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im Internet präsent sein. Fakt ist aber: Die Wettbewerbsintensität ist enorm. Zudem sind Investitionen in Software und Logistik, sehr hohe Werbekosten und hohe Retourenquoten oft der Grund für den ausbleibenden wirtschaftlichen Erfolg. Die Dielmann-Gruppe verzichtet beispielsweise auf den Verkauf über das Internet: „Wir sind bislang nur im stationären Einzelhandel aktiv. Sicherlich prüfen wir immer wieder intensiv, ob der Onlineverkauf wirtschaftlich sinnvoll wäre. Wenn man sich für Online entscheidet, dann sollte man damit mittelfristig Geld verdienen können. Ob das möglich ist, muss jeder Händler für sich beantworten. So lange wir diese Frage nicht mit Ja beantworten können, werden wir uns weiter vom Onlineverkauf fern halten“, erklärt Markus Dielmann. Die größte Herausforderung bei der erfolgreichen Kombination von Online- und stationärem Schuhhandel sieht Pepijn van Bommel in der greifbaren Präsentation der Ware auf der Fläche, die dem Konsumenten ein anderes Gefühl von Zugänglichkeit bietet und damit auch Vertrauen schafft. „Deshalb denke ich, dass es neben den großen reinen Onlineplayern auch immer ein gesundes Feld für die Kombination aus lokalem Schuh- und Onlineretailer geben wird“, sagt van Bommel. Zu diesem Ergebnis kommt auch die neue Multichannel-Studie des E-Commerce-Center Köln in Zusammenarbeit mit dem Softwareentwickler Hybris. Diese verdeutlicht die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Vertriebskanälen. Demnach beginnt stationärer Umsatz in den Onlineshops. Knapp 58 Prozent der deutschen Konsumenten recherchieren direkt im Onlineshop eines Anbieters. Ein noch deutlicheres Ergebnis wurde in Österreich ermittelt. Hier nutzen rund 75 Prozent die Informationssuche im gewählten Onlineshop. 2011 wurden nur 23 Prozent der stationären Käufe mit einer Recherche in Onlineshops vorbereitet, heute sind es also rund zwei Drittel der Käufer. Umgekehrt sollen sich nur rund elf Prozent der Kunden stationär informieren, bevor sie einen Kauf im Onlineshop
Einfach, schlicht und übersichtlich günstig Markenschuhe kaufen: die neue Shoe4You-Filliale in Esslingen.
Holger Scholz, Managing Director Sales von Shoe4You: „Ich denke, das Wichtigste ist, nicht kopflos in das Onlineabenteuer zu starten, nur weil man Formate sieht, die sehr erfolgreich sind.“
tätigen. „Die Ergebnisse der Studien zeigen einerseits sehr deutlich, welchen zunehmend entscheidenden Einfluss der digitale Kanal auf den gesamten Einkaufsprozess hat. Zum anderen wird aber auch immer klarer, dass der Konsument nicht in Kanälen denkt, sondern ein kanalübergreifendes Einkaufserlebnis fordert“, erklärt Michael Hubrich, Country Manager Deutschland von Hybris. Ein einfaches, aber sicher effektives Beispiel dafür liefert Shoe4You. Über die neue Website kann der Kunde zwar nicht online einkaufen, dafür wird ein Pick-up-Service angeboten. Dabei wird der gewünschte Schuh im Internet auf Verfügbarkeit in der Filiale geprüft, dort reserviert und kann sofort abgeholt
werden. Dieses Reservierungstool mit 48-Stunden-Garantie wurde bereits zweimal mit dem ECommerce Quality Award ausgezeichnet. Holger Scholz von Shoe4You: „Als Offliner muss man andere Hausaufgaben erledigen, ehe man im Onlinebusiness erfolgreich starten kann. Für Shoe4You lautet die Strategie, sich schrittweise an E-Commerce anzunähern – auch um unseren Strukturen die Möglichkeit zu geben, in das Thema hineinzuwachsen. So haben Personal, Warenwirtschaft, Logistik und all die herausfordernden Punkte, die es beim Wandel zum Onliner eben zu meistern gibt, sanft die Möglichkeit, sich mit diesem neuen Vertriebsweg vertraut zu machen.“ Die userfreundliche Handhabung der Website verfügt zudem über einfache Navigationsstrukturen, die übersichtliche Buttons, große Produktbilder und Quick-Look-Funktionalität mit effizienten Filter- und Suchmöglichkeiten beinhaltet, die das Surfen in einem Onlineangebot von hunderten Artikeln denkbar einfach machen. Wege für die Zukunft?
Der stationäre Facheinzelhandel steht großen Herausforderungen gegenüber, um seine Wettbewerbsposition in Zukunft gegenüber den reinen Onlinehändlern und Discountern
zu behaupten. Möglichkeiten bieten gezielte Cross-ChannelStrategien, um dem geänderten Verhalten der Konsumenten zu begegnen, sowie Tradingup und die Konzentration auf persönliche Beziehung zum Kunden sowie tiefergehende Beratung und exzellenten Service. Vielleicht bedarf es auch einer rabiateren Absagepolitik vieler einzelner Händler, damit in einigen Vertriebsetagen klar wird, wer Marken im Markt zu dem macht, was sie sein wollen. Außerdem sind Hersteller und Handelsagenturen gleichermaßen gefragt, wenn sie eines Tages nicht ganz auf die Klientel fachhandelstreuer Kunden verzichten wollen, ihre Einkaufspreis- und Distributionspolitik zum Schutz der kleinen Händler zu überdenken. Den Endverbraucher an immer schneller auftretenden Reduzierungszeiten zu gewöhnen und mit Outlet-VIP-Shopping und Secret-Deal-Aktionen per Newsletter oder im FOC zu ködern, um ihn völlig von der Unverbindlichkeit der Herstellerpreisempfehlung zu überzeugen, bringt auf Dauer niemandem eine steigende Umsatzrendite oder höhere Frequenz – egal bei welchem Wetter.
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