Transformation urbaner Räume.

TRANSFORMATION URBANER RÄUME – funktionale Vernetzung von Stadträumen am Beispiel der Zülpicher Innenstadt

TRANSFORMATION OF URBAN SPACES – functional networking of spaces on the example of the city center of Zülpich

Vanessa Kucharski

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Fakultät für Architektur RWTH University Aachen Transforming City Regions Chair and Institute of Urban Design and European Urbanism Wüllnerstr. 5b | 52062 Aachen

Masterarbeit Transformation urbaner Räume - funktionale Vernetzung von Stadträumen am Beispiel der Zülpicher Innenstadt Transformation of urban spaces – functional networking of spaces on the example of the city center of Zülpich

Autorin: M. Sc. Vanessa Kucharski | 375572 SoSem 2021 Professor/in: Erstbetreuung durch Juniorprofessor Dr.-Ing. Jan Polívka, Nachhaltige Wohnbestandsentwicklung Zweitbetreuung durch Univ.-Prof. Dr. Agnes Förster, Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung

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FACT SHEET | ZÜLPICH

NORDRHEIN-WESTFALEN, SÜDWESTLICH VON KÖLN UND BONN.

GEMEINDEVERBAND, AUS KERNSTADT UND 24 ORTSCHAFTEN

FLÄCHE VON 101.01 KM2

202 EW / KM2

20.440 EINWOHNER (DEZ.2020)

EINSTIGE RÖMERSTADT ERHALTENE STADTBEFESTIGUNG MUSEUM FÜR BADEKULTUR

Abb.1.

Fact Sheet | Stadt Zülpich

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Abb. 2.

Visualisierung der Zülpicher Innenstadt

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VORWORT

Städte werden zumeist durch ihre zentralen Räume definiert und belebt. Diese bilden die Identität und den Charakter einer Stadt.

Die frequentierten Räume sind jedoch im stetigen Wandel und verändern sich rasant. Durch den gesellschaftlichen, politischen, ökologischen wie auch den ökonomischen Wandel modifizieren und transformieren sich auch Räume immer wieder neu. Diese strukturellen Veränderungen werden als Trends (cf. SchneiderSliwa; 1998) bezeichnet und können in unterschiedlichen Maßstäben und in unterschiedlicher Intensität beobachtet werden.

In den vergangenen Jahren entwickelten sich innerstädtische Bereiche größtenteils monofunktional und einzelhandelsorientiert. Kleinere Gewerbe- und Handwerksbetriebe, sowie Gemeinschaftsbereiche wurde verdrängt, um entweder Platz für großzügige Verkaufsflächen zu schaffen oder weil der benötigte Flächenbedarf nicht gewährleistet werden konnte. Diese strukturellen Veränderungen können einerseits funktionsfähig, aber andererseits auch Teil von Fehlplanungen und misslungener Realisierung sein. Neben großen Kaufhäusern oder Einzelhandelsflächen entstanden auch viele Leerstände, die entweder der strukturellen Veränderung nicht standhalten konnten oder Teil zukünftiger oder nicht realisierter Planung waren. Zudem führt nunmehr die Veränderung des Einzelhandels und die damit verbundene Verlagerung der Geschäftstätigkeit in den Onlinehandel zu weiteren Reduzierungen von Ladenlokalen in den Innenstadtbereichen. Es werden keine Einzelhandelsflächen, sondern großmaßstäbliche Gewerbe- und Lagerflächen benötigt. Diese strukturelle Veränderung ist vor allem in den Stadtzentren zu spüren, die den neuen Ansprüchen nicht gerecht werden können und somit immer mehr Leerstände aufweisen. Die Konsequenzen aus derartigen Entwicklungen können dabei sowohl klein- als auch großmaßstäblich, wie auch temporär oder langfristig sein. Die Folgen jedoch sind stets individuell bezüglich des Ortes, der Umgebung und der Nutzer*innen zu betrachten. Der Anstieg von Leerständen in einem Gebiet kann zum Beispiel zur sinkenden Attraktivität, dadurch zur Reduzierung von Besucherund Kundenzahlen und wiederum zu steigenden Ladenschließungen führen. Dabei können nicht nur der Charakter und die Identität des betroffenen Gebietes, sowie essentielle, alltägliche Begegnungsorte verloren gehen, sondern auch weitere Folgen, wie sinkende Zuzugszahlen und steigende Kriminalitätsraten verursachen werden. Ein Negativkreislauf wird geschaffen, der vielerorts bereits vorhanden ist und den es zu durchbrechen gilt.

Dennoch, gerade in den Stadtzentren, wo potentielle neue Entwicklungsflächen Mangelware sind, sind Leerstände zumeist ein 6

Überschuss. Diese bieten potentielle Räume für urbane Funktionsmischungen und Flächen für die Integration von nachhaltigen Stadtentwicklungskonzepten und können sogleich Impulse für Neuentwicklungen schaffen. Durch die Reaktivierung kann somit nicht nur das Gebäude aktiviert und in das Stadtbild integriert werden, sondern der Stadtraum selbst neu belebt und für die Nutzer*innen erlebbar gemacht werden. Um diese konzeptionelle Idee verfolgen zu können, stellt sich jedoch die Frage: „WIE ENTWICKELN SICH STÄDTE UND INNENSTADTBEREICHE IN ZUKUNFT UND WIE KÖNNEN TRANSFORMATIVE, ZUKUNFTSFÄHIGE RÄUME (WEITKAMP; 2013) GESTALTEWERDEN?“ Die vorliegende schriftliche Arbeit befasst sich im Rahmen einer Masterarbeit mit der Grundlagenermittlung der Stadt Zülpich und der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema Transformation im urbanen Raum. Außerdem wird - basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen - die Konzeptentwicklung und Methodik der funktionalen Vernetzung urbaner Räume erläutert und anhand der planerischen Auseinandersetzung für die räumliche Neugestaltung der Stadt Zülpich beschrieben.

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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort 12 13 14 - 15

1 Einleitung

1.1 Motivation

1.2 Gliederung der Arbeit

1.3 Methodik

18 - 23 24

2 Problemstellung

2.1 Erläuterung des Orts

2.2 Planungsaufgabe ERSTER TEIL | GRUNDLAGENERMITTLUNG

30 32 - 33 34 - 35 36 - 37 38 - 39 40 - 41 42 - 49 50 - 51 52 - 53 54 - 55 56 - 57 58 - 59 60 - 61 62 - 63 64 - 65 66 - 67 68 - 69 70 - 71 72 - 73

76 76 - 78 79 79 - 80 80 - 81 8

3 Stadt Zülpich

3.1 Analyse

3.1.1 Makrostandort Zülpich

3.1.1.1 Lage und Anbindung

3.1.1.2 Kommunale Verwaltung und Zugehörigkeit

3.1.1.3 Historie und Morphologie

3.1.1.4 Verkehr und Mobilität

3.1.1.5 Grün- und Freiraum 3.1.1.6 Nutzungsstrukturen

3.1.2 Mesostandort Zülpich 3.1.2.1 Sozialstrukturen 3.1.2.1 Empirische Untersuchung 3.1.2.3 Jahresrhythmus 3.1.2.4 Begegnungsorte

3.1.3 Mikrostandort Kernstadtbereich Zülpich 3.1.3.1 Stadtstruktur

3.1.3.2 Verkehrsorganisation und Mobilität 3.1.3.3 Infrastruktur 3.1.3.4 Öffentlicher Raum 3.1.3.5 Leerstand 3.1.3.6 Stadtentwicklungsprojekte 3.1.3.7 Exploratives Erkunden

3.2 Stärken und Schwächen

4 Theoretische Recherche

4.1 Stadtbegriff

4.1.1 Definition `Stadt´

4.1.2 Merkmale und Kriterien

4.2 Die Stadt als Ort der Begegnung 4.2.1 Begegnungsgsräume 4.2.2 Sozialräume

4.2.3 Dritte Orte

4.3 Transformation des urbanen Raums

82 4.3.1 Die Entwicklung der Städte und des Stadtbildes 83 - 84 4.3.2 Veränderung von Handels- und Sozialstrukturen 84 - 86 4.3.3 Herausforderungen und Potentiale

4.4 Innenstadtentwicklungskonzepte und Strategien 87 - 88 4.4.1 Kommunalumfrage „Zukunft. Innenstadt. Nordrhein-Westfalen.“ 88 4.4.2 Städtebauförderung in Nordrhein-Westfalen 89 4.4.3 „Zukunft. Innenstadt. Nordrhein-Westfalen.“ 90 - 95 5 Referenzen ZWEITER TEIL | ENTWURF 100 - 101 102 - 107 108 - 113 114 - 115 116 - 119 120 - 123 124 - 126 128 - 129

6. Konzept

6.1 Übergeordnete Fragestellung und Methodik

6.2 Strategischer Ansatz und Funktionsweise

6.3 Rahmenbedingungen

6.4 Aufstellung der Akteure

6.5 Themenfelder und planerische Elemente

6.6 Prozessmatrix

6.7 Exemplarische Raumpraxis

6.8 Branding

7. Gesamträumliche Strategie der Stadt Zülpich 132 - 133 7.1 Zukunftsvision der Stadt Zülpich

7.2 Rahmenplan 134 - 135 7.2.1 Verkehr und Mobilität 136 - 137 7.2.2 Städtebau und Architektur 138 - 139 7.2.3 Freiraum 140 - 141 7.2.4 Gemeinschaft 142 - 143 7.3 Raumpraxis - Methodik der Schlüsselräume 144 - 145 7.3.1 Schlüsselraum `Verteilen und Verweilen´ 146 - 147 7.3.2 Schlüsselraum `Stadtwohnzimmer´ 148 - 151 7.3.3 Vernetzung der Schlüsselräume 152 - 153 7.3.4 Szenario der Schlüsselräume 154 - 171 8. Planerische Ausarbeitung 9. Fazit 174 - 175 9.1 Zusammenfassung 176 - 178 9.2 Reflektion 180 - 181 9.3 Ausblick 10. Appendix 184 - 188 10.1 Literaturverzeichnis 190 - 192 10.2 Abbildungsverzeichnis 194 10.3 Über die Autorin

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1 EINLEITUNG

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1.1 MOTIVATION

Der städtische Raum prägt Meschen und umgekehrt. Wir identifizieren uns mit Städten und Räumen, deren Funktionen und dem Charakter, mit Gebieten, in denen wir uns bewegen, aufhalten und in denen wir leben. Was wir als selbstverständlich wahrnehmen und nutzen, fällt uns erst auf, wenn es nicht funktioniert. Die aktuelle Covid Pandemie (cf. RKI; 2021) zeigt dies sehr deutlich und schafft gleichzeitig ein höheres Verständnis bzw. eine Wertschätzung für vielerlei Dinge, vor allem für die alltägliche Nutzung von Räumen.

Das Aussterben von innerstädtischen Gebieten trotz oder gerade durch den Mangel an Entwicklungsflächen ist ein bekanntes Problem, das unter anderem durch Leerstände verursacht wird oder diese zur Folge hat. Die Problematik von Leerständen wird zudem durch den Ausbau und die Verlagerung des Handels zum Onlinehandel weiter verstärkt und stellt Innenstadtbereiche weiter vor große Herausforderungen. So müssen sich die Frequentierung und der Wandel von urbanen Räumen der Geschwindigkeit des gesellschaftlichen, politischen, ökonomischen wie auch ökologischen Wandels anpassen. Was der städtische Raum früher leisten musste ist längst überholt. Neben dem Offerieren jeglicher Nutzungen und Funktionen sollen gleichzeitig großzügige Wohngebiete in zentraler Lage, umgeben von Grün entstehen. Diese sollen zudem möglichst nachhaltig und flexibel in ihrer Nutzung sein, gut erschlossen und angebunden an das öffentliche Verkehrsnetz. Eine Vielzahl von Forderungen und Ansprüchen ist gegeben, die in städtische Strukturen eingearbeitet werden muss, ohne dabei die eigentliche Funktionalität und Identität zu schwächen.

Durch die aktuelle Covid Pandemie und den damit verbundenen Richtlinien und Konsequenzen zeigt sich eine erneute Veränderung der städtischen Strukturen und ein weiterer Anstieg von Leerständen. Diese sind jedoch nicht nur auf den Einzelhandel und zentrale Gebiete beschränkt, sondern betreffen auch Bürooder Gewerbeeinheiten, wie auch dezentrale Bereiche. Die anhaltenden Umstände führen somit vielerorts zu räumlichen, wie auch gesellschaftlichen und funktionellen Neustrukturierungen.

Zudem birgt der ungewisse Zeitfaktor, sowie Stärke und Auswirkungen der aktuellen Covid Pandemie die Gefahr weiterer urbaner Veränderungen und Einschränkungen. Die strukturellen Veränderungen können zur Folge haben, dass in Zukunft weniger Flächen aktiv benötigt werden, ein erneuter Anstieg von Leerständen zu verzeichnen ist und Innenstadtbereiche somit in ihrer Nutzung und Funktionalität überarbeitet werden müssen.

So ergibt sich die Fragestellung: 12

„WIE ENTWICKELN SICH STÄDTE UND INNENSTADTBEREICHE IN ZUKUNFT UND WIE KÖNNEN TRANSFORMATIVE, ZUKUNFTSFÄHIGE RÄUME (WEITKAMP; 2013) GESTALTET WERDEN?“ Bereits in vorangegangenen Projekten während meines Studiums, wie auch in meiner Tätigkeit als Werkstudentin beschäftigte ich mich mit dem Thema „Gestaltung und Zukunftsvisionen des städtischen Raums“ und dem Thema „Leerstand“ und wie dieser reaktiviert werden kann. Die aktuellen Geschehnisse verstärkten mein Interesse erneut. Da ich selbst in einer Kleinstadt aufgewachsen bin, weiß ich durch persönliche Erfahrung wie sich Dorf- und Stadtgemeinschaften wandeln und anpassen müssen und wie wichtig ein vitaler Innenstadtbereich für eine funktionierende und zufriedene Stadtgemeinschaft ist. Durch meine Ausbildung im Themenbereich der Architektur und des Städtebaus, bzw. der Transformation und Entwicklung urbaner Regionen, möchte ich meine gewonnenen Kenntnisse einbringen, um ein zukunftsfähiges Konzept für die Stadt Zülpich zu entwickeln, das die unterschiedlichen Faktoren miteinander vereint und einen ganzheitlichen Ansatz zur Entwicklung des Innenstadtbereiches entstehen lässt.

1.2 GLIEDERUNG DER ARBEIT

Nach einer kurzen Einleitung in das Thema und die Erläuterung der Problemstellung wie auch der Planungsaufgabe, ist die folgende schriftliche Ausarbeitung der Masterarbeit in zwei wesentliche Bestandteile gegliedert. Der erste Teil konzentriert sich auf die Grundlagenermittlung und Analyse der Stadt Zülpich, wie auch die theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema Transformation im urbanen Raum und Leerstandsentwicklung.

Der zweite Teil fokussiert sich auf die Konzeptentwicklung und die Erläuterung der planerischen Auseinandersetzung. Die Arbeit schließt mit einem Fazit und der Reflektion der eigenen Arbeit ab und formuliert einen Ausblick auf mögliche Weiterentwicklungen.

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1.3 METHODIK

Um die Stadt Zülpich besser beurteilen zu können, wurden Untersuchungen und Analysen der Stadt und des Kernstadtbereiches mithilfe von Karten-, Planmaterial und Luftbildern angestellt. Des Weiteren wurden Planungsgedanken, sowie aktuelle Vorhaben der Stadt und der jeweiligen Eigentümer*innen studiert und Untersuchungen vor Ort, Stadtbegehungen sowie Gespräche durchgeführt. Daraufhin wurden Open-Source-Daten, Statistiken und Behördeninformationen in tabellarischer und schriftlicher Form zusammengetragen. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse halfen bei der Definierung der Problemstellung und der Planungsaufgabe. Begleitend wurden Grundlagenermittlungen in Form von Recherchen und der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema Stadt, Transformation, Aufgabe und Bedeutung von Räumen sowie Umgang und Verfahrensweise von Reaktivierungen der Leerstände angestellt. Im Rahmen der Analyse wurden dabei vier Themenfelder definiert, die es zu bearbeiten und berücksichtigen gilt.

MOBILITÄT FREIRAUM GEMEINSCHAFT STÄDTEBAU UND ARCHITEKTUR Durch die weitere Analyse und Recherche von Referenzen, Beispielprojekten und Planungen konnten weitere Erkenntnisse definiert werden sowie Vor- und Nachteile der jeweiligen Planungen bestimmt werden. Daraufhin wurde eine Zukunftsvision für die Stadt Zülpich formuliert, die sich auf die Entwicklung und Formulierung eines Konzeptes für einen zukunftsfähigen, transformativen Stadtraum konzentriert. Weiter wurde sowohl ein übergreifender Rahmenplan wie auch einzelne Strukturpläne der vier Themenfelder entwickelt und die Rahmenbedingungen festgelegt. Basierend darauf wurden Nutzungskonzepte und ein Beteiligungs- bzw. Phasenprozess gestaltet. Wichtig hierbei war die Konzentration auf die unterschiedlichen Akteure sowie den Zeitfaktor des Realisierungsprogramms. Zur Veranschaulichung der Funktionsweise und der Realisierbarkeit des Konzeptes wurden Fokusbereiche definiert, anhand welcher der Prozess und die Realisierbarkeit der entwickelten Vision aufgezeigt werden.

Dies wurde durch Planungen, Illustrationen und Visualisierungen vorgestellt und mit begleitenden Texten erläutert. Für eine ganzheitliche Betrachtung und für mögliche Weiterverwendungen oder -entwicklungen wurde zuletzt eine Reflektion der eigenen Arbeit sowie ein Ausblick formuliert.

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EVALUIERUNG

Aktuelle Strategien & Konzepte, gesetzliche Bestimmungen: Welche Konzepte gibt es?

Welche Maßstäblichkeit gibt es?

Welche Strategien & Gesetze sind hilfreich und können integriert/ verwendet werden?

KONZEPT | ENTWURF

Daten Recherche

Welche Bereiche sind besonders betroffen?

Welche Maßnahmen wurden bereits getroffen?

BEGLEITET VON EINER THEORETISCHEN ANALYSE ZUM THEMA STADT, BEGEGNUNGSRÄUME UND VERNETZUNGSPROZESSE.

Lokale Problemstellung national & europaweit betrachtet, Vergleich von Szenarien & Herausforderungen

Wie wird sich Zülpich in Zukunft entwickeln?

ZOOM-IN

Orts/Zentrumsanalyse Infrastrukturelles Angebot Bestand & Zustand Potentiale & Gefahren Kategorien Referenzen Phasenplan

ENTWICKLUNG EINER GESAMTRÄUMLICHEN STRATEGIE UND GESTALTUNG TRANSFORMATIVER STADTRÄUME .

VISION

ANALYSE

STRATEGISCHES KONZEPT ZUR VERNETZUNG UND TRANSFORMATION URBANER RÄUME FÜR DIE STÄRKUNG UND REAKTIVIERUNG INNERSTÄDTISCHER BEREICHE SOWIE STEIGERUNG DER MULTIFUNKTIONALITÄT.

S.W.O.T.

DATEN

WIE ENTWICKELN SICH STÄDTE UND INNENSTADTBEREICHE IN ZUKUNFT UND WIE KÖNNEN TRANSFORMATIVE, ZUKUNFTSFÄHIGE RÄUME GESTALTET WERDEN?

THEORIE & STRATEGIEN

FORSCHUNGSFRAGE:

Lokale Erkenntnisse, Prüfung von Szenarien & konzeptionellen Ideen.

Abb. 3.

Methodik

15

16

2 PROBLEMSTELLUNG

17

2.1 ERLÄUTERUNG DES ORTES

er rg e be aß en Str

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Burg Zülpich

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Münstertor

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Abb. 4.

Analyse | Erläuterung des Ortes

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Zülpich ist eine kreisangehörige Stadt des Kreises Euskirchen mit insgesamt 20.839 Einwohnern (Dez. 2020) verteilt auf ihre 24 Ortschaften. Rund 6.118 Einwohner (Dez. 2020) leben in der Stadt selbst. Zülpich liegt ca. 50 km südwestlich von Köln und ist durch den Anschluss an die A1 infrastrukturell gut angebunden.

Die geschichtsträchtige Stadt trägt den Titel „Römerstadt“ und hat neben der gut erhaltenen, historischen Stadtmauer mit vier Stadttoren und der Landesburg auch viele Bau- und Bodendenkmäler, die trotz der Luftangriffe des 2. Weltkriegs gut erhalten sind. Neben der weitreichenden Geschichte bietet die Stadt auch weitere Qualitäten, viele Attraktionen und ist umgeben von einer einzigartigen Landschaft. Dazu bieten die beiden stadtnahen Seen, die aus dem Rückbau der Braunkohlegebiete entstanden sind, ein großes Freizeit- und Naherholungsangebot. (cf. Stadt Zülpich; 2021) Dennoch steht die Stadt, wie viele weitere mittelgroße Städte im ländlichen Raum vor einigen Herausforderungen. Zülpich leidet seit mehreren Jahren unter der Transformation des Kernstadtbereiches und den damit verbundenen urbanen, strukturellen wie auch gesellschaftlichen Veränderungen. Der demografische Wandel, das Wegziehen der jüngeren Altersgruppen, die Herausforderungen des Klimawandels und der Bedeutungsverlust des Stadtkerns zwingen die Stadt zum Handeln. Diese Problemstellungen haben sowohl unterschiedliche Auslöser, als auch Intensität und Auswirkungen und werden durch diverse Faktoren hervorgerufen.

Ein wichtiger Faktor hierbei ist der Verkehr und die Mobilität. Bekannt als Kreuzungspunkt der römischen Straßenwege, besteht in Zülpich schon seit jeher ein weitreichendes und gut vernetztes Straßennetzwerk, das vor allem durch Einbahnstraßen geprägt ist. Als Haupterschließung des Stadtkernbereiches werden die vier Stadttore, die zur historischen Burgbefestigung gehören genutzt. Durch die Etablierung von Pkw´s im städtischen Raum veränderten sich jedoch die strukturellen Gegebenheiten und die Frequentierung des Verkehrs im Kernstadtgebiet. Der Straßenraum wurde an die Bedürfnisse des fließenden und ruhenden Verkehrs angepasst. Die hohe Frequentierung und die damit verbundene Verkehrslast sind nunmehr Störfaktoren im Stadtraum. Neben dem sehr hohen Verkehrsaufkommen, der Geräusch- und Geruchsbelästigung wurde auch ein Transferraum für Fußgänger und Pkw´s geschaffen mit eindeutiger Benachteiligung der Fußgänger. Das Reduzieren des Fußgängerbereiches und die Frequentierung des Verkehrs erschweren somit nicht nur die Erlebbarkeit des Stadtraums, sondern mindern auch dessen

Qualität. Vor allem im Bereich der Köln- und Münsterstraße, die als zentrale Einzelhandelsstraßen fungieren, ist das Durchqueren und Erleben der Stadt gemindert. Das starke Verkehrsaufkommen führt außerdem zu einem unsicheren Stadt- bzw.

Straßenraum, in dem das Durchqueren erschwert wird. Des Weiteren führt die Anordnung des ruhenden Verkehrs entlang des Straßenverlaufs zu einem Raumverlust, der die Bespielung des Stadtraums durch Außengastronomie oder Freiraumgestaltung nur vereinzelt ermöglicht. Ein unschönes Stadtbild wird erzeugt, in dem das Auto stets präsent ist.

Der Stadtraum selbst ist jedoch auch im stetigen Wandel. Durch ökonomische, politische, ökologische wie auch gesellschaftliche Veränderungen entsteht ein Urbanisierungsprozess, dem die Stadt selbst kaum standhalten kann. Die Veränderung des Einzelhandels und Gewerbes, die Etablierung des Onlinehandels und die sich verändernden Ansprüche der Nutzer*innen sind stetige Herausforderungen, die überwunden werden müssen.

Zudem sind der neue Flächenbedarf bzw. Flächenanspruch des Einzelhandels, der Nahversorger oder der Gewerbe wie auch der Büroflächen gestiegen, sodass die vorhandenen baulichen Strukturen diesen nicht gewährleisten können. Die Folge daraus ist die Umsiedlung bzw. Abwanderung von Nutzungen und Funktionen in umliegende Gebiete und die Reduzierung von Funktionen und Nutzungen im zentralen Kernstadtbereich. Es entstanden neben einem großzügigen Industriegebiet im Norden des Stadtgebietes kleinere Gewerbezentren im angrenzenden Stadtgebiet. Was zurückbleibt, sind Nutzungsstrukturen und Dienstleistungen im Gesundheitsbereich, die sich den räumlichen Gegebenheiten anpassen. Obwohl dies wichtige infrastrukturelle Elemente im Stadtraum darstellen, entsteht eine überwiegende Monofunktionalität, welche die Erlebbarkeit des Stadtraums mindert.

Ein weiteres Resultat dieser Entwicklungen ist der Anstieg von Leerständen im Kernstadtbereich. Die Vitalität der Einzelhandelszone und die Konzentration der Stadt beziehungsweise der Bürger beschränkt sich nunmehr auf die Münsterstr., die vor allem durch Gastronomiebetriebe geprägt ist. Die angrenzende Kölnstraße leidet vermehrt unter der Leerstandsproblematik und die Abwanderung von Nutzungen und Funktionen. Ein großer Teil des Problems sind die Leerstände, die seit Jahren Teil des Stadtbildes sind. Trotz der attraktiven und idyllischen Atmosphäre sind Bündelungen von Leerständen und der Verlust von Attraktivität in unterschiedlichen Gebieten entstanden und bilden ein großräumliches Problem. Diese ungenutzten Räume und Potentiale schaffen eine Situation, die die Qualität des Ortes, der 19

Abb. 5.

Blick auf die Kölnstrraße, Richtung Innenstadt

Abb. 6.

Blick auf die Kölnstraßr, Richtung Kölntor

20

Abb. 7.

Kreuzungspunkt Kölnstraße - Münsterstraße

Abb. 8.

Blick auf die Brabenderstraße

Abb. 9.

Blick auf die Schuhmacherstraße, Richtung Marktplatz

Abb. 10.

Blick auf die Münsterstraße, Richtung Münstertor

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Abb. 11.

Blick auf den Durchgangsbereich Prälat-Lenzen-Platz

Abb. 12.

Blick auf die Münsterstraße, Richtung Innenstadt

22

Abb. 13.

Blick auf das Münstertor

Stadt und der Bewohner*innen mindert. Trotz des dringenden Handlungsbedarfs bleibt eine Reaktivierung dieser Flächen teilweise seit mehreren Jahren aus. Besonders die Erdgeschosszonen der Innenstadt sind trotz sehr zentraler Lage und hoher Frequentierung stark betroffen. Da sowohl die Stadt als auch die Eigentümer*innen seit mehreren Jahren mit dem Problem der wachsenden und anhaltenden Leerstände zu kämpfen haben, wurden viele Konzepte zur Umnutzung der Erdgeschosszone in Wohnen initiiert. Betroffen hiervon ist insbesondere der nördliche Teil der Kölnstraße. (cf. Blickpunkt am Sonntag; 2020) Trotz der nötigen Impulssetzung birgt diese Entwicklung dennoch Gefahren. Die Umwandlung der Erdgeschosszone in Wohnen kann gerade im Kernstadtbereich zur Reduzierung der Frequentierung und dadurch zu einem weiteren Verlust von Nutzungen und Kleinstbetrieben führen. Es entsteht ein kaum genutzter Stadtraum, der nur zu bestimmten Uhrzeiten belebt und bespielt wird.

Die Gefahr bleibt, dass dieser Trend sich auf die angrenzende, vitale Münsterstraße ausbreitet. Ein weiteres Problem hierbei ist der Verlust von Begegnungs- und Dritten Orten (Oldenburg; 1999) , die notwendige Räume für eine Stadtgesellschaft und -gemeinschaft darstellen. Diese Räume sind essentielle Elemente, die den Austausch und Dialog einer Gemeinschaft begünstigen, der sowohl das demokratische Grundkonstrukt als auch das gegenseitige Verständnis fördert. Weiter birgt die übergreifende Transformation und Nutzungsänderung des Kernstadtbereiches die Gefahr eines möglichen Identitätsverlustes. Der Kernstadtbereich einer jeden Stadt, so auch in Zülpich, bildet das Zentrum der Stadtgemeinschaft, ihr Herz und ihre Identität. Werden Funktionen nun umgesiedelt, der Ort unbelebt und die Nutzung sowie der Charakter des Gebietes umgestaltet, so verliert dieser Raum an Wichtigkeit und Aussagekraft. Ein leeres, kaum genutztes Zentrum entsteht, an dem man sich weder aufhalten noch sich damit identifizieren will.

Diese Problemstellung findet sich nicht nur in Zülpich wieder.

Viele weitere Städte von kleiner oder mittlerer Größe in Deutschland wie auch in Europa stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Ferner ist durch die anhaltende globale Pandemie ein erneuter Anstieg der Leerstände abzusehen. Diese beschränken sich jedoch nicht nur auf Einzelhandels- und Gewerbeeinheiten, sondern treffen auch Gastronomie und Bürobetriebe. Der Stadtraum selbst und deren Nutzer*innen sind einer Vielzahl an neuen Herausforderungen ausgesetzt. Die Transformation der urbanen Räume ist nicht länger ein theoretisches Konzept, sondern wird zur wichtigen städtebaulichen Strategie und Zukunftsvision, um zukunftsfähige, transformative Stadtzentren zu generieren.

23

2.2 PLANUNGSAUFGABE

Städte und urbane Zentren unterliegen einem stetigen Wandel.

Die diversen gesellschaftlichen, politischen, ökonomischen und ökologischen Veränderungen prägen und gestalten den Stadtraum, positiv wie negativ. Auch wenn die Auswirkungen und Intensitäten sowie die Auslöser differieren, stehen vielerorts Städte vor ähnlichen Herausforderungen. Unter anderem sind der Verlust des Handels, sinkende Attraktivität des Stadtraums, das Aussterben des innerstädtischen Bereichs, der Verlust der eigenen Identität, sowie Abwanderung und der demografische Wandel nur einige Herausforderungen, die im urbanen Raum zu finden sind.

Die aktuelle Covid Pandemie verstärkt diese Vorkommnisse und löst gleichsam weitere aus. Durch dieses Extrem werden die bereits vorhandenen Problemstellungen erneut beleuchtet und der dringende Handlungsbedarf laut. Um sowohl die historischen und kulturellen wie auch die sozialen und räumlichen Gegebenheiten stärken zu können und den urbanen Raum vital und zukunftsfähig gestalten zu können, gilt es somit die unterschiedlichen Problemstellungen zu analysieren und eine anpassungsfähige Strategie zu entwickeln. Ein umfangreiches konzeptionelles Modell wird benötigt, das eine Strategie für eine wandelbare und nachhaltige innerstädtische Entwicklung schafft und auf die unterschiedlichen Gegebenheiten, Bedürfnisse und Veränderungen eingeht und sich gleichsam diesen anpassen kann.

ZIEL DIESER STRATEGIE IST DIE FUNKTIONALE VERNETZUNG DES ÖFFENTLICHEN RAUMS ZUR REAKTIVIERUNG UND ERLEBBARKEIT DES INNERSTÄDTISCHEN BEREICHES UND STÄRKUNG DER EIGENEN IDENTITÄT DURCH DIE GESTALTUNG, AUFWERTUNG UND INSZENIERUNG VON BEGEGNUNGS- UND TRANSFORMATIVEN RÄUMEN, DIE ZUKUNFTS- UND ANPASSUNGSFÄHIG SIND. DER PARTIZIPATIVE PROZESS, ALS INTEGRATIVES UND NACHHALTIGES WERKZEUG, SOLL EIN KOLLEKTIVES RAUMBILD ERZEUGEN, DAS ZUGLEICH DAS LEERSTANDSVORKOMMEN MINDERT. Basierend auf den vorangehenden Analysen und der Auswertung des integrierten Handlungskonzeptes (InHK) (cf. InHK; 2020) , wird diese Methodik anhand der Zülpicher Innenstadt in einer gesamträumlichen Strategie und durch Szenarien der Schlüsselräume geprüft.

24

25

26

ERSTER TEIL GRUNDLAGENERMITTLUNG

27

28

3 STADT ZÜLPICH

29

3.1 ANALYSE

Um einen Eindruck der Stadt Zülpich gewinnen zu können, wurden zunächst räumliche Analysen und genauere Betrachtungen des Ortes angestellt. Zum besseren Verständnis wurden sowohl geographische wie auf nutzungs- und funktionsgebundene Gegebenheiten betrachtet. Hierfür wurden sowohl unterschiedliche Maßstäbe, als auch Verfahrensweisen und Methoden angewandt. Zunächst verschafft die Marko-Standort-Analyse einen Überblick über die Gegebenheiten und Struktur der Stadt. Die darauf folgende Meso-Standort-Analyse gewährt Einblick in den Aufbau, die Verfahrensweise wie auch Sozialstrukturen der Stadt. Zuletzt ergänzt die Mirko-Standort-Analyse einen detaillierten Einblick in das Stadtgebiet und dessen Funktionsweise.

Die abschließende S.W.O.T. Analyse vereint die gewonnenen Erkenntnisse und zeigt die Stärken und Schwächen der Stadt auf.

Durch die Betrachtung und Auswertung von Daten, die räumliche Untersuchung durch Kartierungen wie auch die Recherche durch exploratives Erkunden konnte eine detaillierte Analyse angestellt werden. Im Folgenden werden die erarbeiteten Analysen aufgeführt und erläutert.

30

31

3.1.1 MAKROSTANDORT ZÜLPICH

IN

RHE

14 h 36 min 3h 54 min

NIEDERLANDE

2h 37 min 1h 7h 32 min 2h 1 min

DÜSSELDORF 10 h 10 min

1h 51 min

2h 58 min

43 min

7h 21 min 2h 7 min

2h 34 min

KÖLN

1h 47 min

51 min

39 min

AACHEN BONN

17 h 57 min

ZÜLPICH

5h 3 min

BELGIEN

2h 40 min 1h 12 min

KOBLENZ

Abb. 14.

Analyse | Lage und Anbindung

32

3.1.1.1 LAGE UND ANBINDUNG Zülpich liegt im Südwesten des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Dieser Bereich Deutschlands befindet sich in der Nähe der Nachbarländer Belgien und Niederlande. Die Stadt liegt zwischen der urbanen Nord-Süd Achse NRW´s im Nordosten und dem Nationalpark Eifel im Südwesten. Inmitten des Rheinischen Reviers liegend, ist auch die Landschaft, Architektur und Kultur der Stadt durch die weitreichende industrielle Geschichte geprägt. Dennoch zählt die Stadt nicht zum Konzentrationsbereich der Projekt- und Entwicklungslandschaft. (cf. Zukunftsagentur Rheinisches Revier; 2020) Das weitreichende infrastrukturelle Verkehrsnetzwerk verbindet die Stadt gut mit den umliegenden Dörfern, Städten und Großstädten. So sind die Städte Köln, Bonn, Düsseldorf und Koblenz unter einer Stunde per Pkw zu erreichen. Die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz ist vor allem durch Bus und Bahn gewährleistet. Die Städte Köln und Bonn sind jeweils in unter zwei Stunden mit dem Zug erreichbar. Koblenz, Aachen und Düsseldorf dagegen sind in weniger als drei Stunden per Zug erreichbar. Durch das ausgiebige Radwegenetzwerk sind sowohl die umliegenden Kleinstädte und Dörfer als auch entferntere Großstädte, wie Düsseldorf und Aachen in unter drei Stunden mit dem Rad erreichbar. (Google maps; 2021) Insgesamt ist die Anbindung der Stadt Zülpich durch das weitreichende infrastrukturelle Netzwerk gut, jedoch wäre ein Ausbau der Frequentierung, Erreichbarkeit und Effizienz des öffentlichen Nahverkehrs und die weitere Entwicklung und Implementierung von neuen Verkehrsmitteln und Mobilitätskonzepten notwendig.

33

WEILERSWIST

ZÜLPICH

MECHERNICH SCHLEIDEN

BAD MÜNSTEREIFEL KALL NETTERSHEIM

HELLENTHAL

DAHLEM

Abb. 15.

Analyse | Stadtaufbau und kommunale Zugehörigkeit 34

BLANKENHEIM

EIN

RH

EUSKIRCHEN

3.1.1.2 KOMMUNALE VERWALTUNG UND ZUGEHÖRIGKEIT Die Stadt Zülpich liegt im Bundesland Nordrhein-Westfalen, Deutschland. Das Bundesland Nordrhein-Westfalen belegt eine Fläche von rund 34.110,26 km2 und hat eine Einwohnerzahl von 17.925.570 -Stand 31.Dez. 2020. (Land-nrw; 2020) Die parlamentarische Republik ist besonders durch eine weitreichende Geschichte der Kohleindustrie bekannt und geprägt. Ein weiteres besonderes Merkmal ist jedoch die großflächige Urbanität, die durch die unmittelbare Nähe sowie Anbindung zu mehreren Großstädten entsteht. Nordrhein-Westfalen gliedert sich wiederum in fünf Regierungsbezirke: Arnsberg, Detmold, Düsseldorf, Köln und Münster.

Die Stadt Zülpich liegt im Südwesten des Bundeslandes und ist dem Regierungsbezirk Köln zugehörig. Wie zehn weitere Städte gehört sie dem Gemeindeverband Euskirchen an und liegt unmittelbar an der Grenze zum Kreis Düren und dem Rhein-ErftKreis. Die Stadt selbst gliedert sich in insgesamt 24 Stadtteile, inklusive Kernstadtbereich. (cf. Stadt Zülpich; 2021)

35

TOLBIACUM

ine2/

Abb. 16.

Analyse | Historie und Morphologie

36

3.1.1.3 HISTORIE UND MORPHOLOGIE Die Stadt Zülpich blickt auf eine weitreichende Geschichte zurück. Funde weisen darauf hin, dass erstmals 5500 v. Chr. nomadische Siedlungen in der Region beheimatet waren. Bereits im 1. Jhd. v. Chr. war an Stelle der heutigen Stadt Zülpich der kleine römische Viktus ´Tolbiacum´ verortet. Als wichtiger Kreuzungspunkt des römischen Fernstraßennetzwerks gab es 70 n.

Chr. die erste Erwähnung der Stadtbefestigung `Tacitus`. Die davon ausgehenden Fernstraßen führten zu den Städte Reims, Trier, Xanten, Bonn, Köln und Jülich. Im 2. Jhd. wurde der Bau der großzügigen Thermenanlage initiiert. Daraufhin folgte im 4.

Jhd. der Bau des Mauerrings rund um die Stadt. 496 kam es zur ´Schlacht von Zülpich`, in der die Alemannen von Frankenkönig Chlodwig I. geschlagen wurden und die Begründung des merowingischen Frankreichs stattfand. Durch Raubzüge der Wikinger im Rheinland kam es im Jahre 881 zur Zerstörung der Stadt.

Weiter kam es 925 zur Eroberung der Stadt durch Heinrich I., König des Ostfrankenreichs. Daraufhin galt der Zülpicher Königshof bis zum 11. Jhd. als Zentrum des Zülpiggaus und war dem Ezzonen Herrschaftsgebiet zugehörig. In der ersten Hälfte des 13.

Jhd. erlangte die Siedlung die Stadtrechte. In den Jahren 1278 bis 1285 folgte die Stadtbefestigung beauftragt durch den Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg. Bereits im Jahr 1288 folgte jedoch die Zerstörung der Stadt durch Graf Walram von Jülich.

Bis zum Jahre 1345 folgte der Wiederaufbau unter kurkölnischer Herrschaft. Die dabei gestalteten baulichen Strukturen sind bis heute weitgehend erhalten und prägen das Stadtbild. Anfang des 15. Jhd. folgte die Vollendung der baulichen Ausarbeitung der Burg, der Stadtmauer und der Toranlage nach dem heutigen Erscheinungsbild. 1635 kam es durch die Ordensniederlassung zur Gründung des Kapuzinerklosters. Die noch vorhandenen baulichen Strukturen wurden im Laufe der Zeit als Gymnasium, später als Krankenhaus und heute als geriatrisches Zentrum genutzt. Während das Rheinland an Frankreich fiel, begann 1798 die Franzosenzeit und die Stadt Zülpich wurde zum Hauptstandort eines französischen Kantons.

1864 erfolgte die Gründung und Anschluss der Stadt an die Bördebahn, die das Stadtgebiet mit den umliegenden Städten verband. Im Zuge archäologischer Grabungen wurden 1930 wichtige Funde der römischen Thermenanlage gemacht. Diese führten zur Offenlegung und Integration partieller Strukturen in die Stadt-

funktionen. Am 24.Dezember 1944 erfolgten schwere Bombardierungen durch die Alliierten, welche große Teile der Kernstadt zerstörten. Nach Kriegsende wurde 1952 die Einweihung des neuen Rathauses und die Grundsteinlegung für den Neuaufbau der zentralen Kirche St. Peter zelebriert. Wie viele weitere Regionen im Rheinischen Revier, hatte auch die Stadt Zülpich aktive Braunkohlefördergebiete in der Nähe des Stadtgebietes.

Diese waren von 1953 bis 1967 in Betrieb, bevor sie als natürliche Retentionsflächen ausgeschrieben und geflutet wurden.

Heute sind diese artifiziell entstandenen Seen wesentlicher Bestandteil des Naherholungsangebotes der Region. Im Jahr 1969 erfolgte die Eingemeindung der umliegenden Dörfer und Städte Bessenich, Dürscheven, Enzen, Langendorf, Linzenich-Lövenich, Merzenich, Nemmenich, Oberlevenich, Rövenich, Sinznich, Ülpenich, Weiler in der Ebene und Wichterich. Daraufhin folgten 1972 weitere Eingemeindungen der Städte Bürvenich, Füssenich und Schwerfen. 2014 erfolgte die Ausrichtung der Landesgartenschau „Zülpicher Jahrtausendgärten – Von der Römerzeit bis ins 21. Jahrhundert.“, die zahlreiche Neuplanungen und Umgestaltungen der Freiräume zur Folge hatte. Dadurch wurden Teile des Stadtbereiches aufbereitet, neu gestaltet und aufgewertet, wodurch der Stadtraum mehr Qualität für die Anwohner*innen und Besucher*innen bietet. (cf. Stadt Zülpich; 2021) Neben der historischen Stadtentwicklung durch prägende Ereignisse, gilt es jedoch auch die morphologische Gestaltung und Entwicklung der Stadt Zülpich zu betrachten, um die Stadtgenese räumlich zu verstehen. Die Stadtstruktur entwickelte sich zunächst im Kernstadtbereich innerhalb der Burgbefestigung.

Ausschließlich Agrarflächen und kleinere Gehöfte befanden sich außerhalb der Stadtmauern. Im Laufe der Zeit änderte sich dies.

Die Stadtgemeinschaft wuchs und die innenliegenden Stadtgebiete reichten baulich nicht mehr aus. Dies führte zu einer großzügigen Stadterweiterung im Norden entlang der Hauptverkehrsachse. Es entstanden großzügige Neubaugebiete, die das Stadtzentrum entlasteten. Die neusten baulichen Entwicklungen sind das im Norden angrenzende Industriegebiet, das durch die Bahnlinie von der Stadt abgegrenzt ist und die Stadterweiterung im Südosten, die sowohl aus Gewerbe-, Bildungs- als auch aus Wohngebieten besteht. Die Grundstruktur der Stadt ist zwar immer noch durch die historische Stadtmauer und den begleitenden Walgraben geprägt, deren partielle Öffnung und Integration verbindet jedoch nunmehr die angrenzenden Stadtgebiete mit dem Kernstadtbereich und ermöglicht somit Interaktionen der einzelnen Stadtgebiete.

37

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Abb. 17.

Analyse | Mobilität und Verkehr 38

3.1.1.4 VERKEHR UND MOBILITÄT Die Verkehrs- und Mobilitätsanalyse der Stadt Zülpich zeigt auf, dass die Stadt sowohl durch den privaten Pkw-Verkehr als auch durch das öffentliche Nahverkehrsnetz gut angeschlossen ist.

Das ausgiebige Straßennetzwerk blickt auf eine weitreichende Geschichte der Römerzeit zurück. Dieses verkehrsstrukturelle Netzwerk bietet einerseits die Möglichkeit der Vernetzung der Stadt sowohl mit umgebenden Städten als auch intern zwischen den einzelnen Stadtgebieten. Gleichzeitig schafft es Orientierung im Stadtraum. Das Stadtzentrum ist durch vier Hauptstraßen erschlossen, die auch als Hauptanbindung an die umgebenden Städte dienen. Des Weiteren gibt es viele kleinere Einbahnstraßen, die eine interne Vernetzung gewährleisten. Außerhalb des zentralen Stadtgebietes führen zudem mehrere Parallel- und Kreuzungsstraßen zu und durch die einzelnen Gewerbe- und Wohngebiete. Die nahegelegene A1 ermöglicht zudem eine schnelle Anbindung an weitergelegene Städte und Regionen.

Nördlich angrenzend an das Stadtgebiet, zwischen Wohnen und Industriegebiet führt die Düren-Euskirchen Bahnstrecke. Diese ermöglicht den Anschluss an das öffentliche Verkehrsnetz. Entlang der Hauptstraßen, der Stadtbefestigung und angrenzend an die jeweiligen Gewerbe- oder Bildungsgebiete, befinden sich Bushaltestellen, die eine Erschließung und Vernetzung durch öffentliche Verkehrsmittel gewährleisten. (GoogleMaps; 2021) Durch den Anschluss an das Radverkehrsnetz NRW ist die Stadt Zülpich sehr gut an das Radwegenetz angeschossen und bietet viele Möglichkeiten für Anwohner*innen und Besucher*innen die Stadt und die Umgebung zu erleben. (cf. Land NRW; 2020) Das ausgiebige Wege- und Wandernetzwerk führt sowohl entlang als auch in das Stadtgebiet, und ermöglicht neben Besucherverkehr auch zahlreiche Naherholungsmöglichkeiten für die Anwohner*innen. (cf. nrw-tourismus; 2021)

39

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Abb. 18.

Analye | Grün- und Freiraum 40

BEGRÜNUNG

SCHEVENER HEIDE

3.1.1.5 GRÜN- UND FREIRAUM Die Stadt Zülpich liegt zwischen dem Naturpark Eifel im Westen und der Villewälder im Osten. Die beiden großzügigen Wälder verlaufen nord-südlich und bilden eine Frischluftschneise für die Region. Im Norden befindet sich das kleinere Waldgebiet Drover Heide, im Süden die Schavener Heide. Umgeben von einer Vielzahl unterschiedlicher Agrar- und Nutzflächen liegt die Stadt auf einer leichten topografischen Erhöhung. Die beiden Seen, Neffelsee und Zülpicher See, sind geflutete ehemalige Braunkohleabbaugebiete und werden mittlerweile als Naherholungsgebiete der Region genutzt. Vor allem der Zülpicher See im Südosten hat ein reiches Angebot an Freizeitaktivitäten und Attraktionen.

Am nordwestlichen Stadtrand von Zülpich befindet sich ein Biotopkomplex der Neffelbachaue, der überwiegend durch Wiesen geprägt ist. Westlich der Stadt begleitet der kleine Bachlauf Langendorfer Fließ die Stadt und führt im Norden in das Biotopkomplex.

Charakteristisch für die Stadt ist die ehemalige Burgbefestigung, die von einem umlaufenden Walgraben umfasst wird. Dieser ist teilweise als Parkfläche mit Wander- und Erlebnispfaden gestaltet und bietet für die Anwohner*innen, als auch Besuche*innen viel Aufenthaltsqualität. Im Stadtkernbereich selbst sind vereinzelte Grünflächen vorhanden, die überwiegend private Außenraumflächen sind. Vereinzelte Baumpflanzungen entlang wichtiger Verkehrsachsen gestalten den Außenraum und schaffen Aufenthaltsqualität. Der zentrale Marktplatz wurde im Zuge der Landesgartenschau 2014 neu gestaltet und bietet neben einer großzügigen Marktfläche auch Sitzgelegenheiten mit Ausblick auf die umliegende Landschaft. Zudem befinden sich an dem im Nordosten liegenden Kölntor und dem südöstlich liegenden Münstertor Flächen für den ruhenden Verkehr, die temporär für Stadtfestivitäten genutzt werden. Neben dem Markplatz gibt es weitere vereinzelte Freiräume verteilt im Kernstadtbereich in unterschiedlicher Größe und Gestaltung, die diverse Qualitäten für den Stadtraum, die Anwohner*innen und Besucher*innen bieten.

41

Abb. 19.

Analye | Nutzungsstrukturen 42

3.1.1.6 NUTZUNGSSTRUKTUREN Um den Aufbau, mögliche Problemstellungen und Potentiale, sowie die Struktur der Stadt Zülpich besser verstehen zu können, wurde eine detaillierte Analyse der Nutzungsstrukturen in unterschiedlichen Maßstäben durchgeführt. Zunächst wurde auf Stadtebene untersucht, wie die Nutzungsverteilung gestaltet ist, bevor der Kernstadtbereich genauer untersucht wurde. Die Analyse wurde in fünf Hauptkategorien durchgeführt.

WOHNEN KULTUR BILDUNG UND SOZIALES GEWERBE UND NAHVERSORGUNG INDUSTRIE Zunächst wurde der Faktor Wohnen untersucht, genauer gesagt, wo gewohnt wird und in welchen Formen. Die Analyse veranschaulichte, dass vor allem im Nordosten der Stadt großzügige Wohngebiete entstanden sind. Dennoch besteht auch im Kernstadtbereich ein hoher Anteil an Wohnraum, zumeist in den oberen Geschossen und in den Nebenbereichen. Die Untersuchung zeigte zudem, dass sowohl im Kernstadtbereich als auch in den angrenzenden Gebieten unterschiedliche Wohntypologien zu finden sind. Neben den ortstypischen Einfamilien- und Reihenhäusern, die eher in den angrenzenden Stadtbereichen zu finden sind, gibt es auch die Typologie der Mehrfamilien- und Langhäuser und ehemalige Hoftypologien. Die Mehrfamilienhäuser sind vorwiegend im Kernstadtbereich zu finden, wo sie sich außerdem durch Nutzungskombinationen wie Handel im Erdgeschoss und Wohnen im Obergeschoss auszeichnen. Dennoch sind auch in den Wohngebieten außerhalb der Stadtbefestigung Gebiete zu finden, die durch überwiegend Mehrfamilienhäuser charakterisiert werden. Diese Kombination aus unterschiedlichen Typologien schafft ein ausgewogenes Angebot an Wohnformen, das diverse Nutzergruppen anspricht.

Des Weiteren wurden der Faktor Kultur und die Verortung von Veranstaltungs- und Kulturflächen untersucht. Die Betrachtung zeigt eine starke Bündelung von kulturellen Angeboten, Denkmälern und Attraktionen im Stadtkernbereich. Dies ist darauf

zurückzuführen, dass neben den baulichen und historischen Attraktionen auch das touristische Zentrum und Orte der Stadtgemeinschaft zentral gelegen sind. Des Weiteren gibt es vor allem im Südosten, angrenzend an den Kernstadtbereich weitere kulturelle Institutionen, wie Veranstaltungsorte und Sehenswürdigkeiten.

Die Analyse zum Thema Bildung und Soziales zeigte eine großflächige Verteilung von verorteten Institutionen. Neben Bildungsbereichen wurden auch Pflege-, sowie Freizeit- und Gemeinschaftsbereiche untersucht und verortet. Der Bereich Bildung zeichnet sich jedoch stark im Osten, angrenzend an den Stadtkern ab. Hier ist durch die Bündelung unterschiedlicher schulischer Institutionen ein Bildungs- und Lehrzentrum entstanden.

Angrenzend an dieses Gebiet liegt großflächig der Sportverein „TuS Chlodwig 1896 Zülpich e.V.“. Verteilt über das Stadtgebiet, verortet in den unterschiedlichen Wohngebieten, ist eine Vielzahl von Kindertagesstätten und Kindergärten zu finden. Zudem wurden soziale Orte und Orte der Gemeinschaft untersucht.

Diese verteilen sich großflächig auf das gesamte Stadtgebiet.

Im Zentrum ist neben dem Rathaus und der Bürgerbegegnungsstätte vor allem das großflächige geriatrische Zentrum auffällig.

Angrenzend an das zentrale Stadtgebiet, jedoch hauptmerklich im Süden und Südosten verteilen sich weitere Nutzungen wie ein Kloster, mehrere Vereine und das großzügige Naherholungsgebiet „Lago Beach“. In Norden dagegen sind der Friedhof und soziale Einrichtungen zu finden.

Weiter wurde die Verortung der Gewerbe- und Nahversorgungsflächen untersucht und analysiert. Dabei zeigte sich eine erhöhte Konzentration von Gewerbe- und Nahversorgungsnutzungen in drei Bereichen. Zunächst sind viele Nutzungen, vor allem gastronomische Betriebe und Dienstleistungen im Stadtzentrum verortet. Vom Frisör bis hin zum Lederwarengeschäft sind hier diverse Nutzungen verortet und schaffen ein breites Angebot für die Bewohner*innen und Nutze*innen. Vor allem die Münsterstraße und ein Teil der Kölnstraße sind ein wichtiger Bestandteil des infrastrukturellen Angebotes und beheimaten viele Kleinstnutzungen des Alltags. Im Norden der Stadt, angrenzend an das Industriegebiet findet sich ein weiteres gewerbliches Gebiet.

Hier sind vorwiegend größere Nahversorgungs- und Gewerbebetriebe zu finden. Im Süden des Stadtgebietes befindet sich ein weiteres gewerbliches Gebiet, das überwiegend eine infrastrukturelle Ergänzung für das südliche Stadtgebiet ist. Das Gebiet wird vor allem durch Supermärkte und Einzelhandel geprägt.

Die Nutzungsanalyse der Gewerbe- und Nahversorgungen der 43

Stadt zeigt auf, dass trotz erweiterter dezentraler Verteilung von Nutzungen eine starke Konzentration spezifischer Nutzungen im Stadtzentrum stattfindet und Nahversorgungsangebote dezentral verortet sind.

Zuletzt wurden die im Norden angrenzenden Industrieflächen untersucht. Die Gebiete teilen sich in sechs Teilbereiche. Diese beinhalten teilweise großzügige Betriebe oder Bündelungen mehrerer industrieller Nutzungen. So befinden sich im Nordwesten großflächige Industriegebiete, die von jeweils einem Unternehmen bespielt und genutzt werden. Das im Nordosten liegenden Industriegebiet dagegen ist eine Ansammlung unterschiedlicher industrieller Betriebe und wird durch die Hauptstraße in zwei Teilbereiche gegliedert. Hier sind unterschiedliche Nutzungen und Betriebe verortet. Der linke Teilbereich dieses Gebietes ist vor allem durch PKW-, Gewerbe- und Industriebetriebe geprägt.

Der rechte Teilbereich dagegen bietet eine Vielzahl unterschiedlicher Betriebe und Firmen. Die diverse Nutzungsstruktur bildet sich auch in der Gestaltung und Architektur des Gebietes wieder.

Neben großzügigen Industrie- und Werkshallen finden sich auch Büro- und Verkaufsflächen wieder.

44

Abb. 20.

Analyse | Nutzungsstrukturen - Wohnen 45

Abb. 21.

Analyse | Nutzungsstrukturen - Kultur 46

Abb. 22.

Analyse | Nutzungsstrukturen - Bildung und Soziales 47

Abb. 23.

Analyse | Nutzungsstrukturen - Gewerbe 48

Abb. 24.

Analyse | Nutzungsstrukturen - Industrie 49

3.1.2 MESOSTANDORT ZÜLPICH

3.1.2.1 SOZIALSTRUKTUREN Zum näheren Verständnis der Stadt-, sowie Gemeinschaftsstrukturen wurden Analysen und Recherchen der Sozialstrukturen angestellt. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse helfen dabei, näher zu verstehen, wer in Zülpich lebt, warum und wie.

Außerdem gibt es weitere Auskünfte über alltägliche Strukturen und Funktionsweisen der Stadt.

50

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20000

Gesamt

Gesamt

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2000 1000

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5000

2021 Stadtgliederung und Einwohnerverteilung 2020 (Stadt Zülpich; 2021)

202

2030

201.3 EW/ qkm

2040

Gemeindemodellrechnung der Bevölkerung (Landesdatenbank NRW; 2021)

Bevölkerungsdichte 2019 (Landesdatenbank NRW; 2021)

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20000

65+

Bevölkerungsstand

25000

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Männer

Frauen

Frauen

Männer

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Männer

10000 1

Männer

Bessenich Bürvenich Dürscheven Enzen Eppenich Füssenich Geich Hoven Juntersdorf Langendorf Linzenich Lövenich Merzenich Mülheim Nemmenich Niederelvenich Oberelvenich Rövenich Schwerfen Sinzenich Ülpenich Weiler Wichterich

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20 332

15000

4000

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25000

Gesamt

Zülpich

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15000

15-25

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10000

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Gesamt

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Ausländer

Deutsche

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Ausländer

Deutsche

Fortgezogene

Zugezogene

5

Gestorbene

35

35-4

Lebendgeborene

5000

25-

Bevölkerungsbewegung 2019 (Landesdatenbank NRW; 2021)

Bevölkerungsstand nach Nationalität (Landesdatenbank NRW; 2021)

6000

Bevölkerungsstand nach Alter 2019 (Landesdatenbank NRW; 2021)

800 700

5000

600

4000

500

3000

400 300

2000

Verteilung nach Geschlecht (Landesdatenbank NRW; 2021)

Abb. 25.

Analyse | Sozialstrukturen

Beschäftigungsstatistik 2020 (Landesdatenbank NRW; 2021)

Gesamt

Teilzeit

Vollzeit

Gesamt

Männer

Frauen

Gesamt

Männer

Frauen

200 1 1000

100

0

2010

2019

2020

Arbeitsmarktstatistik 2020 (Landesdatenbank NRW; 2021)

51

Abb. 26.

Analyse | Stadtgemeinschaft

3.1.2.1 EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG Durch diverse Unterhaltungen, Zeitungsartikel und persönliche Erfahrungen konnten ebenfalls weitere Eindrücke zur Stadt und zur Stadtgemeinschaft gewonnen werden. Die Stadt verfügt über ausgeglichene Sozialstrukturen, die durch die unterschiedlichen Angebote und Ausrichtungen angesprochen werden. Zudem ist ein Großteil der Anwohner*innen bzw. Bewohner*innen der Stadt zufrieden und lebt gerne in Zülpich. Das aktive Vereinsleben sowie die Stadtgemeinschaft führen zu einer starken Verbundenheit mit dem Ort. Vor allem die jüngere Stadtgemeinschaft ist fest mit dem Vereinsleben verbunden. Dies führt dazu, dass trotz Fortzug aufgrund der Ausbildung und Lehre die Mitglieder den Vereinen treu bleiben und zumeist langfristig wieder in die Stadtgemeinschaft zurückkommen. Durch die Vielzahl an Aktivitäten, das ausgiebige Bildungs- und Betreuungsangebot und die direkte Anbindung an umliegende Großstädte wie auch das nahegelegene, großzügige Industriegebiet mit einer Vielzahl an Arbeit52

gebern ist die Stadt zudem vor allem bei jungen Familien sehr beliebt. Des Weiteren schafft sowohl das umfangreiche historische wie auch kulturelle Angebot eine Vielzahl von Aktivitäten für Tourist*innen und Besucher*innen. Auch das nahgelegene Naherholungsgebiet und die umliegende Landschaft werden gerne von den Anwohner*innen und Besucher*innen genutzt und gewürdigt. In ihrer Funktionalität und Nutzung beschreibt jedoch ein Großteil der Bewohner*innen, dass die Stadt zwar lebenswert ist, für den alltäglichen Bedarf nutze man jedoch aufgrund des umfangreichen Angebotes überwiegend die umliegenden Großstädte.

Einem Großteil der Akteur*innen und Nutzer*innen ist die aktuelle Lage und die schleichende Veränderung des Kernstadtbereiches bewusst, jedoch bleiben konkrete Vorstellungen zur Verbesserung der Lage eher aus. Wünsche und Bedürfnisse, die allgemein im Stadtgebiet vermisst oder benötigt werden, werden zumeist mit dem bereits vorhandenen Angebot in anderen Städten kompensiert. Die Erkenntnis über den Verlust der innerstädtischen Begegnungsorte und der eigenen Identität bleibt somit bewusst und zugleich unbewusst.

AUF DEM LAND UND DOCH NAH DRAN

NATUR TRIFFT STADT TOLLE GESCHICHTE UND ALTSTADT

GUTES SPORT- UND FREIZEITANGEBOT

IDEAL FÜR MICH UND MEINE FAMILIE

AUF DEM LAND UND DOCH NAH AN DER STADT

PERFEKTES UMFELD FÜR MICH UND MEINE FAMILIE

MEINEM VEREIN BLEIBE ICH IMMER TREU

HIER AUFGEWACHSEN UND GEBLIEBEN

Abb. 27.

Analyse | Stadtgemeinschaft Empirie

53

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Abb. 28.

Analyse | Jahresrhythmus

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WOCHENMARKT

ES

3.1.2.3 JAHRESRHYTHMUS Um die Stadt, die Funktionsweise und die Nutzung der unterschiedlichen Räume verstehen zu können, wurde der Jahresrhythmus von Zülpich untersucht. In Form eines Stadtkalenders zeigt dieser die unterschiedlichen gemeinschaftlichen Aktivitäten und Veranstaltungen der Stadt oder der jeweiligen Vereine und gibt somit einen Einblick in die Funktionsweise der Stadtgemeinschaft. Aufgrund der anhaltenden, globalen Covid Pandemie wurden sowohl das aktuelle als auch vergangene Jahre untersucht und Veranstaltungen, die jährlich stattfinden berücksichtigt, um ein ganzheitliches Bild zu erhalten.

Die Untersuchung zeigt, dass über das Jahr verteilt eine Vielzahl von temporären oder regelmäßigen Veranstaltungen stattfindet.

Ein wichtiges Element hierbei ist einerseits die im Rheinland aktive und bedeutsame Karnevalskultur und andererseits das stets aktive Vereinsleben der Stadt. Dies führt zu einer Vielzahl von Veranstaltungen und Festen, die durch die Stadtgemeinschaft getragen werden. Neben den vereinsabhängigen Festivitäten gibt es jedoch auch gemeinschaftliche Feste, wie das Maibaumaufstellen oder das jährliche Römerspektakel. (cf. Stadt Zülpich; 2021) Diese und viele weitere Feste sind nicht nur wichtiger Bestandteil des Jahresrhythmus für die Stadt und die Bewohner*innen selbst, sondern locken auch Besucher*innen von den umliegenden und entfernteren Städten. Die Veranstaltungen werden zudem je nach Jahreszeit, Dauer und Veranstaltung an unterschiedlichen Orten abgehalten, sodass verschiedene Stadtgebiete abwechselnd aktiviert und genutzt werden. Die Vielzahl an Aktivitäten und Veranstaltungen, die über das Jahr verteilt in Zülpich und um Zülpich herum stattfinden, bieten die Möglichkeit für ein Miteinander der Stadtgemeinschaft und Besucher*innen und bilden zudem eine Plattform für Kommunikation, Interaktion und Austausch. Dies zeigt zudem die Bedeutsamkeit eines funktionierenden und aktiven Jahresrhythmus einer Stadtgemeinschaft nicht nur für die Gemeinschaft selbst, sondern auch für die aktive Nutzung und Bespielung des Raums.

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Abb. 29.

Analye | Begegnungsorte 56

3.1.2.4 BEGEGNUNGSORTE Begegnungsorte sind öffentliche Räume, in denen alltägliche Begegnungen sowie die Interaktion und Kommunikation der Stadtgemeinschaft und der Besucher*innen stattfindet. Daher sind sie wichtiger Bestandteil von städtischen Strukturen und können sowohl planerisch inszeniert als auch durch die Funktionalität und Nutzungsstruktur entstanden sein. Als Begegnungsorte können sowohl der öffentliche Freiraum und Raum als auch elementare Institutionen oder Orte des Alltags definiert werden. In der Stadt Zülpich gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Begegnungsorte.

Diese lassen sich drei Kategorien unterteilen.

cher Raum. Sie sind Orte der zufälligen, ungeplanten Begegnung. Dennoch unterscheiden sie sich in ihrer Funktionsweise.

Während der öffentliche Raum unabhängig von der Zeit und der Nutzung ist, stehen Orte des Alltags, wie Supermärke oder Bäcker, in direkter Verbindung zur verorteten Nutzung und deren Öffnungszeiten. Somit entstehen eher temporäre, zeitlich abhängige Begegnungsräume, die dennoch wesentlicher Bestandteil und Schlüsselelement der Stadtstruktur und Funktionsweise einer Stadt sind.

ÖFFENTLICHER RAUM GEMEINSCHAFTLICHE ORTE ORTE DES ALLTAGES Der Begegnungsort bzw. -raum, der unter die Kategorie öffentlicher Raum fällt, ist überwiegend die zentrale Einzelhandels- und Gewerbezone der Stadt Zülpich. Diese findet sich in der Münsterund teilweise in der Kölnstraße wieder. Durch die Verortung und Nutzung unterschiedlicher infrastruktureller Elemente wird ein Raum geschaffen, der Begegnungen und den Austausch im Alltag fördert. Dies verdeutlicht zudem, dass diese innerstädtische Zone nicht nur aus wirtschaftlichen und nutzungsspezifischen Gründen signifikant für die Stadt ist, sondern auch elementar für eine vitale Stadtgemeinschaft.

Gemeinschaftliche Orte dagegen sind bewusst initiierte Orte wie das Bürgerbegegnungszentrum, diverse Vereine oder das Naherholungsgebiet im Südosten der Stadt, Lago Beach. Auch diese Orte fördern die Interaktion und Kommunikation der Stadtgemeinschaft oder der Besucher*innen und sind daher wichtiger Bestandteil der Stadtstruktur. Da diese Orte bewusst planerisch und von Nutzungen abhängig initiiert wurden, ist jedoch sowohl der Fortbestand als auch die Funktionsweise direkt abhängig von der eigentlichen Nutzung und Aufgabe des Ortes. So bilden diese Räume Orte für bewusste und zeitlich abhängige Begegnungen ab.

Zuletzt sind Orte des Alltags in der Nutzbarkeit und Funktionsweise, ähnlich der Kategorie der Begegnungsorte, ein öffentli57

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3.1.3 MIKROSTANDORT KERNSTADTBEREICH

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Dür Abb. 30.

Analye | Stadtstruktur 58

3.1.3.1 STADTSTRUKTUR Die konzentrische Struktur der Stadt Zülpich ist immer noch stark auf die historische Stadtentwicklung zurückzuführen. So grenzt die gut erhaltene Stadtmauer das Stadtzentrum vom angrenzenden Stadtgebiet ab. Um eine Durchwegung, Erschließung und Anbindung an die umgebenden Gebiete zu gewährleisten, wurde diese partiell geöffnet. Weiter dient der umliegende Stadtgraben als grüne Transferzone zwischen dem Stadtkern, der Straße und der angrenzenden Stadtgebiete. Dieser wurde teilweise neu- und umgestaltet und dient als Aufenthalts- und Naherholungsfläche für die Anwohner*innen und Nutzer*innen. Die vier Stadttore sind ebenfalls gut erhalten und prägender Teil des heutigen Stadtbildes. Sie gewähren Zugang zum Kernstadtbereich und schließen an die weiterführenden Hauptstraßen, die zu den umliegenden Städten führen an. Im Kernbereich dagegen bilden sie den Kreuzungspunkt der zwei Hauptachsen, wie schon zuvor das römische Straßenkreuz. Dabei durchdringt das römische Straßenkreuz die konzentrische Stadtstruktur und bildet das Einzelhandelszentrum, vorwiegend in der Münster- und Kölnstraße.

Die weiteren Wohn- und Nutzungsbereiche werden durch die parallele Straßenstruktur gegliedert. Der zentrale Markplatz mit angrenzenden administrativen Bauten der Stadt liegt leicht erhöht zur Umgebung und bildet das gemeinschaftliche Zentrum der Stadtgemeinschaft. Im südlichen Bereich des Stadtkerns befindet sich die historische Burganlage sowie die St. Peter Kirche und die Römertherme Zülpich, das Museum der Badekultur. Gemeinsam bilden sie das kulturelle Zentrum der Stadt und bieten viele Attraktionen für Bewohner*innen und Besucher*innen.

Das Bürgerbegegnungszentrum befindet sich etwas abseits des Marktplatzes, ist jedoch durch kleine Anbindungswege und Straßen gut erschlossen. Der großzügige Gebäudekomplex des geriatrischen Zentrums befindet sich zentral im Stadtgebiet, ist jedoch nicht mit dem umliegenden Stadtgebiet vernetzt.

Die Architektur und Bauweise in der Stadt ist durch zwei- bis dreigeschossige Häuser überwiegend mit Satteldächern geprägt.

Vor allem im Bereich der Einzelhandelszone befinden sich aneinandergereihte zwei- bis dreigeschossige Mehrfamilienhäuser mit gewerblichen Nutzflächen im Erdgeschoss und Wohnen im Obergeschoss. Die Erdgeschosszone ist dabei durch großflächige Fensterfronten und repräsentative Fassaden und Eingängen geprägt. Vereinzelt sind moderne Architekturen und Bauwerke zu finden, die überwiegend großflächige Gewerbeflächen oder administrative Nutzungen beheimaten.

59

E-Tanke

Abb. 31.

Analye | Verkehrsorganisation und Mobilität 60

Bus Haltestelle

3.1.3.2 VERKEHRSORGANISATION UND MOBILITÄT Die Verkehrsorganisation der Stadt ist durch die konzentrische Stadtstruktur geprägt. Das zentrale Stadtgebiet ist durch unterschiedliche Straßendimensionen wie auch Richtungen erschlossen. Die unterschiedliche Hierarchie der Straßen führt zudem zu einem organisierten Durchqueren des Stadtgebietes für PKW, Fußgänger und Radfahrer.

Nordsüdlich des Kernstadtbereiches entlang der Stadtmauer führt der Frankengraben, der im Norden als Martinstraße in den Kernstadtbereich hineinführt und nordwestlich hinaus.

Diese zweispurige Straße bedient den Verkehr in beide Richtungen und dient außerdem als Haupterschließungsachse der umliegenden Städte. Innerhalb des Kernstadtbereiches ist das Straßennetz vor allem durch das römische Straßennetz und die dazugehörigen Parallelstraßen geprägt. Vorwiegend ist die Verkehrsorganisation durch Einbahnstraßen reguliert. Dies kann partiell zu erhöhtem Verkehrsaufkommen führen, da eine beidseitige Durchwegung nicht möglich ist. Die Hauptverkehrsachse in der Stadt ist die Münster- und Kölnstraße. Rückliegend entlang der Stadtmauer führt die Von-Lutzenberger-Str. und die Gottsbergstraße, welche die stadtzentralen Wohngebiete erschließen.

Kleinere Straßen und Fußwege quer der Hauptverkehrsachsen und entlang der Stadtmauer ermöglichen zudem die interne Organisation und Anbindung. Entlang der Straßen verteilt im Stadtgebiet sowie verortet an den öffentlichen Freiräumen befinden sich ausgiebig Parkplatzflächen, die ausreichend Raum für den ruhenden Verkehr bieten. Teilweise privat oder öffentlich, präsent oder rückliegend verortet sind diese wesentlicher Bestandteil der Verkehrsorganisation der Stadt. Der öffentliche Nahverkehr befindet sich größtenteils außerhalb des Kernstadtbereiches entlang der Hauptverkehrsachsen und schafft An- und Verbindung intern wie extern. Zudem sind teilweise E-Mobilitätstankstellen nahe des Kernstadtbereiches zu finden.

Um das räumliche Verhältnis und die Zusammensetzung des Straßenraums verstehen zu können, wurde eine Untersuchung des Straßenraums der Münster- und Kölnstraße durchgeführt.

Hierfür wurden in unterschiedlichen Abschnitten Schnitte durch den Straßenraum geführt, welche die unterschiedlichen Dimen-

sionen und Aneinanderreihungen darstellen. Zunächst wurde ein Schnitt in der Kölnstraße gesetzt, der ein regelmäßiges Verteilungsverhältnis aufzeigt. Der recht enge Straßenraum zeigt einen beidseitigen Fußgängerbereich von 1,6 m Breite, Parkzonen, die versetzt im Straßenraum aufzufinden und ca. 2 m breit sind und die Fahrbahn der Kölnstraße, die im Schnitt 3,5 m breit ist. Des Weiteren wurden unterschiedliche Platzsituationen untersucht, in denen sich der Stadtraum aufweitet. Trotz unterschiedlicher Zusammensetzung und Eigentümerschaft ist die Funktionsweise und Organisation gleich gehalten. Entlang der Fahrbahn befinden sich die Fußgängerbereiche, während in der Aufweitung bzw. der geschaffenen Platzsituation eine großflächige Parkplatzfläche geschaffen wurde. Diese Gemeinschafts- bzw.

Privatfläche wird somit größtenteils vom Verkehr bespielt. Die Untersuchung des Straßenraums in der Münsterstraße zeigt eine ähnliche Konstellation wie in der Kölnstraße. Der Straßenraum ist beidseitig entlang der Bebauung für Fußgänger organisiert.

Einseitige Parkplatzbereiche sind über die Länge der Straße verteilt. Entlang der Fahrbahn der Münsterstraße sind einige Außenraumbespielungen der gastronomischen Betriebe zu finden. Diese liegen zwischen Fahrbahn und Fußgängerbereich und wurde vom ehemaligen Parken umfunktioniert zum privaten Freiraum zur öffentlichen Nutzung. Insgesamt zeigt die Untersuchung die Gewichtung und Verteilung des fließenden sowie ruhenden Verkehrs im Stadtraum. Das Auto ist im Stadtbild sehr präsent.

61

GEWERBE

Abb. 32.

Analye | Infrastruktur 62

NAHVERSORGUNG

EINZELHANDEL

RESTAURANT, BAR, CAFE

GESUNDHEIT

3.1.3.3 INFRASTRUKTUR Der Kernstadtbereich der Stadt Zülpich ist durch unterschiedliche Dienstleistungen, gewerbliche, gastronomische und infrastrukturelle Nutzungen geprägt. Dabei konzentriert sich die Verortung der diversen Nutzungen vorwiegend auf die Münster- und Kölnstraße. Im südlichen Bereich der Münsterstraße und in der Nähe des Marktplatzes sind überwiegend gastronomische Nutzungen verortet, die den Stadtraum beleben. Umliegend des geriatrischen Zentrums sind vor allem Dienstleistungen des Gesundheitsbereiches verortet. Verteilt über den Kernstadtbereich sind Gewerbeflächen verortet, überwiegend jedoch im Bereich der Einzelhandelszone. Ebenso entlang der Münster- und Kölnstraße sind vermehrt Einzelhandelsflächen zu finden. Diese liegen überwiegend im Erdgeschoss der Mehrfamilienhäuser. Insgesamt sind vorwiegend Dienstleistungen, Gastronomiebetriebe und Gewerbe des alltäglichen Bedarfs im Kernstadtbereich zu finden. Nahversorgungflächen und Einzelhandelsflächsen sind jedoch eher reduziert aufzufinden.

63

MARKTPLATZ

KREUZUNG KÖLNSTRASSE - MÜNSTERSTRASSE

JOSEPH-PFEIFFER-PLATZ

PRÄLAT-LENZEN-PLATZ

KREUZUNG KÖLNSTRASSE - GRÜNGASSE

KÖLNTOR

BAULICHE RAUMKANTEN WEICHE RAUMKANTEN VERBINDUNGEN EINGRIFF AUTO

Abb. 33.

Analye | Öffentlicher Raum 64

3.1.3.4 ÖFFENTLICHER RAUM Der öffentliche Raum und insbesondere der Freiraum ist ein elementarer Baustein einer Stadtstruktur und definiert zudem Bewegungs- und Aufenthaltsräume. Er ist prägend für die Identität und Nutzung eines Ortes sowie dessen Organisation.

Der öffentliche Raum setzt sich aus unterschiedlichen Gegebenheiten, wie Bebauung, Verkehrsführung, Aufenthaltsräume und Bewegungsräume zusammen. In der Stadt Zülpich ist der öffentliche Raum, insbesondere im Kernstadtbereich, überwiegend durch verkehrsführende Straßen sowie den begleitenden ruhenden Verkehr geprägt. Die relativ engen Straßenläufe sind durch die umliegende, dichte Bebauung gefasst, die nur bedingt Anbindung an die parallelen Straßen und Wege ermöglicht. Trotz gelegentlicher Rücksprünge in der Bebauung und der sich dadurch ergebenden Erweiterung des Straßenverlaufes, wirkt der Straßenraum durch die ein- bis zweigeschossige Bebauung beschaulich. In den Parallelstraßen dagegen ist eine eher lockere Baustruktur mit unterschiedlichen Typologien und Geschossigkeiten zu finden, die Öffnungen des Raums ermöglichen. Entlang der Hauptverkehrs- und Bewegungsachsen der Münster- und Kölnstraße eröffnen sich Freiräume, die teilweise gestaltet und in das Stadtbild integriert sind. Eine Interaktion, Vernetzung und Anbindung der einzelnen Plätze im Kernstadtbereich ist jedoch nicht gewährleistet. Zudem sind begleitend vereinzelte Baumpflanzungen zwischen den Parkplatzflächen gesetzt, um den Stadtraum aufzuwerten.

Der zentrale Markplatz wird durch die angrenzende Reihenbebauung definiert, erhebt sich durch die Topografie und bietet dadurch weite Ausblicke über die Landschaft. Dieser zentrale Freiraum in Synergie mit den umliegenden kleinen Plätzen ein wesentlicher Bestandteil des Stadtbildes. Dennoch leidet die Erlebbarkeit und das idyllische Stadtbild durch die starke Präsenz des ruhenden und fließenden Verkehrs. Zudem ist die Nutzung und Funktionalität der jeweiligen Plätze durch die Fremdnutzung als Parkplatzflächen gestört. Es bleibt ein Stadtraum, in dem unterschiedliche Nutzerstrukturen und Bewegungsformen parallel stattfinden und keine klare Priorisierung formuliert ist. So gilt es, neben der ganzheitlichen Neugestaltung und Vernetzung auch die Hierarchien der unterschiedlichen Nutzergruppen zu überdenken und ein neues Konzept für die Durchwegung und Erlebbarkeit des Stadtraums zu definieren.

•

MARKTPLATZ. Der Marktplatz wird umgreifend von der lückenlosen Bebauung gefasst. Weiter bildet die umlaufende Straßenführung sowie die Bepflanzung eine Art Rahmen des Platzes. Durch die topografische Erhöhung entsteht eine Aussichtsplattform, die einen weitreichenden Ausblick über den Burggraben und die umliegende Landschaft bietet.

Die Erschließung des Platzes ist durch die unterschiedlichen Straßen gewährleistet und schafft eine Verbindung an die Innenstadt und die Umgebung. Der Marktplatz selbst wird vorwiegend für das Parken genutzt.

•

KREUZUNG KÖLNSTRASSE-MÜNSTERSTRASSE. Der Kreuzungspunkt Kölnstraße – Münsterstraße wird durch verschiedenen Straßen erschlossen und bildet gleichzeitig einen Verkehrsknotenpunkt der unterschiedlichen Fortbewegungsarten der Stadt. Die Transferfläche wird durch die umliegende Bebauung und die Bepflanzung gerahmt. Der Stadtraum geht hier in die anschließenden Straßen fließend über. Die hohe Frequentierung durch den Pkw-Verkehr nimmt einen Großteil des Platzes ein.

•

JOSEPH-PFEIFFER-PLATZ. Entlang der Kölnstraße, nahe des Kreuzungspunktes Münsterstraße-Kölnstraße, befindet sich der Joseph-Pfeiffer-Platz. Dieser öffnet sich entlang des Straßenlaufes und wird durch das geriatrische Zentrum sowie die umliegenden Gebäude gerahmt. Der Platz ist nur durch die Kölnstraße erschlossen und bildet eine Art Hofsituation in der Innenstadt. Der kaum gestaltete Platz wird ausschließlich als Parkplatzfläche für das zurückgesetzte geriatrische Zentrum und den Innenstadtbereich genutzt.

•

PRÄLAT-LENZEN-PLATZ. Der rückliegende Platz wird durch drei schmale Gassen erschlossen und wird von den Gebäuderücksprüngen, den Bepflanzungen und privaten Freiflächen geformt. Durch die rückwertige Lage wirkt der Platz privater. Der kaum gestaltete Freiraum wird eher als privater Stellplatz und Durchwegung genutzt.

•

KREUZUNG KÖLNSTRASSE - GRÜNSTRASSE. Entlang der Kölnstraße öffnet sich der Stadtraum an der Kreuzung mit der Grünstraße durch einen Rücksprung der Gebäude und einer privaten Freifläche. Die fehlende Raumkante ermöglicht den Blick auf die rückliegenden ungestalteten Gebäudefassaden. Der Platz wird sowohl von der Kölnstraße, als auch der Grünstraße erschlossen. Der ungestaltete private Platz wird als Pkw-Stellplatz für die umliegenden Nut65

zungen und für die Durchwegung genutzt.

•

KÖLNTOR. Der Platz nahe des Kölntors wurde im Zuge der Landesgartenschau neu gestaltet und bietet somit ausreichend Stellplätze für Anwohner*innen und Besucher*innen.

Der Platz wird durch die umliegende Bebauung und die Bepflanzung gerahmt. Die Erschließung erfolgt durch die angrenzenden und durchlaufenden Straßen.

3.1.3.5 LEERSTAND Die Stadt Zülpich kämpft seit mehreren Jahren gegen das Wachstum der Leerstände. Besonders betroffen hiervon ist die Kölnstraße im Kernstadtbereich, wo sich seit einigen Jahren der Leerstand der Erdgeschosszone stetig vermehrt. Davon betroffen sind überwiegend ehemalige Einzelhandels- oder Dienstleistungsflächen, die aus Altersgründen oder durch den fehlenden Bedarf nicht mehr bespielt wurden.

Eine Nachnutzung der einzelnen Flächen bleibt teilweise bis heute aus.

Grund für die fehlende Nachnutzung oder Reaktivierung ist teilweise der Zustand, die Lage, die Ausrichtung oder Größe der Leerständen.

Da die betroffenen Gebäude überwiegend in privater Hand sind, ist eine Um- oder gar Neuplanung mit direkter finanzieller Abhängigkeit verbunden. Trotzdem gibt es bereits einige Ansätze für Um- und Nachnutzungskonzepte. Aufgrund der andauernden Nachfrage ist jedoch überwiegend eine Umwandlung von gewerblicher zu wohnlicher Nutzung häufig. Trotz Planungsansätzen befindet sich jedoch ein Großteil der Projekte im Bauprozess und ist noch nicht realisiert. Diese Tatsache in Kombination mit den vorhandenen Leerständen führt nicht nur zu einem unausgewogenen Stadtbild, sondern auch zu einer Reduzierung der Attraktivität. Die Folgen daraus können sowohl die Reduzierung des Besucher- und Nutzerstroms, weitere Leerstände als auch Vernachlässigung und Ausbreitung der Problemstellung sein.

66

Abb. 34.

Aktuelle Leerstandsobjekte der Stadt Zülpich 67

3.1.3.6 STADTENTWICKLUNGSPROJEKTE FORTSCHREIBUNG DES INTEGRIERTEN HANDLUNGSKONZEPTS (IHNK) DER STADT ZÜLPICH Im Zuge der Antragstellung für die Städtebauförderung wurde ein integriertes Handlungskonzept für die Stadt Zülpich entwickelt. Dieses dient als Voraussetzung und gleichzeitig als Grundlage für städtebauliche Sanierungsmaßnahmen. Das Integrierte Handlungskonzept bezieht sich auf den südöstlichen Stadtkern und auf die angrenzende Römerallee, die nordöstlich in das Stadtgebiet führt. Durch die Entwicklung eines ganzheitlichen, integrierten Planungsansatzes unter Beachtung sozialer, städtebaulicher, ökonomischer und ökologischer Handlungsfelder, konnten lösungsorientierte Maßnahmen entwickelt werden.

Wichtiger Bestandteil der Arbeit ist die ausgiebige Analyse und Bestandsaufnahme der räumlichen, wie strukturellen Bedingungen der Stadt. So wurden neben der historischen und städtebaulichen Analyse auch die Bewohnerstruktur untersucht und in einem Stärken-Schwächen-Profil resümiert. Begleitend zu diesem Prozess wurden Bürgerwerkstätten abgehalten, die für die Information und Integration der Bürger und zum Austausch von Ideen und Anregungen dienten. (cf. Blickpunkt am Sonntag; 2020) Das Leitbild entsteht durch die Stärkung der Qualitäten der Stadt: `Lebendige Stadt´, `Historische Stadt´ und `Grüne Stadt´. Der Dreiklang dieser Alleinstellungsmerkmale soll durch die Stärkung des Stadtzentrums, die Gestaltung und Reorganisierung des öffentlichen Raums und der Mobilität, als auch unter Betrachtung des Klimaschutzes in Verbindung mit Bauen und Grünräumen entstehen. (cf. Stadt Zülpich; 2020) Auf Grundlage der vorangegangenen Analyse und der Definierung des Leitbildes wurden anschließend durch das Planungsbüro RaumPlan vier Handlungsfelder erarbeitet: FUNKTIONSSTÄRKUNG DER ALTSTADT GESTALTUNG DER ÖFFENTLICHEN RÄUME LANDSCHAFT, FREIRAUM UND KLIMASCHUTZ BAUKULTUR UND KLIMASCHUTZ 68

Begleitend wurden 28 Projektideen für die vier Handlungsfelder und ein Masterplan für die Stadt Zülpich entwickelt. Der Masterplan vereint und verortet die einzelnen Projektideen im Stadtgefüge und definiert außerdem sowohl die planerische als auch organisatorische Ablaufstruktur. Die einzelnen Projekte sind den jeweiligen Handlungsfeldern zugeordnet und beziehen sich auf unterschiedliche räumliche, wie partizipative und gestalterische Zusammenarbeit. Neben städtebaulichen Planungen, Mobilitätsund Verkehrskonzepten, Stärkung des Grüns im Stadtraums und der Aktivierung von Bauland und neuem Bauen, sind viele weitere Projektideen mit unterschiedlichen Intensitäten und Diversitäten erarbeitet worden. (cf. Stadt Zülpich; 2020) Das integrierte Handlungskonzept bietet eine ausführliche Grundlage für weitere planerische wie strategische Ansätze und wird somit als essentieller Bestandteil für weitergehenden Überlegungen gesehen.

RÜCKBLICK RÄUMLICHE NEUGESTALTUNGEN ZUR LANDESGARTENSCHAU (LAGA) 2014 Die Landesgartenschauen dienen als interdisziplinäre Veranstaltungen, an denen Berufsgruppen des Garten-, Landschafts- und Städtebaus zusammenarbeiten. Die Experimentierräume bieten Raum für gestalterische Innovationen, Impulse und sensibilisieren zugleich die Menschen für soziale und umweltpädagogische Strategien. Es werden ökologische Zusammenhänge und ästhetische Qualitäten der Natur bewusst durch die Erhaltung, Gestaltung und Pflege der eigenen Lebensumwelt inszeniert. Ziele sind dabei: STÄRKUNG DER KULTURELLEN EIGENENTWICKLUNG VERBESSERUNG DER RAHMENBEDINGUNGEN FÜR EINE ZUKUNFTSFÄHIGE WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG FÜR STADT UND REGION UNTERSTÜTZUNG DER EIGENINITIATIVE VON STÄDTEN, GEMEINDEN UND STADTTEILEN SOWIE DER BÜRGER*INNEN ZUR GÄRTNERISCHEN GESTALTUNG DES WOHNUMFELDES GESTALTUNG DAUERHAFTER GRÜN- UND FREIZEITFLÄCHEN FORTENTWICKLUNG UND SCHUTZ DER GEOGRAPHISCHEN, ÖKOLOGISCHEN UND KULTURGESCHICHTLICHEN

MERKMALE DER UNVERWECHSELBAREN LANDSCHAFTEN DER REGION

ihre funktionale Vernetzung und Nachnutzung im Alltag durch fehlende Bespielungen nicht gewährleistet.

SENSIBILISIERUNG UND AKTIVIERUNG DER BEVÖLKERUNG DURCH BEISPIELHAFTE LÖSUNGEN IN DER GRÜNUND LANDSCHAFTSGESTALTUNG DURCH AUSSTELLUNGEN, LEHRSCHAUEN UND SONSTIGE VERANSTALTUNG ZU GÄRTNERISCHEN, NATURVERBUNDENEN UND ÖKOLOGISCHEN THEMEN AUSLÖSEN UND UNTERSTÜTZEN BÜRGERLICHEN ENGAGEMENTS (cf. Recht:Nrw; 2006) Im Jahr 2014 fand die 16. Landesgartenschau gemeinsam mit vier anderen Landesgartenschauen in der Stadt Zülpich unter dem Motto: „Zülpicher Jahrtausendgärten – Von der Römerzeit bis ins 21. Jahrhundert.“ statt. Hauptschauplätze waren die historische Altstadt, der Park am Wallgraben und der nahegelegene Seepark, die durch Freiraumgestaltungen der ehemaligen Römerstraße miteinander verbunden wurden und so ein ganzheitliches Erlebnis boten. (cf. Eifel; 2014) Unterstützt wurde das Vorhaben vom „Förderverein Landesgartenschau Zülpich 2014 e.V.“, die Ideen für eine erfolgreiche, nachhaltige Nutzung der Räume einbrachten. Die räumlichen und baulichen Eingriffe im Zuge der Vorbereitungen der Landesgartenschau konzentrierten sich überwiegend auf infrastrukturelle Veränderungen und Freiraumgestaltungen. So wurden neben der Neugestaltung von Ampelkreuzungen und das Errichten von Radfahrstreifen, auch Platzgestaltungen und Bepflanzungen vorgenommen. Insgesamt wurde mithilfe von 17 mio. Euro Investition, eine Gesamtfläche von 25 ha gestaltet und somit ca. 530. 000 Besucher gelockt. (cf. Grebe; 2014) Nach Abschluss der Landesgartenschau blieben große Teile der Neu- und Umgestaltungen erhalten. Nach der Freigabe und Wiedereröffnung der Parkanlangen, kümmert sich der Verein „Förderverein Gartenschaupark Zülpich e.V.“ durch ehrenamtlichen Arbeitseinsatz, finanzielle Zuwendungen oder inhaltliche und gestalterische Impulse, um die Nachnutzung der geschaffenen Freiräume. So bleibt das Nah- und Erholungsgebiet „Seepark Zülpich“ auch nach der Landesgartenschau für die Region erhalten. (cf. Seepark Zülpich; 2021) Auch wenn die Neu- und Umgestaltungen im Zuge der Landesgartenschau eine qualitative Verbesserung der Freiräume für die Stadt Zülpich und deren Anwohner bedeutet, ist jedoch trotzdem 69

ERSTE BESICHTIGUNG ZWEITE BESICHTIGUNG DRITTE BESICHTIGUNG VIERTE BESICHTIGUNG

Abb. 35.

Analye | Exploratives Erkunden 70

3.1.3.7 EXPLORATIVES ERKUNDEN Das explorative Erkunden ist eine Methode der wissenschaftlichen Recherche, in der man durch vermehrtes, zufälliges Durchwegen des Untersuchungsgebietes eigene analytische Erkenntnisse über die Funktionsweise und den Ablauf der Stadt und der Bewohner*innen gewinnen kann. Diese Methode hilft den Untersuchungsort durch eigene Eindrücke, Beobachtungen und Unterhaltungen möglichst genau untersuchen zu können. Das explorative Erkunden in Zülpich wurde durch mehrere Spaziergänge an unterschiedlichen Tagen und Uhrzeiten, alleine oder in Begleitung durchgeführt. Durch die anhaltende globale Covid Pandemie waren jedoch Gespräche und Befragungen der Anwohner*innen oder Betreiber von Geschäften nur bedingt möglich. Dennoch half diese Art der Analyse dabei, den Ort näher zu verstehen.

Zunächst konnte festgestellt werden, dass die Problematik der Leerstände eine hohe Frequenz aufweist. Im Rahmen der Untersuchungen wurden binnen sechs Wochen unterschiedliche Ladenlokale bezogen oder gleichsam aufgegeben. Sogleich waren bereits Gebäude, die als Leerstand deklariert waren, wieder in Nutzung und andere wiederum leerstehend oder im Umbau.

Besonders auffällig war jedoch, dass im Bereich, wo Leerstand vermehrt vorhanden ist, kaum Besucherverkehr vorhanden war.

Trotz der nötigen Durchwegung, bedingt durch die Einbahnstraßenregelung, ist vor allem in der Kölnstraße nur bedingt Aufenthalt von Bewohner*innen und Besucher*innen zu vermerken.

Nur kleinere Einzelhandelsbetriebe und gewerbliche Betriebe mit langjähriger Tradition sind fest in der Stadtstruktur verankert und stetiger Bestandteil des Standraums. Dennoch zeigt sich, dass die vermehrten Leerstände wichtige Bestandteile und infrastrukturelle Elemente des Stadtraums waren. Der Leerstand dieser Gebäudeteile führt zu einer Vernachlässigung des Stadtraums.

Zudem bietet die Vielzahl an Leerstände ein breites Angebot an unterschiedliche Nutzungsgrößen und -typen, was für potentielle Reaktivierung ein breites Spektrum an Möglichkeiten bietet.

Trotz großflächiger, anhaltender Umbaumaßnahmen ist eine aktuelle Verbesserung jedoch nicht abzusehen. Die vereinzelten Baumaßnahmen halten augenscheinlich seit mehreren Jahren an und schaffen neben einem unbespielten Stadtraum auch einen unfertigen und unattraktiven Eindruck. Auch die Bespielung, Nutzung wie auch Gestaltung des Stadtraums galt es zu untersuchen. Auffällig war, dass eine - trotz kleiner Einbahnstra-

ßen - hohe Verkehrslast vor allem zur Mittagszeit auftritt. Dies wohlgemerkt war zu verzeichnen, während der Einzelhandel und die Gewerbe in der Stadt aufgrund der aktuellen Regulierungen überwiegend geschlossen waren. Der Stadtraum ist teilweise aufwändig und neu gestaltet und bietet ausreichend Aufenthaltsqualität. Dennoch gibt es Bereiche, die überwiegend durch Parkplatzflächen geprägt sind und wenig Aufenthaltsqualität bieten.

Auffällig beim Durchqueren des Stadtkerns ist außerdem, dass mögliche Sitzmöglichkeiten und Orte, die zum Verweilen einladen sowohl öffentlich als auch gastronomisch kaum vorhanden sind. Die Bespielung und Nutzung des öffentlichen Raumen bleibt größtenteils auf die Frequentierung beschränkt. Durch Unterhaltungen mit Anwohner*innen konnte ebenso festgestellt werden, dass die Funktionalität der öffentlichen Räume und Plätze trotz Neugestaltung nicht gegeben ist. Der zentrale Markplatz zum Beispiel bietet ausreichend Raum für Veranstaltungen und Feste. Diese werden jedoch aufgrund unterschiedlicher Faktoren auf den Parkplatzflächen angrenzend der Stadtmauer abgehalten. So bleibt die Belebung und Nutzung des attraktiven Marktplatzes aus und neue Nutzungsstrukturen außerhalb des Kernstadtbereiches entstehen. Ebenso werden essentielle Begegnungsorte in ihrer Funktionalität geschwächt oder verschwinden gar langfristig.

Die Analyse durch das explorative Erkunden hat ergeben, dass die Stadt Zülpich einen idyllischen Kleinstadtcharakter aufweist, der attraktiv für Bewohner*innen und Besucher*innen ist. Die Bewohner*innen schätzen die Anbindung und Vernetzung der Stadt mit der Umgebung, das umfangreiche Bildungs- und Arbeitsangebot und die aktive Stadtgemeinschaft. Besucher*innen werden überwiegend durch die historischen Attraktivitäten, die umgebende Landschaft und das ausgiebige Naherholungsangebot gelockt. All das bietet eigentlich eine gute Basis für eine funktionierende und vitale Stadt. Dennoch gibt es einige Punkte und Entwicklungen, die es vor allem aus stadtplanerischen und strategischen Geschichtspunkten zu bearbeiten gilt, um die Stadt Zülpich zukunftsfähig und transformativ zu gestalten.

VERKEHRSSTRUKTUR UND MOBILITÄT ANGEBOT UND NUTZUNG DES INFRASTRUKTURELLEN ANGEBOTES GESTALTUNG UND NUTZUNG DES ÖFFENTLICHEN FREIRAUMS STÄRKUNG VON BEGEGNUNGSORTEN UND TREFFPUNKTEN 71 ORGANISATION DER STADTGEMEINSCHAFT

3.2 STÄRKEN UND SCHWÄCHEN

Stärken Das ausgiebige Verkehrsnetz biete eine gute und schnelle Anbindung an die umliegenden Dörfer und Städte.

Die Organisation und Vernetzung von Fußwegen im Stadtgebiet schafft eine gute Anbindung, Interaktion und Erreichbarkeit.

Der Kreuzungspunkt Kölnstraße/ Münsterstraße bildet das Zentrum des konzentrischen Kernstadtbereiches und verbindet den Kernstadtbereich mit der Umgebung. Außerdem ist es auch der Hauptbegegnungsraum des Ortes.

Die von Norden nach Süden verlaufende Münsterstraße weist eine Bündelung von Funktionen und Nutzungen auf, vor allem ein hohes Aufkommen von Gastronomiebetrieben und ist somit sehr vital.

In der Verlängerung der Münsterstraße Richtung Südosten befindet sich das Naherholungsgebiet „LAGO BEACH“, das gut angebunden ist und qualitativen Aufenthalt bietet.

In der Nähe der zentralen Einkaufs- und Handelsstraßen befindet sich das kulturelle Zentrum der Stadt Zülpich mit Burganlage und Museum.

Der neu gestaltete Markplatz bietet ausreichend Raum für Veranstaltungen und einen ausgiebigen Ausblick über die Landschaft.

Die Bürgerbegegnungsstätte befindet sich unweit des zentralen Marktplatzes und ist durch weitere Straßen mit der Kölnstraße verbunden.

Im Zuge der Landesgartenschau 2014 wurden außerhalb der Stadtmauer in unmittelbarer Nähe großzügige Parkplatzflächen gestaltet, die eine Entlastung für den Kernstadtbereich bieten. Diese werden auch temporär für Veranstaltungen genutzt.

Abb. 36.

Analye | Stärken 72

Schwächen Das Industriegebiet am Rande des Stadtgebietes beheimatet den Großteil der Groß- und Kleinbetriebe.

Durch die Ansammlung an Funktionen, Nutzungen und das Bereitstellen von Flächen entsteht ein dezentrales Handelsgebiet, das unabhängig vom Stadtzentrum agiert und fungiert.

Der Anstieg des Leerstandes wie auch andauernde Baumaßnahmen der teilweise baufälligen Leerstandsflächen mindert die Attraktivität des Stadtraums und die Erlebbarkeit.

Vor allem in der Kölnstraße findet sich eine starke Konzentration der Leerstände und Gebäude mit einem teilweise schlechten Gebäudezustand.

Die Umnutzung der Erdgeschosszone zu Wohnräumen wird großflächig in der Kölnstraße umgesetzt und mindert somit die Nutzbarkeit bzw. Erlebbarkeit des Straßen- und Stadtraums.

Durch das Ausbleiben der Funktionen, Nutzungen und infolgedessen auch der Besucher*innen entsteht vor allem in der Kölnstraße ein unattraktiver, unbelebter Stadtraum.

Der großzügige Gebäudekomplex des geriatrischen Zentrums liegt zentral im Stadtgebiet und ist dennoch eher introvertiert gestaltet. Trotz Ausrichtung von Einzelhandels- und Dienstleistungskonzepten auf die Bedürfnisse und Ansprüche der Bewohner*innen, ist ein Zusammenleben bzw. ein Miteinander kaum gegeben.

Der zentrale Marktplatz, wurde im Zuge der Landesgartenschau 2014 saniert und neugestaltet. Trotz der Umgestaltung wird er jedoch kaum genutzt und bildet eine große Leerfläche im Stadtraum.

Der Freiraum und die öffentlichen Räume wie auch Plätze sind kaum gestaltet, bieten keine Aufenthaltsqualität und werden kaum bzw. zumeist zum Parken genutzt.

Die starke Verkehrsfrequentierung und das ausgiebige Straßennetzwerk im Kernstadtbereich ist nicht nur ein markanter Eingriff in die Funktionsweise des zentralen Handelsbereiches, sondern ist auch durch die Lärm- und Geruchsbelästigung ein Störfaktor für Anwohner*innen und Besucher*innen.

Der Anteil und die Verteilung der versiegelten Flächen als Stellplatz für den ruhenden Verkehr ist im Kernstadtbereich besonders hoch.

Abb. 37.

Analye | Schwächen 73

74

4 THEORIE & FORSCHUNG

75

4.1 STADTBEGRIFF

4.1.1 DEFINITION `STADT´ Sowohl historisch als auch regional definiert sich Stadt unterschiedlich. Aus diesem Grund gibt es eine Vielzahl von Stadttypen, die unterschiedliche Siedlungsformen beschreiben. (cf.

Lampen; 2014) Die Unterscheidung von Stadt und Land wurde zunächst durch rechtliche und ökonomische Merkmale begründet. Im frühen 20. Jhd. prägte der Soziologe Max Weber den erweiterten Stadtbegriff, indem er die verschiedenen Faktoren einer Stadt begutachtete. In seiner Veröffentlichung ´Die Stadt´ von 1966, beleuchtete er neben den ökonomischen und rechtlichen Merkmalen weitere unterschiedliche Begriffe, Faktoren und schematische Kategorien und schuf damit eine wichtige Grundlage für die Städteforschung. In den 1950er prägte Carl Haase weiter den kombinierten Stadtbegriff, indem er zentrale Kriterien wie Wirtschaft, Recht, Topographie, Statistik und behördliche Infrastruktur definierte und weiter erläuterte: „Man wird notwendigerweise zu einem ‚kombinierten‘ Stadtbegriff kommen müssen, der die Einzelbegriffe in ihrer Einseitigkeit überwindet, in sich aufnimmt und so die Stadt als Ganzheit zu erfassen strebt. Nur eine Summe von Kriterien kann den Stadtbegriff ausmachen“ (cf. Haase, 1960) . Der wesentliche Bestandteil der unterschiedlichen Definitionen bleibt die unterschiedliche Gewichtung sowie das Präferieren einzelner Kriterien. Dennoch ist dabei zu berücksichtigen, dass jeder Stadttypus ein vorangehendes Beispiel benötigt -einem `Idealtypus´ (Max Weber; 1966), der die Definition verbildlicht und erläutert. Eine beliebte Definition von Franz Irsigler beschreibt `Stadt´ als : „STADT IST EINE VOM DORF UND NICHTAGRARISCHEN EINZWECKSIEDLUNGEN UNTERSCHIEDENE SIEDLUNG RELATIVER GRÖSSE MIT VERDICHTETER, GEGLIEDERTER BEBAUUNG, BERUFLICH SPEZIALISIERTER UND SOZIAL GESCHICHTETER BEVÖLKERUNG UND ZENTRALEN FUNKTIONEN POLITISCH-HERRSCHAFTLICH-MILITÄRISCHER, WIRTSCHAFTLICHER UND KULTISCH-KULTURELLER ART FÜR EINE BESTIMMTE REGION ODER REGIONALE BEVÖLKERUNG. ERSCHEINUNGSBILD, INNERE STRUKTUR SOWIE ZAHL UND ART DER FUNKTIONEN SIND NACH RAUM UND ZEIT VERSCHIEDEN: DIE JEWEILIGE KOMBINATION BESTIMMT EINMAL DIE INDIVIDUALITÄT DER STADT, ZUM ANDEREN ERMÖGLICHEN TYPISCHE KOMBINATIONEN DIE BILDUNG VON TEMPORÄREN UND REGIONALEN TYPEN ODER LEITFORMEN, JE NACH DEN VORHERRSCHENDEN KRITERIEN“ (Isigler, 2001) 76

Diese Beschreibung greift erneut die diversen Merkmale von städtischen Strukturen auf und ergänzt zudem die Faktoren der regionalen Geschichte und der zeitlichen Veränderungen. Somit sind die elementaren Merkmale eines kombinierten Stadtbegriffs, nachdem sich Stadt definieren lässt, vor allem die Einwohnerzahl und Größe, der Rechtsstatus und die Autonomie, die Stadtgestalt und Befestigung, die Marktfunktion und Zentralität.

Dennoch bleibt zu ergänzen, dass vor allem soziologische Merkmale städtische Strukturen prägen und den Grad der Urbanität beschreiben. Auch der Einfluss des technologischen Fortschrittes bzw. der Grad der Implementierung ist mittlerweile ein beliebtes Kriterium.

4.1.2 MERKMALE UND KRITERIEN Der Beginn der Definition einer Stadt steht in direkter Abhängigkeit zu dem Kriterium Einwohnerzahl und Größe. Aufgrund unterschiedlicher Faktoren, wie naturräumliche Gegebenheiten, gibt es keinen genauen Wert, der eine Stadt definiert. Somit wurde eine Mindestgröße festgelegt, die als Beschreibungsfaktor einer Siedlung oder Gemeinschaft dient. Je nach Land und Region sind hierfür unterschiedliche Nennwerte bekannt. In Deutschland definiert sich eine Gemeinde als Stadt, wenn eine Mindesteinwohnerzahl von 2.000 Einwohnern erreicht ist. Um äquivalente Vergleiche anstellen und Daten besser auswerten zu können, wurde hier der Begriff `Stadt´ weiter fragmentiert. So werden je nach Einwohnerzahl eine Stadt als Kleinstadt (5.000 - 20.000 Einwohner), als Mittelstadt (20.000 - 100.000 Einwohner) oder als Großstadt (mindestens 100.000 Einwohner) definiert. Dennoch beschreibt dieses Merkmal eher physische Eigenschaften einer Stadt und sagt wenig über den Charakter oder die Lebensqualität aus.

Auch der Rechtsstatus und die Autonomie einer Stadt sind elementare Kriterien, wenn es um die Stadtforschung geht. In Mitteleuropa und Deutschland wurde als notwendiges Merkmal für den Stadtstatus auf das Stadtrecht verwiesen. Da jedoch das Stadtrecht aus unterschiedlichen Motiven und in diversen Formen verliehen wurde, fällt es als eindeutiges Kriterium aus.

So gab es bereits im Mittelalter Siedlungen, die Stadtcharakter aufwiesen, denen das Stadtrecht jedoch nicht verliehen wurde.

Gleichzeitig fand man Städte, die nach Aussehen und Funktion

keiner Stadt entsprachen und trotzdem das Stadtrecht innehatten. Des Weiteren wurde die rechtliche Unterscheidung zwischen Städten, die einen Titel führten, und jenen, denen kein Titel verliehen wurde, in Deutschland Mitte des 20. Jahrhunderts durch die Gemeindeverordnung aufgehoben. Seit dieser juristischen Anpassung gibt es keine rechtlichen, sondern nur noch administrative Unterscheidungen.

Vor der Industrialisierung und den damit verbundenen Neugestaltungen von Städten, war ein beliebtes Kriterium eine Stadt zu definieren, ihre Gestalt und Befestigung. Als Stadt galt früher alles innerhalb der Stadtmauer und als Land alles außerhalb. Auch wenn Befestigungen als Abgrenzungselement zum Land früher als eindeutiges Merkmal einer Stadt galten, war dies bereits im Mittelalter kein relevantes Kriterium mehr. Durch die Entfestigung zahlreicher Städte in der Frühen Neuzeit und weiteren Stadt-neugründungen ohne Mauern verblieb dieses Merkmal als historisches Element. In den 1980er Jahren war ein weiterer wichtiger Schritt das Einbeziehen des städtischen Umlands und die Verdeutlichung der Wechselbeziehung zwischen Stadt und Umland.

Ein weiteres elementares Merkmal einer Stadt, das unabhängig der historischen Entwicklungen nicht an Bedeutung verloren hat, ist die Marktfunktion und Zentralität einer Stadt. Dabei ist die Stadt vor allem als Handelspunkt von unterschiedlichen Waren, Produkten, Gütern, aber auch Kontakten oder Informationen zu verstehen. Um einer rein wirtschaftlichen Interpretation zu entgehen, wird hierfür zumeist der Begriff `Zentralität´ (Christaller; 1930) verwendet, der bis heute als eines der wichtigsten Kennzeichen einer Stadt gilt. Dieser Begriff und die damit verbundenen Thesen von Walter Christaller wurden durch die historische Städteforschung verfeinert und vom Stadtgeographen Peter Schöller weiterentwickelt. In seinem Werk `Zentralitätsforschung´ (Schöller; 1972) untersucht er zunächst die Theorie und Grundsatzfragen zentraler Orte, geht dann auf die Stadtgeographie und Landeskunde sowie auf Regionalplanung und Raumordnung ein. Dabei erläutert er den Bedeutungsüberschuss einer Stadt für das umgebende Ergänzungsgebiet. Der Begriff `Zentralität´ (Christaller; 1930) ist nach Christaller eine Kombination aus räumlichen, wirtschaftlichen, sowie sozialen Kriterien. Das Merkmal Dichte und Zentrierung beschreibt dabei die Konzentration der Bevölkerung auf eine begrenzte Fläche und deren stetigen Anstieg zum Zentrum. Die spezifische sozioökonomische Struktur definiert die breite Ausdifferenzierung von nicht agrarischen, unterschiedlichen Produktionswerken, Dienstleistungen

und Gewerben, die auch auf das Umfeld ausgerichtet sind und Erwerbsmöglichkeiten offerieren. Die Stadt-Umland-Beziehung ist sowohl durch das infrastrukturelle Netzwerk, durch erhöhtes Verkehrsaufkommen wie auch durch das breite Angebot an Arbeits- und Freizeitmöglichkeiten sowie Wohnraum geprägt.

Neben den messbaren und belegbaren sind auch soziologische Merkmale als Kriterium ergänzt worden. Diese qualitativen Indikatoren ermöglichen die Lebensweise beziehungsweise die Lebensqualität im städtischen Raum zu untersuchen und zu definieren. Im Zuge dessen wurde der Begriff der Urbanität etabliert.

Hartmut Häußler beschreibt in dem Werk `Großstadt´: „URBANITÄT HEISST STÄDTISCHE LEBENSWEISE, DAS, WAS DIE LEBENSART DES STADTBEWOHNERS VON DER DER LANDBEVÖLKERUNG UNTERSCHEIDET. WAS DIESE DIFFERENZ BEINHALTET, IST NICHT UNABHÄNGIG VOM TYPUS DER GESELLSCHAFT, DIE BETRACHTET WIRD. […] DIE KONVERSATIONSLEXIKA SPRECHEN VON DER URBANEN LEBENSWEISE ALS VERFEINERT, GEBILDET, WELTGEWANDT, ALSO EINER NICHT NUR ANDEREN SONDERN BESSEREN LEBENSWEISE. DER BEGRIFF URBANITÄT ZIELT NICHT NUR AUF EINE BESCHREIBUNG DER DIFFERENZ ZWISCHEN STADT UND LAND. MIT IHM IST AUCH EINE NORMATIVE VORSTELLUNG VON DER QUALITÄT STÄDTISCHEN LEBENS VERKNÜPFT. […] URBANITÄT ALS ERGEBNIS UND ORT DER KULTIVIERUNG ENTHÄLT VON ANFANG AN EIN EMANZIPATORISCHES ELEMENT, ZUNÄCHST NATUR, SPÄTER GESELLSCHAFTLICHE ZWÄNGE: URBANITÄT BEINHALTET AUCH BEFREIUNG VON ETWAS, EINE PERSPEKTIVE DER EMANZIPATION.“ (Häußer; 2000) Die utopische Vorstellung wird jedoch auch von der Differenzierung der Siedlungs- und Erwerbsstruktur geprägt. Die hierarchische Gliederung der Gesellschaft mit starken sozio-ökonomischen Gegensätzen ist vor allem im urbanen Raum verdeutlicht.

Die Anonymität, die Gleichgültigkeit wie auch Toleranz bilden dabei weitere qualitative Merkmale des Stadtlebens.

Die Evaluierung der einzelnen Kriterien veranschaulicht wie individuell jedes Kriterium angewendet und interpretiert werden kann. Des Weiteren ist jedes Merkmal abhängig voneinander und wird zudem von eigenen Kriterien ergänzt. Einen Stereotyp `Stadt´ gibt es also nicht. Je nach Einwohnerzahl, Autonomie, Stadtgestaltung, Marktfunktion und Zentralität sowie soziologischer Struktur ist jede Stadt individuell zu betrachten. Außerdem 77

sind neben den analytischen Daten und Kennwerte auch die historischen und normativen Merkmale elementar. Ein direkter Vergleich von städtischen Strukturen kann demnach nur unter Berücksichtigung der Tatsache, dass jeder Faktor individuell zu betrachten ist möglich sein. Gerade die soziologischen Merkmale, die besonders den Charakter einer Stadt prägen, sind schwierig zu erfassen und bedürfen einzelner empirischer Untersuchungen.

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4.2 DIE STADT ALS ORT DER BEGEGNUNG

Die Stadt ist als natürliches Umfeld des Menschen ein Raum, der selbstverständlich in seiner Nutzung ist. Zumeist unbedacht bewegen wir uns durch ihn hindurch, prägen und gestalten ihn.

Nicht nur bauliche und funktionelle, sondern auch soziologische Strukturen lassen Orte entstehen, die unseren Alltag begleiten und formen.

4.2.1 BEGEGNUNGSGSRÄUME Begegnungen sind Teil des Alltags und wichtige soziale Elemente einer intakten und interaktiven Gemeinschaft. Zufällige oder geplante Begegnungen sind jedoch nicht gänzlich ungeplant, sondern auch abhängig von diversen Faktoren. So finden sie zwar in einem zeitlich zufälligen bzw. geplanten Rahmen statt, sind jedoch räumlich wie funktionell geprägt, geplant oder inszeniert. Urbane Strukturen, städtische Räume sowie verschiedene Funktionen und Nutzungen generieren Orte, an denen Begegnungen stattfinden können und umgekehrt. Diese Begegnungsorte (cf. Fugmann, Krarow-Kluge; 2019) sind individuelle, einzigartige Kompositionen, die diverse Qualitäten aufweisen. Egal ob es sich um den nahegelegenen Park, den Spielplatz, die Kirche oder den Kiosk um die Ecke, die belebte Einkaufsstraße oder den Parkplatz vor dem Supermarkt handelt, die Funktionsweise des Ortes bleibt trotz unterschiedlicher Konditionen bestehen.

Begegnungen selten. Schon zuvor führte der Prozess der Digitalisierung zur Reduktion von persönlicher und zur Steigerung der digitalen Interaktion. (cf. Farboodi, Jarosch, Shimer; 2020) Der digitale Kosmos bietet unbegrenzte Möglichkeiten und ist gerade in der aktuellen Lage ein gutes Hilfsmittel, um in Kontakt zu stehen und sich auszutauschen. Er kann jedoch die persönliche Interaktion nicht gänzlich ersetzten. Der Entzug der Möglichkeiten der persönlichen Interaktion führt jedoch zu einem neuen Bewusstsein und zu einer Wertschätzung dieser Prozesse. Der Drang nach Orten, die Begegnungen fördern ist groß. Das Reduzieren und Wegfallen der persönlichen Interaktion, Kommunikation und des Austausches haben nicht nur unmittelbare soziale und psychische Konsequenzen, sondern auch räumliche. Vielerorts wurden städtische Bereiche monatelang kaum genutzt, Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Gastronomiebetriebe mussten aufgrund der anhaltenden finanziellen Belastungen schließen.

Die Attraktivität des Stadtraums als Zentrum von Funktionen, als Begegnungsraum wurde weiter geschwächt. Was bleibt ist ein strapazierter Stadtraum und eine strapazierte Gemeinschaft.

Trotz der weitreichenden Konsequenzen bietet dies dennoch die Möglichkeit und die Handlungserfordernis, den Stadtraum neu zu erfinden, zu transformieren und zukunftsfähig zu gestalten.

Neue Dialogräume müssen geschaffen werden, die das Miteinander fördern und Gemeinschaftsentwicklung wie auch -prozesse initiieren. „WENN IM DEMOGRAPHISCHEN WANDEL DIVERSITÄT, ALTERUNG UND MOBILITÄT ZUNEHMEN, DANN SIND BEGEGNUNGSORTE IM ÖFFENTLICHEN RAUM EINE WICHTIGE KONSTANTE, DIE UNTERSCHIEDLICHE MENSCHEN ZUSAMMENBRINGEN, DIE BINDUNG, PARTIZIPATION UND LEBENSQUALITÄT ERMÖGLICHEN.“ (Kutz, Haist; 2020)

Dennoch, je nach Maßstäblichkeit des Ortes und der Umgebung ist die Bedeutungskraft und soziale Abhängigkeit unterschiedlich. So funktionieren Begegnungsorte in unterschiedlichen Dimensionen: nachbarschaftlich, gemeinschaftlich, kommunal und/ oder regional. In größeren Städten und urbanen Räumen führt die höhere Frequentierung und Anonymität zu einer Vielzahl von Begegnungsorten, die vor allem ungeplante und neue Begegnungen fördern. In kleineren Städten und dörflichen Strukturen dagegen sind Begegnungsorte ein bedeutender Teil der Gemeinschaft und eher intim. Die unterschiedlichen Dimensionen sind jedoch kein qualitatives Merkmal. Im Vordergrund steht die Begegnung als unbewusste, zentrale Funktion, als soziale Komponente, die den Kern einer funktionierenden Stadt-Gemeinschaft (Bertels; 1990) bildet.

4.2.2 SOZIALRÄUME

Gerade in Zeiten einer anhaltenden, globalen Pandemie – in Zeiten des `Social Distancing´ sind zufällige, wie auch geplante

„DER SOZIALE RAUM ALS GEORDNETES DURCHEINANDER“ (Reutlinger; 2007)

Der städtische Raum, das von Menschen konstruierte Gesamtgefüge, versteht sich als sozialer Raum. Das Gesamtgefüge ist jedoch durch strukturelle Ungleichheiten, das Zusammenspiel mit Bewegung und Veränderung und individuelle Interaktionen geprägt. Wie Reutlinger ihn bereits beschrieben hatte:

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Es stellt sich somit die Frage: Wie kann der Sozialraum `Stadt´ gefasst und definiert werden, ein Abbild des Sozialraumes und die Seinsweise des sozialräumlichen bestimmt werden ? (cf.

Reutlinger; 2007) Das komplexe Zusammenspiel von strukturellen wie räumlichen Bedingungen und Individuen lässt einen diversen Raum entstehen, der als Einheit für städtische Bereiche dient. Die territoriale und quantifizierbare Raumeinheit wird zumeist für Betitelung von Quartieren oder städtischen Gebieten genutzt. Dennoch unterliegt diese zunehmend dem gesellschaftlichen Veränderungsprozessen. Was zuvor als fester Bestandteil und Orientierungspunkt im Prozess galt, wird neu hinterfragt und bestimmt. Es entsteht ein sogenannter `spatial turn´ (Reutlinger; 2006) und eine Neuordnung der räumlichen Bedingungen und Gegebenheiten. Somit stellt sich erneut die Frage; Welche Qualitäten und Eigenschaften muss ein Sozialraum vorweisen, um als solcher verstanden zu werden? In welcher Abhängigkeit steht das territoriale Raumverständnis zum gesellschaftlichen, politischen, ökonomischen und ökologischen Wandel. „CITIES SHOULD OPEN UP OPPORTUNITIES, CONNECT PEOPLE TO NEW PEOPLE, FREE US FROM THE NARROW CONFINES OF TRADITION.” (Sennett; 2018) Der Kultursoziologe Richard Sennett spricht sich hiermit für eine Form der Urbanität und Vernetzung aus, die Begegnungen untereinander ermöglicht und fördert. Denn, nur wenn ein Sozialraum entsteht, der es ermöglicht, dass Menschen unterschiedlicher sozialer Schichten, Herkunft, Religionen und politischer Ansichten miteinander in Kontakt treten, kann die Angst und Distanz dem anderen gegenüber weichen und eine friedliche Koexistenz oder gar ein Miteinander ermöglicht werden. Der Sozialraum steht demnach in stetiger Abhängigkeit der sozialen Gegebenheiten.

Das Konzept einer offenen Stadt kann somit ein hilfreiches Mittel der Interaktion und Kommunikation für eine funktionierende Stadtgemeinschaft und gleichsam die Grundlage für ein intaktes Stadtgefüge sein. Durch die Betrachtung der sozialen Strukturen und gestalterischen wie funktionellen Anpassungen kann so ein neues soziales Raumbild entstehen, das den gesellschaftlichen Anforderungen gewachsen ist.

4.2.3 DRITTE ORTE `Dritte Orte´ (Oldenburg; 1999) sind bedeutende Strukturen von gesellschaftlichen Abläufen und Miteinander. Die Kategorisierung von Dritten Orten ist nach Oldenburg durch unterschiedliche Eigenschaften zu charakterisieren. Zunächst muss es sich um neutralen Boden handeln, der zugänglich ist und an dem alle gleich sind. Außerdem sollte die Konversation und der Austausch die Hauptaktivität sein und spielerische Stimmung herrschen. Es sollte sich wie ein zweites Zuhause anfühlen, das schlicht und zurückhaltend ist. Weiter sind vor allem Stammgäste wichtig und die heilsame Wirkung gegenüber Stress (cf. Oldenburg; 1999).

Beispiele für `Dritte Orte´ sind Kultureinrichtungen, Bibliotheken, oder das Büdchen von nebenan.

“WE ARE AN OPEN MIXING PLACE FOR THE GENERAL PUBLIC, BUT WE ARE STRONGLY COMMITTED TO BRINGING TOGETHER PEOPLE WHO MAY NOT NORMALLY SPEND TIME TOGETHER IN THE HOPE THAT THEY WILL BECOME FRIENDS, SEEKING DEEPER RELATIONSHIPS WITH EACH OTHER AND WITH THE COMMUNITY. “ (Oldenburg; 1999) Dritte Orte sind demnach nicht nur wesentlicher Bestandteil von alltäglichen Strukturen, die Auswirkungen auf soziale Interaktion, das Miteinander und die psychische Gesundheit haben, sondern haben auch eine hohe gesellschaftliche Relevanz und kulturelle Bedeutung. Sie fördern den Austausch und das Miteinander, was letztlich Bürgergemeinschaft demokratisch erlebbar macht. Zumeist sind sie nicht bewusst als `Dritte Orte´ initiiert und geplant, sondern folgen eigenen Nutzungsbestimmungen, die im Laufe der Zeit und durch gesellschaftliche Anerkennung und Nutzung sich zu einem `Dritten Ort´ transformieren und etablieren. Um dennoch die Möglichkeit gewährleisten zu können, `Dritte Orte´ in ein Stadtgefüge und gleichsam in die Stadtgemeinschaft etablieren zu können, gilt es somit eine planerische Grundlage zu gestalten, die weiteres Wachstum, Anpassung, persönliche Interaktion und Mitwirkung nicht nur gewährleistet, sondern fördert. „DRITTE ORTE ALS ZWEITE HEIMAT – DAS IST DIE GESELLSCHAFTSPOLITISCHE MÖGLICHKEIT DER BEGEGNUNG IM ÖFFENTLICHEN RAUM.“ (Kutz, Haist; 2020) Wie auch in anderen Lebensbereichen wirkt sich auch hier die aktuelle Covid Pandemie verstärkt aus. Die selbstverständliche Nutzung von Dritten Orten wird durch die anhaltenden Regulie-

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rungen und Maßnahmen erschwert und der öffentliche wie soziale Raum bleibt unbespielt. Das gewonnene Social Distancing (cf. Kutz, Haist; 2020) verändert somit nicht nur gesellschaftliche Strukturen und führt zur sozialen Isolation, sondern spiegelt sich auch in den leeren, städtischen Strukturen wider. Urbane Zentren, als Fläche des Miteinander, des Austausches und Dialogs werden somit in ihrer Funktionsfähigkeit gestört und können demnach nur bedingt funktionieren. Es gilt neue integrative Konzepte zu gestalten, die Zentren transformativer, zukunftsfähiger und resilienter (cf. Egeland, Carlson, Sroufe; 2009) gestalten.

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4.3 TRANSFORMATION DES URBANEN RAUMS

4.3.1 DIE ENTWICKLUNG DER STÄDTE UND DES STADTBILDES Was kann und soll eine Stadt heute leisten? Wie können städtische Strukturen transformativ gestaltet werden, sodass eine natürliche Genese nicht zu baulicher wie struktureller Überforderung führt, sondern einen adaptiven Prozess ermöglicht? Hierzu gilt es zu untersuchen was ist Stadt, welche Funktionen und Nutzungen gibt und braucht es? Wie haben sich Städte strukturell entwickelt, wie werden sie sich weiterentwickeln und welche Rolle trägt dabei der Mensch?

Städte sind Konstellationen aus unterschiedlichen räumlichen Bedingungen, die von Menschen geplant und gebaut sind, umgeben oder begleitet von Natur. Städte unterliegen und sind gleichsam die Spielstätte des ökonomischen, ökologischen, politischen wie gesellschaftlichen Wandels der Zeit. Dies vollzieht sich jedoch stets in unterschiedlichen Intensitäten, räumlichen Ausmaßen und Abhängigkeiten. Die Stadt als Bündelung interdisziplinärer Nutzungen ist durch unterschiedliche Funktionen, Elemente, Abläufe und Nutzer definiert. Diese gestalten und bespielen den Stadtraum in unterschiedlichen Intensitäten und Diversitäten. Die prägnantesten Strukturen und Faktoren, die in einer Stadt und vor allem im innerstädtischen Gebiet zu finden sind, sind: HANDEL WIRTSCHAFT KULTUR ADMINISTRATION UND POLITIK WOHNEN UND FREIZEIT SOZIALE INTERAKTION UND MITEINANDER Durch die anhaltende Veränderung und den transformativen Prozess werden zugleich all diese Strukturen beeinflusst und eine Neugestaltung der räumlichen Bedingungen und des Anspruchs an den städtischen Raum initiiert. Zudem hat die zunehmende Verstädterung (bpd; 2017) und das anhaltende urbane Wachstum eine Geschwindigkeit und räumliche Ausmaße erreicht, die 82

kaum zu regulieren oder gar zu kontrollieren sind. Eine natürliche Genese entsteht, die durch die Kombination aller Bestandteile ein Gesamtbild entstehen lässt. Dies kann sowohl Vor- als auch Nachteile entstehen lassen. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen von 2018, leben bereits 2050 68% der stetig wachsenden Weltbevölkerung in urbanen Räumen. (United Nations; 2018) Demnach wird der Anspruch an den urbanen Raum nicht nur weiter wachsen, sondern außerdem eine zunehmende Komplexität hervorrufen.

Städte und urbane Räume stehen vor allem für ihre Diversität, Multifunktionalität, Anonymität, Flexibilität und das breite wirtschaftliche, kulturelle, sowie Bildungs- und Freizeitangebot.

Diese Merkmale sind jedoch in ihrer Qualität und Gewichtung abhängig von der individuellen Wahrnehmung und persönlichen Empfindung des Betrachters. Geprägt von eigenen Erfahrungen, Empfindungen, Vorstellungen und Erwartungen gegenüber einem Ort, kann somit ein individuelles Verständnis und Raumbild erzeugt werden. Dennoch, das romantische und vitale Stadtbild, was als solches besteht, mit belebten und vollen Zentren, gibt es vielerorts nicht mehr. Nicht nur die Veränderungen von städtischen und räumlichen Bedingungen, sondern auch soziologische, ökonomische und ökologische Transformationen prägen das Raumbild durch Neuerungen und Anforderungen. Diese Veränderungen und Anpassungen vollziehen sich stehts simultan zu den politischen und gesellschaftlichen Ansprüchen. Das Stadtbild als wirtschaftliches, wie politisches Zentrum untersteht somit dem anhaltenden Wandel. War es zunächst Handelszentrum und ausschlaggebend für die politische und wirtschaftliche Stabilität der Region, ist es nun eine Bündelung von Funktionen, Nutzungen und Experimentierfläche von Raum-, Nutzungs- und Lebenskonzepten.

Die Wahrnehmung und Nutzung von urbanen Gebieten und Zentren ist stets in Abhängigkeit der Lage, Umgebung und Größe zu betrachten. Die Frequentierung und Bespielung der urbanen Räume sowie die Nutzung durch Interaktionen und Bewegungsabläufen – gemeinschaftlich oder individuell - sind zudem dependent der angebotenen Funktionen und Nutzungen. Egal ob temporäre, fest etablierte oder neue innovative Abläufe und Nutzungen, die Bündelung der Diversitäten lässt so ein individuelles, einzigartiges Raumbild entstehen. Das Gestalten, Formen, Prägen und Bespielen der urbanen Flächen wird bewusst, wie unbewusst durch die nutzenden Akteure vollzogen. Der menschengeformte Raum `Stadt´, als natürliche Umgebung ist somit gleichsam eine Spiegelung des gesellschaftlichen Bildes.

4.3.2 VERÄNDERUNG VON HANDELS- UND SOZIALSTRUKTUREN Urbane Räume entstehen und funktionieren in Abhängigkeit ihrer oder anliegender Nutzungen sowie durch die Interaktion der Nutzer mit dem Raum selbst. Daher ist es wichtig die Veränderung der Handels- und Sozialstrukturen zu untersuchen. Die Funktion Handel ist immer noch ein wichtiges Element im urbanen Raum.

Sie ist nicht nur entscheidend für die Frequentierung, Nutzung und Bespielung, sondern bietet außerdem Grund, den Ort aufzusuchen, wahrzunehmen und zu durchwegen. In Abhängigkeit der unterschiedlichen Handelsformen, wie Banken- und Kreditwesen, Freier- und Warenhandel sowie landwirtschaftlicher Handel, sind unterschiedliche Veränderungen räumlich wie strukturell zu vermerken. Geprägt und geformt von diversen Krisen und Reformen müssen sich Handelsstrukturen stetig anpassen, verändern und auf die Bedürfnisse der Nutzer sowie die Veränderung der Sozialstrukturen eingehen. Die Sozialstrukturen dagegen, sind Indikator und Auslöser für wirtschaftliche Veränderungen und Anpassungen. Ungeachtet der sozialen Ungerechtigkeiten und Chancengleichheiten haben sie einen starken Einfluss auf die unmittelbaren räumlichen wie infrastrukturellen Bedingungen. So verändert sich mit ihnen auch die Anforderungen an die räumlichen wie funktionellen Gegebenheiten. Die Untersuchung der Veränderung von Handels- und Sozialstrukturen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse können Auskunft darüber geben welche Strukturen funktionieren und wie diese miteinander interagieren und kooperieren.

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•

DIGITALISIERUNG – die zunehmende Digitalisierung hat weitreichende Folgen für Handels- als auch Sozialstrukturen. Die Neuerungen des Kaufverhaltens und die Verlagerung des Handels in das Onlinegeschäft generieren neue Strukturen, die unabhängig von räumlichen Gegebenheiten oder Interaktionen ablaufen und funktionieren. Die dadurch wachsende Anonymität und der Verlust von alltäglichen Begegnungen können dabei nicht nur weitreichende Auswirkungen auf die eigene psychische Gesundheit haben, sondern auch auf die Gemeinschaft und das soziale Miteinander.

GLOBALISIERUNG – längst sind Handels- und Wirtschafts-

strukturen von einer lokalen auf eine globale Ebene gewachsen. Das Überangebot, die Variantenvielfalt sowie die stetige Geschwindigkeit und Prozessweise lassen eine hohe Komplexität und wirtschaftliche Abhängigkeit entstehen.

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WIRTSCHAFTLICHE STABILITÄT – waren zunächst wirtschaftliche Handelsstrukturen lokal und regional geprägt, sind sie mittlerweile global vernetzt und stehen in einer stetigen Abhängigkeit zum internationalen Markt. Vom lokalen Kleinstbetrieb, der als Zulieferer dient, bis hin zum Großkonzern, der lokal ansässig, jedoch international aktiv ist. Die weitreichenden wirtschaftlichen wie sozialen Ausmaße und Abhängigkeiten können die lokale wirtschaftliche Stabilität stark beeinflussen. Auch die Sozialstrukturen sind durch die zahlreichen Arbeitsplätze - die vom Gesamtbild und -erfolg abhängig sind, eng mit den wirtschaftlichen Strukturen vernetzt. Die wirtschaftliche Stabilität und Erfolg haben somit nicht nur unmittelbaren ökonomische, sondern auch gesellschaftlichen und wiederrum räumlichen Einfluss.

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KRISEN – bereits durch vorangegangene Krisen und verstärkt durch die aktuelle Covid Pandemie werden Missstände, Problemstellungen und Ungleichheiten besonders in den Handels- und Sozialstrukturen verdeutlicht. Vor allem das Ausbleiben des sozialen, öffentlichen Raums und die fehlende alltägliche Interaktion verstärken die bereits strapazierte Gesamtsituation.

„YOU NEVER WANT A SERIOUS CRISIS TO GO TO WASTE” (Emanuel Rahm; Wall street journal 2008).

Gemäß diesem Motto, gilt es die unmittelbaren und langfristigen Folgen und Auswirkungen zu analysieren und zu nutzen, um gleichsam zur Stärkung der eigenen Resilienz beitragen zu können.

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RÄUMLICHES AUSMASS – durch den zunehmenden Onlinehandel und den damit verbundenen Flächenanspruch und die hohen Mieten in den Zentren verlagern sich zumeist Laden- und Gewerbeeinheiten von innerstädtischen Bereichen in günstigere Gewerbe- und Lagereinheiten. Diese Abwanderung lässt großflächige, monofunktionale Gewerbegebiete an den Stadträndern und verlassene, ungenutzte Stadtzentren entstehen.

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VERÄNDERUNG DER BEWEGUNGSABLÄUFE – nicht nur durch die anhaltende Pandemie, sondern bereits zuvor wurden innerstädtische Gebiete nicht mehr durch stetigen 83

Publikumsverkehr belebt. Die Abwanderung und der Verlust des Handels in zentralen Gebieten können nicht nur zum Verlust der eigenen Identität, sondern auch zur Veränderung von Tages- und Bewegungsabläufen und somit zu weitreichenden räumlichen wie gesellschaftlichen Herausforderungen führen.

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ERLEBNISKULTUR – nicht nur der Einzel- und Warenhandel, sondern in vielen unterschiedlichen Geschäfts- und Wirtschaftszweigen werden die Konzepte des Einkaufs und Vertriebs immer mehr auf eine Erlebnis-Kultur ausgelegt.

Das bloße Anbieten von Waren oder Dienstleistungen reicht längst nicht mehr aus. Der Kunde möchte sowohl weitreichend über die angebotenen Produkte informiert werden, als auch das notwendige mit einem angenehmen Erlebnis verbinden. So werden monofunktionale Großraumkonzepte durch interaktive, multifunktionale und transformative Flächen, die individuelle Möglichkeiten bieten, abgelöst.

TREND `LOKAL´- vor allem der gesellschaftliche Wandel, bzw. das Bewusstsein der Menschen gegenüber ihrer eigenen Umgebung und ihrer Mitmenschen beeinflusst sowohl Handels-, als auch Sozialstrukturen. Das Kaufverhalten und das Bewusstsein ändern sich drastisch. Der Wunsch nach einem Überangebot, nach ständig verfügbaren, diversen Waren und Angeboten geht zurück zu einem lokalen Bewusstsein und zur Stärkung der eigenen Region und Identität. `Buy local´, gilt längst nicht mehr als Werbespruch für nachhaltige Qualitätsprodukte, sondern wird regelrecht zum Lebensstil. Der Wunsch nach individuellen Produkten mit Alleinstellungsmerkmal stärkt den Trend `back to basic´ und verstärkt den Bedarf an ursprünglichen Laden- und Handelskonzepten mit persönlicher Interaktion.

SOZIALSTRUKTUREN - Zentren bilden durch ihren Reichtum an diversen Handels- und Sozialstrukturen Schlüsselräume für soziale Interaktion. Sowohl soziale Ungleichheiten als auch die Veränderungen der Handels- und Sozialstrukturen sind somit nicht nur unmittelbar erkennbar, sondern können aktiv beobachtet und beeinflusst werden. Negativentwicklungen, mögliche Problemstellungen und Störfaktoren können somit frühzeitig erkannt und aktiv bearbeitet werden.

Um diesen Vielfältigen und weitreichenden Ansprüchen gerecht werden zu können, muss der städtische Raum synergetisch und flexibel mit Handels- und Sozialstrukturen gestaltet werden, um etwaigen Veränderungen gewachsen zu sein und gleichzeitig 84

anpassungsfähig gegenüber zukünftigen Veränderungen zu bleiben.

4.3.4 HERAUSFORDERUNGEN UND POTENTIALE Die Transformation der urbanen Räume im städtischen Gebiet ist ein kontinuierlicher Prozess, der durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst und vorangetrieben wird. In Folge der Einflüsse durch die Globalisierung, wachsende Wissensgesellschaft, Regionalisierung der Politik und dem demographischen Wandel erlangen Städte neue Aufmerksamkeit. (cf. Fürst; 2012) Die steigende Frequentierung, der gesellschaftliche, politische, wie ökonomische und ökologische Wandel tragen dazu bei, dass urbane Räume vor individuelle Herausforderungen gestellt werden, aber zugleich neue Potentiale entstehen. Das Voranschreiten der Digitalisierung, die Folgen der anhaltenden Globalisierung, die Veränderung sozialer Strukturen und das neue Bewusstsein der Menschen gegenüber ihrer eigenen Umwelt sowie klimatische Veränderungen stehen übergreifend für die diversen Neuerungen und Ansprüche. Je nach Region, Größe, Konfiguration und räumlichen Gegebenheiten der urbanen Strukturen sind individuelle Herausforderungen und Potentiale zu finden.

Herausforderungen • RESSOURCENKNAPPHEIT – Das schnelle Bevölkerungswachstum im 20. Jahrhundert und der hohe Verbrauch wie auch die Abhängigkeit von nicht erneuerbaren Energien strapaziert die natürlichen Ressourcen unseres Planeten. (cf. Trimble International; 2019) •

AUSWIRKUNGEN DES KLIMAWANDELS – durch das Konsumverhalten der Menschen und die Strapazierung des Planeten sind unmittelbare klimatische Veränderungen und Folgen zu erwarten. Besonders betroffen hiervon sind städtische Räume, die durch die Belastung durch Stressfaktoren und starker Empfindlichkeit eine hohe Anpassungsfähigkeit aufweisen müssen. (cf. NASA global climate change; 2021)

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RESILIENZ - gerade durch die anhaltende globale Covid Pandemie wird die Bedeutungskraft der Resilienz besonders wichtig. Um nicht nur dieser, sondern auch zukünftiger

Krisen standhalten zu können, müssen neue, umgreifende Konzepte und Strukturen erarbeitet und integriert werden.

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VERÄNDERUNG DER BAU- UND RAUMSTRUKTUR – durch das Wachstum, jedoch auch durch die Vernachlässigung der urbanen Räume und Zentren, der damit verbundene Flächenanspruch und die Veränderungen der Planungspolitik werden neue räumliche Strukturen, Maßnahmen und Regelungen gefordert, die in bestehende Systeme integriert und miteinander verwoben werden müssen.

•

VERÄNDERUNG DER VERKEHRSSTRUKTUR – durch die Nachfrage und den Ausbau des öffentlichen Nahverkehr Netzwerks und die Integration von nachhaltigen Mobilitätskonzepten gilt es, den Flächenbedarf bzw. die Verteilung der Flächen im öffentlichen Raum zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen.

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INFRASTRUKTURELLE VERÄNDERUNGEN – die Veränderung und Verlagerung der Handelsstrukturen in den Onlinehandel hat sowohl räumliche, funktionelle als auch gesellschaftliche Auswirkungen. Es bedarf neuer transformativer Konzepte und Räume, die jeglichen Herausforderungen und Veränderungen gewachsen und anpassungsfähig sind. Gerade im Bereich der Zentren besteht eine funktionelle wie wirtschaftlich starke Abhängigkeit gegenüber den Handelsund Gewerbebetrieben.

•

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WIRTSCHAFTLICHE NEUERUNGEN – die Folgen der anhaltenden Globalisierung hat sowohl Auswirkungen auf die wirtschaftliche Abhängigkeit und Beständigkeit von lokalen Betrieben und der Stadt selbst als auch auf die räumlichen Strukturierungen durch veränderte Flächenansprüche. Es entstehen zumeist monofunktionale Gewerbegebiete, ausgelagert an die Stadtränder. Diese räumlichen Neuerungen haben sowohl weitreichende Konsequenzen für die Diversität und Vitalität von innerstädtischen Bereichen als auch für Bewegungsabläufe und demnach Bespielungen der Räume im Alltag.

BEVÖLKERUNGSBEWEGUNG – durch das breite wirtschaftliche wie Bildungs- und Freizeitangebot zieht es immer mehr Menschen in die Großstadt und das Umland.

Gerade in kleineren bis mittelgroßen Städten ist es somit essentiell, die eigene Identität sowie das Angebot zu stärken und nachhaltige Strategien zu entwickeln, um langfristig Abwanderungen zu verhindern und gleichsam die Qualität und das Angebot steigern zu können.

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SOZIALE UNGERECHTIGKEIT – begleitend des Bevölkerungswachstums wächst auch die soziale Ungleichheit.

Städtische Strukturen begünstigen bestimmte sozioökonomische Bevölkerungsgruppen und verwehren gleichsam schwächeren Gruppen den Zugang. Eine ungleiche soziale Verteilung sog. (Klassen-)Lagen entstehen, die eine Hierarchie der Sozialstrukturen einer Gesellschaft entstehen lässt. (cf. Kemper; 2018)

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ANONYMITÄT UND FEHLENDE GEMEINSCHAFTEN – durch das schnelle Wachstum und die hohe Frequentierung der urbanen Räume erschwert sich der Erhalt der eigenen `Stadt-Identität´ und das Bewahren bzw. Erzeugen eines Gemeinschaftsgefühls. Dabei bietet das immaterielle `Zugehörigkeitsgefühl´ sowohl idealistische als auch ökonomische Vorteile und Chancen.

Potentiale •

HANDLUNGSBEDARF – der dringende Handlungsbedarf und die allgemeine Präsenz der einzelnen Problemstellungen zwingt die Akteure zur aktiven Mitarbeit und fordert schnelle, effiziente und nachhaltige Lösungen.

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REGIONALE STÄRKUNG - durch die Stärkung und Kooperationen einzelner Akteure und Städte in einer Region kann eine gesamträumliche Strategie entwickelt werden, von der sowohl wirtschaftlich als auch gemeinschaftlich profitiert und die lokale Identität gestärkt werden kann. Weiter können so Ideen, Erfahrungen und Wissen ausgetauscht werden, wodurch effiziente und qualitative Prozesse entstehen können.

•

RÄUMLICHE REORGANISIERUNG – durch die notwendigen Neustrukturierungen und Neugestaltungen der urbanen Räume können neue innovative Konzepte und Zukunftsvisionen in den Planungsprozess integriert und somit kollektive Raumbilder erzeugt werden. Somit kann der öffentliche Raum den Ansprüchen der Zeit angepasst werden und durch das Integrieren von temporären Nutzungen wie das auch das Überdenken von konventionellen Raumbildern können zukunftsfähige, transformative Räume entstehen.

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INFRASTRUKTURELLE NEUERUNGEN – um eine möglichst hohe Resilienz gewährleisten zu können, müssen neue Konzepte für transformative und interaktive Räume gestaltet und integriert werden. Durch eine multifunktionale und diverse Mischung von Nutzungen und Funktionen kann somit nicht nur das Angebot erweitert und die lokale Identität 85

und Perspektive gestärkt werden, sondern auch wirtschaftliche Stabilität und Unabhängigkeit generiert werden.

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WIRTSCHAFTLICHE CHANCEN - durch neue wirtschaftliche Kooperationen und Interaktionen kann sowohl die lokale Identität gestärkt werden und somit eine Steigerung des wirtschaftlichen Wachstums erreicht werden, als auch eine Unabhängigkeit bzw. Beständigkeit auf dem globalen Markt erlangt werden. Weiter können so interaktive und interdisziplinäre Zusammenarbeiten entstehen, die ein Alleinstellungsmerkmal und Vorteile für die gesamte Region generieren.

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MOBILITÄTSWENDE - durch die Implementierung neuer Mobilitätskonzepte und die Neugestaltung der Verkehrsorganisation kann der private wie ruhende Verkehr und der damit einhergehende Flächenanspruch im Stadtraum reduziert werden. Dies ist nicht nur zum Vorteil der klimatischen Veränderungen und führt zur Steigerung der Attraktivität, sondern ermöglicht gleichzeitig die Umnutzung und Bespielung der freien Flächen als öffentliche Gemeinschaftsräume. (cf. Agora Verkehrswende; 2021)

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NEUERFINDEN DES `STADTBILDES´ - durch die Integration innovativer Ideen, Zukunftsvisionen sowie nachhaltiger Strategien und Konzepte können neue qualitative Möglichkeiten im Stadtraum geschaffen und integriert werden und somit ein neues Raumbild entstehen. Ein Überdenken der räumlichen Hierarchien, ihrer Qualitäten und Nutzungen kann somit zu einem neuen Verständnis des Stadtbildes führen.

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FLEXIBILITÄT – der dringende Handlungsbedarf sowie die gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse plädieren für eine höhere Flexibilität im öffentlichen Raum. Das konservative städtische Modell soll somit anpassungsfähig und gleichzeitig resilienter für die anhaltenden Veränderungen gestaltet werden. Dies ermöglich mehr Spielraum für Experimentierflächen, partizipative Prozesse und innovative Konzepte, die multifunktional und dimensional den Stadtraum bespielen.

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BEWUSSTSEIN – das neue Bewusstsein der Menschen gegenüber ihrer eigenen Umwelt und ihrer Mitmenschen führt zumeist zu höherem Engagement, partizipativer Teilhabe und dem Wunsch nach Mitwirkungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten. Dadurch können Prozesse und Neuplanungen nutzerorientiert und nachhaltig gestaltet werden und das Integrieren von neuen Raumformen und -qualitäten

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ermöglicht werden.

4.4 INNENSTADTENTWICKLUNGSKONZEPTE UND STRATEGIEN

4.4.1 KOMMUNALUMFRAGE „ZUKUNFT. INNENSTADT. NORDRHEINWESTFALEN.“ Im Sommer 2020 hat das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen eine Kommunalumfrage zu dem Thema Zukunft der Innenstädte und Zentren unter den 396 Städten und Gemeinden durchgeführt, 268 Städte nahmen daran teil. Ziel war es ein Stimmungsbild abrufen zu können und Einschätzungen der Kommunen über öffentliche Handlungsschwerpunkte heute und in Zukunft zu gewinnen.

Die Umsetzung und Durchführung erfolgte im Auftrag des Ministeriums durch das ILS- Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalens. 68 % der insgesamt 396 angefragten Städte und Gemeinden des Landes beteiligten sich an der Umfrage `Zentren´. Der Befragungszeitrum fand von Juli 2020 bis August des gleichen Jahres statt. Die Befragung wurde sowohl postalisch als auch durch einen online Fragebogen durchgeführt und konnte mit einer Rücklaufquote von 68% realisiert werden. Die im Vergleich hohe Rücklaufquote kann sowohl auf die Dringlichkeit des Themenbereiches als auch auf die aktuelle Covid-Pandemie zurückgeführt werden. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden in zehn Punkten bzw. Handlungsfelder zusammengefasst: •

Zentren als Orte der Identifikation. Die Bürger*innen identifizieren sich überwiegend über das Zentrum der Stadt/Gemeinde.

•

Multifunktionalität. Anerkennung der Zentren als Ort der Multifunktionalität: Neben Einzelhandel gibt es auch weitere Angebote der Gastronomie, Medizin, Freizeit, Kultur, Tourismus und Dienstleistungen.

•

Multimodalität. Die Erreichbarkeit der Zentren ist nicht mehr nur abhängig vom PKW-Verkehr. Neben dem Ausbau für Fuß- und Radverkehr wird auch die Integration von öffentlichen und neuen Verkehrsmitteln bedeutsam.

•

Neue Komplexität. Die Einschätzung der unterschiedlichen Faktoren zeigt eine hohe Komplexität in der Bedeutung, Nutzung und dem Verständnis von Zentren auf.

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Wandel des Handels als Herausforderung für Zentren. Das Auftreten von drei Trends, der Rückgang der Umsätze im stationären Einzelhandel, Aufgabe von inhabergeführten Einzelhandelsbetrieben ohne Nachfolge und fehlende Ankergeschäfte bzw. die zunehmende Aufgabe von Anker-Geschäften stellt die Zentren vor besondere Herausforderungen.

•

Instrumentarium neu ausrichten. Die Ausrichtung von Einzelhandels- und Zentrenkonzepte muss synergetisch mit den neuen Verkehrs- und Mobilitätskonzepten sowie digitalen Maßnahmen neu überdacht werden.

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Erreichbarkeit neu denken. Die Erreichbarkeit sowie Aufenthaltsqualität der Zentren muss zusammen bedacht und entwickelt werden. Zudem ist eine Stärkung des Fuß- und Radverkehrs besonders wichtig.

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Umbau für Nutzungsmix. Verschiedene Nutzungen, die für die Frequentierung und Belebung sorgen, sind besonders geeignet für die Zentren. Teilweise kann dies nach Standort, je nach Umfeld auch für Wohnnutzungen gelten.

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Coronakrise und Zentren. Die grundlegenden Ziele wie städtebauliche Dichte, Mischung und Lebendigkeit überdauern auch großen Auswirkungen durch die Coronakrise.

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Finanzmittel und Know-how. Die Kommunen wünschen sich Unterstützung durch schnelle und flexible Finanzmittel, sowie die Unterstützung durch Know-how, um die Zentrumsentwicklung voranzutreiben.

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Weiterentwicklung von Gesetzen. Die Kommunen wünschen die Anwendung der städtebaulichen Gebote. Das Vorkaufsrecht, besondere Bodenrecht und eine aktive Boden-, sowie Liegenschaftspolitik soll zudem die kommunale Handlungsmöglichkeiten zur Steuerung der Zentrenentwicklung stärken.

Die durchgeführte Umfrage hilft dabei, die Bedürfnisse der Stadtgemeinschaften und Kommunen besser zu verstehen und gleichzeitig zukunftsfähige Ideen und Konzepte zu entwickeln. Die Zentren stellen das Gesicht, Herz und die Identität der Stadtgemeinschaft dar. Dennoch stehen sie vor diversen Herausforderungen und müssen sich vielfältiger aufstellen, um 87

attraktiv und stabil zu bleiben. Identitäten müssen geschaffen oder gestärkt und Begegnungs-, wie auch Bespielungsräume gestaltet werden. Die deutliche Veränderung und Anpassung der Einschätzung der Kommunen über wichtige Zukunftsfaktoren zeigt außerdem, dass gemeinschaftliche wie nachhaltige Themenbereiche in den Vordergrund treten. So löst Sauberkeit und Sicherheit den Zukunftsfaktor Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Auto als wichtigster Zukunftsfaktor ab. Darauf folgt die Diversität der Zentren. So gewinnen Funktionen wie Gastronomie, Freizeit, Kultur, Tourismus, Dienstleistungen und medizinische Versorgung gegenüber der Handelsfunktion an Bedeutung. Dies zeigt zudem, dass nicht nur Multifunktionalität und Diversität in den Zentren gefragt und gefordert wird, sondern auch der Wille nach dem gemeinsamen und gemeinschaftlichen Handeln. Partizipative Prozesse werden benötigt, die aktiv die Bevölkerung integriert und mit ihr interagiert. (cf. mhkbg.nrw; 2020)

4.4.2 STÄDTEBAUFÖRDERUNG IN NORDRHEINWESTFALEN Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen hat neben der Durchführung von Studien zur Städtebauförderung, Programme und Förderungen entwickelt, die dabei helfen sollen, Städte in Nordrhein-Westfalen (NRW) in ihrer Neustrukturierung zu unterstützen. Hauptziel der Förderung ist dabei die Gestaltung und Stärkung `Lebendiger Zentren´, `Sozialer Zusammenhalt´, `Wachstum und Erneuerung´. (mhkbg.nrw; 2021) Diese Leitthemen bilden nicht nur den Leitfaden der Entwicklungsprojekte, sondern bieten auch Spielraum und Flexibilität für die unterschiedlichen Herausforderungen und Bedürfnisse der jeweiligen Standorte.

Die Herausforderungen sind individuell in ihrer Thematik und Intensität je nach Standorten, jedoch lässt sich übergreifend die Problemstellung des beschleunigten Funktions- und Attraktivitätsverlustes in den innerstädtischen Bereichen feststellen. Dies ruft dringenden Handlungsbedarf in Form von Qualitätsverbesserungen des öffentlichen Raums sowie der Infrastruktur hervor.

88

Förderfähige Gesamtmaßnahmen der Städtebauförderung sind: •

Vorbereitung der Gesamtmaßnahmen einschließlich Erarbeitung integrierter städtebaulicher Entwicklungskonzepte

•

Maßnahmen des Klimaschutzes zur Anpassung an den Klimawandel und zur Verbesserung der grünen Infrastruktur

•

Bau- und Ordnungsmaßnahmen

•

Maßnahmen zur Aufwertung des öffentlichen Raums

•

Maßnahmen zur Revitalisierung von Brachflächen

•

Maßnahmen des städtebaulichen Denkmalschutzes zum Erhalt und zur Sicherung des bau- und gartenkulturellen Erbes sowie stadtprägender Gebäude

•

Maßnahmen zur Sicherung der Daseinsvorsorge

•

Maßnahmen der Barrierefreiheit

•

Maßnahmen zum Einsatz digitaler Technologien

•

Quartiersmanagement

•

interkommunale Maßnahmen

•

Maßnahmen zur Steigerung der Baukultur, vor allem Planungs- und Prozessqualität

•

Maßnahmen mit hohem Innovations- und Experimentiercharakter

• Beteiligung und Mitwirkung von Bürger*innen (mhkb.nrw; 2020) Neben räumlichen Zielen ist jedoch auch die Stärkung und Teilhabe des gesellschaftlichen Lebens sowie der soziale Zusammenhalt ein wichtiges übergeordnetes Ziel der Förderung.

Weiter sind Maßnahmen zur Aufwertung der öffentlichen Räume, zur Verbesserung des Sicherheitsgefühls und der Aufenthaltsqualität wichtige Fokusthemen. Die diversen `Bund-LänderProgramme´ (mhkbg; 2021) bieten durch die unterschiedlichen Programmschwerpunkte viele Möglichkeiten auf die individuellen Bedürfnisse und Handlungserfordernisse der einzelnen Städte in NRW einzugehen. Somit können durch die finanzielle Förderung städtebauliche, ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Revitalisierung gewährleistet und unterstützt werden. Neben der Reaktivierung und Neuinszenierung der Region entsteht somit ein interdisziplinäres Netzwerk, das die lokale Identität und den Austausch untereinander stärken soll.

4.4.3 „ZUKUNFT. INNENSTADT. NORDRHEINWESTFALEN.“ Da Handlungserfordernisse in Städten, vor allem im innerstädtischen Bereichen, ersichtlich waren und sich weitere Funktionsverluste und die Beschleunigung des Prozesses aufgrund der anhaltenden Covid Pandemie abzeichnete, gestaltete die Landesregierung Nordrhein-Westfalen (NRW) im Jahr 2020 in Zusammenarbeit mit diversen Kooperationspartnern aus Nordrhein-Westfalen die Landesinitiative ‚Zukunft.Innenstadt.Nordrhein-Westfalen´. Da das Land NRW den Einzelhandel mit einem Jahresumsatz von rund 98 Millionen Euro (mhkbg.nrw; 2020) als einen der wichtigsten Arbeitgeber und Nachwuchsförderer des Bundeslandes sieht, wurde das Sofortprogramm zur Unterstützung der Innenstädte und Zentren initiiert, um unter anderem der wachsenden Leerstandsquote von einem Mittelwert von etwas mehr als 10% (mhkbg.nrw; 2021) entgegenzuwirken. Weiter zeichnete sich eine Schließungswelle von Einzelhandel, Gewerbe und Gastronomie ab, die mehr denn je die Handlungserfordernisse der Städte verdeutlichte, sich als multifunktionale Orte neu zu erfinden. Als Gesicht und Herz der Stadt und Gemeinschaft müssen die Zentren davor geschützt werden vernachlässig und verlassen zu werden. „ES GILT, EINE HOCHWERTIGE STADTPLANUNG, EINEN GUTEN STÄDTEBAU UND DIE ERREICHBARKEIT ZU STÄRKEN, DIE ZUM WOHLERGEHEN ALLER BEITRAGEN. SO KÖNNEN KOMPAKTE, SOZIAL UND WIRTSCHAFTLICH GEMISCHTE STÄDTE MIT GUT AUSGEBAUTEN INFRASTRUKTUREN UND EINEM GESUNDEN STADTKLIMA ENTSTEHEN, DIE DEN MENSCHEN DIE MÖGLICHKEIT ZUR IDENTIFIKATION BIETEN.“ (mhkbg.nrw; 2021) Hierfür wurden rund 70 Millionen Euro für das Sofortprogramm `Nordrhein-Westfalen-Programm´ durch die Landesregierung zur Verfügung gestellt. Grund war sowohl der Wandel des Handels und die Beschleunigung durch die Covid Pandemie, die neue Transformation des `Marktplatz Innenstadt´ mit all seinen Qualitäten als auch die Gestaltung eines pro-aktiven Programms zur Stärkung des Transformationsprozesses. Erarbeitet wurden

vier Interventionsfelder als übergeordnete Leitideen: •

Die vorübergehende Anmietung leerstehender Ladenlokale durch die Kommunen zur Etablierung neuer Nutzungen wirkt kleinteiligen Leerständen entgegen.

•

Die aktuell von Filialschließungen großer Warenhäuser betroffene Städte und Gemeinden werden gestärkt, um durch die Konzentration von Immobilien-Knowhow gegenüber den Eigentümer*innen auf Augenhöhe agieren und Nachnutzungsperspektiven entwickeln zu können.

•

Leerstehende Einzelhandelsimmobilien werden oft Gegenstand von Immobilienspekulationen. Den Kommunen wird der Zwischenerwerb von Gebäuden ermöglicht, um die Verfügungsgewalt über die Objekte zu erlangen

•

In Folge von massivem Leerstand ist ganz konkret zu prüfen und zu entscheiden, ob die Konzentration von Handelslagen erforderlich ist und, wenn ja, wo diese räumlich sattfinden soll. Hier helfen Beratungs- und Planungsangebote, ein Zentrenmanagement anzustoßen und den Aufbau eines Verfügungsfonds vorzubereiten. (cf. mhkbg.nrw; 2020) Das Sofortprogramm ermöglicht sowohl rasches Handeln und zugleich Handlungsfreiheit für die Kommunen, wodurch jeder seinen individuellen Herausforderungen gerecht werden kann, egal ob es sich um Anmietung, Ankauf, Verhandlung mit Eigentümer*innen oder Erarbeitung gemeinsamer Projekte handelt.

Nach dem Beginn am 09.07.2020 erhielten rund 129 Kommunen in NRW eine Fördersumme von 40 Millionen Euro für das Jahr 2020. Durch die Förderung konnten viele unterschiedliche Projekte und Planungsansätze erstellt und initiiert werden. Die höchsten Förderungen wurden dabei für die Anmietung von kleinteiligen Leerstandsobjekten und Ladenlokalen und das Einrichten eines Zentrenmanagements vergeben. Um den vielen positiven Rückmeldungen weiter Rechnung tragen zu können, wurde die Frist zur Antragstellung für das `Sofortprogramm Innenstadt´ verlängert, um die weiteren 30 Millionen Euro beantragen zu können. (cf. mhkbg.nrw; 2021)

89

90

5 REFERENZEN

91

5.1 PROJEKTE

Abb. 38.

Impression Prinzessinnengärten. (Prinzessinnengärten -kollektiv berlin; 2021)

5.1.1 PRINZESSINNENGÄRTEN | ST. JACOBI FRIEDHOF BERLIN-NEUKÖLLN Das Projekt Prinzessinnengärten wurde 2009 am Moritzplatz, auf einer ehemaligen Brachfläche, mitten der Stadt gegründet.

Die knapp 6000 qm große Fläche bot die Möglichkeit für unterschiedliche, gemeinschaftliche Nutzungen und Partizipative sowie nachhaltige Stadtgestaltung. Konzipiert als mobiler urbaner Garten wurde nach knapp 10 Jahren ein neuer Standort bezogen.

Der Friedhof St. Jacobi in Berlin-Neukölln soll in Teilbereichen durch das Etablieren von neuen Formen des Gemeinschaftsgartens umgenutzt werden. Dies bietet die Möglichkeit den Ort als 92

öffentlich zugängliche Gemeinschaftsfläche zu etablieren. Ziel ist es, einen Gemeinschaftsgarten zum Mitgärtnern zu generieren, dessen Hauptziel das Gestalten von Bildungs- und Beteiligungsmöglichkeiten ist. Die Implementierung bietet offene Aktivitäten für alle und soll gemeinsames Ausprobieren, den Austausch von Erfahrungen sowie Wissen gewährleisten. Das Lernen über biologische Vielfalt, Stadtökologie, Klimaanpassung, Recycling und zukunftsfähige Formen städtischen Lebens gestaltet zudem eine eigene Identität des Ortes und bietet eine Plattform für die Gemeinschaft. (cf. Prizessinnengärten; 2021)

Abb. 39.

Räumliche Gliederung, Projekt Alter. (Alter Mannheim; 2021)

5.1.2 ALTER - DAS PROJEKT | MANNHEIM Das Projekt Alter wurde 2018 initiiert und auf eine Laufzeit von drei bis fünf Jahren als Zwischennutzung angelegt. Ausgezeichnet mit mehreren Preisen wurde das Projekt von der gemeinnützigen Trägerschaft (POW! e.V.) und mit viel zivilgesellschaftlichem Engagement aus dem Boden gestampft. In kürzester Zeit verwandelte sich hier ein Angst- und Problemraum in einen Ort, den die Anwohner*innen – besonders die Kinder – lieben und in ihrer Freizeit okkupieren. Unterstützt wird das Projekt durch Spenden, Kooperationspartner sowie weiteren privaten und gewerblichen Unterstützern.

Das Projekt bietet einen öffentlichen Raum mit kostenlosen Sport- und Kulturangeboten sowie einem Kiosk-Platz zum Ver-

weilen. Durch die Implementierung des Projektes konnte der Bedarf an öffentlichen Sport- und Betätigungsflächen, die gemeinschaftlich genutzt werden, gedeckt werden. Ziel war die räumliche Neugestaltung des ehemaligen Parkplatzes zur Freizeitfläche, um soziale Barrieren einzureißen und fehlende Bespielungen des Raumes zu gewährleisten. (cf. Alter ; 2021) Der besondere Fokus der Nutzergruppen liegt dabei auf Kindern und Jugendlichen. Alles unter dem Prinzip: „JEDER IST WILLKOMMEN UND NIEMAND SOLL HIER ZUM KONSUM GEZWUNGEN WERDEN. ALTER IST WEDER EXKLUSIV, NOCH GEWINNORIENTIERT.“ (Alter ; 2021) Die vorliegenden Projekte sind vor allem durch Kriterien des Miteinander geprägt. Sie werden bestimmt und gestaltet durch Partizipationsprozesse und über Initiatoren*innen ermöglicht. Die Transformation des Orts ermöglicht eine neue Wahrnehmung sowie Neuprogrammierung. Die programmatischen, baulichen sowie performativen Maßnahmen gestalten neue Begegnungsorte.

93

5.2 STRATEGIEN

Abb. 40.

Logo MIT-MACH-STADT Bandis (MIT-MACH-STADT; 2021)

94

5.2.1 „MIT-MACH-STADT BRANDIS“ Das Projekt „Mit-Mach-Stadt“ in der Stadt Brandis, Sachsen, ist eines von insgesamt neun der `Modellkommune Open Government´ Projekte. Das Projekt fand über einen Zeitraum von zwei Jahren statt und war durch die Zusammenarbeit der neun Modellkommunen aus allen Teilen Deutschlands geprägt. Das Ziel hierbei war es, die Praktikabilität und Effektivität von Open Government auf kommunaler Ebene aufzuzeigen. (cf. Stadt Brandis ; 2019) „ES GEHT UM VERÄNDERUNGEN IN DER ORGANISATIONSSTRUKTUR, UM DIE ÖFFNUNG VON GESCHÄFTSPROZESSEN, EINE OFFENERE PROJEKTARBEIT UND EINE DIALOGORIENTIERTE BÜRGERBETEILIGUNG.“ (BMI ; 2020) Untersuchungsgegenstand und Ziel war dabei die Umsetzung unterschiedlicher Perspektiven der Offenheit: •

TRANSPARENZ. Kommunales Open Government bedeutet Offenheit für das Bedürfnis und das Recht der Zivilgesellschaft, umfassend Informationen zu kommunalen Zielen, Entscheidungen und Aktivitäten zu erhalten.

•

OFFENE THEMENSETZUNG. Kommunales Open Government bedeutet Offenheit für Impulse aus der Zivilgesellschaft, um kommunale Themen zu setzen und Aktivitäten auszulösen.

•

DIALOGORIENTIERTE BÜRGERBETEILIGUNG. Kommunales Open Government bedeutet Offenheit für die dialogorientierte Beteiligung der Zivilgesellschaft an der Meinungsbildung, Entscheidung und Gestaltung kommunaler Themen und Aufgaben.

•

CO-PRODUKTION UND CO-KREATION. Kommunales Open Government bedeutet Offenheit dafür, die Erfahrungen, Kompetenzen und Ressourcen der Zivilgesellschaft in die Gestaltung und Umsetzung kommunaler Leistungen, Aufgaben und Entwicklungen einzubeziehen.

•

OFFENHEIT FÜR VERÄNDERUNG UND INNOVATION. Kommunales Open Government bedeutet Offenheit für neue Lösungen, Verfahrensweisen und Kommunikationswege in der Gestaltung und Umsetzung kommunaler Leis-

tungen, Aufgaben und Entwicklungen.

•

OFFENE DIGITALE TECHNOLOGIEN UND DATEN. Kommunales Open Government bedeutet, die Offenheit digitaler Technologien und digitaler Daten im Sinne von Gemeinwohlorientierung, Transparenz und Interoperabilität zu gewährleisten.

•

OFFENHEIT ALS ORGANISATIONSKULTUR. Kommunales Open Government bedeutet, Offenheit in der Kultur der Organisationen von Lokalpolitik und Kommunalverwaltung zu verankern und zu entwickeln. (cf. BMI; 2020) Das Resultat ist ein Ergebnisbericht in Form einer Gebrauchsanleitung für eine Utopie. Die gewonnenen Erkenntnisse, vor allem im Fall der Stadt Brandis, zeigen jedoch klar, dass der neue partizipative Ansatz und die integrative Organisationsstruktur, eine höhere Eigeninitiative und Engagement der Stadtgesellschaft fördern und dadurch knapp 30 Projekte in zwei Jahren (cf. Stadt Brandis; 2019) realisiert werden konnten. Durch die Teilhabe und Mitgestaltung konnte eine nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität sowie ein höheres Verständnis für die unterschiedlichen Akteure erzielt werden.

95

96

ZWEITER TEIL ENTWURF

97

98

6 KONZEPT

99

6.1 ÜBERGEORDNETE FRAGESTELLUNG UND METHODIK

NUTZUNG

FUNKTION

RAUM NUTZER*INNEN

Abb. 41. Übergeordnete Fragestellung und Methodik 100

TAGES- & BEWEGUNGSABLAUF

Innenstädte und Zentren stellen elementare Bereiche mit Qualitäten sowohl für die wirtschaftliche Stabilität, die lokale Identität, als auch für die Stadtgemeinschaft dar. Vielerorts sind es jedoch gerade die Zentren, die vor diversen Herausforderungen stehen. Neben der anhaltenden globalen Pandemie und ihren Auswirkungen, sind Themenfelder wie die Vernachlässigung des Stadtraums, die Verlagerung des Handels in das Onlinegeschäft, das Wachstum von Leerstand, das Ausbleiben von qualitativen Begegnungsräumen sowie viele weitere, zentrale Problemstellungen.

Da diese Themen bereits weit verbreitet sind, gibt es bereits einige Methoden, Strategien und Programme, die zur Stärkung der Innenstädte eingesetzt werden. Individuell betrachtet verfolgt jeder Ansatz eine eigene Strategie zur Bekämpfung der individuellen Problemstellungen. Die Strategie zur Bekämpfung von Leerständen, sieht zum Beispiel Förderungen und Finanzierungen zur Reaktivierung oder Umnutzung von betroffenen Gebäude vor. Auch verfolgen diverse Initiativen zur Reaktivierung des Stadtraums ähnliche Konzepte. Zumeist werden diese Förderungen und Programme für gestalterische Neu- und Umplanungen genutzt. Auch wenn all diese Möglichkeiten dazu beitragen, einzelne Bausteine durch planerische oder gestalterische Eingriffe aufzuwerten und dabei helfen, die unterschiedlichen Herausforderungen anzugehen, fehlt jedoch eine übergeordnete und vor allem interdisziplinäre Gesamtstrategie. Wichtig ist es also, eine ganzheitliche Betrachtung der städtischen Struktur und des Prozesses selbst zu ermöglichen und ein interaktives Konzept als übergreifende Strategie zu entwickeln, welches eine ganzheitliche Betrachtung anstrebt und gleichzeitig individuelle Anpassungen ermöglicht. Das gestaltete Konzept soll einen Lösungsansatz für die übergeordnete Fragestellung bieten. „WIE ENTWICKELN SICH STÄDTE UND INNENSTADTBEREICHE IN ZUKUNFT UND WIE KÖNNEN TRANSFORMATIVE, ZUKUNFTSFÄHIGE RÄUME GESTALTET WERDEN?“ Dieses Konzept wurde dazu entwickelt, städtische Räume neu zu betrachten, transformative Prozesse zu fördern, interaktiv und interdisziplinär zu gestalten und Resilienzen zu entwickeln. Da Räume durch Funktionen und deren Nutzungen, die Nutzer*innen selbst, wie auch durch den Tages- und Bewegungsablauf aktiviert und bespielt werden, zielt die Strategie auf eine funktionale Vernetzung des Stadtraums zur Förderung der Transformation und Reaktivierung des Raums ab.

101

6.2 STRATEGISCHER ANSATZ UND FUNKTIONSWEISE

NUTZUNG

NUTZUNG

NUTZUNG

FUNKTION

NUTZUNG

NUTZUNG

FUNKTION

NUTZUNG

NUTZUNG

NUTZUNG

NUTZUNG

RAUM

FUNKTION

NUTZUNG

FUNKTION

NUTZUNG

RAUM

FUNKTION

NUTZUNG

NUTZUNG NUTZUNG

NUTZUNG

FUNKTION

NUTZUNG NUTZUNG

NUTZUNG NUTZUNG

NUTZUNG

FUNKTION NUTZUNG

NUTZUNG

NUTZUNG

NUTZUNG

FUNKTION

NUTZUNG

RAUM

FUNKTION NUTZUNG

NUTZUNG

NUTZUNG NUTZUNG

FUNKTION

RAUM

NUTZUNG

FUNKTION FUNKTION

NUTZUNG

NUTZUNG

NUTZUNG

NUTZUNG

NUTZUNG

NUTZUNG

NUTZUNG

NUTZUNG NUTZUNG

NUTZUNG

FUNKTION NUTZUNG

NUTZUNG

FUNKTION

NUTZUNG

FUNKTION

RAUM

NUTZUNG

NUTZUNG

NUTZUNG

FUNKTION NUTZUNG NUTZUNG

NUTZUNG

NUTZUNG

FUNKTION

RAUM

NUTZUNG

FUNKTION NUTZUNG

Abb. 42.

Strategischer Ansatz 102

NUTZUNG

NUTZUNG

Räume werden durch Nutzungen, Funktionen, Nutzer*innen und derenTages- und Bewegungsabläufe gestaltet, bespielt, aktiviert und geprägt. Fehlt jedoch eines dieser Glieder in der Konstellation oder besteht ein Missverhältnis, so ist der Raum in seiner Funktionsfähigkeit, wie auch seiner Qualität gestört.

Negativbewegungen wie die Abwanderung von Funktionen und Nutzungen, die Entstehung und Ausbreitung von Leerständen, die Reduzierung der Frequentierung, sinkende Attraktivität, die Vernachlässigung des Stadtraums, der Verlust von Begegnungsorten oder der Verlust der eigenen Identität können dadurch entstehen. Um diesen Herausforderung entgegenwirken oder vorab vermeiden zu können, wurde das folgende Konzept zur funktionalen Vernetzung der Stadträume entwickelt.

Das Konzept basiert auf der Idee, dass der öffentliche Raum sowie Potentialräume oder Leerstände als Schlüsselelemente zur Gestaltung und Initiation struktureller, funktionaler und partizipativer Netzwerke eingesetzt werden. Durch Neu- und Umgestaltungen von öffentlichen Räumen, deren funktionale Vernetzungen durch gezielte Aktivierungen, Bespielungen sowie multifunktionaler und transformativer Funktions- und Nutzungsverteilung, kann ein gesamträumliches Netzwerk gestaltet werden. Dieses greift in die Tages- und Bewegungsabläufe von vernachlässigten und monofunktionalen Stadträumen sowie innerstädtischen Gebieten und deren Nutzer*innen ein, reaktiviert diese und gliedert sie nachhaltig in die Stadtstruktur ein.

Hierfür werden Schlüsselräume in der gesamträumlichen Strategie definiert, die als Initiationsfläche und Grundlage für die ganzheitliche Entwicklung dienen und die planerisch durch makro oder mikro Impulse aktiviert werden. Diese können sowohl klein-, als auch großmaßstäblich sein, bereits in Verbindung miteinander oder unabhängig bestehen sowie aktiv oder inaktiv sein. Leerstände können beispielsweise als Ankerpunkte für die Integration von Nutzungen und Funktionen, zur Verfestigung des Konzeptes und zur Steigerung des Angebotes dienen. Die Ansiedlung unterschiedlicher Nutzungen, die Integration von planerischen Elementen und das Beachten weiterer notwendiger Themenfelder und deren Interaktion, ermöglicht nicht nur die Steigerung der Vielfalt im Stadtbild und der Transformationsfähigkeit, sondern auch der Diversität der Zielgruppen sowie deren Interaktion. Wichtig hierbei ist es das Ziel, eine Mindestanzahl an Funktionen und Nutzungen zu generieren, damit der Stadtraum möglichst multifunktional gestaltet werden kann. Ein `Dreiklang´ an Nutzungen kann funktional und räumlich, als auch zeitlich und nutzerspezifisch interagieren und den Stadtraum neu insze-

nieren. Zudem können so neue Abläufe und Frequentierungen programmiert werden, die sowohl in die tägliche Routine des Stadtgefüges und deren Bewohner*innen und Besucher*innen eingreift und so den Stadtraum neu belebt und die gesamträumliche Strategie etabliert und verfestigt. Die strategische Vernetzung von Funktionen zur Förderung der Transformation wird außerdem durch eine partizipative Prozessführung begleitet und lässt somit ein kollektives Raumbild entstehen, das zukunftsfähig und nachhaltig ist.

Strategische Ansätze des Konzeptes sind: GANZHEITLICHER LÖSUNGSANSATZ. Zumeist werden Problemstellungen oder Herausforderungen individuell betrachtet und eigenständige Lösungsansätze entwickelt. Durch die Vielfalt und Diversität von urbanen Räumen entsteht jedoch eine zunehmende Komplexität und interdisziplinäre Abhängigkeiten. Individuell- oder Parallelentwicklungen sowie monofunktionale Prozessarbeit können dabei zu Misskommunikation, Reibungspunkten, Misserfolgen, Verlagerung der Problemstellung, sinkender Motivation und zu stetig unbestimmten Stadträumen führen. Trotz aktiver Bearbeitung kann demnach nur teilweise der Anspruch befriedigt und die allgemeine Problemstellung gelöst werden.

Das Konzept zur funktionalen Vernetzung von urbanen Räumen bietet die Möglichkeit, die unterschiedlichen Problemstellungen, Herausforderungen und planerischen Ansätze in Form einer gesamträumlichen Strategie synergetisch zu Vereinen und einen interaktiven Prozess zu gewährleisten, der ein ganzheitliches Raumbild erzeugt und durch integrative Zusammenarbeit des Prozesses der Innenstadtentwicklung stärkt und nachhaltig gestaltet.

INDIVIDUELLE PROZESSFÜHRUNG UND MASSSTÄBLICHKEIT. Zumeist gibt es vorgegebene Prozessstrukturen, Abläufe oder räumliche Bedingungen, Voraussetzungen und Maßstäblichkeiten die nötig sind um Prozesse zu initiieren und zu realisieren. Sind diese nicht gegeben oder sind in falschen Dimensionen oder Intensitäten vorhanden, können zumeist bestehende Prozessstrukturen nicht angewandt werden. Dies erschwert nicht nur die Möglichkeiten des Handelns selbst, sondern mindert auch die Motivation dazu. Das vorliegende Konzept wurde in der Prozessstruktur so gestaltet, dass es auf individuelle Bedürfnisse und Anforderungen eingeht und gleichzeitig darauf angepasst werden kann. Dies ermöglicht einerseits eine hohe Flexibilität in der Anwendung und bietet andererseits die Möglichkeit, das Konzept in bereits bestehende oder geplante Entwicklungen ein103

INFORMATION UND AUFKLÄRUNG

„Was fehlt oder ist zu viel?“ INFORMATION UND AUFKLÄRUNG

RAUM

„Was wurde bereits in welchem Umfang getan oder geplant?“

IDENTIFIZIEREN UND DEFINIEREN DER PROBLEMSTELLUNG/ HERAUSFORDERUNG

ANALYSE

Makro Meso Mikro

UNTERSUCHEN STAND IST - SOLL

„Gibt es ähnliche Problemstellungen oder Lösungsansätze anderenorts und wie wird damit umgegangen?“

INFORMATION UND AUFKLÄRUNG

Definieren der Zielsetzung

ZUKUNFTSVISION

DEFINIEREN DER RAHMENBEDINGUNGEN

PLACED BASED

Regional

PERSON BASED

National International INFORMATION UND AUFKLÄRUNG

GESAMTRÄUMLICHE STRATEGIE

DEFINIEREN DER SCHLÜSSELRÄUME

ERSTELLEN EINER PROZESSMATRIX

Abb. 43.

Anwendungsschema 104

RAUMPRAXIS

INITIATION UND PHASENWEISE REALISIERUNG

Information, Integration und Interaktion aller Beteiligter

Definieren des Arbeitsumfanges, bzw. der Arbeitsebenen

Definieren der individuellen räumlichen Bedingungen

Definieren der funktionalen Neugestaltung

Gestaltung eines Phasen- und Beteiligtenprozesses

mittelfristig

halböffentlich gemeinschaftlich

ZEIT

dauerhaft

Kultur

Land NRW

Freizeit

Stadt

Gemeinschaft

Externe Planer*innen & Fachdisziplinen

Dienstleistung Handwerk

AKTEURE

Einzelhandel

ANSÄTZE

Verein/ Organisation Anwohner*innen & Nutzer*innen

Industrie

Eigentümer*innen & Betreiber*innen

eigenständig

Investor*innen

gemeinschaftlich

ORGANISATION

Vernetzung und Transformation

städtisch

Klima und Nachhaltigkeit Gemeinschaft und Miteinander VERBINDUNG DES ORTES

Aufenthalt und Begegnung

EBENEN

PROGRAMMIERUNG DES ORTES

BASIS PAKET

KOMMUNIKATIVE EBENE

Kultur und Information THEMENFELDER

Organisation und Transfer Partizipationsräume Sport und Aktivität

BAULICHE EBENE

Gastronomie und Nahversorgung Bildungs- und Erfahrungsaustausch Handwerk und Gewerbe

VERFESTIGUNG DES ORTES

PERFORMATIVE EBENE

Handel und Dienstleistung

FAKTOREN

PHASEN

Gewerbe

AKTIVIERUNG DES ORTES

langfristig temporär

privat

FUNKTION

Berücksichtigung möglicher Beeinträchtigungen oder Problemstellungen

kurzfristig

öffentlich RAUM

Berücksichtigung der individuellen Finanzierungsmöglichkeiten

Impulse PLANERISCHE ELEMENTE

Aktivierungen Nutzungen Partnerschaften Bespielungen

REFLEKTION

INFORMATION UND AUFKLÄRUNG 105

zubinden, diese damit zu ergänzen, sie planerisch, wie organisatorisch zu vereinen oder es als Initiator für neue zukünftige zu nutzen.

ADAPTION. Die hohe Flexibilität des Konzeptes und des Prozessablaufes bietet die Möglichkeit des stetigen homogenen Wachstums. Die entwickelte gesamträumlichen Strategie kann so durch ein Phasenprogramm nach und nach realisiert, ergänzt und erweitert werden bis ein ganzheitliches, qualitatives Raumbild entsteht. Da das Konzept nicht von spezifischen räumlichen Gegebenheiten oder Bedingungen abhängig ist und eine hohe Flexibilität in der Prozessführung und -gestaltung besteht, kann das Konzept leicht auf weitere Orte oder Räume angewandt werden. Dies kann zugleich die Basis für ein überregionales Netzwerk sein, das zum Austausch von Ideen, Anregungen und Erfahrungen genutzt werden kann.

PARTIZIPATIVE UND INTEGRATIVE PROZESSFÜHRUNG. Das Konzept baut darauf auf, dass eine partizipative und integrative Prozessführung vorgenommen wird. Wichtig hierbei ist die Integration von diversen Fachdisziplinen, politischen und gesellschaftlichen Verantwortlichen, Betroffenen und Nutzer*innen, als auch die Diversität der Akteure im Sinne der Demographie, des sozialen Standes, des Geschlechtes und der Herkunft. Dies ist nicht nur strategisch in der Ausformulierung des Arbeitsumfanges, Ideenfindung, Prozessgestaltung und Realisierung entscheidend, sondern führt auch zu einer höheren Akzeptanz und Mitwirkungsgrad, fördert die interdisziplinäre Kommunikation, stärkt die Stadtgemeinschaft und somit die eigene Identität.

Ziele des Konzeptes und der funktionalen Vernetzung von urbanen Räumen sind: AKTIVIERUNG UND REAKTIVIERUNG DES STADTRAUMS GESTALTUNG UND FÖRDERUNG TRANSFORMATIVER RÄUME STÄRKUNG DER STADTSTRUKTUR UND FÖRDERUNG EINER NATÜRLICHEN GENESE FÖRDERUNG DER MULTIFUNKTIONALITÄT STEIGERUNG DER FREQUENTIERUNG UND BESPIELUNG DES STADTRAUMS STEIGERUNG DER ATTRAKTIVITÄT GESTALTUNG EINES KOLLEKTIVEN RAUMBILDES 106

FÖRDERUNG VON INTERAKTION UND KOMMUNIKATION STÄRKUNG DER LOKALEN IDENTITÄT UND DER STADTGEMEINSCHAFT Da das Konzept als adaptives System entwickelt wurde, das als aufbauendes, ergänzendes oder initiatives Element genutzt werden kann, ist die Aktivierung und Nutzung an unterschiedlichen Punkten des Prozesses möglich. Die folgende Beschreibung der Funktionsweise berichtet über den Gesamtverlauf und die Anwendung des Konzeptes.

Das Konzept der funktionalen Vernetzung von urbanen Räumen zur Förderung der Transformation und zur Reaktivierung des Stadtraumes beginnt mit der Information und Aufklärung über das Konzept und den Prozess selbst. Daraufhin folgt die Bestimmung des Ortes, bzw. des Konzentrationsbereiches. Nach einer ausgiebigen Makro-, Meso- und Mikroanalyse, werden Problemstellungen und Herausforderungen identifiziert und definiert.

Hierbei gilt es außerdem zu untersuchen, ob ähnliche Problemstellungen oder Lösungsansätze andern Orts regional, national und international bereits existieren und wie damit umgegangen wird. Daraufhin wird der Ist- und Sollstand ermittelt. Hierbei ist es wichtig, sowohl zu untersuchen „Was wurde bereits in welchem Umfang getan oder geplant?“, als auch „Was fehlt oder ist zu viel?“. Weiter wird eine Zukunftsvision erstellt, die eine Synergie aus den Ansätzen der `placed based´ und `person based´ Entwicklungen schafft. Basierend darauf, werden die Rahmenbedingungen definiert und auf die individuellen Gegebenheiten und Anforderungen angepasst. Es folgt die Entwicklung und Erstellung einer gesamträumlichen Strategie, die räumliche, funktionale und organisatorische Ansätze verfolgt und Faktoren wie Zeit, Akteure, planerische Elemente und diverse weitere Themenfelder berücksichtigt. Zu Beachten ist hierbei, die Verwendung und Integration der notwendigen Themenfeldern, wie `Gemeinschaft und Miteinander´, `Vernetzung und Transformation´, `Klima und Nachhaltigkeit´ und `Aufenthalt und Begegnung´. Dies sichert sowohl den qualitativen Anspruch des Konzeptes als auch die Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Entwicklung. Die Gestaltung einer gesamträumlichen Strategie ist ausschlaggebend für die Realisierung und den Erfolg des Prozesses und zeigt zudem den ganzheitlichen Ansatz sowie Umfang der Entwicklung.

Auf dieser Basis werden Schlüsselräume im Stadtraum im Zuge der gesamträumlichen Strategie definiert, die als Initiationsorte und Impulse des Prozesses und der planerischen Entwicklung dienen sollen. Um den Arbeitsumfang und den Ablauf klar zu

formulieren und zu definieren, wird daraufhin eine Prozessmatrix erstellt. Diese hilft dabei die unterschiedlichen Arbeitsbereiche sowie die Integration und Interaktion der diversen Akteure zu bestimmen, indem der Prozess in unterschiedlichen Ebenen und Phasen organisiert wird. Daraufhin folgt die Raumpraxis, die visualisiert, wie die Akteure miteinander in Verbindung stehen und gleichzeitig die Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten aufzeigt. Weiter zeigt die Raumpraxis die unterschiedlichen Kommunikationswege und -mittel sowie den Ablauf und Prozess der Realisierung des Konzeptes. Es folgt die Initiation und phasenweise Realisierung des Konzeptes und der funktionalen Vernetzung der urbanen Räume. Die Phasenweise Realisierung wird nach und nach Erarbeitet bis die gesamträumliche Strategie vollständig entwickelt wurde und so ein kollektives Raumbild gestaltet wurde. Diess Vorgehen ermöglicht zudem Flexibilität durch die Reflektion der eigenen Arbeit und des Prozesses sowie die Anpassung an individuelle Anforderungen im Verlauf des Prozesses. Nach Abschluss der Gesamtentwicklung folgt eine Reflektion der Arbeit und des Prozesses sowie die Information und Aufklärung aller Beteiligten und weiterer interner, als auch externer Interessenten.

107

6.3 RAHMENBEDINGUNGEN

DEFINIEREN DER ZIELSETZUNG

INFORMATION, INTEGRATION UND INTERAKTION ALLER BETEILIGTEN

DEFINIEREN DES ARBEITSUMFANGES, BZW. DER ARBEITSEBENEN

DEFINIEREN DER FUNKTIONALEN NEUGESTALTUNG

BERÜCKSICHTIGUNG DER INDIVIDUELLEN FINANZIERUNGSMÖGLICHKEITEN

GESTALTUNG EINES PHASEN- UND BETEILIGTENPROZESSES

?

DEFINIEREN DER INDIVIDUELLEN RÄUMLICHEN BEDINGUNGEN

Abb. 44.

Rahmenbedingungen 108

BERÜCKSICHTIGUNG MÖGLICHER EINTRÄCHTIGUNGEN ODER PROBLEMSTELLUNGEN

Inszenierung der Begegnungs- und Transiträumen vor allem transformative Räume schaffen, die zukunftsfähig und innovativ sind. Gleichsam soll die räumliche Neugestaltung und -ordnung den Stadtraum neu definieren, qualitativ aufwerten und Leerstand mindern bzw. vorbeugen. Durch gezielte Impulse sollen außerdem die Bürger*innen und Akteur*innen angespornt werden, Teil des Prozesses zu sein und somit eine partizipative Prozessführung ermöglicht werden. Zülpich als lebenswerte und erlebbare Stadt, ein Ort der Gemeinschaft und des Miteinanders.

Die Rahmenbedingungen sind elementarer Bestandteil des Entwicklungsprozesses und damit des Erfolges. Deswegen ist es ausschlaggebend, diese vorab zu definieren und klar zu formulieren. Folgende Punkte sind wesentlicher Bestandteil der Rahmenbedingungen: DEFINIEREN DER ZIELSETZUNG INFORMATION, INTEGRATION UND INTERAKTION ALLER BETEILIGTEN DEFINIEREN DER INDIVIDUELLEN RÄUMLICHEN BEDINGUNGEN DEFINIEREN DER FUNKTIONALEN NEUGESTALTUNG DEFINIEREN DES ARBEITSUMFANGES, BZW. DER ARBEITSEBENEN GESTALTUNG EINES PHASEN- UND BETEILIGTENPROZESSES BERÜCKSICHTIGUNG MÖGLICHER BEEINTRÄCHTIGUNGEN ODER PROBLEMSTELLUNGEN

•

INFORMATION, INTEGRATION UND INTERAKTION ALLER BETEILIGTEN. Die Integration, Interaktion sowie Kommunikation aller Beteiligten ist ausschlaggeben für den Erfolg des Entwicklungsprozesses.

Um ein möglichst großes Bild der Bedürfnisse, Kenntnisse und Möglichkeiten gewinnen zu können, ist es wichtig die Akteur*innen zu definieren. Hierzu wurden fünf Kategorien von Akteursgruppen benannt.

BERÜCKSICHTIGUNG DER INDIVIDUELLEN FINANZIERUNGSMÖGLICHKEITEN

LAND NORDRHEINWESTFALEN

•

EXTERNE PLANER*INNEN UND FACHDISZIPLINEN

DEFINIEREN DER ZIELSETZUNG. Ein wesentlicher Bestandteil der Rahmenbedingungen ist die klare Definition der Zielsetzung. Dies soll nicht nur den Prozess möglichst effizient gestalten, sondern hilft auch bei der Prozessgestaltung und ermöglicht gleichzeitig auch kosten- und aufwandsparend zu arbeiten. Weiter kann durch zielorientiertes, interaktives Arbeiten mit Fachplaner*innen das Einbringen von diversen Fachdisziplinen gewährleistet werden. Auch wenn das übergeordnete Ziel klar formuliert sein sollte, ist es möglich kleinere und gleichsam flexible Zwischenziele zu formulieren, damit der Prozess angepasst und auf aktuelle Geschehnisse oder Veränderungen eingehen kann. Sogleich kann das Erreichen von Zwischenzielen den Prozess stärken, mehr Anerkennung verleihen und weitere Stärkungen durch Beteiligte oder Förderungen zur Folge haben.

Die Zielsetzung für den innerstädtischen Bereich der Stadt Zülpich ist sogleich klar formuliert. Die funktionale Vernetzung des innerstädtischen Gebietes erfolgt durch die Gestaltung von transformativen Stadträumen. Dies soll neben der Erlebbarkeit und der Reaktivierung des kaum genutzten Stadtraums, der Neuvernetzung und Neugestaltung sowie

STADT ZÜLPICH VEREINE / ORGANISATIONEN EIGENTÜMER*INNEN NUTZER*INNEN INVESTOR*INNEN

Diese unterschiedlichen Akteur*innen bilden somit übergreifend die Beteiligten ab. Dennoch ist es für den Prozess wichtig, dass die unterschiedlichen Akteursgruppen, vor allem jedoch die Nutzergruppen, möglichst divers gestaltet werden.

Die Integration verschiedener Altersgruppen, Geschlechter, Abstammungen und sozialer Schichten hilft dabei, den Prozess, die Projektplanung und die Realisierung möglichst abwechslungsreich und realitätsnah zu gestalten. Außerdem kann die Integration unterschiedlicher Akteur*innen sowohl die performative Ebene begünstigen als auch Teil des Begegnungs- und Beteiligtenprozesses sein. Somit wird von Anfang an ein initiierter und nutzerorientierter Dialog geführt und mögliche Fehlplanungen, Problemstellungen und Unzufriedenheiten können im ständigen Austausch miteinander 109

DIENSTLEISTUNGEN

gelöst oder verhindert werden.

•

HANDWERK

DEFINIEREN DER INDIVIDUELLEN RÄUMLICHEN BEDINGUNGEN. Die Planung von Neugestaltungen oder -strukturierungen mit und im städtischen Raum umfasst unterschiedliche räumliche Bedingungen. Da zumeist der städtische Raum nicht klar baulich getrennt ist, sondern fließende Übergänge die verschiedenen räumlichen Begebenheiten miteinander vernetzen, gilt der städtische Raum an sich eher als eine Transferflächen von öffentlichen, halböffentlichen, gemeinschaftlichen bis hin zu privaten Räumen.

Diese Konstellation ist jedoch nicht nur das, was einen städtischen Raum ausmacht, sondern gleichsam was ihn am Leben hält. Die Aneinanderreihung bzw. das Ineinanderfließen von unterschiedlichen räumlichen Gegebenheiten führt neben der Vitalität auch zur Frequentierung des Raums.

GESELLSCHAFTLICH

KULTUR FREIZEIT PARTIZIPATIV INFORMATION

NACHHALTIGKEIT IN DER PLANUNG

NACHHALTIGKEIT IN DER REALISIERUNG

NACHHALTIGKEIT IN DER NUTZUNG

ÖKONOMISCH INDUSTRIE 110

EINZELHANDEL UND GEWERBE

MITWIRKUNG UND TEILHABE

INTEGRATION UND VERANTWORTUNG

Die Funktion der innerstädtischen Entwicklung in Zülpich ist übergreifend und dient der Stärkung und Aktivierung des Gebietes durch gezielte Implementierung kleinerer Funktionen, durch die Integration sowie Inszenierung des innerstädtischen Nutzungs- und Raumkonzeptes. Dadurch sollen übergeordnete Funktionen und Bereiche für die Gemeinschaft geschaffen und reaktiviert werden und zugleich ein Netzwerk aus untergeordneten Funktionen entstehen, das miteinander interagiert, kooperiert und somit die Funktionsweise des Gesamtnetzwerkes stärkt.

ÖKOLOGISCH UMWELT UND NATUR

Die Betrachtung und Integration dieser Faktoren tragen zu einem ganzheitlichen Prozess bei. Durch multifunktionale und integrative Planung können so interaktive und kooperative Vernetzungen entstehen, die die unterschiedlichen Faktoren miteinander vereinen. Dennoch gilt es die unterschiedlichen Faktoren sowie deren Einfluss und Ausmaß individuell zu betrachten und in ihren Intensitäten zu studieren, um sie je nach Bedarf bearbeiten zu können.

DEFINIEREN DER FUNKTIONALEN NEUGESTALTUNG. Die Funktionalität und Zukunftsfähigkeit des innerstädtischen Gebietes hat zumeist ökologische, ökonomische, gesellschaftliche wie auch partizipative Faktoren (cf. Diefenbacher; 2009) . Diese gilt es individuell zu bestimmen und in den Prozess zu integrieren.

GEMEINSCHAFT & MITEINANDER

BILDUNG

Ziel ist es, durch das Vernetzen und Interagieren der unterschiedlichen räumlichen Gegebenheiten eine Synergie zu schaffen, die mögliche Schwächen ausgleicht, von den jeweiligen Stärken profitiert und die eigene Identität stärkt.

Die Neugestaltung der Raumabfolge bzw. die Definition der Transferflächen kann somit zu mehr Flexibilität und Gestaltungsfreiheit führen. Dennoch gilt es vorab zu prüfen, welche räumlichen Bedingungen vorhanden sind, um mögliche Kooperationen oder Neuvernetzungen gewährleisten zu können.

•

SOZIALE SICHERHEIT

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DEFINIEREN DES ARBEITSUMFANGES, BZW. DER ARBEITSEBENEN. Um den Ablauf, den zeitlichen Rahmen, die Prozessweise sowie die Akteure definieren zu können, ist es notwendig den Arbeitsumfang bzw. die Arbeitsebenen zu bestimmen. Die Arbeitsebenen dienen dazu festzustellen, welche Themenbereiche in welcher Intensität bearbeitet werden und wer an diesem Prozess beteiligt sein muss. Gleichsam lässt sich durch das genauere Betrachten

der Arbeitsebenen sowie der individuellen Intensitäten der Arbeitsumfang ausführlicher bestimmen. Im Fall der Stadt Zülpich wurden anhand vorangegangener Analysen und einer S.W.O.T.-Aufstellung folgende Arbeitsebenen bzw.

Interventionsfelder festgelegt: VERKEHR UND MOBILITÄT STÄDTEBAU UND ARCHITEKTUR FREIRAUM GEMEINSCHAFT Die Berücksichtigung und Bearbeitung dieser Themenfelder dienen dazu, einen ganzheitlichen Prozess zu gestalten. Da die unterschiedlichen Ebenen zugleich in beständiger Abhängigkeit zueinander stehen, ist es wichtig die Problemstellung des innerstädtischen Kernbereiches in den verschiedenen Themenfeldern zu betrachten und zu bearbeiten. Dies verhindert das Wachstum und die Ausrichtung einer monofunktionalen Entwicklung und fördert den synergetischen Entwicklungsansatz.

Für die Aktivierung und Umsetzung werden unterschiedliche Prozess- und Realisierungselemente verwendet. Die Definition dieser Planungs- und Realisierungselemente ist ein wichtiger Bestandteil zur Bestimmung des Planungsvorhabens und der möglichen Finanzierung. Gleichzeitig dienen sie als Kommunikationsmittel zwischen den Akteur*innen.

Sie können in verschiedenen Dimensionen und Intensitäten bestimmt und ausgeführt werden und verfügen zudem über individuelle zeitliche, wie auch funktionelle Abläufe. Für eine möglichst integrative und facettenreiche Planung werden folgende Elemente in den Planungsprozess integriert: NUTZUNGEN TEMPORÄRE BESPIELUNGEN AKTIVIERUNGEN PARTNERSCHAFTEN & KOOPERATIONEN IMPULSE Durch das Analysieren der bestehenden Nutzungen und deren Prozessweise kann ein Status Quo ermittelt werden. Dadurch können fehlende oder zu ergänzende Nutzungen bestimmt werden und eine Nutzungsmischung sowie Konzepte

zur transformativen Nutzung ermittelt werden. Des Weiteren werden übergreifende Nutzungen, die durch zeitliche und räumliche Faktoren bestimmt werden, in die Betrachtungen integriert. Entstehen soll ein Netzwerk aus unterschiedlichen Nutzungen und Nutzgruppen, um einen möglichst diversen und vitalen innerstädtischen Raum gestalten zu können, der Vielfalt bieten und sich aktuellen Bedingungen anpassen kann.

Durch die Bespielung des städtischen Raumen kann begleitend geprüft werden, wo, wann, welche Nutzungen und Aktivitäten stattfinden und was gestärkt oder reorganisiert werden muss. Hierfür werden neue Bespielungskonzepte in die bestehende Stadtstruktur integriert und Frei-, sowie Aufenthalts- und qualitative Räume aktiviert. Wichtig hierbei ist die Bestimmung der Funktionsweise, sowie die Definition der Dauer und des räumlichen Ausmaßes.

Ungenutzte bzw. fremdgenutzte öffentliche sowie halböffentliche und gemeinschaftliche Räume und Plätze sollen umfunktioniert und neugestaltet werden, um somit neuen Raum für die Gemeinschaft zu gestalten. Dies geschieht einerseits durch die Reduktion des Verkehrs und die damit zusammenhängende Aktivierung des Straßenraums und durch die Reaktivierung der ungenutzten Flächen des Innenstadtbereiches. Außerdem werden Leerstände und im Bauprozess stehende Gebäude auf ihre Substanz sowie den aktuellen Status untersucht. Mit dieser Bestandsaufnahme können Nutzungskonzepte zur sofortigen wie temporären Umnutzung und zur langfristigen Transformation gestaltet werden, die in das Raum- und Nutzungskonzept integriert werden.

Durch Partnerschaften und Kooperationen können Gewerbe- und Geschäftstreibende durch die Zusammenarbeit präsent auftreten, voneinander profitieren und gleichzeitig füreinander werben. Weiter entsteht ein gesamtstrategisches Netzwerk des lokalen Angebotes, welches Teil der lokalen Identität sein kann. Zudem können nutzungsübergreifende Partnerschaften Geschäftsbereiche erweitern oder ergänzen und somit ein ganzheitliches Angebot schaffen. Durch Leit- und Führungspartnerschaften können Geschäftsmodelle wachsen, Gewerbetreibende entlastet werden und Nachfolgenutzungen gewährleistet werden.

Impulse können in unterschiedlichen Intensitäten und räum111

lichen Ausmaßen gestaltet werden. So können gezielte Bespielungen, Aktionen oder Neuinszenierungen zur Reaktivierung sowie zur neuen Wahrnehmung des Ortes führen und zum Nachdenken anregen. Innovative Maßnahmen und Ansätze können angewendet und integriert werden, um über neue Funktionsweisen aufzuklären und Verständnis für die Reorganisation der Raum- und Nutzungskonzepte zu schaffen. Impulse können außerdem als Testphasen für langfristige oder experimentelle Nutzungskonzepte dienen und somit prüfen, ob die Funktionsweise gewährleistet ist.

•

•

112

GESTALTUNG EINES PHASEN- UND BETEILIGTENPROZESSES. Durch die Vielfältigkeit des Prozesses, der beteiligten Akteur*innen sowie der Funktionsweise müssen ein zeitlicher Rahmen sowie Ablauf definiert und gestaltet werden. Dieser sieht vor, wer zu welchem Prozessabschnitt, wie beteiligt ist und welche Schritte der Planung, Aufklärung, Beantragung und Realisierung wann und wie angegangen werden müssen. Ein zeitlicher Ablauf entsteht, der begleitend des Prozesses und der Rahmenbedingungen stetig angepasst und verfeinert werden kann. Weiter ist es wichtig, bei der Gestaltung eines Phasen- und Beteiligtenprozesses Spielraum für mögliche Problemstellungen oder Neu- und Umplanungen einzuplanen. Dies geschieht jedoch unter der Berücksichtigung und Einhaltung der Zielsetzung. So entsteht ein zeitlicher wie organisatorischer Ablauf, der sich in Teilen anpassen lässt und Flexibilität erlaubt. Wichtig ist hierbei außerdem klar zu formulieren, wie die Organisation der Akteur*innen funktioniert und in welcher Abhängigkeit diese zueinander stehen.

BERÜCKSICHTIGUNG MÖGLICHER BEEINTRÄCHTIGUNGEN ODER PROBLEMSTELLUNGEN. Die Berücksichtigung möglicher Beeinträchtigungen oder Problemstellungen kann dabei helfen, mögliche Auswirkungen auf den Prozess und den Erfolg des Projektes früh zu identifizieren und dadurch lösungsorientiert zu arbeiten. Durch das Identifizieren und Fokussieren auf mögliche Komplikationen kann der Prozess problemfrei und effektiv gestaltet werden. Die Identifikation von Beeinträchtigungen kann außerdem dazu führen, gezielte Lösungswege zu entwickeln, die langfristig in das Konzept eingearbeitet werden und dadurch neue Stärken entstehen lassen. Weiter hilft es den Prozess und Ablauf effizient zu gestalten, da mögliche Unterbrechungen, Stillstand oder aufkommende Diskussionen vorab gelöst werden. Es entsteht ein ganzheitliches Vorgehen, das durch

die Betrachtung möglicher Beeinträchtigungen argumentativ besser ausgeführt werden kann.

Problemstellungen oder Beeinträchtigungen können in den unterschiedlichen Ebenen und Phasen entstehen oder stattfinden. Sowohl die räumlichen Bedingungen oder Besonderheiten als auch Finanzierungsmöglichkeiten, die Diversität der Akteur*innen oder der zeitliche Rahmen können mögliche Hindernisse ergeben. Da man nicht alle Faktoren vorab bestimmen kann, kann durch die Prüfung und Auswertung der vorangegangenen Analyse, die Integration und der Austausch der Akteur*innen, das Studieren von Fallbeispielen oder die Konsultation diverser Fachdisziplinen ein Überblick über mögliche Komplikationen entstehen, die man im Prozess berücksichtigen kann. So ist das allgemeine Bewusstsein für mögliche Problemstellungen und die Offenheit für lösungsorientiertes Arbeiten ein wichtiger Punkt des integrativen Entwicklungsprozesses.

•

BERÜCKSICHTIGUNG DER INDIVIDUELLEN FINANZIERUNGSMÖGLICHKEITEN. Projekte, die umfangreich in ihren Gegebenheiten und Zielsetzung sind, können meist von individuellen Finanzierungen und Förderungen profitieren.

Es gilt vorab zu prüfen, welche Finanzierungsmöglichkeiten oder Förderungen für die unterschiedlichen Ebenen greifen können. Hier sind die städtische, die private und die gemeinschaftliche Ebene zu unterscheiden. Da zumeist nicht nur der Erfolg bzw. die Tiefe des Projektes, die Qualität der Umsetzung und die Realisierung von der Finanzierung abhängen, ist die Auseinandersetzung, sowie das Informieren über individuelle Möglichkeiten ein wichtiger Teil des Prozesses.

Zu berücksichtigen und prüfen sind je nach Planungsprozess, Umfang und Einfluss die staatlichen Förderungen, die Landesförderungen, private und gewerbliche Förderungen oder die Finanzierung durch Spenden.

Durch die Vielseitigkeit des Prozesses, den zeitlichen Rahmen und das räumliche Ausmaß können unterschiedliche Finanzierungsmöglichkeiten greifen. Die finanzielle Unterstützung kann dabei eine Entlastung für die Akteur*innen oder die Stadt bieten und ermöglicht gleichzeitig mehr Spielraum für Realisierungen. Außerdem kann durch das Integrieren von Fördermaßnahmen und das dadurch erfolgreiche Realisieren, der Zuspruch, die Ankerkennung und Unterstützung von internen als auch externen Akteur*innen steigen. Somit können erfolgreiche Finanzierungsprogram-

me auch ausschlaggebend für zukünftige Realisierungen und Entwicklungen sein. Außerdem kann die Möglichkeit der Finanzierung zu gegenseitigem Profitieren führen. So können die Förderung und die Finanzierung einerseits nicht nur zur erfolgreichen Realisierung und zur Anerkennung der Akteur*innen sowie folgenden Entwicklungen beitragen oder führen, sondern andererseits auch als Werbung für die Finanzierungsmöglichkeit selbst dienen. Dennoch, auch wenn externe Finanzierungen ausschlaggebend für erfolgreiche und umfangreiche Entwicklungen sein können, gilt es vorab die Bedingungen zur Finanzierung, zur Förderung oder zu möglichen Spenden klar zu prüfen, um Komplikationen, Fehlinvestitionen oder Verschuldungen und finanzielle Überbelastungen zu vermeiden.

113

6.4 AUFSTELLUNG DER AKTEURE

LAND NRW

STADT

EXTERNE EXPERTISE FACHPLANER *INNEN

VEREIN/ ORGANISATION

BEWILLIGUNG UND FÖRDERUNG

EIGENTÜMER *INNEN

MÖGLICHER FINANCIER

Abb. 45.

Aufstellung der Akteure 114

KOMMUNIKATIVES GLIED

ZIELGRUPPE UND AKTIVATOR

NUTZER *INNEN

INVESTOR *INNEN

So kann ein Verein als unabhängiger Kooperationspartner und kommunikatives Glied funktionieren, dass die jeweiligen Parteien vereinigt, organisiert und übergreifend das übergeordnete Ziel vertritt und die jeweiligen Akteure und deren Interesse neutral betrachtet und berücksichtigt.

Ein wesentlicher Bestandteil für den Erfolg des Prozesses ist die Definierung der Akteure, deren Mitwirkungsgrad sowie Aufgabenbereich. Hierfür wurden fünf wesentliche Nutzer- und Akteursgruppen bestimmt.

LAND NORDRHEINWESTFALEN STADT

•

EIGENTÜMER*INNEN. Die Akteursgruppe der Eigentümer*innen stellt ein wichtiges Element im Gesamtprozess dar. Da für eine ganzheitliche Entwicklung des neuen innerstädtischen Konzeptes die Integration und Reaktivierung der Leerstände oder der Brachflächen als Ankerpunkte im Freiraum- und Interaktionskonzept zwingend notwendig sind, ist es ausgeschlossen, dass die Funktionsfähigkeit bestehen bleibt, wenn die Eigentümer*innen nicht interaktiv beteiligt sind und am Prozess sowie bei der Umsetzung mitwirken.

Somit gilt es, Gebäudeeigentümer*innen der betroffenen Gebiete so früh wie möglich und kontinuierlich an den Prozessen zu beteiligen, um diese in den Prozess integrieren zu können und gleichzeitig Anreize für die eigene Initiative zu schaffen.

•

NUTZER*INNEN. Die Akteursgruppe der Nutzer*innen sind wichtige Glieder sowohl im Planungs-, als auch im Realisierungsprozess. Da die Nutzer *innen den Stadtraum formen, nutzen und bespielen und die Überlegungen aktiv auf den Bedarf ausgerichtet werden sollen, gilt es möglichst diverse Zielgruppen von Nutzer*innen aktiv am Prozess zu beteiligen, um eine breite Meinung zu erlangen bzw. Erkenntnisse gewinnen zu können. So kann durch die Integration und Interaktion von unterschiedlichsten Nutzer*innen ein breites Angebot geschaffen werden, das einen vitalen Ort entstehen lässt, der für die unterschiedlichen Bedürfnisse gestaltet wurde. Wichtig bei der Integration diverser Nutzergruppen ist, die Notwendigkeit der andauernden und beständigen Interaktion im Prozess sowohl kurz- als auch langfristig, um mögliche Neuerkenntnisse oder Veränderungen aktiv einarbeiten zu können.

•

INVESTOR*INNEN. Die Integration von Investoren in den Beteiligungsprozess bietet zusätzlich finanzielle Möglichkeiten zur weiteren Entwicklung von privaten oder gesamtstrategischen Maßnahmen. Trotz gesicherter Handhabe bietet die Teilnahme von Investoren sowohl Vor- als auch Nachteile. Eine finanzielle sowie strukturelle Abhängigkeit kann entstehen, die auch Gefahren bergen kann. Dennoch bietet die Zusammenarbeit auch Vorteile durch den Erfahrungs115 austausch und die Rolle der neutralen Finanzierung.

EXTERNE PLANER*INNEN UND FACHDISZIPLINEN VEREIN/ORGANISATION EIGENTÜMER*INNEN NUTZER*INNEN INVESTOR*INNEN

• LAND NORDRHEINWESTFALEN. Das Land Nordrheinwestfalen ist als passives Mitglied an dem Prozess und der unterschiedlichen Realisierungsphasen beteiligt. Die Rolle ist dabei überwiegend durch finanzielle Förderprogramme und Investitionen geprägt.

•

STADT. Die Stadt gilt als wichtiges Element, das übergeordnet die Neuentwicklung des innerstädtischen Bereichs beaufsichtigt. Sie bestimmt die Rahmenbedingungen, stellt ein interdisziplinäres Team zusammen und kann zusätzlich durch ihre administrative Rolle über Fördergelder verfügen oder diese beantragen. Zudem sind Anträge aufgrund von baulichen oder strukturellen Veränderungen der Objekte durch die Stadt zu genehmigen. Als übergeordnete Funktion kann die Stadt auch als Moderator dienen, jedoch nicht als alleinstehendes, organisatorisches oder partizipierendes Glied.

•

EXTERNE PLANER*INNEN UND FACHDISZIPLINEN. Da der Stadtentwicklungsprozess ein facettenreiches und komplexes Vorhaben mit unterschiedlichen Interessen und Akteuren ist, wird weiter die Zusammenarbeit und Konsultation von externen Planer*innen, sowie weiteren Fachdisziplinen berücksichtigt. Diese können durch ihre Fachexpertise und langjährige Erfahrung eine stärkere Projekttiefe schaffen und gleichzeitig Impulse setzen. Weiter kann die Erfahrung der jeweiligen Disziplin konstruktiv für die Projektplanung oder die interdisziplinäre Kommunikation sein.

•

VEREIN/ ORGANISATION. Ein Verein bzw. eine Organisation kann als neutrales Element im Prozess betrachtet werden, als Moderator des Prozesses und der Realisierung.

6.5 THEMENFELDER UND PLANERISCHE ELEMENTE

Um einen ganzheitlichen Prozess, sowie die Möglichkeit der Implementierung und Realisierung wahrnehmen zu können, wurden wichtige Themenfelder definiert. Diese helfen bei der strategischen, organisatorischen und planerischen Gestaltung des Prozesses und bieten gleichzeitig die Möglichkeit sowie die Notwendigkeit und den Umfang der diversen Handlungserfordernissen festzulegen. Je nach Gegebenheiten, räumlichen Ausmaßen und individuellen Ansprüchen können so unterschiedliche Themenfelder in Betracht gezogen und planerische Elemente integriert und ergänzt werden.

•

•

•

116

VERNETZUNG UND TRANSFORMATION. Der Fokus Vernetzung und Transformation gilt als notwendiges Themenfeld in der Prozessplanung. Die Vernetzung und Transformation stellt einen elementaren Themenbereich zur Entwicklung, Erschließung und Nutzung von städtischen Gebieten da. Im Zuge von Neu- und Umplanungen und zur (Re-)aktivierung von Räumen werden Vernetzungen und Transformationen zum dringenden Handlungserfordernis. Diese können sowohl räumlich, funktional und strukturell, als auch thematisch und organisatorisch sein. Der Schwerpunkt bietet die Möglichkeit innovative und nachhaltige Ideen zu verfolgen und so Neugestaltungen und -strukturierungen zu schaffen, die ein attraktives Raumbild erzeugen.

KLIMA UND NACHHALTIGKEIT. Das Themenfeld `Klima und Nachhaltigkeit´ gilt als weiteres notwendiges Themenfeld des Konzeptes zur funktionalen Vernetzung urbaner Räume. Nicht nur für die Betrachtung und Integration von ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Schwerpunkten, sondern auch zur strukturellen räumlichen und funktionalen Neugestaltung wird dieser benötigt. Die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in das Konzept kann sowohl zur ökonomischen und wirtschaftlichen Stabilität, zur Verbesserung des Stadt- und Mikroklimas, zur Steigerung der Attraktivität, der Lebensqualität und der lokalen Identität, der Funktionalität, wie auch zur Zukunftsfähigkeit der Stadt und des -raumes führen.

GEMEINSCHAFT UND MITEINANDER. Der Fokus Gemeinschaft und Miteinander gilt als notwendiges Themenfeld in der Prozessplanung. Ein wesentlicher Fokus liegt dabei auf der Gestaltung von Gemeinschaftsräumen und dem Fördern der Interaktion und Kommunikation. Der Themenschwerpunkt dient zur Stärkung und Steigerung der Lebensqualität, der Stadtgemeinschaft und der lokalen Identität.

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AUFENTHALT UND BEGEGNUNG. Das Thema Aufenthalt und Begegnung gilt als notwendiges Themenfeld in der Prozessplanung. Der Themenschwerpunkt wird als wichtiges Element für die Integration, Realisierung und Nachhaltigkeit des Konzeptes angesehen, da durch die Integration zur Stärkung der Interaktion und Kommunikation sowie zur Verfestigung der Stadtgemeinschaft beitragen kann.

•

KULTUR UND INFORMATION. Ein weiterer wichtiger Themenbereich ist `Kultur und Information´. Der Erhalt, sowie die Stärkung und der Ausbau der Kultur und das Informieren über die kulturellen Hintergründe sowie weitere Themen, Belange und Anliegen, die Teil des Stadtgeschehens sind, stellt zudem einen weiteren wichtigen Faktor da. Durch die Betrachtung, Beachtung und Integration des Themenschwerpunktes können sowohl die lokale Identität, der Charakter, als auch die Außenwirkung gestärkt werden und dadurch sowohl die Attraktivität gesteigert, als auch Alleinstellungsmerkmale entwickelt werden. Der Ausbau und die Verfestigung des kulturellen Angebotes sowie die weitreichende Information kann somit auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorteile schaffen.

•

ORGANISATION UND TRANSFER. Die Organisation und der Transfer von urbanen Strukturen und deren Nutzern ist ebenfalls ein wesentliches Themenfeld des Konzeptes und der Prozessgestaltung. Durch die Betrachtung städtebaulicher, räumlicher und architektonischer Organisationen und durch den Transfer diverser Akteure, Jahres- und Tageszeiten sowie Strukturen kann die funktionale Vernetzung von urbanen Räumen generiert, organisiert und verfestigt werden.

•

PARTIZIPATIONSRÄUME. Das Themengebiet der Partizipationsräume soll die Integration, Kommunikation und Teilhabe von Akteuren fördern und diese als festen Bestandteil in der Prozessgestaltung etablieren. Die Gestaltung und Nutzung von Partizipationsräumen kann so zur Steigerung der Lebensqualität und der Motivation beitragen und gleichzeitig die Sozialstrukturen der Stadtgemeinschaft weiter stärken.

•

SPORT UND AKTIVITÄT. Ein weiterer wichtiger Themenbaustein ist das Angebot von Aktivitäten anhand von Sportund Freizeitmöglichkeiten. Das Integrieren eines vielfältigen Angebotes dient zur Steigerung der Lebensqualität, zur

VERNETZUNG UND TRANSFORMATION

KLIMA UND NACHHALTIGKEIT

AUFENTHALT UND BEGEGNUNG

ORGANISATION UND TRANSFER

KULTUR UND INFORMATION

PARTIZIPATIONSRÄUME

BILDUNGS- UND ERFAHRUNGSAUSTAUSCH

GASTRONOMIE UND NAHVERSORGUNG

HANDEL UND DIENSTLEISTUNGEN

HANDWERK UND GEWERBE

SPORT UND AKTIVITÄT

GEMEINSCHAFT UND MITEINANDER

BASIS PAKET

Abb. 46.

Themenfelder 117

Stärkung der lokalen Identität und der Gemeinschaft sowie zur Förderung der Diversität, der eigenen Gesundheit. Die Gestaltung und der Ausbau von Aktivitäten oder expliziten Sportmöglichkeiten schafft zudem eine Vielzahl von Sozialräumen, die unterschiedliche Zielgruppen ansprechen und miteinander vereinen.

•

•

•

118

GASTRONOMIE UND NAHVERSORGUNG. Die infrastrukturelle Aufstellung in städtischen Strukturen, durch das Gastronomische- sowie Nahversorgungsangebot gilt als wichtiges Element in der funktionalen Vernetzung sowie der Bespielungsmöglichkeiten von urbanen Räumen. Die Diversität und die Verfestigung des infrastrukturellen Angebotes kann dabei zur Belebung von urbanen Räumen, zur Steigerung der Lebensqualität und zur Stärkung der lokalen Identität und Wirtschaft beitragen.

BILDUNGS- UND ERFAHRUNGSAUSTAUSCH. Der Fokus Bildungs- und Erfahrungsaustausch ist ein weiterer wichtiger Themenschwerpunkt, da das Konzept auf eine partizipative und interaktive Prozessführung ausgelegt ist. Die Stärkung von Bildungsmöglichkeiten und der Austausch von Erfahrungen kann zur Vermeidung von Komplikationen, früher Problemerkennung, Qualitäts- und Effizienzsteigerung, zur Verfestigung der Gesamtstrategie und zur Bereicherung des Konzeptes und der Akteure führen. Wichtig hierbei ist, dass der Austausch nicht nur intern, sondern auch extern und interdisziplinär stattfindet.

HANDWERK UND GEWERBE. Das Thema Handwerk und Gewerbe ist sowohl aus ökonomischer, als auch kultureller und infrastruktureller Sicht ein wichtiges Element in dem Konzept zur funktionalen Vernetzung von urbanen Räumen.

Besonders in innerstädtischen Bereichen und Zentren sind Funktionen wie Handwerk und Gewerbe zumeist nur noch in kleineren Maßstäben zu finden. Dies liegt sowohl an dem notwendigen Flächenbedarf und -anspruch, als auch an den möglichen Beeinträchtigungen der Umgebung durch Geräusch oder Geruchbelästigungen. Dennoch bietet die Implementierung von Handwerk und Gewerbe Betriebe die Möglichkeit zur weiteren Belebung des urbanen Raums durch die Multifunktionalität und Diversität des Angebotes.

Zudem kann eine Steigerung der wirtschaftlichen Stabilität und lokalen Identität erreicht werden.

•

HANDEL UND DIENSTLEISTUNG. Der Themenbereich Handel und Dienstleistungen gilt als wichtiges funktionaler und infrastruktureller Baustein in städtischen Bereichen und Strukturen. Sie bilden ein wichtiges Standbein für die Wirtschaftlichkeit der Stadt oder Region und sind entscheidend für die Sozialstrukturen. Weiter gestalten und prägen sie den Stadtraum und dessen Bespielung durch ein variantenreiches und multifunktionales Angebot und sind somit für die Diversität und Vitalität des Raums ausschlaggebend.

•

PLANERISCHE ELEMENTE. Für die Ideenfindung, Planung und Realisierung der erstellten gesamträumlichen Strategie und der Implementierung des Konzeptes zur funktionalen Vernetzung von urbanen Räumen werden planerische Elemente als unterstützende und prozessbegleitende Glieder eingesetzt. Meist werden diese zur Visualisierung sowie Verfestigung des Konzeptes verwendet. Diese planerischen Elemente können sowohl mirko oder makro, als auch temporäre oder langfristige Implementationen und strategische Organisationen sein.

IMPULSE AKTIVIERUNGEN NUTZUNGEN PARTNERSCHAFTEN BESPIELUNGEN

BASISPAKET GEMEINSCHAFT UND MITEINANDER AUFENTHALT UND BEGEGNUNG VERNETZUNG UND TRANSFORMATION KLIMA UND NACHHALTIGKEIT + PLANERISCHE ELEMENTE Da die Vielzahl an Themenfeldern und planerischen Elementen einen ausgiebigen Arbeitsumfang darstellt, der je nach Voraussetzung und Gegebenheiten nicht oder schwer zu bewerkstelligen ist, und zugleich die Anwendung bzw. die Funktionsweise des Konzeptes gewährleistet werden soll, wurde ein Basispaket definiert. Dieses soll die Motivation zur Anwendung steigern und

das Arbeiten in unterschiedlichen Dimensionen und Maßstäben ermöglichen und vereinfachen. Das Basispaket legt elementare Themenfelder, sowie notwendige planerische Elemente für eine ganzheitliche Prozessplanung fest. Diese beinhalten sowohl soziale, strukturelle, als auch nachhaltige Themenschwerpunkte.

Gleichzeitig ermöglicht das Basispaket einen einfachen Prozessstart und bietet die Chance durch die individuelle Auswahl weitere Themenfelder und planerischen Elemente zu ergänzen.

BESPIELUNGEN

IMPULSE

NUTZUNGEN

AKTIVIERUNGEN

PARTNERSCHAFTEN

PLANERISCHE ELEMENTE Abb. 47.

Planerische Elemente 119

6.6 PROZESSMATRIX

FUNKTIONALE EBENE

KOMMUNIKATIVE EBENE

AKTIVIERUNG DES ORTES

+

VERBINDUNG DES ORTES

# +

Definieren der Rahmenbedingungen

PROGRAMMIERUN

# +

Integration und Interaktion Akteure

Konzeptentwicklung

Bürgerwerkstatt, -treff Bürgerbüro Bürgerbriefkasten Bürgerplattform

Transformative Stadträume Interaktive Vernetzungsproz

#

Bestandsanalyse BAULICHE EBENE

#

Definieren des Handlungsbedarfes & Gestaltungsrichtlinien

#

Anbindung und Vernetzung

Abr Um

Frei

PERFORMATIVE EBENE

Abb. 48.

Exemplarische Prozessmatrix 120

# +

# +

Auftakt

Aktion

Projekts

Informationsveranstaltung „Innerstädtische Entwicklung und Zusammenarbeit“ + Ortsbegehung

temporäre Bespielung des Stadtraumes durch Veranstaltungen oder kleinere Interventionen und Implementierungen

Neugestal tionsfläche

NG DES ORTES

VERFESTIGUNGDES ORTES

# + & -gestaltung

gestalten zesse initiieren

#

Gründung Kooperationsverein/ -Gemeinschaft

#

Projektplanung

Projektplanung

Aufgabengebiet, Beteiligte definieren und Zeitplan erstellen

#

riss und mgestaltungen

#

iraumgestaltung

# +

start

ltung der Multifunke im Kernstadtbereich

# Ausweitung der Realisierungen

Temporäre Nutzung der umliegenden Leerstände oder Parkplatzflächen

# weitere Implementierungen

Initiierung der Interventionen entlang der Kölnstraße

# mögliche Transformation

diverse Aktivierungen und Nutzungen der Multifunktionsfläche

NRW Stadt Zülpich Verein/ Organisation

+ #

Anwohner*innen/ Nutzer*innen Moderator Schlüsselpersonen 121

Die Gestaltung einer Prozessmatrix soll dabei helfen, die unterschiedlichen Prozessphasen, -ebenen und -beteiligte zu definieren. Die funktionale innerstädtische Vernetzung wird durch vier Phasen gestaltet: die Aktivierung, Verbindung, Programmierung und Verfestigung des Ortes. Der Prozess ist ergebnisorientiert, kann jedoch in seinem Verlauf individuell gestaltet werden. Die Gestaltungstiefe bezieht sich auf drei Ebenen, die in Synergie die funktionale Neugestaltung ermöglichen.

KOMMUNIKATIVE EBENE BAULICHE EBENE PERFORMATIVE EBENE KOMMUNIKATIVE EBENE. Die kommunikative Ebene ist prozessbegleitend. Sie ist essentiell für den Erfolg und die Durchführung des Vorhabens. Sie verbindet die unterschiedlichen Akteure miteinander, informiert, agiert und diskutiert und bildet eine Konstante. Im Verlauf des Prozesses übernimmt sie unterschiedliche Aufgabenbereiche die synergetisch mit den anderen Ebenen interagieren. Neben der Definierung der Rahmenbedingungen und der Integration der Akteure zu Beginn des Prozesses, verfestigt sich diese Ebene im Laufe des Vorhabens und ermöglicht vorwiegend die Projektplanung.

BAULICHE EBENE. Die bauliche Ebene wird vorwiegend durch die Stadt Zülpich moderiert. Sie sorgt für die Bestandsanalyse des Kernstadtbereiches, definiert daraus Handlungserfordernisse und formuliert Gestaltungsrichtlinien. Weiter initiiert sie die infrastrukturelle wie auch räumliche Anbindung und Verbindung des innerstädtischen Bereiches und der gemeinschaftlichen Plätze. Außerdem bestimmt sie die Freiraumgestaltung der Münsterund Kölnstraße. Dies geschieht jedoch im stetigen Dialog mit den Bewohner*innen sowie Nutzer*innen und Beteiligten.

PERFORMATIVE EBENE. Die performative Ebene gilt als Grundlage und Plattform für die Interaktion der Beteiligten. Sie bietet die Möglichkeit, dass die Beteiligten in den Prozess integriert werden und sie sich gleichzeitig dem innerstädtischen Bereich annehmen und ihre eigene Umgebung mitgestalten. Durch gemeinsame Aktivitäten, Veranstaltungen oder Aktionen sowie die Mitwirkung der verschiedenen Akteure kann so nicht nur ein dynamischer Prozess, sondern auch ein sozialer Raum gestaltet werden. Die performative Ebene bietet außerdem die Möglichkeit, sich im Prozessverlauf räumlich anzupassen und auszuweiten. Somit kann nicht nur die soziale und funktionale, sondern 122

auch die räumliche Struktur ausgeweitet und fest in das Stadtgefüge integriert werden.

PROZESSSCHEMA. Der Prozess selbst beginnt in der ersten Phase mit der `Aktivierung des Ortes´ auf der kommunikativen Ebene durch das Definieren der Rahmenbedingungen. Daran beteiligt können das Land NRW, die Verwaltung der Stadt und ein möglicher Moderator sein. Im weiteren Verlauf findet auf der performativen Ebene ein Auftakt des Prozesses statt. Dies kann in Form einer Informationsveranstaltung und/ oder Ortsbegehungen stattfinden. Daran beteiligen können und sollten sich alle Akteure oder Vertreter. Simultan findet auf der baulichen Ebene eine Bestandsanalyse, sowie das Definieren des Handlungsbedarfes und der Gestaltungsrichtlinien statt. Dieser Aufgabenbereich wird vorwiegend von der Stadt selbst und externen Beratern und Fachdisziplinen durchgeführt.

Daraufhin folgt die zweite Phase mit der `Verbindung des Ortes´.

Ab dieser Phase gilt der Akteur `Land NRW´ eher als passiver Projektbeteiligter, der den Prozess verfolgt und begleitet, jedoch nicht aktiv teilnimmt. Dabei wird der Prozess auf der kommunikativen Ebene fortgeführt, indem eine Integration der Akteure stattfindet. Durch Bürgerwerkstätten, -treffs und -büros werden interaktive Vernetzungsprozesse initiiert, an denen alle Akteure teilhaben können. Die performative Ebene tritt dabei in `Aktion´, indem temporäre Bespielungen des Stadtraums durch Veranstaltungen oder kleinere Interventionen und Implementierungen eine Experimentierfläche gestalten. Auch hier ist die Teilhabe aller Akteure gewünscht und fördert den Prozess. Auf der baulichen Ebene wird das Thema der Anbindung und Vernetzung durch Vertreter der Stadt und Schlüsselpersonen, wie Planer und Vertreter unterschiedlicher Fachdisziplinen bearbeitet.

Die dritte Phase `Programmierung des Ortes´, wird auf kommunikativer Ebene durch die Konzeptentwicklung und -gestaltung initiiert. Dieser Schritt wird von allen Akteuren begleitet und dient zur Gestaltung transformativer Stadträume und zur Initiierung interaktiver Vernetzungen. Daraufhin folgt auf der performativen Ebene der potentielle Projektstart von Neugestaltungen im Kernstadtbereich. Beteiligt hierbei müssen die Stadt, der Moderator und mögliche Schlüsselpersonen sein. Weiter können alle Akteure , die Interesse an der neuen Entwicklung und an dem Prozess selbst haben, teilnehmen. Auf der baulichen Ebene findet in dieser Phase die nötigen Abrissarbeiten und Umgestaltungen von baufälligen Objekten, sowie die Freiraumgestaltung statt. Begleitet wird dies durch die Stadt und durch mögliche Schlüsselper-

sonen, sowie Vereine oder Anwohner*innen und Nutzer*innen.

Die letzte Phase, die `Verfestigung des Ortes´, wird auf der kommunikativen Ebene durch die Gründung eines Kooperationsvereins bzw. -gemeinschaft initiiert. Dies dient als organisatorische wie strategische Stärkung des Prozesses und hilft gleichzeitig Aufgabengebiete und Beteiligte zu definieren und Zeitpläne für Abläufe zu erstellen. Beteiligt an diesem Schritt sind die Anwohner*innen und Nutzer*innen, weitere Schlüsselpersonen, der Moderator und mögliche bestehende Vereine und Organisationen. Im Zuge des Prozesses, findet nun die Ausweitung der Realisierungen auf der performativen Ebene durch Anwohner*innen, Nutzer*innen, Schlüsselpersonen und den Verein bzw. der Organisation statt. Dies kann neben temporären Nutzungen, auch die Festlegung von Interventionen oder langfristige Implementierungen sein. Fortgeführt wird der Prozess durch weitere Projektplanungen auf der kommunikativen Ebene und drauf folgend durch Implementierungen auf der performativen Ebene. Durch die anhaltenden Entwicklungen und durch die Weiterverfolgung des Prozesses kann der Ort somit verfestigt werden und eine Reaktivierung, wie auch Vitalisierung des Ortes gewährleistet werden.

123

6.7 EXEMPLARISCHE RAUMPRAXIS REGIONAL ÜBERREGIONAL

AUSTAUSCH DIGITAL

Plattform Transformation urbaner Räume

BÜRGERSCHAFT

„Wir wollen eine lebendige und lebenswerte Innenstadt. Wie können wir den Stadtraum verschönern und aufwerten, sodass er wieder repräsentativ wird?“

Pate/in aus Bürgerschaft

Moderator [Verein/ Organisation]

BETREUUNG UND BEGLEITUNG

PERSÖNLICHER AUSTAUSCH

Schau- und Ladenfenster Werbe- und Informationseinheiten

Abb. 49.

Exemplarische Raumpraxis 124

Bürgertreff Monatliches Treffen am gleichen Ort. Vorstellung und Diskussion der aktuellen Themen, Austausch von Erfahrungen, Ideensammlung

VERWALTUNG

Bürgerportal auf der Stadtwebseite „Wie soll der Stadtraum gestaltet werden?“

Ideenbriefkasten

Postkartenverteilung zu spezifischen Themen

Pate/in aus Verwaltung

PERSÖNLICHER AUSTAUSCH

Stadtjournal

Werkstatt Monatliches Treffen.

Vorstellung und Diskussion der aktuellen Themen, Organisation

Informationsveranstaltungen, Ortsbegehungen, Stadtratsitzungen, Gremien, AG´s, Beschlüsse

125

Die exemplarische Raumpraxis visualisiert den Prozessablauf, die unterschiedlichen Arbeits- und Kommunikationsebenen, die nötigten Mittel, die mögliche Verfahrensteilnehmer sowie deren Interaktion. Der Ansatz ist mit Augenmerk auf zwei Interessensgruppe sowie deren Austausch zu betrachten. Dies ist einerseits die städtische Verwaltung als verantwortlicher Initiator und andererseits, die Bürgerschaft als betroffene Nutzer*innen. Die Verwaltung tritt dem Dialog mit der offenen Fragestellung „Wie soll der Stadtraum gestaltet werden?“ bei. Die Bürgerschaft äußert zudem ihr Belang: „Wir wollen eine lebendige und lebenswerte Innenstadt. Wie können wir den Stadtraum verschönern und aufwerten, sodass er wieder repräsentativ wird?“.

Geführt wird ein synergetischer Austausch und ein aktiver Arbeitsprozess in Form von umfangreichen und diversen Dialogen zur Realisierung des Konzeptes, zur funktionalen Vernetzung von urbanen Räumen sowie zur Implementierung und Realisierung von Projekten. Die Kommunikation, Information und Interaktion ist ausschlaggebend für den Erfolg. Betreut und begleitet wird das Vorgehen durch die Vertreter der jeweiligen Parteien in Form von Paten und einem Moderator, der als neutrales Glied dient und den Vorgang kuratiert. Dies dient dazu einen offenen und gerechten Verlauf sowie die Integration und Gleichberechtigung der Akteure zu gewährleisten. Die jeweiligen Paten stellen die Verantwortlichen des Prozesses dar und sind Stellvertreter für die unterschiedlichen Interessensgruppen, vertreten deren Belage sowie Vorhaben und organisieren zugleich den Austausch und die Realisierung der diversen Themenstellungen und Projekte untereinander.

Der Dialog findet sowohl persönlich, als auch durch digitale und analoge Formate statt. Die Integration der unterschiedlichen Kommunikationswege ermöglicht eine größere Reichweite, spricht zugleich diverse Zielgruppen an und ermöglicht den Prozess in größeren Maßstäben durchzuführen. Gleichsam begünstigt das Nutzen und Integrieren von digitalen Kommunikationsmitteln eine hohe Flexibilität und Kontinuität, die gerade in Zeiten des `social distancing´ und einer anhaltenden globalen Pandemie von besonderer Bedeutung ist, um weiter Prozesse und Entwicklungen gewährleisten zu können. Hierdurch kann ein Austausch nicht nur lokal , sondern auch auf regionaler und überregionaler Ebene stattfinden. Das ermöglicht den Prozess einerseits nach außen hin zu vermarkten und über ihn zu informieren, andererseits objektive Beiträge zuzulassen, die den Prozess selbst bereichern können. Dennoch stellt der persönliche Austausch einen elementaren Bestandteil des Prozesses dar.

126

Je nach Maßstäblichkeit des Ortes, Projektumfang und -phase bilden persönliche Interaktionen die Basis für den Prozess und dessen Erfolg. Die persönliche Interaktion sowie das interaktive Arbeiten in Form von Veranstaltungen, Treffen, Besprechungen oder Aktionen ermöglicht den intimen Meinungsaustausch der Akteure und hilft bei der Organisation bei Ideenfindung und Prozessgestaltung. Weiter greifen sowohl regelmäßige als auch individuelle Treffen, Termine, Aktionen, Veranstaltungen in die alltägliche Routine der Stadt und der Bewohner*innen ein, fördern den Austausch und die Begegnung der Stadtgemeinschaft.

So ermöglichen sie die Integration des Konzeptes in bestehende Stadtstrukturen und -abläufe und etabliert diese gleichsam als festen Bestandteil. Zugleich können die unterschiedliche Kommunikationsplattformen und -mittel dazu genutzt werden, durch räumliche Verortungen und Interventionen im Stadtraum den Prozess sichtbar und repräsentativ zu gestalten und gleichzeitig den Stadtraum zu aktivieren und zu bespielen. So kann ein kontinuierlicher Prozess generiert und etabliert werden, der, repräsentativ und offen gestaltet und fest im Alltag der Stadt sowie deren Bewohner*innen verankert ist.

127

6.8 BRANDING

TRANSFORMATION URBANER RÄUME

Abb. 50.

Logo 128

Um die Wahrnehmung für die übergeordnete Methodik zu verstärken und gleichsam mehr Aufmerksamkeit für die Fragestellung und Thematik an sich zu generieren, wurde ein Logo erarbeitet. Dieses schafft einerseits einen Wiedererkennungswert der Projektstrategie und lässt Zusammenhänge erkennen und ist gleichzeitig hilfreich für die Übertragbarkeit und Fortsetzung der Methodik in anderen Städten. Es soll sowohl die Funktionsfähigkeit, die Anwendung und Reichweite des Konzeptes verdeutlichen, einen Wiedererkennungswert generieren und gleichsam als verbindendes und identitätsstiftendes Element gesehen werden.

Das Logo selbst ist schlicht gehalten und soll möglichst viel Spielraum für eigenen Interpretationen lassen. Als Basis dient ein planes Rechteck, das durch einen leicht nach innen versetzten Rahmen das zentrale Logo fasst. Im Kern des Logos steht ein gestricheltes Rechteckt, das den Raum symbolisiert. Bewusst wurde hier keine geschlossene Linie verwendet, um aufzuzeigen, dass der Raum weder in den individuellen Gegebenheiten, noch in den räumlichen Ausmaßen bestimmt ist. Daran angebunden und gleichzeitig verwoben, sind unterschiedliche geometrische Formen. Diese stellen die diversen funktionalen, organisatorischen, nutzer- und nutzungsspezifischen, wie thematischen Bedingungen eines Prozesses dar.

Davon farblich abgesetzt, steht der Kreis in Kombination mit dem umlaufenden Pfeil, für den Impuls und den Prozess der Transformation und gleichzeitig für Kontinuität. Der umlaufende Pfeil ist unterbrochen und illustriert somit die Möglichkeit der Adaption im Zuge des Prozesses selbst. Die einfache, jedoch prägnante Farbgebung und die schlichte geometrische Gestaltung schafft eine gute Sichtbarkeit und zugleich einen hohen Wiedererkennungswert. Zudem bietet das geometrische, wie farblich zurückhaltende Design, die Möglichkeit die Farbgebung für unterschiedliche Zwecke schematisch anzupassen und dabei das Design beizubehalten.

129

130

7 GESAMTRÄUMLICHE STRATEGIE DER STADT ZÜLPICH

131

7.1 ZUKUNFTSVISION DER STADT ZÜLPICH

KOOPERATION & INTERAKTION MULTIFUNKTIONALITÄT DURCH NEUE NUTZUNGEN

STÄDTEBAU UND ARCHITEKTUR

REDUZIERUNG DES VERKEHS

VERKEHR UND MOBILITÄT

FLEXIBILITÄT & TRANSFORMATION VON RÄUMEN

ERLEBBARKEIT DES STADTRAUMS

STEIGERUNG DER FREQUENZSTEIGERNDEN NUTZUNGEN

GEMEINSCHAFT

Abb. 51.

Zukunftsvision 132

FREIRAUM

AKTIVIERUNG & VITALISIERUNG DES ÖFFENTLICHEN RAUMES

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Abb. 52.

Leitbild

ZÜLPICH AUF DEM WEG ZU EINER LEBENSWERTEN UND ERLEBBAREN STADT, EIN ORT DER GEMEINSCHAFT IN UNMITTELBARER NÄHE ZUR GROSSSTADT. DAS AKTIVIEREN UND VITALISIEREN DES KERNSTADTBEREICHS SOWIE DAS INTEGRIEREN EINES TRANSFORMATIVEN STADTRAUMES, DURCH DIE FUNKTIONALE VERNETZUNG DER ÖFFENTLICHEN RÄUME, SCHAFFT EINE ALLTÄGLICHE URBANITÄT UND VERSTÄRKT DIE EIGENE IDENTITÄT. PLÄTZE WERDEN NEU INSZENIERT UND ERLEBBAR GEMACHT SOWIE KLEINSTFUNKTIONEN UND NUTZUNGEN AN IHNEN VERORTET. EIN SYSTEM DER INTERAKTION UND KOOPERATION ZWISCHEN BEWOHNER*INNEN, GESCHÄFTSTREIBENDEN UND BESUCHER*INNEN SOLL GESCHAFFEN WERDEN, ORTE DER BEGEGNUNGEN. DIE AKTIVIERUNG DER LEERSTÄNDE ERGÄNZT DIE VORHANDENEN STRUKTUREN UND FUNKTIONEN UND MACHT DEN STADTRAUM FÜR DIE GEMEINSCHAFT UND BESUCHER*INNEN ERLEBBAR UND STEIGERT DIE DIVERSITÄT. EIN FLEXIBLES STÄDTISCHES MODELL SOLL ENTSTEHEN, DAS INTERAGIERT, KOOPERIERT UND EINE NATÜRLICHE STADTGENESE FÖRDERT. HIERFÜR SOLL DURCH DIE IMPLEMENTIERUNG VON MAKRO IMPULSEN UND DIE VERNETZUNG DER INNERSTÄDTISCHEN FREIRÄUME EIN KOLLEKTIVES RAUMBILD GESTALTET WERDEN, DAS DIE EIGENE IDENTITÄT STÄRKT UND DEN SOZIALEN RAUM `INNENSTADT´ REAKTIVIERT. DURCH DIE PARTIZIPATION DER ANWOHNER*INNEN IN FORM VON MITGESTALTUNG UND TEILHABE SOLL AUSSERDEM DER AUSTAUSCH UND DIE KOMMUNIKATION DER AKTEURE MITEINANDER UND VOR ALLEM ZWISCHEN DER BÜRGERSCHAFT UND VERWALTUNG GESTÄRKT WERDEN. 133

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7.2 RAHMENPLAN

7.2.1 VERKEHR UND

MOBILITÄT Parkplatzflächen entlang der Kölnstraße werden reduziert und umfunktioniert, um qualitative Außenraumgestal-tungen und -bespielungen zu ermöglichen. Dabei werden Anwohnerparkplätze zu bestimmten Uhr- und Tages-zeiten weiterhin gewährleistet.

Die Anbindung zwischen Einkaufszone und Marktplatz wird nur für Anlieferung und Anwohner*innen freigege-ben und soll somit verkehrsberuhigt werden.

Die zentrale Münster- und die Kölnstraße werden verkehrsberuhigt und mit zeitlichem Tempolimit sowie Park-verboten versehen. Der Hauptverkehr wird durch den rückliegenden Frankengraben geführt.

Die Neugestaltung der rückliegenden Parkplatzflächen wird zur Entlastung der zentralen Einkaufsstraße und zur qualitativen Aufbereitung genutzt.

Die Straßenführung zum Kernstadtbereich am Münstertor wird auf eine Verkehrsrichtung reduziert, um die ver-kehrsgeführte Durchquerung des Münstertors zu verhindern, die Frequentierung zu reduzieren und gleichzeitig mehr Raum für Aufenthaltsbereiche zu gewinnen.

Der rückliegende Frankengraben wird zur Haupterschließungsachse des innerstädtischen Bereiches, der durch weitere Vernetzung durch kleinere Verkehrswege und Straßen den Innenstadtbereich anbindet.

Die innerstädtischen öffentlichen Plätze werden umfunktioniert und statt Parken für Freiraum- und Gemeinschaftsnutzung genutzt.

Der öffentliche Nahverkehr wird weiter ausgebaut und gestärkt, indem weitere Stationen im Kernstadtbereich positioniert werden und gleichzeitig die Frequentierung erhöht wird.

Integration und Ausbau von neuen Mobilitätskonzepten zur Stärkung des infrastrukturellen Netzwerkes und An-gebotes (E-Bike, Car Sharing, E-Ladestation) werden initiiert.

134

Abb. 53.

Rahmenplan - Verkehr und Mobilität 135

7.2.2 STÄDTEBAU UND

ARCHITEKTUR Die Prüfung und Kategorisierung der Leerstände nach Art der Nutzung, Gebäudezustand, Aufwand und möglichen Nachnutzungskonzepten sollen dabei helfen, mögliche Reaktivierung zu gewährleisten und ein intaktes Stadtbild wieder herzustellen.

Für die Integration von temporären Bespielungen und die Verschönerung des Stadtraums soll das Schaufensterkonzept des Zülpicher Vereins „Zülpich Aktiv“ weiter genutzt, integriert und ausgebaut werden.

Die punktuelle Reaktivierung der Leerstände nahe der öffentlichen Entwicklungsräume soll einen synergetischen Impuls schaffen, der den Stadtraum vitalisiert und neue Aufmerksamkeit in einem eher unbelebten Stadtbereich schafft.

Gestaltungsrichtlinien und Vorgaben sollen ein Leitbild für die Umgestaltung des Stadtbildes darstellen, die sowohl für die Erdgeschosszonen als auch das Obergeschoss und den Freiraum greifen. Dies soll verhindern, dass Erdgeschosszonen durchgängig geschlossen gestaltet werden und mögliche Reaktivierungen von Gewerbezonen dadurch ausbleiben. Sogleich entsteht ein abwechslungsreiches und offenes Stadtbild.

Zur Aufwertung des Stadtbildes und -raums wird eine Aufwertung der Fassaden initiiert. Ein vielseitiges, at-traktives Fassadenbild soll gestaltet werden, das den Stadtraum aufwertet und erlebbar macht.

Durch neue Gestaltungs- und Freiraumelemente werden fehlende Raumkanten ergänzt. Diese definieren und fassen den Stadtraum, bieten Orientierung als auch Sichtbarkeit der Neu- und Umgestaltung.

Die Integration von neuartigen und zukunftsfähigen Konzepten und technologischen Implementierungen im öffentlichen sowie halböffentlichen Raum soll einen transformativen Stadtraum schaffen, der zukunftsfähig und integrativ ist.

Vereinzelt sollen aufgrund ihrer präsenten Position, bestehende Gebäude umgestaltet werden. So können präsente Bauten aufgewertet werden und in das innerstädtische Gesamtkonzept integriert werden.

Durch Nutzungs- und Funktionsmischungen sowie Interaktion und Kooperation der lokalen Gewerbe- und Industriebetriebe soll zudem ein Netzwerk entstehen, das Gebäude und Freiräume nutzt und Neu- wie Umnutzungen in den städtischen Prozess integriert.

136

Abb. 54.

Rahmenplan - Städtebau und Architektur 137

7.2.3 FREIRAUM Die Eingangssituation durch die historischen Befestigungstürme wird durch Platzsituationen inszeniert und erlebbar gemacht, um als Treffpunkt zu dienen. Die historischen Elemente werden in das Freiraumkonzept integriert, vernetzt und die Geschichte erhalten.

Die Reduzierung der Straßen am Münstertor ermöglicht die Neugestaltung der Eingangssituation und Inszenierung des historischen Münstertors. Ein Auftakt zum historischen Stadtbereich und der zentralen Einkaufszone wird geschaffen und vervollständigt das Freiraumkonzept.

Eine begleitende Freiraumgestaltung in Form von Begrünungen und Aufenthaltsbereichen verbindet die öffentlichen Plätze miteinander und schafft zudem ein übergreifendes Netzwerk, das die Stadt erlebbar macht, die Qualität steigert und Orientierung im Stadtraum gewährleistet.

Die Integration der neugewonnen Flächen durch die Reduktion des ruhenden Verkehrs soll nicht nur das Stadtbild verschönern, Raum für Bespielungen durch Gewerbe und Gastronomie bieten, sondern auch Raum für alternative und zukunftsfähige Transformationsflächen schaffen.

Der Marktplatz wird reaktiviert. Durch die Reduzierung des Verkehrs können neue Nutzungen und Bespielungen stattfinden, die neue Aufenthaltsqualität schaffen und den Platz wieder als zentralen Treffpunkt aktiviert.

Der zentrale Knotenpunkt der Einkaufzone wird als Transferzone gestaltet, die ein wichtiges Element im Stadtraum und Freiraumnetzwerk darstellt. Die Gestaltung und Aufwertung sowie die Flächenverteilung von Fuß- und Rad- sowie Pkw-Verkehr soll die Vernetzung und den Kern-stadtbereich weiter stärken.

Der Vorplatz des Museums soll als Treffpunkt gestaltet werden und somit mehr Aufenthaltsqualität für Anwohner*innen und Besucher*innen schaffen.

Der Prälat-Lenzen-Platz wird als neuer Freiraum in das Stadtbild integriert und dient als Aufenthalts- und Begegnungsort. Gleichsam soll er eine Transfer- und Integrationszone für das geriatrische Zentrum und der Stadt sein.

Der Josef-Pfeiffer-Platz soll als verbindendes Glied das Freiraumnetzwerk ergänzen und mehr Qualität im städtischen Freiraum schaffen.

Der Platz vor der Bürgerbegegnungsstätte wird in das Freiraumkonzept integriert, angebunden und durch Gestaltungselemente neustrukturiert. Der Begegnungsraum wird somit in den Außenraum getragen und mit der Stadt vernetzt.

138

Der private Parkplatz, anliegend der Kölnstraße und Grüne Gasse wird Teil des öffentlichen Freiraumkonzeptes. Der neue Platz soll multifunktional gestaltet werden und sowohl den Stadtraum als auch die umliegenden Leerständen reaktivieren. Ein synergetischer Impuls wird geschaffen, der den Stadtraum qualitativ wie funktional aufwertet und zukunftsfähig gestaltet.

Abb. 55.

Rahmenplan - Freiraum 139

7.2.4 GEMEINSCHAFT Die bestehenden, bewussten und unbewussten Begegnungsorte der alltäglichen Stadtstrukturen gilt es durch weitere Gestaltungen zu stärken und gleichsam miteinander zu vernetzen.

Untersuchung der funktionellen und alltäglichen Gemeinschaftsbereiche zur Erkenntnisgewinnung und zur Implementierung neuer wie auch Stärkung bestehender Bereiche.

Nutzungsbestimmte Begegnungsorte, die neu in das Freiraum- und Nutzungskonzept integriert werden, sollen durch Gestaltungselemente miteinander vernetzt und sichtbar gemacht werden.

Entlang der Haupterschließungsachsen der Köln- und Münsterstraße sollen nutzungsorientierte Implementierungen in Form von Aufenthaltsbereichen gestaltet werden, um mehr Aufenthalts- und Begegnungsräume zu schaffen.

Transformation des städtischen Raums in einen urbanen Bewegungsraum für Fuß-, Rad- und Pkw-Verkehr, indem Begegnung, Austausch und qualitatives Miteinander Priorität hat.

Inszenierung und Neugestaltung der ehemaligen Parkplatzflächen im innerstädtischen Bereich als Gemeinschafts- und Transformationsflächen.

Zur Förderung und Reaktivierung der Stadtgemeinschaft sollen Veranstaltungen und Feste wieder aktiv im Stadtkernbereich stattfinden.

Bürgerwerkstätten, ein Bürgerbüro oder -briefkasten sollen aktiv in den städtischen Entwicklungsprozess integriert werden, um die Anwohner*innen zu informieren und gleichzeitig aktiv an dem Prozess zu beteiligen. So entsteht eine Kommunikations- und Interaktionsplattform.

Partizipationsprozesse sollen fester Bestandteil des innerstädtischen Entwicklungsprozesses werden, da somit nicht nur ein Miteinander, sondern auch Raum für den Austausch und Dialog gegeben ist.

140

E-TANKSTELLE

EISCAFE CORTINA

NORMA

BÜRGERBEGEGNUNGSSTÄTTE

BANK

EISCAFE CIPRIAN

DIE FRISEURE

RATHAUS

POST EISCAFE CORTINA

FRISEUR EISCAFE CORTINA BÄCKEREI KAMINIARZ

BANK

OP DR KINAT

BÄCKER BLATT BLÜTE BURG ZÜLPICH ST. PETER

SKATE PARK

Abb. 56.

Rahmenplan - Gemeinschaft 141

7.3 RAUMPRAXIS - METHODIK DER SCHLÜSSELRÄUME

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LAGEPLAN | M 1 : 1 000

Abb. 57.

Schlüsselräume - Lageplan 142

ND VER WEILER´

ND VER WEILER´

Das Konzept eines gesamtstrategischen Netzwerks der funktionalen Vernetzung von urbanen Räumen am Beispiel des innerstädtischen Bereiches der Stadt Zülpich wird durch die Initiation von Schlüsselräumen sowie deren Vernetzung etabliert. Die Methodik der Verbindung von Schlüsselräume durch Mikrointerventionen stellt die planerische, organisatorische und systematisch Basis für die Reaktivierung und Bespielung des vernachlässigten Stadtraumes dar.

entwickelt und die lokale Identität sowie die Stadtgemeinschaft gestärkt.

Hierzu werden im Zuge der erstellten gesamträumlichen Strategie, Schlüsselräume im Stadtgebiet definiert. Diese können durch Neu- und Umgestaltungen Impulse und Auslöser für funktionale Vernetzungsprozesse und Reaktivierungen darstellen und als Repräsentationsflächen des Konzeptes und Begegnungsräume der Stadtgemeinschaft dienen.

Als Schlüsselräume werden bereits etablierte, umgestaltete, potentiell sowie neue Plätze und Räume gewählt, die als Initiationsflächen für Projekte und Bespielungen genutzt werden, um den Stadtraum transformativ und multifunktional zu gestalten.

Es werden präsente und weniger präsente Räume genutzt, wodurch das Konzept in die alltägliche Routine der Stadtstruktur sowie der Stadtgemeinschaft fest etabliert wird. Durch die Gestaltung der Schlüsselräume werden vernachlässigte Bereiche im Stadtgebiet neu belebt und die Attraktivität gesteigert. Das neu gewonnene Raumbild, steigert das Interesse und die Motivation zur Neu- und Umgestaltung und erhöht die Frequentierung des Gebietes. Individuell organisiert, kann sich das Konzept den Gegebenheiten des Ortes und so auch den funktionalen Bestimmungen anpassen und ermöglicht einen hohen Transformationsgrad des Stadtraumes. Weitere Nutzungen und Funktionen siedeln sich im umliegenden Gebiet an und es entsteht eine multifunktionale Transformationsfläche, die eine natürliche Genese fördert und den Stadtraum zukunftsfähig gestaltet. Das adaptive Schema der Schlüsselräume ermöglicht somit eine phasenweise Entwicklung und Erweiterung des Konzeptes, die je nach Anforderung und Bedarf gestaltet werden kann. Zudem können sowohl kleinere, als auch größere Räume für die Neuentwicklung als Schlüsselräume dienen, wobei die kleineren Interventionsflächen eine größere Reichweite und Vielfalt bieten.

Die Schlüsselräume bieten folglich Raum für makro und mikro Interventionen, dienen als Experimentier- und Gemeinschaftsflächen sowie Begegnungsorte im Stadtraum. Durch die Planung, Organisation und Realisierung der Schlüsselräume wird die Kommunikation der Akteure gefördert, ein kollektives Raumbild

143

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Abb. 58.

Schlüsselraum - `Verteiler und Verweiler´ 144

tierungspunkt. Zugleich wurde er bestimmt, da die historische Bedeutsamkeit des Ortes hervorgehoben und somit die lokale Identität gestärkt werden soll. Der zentrale Platz ist neben dem naheliegenden Marktplatz einer der repräsentativsten Freiräume der Stadt und somit ein essentielles Element in der gesamtstrategischen Entwicklung. Die Neu- und Umgestaltung des Freiraumes dient somit einerseits zur Integration und andererseits zur Repräsentation des Konzeptes und bietet durch die flexible Gestaltung einen hohen Transformationsgrad.

Abb. 59.

Impuls - `Verteiler und Verweiler´

7.3.1 SCHLÜSSELRAUM `VERTEILEN UND VERWEILEN´ Der Schlüsselraum `Verteiler und Verweiler´ befindet sich am Kreuzungspunkt Kölnstraße – Münsterstraße im innerstädtischen Bereich der Stadt Zülpich. Der Freiraum liegt zentral im Stadtgebiet und wird durch die umliegende Bebauung sowie der historischen Straßenführung gerahmt und definiert. Der Kreuzungspunkt dient als Dreh- und Angelpunkt sowohl für die Stadtstruktur, und die unterschiedlichen Verkehrsakteure sowie als Begegnungsraum für die Stadtgemeinschaft. Die bereits stark frequentierte Verkehrsfläche wird überwiegend vom Pkw-Verkehr geprägt und ist trotz aktiver Nutzung kaum gestaltet.

Der `Verteiler und Verweiler´ wurde als Schlüsselraum definiert, da er bereits fester Bestandteil der Stadtstruktur und sogleich wichtiges strukturelles sowie organisatorisches Element im Stadtgefüge ist. Der Platz ist durch die Straßenverläufe mit den umliegenden Stadtbereichen verbunden und dient als Orien-

Der Kreuzungspunkt dient als Transferfläche im Stadtraum, der die unterschiedlichen Verkehrsakteure organisiert und gleichsam Orientierung bietet und verteilt. Durch die Anbindung und Vernetzung der umliegenden Stadtbereiche bietet der Schlüsselraum die Möglichkeit das Konzept der funktionalen Vernetzung in das Stadtgefüge zu integrieren, zu etablieren und in die angrenzenden Stadtbereiche zu erweitern und übertragen. Der Platz bietet eine elementare Repräsentations- und Gemeinschaftsfläche, die in Verbindung mit den weiteren Schlüsselräumen sowie der Mikrointerventionen ein ausgiebiges Gesamtnetzwerk schafft, das den Stadtraum neu belebt.

Die organisatorische, wie strategische Gestaltung des Platzes wird durch planerische Elemente unterstützt. Da der Platz eine Vielzahl von Qualitäten bietet, Transferfläche von unterschiedlichen Verkehrsakteuren ist und zugleich als zentraler Verteiler des innerstädtischen Bereiches dient, wird eine flexible Gestaltung durch mobile Elemente vorgenommen. Durch Bepflanzungen und Begrünungen, die entlang der Straßenverläufe führen, soll zudem die Attraktivität und lokale Identität gesteigert werden und ein Gemeinschafts- wie Identitätsgefühl generiert werden.

Da der Schlüsselraum ein öffentlicher Freiraum ist, obliegt der Stadtverwaltung die organisatorische, finanzielle, wie planerische Handhabe. Dies ermöglicht die Nutzung des öffentlichen Raums als Initiationsfläche für das Konzept. Da Bespielungsmöglichkeiten durch lokale Gewerbe- oder Gastronomietreibende entlang der Straßenläufe vorgesehen sind, ist die Zusammenarbeit mit individuellen Akteuren notwendig, um einen transformativen Raum zu schaffen. In Verbindung mit den anschließenden Schlüsselräumen sowie der Mikrointerventionen kann so ein vielfältiges kollektives Raumbild für die Stadtgemeinschaft geschaffen werden.

145

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Abb. 60.

Schlüsselraum - `Stadtwohnzimmer´ 146

sowie den Mikrointerventionen ein Gesamtnetzwerk generieren, das einen transformativen Stadtraum schafft.

Abb. 61.

Impuls - `Stadtwohnzimmer´

7.3.2 SCHLÜSSELRAUM `STADTWOHNZIMMER´ Der Schlüsselraum `Stadtwohnzimmer´ liegt entlang der Kölnstraße, nahe des Kölntors. Die private Freifläche öffnet sich durch die fehlende Raumkante zur Grüngasse und bildet gerahmt durch die rückliegende Bebauung eine Art Innenhof im innerstädtischen Gebiet. Die Fläche gehört zu einem mittelgroßen Gebäudekomplex, bestehend aus einer Lagerhalle und Anbauten, welche aktuell leerstehen und baufällig sind. Abseits der vitalen Münsterstraße wird der Stadtbereich kaum bespielt und ist eher schwach frequentiert. Temporär wird die Fläche als Parkplatzfläche für die umliegenden Nutzungen vermietet. Aktuell stellt die Freifläche eine qualitätsfreie Brachfläche im Stadtraum da, die präsent ist und zugleich das Stadtbild prägt.

Die Definierung der Freifläche als Schlüsselraum in der gesamträumlichen Strategie der Stadt, dient zur Reaktivierung des umliegenden, vernachlässigten Stadtraumes sowie zur funktionalen Vernetzung und strategischen Neugestaltung des Stadtbereiches. Der rückwärtige Platz dient als Impuls- und Gemeinschaftsfläche und soll in Verbindung mit den weiteren Schlüsselräumen

Das `Stadtwohnzimmer´ dient dabei als multifunktionale Gemeinschaftsfläche, die durch diverse Bespielungsformen einen Eventraum im Stadtgefüge bildet. Der Freiraum kann sowohl für individuelle Veranstaltungen und Aktionen der Stadtgemeinschaft, als auch für Außenraumbespielungen der umliegenden Nutzungen oder als Aufenthaltsraum für Bewohner*innen und Besucher*innen genutzt werden. Der Multifunktionsraum bietet durch die reduzierte und klare Umgestaltung eine hohe Flexibilität sowie Transformationsgrad in der Nutzung sowie Gestaltung.

Die ergänzende Begrünung und Bepflanzung generiert die fehlenden Raumkanten, schafft zugleich Orientierung im Stadtraum und formt das Stadtgefüge neu. Die Neugestaltung des Platzes sowie dessen Integration und funktionale Vernetzung mit dem Stadtgefügt schafft einen Impuls, der den Stadtraum neu belebt, die Attraktivität sowie die Frequentierung und Lebensqualität steigert und gleichsam die lokale Identität und die Stadtgemeinschaft stärkt.

Initiiert durch die Stadt wird der Platz als Impuls mithilfe von öffentlichen Fördermittel neugestaltet. Da das Grundstück sowie die angrenzenden Leerstände in privater Hand sind, ist die Einbindung sowie die aktive Mitarbeit der unterschiedlichen Akteure notwendig. Trotz dessen, dass die diversen Objekte unterschiedlichen Eigentümern angehören, schafft das gesamtstrategische Konzept eine planerische Grundlage, die von den individuellen Eigentümern und Nutzern als Hilfe für die Neu- und Umplanungen genutzt werden kann. So kann eine natürliche Genese entstehen, die sowohl die funktionale wie gemeinschaftliche Vernetzung stärkt und ein kollektives Raumbild entstehen lässt.

147

7.3.3 VERNETZUNG DER SCHLÜSSELRÄUME Das gesamtstrategische Konzept der innerstädtischen Entwicklung von Zülpich wird sowohl durch Schlüsselräume, als auch durch deren Vernetzung und Verfestigung etabliert. Entlang der Straßenführung der Münster- und Kölnstraße, im innerstädtischen Gebiet werden durch die Reduktion von Stellplätzen und die Umverteilung der öffentlichen Flächen, Räume für Neu- und Umgestaltungen geschaffen. Diese werden für Mikrointerventionen genutzt, die sowohl temporär, als auch langfristig sein können und den Stadtraum so neuinszenieren sollen.

INFO-POIN T

Die Mikrointerventionen stellen Experimentierflächen im städtischen Raum dar, die einen hohen Transformationsgrad aufweisen, den urbanen Raum aktivieren und bespielen, Begegnungsorte schaffen und die Qualität des öffentlichen Raumes, der Stadt selbst sowie die Lebensqualität für die Bewohner*innen steigern. Gleichzeitig dienen sie als Verbindungselemente der Schlüsselräume, die den Stadtraum erlebbar machen und so vernachlässigte Räume reaktivieren. Die Neu- und Umgestaltung der Flächen kann durch die Etablierung und Inszenierung von unterschiedlichen Themenfelder initiiert werden, die individuell voneinander implementiert werden können, jedoch zusammen eine Synergie ergeben. Hierdurch kann eine Vielfalt im öffentlichen Raum gewährleistet werden. Die diversen Interventionen können sowohl durch fest verbautes, als auch flexibles Mobiliar gestaltet werden, das je nach Notwendigkeit genutzt und kombiniert werden kann. So kann der Stadtraum miteinander vernetzt werden, zugleich die gestalterische, wie funktionale Attraktivität gesteigert und die lokale Identität sowie die Stadtgemeinschaft gestärkt werden.

Da die Mikrointerventionen größtenteils im öffentlichen Freiraum und somit in städtischer Handhabe liegen, obliegt sowohl die planerische, als auch finanzielle Bestimmung und Organisation über die Flächen, der Stadtverwaltung. Dennoch können die unterschiedlichen Interventionen durch Paten- und Partnerschaften aktiviert und organisiert werden. Diese Patenschaften können mit Vereinen und Organisationen, Gewerben oder Privatpersonen geschlossen werden. Dies schaff nicht nur Verantwortungsgefühl und Identifikation mit dem städtischen Raum, sondern gestaltet auch einen partizipativen Prozess der ein kollektives Raumbild ergibt.

148

Abb. 62.

Vernetzung der Schlüsselräume

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BÜRGERPOINT

MEETINGPOINT

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TRANSFORMATION URBANER RÄUME

Abb. 63.

QR Code | Szenario Stadt Zülpich 152

7.3.4 SZENARIO DER SCHLÜSSELRÄUME Zur Veranschaulichung der Realisierung des Konzeptes zur funktionalen Vernetzung von urbanen Räumen wurde eine Animation erstellt. Diese zeigt die räumliche Neu- und Umgestaltung sowie deren Funktionsweise anhand des innerstädtischen Bereiches der Stadt Zülpich.

Das Video konzentriert sich auf den Vertiefungsbereich der Innenstadt, die Kölnstraße und zeigt einen Teil der gesamtstrategischen Entwicklung. Die Anwendung des entwickelten Konzeptes wird anhand zweier Schlüsselräume, deren Programmierung und Neugestaltung sowie der funktionalen Vernetzung veranschaulicht. Ausgehend vom ersten Schlüsselraum des `Verteiler und Verweiler´, der am Kreuzungspunkt der Kölnstraße-Münsterstraße liegt, führt die Animation entlang der Kölnstraße und der Mikrointerventionen, die als Vernetzung der Schlüsselräume dienen und endet am zweiten Schlüsselraum des `Stadtwohnzimmers´.

Dieser wird in unterschiedlichen Bespielungen gezeigt, um so die Multifunktionalität, Diversität und Transformationsfähigkeit zu veranschaulichen.

153

154

8 PLANERISCHE AUSARBEITUNG

155

SCHWARZPLAN | M 1: 10 000

Abb. 64.

Schwarzplan 156

157

LAGEPLAN BESTAND | M 1: 2 000

Abb. 65.

Lageplan Bestand 158

159

S.W.O.T.

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7 Abb. 66.

S.W.O.T. 160

5 A | HAUPTACHSE, BEGEGNUNGSRAUM B | AUSGELAGERTE PARKPLATZFLÄCHEN DIENEN ALS TEMPORÄRE VERANSTALTUNGSSTÄTTE C | FUSSLÄUFIGE ANBINDUNGEN/ VERNETZUNG D | VITALE EINKAUFSZONE, BÜNDELUNG VON NUTZUNGEN E | KULTURELLES ZENTRUM MIT BURGANLAGE, TOURISTISCHES ZENTRUM F | LANDSCHAFTLICHER AUSBLICK G | GUTE ANBINDUNG AN UMLIEGENDE STÄDTE H | NAHERHOLUNG „LAGO BEACH“ IN UNMITTELBARE NÄHE I | BILUNGSZENTRUM IN UNMITTELBARER NÄHE ZUM ZENTRUM J | BEGEGNUNGSZENTRUM

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1 | STARKE VERKEHRSFREQUENZIERUNG AUF DER MÜNSTER- UND KÖLNSTRASSE. STÖRUNG DER FUSSGÄNGER, SOWIE LÄRMBELÄSTIGUNG 2 | LEERSTAND, TEILWEISE BAUFÄLLIG ODER IM UMBAU. 3 | INTROVERTIERTE, MONOFUNKTIONALE ZONE 4 | KAUM GENUTZTER MARKPLATZ 5 | AUSGELAGERTES INDUSTRIEGEBIET, NUTZUNGEN/ FUNKTIONEN VERSCHWINDEN AUS DEM ZENTRUM 6 | UNBESPIELTER STADTRAUM, SINKENDE ATTRAKTIVITÄT UND VITALITÄT. ERDGESCHOSSZONE WIRD GRÖSSTEN TEILS ZU WOHNEN UMGENUTZT 7 | SCHLECHTER GEBÄUDEZUSTAND 8 | UNATTRAKTIVER STADTRAUM

161

STÄDTEBAULICHES MODELL

Abb. 67.

Modell | Städtische Perspektiven 162

163

KÖLNSTRA

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SSE

KÖLNSTRA

RASSE KÖLNST

VERNETZUNG UND DURCHWEGUNG VERNETZUNG UND DURCHWEGUNG

SEQUENZ 01

GRÜNGASSE

BARBENDERSTRASSE

SEQUENZ 02

KÖLNSTRASSE

KÖLNSTRASSE

Abb. 68.

Modell | Schematisches Arbeiten 164

NORMANNENGASSE

NORMANNENGASSE

„EIN ETWAS ANDERES ARBEITEN IM MODELL“

JOSEF

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VERNETZUNG UND DURCHWEGUNG

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KONZENTRATIONSBEREICH | M 1: 2 000

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Abb. 69.

Konzentrationsbereich 166

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Abb. 70.

Schlüsselraum `Verteiler und Verweiler´ 168

169

SCHLÜSSELRAUM `STADTWOHNZIMMER´

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KÖLN

Abb. 71.

Schlüsselraum `Stadtwohnzimmer´ 170

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staltun

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9 FAZIT

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9.1 ZUSAMMENFASSUNG

Abb. 72.

Zusammenfassung 174

Im Zuge dieser Masterarbeit wurde ein Konzept zur funktionalen Vernetzung von urbanen Räumen entwickelt. Das Konzept basiert auf der Idee, dass der öffentliche Raum, Potentialräume oder Leerstände als Schlüsselelemente zur Gestaltung und Initiation struktureller, funktionaler und partizipativer Netzwerke eingesetzt werden. Durch Neu- und Umgestaltungen von öffentlichen Räumen, deren funktionale Vernetzung durch gezielte Aktivierungen und Bespielungen sowie durch multifunktionaler und transformativer Funktions- und Nutzungsverteilung, wird eine gesamträumliche Strategie entwickelt. Diese greift in die Tagesund Bewegungsabläufe von vernachlässigten und monofunktionalen Stadträumen und innerstädtischen Gebieten und deren Gemeinschaft ein, reaktiviert diese und gliedert sie nachhaltig in die Stadtstruktur.

Gestaltung der Schlüsselräume sowie deren Vernetzung zeigt die Funktionsfähigkeit und Realisierbarkeit des konzeptionellen Ansatzes.

Die strategischen Ansätze des Konzeptes sind einerseits die Verfolgung eines ganzheitlichen Lösungsansatzes durch eine partizipative und integrative Prozessführung und andererseits die Möglichkeit der individuellen Prozessführung und Maßstäblichkeit sowie das adaptives Arbeiten. Dadurch sollen (Re-) Aktivierungen des Stadtraumes, die Gestaltung und Förderung transformativer Räume, die Stärkung der Stadtstruktur und Förderung einer natürlichen Genese, die Förderung der Multifunktionalität, die Steigerung der Frequentierung und Bespielung des Stadtraums, die Steigerung der Attraktivität, die Gestaltung eines kollektiven Raumbildes, die Förderung von Interaktion und Kommunikation und die Stärkung der lokalen Identität der Stadtgemeinschaft ermöglicht werden. Der konzeptionelle Ansatz wendet sich an alle Akteure, die daran interessiert sind den urbanen Raum neu zu bedenken und sich aktiv an den Prozess zu beteiligen. Die Akteure können sowohl Bewohner*innen, Schlüsselpersonen, Vertreter der Stadtgemeinschaft oder Vertreter der Verwaltung des Ortes, als auch Fachleute diverser Disziplinen und politische Vertreter sein. Ein wesentlicher Bestandteil des Konzeptes, wie die planerische, strukturelle oder organisatorische Perspektive, ist jedoch vorwiegend an die Verwaltung und Administration adressiert, da diese als Organisator, Initiator und Finanzier, den Prozess einleiten oder begleiten können. Die Information, Integration und Organisation der Akteure über den Prozess sowie die Beteiligung daran, wird durch diverse Veranstaltungen, Aktionen, Plattformen oder Treffen vorgenommen.

Die planerische Realisierung des Konzeptes anhand des innerstädtischen Bereiches der Stadt Zülpich dient zur Entwicklung sowie exemplarischen Visualisierung des Prozesses. Die Implementierung der gesamträumlichen Strategie und die planerische

175

9.2 REFLEKTION

Abb. 73.

Reflektion 176

REFLEKTION DES KONZEPTS. Das entwickelte Konzept der Transformation urbaner Räume ermöglicht es die Funktionsweise innerstädtischer Bereiche und Zentren neu zu betrachten, Herausforderungen zu bewerkstelligen und sie zukunftsfähig zu gestalten. Die Flexibilität des Konzeptes zur strategischen Verknüpfung von Funktionen schafft einerseits eine individuelle Anpassung an die Gegebenheiten und aktuellen Bedingungen und andererseits die Möglichkeit der Adaption. Bereits bestehende Hilfsmittel und Förderungen werden zumeist monofunktional eingesetzt und ermöglichen somit nur eine partielle und einseitige Aufwertung der Stadtbereiche. Es werden planerische und gestalterische, gemeinschaftliche oder strukturelle und organisatorische Methoden unabhängig voneinander umgesetzt, ohne eine symbiotische gesamträumliche Entwicklung zu erzeugen. Im Vergleich zu weiteren Modellen und Strategien, die sich mit dem Themenbereich der innerstädtischen Entwicklung beschäftigen, besteht im Konzept der Transformation urbaner Räume keine Fokussierung auf bestimmte Objekte. Auch Einschränkungen des räumlichen Ausmaßes und der Maßstäblichkeit der gesamträumlichen Strategie bestehen nicht. Der strategische Ansatz kann nicht nur individuell angepasst oder nach Bedarf erweitert, sondern auch in andere Ortschaften oder Räume übertragen und angewandt werden. Die strukturelle Aufstellung ermöglicht die Integration des Konzeptes in bereits bestehende Planungen, vereint diese oder prüft sie in ihrer Funktionsfähigkeit. Es generiert sich ein ganzheitlicher planerischer Ansatz, der in seiner Qualität gesichert ist. Das Konzept wird zudem als interaktive Plattform zum Austausch von Erfahrungen und Erkenntnisse genutzt, um so nicht nur regionale und überregionale Kooperationen zu ermöglichen, sondern Gebiete synergetisch zu stärken.

Ein wesentlicher Grundsatz des Konzeptes liegt in der interdisziplinären Prozessarbeit. Da der strategische Ansatz jedoch überwiegend aus planerischer Perspektive betrachtet und entwickelt wurde, ist eine weitere Prüfung der Funktionsfähigkeit und Realisierbarkeit und gegebenenfalls Anpassungen durch die Integration von Fachdisziplinen und einem offenen Dialog notwendig. Dies dient zur Sicherung der Qualität und zur Steigerung des Mehrwerts. Um das Konzept in bereits bestehende Prozesse zu integrieren, müssen diese stets individuell in ihrem Fortschritt und Umfang geprüft werden und zugleich ein Austausch mit den verantwortlichen Akteuren für eine mögliche Zusammenarbeit stattfinden. Auch wenn dieser Arbeitsschnitt im Vorfeld des Prozessablaufes nicht explizit im Anwendungsschema umschrieben wurde und durch diese Prüfung ein Mehraufwand entsteht, ist

sie notwendig, um einen qualitativen und effizienten Mehrwert des bestehenden Prozesses zu gewährleisten. Aufgrund des akuten Handlungsbedarfes gibt es bereits eine Vielzahl an Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten für ähnliche konzeptionelle Ansätze. Da das entwickelte Konzept zur funktionalen Vernetzung urbaner Räume jedoch interdisziplinär und transformativ gestaltet ist und eine gesamträumliche Strategie entwickelt wird, ist eine klare Definierung des übergeordneten Themenbereiches nicht möglich. Daher gilt es zu prüfen, welche Finanzierungsoder Fördermöglichkeiten bereits bestehen oder entwickelt werden können, um eine Anwendung zu gewährleisten oder ob jeweils individuelle Fördermaßnahmen notwendig werden. Da das Konzept auch individuell und überregional angewandt werden kann, ist es notwendig die übergreifende Organisation und Zuständigkeit zu definieren, um so eine Plattform zur Sammlung von Informationen und zum Austausch von Erfahrungen zu gestalten. Die individuellen sowie übergeordneten Zuständigkeiten müssen in unterschiedlichen Ebenen geprüft und abgewägt werden, um festzulegen, ob das Konzept zur Transformation urbaner Räumer eine Initiative auf Bundes- oder Landesebene ist oder durch eine unabhängige Akteursgruppe vertreten wird. Die hohe Flexibilität und individuelle Anpassungsfähigkeit des Konzeptes schafft viele Anwendungs- und Realisierungsmöglichkeiten in verschiedensten Intensitäten. Es gilt, eine erneute interdisziplinäre Betrachtung der notwendigen Themenfelder durchzuführen, um den Umfang und die Detailtiefe des übergreifenden konzeptionellen Ansatzes zu definieren und ein `Basis Paket´ zu entwickeln, das den Mehrwert des strategischen Konzeptes sichert.

REFLEKTION DER EIGENEN ARBEIT. Da diese Arbeit im Zuge der Masterarbeit erstellt wurde, ist der Umfang sowie die Detailtiefe aufgrund der zeitlichen Begrenzung und der zur Verfügung stehenden Mitteln über die Masterarbeit hinaus weiter zu vertiefen. Zudem gilt es den Dialog sowie den Austausch mit der Stadt Zülpich und der Akteure aktiver zu gestalten. Im Falle einer folgenden Vertiefung und Ausarbeitung des Konzeptes, gilt es, die Arbeit in einem interdisziplinären Team weiter zu führen, um so eine höhere Detailierung, Interaktion und Partizipation zu ermöglichen, um so die Grundsätze des Konzeptes der Interaktion und Partizipation zu stärken. Auch wenn das Konzept sowie die planerische Anwendung am Beispiel der Zülpicher Innenstadt durch die umfangreiche Bearbeitung generiert und visualisiert wurde, ist es Teil des Konzeptes selbst, dass eine Kontinuität des Prozesses sowie die stetige Anpassung an Anforderungen oder aktuellen Veränderungen in der Bearbeitung bestehen bleibt.

177

Weiter gilt es, die Bestimmung der notwendigen Themenbereiche zu hinterfragen und dies in einem interdisziplinären Dialog zu diskutieren. Zudem kann die Detailierung und Fokussierung auf bestimmte Themenbereiche dazu dienen, die Schwerpunkte klarer zu definieren. Das im Zuge der Masterarbeit entwickelte Konzept zur funktionalen Vernetzung urbaner Räume, ist als Gedankenanstoß zum Thema `Transformation innerstädtischer Gebiete und Zentren´ zu verstehen und dient als Grundlage für weitere Vertiefungen.

REFLEKTION DER PLANERISCHEN IMPLEMENTIERUNG. Die planerische Ausarbeitung und Etablierung des Konzeptes anhand der Zülpicher Innenstadt dient als Anregung und Visualisierung des Prozesses. Die ganzheitliche Realisierung des Konzeptes und des Prozesses wäre allerdings nur durch eine aktive Anwendung vor Ort möglich. Da der partizipative Prozess nicht realisiert werden konnte, wurden planerischen Ideen und organisatorischen Ansätze auf Basis der Analyse, Recherche sowie Auswertung der Bürgerwerkstätten generiert. Die planerische Anwendung es gilt also, als Gedankenexperiment zu betrachten, das zur Erstellung und Prüfung des Konzeptes erarbeitet wurde, gleichzeitig die Funktionsfähigkeit und Realisierbarkeit visualisiert und Denkanstöße für mögliche Initiationen des Konzeptes gibt. Es wurde ein passives Bild erzeugt, das momentan auf einer einseitigen Betrachtung beruht, das jedoch durch Diskussionen und den Austausch und durch die Beteiligung der Akteure in der Detailierung der planerischen Implementierung sowie persönlichen Gestaltung und Organisation, weiter vertiefet werden kann. Dennoch hat die Anwendung am Beispiel der Zülpicher Innenstadt gezeigt, dass die Integration und Etablierung des Konzeptes zur funktionalen Vernetzung von urbanen Räumen, sowohl klein- als auch großmaßstäblich, adaptiv und interaktiv funktionieren kann und positive Effekte auf die innerstädtische Entwicklung der Stadt hat.

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9.3 AUSBLICK

Abb. 74.

Ausblick 180

Innerstädtische Bereiche und Zentren bilden die Identität und den Charakter einer Stadt sowie deren Gemeinschaft. Die urbanen Räume befinden sich im stetigen Wandel und werden so vor individuelle Herausforderungen gestellt. Die notwendige strukturelle Neuentwicklung von innerstädtischen Gebieten und Zentren ist zwar in Form von ortsspezifischen Herausforderungen individuell, die gesamträumlichen Problemstellung ist dagegen ein Phänomen, das nicht lokalh, sondern auch regional, national und international existiert. Dies ist auch anhand der anhaltenden globalen Covid Pandemie zu sehen. Der Einfluss und die Auswirkungen der erforderlichen Regulierungen und Maßnahmen verändert die städtischen Gebiete nicht nur aus einer wirtschaftlichen und räumlichen, sondern auch aus einer gesellschaftlichen Perspektive.

Prozessführung, die so eine ganzheitliche Entwicklung und eine natürliche Stadtgenese entstehen lässt.

Durch die Anwendung des adaptiven Konzeptes in stadtplanerische Entwicklungen können Stadträume und Prozesse neu überbedacht, in ihrer Qualität, Nutzung und Effizienz geprüft und Herausforderungen gelöst werden. Zudem können die gesammelte Erfahrungen, die im Zuge der Realisierung gewonnen werden, dazu beitragen, dass gesamträumlichen Problemstellungen von innerstädtischen Gebieten und Zentren lokal, regional, national und international betrachtet werden und so ein Austausch stattfinden kann.

“HOW WE DEFINE PUBLIC SPACE IS INTIMATELY CONNECTED WITH IDEAS ABOUT WHAT IT MEANS TO BE HUMAN, THE NATURE OF SOCIETY, AND THE KIND OF POLITICAL COMMUNITY WE WANT.” - (Deutsche; 1996) Die Vorstellungen wie der Sozialraum Stadt auszusehen und zu funktionieren hat, sind stehts individuell. Dennoch steht die Veränderung der städtischen Strukturen als kontinuierlicher Prozess in direkter Abhängigkeit zu politischen, ökonomischen, ökologischen sowie gesellschaftlichen Prozessen. Die Pandemie als Faktor und erneuter Auslöser beschleunigt und beeinflusst den bereits fortschreitenden Prozess und stellt den urbanen Raum vor erneute Problemstellungen. Trotz der umfangreichen negativ Aspekte, schafft gerade eine solche Extremsituation ein höheres Bewusstsein für den dringenden Handlungsbedarf, generiert neue Möglichkeiten, steigert zudem die Motivation etwas zu verändern und drängt die Akteure zum handeln.

“YOU NEVER WANT A SERIOUS CRISIS TO GO TO WASTE” - Emanuel Rahm (Wall Street Journal, 2008).

Konzepte und Prozesse müssen entwickelt werden, die an der Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit von innerstädtischen Bereichen und Zentren arbeiten. So auch das vorangegangene Konzept zur funktionalen Vernetzung von urbanen Räumen, das im Zuge dieser Masterarbeit entwickelt wurde. Der planerische, wie strategische Ansatz sieht vor, eine gesamträumliche Strategie zu entwickeln, in der Schlüsselräume als Initiations- und Implusräume zur funktionalen Vernetzung implementiert werden und so die Transformationsfähigkeit, die Diversität und die lokale Identität gesteigert werden. Begleitet wird dies durch eine partizipative

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10 APENDIX

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10.1 LITERATURVERZEICHNIS

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In Hepperle et. al. Land Management: Potential, Problems and Stumbling Blocks. Vdf. Hochschulverlag. S. 33-47. (online) https:// books.google.de/books?hl=de&lr=&id=6EZg6aSkMdcC&oi=fnd&pg=PA33&dq=zukunftsf%C3%A4hige+r%C3%A4ume&ots=r-lTOFOywi&sig=pQrWUNkLYQM9ESgkCqu25moKg10&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false (Aufruf 19.05.21) Zukunftsagentur Rheinisches Revier (2020): Sofortprogramm PLUS: Projektlandkarte. Arbeitsstand 16.06.2020. (online) https://www. rheinisches-revier.de/karten (Aufruf 08.06.2021)

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10.2 ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abb. 1. Fact Sheet | Stadt Zülpich – Autorengrafik Abb. 2. Visualisierung der Zülpicher Innenstadt – Autorengrafik Abb. 3. Methodik – Autorengrafik Abb. 4. Analyse | Erläuterung des Ortes. Daten (GoogleMaps; 2021) – Autorengrafik Abb. 5. Blick auf Kölnstraße, Richtung Innenstadt – Foto: Vanessa Kucharski Abb. 6. Blick auf Kölnstraße, Richtung Kölntor – Foto: Vanessa Kucharski Abb. 7. Kreuzungspunkt Kölnstraße – Münsterstraße – Foto: Vanessa Kucharski Abb. 8. Blick auf Brabenderstraße – Foto: Vanessa Kucharski Abb. 9. Blick auf die Schuhmacherstraße, Richtung Marktplatz – Foto: Vanessa Kucharski Abb. 10. Blick auf die Münsterstraße, Richtung Münstertor – Foto: Vanessa Kucharski Abb. 11. Blick auf den Durchgangsbereich Prälat-Lenzen-Platz – Foto: Vanessa Kucharski Abb. 12. Blick auf die Münsterstraße, Richtung Innenstadt – Foto: Vanessa Kucharski Abb.13. Blick auf das Münstertor – Foto: Vanessa Kucharski Abb. 14. Analyse | Lage und Anbindung. Daten (GoogleMaps; 2021) – Autorengrafik Abb. 15. Analyse | Stadtaufbau und kommunale Zugehörigkeit. Daten (GoogleMaps; 2021), (Land-nrw; 2020) – Autorengrafik Abb. 16. Analyse | Historie und Morphologie. Daten (GoogleMaps; 2021), (Stadt Zülpich; 2021 – Autorengrafik Abb. 17. Analyse | Mobilität und Verkehr. Daten (GoogleMaps; 2021) – Autorengrafik Abb. 18. Analyse | Grün- und Freiraum. Daten (GoogleMaps; 2021) – Autorengrafik Abb. 19. Analyse | Nutzungsstrukturen. Daten (GoogleMaps; 2021) – Autorengrafik Abb. 20. Analyse | Nutzungsstrukturen - Wohnen. Daten (GoogleMaps; 2021) – Autorengrafik Abb. 21. Analyse | Nutzungsstrukturen - Kultur. Daten (GoogleMaps; 2021) – Autorengrafik Abb. 22. Analyse | Nutzungsstrukturen - Bildung und Soziales. Daten (GoogleMaps; 2021) – Autorengrafik Abb. 23. Analyse | Nutzungsstrukturen - Gewerbe. Daten (GoogleMaps; 2021) – Autorengrafik Abb. 24. Analyse | Nutzungsstrukturen - Industrie. Daten (GoogleMaps; 2021) – Autorengrafik Abb. 25. Analyse | Sozialstrukturen. Daten (Stadt Zülpich; 2021), (Landesdatenbank NRW; 2021) – Autorengrafik Abb. 26. Analyse | Stadtgemeinschaft. Daten (skalgubbar; 2021) – Autorengrafik Abb. 27. Analyse | Stadtgemeinschaft Empirie. Daten (skalgubbar; 2021) – Autorengrafik Abb. 28. Analyse | Jahresrhythmus. Daten (Stadt Zülpich; 2021) – Autorengrafik Abb. 29. Analyse | Begegnungsorte. Daten (GoogleMaps; 2021) – Autorengrafik Abb. 30. Analyse | Stadtstruktur. Daten (GoogleMaps; 2021) – Autorengrafik Abb. 31. Analyse | Verkehrsorganisation und Mobilität. Daten (GoogleMaps; 2021) – Autorengrafik Abb. 32. Analyse | Infrastruktur. Daten (GoogleMaps; 2021) – Autorengrafik 190

Abb. 33. Analyse | Öffentlicher Raum. Daten (GoogleMaps; 2021) – Autorengrafik Abb. 34. Aktuelle Leerstandsobjekte der Stadt Zülpich – Fotos: Vanessa Kucharski Abb. 35. Analyse | Exploratives Erkunden. Daten (GoogleMaps; 2021) – Autorengrafik Abb. 36. Analyse | Stärken – Autorengrafik Abb. 37. Analyse | Schwächen – Autorengrafik Abb. 38. Impression Prinzessinnengärten - Foto: (Prinzessinnengärten – kollektiv, berlin; 2021) Abb. 39. Räumliche Gliederung Projekt Alter - Foto: (Alter Mannheim; 2021) Abb. 40. Logo Mit-Mach-Stadt Brandis – Foto: (Mit-Mach-Stadt; 2021) Abb. 41. Übergeordnete Fragestellung und Methodik – Autorengrafik Abb. 42. Strategischer Ansatz – Autorengrafik Abb. 43.Anwendungsschema – Autorengrafik Abb. 44. Rahmenbedingungen – Autorengrafik Abb. 45. Aufstellung der Akteure – Autorengrafik Abb. 46. Themenfelder – Autorengrafik Abb. 47. Planerisch Elemente – Autorengrafik Abb. 48. Exemplarische Prozessmatrix – Autorengrafik Abb. 49. Exemplarische Raumpraxis – Autorengrafik Abb. 50. Logo – Autorengrafik Abb. 51. Zukunftsvision – Autorengrafik Abb. 52. Leitbild – Autorengrafik Abb. 53. Rahmenplan - Verkehr und Mobilität – Autorengrafik Abb. 54. Rahmenplan - Städtebau und Architektur – Autorengrafik Abb. 55. Rahmenplan – Freiraum – Autorengrafik Abb. 56. Rahmenplan – Gemeinschaft – Autorengrafik Abb. 57. Schlüsselräume - Lageplan – Autorengrafik Abb. 58. Schlüsselraum - `Verteiler und Verweiler´ – Autorengrafik Abb. 59. Leitbild - `Verteiler und Verweiler´ – Autorengrafik Abb. 50. Schlüsselraum - `Stadtwohnzimmer´ – Autorengrafik Abb. 61. Leitbild - `Stadtwohnzimmer´ – Autorengrafik Abb. 62. Vernetzung der Schlüsselräume – Autorengrafik Abb. 63. QR Code | Szenario Stadt Zülpich. Daten (qrcodemonkey; 2021) – Autorengrafik Abb. 64. Schwarzplan – Autorengrafik 191

Abb. 65. Lageplan Bestand – Autorengrafik Abb. 66. S.W.O.T. – Autorengrafik Abb. 67. Modell | Städtische Perspektiven – Fotos: Vanessa Kucharski Abb. 68. Modell | Schematisches Arbeiten – Fotos: Vanessa Kucharski Abb. 69. Konzentrationsbereich – Autorengrafik Abb. 70. Schlüsselraum `Verteiler und Verweiler´ – Autorengrafik Abb. 71. Schlüsselraum `Stadtwohnzimmer´ – Autorengrafik Abb. 72. Zusammenfassung – Autorengrafik Abb. 73. Reflektion – Autorengrafik Abb. 74. Ausblick – Autorengrafik

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10.3 ÜBER DIE AUTORIN

M.SC. RWTH VANESSA KUCHARSKI Nach dem Abitur in der Fachrichtung Kunst und Design studierte Vanessa Kucharski ihren Bachelor in Architektur an der GeorgSimon-Ohm Technische Hochschule Nürnberg mit dem Schwerpunkt in Hochbaukonstruktion. Während ihres Bachelorstudiums nahm sie an einer interdisziplinären Sommerschule in Luzern teil, die sich mit der urbanen Transformation in der Schweiz beschäftigte. Im Rahmen des Erasmus-Programms studierte Vanessa Kucharski ein Semester an der Yeni Yüzil Universitesi in Istanbul mit Fokus auf Community Planning. Nach ihrer Bachelorarbeit „Memorium Nürnberger Prozesse“ 2017, studierte sie ihren Master an der RWTH in Aachen. 2019 absolvierte sie erfolgreich ihren Master in Architektur mit der Masterarbeit „Campus Ansbach Süd“. Nach einem dreimonatigen Aufenthalt in Lateinamerika, begann sie ihr Masterstudium in Transforming City Regions an der RWTH Aachen.

Während ihres Studiums arbeitete sie stetig in Architekturbüros. In Nürnberg war sie zunächst für PB Consult tätig und beschäftigte sich dort mit der Animation, des Infrastrukturnetzes und der Untersuchung des Verkehrsverhaltens. Danach war sie für Fritsch Knodt, Klug +Partner mbB Architekten tätig, mit dem Schwerpunkt Denkmalpflege und Denkmalschutz. Nach ihrem Bachelorabschluss arbeitete sie bei Architekt Domscheit in Ansbach, wo sie sich mit inklusivem Wohnen im urbanen Raum beschäftigte. Im Zuge des Masterstudium absolvierte sie zunächst ein Berufspraktikum bei kadawittfeldarchitektur in Aachen, wo sie bis heute das Team bei unterschiedlichen Projekten in der Wettbewerbsabteilung unterstützt.

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Fakultät für Architektur RWTH University Aachen Transforming City Regions Chair and Institute of Urban Design and European Urbanism Wüllnerstr. 5b | 52062 Aachen

Masterarbeit Transformation urbaner Räume - funktionale Vernetzung von Stadträumen am Beispiel der Zülpicher Innenstadt Transformation of urban spaces – functional networking of spaces on the example of the city center of Zülpich

Autorin: M. Sc. Vanessa Kucharski | 375572 SoSem 2021 Professor/in: Erstbetreuung durch Juniorprofessor Dr.-Ing. Jan Polívka, Nachhaltige Wohnbestandsentwicklung Zweitbetreuung durch Univ.-Prof. Dr. Agnes Förster, Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung

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