Braun EDITION Vol. 12

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EDITIO N

Das Stilmagazin von BRAUN Hamburg

Vol. 12

I. MODE II. STILWELT IV. LITERATUR III. UPDATE

EDITIO

VOL. 12 / 2023 N

HERAUSGEBER / FÜR DEN INHALT VERANTWORTLICH

L ars Braun

BRAUN Hamburg

Mönckebergstraße 17, 20095 Hamburg, Kaisergalerie, Große Bleichen 27, 20354 Hamburg. T +49 (0)40/33 44 7-0, F +49 (0)40/33 44 7-103, www.braun-hamburg.com

VERLEGER

UCM Werbe- und Verlagsagentur, B2C Corporate Publishing GmbH, Michael-Walz-Gasse 37, A-5020 Salzburg, www.ucm-verlag.at

KONZEPTION UND ENTWICKLUNG

UCM Werbe- und Verlagsagentur

KREATION UND EDITING

BRAUN Hamburg / UCM Werbe- und Verlagsagentur

PROJEKT- UND REDAKTIONSLEITUNG

Alexandra Hawel

ARTDIRECTION

Barbara Lackerbauer

TEXTCHEFIN MODE

Martina Müllner

MITARBEITER DIESER AUSGABE

Markus Deisenberger, Anouk Schönemann, Marlene Steinlechner, Eva Goldschald, Daniela Stollnberger, Melanie Lindner, Sigrid Felbersohn

Geringe Farbabweichungen sind drucktechnisch nicht zu vermeiden. Copyright vorbehalten.

LEKTORAT

Uta Scholl (www.korrifee.at) / BRAUN Hamburg

FOTOGRAF

Mark Newton

STYLING

BRAUN Hamburg

HAIR & MAKE-UP

Julia Koop

MODELS

Nuno Marques, Ravi Goswami, Aodán Emmet

LOCATIONS

Amanjena Marrakesch, Riad L'Atelier, Inara Desert Camp

DRUCK

Samson Druck GmbH, A-5581 St. Margarethen im Lungau

ANZEIGEN

Bettyna Fritzen (b.fritzen@braun-hamburg.com)

ARCHITEKTUR LUXUS SINNWELTEN

MODE

16 FASHION STORY I: COLOURS OF MARRAKECH

Der Umgang mit Regeln erfährt eine überraschende Lockerheit. Weglassen ist die neue Maxime.

42 FASHION STORY II: CHAQUE CHOSE EN SON TEMPS

Alles zu seiner Zeit. Die Packliste der Saison.

66 FASHION STORY III: STYLE OASIS

Die Kunst guten Designs: Essential Looks von A-List Brands mit unverkennbarer Handschrift und Klasse.

92 FASHION STORY IV: RELIABLE PARTNERS

Beste Gefährten , universelle Partner: exklusive Taschen, Schuhe und Accessoires, die jede Garderobe vollkommen machen.

STILWELT

12 QUALITÄT ENTSTEHT NUR AUS DEN BESTEN ZUTATEN

Gianni Giannini, CEO von Doucal's im Gespräch mit Lars Braun, CEO von BRAUN Hamburg.

30 KUNST(T)RÄUME SCHAFFEN

Meriem Berrada, Kuratorin des Museums für zeitgenössische afrikanische Kunst Al Maaden in Marrakesch im Interview.

34 OUR LAND JUST LIKE A DREAM

Joël Andrianomearisoa versucht in seinen Kunstwerken, das Unfassbare fassbar zu machen. Ein Porträt.

36 NEW WORLD OF BRAUN HAMBURG

Der BRAUN Kaisergalerie Store wird auf 200 stilvollen Quadratmetern um ein exklusives Shoe Department erweitert.

UPDATE

84 WARUM BRAUCHT ES EINE NEUE AR BEITS- UND FEHLERKULTUR?

Autorin und New-Work-Expertin Lena Marie Glaser über den Wertewandel in der Arbeitswelt.

100 KÖNNEN MASCHINEN MENSCHLICHES BEWUSSTSEIN ERLANGEN?

Prof. Dr. Siegfried Handschuh im Interview über die Zukunft künstlicher Intelligenz.

EDITION / VOL. 12 – CONTENT
66 FASHION STORY III: DIE KUNST GUTEN DESIGNS.

CONTE T N

LITERATUR

58 MARRAKESCH IN WORTEN UND BILDERN

Vier wort- und bildgewaltige Werke, die ihr Publikum in die rote Stadt entführen.

KLASSIKER

40 MARRAKESCH

Neun Highlights in einer der Königsstädte Marokkos.

63 ORTE VOLLER MAGIE

Drei wundersame Plätze in Marrakesch, die Kunst und Kultur, Mode und Natur einen Raum bieten.

89 VON VERWUNSCHENEN ECKEN UND BUNTEM TREIBEN

Ausgewählte Hideaways, die unterschiedlicher nicht sein könnten und dennoch eines gemeinsam haben: eine unverwechselbare Faszination.

104 KLEINE FREUDEN DES LEBENS

Neun besondere Schätze, die den Alltag verschönern.

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88 DYNAMISCH: Im Museum für zeitgenössische afrikanische Kunst Al Maaden in Marrakesch leben die Werke durch ihre Zusammenstellung.
EDITION / VOL. 12 – STILWELT

FARBEN SIND DAS LÄCHELN DER NATUR.

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James Henry Leigh Hunt

Jerry und Gianni Giannini führen Doucal’s in zweiter Generation und haben der Marke zu internationaler Anerkennung verholfen. Hinter einer vermeintlich klassischen Gestaltung der Schuhe stecken Forschung, Entwicklung und moderne Technologien. Und ein paar Geheimnisse – die Gianni Giannini im Gespräch mit Lars Braun verrät.

Qualität entsteht nur aus den besten Zutaten

Was ein gutes Gericht und Schuhe gemeinsam haben? Vieles, ist Gianni Giannini, CEO von Doucal ʼ s, überzeugt: Gemeinsam mit seinem Bruder Jerry führt er die italienische Schuhmarke in zweiter Generation. Mit Lars Braun hat er über die Geheimnisse des Doucal’s-Komforts, Parallelen in Familienunternehmen und die Macht der Squadra gesprochen.

INTERVIEW-ÜBERTRAGUNG:

Lars Braun: Herr Giannini, nun behaupten ja viele Schuhhersteller, dass ihre Schuhe die allerfeinsten sind – was ist Doucal ʼ s ʼ Geheimnis, dass dieser Anspruch auch wahr wird?

Gianni Giannini: Ich vergleiche unsere Arbeit gerne mit der Zubereitung eines guten Gerichts. Man hat ein Rezept, das ist für alle gleich, und man hat Zutaten, hier beginnt schon der Scheideweg: Wir bei Doucal’s akzeptieren nur die allerbesten Zutaten, und gerade bei einfachen Gerichten ist das der entscheidende Unterschied.

Nun ist aber ein Doucal's-Schuh bestimmt kein einfaches Gericht, im Gegenteil ... denn es gibt eine Geheimzutat. (Lacht.) Ja, in der Tat, die haben wir. Alles begann, als wir uns gefragt haben, wie wir die nächste Generation an formelle Schuhe heranführen können. Die allermeisten Jugendlichen tragen Sneaker, und ein Fuß, der bis Ende der Zwanziger in solchen Schuhen steckt, erfährt ein Trauma, wenn er das erste Mal in einen formellen Schuh schlüpft, weil es das Berufsleben dann erfordert. Also haben wir uns gefragt, wie wir dieses Trauma mildern können und generell mit dem Leid aufräumen können. Für viele Männer sind die Tage und oft sogar Wochen, in denen sich die Füße und in Folge der ganze Haltungsapparat an neue Schuhe gewöhnen, eine echte

Gemeinsam kommen BRAUN Hamburg und Doucal’s auf 140 Jahre Familienunternehmensgeschichte – so viel Tradition verbindet. CEO Lars Braun findet im Gespräch mit Gianni Giannini zahlreiche Parallelen zwischen den Unternehmen. Die allerwichtigste: Ein geteiltes Verständnis von Qualität.

Martina Müllner FOTOS: Doucalʼs, BRAUN Hamburg.
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WIR VERSTEHEN, DASS ERFOLG NICHT DAS ERGEBNIS EINES EINZELNEN IST, SONDERN DASS WIR GEMEINSAM AN EINEM STRANG ZIEHEN MÜSSEN.

Pein. Wir haben also aus unseren Schuhen alles eliminiert, was ein unangenehmes Gefühl auslösen kann. Mit unserer Sacchetto-Konstruktion werden unsere Mokassins wunderbar anschmiegsam und flexibel, aus dem Sohlenaufbau haben wir alles Steife genommen und mit Sohlenherstellern intensiv an der Gummimischung der Laufsohlen gearbeitet. Mit dem Resultat, dass unsere Sohlen nicht nur leichter geworden sind, sondern im Abrollgefühl tatsächlich an einen Sneaker erinnern. Das wahre Geheimnis allerdings ist, dass wir unter die Lederinnensohle eine Schicht Hightech packen: eine Memory-Foam-Einlage, die dem Fuß schon beim ersten Tragen Komfort vermittelt. Egal, wie lange man den Schuh dann nicht trägt, bei jedem Hineinschlüpfen ist es wieder genau dieser angenehme Effekt, der dem Fuß sofort Komfort schenkt und es möglich macht, dass man auch in einem formellen Schuh den ganzen Tag über laufen kann.

Da sage mal einer, dass in einem Schuh nicht Fortschritt und Entwicklung stecken. Bei Doucal’s hat dieser Tüftlergeist ja Schule gemacht, wie Ihr gemeinsames Projekt mit der Universität von Ancona zeigt ...

Ja, auch hier haben wir uns gefragt: Wie bringen wir das Wissen der Maestri, das unsere Schuhe so einzigartig macht, in die Zukunft? Gemeinsam mit der Universität haben wir eine AugmentedReality-Brille entwickelt, die es ermöglicht, jeden Arbeitsschritt eines erfahrenen Schuhmachers mittels einer integrierten Kamera aufzuzeichnen. Ein junger Mitarbeiter, der diesen Prozess gerade erst lernt, kann beim Arbeiten dann genau diesen Film abspielen – ein Klick reicht, und schon kann er mit einem Auge seine Arbeit, mit dem anderen das Vorbild sehen. Das rettet dieses Wissen nicht nur für eine nächste Generation, es hilft auch ganz konkret im Alltag.

Findet man noch genügend Nachwuchs, der sich für dieses Metier begeistert?

Es ist schwierig, aber nicht unmöglich – und genau solche technologischen Innovationen steigern unsere Attraktivität. Wir investieren kontinuierlich in einen modernen Maschinenpark, der einen immer größeren Teil der körperlich anstrengenden Tätigkeiten übernimmt und ersetzt. Das Zuschneiden des Leders ist ein gutes Beispiel, eine körperlich wirklich anstrengende Tätigkeit. Das erledigt heute eine Maschine, aber trotzdem ist der Mensch, der sie bedient, für uns stets unersetzbar. Denn die Maschine kann ja die

Qualität des Leders nicht beurteilen. Sie optimiert und vermeidet Verschnitt, aber ob die verschiedenen Stücke dann an der richtigen Stelle aus dem Leder geschnitten werden, wird immer eine Sache menschlichen Ermessens sein.

Wie wichtig ist es für die Mitarbeiter, Teil eines Familienunternehmens zu sein?

Auch in unserer Region, in der Umgebung von Montegranaro, sind wir ja nur noch wenige. Unsere Region, die hier ansässigen Marken sind der italienische Nukleus für Schuhproduktion, alle hochwertigen und teuren Herrenschuhe kommen von hier, die allermeisten tatsächlich aus Montegranaro selbst. Ich bin überzeugt, dass diese malerisch schöne Gegend Einfluss hat auf die vollkommene Ästhetik des Produkts. Eine wunderschöne Landschaft mit sanften Hügeln im Rücken, das Meer im Blick – das macht etwas mit den Menschen. Wir haben lange nach einem Ort gesucht, wo wir genau diese Einzigartigkeit auch für unsere Mitarbeiter erlebbar machen können und ihre fantastische Arbeit nicht hinter den nüchternen Mauern einer Produktionshalle verstecken müssen. Endlich haben wir ein altes Gebäude auf einem Hügel gefunden, das genau das möglich macht: Wir renovieren es gerade, und ich kann es kaum erwarten, dass unsere Mitarbeiter dort sitzen: das Meer und die Landschaft im Blick, genau so soll es sein.

Verraten Sie uns noch ein Geheimnis? Wie funktioniert es eigentlich, dass die Farben, Materialien und Silhouetten der wichtigsten italienischen Männermarken so gut ineinandergreifen?

Oh, das ist wirklich fast ein Betriebsgeheimnis, aber es freut mich, dass es Ihnen auffällt, Herr Braun. Denn es entspringt genau diesem Gedanken: Wenn die Sakkos, Hosen, Hemden und Schuhe dann in einem schönen Laden wie bei Ihnen zusammen ein Sortiment ergeben, müssen sie ja in Harmonie zueinander stehen. Deshalb stimmen wir uns mit befreundeten Unternehmen ab und tauschen uns freundschaftlich über Looks und Farben aus.

Tatsächlich?

Ja, „facciamo squadra“, wir bilden eine Mannschaft, wie wir in Italien sagen. Wir verstehen, dass Erfolg nicht das Ergebnis der Arbeit eines Einzelnen ist, sondern dass wir gemeinsam an einem Strang ziehen müssen. Der Austausch ist informell, freundschaftlich, auch weil wir uns gegenseitig kennen und schätzen.

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EDITION / VOL. 12 – STILWELT

RÜCKGRAT ERKENNT MAN AM HANDGELENK.

Die Iron Walker von Wempe ist die Essenz einer zeitlos modernen und zugleich sportlichen Uhr. Reduziert auf das Wesentliche und kompromisslos in der Verarbeitung, wird sie höchsten Ansprüchen gerecht, weil sie an einem Ort gefertigt wurde, der wie kein zweiter in Deutschland für exzellente Uhrmacherkunst steht: Glashütte in Sachsen.

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MARRAKECH Colours of

Sand- und Braunnuancen, Creme, Weiß und als Businessfarbe elegantes Navy: Smart Dressing im Sommer lebt von der Lockerheit, mit der jetzt alle Regeln interpretiert werden. Weglassen ist die neue Maxime: Je schlichter der Look, desto mehr Eindruck hinterlassen Material, Qualität u nd sartoriale Verarbeitung.

Mehr finden Sie unter: braun.hamburg/edition

EDITION / VOL. 12 – FASHION STORY I
Sakko TAGLIATORE, Hemd BORRELLI, Hose PT TORINO, Schuhe HENDERSON
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Sakko LARDINI Hemd BORRELLI
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EDITION / VOL. 12 – FASHION STORY I
Jacke ZEGNA, Hemd FILIPPO DE LAURENTIIS, Hose PT TORINO, Sneaker ZEGNA Anzug STILE LATINO Hemd FINAMORE Sonnenbrille TOM FORD

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EDITION / VOL. 12 – FASHION STORY I 24 25
city taught me colour.
EDITION / VOL. 12 – FASHION STORY I
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Black Tie, the casual way: Im eleganten Schimmer des Samtes verbergen sich die Geheimnisse der Nacht. Wo geht’s hier zur Dinnerparty?

EDITION / VOL. 12 – FASHION STORY I 28 29

Neugier und Tatkraft zeichnen sie aus: Meriem Berrada ist Kuratorin des MACAAL in Marrakesch und außerdem Leiterin der Kulturprojekte der Fondation Alliances in Casablanca. 2020 wurde sie vom Kunstmagazin „Apollo“ in die Liste der 40 einflussreichsten und talentiertesten Menschen in der Kunstwelt aufgenommen, die in Afrika geboren oder ansässig sind, sowie in das französische Ranking „100 Femmes de Culture".

EDITION / VOL. 12 – STILWELT
Hicham Alaoui

Kunst(t)räume schaffen

Was Meriem Berrada als Kuratorin auszeichnet? Neugier und Offenheit, aber auch die Gabe, neue Verbindungen zu schaffen. Vor sieben Jahren entwickelte sie das Konzept des MACAAL, des Museums für zeitgenössische afrikanische Kunst Al Maaden in Marrakesch. Ihr jüngstes Projekt: eine große Ausstellung mit dem international bekannten madegassischen Künstler Joël Andrianomearisoa.

Meriem, was inspiriert Sie bei Ihrer Arbeit für das Museum?

Meriem Berrada: Absolut alles: das besondere Licht von Marrakesch, die Nachrichten, meine Reisen auf dem afrikanischen Kontinent. Aber vor allem sind es die Menschen. Ich gehe gerne durch die Ausstellungsräume und frage die Besucher, ob sie den oder die Künstler kennen oder was sie gerne in einem Museum sehen.

Afrikanische Kunst liegt Ihnen am Herzen. Wie fördern Sie sie?

Wir wollen einer Kunstszene Raum geben, die nicht immer sichtbar ist. Mit unseren Ausstellungen bringen wir brillante Köpfe aus dem ganzen Kontinent zusammen und machen ihre Kunst der Öffentlichkeit zugänglich. Damit möchten wir unserer Gesellschaft etwas zurückgeben, mit internationalen Kooperationen ebenso wie mit unseren Kunstmanagement-Trainings des MACAAL Bootcamps.

INTERVIEW: Nicoletta Schaper. FOTOS: © Hicham Alaoui, © Ayoub El Bardii, © Omar Tajmouati.
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Was hat es mit dem MACAAL Bootcamp auf sich?

Dieses Projekt soll die Kompetenzen von Kulturschaffenden stärken, die sich mit zeitgenössischer Kunst auf unserem Kontinent beschäftigen. Zurzeit arbeite ich an einem neuen Format, angefangen mit vier intensiven Arbeitstagen, in denen es um Selbstbewertung und um Gruppendynamik geht. Dann schulen wir in Einzelgesprächen über fünf Wochen hinweg, wie man Projekte auf den Weg bringt. Mit unserem tunesischen Partner ARCHIVART haben wir jetzt einen neuen Zweig hinzugefügt, um aufstrebende Künstler beim Aufbau ihrer Karriere zu unterstützen.

Welche Phase bzw. welchen Moment lieben Sie am meisten: die Entdeckung von Künstlern, die Konzeptentwicklung oder die Vernissage, bei der man die Früchte der Arbeit erntet?

Natürlich ist es schön, bei der Vernissage zu feiern, was man erreicht hat. Aber die Vernissage ist definitiv nicht der interessanteste Moment. Gerade dann beginnt ja erst die Arbeit, weil eine Ausstellung leben muss und von einem möglichst vielfältigen und großen Publikum gesehen werden soll.

MIR GEHT ES DARUM, EINE BEZIEHUNG

ZUM LOKALEN PUBLIKUM AUFZUBAUEN.

Welcome Home Vol. II, MACAAL, 2020 ⓒ Ayoub El Bardii EDITION / VOL. 12 – STILWELT
Für Meriem Berrada geht es immer auch darum, durch die Zusammenstellung der Kunst im MACAAL eine neue Dynamik entstehen zu lassen.

(links)

Für viele ist die zeitgenössische afrikanische Kunst eine Entdeckung, zumal diese gerne auf eine primitive und farbenfrohe Figuration reduziert wird. Das MACAAL zeigt die Kunst in ihrer Vielfalt und schafft so neue Verbindungen.

Kommunikation erwünscht: Meriem Berrada liebt es, durch die Museumsräume zu gehen, um zu sehen, wie das Publikum auf die Kunst reagiert, und um sich auszutauschen.

Sie meinen damit die Kommunikation?

Ja, aber mehr noch geht es mir um die Beziehung, die wir zu unserem Publikum und insbesondere zum lokalen Publikum aufbauen.

Was ist der aufregendste Moment Ihrer Arbeit als Kuratorin?

Das sind definitiv die First Steps, die Anfänge eines jeden Projekts. Es ist eine Kombination aus Erkundung, Recherche, Staunen und auch Unsicherheit. Das Pitching und die Verhandlungen können auch sehr herausfordernd sein, aber die ersten Schritte sind für mich die spannendsten und schönsten.

Wie suchen Sie die Künstler aus?

Es beginnt immer mit Hinweisen, zufälligen Gelegenheiten und einem Gespräch, das mit unserer Vision übereinstimmt. Die aktuelle Ausstellung im MACAAL ist das Ergebnis einer Diskussion, die ich vor vier Jahren mit Joël Andrianomearisoa über Kunst und Handwerk und die winzige Grenze, die beides in den Köpfen der Menschen trennt, begonnen habe. Ich wollte den Künstler dazu herausfordern, eine ganze Ausstellung mit Kunsthandwerkern in Marokko zu produzieren. Ich bin sehr stolz auf diese Ausstellung!

Wir haben die Programmgestaltung hauptsächlich der panafrikanischen zeitgenössischen Kunst gewidmet, um ihr die Sichtbarkeit zu geben, die ihr fehlt. Außerdem wollen wir die Dynamik und den Reichtum unserer Kunstszene zeigen. Aber darauf wollen wir uns nicht beschränken, denn wir wollen eine Art Selbstghettoisierung vermeiden.

Was sind Ihre nächsten Pläne für die Zukunft?

Ich liebe es, Ausstellungen zu kuratieren, aber darüber hinaus will ich daran arbeiten, Kulturarchive für viele zugänglich zu machen und eine neue Task Force von internationalen Fachleuten und Führungskräften aufzubauen. Mein Traum? Ich möchte mich mehr an Projekten über Kontinente hinweg beteiligen und damit wieder neue Verbindungen schaffen.

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(unten) Welcome Home Vol. II, MACAAL, 2020 ⓒ Ayoub El Bardii Welcome Home Vol. II, MACAAL, 2020 ⓒ Ayoub El Bardii
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New Waves, MACAAL, 2019 ⓒ Omar Tajmouati

Our land just like a dream

Joël Andrianomearisoa erzählt in seinem Werk von der Kultur seines Heimatlandes Madagaskar, aber nicht in erster Linie als Ausdruck einer großen Heimatliebe. Vielmehr ist es ein Versuch, das Unfassbare zu fassen: die Komplexität und auch die Ästhetik von Gefühlen, die wir alle wahrnehmen, aber nicht benennen können. Derzeit stellt der Künstler im Museum of African Contemporary Art Al Maaden, dem MACAAL, in Marrakesch, Marokko, aus.

Ist es Kunsthandwerk, oder ist es Kunst? Es ist beides. Das Handwerk fasziniert Joël Andrianomearisoa, der seit über zwei Jahrzehnten mit Stickermeistern seiner Heimatstadt Antananarivo in Madagaskar zusammenarbeitet. Aber er lässt sich weder auf eine Technik noch auf ein Medium oder auf ein besonderes Material festlegen. Seine Skulpturen oder Installationen sind mal Stickerei, mal Keramik oder eine Papierarbeit, die traditionelles madegassisches Kunsthandwerk offenbaren und zugleich von der vielschichtigen Kultur des Landes berichten. Dabei agiert Joël Andrianomearisoa nicht als künstlerischer Einzelgänger, sondern erzählt in vielfältigen Kollaborationen mit anderen Künstlern und Kunsthandwerkern die Geschichte Madagaskars neu. Selten lassen sich die Arbeiten eindeutig interpretieren: Lieber berühren sie, indem sie persönliche, komplexe emotionale Erfahrungen erlebbar machen.

Das spricht nicht nur die Menschen im eigenen Land an, sondern erreicht auch ein internationales Publikum. 2019 hat Andrianomearisoa Madagaskar auf der 58. Biennale di Venezia vertreten. Darüber hinaus zählen weltweit führende Kunstinstitutionen wie der Hamburger Bahnhof in Berlin, das MAXXI in Rom, das Smithsonian National Museum of African Art in Washington D.C. und das Centre Pompidou in Paris zu seinen Stationen. Aktuell gibt es eine große Ausstellung seiner Werke im Museum of African Contemporary Art Al Maaden in Marrakesch, dem MACAAL, die bis Mitte Juli 2023 zu sehen sein wird und mit der das Museum ihm als zeitgenössischen Künstler eine eigene Ausstellung widmet. In allen Räumen des Museums werden seine Arbeiten den Werken anderer Künstler aus der Sammlung der Fondation Alliances gegenübergestellt. Sie treten auf diese Weise in Dialog miteinander, erhalten so eine neue Bedeutung. Dazu passt der Titel der Ausstellung „Our land just like a dream“, der wie ein poetischer Vers oder wie ein Mantra von der Herkunft und Erdverbundenheit des Künstlers kündet.

Die Exponate für die Ausstellung sind in Zusammenarbeit mit Kunsthandwerkern in Marrakesch entstanden und zeigen viele verschiedene lokale Handwerkstechniken, die die traditionelle Textilkunst neu interpretieren. In Form von Flechtwerk, als Metallarbeit, als Keramik oder als Stickerei gefertigt, sind sie als Hommage an das Erbe

Marokkos zu verstehen. Zum anderen sind es poetische Visionen. „,Our land just like a dream‘ lädt dazu ein, neue Wege zu beschreiten“, sagt Meriem Berrada, die die Ausstellung als künstlerische Leiterin des MACAAL kuratiert hat. „Es geht darum, die Beziehungen zwischen Materie und Territorium zu erfahren und die fragile Grenze zwischen Kunst und Handwerk zu überwinden.“

WE COME FROM THE LAND, A LAND THAT BELONGS TO US AND OVERWHELMS US, BUT WE ALSO SEE THE WORLD.

Joël Andrianomearisoa

I. ZUR PERSON : Der 1977 in Antananarivo, Madagaskar, geborene Joël Andrianomearisoa lebt und arbeitet in Paris, Magnat-l’Étrange und Antananarivo. Er ist nicht nur diplomierter Architekt, sondern auch Gründer und künstlerischer Leiter von Hakanto Contemporary, einem gemeinnützigen Raum für Künstler in Antananarivo.

II. ERLEBBARE KUNST : Oft entziehen sich die Arbeiten von Joël Andrianomearisoa einer eindeutigen Interpretation. Lieber berühren sie und machen emotionale Erfahrungen erlebbar.

III. INTERPRETATIONS SPIELRÄUME : Die für die Ausstellung entstandenen Werke sind persönliche Interpretationen des künstlerischen Erbes von Marokko und eine Hommage an das Kunsthandwerk.

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TEXT: Nicoletta Schaper. FOTOS: © Micah Delport, © Ayoub El Bardii.
EDITION / VOL. 12 – STILWELT

Joël Andrianomearisoa, LES HERBES FOLLES DU VIEUX LOGIS, Exhibition OUR LAND JUST LIKE A DREAM, MACAAL, 2023 ⓒ Ayoub El Bardii

Joël Andrianomearisoa, LITANIE DES HORIZONS OBSCURS, Exhibition OUR LAND JUST LIKE A DREAM, MACAAL, 2023 ⓒ Ayoub El Bardii

I. II. III. Micah Delport
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NEW WORLD of Braun

Der BRAUN Hamburg Store in der Kaisergalerie bekommt Zuwachs: Auf weiteren 200 Quadratmetern hält ein exklusives Shoe Department Einzug. Unter der gestalterischen Obhut des international renommierten Architekturbüros blocher partners, Stuttgart, entsteht eine neue Dimension des Einkaufserlebnisses.

EDITION / VOL. 12 – STILWELT
TEXT: Martina Müllner ILLUSTRATIONEN: Claudia Meitert.
EDITION / VOL. 12 – STILWELT 36 37

Landmarks zu setzen ist bei BRAUN Hamburg Unternehmensphilosophie: 2014 wurde der BRAUN Hamburg Store in der Kaisergalerie in dem denkmalgeschützten Gebäude an der Einkaufsstraße Große Bleichen – wo zuvor das Ohnsorg-Theater residierte – aufwendig ausgebaut. Vier Jahre später folgte die Filiale in der Mönckebergstraße, die um ein Stockwerk erweitert und dem Designkonzept angepasst wurde und seither dem luxuriösen, edlen und zeitlosen Architekturkanon von BRAUN Hamburg folgt. Jetzt steht in der Kaisergalerie eine Erweiterung an: das Shoe Department auf 200 Quadratmetern, projektiert von dem international renommierten Architekturbüro blocher partners.

„Damit definieren wir nicht nur das Einkaufserlebnis neu, wir bekennen uns auch zu unserer DNA als stationärer Einzelhändler mit höchsten Ansprüchen“, so Lars Braun. Der bisher gut 1.100 Quadratmeter umfassende BRAUN Hamburg Store in der Kaisergalerie wird um 200 Quadratmeter Verkaufsfläche erweitert, die sich ganz dem Thema Schuhe widmet. Das innovative Konzept will das Einkaufserlebnis für Männer neu definieren, es integriert die behaglichen Komponenten eines Ankleidezimmers und schafft so eine Wohlfühlatmosphäre. Exklusive Möbel, freistehende, wohnliche Elemente, dunkle, warme Farben in Blau- und Rottönen sowie Paravents aus Nussholz schaffen einen Raum zum Verweilen.

„Genuss ist ein zentrales Kriterium“, erzählt Lars Braun. „Die Ansprüche von Kunden mit Blick auf ihr Einkaufserlebnis haben sich gewandelt. Sie schätzen es, willkommen zu sein, sich wohlzufühlen und sich selbst zu verwöhnen, ohne an Effizienz einzubüßen. Da her haben wir in kreativer Zusammenarbeit mit Jutta Blocher und ihrem Team ein Design für unser neues Schuh-Department fest gelegt, das nicht ergebnis-, sondern erlebnisorientiert ist. Gepaart mit unserem besonders hohen Anspruch an den persönlichen Service entspricht unser Geschäft nun noch mehr dem Zeitgeist.“

Jutta Blocher, Managing Director Interior Design bei blocher part ners, ergänzt: „Die Grundlage unserer Zusammenarbeit mit BRAUN Hamburg bilden die von beiden Unternehmen geteilten Werte: Kreativität, Innovation, Kundenfokus und Verbindlichkeit. Dadurch schaffen wir Qualität. Wir haben bei der Erweiterung der Kaiser galerie Einkaufen für Männer gemeinsam zu einem Designerlebnis gemacht – und das nicht allein durch das Warenangebot. Es geht um Ruhe, um Zeit, um Sich-Wohlfühlen – also um den wahren Lu xus. Entstanden ist ein Raum als Teil einer modernen und starken Brand Identity.“

Marken wie Doucalʼs, Hidnander, Todʼs, Autry, Axel Arigato, Car Shoe, Hogan, Clarks, Officine Creative, Santoni oder Veja – ein ge lungener Mix vom klassischen Dress Shoe über Sneaker bis zur Casual-Sandale. In dem neuen Shoe Department finden sie ihre ideale Bühne. Mit Fachkompetenz und stilistischer Expertise stehen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Kunden beratend zur Seite. Das komplette Sortiment des Shoe Departments ist selbstver ständlich auch online unter www.braun-hamburg.com erhältlich.

UNSER NEUES SHOE DEPARTMENT

IST NICHT ERGEBNIS-, SONDERN ERLEBNISORIENTIERT.

EDITION / VOL. 12 – STILWELT
Lars Braun

Das Outfit steht und fällt mit dem Schuh

Jutta Blocher ist als Managing Director Interior Design von blocher partners eine international anerkannte Größe im Bereich der Storegestaltung. Für BRAUN Hamburg hat sie federführend das Storedesign des neuen Shoe Departments geleitet.

Ihnen oblag die Gestaltung des neuen Shoe Departments von BRAUN Hamburg in der Kaisergalerie – mit welcher Vision hat blocher partners dieses Projekt geplant?

Als Luxus zählt heute nicht mehr nur der reine, materielle Besitz, sondern auch der Mehrwert durch individuelles, außergewöhnliches Erleben. Deshalb ist der stationäre POS für das Luxus-Einkaufserlebnis unersetzlich. Unser Ziel war es, die Individualität der Marke BRAUN Hamburg mittels eines hochwertigen und zeitlosen Designs widerzuspiegeln.

Wird sich das Shoe Department als Teil der Verkaufsfläche in der Kaisergalerie anfühlen oder wird es mehr das Gefühl eines Stand-alone-Stores vermitteln?

Die neue Verkaufsfläche hebt sich gestalterisch bewusst vom übrigen Store ab und lässt den Kunden so in eine andere Welt eintauchen. Doch es gibt auch Gemeinsamkeiten. Holz, das als Material den BRAUN Hamburg Store prägt, wird aufgegriffen und neu interpretiert.

BRAUN Hamburg feiert in diesem Jahr sein 90-jähriges Bestehen – ist Tradition auch in der Innenarchitektur sichtbar?

Unser Design-Konzept überträgt die Werte des Unternehmens in die neue Abteilung. Materialien wie Messing, Nussholz und Naturstein unterstreichen den dezenten Luxus und die selbstverständliche Eleganz von BRAUN Hamburg.

Grundsätzlich steht immer die Dachmarke im Vordergrund. Bildhaft ausgedrückt: Unsere Gestaltung rückt die Marken ins besondere, individuelle Licht und es entsteht eine Gesamtkomposition. Das Design verkörpert die Marke BRAUN Hamburg und macht sie räumlich erlebbar. Die einzelnen Brands sind dennoch ersichtlich. Dezente Markentafeln können flexibel zu den jeweiligen Schuhmarken gestellt werden.

Wie wird durch die Gestaltung unterstrichen, welche Bedeutung die Schuhe für guten Stil haben?

Der erste Eindruck zählt. Es ist kein Gerücht, dass viele Frauen einem Mann nicht zuerst in die Augen, sondern auf die Schuhe schauen. Das beste Outfit steht und fällt mit dem Schuhwerk. Genauso verhält es sich mit dem Store Design – in erster Linie kommt es auf ein stimmiges Gesamtbild an. Dass sich BRAUN Hamburg auf 200 Quadratmetern Verkaufsfläche ganz dem Thema Schuhe widmet, spricht für sich.

Jutta Blocher, Managing Director Interior Design, blocher partners

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INTERVIEW: Martina Müllner FOTO: Bernd Kammerer für blocher partners.
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Marrakesch

Marrakesch ist eine von den vier Königsstädten Marokkos. Eine Stadt, die den Spagat zwischen Moderne und Tradition schafft wie keine andere. Eine Stadt voller Farbenpracht und orientalischer Düfte, gepaart mit dem Zauber aus Tausendundeiner Nacht. Herausgeber Lars Braun verrät seine persönlichen Highlights der Stadt.

TEXT: Eva Goldschald. FOTOS: unsplash.com/Chloe Chavanon, istockphoto.com/ Camila1111, beigestellt.

I. HOTELS

DAR RHIZLANE / / AVENU JNANE EL HARTI

Jedes Zimmer in diesem Retreat verfügt über einen privaten Garten oder eine Terrasse. Wer die typische marokkanische Küche kennenlernen möchte, bucht sich einen Platz in der hauseigenen Cuisine Academy, inklusive Einkaufstour in den traditionellen Souks.

LA SULTANA MARRAKECH / / 403 RUE DE LA KASBAH

Obwohl es hier 28 Suiten gibt, fühlt es sich an, als hätte man das Hotel für sich alleine gemietet. Exklusives Ambiente trifft auf einen hervorragenden Stil, der diesen Zufluchtsort zu etwas ganz Besonderem macht.

RIAD LE SAADIEN / / 14 DERB EL ARAB

Typisch marokkanische Architektur, warme Holzelemente und unzählige Pflanzen – hier findet man sich im Wohlfühl-Luxus wieder. Ein Gefühl wie in einem großen Garten, begleitet von dem leisen Plätschern eines Baches und dem sanften Zwitschern der Vögel.

II. KULTUR

MEDERSA BEN YOUSSEF / / RUE ASSOUEL

Bunte Kachelmuster und feine Stuckarbeiten spiegeln die Blütezeit der islamischen Kultur in der ehemaligen Koranschule wider. Inmitten der Souks eine ruhige Oase, die zum Staunen einlädt.

MAISON DE LA PHOTOGRAPHIE / / RUE AHL FES, 46 RUE BIN LAFNADEK

Seit 2009 entführt die Kunstgalerie zu den Anfängen der marokkanischen Fotografie und über die Moderne der 1960er hinaus. Dabei beeindrucken nicht nur die Fotografien, sondern auch die Architektur des Museums.

SOUKS OF MARRAKECH / / DJEMAA EL-FNA, RUE EL KSOUR, 38 Es ist laut, es ist voll, es ist Leben. Auf den traditionellen Märkten bekommt man typische Gewürze, Gewänder, Teppiche und vieles mehr. Eine kulinarische wie kulturelle Erfahrung, die man nie vergisst.

III. RESTAURANTS

LA PAILLOTE / / KM 4, ROUTE D’AMIZMIZ, ENTREE PAR OASIRIA

Französische Küche mitten in Marrakesch. Das Ambiente ist ruhig, stylish und relaxt. Gekocht wird nach Saison, gegessen im Schatten von jahrhundertealten Olivenbäumen oder in der stilvollen Lodge.

PLUS 61 / / 96 RUE MOHAMMED EL BEQAL, GUELIZ

Australischer Lifestyle trifft marokkanisches Flair: Das Essen orientiert sich an der Vielfalt Australiens, kombiniert mit den besten Gewürzen aus dem mittleren Osten und Südasien. Brot, Pasta, Käse und Joghurt werden jeden Tag frisch zubereitet.

DAMEH RESTAURANT / / EL MIRADOR 15 GUELIZ RUE CADI

Die sorgfältig kuratierte Inneneinrichtung harmoniert hervorragend mit den kreativen Speisen. Hier wird ein unvergleichbarer kulinarischer Mix aus den Küchen verschiedener Länder serviert. Untermalt wird das Ganze von Live-Musik.

40 41 EDITION / VOL. 12 – KLASSIKER

CHAQUE CHOSE EN SON TEMPS

Alles zu seiner Zeit: die Lektion, die Marrakesch lehrt. Slow Motion statt endloser To-dos, da darf auch die Packlist auf ihre Essenz reduziert werden: Polos in Frottee und Strick, geknöpfte Hemdjacken oder Leinenhemden bringen den guten Stil in die Freizeit. Weite, luftige Hosen oder Shorts und Beachwear mit Resort-Charakter.

Mehr finden Sie unter: braun.hamburg/edition

EDITION / VOL. 12 – FASHION STORY II
CRUCIANI Hose PT TORINO Schuhe HENDERSON
Shirt
Hemd FEDELI Shirt CRUCIANI Hose DONDUP Schuhe MANEBÍ
Strickhemd und Shirt von FILIPPO DE LAURENTIIS. Hose PT TORINO
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FINAMORE, Hose PT TORINO EDITION / VOL. 12 – FASHION STORY II
Hemd
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Jacke HERNO Shirt FILIPPO DE LAURENTIIS Hose PT TORINO
EDITION / VOL. 12 – FASHION STORY II 48 49
Shirt und Bermudas von ORLEBAR BROWN. Hemd FEDELI, Hose MARCO PESCAROLO, Schuhe DOUCAL ’ S
Kurzarmhemd
FEDELI, Shorts PT TORINO
Shirt CRUCIANI Hose PT TORINO
Troyer FTC EDITION / VOL. 12 – FASHION STORY II 52 53
EDITION / VOL. 12 – FASHION STORY II
Shirt und Bermudas von FEDELI.
von 04651/ A TRIP IN A BAG. EDITION / VOL. 12 – FASHION STORY II 54 55
Alles
EDITION / VOL. 12 – FASHION STORY II
Alles von STONE ISLAND. Sneaker FILLING PIECES
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Marrakesch in Worten und Bildern

Wenn Satz für Satz miteinander verschmilzt, sind da nur noch Bilder im Kopf, die eine Geschichte zeichnen, einen tief darin eintauchen und alles vergessen lassen. „Bücher sind fliegende Teppiche ins Reich der Phantasie ...“, sagte einst James Daniel. Und wirklich, Bücher vermögen es, uns in ferne Welten zu tragen, diese zu erleben. Vier Werke, die uns auf dem fliegenden Teppich des geschriebenen Wortes und der Bilder in die orientalische Weite Marrakeschs entfliehen lassen.

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Reto Guntli An Arabian horse thoroughbred in the stables, d esigned by Jacques Garcia, at the stud farm of the Selman hotel TEXT: Daniela Stollnberger. FOTOS: Verlage.

I. MAGIE ZUM BETRACHTEN

Schnappschüsse, die direkt aus dem Leben gegriffen scheinen –das bietet der Bildband mit dem klingenden Namen „Marrakech Flair“. Der Titel ist dabei Programm. Eingefangen sind Momente, die Marrakeschs Lebendigkeit in allen Facetten spürbar machen; die die großen wie kleinen Sehenswürdigkeiten zeigen und berühmte Bauten in ausdrucksstarken Fotografien präsentieren. Detailreich, intensiv, wunderschön ... ein Erlebnis, als wäre man selbst dort gewesen.

AUTORIN: MARISA BERENSON

TITEL: MARRAKECH FLAIR

VERLAG: ASSOULINE

Reto Guntli | Fine leatherwork adorns the Berber horsemen’s a ttire at Palais Soleiman.
EDITION / VOL. 12 – LITERATUR 58 59

ERST WENN MAN MIT BÜCHERN IN BERÜHRUNG KOMMT, ENTDECKT MAN, DASS MAN FLÜGEL HAT.

II. ZUM TRÄUMEN UND WOHLFÜHLEN

Farbenfroh, kunstvoll, gemütlich und eindrucksvoll – marokkanisches Interieur ist so vielseitig, so atemberaubend schön und durchdacht zugleich. Dieses Buch gibt faszinierende Insights in die Arbeit neuer Designer und Architekten, die in Marokko schöpferisch tätig sind und Kultur wie Tradition in heimeligem Flair zueinanderfinden lassen. Modern renovierte Gebäude werden hier ebenso zum Thema wie das ehemalige Haus Yves Saint Laurents. Durchblättern und sich inspirieren lassen!

AUTORIN: CATHERINE SCOTTO

TITEL: MAROKKO – INTERIOR, DESIGN, INSPIRATION

VERLAG: PRESTEL

Helen Hayes
EDITION / VOL. 12 – LITERATUR
ⓒ Nicolas Mathéus

IV. EIN REISEBERICHT, DER KEINER IST ...

Eindrücke rückblickend reflektiert, atmosphärisch gezeichnet und niedergeschrieben in einem Buch, das mit Worten Bilder malt. „Die Stimmen von Marrakesch“ nimmt mit auf eine Reise, die Autor Canetti einst, im Jahre 1954, bestritt. Erst nach seiner Rückkehr nach London skizzierte er Erlebtes, Abenteuer und Sinneswahrnehmungen, hielt Gerüche, Klänge und Lebensweisen fest und liefert somit intimste Einblicke in das orientalische Leben, das ihn zutiefst berührte. Ein Werk, das einen mitfühlen lässt.

AUTOR: ELIAS CANETTI

TITEL: DIE STIMMEN VON MARRAKESCH –

AUFZEICHNUNGEN NACH EINER REISE

VERLAG: FISCHER TASCHENBUCH VERLAG

III. ZWISCHEN LIEBE UND LEID

Zeilen, die unter die Haut gehen und die Bestsellerlisten in aller Welt in Windeseile stürmten. Leïla Slimani liefert mit ihrer berührenden Geschichte ein weitum gefeiertes literarisches Werk, das uns mitfiebern lässt, uns entführt in eine weit entfernte und fremde Welt. Eine Liaison zwischen einer jungen Elsässerin und einem marokkanischen Offizier, die Freiheit, Abenteuer und Liebe verspricht, jedoch in Unverständnis, Komplikationen und Patriarchalismus endet. Lesenswert!

AUTORIN: LEÏLA SLIMANI

TITEL: DAS LAND DER ANDEREN

VERLAG: LUCHTERHAND

EDITION / VOL. 12 – LITERATUR 60 61

Orte voller Magie

Was Mode, Gelassenheit und Kunsthandwerk gemeinsam haben? Sie sind tief in der marokkanischen Kultur verankert und essenzieller Bestandteil der landestypischen Joie de vivre ... Drei wundersame Plätze Marrakeschs, die zwar völlig unterschiedlich sind, jedoch durch ebendiese traditionellen Werte miteinander verbunden scheinen – Museen und Orte, die modisch inspirieren, zur Ruhe kommen lassen und die Kunst vergangener Tage lebendig werden lassen.

TEXT: Daniela Stollnberger. FOTOS: unsplash.com/Kyle Frost, unsplash.com/Aleksandra Rupar, dreamstime.com/Mathias Rhode, shutterstock.com/Anelovski.

I. KUNST UND KULTUR HAUTNAH

Ein ganz besonderer Ort. Voll spürbarer Geschichte, in atemberaubender Gestaltung und eindrucksvoller Architektur. Das Dar Si Said wurde im 19. Jahrhundert ursprünglich als Palais erbaut. Das Gebäude mit seinen prunkvollen Räumen und harmonischen Innenhöfen beherbergt heute das bedeutendste und älteste Museum Marokkos. Neben dem einzigartigen Flair des Hauses selbst gibt es breitgefächertes Kunsthandwerk und Traditionsstücke der Berberkultur zu erleben. Altehrwürdige Objekte, wertvolle Instrumente, spektakuläre Antiquitäten und kostbare Teppiche zählen zu den Hauptausstellungsstücken des Museums. Ein Traum in edlen Hallen und ein Muss für jeden, der Marrakesch besucht.

DESTINATION: 8 RUE DE LA BAHIA // MARRAKESCH

WWW.DARSISAID.COM

II. IM ZEICHEN DER MODE

Wandeln auf des Meisters Spuren ... Seit 2017 ist Marrakesch um ein weiteres kulturelles Highlight reicher. Im Musée Yves Saint Laurent sind die schönsten Designs des französischen Modedesigners, der sich einst so sehr in Marokko verliebte, dem breiten Publikum zugänglich. Traumhafte Roben, farbenprächtige Blusen, aber auch düsterere Designs bilden das Zentrum des Museums. Thematisiert werden jedoch nicht nur die Werke des Modeschöpfers, sondern vor allem auch seine hingebungsvolle Beziehung zu Marokko selbst. Angeschlossen an den berühmten Jardin Majorelle, ist das Haus ein imposanter Tempel der Huldigung und wahrlich sehenswert.

DESTINATION: RUE YVES ST LAURENT // MARRAKESCH

WWW.MUSEEYSLMARRAKECH.COM

III. GEHEIMNISVOLL UND MAGISCH

Dieses satte Grün, diese bunte Blütenpracht, diese friedliche Atmosphäre. Im Jardin Secret – dem geheimen Garten – wächst und gedeiht die vielfältige Botanik Marokkos auf zauberhafte, magische Weise. Wer an diesem Ort verweilt, kommt zur Ruhe, entdeckt an jeder Ecke liebevolle Details und darf die Schönheit der zahlreichen Pflanzen und Blumen ganz auf sich wirken lassen. Wunderschön angelegt ziehen sich die verwinkelten Gänge durch hier entstandene Flora und laden zum Staunen ein. Herzstück ist der Pavillon, der mit unzähligen Kacheln und Mosaiken geschmückt und mit einem kleinen Wasserspiel bestückt wurde. Ein Ort, der Natur und Frieden Hand in Hand gehen lässt.

DESTINATION: 121 RUE MOUASSINE // MARRAKESCH

WWW.LEJARDINSECRETMARRAKECH.COM

64 65 EDITION / VOL. 12 – KLASSIKER

Luxus zum Anfassen: Essential Looks von A-List Brands überzeugen mit Stil, Qualität und Charakter. Handschrift und Klasse sind für das geübte Auge des Kenners schnell dechiffriert. Denn genau das ist die Kunst guten Designs: ganz dezent und subtil wiedererkennbar zu sein.

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EDITION / VOL. 12 – FASHION STORY III
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„Unternehmen sind gefragt, New-Work-Initiativen zu unterstützen und die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung zu stellen“, sagt Glaser.

EDITION / VOL. 12 – UPDATE

Warum braucht es eine neue Arbeits- und Fehlerkultur?

New-Work-Expertin Lena Marie Glaser fordert „Arbeit auf Augenhöhe“. Ein Gespräch über den allgemeinen Wertewandel in der Arbeitswelt und darüber, was wir von den Millennials lernen können.

Die Machtverhältnisse haben sich verschoben“, konstatieren Sie in Ihrem aktuellen Buch „Arbeit auf Augenhöhe“. In Bewerbungsgesprächen gehe es heute weniger um Leistungsziele und Dienstwagen als vielmehr um Perspektiven, Wertschätzung und Work-Life-Balance. Wir sollen von den Jungen lernen. Was genau?

Die Jungen wünschen sich Arbeit im Einklang mit ihren Bedürfnissen und Werten und ihrem Wohlbefinden. Es dreht sich nicht mehr alles nur um Arbeit und Leistung bis zum Umfallen. Sie achten auf ihre mentale Gesundheit. Da ist ein genereller Wertewandel im Gange. Sie wollen auch sinnstiftend arbeiten. Sie wollen mitgestalten, gehört und ernst genommen werden. Dabei treten sie selbstbewusst auf, anders als früher. Der demografische Wandel und der Fachkräftemangel führen zu einer Machtverschiebung: Die jungen Menschen suchen sich gezielt ihre Arbeitgeber aus, nicht umgekehrt. Die junge Genration kommt außerdem mit einem frischen Blick und der Lust, etwas zu verändern.

Im Buch fordern Sie viel Verständnis für die junge Generation ein, aber muss man nicht auch die ältere Generation verstehen, die ihre hart erarbeitete Pension in Gefahr sieht?

Klar ist, dass die älteren Generationen, die schon länger im Arbeitsmarkt sind, hier ein Unbehagen verspüren, manche fühlen sich regelrecht angegriffen. Ich führe im Rahmen meiner Forschungsund Beratungspraxis viele Gespräche mit Menschen aller Generationen – von Boomer bis Millennial – und Positionen – von der Geschäftsführung bis zum Lehrling –, und der Schlüssel zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit ist das Verständnis füreinander.

Das ist ein kulturelles Thema und darf kein Gegeneinander sein. Führungskräfte erkennen bei den eigenen Kindern, dass sich etwas verschiebt, und sie wissen oft nicht, wie sie damit umgehen sollen. Aufgabe von Arbeitgebern ist es daher, eine Arbeitskultur zu schaffen, in der Menschen aus unterschiedlichen Generationen und Erfahrungswelten zusammenkommen und voneinander lernen können. Das wird immer wichtiger.

In den USA erkranken laut einer Studie bereits 76 Prozent aller befragten Beschäftigten im Laufe ihres Arbeitslebens an Burnout. Andere Studien zeigen, dass immer mehr unter 30-Jährige davon betroffen sind. Die Zahlen sind alarmierend. Würden Sie mir zustimmen, dass der Hauptgrund für Burn-out weniger im Vielarbeiten liegt als vielmehr in der Kluft zwischen der Arbeit, die die Menschen aktuell ausüben, und jener, die sie als sinnstiftend erachten?

Warum Menschen an einem Burn-out erkranken, hat viele unterschiedliche Gründe. Dazu zählt, in einem Arbeitsumfeld zu arbeiten, in dem man überfordert und im Dauerstress ist, aber eben auch, dass der eigene Job nicht dem entspricht, wie man eigentlich arbeiten und leben will. Das erschöpft.

Ihnen persönlich hat in dieser Situation der Unzufriedenheit Coaching weitergeholfen. „Ich sah mich, wie ich sein wollte, und Schritt für Schritt wurde ich so“, schreiben Sie.

Ja, es ist ungemein wichtig, mit professioneller Unterstützung die aktuelle Situation zu reflektieren und so neue Perspektiven auf bestehende Probleme zu bekommen. Ein Trend ist, dass sich immer mehr Menschen Hilfe im Coaching suchen. Oft stecken wir so im

INTERVIEW: Markus Deisenberger. FOTOS: © Elodie Grethen, Kremayr & Scheriau Verlag.
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Hamsterrad, auch Führungskräfte sind sehr belastet. Sie vergessen oft, die Pause-Taste zu drücken und durchzuatmen. Es geht darum, innezuhalten und sich zu fragen: Was brauche ich, und wie unterscheidet sich das von dem, was ich tagtäglich vorfinde?

Ist dies das, was Sie „Check-in“ nennen?

In meinem Buch beschreibe ich, wie wichtig es ist, immer wieder einen persönlichen Check-in zu machen: Wo stehe ich, was brauche ich? Gerade bei Führungskräften lässt sich oft beobachten, dass es einen Widerstand dagegen gibt, sich Hilfe zu holen, und so zu zeigen, dass man verletzlich ist. Aber genau das ist sehr wichtig für Menschen in Entscheidungspositionen und mit Personalverantwortung. Zu sehen, wo die Probleme sind und wo ich mich verbessern und weiterentwickeln kann – das funktioniert schlecht alleine. Dafür braucht man jemanden, der einem den Spiegel bietet. Nur dann kann man eine gute Führungskraft sein, die andere begleitet und ein motivierendes Arbeitsumfeld schafft.

Wie aber sollen sich mit ihrer Arbeit unzufriedene Menschen, die krisenbedingt finanziell „am Anschlag“ sind, ein solches Coaching leisten können?

Austausch und Reflexion sind auch unter Kolleg:innen möglich. Aber es ist wichtig, dass Arbeitgeber Weiterentwicklungsangebote wie Coaching schaffen, um ihr Personal zu unterstützen und zu fördern. Immer mehr Betriebe tun das auch. Auf persönlicher Ebene rate ich unzufriedenen Beschäftigten, zunächst ihre aktuelle Lage zu analysieren und für sich zu visualisieren. In einem nächsten Schritt dann Gleichgesinnte zu suchen, um neue Ideen zu entwickeln: Wie können wir gemeinsam in unserem Arbeitsumfeld etwas verändern? In meinem Buch fasse ich das als „New-WorkInitiativen“ zusammen.

Immer mehr Menschen überlegen, ihren Job einfach hinzuschmeißen. Sie plädieren in Ihrem Buch dafür, erst mal an Ort und Stelle eine New-Work-Initiative zu gründen. Warum?

Ja, so ist es. Denn viele können es sich nicht leisten, ihren Job von heute auf morgen an den Nagel zu hängen. Initiativ zu werden führt dazu, gesehen und gehört zu werden. Wer mitgestaltet, geht jeden Morgen lieber zur Arbeit. Die Unternehmen sind gefragt, diese Initiativen zu unterstützen und die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung zu stellen – so können sie davon profitieren und erfolgreicher und innovativer werden.

Den dafür erforderlichen Austausch organisieren Sie in sogenannten New Work Labs?

Im Laufe meiner Arbeit habe ich beobachtet, dass es wichtig ist, sichere Räume zu öffnen, in denen man sich abseits des Tagesgeschäfts regelmäßig austauschen und Dinge entwickeln kann. Es geht auch darum, das Gemeinschaftsgefühl zu fördern: „Wir ziehen an einem Strang“, und so die Motivation und Zufriedenheit zu steigern. Das ist eine große Chance für Arbeitgeber, die attraktiv sein wollen für die Arbeitskräfte der Zukunft.

Sie haben in Dänemark eine andere, bessere Fehlerkultur kennengelernt?

Auf einer Forschungsreise besuchte ich in Kopenhagen viele Unternehmen und hatte die Möglichkeit, dort mit Menschen zu sprechen, die für ihre Ausbildung und Arbeit aus Deutschland, der Schweiz und Österreich nach Dänemark gezogen sind. Fast alle

meinten, sie könnten es sich nur schwer vorstellen, wieder in ihre Heimatländer zurückzukehren, weil man ihnen hier mehr vertraut und ihnen größere Freiräume gibt. „Ich hatte früher immer Angst, Fehler zu machen. Hier läuft das anders, deshalb traue ich mir mehr zu“, so der Tenor. Das zeigt: Wer Innovation einfordert, muss eine Kultur schaffen, die Fehler und Scheitern ermöglicht.

Genauso, wie von flachen Hierarchien meistens die sprechen, die ganz oben sitzen, wird auch das Label „New Work“ gern missbraucht. Wie erkennt man, ob es jemand damit ernst meint?

Das ist ein aktuelles Trendthema. Employer Branding betreibt mittlerweile jedes größere Unternehmen. Es geht darum, sich mit Begriffen wie New Work, Work-Life-Balance und flexible Arbeitszeiten als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Allzu oft stellt sich leider bald heraus, dass sich viele dieser Dinge nicht erfüllen, sondern reine Marketing-Versprechungen sind. Das muss auch mit Inhalten gefüllt sein. Gerade die junge Generation hat da einen sehr guten Bullshit-Sensor entwickelt, sie merkt schnell, ob das authentisch ist. Ich empfehle, im Bewerbungsgespräch und danach in der Probephase darauf zu achten, ob das, was man wahrnimmt, zu dem passt, wie man gerne arbeiten will.

Wie macht man das?

Am besten fragt man Personen, die schon länger im Betrieb arbeiten, und klärt im Recruitingprozess mit der zukünftigen Führungskraft ab, ob die gegenseitigen Vorstellungen zueinander passen. Umgekehrt rate ich Arbeitgebern, authentisch zu bleiben, klar und transparent zu kommunizieren, was geboten wird und was eben nicht. Nur wer die Menschen ab Tag 1 auf Augenhöhe mit einbindet, das Gespräch mit ihnen sucht und hinhorcht, was es zu verbessern gilt, wird langfristig und authentisch erfolgreich sein.

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ZUR PERSON: Lena Marie Glaser, geboren 1984, ist Expertin für New Work, studierte Juristin, Arbeitsforscherin und Gründerin des Zukunftslabors basicallyinnovative.com in Wien. Sie war Referentin im Finanzministerium, wagte dann aber den Schritt in die Selbstständigkeit und setzt sich seitdem für eine Arbeitswelt auf Augenhöhe ein. Mit ihrem Zukunftslabor erforscht sie die Bedingungen für ein neues Arbeiten und berät Arbeitgeber:innen dabei, nachhaltig Talente zu gewinnen und zu halten. Ihr Buch „Arbeit auf Augenhöhe“ ist im Verlag Kremayr & Scheriau erschienen.

EDITION / VOL. 12 – UPDATE
kiton. com

Von verwunschenen Ecken und buntem Treiben ...

Eintauchen in diese farbenfrohe, magische Welt und die gelassene Lebensweise auf sich wirken lassen ... Marokko ist faszinierend in seiner Kultur, atemberaubend in seiner Landschaft und wahrhaftig ein Land, das durch seine Bewohner bezaubert. Vier Orte, die zum Staunen wie Verweilen, zum Wundern wie Verlieben einladen; die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch durch marokkanische Grundwerte miteinander verbunden sind: Gastfreundschaft und viel Joie de vivre.

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TEXT: Daniela Stollnberger. FOTOS: ⓒ Marc Lagrange, Hotels.

ICH LIEBE DIE GÄRTEN VON MARRAKESCH. UND DIE FARBEN, DIE ICH DORT SEHE –UND DIE MIR IN PARIS OFT SO FEHLEN.

I. SCARABEO

Ein Erlebnis für Abenteurer, die nicht auf ein gewisses Maß an Luxus verzichten wollen. Für Entdecker, die das Wahre, Unverfälschte in einem Land suchen. Das Scarabeo Camp bietet dazu die einzigartige Möglichkeit. Inmitten der endlosen Wüstenlandschaft hat man hier exklusive Zelte aufgeschlagen. Wer sich hier niederlässt, beginnt eine Zeitreise und lernt Land und Leute in authentischster Art und Weise kennen. In geräumigen Suiten wird komfortabel übernachtet, man wird Teil dessen, wenn traditionelle Speisen über Feuer zubereitet werden, und begibt sich tagsüber auf actionreiche Exkursionen.

DESTINATION: DÉSERT AGAFAY // MARRAKESCH SAFI REGION WWW.SCARABEOCAMP.COM

II. AMANJENA

Ein Ort voller Magie. Ein Rückzugsort, der dazu verführt, tief in eine andere Welt zu versinken und sie aktiv zu erkunden. Das Amanjena ist ein Platz, der einen mit seinen herrlichen Gärten, seinen künstlerisch angelegten Pools und einer architektonisch meisterhaften Gestaltung in marokkanische Traditionen eintauchen lässt, durch und durch spüren lässt, wie zauberhaft Mentalität, Menschen und Lebensstil hier sind. Viel fließendes Wasser, Springbrunnen, orientalisch anmutende Pavillons und großzügige Villen lassen Raum, um anzukommen, und machen das landestypische Ambiente in allen Facetten erlebbar.

DESTINATION: 12, ROUTE DE QUARZAZATE // MARRAKESCH

WWW.AMAN.COM

EDITION / VOL. 12 – KLASSIKER
Yves Saint Laurent

Modernität in allen Ecken, Tradition in subtiler Symbiose. Das Sakkan zelebriert seine Uniqueness in Perfektion. Die Präsenz von Contemporary Art, Musik und feinsten Home-Duftnoten spielt hier eine zentrale Rolle. Geschaffen wird eine künstlerische Atmosphäre, die so gemütlich und relaxt wie inspirierend ist. Dabei wird mit dem namensgebenden Begriff „Sa-kan“ gespielt, der sich in seiner Bedeutung an das Heimatgefühl anlehnt – an einen Ort, an dem man sich geborgen fühlt. Vergessen werden dabei aber nicht marokkanische Formen, Architektur und Werte.

DESTINATION: 43, RUE SIDI EL YAMANI // MARRAKESCH

WWW.RIADSAKKAN.COM

IV. SELMAN

Sinnbild arabischer Eleganz, Symbol majestätischer Herrschaftlichkeit, ein atemberaubendes Luxus-Ambiente. Das Hotel Selman vereint in sich Exklusivität und Gastfreundlichkeit in Perfektion. Das 5-Sterne-Haus vermittelt in allen Suiten, privaten Villen und Classic Rooms den einzigartigen Spirit des marokkanischen Stils. Ausgewähltes Interieur und traditionelle Architektur sind die Basis, die in exklusivem Service, außergewöhnlicher lokaler Kulinarik und Hightech-Wellness-Einrichtungen gipfelt. Das Highlight? Das renommierte Gestüt mit arabischen Vollblütern.

DESTINATION: 5, ROUTE D’ AMIZMIZ // MARRAKESCH

WWW.SELMAN-MARRAKECH.COM

90 91 EDITION / VOL. 12 – KLASSIKER
III. RIAD SAKKAN

Schuhe, Taschen und Accessoires, die schon ab dem ersten Tragen zur Selbstverständlichkeit werden. Zukünftige Lieblingsstücke, beste Gefährten, universelle Partner, die der Garderobe den letzten Schliff verleihen. Voller Laisser-faire und schöner kleiner Details, die bei jedem Tragen aufs Neue faszinieren.

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Können Maschinen menschliches Bewusstsein erlangen?

Der Chatbot ChatGPT hat nach seinem Launch im November 2022 einen wahren Hype ausgelöst. Das Tool zeigt die gewaltigen Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz auf, aber auch ihre Grenzen. Experte Siegfried Handschuh über Maschinen mit menschenähnlichen Eigenschaften und Antworten, di e wir für bare Münze nehmen werden.

INTERVIEW: Markus Deisenberger FOTOS: unsplash.com/Polina Kondrashova, beigestellt.

EDITION / VOL. 12 – UPDATE

ChatGPT verspricht, Texte zu verstehen und selbst Texte ähnlich den von Menschen verfassten zu erstellen. Wie lange werde ich als Journalist noch meine Brötchen verdienen können?

Ich gehe davon aus, dass Assistenten zu ersetzen sein werden, das heißt zum Beispiel, der Anwaltsassistent wird ersetzbar sein. Der Anwalt selbst nicht so schnell. Ein Journalist, der Leitartikel schreibt oder sich mit jemandem über künstliche Intelligenz unterhält, braucht sich keine Sorgen zu machen.

Das heißt, durchschnittliche PR-Artikel werden sich Firmen in Zukunft inhouse durch KI erledigen lassen können?

Davon gehe ich aus. Ganz generell wird man Leute, die sonst keine Texte hinbekommen, in die Lage versetzen können, brauchbare Artikel zu schreiben. Aber was viel Erfahrung, Einfühlungsvermögen und vielleicht auch Genialität erfordert, kann nur schlecht simuliert werden.

Viel war darüber zu lesen, dass ChatGPT auch Sonette im Stile von Shakespeare verfassen könne. Klingt toll, nur wirklich Shakespeare-Niveau hatten die Ergebnisse halt nicht, oder?

Nein. Es kann sehr gut Stil und Struktur nachahmen, aber die kreative Genialität und das menschliche Verständnis, das Shakespeare hatte, hat das System nicht. Es funktioniert ja nach den Regeln der Statistik, liefert die wahrscheinlichste Antwort auf eine Frage. Das Wahrscheinlichste ist aber auch vorhersehbar. Und das Interessante ist ja eher unvorhersehbar und ungewöhnlich.

Dann ist es aber doch verwunderlich, dass KI immer wieder als kreativer Ideenlieferant ins Spiel gebracht wird. Nehmen wir an, ich suche nach einem möglichst noch nicht dagewesenen Plot für einen Krimi. Keine Dreiecksgeschichte, und auch der Gärtner soll’s nicht gewesen sein. Könnte das denn funktionieren?

Gute Frage. Ich benutze das System als eine Art persönlichen Assistenten. Wenn ich einen Vortrag zu einem bestimmten Thema halte, frage ich das System, wie es den Vortrag strukturieren würde. Meistens entscheide ich mich dann gegen den Vorschlag, weil ich ihn zu langweilig finde. Aber manchmal sind ein, zwei Punkte dabei, die ich sonst vergessen hätte. Strukturieren kann der Chatbot gut, und er ist eine gute Gedächtnisstütze. Ein mittelmäßiger Assistent, der alles weiß. Aber wenn Sie kreativ sind, stellen Sie auch kreative Fragen, die das System aus seiner Mittelmäßigkeit herausholen. Sie grenzen die Wahrscheinlichkeit durch Ihre Fragestellung so ein, dass Sie vielleicht doch die Nadel im Heuhaufen finden.

Dieselbe KI hat sich auch als Textdichter im Stile des Sängers Nick Cave versucht. Cave selbst meinte, das Ergebnis sei „Bullshit“ und „eine groteske Verhöhnung dessen, was es heißt, ein Mensch zu sein“. Können Sie die Reaktion nachvollziehen?

Ja, ich würde wahrscheinlich auch so reagieren, wenn einer versucht, meine Arbeit zu kopieren. Das System produziert Texte, die gewisse Stilelemente seiner Lyrik aufweisen, sie haben jedoch bei weitem nicht das Potenzial der Originale. Aber das sind generalistische Systeme. Wenn ich das System nur auf Lieder von Nick Cave oder Popsongs an sich trainieren würde, sähe es vielleicht anders aus. Und es gibt Genres, in denen es von vorneherein besser funktioniert.

Schlager etwa?

Genau. Das wäre einen Versuch wert.

Es gibt Bereiche, in denen KI bereits sehr gewinnbringend eingesetzt wird, etwa in der Tumorerkennung oder in der Plagiatsforschung. Beim Chatbot aber habe ich immer den Horror vor Augen, dass ich am Ende einer nervigen Telefon-Warteschleife statt mit dem helfenden Menschen mit einem beschränkten Chatbot verbunden werde.

Das sehe ich anders. Neulich hatte ich mit der Hotline eines Elektrofachhändlers zu kämpfen, habe dort kaum jemanden erreicht. Mir wurde mehrfach ein Rückruf versprochen, der nie kam. Da würde ich mir von einem Chatbot eine Verbesserung erwarten.

Weil er fokussiert mit dem entsprechenden Wissen auf Ihr Problem reagiert?

Und weil er Zeit hat. Es gibt Unternehmen, die wenig Interesse an Kundenbindung haben. Ein guter Chatbot kann mir vielleicht besser helfen als ein Mitarbeiter, der keine Lust hat, auf meine Fragen einzugehen. Man geht auch davon aus, dass sich 35 Prozent der Kundenkontakte bei Banken automatisieren lassen. Spannend ist, dass Menschen dazu neigen, einem Chatbot, wenn er ein Finanzprodukt anbietet, mehr zu vertrauen als einem Menschen, weil er ja vermeintlich neutral ist.

Blake Lemoine, ehemaliger Senior Software Engineer bei Google, erklärte neulich gegenüber der „Washington Post“, dass „LaMDA“, ein Chatbot der Superlative, ihm gegenüber behauptet habe, ein Wesen mit Gefühlen zu sein und ein Bewusstsein zu haben. Was halten Sie davon?

Den Fall kenne ich natürlich. Blake selbst hat die gesamte Konversation, die er mit der Maschine hatte, online gestellt.

Und?

Wenn man das unkritisch liest, könnte man schon meinen: Der Mann hat recht. Die Antworten sind außergewöhnlich gut. Wenn man das aber zu rationalisieren versucht, kann man sich das schon erklären. LaMDA ist sehr gut im Rollenspiel, und diese Chatbots sind auch sehr stark beeinflussbar, das heißt, sie neigen dazu, das, was ich ihnen vorgebe, zu akzeptieren und nicht in Frage zu stellen. Das System hat die Eigenschaft, Informationen einfach zu erfinden. Blake hat sehr viele Suggestivfragen gestellt, wohl auch von seinem religiösen Hintergrund beeinflusst, und so die Antworten ein Stück weit provoziert.

Lemoine verlor seinen Job.

Ja, das ist tragisch. Aber die interessante philosophische Frage ist: Angenommen, die Maschine würde ein Bewusstsein entwickeln, wodurch könnten wir das erkennen? Woran könnten wir das festmachen? Meine bescheidene Vorstellung als Mathematiker: Bewusstsein setzt voraus, dass ich ein Erinnerungsvermögen habe und nicht eine rein deterministische Maschine bin, und – was uns Menschen auszeichnet –, dass ich innere Dialoge führe. Ich bin bei diesem Thema hin- und hergerissen. Einerseits fehlt das, andererseits entwickeln Maschinen bereits Eigenschaften, die eine gewisse Ähnlichkeit mit uns aufweisen.

Was genau meinen Sie damit?

In den alten Science-Fiction-Filmen gab es immer Figuren wie

EDITION / VOL. 12 – UPDATE

Prof. Dr. Siegfried Handschuh ist Professor für Informatik an der Universität Sankt Gallen in der Schweiz. Dort beschäftigt er sich vor allem mit Natural Language Processing (NLP), also mit der Verarbeitung natürlicher Sprache durch Computersysteme.

Spock oder Data, die alles völlig rational erklärten und am Emotionalen, Assoziativen scheiterten. Umgekehrt fallen logisches Denken und Mathematik dem Durchschnittsmenschen eher schwer.

Verallgemeinerungen, Muster erkennen, das Assoziative – das liegt uns. Das ist leicht für uns. Diese Chatbots sind aber sehr gut im Assoziativen. Sie sind gut darin, Dinge zu erfinden, wenn sie keine Infos haben. Das heißt nicht, dass wir schon dort sind, aber wir sind auf dem richtigen Weg, eine wirklich starke KI zu schaffen.

In zehn, fünfzehn Jahren werden wir ungefähr die tausendfache Rechenleistung zur Verfügung haben. Dann könnte ich mir schon vorstellen, dass wir einmal so etwas wie ein digitales Bewusstsein der Systeme bekommen. Und je größer die Systeme werden, desto mehr entwickeln sie Eigenschaften, mit denen wir nicht gerechnet haben. Sie reagieren auf die Eingaben viel stärker, als wir erwartet haben. Diese Reaktion nennt man „Few-Shot Learning“. Die Maschine entwickelt einen fast zwanghaften Lösungsdrang.

Lassen Sie uns noch über die Probleme in Verbindung mit künstlicher Intelligenz reden. Der Psychologieprofessor Gray Marcus warnt davor, mit KI ließe sich „Propaganda wie am Fließband“ erzeugen.

Da steckt ein bedenkliches Menschenbild dahinter, wonach sich Menschen quasi einsacken lassen, wenn sie nur oft genug die gewünschte Botschaft hören. In Wirklichkeit hören die meisten in sozialen Netzwerken nur auf Leute, denen sie vertrauen. Die Propaganda müsste also von Leuten kommen, denen ich vertraue. Der Chatbot müsste es daher schaffen, sich in meine soziale TwitterBlase einzuschleichen, und dort zu einem Meinungsführer avancieren. Das setzt aber viel mehr voraus, als gute Texte schreiben zu können. Ich sehe eher ein anderes Problem: Die Systeme sind so groß geworden, dass sie nur noch von großen Unternehmen gebaut werden können.

Die Forschung wird undemokratisch?

Genau. Für alle Universitäten wird das Ganze eine Herausforderung. Wir haben nicht die Ressourcen, um ein Sprachmodell für 12 Millionen Dollar zu trainieren. Das muss man in Forschungsverbünden machen. Geglaubt wird aber, was die Menschen in Google und Wikipedia finden. Und wenn sich ChatGPT als System durchsetzt, werden die Leute auch dessen Antworten glauben. Dass solch ein Normativ von einer Firma kommt, ist bedenklich. Das System ist auch nicht neutral. Den Maschinen wurde eine Ethik beigebracht, die bei den Antworten durchschlägt. Wenn ich die Maschine nach Argumenten für die Existenz des Klimawandels frage, liefert sie die. Argumente dagegen liefert sie nur mit Einschränkungen. Man kann also gut erkennen, wo die Menschen, die es programmiert haben, politisch stehen. Als neugieriger Forscher ziehe ich Systeme vor, die keine Antworten filtern, aber ich kann natürlich verstehen, dass Unternehmen dies tun, weil sie fürchten, einen Backlash zu bekommen. Manche Antworten gibt das System nicht einmal widerwillig, sondern gar nicht.

Zum Beispiel?

Ich habe das System gefragt, ob es mir einen Ballermann-Song komponieren könnte. Es hat sich geweigert.

Mit welcher Begründung?

„Die sind oft sexueller Natur. Das schreib ich nicht für dich.“ Während wir sprachen, hab ich den Chatbot übrigens auch nach einem Plot für einen Krimi befragt.

Jetzt bin ich gespannt. Wie lautete denn der Plot?

Ein Serienkiller, der sich auf künstliche Intelligenz spezialisiert hat und nun seine Opfer auswählt, indem er Algorithmen nutzt, um ihre Verhaltensmuster zu analysieren. Oder: Ein Polizist, der sich mit einem selbstlernenden Überwachungssystem zusammentut.

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Kleine Freuden des Lebens

Das Leben steckt voller Reichtum. Der zeigt sich in kleinen und großen Dingen wie simplen Gesten, schönen Erlebnissen, besonderen Worten von Menschen aber auch materiellen Schmuckstücken. Letztere kann man entweder verschenken oder sich selbst gönnen. Um den seelischen Reichtum können wir uns nur bedingt kümmern, für den materiellen Reichtum hätten wir hingegen neun ganz besondere Schätze parat.

TEXT: Eva Goldschald. FOTOS: beigestellt, unsplash.com/Matteo di Iorio.
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I. GESCHRIEBENES WORT

Es gibt wohl keine kostbareren Zeilen als jene geschrieben mit einem exklusiven Füllfederhalter. Diese Limited Edition von Montblanc ist eine Hommage an Prinz Albert. Die Patron of Art Edition 2022 enthält auch ein Pendant als Hommage an Queen Victoria. Der Füllfederhalter besteht aus einem perlweiß lackierten Korpus und einer Kappe mit bordeauxrotem Lack. Die Beschläge sind signaturvergoldet. Beim roten Kappenkopf ließen sich die Designer von Montblanc von der Kuppel des Crystal Palace inspirieren. Ein Emblem von Montblanc aus weißem Edelharz vervollständigt das unvergleichlich edle Erscheinungsbild. Jeder Federstrich hinterlässt einen bleibenden Abdruck, besteht doch die Feder aus 750er Massivgold, geprägt mit dem Wappen von Sachsen. Die Feder ist in zwei Stärken wählbar. Von Hand schreiben war noch nie so schön.

FÜLLFEDERHALTER

II. IM LICHTERMEER

Marrakesch ist nicht nur die Stadt der bunten Farben und feinen Aromen. Sie beeindruckt auch mit vielgestaltigen Lichtern, die ihre Besucher überall in den Gassen der Stadt verzaubern und staunen lassen. Traditionell werden die Leuchten in unterschiedlichen Größen sehr künstlerisch in liebevoller und überaus akkurater Handarbeit aus Messing gefertigt. So auch filigrane Wandleuchten wie diese. Durch die feine Bearbeitung besitzen sie eine einzigartige Patina, bei der der edle Silber- oder Goldton dezent hindurchscheint. Tagsüber mutet die Leuchte an wie ein Kunstwerk in Form einer imposanten Scheibe. Schaltet man die Leuchte am Abend an, ist es, als würden tausende Kristalle den Raum verzaubern. So, als wandle man durch die märchenhaften Straßen Marrakeschs.

MAROKKANISCHE LAMPE

AUS MESSING VON L-ARTISAN.DE

III. ABTAUCHEN

Musik hören kann so stilvoll sein. Vor allem mit diesen Over-Ear-Kopfhörern mit Active Noise Cancelling. Abtauchen und in andere Welten eintauchen wird damit zum Kinderspiel. Die Apple AirPods Max verfügen über einen sehr großen Frequenzbereich, sodass man jedes noch so kleine Sounddetail hört. Dank 3D-Audio fühlt man sich beinahe wie auf einem Privatkonzert, egal, wo man sich gerade befindet. Wer doch das Umfeld hören möchte, schaltet einfach in den Transparenz-Modus. Das Design ist schlicht und dank der Polsterung aus Memory Foam bis zum Kopfbügel äußerst komfortabel – bei jeder Kopfform. Mit der integrierten Digital Crown, einer Art Steuerungsbutton, wechselt man zwischen Songs, bestimmt die Lautstärke und kann Anrufe entgegennehmen. Nach 20 Stunden Laufzeit kann man die Kopfhörer im stilvollen Etui aufladen.

APPLE AIRPODS MAX
MONTBLANC PATRON OF ART HOMAGE TO ALBERT LIMITED EDITION 4810
EDITION / VOL. 12 – KLASSIKER 104 105
www.mandelli-milano.com

IV. VOLLES AROMA

Kaffee soll die Lebensgeister mobilisieren, schon beim ersten Schluck neue Kraft verleihen. Um die dunkle Bohne hat sich wahrlich eine kulinarische Wissenschaft entwickelt. Als wäre Kaffee an sich nicht schon wunderbar, hat der italienische Architekt Luca Trazzi für Illy eine Maschine entwickelt, die den ersten Kaffee am Morgen auch optisch zum Highlight werden lässt. Die X1 verbindet einzigartige Optik und puren Kaffeegeschmack miteinander. Ausgestattet mit Tamper und Messbecher, lässt sich die Intensität des Geschmacks wunderbar selbst regulieren. Das Gehäuse besteht aus robustem Metall, es können gleichzeitig zwei Espressi zubereitet werden. Wahrlich ein Hingucker, mit dem es am Morgen schon mal zwei oder drei Tassen werden dürfen. Nicht überraschend, dass das italienische Unternehmen Illy für höchste Kaffeequalität und Genuss steht.

KAFFEEMASCHINE X1 VON ILLY

V. GOLDENER SOUND

Kein Wunder, dass der Lautsprecher von Bang & Olufsen beim IF Design Award 2022 mit dem Gold Award ausgezeichnet wurde – so schlicht und schön, wie er ist. Egal ob hochkant oder flach aufgestellt, in jeder Position entfaltet das Gerät seinen umwerfenden Sound. Dabei sieht er nicht aus wie ein Lautsprecher, sondern eher wie ein Kunstobjekt, das sich nahtlos in die Umgebung einfügt. So findet er Platz im Bücherregal, am Couchtisch oder auf der Fensterbank. Es ist zudem möglich, den Lautsprecher direkt an der Wand zu befestigen. Und er ist gemacht für die Zukunft, gekommen, um zu bleiben. Dank dem Cradle2Cradle-Prinzip kann der Lautsprecher jederzeit problemlos auf den aktuellen Entwicklungsstand der Tontechnik aufgerüstet werden. Zeitlos ist auch das minimalistische, skandinavische Design, bei dem Eichenholz auf Kvadrat-Stoff trifft.

BEOSOUND LEVEL

TRAGBARER WLAN-LAUTSPRECHER

VON BANG & OLUFSEN

VI. KOCHEN MIT GENUSS

Küchenkunst von Hand bemalt. Wer mit einer Tajine wie dieser kocht, der zelebriert den Vorgang in jeglicher Hinsicht. In den marokkanischen Schmortöpfen werden vor allem Fisch- und Fleischgerichte, aber auch vegetarische Leckereien zubereitet. Dafür schichtet man beispielsweise Zwiebeln, Gewürze, Fleisch und Gemüse übereinander, brät diese kurz an und schließt den Deckel. Der Dampf steigt nach oben, sodass sich Kondenswasser bildet. Dadurch garen Speisen schonend im eigenen Saft, während sich die Hitze sehr lange und kontinuierlich hält. Mahlzeiten schmecken so viel aromatischer und intensiver und behalten mehr Nährstoffe. Traditionell bestehen Tajines aus gebranntem Ton und sind von Hand mit überlieferten marokkanischen Mustern bemalt. Eine besondere Art zu kochen, die von den nordafrikanischen Berbern übernommen wurde.

EDITION / VOL. 12 – KLASSIKER 106 107
TAJINE AUS KERAMIK, HANDBEMALT

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VII. GIN O’CLOCK

Die Franzosen wissen, was Genuss bedeutet. Es liegt also nahe, dass sie auch wissen, wie guter Gin schmecken muss. Die Destillerie Comte de Grasse liegt direkt an der berühmten Côte d’Azur. Dort wird der 44er Gin nachhaltig mit lokalen Kräutern gebrannt. Die feinen Noten von Zitronen, Grapefruit und feurigem Pfeffer sorgen für einen unvergleichlichen Geschmack. Im Nachgang entfaltet das Getränk dann seine volle Aromavielfalt von Rose und Jasmin. Dieser Gin ist wie eine sanfte, fruchtige und trotzdem herbe, rauschende Meeresbrise. Die edle, azurblaue Flasche tut ihr Übriges. Der feine Tropfen schmeckt nicht zuletzt so besonders, weil er dort entsteht, wo die Sonne immer scheint, die besten Kräuter wild wachsen und man moderne Destilliermethoden mit Techniken aus der traditionellen Parfümherstellung kombiniert.

44°N GIN VON COMTE DE GRASSE

VIII. EXKLUSIV GEWEBT

Ein Bodenschatz der etwas anderen Art. Mit diesem exklusiven Berber-Teppich erwirbt man ein echtes Stück Marokko. Die hochwertige Schafwolle ist von Hand gesponnen, der Teppich daraus in filigraner Handarbeit mit 120.000 bis 150.000 Knoten geknüpft. Genau deshalb gibt es jedes Modell nur ein einziges Mal. Diese sehr moderne Variante unterscheidet sich vor allem durch ihr schlichtes Muster von den gewohnten Berber-Teppichen, die traditionell sehr bunt und üppig sind. So passen Modelle wie dieses vor allem in moderne und sparsam eingerichtete Räume. Schon seit Jahrhunderten schätzen die Menschen in Marokko und auch im Iran, in Afghanistan und Pakistan Berber-Teppiche. Kein Wunder, sie sind so robust, dass sie Generationen überdauern und innerhalb von Familien weitervererbt werden.

BERBER-TEPPICH BENI OURAIN VON NAINTRADING.AT

IX. PINK PERFORMANCE

Definitiv etwas fürs Auge. An diesem Tisch sitzt man nicht nur, man staunt, ist überrascht, kann sich womöglich nicht auf das konzentrieren, was man an einem Tisch für gewöhnlich so tut. Alles wirkt so surreal, wie aus einer anderen Welt. Das Modell aus der Coffeetable-Edition besteht aus intensiv pigmentiertem Glas. Der ikonische Tisch basiert auf einem 1961 vom Künstler Yves Klein entworfenen Modell. Nur ein Jahr später starb der Künstler, der in dieser Zeit nur zwei solcher Vintage-Tische entwarf. Seit 1963 und bis heute hat das Yves Klein Estate in Paris die Produktion dieser Coffeetable-Edition überwacht. Yves Kleins Werk lebt weiter und beeindruckt heute genauso sehr wie damals. So ein Tisch ist nicht nur ein Möbelstück, er ist ein Stück Architekturgeschichte.

GLASTISCH „MONOPINK“ VON YVES KLEIN

EDITION / VOL. 12 – KLASSIKER 108 109

EDITIO

VOL. 12 / 2023 N

HERAUSGEBER / FÜR DEN INHALT VERANTWORTLICH

L ars Braun

BRAUN Hamburg

Mönckebergstraße 17, 20095 Hamburg, Kaisergalerie, Große Bleichen 27, 20354 Hamburg. T +49 (0)40/33 44 7-0, F +49 (0)40/33 44 7-103, www.braun-hamburg.com

VERLEGER

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KONZEPTION UND ENTWICKLUNG

UCM Werbe- und Verlagsagentur

KREATION UND EDITING

BRAUN Hamburg / UCM Werbe- und Verlagsagentur

PROJEKT- UND REDAKTIONSLEITUNG

Alexandra Hawel

ARTDIRECTION

Barbara Lackerbauer

TEXTCHEFIN MODE

Martina Müllner

MITARBEITER DIESER AUSGABE

Markus Deisenberger, Anouk Schönemann, Marlene Steinlechner, Eva Goldschald, Daniela Stollnberger, Melanie Lindner, Sigrid Felbersohn

Geringe Farbabweichungen sind drucktechnisch nicht zu vermeiden. Copyright vorbehalten.

LEKTORAT

Uta Scholl (www.korrifee.at) / BRAUN Hamburg

FOTOGRAF

Mark Newton

STYLING

BRAUN Hamburg

HAIR & MAKE-UP

Julia Koop

MODELS

Nuno Marques, Ravi Goswami, Aodán Emmet

LOCATIONS

Amanjena Marrakesch, Riad L'Atelier, Inara Desert Camp

DRUCK

Samson Druck GmbH, A-5581 St. Margarethen im Lungau

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Bettyna Fritzen (b.fritzen@braun-hamburg.com)

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