mode_messerückblick
das war berlin Fußballarena @ Bread & Butter
mode_stoffe zum vernaschen
Stoffe zum Vernaschen Die Textilindustrie findet immer mehr Alternativen zu altbekannten Materialien. Einer der Trends: Stoffe aus Substanzen wie Milch, Mais oder Algen. Text Ina Köhler Fotos Danish Fashion Institute
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icht nur Staatsgäste fanden Ende 2009 ihren Weg nach Kopenhagen: Die Nordic Fashion Association veranstaltete gleichzeitig zum Klimagipfel einen Modegipfel. 20 junge Designer waren aufgerufen, zwei Outfits aus nachhaltigen Materialien zu kreieren: Neben Biobaumwolle oder Hanf nutzten sie Ingeo, SeaCell oder Crabyon.
Diesel Appartment @ KaDeWe Karl-Heinz Müller, Riccardo Bellini (Diesel), Klaus Wowereit @ Bread & Butter Das größte Highlight der Berliner Modewoche war diesmal nicht modischer Natur: Es war die Halbfinal-Übertragung Deutschland gegen Spanien im Stadion auf dem Bread & Butter Gelände. Das Rahmenprogramm rund um die Messen – zu denen in diesem Sommer erstmals auch die ehemalige Frankfurter Messe Bright zählte – hatte viel Abwechslung zu bieten. Fashionshows, Aftershowpartys, Roof-Top-Barbecues und Storeeröffnungen - ein kurzer Überblick.
Nachwachsende Rohstoffe David Meyer, Christina Käßhöfer, Thorsten Link @ Diesel Appartment
72 Henrik Soller, Susanne Soller, Stefanie Ranft @ Superdry Store Opening
Was steckt dahinter? Ob Algen, Bambus, Kokosnüsse, Milch oder Mais – nachwachsende Rohstoffe werden immer öfter als Basismaterial für Textilien genutzt. Dass sich daraus nicht nur Mahlzeiten, sondern attraktive Outfits fertigen lassen, zeigte der Wettbewerb: Siegerin Saara Lepokorpi entwickelte komplexe Modelle aus der Maisfaser Ingeo. Das Material lässt sich ebenso färben und behandeln wie beispielsweise Polyester – nur mit besseren Eigenschaften für die Umwelt.
Hightechprodukte Eigentlich ist das Thema Food + Mode eine uralte Sache: Schon im Mittelalter färbte man Bekleidung mit Beeren oder Walnüssen, Knöpfe wurden aus Tierhörnern oder Nussschalen Luc Clement, Theo Karpathios @ Superdry Store Opening
Mustang Denim Nite @ Rodeo Ressort
G-Star Fashionshow @ Bread & Butter
Patrick Mohr Fashionshow @ MBFW
Culcha Candela @ True Religion, Soho House
Anne Oldeweme (Breuninger) @ Mavi Aftershowparty
hergestellt. Doch zwischen den vorindustriellen Methoden und dem Heute liegen Welten. Die neuen Materialien sind Hightechprodukte, beispielsweise Cocona: Die Faser auf Basis von Kokosnüssen wirkt antibakteriell und klimaregulierend. Viele der Materialien wurden entwickelt, um von Mineralöl weniger abhängig zu sein.
algen SeaCell des süddeutschen Unternehmens Smartfiber enthält – auf Basis von Zellulose – aktivierende Bestandteile von Algen. Diese wirken pilzhemmend, zusätzlich werden Stoffe wie Kalzium, Magnesium oder Vitamin E beim Tragen durch die natürliche Hautfeuchtigkeit freigesetzt. www.smartfiber.de
krabben Crabyon ist eine neue Faser, deren Technologie auf Chitin basiert. Chitin ist im Panzer von Schalentieren wie Krabben und Langusten enthalten, man findet es aber auch in Pilzen. Bislang werden industriell nur wenige Tonnen Chitin genutzt, laut Hersteller könnte man jährlich rund 150 Tonnen industriell nutzen. www.crabyon.it
Designer arbeiten mit Bakterien
mais
Das italienische Netzwerk C.L.A.S.S. sammelt alternative und umweltfreundliche Materialien und stellt diese in seinen drei Showrooms in Mailand, London und New York interessierten Designern und Produktmanagern vor. Übrigens: Der aktuellste Materialtrend sind Fasern aus dem Labor in Form von Bakterien – ganze Kleider können künftig aus lebenden Bakterienkulturen „gezüchtet“ werden. Na denn guten Appetit!
Die Faser Ingeo wird aus Getreide oder Mais entwickelt. Als Basis dient der Pflanzenzucker Glukose, aus dem durch einen Gärungsprozess das Kunststoff-Polymer PLA hergestellt wird. Daraus lassen sich Verpackungen, Flaschen Füllungen für Kissen und Sofas oder auch Stoffe herstellen. Im Gegensatz zu Kunststoff aus Erdöl verrottet das Material schnell und lässt sich auch recyceln. http://www.natureworksllc.com
kokos
WEB Adressen www.funktionstextilien.de www.class.org www.biocouture.co.uk
Unter dem Namen Cocona wird eine Kohlefaser auf Basis von Kokosnussschalen vermarktet, die beispielsweise antimikrobisch, kühlend oder als UV-Schutz wirkt. Als Beimischung für Wolle, Fleece oder für Schuhe findet das Material zahlreiche Anwender im Outdoor-sektor bei Marken wie Marmot, Oakley, Peak Performance, Vaude oder Merrell. www.coconafabrics.com
milch Milkofil ist ein Material, das auf Basis von Milchsäure vom italienischen Produzenten Filati Maclodio hergestellt wird und in Mischungen mit Baumwolle und Lenpur (einer Holzfaser) eingesetzt wird. www.milkofil.it
Tony Hawk Show @ Max Schmeling Halle
soja Aus organisch angebauten Sojaproteinen entsteht eine weiche glänzende Faser, die beispielsweise antibakteriell oder kühlend wirkt. Mit dem patentierten Verfahren werden unter anderem Socken oder Wäsche hergestellt. www.sanosoy.de
Backstage @ Mavi Fashionshow
Bambus Jungdesigner zeigen Modelle aus der Maisfaser Ingeo. Links Maxjenny, Mitte und rechts Saara Lepokorpi
Der schnell nachwachsende Rohstoff landet nicht nur im Wok, sondern wird zu einem seidenähnlichen Material, oft auch in Mischung mit anderen Fasern verarbeitet. www.bamboofabricstore.com www.shirtsofbamboo.com
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