UZH Journal 2/14

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3 Aktuell

APPLAUS Michele Loporcaro, ordentlicher Professor für Romanische Sprachwissenschaft, ist von der italienischen Accademia Nazionale dei Lincei mit dem Antonio-Feltrinelli-Preis für die italienische Sprache ausgezeichnet worden.

Journal Die Zeitung der Universität Zürich

Nr. 2, April 2014

Leise, aber bestimmt Andreas Fischer ist Ende letzten Jahres von seinem Amt als Rektor der UZH zurückgetreten. Im folgenden Beitrag würdigt Michael Hengartner die Leistungen seines Vorgängers.

Bild Frank Brüderli

Roland Martin, ordentlicher Professor für Neurologie, ist für das Projekt «Functional Role of the HLA-DR15 Haplotype in Multiple Sclerosis» mit einem ERC Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats ausgezeichnet worden. Für sein innovatives Projekt erhält er rund 2,5 Millionen Franken über die nächsten fünf Jahre. Seyfi Arpat Ozgul, Assistenzprofessor für Populationsökologie, ist für das Projekt «Demographic and Phenotypic Signals of Population Responses to Environmental Change» mit einem ERC Starting Grant des Europäischen Forschungsrats ausgezeichnet worden. Ozgul erhält rund 1,5 Millionen Euro, damit er während fünf Jahren an seinem Forschungsprojekt arbeiten kann. Silvio Peng, PhD Student am Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene (ILS), wurde für seine Publikation «Fate of Shigatoxin producing and generic Escherichia coli during ripening of semihard raw milk cheese, JDS, 2013, 96, 815-823» mit dem Alfred-Kleibel-Preis 2013 ausgezeichnet. Boris Quednow, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, hat für seine Forschung zu den kognitiven und neurobiologischen Konsequenzen des Kokainkonsums den August-Forel-Preis 2013 des Stiftungsrats der Forel-Klinik in Ellikon a. d. Thur erhalten. Jean-Charles Rochet, ordentlicher Professor für Banking, hat die Raymond-BarreStiftungsgastprofessur 2013 erhalten. Mit der Stiftungsprofessur fördern der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt a. M. und die Deutsch-Französische Gesellschaft jährlich die Verdienste einer französischsprachigen Person in den Wirtschaftswissenschaften. Gerhard Rogler, ausserordentlicher Professor für Gastroenterologie und Hepatologie, hat den Ehrenpreis 2013 der Schweizer Gesellschaft für Gastroenterologie (SGG) erhalten. Rogler wurde ausserdem zum Ehrenmitglied der Südafrikanischen Gesellschaft für Gastroenterologie (SAGES) ernannt. Roger Stupp, ordentlicher Professor für Onkologie, wurde mit dem Hamilton Fairley Award ausgezeichnet. Dieser Preis wird international anerkannten Persönlichkeiten der klinischen Krebsforschung in Anerkennung ihres Lebenswerks verliehen. Antonios Valavanis, ordentlicher Professor für Neuroradiologie, wurde zum Präsidenten der Swiss Federation of Clinical NeuroSocieties (SFCNS), der Dachorganisation der klinisch-neurowissenschaftlichen Fachgesellschaften der Schweiz, gewählt. Ausserdem wurde Valavanis die Ehrenmitgliedschaft der Japanese Society for Neuroendovascular Surgery/Japanese Society for Neurosurgery verliehen. Rolf Weber wurde von der Max-PlanckGesellschaft in den Fachbeirat des MaxPlanck-Instituts für Immaterialgüter- und Wettbewerbsrecht in München gewählt. Peter Johannes Wild, Assistenzprofessor für Systempathologie, ist mit dem VirchowPreis der Deutschen Gesellschaft für Pathologie 2013 ausgezeichnet worden. Fabrizio Zilibotti, ordentlicher Professor für Volkswirtschaftslehre, wurde auf das Jahr 2016 zum Präsidenten der European Economic Association (EEA) gewählt. Zilibotti wird im Jahr 2014 Vizepräsident und 2015 President-elect der EEA sein. Die EEA ist die bedeutendste Vereinigung von Wirtschaftswissenschaftlern in Europa.

Andreas Fischer vor einem Entwurf Augusto Giacomettis zu einem Fresko für die Aula. Michael Hengartner, Rektor

Im November 2013 ist Andreas Fischer vor­ zeitig von seinem Amt als Rektor der UZH zurückgetreten, das er seit 2008 innehatte. Er hat unsere Universität mit grossem Ein­ satz geleitet und dabei Hervorragendes ge­ leistet. 1985 wurde Andreas Fischer als Ordina­ rius für Englische Philologie an die UZH berufen. In den vielen Jahren seines Wir­ kens deckte er ein breites Gebiet der engli­ schen Sprachwissenschaft ab. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehörten die historische Linguistik, die Geschichte der englischen Sprache, Varietäten des Engli­ schen, Lexikographie, Lexikologie und Se­ mantik. Viele seiner Lehrveranstaltungen waren auch der alt­ und mittelenglischen Literatur gewidmet. Einen Namen machte er sich als Mitherausgeber der gross an­ gelegten «Englisch­deutschen Studienaus­ gabe der Dramen Shakespeares» und der Reihe «Schweizer Anglistische Arbeiten». Andreas Fischer war aber nicht nur ein breit interessierter Forscher, sondern auch ein sehr engagierter und erfolgreicher Leh­ rer, der viel Zeit und Sorgfalt in die Betreu­ ung der Studierenden investierte. Im Lauf seiner Karriere wurden bei ihm 30 Disserta­ tionen geschrieben, dazu kamen 182 Lizen­ ziatsarbeiten und 700 Lizenziatsprüfungen. Diese Zahlen bezeugen die Wertschätzung, die Andreas Fischer auch seitens der Stu­ dierenden erfahren hat. Zukunftsweisende Entscheide Schon vor seiner Wahl zum Rektor über­ nahm Andreas Fischer viele Aufgaben in der universitären Selbstverwaltung. So war er unter anderem Präsident der Arbeitsgruppe Studienorganisation im Re­ formausschuss der UZH (1996–1998), Mit­ glied der Projektleitung Studienreformen (2002–2006) und Dekan der Philosophi­ schen Fakultät (2004–2006). 2006 trat er als Prorektor Lehre in die Universitätsleitung ein. In all diesen Ämtern beschäftigte ihn vorrangig die Bologna­Reform. Andreas Fischer, der in grossen Zeiträumen dachte und als Rektor immer im Bewusstsein der

stolzen Tradition der UZH handelte, brachte die Geduld und den langen Atem mit, den es braucht, um Strukturverände­ rungen in Hochschulen zu realisieren. Die wichtigsten Wegmarken, die er als Rektor setzte, waren das überarbeitete Leit­ bild und die Strategischen Ziele 2020, die der UZH noch lange die Richtung vorge­ ben werden. Ich halte die Strategischen Ziele 2020 für ein hervorragendes Führungsinstrument. Sie sind wesentlich verbindlicher und detaillierter formuliert als frühere Strategiepapiere, und sie erlau­ ben es der Universitätsleitung, die eigene Arbeit permanent zu überprüfen. Unter Rektor Andreas Fischer traf die Universitätsleitung eine ganze Reihe zu­ kunftsweisender Entscheide, namentlich im Bereich der Nachwuchsförderung. Zu erwähnen sind dabei die Neuordnung der Promotionsstufe, die Gründung des Gra­ duate Campus, die Aufstockung des For­ schungskredits und die Finanzierung zu­ sätzlicher Assistenzprofessuren. Als Antwort auf die zunehmende Raum­ knappheit wurde während Andreas Fi­ schers Amtszeit eine Flächenentwicklungs­ strategie entwickelt. Mit der Gründung der UZH Foundation stärkte er das Fund­ raising. Auch die Internationalisierung der UZH trieb Andreas Fischer voran, insbe­ sondere baute er die Beziehungen zu Uni­ versitäten in Indien und China aus. Ausser­ dem unterstützte er die Gleichstellung der Frauen und förderte die Beziehungen der UZH zu ihren Alumnae und Alumni. Integer und glaubwürdig Andreas Fischer – ein ausgesprochener Äs­ thet – legte stets auch Wert auf das äussere Erscheinungsbild der UZH. Eine Hoch­ schule, die exzellente Arbeit in Forschung und Lehre leistet, sollte sich auch entspre­ chend präsentieren. Eines seiner Ziele beim Amtsantritt war es, für ein einheitliches, wiedererkennbares Erscheinungsbild der UZH zu sorgen. Kein einfaches Vorhaben in einer Institution mit so vielen Kulturen! Doch es gelang: 2010 erhielt die UZH erst­ mals ein umfassendes Corporate Design.

Andreas Fischer zeichnete sich als Rektor besonders durch seine persönliche Integri­ tät und Glaubwürdigkeit und seinen aus­ geprägten Sinn für die Würde seines Amtes aus. Seine Aufgaben ging er mit Respekt und grossem Verantwortungsbewusstsein an. Seinem besonnenen Naturell entspre­ chend zeigte er sich bei öffentlichen Auftrit­ ten als ein Mann der leisen, aber bestimm­ ten Töne. Seine Person stellte er nie in den Mittelpunkt. Ihm ging es immer um die Sache: um «seine» Universität. Bei Diskus­ sionen nahm er gerne die Rolle des Zuhö­ rers und Vermittlers ein. Wenn es darauf ankam, vertrat er seine Prinzipien jedoch mit Konsequenz. Waren Entscheide einmal gefallen, stand er dazu und setzte sie durch. Humorvoller Gesprächspartner Viel Gutes hat Andreas Fischer durch seine Art des Umgangs mit den Angehörigen der Universität bewirkt. Er war trotz der Belas­ tungen, denen er sich als Rektor ausgesetzt sah, stets ein ausgesprochen aufmerksa­ mer, interessierter und oft auch humorvol­ ler Gesprächspartner. Seine Wertschätzung den Mitarbeitenden der Universität gegen­ über war immer spürbar, und sie war auf­ richtig. Mit seiner warmen Ausstrahlung und seiner achtsamen Art gab Andreas Fischer seiner Amtszeit ein ganz eigenes, freundliches Gepräge. Andreas Fischer ist als Rektor aus eige­ nem Antrieb rund ein halbes Jahr früher als geplant zurückgetreten. Er hat damit per­ sönlich die Verantwortung übernommen für die schwierige Situation, in die die Uni­ versität durch die Konflikte am Medizinhis­ torischen Institut geraten war. Der Entscheid war schmerzlich, aber er ist zu respektieren. Er ist Ausdruck der hohen Ansprüche, die Andreas Fischer an sich selbst stellt. Die Umstände dieses Rücktritts schmälern die Verdienste, die er sich um die Universität Zürich erworben hat, nicht. Für sein Enga­ gement spreche ich ihm im Namen der Uni­ versitätsleitung grossen Dank aus. Dieser Text erscheint auch im Jahresbericht 2013 der Universität Zürich.


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