ORIGINALARBEIT
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ZUSAMMENFASSUNG Simulationen werden routinemäßig als Vorbereitung für komplexe Situationen in Bereichen mit hoher Verantwortung eingesetzt, z.B. in der Aus- und Weiterbildung von Berufspiloten. Auch der Schlaganfall ist eine hochkomplexe Situation, bei der Zeit und eingeübte Abläufe eine entscheidende Rolle spielen und zahlreiche Spezialisten zusammenarbeiten. Im Rahmen des hier erstmals vorgestellten Simulationstrainings wird eine realitätsnahe Akutversorgung im Team mithilfe von Virtual Reality erzeugt, um darin die Abläufe gezielt und wiederholt zu üben. Durch ein anschließendes 360°-Feedback können optimierte Abläufe die Therapie für den Patienten verbessern und die effektive Kommunikation im Team sowie den Umgang mit dem Patienten fördern. Schlüsselwörter: medizinische Fortbildung, virtuelle Realität, Schlaganfall, Simulationstraining, Gamifizierung
Virtual-RealitySimulationstraining für die Schlaganfallbehandlung Servet Yilmaz, Jan Sobesky, Waltraud Pfeilschifter, Annica Stähly, Joris Klause, Daniel Kalanovic Pfizer Pharma GmbH, Berlin
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ür Schlaganfall-Patienten zählt jede Minute [1]. Das praktische Erlernen von Kompetenzen im Bereich Schlaganfall war – neben der praktischen klinischen Erfahrung – bis dato nur theoretisch oder in einem Rollenspiel (simuliertem Training) im Krankenhaus möglich. Eine neue Form des Simulationstrainings nutzt die innovativen digitalen Möglichkeiten der VR-Technologie. Aus anderen Bereichen mit hoher Verantwortung und Komplexität wie z.B. der professionellen Luftfahrt wissen wir, dass Simulationstrainings einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit leisten [2]. Auch für angehende Fachärzte sind simulierte Trainings von entscheidender Bedeutung, um ihre Fähigkeiten zu trainieren und sie auf realistische Anwendungsfälle vorzubereiten [3]. Sie bieten den Assistenzärzten ein sicheres Umfeld, um Erfahrungen zu sammeln, routinierte Arbeitsabläufe zu erlernen und Feedback aus verschiedenen Perspektiven zu erhalten. Bohmann et al. untersuchten 2021 in ihrer STREAM-Studie den Effekt des Simulationstrainings zur Bewertung und Behandlung akuter Schlaganfälle anhand von standardisierten Kriterien. Vor
JOURNAL PHARMAKOL. U. THER. 4/2023 · 32. JAHRGANG
allem die sogenannte „Door-toGroin-Zeit“ ist ein relevanter Parameter, weil er beschreibt, wie viel Zeit seit der Einlieferung (Door) vergeht, bis ein Katheter in die Leiste (Groin) des Patienten zur endovaskulären Therapie eingesetzt werden kann. Über einen Zeitraum von fast 2 Jahren konnten an mehreren Kliniken mit simulationserfahrenen Teams signifikant kürzere Door-to-GroinZeiten erzielt werden. Die Studie zeigte eine durchschnittliche Verbesserung der Door-to-GroinZeiten um 21 Minuten auf. Zudem verbesserten sich das Sicherheitsund Teamarbeitsklima sowie die Arbeitszufriedenheit der Teilnehmer [4]. Es ist jedoch anzumerken, dass es sich bei dieser Studie nicht um ein Virtual Reality-Simulationstraining handelte.
VR-Technologie eröffnet neue Möglichkeiten der Fortbildung
Pfizer engagiert sich seit Jahren in der Fortbildung junger Ärzte im Bereich Schlaganfall und entwickelt diese – vor allem mithilfe neuer digitaler Möglichkeiten – beständig weiter. Dabei wird © VERLAG PERFUSION GMBH