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1933 gründete Rudolph Wöhrl (links) das gleichnamige Unternehmen und übergab es 1970 an seine beiden Söhne Gerhard (Mitte) und Hans Wöhrl. Seit 2012 leitet nun sein Enkel Olivier Wöhrl (rechts) das Familienunternehmen.
„Ich habe das Lebenswerk von zwei Generationen anvertraut bekommen“ whörl. Olivier Wöhrl übernahm im Januar 2012 als Vorstandsvorsitzender die Leitung des Unternehmens Wöhrl, das 1933 von seinem Großvater Rudolf Wöhrl gegründet wurde und heute mit 38 Standorten in Deutschland vertreten ist.
Herr Wöhrl, in welcher Situation haben Sie im Januar 2012 die Leitung des Unternehmens übernommen?
Ich bin mit Freude und Engagement in die neue Position gegangen. Im letzten Jahr konnten wir mit Ingolstadt, Coburg und Straubing Häuser eröffnen, die deutlich machen, wo ich Wöhrl in Zukunft sehe. Unser neues Präsentationskonzept kommt hervorragend an und mit der Eröffnung eines neuen Hauses in Coburg haben wir unser Filialnetz an einem bedeutsamen Standort verdichtet. Mein Ziel ist es, das Potenzial an Markenwert und Kundenvertrauen in den kommenden Jahren qualitativ weiter zu optimieren und unsere Präsenz an attraktiven, logistisch wie unternehmerisch sinnvollen Standorten auszuweiten. Das Familienunternehmen Wöhrl hatte zwischenzeitlich auf einen externen Manager gesetzt. Warum sind Sie zum Family-Business-Modell zurückgekehrt?
Wöhrl ist und bleibt ein Familienunternehmen, das ist Kern und Basis unserer inzwischen 80-jährigen Erfolgsgeschichte. Marcus Kossendey wurde ins Unternehmen geholt, um die Modernisierung voranzutreiben. Als Vertreter der dritten Generation einer traditionsreichen Unternehmerfamilie sind für mich aber andere Schwerpunkte wichtig – und entsprechende Themen wie Vertrauen, Bestän313 style in progress
digkeit, Werte, Transparenz im Umgang mit unseren Kunden und Partnern, werden deshalb auch meine künftige Arbeit stärker bestimmen, als dies in den letzten Jahren möglich war.
Ihr Großvater Rudolf Wöhrl hatte das Unternehmen 1933 im Schatten der Wirtschaftskrise gegründet. Auch heute ist Wöhrl immer wieder mit wirtschaftlich anspruchsvollen Themen konfrontiert. Worin sehen Sie die größten Herausforderungen, um mit dem sich rasant verändernden Markt mitzuhalten?
Mein Großvater hat das Unternehmen aufgebaut und auch nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich fortgeführt. Schon mein Vater hat für die weitere Entwicklung viel geleistet. Die Erwartung seitens der Familie ist, dass ich die Rolle an der Spitze des Unternehmens mit voller Kraft und persönlichem Einsatz ausfülle. Ich habe das Lebenswerk von zwei Generationen anvertraut bekommen. Das nehme ich sehr ernst. Die Auszeichnung zum beliebtesten Modehaus Deutschlands aus dem letzten Jahr zeigt, wo es für den Einzelhandel in Zukunft hingehen muss: Wir positionieren uns über Qualität, Vertrauen, Markenkompetenz und das Einkaufserlebnis. Ein zentraler Baustein dieser Strategie sind unsere Mitarbeiter, auf deren intensive Entwicklung wir viel Wert legen.
Sie haben das Unternehmen von Ihren Eltern übernommen, die es in einer vergleichsweise heilen Welt geführt haben. Worauf stellen Sie sich ein?
Dass Wöhrl in diesem Jahr sein 80-jähriges Jubiläum feiert, beantwortet Ihre Frage wohl am besten. Wir sind ein Familienunternehmen mit gewachsener Tradition und einem erfolgreichen Geschäftsmodell. Die Rahmenbedingungen unseres Geschäfts müssen wir trotzdem stetig anpassen. Wir wollen kontinuierlich am Verkaufsambiente der einzelnen Häuser arbeiten und sinnvolle Budgets für Modernisierung, Renovierung und auch Umzüge in attraktivere Lagen einsetzen, wie beispielsweise am Standort Bamberg. Bezüglich des Onlineauftritts steht vor allem der Mehrwert für den Kunden im Mittelpunkt. Der Fokus liegt darauf, unser Geschäftsmodell aus dem stationären Geschäft ins Web zu verlängern.
„Die Erwartung seitens der Familie ist, dass ich die Rolle an der Spitze des Unternehmens mit voller Kraft und persönlichem Einsatz ausfülle.“ Olivier Wöhrl, Wöhrl