TOP of SALZBURG Ausgabe 2014

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ARCHITEK TUR . LANDSCHAFT

Feuilleton

DIE KL AUSEN DER STADT Salzburgs Klöster öffnen ihre Pforten immer häufiger, um dort Begegnung zu ermöglichen. Doch ihre Gärten betrachten sie nach wie vor als REFUGIUM für die ORDENSLEUTE. Ein Einblick in klostereigene Rückzugsorte, die der Öffentlichkeit normalerweise VERBORGEN BLEIBEN. Text und Bild

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laustrum – jenes Wort, aus dem sich das heutige „Kloster“ ableitet – bedeutet „verschlossener Ort“. Und auch wenn manche Orden ihre Häuser inzwischen immer wieder öffnen, um Schätze zu zeigen, Wissen zu vermitteln oder/und Ruhe zu spenden, betrachten sie ihre Gärten als ihr ganz persönliches Refugium. Hin und wieder allerdings gewähren sie Einblicke, etwa beim Tag der offenen Gartentüre.

Im Franziskanerkloster sitzt man unter Apfelbäumen an schön gedeckten Tischen, probiert selbstgemachte Kuchen und Sirupe, kommt ins Gespräch. Miteinander, aber auch mit den Mönchen. Ein besonders engagierter ist Bruder Beda. Seine Hingabe gilt den Armen, den Künstlern und dem Garten, durch den er mit bescheidener Aufmerksamkeit führt. Mit sanfter Stimme erzählt er Geschichten, etwa wie das Relief von Franziskus und Clara an der Mauer entstanden ist und wie er plötzlich ein Lächeln auf den Lippen der Heiligen entdeckte. „Die Schönheit des Gartens zu teilen, ist etwas sehr Franziskanisches“, sagt er. Sehr offen gehen auch die Pallottiner am Mönchsberg mit ihrem Garten um. Eher einem kleinen Park inmitten der Mauern des Johannesschlössls ähnelnd, ist der Umgang mit der Natur sehr entspannt. Was sich ansiedelt, wird willkommen geheißen. Und das gilt auch für die Menschen. Früher Priesterseminaristen, heute Studenten, Ruhesuchende und Wissensdurstige finden in Direktorin Ursula Schock wohltuende Gastfreundlichkeit und in Rektor Pater Alois Schwarzfischer eine nahezu unversiegbare Quelle des Wissens über die Sehenswürdigkeiten der zu Füßen liegenden Stadt. Viele Gäste kommen wieder, nehmen unter der

Claudia Dabringer

Sonnenuhr und dem Spruch „Tua Lux Mea Lex“ („Dein Licht ist mein Gesetz“) Platz, hören den schwarzen Rindern auf der angrenzenden Wiese beim Grasen zu und spüren den Wind durch die Kastanien fahren. Dass die Kapuziner auf dem gleichnamigen Stadtberg einen Garten haben könnten, fällt niemandem ein, der vor der Pforte des Klosters steht. Doch gleich dahinter, mit einem prachtvollen Ausblick auf Altstadt und Festung beschenkt, liegt das Reich von Bruder Norbert. Der gebürtige Schweizer und gelernte Tischler ringt dem kargen Felsen Stück für Stück ab und legt Plätze für Weinstöcke und Pfirsichbäume an. Es ginge immer noch mehr, doch die Kraft dafür will gut eingeteilt werden. Anfangs hatte er die „Rolle“ des Gärtners nur übergangsweise übernommen; inzwischen hegt er das Fleckchen Erde schon das fünfte Jahr. „Mir gefällt die Arbeit für die Gemeinschaft, und ich freue mich auf jeden Frühling“, sagt er. Nur selten gibt die Gemeinschaft der Benediktiner der Erzabtei Sankt Peter einen Blick auf ihren Garten frei. „Er gehört den Mönchen, zum Lesen, zum Gehen und Nachdenken“, sagt Prior Pater Virgil. Von jedem Punkt des romanischen Kreuzganges hat man einen anderen Blick auf die Obstbäume, den Delphinbrunnen oder die blühenden Rosen. Kein weltliches Geräusch dringt durch und über die Mauern. Die Ausnahme: „Den Salzburger Stier hören wir recht gut.“ Die Orgel auf der Festung „brüllt“ um 7, 11 und 18 Uhr. Nicht selten zückt Pater Virgil sein Smartphone, um unbeschreibliche Stimmungen, etwa bei einem drohenden Gewitter über der Festung, selbst einzufangen. „Für uns ist die Natur gut und gleichzeitig ein Gut, für das wir Verantwortung tragen“, so Pater Virgil.

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