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rEinhild traitlErESPiritu

die Begegnung verschiedener Kulturen und für die Förderung von Frauen engagiert. Die gebürtige Wienerin, die heute in Zürich lebt, ist Mitbegründerin des European Project for Interreligious Learning (EPIL), das im Jahr 2002 startete. Der zweijährige Lehrgang bringt muslimische und christliche Frauen an sechs verschiedenen Studienorten zusammen; er soll ihre Kompetenz fördern, einerseits zwischen verschiedenen Wertesystemen zu vermitteln und andererseits das Durchsetzungsvermögen von Frauen stärken.

Fotos: privat, gettyimages/Digital Vision, Barbara Robra

gemeinsam türkisches Brot backen So organisierte eine Absolventin, die in der Schweiz als Lehrerin arbeitet, an ihrer Schule ein interreligiöses Festival. Dort lernen mehr als zehn verschiedene Nationalitäten gemeinsam. „Die Kinder haben einander gezeigt, was in ihren Kulturen wichtig ist. Das waren Lieder, die sie gemeinsam gesungen haben, oder sie haben gemeinsam Brot nach einem türkischen Rezept gebacken. Das war wie eine Entdeckungsreise in verschiedene Kulturen. Es ging darum, die Perspektive zu wechseln und Toleranz zu entwickeln“, erklärt Traitler-Espiritu. Besonders gut fand sie, dass auch die Eltern in die Festival-Planung eingebunden waren.

Zwischen der EPIL-Koordinatorin und der Donau-Universität Krems gibt es einen fachlichen Austausch. „Wir überlegen, wie wir künftig verstärkt zusammenarbeiten können“, sagt Traitler-Espiritu. Die jüngste Teilnehmerin des laufenden EPIL-Kurses ist 21 Jahre, die älteste 72; sie arbeiten als Pädagoginnen, in sozialen Berufen, als Ärztinnen oder Journalistinnen. Auch im Lehrgang „Islam und Migrationen“ der Donau-Universität Krems gibt es einen lebendigen generationsübergreifenden Austausch über verschiedene Werte. Denn die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des laufenden Lehrgangs sind zwischen 25 und 65 Jahre alt und kommen aus ganz unterschiedlichen Berufssparten – sie sind zum Beispiel Richterin, Geschäftsfrau, Leiterin der kommunalen Integrationsstelle und islamische Religionslehrerin. „Der Lehrgang will einen Beitrag dazu leisten, dass sich ein Islam mit europäischem Gesicht weiterentwickelt, der völlig selbstverständlich in der demokratischen Kultur Europas verwurzelt ist“, resümiert Ernst Fürlinger dessen anspruchsvolles Ziel.

Studiengang „islam und Migrationen in Europa“ – www.donau-uni.ac.at/mig/islam

Dr. Reinhild Traitler-Espiritu entwickelte gemeinsam mit der Soziologin Teny Pirri-Simonian das Europäische Projekt für Interreligiöses Lernen (EPIL) und war am Evangelischen Tagungs- und Studienzentrum in Boldern bei Zürich tätig. Seit 2008 ist sie Mitglied des Interreligiösen Think-Tank Schweiz, seit 2010 Vorstandsmitglied der Interreligiösen Konferenz Europäischer Theologinnen (IKETH). Die Philologin und Autorin war viele Jahre Mitarbeiterin des Ökumenischen Rates der Kirchen.

Literatur und Links Reinhild Traitler: „Die Stärke der Frauen ist, es trotzdem zu tun“. Über das Europäische Projekt für Interreligiöses Lernen. Argument 287, 2010 Andreas Renz, Mohammad Gharaibeh, Anja Middelbeck-Varwick, Bülent Ucar (Hg.): Der stets größere Gott. Gottesvorstellungen in Christentum und Islam. Pustet, Regensburg 2012 Stefan Weidner: Aufbruch in die Vernunft. Islamdebatten und islamische Welt zwischen 9/11 und den arabischen Revolutionen. Dietz Verlag, Bonn 2011

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