Uniglobale April 2016

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UNIGLOBALE S T U D I U M U N D K A R R I E R E I M 2 1. J A H R H U N D E R T

APRIL 2016

IBRAHIMS GESCHICHTE

Ein geflüchteter Student erzählt

W W W. U N I G L O B A L E . C O M

K A RRIERE-FOKUS

Handel, IT & Ingenieure

FREDERICK LAU Über Männer – und wie sie über Frauen reden

SEX AND THE CAMPUS Die besten Orte für einen Quickie an der Uni

STIPENDIEN

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INHALT 32 Frederick Lau im Interview

GLOBAL VILLAGE 0 6 GLOBA L V ILL AGE ON MY WAY TO UNIVERSIT Y … 10

GOLDR AUSCH IM SILICON VALLEY WIE JUNGE DEUTSCHE IM TECH-TAL K ARRIERE MACHEN

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IBR AHIMS DRIT TES ERSTES SEMESTER EIN GEFLÜCHTETER STUDENT ERZ ÄHLT SEINE GESCHICHTE

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her typ du?

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ST U DEN T EN & IHRE V LOGS IT’S NOT ROCK ET SCIENCE

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38 SE X AND THE CAMPUS DIE BEST EN ORT E F Ü R EINEN QUICK IE A N DER U NI

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03 EDITORIAL 36 IMPRESSUM 22

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SERIE GLOBAL VILL AGE

ON MY WAY TO UNIVERSITY … Der Weg zu den Vorlesungen ist nicht überall gleich: Manche wohnen so nah, dass sie es sportlich nehmen können und mit dem Fahrrad oder Skateboard hinfahren, andere müssen mehrmals die öffentlichen Verkehrsmittel wechseln, um anzukommen. Dabei hat jeder seine eigenen Tricks, sich den Weg besonders angenehm zu gestalten. Zum Beispiel auch Fotos für Instagram schießen. Protokolle: Larissa Mass

#WAYTOCOLLEGE #BRO #SUNNY

#ESTILOLIVRE #LONGBOARDING

Mit meinem besten Freund und Kommilitonen (vorne auf dem Foto) bilde ich häufig eine Fahrgemeinschaft zur Universität. Ich lebe in Fayoum, einer Großstadt in Nordägypten und meine Universität ist um die 40 Autominuten entfernt. Der Weg zur Uni und zurück verfliegt für uns sehr schnell, denn wir haben immer eine gute Zeit zusammen. Durch die Anlage lassen wir immer unsere Lieblingssongs laufen und besprechen am liebsten, wo wir als nächstes hinreisen könnten.  ◆

Ich liebe Sport – es ist mir sehr wichtig, fit und in Form zu sein. Ich muss immer in Bewegung und an der frischen Luft sein. Mein Longboard und ich sind schon zu einer Einheit geworden, es macht mich immer richtig glücklich, damit über die Straßen zu fahren und meine Gedanken schweifen zu lassen. Mein Studium habe ich erst vor Kurzem begonnen und freue mich sehr darüber, dass ich auch einen Teil der Strecke mit meinem Longboard zurücklegen kann.  ◆

Mohamed Salah [19] Internationales Recht und Englisch – Beni Suef University – Ägypten www.instagram.com/mohamed.almasry74

Erlen Costa [19] Jura – University Pitágoras in Sao Paulo – Brasilien www.instagram.com/erlencosta

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U N IG LOBALE – G LOBAL VI LL AG E


WIE FAHRT IHR? Anna aus Ungarn und Ayaz aus Aserbaidschan erzählen es hier:

▶   goo.gl/fssJlf

#MORNING #METRO #MOSCOWSTUDENT #CYCLIST Das Foto hat mein Kumpel Billah aufgenommen. Damals war es gerade neun Uhr morgens, als ich mir das Fahrrad schnappte, um zum Campus zu düsen. Ich war etwas aufgeregt und hatte es eilig, da viel in der Uni anstand. Es ist es sehr wichtig, die Umwelt zu schonen – deswegen versuche ich, so oft es geht das Rad zu nehmen. Die täglichen drei Kilometer zur Universität, hin und zurück, sind für mich selbstverständlich. Außerdem schätze ich den Nebeneffekt: Radeln hält gesund.  ◆ Muhammad Rizki Muzaini [22] Malang State University – Maschinenbau – Indonesien www.instagram.com/jehnmartin

Immer wenn ich mit der Metro fahre, beobachte ich meine eigene Reflexion in den Fenstern. An dem Tag habe ich mich irgendwie gut gefühlt und mochte auch einfach mein Outfit – also habe ich das Foto aufgenommen und später auf Instagram hochgeladen. Mein Weg zur Universität ist anstrengend und lang: Zuerst muss ich den Bus nehmen, dann fahre ich mit der Metro und dann muss ich wieder den Bus nehmen. Wenn das Wetter besser ist, dann gehe ich das letzte Stück zum Campus zu Fuß. Das ist wirklich eine tolle Strecke, ich kann die tolle Aussicht genießen, frische Luft schnappen.  ◆ Polina Krayushkina (18) Graphic Design – Russian University of Economics of Plekhanov in Moskau – Russland www.instagram.com/polina_flicker U N IG LOBALE

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SERIE STUDENTEN & IHRE VLOGS

IT'S NOT ROCKET SCIENCE

I t ’s R o c k- i t - S c i e n c e ! B e i C h e m i k e r i n M a i ( r. ) und ihren Kollegen wird im Labor nicht nur experimentiert, sondern auch gebreakdanct.

Es begann mit der Jungärzte-Serie ‚Scrubs’ und findet mit der ‚The Big Bang Theory’ ihren vorläufigen Höhepunkt: Die Wissenschaftsnerdwelle schwappt über die Screens und macht den Weg frei für SciLogs und Science-YouTube-Vlogs, in denen naturwissenschaftliches Wissen aus dem Elfenbeinturm geholt und ziemlich unterhaltsam präsentiert wird. THE SECRET LIFE OF SCIENTISTS – WIR SIND VERDAMMT COOL!

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enn Mai neue Leute kennenlernt, dann erntet sie stets Verwunderung. ‚Du siehst gar nicht aus wie eine Chemikerin‘, bekommt sie zu hören – was sicher als Kompliment zu verstehen ist. Es zeigt aber auch, dass viele Menschen Naturwissenschaftler noch immer für eine fremdartige Spezies halten, die – à la John Nash – Formeln an Glasscheiben schreiben, die keine Freunde, dafür aber autistische Züge haben. Damit möchte die 28-Jährige aufräumen. Mai hat viele Freunde – und trotzdem in Sachen Chemie einiges auf dem Kasten: Nachdem sie in Mainz und am MIT in Boston Chemie studierte und in Aachen ihre Promotion begann, ging sie für das letzte Jahr ihrer Dissertationsforschung nach Harvard und 08

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befasste sich dort mit den Themen Stammzellenforschung und Tissue Engineering, der Herstellung von künstlichem Gewebe. In Harvard startete Mai auch mit ihrem Vlog »The Secret Life of Scientists«. »Ich will zeigen, was für coole Menschen Scientists sind, und dass Stereotypen längst überholt sind«, so Mai. Auf ihrem YouTube-Channel geht es daher extrem unterhaltsam und richtig schön ironisch zu: Mai gibt Einblick in den »ganz normalen Wahnsinn des Laboralltags«, erklärt die fünf Phasen einer Doktorarbeit (inklusive Datenzombie-Dasein und stumpfem Vor-sich-hinstarren) oder

Mit ihrem absolvierten Philosophiestudium steht Christiane Kürschner über den Dingen und betrachtet Themen wie Neuronen, schwarze Löcher und Herzfehler gern a u f d e r M e t a - E b e n e .

stellt in der Rubrik »Echte Paper von echten Wissenschaftlern« kuriose Forschungsprojekte und Phänomene vor. Darunter: das Eigenbrauer-Syndrom (Dabei produziert der Körper selbst Alkohol.) oder auch die brennende (wissenschaftliche) Fragen: »Wie kacken eigentlich Faultiere?« Sachen gibt’s … Seit März dieses Jahres ist Mai wieder zurück aus Harvard und durchläuft nun am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung in Potsdam die fünfte und letzte Phase ihrer Doktorarbeit: das Zusammenschreiben. Sicher ergibt das viel neuen Stoff für ihren Vlog. Aber auch live ist Mai im Namen der Wissenschaft unterwegs: bei Science oder Bullshit Slams. Dort gab’s von ihr Satire zum Thema Klimawandel. »Die Welt braucht einfach viel mehr Science auf die Ohren«, davon ist sie fest überzeugt. Denn auch wenn Wissenschaft in den Medien immer mehr zum Thema werde, seien fast nie die Menschen hinter den Entdeckungen präsent. Mit ihren Videos wolle sie versuchen, Wissenschaft menschlicher zu machen. Vielleicht interessieren sich über diesen persönlichen Weg dann auch mehr Menschen für Naturwissenschaften, hofft Mai.  ◆


LEKKERWISSEN –SCHRÖDINGERS KATZE FÜR DUMMIES

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ls typische Physiker verstehen sich Eduard und Simon nicht. »Wir sind jetzt nicht unbedingt die Forscher-Typen, die sich jahrelang in einen Keller einbunkern könnten, um dann mit einer großen Entdeckung die Welt zu begeistern«, so Simon (links im Bild), der nach seinem Lehramtsstudium in Physik und Sport und dem Staatsexamen nun sein Referendariat vor sich hat. »Wir sind beide ziemliche Rampensäue.« Eduard sammelt als Musiker regelmäßig Bühnenerfahrung. Der 34-Jährige ist nach seinem Physik-Bachelorstudium an der Universität zu Köln nun im Masterstudium eingeschrieben. In den Vorbereitungen für ihre mündlichen Physik-Prüfungen haben sie die Kamera genutzt, um mit diesem virtuellen Prüfer ihre eigene Leistung begutachten zu können. Ging es zunächst nur um die eigene Vorbereitung, packte die beiden, die sich beim Unisport kennenlernten, recht schnell der pädagogische Ehrgeiz. Sie wollten die Videos allgemein verständlicher und für ein breiteres, vor allem auch jüngeres Publikum erstellen. Mit neuem Equipment und einem Plan ging es los und der YouTube-Channel

»LekkerWissen« war geboren (»lekker« = niederländisch für »gut«). In ihren Vlogs widmen sie sich Themen wie der Sonnenfinsternis oder den Gravitationswellen, erklären, was es mit dem quantenphysischen Gedankenexperiment »Schrödingers Katze« auf sich hat oder erläutern anhand des »Eggs-Periments« und rotierenden Eiern das Phänomen der Trägheit. »In den Naturwissenschaften gibt es einfach knallharte Fakten, und dann gibt es da auch ein wenig Spielraum für skurrile Debatten. Genau dann nehmen wir unsere Kamera in die Hand.« Mit ihrem Konzept der crossmedialen Wissensvermittlung von Naturwissenschaften haben die beiden Physiker auch ein berufliches Ziel gefunden. Man sah die LekkerWissen-Jungs bereits auf der Ideen-Expo, in Beiträgen des WDR und in Workshop-Projekten zum Thema Wissensvermittlung in der digitalen Welt. 2017 erscheint ihr erstes Buch, ihren Vlog wollen sie weiter ausbauen. Dabei hilft das Stipendium des Mediengründerzentrums NRW. »Wir hoffen, wieder Begeisterung und Anerkennung für die Physik zu wecken«, so der 30-jährige Simon. ist. ◆

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GOLDRAUSCH IM SILICON VALLEY

Besprechung in der Star tup-Küche in San Francisco: Karsten Beyer ( M.) ist Operativer Manager bei Data V ir t u a li t y, U S - A m e r i k a n e r M i c h a e l G l o b i t s ( l.) i s t f ü r s Marketing an Bord und Investment Manager Patrick F e u r i c h ( r. ) a r b e i t e t f ü r d e n Te c h n o l o g i e g r ü n d e r f o n d s Sachsen für einige Monate im Portfolio-Unternehmen mit.

San Francisco und die Bay Area gelten als Traum für Software-Ingenieure aus der ganzen Welt. Auch junge Deutsche versuchen ihr Glück beim »Goldschürfen« in Kalifornien. »Mit zitternden Knien stand ich vor ihrer Tür, den Lebenslauf in der Hand.« Es ist still auf dem Campus der Universität Stanford, ab und zu ruft eine Eule, zehn Frauen und ein Mann sitzen im Mondschein um einen Tisch herum und lauschen Clotildes* Geschichte. Die Projektmanagerin war ihrem Mann aus Frankreich an die Universität Stanford gefolgt, weil er ein Journalistenstipendium bekommen hat. »Ich hatte mich bei einer Professorin auf eine Stelle als wissenschaftliche Assistentin beworben und wochenlang nichts gehört«, erzählt die junge Frau weiter. »Nach der Vorlesung hatte sie mich freundlich abgewimmelt, aber ich dachte mir: Was habe ich zu verlieren?« Sie fühlte sich wie eine Schülerin, jederzeit darauf gefasst, aus dem Büro gekickt zu werden. Doch Clotilde bekam ihre halbe Minute, ihren Elevator Pitch im Türrahmen der Professorin – die Gelegenheit zu erwähnen, dass sie in Moskau und zu Gesundheitspolitik gearbeitet 10

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hat. In der ausgeschriebenen Stelle ging es um Tabak-Regulierungen in Russland. Die Professorin horchte auf, plötzlich interessiert. Clotilde bekam die Stelle.

EIN TRAUM FÜR TECHIES Die Frauen am Tisch horchen ebenfalls auf. Monatelang hatten sie gemeinsam mit Clotilde Bewerbungsgespräche simuliert, Lebensläufe redigiert und Online-Profile optimiert – und nun endlich eine Erfolgsgeschichte! Eine, die beweist, dass es in der Monokultur des Silicon Valley Nischen gibt für Leute, die nicht zufällig Programmierer sind und nicht einmal aus den USA stammen. Sie reichen Wein und Kekse herum, die Clotilde mitgebracht hat – eine Gruppentradition. Wer eine Stelle findet, gibt einen aus. Es ist spät am Abend, doch sie haben alle Zeit der Welt. Ihre Partner werden nicht vor Mitternacht aus dem Büro kommen.

Das Silicon Valley erlebt gerade einen zweiten Goldrausch. »Wer als guter Programmierer an die Westküste kommt, kann sich den Arbeitgeber aussuchen«, sagt Emrah Gursoy, der das Karrieretraining leitet und selbst als Consultant bei Hewlett-Packard arbeitet. »Die Firmen haben Schwierigkeiten, ihre Stellen zu besetzen.« Weil der US-Markt den Bedarf nicht decken kann, sponsern kalifornische Tech-Unternehmen ausländischen Programmierern H1B-Visa. 2015 wurden mehr als 230.000 Anträge gestellt, doch die Regierung gibt bloß 65.000 Visa per Losverfahren aus. Die US-Universitäten bilden zwar mittlerweile mehr Software-Ingenieure aus, doch bis die Neuen die Lücke füllen können, reißen sich die Firmen um die wenigen Talente. Dafür lassen sie sich einiges einfallen: Software-Unternehmen ziehen zunehmend vom Silicon Valley ins 50 Kilometer nördlich gelegene San Francisco, weil es als Wohnort für * Nachname ist der Redaktion bekannt.


die Programmierer attraktiver ist als der suburbane Dschungel der Bay. Große Unternehmen wie Facebook und Google, die ihre Firmensitze nicht verlegen können, chartern klimatisierte Pendlerbusse mit WLAN, die die Angestellten aus den hippen Stadtvierteln abholen – natürlich ebenso kostenlos wie das Kantinenessen und die Freizeitangebote.

PRAKTIKANTENGEHÄLTER AB 5.000 US-DOLLAR AUFWÄRTS Vor allem aber locken sie mit Geld: 100.000 US-Dollar für Software-Ingenieure sind als Einstiegs-Jahresgehalt üblich, herausragende Talente verdienen bis zu einer Million im Jahr. Die großen Firmen locken junge Programmierer mit Praktikantengehältern von 5.000 US-Dollar aufwärts direkt von der Uni – und versuchen die Besten zum Bleiben zu bewegen. Doch die Frauen am Tisch sind keine Software-Ingenieure, sie sind erfolgreiche Lehrerinnen, Ärztinnen und Projektmanagerinnen in ihren Zwanzigern und Dreißigern. »Wer sich als Ausländer zum ersten Mal in den USA bewirbt, macht hier meist einen Schritt zurück«, räumt Gursoy ein. Auch er begleitete seine Frau aus der Türkei nach Stanford, doch mit einem MBA-Studium und Arbeitserfahrung in den USA hatte er es leichter. Um seine Erfahrung zu teilen, hat er bisher 60 Partnerinnen von Stanford-Wissenschaftlern – fast ausschließlich Frauen – ehrenamtlich bei der Jobsuche geholfen. Gursoy ist stolz darauf, dass bisher alle einen Job gefunden haben. Doch auch wenn einige wie Clotilde an ihre Karrieren im Heimatland anknüpfen können: Viele finden nur Praktika oder Aushilfsstellen, die knapp die Miete abdecken: als Postzustellerinnen, Eisverkäuferinnen oder Rezeptionistinnen mit Diplom oder Doktortitel. Die meisten von ihnen leben

nicht weit von Marc Zuckerbergs erster Villa in Garagen oder winzigen Apartments. Die Miete für eine Zwei-Zimmer-Wohnung in San Francisco kostet im Schnitt über 3.000 Euro monatlich, Tendenz steigend – ohne einen Tech-Job unbezahlbar. Erfolg und die bloße Hoffnung auf Erfolg, Epizentren des Fortschritts und gesellschaftliche Randgebiete liegen im Silicon Valley eng beieinander.

IM EPIZENTRUM DER GRÜNDER Die Market Street 488 in San Francisco – der so genannte Runway – gehört zu den Epizentren: Eine umgebaute Fabrikhalle im Stadtzentrum, in der neben dem Twitter-Hauptquartier 80 Startups an ihrem Durchbruch arbeiten, Tisch an Tisch, Schulter an Schulter. Der Runway will frei und provisorisch wirken, mit offenliegenden Rohren, Sichtbeton und Loftarchitektur, doch die Portiers am Eingang und ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem kontrollieren jeden Besucher genau. Singlespeed-Fahrräder lehnen an Tapeziertischen, in der Ecke steht der obligatorische Kickertisch. Im Aufzug und den Coffee Corners sind alle Akzente der Welt zu hören; wären Frauen oder Menschen über 35 zu sehen, käme man fast auf die Idee, von Vielfalt zu sprechen. Karsten Beyers Akzent ist unverkennbar sächsisch, der schlaksige junge Mann stellt sich als COO von Data Virtuality vor – »dem ersten logischen Data Warehouse«. Während eines Auslandssemesters in den USA wurde Beyer klar, dass er den amerikanischen Traum leben wollte. »Ich war begeistert zu sehen, wie schnell man mit Leuten ins Gespräch kommt«, erzählt der heute 26-Jährige Diplom-Kaufmann. »Als ich zum ersten Mal nach San Francisco kam, bat ich meinen Nachbarn im Zug, ob er mir einen Hotspot

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einrichten könnte, weil es kein WLAN gab. Wie sich herausstellte, hatte ich den Vize-Präsident der Programmierer von Path vor mir. Das ist ein Facebook-Wettbewerber.« Er schaut glücklich drein. »Ich stehe mit ihm bis heute in Kontakt; er ist einer unserer Mentoren geworden.« Wenige Jahre später bekam Karsten Beyer seine Chance. Damals arbeitete er in seinem ersten Job für einen sächsischen Risikoinvestor und durfte eines der Portfolio-Unternehmen für ein dreimonatiges Förderprogramm in die USA begleiten: ein Startup namens DataVirtuality, gegründet von einem ukrainischen Studenten an der Universität Leipzig, der entdeckt hatte, dass alle Versuche, Daten mit unterschiedlichen Formaten zusammenzuführen, an einem grundlegenden Fehler scheiterten. Im Rahmen seiner Doktorarbeit fand Nick Golovin die bisher einzige Alternative, die nur einen Bruchteil der Zeit brauchte und fehlerfrei lief. »Mit der Software können Firmen zum Beispiel Kundendaten zusammenführen und infolge bestimmter Ereignisse automatisch E-Mails verschicken«, erklärt Beyer.

Ohne Snapchat und Tinder: Josefin und Alexander Graebe haben sich im Silicon Valley ganz klassisch offline kennen und lieben gelernt.

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WACHSE ODER WERDE ÜBERROLLT Doch die junge Firma hatte ein Problem. »Deutsche Startups stoßen irgendwann an eine Grenze«, erzählt Christian Claus in seinem Büro in der Innenstadt von Palo Alto, die aussieht wie eine Feriensiedlung – mit Holzhäusern zwischen Palmen, edlen Restaurants neben noch edleren Boutiquen. »Für die ersten Finanzierungsrunden finden sie noch deutsche Investoren, doch um ein Konzept erfolgreich auszurollen und weltweit Marktführer zu werden, brauchen sie Wachstumskapital. Ein Startup, das nicht wächst, wird über kurz oder lang von US-amerikanischen oder chinesischen Wettbewerbern überrollt.« Das Kapital dafür sei im risikoscheuen Deutschland nicht zu haben, sehr wohl aber im Silicon Valley. Claus arbeitet für den German Accelerator, ein Institut unter dem Schirm des Bundeswirtschaftsministeriums, das vielversprechende Startup-Gründer für drei Monate ins Valley einlädt, damit sie ihr Produkt auf dem US-Markt erproben und möglichst einen Risikoinvestor von sich überzeugen können. Nach eigener Aussage erhofft sich das Ministerium davon, die Startup-Kultur in Deutschland wettbewerbsfähiger zu machen und mit dem Geld der US-Investoren

Arbeitsplätze in Deutschland zu schaffen. Die Deutschen sind in dieser Hinsicht Spätzünder; als das Institut 2012 gegründet wurde, hatten die meisten europäischen Länder bereits Accelerators im Valley. »Der Erfolg des Silicon Valley basiert auch darauf, dass laufend Ausländer mit unterschiedlichen Ideen dazukommen«, sagt Claus. Nur zwei von fünf Startups in der Region seien von US-Amerikanern gegründet worden. Bei den Leipzigern ging die Rechnung auf: »Wir waren überrascht zu sehen, wie schnell die Leute ihr Adressbuch öffnen und einen an Mentoren, andere Firmen oder potentielle Investoren weiterempfehlen«, sagt Beyer. Für diejenigen, die dazugehören, ist das Valley sehr klein.

WAS? SCHON FEIERABEND? Die Firma holte das Marketing nach Kalifornien, während die Programmierer in Deutschland blieben, wo Löhne günstiger und Arbeitnehmer loyaler sind. Investor Karsten Beyer wechselte die Seiten: Er stieg als operativer Manager bei Data Virtuality ein und blieb in San Francisco. »Ich habe für mich eine Regel aufgestellt«, verrät Karsten Beyer. »Wenn ich morgens aufwache und das Gefühl habe, 'uff, Montag, ich habe kei-


FAQ SILICON VALLEY

Wie bewerbe ich mich in der Bay Area? Was sollte beachtet werden, wenn man dort ein Startup gründen möchte? Hier einige Tipps:

▶  goo.gl/wEp9rY nen Bock', dann kündige ich. Während meiner Schülerpraktika oder Studententätigkeiten hatte ich das immer mal, aber hier noch nicht ansatzweise. Ich sage mir freitags eher schon mal: 'Uff, zum Strand gehen? Eigentlich willste das Projekt fertigmachen.'« Work-Life-Balance ist kein gängiges Konzept im Silicon Valley. Wer die Arbeit nicht mehr als Leben empfindet, wechselt einfach die Stelle. Im Runway wimmelt es von CEOs und COOs in Kapuzenpullovern, und so mancher Gründer mietet sich in einem Hackerhaus ein, spartanischen Hostels mit Stockbetten, um Kosten und Einrichtung zu sparen. »Die erfolgreichen Leute konzentrieren sich sehr auf ihr Business«, beobachtet Christian Claus. »Sie sind von ihrem Produkt so überzeugt, dass sie alles andere vernachlässigen. Manche sehen aus, als schliefen sie auf der Straße und next thing, you know, verkaufen sie ihre Company für 50 Millionen.« Andere Gründer seien froh, wenn sie den Wilden Westen wieder verlassen können und ins gemütliche Deutschland zurückkehren. »Einige merken hier, dass zehn andere Firmen das gleiche vorhaben, eine Dating-App zum Beispiel«, sagt Claus.

EIN URGESTEIN IM TAL DER JUGEND Für lokale Verhältnisse ist der deutsche Software-Hersteller SAP ein Urgestein; er eröffnete schon vor 23 Jahren eine Zweigstelle in Palo Alto und hat 2.500 Angestellte vor Ort. Hier haben sich Josefin und Alexander Graebe, 23 und 28 Jahre alt, kennengelernt. Beide kommen aus kleinen Dörfern – sie aus Baden-Württemberg, er aus Sibirien –, haben in Mannheim studiert und ihre ersten Praktika bei SAP gemacht. Für Alexander, der einen Master in Wirtschaftsinformatik hat, war das Silicon Val-

ley der logische Schritt. »Wenn man in der Tech-Branche Fuß fassen möchte, muss man das einfach mal gemacht haben«, erzählt er auf dem weitläufigen Firmencampus in den Hügeln hinter Stanford. »Ich wollte einfach die Firmen und Entwickler kennenlernen und sehen, wie hoch das Niveau hier wirklich ist.« Und, wie hoch ist es? »Die suchen wirklich Hardcore-Programmierer, mit oberflächlichen Sachen kommt man hier nicht weit.« Josefin kam schon mit 19 Jahren über ein Duales BWL-Studium zu SAP. Palo Alto sollte eigentlich nur eine ihrer sechs Praxisphasen werden; für ihre Bachelorarbeit wollte sie die Gründung des firmeneigenen Coworking Space »Hana Haus« in Palo Alto beobachten. »Ich hatte aber wie immer meinen klaren Fünf-Jahres-Plan im Kopf«, sagt Josefin, sie und Alexander lachen vielsagend. »Auch hatte ich mich natürlich längst für meinen Master in Mannheim eingeschrieben.« Doch zum ersten Mal wurde nichts aus ihren gradlinigen Plänen: Kalifornien kam dazwischen, das »aufregende« Projekt – und Alexander.

‚YES I DO‘ MIT SKYPE-SCHALTE »Wir haben eine Hausparty geschmissen und wie der Zufall es wollte, war mein Mitbewohner ihr Kollege«, erzählt Alexander. »Ich kannte sie schon und wusste, dass sie auch kommen würde.« Für beide stand der Rückflug kurz bevor, ihre Praktika gingen zu Ende. Doch die Party gab ihrem Leben eine andere Richtung. Sie verliebten sich, bewarben sich auf Vollzeitstellen, bekamen sie und heirateten im Mai 2015 im imposanten Rathaus von San Francisco. Ihre Familien waren per Skype zugeschaltet. Vom Heimkehren ist seitdem keine Rede mehr. Josefin ist Executive Director des Chief Digital Officers, sprich, sie unterstützt den Digitalchef bei seinen Meetings und Reisen – und bekommt ganz nebenbei »die Firma von oben gezeigt«. Möchte sie selbst Chefin werden? Sie lacht. »Naja, interessant wäre es schon.« Alexander preist Programmierern als Developer Evangelist SAP-Technologien an, umwirbt sie mit Konferenz-Talks, Hackathons und Tech-Demos. Denn nicht Manager, sondern Programmierer entscheiden letztlich darüber, welche externen Technologien eingekauft werden – oder, wie Alexander es ausdrückt: »Developer sind die kingmaker von tomorrow«. »Ich musste mich erst an das hohe Tempo und die Spontanität des Lebens hier gewöhnen, aber mittlerweile bin ich flexibler geworden«, sagt

Josefin. »Als wir unsere neue Wohnung erst eine Woche vor dem Umzug gefunden haben, hat mir das gar nichts mehr ausgemacht. Die Kündigungsfristen sind hier einfach so kurz, dass die Suche vorher sinnlos ist.« An manches haben sich die beiden trotzdem bis heute nicht gewöhnt: Josefin könnte sich vorstellen ihren Master in den USA zu machen, doch die Studiengebühren von Zigtausend Euro im Jahr findet sie zu hoch.

MIT SMALL TALK ZUM ERFOLG Vor allem aber finden die beiden es schwierig, wirklich tiefe Freundschaften zu schließen. »Für viele ist das Silicon Valley einfach nur eine Zwischenstation, um die Karriere voranzubringen«, sagt Alexander. »Die Nachbarn und Kollegen kommen und gehen – und selbst mit denjenigen, die länger bleiben, schafft man es schwer über den Small Talk hinauszukommen.« Doch viel Freizeit bleibt ihnen ohnehin nicht, beide reisen oft für SAP um die Welt – Josefin sogar die Hälfte ihrer Zeit. Wenn mal ein gemeinsames Wochenende bleibt, fahren sie ans Meer oder in die Sierra Nevada. Viele Deutsche haben im Silicon Valley Karriere gemacht. Doch ein Problem begegnet Karriere-Tutor Emrah Gursoy immer wieder: »Deutsche kommunizieren sehr zielorientiert, viele halten Small Talk für Zeitverschwendung.« Dabei diene dieser anfängliche Plauderton einem sehr wichtigen Ziel, betont Gursoy: »Die ersten Sätze sollen Vertrauen aufbauen und dem anderen Interesse signalisieren. Wer das übergeht, gilt als kalt.« Josefin und Alexander Graebe haben sich die US-amerikanische Höflichkeit schnell zu eigen gemacht – daran werden sie spätestens bei ihren Deutschlandbesuchen erinnert. »Dann stehe ich im Laden und frage die Kassiererin ganz arglos, wie es ihr geht«, erzählt Alexander. »Die Blicke solltet ihr sehen!« ◆

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FÜR DIE ZUKUNFT Sie lassen Autos von alleine fahren, bringen Stromnetzen bei, eigene Entscheidungen zu treffen und lüften die Geheimnisse des Universums: Mit ihren Entwicklungen und Innovationen gestalten Ingenieure und Informatiker unsere Zukunft entscheidend mit.

Ingenieurin Michaela Pickenpack baut hier g e r a d e d a s D i a g n o s t i c B r e a d b o a r d – e i n Te i l des Hochleistungslasersystems in den LIGOD e te k t o r e n, d i e im F e b r u a r 2 0 16 d i e E x i s te n z der Gravitationswellen bewiesen haben.

A uto rin M as c ha D inte r fan d e s b e s o n d e r s s p an ne n d, s i c h fü r d ie s e n A r ti kel vo n F o r s c he rin M i c hael a Pi c ke n p a c k e r k l äre n zu l as s e n, was G ravitati o nswelle n eige ntli c h s in d, u n d waru m ihr N a c hweis fü r s o viel Wir b el in d e r Phys i k ge s o rgt hat.

DER ENTSTEHUNG DES UNIVERSUMS AUF DER SPUR Obwohl er sie in seiner Relativitätstheorie vorhersagte, war selbst Einstein der Ansicht, dass Gravitationswellen nie direkt gemessen werden könnten, da der Effekt so winzig klein sei. 100 Jahre später ist genau das gelungen. »Mit der Entdeckung der Gravitationswellen haben wir ein Fenster für eine ganz neue Generation der Astronomie aufgestoßen«, sagt Michaela Pickenpack. Die Diplom-Ingenieurin vom Institut für Gravitationsphysik der Leibniz Universität Hannover war an dem Bau des Hochleistungslasers beteiligt, eines der Kernstücke der Anlage in den USA, die das Signal im Herbst 2015 aufzeichnete. »Damals war ich zunächst skeptisch. In solchen Fällen stellt sich meist heraus, dass es sich um einen Fehlalarm handelt.« Eine aufwendige Datenanalyse ergab jedoch, dass es sich tat14

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sächlich um ein echtes Signal handeln musste und die Wissenschaftler traten Anfang 2016 mit ihrer Entdeckung an die Öffentlichkeit. »Schwarze Löcher, Dunkle Materie, Urknall – das sind Dinge, von denen wir jetzt schon wissen, dass die Gravitationswellen uns viel über sie verraten werden. Es ist extrem spannend, einer der fundamentalsten Fragen der Menschheit, wie das Universum entstanden und wie es aufgebaut ist, auf der Spur zu sein und neue Erkenntnisse darüber zu gewinnen.«

DAS AUTO OHNE FAHRER Ein Auto, das von alleine über den Campus fährt, den Blinker setzt und bremst, wenn andere Verkehrsteilnehmer die Straße überqueren – was vor ein paar Jahren noch nach Science Fiction klang, ist in Ulm längst Re-

alität. Zumindest im Forschungsprojekt »Autonomes Fahren« des Instituts für Mess-, Regel- und Mikrotechnik der Uni Ulm, in dem Martin Bach mitarbeitet. Dank jeder Menge Sensorik und zwei leistungsstarken Rechnern sind die Testfahrzeuge in der Lage, eine Strecke von fünf Kilometern abzufahren, die im Vorfeld kartiert und bis auf wenige Zentimeter genau erfasst wurde. Martin Bach arbeitet an einer Software, die die Ampelerkennung aus einer möglichst großen Entfernung in Echtzeit möglich macht. Dazu nehmen Telekameras im Auto Bilder von der Ampel auf. »Die bildverarbeitenden Algorithmen der Software sind in der Lage, anhand dieser Bilder zu erkennen, ob die Ampel Rot oder Grün zeigt«, erklärt der 26-jährige Doktorand, der schon während seines Infor-


„Some call it work.

I call it: science fiction.“

Jens Dehlke, Technologie-Entwickler im Audi Production Lab. Er möchte Augmented Reality im Automobilbau einsetzen, um so den Menschen in der Fertigung bestmöglich zu unterstützen. Mit seinen visionären Ansätzen gestaltet er die Produktion der Zukunft mit. Nur ein Beispiel von vielen, wie Vorsprung entstehen kann, wenn Arbeiten sich nicht wie Arbeit anfühlt. Weitere wegweisende Jobs unter vorsprung-bei-audi.de

Aus Visionen Vorsprung machen.


SCHLAUE STROMNETZE

Doktorand Martin Bach forscht in Sachen autonomes Fahren.

mationssystemtechnikstudiums an dem Projekt beteiligt war. Um das System möglichst sicher und robust zu machen, setzen die Forscher auf Sensordatenfusion: Das heißt, sie verlassen sich nicht nur auf die Kamerasensorik, sondern haben die Fahrzeuge auch mit Laser- und Radarsensoren ausgestattet. »Auch wenn es noch etliche Jahre dauern wird, bis uns das autonome Fahrzeug vor unserer Haustür abholt und vor dem Kino absetzt – wir machen schon jetzt viele wichtige Schritte auf dem Weg dorthin. Auch die Automobilhersteller arbeiten intensiv an der Weiterentwicklung der Fahrerassistenzsysteme und der Einführung eines Autobahnpiloten«, so Martin Bach.

Challenges for tomorrow’s high potentials

• Software steht im Zentrum •

Elite-Masterstudiengang Software Engineering Der Studiengang wendet sich an engagierte und leistungsfähige Informatikstudentinnen und -studenten, die sich im Bereich Software Engineering vertiefen wollen. Unsere Absolventen sollen die zukünftigen Trends und Entwicklungen in Forschung und Industrie aktiv mitgestalten können. Wir bieten dazu ein außergewöhnliches Studienprogramm für motivierte und begabte Studierende! Sie profitieren von:  Gemeinsamem Studienabschluss der Universität Augsburg, der TU München und der LMU München  Sehr kleinen Jahrgängen  Seminaren und Workshops zu Schlüsselkompetenzen  Individuellem Mentoring jedes Studierenden  Ringvorlesung mit internationalen Gastdozenten und Industrievertretern  Möglichkeit zur Masterarbeit im Ausland

Bewerbungsschluss für das Wintersemester 2016/2017: 1. Mai 2016 Mehr Informationen unter

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Eigentlich hat Dr.-Ing. Marita Blank Mathematik studiert. »Reine Mathematik war mir aber zu theoretisch, deshalb habe ich mich früh in Richtung Informatik orientiert.« Ihr Spezialgebiet heute: Smart Grids. Übersetzt bedeutet das so viel wie intelligente Stromnetze. »Damit sind elektrische Stromsysteme gemeint, die mit Informationstechnik ausgestattet werden«, erklärt die 31-Jährige, die die Arbeitsgruppe »Systemanalyse und verteilte Optimierung« bei OFFIS leitet, einem Forschungsinstitut für Informatik in Oldenburg. Marita Blank und ihre Mitarbeiter entwickeln verschiedene Steuerungsalgorithmen für intelligente Stromnetze und simulieren Anwendungsszenarien, zum Beispiel im Bereich erneuerbare Energien. »Weil hier die Stromerzeugung davon abhängig ist, ob die Sonne scheint oder der Wind weht, kann es zu Störungen kommen. Mit einem Smart Grid lässt sich die Auslastung besser planen, da detaillierte Informationen wie zum Beispiel Verbrauchsprofile und Wettervorhersagen miteinbezogen werden.« Hinzu kommt, dass in Zukunft noch mehr Menschen ihren Strom selbst produzieren werden. »Viele verschiedene kleine Anlagen zu koordinieren ist schwierig. Das kann man nicht zentral lösen, sondern muss die Anlagen untereinander kommunizieren lassen. Die Algorithmen, die wir schreiben, sind in der Lage, basierend auf den Informationen, die ihnen zur Verfügung stehen, autonom Entscheidungen zu treffen.« In den eigenen vier Wänden würde das zum Beispiel bedeutet, dass das warme Wasser automatisch dann erhitzt wird, wenn mit der eigenen Solaranlage auf dem Dach mehr Strom produziert wurde, als gerade benötigt wird.

RESSOURCENSCHONEND KOCHEN »Ingenieurwissenschaften fand ich schon immer unglaublich interessant, aber es ist mir wichtig, auch etwas menschlich Wertvolles zu machen«, sagt Joelle Randrian. Die 25-Jährige studiert Energie- und Prozesstechnik an der Technischen Universität Berlin. Im letzten Jahr war sie zweimal für mehrere Monate in Karagwe im Nord-Westen von Tansania, wo sie ein Projekt der Hilfsorganisation »Ingenieure ohne Grenzen« unterstützt hat. Dabei geht es um die Verbreitung neuer, verbesserter Kochherde, die im Projekt entwickelt wurden. Sie sollen die Drei-Stein-Feuer und Holzkohlekocher ersetzen, die die meisten Menschen in den ländlichen Gegenden bisher benutzen. »Die Abholzung dort ist ein riesiges Problem und könnte verringert werden, da die neuen Kocher wesentlich weniger Brennmaterial verbrauchen und mit Biomasse wie Maiskolben oder Kaffeeschalen betrieben werden können.« Und nicht nur das: Die offenen Feuer bedeuten ein hohes Gesundheitsrisiko. »Meist wird in einer kleinen Lehmhütte ohne Fenster gekocht. Gerichte wie Bohnen kochen stundenlang, dementsprechend lange sind


26.02.2016 // 20:00 (AZ im Satzspiegel)

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VON DER VISION ZUR REALITÄT

Sie entwickeln Methoden, um Plastikmüll in den Ozeanen einzusammeln, oder forschen in Sachen autonomes und hochautomatisiertes Fahren – weitere Beispiele, wie Ingenieure und ITler die Welt von morgen gestalten, findest du hier:

▶  goo.gl/ot2w21 die Frauen und Kinder, die das Kochen in der Regel übernehmen, den gefährlichen Emissionen ausgesetzt. Viele Menschen sterben sehr früh aufgrund von Rußablagerungen in der Lunge.« Gemeinsam mit einem Kollegen hat Joelle Randrian die Familien besucht und die Kohlenstoffmonoxid- und Feinstaubwerte der alten Öfen und der neuen Mikrovergaserkocher gemessen und miteinander verglichen. Von Deutschland aus unterstützt sie das Projekt weiter. Für sie steht fest: »Meine Zukunft als Ingenieurin sehe ich in der Entwicklungszusammenarbeit.«

INTELLIGENTE UMGEBUNGSERKENNUNG Die Umwelt digitalisieren und automatisch ihren Inhalt analysieren: Das ist das Geschäftskonzept von Unternehmerin und Elektroingenieurin Manuela Rasthofer. Ähnliche Bilderkennungsverfahren gibt es bereits in der Medizintechnik oder in der Gesichtserkennung. »Ob Automobilindustrie, Flugsicherheit, Games-Branche oder Logistik – die Einsatzgebiete sind extrem vielfältig«, sagt die 34-Jährige, die 2015 das Startup TerraLoupe mit Sitz in Gilching bei München gegründet hat. »Im autonomen Fahren zum Beispiel reichen bestehende Datensätze bei Weitem noch nicht für eine hochgenaue Erfassung der Umgebung aus. Auf einem Flughafengelände könnte man mit einem solchen System auch bei Nebel sicher landen. Und im Katastrophenschutz könnte es nach einem Erdbeben dazu genutzt werden, herauszufinden, welche Straßen zugänglich sind und wie schwer die Schäden vor Ort sind.« Die Informationen über die jeweilige Umgebung stammen aus Luftbildaufnahmen, die das Unternehmen teilweise selbst auf Rundflügen anfertigt. Je nach Bedarf des jeweiligen Kunden entwickelt TerraLoupe daraus auch virtuelle 3D-Welten mit exaktem Ortsbezug. Die Objekte in diesen Welten, wie zum Beispiel Straßenschilder oder Kamine, werden mittels intelligenter Algorithmen automatisch erkannt, klassifiziert und exakt vermessen. »Dabei spielt natürlich auch der Datenschutz eine große Rolle. Uns ist es sehr wichtig, dass Persönlichkeitsrechte gewahrt werden.« Auch für Computerspielehersteller bietet die intelligente Umgebungserkennung neue Möglichkeit. »Ich könnte mich dann beim Spielen statt in der fiktiven Welt des Spiels zum Beispiel durch ein virtuelles München bewegen.«

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DIE DIGITALE BAUSTELLE Im Asphaltstraßenbau hängt vieles von unsicheren Faktoren wie dem Wetter oder dem Verkehr ab: Wann treffen die LKWs, die das Mischgut geladen haben, auf der Baustelle ein? Bleibt es lange genug trocken, so dass der Asphalt eingebaut werden kann? Derzeit planen Bauleiter wie Annika Fennen diese Abläufe manuell. Die 29-Jährige Bauwirtschaftsingenieurin arbeitet bei Strabag in Jaderberg bei Oldenburg. Nach einem Traineeprogramm bei dem Bauunternehmen ist sie dort als Bauleiterin im Tiefbau eingestiegen. »Ich bin fast täglich auf den Baustellen vor Ort, stelle den Bauablaufplan auf, disponiere Personal, Geräte und Material, koordiniere Nachunternehmer, kümmere mich um die Kostenkontrolle und bin für die Leistungsermittlung und -überwachung zuständig.« Für einen besseren Überblick nutzen die Bauleiter einen sogenannten ‚Asphaltterminal‘, der beispielsweise Lieferscheine einliest. »Damit erfassen wir aber nur den Ist-Zustand und können nicht vorausplanen.« Das Unternehmen entwickelt deshalb das Konzept einer digitalen Baustelle. Dabei sollen sämtliche Daten, die für die Organisation und Durchführung relevant sind, digital erfasst werden. Ihren Job wird das System nicht übernehmen. »Fachkräfte und Bauleiter werden auch auf der digitalen Baustelle weiterhin gebraucht, allerdings könnte der Datenfluss die Planung erheblich optimieren.« ◆

CAREER

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WISSENSCHAFTLICH WISSENSCHAFTLICH GOOGLEN

Weitere Informationen

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Für deine Hausarbeit oder Seminarpräsentation benötigst du noch Informationen? Inspirationen? Fakten? Zitate? Schau doch einfach ins Internet – dort gibt es alles in Hülle und Fülle! Doch wie filtert man aus der Masse das Relevante heraus? Und darf man Netzfunden so ohne Weiteres trauen?

Wer etwas finden will, muss es zunächst suchen. Die richtige Suchstrategie ist dabei entscheidend. Ob du nur ein paar Fakten checken willst oder weitere Informationen oder Texte benötigst, dein erster Anlaufpunkt ist meist der Web-Browser. Wir haben die fünf wichtigsten Tipps für deinen Such- und Finde-Alltag zusammengestellt.

BEVOR DU DICH AUF DIE SUCHE MACHST, BEACHTE FOLGENDE HINWEISE: • Du musst mehr wissen, als in deiner Präsentation oder Hausarbeit vorkommt. Beschäftige dich intensiv und umfassend mit deinem Thema. So kannst du die richtigen Argumente auswählen und blamierst dich nicht bei Nachfragen. • Studieren und Wissenschaft bedeuten mehr, als nur Versatzstücke zusammenzufügen. Das Internet kann dir nur helfen, aber nicht die Arbeit abnehmen. • Kläre mit deinem Dozenten im Vorfeld den inhaltlichen Zuschnitt deines Themas. So erhältst du Anregungen und verlierst dich nicht im Online-Informations-Ozean. Du wirst nur erfolgreich finden, wenn du weißt, wonach du suchst.

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U N IG LOBALE – iStudy

A lexand e r Fl o rin h at elf J a h re l a n g zahlrei c he A u s g a b e n vo n S tu d e nte nzeitu n ge n b etreut u n d le k to rie r t s o wie zahll o s e S tu d i e n a rb eite n ko rre k tu rgele s e n. 2 014 e r s c hie n s ein R atge b e r » S tu die n a rb eit s c h rei b e n ko m p a k t« als e B o o k (zu ha b e n b ei A ma zo n).

1. SCHAU IN WIKIPEDIA.

2. NUTZE GOOGLE.

Das Online-Lexikon ist eine gute Ausgangsbasis für jede Recherche. Am Ende vieler Beiträge stehen Links zu Originalquellen und Literaturangaben. Die Einträge vermitteln dir einen raschen Überblick und geben Anregungen für deine Inhalte, Struktur und ermöglichen dir, den etablierten Wissensstand abzuschätzen. Der Blick in andere Sprachversionen eines Eintrags (vor allem Englisch) liefert weitere Wissensschätze. Interne Verlinkungen zu anderen Wikipedia-Einträgen bereichern dein Verständnis des Themas.

Einfach Suchphrase eintragen, und schon liegt dir das Wissen der Welt zu den Füßen. Nein, so einfach ist das nicht. Google kennt zwar sehr viel, aber längst nicht alles. Den Ergebnissen, die Google auswirft, misstraust du noch stärker als jenen bei Wikipedia. Alles, was Google kennt, wird anhand von mathematischen Modellen analysiert, gewichtet, sortiert und präsentiert. Ohne geeignete Suchstrategie und eigene Zusatzarbeit entgeht dir oft viel von einem Thema. Mitunter erhältst du vorwiegend populäre Quellen, aber wichtige Gegenstimmen fehlen.

Ideal für:

• Faktencheck • Inspiration • Überblick

Achtung:

• Qualität und Aktualität der Beiträge schwankt. • Wenn Aspekte für dich wichtig sind, prüfe und verifiziere sie besonders gründlich. • Bis auf einige Ausnahmen darf oder sollte Wikipedia nicht zitiert werden.

Ist dir die Google-Trefferliste zu lang, kannst du sie optimieren: • Umschließe Namen oder Phrasen mit Anführungszeichen, dann werden die Wörter nicht einzeln gesucht, sondern müssen in dieser Kombination auf der Fundseite vorkommen. Beispiel: »studieren in berlin« oder »hausarbeiten schreiben«. • Ergänze deine Suchphrase mit einer Bedingung wie »site:«, »inurl:«, »intitle:« oder «intext:«. Dann werden nur bestimmte Orte durchsucht: eine angegebene Webseite, der Internetlink (URL), der Webseitentitel oder -text. Die Ergebnisliste fokussiert dann auf Fundstellen, die deine Bedingung erfüllen. Beispiel: »studium site: spiegel.de« oder »hausarbeiten intitle: studium«.


4. HINTERFRAGE DEINE QUELLEN. • Schließe bestimmte Ergebnisse von deiner Suche aus, indem du sie mit Minus markierst. Beispiel: »hausarbeiten -studium« oder »homer -simpson«. • Mehr Tipps verrät dir Google: http://www.google.com/intl/ta/insidesearch/tipstricks/all.html

Ideal für:

• etwas (wieder-)finden, das irgendwo auf einer Webseite veröffentlicht wurde • mehr zu einem Thema finden (unabhängig von der Qualität) • Vielfältigkeit eines Themas abschätzen (vor allem wenn du über die erste Trefferseite hinausgehst)

Achtung:

• Inhaltliche Qualität kann gering sein. • Wichtige Quellen können fehlen (Google durchsucht nur das allgemein zugängliche Web). • Google-Anzeigen enthalten (fast) nie relevante Ergebnisse.

3. BEFRAGE ANDERE. Offline geben dir deine Dozenten oder Kommilitonen gute Hinweise. Online bietet es sich an, auch andere Such-Helfer zu nutzen. bing. de, duckduckgo.de, ask.com oder yandex.de ergänzen deine Erstrecherche. Die Meta-Suchmaschine MetaGer.de bündelt die Ergebnisse zahlreicher Suchmaschinen und bietet auch eine Beschränkung auf wissenschaftliche Ergebnisse. Die akademische Suchmaschine www.base-search.net ist auf wissenschaftliche Publikationen spezialisiert, kennt aber »nur« 80 Millionen Dokumente, von denen 70 Prozent frei zugänglich sind (Open Access).

Ideal für:

• Weiteres zum Thema entdecken • wissenschaftliche (zitierfähige) Quellen finden

Achtung:

• Mehr Ergebnisse bedeutet nicht zwangsläufig mehr Qualität. • Es gelten die gleichen Vorbehalte wie bei Google-Ergebnissen.

Hast du eine verheißungsvolle Quelle gefunden, prüfst du erst die Angaben, bevor du sie verwendest. Recherchiere nach dem Autor, schau ins Impressum der Webseite – eine Google-Suche nach dem Autor oder Webseitenbetreiber gibt dir einen Einblick, ob die Quelle vertrauenswürdig ist. Nur weil etwas im Internet steht, muss es weder wahr noch wissenschaftlich akzeptabel sein. Besitzt der Autor keine (wissenschaftliche) Reputation oder steht er im Widerspruch zum wissenschaftlichen oder gesellschaftlichen Konsens, ist Vorsicht geboten. Dann benötigst du eine zweite (bessere) Quelle, die deine erste unterstützt. Gerade im wissenschaftlichen Kontext gibt es viele Fachbegriffe und Systematiken, die jeweils ihrer eigenen Logik folgen. Vergewissere dich, dass Quellen, die du verwenden willst, »die gleiche Sprache« sprechen wie du, also deinem Verständnis entsprechen. Wikipedia und Google helfen dir im Zweifelsfall, einen Eindruck von der Bedeutungsvielfalt mancher Fachbegriffe, Epocheneinteilungen, Kategorisierungen, Modelle und anderer Systematiken zu erhalten. Übernimmst du solche unreflektiert, verursachst du Missverständnisse, Fehlinterpretationen und Widersprüche in deiner Hausarbeit oder Präsentation.

5. GEH AUF NUMMER SICHER. Von jeder Online-Quelle, die du verwenden möchtest, hebst du dir einen Papierausdruck auf. Alternativ erstellst du über einen PDF-Drucker eine Datei, die du dir speicherst. So kannst du bei Nachfragen benutzte Quellen vorlegen. Nutze auch klassische Informationsmedien wie Bücher. Deine Online-Recherche liefert dir sicherlich Aufsätze oder Buch-Empfehlungen. Sofern irgend möglich, verwendest du die Papierquelle und nicht die Online-Version. Willst du eine Quelle verwenden, würdige ihren Kontext. Nimm nicht nur das gefundene Fragment, das dir passt. Finde heraus, in welchem Kontext es steht und prüfe, dass sich keine Widersprüche ergeben – oft führt die Beschäftigung mit nur einem Teil zu einer inhaltlichen Verfälschung. Natürlich kennzeichnest du jede Passage, die du aus einer Online-Quelle übernimmst, als Zitat. Dein Dozent kann schließlich auch im Internet recherchieren und dich sonst schnell eines Plagiats überführen. ◆



Illustration: Sabine Redlich


K ARRIERE-FOKUS: HANDEL

Illustration: Moritz Wiener t

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Die Supermarktbranche verändert sich: Weinregale in den Läden lernen sprechen, zum Einkaufen genügen künftig ein paar Mausklicks am Computer. Wie verwandelt der Einzug von Technik die Jobperspektiven von Berufseinsteigern? Ein Blick hinter die Kulissen einer Branche im Wandel. Geht es nach Marco Speicher, schieben Studenten ihre Bierkisten und Bionudeln bald mit VR-Brillen auf der Nase durch den Supermarkt – smarten Brillen also, die virtuelle Informationen zu den Produkten einblenden. Der 30-Jährige entwickelt die Zukunft der Supermärkte mit: Als Medieninformatiker forscht er im Rahmen seiner Promotion über virtuelle Realität im Einzelhandel. Sein Arbeitsplatz: das Innovative Retail Laboratory (IRL) der Universität Saarbrücken. Hier basteln Speicher und seine Kollegen am Shopping-Erlebnis der Zukunft. Das Labor wirkt wie eine Spielwiese skurriler Ideen: ein Weinregal, das mit französischem Akzent sprechen kann, ein Kühlschrank, der automatisch eine Einkaufsliste generiert, ein digitaler Müsliberater, der den Nährstoff-Vergleich zwischen dem Knuspermüsli und den

Schokof locken zum Kinderspiel macht. Was nach Zukunftsmelodien klingt, ist gar nicht so weit weg von der Einkaufsrealität: In mehreren Globus-Filialen wird eine Erfindung des IRL bereits eingesetzt. Der Artikelfinder zeigt Kunden an, wo sich Thunfisch und Kichererbsen befinden – und wie man den Einkaufswagen am schnellsten dorthin navigiert. »Auf Tausenden Quadratmetern, mit Tausenden Artikeln findet man in großen Supermärkten nie das, was man braucht«, sagt Speicher. Speicher und seine Kollegen wollen die Vorteile der realen Welt – Lebensmittel riechen und fühlen – mit den Vorteilen der elektronischen Welt verknüpfen. Der Einsatz von moderner Technik soll den Einkauf effizienter machen und im Supermarkt für transparente Produktinformation sorgen. »Die Beziehung zwischen Design und Informatik ist für mich

MERLOT! SANTÉ!

WEIN?

dabei besonders spannend«, sagt Speicher. Ihm gefällt an seiner Arbeit im IRL der Bezug zur Realität: »Weil jeder einkauft, kann jeder etwas mit dem Thema anfangen«, sagt Speicher. Sein jüngerer Kollege, Nico Herbig (21), ergänzt: »Man kann es auch Nicht-Informatikern gut erklären.«

Zukunft mit Perspektive? Willkommen in der Welt des Handels! Ihr Einstieg zum Aufstieg

uns Besuchen Sie ticum! ec nn Co r de f au Arena Berlin, 2016 26.– 28. April

Sie haben Ihr Studium mit mindestens 180 ECTS-Punkten abgeschlossen und möchten schnell Führungsverantwortung übernehmen? Als Verkaufsleiter (w/m) planen Sie einen Großteil der geschäftlichen Aktivitäten von fünf bis sechs unserer Filialen und sind für 80 bis 100 Mitarbeiter verantwortlich. Bei diesen Herausforderungen lassen wir Sie jedoch nie allein: In der Einarbeitungsphase werden Sie von uns auf Ihre nächsten Schritte vorbereitet und intensiv gefördert. Individuelle Seminare vermitteln Ihnen wichtiges Know-how, das Sie für Ihre Laufbahn perfekt einsetzen können. Und weil wir langfristig mit Ihnen zusammenarbeiten möchten, erhalten Sie bei uns vom ersten Tag an einen unbefristeten Vertrag und ein überdurchschnittliches Gehalt.

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FUTURE CALLS Wie sieht es im Innovative Retail Laboratory (IRL) aus? Einen visionären Blick auf den Einzelhandel der Zukunft gewährt das Video:

▶  goo.gl/nfrZrG

fekte Mischung aus Nostalgie und Moderne«, sagt Büromanagerin Ziegler. Wegen seines innovativen Konzepts hat sich kürzlich die Metro-Gruppe mit 15 Prozent in das Startup eingekauft.

DIE PLATZHIRSCHE EXPERIMENTIEREN

TANTE EMMA KEHRT ZURÜCK Manche Kunden wollen am liebsten gar keine Einkaufswägen mehr schieben, sondern gemütlich vom Computer aus ihre Lebensmittel bestellen. Monika Ziegler ist Büromanagerin in einem Startup in Düsseldorf – und für ihre Kollegen auch für die Besorgung des täglichen Mittagessens zuständig. Weil ihr das Schleppen der schweren Taschen irgendwann auf die Nerven ging, beschloss sie Lieferdienste für Lebensmittel zu testen. Noch ist der Markt für Online-Shopping von Lebensmitteln klein. Zu kompliziert ist die Logistik mit den Kühlketten, die Gewinnmargen für Unternehmen sind klein. Kunden schrecken hohe Versandkosten oder Mindestbestellwerte ab, daneben sind feste Lieferzeiten störend, die sie zum Warten auf den Boten zwingen. Auch Ziegler ärgerte sich über schlechte Angebote und unpünktliche Lieferungen. Schließlich blieb sie bei Emmas Enkel hängen, einem kleinen Startup aus Düsseldorf. 26

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Emmas Enkel ist so etwas wie ein moderner Tante-Emma-Laden: ein knuffiges Ladengeschäft mit Verkaufstheke im alten Stil, inklusive einer Sitzecke namens »Gute Stube«, die durch die alten, schrulligen Möbel Wohnzimmeratmosphäre versprüht. Der Unterschied zum altmodischen Ladengeschäft: Neben dem Stöbern im Laden kann man bei Emmas Enkel auch ganz fortschrittlich online bestellen – die Lieferung erfolgt prompt am selben Tag. Die Macher von Emmas Enkel kombinieren damit zwei Zeitgeister: auf der einen Seite bringen sie die persönliche Einkaufsatmosphäre der Vergangenheit in die Gegenwart – jene Zeit, als der Laden um die Ecke nicht nur die Vorratskammer füllte, sondern auch das Bedürfnis nach Tratsch und Austausch. Auf der anderen Seite ist man mit der Bestellung auf Knopfdruck am Puls der Zeit. »Die per-

Das Interesse der Metro-Gruppe zeigt, dass auch die Platzhirsche der Branche im Zugzwang sind, denn die demografische Entwicklung und die Urbanisierung verändern das Einkaufsverhalten der Menschen. Hamsterkäufe in den Hypermärkten am Stadtrand sind passé, der spontane Einkauf zwischendurch im Laden um die Ecke wird zum Regelfall. Shopping als Freizeitbeschäftigung mit Freunden am Wochenende soll hingegen zum Erlebnis werden: Supermärkte mit integrierten Bistros, Verkostungen von lokalen Delikatessen oder Kochshows im Ladengeschäft sollen Kunden anlocken und binden. Die meisten Supermarktketten haben diese Entwicklung bereits erkannt und experimentieren mit neuen Konzepten, allen voran Rewe: Mit TEMMA erfand der Konzern eine eigene Bio- und Feinkostkette. Das Gastro-Konzept


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»Made by Rewe« wurde mangels Erfolg dafür wieder eingestellt. Glaubt man Experten, wird die neue Einkaufswelt bunt, vielfältig – und gar nicht so einsam, wie man dank automatisierter Kassen und Online-Shopping meinen könnte. »Sollte es irgendwann keine Verkäufer mehr geben, wird das Geschäft aussterben«, sagt Gerrit Kahl vom IRL. Zu wichtig sei der persönliche Kontakt in Zeiten der Single-Haushalte und des demografischen Wandels. Dennoch: Der Online-Markt werde weiter wachsen, gerade bei Produkten wie Getränken, Drogerieartikeln oder Tierfutter. Ein zukunftsträchtiges Modell hätten deshalb nur jene Lebensmittelhändler, die den Online-Handel und den klassischen Ladenverkauf miteinander kombinieren. »Wer keine vernünftige Multichannel-Strategie hat, wird den Anschluss verlieren«, sagt Antonio Krüger, Professor für Künstliche Intelligenz im Handel an der Uni Saarbrücken und wissenschaftlicher Direktor des IRL.

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Welche Kenntnisse sind nun gefragt in dieser vielfältigen, spezialisierten, mitunter auch etwas verwirrenden Einkaufswelt? Was müssen die Jobeinsteiger von morgen wissen, um in der Branche bestehen zu können? Wie so oft, wenn es um Automatisierung geht, sind die Niedrigqualifizierten am stärksten von Automatisierungsprozessen betroffen. Die moderne Technik nimmt ihnen einfache Tätigkeiten ab. »Ein Jobkiller ist Shopping 4.0 aber nicht«, sagt Kahl. Er glaubt, dass die Mitarbeiter in den Supermärkten künftig zu Kundenberatern werden, während eintönige Arbeiten wie Kassieren wegfallen werden. Für die Höherqualifizierten gilt: Vor allem der Informatikbereich wird im Lebensmittelhandel immer mehr an Relevanz gewinnen. »Die IT-Abteilungen werden zu Innovationstreibern«, sagt Krüger. »Für Uni-Absolventen ergeben sich hier spannende Karriereperspektiven.« Wer Informatik, Wirtschaftsinformatik oder auch ein Ingenieursstudium abgeschlossen hat, der habe gute Chancen auf eine herausfordernde Laufbahn im Handel. Ob Apps programmieren, intelligente Etiketten designen oder Kundenströme effizient und intelligent leiten – die Bandbreite der Aufgaben ist groß. Professor Krüger will seinen Studenten neben den fachlichen IT-Kenntnissen aber auch die Fähigkeit mitgeben, technische Entwicklungen zu hinterfragen. Fächerübergreifendes Denken sei wichtig, um ethische und moralische Fragen beantworten zu können. »Datensicherheit und Datensparsamkeit sind wichtige Themen bei uns«, sagt Krüger. Kürzlich hatten seine Informatik-Studenten deshalb ein Seminar zum Umgang mit Kundendaten – gemeinsam mit den Philosophen. ◆

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Anja Reiter ist freie Journalistin in München. Sie freut s i c h j e d e n Ta g a u f d e n k u r z e n Klatsch mit der Kassiererin im Supermarkt um die Ecke. Für Recherchezwecke hat sie ihr Müsli aber auch schon online bestellt.


KLEIN-DEUTSCHLAND IN DER PFALZ Was heute in den Supermarktregalen angepriesen wird, hat bereits viele Tests durchlaufen. Ein Gespräch mit Andreas Völtl von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Seit genau 30 Jahren testet die GfK neue Produkte in der Kleinstadt Haßloch in Rheinland-Pfalz. Warum genau dort? Was Kaufkraft und Demografie angeht, ist Haßloch so etwas wie eine Miniaturausgabe der Bundesrepublik. Haßloch ist deutscher Durchschnitt. Außerdem decken die Haßlocher ihre Einkäufe zu 90 bis 95 Prozent vor Ort ab und pendeln nicht in andere Einkaufsstädte. Das ist ideal zum Testen. 3.400 Haushalte in Haßloch lassen jeden ihrer Einkäufe registrieren. In Haßloch sieht man Werbeplakate mit unbekannten Deos, Schokoladesorten, die es nirgendwo sonst zu kaufen gibt, und selbst das Fern-

sehprogramm unterscheidet sich von dem des übrigen Bundesgebiets. Wozu der ganze Aufwand? Wenn ein Unternehmen ein neues Produkt auf den Markt bringen will, muss es eine Menge Geld in die Hand nehmen: für Rohstoffe, Verpackung, die neue Produktionsstraße und die Werbekampagne. Flops kosten viel Geld. Haßloch ist für Hersteller sozusagen die Generalprobe für neue Produkte. Am Ende der Tests prognostizieren wir dann den bundesweiten Erfolg für die nächsten ein bis zwei Jahre. Dadurch haben wir viele Hersteller vor großem Schaden bewahrt.

Wie viele Tests finden jährlich statt? Etwa ein Dutzend im Jahr. Manche dauern nur ein paar Monate, manche auch zwei Jahre lang. Will man etwa ein neues Knäckebrot testen, sollte man das Produkt länger im Laden lassen, weil Knäckebrot nicht so oft gekauft wird wie etwa Milch. Was aktuell getestet wird, darf ich leider nicht verraten. Und was haben die Tester davon, zum gläsernen Konsumenten zu werden? Die meisten freuen sich, zum Durchschnitt zu gehören, und indirekt mitbestimmen zu können, welche Produkte irgendwann deutschlandweit in die Läden kommen. Außerdem veranstalten wir regelmäßig Verlosungen, um die Tester zu belohnen. ◆

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Klaus Knoblauch ist Berater für Personalgewinnung und Personalentwicklung. Zuvor war er bei CM S Hasche Sigle, der größten deutschen Rechtsanwaltsgesellschaft, als H R Coordinator sowie beim Trendence- Institut, das unter anderem die Attraktivität von Arbeitgebern bei Nachwuchskräften untersucht, als Manager tätig.

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STUDIEN-FOKUS: STIPENDIEN

MEHR ALS EINE FINANZSPRITZE Illustration: Carolin Eitel

Beginnen wir diesen Report mit einem Geständnis: Als man mich bat, etwas über Stipendien zu schreiben, musste ich bei null anfangen. Denn ich, obwohl selbst Student, wusste kaum etwas darüber. Außerdem galt es auch bei mir, Vorurteile abzubauen: Stipendien waren doch nur etwas für akademische Überflieger mit Bestnoten, Super-Kontakten zu den Dozenten und Eltern mit Beziehungen und haushohen Ambitionen für sich und den Nachwuchs. Außerdem klingt »Stipendium« immer nach Papierkrieg, elend langem Warten und einem undurchsichtigen Institutionen-Labyrinth. So wie mir geht es da vielen Studenten und all das verleiht dem Stipendien-Wesen nach wie vor den Sexappeal-Faktor eines Bausparvertrages. Wenn ihr zu den Studierenden gehört, die von ihren Eltern wöchentlich 3.000 Euro bar auf die Kralle bekommen und einen Aufsichtsratsposten in Aussicht haben, könnt ihr hier jetzt weiterblättern. Allen anderen sei gesagt: Stipendien sind viel cooler als ihr Ruf, sie sind karrierefördernd, horizonterweiternd – ach ja, und Kohle gibt’s außerdem. Vielleicht hilft dieser Text all jenen motivierend in den Hintern treten, die, ähnlich wie der Autor, Stipendien von vorn herein mit 30

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den üblichen »Ist-nichts-für-mich«-, »Bin-ichzu-schlecht-für«-, »Ist-mir-zu-anstrengend«oder »Kapier-ich-nicht«-Gedanken abgetan haben.

UNÜBERSICHTLICH? NUR AUF DEN ERSTEN BLICK! Der Stipendien-Wald in Deutschland ist dicht und eine Wissenschaft für sich, da es enorm viele Anbieter und Förderer gibt. Im März 2016 waren über 1.300 Stipendien beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) registriert. Die Zahl der Studierenden und Absolventen, die durch Stipendien gefördert werden, erhöht sich stetig, ist aber verglichen mit dem riesigen Angebot immer noch sehr niedrig. Einer Allensbach-Umfrage zufolge erhalten 87 Prozent der Studenten Geld von ihren El-

tern, 65 Prozent jobben, 29 Prozent erhalten BAföG. Nur zwei Prozent bekommen ein Stipendium. Und dies, obwohl die Förderungschancen, eben weil sich immer noch nur wenige bewerben, gut sind. Laut nationaler Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit im DAAD wurden im Hochschuljahr 2014/2015 mehr als 42.000 Studierende und Hochschulangehörige aus Deutschland über das Programm Erasmus+ gefördert. Dabei handelt es sich insgesamt um eine Steigerung von fast fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Neben Auslandsstudienaufenthalten fördert Erasmus+ auch Auslandspraktika. Fast 7.500 deutsche Studierende haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Das sind rund 18 Prozent mehr als 2013/2014. Wenn es um Auslandsförderung geht, hat die Stipendienvergabe also bereits eine gewisse Dynamik erreicht. Ansonsten läuft die Nachfrage vergleichsweise schleppend – Stipendien haben ein Imageproblem. Doch wer einmal unter die Oberfläche der vielen Vorurteile blickt, dem fällt auf, dass die Förderung längst nicht mehr so elitär und unerreichbar ist, wie sie es früher sicher einmal war. Die Zeiten haben sich auch hier geändert. ◆


WELCHE ARTEN VON STIPENDIEN GIBT ES? Das Bundesministerium und Forschung teilt Stipendien in folgende Oberkategorien ein:

ALLGEMEINE FÖRDERUNG (LEBENSHALTUNGSKOSTEN)

Dies ist die größte Stipendien-Gruppe, Voraussetzung ist hier, dass der Stipendiat an einer Hochschule eingeschrieben ist. Förderer z. B.: Airbus, Arcelor Mittal, Deutschlandstipendium, Alexander von Humboldt-Stiftung

PRAKTIKUM

Manche Organisationen vermitteln, bieten oder fördern Praktika. Förderer z. B.: BMW Group, ASA Programm, Deloitte Stiftung

PRAKTIKUM IM AUSLAND

Auslandspraktika machen sich super im Lebenslauf, gehen aber sehr schnell ins Geld. Auch hier gibt es Institutionen, die fördernd zur Seite stehen. Förderer z. B.: Bayer-Stiftungen, Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), Deutscher akademischer Austauschdienst (DAAD)

IDEELLE FÖRDERUNG

Hier erfolgt die Förderung oft durch Büchergutscheine, ansonsten durch immaterielle Güter wie Seminare, Weiterbildungen, Netzwerkveranstaltungen oder Austauschreisen. Organisationen, die ideell fördern, legen für gewöhnlich Wert darauf, dass die Geförderten mit den politischen oder ideologischen Zielen oder Grundsätzen der Institution übereinstimmen. Nicht selten ist die Mitgliedschaft in der Organisation oder zumindest ein regelmäßiges Engagement in deren Umfeld Voraussetzung. Förderer z. b.: Friedrich-Ebert-Stiftung, Deutsche Telekom Stiftung, Elitenetzwerk Bayern

SPRACHKURSE

Hier erfolgt die Förderung oft auf Gutscheinbasis. Der Stipendiat kann damit Kurse an Volkshochschulen, Sprachschulen oder dem Uni-Sprachenzentrum gratis oder preisreduziert besuchen. Förderer z. B.: Stiftung der Deutschen Wirtschaft, Studienstiftung des deutschen Volkes

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STUDIUM IM AUSLAND

Die Organisationen, die ein Auslandsstudium fördern, unterstützen hier nicht nur während der Hin- und Rückreise sondern übernehmen bzw. erstatten auch Kosten, die währenddessen vor Ort anfallen. Förderer z. B.: Deutscher akademischer Austauschdienst (DAAD), British Council (IELTS), Landesstiftung Baden-Württemberg

WOHN- UND ARBEITSRAUM

Die Stipendien in diesem Bereich unterstützen beim Finden bzw. bei der Bezahlung von Wohn- und Arbeitsraum. Förderer z. B.: Volunteer World UG, ArtRoom, Stiftung Nordlicht


UND IHR SO? Ich bekomme 300 Euro monatlich. So kann ich neben einem intensiven Studium auch ehrenamtlichen Aufgaben nachkommen. Ich habe mich in meinem Tanzverein engagiert und vertrat diesen z. B. bei der Hip-Hop-Weltmeisterschaft. Außerdem bietet es gute Gelegenheiten, neue Kontakte zu knüpfen – zu anderen Studenten oder auch einem persönlichen Förderer. ◆ Julian Backhaus [18] studiert Medizin an der Ruhr-Universität Bochum und bekommt das Deutschlandstipendium.

Ich bin im Programm »Medienvielfalt anders«, einem Programm für Studierende mit Migrationshintergrund, die in den Journalismus wollen. Neben der finanziellen gibt es auch eine ideelle Förderung. Das sind Seminare zu verschiedenen Themen, Planspiele, Reportage-Workshops und Recherchereisen. Das Stipendium half mir, ein Auslandspraktikum in Ecuador und ein Auslandssemester in Großbritannien zu machen. Ein Stipendium zu bekommen, ist nicht so schwierig, wie man vielleicht denkt. Stiftungen wie die Böll-Stiftung achten nicht nur auf Noten, sondern berücksichtigen auch den jeweiligen Hintergrund. Ich würde Interessierten raten, dass man sich eine Stiftung aussucht, mit der man sich identifizieren kann. ◆

Ich war schon länger politisch aktiv, daher war es für mich naheliegend, mich bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung zu bewerben. Mir war besonders wichtig, dass ich durch das Stipendium ohne angehäufte Schulden ins Berufsleben starte, anders als beim Bafög, was man abzahlen muss. Außerdem gibt es ein ideelles Programm mit regelmäßigen Stipendiaten-Treffen, Seminaren und Ferienakademien. Die Vertrauensdozenten stehen immer als Mentoren und Ansprechpartner zur Verfügung.  ◆ Juliane Pfeiffer [24] studiert Soziologie und Informatik an der TU Berlin und ist Stipendiatin der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Das Stipendium erleichtert einem wirklich das Studentenleben und man kann sich, vor allem wegen der Förderung, voll auf die Uni fokussieren. Interessierten möchte ich sagen: Traut euch, euch zu bewerben! Es ist wirklich kein Hexenwerk und man muss nicht unbedingt ein 1,0-Typ sein. Es hilft euch im Leben so sehr weiter, wie keine andere Förderung, und man lernt viele tolle neue Leute kennen. ◆ Harun Kukukhel [21] studiert Wirtschaftswissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt und ist Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Susan Djahangard [24] studiert Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin und erhält ein Stipendium der Heinrich-Böll-Stiftung. P h i l i p p B l a n k e d a c h t e i m m e r, Stipendien bekämen nur Kinder reicher Eltern mit Bestnoten. Nach seiner Recherche für den Artikel denkt er selbst über eine Stipendien-Bewerbung nach und sucht gerade nach einer passenden Stiftung.

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SEI AUTHENTISCH!

GRÜNDE, WARUM EIN STIPENDIUM IMMER SINN MACHT:

Stefan Grob ist stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks und weiß, wie eine Stipendien-Bewerbung erfolgreich sein kann. Herr Grob, warum sollte man sich für ein Stipendium bewerben? Weil ein Stipendium zwei Vorteile bietet: zusätzliches Geld für die Studienfinanzierung – die man ohnehin planen und realisieren muss – sowie ein Netzwerk. Beides ist für ein erfolgreiches Studium und die spätere Karriere Gold wert. Welche Vorurteile gilt es im Bezug auf Stipendien noch abzubauen? Ach, da gibt es viele: Ich bin nicht schlau oder brillant genug, mir fehlt das nötige Vitamin B, die nehmen doch nur Überflieger. Stimmt alles so längst nicht mehr. Gerade die Begabtenförderungswerke achten inzwischen sehr genau auf den sozialen Hintergrund oder ehrenamtliches Engagement. Wichtig ist, dass ich klar herausstreiche, warum ich gefördert werden sollte. Ich muss mir klar werden, was ich will, und was der potentielle Stipendiengeber von mir will.

1. MACHT EINDRUCK UND BRINGT RENOMMEE

Wie aufwändig ist die Bewerbung tatsächlich? Mindestens so aufwändig wie eine gute Bewerbung! Mein Antrag muss überzeugen, inhaltlich und formal. Da gehen Zeit und Überlegung für drauf, und das ist gut so. Haben Sie noch praktischen Tipps parat? Keine Mehrfach-Bewerbungen, dafür die eine gute, substanzielle! Lass dir helfen, von deinem Umfeld oder von Menschen, die schon andere Stipendiaten begleitet haben. Mach dich schlau, online und offline. Zeige deine Unterlagen anderen, vertrauenswürdigen Menschen, und bitte sie um ein kritisches, offenes Feedback. Und: Habe den Mut, dich authentisch darzustellen!  ◆

»Ich bin Stipendiat bzw. Stipendiatin der XY.« Der Satz macht schon mal Eindruck. Nicht nur auf Partys, sondern auch auf potentielle Arbeitgeber. Wer ein Stipendium bekommt, zeigt, dass er informiert, ehrgeizig und engagiert ist. Eigenschaften, die jeder Arbeitgeber sucht.

2. ENTLASTET FINANZIELL

Stipendien stellen einen Geldbetrag dar, der einem das Studentenleben wesentlich erleichtert – ganz gleich, ob es sich um ein monatliches Einkommen oder einen zweckgebundenen Betrag, wie zum Beispiel ein Büchergeld, handelt. Außerdem: Gerade in der Endphase eines Studiums greifen Stipendien wesentlich effektiver. Besser als BAföG, das an die Regelstudienzeit gebunden ist, und auch sinnvoller als ein Studienkredit, den man früher oder später abbezahlen muss. Beim Stipendium ist das Geld da und gehört einem. Punkt.

3. ERÖFFNET JOB-PERSPEKTIVE.

Stipendien werden von Firmen, Verbänden, Stiftungen, Parteien und Interessensgruppen vergeben. Wer also ein Stipendium bekommen hat, hat einen Fuß in der Tür. Vom Stipendiat zum Praktikanten, Werkstudenten, Trainee oder gar Beschäftigten ist es dann meist nur noch ein recht kurzer Weg. Viele Organisationen kommen sogar von sich aus mit Job-Angeboten um die Ecke oder entwickeln gemeinsam mit dem Stipendiaten einen Karriereplan, der nicht selten im eigenen Haus beginnt.

4. FÖRDERT DIE INTERNATIONALITÄT UND DAS NETWORKING

Viele Stipendien haben einen internationalen Anspruch, der den Geförderten das Reisen, Forschen und Arbeiten im Ausland oder das Sammeln internationaler Kontakte ermöglichen soll. Als Stipendiat öffnen sich so auch international schneller Türen und Tore, nicht zuletzt aufgrund des Austauschs der Stipendiengeber untereinander.

STIPENDIEN FINDEN

5. ERHÖHT DEN LERNFAKTOR.

Diese Links helfen beim Suchen und Bewerben: ▶  goo.gl/QXd7tX

Wer sich um ein Stipendium bewirbt, lernt sich zu präsentieren, Überzeugungen, Motivationen und Ziele zu formulieren. Und man lernt Sicherheit im Kontakt mit Unternehmen, Verbänden, Stiftungen und sonstigen Körperschaften – das ist für fast jeden weiteren Lebensweg von großem Nutzen, ganz gleich wohin er einmal führen soll.

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Illustration: Nina Schumann

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GLOBAL CAMPUS?

IBRAHIMS DRITTES ERSTES STUDIUM

Weil er sich weigerte, auf Menschen zu schießen, verlor Mido Ibrahim fast alles. Und floh, allein. In Deutschland wurde er schnell einer der ersten Studenten an der Kiron-Universität, einer Uni speziell für Refugees. Aber das neue Leben bietet auch weiterhin ganz andere Prüfungen. Mido Ibrahim soll als Busfahrer in Deutschland arbeiten. So will es zumindest seine Sachbearbeiterin beim Jobcenter. Deswegen brauche er auch keine weiteren Deutschkurse. B1-Kenntnisse reichen doch, um hinterm Lenkrad zu sitzen. Und ein Studium habe er erst recht nicht nötig. »Ich verstehe das nicht«, sagt Ibrahim. »Wenn ich eine höhere Bildung habe und besser Deutsch spreche, bekomme ich einen besseren Job und kann mehr Steuern zahlen. Warum möchte die Behörde das nicht?«

hen. Als koptische Christen kennen sie sich mit Verfolgung aus. Ibrahim versteckte sich zunächst ein Jahr lang in einem Kloster unweit von Kairo. Dass sein Studium im stillen Gemäuer nicht weiterging, geschenkt. Als es auch im Kloster nicht mehr sicher war, floh er nach Deutschland. Plötzlich stand er nicht mehr verfolgt, aber völlig allein am Flughafen Berlin-Tegel. Im sicheren Nichts. Wenige Wochen später war Ibrahim wieder Student der Wirtschaftswissenschaften. An der Kiron-Universität.

Theoretisch ist Ibrahim zweifacher Studienabbrecher. Wenn man seine Geschichte hört, versteht man aber, dass ihm vor allem sein Leben weggebrochen ist. Und er nun sehr viel dafür tut, dass ein neues anbricht. Vor zwei Jahren weigerte sich der 21-Jährige, die Wehrpflicht im ägyptischen Militär abzuleisten. »Unter Sisi hätte das damals bedeutet, auf die eigenen Leute zu schießen. Das konnte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.« Ibrahims Eltern verstanden ihn nicht. Ein richtiger Mann geht zum Militär, Punkt. Im Gefängnis – dort landen Ägyptens Wehrdienstverweigerer – wollten ihn seine Eltern aber auch nicht sehen. Deshalb verstanden sie zumindest seine Entscheidung, zu flie-

STUDIUM AN DER ONLINEUNI STATT LANGEWEILE IM ASYLHEIM Seit vergangenem Oktober bietet diese Geflüchteten die Chance zu studieren. Schnell und unbürokratisch. Wer sich an einer deutschen Hochschule einschreiben will, muss allerlei Dokumente vorweisen. Schulabschlüsse, Sprachnachweise, im Fall der Refugees auch eine amtliche Anerkennung als Schutzwürdiger. Ibrahim floh nicht mit vollständigem Aktenordner im Gepäck. Die wenigsten tun das. Und in den Büros von Damaskus, Kabul und Asmara herrschen derzeit andere Prioritäten, als Verschwundenen ihre Dokumente nachzusenden. Als Gasthörer dürfen Flüchtlinge

Sind auch unter deinen Kommilitonen Geflüchtete? Hast du vielleicht einen geflüchteten Studenten in deiner WG aufgenommen oder bist in einem Hilfsprojekt aktiv? Erzähle uns davon – wir berichten darüber: redaktion@uniglobale.com ▶  goo.gl/rs7mfC

Dmitrij Kapitelman hat Politik und Journalismus studiert. Über Hausarbeiten ningelnd und die meisten Vorlesungen vor elf Uhr auslassend. Und kam sich deswegen sehr d e k a d e n t v o r, a l s e r M o d i Ibrahims Geschichte hörte.

zwar an Seminaren teilnehmen. Inzwischen. Aber einen Bachelor of Hörgast gibt es nicht. Den meisten bildungswilligen Refugees bleibt also nur Warten, statt Studieren. »Die Warterei ist völlig unnötig«, moniert Markus Kressler immer wieder in Interviews. Er ist einer der beiden Gründer der Kiron-Universität. Warum sollten Flüchtlinge, die sich bilden wollen, dies nicht sofort tun? Warum soll ihr Potenzial solange brachliegen? Zur Immatrikulation verlangt Kiron deshalb nicht mal einen Pass. Und lässt seinen Studenten anschließend zwei Jahre, um die Dokumente nachzureichen. Vergangenen Oktober startete Kiron mit 1.000 Erstsemestern. Und etwa 15.000 Bewerbungen für die bisher fünf Fachrichtungen: Computerwissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Architektur und Intercultural Studies. Die Vorlesungen finden auf Englisch und online statt.

CAMPUS, HÖRSAAL, MENSA – INTEGRATION IN DAS ECHTE STUDENTENLEBEN »Kiron ist wirklich eine tolle Angelegenheit«, schwärmt Ibrahim. »Diese Möglichkeit half mir sehr, in meinem neuen Leben anzukommen. Jeder Flüchtling sollte sie nutzen.« Dass U N IG LOBALE

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IMPRESSUM VERLAG

UNIGLOBALE Medien GmbH Reuchlinstr. 10–11, 10553 Berlin +49 (0)30 / 20 84 713 -30 mail@uniglobale.com www.uniglobale.com Herausgeber: Hermann-Josef Billstein, Florian Diesing, Sebastian Weiß

REDAKTION

Chefredaktion: Sebastian Weiß (V.i.S.d.P.), Redaktion: Christin Meißner, Laura Rademacher

TEXTE DIESER AUSGABE

Philipp Blanke, Mascha Dinter, Christina Felschen, Alexander Florin, Myriam Hlatky, Dmitrij Kapitelman, Jan Lindenau, Christiane Kürschner, Larissa Mass, Christin Meißner, Anja Reiter, Hannah Wagner

ILLUSTRATIONEN

Sabine Redlich [22-23], Moritz Wienert [24-26], Carolin Eitel [5, 30-33], Nina Schumann [34-36]

SATZ

Jan Vismann

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Florian Diesing (Leitung) +49 (0)30 / 20 84 713-34 anzeigen@uniglobale.com

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ISBN: 978-3-946146-05-6 ISSN: 2196-579X BILDNACHWEISE

[Cover] NFP/Anne Wilk; [3] Photocase/Seleneos; [5] WMÜFR GmbH; [6-7] privat; [8-9] privat; [10, 12] Christina Felschen; [33] DSW/Kay Herschelmann; [39] WMÜFR GmbH; [42] Jan-Michael Richter Für unverlangt eingesendete Manuskripte oder Bilder wird keine Haftung übernommen. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Die Urheberrechte für gestaltete Anzeigen und Vorlagen liegen beim Verlag. Die anderweitige Nutzung bedarf ebenfalls der schriftlichen Genehmigung. Für Vollständigkeit und Richtigkeit jeglicher Angaben wird keine Gewähr übernommen. Autoren und Verlag übernehmen für Irrtümer, Fehler oder Weglassung keinerlei Gewährleistung. Meinungen der Autoren können sich von denen der Herausgeber und des Verlages unterscheiden. Bei Verlosungen ist der Rechtsweg ausgeschlossen; bei Mehreinsendungen entscheidet das Los. Die Bildrechte liegen, soweit nicht anders angegeben, beim Verlag. Die nächste Ausgabe erscheint im Mai 2016 bundesweit an Hochschulen und Universitäten sowie weltweit an ausgewählten Standorten.

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ANGST, DAS LEBEN ZU VERPASSEN er einen der wenigen Studienplätze bekam, hängt damit zusammen, dass er in der Entstehungsphase konzipieren half. Übersetzend und programmierend. Die relativ begrenzte Kapazität war wiederum Folge der fehlenden Gelder. Zu Beginn finanzierte sich das Projekt durch Crowdfunding. Ein Student kostet Kiron rund 400 Euro im Jahr. Inklusive gebrauchtem Laptop, Internetstick und Lehrmitteln. Zum Vergleich: Ein Student kostet Unis regulär etwa 8.000 Euro jährlich. Im Februar meldete Kiron, dass in den kommenden Semestern 5.000 neue Studienplätze zur Verfügung stehen werden. Geht dieses zivilgesellschaftliche Experiment auf, und vieles deutet ein halbes Jahr nach Gründung darauf hin, könnten es bald Hunderttausende Plätze sein. Auf lange Sicht soll der Staat, der die riesigen Opportunitäten dieser Idee erkennt, als finanzieller Garant einsteigen – hofft man bei Kiron. Gegenwärtig hat sich die Schöpflin Stiftung bereit erklärt, mit 1,5 Millionen Euro zu fördern. Bestehen die Studenten in den ersten zwei Jahren ihre Prüfungen, wechseln sie für das dritte an eine Partneruniversität. Deren es bisher schon 15 gibt. Zum Beispiel die Universität Heilbronn. Dieser Wechsel ist aus zweierlei Gründen wichtig. Zum einen sind einzig die staatlich anerkannten Unis befugt, akademische Titel zu verleihen. Kiron, das sich selbst als Social Startup bezeichnet, ist dazu nicht autorisiert. Zum anderen studieren die Flüchtlinge dann an einem echten Campus und bekommen die Chance, sich in das deutschen Universitätsleben zu integrieren. Samt Studienratswahl und Mensaschnitzel.

Ein beträchtlicher Teil von Ibrahims Leben findet ohnehin schon online statt. Vor allem der Kontakt zu seiner Familie. Täglich skypen und telefonieren sie. Wann ein physisches Wiedersehen möglich sein wird, ungewiss. »Das ist schwer«, flüstert Ibrahim, mit einem Lächeln, das um Themenwechsel bittet. Immerhin ist sein zweiter Studienabbruch eine regelrechte Erfolgsgeschichte. Genau als die Wirtschaftswissenschafts-Onlinekurse Kirons intensiv wurden, stand die Entscheidung über seinen Asylantrag an. Inklusive persönlicher Anhörung. Ibrahim nennt es Interview (in einem flüssigen Gespräch, über B1-Niveau). Für sein »Interview« musste er viele andere Dokumente, vor allem aber sich selbst sammeln. Es gelang. Zumindest für die nächsten drei Jahre darf sich Mido Ibrahim in Deutschland aufhalten. Und auch an staatlich anerkannten Hochschulen studieren. Am liebsten an der Universität der Künste in Berlin, den Bachelor Visuelle Kommunikation. Dreidimensionales Designen, das ist sein Ding. Das fand er während eines dreimonatigen Praktikums in einem Architektenbüro heraus. Wann und wie er das denn noch untergebracht hat? »Nebenbei.« Nun muss er sein drittes erstes Wunschstudium gegen die Sachbearbeiterin beim Jobcenter verteidigen. »Die Menschen in Deutschland waren bisher wirklich großartig. Sehr verständnisvoll und unterstützend. Kiron ist eines von vielen Beispielen. Mit den Behörden ist es leider etwas anderes. Ich habe versucht, meiner Sachbearbeiterin zu erklären, weshalb mir dieser Abschluss so viel bedeutet. Als Flüchtling habe ich Angst, mein Leben zu verpassen. Ich musste alles zurücklassen. Nun habe ich das Gefühl, immer zu spät zu sein. Ich hoffe, ein Abschluss hilft gegen diese Empfindung.« ◆


WAS MACHT IHRE FRAKTION, DAMIT FLÜCHTLINGE STUDIEREN KÖNNEN? DAS ANTWORTEN DIE BILDUNGSEXPERT/INNEN DER VIER BUNDESTAGSFRAKTIONEN:

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Nun seid doch mal vernünftig! // Nachhaltig leben // Kwame Anthony Appiah über Weltbürgertum // Fußball und Ethik // Was bedeutet Eigentum? // Stoiker vs. Epikureer // Abaelards Liebe

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Was bringt Erfolg?

Die Antworten erschienen im DSW-Journal 1/2016 des Deutschen Studentenwerks (DSW).

Entscheidungen

Wir haben im September 2015 einen Antrag in den Bundestag eingebracht, der den gleichberechtigten Zugang zu Bildung für Geflüchtete fordert. Uns geht es um die schnelle Anerkennung von bereits erbrachten Qualifikationen, aber auch um die finanzielle Ausstattung der Hochschulen, gerade für erhöhte Bedarfe wie zusätzliche, kostenfreie Deutschkurse. Um zusätzliche 80.000 Studienplätze zu schaffen, soll der Hochschulpakt 2020 um eine weitere Säule ergänzt werden. Der Zugang zum BAföG muss für Geflüchtete spätestens nach drei Monaten möglich sein.  ◆ ▶ www.nicole-gohlke.de

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung und der DAAD haben ein großes Maßnahmenpaket geschnürt, das die Unionsfraktion nachdrücklich unterstützt. Wir stellen in den nächsten Jahren 100 Millionen Euro bereit, um studierwilligen und -fähigen Flüchtlingen vor und während des Studiums zu helfen, zum Beispiel mit 2.400 zusätzlichen Plätzen pro Jahr an Studienkollegs und dem Programm »Welcome – Studierende engagieren sich für Flüchtlinge«. Außerdem haben wir beim BAföG die Wartefrist von vier Jahren auf nun 15 Monate gekürzt. ◆ ▶ www.albert-rupprecht.de

PHILOSOPHIE-ZEITSCHRIFT

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Ausgabe 2 / 2016

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PhiLoSoPhiE-ZEitSchriFt

Für alle, die Lust am Denken haben

Albert Rupprecht MdB CDU/CSU

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Für alle, die Lust am Denke

Die Tricks der Hassredner // Tagebuch eines Geisteskranken // Land ist gut, Stadt ist besser // Darf man Wasser predigen und Wein trinken? // Fünf Thesen zur Pubertät

Nicole Gohlke Die Linke

Euro; Schweiz 13,90 sfr;

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Wie gut ist Mitgefühl?

Um alle Talente zu heben, haben wir als erste und einzige Fraktion ein Paket in den Bundestag eingebracht: Zur Studienvorbereitung sind mehr Sprachkurse an Unis und FHs nötig. Information und Beratung müssen ausgebaut werden, sich stärker an den Bedarfen Geflüchteter orientieren. Kein Weg führt am Ausbau der Infrastruktur vorbei: vor allem mehr Hörsäle, Seminarräume und Wohnplätze. Geflüchtete brauchen mehr Stipendien und die weitere Öffnung des BAföG. Es soll ihnen nach drei Monaten Aufenthalt in Deutschland offenstehen. ◆ ▶ www.kai-gehring.de

hohe luft

Kai Gehring MdB Bündnis 90/Die Grünen

Vier Schlüsselstellen sind hierzu wichtig. Erstens müssen die Studienkollegs ausgebaut werden. Zweitens müssen wir mehr Sprachkurse an Hochschulen anbieten. Die soziale Dimension an Hochschulen ist als dritter Schritt wichtig, vom Wohnen bis zur Beratung. Dies hilft zugewanderten Studierenden in Deutschland im hohen Maße. Zuletzt sehe ich den Ausbau an Unterstützungsleistungen zur Finanzierung eines Studiums als dringliches Gebot der Stunde an – vom BAföG bis zu Stipendien müssen hier alle Instrumente genutzt werden.  ◆ ▶ www.ernst-dieter-rossmann.de

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SEX AND THE CAMPUS

Um ein bisschen Prickeln in die mühsame Prüfungsphase oder das ewige Bachelorarbeitstippen zu bringen, präsentiere ich dir hier ein paar Möglichkeiten, dich auf leidenschaftliche Art vom Uni-Alltag abzulenken. Inklusive der dafür geeigneten Orte an deiner Alma Mater … Für das Beginner-Level beim Uni-Sex solltest du einen studentenarmen Wochentag wie beispielsweise Sonntag wählen. Fortgeschrittene können durchaus tagsüber während der Semesterferien ihr Glück versuchen und die absoluten Badass Bitches unter euch wählen 11.30 Uhr, Montagvormittag, die Rush Hour für brave Seminarbesucher. Hier meine selbst getesteten Uni-Sex-Optionen (FH und ähnliches natürlich inkludiert), die gerne ausprobiert werden können – aber hey, use condoms! Myriam Hlatky studiert Deutsche Literatur und Gender Studies in Konstanz. Für Uniglobale schreibt sie regelmäßig über Liebe, Sex und andere wilde Erlebnisse der Studentenzeit. I hr R echerchestil: der Selbstversuch.

1. FÜR STREBER UND REBELLEN GLEICHERMASSEN: IN SEMINARR ÄUMEN. In meinem ehemaligen Seminarraum, auf den Tischen in der ersten Reihe, wie brave Streber. Das Seminar handelte von Träumen in der Literatur. Als ich den Dozenten später einmal im Bus sah, habe ich ihn strahlend angelächelt. Darin liegt, zumindest für mich, der Reiz am Sex in der Uni: Er sprenkelt so viele kleine Alltagsmomente bunter. Vielleicht ja auch die der Informatiker, deren Computerräume gegenüber meinem Seminarraum lagen. Ausgestattet mit sehr großen Fensterfronten. Gern geschehen.

2. IN DER SPORTLER-KÜCHE. Neben dem Waschbecken voller Geschirr. Bei offener Tür. Ups, sorry, Lehramtssportler! Aber hey: Immerhin sind es Proteine.

3. FÜR R AUCHER UND FREILUF TLIEBHABER: IM R AUCHERBEREICH IM HINTERHOF. Nun ja, hier kommt es darauf an, nur einzelne Körperteile zu entblößen, in Anbetracht möglicher Passanten, die auf dem Campus herumspazieren. Wer eine Uni etwas außerhalb der Stadt besucht, hat hier definitiv Vorteile. Und wer, wie ich, an einer Uni auf einem kleinen bewaldeten Hügel studiert, der hat sowieso gewonnen: So viele Bäume, so viele kleine Gebäude, sooo viele Möglichkeiten. 38

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4. FÜR EILIGE UND HARTGESOTTENE: IN DEN UNI-TOILET TEN. Womöglich ist nicht jeder Feuchtgebiete-Fan. Womöglich sogar nur wenige, was ich bedauere. Jedoch ist der schnelle Sex auf einer versteckten Uni-Toilette im Trakt PzYG3 durchaus eine Möglichkeit für das ausgefallene Tutorium um drei. Wer darauf steht, erwischt zu werden oder vielleicht nach einem einfachen und doch stilvollen Weg sucht, exmatrikuliert zu werden, dem möchte ich die Toiletten nahe des Audimax zwischen zwei gut besuchten Vorlesungen ans Herz legen.

5. FÜR ABENTEUERLUSTIGE: IN DER LETZ TEN AUDIMA X-REIHE. Wer Spannung mag, kann bei einer vom Atheismus leer gefegten Theologie-Vorlesung in der letzten Reihe ein bisschen schmusen, wie die süßen Österreicher sagen. Ich distanziere mich hiermit vor allzu offensivem Liebesspiel bei vollem Vorlesungssaal – man möchte seinen Mitmenschen ja auch nicht zu viel zumuten.

6. FÜR MICH SELBST: JEDEN TAG BEIM GANG DURCH DIE IN SE X GETR ÄNK TE UNI. Ja, hier spricht die pure Sexpositivität meines Feminismus aus mir, bare with me, aber die kleinen Sex-Erinnerungen, beim Gang in die hinterste Ecke der Bibliothek, da, wo er mich einmal über einem Buch über die Zarenfamilie auf den Hals geküsst hat, beim Vorbeigehen an dem Seminarraum von letztem Nachmittag oder beim Warten an der Bushaltestelle im Dunkeln, diese kleinen Momente bringen mein Innerstes jedes Mal kurz zum Zusammenkrampfen. Das ist eigentlich die ganze Aussage dieses Textes: Dass nicht alles immer sexualisiert werden muss, aber dass an grauen Bib-Tage ein bisschen Sex und eine Prise Verbotenes durchaus gut tun.  ◆


INTERVIEW

»TIEF IM INNERN WILL DOCH JEDER EINE VERNÜNFTIGE FRAU«

Am 28. April 2016 kommt die Großstadtkomödie »Wie Männer über Frauen reden« in die deutschen Kinos. Im Interview spricht Hauptdarsteller Frederick Lau über seine Rolle und die Vorteile von Crowdinvesting fürs Filmemachen. »Wie Männer über Frauen reden« klingt nach einem ziemlich klischeelastigen Film. Ist er das? Es ist vor allem, glaube ich, ein ziemlich ehrlicher Film. Jeder der vier Hauptcharaktere ist unterschiedlich und das wird sehr schön herausgearbeitet. Klar, ein bisschen Klischee ist schon dabei. Aber das ist okay, das Leben ist ja manchmal auch Klischee, finde ich. Du spielst im Film die Rolle des Martini – ein junger Mann, der in seiner Männerclique der Jüngste ist, sich aber oft am erwachsensten verhält. Was hat dich an der Rolle gereizt? Martinis Vater, der auch zu dieser Gruppe gehört, ist ein echter Lebemann. Er geht zwar schon auf die 50 zu, hängt aber noch immer ständig in irgendwelchen Bars ab und reißt Mädels auf. Martini hat sich das sein ganzes Leben lang angeguckt und irgendwann gemerkt, dass das für ihn nicht das richtige Geschäftsmodell ist. Er sträubt sich dagegen, kann mit diesem ganzen Pornosex nichts anfangen und hofft stattdessen auf die große Liebe. Die Beziehung zwischen den beiden fand ich von Anfang an sehr spannend. In der Regel ist es ja so, dass ein Vater sich um den Lebensstil seines Sohns sorgt.

EXTENDED VERSION

Ob er selbst gern in Bars sitzt und über Frauen redet, erzählt Frederick Lau im ausführlichen Interview:

▶  goo.gl/66cfHc Wenn die vier männlichen Hauptpersonen das Äußere einer Frau beurteilen, liegt dem ein sehr klassisches Schönheitsideal zugrunde. Die perfekte Frau ist demnach jung, hat straffe Haut und feste Brüste. Sind Männer bei der Partnersuche wirklich so oberflächlich? Also bei mir privat ist das schon mal nicht so. (lacht) Aber naja klar, wenn Jungs bei einem Bierchen zusammen sitzen, kommen solche Gespräche schon vor. Das ist dann aber in erster Linie Gehabe, man quatscht eben gerne auch mal Müll und lacht zusammen darüber. Denn tief im Innern will doch jeder Typ eine vernünftige Frau haben. Ich

Frederick Lau, 26, zählt zu den gefragtesten jungen Schauspielern Deutschlands. Seinen Durchbruch hat te er 20 0 8 mit dem Film »Die Welle«. Für seine R olle in Sebastian S chippers Drama »Victoria« wurde e r 2 0 15 m i t d e m D e u t s c h e n F i l m p r e i s a u s g e z e i c h n e t . In der Großstadtkomödie »Wie Männer über Frauen reden« durchlebt er neben Oliver Korittke, Barnaby Metschurat und anderen den ganz alltäglichen Gefühlswahnsinn, versucht herauszufinden, wie man am besten beim anderen Geschlecht landet, und vielleicht sogar das Glück und die Liebe findet.

denke, viele männliche Zuschauer werden sich darin wiedererkennen. Also ist es ein Film für Männer? Nee, das würde ich nicht sagen. Für Frauen ist es doch mindestens genauso spannend zu erfahren, was ihre Jungs so reden, wenn sie nicht dabei sind. (lacht) Im Ernst, ich bin wirklich gespannt, ob am Ende mehr Frauen oder mehr Männer ins Kino gehen. Der Film wurde per Crowdinvesting finanziert, war also unabhängig von staatlichen Förderungen. Hat das zu einer freieren Atmosphäre am Set geführt? Es hat vor allem dazu geführt, dass wir direkt mit den Dreharbeiten anfangen konnten. Dass die Stimmung am Set super war, lag in erster Linie daran, dass wir, die Schauspieler und die Crew, uns vorher schon kannten. Oliver Korittke zum Beispiel, der Martinis Vater spielt, ist im wahren Leben mein Nachbar. Es war also gewissermaßen eine Filmproduktion unter Freunden, alles ging etwas familiärer und lockerer zu. Das hat man dann daran gemerkt, dass wir ab und zu morgens später angefangen haben oder die Kaffeepause mal länger gedauert hat als vorgesehen. Das Tolle ist, dass die Professionalität des Films darunter überhaupt nicht gelitten hat – im Gegenteil: Alle haben sich richtig reingehängt, damit am Ende was Gutes rauskam. ◆ Das Interview führte Hannah Wagner. U N IG LOBALE

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