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Axel Gercke
from Bau 74 Magazin
by Urban Lab
Atelier mit Blick auf den Science-Fiction-Friedhof

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Manche Büros sahen aus, als wäre gerade erst jemand gegangen.
Axel Gercke war einer der ersten Künstler im Bau 74. „Wir waren direkt nach dem Auszug der Leute da. Alles stand so rum... wie in einem Zombiefilm, wenn plötzlich alle Menschen weg sind.“ Zum Malen trägt er einen originalen AEG Arbeitskittel, übersät mit Ölfarben. Im Raum hat der Künstler kaum etwas verändert. „Das ist auch alles AEG Inventar. Ich mag das.“ 2007 konnte er sich einen geeigneten Raum auswählen. Das Atelier zählt zu einem der größten im Haus. „Eigentlich brauch ich nur Pinsel, Farbe und Staffelei.“. Dennoch benötigt Axel für jede Technik unterschiedliche Materialien.


Vom Graffiti zur altmeisterlichen Malweise ist es kein weiter Weg.
Axel wuchs Anfang der 90er in Erlangen auf. Graffitis und Hip-Hop führten ihn zur Kunst. In den Studienjahren in Nürnberg und Krakau spezialisierte er sich dann auf traditionelle Malerei. Beide Welten verbinden sich in seinen Werken. So zeigt ein zeitgenössisches Stillleben aufeinander getürmte Old-School Sneaker. Es ist eine Hommage an Breakdance.
Bertram hat gesagt, übernächstes Jahr kommen die Bagger.
Nicht mal ein Kilometer liegt Axels Zuhause vom Atelier entfernt. „Das ist die absolute Wellness-Situation, die wir hier haben. Die Atelier-Miete passt und die Community auch.“. Allerdings bekommt auch er die Veränderung im Stadtteil Eberhardshof zu spüren, wie Mieterhöhung oder Baustellen. Nun soll auch das ehemalige AEG-Nordgelände entwickelt werden und Bau 74 muss weichen.


Sieht viel schöner aus: der Leerstand mit ‘ner Kunstaustellung...
Von Anfang an war klar, dass die Zwischennutzung durch Künstler und Kreative nur temporär ist. „Seit zehn Jahren sind unsere Ausstellungen Highlights im Kulturkalender. Aber jetzt wird das Gelände neu bebaut und die Überraschung ist groß. Eigentlich war ganz viel Luft für die Stadt, sich darauf vorzubereiten.“ Zwar hat das Kulturreferat die jährliche Werkschau Offen Auf AEG bezuschusst, neue Räume für Kreative wurden allerdings nicht geschaffen.



Ab vier Euro pro Quadratmeter wirds langsam unbequem.
Axel Gercke blickt sich nach Alternativen um. „In Nürnberg gibt es bestimmt einige Orte, die sich mit öffentlicher Hilfe als Ateliers nutzen ließen...“ Auch in Hinblick auf die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas wäre das eine Gelegenheit, die Bewerbung zu vervollständigen. „Wenn Nürnberg noch zeigen könnte: Kuck mal, was wir tolles machen für die Kreativen. Wir bereiten fruchtbaren Boden, schaffen Räume und Möglichkeiten.“
Auf der Straße sitzen, kann ich mir nicht vorstellen. Wie kommt das dann rüber... Schau ma‘ mal, wo es uns hin spült.
Axel lässt die Zukunft auf sich zukommen, wie viele andere Kreative im Bau 74. Von seinem Atelierfenster aus wird er bis dahin sicherlich noch viele Flugzeuge starten sehen. Der Albrecht Dürer Airport Nürnberg trägt den Namen des berühmten altmeisterlichen Malers. Zu seiner Zeit wird es der berühmte Sohn der Stadt auch nicht immer einfach gehabt haben.

Text: Simon Gubo
Fotos: Kilian Reil