CAREERSTEP SPEZIAL | 2013
NACHGEFRAGT BEI... Barbara Lüthi, Journalistin und SRF-China-Korrespondentin Interview: Denise Muchenberger
Barbara Lüthi hat schon als kleines Kind gerne Leute interviewt. Dass sie später als Journalistin arbeiten würde, war absehbar. Dass sie als Auslandkorrespondentin ausgerechnet in China landen würde, weniger. Sie erzählt von ihrer Faszination für dieses Land und wie sie als Mutter Karriere und Familie unter einen Hut bringt.
Sie haben in Zürich die Hotelfachschule absolviert. Wie kam es dazu? Barbara Lüthi: Als offene Person, die gerne auf Leute zugeht, erschien mir das Hotelfach als die ideale Ausbildung für mich. Sie war auch spannend, nur habe ich dann gar nie in einem Hotel gearbeitet. Nach dieser Ausbildung habe ich gleich mit einem Praktikum bei einem privaten TV-Sender begonnen, mich dort hochgearbeitet und bereits nach zwei Monaten eine eigene Talkshow bekommen. 2001 fing ich dann bei der Rundschau des Schweizer Fernsehens an. Wann spürten Sie, dass Sie der Journalismus reizt? B. L.: Schon immer. Als kleines Kind im Tram habe ich die Leute gefragt: Wer sind Sie? Woher kommen Sie? Was machen Sie? Mich hat schon immer eine unheimliche Neugier angetrieben, ich informierte mich über alle möglichen Dinge, die Menschen und das Universum erschienen mir derart spannend. Diese Neugier hat mich über die Jahre hinweg begleitet und mich motiviert, Neues zu erfahren. Sie gingen für einen Austausch nach Australien. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit dieser Zeit? B. L.: Pure Freiheit. Ich ging bereits mit 16 nach Adelaide und lebte dort bei einer Gastfamilie. Ich merkte, dass ich mich überall gut anpassen und wohl fühlen kann, egal, an welchem Ort, auf
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welchem Kontinent ich lebe. Ich spürte damals, dass ich noch viel mehr von der Welt sehen möchte. Viele junge Talente wollen während der Karriere ins Ausland. Was war für Sie ausschlaggebend, dass Sie als Korrespondentin ausgerechnet nach China gingen? B. L.: Schon im Austausch in Australien habe ich viel über das Land erfahren, meine beste Freundin in der Schule war Chinesin. Ihre Familie erzählte immer wieder von China. 1996 ging ich nach Hongkong, um bei einer Interior-DesignFirma zu arbeiten. Von Hongkong aus habe ich immer wieder Reisen auf das chinesische Festland unternommen. Damals wurde mir klar, dass ich zurückkehren werde. Gab es Startschwierigkeiten bzw. Herausforderungen, als Sie als China-Korrespondentin anfingen? B. L.: Natürlich, es braucht immer seine Zeit, bis man sich akklimatisiert hat. Aber ich kannte China schon gut, bevor ich nach Peking zog. Ich habe zu diesem Zeitpunkt auch schon als Journalistin immer wieder in China gearbeitet, bevor ich meinen Korrespondentenjob antrat. Ich wusste also was mich erwartet. Sie haben schon mehrere Journalistenpreise für Ihre China-Reportagen gewonnen. Was bedeuten Ihnen solche Auszeichnungen?
B. L.: Solche Auszeichnungen sind natürlich sehr schön. Ich freue mich immer über Anerkennung, egal, in welcher Form, auch jede einzelne Zuschauermail stellt mich auf. Ob mich diese Preise in meiner Karriere voranbringen, weiss ich nicht – ich habe bis jetzt noch nie einen Schritt in eine andere Richtung gemacht und arbeite seit 2006 als Korrespondentin für das Schweizer Fernsehen. Sie sind mittlerweile auch Mutter. Wie gelingt es Ihnen, Karriere und Familie unter einen Hut zu bringen? B. L.: Ich schlafe sehr wenig. Oft arbeite ich in der Nacht, wenn meine Kinder schlafen. Dann kann ich in Ruhe Beiträge recherchieren, texten und schneiden. Ausserdem habe ich eine Nanny, die mich unterstützt. Es ist alles eine Frage der Organisation und des Willens.