HSG Blatt Nr.5-2012

Page 7

Emeritierung – Antritt

22. Oktober 2012

7

Ein Vielkämpfer tritt ab Zur Emeritierung von Prof. Dr. Peter Gomez

P

von Sparmassnahmen durch eine Optimierung der damaligen Vertiefungsrichtungen zielorientiert umzusetzen.

eter Gomez darf für sich in Anspruch nehmen, in seiner Zeit «den» HSG-Professor verkörpert zu haben. Er machte seinen akademischen Lebensweg über Studium, Promotion 1975 zum Thema «Systemmethodik» und Habilitation 1978 zum Thema «Die kybernetische Gestaltung des Operations Managements», in St.Gallen, unter anderen beim Urvater des St.Galler System­ ansatzes, Hans Ulrich. Er war in allen Bereichen des akademischen Mehrkampfes engagiert – führte mit Kollegen erfolgreich das traditionsreiche Institut für Betriebswirtschaft, baute mit der ES unternehmerisch neue Bereiche auf, war in der Praxis als VR engagiert, prägte mit seinem Ansatz des vernetzten Denkens Generationen von Studierenden und war ein vielbeachteter Forscher und Autor betriebswirtschaftlicher Standardwerke wie «Praxis des ganzheitlichen Problemlösens» (zusammen mit Gilbert Probst). Sein Idealbild eines BWL-Professors der HSG charakterisierte er einmal als jemanden, der einen erfolgreichen Forschungsausweis hat, engagiert lehrt, jederzeit aber auch ein mittleres Unternehmen führen kann. Er selbst kam nach einer Tätigkeit in der Praxis bei Ringier und bei Stefan Schmidheiny als Professor zurück an die HSG. Nach seinem Rektorat prägte er als Verwaltungsratspräsident der SIX Group einen wichtigen Akteur des Finanzplatzes Schweiz.

Bologna-System eingeführt

Bild: Hannes Thalmann

In allen Bereichen des akademischen Mehrkampfes engagiert: Peter Gomez. Der Universitätsmanager In diesem Sinne plädierte Peter Gomez nicht nur für ein konstruktives Zusammenspiel zwischen Managementpraxis und Managementforschung. Er lebte dieser Forderung auch glaubwürdig nach, nicht nur durch den Wechsel zwischen Praxis und Lehre, sondern auch dadurch, dass er die HSG als Universitätsmanager in wichtigen Funktionen der akademischen Selbstverwaltung über Jahre prägte.

Als Vorstand/Dekan der Betriebswirtschaftlichen Abteilung von 1997 bis 1999 blieb er vielen durch seine aktive Berufungspolitik, die zum ersten Mal eine nennenswerte Zahl Professoren aus dem nichtdeutschsprachigen Raum nach St.Gallen brachte, in Erinnerung. Unter seiner Leitung befasste sich die BWA auch mit der Clusterung der Professuren um Schwerpunktgebiete – ein

«Business Intelligence goes Social» Antrittsvorlesung von PD Dr. Barbara Dinter. Soziale Medien sind nicht mehr nur «in privater Hand». Auch Unternehmen erkennen das Potential, sich auf solchen Plattformen zu engagieren und sie als wertvolle Informationsquelle, etwa für das Kundenbeziehungsmanagement, die Wettbewerbsbeobachtung oder die Produktentwicklung, zu nutzen. Folglich können (und sollen) Entscheidungen in Unternehmen nicht mehr nur auf internen Daten basieren, sondern auch Daten aus sozialen Medien berücksichtigen. In ihrer Vorlesung stellt Barbara Dinter Nutzenpotentiale, typische Anwendungsgebiete und Herausforderungen solcher Anbindung von sozialen Medien an entscheidungsunterstützende Informationssysteme vor. Barbara Dinter ist seit 1. Juni 2012 HSGPrivatdozentin für BWL mit besonderer Berücksichtigung der Wirtschaftsinformatik. Ihre Forschungsinteressen liegen insbesondere in den Bereichen analytische Informationssysteme und strategisches IT-Management. Sie studierte Informatik an der Technischen Univer-

sität München und promovierte am Bayerischen Forschungszentrum für Wissensbasierte Systeme. Im Anschluss an Beratungstätigkeit leitete sie am IWI-HSG Kompetenzzentren zu Business Intelligence und habilitierte in diesem Gebiet. Öffentliche Antrittsvorlesung: «Business Intelligence goes Social: Potentiale Sozialer Medien für die Entscheidungsunterstützung im Unternehmen», Dienstag, 27. November, 18.15 Uhr, Raum 09-011.

PD Dr. Barbara Dinter.

wichtiger Schritt in Richtung einer verstärkten inhaltlichen Fokussierung, die später unter seinen Nachfolgern Christian Belz und Beat Bernet zu dem noch heute prägenden Portfolio betriebswirtschaftlicher Masterprogramme führte. Zwei Jahre wirkte er als Prorektor im Rektorat von Georges Fischer. Dabei scheute er nicht davor zurück, auch unpopuläre Projekte wie die Umsetzung

Als Rektor prägte er die wichtigste Reform der HSG der Neuzeit, die pionierhafte und mit vielen Innovationen verbundene Einführung des BolognaSystems. Dabei musste er anfangs auch mit Bedenken und Widerständen aus dem Senat umgehen. Insgesamt gelang es aber, einen «First Mover Advantage» für die HSG generieren, der sie für über zehn Jahre in vielen Bereichen zur Qualitätsführerin in der Lehre machte. In seiner Zeit wurden auch wichtige Projekte im Bereich der Infrastruktur vorwärts getrieben, beispielsweise die Schaffung zusätzlicher Räume mit dem Zentralen Institutsgebäude, den Ausbau des WBZ zu einem Executive Campus, und die Planungen für die Sanierung und Erweiterung des gewachsenen Campus auf dem Rosenberg. Es wurde die erste formelle Vision der HSG erarbeitet und von den Gremien genehmigt. Derselben folgend wurden wichtige Schritte auf dem Weg zu einer führenden europäischen Wirtschaftsuniversität gemacht, beispielsweise erfolgten mit Equis 2 und AACSB die zwei wichtigsten internationalen Akkreditierungen. Nach seiner sechsjährigen Rektoratszeit, die von 1999 bis 2005 dauerte, zog sich Peter Gomez nicht einfach auf seinen Lehrstuhl zurück. Für ihn war klar, dass der Weiterbildungsbereich der HSG neu organisiert werden musste, damit sich die HSG weiterhin unter den führenden Wirtschaftsuniversitäten behaupten konnte. Als Gründungsdekan baute er ab 2006 die Executive School auf, die er bis anfangs 2011 führte. Obwohl er anlässlich der Wahl zum Verwaltungsratspräsidenten der Schweizer Börse, der späteren SIX Group, sein Pensum an der HSG auf 75 Prozent reduzierte, war er

Ausrichtung auf die Konsumenten Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Boris Otto. Die neue, aktive Rolle des Nutzers im Internet, die Verbreitung von Konsumententechnologie wie Smartphones in Unternehmen sowie rasant wachsende Datenvolumina befördern die Ausrichtung der Wirtschaft an den Bedürfnissen des Konsumentenprozesses. Diese Konsumentenzentrierung stellt Fragen an das Informationsmanagement in Firmen: Welche Informationen sind geschäftskritisch? Wo kommen die Informationen her? Wer kontrolliert den Informationsfluss? Wie können Informationen genutzt werden? Welche Rahmenbedingungen müssen beachtet werden? Die Vorlesung greift Fragen auf, schildert Beispiele aus Firmen und skizziert Empfehlungen für konsumentenzentriertes Informationsmanagement. Prof. Dr. Boris Otto ist HSG-Assistenzprofessor für BWL und leitet am IWI das Kompetenzzentrum Corporate Data Quality. Schwerpunkte seiner Forschung sind unternehmensweites Datenqualitätsmanagement, elektronischer Geschäftsverkehr, betriebliche

Standardanwendungssysteme sowie Methoden und Konzepte des Business Engineering. Otto promovierte an der Universität Stuttgart. Er schloss Anfang 2012 seine Habilitation an der HSG ab und wurde auf 1. Juni 2012 zum Privatdozenten für BWL ernannt. Öffentliche Antrittsvorlesung: «Konsumentenzentriertes Informationsmanagement: Handlungsschwerpunkte und Lösungsansätze», Dienstag, 11. Dezember, 18.15 Uhr, Raum 09-011.

Prof. Dr. Boris Otto.

bis zu seiner Emeritierung in der Grundvorlesung der Assessmentstufe tätig und gab dort, seinem akademischen Schwerpunkt treu, vernetztes Denken weiter. Als Ausfluss der Erkenntnis, dass Management in der Wirtschaft verantwortungsbewusst eingebettet werden und auch gesellschaftlichen Wert schaffen muss, gründete er vorausschauend das Center for Values and Leadership in Society (CLVS-HSG).

Dynamischer Geist Mit Prof. Dr. Peter Gomez geht nicht nur ein bekannter Professor in Pension. Aus dem Kreise der Kollegen tritt ein dynamischer unternehmerischer Geist zurück, der sportlich diskutieren konnte, aber immer kameradschaftlich berechenbar war. Peter Gomez wurde im Senat geschätzt, weil er seine Sache immer geradlinig vertrat und sein Kernanliegen immer eine langfristig prosperierende Entwicklung der HSG war. Dafür ist ihm die HSG dankbar. Prof. Dr.Thomas Bieger, Prof. Dr. Johannes Rüegg-Stürm

Öffentliche Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Peter Gomez: «Gesellschaftliche Wertschöpfung als unternehmerische Pflicht», Dienstag, 30. Oktober, 18.15 Uhr, Raum 02-001 (Aula). Vorgängig zur Abschiedsvorlesung findet ein kurzes öffentliches Symposium statt. Ab 16 Uhr hält Prof. Lynda Gratton (London Business School) einen Vortrag. Anschlies­ send gibt es eine Podiumsdiskussion zum Thema «Public Value: Committing Leadership to Society». Teilnehmer: Lynda Gratton, Joseph Felder (ehemaliger Chef des Flughafens Zürich), Friederike Hoffmann (Ph.D.Studentin an der HSG), Michael Haefliger (Intendant Festival Luzern) und Joseph Maciariello (Professor in Claremont).

Spitzenfussball und Ausbildung – geht das? Immer wieder stellen sich Jugendliche und ihre Eltern in der Schweiz die Frage, ob ein Sporttalent primär auf eine solide Ausbildung setzen und die sportliche Karriere daneben fördern soll, oder ob es erfolgversprechender wäre, voll auf die Karte Spitzensport zu setzen. In einigen Sportarten, insbesondere in Individualsportarten, lassen sich Spitzensport und Ausbildung besser kombinieren als in andern. Im Teamsport setzen Planungsvorgaben der Clubs oft schwierige Hindernisse für eine parallel laufende, vollwertige Berufsausbildung oder gar ein Studium. «Spitzenfussball und Ausbildung – verträgt sich das?» Diese Frage debattieren der Trainer der Schweizer FussballOlympiamannschaft, Pierluigi Tami, der HSG-Absolvent und ehemalige Spitzenfussballer Marco Zwyssig, FCSG-Präsident Dölf Früh sowie HSG-Professor Wolfgang Jenewein am Donnerstag, 25. Oktober, ab 18.15 Uhr im Audimax der Universität. Moderiert wird das Podiumsgespräch vom St.Galler TV-Moderator Beat Antenen. TVO strahlt voraussichtlich am Sonntag, 4. November, eine Zusammenfassung aus. Der vom Unisport der HSG in Zusammenarbeit mit der Credit Suisse organisierte Anlass ist öffentlich und kostenlos. Im Anschluss an das Podiumsgespräch wird ein Apéro offeriert. (red.)


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.