HSG Blatt Nr.3-2011

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Panorama

23. Mai 2011

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Die Mutmacherin HSG-Studentin engagiert sich für die Integration von Kindern in schwierigen Lebenssituationen HSG-Studentin Isabelle Siegrist bringt Kindern mit Migrationshintergrund über das Jugendrotkreuz Deutsch bei. Nun will sie ein ähnliches Konzept an die HSG bringen. «Mein Name ist Samrawit. Und wie heisst Du?» Samrawit formuliert ihre Worte mit Bedacht. Seit sechs Monaten lebt das 14-jährige Mädchen mit ihrer Familie in St.Gallen. Aufgewachsen ist sie in Eritrea, wo neun Nationalsprachen gesprochen werden. Deutsch hat sie bei der Ankunft in der Schweiz zum ersten Mal gehört. In einem Klassenzimmer der Realschule Bürgli tauscht sie jetzt erste Sätze mit Isabelle Siegrist aus. «Wir verständigen uns momentan noch mit Händen, Füssen und vielen Zeichnungen», sagt die 21-jährige Thurgauerin. «Aber jede Woche kommen neue Worte dazu, besonders beim Einkaufen und bei Spaziergängen durch die Stadt lernt Samrawit viele neue Begriffe kennen.»

Jedes Kind ist anders

Seit vier Jahren gibt Siegrist zusammen mit einer Gruppe von freiwilligen Helfern des Jugendrotkreuz St.Gallen (JRK) kostenlosen Deutschunterricht für Schüler von Integrationsklassen. 25 aktive Mitglieder bieten derzeit Nachhilfe in Ergänzung zum Schulunterricht an. Dabei stimmen sie sich mit den Lehrkräften ab, um jedes Kind individuell zu fördern. Während des Unterrichts lernen die Freiwilligen selbst viel dazu, sagt die Betriebswirtschafts-Studentin: «Jedes Kind hat einen anderen kulturellen Hintergrund. Darauf müssen wir natürlich eingehen, um uns verständigen zu können. Eine spannende Herausforderung für uns Nachhilfelehrer.» Ein Grossteil der Kinder in den Integrationsklassen kommt aus afrikanischen Ländern, Kosovo, Iran, Pakistan oder Portugal.

Spielerisch Deutsch lernen

Grosse Fortschritte beim Deutschlernen machte kürzlich ein chinesischer Bub. «Für ihn war es ganz neu, dass er auch lachen darf während des Unterrichts und viele Fragen stellen soll», sagt

Bild: Hannes Thalmann

Deutschunterricht in der Realschule Bürgli: Isabelle Siegrist tauscht sich nachmittags mit ihrer Nachhilfeschülerin Samrawit aus. Siegrist. Das spielerische Lernen motivierte ihren Schüler sehr. Andere Kinder wiederum bräuchten mehr Struktur, um rasch voranzukommen. Neben der Nachhilfe organisiert das JRK-Team auch Spielnachmittage für Kinder in regionalen Durchgangszentren. Fussball steht ganz oben auf der Wunschliste, Fangen und Verstecken eignet sich für die oft traumatisierten Kinder hingegen nicht. «Die meisten Kinder haben einen strapaziösen Weg von Flucht und Vertreibung hinter sich. Wir wollen ihnen helfen, wieder Mut zu fassen», sagt die Studentin. Anfangs war es nicht einfach, einen passenden Rahmen für die Einsatzbereitschaft zu

Horizont erweitern mit dem Jugendrotkreuz Eine Gruppe junger Leute in St.Gallen engagiert sich im Rahmen der Rotkreuz-Grundsätze freiwillig für andere Menschen. So unterstützt das Jugendrotkreuz St.Gallen Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen. Freiwillige können ihre Ideen und Fähigkeiten in verschiedenen Projekten im sozialen Bereich einbringen. In der Arbeit mit Kindern mit Migrationshintergrund und benachteiligten Jugendlichen erweitern die Helfer ihren persönlichen Hori-

zont. Dabei profitieren sie von Weiterbildungen in internationalen Camps. Die St. Galler Projekte «Nachhilfeunterricht» und «Spielnachmittage in Durchgangszentren» wurden 2008 während des interregionalen Jugendwettbewerbs im vorarlbergischen Hohenems ausgezeichnet. Ähnliche Initiativen werden derzeit auch in anderen Kantonen lanciert. jugendrotkreuz@srk-sg.ch www.srk-sg.ch > jugendrotkreuz

finden: Die meisten Organisationen, welchen Siegrist ihr Engagement anbot, empfahlen, Geld zu spenden. Das Rote Kreuz liess sich für ihre Ideen begeistern. Das Nachhilfeprojekt konnte Siegrist schliesslich mit drei Freundinnen im Rahmen der Kampagne «Deine Stärken. Deine Zukunft. Ohne Druck!» umsetzen. Im Studium beschäftigt sie sich mit sozialem Unternehmertum. Ein Bereich, der sie auch beruflich reizt. Erst will Siegrist aber das Integrations-Projekt ausbauen und einen Verein an der HSG gründen. Die Nachfrage ist gross. «St.Gallen wirkt so idyllisch. Im sozialen Bereich gibt es aber sehr viel zu tun für Freiwillige.» Annkathrin Heidenreich

Lizenz zum Wirtschaftsjournalismus HSG bildet seit Herbst 2010 Master-Studierende im Lehrprogramm Wirtschaftsjournalismus aus HSG-Studierende bringen exzellentes wirtschaftswissenschaftliches Wissen mit. Im Lehrprogramm Wirtschaftsjournalismus lernen sie, dieses mediengerecht aufzubereiten. Während der journalistische Markt in anderen Ressorts übersättigt ist, haben Prof. Dr. Vincent Kaufmann und Prof. Dr. Miriam Meckel mit dem Lehrprogramm Wirtschaftsjournalismus (LWJ) eine Marktlücke erschlossen. Das LWJ ergänzt das wirtschaftswissenschaftlich Fachwissen von HSG-Studierenden um alle relevanten journalistischen Fähigkeiten. Für dieses neuartige Programm, das vom Institut für Medien- und Kommuni-

kationsmanagement (MCM-HSG) angeboten wird, waren rasch Partner gefunden – darunter Schweizer Radio und Fernsehen, Tages-Anzeiger, Handelszeitung, St.Galler Tagblatt, Aargauer Zeitung, Handelsblatt und die Nachrichtenagentur Bloomberg. Zum Abschluss ihres Studiums verbringen alle Studierenden einige Wochen bei einem dieser Partner. So sollen sie den journalistischen Alltag hautnah erleben und Erlerntes gleich umsetzen. Nachrichten-Terminals für alle Der Medienpartner Bloomberg hat mit finanzieller Unterstützung durch die Deutsche Bank auch ermöglicht, zehn neue, zusätzliche BloombergNachrichten-Terminals auf dem HSGCampus einzurichten. Zu finden sind die meisten dieser Terminals im Raum

01-U206. «Gut versteckt», aber allen Angehörigen der Universität St.Gallen frei zugänglich – insbesondere auch denjenigen aus der neuen School of Finance und ihren Studiengängen.

Bild: Photocase/krockenmitte

Dunkle Wolken am Börsenhimmel. Wer berichtet fachkompetent darüber?

Ausgewiesene Referenten Das Lehrprogramm Wirtschaftsjournalismus deckt praktische wie theoretische Kompetenzen ab. Prof. Dr. Stephan Russ-Mohl von der Università della Svizzera italiana erteilt eine Einführung in die Materie, der erfahrene Journalist Markus Gisler (unter anderem ehemaliger Chefredaktor von «Cash») übt mit den Studierenden das journalistische Handwerk. HSG-Privatdozent und Kommunikationsfachmann Markus Will lehrt PR-Strategien zu durchschauen, HSG-Rechtsprofessor Thomas Geiser und Rechtsanwalt

Matthias Schwaibold behandeln die rechtlichen Aspekte des Journalismus. Abgerundet wird das Lehrangebot durch das Fach Medien- und Kommunikatonsmanagement. Kommenden Herbst werden die ersten 22 Absolventinnen und Absolventen ihr Zertifikat entgegennehmen können. Credits vollumfänglich anrechenbar Das LWJ gibt es seit September 2011. Es umfasst 19 ECTS und ist vollumfänglich an die 90 Credits des MasterStudiums anrechenbar. Das Programm gliedert sich in sechs Lehrveranstaltungen. Drei dieser Veranstaltungen werden im Herbstsemester absolviert, drei im Frühjahrssemester. Tobias Heinisch

www.lwj.unisg.ch


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