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MUSIK STORIES

unclesally*s magazine

Robin Tom Rink

Abgestürzt und aufgerappelt

Die Strapazen der letzten Jahre sieht man dem entspannten Robin Tom Rink nicht an. Doch blättert man in seiner Biografie, klingt plötzlich auch sein melancholisches Debüt eine Spur düsterer. Eigentlich steht der 27-jährige Sänger, Komponist und angehende Ehemann Rink ja nicht darauf, mit seiner Drogenvergangenheit hausieren zu gehen. „Ich habe lange darüber nachgedacht, das alles so offen zu legen. Aber ich hab mir überlegt, dass man diese Infos braucht, um meine Songs richtig zu verstehen“, erklärt Rink. Mit 18 vom schnöden Westfalen nach Berlin getürmt, ein Drogenexzess nach dem anderen, drohender Absturz – Songs schreibt Rink trotzdem unentwegt. Zurück nach Münster, weg von den Drogen, rein ins Arbeitsleben als – tatsächlich - Postbote. Paris ist sein nächstes Ziel: „Die Stadt hat mir gut getan, und zu dem Zeitpunkt war ich auch wieder gefestigter.“ Doch Pustekuchen! Das aufreibende Von-der-Seele-Schreiben treibt Rink an den Rand des Nervenzusammenbruchs, er liegt monatelang flach.

Trotzdem hat alles ein gutes Ende gefunden, denn dank treuer Begleiter und einem unerschütterlichen Willen fanden die über Jahre gesammelten Songs ihren Weg ins Studio und wurden mit der befreundeten Band Elyjah aufgenommen. Die Sehnsüchte und Verlustängste der Vergangenheit kommen dabei eher subtil zum Vorschein: „Es gibt ein, zwei Lieder, die sehr traurig sind. Das sind die Berlin-Lieder“, so Rink. „Alles andere verschwimmt ein bisschen.“ Clean hin, verliebt her, eine gewisse Traurigkeit wird Rink sich auch in Zukunft bewahren: „Ich glaube, das ist einfach die Gefühlslage, in der ich am besten schreiben kann.“ Es muss ja nicht von Dauer sein. Text: Isabel Ehrlich Foto: David Biene Heimat: robintomrink.com

Auletta

Wie es singt und kracht

Hier ein Hinweis an alle, die für ein Austauschsemester, ein mehrmonatiges Praktikum oder ein Jahr als Au Pair ins Ausland gehen möchten: Wenn ihr zurückkommt, seid ihr nicht mehr die alten! Und das - soviel steht fest - kann nur gut sein! Auch Auletta-Frontmann Alex kehrte seiner Mainzer Heimat nach absolvierter Schulpflicht zunächst den Rücken und verabschiedete sich via Easyjet ins Indie-Rock infizierte und vor Aufbruchsstimmung brodelnde London. Was er dort in den sechs Monaten seines Aufenthalts an Inspiration auflas, sollte ihn fortan nicht mehr loslassen. Wie ein Schwamm sog er auf, was aus Clubs, Bars und Hinterhöfen schallte, und was zum zukünftigen Trademark seiner Band werden sollte: Die Riffs, der Rhythmus und der Look von Bands wie den Libertines, Franz Ferdinand oder den nach den Sternen greifenden The Kooks. Als er vor Input zerberstend im heimischen Proberaum aufschlägt, ist nichts mehr so, wie es mal war. SOndern viel besser

Nach Alex’ Rückkehr bekommt die einst in Akustik-Pop verpackte Poesie von Gitarrist Martin das passende Soundkleid übergestülpt. Die Kombination aus Fäuste schwingender Aufbruchslyrik und roughen Stakkato-Rhythmen kommt an - nicht nur in Mainz. Denn auf Deutsch getextet bleibt so ein Pamphlet gegen Gleichgültigkeit, Konformismus und Trägheit gleich doppelt gut hängen. Auletta sind smart genug, zu wissen, dass sie sich ihre Fans in den hiesigen Clubs live erspielen müssen, und entsprechend spielen sie jedes Konzert so, als sei es ihr letztes. Von den Großen lernen, heißt also siegen lernen. Auch wenn man dafür manchmal ins Ausland muss... Text: Dieter Rasse Heimat: auletta.de

Amazing Baby

Abnabelung mit Hindernissen

Als Sohn eines Predigers bereiste Will Roan mit seiner Familie den Norden der USA und landete schließlich in New York. Dass seine Band Amazing Baby aus Brooklyn kommt und ein wenig an MGMT erinnert - Zufall. Oder etwa nicht? Auf die Frage, ob er diesen Verlgeich nachvollziehen könne, reagiert der Sänger empfindlich. „Mit so etwas sollte man äußerst vorsichtig sein. Die Silver Jews sind dadurch nie aus dem Schatten von Pavement herausgekommen.“ Das letztere ein Projekt ersterer waren und seine eigene Bandgeschichte indirekt mit der von MGMT zusammenhängt - Gitarrist Simon O’Connor teilte sich während seiner Collegezeit mit dem Duo nicht nur ein Zimmer, sondern zeitweise auch eine Band - soll deshalb nur am Rande erwähnt bleiben. Dass beide Bands im ähnlichen Genre grasen, lässt sich hingegen nicht leugnen, denn auch Amazing Baby geben sich auf ihrem Debütalbum ‘Rewild‘ spacig-verspielt und Hippie-esk. Dabei trafen sich Hauptsongschreiber Will und Simon in einer Klingeltonfabrik. Innerhalb kürzester Zeit hatten beide die ersten

Songs geschrieben, eine Band - inklusive Ex-Icarus Line-Gitarrist Don Devore - rekrutiert und wenig später einen neuen Arbeitgeber. Auf Europatour ging’s natürlich auch. Im Vorprogramm von MGMT. Mit den Referenzen werden Amazing Baby vorerst leben müssen. Simon, frisch aus einer Metal-Band entflohen, absolvierte halbnackt und mit Kriegsbemalung eines der erste Amazing Baby-Fotoshootings, als plötzlich seine alten Kollegen in der Tür standen „und sich total kaputtgelacht haben“. Er hat’s verkraftet und eingesehen, dass es am Ende egal ist, was die anderen denken. Text: Ina Göritz Heimat: theamazingbaby.com


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