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Im Fokus
Wenn Studierende die P Das Engagement in der universitären Lehre ist für Studierende eine intensive Erfahrung, das zeigen die Beispiele auf dieser Doppelseite. Um Tutorinnen und Tutoren zu unterstützen, lancierte die UZH ein spezielles Qualifikationsprogramm.
Freundschaftliche Beraterin
«Die Faszination wächst, wenn man sie teilt» Rahel Brügger begleitet Studierende bei der wissenschaftlichen Beobachtung des Primatenverhaltens.
Die Moderatorinnen Masterstudierende im Fach Populäre Kulturen haben die Möglichkeit, ein eigenes Lektüreseminar zu einem frei gewählten Thema durchzuführen, um didaktische Kompetenzen aufzubauen. Carmen Muffler und Vera Tramer bewarben sich mit einem detailliert durchdachten Programm, das fast für jede Sitzung ein anderes didaktisches Format vorsah, zum Beispiel stichwortgeleitete Plenumsdiskussionen, Mind-Mapping oder Kartenabfrage. Die Ansprüche, die sie an sich stellten, waren ambitioniert: Möglichst abwechslungsreich, inspirierend und lebendig sollte die von ihnen gemeinsam geführte Veranstaltung werden. Trotz penibler Planung war ihr Seminar, in dem sie unter anderem Disney-Filme aus feministischer Sicht analysierten, wie ein Sprung ins kalte Wasser. «Wir waren froh, dass wir uns gegenseitig unterstützen konnten», erzählen sie. In der Mitte des Semesters führten sie eine Lehrveranstaltungs beurteilung durch und werteten sie sorgfältig aus. Sie wollten herausfinden, was gut funktionierte und was nicht. Unter anderem stellten sie fest, dass sie von den Teilnehmenden als fachliche Autoritäten angesehen wurden, während sie selbst ein bescheideneres Rollenbild von sich hatten: «Wir sahen unsere Aufgabe darin, die Sitzungen zu leiten und die Diskussion zu moderieren.» Ihr Fazit fällt dennoch ausgesprochen positiv aus: «Unser gemeinsames Tutorat war eine der intensivsten Erfahrungen in unserem ganzen bisherigen Studium.» (dwe)
Viele Studienanfängerinnen und -anfänger brauchen eine Weile, um an der Universität Fuss zu fassen. Rahel Brügger erging es nicht anders, als sie ihr Biologie- und Philosophiestudium aufnahm. «Ich fühlte mich überfordert von der Überfülle an Möglichkeiten und empfand die Universität als anonym und unverbindlich», sagt sie. Sie vermisste eine Ansprechperson, bei der sie «emotional andocken» konnte, jemanden, der sie in der schwierigen ersten Phase des Studiums wohlwollend begleitete und auch persönliches Interesse zeigte. Der Umschwung kam, als sie sich als Tutorin zu engagieren begann. «Von dem Moment an, als ich Mitstudierenden beratend und unterstützend zur Seite stand, bekam ich selbst das Gefühl, richtig angekommen zu sein an der Universität.» Sie war nun für andere das, was sie selbst als Studienanfängerin gerne gehabt hätte: eine Ansprechperson und Mentorin, mit der man offen reden kann. Begleitend zu Lehrveranstaltungen beantwortete sie Fachfragen aller Art, half bei der Recherche und beurteilte Essays ihrer Mitstudierenden. Fachlich profitierte sie selbst dabei enorm: Als Tutorin musste sie sich noch tiefer mit dem Lernstoff auseinandersetzen, als dies im regulären Studium nötig gewesen wäre. «Mindestens so stark wie auf fachlicher profitierte ich aber auf menschlicher Ebene», sagt sie. Heute ist Rahel Brügger Doktorandin im Fach Anthropologie und erforscht, wie sich im Laufe der Evolution die Moral entwickelte. Dazu beobachtet sie das Verhalten von Primaten. Sie ist Feuer und Flamme für das Projekt. Die Betreuung von Studierenden, die sie als Tutorin aus eigenem Antrieb leistete, gehört jetzt zu ihren Pflichten. Eine Pflicht, die sie aber als Kür empfindet: «Ich gebe mir Mühe bei der Betreuung und freue mich entsprechend über die guten Rückmeldungen. Es ist einfach ein schönes Gefühl, andere mit der eigenen Begeisterung anzustecken.» (dwe)
«Herausfinden, was funktioniert»
Vera Tramer und Carmen Muffler leiteten ein Lektüreseminar und erprobten dabei verschiedene didaktische Methoden.