Brückenbau 3/2014

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14. SYMPOSIUM BRÜCKENBAU Errichtung einer Netzwerkbogenbrücke

Neubau der Troja-Brücke in Prag von Günther Dorrer

Das Stadtbild von Prag wird stark von Brücken unterschiedlicher Bauepochen und Baustile geprägt. Im Zuge des weiteren Ausbaus des inneren Prager Stadtrings wird auch eine neue Verbindung zwischen den Stadtteilen Holesˇovice und Troja errichtet. Mit ihrem gestalterischen Gesamtkonzept fügt sich die neue Troja-Brücke gelungen in die umliegende Kulturlandschaft ein. Durch den Einsatz von Hochleistungsbaustoffen wurden bei ihrem Bau neue und innovative Wege beschritten, welche die Errichtung einer eleganten, filigranen Brückenkonstruktion ermöglichten. Die freie Stützweite von 200 m ist die größte unter den 15 Moldaubrücken Prags. 1 Einleitung Die im 14. Jahrhundert errichtete Karlsbrücke ist die älteste erhaltene Brücke über die Moldau und eine der ältesten erhaltenen Steinbrücken Europas. Sie gilt als eines der Wahrzeichen der Stadt Prag und zählt zu den nationalen Kulturdenkmälern der Tschechischen Republik. Ab 2010 wurde nördlich des Stadtzentrums von Prag der Neubau der Troja-Brücke, einer Netzwerkbogenbrücke über die Moldau, realisiert. Die Brücke verbindet den Stadtteil Holesˇovice mit dem inneren Stadtring und dem gegenüberliegenden Stadtteil Troja. Bereits im Jahr 2006 wurde von der Stadt Prag ein Gestaltungswettbewerb durchgeführt. Als Preisträger ging das Team Mott MacDonald CZ, s.r.o. (L. Sasek und J. Petrák) und Roman Koucký architektonická kancelář, s.r.o. (R. Koucký und L. Kábrt) hervor.

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BRÜCKENBAU | 3 . 2014

2 Gesamttragwerk Der siegreiche Entwurf sieht eine Zweifeldbrücke (Bild 1) vor, welche im Grundriss in einer Geraden und im Längsschnitt in einer Kuppe verläuft. Die Moldau wird mit einer Netzwerkbogenbrücke in Verbundbauweise mit einer freien Stützweite von ca. 200 m überspannt. Mit einer Bogenhöhe von ca. 20 m bei einer Stützweite von 200 m ergibt sich mit 1/10 ein extrem flaches Verhältnis von Bogenhöhe zu Spannweite. An die Hauptöffnung schließt auf der Seite Troja ein Spannbetonvorlandtragwerk mit einer Stützweite von ca. 40 m an. Die Brücke ist als kombinierte Straßenund Straßenbahnbrücke konzipiert und überführt vier Fahrstreifen und eine zweigleisige Straßenbahnlinie. Zusätzlich sind an den beiden äußeren Brückenquerschnittsrändern noch Geh- und Radwege angeordnet (Bild 2). Die Brückenbreite beträgt ca. 36 m.

2 Querschnitt © Bilfinger MCE GmbH

1 Längsschnitt © Bilfinger MCE GmbH

Die beiden Bogenebenen sind in einem Winkel von 6,50° zueinander geneigt. Die geschweißten Stahlbögen verschmelzen im Bogenscheitel zu einem mehrzelligen Hohlkasten. Die längs- und quervorgespannte Ortbetonfahrbahnplatte (Betongüte C50/60) mit einer Dicke von 28 cm lagert auf vorgespannten Fertigteilträgern (Betongüte C70/85) im Abstand von 4,00 m auf. Die Fertigteilquerträger haben eine Länge von ca. 30 m, eine Breite von 0,50 m und eine variable Bauhöhe von 0,40–1,50 m. Das Hängernetz besteht aus 200 Hängern in vier Ebenen. Für die Hänger kam das MacalloyZugstangensystem S520 aus unlegiertem Stahl mit einem Durchmesser von M76– M105 zum Einsatz. Sowohl der Anschluss an den Bogen als auch an den Streckträger erfolgte über Gabelköpfe.


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