Übersicht Hochwasserschutz Sihl, Zürichsee, Limmat

Kanton Z端rich Baudirektion Amt f端r Abfall, Wasser, Energie und Luft

Hochwasserschutz an Sihl, Z端richsee und Limmat

Zürich ist hochwassergefährdet

2005 entging Zürich nur knapp grossen Hochwasser­ schäden. Wäre bei den damaligen Unwettern das Niederschlagszentrum über dem Einzugsgebiet der Flüsse Alp, Biber und Sihl gelegen – statt über dem Berner Oberland – , dann wäre die Sihl über die Ufer getreten.

Es wäre zu grossflächigen Überflutungen der Zürcher Innenstadt und des Hauptbahnhofs gekommen. Das Wasser wäre auf einer Fläche von rund fünf Quadratkilometern bis zu einem halben Meter hoch gestanden. Denn grosse Teile von Zürich liegen auf dem Schwemmkegel der Sihl, einem natürlichen Überschwemmungsgebiet.

2005: Hochwasser in der Stadt Zürich.

Jahrhunderthochwasser können sich wiederholen Deshalb bauten hier die Menschen früher nur an sicheren Orten. Und das zu Recht: 1846 und 1874 kam es zu starken Überflutungen. Im Lauf seiner Ent­ wicklung dehnte sich Zürich dennoch immer weiter auf das gefährdete Gebiet aus. So richtete 1910 ein Hochwasser in der stark gewachsenen Stadt ver­ heerende Schäden an. Weite Teile von Zürich und die Ebene bis Schlieren standen unter Wasser.

1937 wurde das Etzel-Pumpspeicherkraftwerk fertiggestellt. Doch trotz des Sihl-Stausees können grosse Hochwasser immer noch zu Überschwemmungen durch die Sihl führen.

Risiken steigen von Jahr zu Jahr Die Gefahrenkarte und Analysen des Schadenpotenzials zeigen, dass das Rasante Siedlungsentwicklung in Zürich zwischen Überflutungsgebiet auf dem Sihl-Schwemmkegel eines der grössten Hoch­ 1850 und 2011. wasserrisiken der Schweiz aufweist. Vor allem deshalb, weil das Schaden­ potenzial stark zugenommen hat und weiter zunimmt: Die Zahl der Gebäude in Zürich hat sich seit dem letzten grossen Sihl-Hochwasser von 1910 vervielfacht.

Enormes Schadenpotenzial im Wirtschaftszentrum der Schweiz In den Untergeschossen vieler Gebäude befinden sich sensible Betriebs­ einrichtungen wie Rechenzentren und teure Sachwerte. Hinzu kommen unter­ irdische Verkehrsverbindungen wie Strassenunterführungen und Bahntunnels.

Deshalb ist selbst bei einer geringen Wassertiefe an der Oberfläche mit hohen Schäden im Untergrund zu rechnen.

Bei den Hochwasserereignissen von 2005 belief sich die Schadensumme in der Schweiz auf 3 Milliarden Franken. Der Kanton Zürich kam mit 15 Millionen Franken glimpflich davon. Das Schadenpotenzial allein in der Stadt Zürich 1910: Hochwasser am Zürcher Platzspitz. schätzt die kantonale Gebäudeversicherung auf bis zu 5,5 Milliarden Franken.

Hinzu kämen volkswirtschaftliche Kosten durch Betriebsstörungen, Unter­ Sihl brüche und den Ausfall oder die Zerstörung der Infrastruktur für Energie, Tele­ kommunikation und Verkehr. Diese Folgekosten würden die materiellen Schä­ den bei Weitem übersteigen. Gefährdet ist auch der Zürcher Hauptbahnhof, die nationale Verkehrsdrehscheibe der Schweiz.

Gemeinsames Entwickeln von nachhaltigen Lösungen − eine Verbundaufgabe Der Kanton Zürich startete daher eine umfassende Planung zur Verbesserung des Hochwasserschutzes. Diese Planung erfolgt unter Einbezug der Kantone, Bezirke, Gemeinden und Planungsgruppen an Sihl, Zürichsee und Limmat.

In der Begleitgruppe vertreten sind auch der Bund, die SBB, Umwelt- und Natur­ Grosse Teile von Zürich liegen auf dem natürlichen Schwemmkegel der Sihl. (Foto: H.J. Egger, Uster) schutzorganisationen sowie die kantonale Gebäudeversicherung.

Schutz des Lebensund Wirtschaftsraums

Das Einzugsgebiet von Sihl, Zürichsee und Limmat erstreckt sich über sieben Kantone: Uri, Glarus, Schwyz, St. Gallen, Zürich, Zug und Aargau. In diesem 2415 Quadratkilometer grossen Einzugsgebiet leben knapp eine Million Einwohner, davon über 400 000 in der Stadt Zürich. Die Analyse der Hochwasser­ ereignisse von 2005 ergab, dass dringender Hand­ lungsbedarf in diesem wichtigen Lebens- und Wirt­ schaftsraum besteht. Deshalb initiierte der Kanton Zürich in enger Zusammenarbeit mit den betroffenen Partnern verschiedene Massnahmen.

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Umgesetzte Sofortmassnahmen Seit 2005 A Optimierung der Notfallplanung und -organisation: Die Abläufe, Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Kompetenzen von Bund, Kantonen und Gemeinden wurden aufeinander abgestimmt, die Warnung und Alarmierung optimiert sowie die Zusammenarbeit von Feuerwehr und Polizei verbessert.

2007 B Erhöhung der Durchflusskapazität beim Hauptbahnhof Zürich: Die Absenkung der Flusssohle wurde mit dem Bau der neuen SBB-Durchmesserlinie realisiert.

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C Hochwasserprognosen: Kantonale Fachleute beurteilen aufgrund von Messdaten und Prognosen täglich die Hochwasserlage. Dank der Abflussprognoseplattform des Bundesamtes für Umwelt kann der Kanton Zürich seit 2007 grosse Gewässer wie Reuss, Thur, Limmat, Sihl, Töss und Glatt besser überwachen. 2008 kam das Prognosemodell IFKIS Hydro für die örtlichen Abflussmengen an der Sihl hinzu.

D Vorabsenkung von Seen für den Hochwasserrückhalt: Die Pegel von Zürich- und Sihlsee können vor einem drohenden Hochwasser abgesenkt werden. Die beiden Seen dienen während starker Niederschläge als Rückhaltebecken.

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Umgesetzte mittelfristige Massnahmen 2011–2015 E Hochwasserschutz oberhalb des Sihlsees am Gross-, Stein- und Nidlaubach (Geschiebesammler) sowie an der Minster.

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2013 F Limmatauen Werdhölzli: Verbesserung Hochwasserschutz und Re­ naturierung zwischen dem Stauwehr Zürich Höngg und der Autobahnbrücke bei Oberengstringen.

G Linthwerk (1998–2013): Sanierung des Escherkanals zwischen Mollis und Walensee sowie des Linthkanals zwischen Walensee und Obersee (Verbesserung Hochwasserschutz und Renaturierung).

2013/14 H Modellversuche Sihl-Durchfluss Hauptbahnhof Zürich: Überprüfung, welche maximalen Hochwassermengen gefahrlos unter dem Hauptbahnhof abfliessen können und wie die Durchflusskapazität weiter gesteigert werden könnte. Diese Erkenntnisse sind wichtig für die Konkretisierung der beiden langfristigen Hochwasserschutzkonzepte (Entlastungsstollen und «Kombi­lösung Energie», siehe R und S).

I Platzspitzwehr in Zürich: Erneuerung der alten Holzbeplankung, damit der sichere Betrieb bis zum geplanten Ersatzneubau (siehe M) gewährleistet ist. Das Wehr in der Limmat dient der Regulierung des Zürichsees.

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Quelle Karte: Bundesamt für Landestopografie

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Mittelfristige Massnahmen in Arbeit

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bis 2016/17 J Verbesserung Hochwasserschutz an der Alp bei Einsiedeln und am Nidlaubach bei Unteriberg (Gerinneausbau).

bis 2017 K Sihl-Schwemmholzrechen: Der Rechen in der Sihl oberhalb von Langnau am Albis verhindert Ver­ stopf­ ungen durch Schwemmholz an kritischen Stellen wie Brücken oder den Durchlässen unter dem Hauptbahnhof Zürich.

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L Regulierung Sihlsee: Anpassung des Wehr­­regle­ ments; Kombination von Vorabsenkung und aktiver, auto­matisierter Steuerung zur besseren Be­wirt­schaftung des Sihlsees als Rückhaltebecken. Dabei werden auch mögliche Auswirkungen auf den Wasserspiegel des Sihlsees genau untersucht.

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ab 2020 M Platzspitzwehr: Ersatz der Wehranlage zur besseren Regulierung des Zürichsees unter Berücksichtigung der Anforderungen für den langfristigen Hochwasserschutz.

N Allmend Brunau Zürich: Verbesserung des Hochwasserschutzes durch gezielte Ufererhöhungen am Ort mit der zurzeit kleinsten Abflusskapazität der Sihl in der Stadt Zürich. Zudem soll der Sihlraum aufgewertet werden.

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O Adliswil: Verbesserung der Abflusskapazität sowie Aufwertung des Naherholungsraums durch einen besseren Zugang zur Sihl.

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Q Limmat: Verbesserung des Hochwasserschutzes sowie Aufwertung für Mensch und Natur zwischen Zelgli und Betschenrohr (Schlieren und Unterengstringen).

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Zwei Konzepte für den langfristigen Hochwasserschutz

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Die kurz- und mittelfristigen Massnahmen erhöhen schrittweise den Schutz gegen Hochwasser an Sihl, Zürichsee und Limmat. Sie sind aber nicht ausreichend, um den angestrebten Schutzgrad zu erreichen.

Für den langfristigen, umfassenden Hochwasserschutz an der Sihl prüfen die Kantone Zürich und Schwyz zwei mögliche Lösungen: R Entlastungsstollen: Das Konzept sieht einen Entlastungsstollen bei Langnau am Albis vor zur Umleitung der Sihl-Hochwasserspitzen in den Zürichsee bei Thalwil. Dadurch wären Langnau am Albis, Adliswil und Zürich vor Hochwasser geschützt. Der Entlastungsstollen könnte bis frühestens 2022 umgesetzt werden.

Entlastungsstollen

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P Rathausbrücke Zürich: Anpassung der Pfeilerkonstruktion und Ausbaggerung der Limmatsohle zur Erhöhung der Abflusskapazität an der engsten Stelle der Limmat.

S Kombilösung Energie: Dieses Konzept sieht den Ausbau des Etzelwerks vor. Durch den Druckstollen liessen sich bei akuter Hochwassergefahr grössere Wassermengen vom Sihlsee in den Zürichsee ableiten.

Zusätzlich könnte die Alp in den Sihlsee übergeleitet werden. Mit dieser Variante wären auch Einsiedeln und die Gemeinden unterhalb des Sihlsees besser vor Hochwasser geschützt. Die Kombilösung Energie könnte bis frühestens 2025/26 realisiert werden.

Vertiefung der beiden langfristigen Lösungen

Für die Konkretisierung der beiden Konzepte führten die Kantone Zürich und Schwyz die Zusammenarbeit mit Projektpartnern und Betroffenen weiter. Dadurch ist eine breit abgestützte Projektentwicklung, Kom­ munikation und Entscheidungsfindung sichergestellt.

Fachleute haben die Auswirkungen der geplanten Umleitung von Sihl-Hoch­ wasserspitzen in den Zürichsee untersucht. Die Untersuchungen zeigen, dass eine Überleitung nur zu einem geringen Anstieg des Zürichseespiegels um rund fünf Zentimeter führt. Dieser Anstieg kann ausgeglichen werden durch die Erhöhung der Abflusskapazität der Limmat (Anpassung der Pfeiler­konstruktion der Zürcher Rathausbrücke und Ausbaggerungen der Limmatsohle).

Konzeptentscheid fällt im Winter 2017/18 Die Konkretisierung der Konzepte hat bestätigt, dass weiterhin keine der beiden Lösungen favorisiert werden kann. Beide Konzepte schützen bei Investitions­ kosten für den Kanton Zürich von 70 bis 130 Millionen Franken die Siedlungs­ gebiete vor Hochwasserschäden von bis zu 5,5 Milliarden Franken allein in der Stadt Zürich. Sowohl der Entlastungsstollen als auch die Kombilösung Energie ermöglichen eine ökologische und städtebauliche Aufwertung des Sihl-Flussraums.

Für den Entlastungsstollen spricht die einfachere Projektierung, während die Kombilösung Energie Hochwasserschutz und Energieproduktion miteinander verbinden würde.

Bis Ende 2017 projektiert der Kanton Zürich den möglichen Entlastungsstollen.

Der Kanton Schwyz und die SBB erarbeiten gleichzeitig ein Vorprojekt für die Kombilösung Energie. Der Entscheid, welches der beiden langfristigen Hoch­ wasserschutzkonzepte umgesetzt wird, fällt im Winter 2017/18.

Interkantonale Zusammenarbeit «Die Geschichte Zürichs zeigt: Die Hochwasser­ gefahr ist durchaus real. Das steigende Risiko und die möglichen materiellen und volkswirt­ schaftlichen Schäden im Wirtschaftszentrum der Schweiz zwingen uns zum Handeln. Mit den beiden Konzepten für den langfristigen Hoch­ wasserschutz sind wir auf dem richtigen Weg.» Markus Kägi, Baudirektor Kanton Zürich «Überregionale Interessen am integralen Hoch­ wasserschutz sowie eine optimierte Nutzung des Sihlsees stehen im Vordergrund. Zürich und Schwyz könnten konsequent an der Quelle auf das komplexe Problem reagieren und Wasser bereits im Sihlsee kontrolliert zurückhalten.»

«Der Hochwasserschutz wird zur Verbundaufgabe.

Zürich und Schwyz sind eine enge Zusammen­arbeit gewohnt. Die Bevölkerung beider Kantone wird auch künftig davon profitieren.»

Andreas Barraud, Vorsteher Umweltdepartement Kanton Schwyz

Baudirektion Kanton Zürich AWEL Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft Abteilung Wasserbau Walcheplatz 2, Postfach 8090 Zürich Juni 2015 Weitere Informationen: www.hochwasserschutz-zuerich.zh.ch