Velosophie 2010-02

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M A G A Z I N f ü r FA H R R A D K U LT U R

www.velosophie.at

02-2010 SOMMER

TIS! A R G

KOPENHAGEN

DIE FAHRRAD-METROPOLE RUFT ZUR GLOBALEN KONFERENZ

MÜNCHEN

MENSCHEN, PLÄTZE, EVENTS RUND UM RADLHAUPTSTADT.DE

CALIFORNICATION

MIT GLOBE BIKES AUF DER SONNIGEN STRASSENSEITE

PUBLIKUMS-VOTING AB 1. JULI AUF BLOG.WIENENERGIE.AT DAS RENNEN LÄUFT: WIENS FLOTTESTE E-BIKERINNEN


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velotorial

IN DER HITZE DER STADT

FAHRTWIND GLOBAL Sommer in den Städten, die Sonne strahlt vom blitzblauen Himmel, der Asphalt dampft, und die Teerritzen beginnen zu zerfließen. Der Weg führt über heiße Plätze voller Menschen unter Sonnenschirmen, Alleebäume und Häuserfronten spenden Schatten, die Reifen sirren. Das staubige Blech dampfender Autokolonnen huscht kurz vorbei wie ein Lufthauch aus dem Kohleofen. Jede Abkühlung tut gut, der Fahrtwind streicht dir über die Haut. Dein Rad trägt dich durch die flirrenden Luftschichten der urbanen Landschaften, du bist nah am Geschehen und bereit für alles, was kommt, denn du hast das beste Fortbewegungsmittel unter dir: das Fahrrad. Viele Stadtregierungen haben schon verstanden, dass in diesem unmotorisierten, sanften, leisen Verkehrsmittel die Zukunft liegt, dass es daher an ihnen ist, im Sinne ihrer BürgerInnen Maßnahmen zu ergreifen, die den Radverkehr massiv fördern. Besonders engagiert, zielstrebig und ideenreich geht dabei Kopenhagen vor, das sich gerade von der dänischen Hauptstadt zur planetaren Radkapitale hocharbeitet. Nahe liegend, dass dort die erste globale Velo-City Konferenz stattfindet, daher

stattet velosophie den Dänen einen Besuch ab und trägt die Begeisterung über den Elan Kopenhagens mit zurück (S. 6). Den Titel Radlhauptstadt.de reklamiert hingegen auf gut Bayrisch das schöne München für sich und greift heuer tief in die Ideenkiste und ins Geldbörsl, um ihre EinwohnerInnen noch zahlreicher aufs Radl zu bringen als bisher. Radlstars wurden gewählt, Radljoker sorgen für ein Schmunzeln, und der Radlcorso machte den Altstadtring zur Fahrradstraße. Für velosophie erzählen drei MünchnerInnen von ihrer Liebe zum Radln und zur sommerlichen Stadt an der Isar (S. 20). Den ewigen Sommer scheint ja Kalifornien gepachtet zu haben, dorthin begeben wir uns zu einer Stippvisite bei Globe Bikes: In San Francisco cruisen wir über die Hügel der legendären Stadt am Pazifik, die uns Flower Power, Critical Mass und Fixie Hype geschenkt hat (S.42). Hier wie dort leuchtet der Himmel, und der Rückenwind globaler Mobilitätsänderung trägt uns vorwärts durch die Straßenschluchten. Die Häuserwände speichern die Hitze bis zum nächsten Morgen. velosophie schwingt sich aufs Rad, der Sonne entgegen. Komm, fahr mit, sagt Alec Hager, Chefredakteur

FOTOS: troels heien, michael martin, ana ellmerer

KOPENHAGENISIERT Dänemarks Hauptstadt zeigt’s der Welt vor, wie wunderbar es sich anfühlt, in einer Stadt der Radfahrenden zu leben. Anlässlich der Velo-City Konferenz: ein Stadtporträt inkl. Interview mit Parade-Bike-Blogger Mikael Colville-Andersen. S.6

FRISCO BY BIKE

MÜNCHEN FÄHRT!

Zu Besuch bei Globe Bikes in Morgan Hill und mit Brand Manager und Designer Garrett Chow auf San Francisco Bike Ride. Garrett ist übrigens einer der Protagonisten des Fixie-Freestyle-Klassikers MASH. Prominente Begleitung ab S.42

Am Weg durch die Radlhauptstadt.de wurden wir begleitet von drei Menschen und ihrer Leidenschaft für das Fahrrad. Ihre Lieblingstouren, ihre Favorite Spots, ihre besten Bike Sessions und ihre Visionen für München als Fahrradstadt. S.20 velosophie.at

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velocontents

IN DIESER AUSGABE 6

KOPNHAGENISIERT UNS! EIN REPORT AUS

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VELOZINE KULTURELLES, NÜTZLICHES UND

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MÜNCHEN FÄHRT! DREI MENSCHEN, DREI GE-

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E-REALITY 50 TESTER/INNEN GEBEN FÜR DIE

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VELOTALK EIN GESPRÄCH ÜBER DAS FAHRRAD

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VELOCITY BERICHTENSWERTES AUS DEN

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VELOPORT BIKES, DIE UNS GEFALLEN VELOSTYLE DINGE, DIE WIR VIELLEICHT

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CALIFORNICATION DURCH SAN FRANCISCO

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VELOART JOEL BENJAMIN ZEICHNET RAD VELOVERSE TANTA RAJA LEGT SICH INS ZEUG IMPRESSUM

DER GLOABLEN VELO-CITY DÄNEMARKS

WISSENSWERTES AUS DER WELT DES FAHRRADS SCHICHTEN, EINE BAYRISCHE RADLHAUPTSTADT

WIEN ENERGIE E-BIKE INITIATIVE IHR BESTES

ALS PERFEKTES EINKAUFSFAHRZEUG

FAHRRADSTÄDTEN DIESER WELT

BRAUCHEN UND SICHER MÖGEN

AUF DEN NEUEN FLITZERN VON GLOBE BIKES

FOTO: erwin polanc /red bull photofiles – red bull art of motion 2010, vienna

COVER-ART: HANS BENDIX

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Fahrradfahren hat in M端nchen Tradition.

1.200 km Fahrradwege machen M端nchen zu einer der fahrradfreundlichsten Metropolen Europas.

Steig um. Steig auf. Sei Teil der Radlhauptstadt M端nchen.

helios.bz

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Welthauptstadt des Radfahrens

KOPENHAGENISIERT UNS! DIE DÄNISCHE HAUPTSTADT VERFOLGT MIT KONSEQUENZ, FANTASIE UND ENGAGEMENT UNBEIRRBAR IHREN WEG ZUR ECO-METROPOLIS MIT DEM HÖCHSTEN RADVERKEHRSANTEIL ALLER ZEITEN. DIESER TAGE LÄDT KOPENHAGEN ZUR VELO-CITY GLOBAL CONFERENCE. VELOSOPHIE PORTRÄTIERT DIE STADT AM RADWEG UND FRAGT MIKAEL COLVILLE-ANDERSEN: WIE KOPENHAGENISIERT MAN DIE WELT? text ALEC HAGER

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fotos TROELS HEIEN, BICYCLE EMBASSY OF DENMARK, SOREN BOM


K

openhagen ging den Weg aller europäischen Großstädte – fast. Ebenso wie in Wien oder Berlin wurden schon vor einem knappen Jahrhundert Radwege angelegt, dominierten Fahrrad und Straßenbahn bis in die 60er-Jahre den städtischen Verkehr. Dann kam der Autoboom – und mit ihm die völlige Restrukturierung der Städte, um sie den Bedürfnissen des motorisierten Verkehrs anzupassen. Allerdings überlebten in Kopenhagen Teile der Fahrrad-Infrastruktur, da einige dem Rad als Alltagsverkehrsmittel treu blieben, und so fielen die Demonstrationen der Danish Cyclist Federation für mehr Radverkehrsförderung Anfang der 1980er auf fruchtbareren Boden als anderswo. Vor allem visionärer politischer Gestaltungswille, der sich auch gegen Bedenken von konservativen Verkehrsplanern durchsetzte, machte diese Schritte möglich, die Kopenhagen dorthin geführt haben, wo es jetzt ist: Auf der Schwelle zur EcoMetropolis, weltweites Vorbild für nachhaltige Verkehrsgestaltung, Sympathieträger des Fahrradbooms. Zum meistbesuchten Schaufenster der Fahrradstadt wurden die Blogs Copenhagen Cycle Chic und Copenhagenize von Mikael Colville-Andersen, der damit 2006 die Mittel von Web 2.0 und seine eigene Begeisterung für die heimische Fahrradkultur verband und so erst die breite weltweite Wahrnehmung von Kopenhagen als FahrradNabel möglich machte. Heute ist Mikael Inhaber von Copenhagenize Consulting und berät weltweit Stadtregierungen, wie sie in die großen Fußstapfen treten können. Für velosophie schildert er seinen Ansatz der Radverkehrsförderung – und wie alles begann: „Ich habe einen Nerv getroffen, ohne es vorhersehen zu können. Ein einziges, spontan geschossenes Foto einer eleganten Radfahrerin mit Rock, das ich im Herbst 2006 auf Flickr online gestellt hatte, sorgte für erstaunliches Aufsehen. Wegen des Rocks – für uns hier einfach normal. Da begann ich, mehr solche Fotos zu schießen, startete den Blog und prägte damit einen nun globalen Begriff: Cycle Chic. Plötzlich wurde das Fahrrad zu einem Modeobjekt, ein Zubehör urbanen Lebens. Das Fahrrad wurde aus der Subkultur des Sports befreit, es wurde dadurch hip, cool – und ganz einfach in Alltagsklamotten fahrbar. Dieses Foto bekam später den Namen: Das Foto, das eine Million Fahrräder in Bewegung setzte.“


Tatsächlich – die Zahlen, die Kopenhagens Ausnahmestellung untermauern, sind beeindruckend. Innerhalb der Stadtgrenzen existieren mehr Räder als BewohnerInnen, täglich werden 1,2 Millionen Kilometer geradelt, 37 Prozent aller ArbeitnehmerInnen und StudentInnen fahren Rad, wenn man auch PendlerInnen mit einbezieht – von den EinwohnerInnen der Stadt selbst sind es sogar 55 Prozent! 35.000 Radabstellplätze existieren im Stadtgebiet, davon 1.000 mobile für Großveranstaltungen und 5.000 am Stadtstrand Amager. Die Stadtverwaltung investierte massiv in bauliche und verkehrsorganisatorische Maßnahmen, mit dem Ziel, eine sichere, stressfreie und effiziente Stadt für Radler zu erschaffen. Zwei Brücken für RadfahrerInnen und FußgängerInnen wurden erbaut (Abuen und Brygge), die täglich von Tausenden benutzt werden. Entlang der Hauptverkehrsrouten wurde eine Grüne Welle für Radfahrende eingeführt – bei 20 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit lässt sich ohne Stopp das Zentrum erreichen! An vielen Kreuzungen wurden vorgezogene Haltelinien für Radfahrende markiert, Fahrbahn-Radstreifen in Kreuzungsbereichen wurden mit blauer Signalfarbe versehen. Außerdem gibt es von Frühling bis Herbst insgesamt ca. 100 Stationen, an denen man sich kostenlos Fahrräder (Bycykler) ausleihen kann. Jeder neu errichtete Radweg zieht 20 Prozent mehr Radler an und bringt 10 Prozent Reduktion an Autoverkehr in der betreffenden Straße. Mit solchen Maßnahmen wurde das Risiko, in einen schweren Radunfall verwickelt zu werden, seit 1996 um 65 Prozent gesenkt. Dazu trägt auch die massive Steigerung der Radfahrenden bei, die weiter verfolgt wird. Im Jahr 2015 sollen 50 Prozent aller ArbeitnehmerInnen und StudentInnen mit dem Rad unterwegs sein. Dies ist eines der konkreten Ziele der Vision Eco-Metropolis, der sich die Stadtregierung ver-

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schworen hat: Die weltbeste Radstadt zu werden, die Klimahauptstadt des Globus, ein grüne und blaue Stadt voller Parks und attraktiver Wasserflächen, eine saubere und gesunde Stadt. An diesen Zielen werden alle Entscheidungen der Stadtregierung nachhaltig orientiert – und diese zukunftsorientierte Einstellung lässt sich mit einem Schlagwort darstellen: Copenhagenize it! Auch dieser Begriff stammt von Mikael: „Ich habe diesen Begriff geprägt, um zu beschreiben, was alles möglich ist, wozu wir andere Städte inspirieren wollen. Kopenhagen selbst wurde copenhagenized und braucht noch mehr davon. Es gibt noch viel zu tun. Bei meinem Besuch in Wien habe ich festgestellt, dass Wien dem früheren Kopenhagen sehr ähnlich ist, es sollte also einfach sein, uns zu kopieren – jedoch braucht es dazu entsprechenden politischen Willen!“ Der auffälligste Trend auf Kopenhagens breiten Radwegen ist das Lastenrad. Allgegenwärtig im Morgenverkehr, vor Kindergärten und in den Statistiken – bereits ein Viertel aller Kopenhagener Familien mit mindesten zwei Kindern haben ein solches Rad, das für sie Autobesitz ersetzt. Auch dieser Entwicklung trägt die Stadt in ihrer typischen, humorvollen Art Rechnung: Lastenradgaragen für vier Stück dieser Räder wurden im öffentlichen Raum errichtet – in der Form eines pinkfarbenen Autos! „Was mich am Fahrrad so fasziniert“, meint Mikael, „ist sein Beitrag dazu, lebenswertere Städte zu schaffen. Das soziale Gewebe einer Stadt wird durch eine größere Anzahl Rad fahrender BürgerInnen gestärkt. Das praktische Element des Rades, seine zeitlose Funktionalität, seine Geschwindigkeit. Es ist einfach ein Fahrrad – und doch bringt es mich näher an meine Stadt und meine Mitmenschen.“ Nun, das Fahrrad kopenhagenisiert eben alle! vs copenhagenize.com

Von 22.–25.Juni beherbergt Kopenhagen die erste weltweite Velo-City Konferenz. Diese Konferenzen werden von der European Cyclists Federation ECF in zweijährigem Rhythmus veranstaltet und hatten sich bis dato auf Europa konzentriert, nun wurden Rednerliste und Teilnehmerschar globalisiert. 1.000 Menschen werden erwartet, auf dem Podium stehen u.a. Enrique Peñalosa, radverkehrsfördernder früherer Bürgermeister von Bogotá; Janette Sadik-Khan als Verkehrsstadträtin von New York City; Mikael Colville-Andersen als urbaner Mobilitätsexperte aus Kopenhagen; Connie Hedegaard, die EU-Kommissarin für Klimafragen. Daneben finden zahlreiche Vorträge zu weltweiten Radförderungsprojekten statt (s. Interview velotalk), Exkursionen zu beispielhaften Lösungen in Dänemark und inspirierendes Networking unter RadverkehrsexpertInnen und FahrradaktivistInnen aus aller Welt. velo-city2010.com


Klimawandel, was tun? dynamoeffect hören. MO 19:00-19:30 Uhr & MI 11:00-11:30 Uhr (WH) www.dynamoeffect.org

Ein Projekt von Orange 94.0 – das Freie Radio in Wien. http://o94.at


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kommentar AKTUELLE MEINUNG ZU AKTUELLEN THEMEN

HEAVEN AND BELL

DIE BIKE-FIRMEN LÄUTEN GERADE DIE SAISON 2011 EIN, WAHRSCHEINLICH AUCH DESHALB SO FRÜH, WEIL DIE HEURIGEN BIKE-BESTÄNDE ZIEMLICH AUSGEDICHTET SIND. Ich möchte ja nicht mehr nur über Österreich sprechen, sondern auch über Deutschland, weil velosophie dort schöne Anerkennung findet und vertriebsseitig langsam von einer deutschen Stadt zur nächsten kurbelt und Spuren hinterlässt. Gestern Berlin, heute München, morgen wherever, soviel nur am Rande. Aus Deutschland liegen jedenfalls in ihrer Transparenz und Genauigkeit beeindruckende Zahlen über den Fahrradmarkt vor. 2,8 Fahrräder finden sich im Durchschnitt in deutschen Haushalten, insgesamt 69 Millionen. Im Jahr 2009 wurden aufgrund der Krise zwar weniger Räder an den Handel geliefert – 3,85 Millionen im Gegensatz zu 4,37 im Jahr 2008 –, doch wurde der Umsatz trotzdem gesteigert. Umsatz steigernd wirkte sich zudem der erhöhte Verkauf von Elektro-Fahrrädern aus. 150.000 E-Bikes und Pedelecs wechselten 2009 in Deutschland den Besitzer, eine Steigerung von 36% im Vergleich zum Vorjahr. Für 2010 belaufen sich die Schätzungen auf 200.000 verkaufte Räder im E-Segment. (Quelle: Bike Expo – Cycling Trends for City and Nature). Zurück nach Österreich, wo die Auswirkungen des Booms noch viel transparenter darstellbar sind (Quelle: velosophie-Herausgeber): Du stehst im Laden deiner Wahl, deiner zweiten Wahl und womöglich deiner drit-

ten Wahl und möchtest Rennradschuhe mit schmalem Leisten kaufen, ein bestimmtes Singlespeed wegen seines Riemenantriebs abchecken oder Luft für deinen Luftlosen, und alles, was du zu hören bekommst, ist „ausverkauft, ausverkauft, ausverkauft, möge der feine Herr wiederkehren in den Iden des römischen Monats Augustus.“ Haben sich die StrategInnen in den Kommandozentralen der Radfirmen tatsächlich so verschätzt, was den Geschäftsgang 2010 betrifft? Hat die Krise auch die Gewinner vorsichtig gemacht? Was wäre gewesen, wenn der Frühling schon im Jänner und der Sommer schon im April begonnen hätte wie vor drei Jahren? Ist davon ausgegangen worden, dass es kein Leben gibt neben der FußballWeltmeisterschaft? Der Ball mag zwar rund sein, aber das Rad ist es auch. Und es läuft so rund wie schon lange nicht. Beispielsweise beim österreichischen Marktführer KTM: Dieser startet 2011 mit der „Urban“-Linie eine Lifestyle-Offensive ungeahnten Ausmaßes. velosophie erhielt als erstes Magazin weltweit die Skizzen zum Abdruck. Bleibt zu hoffen, dass die Bikes bald auch in den Läden stehen. Frisches Brot und Spiele für das Volk! – vorläufig nur bei der WM. Bis zum nächsten Public Viewing,

Wolfgang Rafetseder, Herausgeber

DAS GOLDENE KALB Der Wiener Projektraum Krinzinger lockte Fahrrad-Afficionados zur Götzenverehrung: DZINE, US-amerikanischer Künstler, hält sich hauptsächlich auf der Niederländischen Antilleninsel Curaçao auf, wo er einem einzigartigen Fahrrad- und Jugendkulturphänomen auf die Spur kam: „Swaybar“ – ein Kuriosum, welches charakteristisch für die Jugend Curaçaos scheint und nie zuvor außerhalb der Insel dokumentiert oder beobachtet wurde. Dabei handelt es sich um die spielerische Nachahmung einer ursprünglich von Motorrad-Gangs praktizierten Tuning-Art, dem so genannten „Sway“. Die heißen Öfen werden dabei skurril verändert, verlängert und geschmückt. Da sich die Jugendlichen in Curaçao keine Motorräder leis10

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ten können, versuchen sie einfach, die technische Methode zu kopieren und bei Fahrrädern anzuwenden. Stil und Status werden dadurch zeremoniell zelebriert: Die Kids gleiten mit ihren verlängerten, mit Hingabe gestalteten BMX-Rädern in tänzerischen Schwüngen über enge Bergstraßen und setzen dabei auch ihr Leben aufs Spiel, was nun zu einem Verbot dieser Räder geführt hat. DZINE erinnert dieses soziokulturelles Phänomen an religiöse Sekten, nun hat er der Jugend Curaçaos mit seinem statuenhaften Objekt der Begierde einen Altar gewidmet, verziert mit 24-karätigem Blattgold, Swarovski-Kristallen, antiken Juwelen und maßgefertigtem Schmuck. dzinestudio.com

FOTOS: ralf hauser, projektraum krinzinger

DZINES KUNSTPROJEKT SPÜRT EINEM KARIBISCHEN JUGEND- UND FAHRRADPHÄNOMEN NACH.


„TION. PAY ATTENLIFE GOES BY SO FAST. “ PHIL WOOD, USA

Phil Wood ist eine Legende im Universum der Fahrradkomponenten, und Julie Mitchell ist seine Enkelin: „Mein Großvater bemerkte jedes Detail. Er folgte seiner Neugier und ermutigte die Menschen um ihn herum, es ebenso zu halten. Er verschied am 14. März 2010 und hinterließ ein Vermächtnis an innovativer Ingenieursarbeit und Wohlwollen. Er bleibt mein Held.“ velosophie.at

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POLO-CRACKS KÄMPFEN UM DIE KRONE Diesen Sommer geht es heiß her unter den besten Hardcourt-Bike-Polo-SpielerInnen des Planeten, wenn sowohl um den Europa- als auch den Weltmeistertitel gekämpft wird. Ja, richtig: Bike-Polo. Ohne Pferd, mit Rad. Beton statt Rasen. Dafür steht der Begriff Hardcourt – aber durchaus auch für die dabei eingesetzte Härte. Nicht nur die feine Klinge und die gekonnte Handhabung von Schläger, Ball und Rad zählen zu den eingesetzten Mitteln, sondern auch Bodycheck und BikeTackling. Natürlich alles innerhalb von Regeln und Fairness, die dafür sorgen,

dass dennoch kaum Gröberes passiert. Yorgo Tloupas, hier perfekt posender Pariser Polo-Champion und damit einer der besten europäischen Spieler, vertraut offensichtlich zusätzlich noch auf nützliche Teile ausrangierter Eishockeyrüstungen. Sein 3er-Team mit dem schönen Namen „Apologies Accepted“ wird als Gleicheres unter Gleichen bei den Turnieren in Genf (16.–18.Juli, EM) und Berlin (12.–15.August, WM) antreten. Erstmals dabei ist in Genf das heimische Trio „Wiener Blut“. Nomen est omen. 3,2,1, – Polo! ehbpc.org, whbpc2010.org

MASSGESCHNEIDERTES BIKE-BEINKLEID DIE NÄCHSTE STUFE DER JEANS-EVOLUTION IST ERREICHT: ENDLICH WIRD SIE WIRKLICH FAHRRADTAUGLICH! Die maßgeschneiderten RadlerInnenJeans der Gebrüder Stitch namens „VeloStitch“ feierte Ende Mai ihre Weltpremiere. Die besagten Brüder betreiben in Wien Mariahilf eine temporäre Schneiderei für Jeansröhrln und haben nun in Kooperation mit dem überaus radbegeisterten Designbüro Bezdeka den Idealschnitt für die Stadthose für RadlerInnen gesucht – und dazu auch gleich noch acht Zusatzfeatures gefunden! Damit schließt die Hose eine Lücke zwischen funktioneller Fahrradbekleidung und lässigem Outfit. Was unterscheidet das gute Stück nun von der Stangenware? Lüftung im Oberschenkelbereich mit verstecktem Zipp und NetzInlay, magnetischer Hosenbeinclip, naht-

freier Schritt durch vorverlegte Innennaht, spezieller Biker-Bund mit höherem Rückenteil, selbstreflektierende Nähte und zweilagig verstärkte Beininnenseite im Kurbelbereich. Und als wäre das nicht ohnehin schon alles, was StadtradlerInnenbeine brauchen, prangt am Bund noch der eingearbeitete BügelschlossHalter. Das Missing Link der beginnenden Bike-Hipster-Ära! Wie sagen es die Brüder Stitch so schön? „Zwickt am Esel dich die Naht? Velo Stitch, die Rettung, naht!“ Bei entsprechendem Erfolg ist laut Christian Bezdeka in naher Zukunft eine Kleinserie für den Fahrradfachhandel vorstellbar. Her damit! gebruederstitch.at

Im schmalen Band „Von der Liebe zum Radfahren“ erzählt Krimi-Autor Andrea Camilleri von seiner Kindheit zwischen den Fronten des 2. Weltkriegs in Sizilien. Auf der Suche nach seinem Vater bringt ihn ein geliehenes Fahrrad zuverlässig ans Ziel. Mit berührenden Fotos von Legende Robert Capa. rowohlt.de 12

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ZWEI SEKUNDEN

Im kanadischen Spielfilm „2 Seconds“ (1998) von Manon Briand findet sich Downhill-MTB-Racer Laurie auf den Straßen von Montreal als Radbotin wieder. Sie lernt nette Kollegen und fiese Widersacher kennen, schließt Freundschaft mit Mechaniker-Opa Lorenzo und findet in Marcia ihre große Liebe.

YOU ARE MY BICYCLE

Das Debüt-Album von Be Your Own Pet (2006) beherbergt die punkige Wachablöse für Queens „Bicycle Song“. „You Are My Bicycle“ fährt mit der Wucht eines Tallbike-Jousters in Beine und Hirn: „We ride bikes, cars are for idiots! We‘re on two wheels baby!“ Zu schade, dass sich die Band heuer auflöst. beyourownpet.net

FOTO: ryan hopkinson

SIZILIANISCHE REISE

MUSIK

BUCH

FILM

sofa cyclist FAHRRADKULTUR FÜR ZUHAUSE. EMPFOHLEN VON UNSERER REDAKTION



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sinnliche technik DIE ZARTESTE VERSUCHUNG, SEIT ES FAHRRÄDER GIBT

KETTENREAKTION MIT BISS

DER ZAHNRIEMENANTRIEB BAHNT SICH LEISE SEINEN WEG INS PRODUKTSEGMENT. GANZ OHNE SCHMIERIGE AKTIONEN. ist der Zahnriemen ja schon lange im Einsatz, für den Fahrradbetrieb fehlten bis vor einigen Jahren aber die nötigen Materialeigenschaften. Denn ein Radantrieb hat extrem kleine Drehzahlen im Vergleich zu einem Motor und unregelmäßig auftretende starke Kräfte. Daher musste eine Dehnung des Kunststoffriemens ganz vermieden werden, um einen Zahnriemen mit relativ geringer Spannung einsetzen zu können, der nicht durchrutscht. Dies ist nun durch Kevlar-Rie-

men mit integrierten Kohlefasern möglich. Der eigentliche Clou aber muss vom Rahmenbauer geliefert werden, sind doch Zahnriemen nicht zerlegbar wie Ketten – also muss es der Rahmen sein, um den Riemen einfädeln zu können. velosophie-Autorin Lisi Hager testete ein Trek District beim 24-hSinglespeed-Rennen im Fertighaus-Zentrum Blaue Lagune im Mixed-Zweier-Team zum Sieg (Partner Armin, Foto). Beweis für die bissige Performance des Riemenantriebs.

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FOTOS: philipp wurnitsch, bicyclemusicfestival.com

Ölflecken an Hosenbein oder Wade müssen nicht sein, auch wenn der Purist auf geschlossene Kettenkästen verzichten möchte. Quietschende Annäherungsgeräusche durch Schmiermittelverzicht? Vergangenheit. Verschleiß, Rost, Dehnung? Das ist nur was für Kettennutzer! Denn die Alternative zum Antrieb durch Kette heißt Zahnriemen und bringt nicht nur einige Vorteile mit sich, sondern beweist immer mehr seine Marktreife und Alltagstauglichkeit. Bei Kraftfahrzeugen

HERZ, PULS UND KASTANIEN SPORT, WELLNESS UND EINE ÜBERRASCHUNG IM 4-STERNE-HOTEL TAUBERS UNTERWIRT IN SÜDTIROL: BIS ENDE JULI URLAUBT DIE ZWEITE PERSON KOSTENLOS! Das außergewöhnliche 4-Sterne-Kastanienhotel hat sich als Hot Spot etabliert. Das Thema „Castanea – Kastanie“ steht im Mittelpunkt – mit Wohlfühl-Suiten aus wohlriechendem Kastanienholz, Küchenzaubereien aus geheimen Kastanien-Rezepturen bis hin zur Castanea Beautyund Wellnesslandschaft, in der die besondere Wirkung der Kastanie spürbar, fühlbar und riechbar wird. Neu im umfangreichen Sportangebot (Mountainbiken, Klettern – jeweils mit Guiding- und Kursangebot – und Wandern) ist das Bike &Hike-Erlebnis mit dem 14

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Bergmönch (kleines Bild rechts). Bergauf wird gewandert (Bike im Spezial-Rucksack verstaut), talwärts mutiert der Bergmönch zum Downhill-Roller mit hohem Fun-Faktor. Angebot für velosophie-LeserInnen bei Taubers Unterwirt – gültig bis Ende Juli 2010: Die zweite Person nächtigt kostenlos, unabhängig von Aufenthaltsdauer und Kategorie (Aufpreis für Halbpension € 39,–). Kennwort „2 für 1“ + velosophie. Info: „Kastanienhotel“, Aktiv- & Vitalhotel Taubers Unterwirt, I-39040 Feldthurns, +39/0472/855225, info@unterwirt.com, unterwirt.com


MIT GROOVE QUER DURCH EUROPA DAS BICYLE MUSIC FESTIVAL IST MIT SEINER PLEASANT REVOLUTION TOUR ENDLICH IN EUROPA ANGEKOMMEN – MIT GIGS IN BERLIN, MÜNCHEN UND WIEN. Die Band Ginger Ninjas startete 2007 in Nordkalifornien mit ihrer „Pleasant Revolution Tour“ und spielte unzählige Konzerte, die sie bis in den Süden Mexicos führten – auf Fahrrädern! Die gesamte Strecke von rund 8.000 Kilometern legte die Band mit allem Equipment auf Fahrrädern zurück. Nun haben sie per Schiff den großen Teich überquert und in Southampton angelegt, um von dort aus wie-

PEFC/06-39-08 Dieses Produkt stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und kontrollierten Quellen.

der in die Pedale zu treten und sich über Konzerte in Glastonbury und London ans Festland heranzutasten. Nicht nur die Fortbewegung wird per Rad erledigt, auch die Open-Air-Auftritte werden mit radelnd generiertem Strom durch Hochleistungsverstärker und supereffiziente Generatoren möglich. Ginger-NinjaFrontmann Kipchoge Spencer erzählt: „Vor der Mexiko-Tour wusste ich ehrlich

nicht, ob das, was wir vorhaben, physisch überhaupt möglich ist. Nach ein paar Monaten stellten wir aber fest, dass es nicht nur möglich ist, sondern auch eine ganz eigene fantastische Dynamik entwickelt. Der nächste logische Schritt war: Lasst uns zur Welttournee aufbrechen!“ Im deutschen Sprachraum sind weitere Gigs in Berlin (30.6.), München (24.7.) und Wien (31.7.) geplant. gingerninjas.com

VELOSOPHIE, MAGAZIN FÜR FAHRRADKULTUR Postanschrift Obere Donaustraße 71/4, AT-1020 Wien, +43/1/8650404–0, Fax +43/1/8650404–15, Internet: velosophie.at Herausgeber Wolfgang Rafetseder Chefredakteur Alec Hager Redaktion +43/1/8650404–17, buero@velosophie.at, Mariella Bleimuth, Ralf Hauser Velosophie-Autorinnen und -Autoren Svenja von Gierke, Lisi Hager, Wolfgang Rafetseder, Petra Sturm Fotos Bicycle Embassy of Denmark, bicyclemusicfestival.com, Bikekitchen Linz, Soren Bom, Ana Ellmerer, Bakro-Nagy Ferenc, Girondo, Alec Hager, Ralf Hauser, Troels Heien, Ryan Hopkinson, ITDP mexico, kurtpinter.com, MAD New York, Michael Martin, Erwin Polanc/Red Bull Phtofiles, Projektraum Krinzinger, Wolfgang Rafetseder, Eva Reinbacher, Marion Rodler, Daniel Sommer, Philipp Wurnitsch Art Hans Bendix, Joel Benjamin, Ralf Hauser, Silke Schmidt, Art Direction & Design Ralf Hauser Medieninhaber Boarder’s Zeitschriftenverlag GmbH, Obere Donaustraße 71/4, AT-1020 Wien Geschäftsführung Wolfgang Rafetseder Assistentin der Geschäftsführung Mariella Bleimuth Druck Leykam, Let’s Print, AT–7201 Neudörfl Velosophie erscheint 2010 dreimal

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radgeber MECHANISCH AUFKLÄRENDES UND GEISTIG ERHELLENDES

BEQUEM IM SATTEL?

MECHANIKER MAX, UNSER ERFAHRENER SCHRAUBER, GRANTELT* FÜR UNS AUS DEM WERKZEUGKÄSTCHEN. „Sonst würd’ es ja nicht Fahrrad heißen, sondern Stehrad, gnä’ Frau!“ Sag ich dann immer. Und ja, ich sage das oft zu Frauen, das bitte ich mir jetzt hier nicht unrund auszulegen, es sind eben öfter die Damen unter der Kundschaft, die partout den Sattel zu niedrig eingestellt haben – und das auch weiterhin so beibehalten wollen. Denn um die Sattelhöhe geht es mir heute. Wenn ich mit geschultem Auge aus dessen Winkel blitzschnell gneisse**, dass derjenige viel zu tief sitzt – und damit auch die Kundschaft –, dann höre ich ebenso oft: „Aber ich mag ja im Stehen vom Sitz aus auf den Boden kommen mit den Füßen!“ Daher der Hinweis: Kein Stehrad. Einspruch abgelehnt, da lasse ich nicht mit mir spaßen. Denn diese Einstellung von Sattelhöhe und DraufsitzerIn führt zu nix Gutem und entsteht aus einem großen Quentchen Unsicherheit und einer beträchtlichen Portion von fehlendem Wissen über Kraftentfaltung und Gelenksbelastung während des Vorgangs Radfahren. Ersteres schwindet mit der Zeit, wenn man sich Zweiteres von Fachfrau und Fachmann im Fahrradfachhandel nehmen lässt und sich nicht in Beratungsresistenz beweisen will. Mein Rat an die KollegInnen: Hart bleiben, so beinhart wie ein gut aufgepumpter Rennradreifen! Und an die KundInnen: Rauf damit, aber nicht zu weit! Der richtige Abstand des Sattels zum Pedal – und nicht zum Boden – ist nämlich relevant fürs Wohlgefühl während des Radfahrens, für die ideale Kraftentfaltung und auch für den langfristigen Zustand der Kniegelenke. Die gute alte Faust* ** *** ****

Wienerisch für: schimpfen bemerken, oder zeitgemäß: checken Max meint MountainbikerInnen Po

beziehungsweise Beinregel lässt sich immer schnell überprüfen: Auf den Sattel setzen, ein Pedal nach unten treten, den betreffenden Fuß mit der Ferse aufs Pedal stellen und spüren: Ist das Bein bequem gestreckt, weder überstreckt noch abgewinkelt? Dann stimmt die Sattelhöhe, ansonsten: Sitzrohrklemme auf, Sattelrohr dementsprechend raus oder rein und wieder kontrollieren: Passt? Gut, das wäre Schritt 1 zum bequemen Radfahren, dann kämen noch der Sattel selbst und die Sitzposition insgesamt. Diese beiden Themenbereiche hängen stark vom Nutzungsgebiet des Radls ab, Rennradler und auch GatschhupferInnen*** brauchen’s ja eher vorgebeugt zwecks Luftwiderstandssenkung und Antritt und durch ihre Rahmengeometrie, wir StadtradlerInnen jedoch sollten der holländisch-aufrechten Lebensart zugeneigt sein. Also lieber hohe, kurze Vorbauten; Lenker, die der natürlichen Handhaltung entgegenkommen und mit ergonomischen Griffen ausgestattet sind; Räder, die geometriemäßig für aufrechteres Radeln gemacht sind. Tja, und dazu muss dann der passende Sattel für das individuelle Sitzfleisch**** gefunden und richtig justiert werden: Gute Gelsättel, die Druck im Dammbereich und Durchblutungsstörungen vermeiden, oder klassische Ledersättel, die sich zuerst anpassen und dann lebenslang halten. Ebenso breit wie die Besitzenden. Und nicht heimlich daheim wieder runterstellen, den Sattel! Warnt: Der Max.

DR. SIGI B. FRIEND, CYCLOANALYST VELOSOPHIE GIBT RAD AUF DER COUCH

Werter Dr. Sigi B. Friend, Ich bin einfach nicht sattelfest genug im Leben unterwegs. Mir fehlt immer wieder die Bodenhaftung. Aus Angst davor, den Boden unter mir zu verlieren, wage ich mich natürlich auch gar nicht erst hoch hinaus. Was kann ich dagegen tun? Leicht gebremst, Kathi M. Liebe Katharina, Oberflächlich betrachtet ist dies nur eine Frage der richtigen Einstellung. Näher betrachtet dreht sich wieder alles – wie so oft in meinem Radgeber – um das liebe Selbstbewusstsein. Denn selbiges ist nicht nur nötig, um Höhen und Tiefen, Steigungen und Gefälle zu überwinden, sondern auch, um aufrecht durchs Leben zu fahren. Nimm dir Zeit und finde deine ganz persönliche Sattelposition! Diese hilft dir an Sicherheit zu gewinnen. Falls du dir bei dieser wichtigen Orientierungsentscheidung unsicher bist, frag doch Freunde oder Außenstehende. Mit dem nötigen Abstand können sie dir helfen, deinen passenden Abstand zu finden. Die Verantwortung, wie du in Zukunft durchs Leben rollst, liegt aber letztendlich bei dir. Also – damit es wieder aufwärts geht: Sattelhöhe mutig deiner wahren Größe anpassen, mit beiden Füßen fest auf den Pedalen stehen, Beine strecken, einmal kurz und tief durchtreten und entspannen. Dann kannst du stolz dein Haupt erheben, den Blick nach vorne richten und: Los geht’s, aufrecht und voller Schwung deiner Radzukunft entgegen.

Dein Cycloanalyst Hast du auch Fragen an Dr. Sigi? Dann schreibe an: sigi@velosophie.at 16

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ART: ralf hauser

Aufrichtig das Beste wünscht Dir


Š 2010 adidas AG. adidas, the Trefoil, and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group. Silhouette Int. Schmied AG, adidas Global Licensee.



Outlet 1090, STADTBAHNBÖGEN 145-150 TEL+FAX 01-470 71 86 WIEN9@MOUNTAINBIKER.AT

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radlhauptstadt.de

MÜNCHEN FÄHRT!

DREI MENSCHEN UND IHRE LEIDENSCHAFT FÜR DAS RADFAHREN. EINE STADT IM AUFBRUCH ZUR RADLHAUPTSTADT. UND DAS DARAUS ENTSTEHENDE LEBENSGEFÜHL. text SVENJA VON GIERKE

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interviews WOLFGANG RAFETSEDER

fotos ANA ELLMERER (PORTRÄTS), GREENCITY.DE


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FOTO: daniel sommer / greencity.de

ie Stadt München setzt mit einer in Deutschland einzigartigen Fahrradkampagne ein wichtiges Zeichen: München soll Radlhauptstadt werden. Mit einer Gesamtlänge von über 1.200 km besitzt die Stadt bereits heute ein Radverkehrsnetz, das der Entfernung München– Stockholm entspricht. Und die Infrastruktur wird in Deutschlands fahrradfreundlichster Metropole weiter ausgebaut und verbessert. Beispielsweise sollen mittelfristig 50% aller Einbahnstraßen für den Radverkehr in beiden Richtungen befahrbar sein. Die Kampagne begleitet diese Verbesserungsmaßnahmen und bietet darüber hinaus den MünchnerInnen vor allem eins: Mitmach-Aktionen, Veranstaltungen und Serviceangebote rund ums Radfahren. Darüber hinaus sollen die zahlreichen Vorteile des Fahrrads als ideales städtisches Verkehrsmittel attraktiv kommuniziert und die Sicherheit im Radverkehr gesteigert werden. Radeln steht für Mobilität mit Zukunft. Dieses Image des Fahrrads zu stärken, zu inszenieren, bewusst und erlebbar zu machen und dadurch auch ein Interesse bei denjenigen BürgerInnen zu wecken, die vom Radeln im Alltag noch nicht überzeugt sind, ist Aufgabe der Kampagne. Mobilitätsgewohnheiten sollen hinterfragt und zum Umsteigen motiviert werden, sodass eine tief verwurzelte Radlkultur entstehen kann. Im April startete die Radlhauptstadt mit einem Aufsehen erregenden Wochenende. Für die erste Münchner Radlnight wurde der Altstadtring in der Isarmetropole für den Autoverkehr gesperrt. Tausende von Radfahrerinnen und Radfahrern cruisten durch die Innenstadt und genossen das Gefühl, die Straße für sich zu haben. „Lässig schräge Radlnacht“ oder „Bitte wiederholen!“, titelte die Tagespresse am Tag darauf begeistert.

Im Mai folgte ein Streetcasting der besonderen Art: „München sucht den Radlstar“. 25 Tage lang war der Lifestyle-Fotograf Daniel Sommer mit einem mobilen Fotostudio in ganz München unterwegs und suchte das Gesicht der Kampagne für 2011. Über 900 Radlerinnen und Radler haben sich mit ihrem Drahtesel fotografieren lassen und wurden so zum aktiven Teil der Kampagne. Nach einem zweiwöchigen Online-Voting wurde auf dem Stadtgründungsfest am 12. Juni dann Münchens erster Radlstar Andy gekürt. Neben der intensiven medialen Berichterstattung über die Kampagne wurde eine breite öffentliche Diskussion über das Thema Fahrrad auch durch den Einsatz von Web 2.0 Medien wie Facebook, twitter und die eigenen Kampagnenwebseiten ausgelöst. Verkehrssicherheit ist ein besonders wichtiges Thema der Kommunikationsmaßnahmen. Weil Unfälle aber nicht auf Plakatflächen oder Postkarten passieren, geht die Kampagne das Thema Verkehrssicherheit direkt am Ort des Geschehens an: Auf der Straße. Dort wird der kostenlose Fahrrad-Sicherheits-Check angeboten, und die neue Sicherheitsbroschüre wird verteilt. Ziel ist es zu beraten, zu informieren und mehr Sensibilität und gegenseitiges Verständnis bei den Verkehrsteilnehmern zu schaffen, um so ein rücksichtsvolles Miteinander zu erreichen, anstatt eines Gegeneinanders. Im Dezember holt die Radlhauptstadt das internationale Bicycle Film Festival erstmals nach Deutschland. Das Fahrrad wird über Musik, Kunst und Film als urbanes Fortbewegungsmittel gefeiert. Zudem wird in München ein Blick auf die historische Darstellung des Fahrrads im Film geworfen. Alle aktuellen Termine und Aktionen sowie weitere Informationen zur Radlhauptstadt findet man auf der Website der Kampagne: radlhauptstadt.de >>


BIKE EXPO – DIE FAHRRADWELT IN MÜNCHEN VOM 22.–25. JULI FINDET AM GELÄNDE DER NEUEN MESSE MÜNCHEN DIE 2. BIKE EXPO, DIE MESSE FÜR „CYCLING TRENDS FOR CITY AND NATURE“, STATT. Ein thematischer Schwerpunkt der Veranstaltung ist die urbane Mobilität, die sich in Form von Elektro-Bikes, City-Rädern und Fixies in München präsentiert. Damit liegt die Messe voll im Trend: Der Radverkehr in den Städten nimmt kontinuierlich zu. Gesteigertes Umwelt-Bewusstsein und bestechende Gesundheitsaspekte lassen auch ehemalige Bewegungsmuffel motiviert in die Pedale treten. Nachhaltige Verkehrspolitik mit Investitionen in die Radinfrastruktur trägt zusätzlich dazu bei, die Begeisterung am Radfahren zu steigern. „Oh, wie liebe ich mein Fahrrad,“ sangen schon 1992 „Die Prinzen“ über das zweitliebste Verkehrsmittel der Deutschen. 2,8 Fahrräder finden sich im Durchschnitt in deutschen Haushalten, insgesamt stolze 69 Millionen. Die Publikumstage bei der Bike Expo sind der 24. und 25. Juli, an den beiden Tagen zuvor ist die Messe für Fachbe-

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sucher reserviert. Publikum und Fachbesucher erwartet ein volles Programm, vom Mountainbike- und BMX-DirtjumpBewerb „Big In Bavaria“ über den MTBTestparcours, der internationalen Fahrradentwickler-Konferenz, dem E-BikeIndoor-Testparcours bis hin zum KidsMountainbike-Rennen. Nicht zu vergessen natürlich die Stände der zahlreichen Aussteller, die dann schon ihr umfassende Angebot für die Fahrradsaison 2011 präsentieren werden. bike-expo.com


MENSCHEN. LEIDENSCHAFT. FAHRRAD.

SILVIA GONZALEZ Kommt aus Madrid, lebt seit sieben Jahren in München. „Das Fahrrad ist für mich der Hauptgrund, um in München zu bleiben – trotz des schlechten kalten Wetters. Mit guter Ausrüstung kann man ja jedes Wetter auf dem Fahrrad genießen!“ Der zweite Grund, warum Silvia in München lebt, ist Green City (www.greencity.de), die Umweltorganisation, bei der sie ihren ökologischer Way-of-Life zum Beruf macht und andere für das Radfahren begeistern kann.

Deine Lieblingstour bzw. Lieblingsstrecke in München? Ich fahre gern an der Isar entlang und bewundere die schönen alten Isarbrücken der Innenstadt – vor allem bei Sonnenaufgang auf dem Weg nach Hause nach einer wilden Tanznacht!

Welches Gefühl verbindest du mit Radfahren in München? Radfahren in München bedeutet für mich Lebensqualität. Mit dem Fahrrad bin ich sehr spontan und schnell und kann die frische Luft in der Früh genießen. Mein Fahrrad erleichtert mir mein tägliches Leben. Das Einkaufen oder Sachen transportieren mit Korb oder Anhänger ist easy und macht unheimlich Spaß.

Lebhafte Erinnerung an eine München Bike Session … Am 30. April, bei der so genannten bayerischen Freinacht, stellen meine Freunde Plattenspieler auf den Fahrradanhänger und basteln eine Rad-Bar. Dann wird von Straße zu Straße geradelt und gefeiert: Von Schwabing zur Theresienwiese und vor dort immer weiter – bis das Bier ausgeht oder die Füße wund getanzt sind!

Deine Vision von München als Fahrradstadt. Was ist bereits gut, was ist verbesserungswürdig? München hat schon ein ganz dichtes und gutes Radwegenetz. Für mich gehört das Fahrrad aber nicht auf den Gehweg, sondern auf die Autospur. Weniger Autos und mehr Radfahrer auf Münchner Straßen ist meine Vision. Diese Vision kann ich mit Green City vorantreiben und jeder andere Visionär auch. Tipp für Non-Locals. Was sollte man in München per Fahrrad erkunden? Es gibt keinen Ort in München, den man nicht mit dem Fahrrad erkunden kann. Aber zum „Flaucher“ kommt man ohne Rad schlecht hin. Das ist eine Insel an der Isar nördlich vom Tierpark, auf der bei gutem Wetter die MünchnerInnen grillen, sonnenbaden und chillen.


MENSCHEN. LEIDENSCHAFT. FAHRRAD.

TAREK RASOULI Der Münchner fuhr mit neun die ersten BMX-Rennen, mit 16 wurde er Deutscher Meister, seit 1994 verdiente er seinen Lebensunterhalt mit dem Biken. Seit den späten 1990ern griff er immer mehr zum Mountainbike. 2002 verunglückte er in Kanada bei Filmaufnahmen und ist seitdem querschnittsgelähmt. 2005 eröffnete Tarek zusammen mit Anne Baltes die Kommunikationsagentur rasoulution (rasoulution.com), die sich in erster Linie mit Radsportaktivitäten, Mountainbike und BMX Events, Athleten-Management oder PR-Arbeit in verschiedenen Ländern Europas beschäftigt. Welches Gefühl verbindest du mit Radfahren in München? Radfahren bedeutet für mich heute: Ausdauersport mit Spaß verbinden. Ich werde durch das Radfahren körperlich fitter. Durch das tägliche Sitzen von durchschnittlich 17–18 Stunden wird mein Körper, vor allem mein Rücken, stark beansprucht. Die Bewegung mit dem Handbike bringt mir Kraft und kurbelt meinen Kreislauf an, so wie ich es von früher kenne. Außerdem kann ich mit Freunden die Natur genießen und mal an einen See fahren. Wenn ich auf dem Bike sitze, genieße ich das Gefühl der Freiheit sicherlich auf eine besondere Art und Weise. 24

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Deine Lieblingstour bzw. Lieblingsstrecke in München? Es geht immer bei mir zu Hause am Königsplatz los. Mit dem Handbike ist das sicherlich eine kleine Challenge, da man sehr tief sitzt und sehr wach sein muss, wenn man im Stadtverkehr fährt. Dann geht’s durch den englischen Garten, meistens am Aumeister vorbei. Der Norden des Englischen Gartens ist weniger besucht, und dadurch kann man mit dem Bike auch mal etwas flotter fahren als in der Gegend ums Seehaus oder des Chinesischen Turms. Lebhafte Erinnerung an eine München Bike Session … Sicherlich waren früher die Sessions in den Parkhäusern (sog. Parkhaus Rennen) was Besonderes. Das war sehr lang her, und es ging nur um Geschwindigkeit. Doch später gab es den Dirt Spot direkt auf der Leopoldstrasse – im Hinterhof von einem Fitness Studio. Das war der Hammer. Wir konnten uns schon oftmals um 10 Uhr vormittags zum Dirtfahren treffen. Es gab damals echt manchmal gute Sessions auf diesen Dirts, doch leider sind derzeit kaum mehr fahrbare Spots auffindbar.

Deine Vision von München als Fahrradstadt. Was ist bereits gut, was ist verbesserungswürdig? Die Fahrradwege sind in München sehr gut ausgebaut. Doch für den Radsport inklusive seinen Subkulturen – egal, ob Dirt, BMX Race, Freestyle/Park, Mountainbike, Fixie oder Rennrad – gibt es zu wenig Terrain. Ich wünsche mir, dass es bald in jedem Stadtteil eine Dirt-Anlage gibt. Somit sind die Jugendlichen von der Straße weg und können sich in erster Linie mit Sport beschäftigen. Tipp für Non-Locals. Was sollte man in München per Fahrrad erkunden? Wenn man es erst mal nach Schwabing schafft ins Uni-Viertel, findet man dort in der Türkenstrasse das beste Italo-Eis Münchens, das Adria ist am Wochenende schon fast ein Szenetreff, und obwohl man sich nicht kennt, verbindet einen der Genuss des italienischen Waffeleises. Dann würde ich eine Ausfahrt in den englischen Garten empfehlen. Am Eisbach sieht man die ersten Nackten Münchens schon gern mal im März, und von dort aus kann man den größten europäischen Stadtpark perfekt erkunden. Mit all den Biergärten – apropos, hier ein paar Biergarten-Tipps: Kaisergarten, Osterwaldgarten, Chinesischer Turm, Aumeister, Hirschau, Augustiner Biergarten, Taxisgarten … München hat aber nicht nur Bier.


Christian Hundertmark (c100studio.com) lebt als Streetart-Künstler und Designer in München. Seine Arbeiten sind weltweit anerkannt, als Gastdozent hält er Vorträge und veranstaltet Workshops an den Kunstakademien in Mailand und Wien. Seit 1983 fährt er BMX (heute zwar weniger als früher, aber immer noch mit großer Begeisterung), nebenbei weist seine Sammlung ein altes RaleighRennrad, das er mit BMX-Teilen zum Stadtrad getunt hat, ein verrostetes Bäcker-Fahrrad und einen BMX Cruiser auf. Entgegen dem Trend hat er kein Fixie: „Damit sollten höchstens New Yorker Fahrradkuriere auf den Verkehr losgelassen werden …“

Welches Gefühl verbindest du mit Radfahren in München? Hauptsächlich die Freiheit, von A nach B zu kommen, ohne im Verkehr steckenzubleiben. Und auf das BMX-Fahren bezogen: Ein Lebensgefühl, das mit E.T. 1983 angefangen hat und hoffentlich nie endet! Deine Lieblingstour bzw. Lieblingsstrecke in München? Hmmm, gibt es nicht wirklich. Die Strecke an der Isar entlang ins Büro – Corneliusbrücke zur Wittelsbacher Brücke – oder die Strecken von einem Street Spot zum nächsten, mit dem BMX zum Manual-Üben …

CHRISTIAN HUNDERTMARK MENSCHEN. LEIDENSCHAFT. FAHRRAD.

Lebhafte Erinnerung an eine München Bike Session … Die Wochenenden mit meinen BMXKumpels im Olympiapark, als wir Teenager waren, inklusive Snack bei Funky Deller und Wallride-Zaunsessions. Deine Vision von München als Fahrradstadt. Was ist bereits gut, was ist verbesserungswürdig? Ich bin da sehr zufrieden. München ist als Fahrradstadt eh ganz weit vorne. Tipp für Non-Locals. Was sollte man in München per Fahrrad erkunden? Die Isar entlang vom Flaucher bis zur Prinzregentenbrücke und dann rüber zum Englischen Garten bis in die Hirschau. Aber bitte entspannt und nicht wie die irren Vollgasfahrer, die jeden Fußgänger vom Radweg wegklingeln! Peace and Respect. Und dann auf jeden Fall mal in unserer Helmet Gallery vorbeischauen. vs


Die E-Bike Initiative von Wien Energie

TEIL 2 DER REALITY-SERIE IN VELOSOPHIE: 50 TESTERINNEN FAHREN SEIT ANFANG JUNI E-BIKE. INZWISCHEN WURDEN VIELE TAUSEND KILOMETER ERFAHRUNG GESAMMELT UND MEHRERE HUNDERT BLOG-EINTRÄGE VERFASST.

PROMOTION

text WOLFGANG RAFETSEDER

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fotos KURTPINTER.COM

iese Blogs sind das Herzstück der E-Bike Initiative von Wien Energie. Via Blog werden seit 1. Juni persönliche Testurteile und Eindrücke vom E-Bike und rund ums EBiken abgegeben und Erfahrungen mit anderen TesterInnen ausgetauscht. Vollständig nachzulesen auf blog.wienenergie.at – im Übrigen auch deshalb interessant, weil ab 1. Juli ein Publikums-Voting darüber entscheiden wird, welche die fünf beliebtesten EBike-TesterInnen unter den 50 TeilnehmerInnen sind. Diese fünf „E-BikeStars“ werden zum Abschluss der EBike Initiative das von ihnen getestete E-Bike als Gewinn mit nach Hause nehmen. Gewinnen kann aber auch, wer auf blog.wienenergie.at ein Voting für den persönlichen Favoriten abgibt, und zwar Reisegutscheine von Initiative-Partner Road Bike Holidays und Energie-Gutscheine von Wien Energie. Was berichten die TesterInnen in ihren Blogs aus dem alltäglichen Umgang mit dem E-Bike?

An oberster Stelle steht die Freude am neuen Radfahren. Es werden vielfach Strecken zurückgelegt, die mit einem Fahrrad ohne E-Unterstützung nicht so gerne und nicht so schnell zurückgelegt worden wären. Manche TesterInnen hat die E-Bike Initiative überhaupt (wieder) aufs Fahrrad gebracht. Und es wird über spannende Begegnungen berichtet, weil die Dimension E-Biken keinen – RadfahrerInnen wie Nicht-RadfahrerInnen – kalt lässt: Die TesterInnen scheinen aus dem Beantworten von Fragen und aus dem Erfüllen von „Auch-mal-fahrenwollen-Wünschen“ nicht rauszukommen, meistern die Situationen aber mit Bravour. Auch wird von Pleiten, Pech und Pannen berichtet – technische Defekte konnten von den engagierten Service-Partnern der E-Bike Initiative (fünf Wiener Fahrrad-Shops) in Rekordzeit behoben werden. Denn eines hat sich herausgestellt: E-Bikes haben nicht nur Vorteile gegenüber herkömmlichen Fahrrädern, son-

dern auch gewisse Nachteile – je aufwändiger die Technik, desto höher deren Anfälligkeit. Und die Straßen sind hart, die Witterung war zum Zeitpunkt der E-Bike-Übergabe Anfang Juni denkbar schlecht, und die E-Bike-TesterInnen waren noch untrainiert im Umgang mit den nagelneuen E-Bikes von KTM und deren Peripherie wie Akku, Ladegerät und „Schaltzentrale“ mit Display am Lenker. Die geplanten Testrunden am Gelände des ARBÖ-Fahrtechnikzentrums Wien-Kagran mit dem Support von KTM-Fachleuten fielen zudem dem starken Regen zum Opfer. Die ersten Ausfahrten der TesterInnen waren also geprägt von der Trial-and-Error-Methode. Für eReality wurden fünf KandidatInnen in einem eigenen velosophie-Casting – mit Augenmerk darauf, einen repräsentativen Querschnitt aus den gesamt 50 TesterInnen herzustellen – ausgewählt. Ihre Eindrücke vom Alltag mit dem KTM eCross, was sie in ihren BlogEinträgen bisher nicht verraten haben und die genialen Bilder von Kurt Pinter auf den nächsten Seiten. Neben dem KTM eCross erhielten die 50 TesterInnen einen Rucksack von Sport Eybl mit allerlei Goodies der Initiative-Partner, darunter ein Herzfrequenz-Messgerät von Polar mit vielen schlauen Zusatzfunktionen, einen Helm von Uvex, das markant-orange Wien Energie-Trikot von Löffler, Anker-Gutscheine für die RadlerJause und ein Handy von T-Mobile.

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„ICH FAHRE NUR MIT STUFE EINS, SONST HABE ICH EIN SCHLECHTES GEWISSEN.“ HELGA SCHEIBELHOFER, 43 KINDERGARTEN-PÄDAGOGIN, WELLNESS- UND FITNESS-TRAINERIN „Stufe vier der Tretkraftunterstützung habe ich nur einmal gezündet“, berichtet die sportlich-ehrgeizige Helga. Das war in einem Bergauf-Duell mit einem Rennradfahrer, der sich bitter geschlagen geben musste. Bereits vor ihrem Leben mit dem E-Bike hat sie den Weg zum Arbeitsplatz vom 23. in den 15. Wiener Bezirk konsequent mit dem Fahrrad abgespult, „ … mit dem E-Bike allerdings viel bequemer“. Dementsprechend sieht sie den Einsatzbereich des E-Bikes: „Für die Wege des Alltags bevorzuge ich das E-Bike, zum sportlichen Radfahren bleibe ich lieber bei meinem Mountainbike.“


„SCHNELLER MIT DER U-BAHN, ABER VIEL LUSTIGER MIT DEM E-BIKE.“ FRANZISKA MAIERHOFER, 23 SEKRETÄRIN AM WIENER AKH, HOBBY-MOUNTAINBIKERIN Jüngst ausprobiert bei einem Freund, der ein Radgeschäft in ihrem Heimatort Birkfeld im Bezirk Weiz betreibt – und sofort begeistert vom E-Bike. Da kam die EBike Initiative von Wien Energie genau richtig: Beworben, ausgewählt und seither am Weg zur Arbeit vom 13. Bezirk ins Wiener AKH und an den Wochenenden mit ihrem Freund unterwegs: „Jetzt kann ich endlich mit ihm mithalten.“

ANDREAS FEDERSEL, 38 KUNSTTRANSPORTEUR, WERBEARCHITEKT, EX-MTB-DOWNHILLER „Wenn ich mit dem Trekking-E-Bike von KTM herumfahre, hoffentlich schon bald mit meinem sechs Monate alten Sohn im Kinder-Fahrradanhänger, dann denke ich darüber nach, welche Vorteile ein E-Antrieb fürs Hardcore-Mountainbiking hätte – keine Abhängigkeit von Liften in Bikeparks, Freeriding pur! – und wie das System für ein entsprechendes Bike adaptiert werden müsste.“ Andreas bringt als Ex-Downhiller und Masters-Staatsmeister die Charakteristik des KTM EBikes auf den Punkt: „Kein Sportgerät, aber perfekt für den Alltag. Ich bin definitiv nicht die Zielgruppe. Oder doch?“

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„BIN RICHTIG SÜCHTIG DRAUF – MEINE ANDEREN SECHS BIKES STEHEN STILL.“


„ES HAT UNHEIMLICHES FLAIR, IN WIEN FAHRRADBOTE ZU SEIN. ES IST GEIL.“ BERNHARD DORFMANN, 38 FAHRRADBOTE IN WIEN, HOBBY-RENNRADFAHRER Bernhard entstammt der Gegend von Brixen, deshalb auch sein BotendienstCodename „Brenner“. Seit acht Jahren fährt er für E-Bike Initiative-Partner „Veloce“ als Fahrradbote. Als er gefragt wurde, ob er als Veloce-Vertreter am E-BikeTest teilnehmen wolle, kam seinerseits ein knappes „Ja, klar, machen wir!“. Schnelle Antwort, schneller Job: „Ein zuverlässiges Bike ist das Um und Auf. Je weniger dran ist, desto weniger kann kaputt werden. Das spricht gegen das EBike im Fahrradboten-Einsatz.“ Aber seitdem er mit dem KTM E-Bike unterwegs ist, nimmt er die Aufträge mit steilen Bergauf-Passagen viel lieber an …


„SPARE GELD, WEIL ICH NICHT MIT DEM AUTO IN DIE ARBEIT FAHRE.“ ALEX JOKEL, 42 RADIO WIEN-MODERATOR, HOBBYSPORTLER UND RIKSCHA-PIONIER Seine Verbundenheit zum Fahrrad ist eine zufällige und reicht 15 Jahre zurück. Damals kam der umtriebige Geist auf die Idee, Rikschas aus Indien nach Österreich zu bringen und hier einen Rikscha-Dienst einzurichten. Die Sache klappte halb, führte ihn aber zu seinem heutigen Job („eine lange Geschichte“). Radio Wiens sympathischer Beitrag zur E-Bike Initiative, nebst fünf E-Bike-TesterInnen, die über eine Radio Wien-Aktion gecastet wurden.

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Demner, Merlicek & Bergmann

Entdecken auch Sie Radfahren neu. Beim großen Wien Energie E-Bike Test.

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voteb 1. Juli gew n und inne blog .wie n: nen ergi e .at

Von 1. Juni bis 31. Juli 2010 sind 50 E-Bike TestfahrerInnen in ganz Wien unterwegs und bewältigen spannende Aufgaben mit ihrem E-Bike. Verfolgen Sie ihre Erlebnisse auf blog.wienenergie.at, voten Sie ab 1. Juli für Ihre/n LieblingsfahrerIn und gewinnen Sie Reisen von Road Bike Holidays und Energie-Gutscheine von Wien Energie.

www.wienenergie.at

Wien Energie, ein Partner der EnergieAllianz Austria.


velotalk

Verkehrsstadtrat Rudi Schicker (li.) und Alois Huber, Geschäftsführer Spar-Ostösterreich, setzen einiges fürs Fahrrad in Bewegung. 32

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GUT FÜR GESUNDHEIT UND BÖRSL! EIN INTERVIEW MIT WIENS VERKEHRSSTADTRAT RUDI SCHICKER UND ALOIS HUBER, GESCHÄFTSFÜHRER SPAR-OSTÖSTERREICH, ANLÄSSLICH DER KAMPAGNE „BIKE & BUY“. interview WOLFGANG RAFETSEDER & ALEC HAGER

In Kooperation mit der Stadt Wien hat Spar mit dem Projekt „Fahrradfreundliche Supermärkte“ eine beispielhafte Initiative zur Förderung des Radverkehrs gesetzt. Um Einkaufen für Spar-KundInnen mit dem Fahrrad attraktiver zu machen, wurden bei 111 Spar-Filialen in Wien FahrradAbstellbügel errichtet, die Umsetzung wurde von Rosinak & Partner als Planungsbüro begleitet. Die Kopenhagener Konferenz „Velocity Global“ hat das Projekt zur Präsentation als eines der Best Practice Beispiele für Kooperationen von Wirtschaft und Öffentliche Hand auserwählt – guter Grund für velosophie, zum Gespräch anzuradeln. velosophie: Was erwarten sich Spar und die Stadt Wien von den Kunden, wie wird die Aktion „Bike & Buy“ Ihrer Meinung nach angenommen werden? Alois Huber (AH): Wir haben gesehen, dass im Radverkehr sehr viel von der Infrastruktur abhängt. Wir haben eigentlich bei allen Filialen Ständer stehen, das sind bis jetzt so genannte Felgenklemmer gewesen, und wir haben gesehen: Diese werden nicht benutzt. Sobald man sich mit der Thematik intensiv auseinandersetzt, merkt man: Wenn man die richtigen Fahrradbügel aufstellt, werden sie von den Fahrradfahrern angenommen. Daher haben wir an 111 Standorten in Wien praktikable Bügel der Modelle „Wiener Bügel“ und „TCI Padera“ errichtet. Wir tun damit etwas für die Umwelt, und ich bin sicher, dass unsere Konsumenten das annehmen werden. Rudi Schicker (RS): In Wien sind die Distanzen zum nächsten Geschäft ideal, so dass sie jeder mit dem Rad erreichen kann. Dann stellt sich für diese die Frage: Wie kann ich mein Rad dort abstellen, welche Transportbehälter habe ich am Fahrrad? Und auch da kann ein Geschäftsbetreiber ansetzen. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Wenn man vielleicht noch ein Packtasche dazu nimmt, kann man leicht den wöchentlichen Bedarf inklusive Mineralwasser per Fahrrad einkaufen. Sie fahren selbst mit dem Rad Einkaufen, Herr Stadtrat? RS: Selbstverständlich! Ich habe Packta-

foto MARION RODLER

schen und komme damit gut zurecht. Leider waren meine Erfahrungen mit Abstellmöglichkeiten bis jetzt nicht so gut, und das haben wir nun verbessert. Man sieht ja auch: Statt eines Autostellplatzes kann ein Vielfaches an Rädern abgestellt werden, und damit können mehr Kunden versorgt werden. Was möchte die Stadt Wien mit dieser Initiative bewegen? RS: Vor zehn Jahren haben wir noch erlebt, dass das Rad als super Sportgerät, als Freizeitgerät gesehen wurde. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass man mit dem Rad auch Tag für Tag unterwegs sein kann. Der nächste Schritt ist dann, dass wir erreichen, dass gerade für Einkaufsfahrten nicht mehr hauptsächlich das Auto herangezogen wird.

Ich erwarte mir, dass ein Shift unmittelbar vom Auto zum Fahrrad stattfindet. Dieser Wechsel zu einem umweltfreundlichen Fahrzeug bringt dann natürlich verminderten CO2Ausstoß und auch erhöhte Verkehrssicherheit. Unser Ziel einer Erhöhung des Radverkehrsanteils auf 8% scheint mir sicher erreichbar, das werden wir im nächsten Masterplan Verkehr noch nach oben schrauben können, wenn der Trend zum Rad so weiter anhält.

Das heißt, Sie sehen die Steigerung des Radverkehrs als Beitrag zu einer Erhöhung der Verkehrssicherheit allgemein? RS: Radfahren hat seine eigenen Gesetzmäßigkeiten und Gesetzlichkeiten. Die Logik der Bewegung des Radfahrers muss in einer Stadt, wo der Radverkehrsanteil noch nicht so hoch ist, den anderen Verkehrsteilnehmern erst näher gebracht werden. Da wissen wir aus anderen Städten, dass das mit der Anzahl der Radfahrer zusammenhängt: Die acht Prozent, die wir anstreben, sind jene Schwelle, ab der jeder weiß, dass es Radfahrer im Verkehr gibt. Das kann man jetzt schon sehen: Wir haben trotz Steigerung des Radfahrens einen Rückgang der Unfälle. London hat ja zum Beispiel durch Maß-

nahmen wie City Maut eine Verdoppelung des innerstädtischen Radverkehrs in sechs Jahren erreichen können, im Vergleich dazu ein ca. 60%iges Sinken der Unfallzahlen. Sehen Sie solche Möglichkeiten auch für Wien? RS: Ja, durchaus. Wie Holland mit dem Konzept des Shared Space arbeitet, so greifen wir zu dem Begriff „Fairteilen“ im Stadtverkehr, um die Eigenverantwortlichkeit und gegenseitige Rücksichtnahme zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern zu steigern. Dazu gehören gesetzliche Adaptierungen, an denen wir intensiv arbeiten, wie z.B. die Aufhebung der Radwegbenützungspflicht für jene Radfahrer, die sich zutrauen, mit dem Autoverkehr mitzufahren. Damit könnte man die langsamen und schnellen Radfahrer trennen und auch somit die Verkehrssicherheit erhöhen, auch dadurch, dass so der Stadtverkehr eine Spur langsamer wird. Hier scheint eine Lösung in Aussicht, die diese Entscheidung in Länderkompetenz übergibt, und somit könnten wir das in Wien umsetzen. Ist von Seiten Spar an eine Weiterentwicklung dieser Initiative gedacht, wir denken z.B. an Zustelldienste per Fahrrad oder Maßnahmen zum Stichwort Elektromobilität? AH: Wir planen 20 Elektro-Tankstellen bei unseren größeren Märkten. Solche haben wir schon in Graz im Einsatz. Denn jeder, der einmal mit einem E-Fahrrad gefahren ist, weiß, dass das ein Run werden wird! Bei der Transportfrage kommen wir sofort zum Problem der Kühlkette, die nicht unterbrochen werden darf, wir haben in Österreich ja das strengste Lebensmittelgesetz überhaupt. Persönlich nehme ich auch mein Joghurt bei 30 Grad mit, ein Zustelldienst darf das nicht, dadurch fallen solche Lösungen leider aus. Was ist die Antwort von Spar auf die Frage: Warum sollte ich denn mit dem Rad einkaufen? AH: Egal, zu welcher Wiener Filiale jemand fährt, ist in unmittelbarer Nähe eine Radabstellanlage vorzufinden. Dazu kommt das Bewusstsein, für Gesundheit, Geldbörse und Umwelt etwas getan zu haben! vs velosophie.at

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Zweimal jährlich versammelt sich ganz Budapest inklusive Bürgermeister zur volksfestähnlichen Critical Mass, die damit zur größten CM des Planeten wurde. Diesen April wurden über 35.000 Menschen gezählt. Den besten Ausblick auf diese endlosen Reihen von RadlerInnen hatte sich der Budapester Radbote Sinya gesichert, indem er die Spitze der berühmten Kettenbrücke über der Donau mit seinem Rad erklomm, um es zum traditionellen Zeichen hochzuheben: We are traffic! criticalmass.hu

03 MEXICO CITY ADIOS HELMPFLICHT Seit 2009 galt in Mexico City Helmpflicht, was naturgemäß nicht auf die Zustimmung der Radfahrervertreter stieß. Nun hat die Stadtregierung diese mobilitätshemmende Pflicht wieder abgeschafft! Gründe: Helmpflichten stehen als Aufstiegshürde im Widerspruch zur Strategie der Radverkehrsförderung – und zur Einführung des Gratis-Stadtradsystems „Ecobici“, das keinen Helmverleih inkludiert. ¡Felicitaciones! 34

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Während im Großen die 34. Berliner Radsternfahrt Anfang Juni wieder eindrücklich bewiesen hat, dass Radfahren an Raum gewinnt, geht es im Kleinen den Rad-Individualisten an den Kragen. Die größte Fahrraddemonstration der Welt brachte unter dem Motto „Radfahren – aber sicher!“ auch dieses Jahr wieder hunderttausende RadfahrerInnen auf die Straßen und Autobahnen Berlins. Dasselbe Motto wird aber leider vorgeschoben, wenn bremsenlose Bahnräder aka „Fixies“ zur Beschlagnahmung freigegeben werden, obwohl diese bei entsprechend gekonntem Handling ebenso sicher sind wie Omas Hollandrad. Beschlagnahmungen sind seit geraumer Zeit Praxis der Berliner Polizei und wurden nun auch durch ein Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin gerechtfertigt. Aus Gründen der Gefahrenabwehr, wie es im Urteilstext lautet. Würden diese Gründe doch bei Zulassungen von SUVs oder Planung von Radwegen ebenso in Betracht gezogen! Am anderen Ende Deutschlands hatte letzten August das Amtsgericht Bonn übrigens den starren Antrieb als Bremse akzeptiert. FOTOS: eva reinbacher, bakro-nagy ferenc, girondo, itdp mexico, alec hager

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„TROTZDEM WIR RADELN GERNE! “ YOMNA & MAI, KAIRO

Kairo ist nicht gerade als radfreundliche Stadt mit hoher Verkehrssicherheit bekannt. Dennoch drehen die Schwägerinnen Yomna Ibrahim Mahmud und Mai Amin mit dem Kairo Cycler‘s Club freitags ihre Runden durch die Nilmetropole. velosophie.at

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DER TESTSIEGER FÜR DIE KLEINSTEN DIE WEGE DES ALLTAGS, IN DER FREIZEIT, BIS HIN ZUM FLEXIBLEN EINSATZ FÜR SPORTLICHE ELTERN – DIE HOCHWERTIGEN TESTSIEGER-MODELLE VON CHARIOT MACHEN DARAUS GLEICHZEITIG EINEN AUSFLUG FÜR DIE KLEINSTEN. „Chariot legt mit scharfen internen Tests die Messlatte im Bereich Sicherheit sehr hoch“, erklärt Wolfgang Ambrosch von den Spezialisten für Radfahren mit Familie „Zwei plus Zwei“. Bestätigt wird dies durch die neueste Untersuchung der deutschen Stiftung Warentest: Dem Chariot Cougar 2 wird darin gutes Fahrverhalten, bester Komfort fürs Kind, lange Haltbarkeit und kinderleichte Handhabung attestiert – der Chariot Cougar 2 erreichte als einziger von insgesamt sieben KinderFahrradanhängern das Qualitätsurteil „Gut“. Vielseitiges Zubehör macht die Chariot-CTSModelle außerdem flexibel einsetzbar, ob beim Laufen, Radfahren, Langlaufen oder auch einfach als Kinderwagen. www.zweipluszwei.at

Der internationale Virus der Bike Kitchens hat sich über Wien auch in der Stahlstadt festgesetzt – nahe liegend, liegt den LinzerInnen doch das Schweißen im Blut. Hier wird nicht gekocht, sondern konstruiert, also bevölkern einige selbst gebaute Tall Bikes und Chopper die Straßen. Anfang Juni fand eine fette Party inklusive Jousting zur Sicherung der weiteren Finanzierung in der KAPU statt – und sollte die temporäre Nutzung der derzeitigen Werkstatt im Zentrum der Stadt doch bald auslaufen, übersiedelt die Bike Kitchen Linz in einen Bauwagen. bikekitchenlinz.nospace.at

FOTOS: bike kitchen linz (2x), mad new york, wolfgang rafetseder

04 LINZ FAHRRADKÖCHE


05 NEW YORK KUNST UND KINO

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Das New Yorker Museum of Arts and Design MAD präsentiert die Ausstellung „Bespoke: The Handbuilt Bicycle“ als Teil einer Reihe, die sich mit aufstrebenden Trends und Innovationen der Designwelt beschäftigt. 21 Fahrräder von amerikanischen und italienischen Designern werden gezeigt, darunter Sacha White von Vanilla Bicycles, Dario Pegoretti aus Calonazzo und Mike Flanigan von Alternative Needs Transportation. Dabei geht die Bandbreite der Modelle vom unvermeidlichen Bahnrad über Rennmaschinen zu Alltagsrädern und sogar einem wunderschönen Kinderdreirad. Nicht nur im Museum, auch im Kino rockt das Rad den Big Apple: Mitte Juni beging das Bicycle Film Festival BFF sein zehnjähriges Jubiläum in der Stadt, die es geboren hat. Fahrradfilme, Streetparties, Artshows – eben Fahrradkultur in allen Facetten. Damit beginnt auch seine weltweite Reise durch 40 Spielorte. Die Ausstellung läuft noch bis 15. August, das BFF kommt Mitte September zum vierten Mal nach Wien, vom 16.–19. September. bicyclefilmfestival.com

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Das traditionelle Hollandrad in modernster Interpretation: Dutch ID vereint Design und Funktion, und das Phänomen dabei: Wenn das Double Dutch nicht auf den ersten Blick gefällt, dann spätestens auf den zweiten – velosphie-getestet! Clou sind die im Rahmen integrierten Gepäckträger vorne und hinten – enorm tragfähig bis 50 kg! Preis: ab E 799,– dutch-id.at


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NASE IM WIND: DIE SCHÖNSTEN, DIE NEUESTEN, DIE BEGEHRTESTEN UND DIE TRAGFÄHIGSTEN BIKES. BIANCHI DOLOMITI PAPER BICYCLE Die stimmige Geschichte hinter einem der schönsten Fahrräder momentan: Ein junger Schotte namens Nick Lobnitz, ein Landgut in der Grafschaft Ayrshire im Südwesten Schottlands, die ehemaligen Stallungen genutzt als Produktionsstätte für Nick’s Fahrradtraum. Stimmig ist auch der Preis, je nach Ausstattung ab E 750,– paper-bicycle.com

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Da werden Emotionen laut: das Bianchitypische Celeste, eine der schönsten Fahrradfarben des Planeten, in Kombination mit Stahlrahmen. Campagnolos Athena-Gruppe macht das Dolomiti außerdem perfekt für Fixie-Abtrünnige. Der Hype am US-Markt sorgt für Lieferzeiten jenseits der vier Monate, dennoch gibt’s einen Preis: E 3.199,– bianchi.com

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velostyle ADIDAS BRUNO Die Namensgebung dieser klassischen Sonnenbrille wurde von Stockholms zentralem Treffpunkt, dem Einkaufs- und Flanierquartier Bruno, inspiriert. Die Formgebung schüzt vor Fahrtwind, die Optik vor UV. Preis: E 99,– adidas.com/originalseyewear

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MALOJA AMBROSIA Atmungsaktiv, windresistent, stylish und vor allem: wasserdicht, inklusive PU-beschichteten Zipper! Auch im Sommer droht manchmal Regen, bis dahin aber kann man die Ärmel abzippen und den Fahrtwind unbeschwert genießen. Preis: E 179,– maloja.de

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Mit Globe Bikes in San Francisco und Morgan Hill, CA

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text WOLFGANG RAFETSEDER, RALF HAUSER

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fotos MICHAEL MARTIN



velosophie blickt hinter die Kulissen eines jungen Bike Labels, das so jung gar nicht ist. Globe ist die Zweitmarke des US-Fahrrad-Riesen Specialized unter dem gemeinsamen Dach der Konzernmutter. Was das bedeutet, und ob sich die Vorzüge des kleinen FahrradHerstellers (authentische Bikes, Individualität, Kleinserien) mit den Vorzügen des großen (Qualitätssicherung, attraktive Preisgestaltung) verbinden lassen, das soll die folgende Story beantworten. Garrett Chow, Brand Manager und Art Designer bei Globe, stand für das Gespräch und für einen San Francisco Bike Ride zur Verfügung.

Nicht selten polarisieren diese Bikes das Publikum, kalt lassen sie keinen. Wer ein solches Bike fährt, hat die Garantie, dass gerade einmal ein paar hundert Leute weltweit das gleiche fahren. Mehr Individualität bietet dann nur mehr der Eigenbau – die wertvollen Teile zusammentragen, eventuell lackieren, finishen und zu einem wunderbaren Ganzen schrauben. Auf der Visavis-Seite des Spektrums befindet sich die Großserien-Produktion mit allen einfach errechenbaren Vor- und Nachteilen. Und irgendwo dazwischen, gefühlsmäßig aber viel näher der Machart der kleinen Companies, liegen die Bikes von Globe.

eige mir dein Fahrrad, und ich sage dir, wer du bist. Umso verständlicher, dass Individualität bei echten Fahrrad-Fans groß geschrieben wird. Und häufig sind es die Bikes der kleinen, feinen (romantisch: Hinterhof-)Hersteller, die einen ganz besonderen Reiz ausüben: weil der Ingenieursgeist filterlos durchschlägt, weil Technik und Design Statements setzen.

velosophie: Form, Funktion, Farbe – Globe macht die Fahrradwelt aufregend bunt. Wovon sind deine Bike Designs inspiriert? Garrett Chow: Ich habe einige Zeit in Amsterdam gelebt und bin in vielen Städten der Welt Rad gefahren. Überall gibt‘s lokale Eigenheiten. Das hat mich insofern beeinflusst, als ich versuche, einen gemeinsamen Nenner für

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den globalen Markt zu finden. Am besten gelingt mir das, indem ich mich möglichst vielen Einflüssen aussetze und dennoch versuche, ein völlig eigenständiges Design zu erzeugen. Klare Linien und einfache, aber funktionelle Technik, beim Fixie-Modell „Roll“ sogar der Einsatz des traditionellen Rahmenmaterials Stahl: Zwischen diesen Eckpunkten bewegt sich das aktuelle Programm von Globe. Einzelne Modelle posieren im Vintage-Look, andere wiederum möchten als MinimalartWerke betrachtet werden, zwei gehen in Richtung Lastenfahrrad light (Life und Haul). Allen gemeinsam ist der gut versteckte Hinweis, um welche Fahrradmarke es sich handelt. „Globe“ ist sehr zurückgenommen, die Modellbezeichnung fehlt generell. Die Core-Szene wirft den großen Firmen im Bike Business ja schnell mal die Kommerzialisierung der reinen Lehre vor, bei Globe bzw. Specialized ist das ein wenig anders. Um sie nicht zu mögen, fühlen sich die Bikes einfach zu echt an und/oder haben diesen gewis-


sen Charme. Obendrein werden wir durch attraktive Verkaufspreise verdorben – Nice Style zum Nice Price, die hohen Stückzahlen und der Verbund mit Specialized machen‘s möglich.

Du hattest vor deiner Zeit bei Globe einen Auftritt im legendären San Francisco Fixie Movie MASH. Würdest du deinen Part heute mit einem Globe Roll fahren? Diese spezielle Art des Fahrens verlangt eine eigene Geometrie und bestimmte Eigenschaften des Rades. Das Roll ist für ein größeres Publikum und für den Einstieg in die Fixed-GearWelt bestimmt. Die Protagonisten in MASH fahren ihr zehntes oder zwanzigstes Fixie und suchen nach ganz spezifischen Eigenschaften. Aber wir haben einiges in Entwicklung, das möglicherweise den Weg in die Serienproduktion schafft. Ein solches Bike würde ich dann definitiv in einem Projekt wie MASH einsetzen. Der Firmensitz befindet sich in Morgan Hill, etwa 100 Kilometer südöstlich von

Egal, wo du bist, hohe Lebensqualität kannst du überall erzeugen. Es ist einfach die Art, sich selbst und seine Umgebung wahrzunehmen – in diesem Fall: Ridin’ S.F., Globe Roll, unendliche Freiheit mit starrem Antrieb.


San Francisco. Das Team von Globe arbeitet unter demselben Dach, aber weitgehend getrennt von Specialized. Die Synergien zwischen den beiden Marken bestehen in Bereichen wie Einkauf, Produktion, Logistik und Verwaltung, während Engineering, Design und Marketing alleinig im Team von Globe liegen. Neben Brand Manager und Designer Garrett Chow sind das Engineer Amber Lucas, Industrial Designer Greg Grenzke und Product Manager Chad Price sowie eine kleine Gruppe von Leuten, die ihre Leidenschaft für das Radfahren miteinander teilen und diese Leidenschaft zu ihrem Job machen durften. Das macht Globe zur kleinen Company unter den großen.

Radfahren im Alltag in den US-Städten und in europäischen Städten – worin siehst du die Unterschiede? Morgan Hill liegt in Northern California, einer Gegend, in der es nicht selten regnet, wenn auch das Wetter im Schnitt deutlich besser ist als in Mitteleuropa oder Skandinavien. Wegen des Wetters oder wodurch auch immer bedingt, ist die Einstellung zu einem Alltags-Fahrrad in manchen Belangen unterschiedlich. Ein Fahrrad ist in Europa erst dann komplett, wenn eine Lichtanlage, Schutzbleche und ein Gepäckträger vorhanden sind. Bei dieser Kategorie Fahrrad arbeiten wir an Arten der Systemintegration, an technisch integrierten Lösungen, aber vor allem an ästhetisch ins Gesamtbild integrierten Lösungen. Das gefällt den Leuten hier wie dort. vs

Garrett Chow, Mastermind bei Globe: Vor diesem Engagement war er einer der Protagonisten im Fixie-Klassiker MASH, der in den steilen Straßen von San Francisco spielt und den damaligen Level (2006) der Freestyle-Bewegung auf Fixed Bikes repräsentiert.

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Der junge Illustrator Joel Benjamin lebt im britischen Norwich und arbeitete schon für renommierte Magazine wie The Ride, dem Posterbook für Radfreaks jenseits des Ärmelkanals und weltweit. „Fahrräder haben seit jeher einen wichtigen Platz in meinem Leben. Meine ersten Erinnerungen reichen zurück in die Tage des Radfahren-Lernens, als ich begann, die Nachbarschaft per Rad zu erkunden“, erzählt Joel aus seiner Kindheit. Bald übernahm das Skateboard die Rolle des Dauerbegleiters und Fortbewegungsmittels, aber das wurde ihm mit der Zeit zu heftig und gesundheitsschädlich. Also nichts wie zurück aufs Rad, sobald erste Altersweisheit eingekehrt war: „Ich liebe es, wie Fahrräder als harmonische Erweiterung des menschlichen Körpers funktionieren. Das Fahrrad erscheint mir als eine der besten Erfindungen des modernen Menschen.“ Mit seinen zeichnerischen Arbeiten über Fahrräder verbindet Joel seine liebsten Themen: Menschliche Körper, Mode, Landschaft, Natur, Reise und Bewegung. Er möchte durch seine Illustrationen Menschen dazu ermutigen, gesund, aktiv und nachhaltig zu leben. Daher lautet seine Botschaft an unsere LeserInnen: „Haltet unseren Planeten sauber, indem ihr euch fürs Fahrrad entscheidet!“

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… fährt durch die Stadt Peter fremd. Peter hat dafür Probleme mit seinem Körper. Er glaubt, sein Gemächt wäre zu klein, darum hat er sich ein besonders großes Auto zugelegt, damit die anderen das nicht auch glauben. Aus diesem besonders großen Auto lässt es sich nun besonders gut auf andere runterschauen, und wenn er in die Kreuzung einbiegt, ziehen die kleineren Reptilien ihre Schwänze ein. Hie und da verfängt sich ein Radfahrer am Außenspiegel. Kaum zu glauben, wie viele Onkel Helmuts, Michelles, Günthers und Peters ich jeden Tag auf meinem Fahrrad sehe. Wären sie nicht da, mir würde was abgehen, ehrlich. Richtig langweilig wäre das. Seit einiger Zeit machen sich aber andere Kerle in der Stadt breit, und ich muss sagen, sie überfordern mich. Es sind Berufskraftfahrer, die es offensichtlich darauf angelegt haben, das Stadtbild von Radfahrern zu säubern. Ich rede von dauerbimmelnden Bimfahrern, die die Jungfräulichkeit ihrer Schienen bis zum Horizont einfordern oder Taxifahrern, die

Kaiser der Stadt sind, mindestens. Noch gefährlicher finde ich Busfahrer, die dich zwischen geparkten Autos und ihrem Erdgasziegel einzwicken wollen; ihr hämisches Grinsen kannst du im Außenspiegel sehen. Oder Kurierdienste, die dir beim Linksabbiegen die Lichthupe geben, und in dem Moment, da du dich freundlich bedankend auf die gegnerische Fahrbahn wagst, hupen sie und geben Vollgas. Und Polizisten, die generell am Radweg parken, am liebsten hinter Kurven. Und Fiaker, die ihren mobilen Leberkäse partout dort hin kacken lassen, wo ich durch muss. Ehrlich: Noch habe ich keine Idee, wie ich diesen Berufskraftfahrern, die die Stadt mit einem Kriegsschauplatz verwechseln, erklären kann, dass sie ein bissi dumm sind. Gefühlt werden sie immer mehr. Das kann die Evolution so doch nicht wollen?!? Einstweilen zieh ich mir immer das T-Shirt hoch und wackle ein bisschen, wenn mir einer blöd kommt. Das hat bislang noch jeden aus der Spur gehaut.

ART: silke schmidt – silkeundich.de

Onkel Helmut hockt verklemmt in seinem koreanischen Kleinwagen und versucht sich verzweifelt zu erinnern, wo sich der Blinkerhebel letztes Mal versteckt hatte. Dieter in seinem tiefer gelegten BMW kann wegen der Vibrationen, die die Basskiste auslöst, den Straßenrand leider nicht scharf sehen. Michelle hat nur Augen für den Rückspiegel, genauer gesagt Augen für die Wimperntusche ihrer Augen. Dafür aber ist sie ganz Ohr: Das Handy klemmt fest an der Schulter, ist ja echt ein Wahnsinn, was die Angie und der Sven gestern … Günther hatte den ganzen Tag lang nichts zu essen; im Supermarkt hat er sich eine Dose Heringsalat gekauft, Semmeln, dazu Radler und Schokobananen als Nachspeise. Man kann verstehen, dass man sich damit nicht anpatzen will im Auto und die Stoffsitze erst recht nicht. Und ehrlich: Wer würde sein Lenkrad mit Händen, die von Hering mit Mayo picken, angreifen wollen? Ergo lenkt Günther mit dem Knie und schaltet mit dem Ellbogen. Solche Probleme sind

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