verantwortlich ist: Sie verdient viel Geld mit stark verarbeiteten Produkten, die mit billigen Zutaten hergestellt und dann teuer verkauft werden. Diese sind meist zu sĂŒss, zu fettig und zu salzig und gesĂ€ttigt mit Konservierungsmitteln und anderen Stoffen, die sie zwar lecker schmecken lassen, aber nicht gesund sind. Umgekehrt lĂ€sst sich mit GemĂŒse nicht viel Geld verdienen. Und dieses zuzubereiten, ist aufwĂ€ndiger, als die FertigÂlasagne in den Ofen zu schieben.
Insekten und Retorten-Steaks Was hĂ€lt die ErnĂ€hrungswissenschaftlerin davon, kĂŒnftig Insekten zu essen, Produkte wie Planted Meat, aus Pflanzen hergestellten Fleischersatz, oder gleich ein Retorten-Steak? «Insekten sind ernĂ€hrungswissenschaftlich sinnvoll», sagt Sabine Rohrmann, «sie haben viele Proteine und brauchen bei der Aufzucht wenig Energie.» Allerdings, schrĂ€nkt sie ein, könne sie sich persönlich im Moment nicht vorstellen, MehlwĂŒrmer zu verspeisen. Eine Chance hĂ€tten bei ihr allenfalls verarbeitete Produkte wie Burger, denen man nicht ansieht, dass sie aus Insekten hergestellt sind. Das im Labor aus tierischen Zellen gezĂŒchtete Fleisch sei heute noch zu teuer. Wenn
2
es optisch noch verbessert und gĂŒnstiger angeboten wĂŒrde, könnte es von den Konsumentinnen und Konsumenten angenommen werden, vermutet Rohrmann. Planted Meat, «gepflanztes Fleisch», sei durchaus interessant fĂŒr Menschen, die Fleisch mögen, aber den Konsum einschrĂ€nken wollen, oder als Abwechslung fĂŒr Veganer und Vegetarier. Es ist allerdings wie andere Fertiggerichte stark verarbeitet, mit den erwĂ€hnten Nachteilen. «Ich finde es widersinnig, natĂŒrliche Lebensmittel wie etwa HĂŒlsenfrĂŒchte so stark zu verĂ€ndern, dass sie anderen â in diesem Fall Fleisch â gleichen.» Obwohl sie versteht, dass man gelegentlich zu solchen Produkten greift, empfiehlt Sabine Rohrmann, das Original zu essen wie beispielsweise Linsen. Und sie fĂŒgt hinzu: «Doch Linsen sind nicht immer ein Ersatz fĂŒr eine Bratwurst.»
Prof. Sabine Rohrmann, sabine.rohrmann@uzh.ch
JÀten, mulchen, sÀen, ernten
Studierende gĂ€rtnern auf dem Campus Irchel, eine Germanistin engagiert sich in einer landwirtschaftlichen Genossenschaft: Selber GemĂŒse anbauen trĂ€gt zur ErnĂ€hrungssicherheit bei, bringt Menschen zusammen, macht sie gesĂŒnder und fördert die Nachhaltigkeit. Text: Roger Nickl
Ein Streifen wilde Natur mit Weiss- und SchwarzdornbĂŒschen, ein Haufen aus Zweigen fĂŒr Igel, Insekten und Vögel, Beete, in denen RĂŒebli, Zwiebeln, Lauch und vieles mehr wachsen, eine KrĂ€uterinsel mit Rosmarin, Thymian & Co. ein selbstgebautes Kompost-WC, ein lauschiger Sitzplatz mit Grill, ein Gehege fĂŒr die beiden HĂŒhner BeyoncĂ© und Herbert â das StrebergĂ€rtli ist eine kleine, grĂŒne BiodiversitĂ€tsoase auf dem UZH-Campus Irchel. Auf gut tausend Quadratmetern Erde gĂ€rtnern hier Studierende zusammen mit Menschen aus dem
Quartier. Entstanden ist der Garten vor einigen Jahren aus der Nachhaltigskeitsinitiative «Make Irchel Campus greener» der UZH. Seither sĂ€en, jĂ€ten, mulchen, ernten rund 20 Studierende regelmĂ€ssig im StrebergĂ€rtli. Mehr nehmen jeweils an den Workshops teil, die die StrebergĂ€rtli-Crew ab und zu organisiert â Kurse, in denen nĂŒtzliches Wissen zu den Themen Garten und GemĂŒse vermittelt wird â etwa dazu, wie man Chilisauce herstellt oder GemĂŒse einlegt. Wenn möglich werden im StrebergĂ€rtli alte GemĂŒsesorten angebaut. Die Ernte wird jeweils unter den StrebergĂ€rtnerinnen und -gĂ€rtnern aufgeteilt. Die Aussicht
UZH magazin 2 /2 2
29