Aufbruch in die Moderne? Paul Schad-Rossa und die Kunst in Graz

Page 48

46 — 47 Gudrun Danzer

22 Brief Paul Schad-Rossa an Wilhelm Gurlitt, 05.07.1900, Universitätsarchiv Graz

81 Universitätsarchiv Graz. 82 Zum Beispiel das Gemälde Eden in der Sammlung der Neuen Galerie Graz. 83 Schrötter mit der Matrikelnummer 575 und Schad mit Nummer 576, vgl. Tropper, Das kreative Milieu in Graz um 1900, S. 94, Anm. 1. 84 Hermann Ubell, Paul Schad-Rossa und die Grazer Kunstbewegung, in: Die Zeit, 19.04.1902. 85 Vgl. z. B. Velten Wagner, Die Münchner Jahre, in: ders. (Hg.), Paul Schad-Rossa, S. 16–26, oder Rainer Metzger, München. Die große Zeit um 1900, Wien 2008.

sein, wie man aus einem Brief Schad-Rossas an diesen vom 5. Juli 1900 schließen kann.81 (Abb. 22) Daraus geht hervor, dass er bereits im Frühjahr 1900 Graz besuchte, sich mit den späteren Freunden um Gurlitt getroffen und erste Aktivitäten geplant hatte. Der Brief vermittelt die positive Aufbruchsstimmung auf beiden Seiten und zeigt die Verve, aber auch das Pathos, die Schad-Rossa offensichtlich eigen waren: „Ich freue mich unglaublich auf die Zeit, in der ich im Verein mit Ihnen mit dem Schaffen in Graz loslegen kann. […] Oft, ungezählte Oft mußte ich an Sie denken, dachte an Sie und Ihren Kreis von Menschen, dachte ich an die so liebevolle Aufnahme, die Sie Alle mir zu theil werden ließen. Wie gesagt, ich freue mich unendlich […] auf eine in Verein mit Ihnen zu beginnende That.“ Schad-Rossa kam mit vielen und hochfliegenden Plänen, an deren Verwirklichung er sogleich zu arbeiten begann. Dieser Aufbruch und diese Neuorientierung, die für ihn die Übersiedelung nach Graz bedeuteten, kommen auch in seiner Namensänderung zum Ausdruck: Noch 1899 hatte er mit „Paul Schad“ signiert,82 den erwähnten Brief an Gurlitt unterschrieb er dann bereits mit dem klingenderen und prägnanteren Künstlernamen „Paul Schad-Rossa“. Den Kontakt zwischen Schad-Rossa und Graz könnte Alfred von Schrötter-Kristelli vermittelt haben, der ebenfalls im Herbst 1900 von München bzw. von Dachau hierher zog, um seine Professur an der Zeichenakademie anzutreten. Beide Künstler hatten in den frühen 1880er-Jahren an der Münchner Akademie bei Anton von Löfftz studiert (und sich vermutlich dort kennengelernt), sie traten gleichzeitig dem Steiermärkischen Kunstverein bei83 und sie waren auch in Graz in Kontakt, wenngleich sich Schrötter dann auch von den Aktivitäten Schad-Rossas zurückzog und beispielsweise keinen Beitrag für die Zeitschrift Grazer Kunst lieferte. Neben einem „jugendlich pulsierenden Kunstleben […] und […] der Jungfräulichkeit des Grazer Bodens“,84 wird für Schad-Rossa die Aussicht verlockend gewesen sein, in Graz eine prominentere Rolle in der Kunstszene zu spielen und hier eher ein Publikum für seine Kunst zu finden, als ihm dies in München möglich war. Denn Münche­n erlebte in diesen Jahren seine „große Zeit“ als Zentrum der zeitgenössischen bildenden Kunst in Deutschland.85 Als Kehrseite der zahlreichen Anregungen und


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.