Das Recht

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1. Einführung ins Recht

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Lösen von Rechtsfällen: Vorgehen Systematisches Vorgehen Rechtsfragen sind im Alltag meist schwierig zu beurteilen. Die Probleme betreffen häufig verschiedene Rechtsbereiche, die oft nicht klar voneinander abgegrenzt werden können. Die Gesetzesbestimmungen sind abstrakt formuliert und in einer ungewohnten Sprache abgefasst, weshalb die Anwendung dieser Regeln auf den konkreten Fall Schwierigkeiten bereitet. D. h. eine Lösung liegt nicht einfach auf dem Tisch, sondern kann nur mit etlicher Anstrengung angestrebt werden. Als Hilfsmittel zur «Lösung» von Rechtsfällen empfiehlt sich ein systematisches Vorgehen, z.B. in vier Schritten:

Vorgehen in vier Schritten 1. Sachverhalt feststellen

Zuerst muss genau festgehalten werden, was passiert ist. Die «W-Fragen» sind zu stellen: Wer hat wann, was, wo, wie und warum getan?

2. B ezug zwischen Sachverhalt und Recht herstellen

Dann gilt es herauszufinden, welche gesetzlichen Regelungen auf den festgestellten Sachverhalt angewendet werden können: Welche abstrakte Regel passt am bes­ten zum konkreten Sachverhalt?

3. Rechtsfolgen feststellen

Nachher muss geklärt werden, welche Konsequenzen die Anwendung dieser Regel nach sich zieht: Welche Rechtsfolge sieht die anwendbare Regel vor?

4. D urchsetzung des Rechts planen

Nun kann im letzten Schritt konkret geplant werden, was die vom Sachverhalt betroffenen Personen tun müssen, um zu ihrem Recht zu kommen: Was muss ich tun, damit ich mein Recht durchsetzen kann?

Umgang mit Rechtsfragen

➔ www.verlag-fuchs.ch / recht

Tipp

(allgemeine Hinweise)

– Rechtsfälle sind oft vielschichtig. Meist sind mehrere Personen beteiligt, die zueinander in unterschiedlichen Rechtsbeziehungen stehen. Eine grafische Darstellung der Situation verschafft Überblick und hilft zur Klärung. – Häufig werden verschiedene Rechtsgebiete berührt, weshalb Regelungen aus mehreren Gesetzbüchern zur Anwendung kommen. Ein komplexer Fall kann zudem mehrere Prozesse auslösen (z.B. Strafprozess und dann Zivilprozess). – Für das Verständnis der einzelnen Gesetzesartikel braucht es auch die Kenntnis des gesamten Aufbaus des Gesetzes. Die einzelne Regel muss im Zusammenhang mit den übrigen Bestimmungen des Gesetzes gelesen werden. – Die Gesetze sind oft in einer umständlichen Sprache geschrieben. Die Rechtsregeln müssen ausgelegt werden. Dabei helfen Fragen wie: – Was bezweckt die Regelung? – Welches Ziel verfolgte der Gesetzgeber damit?

Ist die Rechtsfrage zu schwierig, bleibt nur noch der Beizug professioneller Hilfe. Viele Gerichte bieten Personen, die ein konkretes Rechtsproblem haben und in ihrem Gerichtskreis wohnen, periodisch eine kostenlose Erstberatung an. Auch die meisten kantonalen Anwaltsverbände kennen ähnliche Dienstleistungen.


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