausschöpfung wirtschaftlicher Potenziale. Eine zentrale Rolle dabei spielen die partnerschaftlichen Verträge, die in der Region DACH noch selten sind.

Doch beeindruckende Beispiele aus Skandinavien zeigen großes Optimierungspotenzial: So lassen sich langwierige Behördengänge und Wartezeiten vermeiden, indem beispielweise die Baugenehmigung nach Übermittlung von IFC-Modellen teilautomatisiert geprüft und damit deutlich beschleunigt wird.

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Abgleiche des BIM-Modells mit dem Baufortschritt in Augmented Reality während der Baubegehung © PORR Dipl.-Ing. (FH) Clemens Neubauer Oliver Philips, B.Sc. Dipl.-Ing. René Krüger

Das Büro- und Geschäftshaus KII erhielt bereits eine Auszeichnung als bester Neubau Deutschlands und wurde jetzt auch für seine Nachhaltigkeit zertifiziert: Für die Verbindung von Ökologie, Ökonomie, Innovation und Nachhaltigkeit wurde ihm von der Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) die höchstmögliche Zertifizierung zuerkannt, nämlich DGNB-Platin, wobei die Projektbewertung insgesamt 93,2 % erzielte.

Die grüne Fassade war von Beginn an ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts. Und so stehen in Düsseldorf mehr als 30.000 Hainbuchen mit 8 km Länge an den Schrägfassaden und auf dem Dach

Nachhaltiger Neubau in Düsseldorf

Zertifiziertes Gebäudekonzept von Centrum und B&L

des Bauwerks, das infolgedessen über Europas größte Grünfassade verfügt. Der ökologische Nutzen der Hainbuchenhecke entspricht im Übrigen ungefähr dem von ca. 80 ausgewachsenen Laubbäumen. »Die Zertifizierung mit dem höchsten Level DGNB-Platin ist für uns ein besonderer Erfolg, auf den wir sehr stolz sind. Neben der städtebaulichen und architektonischen Qualität unserer Gebäude sind die Themen Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, sparsamer Umgang mit Ressourcen und der Schutz von Klima und Umwelt essenzieller Kern unserer Unternehmensphilosophie«, so Peter Knopf, Geschäftsführer der Centrum-Gruppe.

Nach Auffassung der Verantwortlichen geht das KII über bisherige Ansätze für nachhaltiges Bauen weit hinaus, indem neben dem Einsatz hochmoderner Gebäudetechnik sowie eines effizienten Energie- und Gebäudemanagements auch das ökologische Potenzial einer urbanen Begrünung genutzt wird, um Energieeinsparungen zu realisieren und Ressourcen zu schonen. Durch die intensive Begrünung verringert sich zum Beispiel der CO2-Fußabdruck des gesamten Gebäudes dauerhaft im Vergleich zu klassischen Projektentwicklungen dieser Größe. www.centrum-group.de www.bl-gruppe.de

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Realisiertes Büro- und Geschäftshaus aus zwei Perspektiven © HG Esch
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Baukultur
Zeitschrift für

Seeberger Genusswelt in Ulm

Keramische Baguette-Fassade von NBK

Bei der Realisierung der Seeberger Genusswelt kommen keramischen Langstäbe von NBK in unterschiedlichen Breiten und Längen zur Anwendung, die hier erneut ihre filigrane Wandlungsfähigkeit beweisen. Mit Baguette-Bändern, jeder Stab mit Abstand zum nächsten angeordnet, hüllt die Fassadenverkleidung über lange Strecken den monumentalen Neubau ein. Durch die so erzielte einzigartige Wirkung dokumentiert sich zum einen ein hoher ästhetischer Anspruch, zum anderen wird die Strahlkraft der Seeberger Genusswelt, des Neubaus des auf Nüsse, Trockenfrüchte und Kaffee spezialisierten Unternehmens, in ihrer individuellen Außenwirkung unterstützt.

Darüber hinaus ist das wertige Aussehen durch die erwiesene Witterungs- und Korrosionsbeständigkeit über lange Zeiträume gewährleistet. Dies macht sich an der nachgewiesenen Ökobilanz fest: Es handelt sich um einen natürlichen Baustoff, der ressourcenschonend und widerstandsfähig ist. Die Nachhaltigkeit für Generationen zeigt die ISO 14025 auf, die Schadstofffreiheit und Unbedenklichkeit festschreibt.

Die innovative Fassadenwirkung hat aber noch einen weiteren den keramischen Langstäben innewohnenden Produktimpuls, der die Vielfalt und Qualität weiter verstärkt, nämlich die keramische Veredelung Satin Glazes.

Die Seeberger Genusswelt wird getragen von dem Weg zur Natur, deren Farbigkeit und offene Lebendigkeit sich im Gebäude widerspiegeln soll. Hierfür ist die Gestaltungslinie Satin Glazes, wie NBK seine Keramikelemente mit Seidenglanz nennt, wie geschaffen.

Die farbige Veredelung lässt nach dem Einbrand eine äußerst hochwertige seidenglänzende Oberfläche entstehen. Zudem wird durch die Satin-Glazes-Veredelung die mechanische und chemische Beständigkeit des keramischen Trägermaterials erhöht. Zarte Pastelltöne und auch intensivere Farben geben jedem Keramikstab eine individuelle Prägung. In der Anordnung der Farben zueinander entwickelt sich eine Farbenwelt, die die Bandbreite der in der Natur vorkommenden Farben aufnimmt.

Mit dieser schöpferischen Anordnung wird die Linie der Seeberger Verpackungsgestaltung unter orangefarbenem Dach aufgegriffen, die sich in den letzten Jahren in einzelnen Produktgruppen mit zusätzlicher Farbigkeit hin zur Natur geöffnet und erweitert hat.

So wird die Seeberger Genusswelt mit ihrer farbigen, unverwechselbaren, seidenglänzenden Fassade schon von weitem als ein Ort für exklusive Erlebnisse wahrgenommen, eine echte Landmarke im Süden Deutschlands.

www.nbk.de

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Neubau mit unverwechselbarer Gebäudehülle © NBK Keramik GmbH Langstäbe in unterschiedlichen Breiten und Längen © NBK Keramik GmbH Hochwertige Oberflächen dank farbiger Veredelung © NBK Keramik GmbH

Schwarz als Klassiker

Vielfältige Sanitär- und Beschlaglösungen von Hewi

Schwarz gilt als minimalistisch, zeitlos und edel, Oberflächen in Mattschwarz sind darüber hinaus haptisch angenehm und passen harmonisch in zeitgenössische Interieurs, und zwar insbesondere zum rauen Industrielook, der gegenwärtig viele Hotels, Gastronomiebereiche und Büros prägt. Aber auch in privaten Badezimmern ist Mattschwarz eine Art Designstatement. Hewi, Experte für barrierefreie Sanitärlösungen und Beschläge, bietet nun zahlreiche Produkte in mattschwarzem Finish, mit denen sich von der Tür bis ins Bad ein durchgängiges und stilvolles Design verwirklichen lässt. Neu dazugekommen sind eine filigrane Sitzfamilie, verschiedene Desinfektionsspender sowie die mit minimalem Kraftaufwand bedienbare Panikstange in Mattschwarz. Das heißt, dank der vielfältigen, miteinander kombinierbaren und serienübergreifenden Varianten in mattem Schwarz ist ein durchgängiges Farbkonzept realisierbar – von Accessoires über Armaturen, Tür- und Fenstergriffe sowie Stauraumlösungen bis hin zu Komfortprodukten und Lösungen für die barrierefreie Ausstattung.

Mattes Finish dank Pulverbeschichtung

© Hewi Heinrich Wilke GmbH

Im neu eröffneten Restaurant Margaretental in Kiel und im Büsumer Wellnesshotel Lighthouse Hotel & Spa kommt bereits Mattschwarz zum Einsatz: Die Hewi-Serien fügen sich mit ihren edlen mattschwarzen Oberflächen perfekt ins jeweilige Ambiente ein und sorgen zugleich für wahrlich bemerkenswerte Akzente.

Erreicht wird das matte Finish im Übrigen durch ein spezielles Veredelungsverfahren, welches eine besonders tiefschwarze matte Farbe erzeugt – nämlich die Pulverbeschichtung. Sie bietet neben einer edlen Optik auch den höchsten Korrosionsschutz und garantiert damit die Langlebigkeit der Produkte.

www.hewi.com

Erweiterung des Produktspektrums für durchgängige Farbkonzepte

© Hewi Heinrich Wilke GmbH

[Umrisse] 48] Produkte und Projekte ]

Kindertagesstätte in Lübbenau

Energieeffiziente Fassadenpaneele von Etex

Im ländlichen Lübbenauer Ortsteil Boblitz im Landkreis Oberspreewald-Lausitz in Brandenburg ist auf dem 4.900 m² großen Gelände einer ehemaligen Jugendherberge die Kindertagesstätte »Storchennest« entstanden – mit viel Platz zum Spielen und Entdecken. Im Zuge der umfassenden energetischen Sanierung wurde der 1925 errichtete Altbau komplett entkernt und zwei angrenzende Gebäude abgerissen.

Im neu angebauten Flachbau mit 640 m² Fläche werden jetzt die Krippenkinder und jüngere Kita-Kinder betreut, während die Vorschulkinder das Obergeschoss des Altbaus nutzen, in dem auch ein Gemeindebüro untergebracht ist.

Der neue Flachbau schließt an das historische Gebäude an und besteht aus einem mehrfach gegliederten Baukörper, in dem die Kita- und Krippenräume und ein Mehrzweckraum mit Sanitärbereichen untergebracht sind. Verbunden sind die beiden

Komplexe durch einen vorgelagerten Spielund Bewegungsbereich, ergänzt durch einen Snoozel-Raum, Sanitäranlagen und einen Hauswirtschafts- und Lagerbereich. Im Zuge des Umbaus wurden auch die Außenanlagen des Grundstücks neugestaltet und eine großzügige Spiellandschaft integriert.

Der prägende Altbau wird in Längsrichtung von einem Satteldach überdeckt, das am Ost- und Westgiebel von zwei weiteren Satteldächern durchkreuzt wird, die auf der Nord- und Südseite jeweils zwei markante Giebel bilden. Um den typischen Spreewaldcharakter des Gebäudes zu erhalten, wurde die vorhandene Holzverschalung im Obergeschoss durch eine gleichartige graue Schalung mit nichtbrennbaren Cedral Fassadenpaneelen als hinterlüftete Fassade ersetzt – verlegt als Boden-Deckel-Schalung und auf eine Aluminium-Unterkonstruktion montiert.

Das System der vorgehängten hinterlüfteten Fassade (VHF) ermöglicht den Einsatz unterschiedlichster Bekleidungen, so dass sich die Gestaltung der Fassade perfekt an die jeweilige Charakteristik des Gebäudes anpassen lässt. Dank der konstruktiven Trennung von Wärme- und Witterungsschutz sind VHF nicht nur energieeffizient, langlebig und wirtschaftlich, sondern auch wiederverwend- und recycelbar. Der große Vorteil von Faserzementpaneelen gegenüber Holzverschalungen besteht darin, dass weder Hitze und Kälte noch Regen oder sonstige Umwelteinflüsse dem langlebigen Material viel anhaben können. Dennoch erscheinen die robusten Paneele aus natürlichen mineralischen Rohstoffen optisch wie eine Holzverschalung, was sie zu einem idealen Fassadenmaterial für historische Gebäude macht.

www.cedral.world

[Umrisse] [49 ADVERTORIAL
Ehemalige Jugendherberge nach Umbau und Erweiterung © Dennis Neuschaefer-Rube/Etex Germany Exteriors GmbH Spreewaldtypisches Dach mit sechs Giebeln © Dennis Neuschaefer-Rube/Etex Germany Exteriors GmbH Eingeschossiger Flachbau als Ergänzung © Dennis Neuschaefer-Rube/Etex Germany Exteriors GmbH Neue Verkleidung aus Faserzementpaneelen © Dennis Neuschaefer-Rube/Etex Germany Exteriors GmbH

Ein Hamburger Doppelhaus zeigt beispielhaft, wie durch ein harmonisches Zusammenspiel von Sanitärtechnik vor der Wand und der Technik dahinter mehr gestalterischer Freiraum entsteht – und sich so ein minimalistisches Designkonzept verwirklichen lässt: Mit dem Vorwand-Installationssystem Geberit GIS in Kombination mit der Badserie Geberit One und weiteren Geberit-Produktlösungen sind raum- oder teilhohe, mit Ablagen versehene Vorwände sowie Raumteiler und Trennwände mit den entsprechenden Anschlüssen realisierbar, wobei Sanitärobjekte nahezu frei im Raum platziert werden können. So wurde hier zum Beispiel der beleuchtete Spiegelschrank kurzerhand in die Vorwand integriert – mit der Folge von viel Freiraum am Waschplatz. Selbst der Siphon des Waschtisches wurde komplett in die Vorwand verlegt, so können neben dem Spiegelschrank auch die Schubladen des Waschtischunterschranks bis obenhin als Stauraum genutzt werden.

Baddesign plus Raumnutzung

Durchdachtes Vorwand-Installationssystem von Geberit

Der bodenebene Duschbereich bietet zudem Bewegungsfreiheit ohne Stolperschwellen und ist damit auch sehr reinigungsfreundlich, zumal die Flächen der Abtrennung ohne sichtbare Befestigungen auskommen. Besonders praktisch ist die in die Vorwand integrierte Ablagenischenbox

für Shampoo und Duschgel: eine Verknüpfung, die Stauraum schafft und zugleich die minimalistische Formensprache fortführt. Und: Die Toiletten-Keramik verfügt über keine sichtbaren Befestigungsschrauben und lässt sich sogar nachträglich in unterschiedlichen Höhen installieren. www.geberit.de

[Umrisse] 50] Produkte und Projekte ]
Badezimmer: Sanitärtechnik und Gestaltung © Geberit Vertriebs GmbH Gästetoilette © Geberit Vertriebs GmbH

Klare Formensprache und Natürlichkeit Überzeugende Gestaltungsplatte von Kann

In der modernen Architektur sind Terrassen Freiräume, in denen sich großzügig geplante Außenflächen homogen und ausgewogen präsentieren. Klare Strukturen dominieren hier, so dass sich der Blick auf das Wesentliche konzentrieren kann. Wer puristische Ansätze liebt, findet mit der neuen Gestaltungsplatte Alesaro Betonplus den passenden Belag für repräsentative und prägnante Entwürfe. Die großformatigen Platten lassen sich überall dort einsetzen, wo anspruchsvolle Lösungen mit natürlichem Touch gesucht werden.

Alesaro Betonplus definiert sich in erster Linie über eine fein strukturierte Oberfläche in Granitsteinoptik. Die beiden modernen Farbtöne Grau und Anthrazit harmonieren optimal mit sachlich linearer Architektur und Außenanlagen mit stringenten Linienführungen. Unterstützt wird die elegante Wirkung durch die großen Abmessungen von 80 cm x 40 cm. Die Platten eignen sich besonders zur Befestigung von weitläufigen Flächen, auf denen das Format gut zur

Geltung kommt. In Kombination mit klassischem Rasen ergibt sich ein spannender Kontrast.

Mit Alesaro Betonplus ergänzt Kann sein Produktspektrum von Keramik-Verbundplatten mit 5 cm Dicke. Diese kombinieren die guten Verlegeeigenschaften der Betonplatte mit der unempfindlichen Oberfläche der Keramik. Daher sind sie leicht zu reinigen und resistent gegen Moose sowie Grünbelag. Die hohe Kratz- und Abriebfestigkeit erhält die Oberflächenstruktur und lässt die Platten dauerhaft ansehnlich erscheinen – und mit der Einordnung in die Rutschhemmungsklasse R 11 ist eine gute Rutschhemmung auch bei Feuchtigkeit gewährleistet.

Ist eine niedrige Aufbauhöhe für die Erstellung der Fläche vorgesehen, bietet Kann mit gleicher Oberflächenoptik die Granitkeramikplatte Alesaro an. Mit einer Dicke von 2 cm hat sie ein geringes Eigengewicht und lässt sich daher mühelos auf Plattenlagern sowie in gebundener Bauweise verlegen.

www.kann.de

DER BLAUE

ENGEL HAT EINEN LIEBLINGSPLATZ

Unsere RX40 Pflastersteine wurden mit dem Blauen Engel ausgezeichnet. Mit ihnen haben wir eine Lösung geschaffen, die nachhaltiges Gestalten, optimale Qualität und anspruchsvolles Design auf besondere Art kombiniert. Weitere Infos finden Sie auf kann.de/blauer-engel

[Umrisse] [51 Produkte und Projekte
Strukturierte Oberfläche in Granitsteinoptik © Kann GmbH Großformat (besonders) für weitläufige Flächen © Kann GmbH

Marktgängig sind bisher PhotovoltaikFlächenmodule, die mit Extensivbegrünung kombiniert werden, um Synergieeffekte zu erzielen. Nun eröffnet die neue Technologie mit Photovoltaik-Röhren noch größere Vorteile und erweitert das Anwendungsspektrum sogar bis in die Intensivbegrünung, wobei ZinCo und sein Kooperationspartner TubeSolar weitere Pluspunkte in der gleichmäßigen Stromgewinnung und einer möglichen Leichtbauweise sehen. Grundsätzlich ist eine gleichmäßig über den Tag verteilte Stromgewinnung erstrebenswert, auch Flächenmodule werden

Dachbegrünung und Photovoltaik

Zukunftsweisende Kombination dank ZinCo

zunehmend in Ost-West-Ausrichtung montiert. Dies erzielt zwei Peaks im Tagesverlauf, morgens und abends. Noch besser schneiden aber Röhrenmodule ab: Sie erzeugen kontinuierlich Strom, da die Sonnenstrahlen zu jedem Zeitpunkt des Tags genau im rechten Winkel auftreffen. Leichte Röhrenmodule in horizontaler Bauweise bieten zudem eine deutlich geringere Wind-Angriffsfläche, wodurch die Aufständerung kleiner dimensioniert und in Leichtbauweise ausgeführt werden kann. Die Aufständerung funktioniert wie immer bei ZinCo ohne Dachdurchdringung, da die Solarbasisplatten von der Substratauflast der Dachbegrünung lagesicher gehalten werden. Und: Die Solaranlage profitiert vom Gründach durch eine kühlere Umgebungstemperatur und einen dadurch messbar gesteigerten Ertrag. Umgekehrt profitiert das Gründach von der Wasserund Lichtdurchlässigkeit der Röhrenbauweise. Die partielle Beschattung der Vegetation hat dabei sogar Vorteile, vor allem in trockenen Regionen, wird die Verdunstung reduziert (Wasserverbrauch) und die Bepflanzung vor zu intensiver Sonne geschützt.

Das größte Marktpotenzial liegt im Bereich der Industrie- und Gewerbedächer, aber genauso lohnt es, auf städtischen oder

Privatgebäuden das Flachdach mit Extensivbegrünung zur maximalen Stromgewinnung zu nutzen. Darüber hinaus weitet sich das Anwendungsspektrum sogar auf den Bereich der Intensivbegrünung aus, weil die Röhrenmodule in beliebiger Höhe angeordnet und damit als Terrassenüberdachung genutzt werden können. Genau diese Variante baute das Hochschulteam Biberach für seine Teilnahme am Solar Decathlon Europe 2021–2022 in Wuppertal. Ihr Gebäude ziert eine wunderschöne Pergola mit Photovoltaik-Röhren auf einem ZinCo-Retentions-Gründach.

www.zinco-greenroof.com

www.zinco.de

[Umrisse] 52] Produkte und Projekte ]
Aufständerung ohne Dachdurchdringung © ZinCo GmbH »Röhren-Pergola« bei Intensivbegrünung © ZinCo GmbH Extensivbegrünung mit Photovoltaik-Röhren © ZinCo GmbH Kontinuierliche Stromerzeugung als Vorteil © ZinCo GmbH

Gesundheit und Energieeinsparung im Klassenzimmer

Neues Hochleistungs-Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung von Vallox

In Zeiten knapper und äußerst teurer Energieressourcen gewinnen Möglichkeiten der Energieeinsparung immer mehr an Bedeutung. Oftmals gehen die entsprechenden Vorschläge aber mit einer Form des Verzichts einher – und auf was gerade verzichtet werden soll, richtet sich nach äußeren Faktoren. Bei hohen CoronaInzidenzen soll nun zugunsten frischer Luft auf Wärme verzichtet werden: Das heißt regelmäßig Fenster auf und Energie raus. Bei zu hohen Heizkosten soll hingegen die Raumluftqualität das Nachsehen haben: Die Fenster bleiben zu, der CO2-Gehalt und die Virenlast steigen. Und wenn ein Schulträger sich stattdessen für ein modernes, energiesparendes Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung entscheiden wollte, scheiterte dieses Vorhaben am mangelnden Platz für den nachträglichen Einbau eines zentralen Geräts mit aufwendigem Rohrnetz.

Das neue Deckengerät airDirekt 1000 D der Vallox GmbH, Dießen, füllt daher eine Lücke im Markt, indem es das Lüftungs-, Energie- und Platz-Dilemma in Schulen, Kitas oder Behörden löst. Denn dieses neue Lüftungsgerät mit einer hohen Wärmerückgewinnung bis 93 % spart enorm Energie, wobei es einfach unter der Decke aufgehängt wird und damit den nachträglichen Einbau so leicht wie noch nie macht.

hicoTEC® TP

Extrem dünne Heizfolie ermöglicht umweltfreundliche Wärme

Energieeffizientes und grünes Heizen durch die Nutzung von Ökostrom

Einfache und kostengünstige Integration in Neubauten und Bestandsgebäude

Unsichtbar verbaut in Decke, Boden und Wand - bietet Gesaltungsfreiheit für Architekten und Planer

Mit seiner hohen Luftleistung bis 1.000 m3/h gehört es eigentlich in die Kategorie zentraler Lüftungsgeräte, eine aufwendige Peripherieverlegung in Boden oder Decke entfällt dennoch. Es werden lediglich zwei Mauerdurchführungen und keine weitere Verrohrung benötigt, da die Zuluftverteilung direkt am Gerät erfolgt. Trotz oder gerade wegen der hohen Luftleistung arbeitet das Gerät äußerst leise. Je weniger nah es an seiner Kapazitätsgrenze betrieben wird, desto leiser arbeiten die Ventilatoren. Selbst bei voller Auslastung bleibt die Geräuschlast bei unter 42 dB. Die leicht zu öffnende Gerätetür mit Wartungsschalter und herausnehmbare Wärmetauscher, Filter und Ventilatoren machen die Wartung kinderleicht. Ausgestattet mit CO2-Sensor für den automatisierten Betrieb und effizientem Filter für Pollen, Keime, Staub und Schmutz ist es die ideale Lösung zum Nachrüsten von Räumen, in denen kein Platz für ein Standgerät wie das im Sommer 2021 von Vallox auf den Markt gebrachte airDirekt 750 CC ist.

Bei den derzeit hohen Energiekosten hat sich ein solches Gerät schnell amortisiert. Viel wichtiger ist jedoch, dass es sich hierbei um eine zukunftsweisende Technologie handelt, die der Gesundheit in Räumen dauerhaft zu dienen vermag. www.vallox.de

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Frenzelit GmbH I Postfach 11 40 I 95456 Bad Berneck I info@frenzelit.com I frenzelit.com Gesunde Raumluft im Klassenzimmer © www.stock.adobe.com/Vallox GmbH QR-Code © Vallox GmbH Deckenmontage ohne Peripherieverlegung © Vallox GmbH

Das Neuprodukt SikaCem Pyrocoat ist ein einkomponentiger, leicht zu verarbeitender Brandschutzputz für Stahlbeton- und Stahlkonstruktionen im Innen- und Außenbereich. Er zeichnet sich durch seine hohe Hitzebeständigkeit aus und eignet sich sowohl für die maschinelle als auch für die manuelle Applikation. Verwendung findet das System vor allem im Ingenieur- und Tunnelbau.

Bereits ab 10 mm Schichtdicke bietet SikaCem Pyrocoat einen hohen Brandschutz, wobei der Feuerwiderstand durch Brandprüfungen nachgewiesen ist: bei Stahlbetonteilen bis F 240 nach der ETK-Brandkurve sowie nach der RWS-Brandkurve bei Temperaturen ≤ 1.350 °C und einer Branddauer ≤ 180 min. Der Verbrauch ist mit ca. 5 kg/m² je 10 mm Schichtdicke im Übrigen sehr gering.

Um bei Stahlbetonbauteilen eine Feuerwiderstandsfähigkeit zu erreichen, ist ein Mindestniveau der Bauteildicke und der

Brandschutz für Beton- und Stahlkonstruktionen

Größere Sicherheit im Ingenieurbau dank Sika

Das neue Sandwichpaneel von Kingspan verfügt über eine eigens entwickelte Labyrinth-Fuge, welche die ohnehin herausragenden thermischen Eigenschaften mit einem U-Wert von 0,09 W/m2K bei einer Dämmkerndicke von 220 mm auf ein neues Level bringt, wobei die Fugenausbildung dank ihrer speziellen Geometrie für eine zuverlässige Luftdichtigkeit sorgt. Das Element bietet durch verschiedene Oberflächenprofilierungen in zahlreichen Farben zudem unterschiedlichste Gestaltungsoptionen.

Der Trumpf des Wandpaneels ist sein QuadCore-Dämmkern: besonders stark in der thermischen Leistung und zugleich überdurchschnittlich nachhaltig in der Herstellung, werden für die Produktion doch zum Beispiel recycelte PET-Flaschen verwendet. Darüber hinaus ist der Dämm-

Betondeckung zur Bewehrung unabdingbar: Mit dem Brandschutzputzsystem können die erforderlichen Betonschichtdicken auf Grundlage der Brandprüfungen nach DIN EN 13381-3, ETA-21/0724 und DIN 41024 kompensiert werden. Eine Anwendung auf Stahlträgern ist ebenfalls möglich. Hier lässt sich für offene Stahlkonstruktionen ein Feuerwiderstand bis F 120 und für bekleidete Konstruktionen bis F 180 erreichen.

Lösung für energieeffiziente Gebäude

Zukunftsweisendes Sandwichpaneel von Kingspan

kern gesundheitlich unbedenklich, frei von Schadstoffen und weist ein Null-Ozonabbaupotenzial auf. Die kurzen Transportwege des in Deutschland hergestellten Sandwichelements tragen ebenfalls zur Klimafreundlichkeit des Produkts bei, ebenso wie die Tatsache, dass Kingspan sein Werk in Oldenburg ausschließlich mit Ökostrom betreibt.

Das Paneel entspricht den Anforderungen der EN 14509:2013 für selbsttragende Sandwichelemente mit beidseitigen Metalldeckschichten und erfüllt die Vorgaben der ISO 9001:2015 sowie der EN ISO 14001:2015. Wie alle Sandwichelemente mit QuadCoreDämmkern reagiert es chemisch neutral und bietet Schimmel und Fäulnis keinerlei Nährboden, weshalb es bedenkenlos in der Lebensmittel- und Frischelogistik eingesetzt werden kann.

www.kingspan.de

[Umrisse] 54] Produkte und Projekte ]
Möglichkeit der Oberflächengestaltung © Sika Deutschland GmbH Spritzapplikation als Alternative © Sika Deutschland GmbH
www.sika.de
Wandelement mit zahlreichen Vorteilen © Kingspan GmbH

Sanierung von Wärmedämmverbundsystemen

Lösung mit Bauartgenehmigung von Schöck

Ein Großteil des Gebäudebestands der Klassen 4 und 5, die mit Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) gedämmt und verputzt wurden, erreicht nicht mehr den aktuell geforderten Energiestandard. Eine Sanierungslösung in Form einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade (VHF) hat nun die Bauartgenehmigung des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) erhalten: Sie umfasst die wärmebrückenfreie Fassadenbefestigung Isolink von Schöck sowie die Dämmung aus Steinwolle und konstruktive Brandschutzmaßnahmen der Deutschen Rockwool. Diese neu zugelassene Lösung ermöglicht die energetische und brandschutztechnische Ertüchtigung der alten WDVS für die Gebäudeklassen 1–5.

Und sie ist kostengünstig, denn die VHF wird einfach vor das WDVS montiert, wobei es weder rückgebaut noch entsorgt werden muss.

Schöck Isolink sichert den Abstand zwischen Fassadenbekleidung und Rohbau und überträgt alle auf die Gebäudehülle einwirkenden Lasten. Der Schlüssel zur wärmebrückenfreien Befestigung mit Isolink liegt dabei im verwendeten Material Combar: Durch die äußerst geringe Wärmeleitfähigkeit des Glasfaserverbundwerkstoffs sind die punktuellen Wärmeverluste so gering, dass sie nach DIN 6946 bei der Ermittlung des U-Werts vernachlässigt werden können. Im Vergleich zu Wandhaltern aus Aluminium hat Isolink eine fast

Balkonversiegelung mit Ästhetik

Hochwertige Natursteinteppiche von Franken Systems

Balkone werden stark beansprucht, sind sie doch permanent Witterungseinflüssen wie Regen, Sonneneinstrahlung oder Frost ausgesetzt. Sie bedürfen deshalb einer sicheren Abdichtung, die zugleich viele Gestaltungsoptionen eröffnet – wie sie die Natursteinteppiche von Franken Systems bieten.

Für die Natursteinteppiche von Franken Systems kommen der Flüssigkunststoff Revopur und hochwertige Natursteine zur Anwendung. Während der Kunststoff die Fläche sicher abdichtet, sorgen die Steine für die gewünschte Optik. Der fugenlose Belag ist darüber hinaus besonders robust und strapazierfähig und weist zudem den Vorteil auf, dass die geschliffenen, abgerundeten Steine barfußfreundlich und in verschiedenen Farben erhältlich sind.

Die Beschichtung unter den Steinen schützt und versiegelt die Balkonplatte dauerhaft, auch Abdichtungen nach DIN sind möglich. Und: Dieser zweikomponentige Flüssigkunststoff ist emissionsarm und geruchsneutral, enthält keine schädlichen Lösemittel, Weichmacher und weitere kennzeichnungspflichtige Inhaltsstoffe und ist somit für Mensch und Umwelt unbedenklich.

300-mal niedrigere Wärmeleitfähigkeit, somit lassen sich bei gleichem U-Wert ca. 50 % des Dämmmaterials einsparen.

www.schoeck.com

Flüssigkeitskunststoff als Abdichtung © Franken Systems GmbH

Zertifiziert wurde das Mehrschichtsystem mit dem wettbewerbsneutralen EmicodeSiegel der höchsten Kategorie EC 1PLUS, das geringstmögliche Emissionen bestätigt. Natursteinteppiche auf Basis von Revopur lassen sich innerhalb eines Tags bei jedem Wetter verlegen, wobei sogar Aufbauten mit fünf Schichten realisierbar sind.

www.franken-systems.de

[Umrisse] [55 [ Produkte und Projekte
Fassadenbefestigung mit Zulassung © Schöck Bauteile GmbH Dauerhafter Schutz und überzeugende Optik © Franken Systems GmbH

Scia, europäischer Marktführer für Statiksoftware und Teil der Nemetschek-Gruppe, bietet inzwischen Scia Engineer 22 an: Diese neue Version bietet eine weitere Vereinfachung der täglichen Arbeitsabläufe von und für Ingenieurkunden. Das heißt, sie ermöglicht den Anwendern, einen besseren Einblick in die Wirtschaftlichkeit des Entwurfs zu gewinnen, und hilft, Material einzusparen. Mit Blick auf die Zeiteffizienz hat Scia zudem viele häufig genutzte Funktionen beschleunigt. So erfordern zahlreiche Eingabevorgänge jetzt weniger Klicks, während andere von neu hinzugefügten Vorlagen oder Automatisierungen profitieren. Darüber hinaus wartet Version 22 mit einer besseren, übersichtlicheren und kompakteren Darstellung der Eingabedaten und Ergebnisse auf.

Vereinfachung der Arbeitsabläufe Benutzerfreundliche Weiterentwicklung von Scia

Zu den auffälligsten Neuerungen, die sich in einer Steigerung der Zeiteffizienz niederschlagen, gehören neue Bewehrungsvorlagen für Betonstützen, die automatische Bemessung der Bewehrung unter Berücksichtigung der GZG-Anforderungen und ein erweiterter AutoDesign-Report. Gleiches gilt für die Ergebnisse: Es gibt einen Hotkey, um sie zu aktualisieren, und einen individuell zugewiesenen Hotkey, um den letzten Befehl zu wiederholen.

Die Materialeffizienz ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt, weshalb insbesondere für Betonkonstruktionen eine wesentliche Verbesserung realisiert wurde: Die Wirtschaftlichkeit eines Entwurfs lässt sich nun anhand des Gewichts der Bewehrung pro Kubikmeter Beton im erweiterten AutoDesign-Bericht bewerten.

www.scia.net

[Umrisse] Zeitschrift für Baukultur

Die Zeitschrift für Architekten, Ingenieure, Planer und Investoren, Projekt- und Grundstücksentwickler, Fondsgesellschaften, Bau- und Consultingunternehmen.

Die Zeitschrift erhalten und lesen rund 7.500 Architekten, Ingenieure und Planer, die in hohem Maße in der freien Wirtschaft ebenso aber auch in Städten und Kommunen sowie den Bauverwaltungen des Bundes und der Länder und der Deutschen Bahn tätig sind.

Sicher wird auch Ihre Zielgruppe damit von uns erreicht.

mitMixedMediaKonzepts

[Umrisse] 56] Software und IT ]
Software für Tragwerksplaner © Scia NV
Ausgabe 5/6 2022 [Umrisse] Zeitschrift für Baukultur Tank- und Rastanlage bei Sömmerda Pabellón Àgora in Valencia Innovative Toilettenhäuschen in Tokio Neuer Kiosk am Bregenzer Seeufer Weinkeller und Verkostungsstätte in Texas Restaurantzug in Taiwan BIM Erweiterte Einsatzmöglichkeiten durch AR Am Straßenrand Ausgabe 5/6 2022 Klassiker in Schwarz Freiraum für Design Dachbegrünung und Photovoltaik Natursteinteppiche
Wowerben?
VERLAGSGRUPPE WIEDERSPAHN Biebricher Allee 11 b | 65187 Wiesbaden | Tel.: +49/611/98 12 920 | Fax: +49/611/80 12 52 kontakt@verlagsgruppewiederspahn.de www.verlagsgruppewiederspahn.de | www.mixedmedia-konzepts.de | www.symposium-brueckenbau.de

Entwaldeter Planet als traurige Konsequenz

Entmystifizierende Studie der Universität Kassel und des WWF

Eine Studie der Universität Kassel und des WWF belegt, dass der globale Holzverbrauch deutlich die nachhaltige Erntemenge übersteigt. Und: Die Deutschen verbrauchen doppelt so viel Holz wie der globale Durchschnitt. Als Ersatz für Beton im Bauwesen, für Plastik in Verpackungen sowie für Kohle und Gas beim Heizen: Holz gilt in vielen Bereichen als Allheilmittel für mehr Nachhaltigkeit. In einer neuen Studie setzen der WWF Deutschland und die Universität Kassel diesem Mythos ein Ende und zeigen, dass es bereits heute weder in Deutschland noch weltweit genügend Holz gibt, um die Nachfrage nachhaltig zu decken. So ist die Menge an weltweit geschlagenem Holz mit 4,3–5 Mrd. m³ (2020) höher als das, was den Wäldern auf nachhaltige Weise entnommen werden kann, ohne die Biodiversität im Wald zu gefährden (3–4,2 Mrd. m³). Bis zu 2 Mrd. m³ Holz pro Jahr werden den Wäldern demnach zu viel entnommen – das entspricht ungefähr

der Hälfte aller Waldbäume in Deutschland. Die Nachfrage nach Holz steigt beständig, vor allem für Verpackungen, die Bauindustrie, Bioplastik und Bioenergie. Besonders hoch ist der Holzhunger in Deutschland: Pro Kopf verbrauchen wir ca. 1,2 m³ Holz (ohne Rinde) und damit mehr als doppelt so viel wie der weltweite Durchschnitt (ca. 0,5 m³). Die Studie beruht auf Analysen von Satellitenbildern, Handelsströmen und nationalen bis globalen Verbrauchs- und Waldstatistiken. Dr. Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF: »Es ist ein Teufelskreis, der die unersetzlichen Wälder weiter zerstört. Momentan nutzt die Industrie den Wald, als gäbe es kein Morgen. Wenn wir Klimakrise und Artensterben stoppen wollen, brauchen wir jetzt eine Trendwende in der Art, wie wir unsere Wälder behandeln.« Und Dr. Meghan Beck-O´Brien vom Center for Environmental Systems Research der Universität Kassel: »Die Menge macht´s, auch bei unserem Holz-

Förderpreis für Forschungsarbeiten

Der mit 2.000 € dotierte Maurer Söhne Stiftungspreis wurde 2022 für zwei herausragende Forschungsarbeiten vergeben: Andreas M. Riedl erhielt ein Preisgeld von 1.000 € für seine Masterarbeit »Numerische Modellierung und Simulation des gekoppelten TLD-Strukturverhaltens unter zeitabhängiger Belastung«. Das heißt, er verglich die Effizienz von Pendeldämpfer und »Tuned Liquid Damper« zur Reduktion von windinduzierten Hochhausbeschleunigungen und simulierte dabei einen gekoppelten CFD/FE-Modellansatz. Prof. Dr.-Ing. Kai-Uwe Bletzinger und Máté Péntek von der Technischen Universität München betreuten die Arbeit.

Ludwig Siebert erhielt das gleiche Preisgeld für seine Masterarbeit »Defektanalyse µ-CT-gescannter additiv gefertigter Ermüdungsproben unter Anwendung von Machine Learning«. Letztlich entwickelte er eine Methode, um interne Schäden von additiv gefertigten Ermüdungsproben basierend auf Computertomographie-Scans und mit Hilfe von Lernalgorithmen festzustellen. Prof. Dr.-Ing. Martin Mensinger und

Holzverbrauch: Entlarvung eines Irrglaubens © Susanne Winter

konsum. Die Kluft zwischen Holzangebot und Nachfrage wächst allein schon durch das Bevölkerungswachstum weiter. Wir müssen achtgeben, dass unsere unersättliche Nachfrage nach ›nachhaltigen‹ Holzprodukten nicht zu einer noch gravierenderen Übernutzung der Wälder führt, denn das geht mit großen Sozial- und Umweltrisiken einher.«

Johannes Diller, Technische Universität München (TUM), waren seine Betreuer. Die Preisträger wurden auf Vorschlag des Studienpreiskomitees des Department Civil and Environmental Engineering der TUM School of Engineering and Design bestimmt. Die Preise wurden am 28. Oktober anlässlich des CEE Department Day übergeben.

[Umrisse] [57 [ Nachrichten
www.uni-kassel.de www.wwf.de
Verleihung durch Stiftung Maurer Söhne
Auszeichnung für hervorragende Masterstudenten © Stiftung Maurer Söhne
www.maurer.eu

Grundwasserspeicher zur Wärme- und Kälteversorgung

Detaillierte Untersuchung des Karlsruher Instituts für Technologie

Mehr als 30 % des Endenergieverbrauchs in Deutschland entfallen derzeit auf das Heizen und Kühlen von Gebäuden. Die Dekarbonisierung dieses Sektors kann daher einiges an Treibhausgasemissionen einsparen und wesentlich zum Klimaschutz beitragen.

Zur saisonalen Speicherung und flexiblen Nutzung von Wärme und Kälte eignen sich Aquiferspeicher, also wasserführende Schichten im Untergrund: Wasser besitzt eine hohe Fähigkeit, thermische Energie zu speichern, und das umgebende Gestein wirkt isolierend. Aquiferspeicher werden durch Bohrungen erschlossen, um beispielsweise Wärme aus Solarthermieanlagen oder Abwärme aus Industrieanlagen unter der Erde zu speichern und bei Bedarf heraufzupumpen. Sie lassen sich ideal mit Wärmenetzen und Wärmepumpen kombinieren. Als besonders effizient haben sich oberflächennahe Niedertemperatur-Aquiferspeicher, sogenannte Low-Temperature Aquifer Thermal Energy Storage (LT-ATES) erwiesen. Da die Temperatur des Wassers nicht viel höher ist als die der Umgebung, geht während der Speicherung wenig Wärme verloren.

Welche Regionen in Deutschland sich für Niedertemperatur-Aquiferspeicher eignen, haben Forschende am Institut für Angewandte Geowissenschaften (AGW) und in der Nachwuchsgruppe Nachhaltige Geoenergie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) untersucht.

»Zu den Kriterien für einen effizienten LT-ATES-Betrieb gehören geeignete hydrogeologische Gegebenheiten wie die Produktivität der Grundwasserressourcen und die Grundwasserströmungsgeschwindigkeit«, so Ruben Stemmle, Mitglied der Forschungsgruppe. »Wichtig ist auch ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Heizund Kühlenergiebedarf. Dieses lässt sich annäherungsweise über das Verhältnis von Heiz- und Kühlgradtagen ermitteln.«

Die Forschenden haben die hydrogeologischen und klimatischen Kriterien in einer räumlichen Analyse kombiniert. Dabei zeigte sich, dass 54 % der Fläche in Deutschland in den kommenden Jahrzehnten bis 2050 sehr gut oder gut für LT-ATES geeignet sind. Die Potenziale konzentrieren sich im Wesentlichen auf das Norddeutsche Becken, den Oberrheingraben und das Süddeutsche Molassebecken. Visualisiert sind sie detailliert auf einer Karte, welche die Forschenden mit einem Geoinformationssystem (GIS) anhand einer multikriteriellen Entscheidungsanalyse erstellt haben.

www.kit.edu

[Umrisse] 58] Nachrichten ]
Aquiferspeicher: Kühlen im Sommer (links) und Heizen im Winter (rechts) © Ruben Stemmle/Karlsruher Institut für Technologie Geeignete Regionen in Deutschland © Ruben Stemmle/Karlsruher Institut für Technologie

Ländliche Räume mit Attraktivität

Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Eine Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) für die Stadt- und Landkreise zeigt, wie sich die im ersten Halbjahr 2022 erteilten Baugenehmigungen für Wohnungen deutschlandweit verteilen. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2022 knapp 186.000 Wohnungen genehmigt. In den kreisfreien Großstädten genehmigten die Bauämter 49.900 Wohnungen, das entspricht einem leichten Rückgang von 2 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zu einem Schwerpunkt der Bautätigkeit entwickeln sich zunehmend ländliche Räume im Umfeld der wachstumsstarken

Metropolen. Im Vergleich aller kreisfreien Städte und Landkreise genehmigten die Bauämter die meisten Wohnungen in Berlin (8.300), München (4.700) und Hamburg (3.900), danach folgen die Region Hannover (2.500) sowie die Städte Nürnberg (2.500) und Köln (1.900). Die höchsten einwohnerbezogenen Werte erzielten jedoch die Kreise Dahme-Spreewald (83 Wohnungen je 10.000 Einwohner) und Havelland (61) im Berliner Umland, es folgen die bayerischen Landkreise Kehlheim (61), Deggendorf (59), Dingolfing-Landau (58) sowie die kreisfreie Stadt Straubing (60).

Der Anteil des Geschosswohnungsbaus an allen genehmigten Wohnungen hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht, und zwar auf 64 % im ersten Halbjahr 2022. In den kreisfreien Großstädten betrug er gar 88 % – und auch in den ländlichen Kreisen ist dieser Anteil auf zuletzt 50 % gestiegen.

www.bbsr.bund.de

Wohnungsbau in Deutschland: aktuelle Zahlenwerte © Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Zukunftsfähiges Bauen mit Zement

Innovationspreis 2022 für Dyckerhoff

Der Innovationspreis der Zulieferindustrie Betonbauteile wird alljährlich ausgelobt und im Rahmen der Ulmer BetonTage verliehen. Entscheidend für die Prämierung sind, so der Juryvorsitzende Prof. Dr.-Ing. Harald Garrecht bei der Preisübergabe im Congress Centrum Ulm, neben dem Innovationsgrad und der Kreativität der Einreichungen insbesondere auch ihre Relevanz für die Kernprozesse der Branche sowie ihr Markt- und Anwendungspotenzial.

In diesem Jahr stand die überwiegende Zahl der insgesamt 26 Einreichungen im Zeichen von Klimaschutz und Ressourcenschonung.

In Dyckerhoff »Cedur« und »Eco Comfort«, den CO2-effizienten Zementen für die Zukunft, sah die Jury nach einstimmigem Votum die »nachhaltigste und marktgängigste Einsendung 2022 im Bereich der innovativen Betonprodukte«. Beide Zemente erhielten daher den Preis für das »innovativste Bauprodukt für ein zukunftsfähiges Bauen mit Beton«.

Sie sind Bestandteil einer neuen Produktlinie von nachhaltigeren Zementen, die Dyckerhoff in Deutschland unter dem Label CGreen auf den Markt bringt. In dem bis zu 39 % geringeren CO2-Fußabdruck im Vergleich zu Standard-Portlandzementen sieht die Jury nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, dank ihrer breiten Einsatzmöglichkeiten eröffnen sie auch ein großes Potenzial für die Betonindustrie.

www.dyckerhoff.com

[Umrisse] [59 [ Nachrichten

Engagement für die Umwelt zahlt sich aus. So wurde das bekannte deutsche Umweltzeichen »Blauer Engel« vor kurzem dem Recyclingstein »Vios« von Kann verliehen. Mit diesem Gestaltungspflaster können private und gewerbliche Bauherren sowie Kommunen die ökologische Gesamtbilanz ihrer Projekte verbessern.

Gütesiegel für Recyclingstein

Verleihung des »Blauer Engel«-Umweltzeichens an Kann

Für Betonwaren, die mit dem »Blauen Engel« prämiert werden, gilt die ganzheitliche Betrachtung der Ökobilanz. Entscheidend sind gehobene Ansprüche an den Gesundheits- und Verbraucherschutz sowie eine entsprechende Transparenz. Ein hoher Recyclinganteil bei den Rohstoffen in der Herstellung fließt hier genauso in die Beurteilung ein wie die Freiheit von ökotoxischen Stoffen, wie beispielsweise Biozide und Halogene. Zusätzlich sind für die Produktion mindestens 50 % Ökostrom einzusetzen und die entstandenen CO2Emissionen zu kompensieren. Eine hohe Lebensdauer und die umweltfreundliche Entsorgung fungieren in dem Zusammenhang als weitere wichtige Kriterien. All diese Forderungen werden vom KannRecyclingstein komplett erfüllt. Vios-Steine

bestehen zu mindestens 40 % aus Recyclingmaterial: Bruchsteine und Reste aus der Produktion werden zerkleinert und zu unterschiedlichen Körnungsgrößen verarbeitet. Zusammen mit Bindemitteln und weiteren Zuschlagstoffen werden daraus neue Betonsteine, die genauso stabil und langlebig sind wie »Neuware«. Die sichtbare Oberflächenschicht basiert auf den gleichen Materialien, die auch bei der herkömmlichen Steinherstellung verwendet werden. Der »Vios« ist rein optisch und qualitativ nicht von klassisch produzierten Steinen ohne Recyclingmaterial zu unterscheiden.

Kann erhielt für seine Entwicklung im Übrigen auch schon den Plus X Award.

Hydroaktive Fassade zur (Stadtraum-)Kühlung

Zukunftsweisende Entwicklung der Universität Stuttgart

Das Luftbild der Metropole Singapur, aufgenommen mit einer Wärmebildkamera, zeigt viele orange-rote Flecke und nur einen grün-blauen. Die roten Zonen repräsentieren bebaute Gebiete, deren Temperaturen ca. 10 °C höher liegen als jene in den »grünen« Parks: Über natürliche Oberflächen verdunsten ca. 60 % des eintreffenden Regenwassers und sorgen so für Abkühlung. Bei versiegelten Straßen- und Gebäudeoberflächen sind es hingegen nur 10 %, die restlichen 90 % gelangen in die Kanalisation und führen zu einem weiteren weltweiten Problem – nämlich verheerenden Überschwemmungen durch Starkregen. Eine Ertüchtigung der Kanalisation zur Bändigung der stetig zunehmenden Wassermassen würde einen enormen baulichen und wohl kaum zu bezahlenden Aufwand bedingen.

Mit der hydroaktiven Fassade hat die Universität Stuttgart nun eine Lösung entwickelt. Das Kernelement der sogenannten HydroSkin ist ein Abstandsgewirke, zwei textile Lagen, die durch Fäden auf Abstand gehalten und dadurch gut durchlüftet werden. Die hohe Luftzirkulation fördert die Verdunstung von Wasser und verstärkt den

Kühleffekt der Fassade. Das Gewirke ist an der Außenseite von einer wasserdurchlässigen Textilhülle umgeben, die nahezu alle Regentropfen eindringen lässt und gleichzeitig das Gewirke vor Verunreinigungen schützt. Eine Folie an der Innenseite leitet das Wasser in das untere Profilsystem ab. Von dort kann es, entweder in einem Reservoir gespeichert oder direkt im Gebäude genutzt, den Wasserverbrauch reduzieren.

An heißen Tagen wird Wasser in das Fassadenelement zurückgeleitet, verdunstet dort und sorgt so für den natürlichen Kühleffekt.

»Dieses Fassadensystem stellt eine artifizielle Retentionsfläche zur Regenwasserrückhaltung und -verdunstung in der Gebäudefassade dar, die durch ihre optischen und haptischen Qualitäten nicht nur unglaublich schön ist, sondern zugleich einen Meilenstein für die Anpassung der gebauten Umwelt an die akuten Herausforderungen unserer Zeit darstellt«, so Christina Eisenbarth, »Erfinderin« von HydroSkin. Erste Elemente werden derzeit am weltweit ersten adaptiven Hochhaus auf dem Campus Vaihingen der Universität Stuttgart getestet, Flaggschiff des

Sonderforschungsbereichs 1244 und ausgewähltes Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA). Der Einsatz dieses Fassadensystems bleibt jedoch nicht auf das Forschungshochhaus beschränkt. Da die HydroSkin-Elemente sehr leicht sind, können sie an jedem Neubau und auch im Gebäudebestand nachträglich angebracht werden.

www.uni-stuttgart.de

[Umrisse] 60]
Hochhaus-Prüfstand auf dem Campus Vaihingen © Sven Cichowicz/Universität Stuttgart Höchster Standard in Qualität und Optik © Kann GmbH
www.kann.de

Ausstellungen

Die Olympiastadt München. Rückblick und Ausblick

Ausstellung im Architekturmuseum der Technischen Universität München in der Pinakothek der Moderne in München bis 8. Januar 2023.

www.architekturmuseum.de

Otl Aicher 100 Jahre 100 Plakate

Ausstellung im Archiv der Hochschule für Gestaltung (HfG) Ulm bis 8. Januar 2023.

www.museumulm.de

Collectomania.

Universen des Sammelns

Ausstellung im Museum für Gestaltung Zürich bis 8. Januar 2023.

www.museum-gestaltung.ch

Die klassischen Ordnungen

Ausstellung in der Tchoban Foundation, Museum für Architekturzeichnung in Berlin bis 15. Januar 2023.

www.tchoban-foundation.de

Nichts Neues.

Besser Bauen mit Bestand Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main bis 15. Januar 2023.

www.dam-online.de

Hans Leistikow.

Zurück in die Moderne Ausstellung im Dommuseum in Frankfurt am Main bis 15. Januar 2023.

www.dommuseum-frankfurt.de

Future Bodies from a Recent Past Ausstellung im Museum Brandhorst in München bis 15. Januar 2023.

www.museum-brandhorst.de

Grüne Moderne.

Die neue Sicht auf Pflanzen Ausstellung im Museum Ludwig in Köln bis 22. Januar 2023.

www.museum-ludwig.de

Europas beste Bauten.

Mies van der Rohe Award 2022 Ausstellung im Architekturzentrum Wien bis 23. Januar 2023.

www.azw.at

Körper, Flächen, Linien

Ausstellung im Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin bis 26. Januar 2023.

www.architekturmuseum-berlin.de

Medieninterventionen

Ausstellung im Generali Foundation Studienzentrum in Salzburg bis 5. Februar 2023.

www.museumdermoderne.at

ein/aus gepackt. Die Kinderbuchsammlung Benjamin

Ausstellung im Schopenhauer-Studio der Universitätsbibliothek in Frankfurt am Main bis 7. Februar 2023.

www.ub.uni-frankfurt.de

Neuerwerbungen der Sammlung des Bundes

Ausstellung im Neuen Museum, Staatliches Museum für Kunst und Design Nürnberg bis 12. Februar 2023.

www.nmn.de

Reinhold Adolf. Schwingen und Entspannen

Ausstellung im aut. architektur und tirol in Innsbruck bis 18. Februar 2023. www.aut.cc

Haettenschweiler von A bis Z Ausstellung im Museum für Gestaltung Zürich bis 19. Februar 2023. www.museum-gestaltung.ch

Reflections/Spiegelwelten

Ausstellung im Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt bis 5. März 2023. www.mkk-ingolstadt.de

Hello, Robot. Design zwischen Mensch und Maschine

Ausstellung im Vitra Design Museum in Weil am Rhein bis 5. März 2023. www.design-museum.de

Neue Wege in der japanischen Architektur

Ausstellung im S AM Schweizerisches Architekturmuseum in Basel bis 12. März 2023.

www.sam-basel.org

Besessen.

Die geheime Kunst des Polsterns Ausstellung im Grassi Museum für Angewandte Kunst in Leipzig bis 26. März 2023. www.grassimak.de

The Bigger Picture: Design – Frauen – Gesellschaft

Ausstellung im Gewerbemuseum

Winterthur bis 14. Mai 2023. www.gewerbemuseum.ch

Messen

ISH 2023

Weltleitmesse für Wasser, Wärme, Luft in Frankfurt am Main vom 13. bis 17. März 2023. www.ish.messefrankfurt.com

BAU 2023

Weltleitmesse für Architektur, Materialien, Systeme in München vom 17. bis 22. April 2023.

www.bau-muenchen.com

Tagungen

Symposium Brückenbau 2023

23. Internationales Symposium

»Brückenbau« in Leipzig vom 14. bis 15. Februar 2023.

www.verlagsgruppewiederspahn.de www.symposium-brueckenbau.de

Veranstaltungen

Fluxus Sex Ties 1962–2022

Veranstaltung in Wiesbaden mit Ausstellungen, Konzerten, Performances, Vorträgen, Führungen etc. bis 31. Dezember. www.wiesbaden.de

Wettbewerbe

Deutscher Brückenbaupreis 2023

Würdigung hervorragender Bauwerke in den Kategorien »Straßen- und Eisenbahnbrücken« sowie »Fuß- und Radwegbrücken«; Einreichungsschluss ist der 2. Januar 2023.

www.brueckenbaupreis.de

Deutscher Holzbaupreis 2023

Auszeichnung(en) für vorbildliche Bauwerke aus Holz und Holzwerkstoffen; Abgabetermin ist der 15. Januar 2023. www.deutscher-holzbaupreis.de

[Umrisse] [61 [ Termine

Design zum Wertschätzen

Der Titel weckt nicht unbedingt Neugierde, ziert ihn doch das (abgeschnittene) Foto einer jenen Tütenlampen-NierentischKombinationen, die gemeinhin mit der spießbürgerlichen Einrichtungs(un)kultur der 1950er Jahre assoziiert werden. Direkt neben der wenig animierenden Abbildung findet sich aber eine Formulierung, die von Ironie zeugt – und infolgedessen die Versuchung, den recht schwergewichtig anmutenden Band zur Seite zu legen, nachgerade im Keim zu ersticken vermag. Wer das Buch »unVernünftiges Design« nun tatsächlich durchzublättern beginnt, wird zweifelsohne reich entschädigt – mit höchst informativen, mannigfaltige Einund Ausblicke vermittelnden Texten, die den Bogen vom großen Ganzen bis hin zu (ausgewählten) Details schlagen und derart die Innenausstattungselemente zweier Dekaden besser zu verstehen und vor allem angemessen zu würdigen helfen, und zwar fernab irgendwelcher (euphorischer) Nostalgiebeschwörungsbemühungen.

Gegliedert in die sieben Hauptkapitel »Spiel mit der Form«, »Lebendige Gestaltung«, »Kleinmöbel«, »Wohnaccessoires«, »Material und Konstruktion«, »Ästhetische Verortung« und »Die Stilfrage«, erwarten den geneigten Rezipienten hier letztlich über 30 fundierte Analysen, die trotz ihrer thematischen Breite wie Tiefe ausnahmslos mit Vergnügen zu lesen sind – und die daher auch allesamt genau studiert werden wollen, ja im Grunde sollten. Selbst vernünftigen Menschen sei die Lektüre deshalb ohne jede Einschränkung empfohlen.

Andreas K. Vetter: unVernünftiges Design. Möbel und Wohnaccessoires der 1950er/1960er Jahre. Spurbuchverlag, Baunach 2022. 360 S., zahlr. Abb., geb., 56 €.

Schule(n) fürs Leben

Bei dem Gedanken, heute noch einmal in die Schule gehen zu müssen, werden die meisten Menschen wohl eher zusammenzucken als sich freuen, und zwar unabhängig von ihren mehr oder minder (un)schönen Erinnerungen: Der schon seit langem beklagte Mangel an (überzeugenden) pädagogischen Konzepten und Gebäude, die primär Raumbedürfnisse zu befriedigen helfen, machen ja nun wirklich kaum bis keine Lust auf einen Besuch der in jüngerer oder jüngster Vergangenheit errichteten Lehranstalten.

Dass es eine Zeit gab, in der dies zur Gänze anders war, in der also zukunftsorientierte Vorstellungen entwickelt und (einige) durchaus kühn anmutende Experimente durchgeführt wurden, die dann auch in einer (baulich) adäquaten Realisierung mündeten, sollte deshalb nicht in Vergessenheit geraten. Die Gefahr, jene zwei Dekaden und deren Perspektiven wie Erkenntnisse (weiterhin) ignorieren oder gar verdrängen zu können, ist nun freilich gebannt – dank des Buches »Bildungsschock. Lernen, Politik und Architektur in den 1960er und 1970er Jahren«. Sein Erscheinen lässt sich aber nicht nur deshalb als Glücksfall bezeichnen, bieten die in Summe 320 Seiten doch eine ebenso kritische wie umfassende Bestandsaufnahme der damaligen Reformbestrebungen, die im Übrigen von Wissenschaftlern, Architekten und Künstlern (gemeinsam!) initiiert und getragen wurden. Und das veranschaulicht der gesamte Band höchst eindrucksvoll, indem hier Theorie wie Praxis thematisiert, ergo Ideen wie Resultate detailliert beleuchtet, sie zunächst dokumentiert, danach hinterfragt und schließlich in den übergreifenden Kontext eingeordnet werden, wobei irgendwelche Landes- oder Systemgrenzen erfreulicherweise keine Rolle spielen.

Wer der schnöden Gegenwart zu entfliehen und fundiertes Wissen über (qualitätsvolle) Alternativen zu gewinnen wünscht, wird den »Bildungsschock« erst nach Ende der Lektüre aus der Hand legen wollen.

Tom Holert, Haus der Kulturen der Welt (Hrsg.): Bildungsschock. Lernen, Politik und Architektur in den 1960er und 1970er Jahren. De Gruyter Verlag, Berlin 2020. 320 S., 130 Abb., kt., 28 €.

Epoche des Wiederaufbaus

Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz weist sicherlich viele beachtenswerte Bauwerke auf, deren Bekanntheitsgrad jedoch stark variieren und nicht zuletzt von der Frage abhängig sein dürfte, über welche Interessengebiete oder Vorbildung ein Besucher verfügt. So wird ein (unbefangener) Tourist wohl zunächst den Dom, das Gutenberg-Museum und die mittelalterlichen Fachwerkhäuser ansteuern, womöglich einen (zweiten) Blick ins Zentrum und schließlich auf das Rheinufer mit der Theodor-Heuss-Brücke und dem von Arne Jacobsen und Otto Weitling 1968–1970 entworfenen Rathaus wagen wollen. Die aus diversen Gründen überaus bedeutsamen Zeugnisse der Nachkriegsjahre werden ihm hingegen überwiegend verborgen bleiben (müssen). Um sie würdigen und auch begutachten zu können, benötigt Frau oder Mann nämlich fundierte Informationen, ja eine Anleitung, die ihre Charakteristika benennt und erläutert, sie damit in ihrer Relevanz ebenso zu verstehen wie einzuordnen erlaubt. Eine solche Orientierungshilfe thematischer wie geographischer Natur bietet nun das Buch »Mainz 1945–1970. Die verkannte Epoche des Wiederaufbaus«, dessen Erscheinen schon allein deshalb zu begrüßen ist, weil es die Aufmerksamkeit (explizit!) auf eine Zeitspanne lenkt, deren bauliche Hinterlassenschaften ansonsten eher übersehen, geringgeschätzt oder sogar vorsätzlich ignoriert, vulgo klammheimlich abgerissen werden. Diese Veröffentlichung beeindruckt aber nicht nur nominell, sondern vor allem durch die Qualität des Gezeigten und Beschriebenen, wobei ein erfreulich breitgefächertes Spektrum ausgewählt wurde. Einzelne Beispiele hier herauszugreifen, wäre deshalb ziemlich unangemessen.

Wer Wesentliches über die Nachkriegsarchitektur und deren in Mainz (noch) anzutreffendes Erbe zu wissen wünscht, sollte die in Summe 128 Seiten mit Sorgfalt lesen.

Rainer Metzendorf (Hrsg.): Mainz 1945–1970. Die verkannte Epoche des Wiederaufbaus. Morisel Verlag, München 2021. 128 S., 170 Abb., geb., 24,90 €.

[Umrisse] 62] Bücher ]

Herausgeber

[Umrisse]

Zeitschrift für Baukultur

ISSN 1437 - 2533

22. Jahrgang

Ausgabe 5/6∙2022

www.umrisse.de

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form reproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare Sprache übertragen werden.

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Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn

Chefredaktion Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn mwiederspahn@verlagsgruppewiederspahn.de Verlag

VERLAGSGRUPPE WIEDERSPAHN

mitMixedMediaKonzepts

Biebricher Allee 11 b

65187 Wiesbaden

Tel.: 06 11/84 65 15

Fax: 06 11/80 12 52 www.verlagsgruppewiederspahn.de

Satz und Layout Christina Neuner

Fotos

Titel und Inhalt Tank- und Rastanlage Leubinger Fürstenhügel

© MONO/Gregor Schmidt

Pabellón Àgora in Valencia

© Alejandro Gómez Vives

Innovative Toilettenhäuschen in Tokio

© The Nippon Foundation/Satoshi Nagare Kiosk am Bregenzer Seeufer

© Architekturwerk

Blockheizkraftwerk in Orbe

© Rasmus Norlander

Weinkeller in Texas Hill Country

© Casey Dunn

The Moving Kitchen – Restaurantzug in Taiwan

© JC Architecture/Lee Kuo Min

Hochhaus LIESE in Berlin-Lichtenberg

© PORR

BIM mit AR auf der Baustelle

© PORR

Fotos »Rückseite« und Inhalt Büro- und Geschäftshaus KII in Düsseldorf

© HG Esch

Seeberger Genusswelt in Ulm

© NBK Keramik GmbH

Klassiker in Schwarz

© Hewi Heinrich Wilke GmbH

Kindertagesstätte in Lübbenau

© Dennis Neuschaefer-Rube/Etex Germany Exteriors GmbH

Freiraum für Design

© Geberit Vertriebs GmbH

Großzügige Außenflächen

© Kann GmbH

Dachbegrünung und Photovoltaik

© ZinCo GmbH

Brandschutz und Gestaltung

© Sika Deutschland GmbH

Robuste Natursteinteppiche

© Franken Systems GmbH

Druck Schmidt printmedien GmbH

Haagweg 44, 65462 Ginsheim-Gustavsburg

Erscheinungsweise [Umrisse] und Bezugspreis

Zeitschrift für Baukultur

erscheint 6 x pro Jahr.

Einzelheft: 9,50 €

Doppelheft: 19,00 €

Jahresbezugspreis: 57,00 €

Abonnement Ausland: 63,00 €

[ Impressum

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