Aufbruch in die Moderne? Paul Schad-Rossa und die Kunst in Graz

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Gebirgszügen, Bergseen und Wäldern suchte Wegerer vor allem das idyllischunberührte Moment. Dabei rückt die Klarheit der Formen und des kühl dargestellten Lichts Wegerers Werke in die Nähe der Neuen Sachlichkeit bzw. des magischen Realismus. Dennoch blieb seine Malerei stets der akademischen Tradition verpflichtet. Im Bereich der Grafik schuf Wegerer Porträts, Genreszenen und Tierstudien. In der Radierung löste er sich stellenweise von der tiefenräumlichen Komposition und gestaltete flächig-ornamentale Blätter mit landschaftlichen Motiven. Dem nationalsozialistischen Kunstideal kamen seine idyllischen Darstellungen der Heimat besonders entgegen und die 1930er- und 1940er-Jahre wurden Wegerers produktivste und erfolgreichste Phase. Wegerer sympathisierte früh auch politisch mit dem Nationalsozialismus und war am Juliputsch 1934 beteiligt. Seine Gemälde wurden in zahlreichen propagandistischen Ausstellungen gezeigt und er erhielt viele private und öffentliche Aufträge, u. a. von Albert Speer für die Berliner Reichskanzlei. Lit.: Elsa Brenzina, Julius Wegerer, Wien 1925–27; Holler-Schuster/Hochreiter 2010; Günther Jontes, Julius Wegerer 1886–1960, Leoben 1976; Willi Kadletz, Heimat und Kunst, Leoben 1935; List 1967–1982; Thieme/Becker. Dämmerung, 1917 Öl/Lwd. 35,5 × 45,3 cm Neue Galerie Graz, UMJ, I/2220 → Abb. S. 260 Hans Georg Weineiss * 28. Jänner 1858 in Graz, † 2. Oktober 1913 in München Maler, Grafiker, Illustrator Studium an der Landschaftlichen Zeichenakademie Graz sowie ab 1880 an der Akademie der Bildenden Künste München (Gabriel von Hackl, Ludwig von Löfftz, Wilhelm von Diez). Mitgliedschaften: – Ausstellungen in Graz 1890–1918: Steiermärkischer Kunstverein: 1899, 1900; Vereinigung bildender Künstler Steiermarks: 1908. Hans Georg Weineiss schuf vorwiegend Porträts sowie religiöse Genreszenen. Stilistisch löste sich Weineiss weitgehend vom Historismus seiner Lehrer an der Münchner Akademie, indem er stilistische und motivische Elemente des Impressionismus und des Symbolismus

rezipierte. Seine Gestaltungen behandeln Surreal-Visionäres, aber auch humorvolle, parodistische Szenen, beispielsweise des höfischen Lebens. Für die Eherne Mark – Eine Wanderung durch das steirische Oberland von Ferdinand Krauss (1897) war Weineiss als Illustrator tätig. Lit.: – Die Versuchung des hl. Antonius, 1890 Öl/Lwd. 200 × 319 cm Neue Galerie Graz, UMJ, I/846 → Abb. S. 171 Alfred Zoff * 11. Dezember 1852 in Graz, † 12. August 1927 in Graz Maler Ab 1859 Studium an der Ständischen Zeichnungsakademie Graz (Hermann von Königsbrun); 1880–84 an der Akademie der bildenden Künste Wien (Eduard Peithner von Lichtenfels); 1884 Übersiedlung nach Karlsruhe, dort bis 1890 Studium an der Kunstakademie (Gustav Schönleber); 1898 Umzug nach Krems an der Donau; ab 1907 als Professor an der Landeskunstschule Graz tätig; zahlreiche Reisen nach Italien, Holland und Belgien. Mitgliedschaften: 1883 Wiener Künstlerhaus; 1900 Hagenbund; Vereinigung bildender Künstler Steiermarks. Ausstellungen in Graz 1890–1918: Steiermärkischer Kunstverein: 1895, 1897, 1898, 1899, 1900; Vereinigung bildender Künstler Steiermarks: 1901, 1902, 1903, 1904, 1906, 1907, 1908, 1909, 1910, 1912, 1913, 1916, 1917, 1918. Alfred Zoff zählt zu den namhaftesten Vertretern des österreichischen Stimmungsrealismus. Seine frühen Arbeiten weisen einen traditionellen, wohl von Königsbrun beeinflussten, schichtweisen Bildaufbau auf, wobei die motivische Betonung des Vordergrundes bereits ein wesentliches Merkmal seiner späteren Arbeiten vorwegzunehmen scheint. Zudem entwickelte er schon in jungen Jahren die für sein Œuvre typische, fein abgestufte, aber dennoch kräftige Farbigkeit unter Verwendung von Grün-, Braun- und Blautönen. Ende der 1980er-Jahre begann er, bedingt vor allem durch seine Aufenthalte im Süden, sich verstärkt mit der Meeresküste und ihren wechselnden Licht- und Witterungsstimmungen auseinanderzusetzen. In den Werken dieser Jahre ist eine zunehmende Distanzierung vom Naturalismus seiner früheren Werke

zu erkennen. In den späteren Jahren wählte Zoff spezifischere Landschaftsausschnitte, rückte näher an das Motiv heran. Immer weiter entfernte er sich von der detaillierten Naturwiedergabe und begann den Gegenstand unter Betonung der Fläche mehr und mehr aus autonomen Formen der Malerei zu entwickeln. Ab 1907 wurde die steirische Landschaft zum Hauptmotiv seiner Malerei und er arbeitete mit wenigen kräftigen und reich nuancierten Farben. Seine impressionistische Malweise, die kräftige optische Strukturierung der Binnenflächen, ohne jedoch den Gegenstand zugunsten der reinen Impression völlig aufzulösen, wirkte in der Steiermark schulbildend und initiierte eine dauerhafte Nachfolge bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Lit.: Alfred Zoff (1852–1927). Gemälde, Kat. Neue Galerie Graz, 1992; Fuchs 1976/77; Kolleritsch 1976; List 1967– 1982; Manfred Srna (Hg.), Kunsthandel, Gesamtkatalog der Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen, Österreichische Gemälde des 19. und 20. Jh., Graz 2009; Martin Suppan (Hg.), Alfred Zoff, 1852–1927. Ein österreichischer Stimmungsimpressionist. LandschaftenMarinen, Wien 1991; Constantin von Wurzbach, Zoff, Alfred, in: Biographisches Lexikon des Kaiser­thums Oesterreich, Bd. 60, Wien 1891, S. 235 f. Hafenmotiv an der Riviera, 1888 Öl/Lwd. 78 × 110 cm Neue Galerie Graz, UMJ, I/100 → Abb. S. 160 Baumlandschaft, um 1917 80 × 69 cm Öl/Lwd. Privatbesitz → Abb. S. 245


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