UNICUM Beruf: 02.2017 | Trainee

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Märry Raufuss

Sehen sich nur am Wochenende: Märry, „Herr Raufuss“ und Tochter „Kalinchen“

immer wieder. Das kann eine Belastung für die Beziehung sein. Muss es aber nicht. „Fernbeziehungen halten, wenn die Vorteile die Nachteile aufwiegen“, sagt Peter Wendl. Hört sich einfach an. Dafür müsse die Sinnfrage geklärt sein: Wieso nehmen wir diese Pendelei auf uns? Nur wenn die Sinnfrage positiv beantwortet ist, hält eine Beziehung die Belastungen aus, die eine Fernbeziehung mit sich bringt. Hat man die Sinnfrage beantwortet, haben auch Fernbeziehungen keine höhere Scheidungsrate.

bestätigt auch der Paartherapeut Wendl. Durch die intensive „Quality Time“ setze eine Veralltäglichung nicht so schnell ein.

Wichtig seien gemeinsame Perspektiven. Die kurzfristige Perspektive ist das nächste Wiedersehen. Mittelfristig ist es ein gemeinsamer Urlaub. Und was die langfristige Perspektive angeht, sollten sich die Paare mit der Frage auseinandersetzen, wie lange sie so eine Fernbeziehung führen wollen. Ein paar Jahre? Auf Dauer? Nur einige Monate? „Wir haben relativ schnell gemerkt, dass wir den Schritt Zusammenziehen schnell wagen müssen oder unsere Beziehung überdenken müssen“, sagt auch Märry. Ein großer Schritt sei das gewesen, aber auch, wenn ihr Mann nach wie vor unter der Woche unterwegs ist, fühle sich die Beziehung nun anders an: „Es ist einfach angenehm, dass keiner mehr seine Tasche packen muss, um den anderen zu besuchen.“

KOMMUNIKATION IST WICHTIG Wichtig für das Gelingen einer Fernbeziehung ist der erfüllte Alltag auch ohne den anderen, sagt Peter Wendl. „Wer sich unter der Woche ohne den anderen nur halb fühlt, der wird scheitern.“ Es geht darum, ein eigenes Sozialleben aufzubauen, einen eigenen Freundeskreis und die Zeit ohne den anderen auch zu genießen. Der häufigste Grund, weshalb Fernbeziehungen scheitern, sei jedoch derselbe Grund wie bei „normalen“ Beziehungen: die mangelnde Kommunikation. Gerade eine Fernbeziehung brauche gute Absprachen. Was Märry und ihr Mann auch bestätigen: „Nur wenn man Probleme sofort bespricht, tauchen sie in der gemeinsamen Zukunft nicht mehr auf.“ Doch Fernbeziehungen haben auch Vorteile, meint sie. Denn da ist die Wiedersehensfreude: „Ich kann es kaum erwarten, ihn morgen am Flughafen abzuholen.“ Das

Ein Vorteil bei Berufstätigen sei sicher auch die Tatsache, dass man sich unter der Woche voll auf seinen Job konzentrieren kann, ohne schlechtes Gewissen, so Peter Wendl. „Ob das auf Dauer als Vorteil funktioniert, hängt davon ab, ob beide Partner das als bereichernd empfinden.“ Komplizierter werde so eine Fernbeziehung dann, wenn ein Kinderwunsch im Spiel ist, der gerade bei Akademikern oft wegen einer Fernbeziehung aufgeschoben wird – aber nicht dauerhaft aufgeschoben werden kann. Bei Märry stellte sich diese Frage (erst einmal) nicht, sie brachte ihre Tochter in die Beziehung mit ein. Ihr Tipp an alle Fernbeziehungspaare: „Entscheidet gemeinsam, welches euer Weg ist.“

SO KLAPPT’S MIT DER FERNBEZIEHUNG: • Die gemeinsame Zeit nicht überfrachten, sondern auch einfach den Alltag zusammen genießen. • Termine einhalten und den anderen informieren, wenn sich ein Telefonat verschiebt. • Den anderen am Alltag teilhaben lassen. • Vor jedem Abschied ein Wiedersehen vereinbaren. • Ein eigenes Sozialleben haben und nicht nur auf den anderen warten. • Gemeinsame Perspektiven entwickeln. • Sich nicht im Streit verabschieden. • Grundsatzdiskussionen nicht am Telefon, sondern unter vier Augen klären. Noch mehr Tipps hat Peter Wendl in seinem Buch „Gelingende Fern-Beziehung“ (Herder Verlag, 9,90 Euro) zusammengestellt.

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