UNICUM Beruf: 3.2019 | IT

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R E K C A P K C A B R E K C A P N A UND IT-TYPEN

KT ARBEITSMARIT IT-SICHERHE R GUTEN IM DIENST DE

» EASY TÜRÖFFNER Abschlussarbeiten im Unternehmen » WAHRHEIT IST TRUMPF? Über das Schummeln im Bewerbungsprozess » QUEREINSTIEG IN DIE IT-BRANCHE Geht das überhaupt?

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Nr. 03/2019 www.unicum.de


WIRTSCHAFTSPRÜFER WERDEN? uf der

sa n u um c i ff t i c Tr e n n o C e Mess 16.5.2019 , n i l r e B

Deine Reise in eine spannende Zukunft! In der Wirtschaftsprüfung wartet ein weites Feld an Aufgaben auf Dich, das ständig wächst. Wirtschaftsprüfer beraten Unternehmen zum Beispiel schon heute dabei, wie sie die Herausforderungen der Digitalisierung wirtschaftlich meistern und für sich nutzen können.

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KARRIEREZENTRUM 04 News Karrierezentrum Witze machen? Für Frauen ein Karriererisiko

Fotos und Illustrationen » privat, Kutzner Prozessoptimierung, Getty Images/stevanovicigor, Bakal, SasinParaksa

Titelbilder » Getty Images/littlehenrabi, SasinParaksa

06 Kolumne Job-Hacks Weniger Stress? Nutze den Moment!

Die Chancen sind top! Hegt eigentlich noch jemand Zweifel daran, dass die unter dem Begriff „Künstliche Intelligenz“ zusammengefassten Technologien unsere Welt und Arbeitswelt deutlich verändern werden? Kaum jemand, oder? Ob diese Änderungen eher positiv oder doch negativ ausfallen werden, darüber herrscht Uneinigkeit. Was feststehen dürfte: Die Zahl der Jobs, die bislang als sicher galten, wird abnehmen – Menschen werden ersetzt durch KI, Big Data, Maschinen allgemein. Mag sein, dass die Wirtschaft neue Berufe hervorbringt, die den Arbeitsplatzverlust per saldo auffangen. Dass sich darin aber ausgerechnet die wiederfinden, die ihren bisherigen Job verloren haben, ist zu bezweifeln. Warum diese Vorrede? Nun – es gibt eine Berufsgruppe, die dem relativ gelassen entgegensehen kann: die der IT-Experten selbst. Auch in diesem Berufsfeld werden Automatismen und Algorithmen dazu führen, Routinetätigkeiten ihren menschlichen Erbringern wegzunehmen. Noch aber ist es längst nicht so weit – Leute mit Grips und Können werden in der Wirtschaft gesucht wie Stecknadeln im Heuhaufen. Der Mangel droht, die Wirtschaft ernstlich zu hemmen. Gute Aussichten also, die es zu nutzen gilt. Wie ihr eure Chancen steigert, lest ihr in dieser Ausgabe von UNICUM BERUF. Herzlich, euer

07 Tipps vom Profi Das sind die Kriterien für ein gutes Bewerbungsfoto

10 Backpacker und Anpacker Wie Arbeitgeber ihre IT-Angestellten sehen 12 Wichtig ist Stehvermögen ... sagt unser Professor des Jahres im Interview 14 Easy Türöffner Abschlussarbeiten bei Unternehmen eröffnen Chancen, bergen allerdings auch Risiken

08 Ehrlichkeit im Bewerbungsprozess Immer schön die Wahrheit sagen? Hmmm ...

IT 16 News IT Quereinstieg, Top Five, Frauenanteil 18 Der ewige Wandel So stellt sich der IT-Arbeitsmarkt momentan dar 20 Recruiting mit Big Data Ein Berliner Start-up setzt auf IT-gestütztes Recruiting und hat Erfolg damit

27 Im Dienst der Guten Der öffentliche Dienst sucht dringend – na was wohl? – IT-Experten 28 Quereinstieg zum IT-Profi Ein Unternehmen verspricht den erfolgreichen Quereinstieg in die IT-Branche. Was ist dran? 30 Das Chancen-Eldorado Berufseinstieg im E-Commerce

22 Maschinen, die nach Schwächen fragen Die IT hilft Kandidaten, sich auf knifflige Bewerbungsgespräche vorzubereiten 24 Herr/in der Strippen Das bringt der Job des Netzwerk-Administrators

Uwe Heinrich

26 Vor frischer Tat ertappt KI bei der Polizei hilft Verbrechen verhindern

31 Do IT Jobs im Kurzporträt 32 Talente willkommen E-Commerce bei OTTO 34 Zeit für Taten Die Kolumne von Martin Wehrle 34 Impressum INHALT

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NEWS // KARRIEREZENTRUM TIMER Text » Marvin Kesper Foto » Getty Images/fizkes

WITZE MACHEN: FÜR FRAUEN EIN KARRIERERISIKO

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in Witzchen im Kollegenkreis lockert die Stimmung und stärkt das Teamgefüge, so die Wunschvorstellung. Allerdings: Es kommt darauf an, wer die Ulknudel gibt – ein Mann wird anders wahrgenommen als eine Frau. Dies fand die University of Arizona in einer Studie heraus. Hierfür wurden die knapp 300 Testpersonen in Gruppen unterteilt, von denen die eine einen potenziellen Bewerber und die andere Gruppe eine potenzielle Bewerberin bewerten sollten. Ihnen wurden insgesamt je vier Präsentationsvideos gezeigt, in denen die Bewerber sowohl lustige als auch ernste Präsentationen halten. Die Ergebnisse zeigen, dass der männliche Bewerber mit der humorvollen Präsentation besser ankommt als die Bewerberin, die den identischen Humor an den Tag legte. Außerdem wurden dem Mann eine höhere Stellung im Unternehmen und ein höheres Führungspotenzial zugetraut. Bei den Frauen wirkt sich Humor eher negativ aus – demonstrieren Frauen ein gewisses Maß an Ernsthaftigkeit, wirkt das auf die Befragten kompetenter. Die Forscher gehen davon aus, dass Frauen in Unternehmen immer noch mehr kämpfen müssten, um eine höhere Stellung zu erreichen. Karrieretipp für Frauen: Ernsthaftigkeit an den Tag legen, lieber weniger humorvoll sein.

02.05.2019, Karrieretag Berlin, Studenten, Young Professionals und Quereinsteiger www.karrieretag.org/berlin/ 07.–09.05.2019, Konaktivia, Darmstadt, Studenten und Absolventen www.konaktiva.tu-darmstadt.de/ 14.–16.05.2019, connecticum, Berlin, Studenten und Absolventen www.connecticum.de/Jobmesse 18.–19.05.2019, 13. Jobmesse Münsterland, Studenten, Absolventen, Berufseinsteiger www.jobmessen.de/muensterland/ 28.05.2019, Car-Connects München 2019, Berufserfahrene, Studenten, Absolventen, Automobil- bzw. Mobilitätsindustrie www.muenchen.car-connects.de/ 28.–29.05.2019, akademika, Nürnberg, Ingenieure, Wirtschaftswissenschaftler, Informatiker www.akademika.de/nuernberg.html

Diese und viele weitere Termine gibt’s auch im Online-Kalender unter karriere.unicum.de

ERSTER ARBEITSTAG: DAVOR FÜRCHTEN SICH EINSTEIGER

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as Studium durch einen Nebenjob zu finanzieren, ist für viele Studierende Alltag, auch am Studienende noch. Der Personaldienstleister Zenjob hat nun 60.000 Stellenangebote ausgewertet und die bestbezahlten Studentenjobs zusammengetragen. Ergebnis: Wer gerne

er einen neuen Job angenommen hat, sieht seinem ersten Arbeitstag gespannt entgegen, schließlich warten neue Leute, ein neues Umfeld und neue Aufgaben. Und damit genug Gelegenheiten, in verschiedene Fettnäpfchen zu treten. In einer Befragung von 3.000 Arbeitnehmern hat der Werbeartikelhersteller 4imprint nun herausgefunden, vor welchen Fehltritten am ersten Arbeitstag Berufseinsteiger die größte Angst haben. Ganz vorn steht die Befürchtung, den Namen der neuen Kollegin oder des neuen Kollegen sofort wieder zu vergessen. Namen scheinen neuen Arbeitnehmern generell Schweiß auf die Stirn zu treiben. Auf Platz zwei rangiert nämlich die Sorge, jemanden mit falschem Namen anzusprechen. Direkt dahinter platziert sich die Unsicherheit, unangemessen nervös zu erscheinen. Auch ein Verstoß gegen den

durch die Gegend fährt, hat am meisten Glück, denn der Job als Kurierfahrer werde – trotz gegenteiliger Berichte in den Medien – am besten vergütet. Knapp 13,60 Euro würden hier an Stundenlohn im Durchschnitt gezahlt. Wer gerne telefoniert, könne im telefonischen Kundenservice mit ähnlicher Bezahlung pro Stunde rechnen. Auf Platz drei lande der Job als Hostess mit einem Stundenlohn von 12,60 Euro, gefolgt von Promotionjobs, die im Schnitt 12,27 Euro pro Stunde einbrächten.

Dresscode, eine durch den Straßenverkehr verursachte Unpünktlichkeit sowie die Panik, keinen eigenen Schreibtisch oder Arbeitsplatz vorzufinden, sind Ängste, die die Lust auf den ersten Arbeitstag eintrüben können.

DUAL STUDIERENDE KOMMEN IM JOB SCHNELLER ZURECHT

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ine Befragung von 9.300 aktuellen oder ehemals dual Studierenden hat ergeben, dass dual Studierende schneller sichere Stellen antreten als „normale“ Studierende. Von dual Studierenden sind anderthalb Jahre nach ihrem Abschluss nur drei Prozent arbeitslos, während es bei Absolventen mit einfachem Bachelorabschluss knapp sechs Prozent sind. Von den Absolventen eines dualen Studiums arbeiten 93 Prozent in Vollzeit, während es bei den Absolventen eines regulären Studienganges nur 80 Prozent sind. Unbefristet sind von den ehemaligen Dualstudierenden fast 75 Prozent eingestellt. Bei den Berufseinsteigern nach einem regulären Studium an einer Fachhochschule ist es hingegen nur jeder Zweite, der einen unbefristeten Vertrag ergattern konnte.

STUDIEREN UND JOBBEN: HIER GIBT΄S DIE MEISTE KOHLE

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Mai 2019

KARRIEREZENTRUM



DIE BESTEN LIFE-WORK-HACKS FÜR WENIGER STRESS BEIM BERUFSSTART

NUTZE DEN MOMENT!

Text » Dr. Simone Cardoso de Oliveira

In dieser Serie zeigen wir euch, wie ihr beim Berufsstart Stress runterregelt.

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ennst du das? An manchen Tagen bist du hochkonzentriert bei der Sache und hast im Nu geschafft, was du dir vorgenommen hast. An anderen Tagen aber sitzt du gequält vor dem Rechner und kommst irgendwie gar nicht voran. Dabei rückt die Klausur oder der Abgabetermin immer näher. Aber je mehr die Nervosität steigt, desto weniger geht es voran. Stress und Frustration sind programmiert. Mit solchen Situationen wirst du nicht nur im Studium, sondern auch im Berufsleben immer wieder konfrontiert werden. Aber kein Grund zur Panik! Die Sache ist nur, dich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Das Allerwichtigste ist, den glücklichen Moment abzupassen, an dem alles doppelt so schnell läuft. Stell dir nur vor, was du mit der gewonnenen Zeit alles anstellen könntest! Ganz zu schweigen davon, wie viel mehr Spaß die Arbeit macht, wenn alles wie am Schnürchen läuft ... Also, wie schaffst du das? Zuallererst:

BESTANDSAUFNAHME MACHEN

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TU, WAS DEIN BAUCH SAGT! Versuche dann nicht krampfhaft, deine To-dos in einer bestimmten Reihenfolge abzuarbeiten. Lass lieber dein Bauchgefühl entscheiden! Nimm dir aus deiner To-do Liste das als Nächstes vor, auf was du jetzt im Moment am meisten Lust hast. Sehr wahrscheinlich wird dir diese Sache dann auch leicht von der Hand gehen. Der Spaß an der Sache und das Erfolgsgefühl deines Fortschritts wird dich beflügeln, auch die nächste Aufgabe beherzt anzugehen. Wenn du nach diesem Prinzip vorgehst, wirst du eine Motivationswelle vor dir herschieben, die dich den ganzen Tag über trägt. Und wahrscheinlich sind am Ende des Tages dann doch auch jede Menge Dinge erledigt, zu denen du morgens erst mal gar keine Lust hattest.

Fotos » Getty Images/Deagreez

Sache angegangen ist. Ist ein Schritt dabei, zu dem du jetzt spontan Lust bekommst? Super! Dann nutze den Moment und fang einfach an dieser Stelle an. Wenn du erst mal in Schwung gekommen bist, bekommt wahrscheinlich auch diese ungeliebte Pflicht ein freundlicheres Gesicht und ist schneller erledigt als gedacht. Klar, du wirst ein bisschen Übung brauchen, um mit dieser Strategie Erfahrungen zu sammeln und immer besser zu wissen, was gerade richtig für dich ist. Und du musst dir ein dickes Fell wachsen lassen, was drängelnde Chefs anbelangt. Aber ohne Zweifel wirst du effizienter, mit mehr Spaß und weniger Stress arbeiten! Und welcher Chef fände das nicht auch klasse?

Okay – es kann natürlich sein, dass du beim Hören auf dein Bauchgefühl eine Sache aus der deiner To-do Liste aus dem Auge verlierst, weil sich die Lust dazu partout nicht einstellen will. Was dann? Hier mein Trick dazu:

GIB DEINER LUST EINE CHANCE!

Dr. Simone Cardoso de Oliveira

Du wirst immer mehr als eine Sache zu tun haben. Und selbst eine große Aufgabe wie z. B. eine Abschlussarbeit hat immer mehrere verschiedene Teile, die dich auf unterschied-

Manchmal kommt der Appetit erst beim Essen. Gib deiner Lust eine Chance, indem

ÜBER DIE AUTORIN:

liche Weise fordern. Ein Literaturverzeichnis zu erstellen oder Abbildungen zu machen, sind beispielsweise ganz andere Tätigkeiten, als den Text voranzubringen. Mach dir deine unterschiedlichen To-dos bewusst – z. B., indem du sie aufschreibst.

du das ungeliebte Task gedanklich hervorholst und einfach nur überlegst: Was wären die ersten kleinen Schritte, um diese Aufgabe anzugehen? Kurz etwas recherchieren, die Software anschauen, die du dafür brauchst, oder eine Kollegin fragen, wie sie eine ähnliche

Smart arbeiten, Träume verwirklichen und die Welt ein Stückchen cooler machen – dabei helfen euch die Life-Work Hacks und Tools von Dr. Simone Cardoso de Oliveira (www.sciedo.de) – speziell für ambitionierte „Brain Worker“!

KARRIEREZENTRUM


DAS RICHTIGE BEWERBUNGSFOTO

TIPPS VOM PROFI

Klar, die Highlights deiner Bewerbung sind das EinserExamen, vier Top-Praktika und ein Abschluss in Mindeststudienzeit. Trotzdem spielt das Bewerbungsfoto eine geheimnisvolle Rolle. Erst recht, wenn du die oben erwähnten Vorzüge nicht in Gänze präsentieren kannst. Was es für ein gutes Foto braucht, darüber sprachen wir mit dem Berliner Porträt-Profi Masa Yuasa.

UNICUM BERUF: Was ist ein gutes Bewerbungsfoto? Yuasa: Das Foto, besonders Gesicht und Augen, muss scharf sein. Wichtig sind auch gleichmäßige Ausleuchtung und Kontrastreichtum. Zudem sollte das Bild harmonisch wirken und keinen Farbstich haben. In puncto Retusche machen viele Studios zu viel, oft wirken Bilder glattgebügelt. Das wirkt wenig authentisch. Wichtig ist auch, dass die Haare das Gesicht nicht verdecken. Am wichtigsten ist aber der sympathische, durchaus eine innere Haltung und Energie sowie Offenheit zeigende Ausdruck. Dieser Ausdruck entsteht zu großen Teilen über die Kommunikation mit dem Fotografen. Für viele Kunden ist der Fototermin eine mitunter lästige Pflicht – etwas unangenehm eben. Das sollte der Fotograf durch Empathie mildern, zum Beispiel durch ein freundliches Gespräch. Fotografen sind nicht nur technische Dienstleister, sondern sollten auch Menschenkenntnis besitzen. Dann zeigt das Foto Natürlichkeit und Sympathie – und das sprichwörtlich im besten Licht. Also muss der Fotograf auch ein bisschen Psychologe sein? Wir fotografieren ja keine Gegenstände, sondern lebendige Menschen. Viele Menschen fühlen sich vor der Kamera unsicher. Deshalb ist immer auch ein bisschen Psychologie dabei, wenn es darum geht, das beste Ergebnis festzuhalten. Positive Stimmung kann man ganz gut erzeugen, indem man über positive Dinge redet – Kommunikation hat also erheblichen Einfluss. Im Mittelpunkt steht allerdings immer das Motiv mit seinen Vorstellungen und Wünschen. Wie soll ich mich für ein Foto anziehen? Ich rate immer zu Blazer oder Jackett – das signalisiert den BusinessKontext, in dem man sich präsentiert. Es mag Arbeitgeber geben, für die das overdressed ist, etwa Non-Profit-Organisationen oder NGOs. Aber sonst passt diese Kleidung fast immer. Gut ist dann, wenn man sich einmal mit und einmal ohne Krawatte fotografieren lässt, schließlich sind Start-ups einfach anders aufgestellt als eine Großbank. Der Schlips darf dann ruhig auch kontrastieren zum Anzug. Auch Frauen sollten Kontraste setzen, etwa durch einen dunklen Blazer und ein helles Oberteil. Und bitte auf die Kleinigkeiten achten: Faltenfrei und gebügelt, das muss sein. Tätowierungen würde ich übrigens verdecken. Das gilt auch für Piercings.

Text » Jonas Blume

Foto » Yuasa

Und welchen Blick sollte ich aufsetzen? Der Blick ist psychologisch gesehen das entscheidende Moment. Das wird unterschätzt, weil wir in ein Objektiv sehen und nicht einer Person in die Augen blicken. Man sollte sich klarmachen, dass man einer Person gegenübersitzt, verkleidet als Kamera. Deshalb heißt es, dieser auch klar und offen direkt ins Objektiv zu schauen. Der Betrachter geht bereitwilliger auf die fotografierte Person ein, wenn er sich angeguckt fühlt. Wie steht´s als Frau mit Make-up und offenen Haaren? Make-up kann unterstützen, aber: weniger ist mehr! Natürlichkeit ist im Business-Kontext besser als dick aufgetragenes Make-up. Sonst erzeugt man eventuell das Gefühl beim Arbeitgeber, zu viel Wert auf sein Äußeres zu legen. Als angehende Staatsanwältin verleihen gebundene Haare vielleicht die gewünschte konzentrierte Ausstrahlung, aber in den meisten Fällen ist eine lockere, offene Erscheinung sympathischer. In seinen Haaren ertrinken sollte man natürlich auch nicht. Sie auf eine Seite zu legen, ist ein guter Kompromiss. Braucht man einen Profifotografen oder kann es auch ein Freund richten? Viele Menschen denken, es ginge nur um ein Foto. Aber ein Arbeitgeber, der schon viele Bewerbungen gesehen hat, erkennt schnell, ob der Bewerber auf einen Profi vertraut oder mit einem Schnappschuss zufrieden ist. Die Unsicherheit bei Freundschaftsdiensten ist hoch. Darum empfehle ich den Profi. Zumal ein maues Bewerbungsfoto auch ein kümmerliches Licht auf den Bewerber wirft. Mit dem Foto erzeugt man einen unmittelbaren Eindruck von seiner Person und Persönlichkeit. Das kann man bemängeln. Aber manchmal kann das Foto entscheidend sein, wenn es um die Frage geht: „Einladen oder eher nicht?“

ER SCHIESST EUER BEWERBUNGSFOTO! Ihr wollt ein Top-Bewerbungsfoto, geschossen von Masa Yuasa? Und das noch gratis? Kein Problem: Kommt vom 14. bis 16. Mai zum UNICUM Stand auf der connecticum in Berlin. Wir sehen uns! www.bloom-fotostudio.de KARRIEREZENTRUM

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E WERBUNG ICHKEIT IM B

SGESPRÄCH

E I D N Ö H C S IMMER ? N E G A S T WAHRHEI HMMM ...

EHRL

B ew er b u n g sA u n d O im s al ilt g t tä A u th en ti zi er b er im llt en si ch B ew so ch o d d n p ro ze ss . U s p rä se n at ü rl ic h an d er n ch rä p es sg Vo rs te llu n g te n Fr eu n ab en d m it g u en p ei n K m ei ti er en al s b er Eh rl ic h ke it ie G re n ze n d d so al en g d en . Wo lie g sp ro ze ss ? im B ew er b u n

Text » Janna Degener-Storr

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er seinem Arbeitgeber falsche Fakten vorlegt und sich dabei erwischen lässt, muss natürlich mit Konsequenzen rechnen: Wenn Bewerber Studien- oder Arbeitszeugnisse fälschen, kann der Arbeitgeber den Vertrag wegen arglistiger Täuschung anfechten. Probleme können Arbeitnehmer auch bekommen, wenn sich im Nachhinein herausstellt, dass sie im Vorstellungsgespräch etwa falsche Angaben zu Nebentätigkeiten, Verfügbarkeiten oder der Mitarbeit an bestimmten Projekten gemacht haben. Erlaubt sind Lügen im Bewerbungsprozess dagegen explizit, wenn der Arbeitgeber Dinge fragt, die ihn nichts angehen, weil sie nichts mit der Stelle und der Tätigkeit dort zu tun haben – etwa, ob eine Bewerberin schwanger ist oder welcher Religion ein Kandidat angehört. Doch die Grenze zwischen Wahrheit und Lüge ist nicht immer so klar und dann wird die Sache auch rechtlich komplizierter: „Wer an einem Projekt überhaupt nicht mitgearbeitet hat, darf dies auch nicht behaupten. Wer allerdings zumindest punktuelle Beiträge geleistet

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KARRIEREZENTRUM

hat, sagt die Wahrheit“, erklärt Rechtsanwalt Pascal Croset, der als Fachanwalt für Arbeitsrecht überall in Deutschland solche Zweifelsfälle bearbeitet.

WAHRHEIT ODER LÜGE? Es ist Bewerbern also explizit erlaubt, ihre Leistungen in ein sehr positives Licht zu setzen. Wer tatsächlich hier und da mal einen Text geschrieben hat, kann die Lücke im Lebenslauf also zum Beispiel mit einer selstständigen journalistischen Tätigkeit füllen – und Fachanwalt die eigenen ErfahrunPascal Croset gen damit ein kleines bisschen ausschmücken. Wichtig ist es, beim Polieren des eigenen Lebenslaufes glaubwürdig rüberzukommen. Auf Nachfragen sollten Bewerber im Vorstellungsgespräch also souverän reagieren können. So erwarten die Personaler von einem erfolgreichen Free-

Foto » Getty Images/stevanovicigor

lancer zum Beispiel, dass er auf Anhieb seine Akquise-Strategien darlegen kann. Ein Thema, das Bewerber besonders leicht zum Schwindeln verführen kann, ist die Darstellung der eigenen Soft Skills. Doch Vorsicht: Auch wenn sich persönliche Stärken und Schwächen natürlich nicht leicht objektiv messen lassen, können Personaler den Wahrheitsgehalt von Bewerberaussagen in vielen Fällen leicht abprüfen: Wer etwa die Frage nach seinen persönlichen Stärken mit „Kommunikationsfähigkeit“ beantwortet, sollte im Vorstellungsgespräch nicht nur verlegen vor sich hin stottern. Und wer im Bewerbungsanschreiben seine mathematischen Fähigkeiten lobt, sollte auf Nachfrage des Personalers mathematische Grundregeln wie den Satz des Pythagoras erklären können.

WIE WICHTIG IST AUTHENTIZITÄT? Natürlich bringt es nichts, sich für eine Stelle völlig zu verbiegen – denn das fällt spätestens in der Probezeit auf und natürlich fühlt sich


auch kein Arbeitnehmer wohl in einem Job, der nicht zu ihm passt. Wer sich gut präsentieren möchte, sollte seine Schwächen also nicht als Stärken präsentieren, sondern die Argumente, die für ihn als Kandidaten sprechen, bestmöglich in Szene setzen und die eigenen Antworten an die vermuteten Anforderungen anpassen. Deshalb ist es so wichtig, Vorstellungsgespräche oder auch die Teilnahme an einem Assessment-Center gut vorzubereiten. „Häufig wird Bewerbern empfohlen, sich einfach authentisch zu verhalten. Das ist natürlich sehr bequem, aber leider völliger Quatsch“, meint auch der Karriere-Coach Dr. Martin Emrich, der sich in seiner Doktorarbeit mit dem Thema befasst hat. „Meine Forschungen haben gezeigt: Menschen, die mit der Einstellung ‚Ich bin, wie ich bin‘ ins Assessment-Center gehen, schneiden schlechter ab als diejenigen, die sich im Vorfeld damit beschäftigen, welche Anforderungen die einzelnen Übungen an die Kandidaten stellen, und ihr Verhalten daran orientieren. Denn es gibt eine große Bandbreite an Verhaltensweisen, innerhalb derer wir uns als authentisch präsentieren können.“

Arbeitgeber – auch wenn Personaler es vielleicht eigentlich unfair finden, wenn man sie anlügt“, fasst Klaus Melchers, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie, das Ergebnis zusammen. Mit insgesamt 111 Probanden haben die Forscher jeweils zwei simulierte Auswahlgespräche geführt – einmal sollten sie sich bestmöglich präsentieren und einmal sollten sie ehrlich über ihr Verhalten im Studium berichten. Durch einen Online-Fragebogen und einen Intelligenztest gewannen die Wissenschaftler zudem weitere Informationen zu der Person.

EHRLICH UND ENGAGIERT

WER GUT SCHWINDELT, IST SCHLAU

Diejenigen Teilnehmer, die mehr faketen, entpuppten sich schlussendlich als diejenigen, die auch einen besseren Notendurchschnitt hatten. Klaus Melchers erklärt: „Intelligenteren Bewerbern gelingt es besser, herauszufinden, was im Vorstellungsgespräch gefordert ist, und ihre Antworten auf diese Anforderungen abzustimmen. Wenn Personaler diejenigen Kandidaten auswählen, die gut faken, geraten sie dadurch also an intelligentere Mitarbeiter.“

Dass das ewige Mantra der Authentizität nicht nur den Bewerbern schaden kann, sondern auch den Arbeitgebern, zeigt jetzt eine Studie zu Faking im Auswahlgespräch, das die Universität Ulm gemeinsam mit der University of Missouri im US-amerikanischen St. Louis durchgeführt hat. „Personen, die im Interview die Unwahrheit sagen, bringen später im Beruf häufig die bessere Leistung. Und davon profitieren auch die

Doch die Studie liefert auch eine gute Nachricht für all diejenigen, die schon bei der kleinsten Schwindelei das schlechte Gewissen plagt: Personaler, die sich nicht nur für reine Fähigkeiten der Bewerber interessieren, sondern beispielsweise auch dafür, ob sie sich im Studium freiwillig engagiert haben, treffen eine bessere Auswahl, wenn die Bewerber im Vorstellungsgespräch ehrlich sind. Wie viel Ehrlichkeit im Bewerbungsprozess gefragt ist, das hängt also auch wesentlich davon ab, auf welche Eigenschaften die Personaler bei ihren Bewerbern Wert legen. Vielleicht findet ja somit ohnehin jeder Topf über kurz oder lang seinen Deckel?

Professor Klaus Melchers

Vegan, gluten- und laktosefrei ·


MIT WELCHEN IT-TYPEN HABEN ARBEITGEBER ES ZU TUN?

BACKPACKER UND ANPACKER Diesmal wechselt UNICUM BERUF die Perspektive: Wie eigentlich denken Arbeitgeber über IT-Spezialisten? Welche Typen identifizieren sie? Wie gedenken sie, diese zu finden und bei Laune zu halten. Autor Christian Kutzner kennt verschiedene IT-Typen aus seinem Berufsalltag und beschreibt sie und ihre Wünsche.

Text » Christian Kutzner

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rbeitgeber möchten gute Mitarbeiter an sich binden. So weit, so gut. Schließlich liefern langfristige Mitarbeiterbeziehungen den Boden dafür, gemeinsam auf Unternehmensziele hinzuarbeiten, Zugehörigkeitsgefühle zu stärken und die Entwicklung der Belegschaft zu begleiten. Gerade die IT-Branche buhlt um gutes Fachpersonal. Wenn erfahrene Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, geht Know-how und speziell auf das Unternehmen zugeschnittenes Wissen über IT-Strukturen verloren. Für den Arbeitgeber bedeutet es viel Zeit und hohen Aufwand, das bisherige Wissenslevel wieder zu erreichen. Um sich vor solchen Szenarien zu schützen, greifen Unternehmer oftmals zu altbewährten Mitteln, wie zum Beispiel einem größeren Büro, Übertragung von mehr Verantwortung oder besserer Bezahlung. Aber ist es das, was junge IT-Fachkräfte, die sogenannten Digital Natives, wollen?

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Illustrationen » Kutzner Prozessoptimierung

förderung wie die Bereitstellung von Praktika mit dem wirklichen Wunsch, Praktikanten und Studierende auch in die Firma zu integrieren, gehören zum Human-Ressource-Erfolgsrezept. Dies gilt für alle fünf IT-Typen, die der folgende Text beschreibt und die in ihrer Reinform nur selten vor uns stehen.

DER DIGITALE BACKPACKER …

BEGEHRTES SUPERHIRN STATT AUSSENSEITER

… schlägt sein Zelt zwar gerne bei einem festen Arbeitgeber auf, mag es aber, von dort aus von Projekt zu Projekt zu reisen. Er ist wissbegierig und neugierig auf neue Menschen, Orte und Unternehmen. Voller Tatendrang fügt er sich schnell in bestehende interne Strukturen ein und geht offen an neue Projekte heran. Der Backpacker, der in ihm schlummert, weckt den Wunsch nach flexiblen, selbstbestimmten Arbeitszeiten. Dieses Verlangen stillt er durch Gleitzeit, Homeoffice oder Sabbaticals. Meistens finden Leute wie er in IT-Beratungshäusern ihren Platz und genießen das Beste aus zwei Welten.

Geprägt von US-amerikanischen High-School-Filmen, startet das Kopfkino, sobald das Thema Nerds aufkommt: ein schmächtiger, blasser Typ mit Hornbrille und Hochwasserhose, der in der Schule keinen Anschluss findet. Statt draußen etwas mit Freunden zu unternehmen, hockt er lieber alleine hinter heruntergelassenen Jalousien vorm Computer und zockt Science-Fiction-Games. In einer Welt, in der wir mit Uhren telefonieren und die Digitalisierung nicht wegzudenken ist, hat sich das Bild der Gesellschaft zunehmend verändert: Die früheren Nerds gelten glücklicherweise nicht länger als einsame Freaks, sondern als technisch versierte Millennials, die Technologien vorantreiben, über viel technisches Wissen verfügen und damit auch Fragen unserer Zeit beantworten. Am Rande bemerkt, verdienen sie auch nicht schlecht damit. Während sie früher beim Sport das Schlusslicht bildeten, wählen die heutigen Nerds der Generation Y selbst aus, für welches Team sie arbeiten. Für welchen Arbeitgeber sie sich letztlich entscheiden, hängt von den Arbeitsbedingungen ab.

Du erkennst dich wieder? Dann suche einen Job, in dem du deine Reisebereitschaft vollends ausleben kannst. Dein Firmenwagen avanciert dabei zum mobilen Datacenter. Als IT-Architekt oder IT-Consultant reist du von Termin zu Termin und agierst dabei als wichtiger Übersetzer für Nicht-ITler.

MILLENNIALS UND GENERATION Y

DAS UNIVERSALGENIE …

Sprechen Forscher über die Millennials oder die Generation Y, also die 1980 bis 2000 Geborenen, liefern sie folgendes Bild: eine leistungsorientierte Generation, die auch erfolgreich sein möchte – aber nicht auf Kosten der Familie, Freunde oder persönlicher Interessen. Sie fühlen sich nicht durch monetäre

… mag ähnlich wie der digitale Backpacker flexible Arbeitszeiten. Jedoch will er seine Freizeit mit seiner Familie verbringen oder seinen nichtelektronischen Hobbys nachgehen. Für ihn ist es wichtig, in einem familienfreundlichen Unternehmen zu arbeiten. Gerne nutzt er die KiTa und

Mittel motiviert, sondern legen viel Wert auf eine Synthese aus Leistung und Lebensgenuss. Für sie zählt eine andere Währung: nämlich Zeit. Des Weiteren legen sie viel Wert auf ein faires und freundschaftliches Miteinander im bestehenden Kollegenkreis mit flachen Hierarchien und einer Geschäftsführung, die den Kontakt zur Basis und zu den Projekten hält. Ihnen ist wichtig, alle im Team persönlich zu kennen. Auch Nachwuchs-

trifft sich zum Mittagessen mit seiner Familie in der Cafeteria. Klassischerweise ist er ein Quereinsteiger mit einem Patchwork-Lebenslauf, der Erfahrungen in verschiedenen Bereichen gesammelt hat. Er zieht aus jeder seiner Erfahrungen wichtige Kenntnisse, welche er im Berufsalltag zu benutzen weiß. Für Leute, die nicht in der IT-Szene sind, nimmt er sich Zeit, ihnen Sachverhalte verständlich zu erklären. Um ein freund-

BERUFSWELT


schaftliches Verhältnis zu Kollegen aufzubauen, träumt er von Sportangeboten, wie zum Beispiel einer betriebseigenen Fußballmannschaft, die sich wöchentlich trifft und vielleicht mal an einem Unternehmensturnier teilnimmt. Somit ist er wohl am weitesten vom Ursprungsnerd entfernt.

ab. Sie mögen ein stabiles berufliches Umfeld, in dem sie ihre Fähigkeiten nicht stets neuen Menschen unter Beweis stellen müssen und Freiräume zum eigenständigen Experimentieren nutzen dürfen. In ihrer Freizeit sind sie ebenfalls kreativ und lieben es, zu basteln, zu löten und Pläne auszutüfteln.

Du erkennst dich wieder? Dann achtest du vor allem auf flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Optionen, damit du Familie und Hobbys gut unter einen Hut bekommst. IT-Abteilungen in Großunternehmen bieten diese Freiräume oftmals an und sind daher genau das Richtige für dich.

Du erkennst dich wieder? Dann bist du als Programmierer und Entwickler für Software-Anbieter, die Individualentwicklungen fokussieren, ein wertvolles Teammitglied. Auch Firmen, die im Bereich Industrie 4.0 agieren, brauchen Tüftler wie dich, um die Digitalisierung und Kooperation zwischen Mensch und Maschine weiter voranzutreiben.

DER IT-INSPEKTOR IN CRIME … … kommt morgens in schwarzem Hoodie zur Arbeit. Ihn faszinieren Schwachstellen in IT-Strukturen und er spürt eine Leidenschaft für Ethical Hacking. Um diese Passion ausleben zu können, kennt er immer die neueste Rechtsprechung und ihre Schlupflöcher. Mit diesem Wissen wird er in Zukunft unentbehrlich im IT-Job-Universum. Er steht neuen Herausforderungen mit Freude gegenüber und kann es kaum abwarten, Probleme aufzuspüren und zu lösen. Wenn er gerade nicht dabei ist, die Firewalls des Unternehmens nach Angriffspunkten abzusuchen, spielt er gerne EgoShooter. Für ihn wäre also eine Konsole im Pausenraum genau das Richtige.

Du erkennst dich wieder? Der IT-Security-Markt boomt und hier wartet sicher deine berufliche Zukunft. Auch als Security-Verantwortlicher in der Games-Branche bist du unentbehrlich.

DER ANPACKER …

DER DIGITALE LEBENSRETTER … … wirkt wie eine Art IT-Superheld. Er sieht sich selbst als Retter für in Not geratene IT-Projekte und tritt auch nach außen als solcher auf. Durch den seltenen Mix aus Einfühlungsvermögen und Abstraktionsvermögen schafft er es, seinen Teamkollegen jederzeit beratend zur Seite zu stehen und unter die Arme zu greifen. Es ist egal, wie viel Trubel gerade um ihn herum passiert, er sitzt ruhig dazwischen und arbeitet zielorientiert weiter. Bei Teamblockaden weiß er stets, was zu tun ist. Genau wie der Anpacker strebt er nach Anerkennung. Dankbarkeit und Komplimente erfüllen ihn mit Stolz und Zufriedenheit. Natürlich sollte er nicht mit Komplimenten überhäuft werden, aber hin und wieder braucht er positiven Zuspruch, um seine intrinsische Motivation wieder in Wallung zu bringen.

Du erkennst dich wieder? Als Softwareentwickler bist du in einem Start-up-Unternehmen mit starker Hands-on-Mentalität genau richtig. Dein Lebensmotto: work hard, party harder.

… tüftelt so lange über Problemen, bis er eine Lösung gefunden hat. Er arbeitet demnach sehr lösungsorientiert und bringt kreative Ideen mit ein. Seine hohe Auffassungsgabe lässt ihn schnell Zusammenhänge zwischen Soft- und Hardware erkennen. Gerne arbeitet er unbeobachtet und im Alleingang. Anpacker sind dafür bekannt, dass sie sich permanent aus Eigenantrieb fortbilden und ein „geht nicht“ nicht akzeptieren. Gezielte auf ihre Talente abgestimmte Fortbildungen innerhalb des Unternehmens runden ihr Glück

UNSER AUTOR: Christian Kutzner gründete 1999 die Kutzner Prozessoptimierung und schärfte sein Profil als IT-Experte im Kontext Industrie 4.0. Sein HR-Fokus liegt auf Nachwuchsförderung und Bildung interner IT-Taskforces für Spezialgebiete der Individualentwicklung. BERUFSWELT

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INTERVIEW MIT PROFESSOR RALF JÜRGEN OSTENDORF

STEHVERMÖGEN!

Ralf Jürgen Ostendorf ist einer der Professoren des Jahres 2018 und erhielt die Auszeichnung in der Kategorie Informatik und Ingenieurwissenschaften. An der Hochschule Niederrhein bildet er unter anderem Wirtschaftsingenieure aus. UNICUM BERUF sprach mit ihm über die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Studien- und Berufseinstieg.

UNICUM BERUF: Kurze Frage zum Einstieg: Wie definieren Sie Erfolg? Ostendorf: Das ist für mich zum einen, jeden Tag etwas dazuRalf Jürgen lernen zu können. Ostendorf Das ist vielleicht der Wissenschaftler in mir. Im Umgang mit meinen Studierenden ist Erfolg, diese selbst zum Erfolg führen zu können, nämlich im Berufsleben. UNICUM BERUF: Wir haben rund 2,8 Millionen Studierende in Deutschland, sind das zu viele Ihrer Meinung nach? O: Wir stellen jedenfalls hin und wieder fest, dass manche Studierende eher nicht studierfähig sind. Wir haben an unserer Hochschule z. B. ein Anpassungsmodul, das aus sechs Aufgaben besteht. Bis zu dreißig unserer Studienanfänger stellen sich diesen Aufgaben gar nicht erst – dass diese jungen Leute studierfähig sind, möchte ich bezweifeln. Wenn die dann trotzdem an der Hochschule bleiben, verschwenden sie womöglich einfach ihre Lebenszeit. Was solange in Ordnung ist, als sie hoffentlich spätestens nach einem Jahr merken, dass sie eine Fehlentscheidung getroffen haben, und sich bemühen, diese zu korrigieren. UB: Mangelt es an Reife? O: Ich bemerke zumindest des Öfteren, dass Studienanfänger mit einer Ausbildung die bessere Selbstorganisation zeigen. Natürlich gibt es auch tolle Erstsemester, die direkt von der Schule zu uns stoßen. Aber Leute mit Ausbildung machen sich vielleicht eher Gedanken darüber, dass sie mit jedem Jahr an der Uni eigentlich ein ganzes Jahresgehalt investieren, das sie hätten verdienen können, wenn sie nicht studieren würden. Da hat das Studium vielleicht

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KARRIEREZENTRUM

Text » Jennifer Schreder

eine andere Wertschätzung als bei frischgebackenen Abiturienten, denen dieser Zusammenhang nicht immer sofort bewusst ist. UB: Ist es gut für eine Volkswirtschaft, möglichst viele Studierende zu haben? O: Das würde ich so nicht behaupten. Wenn diese die Qualität nicht vorweisen, die die Volkswirtschaft oder die Gesellschaft braucht, dann nützen viele Absolventen wenig. Es bringt meines Erachtens wenig, junge Menschen an den Hochschulen mit mäßigen Leistungen zu einem weniger als durchschnittlichen Examen zu führen, mit dem sie hinterher keinen adäquaten Job erhalten. Mehr gerechte Leistungsbeurteilung früher im Studium, vielleicht schon vor dem Abitur wäre ehrlicher und würde für weniger Enttäuschung sorgen.

MACHT, WAS EUCH GUTTUT! UB: Junge Akademiker stehen oft vor Frage, in welchem Bereich sie ihr Glück versuchen sollen: Wirtschaft oder Wissenschaft? Können Sie bei der Entscheidung helfen? O: Ich empfehle, das nach eigener Neigung zu entscheiden. Menschen sollten das tun, wofür sie brennen, denn dann sind sie auch gut. Wer gut ist, tut sich selbst gut, tut der Wirtschaft gut, tut der Wissenschaft gut.

Foto » privat

sind, der ist dort natürlich falsch aufgehoben. UB: Sie bilden Wirtschaftsingenieure aus. Sind die einfach nicht ausreichend gerüstet für reines Ingenieurwesen oder ein reines Wirtschaftsstudium? Oder anders gefragt: Welchen Vorteil bringt das Studium zum Wirtschaftsingenieur mit sich? O: Na, der ersten Hypothese möchte ich mal deutlich widersprechen. Wir haben Studierende des Wirtschaftsingenieurwesens zum Bachelor geführt, die hinterher ein Masterstudium in reinen Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften, etwa an der RWTH Aachen oder Frankfurt School of Finance, absolviert haben. Also: Die hatten was drauf und haben es hier gelernt. Und was die besonderen Fähigkeiten angeht: Unsere Ausbildung versetzt die Absolventen hinterher in die Lage, sich in beide Richtungen je nach Neigung zu entwickeln. In meinen Augen ist es ein erheblicher Vorteil, sich etwas später entscheiden zu dürfen. UB: Neben dem fachlichen Können ist auch immer wieder von Zusatzqualifikationen die Rede. Welche davon brauchen Ingenieurabsolventen heute besonders dringend? O: Sicherlich ist Kommunikationsfähigkeit heute zentral. Vielleicht auch noch eine gewisse Leidensfähigkeit, nennen wir es Stehvermögen oder neudeutsch „Resilienz“. Nach Niederlagen nicht sofort aufzugeben, das ist schon wichtig.

UB: By the way: Geht´s an den Hochschulen weniger stressig zu als in der Wirtschaft? O: Ach, das hängt doch ganz stark von der persönlichen Motivation ab. Sicher kann man

PDJ 2019 IST GESTARTET

es sich im Ökosystem Hochschule vielleicht eher leicht machen als in der Wirtschaft. Aber auch in den Unternehmen gibt΄s jede Menge Low-Performer. Wer als Lehrender allerdings mit der festen Überzeugung an die Uni kommt, dass der größte Störfaktor die Studierenden

Es geht wieder los: Auf der Seite www.professordesjahres.de könnt ihr die Professorinnen und Professoren vorschlagen, die sich besonderss engagiert für eure Karriere einsetzen. Unter allen, die ihre Stimme abgeben, verlosen wir ein Apple iPad.


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Felix Merscheim

Danny Taing

Antonia Sommer

DIESMAL WÄHLE ICH FÜR DIE ZUKUNFT

Hilal Özcan

Geht wählen! Aber warum eigentlich? Vier junge Europäer*innen erklären, warum sie am 26. Mai 2019 zur Europawahl gehen und auch alle anderen Wahlberechtigten ihre Stimme abgeben sollten. Alle haben eine Meinung. Am 26. Mai 2019 können in Deutschland rund 64,8 Millionen Menschen diese EU-weit kundtun, indem sie bei der Europawahl ihre Stimme abgeben. Wie wichtig ist die Europäische Union gerade für die junge Generation? Felix Merscheim (22, Chemiestudent), Hilal Özcan (24, Studentin der Politischen Kommunikation), Danny Taing (22, Bufdi beim DRK) und Antonia Sommer (22, Studentin der Politik und Wirtschaftswissenschaften) engagieren sich ehrenamtlich für die Kampagne diesmalwähleich.eu und haben eine ganz klare Meinung. Was antwortest du anderen, wenn sie dich fragen, warum sie zur Europawahl gehen sollen? Felix: Geht wählen, um eure eigenen Wünsche und Ideen durchzusetzen, denn nur so funktioniert unsere Demokratie. Nur wenn die Stimmen aller berücksichtigt werden, können wir die EU als Gemeinschaft der Vielfalt formen. Hilal: Nicht wählen zu gehen heißt, dem Rechtsruck eine Chance zu geben. Wer das nicht will, muss etwas tun. Für mich ist auch die Bildungskomponente sehr wichtig. Ich habe ein Erasmus-Semester gemacht und gesehen, was es bedeutet, Recht auf einen Bildungsplatz in einer Universität zu haben, zu der du eigentlich gar keinen Draht hast. Danny: Wählen zu gehen ist wichtig, weil es nicht immer selbstverständlich war und immer noch ist, wenn man andere Länder miteinander vergleicht. Mit einem Kreuz bestimmt man einen Teil seines Lebens in einem Staat oder in diesem Fall fast in einem ganzen Kontinent. Antonia: Wählen ist ein großes Privileg, das immer wahrgenommen werden sollte. Von der Klassensprecher- bis zur Europawahl. Politik ist uns durch die sozialen Medien wieder nähergekommen. Jetzt muss nur verstanden werden, dass man die eigene Meinung auch mit einem Kreuz an der richtigen Stelle vertritt und nicht nur durch einen Facebook-Kommentar.

kurzem ist wirklich ein neues Bewusstsein für die Dringlichkeit entstanden. Das ist nicht zuletzt auch Menschen wie Greta Thunberg zu verdanken. Welche Vorteile bringt dir die EU jetzt schon? Felix: Die Möglichkeit, im EU-Ausland zu studieren oder zu reisen, dadurch den Austausch von Kulturen zu fördern und die europäische Gesellschaft der Vielfalt und Solidarität aufrechtzuerhalten. Hilal: In meinem Erasmus-Semester fand ich es ziemlich krass zu sehen, wie andere sich anstrengen, Papierkram und privat viel mehr erledigen und bezahlen müssen, um ein Auslandssemester zu machen als ich als EU-Studierende. Danny: Durch die EU hat man eine einfachere Möglichkeit, sich mit vielen Europäer*innen zu vernetzen und neue Freundschaften zu knüpfen. Studierende können europaweit zur Universität gehen und Berufstätige können arbeiten, wo sie möchten. Antonia: Offene Grenzen. Ich wohne in Deutschlands Westen. Ich bin der belgischen Grenze näher als der hessischen und es spielt keine Rolle, ob die Exkursion nach Kassel oder nach Brüssel geht. Wer an einer europäischen Universität studiert, studiert eigentlich in ganz Europa.

Welche Politikfelder in Europa werden besonders für junge Menschen wichtig? Felix: Feminismus, Umweltschutz, Urheberrechtsreformen und Digitalisierung.

Zeigt das Brexit-Votum für dich, wie sehr es in puncto Europa gerade auf die junge Generation ankommt? Felix: Für mich zeigt es eher die Problematik der Jugend, die EU, und damit alle ihre Vorteile, als Selbstverständlichkeit anzunehmen. Uns sollte klar sein, dass die EU keine Selbstverständlichkeit ist. Es ist unsere Aufgabe, für den Fortbestand der Union, so wie wir sie uns wünschen, zu wählen. Hilal: Ja, definitiv. Nicht nur in der EU. Junge Menschen sollten generell in der Politik viel lauter sein. Brexit ist nur eins dieser Beispiele, aus denen wir lernen sollten. Danny: Weil viele junge Briten nicht gewählt haben, werden sie viele Vorteile verlieren, die sie seit ihrer Geburt als selbstverständlich ansehen. In diesem Fall hat die ältere Generation über die Zukunft der

Hilal: Digitalisierung und Klima. Beide sind auch Themen unserer Podiumsdiskussionen, die wir gerade planen. Danny: Umweltpolitik. Wir haben nur einen Planeten mit unzähligen Lebewesen, die unter uns durch Müll, Abgase und sonstige Verschmutzungen leiden. Diesen Planeten müssen wir jetzt schützen! Antonia: Klima- und Umweltpolitik! Ich habe das Gefühl, erst seit

jüngeren bestimmt und hier sehe ich ein großes Problem. Antonia: Es kommt in der Politik immer auf die junge Generation an, ganz unabhängig vom Brexit. Junge Menschen haben ein neues Verständnis für Politik, aber leider auch eine gewisse Hoffnungslosigkeit und „Es-wird-sich-eh-nichts-ändern“-Einstellung. Es sollte dringend kommuniziert und verstanden werden, dass das Unsinn ist.


ABSCHLUSSARBEITEN BEI UNTERNEHMEN

EASY TÜRÖFFNER

Wer die Bachelor- oder Masterarbeit in einem Unternehmen schreibt, sammelt Praxiserfahrung und vereinfacht die anschließende Stellensuche.

Text » Janna Degener-Storr Foto » Getty Images/z_weit

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ohammad Zayed hatte stets eine große Leidenschaft für die Luftfahrtbranche. Während des WirtschaftsingenieurwesenStudiums an der Hochschule MagdeburgStendal bewarb er sich deshalb als Praktikant im Produktionsbereich beim Flugzeughersteller Airbus. Wenige Wochen nach seiner Bewerbung bekam er die Zusage für ein sechsmonatiges Praktikum in Hamburg. Seine hier gewonnenen Erfahrungen konnte er einige Monate später in einer Werkstudententätigkeit weiter ausbauen. Anschließend entschied er sich, auch seine Bachelorarbeit in dem Unternehmen zu schreiben: „Im Praktikum hatte ich an verschiedenen Projekten gearbeitet und als Werkstudent war ich vor allem für administrative Aufgaben zuständig. Mir war es aber auch wichtig, ein Projekt von Anfang bis Ende durchführen zu können, denn darum geht es im Beruf des Ingenieurs“, begründet er die Entscheidung. In der Abteilung, in der Mohammad Zayed bei Airbus tätig war, gab es keine potenziellen Bachelorarbeits-

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KARRIEREZENTRUM

Mohammad Zayed

themen. Und auch auf der Website von Airbus waren keine passenden Stellen ausgeschrieben. Der Student lernte seine zukünftigen Betreuer schließlich in einem zweitätigen internen Innovationsworkshop kennen, an dem verschiedene Abteilungen von Airbus teilnahmen. In einer Durchführbarkeitsstudie sollte Mohammad Zayed testen, ob sich ein neues Technologieprodukt von Microsoft für die Anwendung bei Airbus eignet.

WECHSEL ZWISCHEN UNI UND UNTERNEHMEN Zwei bis drei Tage wöchentlich verbrachte er im Unternehmen, gelegentlich fuhr er auch zur Hochschule, um Feedback von seinem Professor einzuholen. Den Rest der Zeit verbrachte er am heimischen Schreibtisch – bis er nach drei Monaten seine Abschlussarbeit vollendet hatte. Direkt im Anschluss bekam er – aufgrund der Erfahrungen bei Airbus – eine attraktive Stelle bei einem Beratungsunternehmen, das Projekte für den Flugzeughersteller durchführt. Die Bachelor- oder Masterarbeit als letzte große Prüfung bietet Studierenden die Möglichkeit, sich vertieft mit einem Thema zu beschäftigen und damit in Vorbereitung

auf den Berufseinstieg ihr Profil zu schärfen. Wer ohnehin nicht in der Wissenschaft bleiben möchte, hat die Möglichkeit, eine externe Abschlussarbeit in einem Unternehmen zu schreiben und dort Praxiserfahrungen zu sammeln. Wie das Beispiel von Mohammad Zayed zeigt, können Praktika oder studentische Nebenjobs einen Einstieg in eine Bacheloranden- oder Masterandenstelle bieten. Manche Unternehmen schreiben auch Themen für Abschlussarbeiten aus und Initiativbewerbungen sind ebenso willkommen. Und auch über andere Wege können Studierende in der Endphase ihrer Ausbildung Kontakte zu Unternehmen knüpfen, wie das Beispiel des Geisteswissenschaftlers Jan Philipp Platenius zeigt.

AUCH GEISTESWISSENSCHAFTLER HABEN CHANCEN Durch die Teilnahme an einem Mentoringprogramm für Nicht-Wirtschaftswissenschaftler bekam er Kontakt zu einem Hersteller von Haushalts- und Gewerbegeräten, wo er seine Masterarbeit über Talent Management als Spezialform der Personalentwicklung schrieb. Das Thema passte durch den pädagogischen Bezug zu seinem Lehramtsstudium und war


für die Firma ebenso interessant. Während seiner fünf Monate als Masterand führte Jan Philipp Platenius eine Literaturrecherche sowie Interviews mit verschiedenen Mitarbeitern durch, bevor er aus diesen Informationen ein Talent-Management-Konzept für das Unternehmen entwickelte. Nebenbei konnte er an Vorstellungsgesprächen und Messebesuchen teilnehmen und so weitere Einblicke in die Arbeit seiner Abteilung gewinnen. Anschließend, sagt er, hätte er in den Personalbereich einsteigen oder promovieren können. Stattdessen nutzte er seine Erfahrungen, um sich als Berater für Personalabteilungen selbstständig zu machen.

OHNE PROF GEHT΄S NICHT Externe Abschlussarbeiten machen sich also nicht nur gut im Lebenslauf, sondern bieten auch die Möglichkeit, Kontakte in einem bestimmten Unternehmen oder Wirtschaftszweig zu knüpfen. Selbstverständlich muss die Abschlussarbeit als Prüfungsleistung der Hochschule dennoch wissenschaftlichen Kriterien genügen. „Natürlich können Studierende Themenvorschläge aus der Wirtschaft aufgreifen. Sie brauchen

aber eine Professorin oder einen Professor des gradverleihenden Fachbereichs an der Hochschule, die oder der für die Themenstellung, Betreuung und Bewertung der Arbeit zuständig ist und darauf achtet, dass die Themenstellung wissenschaftlich fundiert ist und im zur Verfügung stehenden Prüfungszeitraum für die Studierende oder den Studierenden zu bewältigen ist“, betont Henning Rockmann, Rechtsexperte der Hochschulrektorenkonferenz. Gerade an den Universitäten legen die Professoren großen Wert darauf, dass in der Arbeit nicht nur bestehende Methoden angewendet werden, sondern dass die Studierenden darin durch eine selbstständige wissenschaftliche Ausarbeitung zu einem Erkenntnisfortschritt beitragen. Ralf H. Reussner, der als Informatik-Professor am Karlsruher Institut für Technologie häufig externe Abschlussarbeiten betreut, sieht die Gefahr, dass Bacheloranden und Masteranden im Unternehmen ausgenutzt werden: „Manche Betriebe wollen beispielsweise Themen von Studierenden bearbeiten lassen, weil sie diese Aufgabe preisgünstiger erledigen als ein vollwertiger Mitarbeiter. Und manchmal stellt sich heraus, dass ein

Thema einfach zu wenig wissenschaftlichen Gehalt hat oder nicht zu den Forschungsthemen des Professors passt, so dass er zu wenig Interesse oder Kompetenz dafür mitbringt. Das kann über kurz oder lang dazu führen, dass die Betreuung von der Unternehmensseite vorzeitig abgebrochen wird oder dass der Professor die Arbeit letztlich schlecht bewertet. Wenn die Kooperation nicht funktioniert, sind also vor allem die Studierenden die Leidtragenden.“

WILL MAN SICH WIRKLICH SO FRÜH BINDEN? Studierende sollten deshalb frühzeitig klären, ob ihre Erwartungen sich mit denen der Hochschule und des Unternehmens decken. Die Inhalte und Aufgaben, aber auch der Ablauf und eventuelle Rechtsansprüche rund um die Geheimhaltung von Informationen und Versicherungsfälle sollten vertraglich geregelt werden. Und Studierende, die aufgrund des Fachkräftemangels ohnehin sehr gute berufliche Perspektiven haben, sollten sich auch gut überlegen, ob er sich durch einen Bacheloranden- oder Masterandenvertrag schon früh an ein Unternehmen binden möchten.

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NEWS // IT

Text » Melis Içten Foto » Privat, Getty Images/oatawa

IT-BERUFE: DIE TOP FIVE

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er internationale Personaldienstleister Hays veröffentlicht regelmäßig pro Quartal seine Ergebnisse zum Fachkräfte-Index, der anhand der Stellenanzeigen von den meist bekannten Online-Jobbörsen errechnet wird. Laut dem Fachkräfte-Index soll in den letzten vier Jahren die Nachfrage nach Spezialistinnen und Spezialisten in folgenden Berufen gestiegen sein: Entwickler für Embedded-Systeme, Datenbankentwickler, IT-Security-Spezialisten, Softwareentwickler und IT-Architekten. Darüber hinaus konnte Hays ermitteln, dass Softwareentwickler aufgrund von attraktiven externen Projekten alle zwei Jahre ihren Arbeitgeber wechseln. Letztere hätten dann natürlich Schwierigkeiten, die leeren Stellen zu besetzen.

NACH WIE VOR MICKRIG: FRAUENQUOTE IN DER IT

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örderprogramme für Schülerinnen oder Orientierungsmöglichkeiten für Studentinnen im Bereich MINT gibt es schon seit langer Zeit, doch in manchen Bereichen scheint sich der Erfolg nur recht schleppend einzustellen. So auch in der IT, wo laut einer Befragung von mehr als 500 Unternehmen der IT- und Telekommunikationsbranche im Auftrag des Digitalverbands Bitkom die Ergebnisse im Hinblick auf die Frauenquote noch sehr überschaubar sind. Die Studie ergab, dass nur 15 Prozent der Bewerbungen auf die Stellen von IT-Spezialisten von Frauen stammen. Tatsächlich berufstätig sind in der Branche 17 Prozent Frauen. Laut Umfrage haben sich vor allem größere Unternehmen schon länger zum Ziel gesetzt, mehr weibliche IT-Spezialisten einzustellen. Auch mittelständische Unternehmen sind laut Bitkom zu 51 Prozent davon überzeugt, dass sie den Durchschnitt heben müssen. Einer der wichtigeren Faktoren für die geringe Frauenquote in der IT-Branche scheint die sinkende Prozentzahl der Informatik-Studentinnen zu sein, so die Studie.

AUCH IN DIE IT KANN MAN QUER EINSTEIGEN

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uss man studierter Nerd sein, um in der IT-Branche einen Job zu finden? Nicht unbedingt, vermeldet sueddeutsche.de in einem Interview mit dem Gründer einer Entwicklerjobbörse. Demnach dürfen beispielsweise auch Nicht-Informatiker auf einen IT-Job hoffen. Bewerber mit hohem Interesse und großer Motivation, die sich Inhalte und Tätigkeiten selbst beigebracht hätten, würden aufgrund eines fehlenden Ingenieurstudiums also nicht direkt abgelehnt. Auch intensive Mathematik-Kenntnisse seien je nach Beruf kein Muss, wenngleich die Grundlagen natürlich vorhanden sein sollten. Wer dann noch die wichtigsten Programmiersprachen Javascript und Python lerne, könne nach zwei Jahren Berufserfahrung mit einem Jahresgehalt von durchschnittlich 44.700 Euro rechnen.

KOMPETENT BERATEN STATT KABEL VERLEGEN

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WOHIN STEUERT DIE IT?

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om Little ist als Interimsmanager und Berater bei Opus Capita Oy, einem finnischen FinanzsoftwareHersteller, als Global Head of Professional Services tätig. UNICUM BERUF: Die Konjunktur in Deutschland nähert sich einer Delle. Wird das ein Problem für ITler? Eine „Delle“ würde sich differenziert auswirken. In Zeiten der schwächeren Konjunktur werden Projekte einer härteren wirtschaftlichen Bewertung unterzogen. Projekte, die Ersparnisse liefern, werden bevorzugt. Gibt es einen Bereich in der IT, der absolut zukunftsfest ist? Die Nachfrage wird sich technologiebedingt stetig verschieben. Das Einzige, was zukunftsfest ist, ist die Bereitschaft, immer Neues zu lernen. Intelligenz, Agilität und unendliche Neugier sind die Voraussetzungen für Erfolg.

em Karrierenetzwerk Xing zufolge haben viele kleine und auch mittlere Unternehmen oft keinen eigenen IT-Support. Der wird jedoch aufgrund der technisch komplexen Inhalte zunehmend gebraucht. Die technische Entwicklung erfordert jedoch nicht nur IT-Kompetenz zur Einführung

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Muss man befürchten, dass KI letztlich auch viele Positionen in der IT-Branche überflüssig macht, die Revolution also gleichsam ihre Kinder frisst?

bestimmter Programme, sondern auch zu deren Pflege und damit Sicherstellung der dauerhaften Nutzung. IT-Experten müssten darum eher erklären und zu Entscheidungen verhelfen, als Strippen zu ziehen, so wie es in den zurückliegenden Jahren – und damit vor dem Aufkommen der CloudDienste – durchaus üblich war. Gerade über diese neuen Dienste und die damit verbundenen Vor- und Nachteile wollen vor allem mittelständische Unternehmen informiert werden, so Xing. Deshalb werde Weiterbildung in puncto Cloud-Diensten samt Vernetzung für IT-Experten heute immer wichtiger.

Ja, klar. Vor 50 Jahren saßen viele Menschen in Fabriken und haben Chips auf Platinen festgelötet. Wer macht das heute noch? Roboter. Und so wird es vielen unserer heutigen Tätigkeiten auch passieren. Aber: Meine Antwort auf die Frage zuvor könnte helfen.

IT


NIMM2 VERBINDET GENERATIONEN. UNSERE IT-PROFIS DIE GANZE STORCK-WELT. Guido B., Abteilungsleiter IT

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L E D N A W E DER E WIG BR ANCHENR

EPORT IT

en A rb s m it an d er Jo e eu n en h te w äh re n d en ts d en n je . Fo rt r te g ra ef g r ve rl ie re n . ar b ei te A n sc h lu ss zu en e si n d IT-M it d ch t n h ra ic B n m er u d In fa st je se in m ü ss en , ff en fü r N eu es o er m im r le al b IT u n g en , w es h b ei ts an fo rd er

Text » Rita Martens-Baentsch

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er Fachkräftemangel in der IT nimmt weiter zu, denn IT-Experten werden in allen Branchen gesucht. Laut aktueller Bitkom-Umfrage können aktuell 82.000 Stellen nicht mit geeigneten IT-Fachkräften besetzt werden. „Das ist ein neuer Höchststand. Entsprechend gut sind die Einstiegschancen für Hochschulabsolventen mit IT-Spezialisierung“, sagt Juliane Petrich, Leiterin Bildung bei Bitkom. So gaben rund 59% der Unternehmen in der Umfrage an, dass sich der Fachkräftemangel auch aus ihrer Sicht in Zukunft verschärfen wird. Die Nachfrage nach IT-Experten ist aber auch abhängig vom Bundesland. Die Softwarebranche boomt vor allem in Sachsen-Anhalt aufgrund einer hervorragenden Fach- und Nachwuchskräftesituation. Hier erhalten IT-Expertinnen und -Experten attraktive Gehälter, je nach Abschluss, Spezialisierung und Branche. „Absolventen mit Masterabschluss verdienen üblicherweise mehr als jene mit Bachelorabschluss. Anwendungsentwickler und IT-Sicherheitsexperten können mit höheren Einstiegsgehältern rechnen als etwa UX/UI-Designer und Webentwickler. IT-Leiter, speziell in mittleren und großen Unternehmen, können sechsstellige Gehälter erreichen“, erklärt Petrich. „Wer bereit ist, sich kontinuierlich weiterzubilden, hat sehr gute Karrierechancen und kann dementsprechend mit steigendem Gehalt rechnen.“

Berufseinsteiger mit Hochschulabschluss sollten immer im Blick haben, dass die IT sich in einem Prozess des Wandels befindet, der auch neue Jobs entstehen lässt. „Vor dem Hintergrund der zunehmend dynamisch verlaufenden Digitalisierung entstehen speziell im IT-Bereich immer neue Berufe“, sagt Petrich. „Aktuelle Beispiele sind etwa die Berufsbilder Data Scientist und Virtual Reality Designer. Sie sind nicht nur in der ITK-Branche gefragt, sondern in der gesamten Wirtschaft.“

GIGANTISCHE DATENMENGEN ERFORDERN SPEZIALISTEN: DATA SCIENTISTS

Die Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung ist sehr wichtig, da die Aufgaben in den spezifischen IT-Jobs sich stetig verändern. Was aber gleich bleibt, sind die Anforderungen an den Nachwuchs. Dabei würden,

Am Beispiel des ‚Data Scientist‘ ist gut zu erkennen, welche weiteren Branchen IT-Experten benötigen: Banken und Beratungsfirmen suchen Analysten, die auf große Datenmengen spezialisiert sind, ebenso wie Autohersteller, Versicherungen und Verwaltungsbehörden. Aufgrund wachsender Nachfrage und neuer Berufsbilder sprießen ständig neue Studiengänge aus dem Boden. Das Magazin Harvard Business Review kürte vor einigen Jahren den Data Scientist zum „sexiest job“ des 21. Jahrhunderts. Schließlich werden jährlich gigantische Datenmengen generiert, über die der ‚Datenwissenschaftler‘ den Überblick behält: „Data Scientists sind diejenigen, die den riesigen Datenberg auseinandernehmen, analysieren und auf Basis dieser Daten Maßnahmen für Optimierungen oder Entscheidungsvorlagen erstellen“, sagt Björn Zimmer, Sprecher der HRS Group. Das Unternehmen bietet weltweit Online-Hotelbuchungen an. „Dafür benötigen sie vor allem Kenntnis in Statistik und Artificial Intelli-

so Juliane Petrich, wie in anderen Berufen auch in der IT typische Soft Skills nachgefragt, wie Kommunikations-, Team- und Kritikfähigkeit sowie Einfühlungs- und Durchsetzungsvermögen. Genau deren fehlende Ausprägung aber bemängeln rund 35 Prozent der Unternehmen, die versuchen, eine IT-Stelle zu besetzen. Laut Bitkom-Umfrage würden viele Bewerber nicht über die nötigen Sozialkompetenzen, wie Teamfähigkeit, verfügen.

gence und sollten Ahnung von Datenbanken und Cloudsystemen haben. Sie bauen eine Brücke zwischen den Daten und der Realität im Geschäftsalltag.“ Da in diesem Bereich hohe Dynamik herrscht und ständig neue Programmiersprachen, Datenbanken und Algorithmen entstehen, die sie verstehen müssen, sollten Data Scientists immer offen für Neues sein. Das aber gilt auch generell für alle IT-Spezialisten.

NA WAS WOHL? WEITERBILDUNG!

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Foto » Getty Images/Antonio_Diaz

IT


Zusammengestellt von Rita Martens-Baentsch

ZAHLEN, DATEN, FAKTEN ANZAHL DER ZU BESETZENDEN IT-STELLEN IN DER GESAMTWIRTSCHAFT 2018 2017 2016 2015

82.000 55.000 51.000 43.000

Im Schnitt bleiben IT-spezifische Stellen in Unternehmen DURCHSCHNITTLICH 5 MONATE LANG vakant. 31% DER UNTERNEHMEN geben an, dass IT-Stellen eher langsamer besetzt werden als andere Stellen.

WELCHE SCHWIERIGKEITEN HABEN UNTERNEHMEN BEI DER BESETZUNG VON IT-STELLEN? 76% Bewerber haben ZU HOHE GEHALTSVORSTELLUNGEN 38% Bewerber sind FACHLICH UNTERQUALIFIZIERT 35% Bewerber verfügen NICHT ÜBER DIE NÖTIGEN SOFT SKILLS bzw. Sozialkompetenzen, wie z. B. Teamfähigkeit 24% Bewerber liefern MANGELHAFTE TESTERGEBNISSE im Auswahlverfahren 17% Bewerber sind NICHT REISEBEREIT bzw. nicht umzugsbereit 7% Bewerber verfügen NICHT ÜBER DIE NÖTIGEN DEUTSCHKENNTNISSE 7% Wir erhalten praktisch KEINE BEWERBUNGEN für unsere offenen IT-Stellen 5% Unsere sehr SPEZIFISCHEN ANFORDERUNGEN an Kenntnisse neuester Technologien wie Blockchain oder Künstliche Intelligenz werden nicht erfüllt 90% der Berufe erfordern künftig DIGITALE KOMPETENZEN (Quelle: Europäische Union, Bitkom)

NUR 15% DER BEWERBER AUF STELLEN FÜR IT-SPEZIALISTEN SIND WEIBLICH 55% DER ARBEITGEBER MÖCHTEN DEN FRAUENANTEIL unter den eigenen IT-Fachkräften stärken. Derzeit sind 17% DER IT-FACHKRÄFTE FRAUEN. (Quelle: Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom; 2019)

DER FRAUENANTEIL IM INFORMATIK-ERSTSTUDIUM 2017 lag bei 28,9%. Es waren 8.792 FRAUEN – ein MINUS VON 1,9% im Vergleich zum Vorjahr (8.966). Das INFORMATIKSTUDIUM ABGESCHLOSSEN haben 2017 26.394 Studierende – davon waren 19% FRAUEN. (Quelle: Bundesamt für Statistik)

DIE INFORMATIONSTECHNIK ZEIGT SICH MIT EINEM VORAUSSICHTLICHEN UMSATZ VON 92,2 MILLIARDEN EURO und einem WACHSTUM VON 2,5 PROZENT weiterhin als Wachstumstreiber der ITK-Branche. Das SoftwareSegment legt mit 26 MILLIARDEN EURO IN 2019 KRÄFTIG ZU (+6,3%) wie auch die IT-SERVICES mit dem MARKTVOLUMEN VON 40,8 MILLIARDEN EURO (+2,3%). Dagegen geht die IT-HARDWARE leicht zurück auf 25,4 MILLIARDEN EURO (-0,7%).

ANZAHL DER ERWERBSTÄTIGEN IN DER DEUTSCHEN IT-BRANCHE

(Quelle: Bitkom, EITO; Januar 2019)

DURCHSCHNITTLICHES BRUTTOEINSTIEGSGEHALT FÜR HOCHSCHULABSOLVENTEN 2018 NACH STUDIENRICHTUNG 2007

2013

2017

2018

IT-Services und Software IT-Hardware (Quelle: Bitkom; Bundesagentur für Arbeit; Bundesnetzagentur; Statistisches Bundesamt)

2019 Informatik (mit Promotion) Wirtschaftsinformatik Informatik Ingenieurwissenschaften

54.600 Euro 51.500 Euro 50.500 Euro 49.900 Euro

(Quelle: gehaltsreporter.de) IT

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START-UP TALENTWUNDER

GROSS WERDEN MIT BIG DATA Das Start-up „Talentwunder“ will das Recruiting von Talenten und den Jobwechsel revolutionieren. Mithilfe einer Big-Data-Suchmaschine können Unternehmen die passenden Kandidaten für offene Stellenangebote gezielt finden.

Text » Rita Martens-Baentsch

Fotos » privat

ist. Rech programmierte die Software, mit denen Talentwunder Profildaten findet. So konnten sie mittlerweile 1,8 Milliarden Datensätze sammeln. Das klingt beeindruckend, aber schnell kommt die Frage nach Datenschutz und Privatsphäre auf. „Auf die strengen Datenschutzverordnungen haben wir von Anfang an geachtet“, sagt Dittes. „Deswegen kann es auch sein, dass eine Person mit mehreren Profilen aus unterschiedlichen Netzwerken doppelt und dreifach in der Suchergebnisliste vorkommt, weil wir die Profile laut DSGVO nicht ohne Zustimmung zusammenführen dürfen.“ Wie aber findet man den geeigneten Bewerber, der auch bereit ist, seinen aktuellen Job aufzugeben? „Aus der Statistik von Milliarden von Daten haben wir einen Indikator herausgefiltert: Wenn jemand länger als fünf Jahre im Job ist oder sein Profilbild in den vergangenen Monaten geändert hat, ist die Person eher bereit, seinen Arbeitgeber zu wechseln, auch wenn sie selbst nicht aktiv auf Jobsuche ist“, erklärt Dittes das Prinzip.

ERKENNEN, WER WECHSELN WILL

Andreas Dittes (links) und Jörg Rech, die beiden Gründer. Rechts die Oberfläche ihrer Datenbank.

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tellenanzeigen auf Jobbörsen zu schalten, reicht für ein erfolgreiches Online-Recruiting längst nicht mehr aus. HR-Verantwortliche müssen vor allem bei schwer zu besetzenden Stellen neue Wege gehen. Günstiger, als einen Headhunter zu engagieren, ist das Active Sourcing. Active-Sourcing-Tools können hilfreich sein, um Kandidaten für eine Stelle im eigenen Unternehmen gezielt zu finden. Talentwunder heißt zum Beispiel die Software des gleichnamigen Start-ups aus Berlin. Seit vier Jahren auf dem Markt, sammelt und bereitet Talentwunder weltweit Daten aus sozialen Netzwerken auf, die Unternehmen und Personalberater dann mit einer „Booleschen Suche“ nach beliebigen Suchbegriffen filtern können: nach Berufsbezeichnung, Ort, Alter, Studium etc.

1,8 MILLIARDEN DATENSÄTZE „Wir schauen mit der Technologie-Brille auf Recruiting-Probleme“, sagt Andreas Dittes, der Talentwunder gemeinsam mit Jörg Rech gegründet hat. Als Manager kümmert sich Dittes um die Unternehmensvision und Strategie, während Rech Informatiker und der Techniker der beiden

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IT

Mit Xing und LinkedIn hat Talentwunder schon jetzt große Konkurrenz, denn die bekannten Business-Netzwerke bieten Unternehmen für mehrere Tausend Euro im Jahr an, auf ihren eigenen Plattformen nach Fachkräften zu sourcen. „Für bestimmte Berufe wie Marketing und Sales wird man mit einer Abfrage bei Xing oder LinkedIn sicherlich Erfolg haben. Wir suchen aber auch noch 70 andere Netzwerke ab. Nichtstudierte Personen wie Pflegekräfte oder Fernmeldetechniker für den Ausbau der Breitbandnetze findet man eher auf Facebook, da sie oft keine Profile bei speziellen Karrierenetzwerken haben“, sagt der CEO von Talentwunder. „Einen IT-Spezialisten findet man eventuell besser auf Plattformen, wo Artikel zu speziellen Fachthemen hochgeladen werden.“ Die Investoren – meist Business Angels wie zum Beispiel Nebenan. de-Gründer Christian Vollmann – haben in einer Finanzierungsrunde 2,2 Millionen Euro bereitgestellt. „Das hilft enorm“, sagt Dittes. „Schwarze Zahlen schreiben wir nur monatsweise. Erst einmal nehmen wir das Minus in Kauf, um Angebot und Team weiterzuentwickeln.“ Schließlich geht der 34-Jährige davon aus, dass durch den Fachkräftemangel in den kommenden Jahren die Suche nach Talenten immer schwieriger wird und sein Start-up dann richtig ins Rollen kommt. Er habe nun selbst vor einiger Zeit einen „Active Sourcer“ eingestellt, um geeignete Mitarbeiter für sein Unternehmen zu finden, was gar nicht so leicht sei – was Dittes als einen weiteren Beleg für sein Geschäftsmodell sieht.

Talentwunder ist ein HR-Tech-Start-up aus Berlin, das durch Big-Data-Analysen Recruiting der nächsten Generation ermöglicht und für seine Innovation im Bereich des Active Sourcing mit dem Digital Champions Award 2018 in der Kategorie „Digitale Produkte und Dienstleistungen“ ausgezeichnet wurde.


Was wir wollen: Deine digitale Seite

Informationstechnik ist die Grundlage des modernen Lebens. Umso wichtiger ist es, dass die Menschen der digitalen Welt vertrauen können. Darum kümmern wir uns. Als nationale Behörde für Cyber-Sicherheit gestalten wir IT-Sicherheit in Deutschland – aber auch in Europa und der Welt. Dazu arbeiten wir mit Wirtschaft und Wissenschaft zusammen. Wir beraten Politik und Verwaltung und stehen im Dialog mit den Bürgern sowie zahlreichen Verbänden. Im internationalen Austausch sind unsere Experten geschätzt und gefragt. Alles für ein gemeinsames Ziel: Informationssicherheit. Wir sorgen dafür, dass die Zukunft aus dem Netz erwachsen kann. Mit rund 940 Beschäftigten sind wir ein vergleichsweise kleines Team für eine große Aufgabe. Und deshalb brauchen wir Verstärkung. www.bsi.bund.de/karriere Weitere Informationen: bewerbung@bsi.bund.de oder unter Tel.: 0228 99 9582 6388.


BEWERBUNGSTRAINING MIT ROBOTER

MASCHINEN, DIE NACH SCHWÄCHEN FRAGEN

Schon heute können wir Vorstellungsgespräche mit virtuellen Assistenten führen und uns im Anschluss ein Feedback zu unserer Performance geben lassen. Und über kurz oder lang soll es Roboter geben, die unsere Gefühle erkennen und darauf reagieren.

Text » André Gärisch

Fotos » Getty Images/Bakal

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ie eher blecherne Stimme fragt: „Sind Sie be-reit?“ „Sie ha-ben als ei-ne Ih-rer Schwä-chen Un-or-dent-lich-keit an-ge-ge-ben. Kön-nen Sie mir ei-ne Si-tua-tion be-schrei-ben, wo sich dies auf Ih-re Ar-beit aus-ge-wirkt hat und wie Sie da-mit um-ge-gan-gen sind?“ Auf dem Computerbildschirm ist die Animation eines adrett gekleideten Herrn zu sehen, der auf einem Bürostuhl sitzt. Nachdem seine Gesprächspartnerin verlegen geantwortet hat, fordert er sie auf, einmal tief durchzuatmen, sich aufrecht hinzusetzen und es dann noch einmal mit einer einfacheren Frage zu versuchen. Er bittet sie anschließend, eine ihrer Schwächen zu beschreiben, hört sich ihre Antwort an und lobt: „Das hat sich doch schon viel bes-ser an-ge-hört und aus-ge-se-hen als vor-her. Ich den-ke, wenn Sie so auch bei Ih-rem ech-ten Be-werbungs-ge-spräch nächs-te Wo-che auf-tre-ten, ha-ben Sie gu-te Chancen.“ Er bewegt beim Sprechen die Lippen, scheint sein Gegenüber anzusehen und reibt seine Hände, die er locker übereinander vor seinem Bauch trägt. Die Szene stammt aus einem Video eines Bewerbungstrainings, in dem ein Avatar zum Einsatz kommt. Erstellt wurde der Film am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Wissenschaftler entwickeln hier virtuelle Figuren, die Bewerber auf Vorstellungsgespräche vorbereiten sollen – und werden darin vom Bundesforschungsministerium gefördert.

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TOLLE TECHNIK, ABER WOZU? Bewerbungstrainings mit einem Avatar? Das ist nicht nur preiswerter als ein menschengeleitetes Seminar, sondern bringt aus Sicht der Forscher auch weitere Vorteile für die Bewerber mit sich, wie Projektleiter Patrick Gebhard erklärt: „Selbst professionell agierende Menschen wie Bewerbungstrainer senden Gefühle aus. Gerade für Berufseinsteiger, die solchen Situationen noch nicht häufig ausgesetzt waren, kann das schwer zu verarbeiten sein. Interaktive Trainings bieten unerfahrenen Bewerbern die Möglichkeit, den Grad der Emotionalität selbst einzustellen, um sich zunächst kleinen Herausforderungen zu stellen und diese dann Stück für Stück zu steigern, bevor sie schließlich vielleicht die notwendige Sicherheit haben, sich mit einem menschlichen Bewerbungstrainer auseinanderzusetzen.“ Bewerber, die mit dem Training starten und sich noch sehr unsicher fühlen, wählen also beispielsweise einen Avatar aus, der eher leichte Fragen stellt, sein Gegenüber durch ein aufmunterndes und durch ein Nicken begleitetes „hmmm“ zum Weitersprechen animiert und mit seinen Gesten wenig Raum einnimmt. Später, wenn die Bewerber schon Erfahrung gesammelt haben, kommt dann vielleicht eine dominante Figur zum Einsatz, die den Distanzraum verlässt, indem sie sich beispielsweise weit nach vorne beugt und ihre Stimme erhebt.


DIE KUNST, GEFÜHLE ZU DEUTEN Arbeits- und Organisationspsychologen der Universität Saarbrücken versorgen das Forscherteam am DFKI mit dem notwendigen Expertenwissen darüber, wie Personalgespräche geführt werden und was hier für beide Seiten wichtig ist. Eine spezielle Software ermöglicht darüber hinaus, dass die virtuellen Figuren die Sprache der Bewerber verstehen und auch ihre sozialen Signale in Echtzeit analysieren können. Virtuelle Figuren sind etwa in der Lage, dem Blick ihres Gegenübers folgen und die eigene Position im Raum anpassen zu können, wenn ein Bewerber sich zum Beispiel nach links oder rechts bewegt. Und sie können dominant oder unterstützend dreinschauen, um beim Bewerber Stress zu erzeugen oder diesen zu reduzieren.

WAS SAGEN VERHALTENSWEISEN ÜBER DAS INNENLEBEN EINES BEWERBERS AUS? „Einige der Probanden in unseren ersten Experimenten im Jahre 2007 waren nach den Testgesprächen schweißgebadet und haben geäußert, dass sie an so einem Training nicht mehr teilnehmen wollten. Und ein Bewerber schmiss sogar den Monitor aus dem Fenster, nachdem der Avatar ihn nach seinen Schwächen gefragt hatte. Natürlich sind Bewerbungsgespräche schwierig, weil sich hier alle evaluierenden Fragen auf mein Selbst beziehen. Dennoch hatten wir zunächst nicht damit gerechnet, wie intensiv die Reaktionen der Teilnehmer sein würden“, gibt Patrick Gebhard zu. Die Forscher wollen den Avataren jetzt beibringen, was bestimmte Verhaltensweisen über das Innenleben eines Bewerbers

aussagen. Doch das ist keine leichte Aufgabe, erläutert Patrick Gebhard: „Gewisse Gefühle, die wir empfinden, bringen wir Menschen nicht direkt zum Ausdruck. In Bewerbungsgesprächen kann es zum Beispiel passieren, dass ich lache, um Gefühle wie Angst, Scham oder auch Neid zu überdecken und mich für das Gegenüber nicht so angreifbar zu machen. Es kann aber auch sein, dass ich versuche, mich durch Ablenkungsmechanismen selbst zu schützen – oder dadurch, dass ich mich selbst schlecht mache und damit dem anderen die Chance nehme, mich anzugreifen.“ Die virtuellen Figuren müssen also zum Beispiel wissen, dass ein Lachen nicht nur Ausdruck von Freude, sondern auch ein Zeichen versteckter Scham sein kann, um dann durch weiteres Nachfragen und Beobachtungen herauszufinden, welche Emotion tatsächlich dahintersteckt.

IRGENDWANN DRÜCKT DER ROBOTER DIE HAND Bis Berufsanfänger virtuelle Bewerbungstrainer nutzen können, die tatsächlich eine tiefe Simulation von inneren Erlebniswelten und Gefühle mitbringen, ist es allerdings noch ein weiter Weg. Bisher werden solche Avatare ausschließlich im wissenschaftlichen Kontext getestet, um in Zukunft vielleicht irgendwann einmal auf den kommerziellen Markt zu gelangen. Patrick Gebhard ist aber überzeugt, dass es über kurz oder lang dazu kommen wird. Und nicht nur das: Statt virtueller Figuren auf einem Bildschirm werden es irgendwann körperlich präsente Roboter sein, deren Hände wir zur Begrüßung schütteln können – und die vielleicht sogar die Möglichkeit in Erwägung ziehen, unser Lächeln als einen Ausdruck der Sympathie zu werten.


SO WIRD MAN NETZWERKADMINISTRATOR

HERR/IN DER STRIPPEN Die digitale Vernetzung ist in vielen Branchen und Sektoren auf dem Vormarsch und somit steigt der Bedarf nach einwandfrei funktionierenden IT-Netzwerken. Aus diesem Grund kommen Experten zum Einsatz, die Netzwerke fehlerfrei administrieren und einen reibungslosen Ablauf gewährleisten, die sogenannten Netzwerkadministratoren. Wir stellen dir das Berufsbild, die Voraussetzungen sowie die Gehaltsaussichten genauer vor.

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etzwerkadministratoren haben gleich ein ganzes Füllhorn von Fähigkeiten mitzubringen und müssen auch zahlreiche Anforderungen erfüllen. Hier die wichtigtsen: • Systematisches und analytisches Denken – schließlich musst du mit begrenztem Mitteleinsatz Probleme bitte schön schnell finden und ebenso rasch lösen. • Teamfähigkeit – denn wer arbeitet heute noch komplett allein? • Multitasking – sich kundig machen über neueste Software, gleichzeitig die computerbasierte Telefonanlage warten und den Server neu aufsetzen? Muss gehen! • Arbeiten unter Zeitdruck – denn: Falls Geräte und Programme nicht funktionieren, kostet Zeit richtig viel Geld. • Eigenständigkeit und Einsatzbereitschaft – ja, manchmal muss man auch am Wochenende ran. • Verantwortungsbewusstsein – in vielen Unternehmen ist die EDV das einzige nennenswerte Betriebsvermögen. • Betriebswirtschaftliches Verständnis – Kosten/Nutzen-Abwägung? Aber ja, schließlich sind die Mittel begrenzt. • Sicherer Umgang mit Netzwerkarchitekturen – und das ist: Handwerkszeug!

FACHLICHE ANFORDERUNGEN: Hier handelt es sich angesichts des raschen Wandels in der IT nur um eine Momentaufnahme, die in ein paar Jahren hoffnungslos veraltet sein kann. Wichtig ist deshalb, sich

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beständig weiterzubilden. Im Augenblick sind gewünscht: • Kenntnisse von Clients und Servern wie Unix oder Linux und/oder Microsoft • Kenntnisse über Datenbanksystemen wie z. B. MySQL, Oracle, DB2 oder ADABAS • Script-Sprachen wie Python oder JavaScript

DAS BERUFSBILD Das Berufsbild des Netzwerkadministrators, auch als Systemadministrator bekannt, ist ziemlich breit gefächert, denn in der IT-Branche gilt, Netzwerkadministrator ist nicht gleich Netzwerkadministrator. Netzwerkadministratoren verfügen in der Regel über umfassendes Wissen, die Expertise spezialisiert sich jedoch meist auf einen bestimmten Bereich. Bei ihrer Arbeit verwalten Netzwerkadministratoren Computersysteme mit Hilfe umfassender Zugriffsrechte auf das System des Unternehmens. Aktuell besonders gefragt und zu den wichtigsten IT-Trends zählt das Expertenwissen zu Cloud-Lösungen. Sichere Cloud-Infrastrukturen bieten Unternehmensprozessen Qualität, Schnelligkeit sowie Effizienz. Ein weiterer wichtiger Faktor, der durch Cloud-Lösungen garantiert wird, ist die Flexibilität, da Daten jederzeit und von überall abrufbar sind. So wird auch ein geringer Aufwand für zukünftige Installationen und Updates geschaffen. Dies vereinfacht Prozesse enorm und hilft vor allem zu Zeiten der Globalisierung. Hast du dich auf Cloud-Lösungen spezialisiert, gehörst du in

der Branche zu den sehr gefragten Experten. Aber auch andere Bereiche sind von hoher Relevanz in der IT-Branche. Vor allem die IT-Sicherheit von Rechnersystemen sowie -netzwerken werden in Unternehmen großgeschrieben. Auch hier überzeugt der Netzwerkadministrator mit seinem Fachwissen. Weitere Bereiche sind beispielsweise allgemein das Netzwerkmanagement, die Netzwerktechnik, die Netzwerkadministration oder Netzwerkdatenbanken.

DIE AUFGABEN VON NETZWERKADMINISTRATOREN Der Aufgabenbereich eines Netzwerkadministrators ist ziemlich breit gefächert und spiegelt eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit wider. Diese Aufgaben erwarten dich in deinem Job: • Verantwortung über den Ablauf der jeweiligen Geschäftsprozesse • Übernahme einer entscheidenden Beraterund Betreuungsfunktion • Gewährleistung eines störungsfreien internen und externen Datenverkehrs • Installation, Konfiguration und Wartung von Komponenten und Systemen


»» Dieses und viele andere interessan te Themen rund um den Jobeinstieg findest du auch im UNICUM Karriere zentrum unter karriere.unicum.de

es flächendeckend an nahezu allen Universitäten in Deutschland studieren. Das Studium bietet die Möglichkeit, sich zu spezialisieren, beispielsweise auf die technische Informatik. Ein typisches Masterstudium dauert neun bis zehn Semester. Neben der Theorie, die du während deines Studiums erlernst, ist es genauso wichtig, bereits Praxiserfahrungen zu sammeln, z. B. durch Praktika oder Werkstudentenjobs. Diese helfen dir auf jeden Fall bei deinem späteren Berufseinstieg und werden von deinem zukünftigen Arbeitgeber gerne gesehen. Um den Beruf auszuüben, bedarf es jedoch nicht notwendigerweise eines abgeschlossenen Studiums. Viele Berufstätige haben ihre Karriere als Quereinsteiger begonnen, beispielsweise mit Hilfe von Weiterbildungen. Hersteller von Netzwerksystemen bieten zudem Quereinsteigern die Möglichkeit, mit Hilfe eines Zertifikats sich für den Berufseinstieg als Netzwerkadministrator zu qualifizieren.

IN ALLEN BRANCHEN EINSETZBAR

Text » Celina Kumpernatz Fotos » Getty Images/undefined

• Planung von Bedarf an Hard- und Software • Überprüfung der IT-Sicherheit sowie Sicherung der Systeme vor Angriffen • Verwaltung von Anwendungs-/Nutzerrechten • Informieren über aktuelle Trends und Entwicklungen in der IT-Branche • Datensicherung und Datenwiederherstellung • Softwareverteilung • Umsetzung neuer Sicherheitskonzepte

SO WIRST DU NETZWERKADMINISTRATOR Wenn du dich dazu entschieden hast, Netzwerkadministrator zu werden, gibt es nicht den einen richtigen Weg, um dies erfolgreich in die Tat umzusetzen. Häufig finden sich Auszubildende mit einer fachähnlichen Ausbildung wie z. B. zum Fachinformatiker oder zum IT-Systemkaufmann in diesem Beruf wieder. In der Regel beginnt der Weg zum Job über ein klassisches Informatik-Studium an einer Hochschule. Jedoch schaffen auch Absolventen aus z. B. dem Studiengang der Naturwissenschaften oder aus Ingenieurstudiengängen den Einstieg in das Berufsbild. Das Informatik-Studium ist sehr beliebt, daher kannst du

Der Bedarf nach Netzwerkadministratoren ist groß, daher können sie in allen Branchen und Sektoren der Wirtschaft eingesetzt werden. Denn alle Unternehmen sind auf eine funktionierende IT angewiesen. Mögliche Branchen, in denen du als Netzwerkadministrator/-in arbeiten könntest, sind z. B.: • Elektronik • Finance • Consulting • Maschinenbau • Automobilindustrie • Chemieindustrie In den jeweiligen Branchen arbeitest du als Netzwerkadministrator in IT-Unternehmen oder als IT-Experte in Unternehmen aller Art, wenn diese innerhalb des Unternehmens der IT einen entsprechenden selbstständigen Stellenwert eingeräumt haben. In größeren Unternehmen arbeitest du dann neben Fachinformatikern oder IT-Systemelektronikern zusammen an dem IT-Netzwerk des Unternehmens. In kleineren Unternehmen bist du oft alleine für die jeweiligen Aufgaben verantwortlich.

WORK-LIFE BALANCE – UND WIE΄S MIT DIESER WIRKLICH STEHT Als Netzwerkadministrator darfst du dich in der Regel über ausgeglichene Arbeitszeiten freuen. In gewissen Stoßzeiten, wenn beispielsweise neue Hard- oder Software implementiert

und somit Firmenprozesse erneuert werden müssen, kann auch schon mal Wochenendarbeit auf dem Programm stehen. So gewährleistest du den laufenden Betrieb nicht zu stören, so dass innerhalb der Woche jeder normal seiner Arbeit nachgehen kann. Auch musst du flexibel sein, falls es mal unerwartete Störungen gibt, dann musst du immer einsatzbereit sein und die Störungen schnellstmöglich beheben. Überstunden sind dann – Achtung: Wortspiel! – „programmiert“.

DIE GEHALTSAUSSICHTEN Hast du dein Studium endlich erfolgreich absolviert und kannst endlich in die Berufswelt starten, kannst du dich über dein erstes Gehalt freuen. Das Gehalt des Netzwerkadministrators befindet sich genau im Mittelfeld der IT-Gehälter. Netzwerkadministratoren können mit einem Einstiegsgehalt bis zu 2.500 Euro brutto im Monat rechnen. Mit den Jahren sammelst du jedoch immer mehr Berufserfahrung und übernimmst gegebenenfalls auch mehr Verantwortung oder sogar eine Führungsposition. Das macht sich auch bei deinem Gehalt bemerkbar. Mehr Gehalt erhältst du zudem auch, wenn du bei einem größeren Unternehmen arbeitest. Demnach kannst du monatlich um die 8.000 Euro brutto oder sogar mehr verdienen. Weitere Faktoren, die bei der Höhe deines Gehalts eine Rolle spielen, sind beispielsweise, ob du ein Studium abgeschlossen hast oder als Quereinsteiger in diesem Beruf arbeitest. Noch wichtiger jedoch ist es, welche Praxiserfahrungen du mitbringst, da Unternehmen darauf einen großen Wert legen. Arbeitest du im Süden Deutschlands, darfst du dich auch über höhere Gehaltsaussichten freuen, als wenn du in den neuen Bundesländern wie z. B. Thüringen arbeitest. Möchtest du nicht in einem Unternehmen als Netzwerkadministrator arbeiten, sondern bist lieber dein eigener Chef, hast du die Möglichkeit, als Freelancer zu arbeiten. Der Stundensatz eines freiberuflichen IT-Netzwerkadministrators liegt durchschnittlich bei ca. 70 Euro pro Stunde.

BERUFSAUSSICHTEN IN DER IT-BRANCHE Die Berufsaussichten des Netzwerkadministrators versprechen sehr gute Perspektiven. IT-Experten werden von vielen verschiedenen Unternehmen in zahlreichen Branchen benötigt, das erhöht auch deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt und sichert dir eine vielversprechende Karriere in der IT-Branche mit guten Gehaltsaussichten. IT

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fentlichten Stellenausschreibung der Kriminalpolizeiinspektion Rosenheim werden deren Aufgaben benannt: Erstellung von IT-Lösungen, Identifizierung unbekannter Beziehungen in Daten und der Austausch mit Softwareherstellern hinsichtlich fachlicher, technischer und strategischer Fragestellungen – um nur einige zu erwähnen. Die Bewerber haben etwa ein Studium der Informatik, Elektrotechnik oder Mathematik abgeschlossen, beherrschen mindestens eine Programmiersprache und verfügen über Kenntnisse in Data Mining. Im Übrigen, so Lange, werde nicht nur die Polizei immer versierter im Umgang mit modernen Hilfsmitteln, sondern auch die dunkle Seite der Macht: „Vor allem in der Wirtschaftskriminalität sind häufig topausgebildete Informatiker oder Forensiker am Werk. Verbrecher schaffen es mittlerweile, einen Geldautomaten so zu manipulieren, dass er ohne Karteneingabe Scheine ausspuckt. Wir sind also zwingend gefordert, auf Augenhöhe zu bleiben.“

LIZEI

R E H C S I R F VO R T P P A T R E T A T

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FESTNAHME OHNE INDIZ?

Z u ku n ft . D ie rd er u n g en d er o sf au er H ie d st et si ch fü r d en m as se n u n D ie Po liz ei rü ew al ti g en D at g it m en ss ü m vo n m o rg en K o m m is sa re en kö n n en . ic ke n u m g eh tr lls Fa en ch m o ra lis

tionen stoßen auch wir an unsere Grenzen – von Menschenhand ist die Menge an Daten, die uns vorliegt, nicht mehr zu bewältigen“, sagt Christoph Lange, Kriminalhauptkommissar vom Hessischen Landeskriminalamt. „Wir generieren und nutzen tagesaktuelle Prognosen zu Wohnungseinbrüchen und Diebstahl. Hierzu haben wir im vergangenen Jahr einen Algorithmus mit 27 Parametern entwickelt.“ Einflussfaktoren für den Prädiktionswert von Delikten seien etwa Ort, Zeit, Entfernung zur Autobahn und soziodemographische Merkmale wie Kaufkraft. „Man kommt dann beispielsweise zu einer 85-prozentigen Wahrscheinlichkeit, dass in einem Radius von drei Quadratkilometern eines bestimmten Standortes eine Straftat geschieht.“ Dementsprechend könne die Poli-

Prof. Tobias Singelnstein, Inhaber des Lehrstuhls für Kriminologie an der RuhrUniversität Bochum, sieht den Einsatz von prädiktiven Methoden, Prof. Tobias die in den Vereinigten Singelnstein Staaten aufgrund der liberaleren Rechtslage stärker vorangetrieben werden, kritisch: „Es liegt auf der Hand, dass Predictive Policing enormes Potenzial für den behördlichen Umgang mit Kriminalität aufweist.“ Allerdings eigne sich die Prognose durch Algorithmen nur für Vergehen, die stark bestimmten Mustern folgen, zum Beispiel Varianten der Straßenkriminalität, Einbruchdiebstähle oder verschiedene Ausprägungen der Wirtschaftskriminalität – vorsätzliche Tötungsdelikte seien kaum berechenbar. Algorithmen seien keinesfalls das fehlerfreie Allheilmittel, von dem Tech-Jünger in den höchsten Tönen vorschwärmen: „Formen des Predicitve Policing, bei denen für einzelne Personen ein erhöhtes Risiko der Straftatbegehung vorhergesagt wird, liefern zu abstrakte Ergebnisse, als dass ein konkretes Einschrei-

zeiarbeit gesteuert werden. Um die anspruchsvollen Programme verstehen, anwenden und kontrollieren zu können, sind informationstechnologische Kompetenzen unabdingbar. Daher stattet die Polizei ihre Belegschaft mit Datenanalysten aus. In einer kürzlich veröf-

ten zu rechtfertigen wäre“, relativiert Singelnstein und ergänzt: „Die Kriminalität immer mehr durch die Brille der Algorithmen wahrzunehmen, birgt erhebliche Risiken, denn soziale Verhältnisse und Zusammenhänge geraten dadurch in den Hintergrund.“

Text » André Gärisch

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or siebzehn Jahren flimmerte der Science-Fiction-Thriller Minority Report über die Kinoleinwände. In dem Streifen geht es um den Cop John Anderton, der die Abteilung Precrime der Washingtoner Polizei leitet. Das Team um den von Tom Cruise verkörperten Anderton hat sich auf die Festnahme potenzieller Mörder spezialisiert. Basis für Entscheidungen und Handlungen sind die Visionen der sogenannten Precogs, die hellseherische Fähigkeiten besitzen und mit Medikamenten in einen Zustand zwischen Realität und Traum geführt werden. Was damals Zukunftsmusik war, bahnt sich zusehends den Weg in den Polizeialltag. Mit dem Unterschied, dass nicht Menschen, sondern Maschinen ihren „siebten Sinn“ für bevorstehende Verbrechen spielen lassen.

ALGORITHMEN GEGEN EINBRÜCHE „Der Einsatz innovativer Technologien verspricht eine schnellere und effizientere Verbrecherfahndung. Wie andere Organisa-

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Fotos » Getty Images/Zinkevych


IT-SICHERHEIT IM ÖFFENTLICHEN DIENST

IM DIENST DER GUTEN

In der digitalen Welt wird IT-Sicherheit immer wichtiger. Auch wenn IT-Experten im öffentlichen Dienst kein hohes Gehalt bekommen: Für die Jobs dort sprechen gute Argumente. Text » Andreas Monning Fotos » Getty Images/SasinParaksa

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niversitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin (UniBib TU). Für Sicherheitsfragen der Infrastruktur wie dem Netzwerk oder dem WLAN mit seinen Dutzenden Hotspots ist ein Systemadministrator zuständig. Betriebssicherheit heißt für ihn vor allem: das System ohne Abstürze laufen zu lassen. Um die Sicherheit zahlreicher spezieller Softwarelösungen aber kümmert sich Ulrike Golas. „Einen Teil der Software habe ich zusammen mit Kollegen selbst geschrieben“, verrät die promovierte Informatikerin und Mathematikerin. Mit den daran hängenden Sicherheitsfragen von Zugang, Recherche und Downloads kennt sie sich entsprechend bestens aus. Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft hat viele Vorteile. Sie birgt aber auch Gefahren. Um sich vor dem Ausspähen persönlicher Daten, vor Wirtschaftsspionage und terroristischen Cyberattacken zu schützen, müssen Unternehmen und Organisationen, aber auch die öffentliche Hand heute umfangreich in IT-Sicherheit investieren. „Sämtliche Behörden, Ämter und Ministerien haben ITSicherheitsbeauftragte“, erklärt Nahil Alsabah, Experte für IT-Sicherheit des deutschen Digitalverbandes Bitkom. Der Bedarf an Fachkräften, die sich mit ITSicherheit auskennen, nehme laufend zu. Von Sicherheitskopien Nahil Alsabah über Anti-Viren-Software bis zu Authenti-

fizierungsverfahren: IT-Sicherheitsexperten müssen wissen, wo im Betrieb technisch und organisatorisch sicherheitsrelevante Stellen existieren. „Sie brauchen den Blick für das große Ganze“, sagt der promovierte Fachmann. Die meisten dieser IT-Experten seien Informatiker, doch auch Mathematiker oder Physiker kämen zum Einsatz. Und: Je nach Bereich sind auch Politikwissenschaftler, Juristen oder BWLer gefragt. „Voraussetzung für alle sind stabile Grundkenntnisse der IT“, erklärt Alsabah. Dazu gehöre unter anderem, sich mit Datenbanken, Browsern und Netzwerken auszukennen. Darüber hinaus komme es auf die konkrete Sicherheitsfrage an. „Um für Sicherheitslücken in Betriebssystemen zuständig zu sein, muss man sich auf Betriebssystemespezialisiert haben“, erläutert der Bitkom-Experte. Und für Fragen der Industrie 4.0 brauche es Spezialisten, die sich in diesem Bereich gut auskennen.

WER WORAN FORSCHT, IST EIN IT-SICHERHEITSTHEMA Natürlich ist das Thema IT-Sicherheit in Einrichtungen der öffentlichen Hand wie dem Wirtschaftsministerium, dem Ministerium des Inneren oder dem Bundesnachrichtendienst besonders sensibel. Doch auch in Dienststellen wie städtischen Krankenhäusern, der kommunalen Wasserversorgung und selbst Bibliotheken spielt IT-Sicherheit eine große Rolle. Dadurch ist der Bedarf an Experten der IT-Sicherheit im öffentlichen Dienst insgesamt sehr hoch. Und: Er nimmt weiter zu. „Bei uns

sind nahezu alle Systeme von Fragen der IT-Sicherheit betroffen“, bestätigt Jürgen Christof, Leiter der UniBib TU. Vor allem das Herzstück, die zentrale Softwarelösung für Kauf, Verwaltung, Recherche und Ausleihe wissenschaftlicher Literatur, müsse gut geschützt werden. „Die Frage etwa, welcher Wissenschaftler an was forscht, ist hochsensibel“, erklärt Christof. Darum sei letztlich von allen Mitarbeitern der Bibliothek Kompetenz in Sachen IT-Sicherheit gefordert. Was nicht aus dem Studium oder vorherigen Jobs mitgebracht würde, ließe sich zum Teil durch Fortbildungen nachholen. Eine so hoch qualifizierte IT-Expertin wie Ulrike Golas im öffentlichen Dienst mit seinen überschaubaren Gehältern nach Tarif anzutreffen, überrascht jedoch. Würde man sie in der freien Wirtschaft nicht mit Kusshand nehmen und großzügig bezahlen? „Aspekte wie Familienfreundlichkeit und Sicherheit des Arbeitsplatzes waren mir bei der JobEntscheidung wichtiger als ein hohes Gehalt“, erklärt die IT-Expertin. In der UniBib gewähre man ihr zudem Freiheiten, etwa im Rahmen der anstehenden Aufgaben kleine, interessante Zusatzprojekte umzusetzen, die nicht zwingend nötig sind, aber Freude machen. „Und im Fall der Fälle darf ich von zu Hause arbeiten“, freut sich die Mutter zweier kleiner Kinder.

JOBS? Hier findest du IT-Stellen im öffentlichen Dienst: http://oeffentlicher-dienst.info/stellen/it.html IT

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Die Calco-Leute arbeiten überzeugt zusammen

MIT QUEREINSTIEG ZUM IT-PROFI Der Dienstleister Calco wirbt damit, dass er Absolventen aller Fachrichtungen innerhalb von zwei Jahren fit für einen Job in der IT-Branche macht. Das Traineeprogramm mit dem Namen „Calco MasterClass“ läuft seit 2006 in den Niederlanden und expandiert jetzt nach Deutschland.

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oyce Baron-Koetsier wusste schon im Studium der Korean Studies, dass sie nicht in der Wissenschaft bleiben wollte. Weil sie immer schon gerne mit anderen Menschen zusammengearbeitet hatte, erzählte eine Freundin ihr nach dem Abschluss dann von einem Traineeprogramm, in dem agil, also in kleinen Teams sehr eng zusammengearbeitet wird. Mit IT hatte die junge Frau zu dem Zeitpunkt noch nicht viel zu tun gehabt. Aber sie beschloss, der Sache eine Chance zu geben.

FREUDE AM START-UP-FLAIR Raisa Spiller dagegen hatte ihre Begeisterung für die digitale Technik schon als Studentin entdeckt: Während ihres Studiums in Business Administration, das sie in Indien absolvierte, wandte sie sich auf der Suche nach einem Nebenjob an das German Centre for Industry and Trade – und fand so eher zufällig den Einstieg in ein kleines Start-upUnternehmen aus Deutschland, in dem sie sich um Software-Tests und Projektkoordination kümmerte. „Es ging darum, komplette Websites zu entwickeln, Apps zu erstellen oder auch Fehlerberichte zu schreiben – etwa für Versicherungen oder Anbieter von Fußballwetten“, erzählt sie. Die Tätigkeit gefiel Raisa so gut, dass sie nach ihrem Studienabschluss zurück in Deutschland nach Wegen suchte, in die IT einzusteigen. Doch ohne einen Abschluss in Informatik war das gar nicht so leicht. Raisa stieß schließlich über das soziale Netzwerk LinkedIn auf den Dienstleister Calco, der verspricht, Menschen wie sie innerhalb kürzester Zeit fit für einen Job in der IT-Branche zu machen.

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Text » Janna Degener-Storr

Fotos » privat

Calco MasterClass heißt das Traineeprogramm, das seit 2006 in den Niederlanden läuft und jetzt nach Deutschland expandiert. „Unternehmen suchen Mitarbeiter, die sie an der Schnittstelle von Business und IT einsetzen können. Unser Programm richtet sich an Absolventen unterschiedlicher Fachrichtungen, die die notwendigen analytischen und persönlichen Kompetenzen dafür mitbringen – und vermittelt ihnen das notwendige technische Know-how“, erklärt Wilhelm Braun von Calco. Raisa fühlte sich auf Anhieb angezogen von der Aufbruchstimmung, die das Unternehmen ausstrahlt: „Ich hatte auch ein Vorstellungsgespräch bei einem Konkurrenten, aber mir gefielen gerade das Start-up-Flair und die flachen Hierarchien, die Calco auszeichnen. Darüber hinaus war aber auch attraktiv, dass mir vom ersten Tag ein unbefristeter Vertrag mit vollem Gehalt sowie eine spätere Übernahme und Boni wie ein Dienstwagen oder eine Fahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr versprochen wurden – ohne dass ich auf der anderen Seite eine Verpflichtung eingehen musste. Deshalb bewarb ich mich direkt.“

BEWERBUNG FÜR DAS TRAINEEPROGRAMM Wer sich für ein Traineeship bei Calco interessiert, reicht zunächst online seine Bewerbung ein, kann dann offene Fragen in einem ersten Telefonat klären und muss sich anschließend bei einem Auswahltag einem analytischen Test und einem Persönlichkeitstest stellen. Wer sich bei der Bearbeitung von Zahlen- und Bildreihen sowie Textaufgaben als analytisch stark präsentieren kann, hat anschließend die Möglichkeit, Calco in einem persönlichen Gespräch von seiner Motivation zu


überzeugen. Als Trainee durchlaufen die Studienabsolventen dann zwei Monate lang eine theoretische Ausbildung in den Niederlanden, bevor Calco sie 18 Monate lang beim Einstieg in ein Unternehmen begleitet. Joyce und Raisa gelang der Einstieg. Im Crashkurs lernten sie als MasterClasser alles, was sie über den Software-Development-Lifecycle wissen müssen – von der Informationsanalyse über das Programmieren und Testen bis hin zum Implementieren. Darüber hinaus standen Soft-Skills-Trainings und ein Boot-Camp in IT-Architektur auf dem Programm. „Informationsprozesse, Software, Betriebssysteme, Infrastruktur – wir setzten uns mit der kompletten IT-Landschaft auseinander. Dabei ging es auch darum, zu verstehen, welcher Teil von IT wohin gehört und welche Berufsfelder daran geknüpft sind“, erzählt Raisa. Dann ging es weiter mit dem Thema Zertifizierung und anschließend konnten sich die Trainees entsprechend ihrer Talente und Interessen spezialisieren. Joyce legte ihren Schwerpunkt auf das agile Arbeiten. Raisa wollte im Programmieren stärker werden. „Die Dozenten sahen meine Stärken im Bereich Informationsanalyse, Projekt Management, Funktionales Design und Testen. In diesen Bereichen hatte ich ja auch schon Erfahrungen gesammelt und wollte bei Calco mehr an meinen Schwächen arbeiten.“

EINSATZ IM UNTERNEHMEN Je nach Profil des einzelnen Trainees sucht Calco passende Einsatzstellen in Unternehmen. „Viele MasterClasser kommen in Versicherungen und Banken unter, wo sie zum Beispiel Datenbanken pflegen oder Apps für Kunden erstellen“, erklärt HR-Mitarbeiter Braun.

Joyce bekam das Angebot, als Trainee in der IT-Abteilung der Bethmann Bank in Frankfurt eingesetzt zu werden, wo sie nun verschiedene Abteilungen durchläuft, um später als Business Analyst zwischen IT und Business übersetzen zu können. „Zu Beginn war ich vor allem dafür zuständig, Termine zu koordinieren und Mitarbeiter über das agile Arbeiten zu informieren“, erzählt sie. Inzwischen sei sie auch an der Standardisierung von Prozessen für die Verarbeitung von OnlineAufgaben beteiligt. Joyce profitiert dabei nicht nur von dem Training, das sie bei Calco bekommen hat, sondern sie wird auch von einem persönlichen Coach unterstützt – und natürlich von ihren Kollegen in der Bank, die sie mit Rat und Tat unterstützen.

BESTE BEDINGUNGEN Raisa entschied sich nach Abschluss des Crashkurses, als Account Managerin im Frankfurter Büro von Calco zu arbeiten. Zuvor wurde sie gezielt zwei Wochen lang auf diese Tätigkeit vorbereitet. „Die Position bietet mir die Gelegenheit, in verschiedene Unternehmen hineinzuschauen: Wie arbeiten die? Wie funktionieren die Abläufe in den IT-Abteilungen? Was Raisa Spiller brauchen die? Was suchen die?“ Vielleicht wird sie hierbleiben, vielleicht entscheidet sie sich aber später doch noch für den Einstieg in der IT-Abteilung eines Unternehmens. Ihre jetzige Tätigkeit bietet ihr dafür die besten Bedingungen: „Wenn ich die für mich perfekte Stelle finde, kann ich mich auch selbst darauf bewerben!“

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BIST DU EIN EVOLUTIONÄR? Als Ingenieur oder Informatiker suchst Du spannende Aufgaben und Projekte, die Dich permanent voran bringen? Persönlich wie fachlich? Dann bist Du bei uns richtig. Bei Hays bist Du direkt am Puls der Digitalisierung. Wir gestalten die Industrie X.0 für die besten Unternehmen der Welt mit. In einem vielfältigen Umfeld entwickelst Du dich rasch weiter: Evolutionär, sicher und in vielen innovativen Branchen. Wenn Du mehr willst, als nur einen Job, dann bewirb Dich bei uns unter: www.ich-bin-evolutionär.de Besuche uns auch auf: facebook.com/hayscareer.net #IchBinEvolutionär #hayscareer

hayscareer.net


ferungsprozess, den Auftragserfüllungsprozess, so Heinemann. „Wenn wenn man in drei Stunden liefern muss, kann das zeitlich gar nicht durch Abteilungen laufen. Prozessverantwortlichkeit ist viel interessanter, weil ganzheitlichere und sehr stark an Kunden ausgerichtete Aufgaben zu bewältigen sind.“

BERUFSEINSTIEG IM E-COMMERCE

DAS CHANCENELDORADO dieses dynamischen Wirtschaftszweiges und spricht von ausgezeichneten

Bei solchen Aufgaben kämen häufig Wirtschaftswissenschaftler zum Zug, die sich fragen müssten: Wie gestalte ich einen OnlineShop? Wie komme ich an Neukunden? Wie ist die Kundenbindung? Wie rechnet sich das? „Controlling und Marketing sind sehr zahlen- und datenbasierte Aufgaben“, weiß Heinemann. „Die müssen systematisch und konzeptionell erarbeitet und nicht aus dem Bauch entschieden werden. Dies sind auch die zukünftigen Aufgaben im stationären OnlineHandel, der sich demgegenüber öffnen muss.“

Berufsaussichten für Absolventen. Heinemann leitet das eWeb Research Cen-

BERUFSAUSSICHTEN SIND KLASSE

ter der Hochschule Niederrhein und ist Verfasser des Bestsellers „Der neue

Die Berufsaussichten sieht Heinemann als rosig an: „Nicht nur im reinen Online-Handel, sondern auch zunehmend im Multi-ChannelHandel gibt es ausgezeichnete Berufschancen. In den nächsten Jahren wird der OnlineAnteil im Handel weiter wachsen und bietet enormes Potenzial. Wer später als Quereinsteiger in stationäre Handelsunternehmen wechseln möchte, hat ebenfalls gute Chancen, besonders weil es hier Aufholbedarf gibt und diese Unternehmen immer noch keine Trainee-Programme für E-Commerce anbieten.“

Ist der Online-Handel Knochenmühle oder doch Zukunftsbranche? E-Commerce-Experte Professor Gerrit Heinemann beschreibt die Besonderheiten

Online-Handel“.

Text » Rita Martens-Baentsch

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ie Akademikerquote im deutschen Handel ist mit fünf Prozent erstaunlich gering. Warum? Heinemann hat die Erklärung: „Traditionelle Handelskonzerne werden oft hierarchisch und konservativ geführt. Mit dieser traditionellen Unternehmenskultur fällt es ihnen schwer, an hochqualifizierte Absolventen heranzukommen, die sie auch für den Aufbau des OnlineHandels benötigen.“ High Potentials, die im E-Commerce Karriere machen wollen, suchten ihre Erfahrungen lieber bei Online-Händlern wie Amazon oder Zalando.

IM E-COMMERCE HERRSCHT GRÜNDER-ATMOSPHÄRE

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Foto » Getty Images/fergregory

dig zu machen, analysiert Heinemann. Er selbst rät zur frühzeitigen Spezialisierung: „Neben Technikern und Programmierern sind im Online-Handel vor allem auch BWLer gefragt – für alle üblichen Handelsfunktionen. Sicher: Ein klassisches Wirtschaftsstudium ist eine gute Basis. Aber ein Unternehmen schaut auch sehr genau hin, ob sich die Studenten schon frühzeitig spezialisiert und Akzente gesetzt haben.“ Und ob sie Erfahrungen vorweisen können. War E-Commerce das Thema der Bachelor- oder Master-Arbeit? Wurden Praktika im E-Commerce gemacht? Wer für E-Commerce brenne und in Studentenprojekten gearbeitet oder schon als Student ein Unternehmen in dem Bereich gegründet habe, der sei glaubhaft, versichert Professor Heinemann.

Bei Letzteren finden sie eine Gründer-Atmosphäre vor: lockerer Umgang miteinander,

Die Einsatzgebiete im E-Commerce hält

Freiraum und Möglichkeiten, an Themen kreativ zu arbeiten. So etwas locke junge E-Commerce-Berufseinsteiger von der Uni an. Sie lernen sehr viel, um sich dann unter Umständen, wie es ehemalige Zalando- und Rocket-Internet-Mitarbeiter taten, selbststän-

Heinemann für deutlich interessanter als im klassischen Handel. Während dort die Aufgaben in Hierarchien und Abteilungen unterteilt würden, gebe es im reinen OnlineHandel eher die Prozessverantwortlichkeit: den Kundenprozess, den Einkaufs- und Belie-

Weniger überzeugt ist der Forscher vom Können des höheren Managements im deutschen Handel. „Der deutsche Handel hat das Thema Online-Handel verschlafen. Deutsche Handelsunternehmen sind bis auf eine Ausnahme nicht mal börsennotiert. Die meisten deutschen Konzerne werden zudem von Senioren regiert, die das Thema Internet gar nicht verstehen oder das Internet gar als Feind sehen. Das ist ein Riesenproblem.“

Heinemann schrieb 15 Fachbuch-Bestseller zu aktuellen Themen wie E-Commerce, Digitalisierung, Online- und Multi-Channel-Handel. Sein Buch „Der neue Online-Handel“ ist seit 2019 in zehnter Auflage auf dem Markt.


Text » Achim Wagenknecht Foto » Getty Images/max-kegfire

DO IT! Eine Million Menschen arbeiten in Deutschland im ITBereich. Was machen die eigentlich alle?

DER KLASSIKER: ENTWICKLER

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rogrammierung ist der Klassiker für Informatik-Absolventen. Programmiert wird alles Mögliche: Datenbanken, Zahlungssysteme, Handy-Apps, Benutzeroberflächen, Maschinensteuerungen und, und, und. Wer diese Karriere anstrebt, hat beste Chancen. Laut Branchenverband BitKOM gibt es über 80.000 offene Stellen in der IT. Zwei Drittel der suchenden IT-Unternehmen wollen Entwickler einstellen. Die arbeiten meist nicht nur im Team, sondern müssen sich auch mit Kunden und Zulieferern absprechen und die unterschiedlichsten Aspekte wie technische Vorgaben, Benutzerfreundlichkeit oder Sicherheit berücksichtigen.

KOMMUNIKATIV: PROJEKTMANAGER

BMW WELT

Das alles unter einen Hut zu bringen, damit die Systeme rechtzeitig und zum vereinbarten Preis fertig werden, ist die Aufgabe des Projektmanagers. Auch die werden dringend gesucht: 20 Prozent der Firmen haben offene Stellen. Projektmanager organisieren nicht nur, sondern sorgen nebenbei auch dafür, dass die Teammitglieder unter Stress ihre gute Laune behalten. Wenn ihr IT-Sachverstand mit jeder Menge Sozialkompetenz und guten Nerven verbindet, seid ihr auf diesem Posten richtig.

EINTRITT FREI!

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DIE AUTOMOTIVE KARRIERE-MESSE

BESONDERS GEFRAGT: SICHERHEITSEXPERTEN Seit Edward Snowden verraten hat, wie intensiv die NSA uns alle belauscht, werden viel mehr IT-Sicherheitsexperten eingestellt. Die Nachfrage ist von drei auf 15 Prozent gestiegen, was die Gehälter beflügelt – angenehm für Absolventen.

MEHR ENTWICKLER, WENIGER ADMINS Viele Computerfachleute arbeiten nicht in der IT-Branche selbst, sondern in den IT-Abteilungen von Unternehmen anderer Branchen. Auch hier werden mehr und mehr Entwickler gesucht, während die Stellenangebote für Admins und Anwendungsbetreuer zurückgehen. Und die fantasievollen Jobtitel? Die ergeben sich aus der starken Dynamik der Branche: Nicht nur die Technik wird ständig weiterentwickelt, sondern auch Methoden, Organisationsformen und Berufsbilder. Um da den richtigen Einstieg zu finden, gibt es unter Informatik-Studenten ein probates Mittel: Diplomarbeit in einem Unternehmen schreiben – der Berufsstart ergibt sich dann oft wie von selbst. IT

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28. Mai 2019 www.car-connects.de


E-COMMERCE BEI OTTO

TALENTE WILLKOMMEN

Neue Jobprofile erobern den E-Commerce, weiß Malte Balmer. Der 32-Jährige ist seit drei Jahren Talent Sourcing Manager bei Otto und erklärt im Interview mit UNICUM BERUF, welche Jobs sich wandeln oder heute im Trend liegen.

Text » Rita Martens-Baentsch

Mit rund 5.000 Mitarbeitern zählt Otto zu den Big Playern der Branche. Welche Rolle spielt E-Commerce im Unternehmen? Unser Geschäftsmodell und unser komplettes Augenmerk liegen auf dem E-Commerce. Daher hat ein Großteil der rund 200 offenen Stellen, die wir zurzeit besetzen, einen E-Commerce-Bezug.

Foto » Otto

Aus welchen Branchen rekrutieren Sie Berufseinsteiger? Otto sucht verstärkt technische Profile – dazu gehören Strategieprofile und solche, die aus der IT oder dem Online-Marketing kommen. Die Hintergründe sind unterschiedlich: Entwickler haben häufig ein naturwissenschaftliches Studium hinter sich, wie Mathematik, Physik oder Infor-

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Foto: BartekSzewczyk/Thinkstock

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matik. Allerdings ist das keine Voraussetzung, um bei uns einzusteigen. Wir wählen danach aus, welche Skills ein Bewerber mitbringt. Die gleichen wir mit unserem Anforderungsprofil ab. Wenn wir das Gefühl haben, die Person bringt die fachlichen Fähigkeiten mit, dann ist es sekundär, ob sie die aus einem Studium hat, durch eine längere Werkstudententätigkeit oder eine qualifizierte Berufsausbildung. Da Otto selber Anwendungsentwickler als klassischen Lehrberuf ausbildet, berücksichtigen wir auch unsere eigenen Auszubildenden bei internen Stellenbesetzungen im Bereich IT.

VOM KLASSISCHEN KATALOGVERSENDER ZUM ONLINEHÄNDLER Gibt es einen Wandel bei den E-Commerce-Jobs? Ja, durch die fortschreitende Digitalisierung haben sich in den vergangenen Jahren neue Jobprofile entwickelt. Otto ist ein Unternehmen mit einer großen und langen Historie. So haben wir die Veränderung vom klassischen Handelsunternehmen hin zu einem Onlinehändler am eigenen Leibe mitgemacht. Wie hat das Unternehmen darauf reagiert? Wir suchen nun verstärkt Profile im

Bereich Produktmanagement für unseren Onlineshop Otto.de. Die Fähigkeit, mehrere Bälle gleichzeitig jonglieren zu können, wird immer wichtiger. Dazu gehört auch ein IT-Know-how, womit nicht nur die Entwickler gemeint sind, die den Shop programmieren, sondern beispielsweise die Projektmanager, die natürlich auch ein technisches Grundverständnis benötigen, um mit den ITlern auf Augenhöhe kommunizieren zu können.

NEUES JOBBILD „SCRUM MASTER“: Welche Jobs sind aufgrund neuer Trends zuletzt entstanden? Im Bereich Business Intelligence sind datengetriebene Berufe entstanden, in denen IT-Wissen Grundvoraussetzung ist. Wie zum Beispiel Data Scientists, die Daten modellieren, mit denen wir dann arbeiten können, um den Kundennutzen in unserem Onlineshop zu optimieren. Das ist einer von zwei sehr stark wachsenden Zweigen, in denen sich die Profile zukünftig weiter ausdiversifizieren. Und der zweite Zweig? Dabei geht es um das Thema Agilität, bei der ein Scrum Master eine große Rolle spielt.

Scrum ist ein Rahmen, der einen bestimmten Arbeitsprozess vorgibt. Dahinter steckt die Idee, dass interdisziplinär in kurzen und sich wiederholenden Zyklen an einem Produktfortschritt gearbeitet wird. Das impliziert auch, dass Fehler bei der Produktentwicklung passieren können und sie schnell erkannt werden, um sie zu beheben. Scrum Master kommen aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Wir haben klassische BWLAbsolventen oder solche, die VWL und IT studiert haben. Wir brauchen dafür Persönlichkeiten, die offen sind und gerne Sachen ausprobieren, die eine aktive Feedback-Kultur leben und sich damit identifizieren. Dafür sind Soft Skills sehr wichtig. Was raten Sie Studierenden, die sich für den E-Commerce bei Otto interessieren? Nach der Bewerbung schauen wir im Auswahlverfahren, welche Fähigkeit sie mitbringen. Ganz wichtig ist uns die Motivation: Wenn wir die für ein bestimmtes Thema erkennen können, kann das ein Indikator für eine Einstellung sein. Wir führen meistens zwei Bewerbungsgespräche, und zwar sehr intensiv und auf Augenhöhe durch. Am Ende können wir eine seriöse Entscheidung treffen.

Wo der Programmcode wichtiger ist als der Dresscode Einfach bei uns bewerben: uni.einsteiger@adesso.de Mehr Infos unter karriere.adesso.de


Text » Martin Wehrle Fotos » Getty Images/ChristianChan

ZEIT FÜR TATEN Was muss passieren, damit ein Wunsch nicht nur im Luftschloss wohnt, sondern zur Tat reift? Unser Karriereberater Martin Wehrle weist den Weg vom Träumen zum Tun.

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er Konzernmitarbeiter, der gern eine eigene Firma gründen würde; die Sachbearbeiterin, die gern auf dem Chefsessel säße; der 14-Stunden-Manager, der seit einer halben Ewigkeit von einer Auszeit spricht: All diese Menschen haben zwar Wünsche, aber etwas hindert sie daran, sie zu realisieren. Dieses Phänomen kennen wir alle aus dem Alltag: Viele wunderbare Ideen ziehen Kreise im Kopf, ohne je den Boden der Tatsachen zu erreichen. Wie kommt es, dass etliche gute Ideen nie zur Tat reifen? Ein Wunsch ist so lange eine Traumtänzerei, wie Sie ihn nicht in ein messbares Ziel gießen, in Etappen gliedern und Schritt für Schritt umsetzen. Sagen Sie mir, wie jemand sein Ziel definiert – und ich sage Ihnen, ob er es erreicht. Wer zum Beispiel sagt, „Ich würde gern einmal …“, beschreibt kein Ziel. Der Konjunktiv („würde“) und der unbestimmte Zeitpunkt („einmal“) – das sind Bauteile für ein Luftschloss, nicht zur Landung in der Realität. Wer „gern mal ein eigenes Unternehmen gründen“ würde,

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der wird nicht gezielt nach Ideen suchen, den Markt sondieren, Geldgeber akquirieren und dann die Firma so lange anschieben, bis sie erfolgreich ist. Und wenn jemand sagt, „ich möchte nicht länger als ein Jahr in meiner jetzigen Firma bleiben“, dann mag dieser Gedanke zwar groß sein (falls seine Firma die Hölle ist) und der Zeitrahmen konkret (maximal ein Jahr) – aber dennoch ist das Ziel untauglich, da negativ formuliert. Wer sagt, was er nicht will, beschwört das Bild des alten Zustands herauf, statt den verlockenden Wunschzustand zu sehen. Das mag der Grund sein, warum von zehn Menschen, die sich das Rauchen abgewöhnen wollen, mindestens elf scheitern. Denn das menschliche Gehirn kann sich ein Lassen nicht vorstellen. Wer darüber nachdenkt, nicht länger in seiner alten Firma bleiben zu wollen, sieht sich in seiner alten Firma sitzen und zementiert den Ist-Zustand.

Martin Wehrle

klingt vielversprechend, aber windelweich. Was genau ist unter „moderner Kultur“ zu verstehen? Bis wann soll der Wechsel erfolgen? Und was genau wird für das Erreichen des Ziels unternommen, Woche für Woche, Tag für Tag? Das ist kein Ziel, sondern nur eine windige Absichtserklärung, die kaum zu konkreten Taten verlockt. Für ein großes Ziel brauchen Sie zweierlei: einen Traum, der als Treibstoff dient. Und einen konkreten Plan, als Fahrwerk zur Landung. Was genau werden Sie unternehmen? In welchen Schritten? Wer unterstützt Sie dabei? Woran merken Sie, dass Sie auf dem richtigen Weg sind? In welche Etappen lässt sich das Ziel gliedern? Wie gehen Sie mit möglichen Hindernissen um? Und wie sieht der Zielzustand aus: Können Sie sehen, riechen, schmecken, was dann in Ihrem Leben anders ist? Wenn es Ihnen gelingt, einen Film des Zielzustandes in Ihrem Kopf abzurufen, dann wissen Sie genau, wohin Sie wollen und was Sie daran reizt. Wie sich viele Marathonläufer auf den letzten Kilometern nur durch den Gedanken an den Zieleinlauf bei Kräften halten können, so hilft Ihnen ein konkretes Bild des Ziels, loszulaufen und auch bei Schwierigkeiten am Ball zu bleiben. Planen Sie Ihren Weg zum Ziel wie ein Projekt, mit klaren Handlungsschritten, mit messbaren Ergebnissen, mit pfiffigen Alternativen, falls Hindernisse auftauchen. Mit einem solchen Fahrwerk werden Sie sicher auf dem Boden der Wirklichkeit landen können.

TRAUM ALS TREIBSTOFF

Martin Wehrle ist Bestseller-Autor, Karrierecoach, Coaching-Ausbilder (www.karriereberater-akademie.de)

Aber auch eine positive Formulierung kann ins Leere laufen: „Ich wechsle in eine Firma mit moderner Kultur“

und betreibt den größten deutschen Karriere-Kanal auf YouTube. Sein aktuelles Buch: „Noch so ein Arbeitstag, und ich dreh durch“ (Mosaik).

DIE NÄCHSTE AUSGABE ERSCHEINT AM 03.06.2019

IMPRESSUM UNICUM BERUF – Das bundesweite Karrieremagazin erscheint sieben Mal im Jahr. (Druckauflage UNICUM BERUF: 75.210 IVW Quartal 4/18) HERAUSGEBER UNICUM Stiftung www.unicum-stiftung.de REDAKTION Uwe Heinrich (V.i.S.d.P.), Anna Lenja Hartfiel, Elena Weber, Sandra Ruppel, Marvin Kesper VERLAG UNICUM GmbH & Co. KG, Ferdinandstraße 13, 44789 Bochum, Tel.: 0234 96151-0, Fax: 0234 96151-11, E-Mail: redaktion@unicum.com MITARBEIT AN DIESER AUSGABE Rita Martens-Baentsch, Jonas Blume, Dr. Simone Cardoso de Oliveira, Janna Degener-Storr, André Gärisch, Melis Içten, Marvin Kesper, Manfred Kolkmann (Korrektorat), Celina Kumpernatz, Christian Kutzner, Andreas Monning, Jennifer Schreder, Achim Wagenknecht, Martin Wehrle GRAFIK Martin Kampschulte (verantw.) ANZEIGENLEITUNG Joachim Senk DISTRIBUTION Unicum GmbH & Co. KG DRUCK Sattler Media Press, Barleben Für alle Gewinnspiele im Heft und auf UNICUM.de gilt: Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Zeichnungen und Fotos wird keine Haftung übernommen. UNICUM BEI FACEBOOK /unicum.de NOCH MEHR VON UNICUM


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Date : 31 I 01 I 2007 Title : TCS Company Mark - Stacked - 3 lines Design Magger : Gargi Sharma Project Co- ordinator : Vishal Jhunjhunwala Colour : Pantone 2427 C Software Formats : CorelDraw 11, Adobe Illustrator CS2

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