Forschung «Rencontres de St-Gall» 2012 – Über den Umgang mit Paradoxien Die Forscherkonferenz «Rencontres de St-Gall» fand dieses Jahr wiederum am Weiterbildungszentrum der Universität St.Gallen statt. Knapp 50 extra dafür ausgewählte Forscherinnen und Forscher aus aller Welt trafen sich Anfang September im WBZ Holzweid zum Gedankenaustausch über KMU, Entrepreneurship und Family Business.
Diskussionen statt nur Vorträge Das Thema 2012 hiess «In search of a dynamic equilibrium: exploring and managing tensions in entrepreneurship and SMEs». Die «Rencontres» finden alle zwei Jahre statt und unterscheiden sich von anderen Konferenzen unter anderem dadurch, dass die zur Konferenz eingereichten Beiträge nicht einzeln vor den Teilnehmenden präsentiert werden. Stattdessen steht die moderierte und aktive Diskussion unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu den jeweiligen Themen im Vordergrund.
Sehr traditionsreiche Konferenz Das KMU-HSG organisiert die Konferenz seit 1948. Sie ist gemäss den Aufzeichnungen der Small Business Administration (SBA) die weltweit älteste Konferenz dieser Art für KMU. Die Leitung der Rencontres haben die drei Direktoren des KMU-HSG, Prof. Dr. Thierry Volery, Prof. Dr. Urs Fueglistaller und Prof. Dr. Thomas Zellweger. (red.)
LEUTE Prof. Dr. Dr. h.c. Gebhard Kirchgässner wurde für das akademische Jahr 2013/14 als Fellow an das Wissenschaftskolleg zu Berlin berufen. Prof. Dr. Robert Winter wurde in das Advisory Board der ICT Group der Portugiesischen Staatsregierung berufen. Die ICT Group wurde vom Ministerrat eingesetzt, um einen umfassenden strategischen Plan mit dem Ziel auszuarbeiten und umzusetzen, die ICTKosten der gesamten portugiesischen Verwaltung deutlich zu senken. Prof. Dr. Julia Nentwich ist für das Wintersemester 2012/13 zur Aigner-Rollett Gastprofessorin zum Themenbereich Frauen- und Geschlechterforschung gewählt worden. Dies an der KarlFranzens-Universität in Graz.
Oktober 2012 33. Jahrgang Auflage: 6000 Mitteilungen der Universität St.Gallen Hochschule für Wirtschafts-, Rechtsund Sozialwissenschaften sowie Internationale Beziehungen (HSG) Erscheint sechs Mal pro Jahr und ist auch über Internet abrufbar: www.unisg.ch (Rubrik: Für Medien, Publikationen, HSGBlatt) Redaktion Stephanie Brändli, Marius Hasenböhler, Annkathrin Heidenreich, Bentley Jenson, Jürg Roggenbauch, Edith Steiner, Markus Zinsmaier Layout Walo von Büren Herausgeber Universität St.Gallen (HSG) Kommunikation Dufourstrasse 50, CH-9000 St.Gallen Tel. 071 224 22 25 | Fax 071 224 28 15 E-Mail: kommunikation@unisg.ch www.unisg.ch Druck St.Galler Tagblatt AG 9001 St.Gallen
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«Wissenschaftler ist ein Traumjob» HSG-Nachwuchsförderung – Reto Hofstetter hat Ruf an die Università della Svizzera italiana erhalten Der Weg eines jungen Wissenschaftlers bis zu einer Berufung ist steinig. Reto Hofstetter hat ihn durchgestanden. Per Januar wechselt der HSG-Assistenzprofessor für Business Innovation nach Lugano, wo er Extraordinarius für Marketing wird. «Isaac Newton war kontaktscheu, hatte keine Auslandserfahrung und nur eine recht kurze Publikationsliste aufzuweisen. Eine wissenschaftliche Karriere, gar eine Professur in Cambridge, könnte er heute mangels Relevanz und Impact nicht antreten – und doch gilt er als einer der grössten Wissenschaftler aller Zeiten.» So stieg «Spiegel Online» kürzlich in einen Artikel ein, in dem junge Wissenschaftler und ihre Mühen auf der Karriereleiter beschrieben werden. Die Zeiten haben sich geändert. Was Newton nicht vorweisen konnte, scheint heute im akademischen Wettkampf tatsächlich unabdingbar. Reto Hofstetter hat sich während der vergangenen Jahre gut vernetzt, Erfahrungen im In- und Ausland gesammelt und seine Publikationsliste erweitert. Der Lohn: Ein Ruf an die Università della Svizzera italiana.
«… um überhaupt marktfähig zu sein» «Netzwerken ist sehr wichtig für heutige Wissenschaftler – nützt aber nur, wenn man auch gute Leistungen vorweisen kann», sagt Hofstetter. «Man braucht zunächst einmal zwei bis drei absolute Top-Publikationen, um überhaupt marktfähig zu sein.» Die Publikationen seien der «enabler», damit man wahrgenommen werde. Danach könne ein gutes Netzwerk helfen, um seinen Platz als Wissenschaftler zu finden. Wo dieser Platz genau sein wird, ist nicht vorauszusagen. Die meisten jungen Wissenschaftler müssen sehr flexibel sein – in Bezug auf Wohnort, Freundeskreis, Familienplanung. In den meisten Gebieten gibt es nur wenige freie Professuren. Da muss man schon mal das Land, die Sprache, die Kultur wechseln, um in seinem Fachgebiet und unter den gewünschten Bedingungen tätig sein zu können. Der akademische Jobmarkt im 21. Jahrhundert ist sehr international.
Themen besetzen, Reputation schaffen Impressum
22. Oktober 2012
Mit der Berufung hat Reto Hofstetter ein grosses Ziel erreicht. «Aber jetzt ist es nicht fertig – jetzt geht’s erst richtig
Bild: Hannes Thalmann
Reto Hofstetter: «Man fällt als Wissenschaftler automatisch zu den Themen zurück, die einen faszinieren.»
los», sagt er. Nun gehe es für ihn darum, Themen zu besetzen und Reputation zu schaffen. Wer langfristig in seinem Fachgebiet tätig sein wolle, der müsse sich bestätigen. Dafür ist ein junger Professor nach einer Berufung weniger dem Druck von Revisoren und Journals ausgesetzt und «kann sich auch mal länger Zeit nehmen für ein Thema.» Hofstetter denkt unternehmerisch. Er arbeitet gerne projektbasiert in Teams und ist international orientiert. «Darum ist Wissenschaftler für mich ein Traumjob», sagt er. Ein erfolgreicher Forscher und Dozent brenne für seine Themen, habe aber auch den nötigen Biss. «Denn der Publikationsprozess kann sehr frustrierend sein, da muss man viel Kritik einstecken können.» Hofstetter hat sich davon nicht abhalten lassen, weiter eine wissenschaftliche Karriere zu verfolgen. Die wenigsten Wissenschaftler haben bewusst und zu einem fixen Zeitpunkt entschieden, dass sie ihr Leben in die Forschung investieren wollen. Es ist
eher eine Entscheidung in Raten. Auf eine forschungsbasierte Master-Arbeit folgt vielleicht eine Dissertation, die gut aufgenommen wird. Danach eine Habilitation – aber selbst mit der ist die wissenschaftliche Laufbahn nicht gesichert. «Auch als Habilitand behält man stets Alternativen im Hinterkopf», sagt Hofstetter. Man hat keine andere Wahl. Umso mehr Überzeugung braucht es, auf dem wissenschaftlichen Pfad zu bleiben.
Nutzen für Kunden und Unternehmen Reto Hofstetter beschäftigt sich vor allem mit dem Verhalten von Konsumenten. Er forscht gerne im Bereich, wie die Resultate aus der Analyse von Konsumentendaten vorteilhaft eingesetzt werden können – sowohl für die Konsumenten selber wie auch für die Unternehmen. «Man fällt immer wieder automatisch zu den Themen zurück, die einen faszinieren», sagt er. Und je länger man sich mit einem Thema beschäftige, umso spannender werde es. Hofstetter
Neues aus der Forschung Publikationen EUR Baudenbacher, C.: Wirtschaftsrecht. In: ZSR (Zeitschrift für Schweizerisches Recht), Bd. 131 (2012) II, Heft 2, 419 ff. IPW Davis, J.W. (Hrsg.): Psychology, Strategy and Conflict: Perceptions of insecurity in international relations, Routledge Global Security Studies, London 2012. IWI Back, A./Gronau, N./Tochtermann, K. (Hrsg.): Web 2.0 und Social Media in der Unternehmenspraxis: Grund-
lagen, Anwendungen und Methoden mit zahlreichen Fallstudien. 3., vollst. überarb. Aufl., München 2012. RWA Koller, A./Thürer, D./Dafflon, B./Ehrenzeller, B./Pfisterer, T./Waldmann, B.: Principles of Federalism. Guidelines for Good Federal Practices - a Swiss contribution, Zürich/St. Gallen 2012. SHSS Müller, M.: Opening the black box of the organization: socio-material practices of geopolitical ordering. In: Political Geography, Vol. 31(6), 2012, 379-388.
Soziale Medien Social-Media-Kanäle sind für die Universität St.Gallen wichtige Kommunikationskanäle. Der offizielle HSG-Facebook, HSG-Twitter und HSG-YouTube-Kanal informiert Sie über die Universität St.Gallen und greift besondere Themen aus den HSG-Themenhubs START, CAMPUS, PROFESSIONAL und RESEARCH auf. HSG Research richtet sich speziell an Forschende und Forschungsinteressierte und versammelt Themen aus den verschiedenen HSG-ForschungsAccounts. www.facebook.com/HSGResearch twitter.com/HSGResearch
arbeitet immer empirisch und meistens mit grossen Datenmengen. Viele technische Aspekte schliesst seine Arbeit ein. Das hat er aus seinem Stammgebiet, der Informatik, mitgebracht. Hofstetter absolvierte ursprünglich eine Berufslehre als Informatiker, studierte dann Ingenieurwissenschaften an der FH Bern. «Ich habe die ganze New-Economy-Entwicklung interessiert mitverfolgt, vom Wachstum bis zum Kollaps», sagt er. «Das hat bei mir zu vielen wirtschaftlichen Fragen geführt.» So studierte er anschliessend BWL (Finance) und VWL an der Uni Bern und verfasste eine Dissertation im Bereich Marketing zum Thema Preisgestaltung. An der HSG arbeitet er an der Forschungsstelle für Customer Insight (FCI), wo er nach seinen Angaben in idealer Weise seine Forschung mit der Unternehmenspraxis verbinden kann. Nun folgt der nächste Schritt auf seinem Weg als Wissenschaftler: Der Wechsel nach Lugano. Jürg Roggenbauch
Erstmalige Ringvorlesung zu Kartellrecht Im Herbstsemester 2012 findet erstmals eine von Prof. Dr. Dr. h.c. Carl Baudenbacher geleitete Ringvorlesung zum Thema «EU and Swiss Competition Law and Economics» statt. Dozenten sind führende Anwälte, Ökonomen und Richter des schweizerischen und europäischen Kartellrechts. Es handelt sich auch um die erste Veranstaltung, an der Vertreter des Schweizerischen Bundesverwaltungsgerichts teilnehmen: Sieben Richter und neun Gerichtsschreiber haben sich angemeldet. Zusammen mit dem jährlich stattfindenden St.Gallen International Competition Law Forum ICF (www.sg-icf.ch) und dem International Quintet of HSG Law School leistet die Ringvorlesung einen wichtigen Beitrag zur führenden Stellung der HSG auf dem Gebiet des Kartellrechts. (red.)