Fotos: Marion Bässler, Volker Wille
Die Bilder ganz oben zeigen, wie ein Schellenriemen ausgeschmückt werden kann (von links): ein Verziereisen, Verzierung mit Bändern und eine Schnitzerei mit einem Edelweißmotiv. Oben: der fertige Schellenriemen am »lebenden Modell« auf der Hinteren Seealpe bei Oberstdorf, rechts Detailaufnahme des Einbrennmotivs
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umso größer: Das reicht von großen Silberknöpfen, Mustern aus unterschiedlichen Nägeln, Goldnähten und Stickereien bis zu aufgemalten Motiven. »Jeder hat seinen eigenen Stil«, erzählt Bernadette Rothmayr. Da die Kunden der Familie zwar die verschiedenen Modelle und Designs bewundern, den Schellenriemenmachern aber künstlerische Freiheit gewähren, »ist das Motivbuch im Kopf«, wie Alfred Rothmayr lachend feststellt. An der hinteren Holztür zwischen seiner Werkbank und der Stange, an der einige geschnittene Riemen aufgehängt sind, finden sich etliche Fotos von fertigen Arbeiten. Wie viele dieser prachtvollen Lederbänder, mit denen die Glocken am Hals der Kühe befestigt werden, seither entstanden sind, vermag er ebenso wenig zu sagen wie die Anzahl, die er jährlich produziert. Meist gehen ab Mai die ersten Aufträge ein, allerdings erinnert sich Alfred Rothmayr noch gut an so manche Nachtschicht, die er gerade in seiner Anfangszeit einlegen musste. Während sich das Handwerk heutzutage wieder einer wachsenden Beliebtheit erfreut, gab es in den 1990er-Jahren nur äußerst wenige Schellenriemenmacher in unserer Region. Daher wurde Alfred Rothmayr durch neue Aufträge »Da die Kunden künstlerische gleich in seiner Anfangszeit »ins kalte Wasser geworfen«. Heute Freiheit gewähren, freut er sich darüber, dass er die ist das Motivbuch im Kopf« Arbeit im »Teamwork« mit seiner Tochter erledigen kann. »Ich wollte das vom Papa unbedingt lernen, weil es mir gefällt, so kreativ sein zu dürfen. Außerdem macht es mich stolz, wenn die Leute am Viehscheid einen Riemen bewundern, den ich gemacht hab«, sagt Bernadette. Für die Verzierungen hat sich die 16-Jährige hauptsächlich auf zwei Techniken spezialisiert, auf das Schnitzen und Brennen. Am liebsten schnitzt sie Blumen, aber auch Berg- oder Hüttenmotive haben es ihr angetan. Die Vorlagen zeichnet sie sich selbst auf Papier, bevor sie mit speziellen Schnitzmessern am Leder Hand anlegt. Am Brennen von Motiven reizt sie vor allem, dass mit der Technik farbliche Unterschiede möglich sind. Wenn das Muster steht, werden noch je nach Kundenwunsch die farbigen Fransen angenäht und die Schnallen angebracht. Nun bedarf es etwas Kraftaufwandes, um Schelle und neu angefertigten Riemen das erste Mal zusammenzufügen. Bis es soweit ist, haben Bernadette und Alfred Rothmayr zwischen drei und fünf Stunden Arbeit hinter sich. Wie lange die Herstellung eines Schellenriemens genau dauert, hängt von der Art der Verzierung ab. •
Alpsommer
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Viehscheid 2012