SO LÄUFT’S 041 NEU DENKEN. STATEMENTS
NEUE UNTERNEHMENSKULTUR SCHAFFEN
„Eine große Herausforderung bringt der Wandel ganz sicher mit sich: die Beschleunigung fast aller Prozesse. Denken sie zum Beispiel daran, wie kurzlebig Trends inzwischen geworden sind. Als Händler müssen wir neue Wege gehen, um in dem sich immer schneller drehenden Marktumfeld weiterhin erfolgreich zu sein. Wir glauben, dass sich dafür auch unsere Unternehmenskultur in Teilen verändern muss. Es gibt Bereiche, in denen weniger Kontrolle und statt dessen mehr autonome Entscheidungsfindung auf operativer Ebene sinnvoll erscheint. Kommunikation ist ein Beispiel, dass sich hier aufdrängt. Insbesondere im Bereich Social Media oder Bloggerkooperationen verfolgen wir einen neuen Ansatz: Statt Inhalte detailliert vorzugeben, lösen wir Kontrolle dort gezielt auf. Wir sind sehr neugierig auf die mittelfristigen Resultate. Aber schon jetzt bin ich mir sicher, dass das immer schnellere und kompetitivere Umfeld dazu führen wird, dass auch andere trendsensible Unternehmensbereiche noch mehr Raum zu eigenständigem Handeln benötigen. Zum Beispiel der Einkauf. Unsere Kunden erwarten von uns, dass wir topaktuelle Ware anbieten. Da das heute aber auch extrem kurzlebig geworden ist, müssen wir uns fragen, ob herkömmliche Sourcingprozesse noch schnell genug auf Trends reagieren können. Bei zunehmender Geschwindigkeit des Marktes weder die Wettbewerbsfähigkeit noch seine Identität zu verlieren – das ist die Aufgabe, vor die uns der Wandel heute stellt.“ Dipl.-Ing. Markus Dielmann, Geschäftsführung Dielmann-Gruppe
SCHNELLIGKEIT UND INTUITION
WENIGER REDEN – MEHR HANDELN
„Ich denke, wir machen noch immer viel zu wenig anders. Die Welt hat sich in den vergangen zehn Jahren geändert und unser Verhalten als Konsumenten noch viel mehr. Die Modebranche hechelt hinterher. Geändert, wirklich geändert hat sich nichts, außer dem Onlinebusiness. Der stationäre Handel ist immer noch derselbe. Messe, anschließend Vororder und ein halbes Jahr später ist alles anders, als man gedacht hat, und wieder sind wir alle sprachlos und fassungslos! Wir sind wie Politiker, wir können stundenlang auf Messen diskutieren, jammern, schimpfen und am Ende des Tages sind wir verwundert, dass nichts passiert ist, und es so kommt, wie es kommen musste. Dann gibt es die Topseller, es gibt die Kunden, die sie kaufen möchten, aber von den Topsellern gibt es zu wenig und der Kunde wird noch immer in seinem Verhalten unterschätzt! Wieso verhält er sich nicht so, wie wir es wollen? Weil wir alle unser Verhalten geändert haben beim Geld ausgeben! Und der Handel? Der Handel sieht wieder zu, geht auf die gleichen Messen, nutz dasselbe Ordersystem – kaum mehr was am Lager zum Austauschen, kaum mehr Flexibilität. Die Frage wird sein, wann ändert man etwas – merkbar für den Kunden und für einen selber? Wann kaufen wir genug von den Topsellern, um dem Kunden das zu geben, was er sucht? Ein Beispiel war in diesem Jahr der 15. August am ‚italienischen Feiertag‘ – sollen wir die Geschäfte öffnen oder nicht? Dieser Tag war bis jetzt nicht wirklich ertragreich. Nach langen Diskussionen und weil der August zäh genug war, haben wir beschlossen, alle sechs Geschäfte in der Innsbrucker Altstadt zu öffnen, und siehe da: Der August war gerettet. Rekordumsatz mit Shoppinggästen aus Asien, Dubai und Termingeschäfte mit VIP-Stammkunden! Einheimische, Chinesen und Scheichs kauften bei 30 Grad die Topseller der Herbstsaison! Das heißt für uns: Lokal-global-Business ist angesagt und dieser heiße Sommer hat uns noch mehr bestätigt: Ab Juli künftig mehr neue Herbstware anzubieten, den Summer Sale noch früher zu starten und jedes Jahr eine neue Modesprache zu lernen! So läuft’s in Innsbruck.“ Theresa Minatti-Einwaller, Einkauf Einwaller
„Um als Marke auch in Zukunft modern und frisch aufzutreten, müssen wir – nicht zuletzt auch wegen der Krise – eine andere Denkweise an den Tag legen als bisher. Wir müssen uns vor Augen halten, dass das, was wir tun, neue Trends entstehen lässt. Nur so können wir die Art, wie sich Menschen kleiden und fühlen, verändern. Normalerweise kommen die Trends von denen, die nicht der Mode folgen. Auch wir glauben, dass ist der Weg der Wahl, wenn man Märkte erreichen will, die ständigen Änderungen unterliegen. Heute ändern sich Mode und Märkte so schnell, das gestern noch die High Fashion Impulsgeber war und morgen plötzlich die technische Outerwear den Ton angibt. Um auf diese Veränderungen zu reagieren, bedarf es einer gewissen Schnelligkeit und Intuition. Das Ziel muss sein, die einzelnen Märkte mit kleineren Kollektionen zu bedienen. Detailreich und mit einer gut definierten DNA, die in allen Märkten Anklang findet. Um immer zeitgemäß zu bleiben, sollten wir außerdem über das Jahr hinweg mehrere Liefertermine ansetzen, damit wir dem Endverbraucher stets ein breites Angebot bieten können.“ Enzo Fusco, Inhaber FGF Industries
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