Ausgabe Januar 2019

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JAHRGANG 13 AUSGABE Januar 2019

Themen Kontrastreiche Erfahrung Krakau Buchtipp. On the Road Studienreisen 2018 Journalismus live Lehrerinterview

Brennpunkt


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EDITORIAL

Leidenschaften leben Hallo, Ihr Fans, Groupies und Süchtigen!

Sinne des Wortes „fanatisch“ für eine Sache einzusetzen und sie in jeder Hinsicht zu unterstützen und zu verteidigen. Eine Leidenschaft kann uns auf viele verschiedene Arten positiv beeinflussen. Sie kann uns motivieren, eine neue Sprache zu lernen, uns mit anderen Menschen zu treffen, in einem Themenbereich zu recherchieren, Neues zu lernen oder auch körperlich aktiv zu werden, indem wir bspw. eine Sportart intensiv betreiben. All das hat überwiegend positive Auswirkungen auf uns selbst oder andere. - Natürlich hat das Ausleben von Leidenschaften wie so ziemlich alles auch eine Kehrseite. In diesem Fall wären Fanatismus und Sucht die Folge. Ehrgeiz und Begeisterung können schnell übertrieben werden und zur Besessenheit führen. In dieser Ausgabe wollen wir uns allerdings auf die schönen, bereichernden Seiten solcher Leidenschaften konzentrieren und euch - neben vielen anderen lohnenden Themen - von spannenden Reisen und magischen Fanerlebnissen erzählen. Und vielleicht regt es den einen oder anderen von euch an, uns einen weiteren interessanten Bericht aus dem eigenen Fan-Erleben zu senden.

Merkwürdige Anrede? Ja, ist wohl so. Aber irgendwo gibt es sie, die Fans, die Groupies und die „Süchtigen“, die leidenschaftlich von einem Hobby Besessenen. Eine Leidenschaft zu leben bedeutet für mich, sich wirklich für etwas begeistern zu können, ein Interesse über längere Zeit zu verfolgen. Und - sind wir mal ehrlich - eine Person ohne mindestens eine Leidenschaft scheint doch sehr langweilig zu sein. Ob wir uns nun für eine Person, einen Sport, eine Band, ein Spiel, ein Buch, eine Serie, einen Film, ein Land, für das Reisen an sich oder vielleicht etwas ganz Außergewöhnliches begeistern, ist nebensächlich. Man kann für vieles eine Leidenschaft entwickeln. Meist tritt man dann in eine Gemeinschaft anderer „Fans“ ein und lernt dadurch viele Leute kennen, die das Gleiche mögen wie man selbst. Es gibt viele Stufen des „Fanseins“. Man kann natürlich eine Sache oder Person/en einfach nur mögen und sich das eine oder andere Poster ins Zimmer hängen und vielleicht ein themenbezogenes T-Shirt besitzen. Man kann aber auch so weit gehen, sich im mehr oder weniger wahrsten für die Red., Kaya


EDITORIAL

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Inhalt LENNÉ INTERN Studienreisen 2018 Zwischen Schiller, Goethe und den Sommerferien Der verfluchte Jahrgang Lehrerinterview Single mit Familien- und Karriereplänen Who the f*** is this teacher? Die 13. Seite: Blöde Kuh Kontrastreiche Erfahrung Krakau Was Zahlen nicht erzählen können Böse Überraschung

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LENNÉ EXTERN Rosenrot

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FEUILLETON Brennpunkt Fan sein - Leidenschaft leben Hochgefühl mit Bangtan Boys 20 Als Fußballfan geboren 22 Faszinierende phantastische Welten 24 Haustiere zum Knuddeln? 26 Intuitives Bogenschießen 29 WELT UND WIR Die Inseln der Kelten 33 38 Schuluniformen weltweit Drei Antennen auf Empfang 42 Journalismus live 44 TIPPS Der Sherlock der BBC 46 Bangtan Boys 47 On the Road 48 IN EIGENER SACHE Die Redaktion stellt sich vor 50


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Zwischen Schiller, Goethe und den Sommerferien von Lena

Deutschland an kalten, nassen Dezembertagen. Es ist windig, die Bäume sind kahl und die Menschen in sich gekehrt. Kaum jemand wagt noch einen Blick in die Gesichter seiner unbekannten Mitmenschen. Der Winter ist gekommen und die Lebensfreude scheint auf Eis gelegt. Ich durchsuche meine Erinnerung nach einem erheiternden Gegensatz und lande im vergangenen Juni bei unserer Studienfahrt nach Weimar. Ich finde das absolute Kontrastbild: Alle zusammen genossen wir eine der wundervollsten Wochen des Jahres. Auf einer Reise, gegen die wir uns alle mit Händen und Füßen gesträubt hatten, nachdem wir wussten, dass unsere so ersehnte Studienreise nun doch nicht nach London oder in die Toskana gehen sollte. Niemand traute diesem Erlebnis zu, ein großartiges zu werden; niemand vermochte sich vorzustellen, dass wir in dem viel zu nahen, kleinen Ort eine so tolle Zeit haben würden. Montag. Mit einem mulmigen und leicht bedrückten Gefühl traten wir die Reise an. Mit dem Zug nach Thüringen, die sommerlichen Felder zogen an uns vorbei, die Sonnenstrahlen durchbrachen mit ihrer unendlichen Kraft die beschmutz-

ten Fenster des IC. Angekommen im beschaulich schönen Weimar stellten wir fest, wie ruhig es war. Eine ganze Stadt auf den Beinen: Busse, Bahnen, Autos, Menschen, zwitschernde Vögel und trotzdem - scheinbare Stille. Nach einem langen Marsch zum Hotel, in dem wir in Zweierzimmer unterteilt schliefen, begaben wir uns zum ersten Mittagessen, das für die ganze Woche in einem Restaurant vorbestellt war. Was wir alle an diesem Lokal faszinierender bzw. amüsanter finden sollten? … Wir können uns bis heute nicht entscheiden, ob es nun die wahrscheinlich unfreundlichste Kellnerin der Welt, das absolut miserable Essen - ja, wir wissen, dass es sehr günstig war - oder die absurden Verwechslungen von Bestellungen waren. Trotz alledem hatten wir unseren Spaß. Den ersten Tag hatten wir nach dem Essen komplett zu unserer eigenen Verfügung. In kleinen Gruppen liefen wir durch den historischen Stadtkern, fanden Bars, interessante Läden und alte Statuen. Abends versammelten wir uns - wie eigentlich an allen Tagen - immer in etwas größeren Gruppen entweder im hübschen Innenhof des Hotels am Frauenplan oder im Zimmer von Jonas und Kimya, um unsere eigene


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tägliche „Tagesabschlussparty“ zu feiern. Dabei entstanden die lustigsten Bilder und Videos, die wir natürlich niemandem zeigen können. Am Dienstag besuchten wir die umwerfend schöne Anna-Amalia-Bibliothek. Wir erfuhren viel über ihre Entstehung, ihre Namensgeberin -nicht Gründerin- Herzogin Anna Amalia und den tragischen Brand im Jahr 2004. Den Rest des Tages hatten wir wieder Zeit für uns. Es war uns freigestellt, an unseren Studienaufträgen zu arbeiten, den Park an der Ilm zu besuchen oder es uns beim Italiener nebenan gemütlich zu machen. Nur zur Mittagszeit mussten wir uns alle wieder in unserem Restaurant einfinden. Am nächsten Tag hatten wir vormittags eine Führung im berühmten Goethe-Haus,

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in dem er in einer durchaus komfortablen Einrichtung mit Garten einen Großteil seines Lebens mit seiner Ehefrau Christiane Vulpius verbrachte. Den Nachmittag verbrachten wir mit Amandus und seiner Freundin Anna, die uns die Stadt und den Campus der Universität Weimar aus ihrer Perspektive zeigten. - Währenddessen mussten wir im Liveticker mit ansehen, wie Deutschland gegen Südkorea verlor und somit aus der Fußballweltmeisterschaft 2018 flog. - Wir führten im Anschluss daran noch ein langes Gespräch mit den beiden über die Zeit nach dem Abitur. Amandus, der selbst einmal Schüler an der Lenné-Schule Potsdam war (Abi 2016), erzählte von seiner Auslandserfahrung und berichtete von dem

Goethes Haus mit Garten am Frauenplan in Weimar


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Gefühl, welches aufkommt, sobald lief alles glatt und wir konnten sicher man in einer fremden Stadt beginnt nach Potsdam durchfahren. zu studieren. Abends saßen wir alle Keiner von uns hätte erwartet, in im Park, hörten Musik, genossen Weimar so eine schöne Woche zu einen Wein und hatten eine gute verbringen. Verglichen mit den ErZeit zusammen. zählungen der beiden anderen Kurse, Donnerstag und Endzeitstimmung. die nach München gefahren waren, Der letzte volle Tag in Weimar bricht erlebten wir wohl eine Traumreian. Den Vormittag verbrachten wir se. Ich denke, ich spreche für den nach dem Frühstück zu großen Tei- gesamten Kunst-Leistungskurs des len im Bett und ruhten uns etwas jetzigen 13. Jahrgangs, wenn ich beaus. Nach dem Mittag unternah- haupte, dass wir eine unvergessliche men wir unsere letzte Aktivität: die Zeit hatten. Fotos auf der Überflieger-Website geführte Besichtigung des Schillerhauses. Lachend stellten wir fest, dass der für damalige Zeiten großgewachsene Friedrich wohl kaum in das kleine Bett gepasst hätte, das nahe bei seinem Schreibtisch stand, damit er zwischen den Arbeitsphasen eine Pause einlegen konnte. Unseren letzten gemeinsamen Abend verbrachten wir erneut wie zuvor beschrieben in unseren Grüppchen. Beim letzten Frühstück am Freitag stellten tatsächlich einige der Gäste mit Freude fest, dass wir nun doch abreisen würden. Vom Hotel erhielten wir trotzdem ein sehr positives Feedback, zu unserem Benehmen. Die Zugfahrt zurück verlief leider nicht so reibungslos wie die Anreise. Wir sollten in Magdeburg umsteigen, jedoch verpassten wir unseren Anschlusszug nach Potsdam, da unser erster Kultur und Spaß. Plastikbecher für eine gute Zeit. Zug Verspätung hatte. Danach


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Der verfluchte Jahrgang von Sarah

Das Thema Studienfahrt ist in unserem Jahrgang besonders diskutiert worden, als sich herausstellte, dass wir in Deutschland bleiben würden. Ausgerechnet während unserer Planung mussten in London und anderen Hauptstädten wiederholt terroristische Anschläge stattfinden, sodass Auslandsziele für die Studienreisen untersagt wurden. Natürlich löste diese Information bei uns eine Welle der Verständnislosigkeit und Frustration aus. Immerhin hatten wir mitbekommen, dass die vorigen 12. Jahrgänge nach Italien und London gefahren waren und wie begeistert sie zurückkehrten. Wir hatten uns darauf gefreut, da die Skilagerfahrt in der 11. Klasse abgesehen von den Tagen auf der Piste an Erlebnissen nicht gerade viel zu bieten hatte. Wenn man sich also auf eine ähnlich große, weiter entfernte Fahrt freut, wie sie die Klassen zuvor erlebt haben, dämpft eine solche Nachricht die Stimmung deutlich. Nichtsdestotrotz musste nun aber eine Stadt her, die genug bot, um den Zweck einer Studienreise zu erfüllen. Unsere Klasse entschied sich, gemeinsam mit dem Geografie-Kurs nach München zu fahren. Wir waren eine große Truppe und hatten viele Freiheiten, was zu einigen interessanten Geschichten führte, die nun mal auf solchen Fahrten passieren. Unser Hotel befand sich in einem belebten Viertel Münchens,

was uns für die Abende Möglichkeiten gegen Langeweile bot, um auch das Positive erwähnt zu haben. Neben einer Stadtführung aus dem Bus heraus, besuchten wir das Konzentrationslager Dachau, das nur noch einen begrenzten Einblick in diese schreckliche Seite der Nazizeit bietet, und das Deutsche Museum. Hier erinnere ich mich vor allem an die Kellerausstellung über den Bergbau. Es ist nichts für jemanden, der Angst vor Dunkelheit oder Enge hat. Um ehrlich zu sein, gab es also nicht viel Neues oder Besonderes, wenn man es mit den Schulausflügen der Sekundarstufe I vergleicht. Einmal waren wir in der Umgebung von München am Starnberger See. Das Einprägsamste in München war für mich, in der Straße der Luxusläden wie Luis Vuitton, Prada und dergleichen die Preise einer Handtasche mit dem eigenen Lebensunterhalt zu vergleichen. Verachtende Blicke der „gehobenen Gesellschaft“ erhielten wir oft gratis dazu. Verglichen mit dem Ausland spart man in München kaum. Das meiste Geld gaben viele von uns für Essen aus. Abschließend möchte ich also sagen: Ich wünsche dem jetzigen 12. Jahrgang viel Spaß auf den Studienreisen, denn ich habe gehört, dass eine Klasse nach Amsterdam fährt, während die jetzigen 11er gerade eine Toskana-Reise besprechen. Fotos auf der Überflieger-Website


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Single mit Familien- und Karriereplänen Lehrerinterview von Magda und Jonas

Herr Probst ist Tutor der Klasse 12a und unterrichtet Geschichte, LER und Politik Herr Probst, sind Sie Landei oder Stadtkind? Stadtkind aus Lutherstadt Wittenberg in Sachsen Anhalt. (Jonas ist nicht begeistert.) Da kommt Luther her! (Herr Probst voller Enthusiasmus) War Ihre Kindheit wichtig für Sie? Ich bin dort immerhin aufgewachsen und zur Schule gegangen. Gegangen bin ich, als ich 18 war. Habe dann in Berlin studiert und bin in Berlin geblieben. Waren Sie ein „braves“ oder eher ein rebellisches Kind? Ganz furchtbar temperamentvoll und rebellisch. Ein vorbildlicher Schüler? Überhaupt nicht, gute Noten ja, aber nicht vorbildlich. Und überhaupt nicht anstrengend, so wie du. (mit Blick auf Jonas)

Herr Probst. Zeichnung von Jonas

der Lage ist, ziemlich viel zu bewegen und zu machen. Er ist ein bisschen düsterer als dieser Strahlemann-SuperheldCharakter und hat somit auch eine menschliche Seite. Was an Geschichte fasziniert Sie so, dass Sie es zu Ihrem Studienfach gewählt haben? Geschichte habe ich schon immer gemocht, war schon in der Schule im Leistungskurs Geschichte. Es hat mich eigentlich immer interessiert. Dann habe ich es studiert. Geschichte war immer interessant für mich, immer spannend.

Wollten Sie schon immer Batman sein? Was verkörpert die Figur für Sie? Ja, bin ich doch. Batman ist kein Superheld mit irgendwelchen Superkräften, sondern tatsächlich ein ganz normaler Mensch, der eigentlich nur durch Trai- Lesen Sie viel über Geschichte? ning und bestimmtes Equipment und Ja, ohne Ende, tonnenweise. Mein Taktiken, die er sich selbst ausdenkt, in Steckenpferd ist die römische Antike.


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Dazu habe ich auch viel im Studium Was tun Sie dagegen? gemacht. Das kommt nur leider im Ich arbeite es ab. Das ist alles, ich arbeite es ab und gehe ab und an zwischulischen Lehrplan gar nicht vor. schendurch ‘ne Zigarette rauchen, um Wollten Sie jemals eine andere Be- mal ein paar Minuten durchzuatmen, rufsrichtung als die des Lehrers ein- Gedanken schwingen zu lassen und zu gucken, wie sieht´s aus, was muss schlagen? Ja, ja, ja, klar. Mal abgesehen von den ich noch, um mich immer mal wieder typischen Kleinkindträumen wie Kos- zwischendurch auch nicht zu verlieren. monaut, Feuerwehrmann und so was Das reicht mir eigentlich meistens. habe ich eine Zeitlang überlegt, ob ich Polizist werden will. Dann habe ich Träumen Sie von irgendwelchen „hömich, weil ich ein paar Sprachen ge- heren Zielen“ in Ihrem Leben? lernt habe, für Tourismus interessiert. Ach na ja, was mich interessiert, ist naAber die meisten versauern dann in türlich die Schulleitungsebene. Ich deneinem Reisebüro und das war jetzt so ke, das haben wir alle schon irgendwie gar nicht meins. Aber schon vor Ende mitbekommen. Das ist sozusagen jetzt der Schulzeit war relativ klar, dass ich das, was mich irgendwie noch interessiert, wo ich mich gerne auch weiterbileigentlich Bock auf Lehramt habe. den würde und mir gegebenenfalls auch Ist die Lenné-Gesamtschule Ihre erste vorstellen könnte, da irgendwann vielLehrerstelle? Seit wann sind Sie hier? leicht mal eine Position zu bekleiden. Zum Referendariat war ich in einem Gymnasium in Cottbus, also ich muss- Welchen Stellenwert hat politisches te dorthin, die wurde mir zugewiesen. Leben für Sie? Danach bin ich hierher gekommen. Politiklehrer in 9 und 10! Daher hat es Das war 2013, also vor 5 ½ Jahren. einen hohen Stellenwert, auf jeden Fall. Magda, deine Klasse war die erste 7., Auch in der Freizeit, indem ich Dinge recherchiere, nachlese oder mich mit die ich gekriegt habe. bestimmten Dingen beschäftige. Nicht Definieren Sie Stress! Würden Sie z.B. jeden Tag drei Stunden lang, aber imunsere Klasse als Stress bezeichnen? mer wieder regelmäßig. Nein, überhaupt nicht. Manchmal als nervig oder faul, aber nicht stressig. Hat sich Ihr Musikgeschmack seit Stress ist, wenn tausend Dinge auf ein- Ihrer Jugend geändert? mal passieren, die eigentlich alle gleich- Ein bisschen auf jeden Fall, ist härter zeitig und schnell abgearbeitet werden geworden, etwas mehr in die rockige müssen. Dann bricht Stress aus. Das Schiene gegangen. Alles Poppige ist gar heißt nicht, dass man es nicht bewäl- nicht mehr meins. Da gibt es wenig, tigt, aber man ist jetzt relativ auf Span- was mich interessiert. Da hat sich auf nung gepolt, weil man sehr viel zügig jeden Fall was verändert, aber das ist schon in den letzten Jahren passiert. abarbeiteten muss.


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Was fürchten Sie? Spinnen, Schlangen oder mehr als das? Schlangen gar nicht. Schlangen sind für mich eigentlich attraktive Tiere. Spinnen finde ich nicht sonderlich schön. Wenn sie eine gewisse Größe überschreiten, mehr als Handtellergröße, finde ich sie auch echt eklig. Dann habe ich Respekt vor denen. Mir war schon immer ein bisschen unheimlich, irgendwo im Meer zu schwimmen, wenn man nicht weiß, was da unter einem gerade passiert. Das finde ich immer ein bisschen mulmig, wenn man eine gewisse Wassertiefe erreicht, wo man nach unten nichts mehr sieht.

mal wieder im Konzert hören, wenn die noch mal auftreten sollten. „Star Wars“-Fan bin ich noch.

Groupie würde ich mich nicht bezeichnen. Und wenn überhaupt, dann vielleicht noch so ein bisschen „old school“, die alte Zeit, als ich in eurem Alter war. „Die Ärzte“ finde ich heute noch geil, höre ich gerne, würde ich auch gerne

Liebste Beschäftigung? In der Freizeit mache ich gerne was mit Freunden: rausgehen, Leute treffen, in den Ferien mal in den Urlaub fahren. Die „Klassiker“. Ich lese auch sehr gerne, wenn ich mal Zeit habe. Dann fin-

Man sieht Sie nie ohne Weste. Seit wann lieben Sie die? Als Kind noch nicht. Das hat sich erst so ab Mitte 20 ergeben. Immer wenn ich beruflich oder seriös unterwegs bin, trage ich Hemd und Weste.

Andere Macken? Lederarmbänder?! Uhren! Ich hab ‘ne ganze Menge Uhren zu Hause, Armbanduhren, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben. Vor allem alte Formate, die man gar nicht mehr kriegt und alle analog. Einige davon sind wirklich Gibt es ein Lieblingsessen? nur Erinnerungs- und Sammlerstücke. Ja, eigentlich ganz klassisch: Steak. Digitaluhren finde ich Quatsch. Steak und Schnitzel. Total gerne. Stichwort: Familie. Haben Sie eine Was geht gar nicht? oder wollen Sie keine? Ich bin nicht so „der süße Typ“, ich Zwei Fragen auf einmal. Ich habe moesse nicht viele Süßspeisen. Von extrem mentan keine, will aber schon. sahnehaltigen oder fetten Torten wird mir schlecht, das geht überhaupt nicht. Gibt es da schon jemanden? Und ich kann keine Preiselbeeren mehr Momentan nicht, nö. essen, weil ich mir die in der Jugend Reicht Ihnen Ihre Freizeit aus oder und in der Kindheit übergegessen habe. brauchen Sie keine? Da wird mir schon beim Gedanken da- Davon habe ich nicht viel, im Schulran schlecht. alltag bleibt auch nicht viel. In den Die Frage zu unserem Brennpunkt: Ferien hat man dann tatsächlich mal Waren Sie irgendwann einmal ein ein bisschen Freizeit. Das braucht man dann auch als Ausgleich, wenn man Groupie oder Fan? Eigentlich nicht. Es gibt viele Dinge, hier manchmal auf 60- bis 70-Stundendie ich mag, aber wirklich als Fan oder Wochen kommt.


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de ich Lesen unglaublich entspannend was die Schüler erleben. Das kann super schön sein, wenn Schüler sich und befreiend, um mal abzutauchen. „öffnen“, es kann aber auch super trauReisen Sie gern? rig sein. Ansonsten sind es eher unvorIch komme natürlich durch die ganzen bereitete Momente, die einem unter die Studienfahrten schon relativ weit rum. Haut gehen. Ansonsten habe ich so ein OsteuropaFaible, da habe ich jetzt schon einiges Wohin würden Sie eine Zeitreise gesehen. Im Sommer war ich in West- unternehmen? europa. Ich mache immer lieber zwei, In die späte Römische Republik im ersdrei Kurztrips, als einmal vier Wochen ten vorchristlichen Jh., noch vor Beginn an einem Ort zu verweilen, um etwas der Kaiserzeit, diesen Politik-Apparat anzugucken. Also vielleicht eine Stadt, und das Leben finde ich spannend. um auch kulturell am Ball zu bleiben, Ebenso auch gerne ins Viktorianische und nebenbei Entspannung zu haben. Zeitalter in London, das ist stilvoll, Einen Lieblingsort habe ich nicht, aber voller Damen und Gentlemen mit Zymit großem Abstand am häufigsten war linder, Hemd, Weste und Taschenuhr. ich wohl Prag. Ich finde es immer wie- (Ich wollte es euch eigentlich nicht verder spannend und immer wieder schön, raten, aber da komme ich her!) die Stadt zu sehen und zu gucken, was Ein paar Jahre älter als wir sind Sie ja sich verändert hat. schon. Haben Sie einen Tipp für uns? Welchen Ort wollen Sie unbedingt Erstens bin ich nicht ein wenig älter, sondern im perfekten Alter. Zweitens: noch sehen? Kuba! Bleibt albern, bewahrt euch das. Es Was „geht Ihnen unter die Haut“? gibt genug Stress im Alltag und ErnstOft kleine Momente und so viele Gehaftigkeit, also haltet das Kind in euch schichten, auch mit Schülern, die man fest, das erfreut ist und einfach Quatsch gar nicht erwartet hat, im positiven machen kann oder darüber lacht. Man wie im traurigen Sinne. Oft ist es das, muss nicht immer erwachsen sein. was man darüber erfährt, was die Geschichten für Hintergründe haben, Wir bedanken uns für das Interview.


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Who the f*** is this teacher? von Vanessa

Das kleine Mädchen auf dem Bild ist heute Lehrerin unserer Schule, unterrichtet Deutsch und eine Fremdsprache in der Oberstufe und ist immer ein wenig „mit dem Kopf in den Wolken“. Man sieht sie nicht mehr in Blümchenkleidern; keiner von uns hat sie jemals im Kleid gesehen. Sie bevorzugt dunkle Farben, ist eigentlich von freundlicher Natur, schießt aber gern verbal scharf, meist versetzt mit schwarzem Humor. Es ärgert sie, wenn Schüler meinen, sie mit Niveaulosigkeit nerven zu müssen. Außerhalb der Schulzeit trifft man sie nicht in Potsdam. Ihr Familienname könnte vermuten lassen, dass sie mit einer berühmten Person des 19. Jhs. oder einer anderen Lehrkraft unserer Schule verwandt ist, was allerdings beides nicht zutrifft.

Verbale Ausrutscher gesammelt von Catriona

Frau Höft (Latein): Wir haben - glaub‘ ich, am … Mittwoch?! Lena: Also heute? Frau Höft: Stimmt! Heute ist Mittwoch. Herr Glinkowski (Recht): Bei so einem Fall braucht man immer einen roten Faden. An dem muss man sich dann aufhängen. Frau Marx (Deutsch) zu im Raum Mütze tragenden Schülern: Klar, ihr müsst euer Hirn schützen; sonst fliegt der Verstand davon.


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Blöde Kuh von Katharina

Respektloses Verhalten und ständige Ignoranz haben sich bereits seit längerem in unseren Schulalltag eingeschlichen und das, obwohl der menschliche Verstand etwas komplett anderes verlangt, nämlich Akzeptanz und Wertschätzung. In den eigenen vier Wänden würde sich so mancher nicht einmal trauen zu denken, was er für seine Mitschüler oder gar Lehrer lautstark ausspricht. Dabei kommt eine simple Frage auf: Warum? Ist es, weil sich die entsprechende Personengruppe im Höhepunkt der Pubertät befindet, man seinen angeblichen Freunden imponieren möchte oder aufgrund fehlenden Einfühlungsvermögens nicht anders kann? Womöglich ein wenig von allem und noch mehr. Wer in letzer Zeit einmal den Gesprächen anderer Schüler, hauptsächlich denen der Sekundarstufe 1 und hier besonders Schülern der 7. Klassen gelauscht hat, der wird recht schnell bemerkt haben, in welchem Ton diese jungen Menschen miteinander umspringen. Umgang, wie man ihn von Mutti und Vati gelernt hat, scheint out und aus der Mode gekommen zu sein. Das merkt man auch nicht selten daran, wie sie uns begegnen. Nicht nur ein freundliches „Guten Morgen“ gegenüber Lehrern und untereinander fehlt

vollkommen, sondern auch ein früher so selbstverständliches Ausdem-Weg-gehen bei freundlicher Nachfrage ist zu einer schwierigen Aktion mutiert. Heute bekommt man nur blöde Sprüche und unflätige Ausdrücke entgegen geschleudert. „Blöde Kuh“ ist da noch eine nette Anrede. Die darauf folgende Reaktion der „Getroffenen“ ist oft nicht die gediegenste, denn natürlich fühlt man sich zu Unrecht attackiert. Somit entsteht ein Teufelskreis, der sich immer weiter aufschaukelt, bis die ganze Situation eskaliert - und das zum Teil nicht mehr nur verbal. Die Pointe besteht allerdings darin, dass sich keiner gerne unfreundlich behandeln lässt. Weder Schüler, noch Lehrer, noch Menschen, die nicht der Institution Schule in irgendeiner Weise angehören. Dennoch wäre es angebracht, jedem den Respekt entgegenzubringen, den man sich von anderen erhofft. Jedes Individuum hat es verdient, akzeptiert zu werden. Keiner sollte Bauchschmerzen bekommen bei dem Gedanken, am nächsten Tag in der Schule erneut Schikane oder einfach nur Ablehnung erleben zu müssen. Niemand kann jeden mögen, aber ein bisschen Respekt ist das Mindeste, was jeder erwarten darf und aufbringen sollte.


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Kontrastreiche Erfahrung Krakau von Lena

„Habt eine interessante Zeit!“ oder „Ich wünsche euch einen guten Aufenthalt.“… Das sind nicht die typischen Verabschiedungen, die man vor einer Studienfahrt zu hören bekommt. Aber wie sollte man sich sonst ausdrücken, wo doch jeder wusste, wie kontrastreich diese Fahrt, wie intensiv das Kernerlebnis dieser Reise werden würde. Und so spürten wir am Morgen des 16. Dezember vergangenen Jahres vor der Abfahrt um 7 Uhr verhaltene Freude. Freude, weil wir wussten, dass es das letzte Mal sein würde, dass wir zusammen als Jahrgang 13 auf eine „Klassenfahrt“ fuhren, eher verhaltene Freude, weil keiner von uns sich vorzustellen vermochte, was uns an dem Ort, der Anlass für die Fahrt war, erwarten würde. Nach knapp 9 Stunden Fahrt erreichten wir das verschneite Krakau. Große alte Gebäude, Weihnachtsdekorationen, laute Hauptstraßen, enge Seitengassen und die bereits verdreckten Schneehaufen am Rande des Weges empfingen uns. Nur mühsam trugen uns unsere verschlafenen Glieder auf dem Weg zu unserem Hostel durch die Straßen einer Stadt, die uns mit einer ungewohnten Kälte überraschte. Bei Ankunft die erste Ernüchterung: 10 Mann-Zimmer! Schneller als gedacht ist dieses Problem jedoch gelöst. Und entgegen

allen Erwartungen waren wir nicht in knackenden Plastik-Doppelstockbetten und engen, stickigen Räumen untergebracht, sondern in - zumindest teilweise - zauberhaft riesigen Altraumwohnungen mit hohen Decken, zwei Bädern und eigener Küche; das einzig Knackende waren die schönen Holzdielen. Trotz gechlorten Wassers und extrem hellhörigen Wänden waren wir mit diesem Domizil sehr zufrieden. Immerhin hätte es uns deutlich schlimmer treffen können. Am selben Abend noch zeigten uns die begleitenden Lehrer Frau Rossland, Frau Pfefferkorn und Herr Probst die ca. 500 m entfernte, zum Hostel zugehörige Pension, in der wir in den nächsten Tagen unser Frühstück bekommen sollten. Danach hatten wir Freizeit. Einige gingen ins Hostel zurück, um sich für den nächsten Tag auszuruhen, andere erkundeten die Altstadt mit ihrem bezaubernden Weihnachtsmarkt und suchten nach einem Restaurant, um Abendbrot zu essen. Wieder in der Unterkunft versammelten sich einige von uns in einem der Zimmer und feierten ihr Zusammensein. Bei anderen, mich eingeschlossen, stieg schon die Anspannung in Erwartung des nächsten Tages. Wir würden in die Gedenkstätte nach Auschwitz fahren. Am nächsten Morgen beim Frühstück erschienen alle in Schneean-


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zügen und Winterboots, denn angekündigt waren minus 3 Grad Celsius und eine für dieses Gebiet typische, hohe Luftfeuchtigkeit, glücklicherweise jedoch kein Regen. Anders als auf der Fahrt am vergangenen Tag, war es ganz still im Bus. Was wir während der insgesamt 6-stündigen Führung erfuhren, sahen, verspürten, kann nicht mit existierenden Worten beschrieben oder veranschaulicht werden. Das Gesehene sprengte jede Vorstellungskraft und übertrifft alle furchtbaren Erwartungen (vgl. S. 16). Am Abend, zurückgekehrt ins 90 min entfernte Krakau, dauerte es eine Weile, bis wir - zumindest teilweise - wieder zu uns fanden. Die Gruppen teilten sich erneut. Einige feierten, andere saßen zusammen, spielten Karten, tranken Tee und sprachen über die gesammelten Eindrücke, das bevorstehende Abi und die Zeit danach. Jeder fand auf seine Weise an diesem Abend eine ganz eigene Ruhe in all der Aufgewühltheit. Am nächsten und letzten Tag vor der Heimfahrt nahmen wir an einer Führung durch die ehemalige Fabrik Oskar Schindlers teil, in der man viel über die jüdische Geschichte Krakaus im engeren Sinn und Europas im weiteren Sinn erfuhr. Im Anschluss daran bewältigten wir noch eine ca. 4-stündige Stadtführung durch Krakau. - Die Krakauer Altstadt ist u.a. berühmt für den Altstadtmarkt (Rynek Główny) oder die Tuchhallen (Sukiennice) sowie die Marienkirche mit dem einzigar-

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tigen Schnitzaltar aus der Hand des Nürnberger Meisters Veit Stoß. Der Stadtteil Kazimierz wurde im 15. Jahrhundert als selbständige Stadt gegründet und stellt eines der größten zusammenhängenden Ensembles jüdischer Baudenkmäler dar. Aufgeteilt in zwei Gruppen besuchten wir eine Fotoausstellung über jüdische Friedhöfe, mehrere Synagogen und den anliegenden Friedhof und zum Abschluss die Burg Wawel, die ehemalige Residenz der polnischen Könige auf einem Hügel über der Weichsel. Dann mussten wir von Krakau und dem Gedanken, dass unser toller Jahrgang das letzte Mal in dieser Form zusammen gewesen sein würde, Abschied nehmen. Ein letzter Bummel über den Weihnachtsmarkt, ein letzter Glühwein und ein letzter Abend zusammen. Am nächsten Morgen packten wir schnell die Koffer, flitzten zum Frühstück, um zügig zum Bus zu kommen, denn unser Busfahrer Ivo hatte ziemlichen Termindruck. Er sollte nämlich, nachdem er uns zurück nach Potsdam gefahren hatte, bereits gegen 19 Uhr in Warschau sein. Eine Rückfahrt ohne Stau oder ähnliche Überraschungen ermöglichte eine pünktliche Ankunft zu Hause. Und so schnell wie das Kofferfach des Busses offen war, so schnell waren dann auch schon alle verschwunden und die letzte Studienfahrt war Geschichte. Fotos auf der Überflieger-Website


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Was Zahlen nicht erzählen können von Sarah

Wir fuhren Hunderte Kilometer um zu sehen, wovor so viele Menschen jener Epoche und noch Generationen danach die Augen verschließen wollten. Die Gedenkstätte des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau weckt jeden auf. Die sechsstündige Führung bot uns einen ausgewogenen Eindruck von der Abscheulichkeit, mit der die Menschen in den Tod getrieben wurden. Bei der vorbereitenden Behandlung des Themas im Unterricht wurden uns Zahlen genannt oder Techniken beschrieben, die das Ausmaß der Vernichtung und die Methoden der Nationalsozialisten zeigten, um auf unterschiedlichste Weise Menschen zu quälen und zu töten. Beim Besuch der Gedenkstätte im Dezember 2018 sahen wir mehr, als manch einer verkraften konnte. Nach Auschwitz wurden zwischen 1940 und 1945 wahrscheinlich mehr als 1,1 Millionen Juden, 140.000 Polen, 20.000 Sinti und Roma sowie mehr als 10.000 Kriegsgefangene aus der Sowjetunion und über 10.000 Häftlinge anderer Nationalitäten deportiert. Fotos der Alliierten zeigten Menschen, welche krank, ausgemergelt und dem Tode so nah waren, dass man sie oft nicht mehr retten konnte. Wir haben gelernt, dass in dem Lager über etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet wurden. Korrekte Zahlen der Opfer sind schwer zu ermitteln. Es gibt andere For-

schungen, die zu dem Ergebnis kamen, dass in Auschwitz mindestens 1,5 Millionen Menschen umgekommen sind. Solche Zahlen kann man sich problemlos merken, aber es ist unmöglich, sich das eigentliche Ausmaß dieser Verbrechen vorzustellen. In Videoaufnahmen von Strandurlauben oder Hochzeitsfeiern sahen wir noch lachende, singende und spielende Frauen, Männer und Kinder, deren Leben bald danach hier brutal ausgelöscht wurde. In diesem Moment wurde mir sehr deutlich bewusst, dass keine Zahl der Welt den Wert eines Menschenlebens fassen oder die Auswirkungen zeigen kann, die der Tod eines geliebten Menschen für andere Menschen bedeutet. In Auschwitz-Birkenau versuchte ich, mir diese Menschenmenge auf der gigantischen Fläche des Lagerplatzes vorzustellen. Es waren damals so unglaublich viele an diesem einem Ort zusammengepfercht und das Lager war überfüllt. Der Versuch misslang, der Gedanke kam mir abstrakt vor, während ich das Lager mit den leer stehenden Baracken betrachtete. Menschengruppen in der Ferne wirkten klein auf dem weiten, schneebedeckten Gelände. Jeder sollte einmal auf diesem Platz gestanden haben und sich Auschwitz-Birkenau anschauen, um zu verstehen, was Zahlen nicht erzählen können.


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Böse Überraschung von Sarah, Illustration von Jonas

Euer Fahrrad wurde nicht geklaut und ihr kennt auch niemanden, dem dies in der Schulzeit passiert ist? Dann gehört ihr zu den wenigen Ahnungslosen. Oder sollte ich sagen – Glücklichen? Oft lief es schon so: Vom Schulunterricht für den Tag entlassen, schlendert man zu den Fahrradständern, um schockiert festzustellen, dass der Weg nach Hause nicht möglich sein wird, jedenfalls nicht so wie gewöhnlich. Das gute Stück mit den zwei flinken Rädern steht nicht da, wo es hätte stehen müssen. Es ist weg. Vom Fahrraddiebstahl waren in diesem oder in den letzten Jahren nicht nur Schüler unserer Schule betroffen, auch Lehrer-Fahrräder verschwanden spurlos. Die Diebe schauen nur danach, ob ihnen gefällt, was sie stehlen wollen. Frau Grabowski beispielsweise musste sich schon mehr als einmal ein neues Fahrrad anschaffen. Dass ein Fahrrad angeschlossen ist, hilft wenig. Selbst teure Schlösser boten keinen Schutz vor einem Diebstahl. Wie viele Fahrräder von Lenné-Schülern oder Lehrern im Kalenderjahr 2018 gestohlen wurden, konnten wir nicht erfahren. Man kann aus Gesprächen nur vermuten, dass es in jeder Klasse mindestens einen Schüler gibt, der schon einmal Opfer der Fahrraddiebe war. Natürlich findet die Polizei

kein Rad wieder, falls sie überhaupt sucht, da es aussichtslos scheint. Die Fahrräder der Schulangehörigen stehen in der Regel in den Fahrradständern am Zaun außerhalb der Schule oder auf dem hinteren Schulhof nahe der Arena. Seit diesem Schuljahr gibt es neue Fahrradständer, die aber kaum für alle reichen. Frau Welder wiederholte uns auf die Frage, was zu tun sei, den polizeilichen Ratschlag, der an die Fahrradfahrer unserer Schule gerichtet ist: „Befestigt eure Fahrräder nicht beim Hintereingang an der Arena. Dort hat kaum jemand einen Blick darauf und es können schnell gleich mehrere Fahrräder unbemerkt verschwinden. Die neuen Fahrradständer direkt an der Turnhalle und vor dem Haupteingang der Schule sind gut einsehbar und können euch hoffentlich vor einem solchen Schicksal schützen.“ Wir sind gespannt.


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LENNÉ EXTERN

Rosenrot

Eine metaphorische Kurzgeschichte von Alexander Habenicht (Abi 2016)

In einer kleinen Waldrandsiedlung, irgendwo inmitten eines fernen Landes, wo der Himmel so blau war wie das Meer, besaß ein alter Mann ein beschauliches Anwesen mit einem kleinen, aber feinen Haus und einem wunderschönen Garten, in dem die grünsten Gräser wuchsen und Bäume mit leuchtend weißen Blütenblättern standen. Der alte Mann mit fast ebenso weißem Haar besaß einen ganz persönlichen Schatz: In der Mitte des kleinen Gärtchens mit den saftig grünen Wiesen und prachtvoll weiß blühenden Bäumen wuchs eine Rose. Ihr Rot war dunkler als Blut und leuchtete stärker als die Sonne selbst. Tag und Nacht hegte und pflegte der Mann seine Rose, gab ihr Wasser, tupfte ihr den Tau von den Blütenblättern, sogar die Dornen entfernte er ihr. Doch ständig wuchsen sie nach und hin und wieder stach sich der Alte an einer von ihnen. Blut sprudelte aus seiner Fingerkuppe, doch das störte ihn nicht, denn für ihn gab es keine größere Freude, als ihr zu dienen und keinen größeren Schmerz, als nicht bei seiner Rose zu sein. Er baute sich eine kleine Bank, um bei ihr zu sitzen und ihr zuzuschauen, wie sie neue Knospen entwickelte, ihre Blütenblätter entfal-

tete und am Abend wieder schloss. Jahrelang schützte er sie vor Wind und Wetter, grub sie im Herbst aus und topfte sie ein, damit sie bei ihm im Haus überwintern und überleben konnte. Die Rose wurde sein einziger Lebensinhalt und der alte Mann wandte sich von seiner Außenwelt ab, vergaß seine Freunde und Nachbarn. Nur zum Einkaufen suchte er kurzzeitig die Gesellschaft anderer auf, denn schließlich musste auch er Nahrung zu sich nehmen. Eines schönen Sommertages betrachtete der alte Mann seine Rose. Sie war so schön. Während er das Unkraut um sie herum entfernte, konnte er seinen Blick nicht von ihr wenden. Wie erschrak er, als er auf einem ihrer Blätter einen schwarzen Fleck entdeckte! Das Licht der Sonne hatte ihn wohl in ihr makelloses Grün gebrannt. Sofort suchte der alte Mann in seinem Schuppen in einer Ecke des Gartens nach irgendeiner Möglichkeit, seine Pflanze vor dem gleißenden Licht zu schützen. Er spannte einen Schirm auf, um seiner geliebten Rose Schatten zu spenden. Doch als er am nächsten Tag wieder zu ihr kam, entdeckte er einen weiteren schwarzen Fleck. Er war außer sich, wusste nicht, was er tun sollte, war verzweifelt. Die wun-


LENNÉ EXTERN

derschöne Rose verlor zusehends ihren Glanz, bekam noch mehr dunkle Stellen auf den Blättern, die er sich nicht erklären konnte, und schon bald wurde sie welk und ging ein. Der alte Mann war tieftraurig über seinen Verlust, fand keine Freude mehr am Leben. Da er weder Frau noch Freunde besaß und jeden Kontakt zur Außenwelt abgebrochen hatte, war er nur noch ein alter, trauriger Mann, den nichts mehr interessierte. Und so setzte sich der Alte auf seine kleine Bank und gedachte der

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Rose, die dort so viele Jahre für ihn geblüht hatte. Der Garten verwilderte, die zuvor grünen Gräser vertrockneten, die prächtigen Bäume warfen alle ihre Blätter und Blüten ab. Der alte Mann vergaß zu essen, ging zum Schlafen nicht ins Haus und bewegte sich kaum, nur ab und zu hörte man ein leichtes Seufzen. Er träumte von seiner Rose und blickte irgendwann gen Himmel, direkt ins gleißende Licht der Sonne. Und so verging auch er - geblendet - in der Dunkelheit des Vergessens.

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Hochgefühl mit Bangtan Boys von Sarah

bar, da viele Zweitanbieter zuschlagen und die Tickets dann viel teurer weiterverkaufen. Das, was für die echten Fans übrig bleibt, ist schnell weg. Als wir am Verkaufstag zur richtigen Zeit die Internetseite besuchten und Tickets in den Warenkorb legen wollten, wurde uns sofort angezeigt, dass sie ausverkauft waren. Also muss man mit viel Glück Karten ergattern, die nicht zu teuer und nicht gefälscht sind. Wir haben unsere Tickets schließlich auch von einem Zweitanbieter gekauft. Anna und Gianna vor dem Konzert Anna: Die Mutter einer Freundin saß an diesem Tag mit all ihren Kollegen im Büro und alle versuchten, Am 16. und 17. Oktober besuchte für sie ein Ticket zu kriegen. Sie die südkoreanische Popband BTS haben es auf diesem Wege nicht ge(Bangtan Sonyeondan) Deutschland schafft, erst Wochen später. auf ihrer Love-Yourself-Welttournee. An beiden Tagen konnte man die War es euer erstes Konzert? sieben Bangtan-Jungs in der Merce- Anna: Nein, es war mein 3. oder des Benz Arena in Berlin zum ersten 4. Konzert. Aber es sticht heraus, Mal live sehen. Die Karten für beide da ich zu BTS eine sehr emotionale Konzerte waren nach Minuten aus- Bindung entwickelt habe. verkauft, aber über einige Umwege Gianna: Für mich war es das erste kamen Gianna und Anna aus der Konzert, vor allem in einer so gro13d doch noch an Tickets und wa- ßen Halle mit so vielen Menschen, ren beim Konzert. die alle aus dem gleichen Grund da waren. Man hat eine sehr geringe Chance, Tickets für ein solches Konzert zu Warum war euch gerade dieses bekommen? Konzert so wichtig? Gianna: Richtig. Auf den Seiten, wo Anna: BTS war die erste Band, die die Karten verkauft werden, ist nur mich mit dem K-Pop Genre in Beein kleiner Teil für die Fans erreich- rührung gebracht hat. Mit BTS ent-


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deckte ich diese Musik. Darum habe ich eine besondere Beziehung zu der Band. Gianna: Von den südkoreanischen Bands mag ich BTS am meisten. Außerdem war es ihr erstes Konzert in Deutschland. Ich weiß auch nicht, ob ich in den nächsten Jahren, wenn sie wieder einmal nach Deutschland kommen, die Musik immer noch so sehr lieben werde. Wie war die Stimmung unter den Fans? Gianna: Sehr viele haben wie wir gespannt auf den Beginn gewartet und waren genauso aufgeregt. Es gab aber auch einige, die laut in die Massen gerufen haben. Manche weinten und ich glaube, es sind auch ein paar umgekippt. Anna: Schon als wir noch draußen warteten, hörte man viele schreien, was sehr verwirrend war. Es gab einige, die sich echt „extrem“ verhielten. Wie habt ihr euch gefühlt? Gianna: Es war überwältigend, Gänsehaut pur. Ich weiß nicht, ob es an BTS lag, da es das erste große Konzert für mich war, aber der Moment, in dem es auf der Bühne losging, war unbeschreiblich. Es ist das Gefühl, etwas zu erleben, was man noch nie zuvor gesehen hat, auf das man so lange gewartet hat. Anna: Zuerst musst du überhaupt realisieren, dass du dort bist. Du sitzt in einer Halle mit Tausenden fremder Menschen, von denen du

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weißt, dass sie die gleiche Musik mögen. Zuvor hatten wir immer nur auf Instagram Videos von Fans gesehen und malten uns aus, wie es wäre, wenn wir dort sein würden. Deshalb waren wir so unbeschreiblich glücklich, endlich BTS live zu erleben. Also war die Atmosphäre während des Auftritts perfekt? Gianna: Es war krass. Einfach dadurch, dass du weißt, dass alle anderen jetzt auch Gänsehaut haben und in emotionalen Momenten mit weinen. Alle Emotionen waren zu sehen. Anna: Man hat zusammen mit seinen Sitznachbarn gesungen, gelacht, geweint und hatte gemeinsam eine spaßige Zeit. Erinnert ihr euch an besondere Begegnungen oder Momente? Gianna: Das gesamte Konzert ist ein besonderer Moment. Es hebt Grenzen auf. Ich habe während des Konzertes mit meiner Sitznachbarin in den kurzen Pausen zwischen den Liedern über BTS gesprochen. Wir haben sogar Nummern getauscht, um uns die aufgenommenen Videos schicken zu können. Die Frage, ob sie das Konzert ein zweites Mal besuchen würden, beantworteten Anna und Gianna gleichzeitig mit einem Ja. Wir wünschen euch noch viele schöne BTS-Konzerte.


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Als Fußballfan geboren von Felix Hannemann, 13d

April 2016 : Felix (2.v.li.) beim siegreichen Spiel seiner Mannschaft gegen den FC Brandenburg

Dienstagabend, 21 Uhr, ein Pfiff ertönt und es geht los. Meine Kumpels und ich sitzen auf der Couch, wir alle gucken gespannt auf den Fernseher. Es läuft die Champions League, die Königsklasse des Fußballs, hier spielen nur die Besten der Besten. Ein Wettbewerb aus 32 Mannschaften die sich um die Champions League Trophäe duellieren, darunter die Top Clubs des Fußballs, wie Real Ma-drid, FC Barcelona, FC Bayern München, Paris Saint-Germain, Manchester United und viele weitere.Wir gucken zusammen jedes Spiel, ob der Lieblingsverein spielt

oder nicht, denn in der Königsklasse ist jedes Spiel einzigartig, hier wird die Kunst des Fußballs präsentiert. Wir freuen uns nicht einzig und allein für den Sieg einer Mannschaft, uns geht es mehr um Spielweise, um die Taktik, um die Strategien und um die Leistungen der einzelnen Spieler. Am Ende hofft natürlich jeder, dass sein Lieblingsclub den finalen Gegner bezwingt. Von klein auf haben mich Bälle magisch angezogen, ich war begeistert vom Fußballspielen und den Fußballern. Ich ging oft mit meinem


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Vater auf den Fußballplatz und als ich älter war, mit meinen Kumpels auf den Bolzplatz. Noch in der Grundschule trafen wir uns fast jeden Tag, um Fußball zu spielen, es war wie eine Sucht, eine Leidenschaft. Ich merkte, dass ich ein wenig Talent hatte, und schon bald reichte mir der Bolzplatz nicht mehr als Herausforderung. Mit 14 Jahren entschloss ich mich, in einen Fußballverein einzutreten. Beim Fortuna Babelsberg, in den inzwischen auch meine Kumpels nach und nach eintraten, blühte ich richtig auf. Zweimal pro Woche Training und am Wochenende ein Spiel, das war meine Welt. Durch die Anweisungen und Taktiken des Trainers, den Teamgeist und die Spielfreude der Mannschaft verstand ich nun immer mehr vom Fußball. In dieser Zeit merkte ich, dass ich Sympathie für den FC Bayern München entwickelte, die Spieler dieser Mannschaft, aber auch die Spielweise lockten mein Interesse und ich fing an, fast jedes Spiel zu

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verfolgen. Nach vier Jahren trat ich aus dem Verein Fortuna Babelsberg aus. Aufgrund meines Jahrgangs (Jahrgang 2000-2002) musste ich noch ein Jahr in der B-Mannschaft bleiben und mit deutlich jüngeren Mannschaftskollegen als zuvor zusammenspielen. Das brachte mich nicht mehr voran. Nun stand ich wieder auf dem Bolzplatz, den ich bis heute regelmäßig besuche. Dadurch, dass ich nicht mehr im Verein spielte, verfolgte ich mit meinen Kumpels immer öfter am Wochenende die Fußball-Bundesliga oder in der Woche die Champions League. Dieser Sport und dass wir zusammen während der Spiele mitfiebern, verbindet uns und macht einen großen Teil unserer Freundschaft aus, seien es die heißen Wortgefechte darüber, wer gewinnt, das Analysieren der Ergebnisse oder die Spekulationen auf dem Transfermarkt. Ohne Fußball wären unser Leben und unsere Freundschaft nicht die, die sie heute sind.

Verbale Ausrutscher gesammelt von Catriona

Kanufahrt (Sport). Wir, das Boot mit Herrn Berndt, haben schon angelegt. Florian steuert das andere Boot und ruft den Paddelnden zu: „Ich will nicht an Herrn Berndt anlegen, sondern hinter ihm!“ Jonas (in Deutsch) zur Bewertung seines Studienreferats: „Sie drohen mir mit 7 Punkten? Das ist doch ‘ne richtig gute Note!“


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Faszinierende phantastische Welten von Catriona, Illustration von Kaya und Catriona

In andere Welten kann man über viele Medien eintauchen, über Bücher, Filme oder Serien, doch haben sie alle eins gemeinsam: Sie sind nicht interaktiv. Möchtest du die Geschichte mitbestimmen und selbst über das Schicksal des Protagonisten entscheiden? Dann empfehle ich dir, doch einmal zu einem Videospiel zu greifen. Diese haben unter der älteren Generation einen eher schlechten Ruf und werden oft als „Killerspiele“ oder zumindest als „schädlich für die Entwicklung junger Menschen“ abgetan, meist von Leuten, die noch nie in ihrem Leben ein Videospiel versucht haben. Wenn man es herunterbricht, sind Videospiele nichts weiter als interaktive Filme. Ein liebevoll programmiertes Spiel kann den Spieler für Stunden oder Tage fesseln. Es gibt viele verschiedene Genres und Arten von Spielen. Ich liebe RPGs (Role Play Games) mit einer riesigen offenen Welt, die ich frei erkunden kann. Laut meiner Statistiken ist das Spiel, mit dem ich bis jetzt die meiste Zeit verbracht habe, The Elder Scrolls V: Skyrim. Skyrim ist ein von den Bethesda Game Studios entwickeltes und im November 2011 herausgebrachtes Role Play Game. Das Spiel erhielt

wiederholt Auszeichnungen, darunter mehrmals die des „Spiels des Jahres“. Mit über dreißig Millionen verkauften Exemplaren gehört es zu den zwanzig meistverkauften Spielen aller Zeiten. Viele, die diesen Artikel lesen, werden also zumindest schon davon gehört haben. Ich liebe dieses Spiel, weil es so unglaublich viele Freiheiten bietet. In dem Spiel geht es darum, dass laut einer Prophezeiung aus den namengebenden „Schriftrollen der Alten“, die keiner für wahr hält, die Drachen wieder auferstehen sollen. Dementsprechend unvorbereitet trifft es die Bewohner Skyrims, als tatsächlich Drachen wieder zum Leben erwachen. Die einzige Hoffnung ist nun das „Drachenblut“ (englisch Dragonborn), das mit einem menschlichen Körper und einer Drachenseele geboren wurde. Nur das Drachenblut kann den Drachen Alduin, den Weltenfresser, besiegen und der Bedrohung ein Ende setzen. Wer das Spiel beginnt, kann sich seinen Charakter selbst und zudem sehr detailgetreu zusammenstellen. Der Spieler kann zwischen zehn verschiedenen Rassen wie den echsenartigen Argoniern, den katzenartigen Khajiit, Orks und anderen Mer (Elfen) sowie Menschen verschiedener Herkünfte (wie etwa aus


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dem Kaiserreich, Hammerfell und Skyrim selbst) wählen, von denen jede bestimmte Vorteile hat und kann seinen Körper sowie das Gesicht individuell anpassen. Im weiteren Spielverlauf kann man sich entscheiden, der Hauptquest zu folgen und so die Geschichte des gespielten Charakters - des „Drachenbluts“ - zu erleben, oder der Spieler kann auch von dieser abweichen und Nebenquests erledigen. Sogar eher unwichtige NPCs (Non-Player-Characters) haben ihre eigenen Geschichten und Geheimnisse, die der Spieler über kleine Details oder Wortfetzen erkennen kann. Sie tragen dazu bei, diese riesige Welt lebendig wirken zu lassen. So wird der Spieler in die Probleme der Bewohner Skyrims verwickelt und kann sich entscheiden, wie er sich nun verhält. Die

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Entscheidungen nehmen Einfluss auf den weiteren Spielverlauf und sind nicht immer leicht, denn es gibt meist kein klares „richtig“ oder „falsch“. Es kommt immer auf die persönliche Sichtweise an und nicht selten gibt es verschiedene Möglichkeiten, die nicht immer auf der Hand liegen, um eine Aufgabe zu erfüllen. In diesem Spiel stecken so viel Arbeit und Liebe zum Detail, dass es nie langweilig wird und es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt. Natürlich ist es nur ein Beispiel von vielen für gute Videospiele. Ich denke, dass in der riesigen Welt der Computerspiele für jeden etwas Spannendes und Sinnvolles dabei ist. Lasst euch darauf ein und findet heraus, was euch Spaß macht.


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Haustiere zum Knuddeln? von Vanessa

Meerschweinchen Chess

„Mama, Papa? Ich will ein Babykätzchen!“ Mit dieser Aussage wird wohl jedes Elternpaar einmal konfrontiert. Kinder haben oft den Wunsch nach einem Haustier, meist nach einer Katze oder einem Hund. Allerdings sind auch Kleintiere wie Meerschweinchen oder Kaninchen sehr beliebt. „Hauptsache flauschig“ ist meist eine wichtige Bedingung, die an den Wunsch geknüpft wird. Die Antwort der Eltern auf diese Frage lautet oftmals jedoch „Nein!“. Verschiedenste Argumente seitens der Eltern werden vorgebracht, um das Anschaffen eines Tieres zu verhindern.

Ein typisches Beispiel lautet: „Du kümmerst dich doch sowieso nach zwei Wochen nicht mehr darum und dann bleibt die Arbeit an uns hängen.“ Es ist wahr, dass man an manchen Dingen, die man vor kurzem noch gut fand, schnell wieder das Interesse verliert und keine Lust mehr darauf hat. Dies betrifft aber eher Beschäftigungen wie Konsolen, Spiele oder sonstige materielle Dinge. Man kann ein Tier nicht nach ein paar Tagen in die Ecke werfen und sich nicht mehr damit befassen. Bei einem Haustier geht es auch ein bisschen darum zu lernen, Verantwortung zu übernehmen. „Wenn das Tier stirbt, ist das Geheule groß.“ Ja, jedes Leben nimmt ein Ende. Zudem wird schnell eine Bindung zu dem Tier aufgebaut, sodass dieses Ende besonders schmerzhaft sein wird. Jedoch erlebt man eine schöne Zeit mit dem Tier, viele schöne Jahre und wenn es einmal nicht mehr da ist, dann hat man eben schöne Erinnerungen. Gerade Kinder profitieren sehr von einem Haustier. Im Ergebnis einer Studie erklärte die Projektleiterin, dass Kinder mit Haustieren tendenziell ein stärkeres Selbstwertgefühl haben, weniger einsam sind und bessere soziale Fähigkeiten besitzen.


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„Wer soll sich denn darum kümmern, wenn wir im Urlaub sind?“ Das tun in der Regel Bekannte, Freunde, Nachbarn, Verwandte. Wenigstens einer aus dem Bekanntenkreis ist ganz bestimmt tierlieb und würde sich im Falle eines Urlaubs um das Haustier kümmern. Man sollte natürlich vorher abklären, ob sich jemand dafür bereit erklärt. „Ich, du, er, sie hat eine Allergie.“ Ein großes Thema! Dafür gibt es Alternativen wie Anti-Allergiker-Katzen oder -Hunde oder felllose Tiere. Für Allergiker, die Kleintiere halten, gibt es einige Tipps, die ein Zusammenleben mit den Tieren dennoch ermöglichen. Wenn diese aber nicht anschlagen, müssen die Tiere abgegeben werden. Das ist traurig für den Besitzer und Stress für das Tier, weshalb man es bei einer Allergie vielleicht gar nicht erst riskieren sollte. Mit Allergien ist nicht zu spaßen, es können beispielsweise Hautkrankheiten und Asthma entstehen. „Wir sind den ganzen Tag arbeiten und du bist in der Schule. Wann willst du dich um ein Tier kümmern?“ Wenn nicht gewährleistet werden kann, dass genug Zeit für das Tier aufgebracht wird, dann sollte man sich auch keines anschaffen. Hunde müssen beschäftigt werden, sie müssen anfangs viel lernen und gut betreut werden. Kleintiere aller-

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dings müssen „nur“ gefüttert und gesäubert werden. Man kann zur Arbeit oder in die Schule gehen und sich danach mit ihnen beschäftigen. So viel Aufmerksamkeit wie andere Tiere benötigen sie nicht. Auch ich habe meine Eltern gefragt, ob sie mit einem Haustier einverstanden sind, mit zwei Meerschweinchen, um genau zu sein. Ich habe mir im Vorfeld viele Gedanken darum gemacht. „Kann ich die Verantwortung übernehmen? Kann ich die nötige Zeit aufbringen? Wie kümmert man sich richtig um Meerschweinchen?“. All das und vieles mehr musste ich mich fragen und Antworten finden. Da ich das Bedürfnis hatte, Verantwortung zu übernehmen, war ich bereit dafür. Das benötigte allerdings einiges an Überzeugungskunst bei meinen Eltern, bis sie letztendlich ihr ständiges „Nein!“ umwandelten in ein „Okay, aber wir kümmern uns nicht darum, das sind deine Meerschweinchen.“ So kam es, dass wir zu einer Züchterin nach Berlin fuhren, um zwei Meerschweinchen auszusuchen. Obwohl ich schon eine Woche später zwei Meerschweinchen hätte mitnehmen können, weil der Wurf bereits alt genug war, wollte ich zwei viel jüngere Meerschweinchen, die ich erst nach vier Wochen abholen konnte. Sie waren gerade erst einen Tag alt und haben mich völlig


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verzaubert. Der eine hat mich an ein Schachspielfeld erinnert, weil seine Fellfarben so ähnlich strukturiert waren. Er bekam von mir den Namen „Chess“, was sich später zu einem „Chessie“ entwickelte. Der andere sah einfach cool aus, ein bisschen mystisch mit seinem grau-weißen Fell. Ich taufte ihn „Voodoo“. Als wir sie schließlich abholen konnten, war ich überglücklich und sogar meine Eltern verliebten sich schnell in die zwei. Voodoo und Chess wurden viel geknuddelt, gestreichelt und umsorgt. Ich liebe sie wirklich sehr und kann mir keine tolleren Meerschweinchen vorstellen. Tatsächlich mussten wir oft mit den beiden zum Tierarzt. Von der Züchterin kamen sie mit einem Hautpilz, einmal hatten sie leichten Durchfall, mal war ein Fuß angeknackst, weil sie so viel getobt hatten. Chess bekam silberne Augen, atmete asthmatisch und

Vanessa und Voodoo

sein Herz ging etwas zu schnell. Aber kein Tierarzt sah diese Dinge als problematisch an. Jetzt bin ich mir jedoch ziemlich sicher, dass da irgendetwas nicht in Ordnung war, denn Chess ist am 10. Dezember 2018 im Alter von nur einem Jahr und 10 Monaten verstorben. Es ist noch immer schwer zu glauben, dass er jetzt nicht mehr da ist. Ich hoffe, er findet seinen Frieden, den hat er mehr als verdient. Haustiere bedeuten nicht nur Spaß, Liebe und Spiel. Sie bringen viel Arbeit mit sich und dem wird man nicht aus dem Wege gehen können. Die vielen schönen Momente, in denen man mit den Tieren gekuschelt und gespielt hat, machen die Arbeit jedoch allemal wett. Außerdem ist man sich dessen ja vorab bewusst und nimmt das mit dem Wunsch nach einem Haustier in Kauf.


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Intuitives Bogenschießen von Catriona

manch einen erinnern Pfeil und Bogen an den „Robin Hood“ der englischen Legende, der ein meisterhafter Bogenschütze gewesen sein soll, und an viele andere Bezüge aus Geschichte, Literatur und Film. Abgesehen davon ist Bogenschießen eine Art der Jagd, deren Ursprünge bis zu 20.000 Jahre zurückreichen. Es ist heute eine anerkannte Sportart, in der Wettkämpfe ausgetragen werden; seit 1972 ist es olympische Disziplin.

Catriona beim Bogenschießen

Pfeil und Bogen existieren schon sehr lange, selbst in der Steinzeit gab es diese Waffe schon. Sie gehören zu den ältesten Fernwaffen in kriegerischen Auseinandersetzungen in vielen Teilen der Welt. Sie werden oft in Literatur und Film aufgegriffen und spielen in der Geschichte immer wieder eine große Rolle. So

Das Prinzip des Bogenschießens ist einfach: Ein Geschoss mit wenig Luftwiderstand wird auf eine gespannte Schnur gelegt, die dann schnell entspannt wird. Das Geschoss wird dadurch sehr stark beschleunigt und durch die Trägheit der Masse fliegt das Geschoss weiter, bis es irgendwann auf ein Hindernis trifft. Das klingt ganz einfach und im Grundsatz ist es das auch. Zielen ist sehr leicht, das Treffen leider nicht. Darauf haben sehr viele Faktoren Einfluss, so die Qualität und Stärke des Bogens, der Wind, ein guter Stand, die Entfernung zum Ziel, vor allem aber die Qualität der Pfeile. Ein guter Bogen und optimale Verhältnisse nutzen nicht viel, wenn die


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Pfeile unterschiedlich sind. Das Bogenschießen wird an dieser Stelle zu einer ganz eigenen Wissenschaft, mit der man sich stundenlang beschäftigen kann. Das Wichtigste beim Bestellen von Pfeilen ist, die Pfeillänge und den Spinewert zu beachten, denn beides sollte bei allen Pfeilen gleich sein. Der Spinewert bezeichnet, wie stark sich der Pfeil biegen lässt. Manche Pfeile sind leichter zu biegen, andere schwerer und das beeinflusst das Schussbild enorm. Der Pfeil zeigt beim Zielen nicht direkt auf das Ziel, sondern etwas daneben. Wenn nun die Sehne losgelassen wird, wird das hintere Ende nach vorne gedrückt. Die schwerere Pfeilspitze ist aber träge und beschleunigt langsamer. Dadurch wird der Pfeil um den Bogen gebogen und fliegt auf das Ziel zu. Beim weiteren Flugverlauf biegt er sich wieder zurück, es entsteht eine „Hin und her“-Bewegung, während die Federn dafür sorgen, dass der Pfeil sich dreht und somit stabil in der Luft fliegt und nicht ausbricht. Wenn jetzt aber ein Pfeil abgeschossen wird, der weich ist, fliegt er anders als einer, der sich kaum biegen lässt. Und doch ist das Bogenschießen, das ich seit meiner Kindheit in meiner Freizeit betreibe, kein gewöhnliches Hobby. Es ist das intuitive Bogenschießen. Bei dieser Art des

Bogenschießens gibt es keine festen Distanzen und keine Zielvorrichtungen am Bogen. Anfangs bastelte ich mir meine Bögen aus Stöcken und Maurerschnur selber, die Pfeile waren aus Raketenhölzern und Nägeln. Erst vor ein paar Jahren legte ich mir einen Mongolischen Reiterbogen und gute Pfeile aus Carbon zu. Ich schieße gerne mit Freunden, aber auch gelegentlich alleine. Ich trainiere keinesfalls regelmäßig, sondern wenn ich Lust und Zeit habe. Da mich das Mittelalter und die Wikinger sehr faszinieren, verkleide ich mich dabei auch gerne mal als Waldläufer. Für eines meiner Hobbys, das LARP (Live Action Role Playing oder Live-Rollenspiel, bei dem die Spieler ihre Spielfigur auch physisch selbst darstellen), ist das sogar ein Muss. Wichtig sind bei allen Arten des Bogenschießens der korrekte Stand und eine gute Körperhaltung. Meine Füße stehen parallel und etwa schulterbreit auseinander, der Körper ist aufrecht. Wenn ich meine Fußspitzen mit einem Pfeil verbinden würde, so würde dieser auf das Ziel zeigen, ich stehe also seitlich dazu. Wenn ich einen Pfeil eingelegt habe, fixiere ich das Ziel und gehe in die sogenannte Vorspannung, das heißt, dass die Sehne bereits leicht gespannt ist, jedoch noch ohne


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große Krafteinwirkung. Ich hebe den Bogen und richte ihn auf das Ziel, dabei bleibt mein Blick auf die Zielscheibe gerichtet. Erst jetzt ziehe ich die Sehne voll bis zum Ankerpunkt aus. Der Ankerpunkt ist ein individueller Punkt am Gesicht, an den die Hand immer gelegt wird, damit der Bogen gleich weit ausgezogen wird. So wird gewährleistet, dass der Pfeil immer mit gleicher Kraft abgeschossen wird. Wichtig bei diesem Schritt ist, das Armgelenk des gestreckten Armes auszudrehen, da die Sehne sonst schmerzhaft dagegen kommen würde. Meine Augen sind noch immer mit einer Konzentration, der eine ganz eigene Ruhe innewohnt, auf das Ziel gerichtet, denn mein ganzer Körper ist die Zielvorrichtung. Danach gehe ich in die Rückenspannung, das heißt, ich ziehe die Schulterblätter zusammen. Dadurch wird die Sehne noch etwas weiter gespannt und ich stehe jetzt aufrecht. Meine letzte Handlung bei diesem Schießvorgang ist eine passive: Ich lasse die Sehne los. Dabei halte ich die Luft an, um so ruhig wie möglich zu stehen und die Flugbahn des Pfeils nicht zu verändern; nur meine Finger an der Sehne öffnen sich und lassen diese vorschnellen. Diese Phase der maximalen Anspannung und Konzentration dauert nicht lange an. Nach vielleicht einer Sekunde bohrt sich der Pfeil in die

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Zielscheibe. Ich gehe nun für etwa drei Sekunden in die entspanntere „Nachspannung“. Diese dient dazu, meinen Körper sich erinnern zu lassen, wie er gerade gestanden hat und was das Ergebnis war. Das ist Teil des Lernprozesses, denn unser Gehirn speichert alles ab, selbst wenn wir es nicht merken. Die Gedanken sind während des gesamten Vorganges des Bogenschießens nur auf das Ziel fixiert, nie auf die Pfeilspitze. Obwohl der Körper dabei angespannt ist und man sich in völliger Konzentration befindet, hat das Bogenschießen eine entspannende Wirkung, denn alles andere als das Ziel wird nebensächlich und wird ausgeschaltet. Es ist ein meditativer Vorgang, bei dem man durch die rhythmische Reflexion nach jedem Schuss ein gutes Körpergefühl bekommt. All diese Vorgänge passieren fließend und bringen mich in meine eigene kleine Welt, in der alles ganz simpel ist und keine Probleme von außen existieren. Ich habe kein Interesse an Wettkämpfen, da für mich das Schießen selbst im Vordergrund steht; gegen einen 3DParcours hätte ich allerdings nichts einzuwenden.


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WELT UND WIR

Überflieger online Lesen auf der Website

Einige Artikel sprengen das Fassungsvermögen unserer Zeitung, sind aber auf jeden Fall lesenswert. Hier ein Vorgeschmack:

Non vitae sed scholae discimus von Wencke Teschner, 13a

Über Sinn und Unsinn des Lernens nachzudenken, ist fast so alt wie die Menschheitsgeschichte. Ob Lernen für uns Frust oder Freude, Fluch oder Segen bedeutet, war bereits Brennpunktthema einer unserer Schülerzeitungen (Ztg. Okt. 2015). Immer wieder müssen wir uns motivieren zu lernen, für uns den Sinn des Lernens klären. Lernen wir unter Druck, für die gewünschte Note, oder weil es uns interessiert und wir das Gelernte später nutzen wollen? Wie kann Lernen möglichst stressfrei zum Erfolg führen? Wencke hat in ihrer Seminararbeit Methoden zusammengetragen, die diesen Problemen „Beine machen“ sollen. (Lena) „Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir!“ schrieb Lucius Annaeus Seneca ca. 62 n. Chr. an seinen „Schüler“ Lucilius und kritisiert damit die römischen Philosophenschulen seiner Zeit. Doch lernen wir noch für unsere Zukunft? Oder nur für die Schule? Unzählige Schüler lernen nur noch für den

Moment, das hat eine Umfrage des Nachhilfeinstituts „Lernquadrat“ ergeben. Die 500 Befragten sind Schüler zwischen dem 11. und 19. Lebensjahr. Die Umfrage ergab, dass durchschnittlich jede/r fünfte Schüler/in den Unterrichtstoff nach dem Abprüfen sofort wieder vergisst. Schüler haben viel zu tun. Wir müssen uns auf den Unterricht vorbereiten, Hausaufgaben erledigen und für Klassenarbeiten oder Tests lernen. Viel Zeit für die Freizeit bleibt da oft nicht. Und somit versuchen viele, sich in kürzester Zeit so viel wie möglich für den Test oder die Prüfung einzuprägen. Auch mir geht es oft so. Manchmal hat man einfach nicht genug Zeit, um sich ordentlich vorzubereiten. Und so lernt man schnell einen Tag vor dem Test in der Hoffnung, dass man sich möglichst viel gemerkt hat. Nach dem Test ist der Kopf wie leer gefegt und das Gelernte ist schon wieder vergessen. Also, nichts mehr mit dem Lernen für die Zukunft?! ... Fortsetzung auf unserer ÜberfliegerWebsite: Schulwebsite, Schulzeitung. Ihr findet weitere Beiträge bspw. über Projekte unserer Kunst- und Musikkurse, über Luisas Meinung zum Winterlager der 11. Klassen und Fotos von den Studienreisen.


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Die Inseln der Kelten Eine Reisereportage von Catriona

Ende Juli 2018. Deutschland ächzte unter der extremen Sommerhitze. Diese erneute Schottland-Reise sollte mich auch vor dem mitteleuropäischen Schmelztiegel retten. Am letzten Sonntag des Monats flogen wir von Berlin Tegel via London nach Inverness. Bis wir unsere Unterkunft auf der schottischen Insel Skye erreichten, war es Abend, denn das gemietete Häuschen, ein Cottage aus dem 18. Jahrhundert, war zwischen Bäumen und Büschen versteckt und schwierig zu finden. Am Montag war ein Einkauf notwendig. Danach hielten wir noch an einem kleinen DinosaurierMuseum mit Ausstellungsstücken aus der Gegend und fuhren weiter zum Kilt-Rock-Aussichtspunkt und schließlich nach Portree. Von früheren Aufenthalten kannten wir bereits den kleinen, traditionellen Fish-andChips-Laden, der einfach unübertrefflich ist. Zurück im Quartier liefen wir bei schönem Wetter noch zur Küste, wo wir auf das ein oder andere Fossil hofften und daher auf Steine einhämmerten, etwas Interessantes fanden und natürlich den Sonnenuntergang genossen. Am verregneten Dienstag fuhren wir nach Staffin,um unser Fundstück im Museum begutachten zu lassen.

Neben kleinen Muscheln und Fragmenten im Stein sorgen Pflanzenteile für die interessanten dunklen Abdrücke, aber es war leider nichts Außergewöhnliches. Am Staffin Beach wollten wir Saurier-Fußabdrücke anschauen. Durch den Regen stand alles unter Wasser, es war rutschig und so gab es leider auch nicht viel zu sehen. Wieder im Cottage konnten wir den Ofen anheizen und uns davor aufwärmen. Mittwoch waren die Fairy Pools unser Ziel. Wir kamen relativ früh an und hatten freie Parkplatzwahl. Zuerst gab es eine etwas schwierige Bachüberquerung, schwierig zumindest für die, die trockene Füße behalten wollten. Der Fluss sprudelt aus den wolkenverhangenen Bergen in das Tal hinab und wirbelt durch mehrere enge Stellen mit Wasserfällen und Strudeln, sogenannten Whirlpools. Auf der gesamten Strecke mit unglaublich vielen schönen Fotomotiven wurde nichts explizit als „Fairy Pool“ ausgewiesen, nur ein Schild informierte schließlich, dass man an den Pools vorbeigegangen war. So suchten wir auf dem Rückweg nach anderen Perspektiven auf die schönen Wasserfälle und Strudel. Über Umwege befanden wir uns schließlich in der Nähe der Talisker Bay.


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WELT UND WIR

Wir waren bereits bei unserem letzten Skye-Urlaub dort gewesen, doch das schöne Tal mit dem schwarzweißen Sand ist immer wieder einen Besuch wert. Der Sand besteht aus schwarzem zerriebenen Gestein und kleinen Muschelstücken, die leichter sind als Sand und daher als dünne Schicht oben liegen. Wenn die weiße Muschelschicht abgetragen wird und der schwarze Sand darunter hervor scheint, entsteht ein schöner Kontrast. Am Donnerstag starteten wir am Nachmittag mit einer Wanderung zur Nordspitze von Trotternish. Von dort bot sich uns ein wunderschöner Blick über das Meer auf die Äußeren Hebriden, eine 208 Kilometer lange Inselkette, und auf das Festland. Wir standen auf einer hohen Klippe, von der aus wir auf eine kleine Landzunge unter uns hinabblicken konnten, die auf das offene Meer hinaus zeigte. Sonne und Wolken wechselten sich ab und der Wind trug das Rauschen der Wellen zu uns herauf. Am Freitag regnete es, während wir schon die Sachen für unseren Quartierwechsel zusammensuchten. Am Abend gingen wir nochmals zum Strand und hämmerten fleißig auf die Steine ein. Wir fanden tatsächlich einen Ammonit- und einen Muschelabdruck, mussten aber beides zurücklassen, da die Steine zu groß waren. Am Samstag, dem 4. August, fuhren wir mit der Fähre von Uig über

eine spiegelglatte See zu den Äußeren Hebriden, für mich eine der landschaftlich schönsten Abschnitte Schottlands. Wir besuchten schon einmal am Vormittag unser nächstes Quartier - Tigh na Phoirt Deas - wo wir von einer Einheimischen in ein nettes Gespräch verwickelt wurden. Während der Autofahrt konnten wir bereits einige Einblicke in die schöne, raue Natur der Inseln genießen. Immer wieder ragten felsige Abschnitte aus dem grünen, mit Heidekraut durchwachsenen Gras auf. Gelegentlich waren friedlich grasende Schafe zu sehen. Für Sonntag war Regen angesagt, doch es blieb trocken und bewölkt. Auf den Äußeren Hebriden ist das Wetter sehr wechselhaft, in jedem Tal kann es anders aussehen. Wir suchten einen Steinkreis auf, überall gab es wunderschöne Blicke in die grüne, raue Landschaft und zwischendurch war das Wetter fast schon sonnig. Als wir unser Quartier wieder erreichten, kam der Regen doch noch und wir faulenzten vor dem Kaminfeuer. Am Montag besuchten wir - für mich zum zweiten Mal - den bekannten Steinkreis Calanais (engl. Callanish). Die großen, alten Steine faszinieren mich. Sie stehen dort schon seit Ewigkeiten als stumme Zeugen der Zeit und erfüllten einen bis heute ungeklärten Zweck. Unser Weg führte uns anschließend zum „Black House Village“, dem


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alten Dorf Na Gearrannan (Garenin). Zu sehen sind dort eine alte Siedlung und ein etwa einhundert Jahre alter Webstuhl, der noch immer genutzt wird. Der Tweed, den der Mann dort herstellt, wird in der Nähe verkauft; hauptsächlich dient die Herstellung natürlich Demonstrationszwecken. Der Webstuhl war für mich neu und recht verwirrend, vor allem aber laut. Trotz der ganzen Mechanik muss noch einiges per Hand gearbeitet werden. Wir suchten nun nach einem sechs Meter hohen Standing Stone, der aufgrund dieser Größe auch leicht zu finden war. Auf dem Rückweg wanderten mein Vater und ich noch durch die sanften Hügel der Isle of Lewis zu der gut restaurierten Norse Mill - einer Mühle, deren Wurzeln bis zurück in die Eisenzeit reichen - und einem Kiln (Ofen) bei Siabost (Shawbost).

Der Steinkreis von Calanais

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Am Abend hielten wir nochmals bei Calanais. Diesmal waren deutlich weniger Besucher als am Tag dort und wir konnten die faszinierende Abendstimmung zwischen den alten Steinen genießen. Auch am Dienstag besuchten wir einen Steinkreis südwestlich von Garynahine und fuhren weiter nach Westen auf der einzigen Straße durch das Gleann Bhaltois (Glen Valtos) und schließlich zu dem riesigen Sandstrand Uig Sands (Traigh Chapadail). Die Sonne spiegelte sich in dem tiefblauen Wasser, das einen malerischen Kontrast zu dem hellen Sandstrand bot, der in hohe Sanddünen übergeht. Am Mittwochmorgen beschlossen mein Vater und ich, die ClishamBesteigung zu wagen. Der Clisham ist mit immerhin 799 Metern der höchste Berg auf der Insel Harris.


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Abstieg vom Clisham Peak

Anfangs folgten wir einem Bach durch sumpfiges Gebiet; der Pfad war kaum zu nutzen, da er unter Wasser stand. Als der Boden endlich trockener wurde, verschwand auch der Pfad und es wurde zunehmend steiler. Wir fanden den Pfad erst sehr viel später wieder, als wir die Spitze schon fast erreicht hatten. Das Wetter war uns zum Glück gewogen. Zwar erreichten wir den Gipfel, als dieser sich in eine Wolke hüllte, doch das hielt nicht lange an und so konnten wir freie Sicht auf die Landschaft unter uns genießen. Es bezog sich wieder und auf dem Rückweg war die Landschaft unter uns von Wolken und grauem Gestein eingerahmt und teilweise gar nicht mehr zu sehen. In einer Wolke stehend sieht man erst, wie schnell diese als sich beständig wandelnde Nebelmasse tatsächlich zieht. Donnerstag stand der Losgantair-

Strand auf dem Plan. Hinter Dünen erstreckte sich heller Strand und ließ das blaue Meer in anderen, helleren Farben schimmern. Die grünen, von Gestein durchsetzten Hügel bildeten einen schönen farblichen Kontrast, waren aber genauso rau, wie das vom Wind verwirbelte Wasser. Am Freitag besuchten wir drei schottische Familien, bei denen ich vielleicht nach der Schule eine Zeitlang leben kann. Ich hatte im Internet recherchiert und diese Orte herausgesucht. Dort kann ich für einige Zeit wohnen, werde versorgt und im Gegenzug bei den anfallenden Arbeiten helfen. Mit den Besitzern der Farmen führten wir ausführliche, ausgesprochen angenehme Gespräche und kamen deshalb erst gegen Abend zurück. Mein Vater und ich unternahmen trotzdem noch eine Paddeltour mit dem hauseigenen Boot. Nach einigen Startschwierig-


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keiten, die meine Mutter vom Ufer aus amüsiert beobachtete, kamen wir auch voran. Die Nacht zum Samstag war sehr kurz für uns, denn wir standen mitten in der Nacht auf, um zum Steinkreis Calanais zu fahren. Mein Vater wollte dort unbedingt einmal beobachten und meine Mutter und ich wollten uns das natürlich nicht entgehen lassen. Anfangs waren wir nicht allein, doch bald sammelte die Gruppe ihre Kameras und Taschenlampen ein und wir konnten die kühle Nacht an die uralten Steine gelehnt einsam genießen. In der Nacht wirkte der Ort wie verwandelt. Die großen, dunklen Steinsilhouetten wirkten aus der richtigen Position vom Mittelstein aus gesehen - wie die Silhouetten großer Menschen. Es war still und der Wind verlieh ihnen leise, flüsternde Stimmen. Eingehüllt in die Dunkelheit entstand eine meditative Ruhe, durchbrochen nur vom Licht der Sterne. Der Himmel über uns war für etwa eine halbe Stunde frei von Wolken und ich habe noch nie zuvor den Mars so groß und hell leuchten sehen. Als oranges Licht stand er kurz über dem Horizont und schien wie das Licht einer fernen Fackel zwischen den Steinen hindurch. Nach einem letzten Plausch mit Donna, die das Cottage für die nächsten Besucher herrichtete, fuh-

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ren wir nach Stornoway. Dort warteten wir auf unsere Fähre, die uns am Abend in Ullapool auf dem schottischen Festland absetzte. Am Sonntag suchten wir eine weitere Farm auf, auf der ich in meinem Auslandsjahr bleiben könnte. Nach einem Gespräch mit der aus Deutschland stammenden Besitzerin gingen wir an den wunderschönen Strand. Steile, steinige Abschnitte führten hinunter auf den hellen Sand, der auch hier das Wasser türkisblau aussehen lässt. Von dort fuhren wir zum Breagha (sprich Bräa) B&B und am Montag in Richtung Black Isle, was weder schwarz noch eine Insel ist. Wir suchten den Chanonry Point auf, bei dem durch Gezeiten starke Wirbel entstehen. Dadurch ist diese Stelle ideal für Delphine, welche die umhergewirbelten Fische fangen können. Fasziniert blieben wir etwa zwei Stunden. Dienstag war Abreisetag. Von Inverness starteten wir pünktlich nach London und waren viel zu schnell wieder zu Hause. Ich hoffe, diese wunderschöne Landschaft, die ich so sehr liebe, bald wiederzusehen und die Äußeren Hebriden erneut zu betreten. Bis dahin habe ich all die wunderbaren Erinnerungen und viele Bilder im Kopf sowie auf der Kamera.


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Schuluniformen weltweit Warum nicht für uns? von Kaya

te die Uniform meiner Gastschwester und ich konnte einige Teile von ihr leihen. Irland hat sehr strenge Regeln für das Auftreten in der Schule. An vielen Schulen sind Tattoos, Piercings und sogar gefärbte Haare verboten, Schuluniformen sind überall Pflicht. Manchmal wurde bei uns sogar kontrolliert, ob wir unsere Krawatten auch wirklich trugen. Nicht genau vorgeschrieben waren unsere Taschen und unsere Schuhe; die Schuhe mussten allerdings ausschließlich schwarz und unauffällig sein. Für mich war es eine tolle Erfahrung, vier Monate lang in einer Schuluniform zur Schule zu gehen.

Kaya in Schuluniform in Irland

Im Jahr 2015 war ich von September bis Dezember für vier Monate als Austauschschülerin in Irland. Ich lebte dort in einem kleinen Dorf namens Ballybunion und ging auf die örtliche Schule. Doch bevor ich diese Schule besuchen konnte, musste ich mithilfe meiner Gastfamilie eine Schuluniform anschaffen. Ich hatte Glück und musste schließlich nur die Krawatte kaufen, denn mir pass-

Schuluniformen haben Vorteile und Nachteile und somit Befürworter und Gegner. Das Tragen von Schuluniformen soll das Gemeinschaftsgefühl stärken und die Bindung des Schülers zu seiner Schule stärken. Niemand soll mehr aufgrund seiner Kleidung ausgeschlossen werden; kein Schüler soll sich überlegen fühlen, nur weil er Markenklamotten trägt, und niemand kann als minderwertig abgestempelt werden, weil er sich diese nicht leisten kann. Schuluniformen sind nicht immer schön, oft wirken sie unmodern und nicht jugendgemäß. Die Farben


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orientieren sich meist an den Farben des Logos oder des Wappens der Schule. Da kann es schon passieren, dass man die Schuluniform einfach hässlich findet. Ich hatte mit unseren marineblauen Uniformen kein Problem. Doch ich hätte mich unwohl gefühlt, wenn ich täglich etwas hätte tragen müssen, das mir nicht gefiele. Während meiner Zeit in Irland sah ich auch Uniformen anderer Schulen und einige davon mochte ich gar nicht, zum Beispiel eine braun-gelbe Uniform, deren Farben ziemlich stark ins Auge stachen. Auffällige Farben sind nicht günstig für Schuluniformen und in der Regel auch nicht üblich. Natürlich ist es bequem, dass man sich morgens keine Gedanken darüber machen muss, was man zur Schule anzieht, obwohl mich dieses „Problem“ weniger betrifft, da für mich der Kleidungsstil sowieso eher Nebensache ist. Anderen ist das aber weniger egal, denn durch eine Schuluniform fühlen sich Schüler oft in ihrer persönlichen freien Entfaltung eingeschränkt. Je nachdem, wie streng die Regeln einer Schule sind, kann man die Uniform mit kleinen Accessoires individualisieren oder sich über seine Frisur ausdrücken. Auf den meisten Schulen mit Schuluniformpflicht ist das aber nicht erlaubt. Und so wird es schnell eintönig, jeden Tag das Gleiche anzuziehen. Je nach Jahreszeit kann es

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in einer Schuluniform auch sehr ungemütlich werden, wobei viele Schulen unterschiedliche Uniformen für Sommer und Winter haben. Bei uns an der Schule hatten einige Mädchen im Winter ein Problem mit ihren Röcken. Sie zogen sich dicke Strumpfhosen an, um der Kälte zu trotzen. Allerdings bestand für Mädchen keine Pflicht, Röcke zu tragen, weshalb ich mich von Beginn an für eine Hose entschieden hatte. In Deutschland gab es noch nie Schuluniformen bis auf die Schülermützen, die während der Gründerzeit, also in den ersten zwei Jahren nach der Gründung des deutschen Kaiserreichs (1871–1873) modern wurden und Auskunft über Schule und Klassenstufe gaben. Gymnasiasten trugen je nach Schule oder Stadt farbige Mützen, die sie im Straßenbild von den Volksschülern und Lehrlingen abhoben. In den 1930erJahren verschwanden die Schulmützen aus dem Alltag deutscher Schüler. Stattdessen trugen Jungs und Mädchen die Einheitskleidung der „Hitler-Jugend“ und des „Bundes deutscher Mädel“ (HJ- und BDM), womit die Nationalsozialisten die deutsche Jugend uniformierten und ein nationalsozialistisches elitäres Auftreten förderten. Diese Uniform war keine reine Schuluniform, nur Mitglieder dieser Jugendorganisationen trugen sie.


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Auch heute gibt es in Deutschland, obwohl nach wie vor keine Schulverordnung zum Tragen von Schuluniformen existiert, viele Schulen mit einheitlicher Schulkleidung. Dazu gehören vor allem Privatschulen, aber auch staatliche Schulen, die sich individuell dafür entschieden haben. Versuche, eine einheitliche Schulkleidung einzuführen, um dem Markenwahn und der damit verbundenen sozialen Ausgrenzung entgegenzutreten, gab es an etlichen Schulen in Deutschland. In Hamburg setzte sich das Projekt an einigen Schulen unter Mitgestaltung der Schüler durch, in Berlin scheiterte es schon nach der Probezeit. In Europa werden vor allem im Vereinten Königreich noch heute Schuluniformen getragen. Schuluniformen gehören an fast allen Schulen Englands zum Schulalltag, sind Normalität. In Großbritannien verbreitete sich der Gedanke einer einheitlichen Kleiderordnung für Schüler seit dem 16. Jahrhundert von Cambridge ausgehend, wobei diese Uniform die CambridgeSchüler und später auch die Schüler anderer Eliteschulen abgrenzen und ihre geistige Überlegenheit ausdrücken sollte. In vielen der ehemaligen britischen Kolonien wie Indien, Australien, Neuseeland, Hongkong, Zypern oder Südafrika wurden die Schuluniformen auch nach der Un-

abhängigkeit nicht abgeschafft und sind noch heute sehr verbreitet. Früher gab es auch in Frankreich einheitliche schwarze Kittel für Schüler. Inzwischen gibt es an französischen öffentlichen Schulen keine Uniformpflicht mehr. Auch die Privatschulen verzichten meist auf eine einheitliche Schulkleidung. In den USA und Kanada gibt es keine Uniformen in staatlichen, dafür aber an fast allen privaten Schulen. An den staatlichen Schulen gibt es seit dem Ende der 1990er Jahre eine Kleiderordnung, den sog. „dress code“, der in der Regel zu kurze Röcke, Trägertops, bauchfreie Oberteile, Flipflops, Kopfbedeckungen wie Mützen oder Baseballkappen, Turnschuhe oder T-Shirts mit Aufschriften verbietet. Zusätzlich gibt es häufig Regeln für Haarschnitte und Schmuck und das auch an den Schulen ohne Uniformpflicht. Was würdet ihr sagen, wenn die Jungs ausschließlich Kurzhaarfrisuren, die Mädchen aus dem Gesicht frisierte und ungefärbte Haare tragen müssten, wenn Schmuck, sichtbare Piercings oder Tattoos und Make-Up verboten wären? In vielen Ländern der Welt sind Schuluniformen Normalität. In Südkorea und Japan sind einheitliche Schuluniformen an allen Schulen üblich, wobei die Schulkleidung der japanischen Schüler abhängig vom


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Alter variiert. Die weiterführenden Schulen in Japan sind überwiegend Privatschulen, an denen die Schüler verpflichtet sind, Schuluniformen zu tragen. Auch an den meisten Schulen in Brasilien und Argentinien wird eine einheitliche Schulkleidung getragen. In Brasilien ist das Gefälle zwischen Arm und Reich sehr groß, sodass durch die Schuluniform die Klassenunterschiede verdeckt und Diskriminierungen vermieden werden sollen. Die Kleidung ist allerdings nicht so konservativ wie in anderen Staaten, hier kann die „Schuluniform“ auch schon mal aus Jeans und T-Shirt bestehen. Fazit: Schuluniformen weltweit! Warum nicht für uns? Für mich bleibt die Frage, ob Schuluniformen tatsächlich das soziale Verhalten, die Integration und die Leistungsbereitschaft von Schülern verbessern. Ich hatte eine gute Zeit an dieser Schule und habe mich dabei durch die Schuluniform nicht eingeschränkt gefühlt. Es erleichterte mir sogar den Anfang, denn ich musste mir keine Gedanken machen, was ich am ersten Tag anziehen und ob ich mit meinen Klamotten einen guten Eindruck hinterlassen würde, und ich habe mich schnell als ein Teil der Klasse gefühlt. Außerdem achtet man beim Kennenlernen neuer Schüler nicht vordergründig auf Äußeres und geht unvoreingenommen

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aufeinander zu. Das spricht durchaus für die Schuluniformen und es gibt auch Studien aus Deutschland, die positive Auswirkungen einheitlicher Schulkleidung beschreiben. Doch erfahrungsgemäß finden Kinder anstelle der Kleidung genug andere Gründe wie Herkunft, Gewicht oder Körpergröße, um Mitschüler zu mobben. Die Sucht nach Markenprodukten beschränkt sich zudem nicht nur auf Kleidung; denken wir an die Handys, das Familienauto und andere „Statussymbole“, um die der - in meinen Augen unsinnige - Wettbewerb zwischen deutschen Schülern läuft. Uniformen helfen da meiner Meinung nach gar nichts und weitreichende Verbote in den Schulen würden bei uns einen Sturm der Entrüstung entfachen, wobei ein absolutes Handyverbot in der Unterrichtszeit ein neues interessantes Diskussionsthema sein könnte… Ich befürworte also nicht, dass Schuluniformen auch hier in Deutschland eingeführt werden, denn das allein löst keine Probleme. Durch unsere Kleidung und unser generelles Auftreten können wir uns selbst ausdrücken, während eine Schuluniform ein Eingriff in unser persönliches Recht auf Entfaltung wäre. Für kurze Zeit war es interessant, diese Erfahrung zu machen, aber in meinen eigenen Klamotten fühle ich mich doch am wohlsten.


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Drei Antennen auf Empfang von Vanessa

Vanessa im Studio von Antenne Brandenburg

Eine Projektwoche kann durchaus Spaß machen, wenn der Plan gut ist. Und so stellten Luisa, Kaya und ich unsere Redaktionsantennen auf Empfang und machten uns Anfang Juni auf den Weg zu Antenne Brandenburg, um zu erleben, was Radio funktionieren lässt. Sabine Voßen, Redakteurin beim RBB, empfing uns und zeigte uns zunächst Erdgeschoss und erste Etage des rbb-Gebäudes in Potsdam. Gleich zu Beginn lernten wir, dass Antenne Brandenburg ein sogenanntes Formatradio ist, was bedeutet, dass alles geplant abläuft. Natürlich müssen die Mitarbeiter auch in der Lage sein, spontan auf schnelle Änderungen wie Eilmeldungen oder plötzliche Wetterwechsel zu reagieren.

Ein Rundfunksender muss perfekt organisiert sein. Für verschiedene Sendebereiche existieren verschiedene Sitze bzw. Häuser. Gleich mit dem ersten Stopp unseres Radio-Tages durften wir eine Videokonferenz mit Vertretern der verschiedenen Häuser (u.a. Prenzlau, Frankfurt) miterleben. Verschiedene Themen wie der Wolf in Brandenburg, das Public Viewing für die WM und aktuelle Unfälle wurden angesprochen. Außerdem folgte eine Reflexion des vergangenen Tages und der Ablauf des nächsten Morgens wurde besprochen. Nächste Station war die Redaktion, wo wir mit dem Musikchef sprachen. Die Musik wird auf die Zielgruppe des Antenne Brandenburg Radios abgestimmt, wobei es eine Regel gibt: Kein Schlager am Morgen! Am Abend kann man dafür schon einmal tiefer in einem ausgewählten Genre versinken. Die PRRedaktion (für Öffentlichkeitsarbeit und Journalismus) ist im Großen und Ganzen für die Werbung mithilfe von Verlosungen und anderen Mitteln verantwortlich. Zudem werden Konzepte entwickelt und Veranstaltungen geplant. Während andere einen festen Arbeitsplatz mit festen Arbeitszeiten haben, müssen Reporter immer mit einem plötzli-


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chen Auftrag rechnen. Das Angebot wird nach vertraglichen Richtlinien gestaltet, da der Sender keine zu große Konkurrenz für andere darstellen darf. Auf der Website sind kurze, knackige Informationen und Nachrichten. Von den Farben der Seite wird man förmlich angelacht. Sie bietet auch die Möglichkeit, live Radio zu hören, Interviews mit kleinen Videos anzusehen und Neuigkeiten über Wetter und Verkehr zu erfahren. Es gibt auch eine Antenne-App und eine Facebook-Seite. Der Start in den Radio-Tag beginnt; um 4 Uhr morgens findet sich das Frühteam im Radio zusammen und bespricht mit dem Wortchef die nächste Woche. Gespräche werden aufgezeichnet und Reporter werden engagiert. Ein Mitglied des Frühteams ist außerdem dauerhaft wachsam und sucht nach Unterhaltungsstoff. Besonders spannend ist die Moderation. Wir hatten das Privileg, im Studio dabei zu sein, als der Moderator aufnahm. Nur von der Chefin vom Dienst werden Beiträge ins Studio gegeben.Der Moderator erklärte uns, dass man auf vieles gleichzeitig achten muss. Übergänge müssen gut harmonieren, hier und da müssen Jingles eingebaut werden, für die der Layouter zuständig ist, man muss reden, als würde man nicht vorlesen, die passenden Sound-

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effekte müssen für das Kopfkino eingebracht werden. Er verriet uns noch einen „Fun-Fact“: Interviews werden aufgenommen, die Fragen werden herausgeschnitten und der Moderator tut so, als liefe das Interview live im Radio, indem er auf die Antworten der befragten Person reagiert. Und dann ist da noch die Zeitplanung. Für verschiedene Zeiträume gibt es verschiedene Redakteure. Die Langplaner planen die kommende Woche, und die Kurzzeitplaner organisieren die laufende Woche und den nächsten Tag. An sich sind zwei Wochen im Voraus immer fertig geplant und man befasst sich mit der Vorbereitung der dritten Woche. Wir merkten kaum, wie die Zeit verging. Gegen 15 Uhr durften wir eine kleine Aufnahme für das Sommerprogramm machen, wobei sich jeder von uns einen Lieblings-Sommerhit gewünscht hat, der in den Sommerferien im Radio gespielt wurde. Wir drei - Luisa, Kaya und ich - sind sehr dankbar für die Möglichkeit, die uns geboten wurde. Es war ein sehr informativer, interessanter und aufschlussreicher Tag und es hat Spaß gemacht, einmal mittendrin sein zu dürfen. Nie hätten wir gedacht, dass so viele Leute täglich hart arbeiten, damit wir unterhalten und informiert werden. Wir danken Antenne Brandenburg für diese Gelegenheit!


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Journalismus live von Kaya

Dreh der Redaktionssitzung, v.li. Magda, Jonas, Ramon, Luisa und vorn Catriona und Kaya

Am Dienstagnachmittag erreichte uns eine Email, in der eine Reporterin dringend um die Möglichkeit von Filmaufnahmen mit der Überflieger-Redaktion für das ARD-Mittagsmagazin am Freitag bat. Man sei über die wiederholten Erfolge im Landeswettbewerb Brandenburgs auf uns aufmerksam geworden. Aha, aber was genau sollte das werden? Am liebsten wollte man eine Redaktionssitzung drehen. Die war aber noch gar nicht dran. Also gut, wir beschlossen einfach, sie vorzuziehen. Sarah, unsere Chefredakteurin ist nie krank. Jetzt war sie es. Also musste kurzfristig ich als zweite Chefredakteurin einspringen. Man wollte auch einzelne Redakteure und ir-

gendwelche Zeitungsleser befragen. Wann sollte der Dreh sein? Morgen? Übermorgen wäre uns lieber. Immerhin mussten wir noch ein paar Absprachen treffen und am Vormittag findet in der Regel Unterricht statt. Aber klar, wir kriegen das hin. Man freute sich. Und so rückte am Donnerstagmorgen, am 13. September, eineinhalb Tage nach der Email, ein freundliches Fernsehteam von ARD-Aktuell an, um - wie man uns sagte – „mit der Redaktion des Lenné-Überfliegers Material für einen Beitrag über eine funktionierende Schülerzeitung“ zu drehen. Reporterin, Kameramann und Toningenieur schleppten ihr Zubehör in unseren „Redaktionsraum“ oder besser in


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den Klassenraum 208. Trotz Aufregung lief die Sitzung perfekt ab, wir diskutierten und planten die nächste Zeitung „wie die Profis“, beinahe, als hielte man uns nicht eine Riesenkamera vor die Nase oder ein Mikro über den Kopf. Wir antworteten auf die Fragen nach Visionen und Motivation, verloren bald die Nervosität und hatten Spaß daran. Es war ganz klar eine spannende Erfahrung. Das Filmteam arbeitete ganze zwei Stunden mit unserem Redaktionsteam und befragte Schülerzeitung lesende Schüler/innen der Abiturstufe nach ihrer Meinung zu dem Blatt, filmte im Raum und draußen in der Arena der Schule. Am Ende blieben knapp 3 Minuten Sendezeit. Klingt wenig, ist aber eine ganze Menge. Abgesehen davon, dass einige Informationen falsch oder ungenau zitiert wurden, entstand ein schöner Beitrag, der schon einen Tag später im ARDMittagsmagazin ausgestrahlt wurde. Das allerdings war dann doch interessant. Wir waren überrascht, wie unsere Aussagen verändert oder sinnverändernd geschnitten wurden. Ein Beispiel: Die Reporterin hatte unseren Layouter nach der Erscheinungsform der Zeitung gefragt. Ramon erklärte ihr, dass wir eine Printzeitung herausgeben und seit 2010 eine Website betreiben. Beides zeigte er dem Filmteam. Der ARDBeitrag wurde als Einleitung für den

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Kaya und Catriona im Interview

Berliner Schülerzeitungswettbewerb der Printzeitungen gebraucht. Und so behauptete man kurzerhand, dass wir nur eine Printzeitung herausgeben würden, weil es schön sei, „eine echte Zeitung aus Papier in der Hand zu halten.“ Das hat Ramon durchaus gesagt, aber das Zitat ist halbiert, unvollständig und somit falsch. Na gut, es diente der Intention des Beitrags; das hätte man uns aber auch sagen können. Das ist also Journalismus live, nur zu berichten, was man braucht. Wir sind trotzdem stolz darauf, es mit unserer Zeitung so weit gebracht zu haben. Wir bedanken uns bei jedem unserer Leser und dem ARDTeam. Wir waren im Fernsehen, unsere Eltern und Großeltern haben sich gefreut, uns da zu sehen, und eine interessante Erfahrung war es auf jeden Fall.


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TIPPS

Der Sherlock der BBC Tipp von Catriona

Arthur Conan Doyles bekannte Romanfigur Sherlock Holmes wurde schon oft in Literatur und Film aufgegriffen. Auch die BBC, genauer die Autoren und Produzenten Steven Moffat und Mark Gatiss, haben sich seit einigen Jahren damit befasst, die berühmte Figur angelehnt an den Roman im heutigen London wieder auferstehen zu lassen. Die britische Serie mit inzwischen vier Staffeln mit je drei Folgen sowie einem Weihnachtsspecial hat bereits einige Auszeichnungen erhalten - und das zu Recht. Ich selbst habe Arthur Conan Doyles Romane mit großer Begeisterung auf Englisch gelesen und war daher an anderen Fassungen interessiert. Der Sherlock der BBC hat mich neugierig gemacht und bereits mit der ersten Folge überzeugt. Die seit 2010 laufenden neuen Folgen schwanken zwischen lustigen und ernsten Szenen, führen die Zuschauer von Vorahnung zu Verblüffung, von durch lauernde Gefahr erzeugter Spannung zur spektakulären Auflösung eines Falls. Dabei erfährt man immer Neues über die verschiedensten Charaktere und die Hintergründe für ihr Handeln, wobei die Besetzung der Rollen von Sherlock Holmes durch Benedict Cumberbatch und Dr. Watson durch Martin Freeman nicht passender hätte sein können. Auch andere Figuren sind überzeugend gezeichnet und von den Darstellern wie Marc Gatiss (Mycroft Holmes, Bruder von Sher-

lock) oder Andrew Scott (Jim Moriarty) brillant gespielt. Sherlock Holmes, der sich selbst einen „hochfunktionellen Soziopath“ nennt, löst mit Hilfe von Dr. John Watson verschiedene Fälle, die ihn interessieren. Er ist herrlich genervt von begrenzter Auffassungsgabe seiner Mitmenschen und wirft nur so mit witzig arroganten Sätzen um sich: „Bitte! Verlassen Sie den Raum, sie senken den IQ der ganzen Straße.“ Wiederholt zieht er sich in seinen „Gedankenpalast“ zurück, um der Lösung eines Falls durch Denken näherzukommen. Immer wieder können Parallelen zu Arthur Conan Doyles Geschichten gefunden werden, die teilweise die Basis des neuen Plots bilden. Dennoch sind sowohl die Charaktere als auch die neuen Episoden deutlich vom Roman abgegrenzt oder auch völlig neu erfunden. Es ergibt sich eine neue Kriminalgeschichte um Sherlock Holmes mit sehr viel Humor, Spannung und Liebe zum Detail. Für alle Sherlock-Holmes-Freunde und solche, die knifflige Rätsel oder auch Krimiserien mit überraschenden Auflösungen mögen, ist der Sherlock der BBC unbedingt zu empfehlen. Die Charaktere sind mit viel Liebe zum Detail dargestellt, was der Handlung eine besondere Tiefe verleiht und die Zuschauer in das Geschehen hineinzieht. Es ist schwer, diesen Protagonisten nicht zu verfallen.


TIPPS

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Bangtan Boys Musiktipp von Sarah

BTS-Konzert in der Mercedes-Benz-Arena Berlin (Foto v. Gianna S.)

Wer schwärmt für Musik aus Südkorea?! Anna und Gianna haben im BTS-Konzert in Berlin den Hype um die südkoreanische Boyband live erlebt (vgl. S. 20). Was aber macht die Musik dieser Band so anziehend für viele junge Leute? Zuerst muss erwähnt werden, dass die südkoreanische Pop-Musikindustrie sich von dem, was wir kennen, unterscheidet. Die Gruppen finden sich nicht selbst zusammen, sie werden von Musikentertainments zusammengestellt und der Konkurrenzkampf unter den Bands ist ab Stunde null sehr hoch. BTS (Bangtan Sonyeondan) konnte sich durchsetzen und gilt nun als erfolgreichste südkoreanische Band. Die letzten drei EPs (Extended Plays, Ton-

träger) standen unter der Thematik Love Yourself. Die Lieder wechseln von aufweckenden Gute-LauneMachern mit starkem Sound zu eher sanften, emotionsgeladenen Texten. Jede EP befasst sich mit dem Motiv des Love Yourself unter Titeln wie Her, Tear oder Answer. Wenn man sich die Zeit nimmt, die Übersetzungen der Texte zu lesen, wird die Botschaft deutlich, die die Band ihren Fans und der Welt mitteilen will: Sich selbst zu lieben, ist oft nicht einfach. Dabei wollen sie behilflich sein. Es ist eine wunderbare, richtige Aussage, da vor allem die Jüngeren unter uns oft mit sich zu kämpfen haben. Bleibt die Frage, ob das Leben nicht doch komplizierter ist.


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TIPPS

On the Road Buchtipp von Luisa

Der bunte, halsbrecherisch verrückte Roman „On the Road“ von Jack Kerouac ist ein bisschen zu vergleichen mit einer Achterbahnfahrt: Er hat Höhen und Tiefen. Man weiß nie, was als Nächstes passiert und er ruft diese plötzlichen Schübe von Bauchkribbeln hervor. Ein großartiges Buch, was den Leser in einem Ford Mustang per Anhalter auf die Straßen Amerikas und so auch auf die legendäre „Route 66“ mitnimmt, über die Jack Kerouac schrieb: „Jede Bodenwelle und Ebene reizte meine Sehnsucht“. Erschienen 1957, ist der Roman zum Kultbuch einer ganzen revoltierenden Generation des 20. Jahrhunderts avanciert. Alles beginnt damit, dass Sal Paradise inspiriert durch seinen Freund Dean beschließt, einen Road Trip quer durch Amerika zu machen. Das Buch lebt von der Sucht und dem Bestreben nach Freiheit, dem Charme der Straße und seinen intellektuellen, nach Freiheit „mit der Energie (von) Rauschgiftsüchtigen“ haschenden Charakteren. Der Roman, welcher autobiographische Züge trägt, ist aus der Perspektive des introvertierten, verträumten Sal Paradise, welcher wohl für die Person des Autors selbst steht, geschrieben. Paradise, der über sich selbst sagt, dass er - verglichen mit Dean, dem „heilige(n) Hochstapler mit dem glitzernden Verstand“ und Carlo Marx, einem anderen Freund,

welchen er als „traurig-poetische(n) Hochstapler mit dem düsteren Verstand“ beschreibt -„nur ein Tölpel“ sei, lernt kurz nach der Trennung von seiner Frau durch seinen Freund Chad King den aus dem westlichen Denver stammenden Dean Moriarty kennen. Dean, welcher ein Teil seines späteren Lebens wird, bewegt ihn zu ihren gemeinsamen Reisen über die Straßen Amerikas und weckt in ihm ein ganz neues Gefühl von Freiheit und des Erlebens der Welt. „Mit dem Auftauchen von Dean Moriarty begann der Teil meines Lebens, den man mein Leben auf den Straßen nennen könnte. […] Dean ist der ideale Kumpel für die Straße, denn er wurde praktisch auf der Straße geboren […]“ schreibt Sal über seinen späteren guten Freund. Dean, welcher charismatisch, intelligent und verrückt zugleich ist, dürstet nach dem Leben und seinen Möglichkeiten. Sal erwähnt, dass „die einzig wirklichen Menschen“ für ihn „die Verrückten“ seien, die, „die verrückt danach sind zu leben, verrückt danach zu sprechen, verrückt danach, erlöst zu werden, und nach allem gleichzeitig gieren – jene, die niemals gähnen oder etwas Alltägliches sagen, sondern brennen, brennen, brennen […]“, und Dean ist einer von diesen lebensbejahenden, verrückten, „brennenden“ Menschen. - Moriarty selbst will ein Intellektueller werden, so wie es seine und die Freunde Sals, welche


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später in der Geschichte auftauchen, sind. Außerdem möchte er von Sal, der zur Zeit der Handlung des Buches an einem Roman schreibt, das Schreiben lernen. Dean ist der erste „der zerstreuten Bande“, der Richtung Westen loszieht. „Da fuhr er nun, unser Diskutierer!“ schreibt Sal über den vorläufigen Abschied von seinem Freund. Bald wird er ihm folgen. Im Juli des Jahres 1947 macht sich Sal auf den Weg zur Westküste zu seinem Freund Remi Boncœur, der ihm anbietet, bei sich zu wohnen und dort weiter an seinem Roman zu schreiben. Das ist der Beginn seiner Reise. Er trampt, fährt mit GreyhoundBussen oder gestohlenen Autos durch Nordamerika und legt sein Geld anfangs hauptsächlich in Bier und Apfeltorte mit Eis an. Während seiner Reise trifft er die verschiedensten Figuren, für die oft ein echtes Vorbild in Kerouacs Leben existiert, erfährt ihre Lebensgeschichte oder hat zumindest für einen geraumen Zeitraum teil an ihrem Leben. Später trifft er Dean bei einem alten Freund in Texas wieder. Sie feiern zusammen das Leben, genießen die Freiheit der Tage, der Straße und des Lebens mit all seinen Vorzügen. Zusammen fahren sie nach Mexiko und leben wie zwei unermüdliche Freigeister; sie erfreuen sich an den Frauen, der Musik und dem bunten, unvorhersehbaren Leben der Straße. In der Zeit der späten 50er- bis Mitte der 60er-Jahre kam es zum Aufbruch einer Generation, die als „Beat Generation“ oder „Beatniks“ bezeichnet wird. Die Angehörigen dieser

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„ersten modernen literarischen Subkultur“ zeichneten sich durch ihre unkonventionelle, spontane, chaotische, zumeist aber kreative Veranlagung und Lebenseinstellung aus. Sie lebten entgegen den gesellschaftlichen Normen und Standards. Diese jugendlichen Außenseiter waren geprägt durch das ständige Unterwegssein, wie es in „On The Road“ beschrieben wird, durch den Einfluss von Literatur und Jazz, insbesondere Bebop, aber auch durch Drogenkonsum und vor allem das Überwinden gesellschaftlicher Tabus. „On the Road“ ist ein großartiges Buch über Freundschaft, das Leben, die Verrücktheit der Dinge und des Seins und die Straßen und Menschen Nordamerikas. Ich empfehle jedem, der sich an Worten, an bunten Erzählungen und diesem träumerischen Gefühl der Freiheit, das man beim Lesen bestimmter Literatur erhält, erfreuen kann, dieses wunderbare Buch zu lesen. Man spürt förmlich die Energie, die Lebensfreude und das Glühen, das von jeder Zeile ausgeht. Mich erinnert der Charakter Dean Moriarty in gewisser Weise an einen Exfreund von mir, der immer noch ein guter Freund geblieben ist. Er verstand es zu träumen, sich aufzulehnen, vor Energie zu sprühen und hatte diese sympathische Verrücktheit an sich. Jene, die träumen, die sich gerne mal in der Verrücktheit der Dinge, des Lebens und des Seins verlieren, wird der Roman von Jack Kerouac verzaubern und mit auf die Straßen Amerikas nehmen.


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IN EIGENER SACHE

Die Redaktion stellt sich vor Name:

Kaya Heins

Klasse:

13

Alter:

18

In meiner Freizeit… lese ich gerne, spiele Computerspiele, zeichne oder nähe. Zudem treffe ich mich gerne mit Freunden. Wir machen gemeinsam Fotoshootings, schreiben Geschichten oder treiben Sport.

Meine liebsten Urlaubsziele sind… Gegenden, in denen man gut wandern oder tauchen kann. Wichtig sind mir eine schöne (Unterwasser-)Landschaft und meine Ruhe. Manchmal möchte ich auch einfach nur am Strand entspannen. Ich fahre nicht gerne in Touristengegenden.

In der Schule bin ich… ziemlich durchschnittlich in den Wenn ich eine Zeitreise machen meisten Fächern, aber gut in den Sa- könnte,… chen, die mich interessieren. würde ich ins antike Rom, Griechenland oder Ägypten reisen wollen, Ich finde an mir gut dass… um die beeindruckenden Bauten der ich versuche, immer fröhlich und Zeit, das Ausleben der Mythologie freundlich zu sein, dass ich eine sozi- und generell den Alltag der Menale Ader habe und kreativ und phan- schen hautnah mitzuerleben. tasievoll bin. Meine Macke ist, dass… ich sehr unordentlich bin und oft Sachen verschiebe, bis ich sie endlich auf den letzten Drücker erledige.

Ich schreibe für die Schülerzeitung, weil… ich Spaß am Schreiben habe und mir auch das Illustrieren Freude bereitet.


IN EIGENER SACHE

In zehn Jahren… habe ich hoffentlich einen festen Job bei der Polizei und lebe alleine in einer kleinen Wohnung oder in einer WG mit ein paar Freunden. Große Familienpläne habe ich noch nicht, aber ich hoffe, dass ich auch dann

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noch einen guten Draht zu meinen Eltern haben werde. Mein bester Rat: Bleib selbst im Angesicht eines Ärgernisses freundlich.

impressum Überflieger-Redaktion

Schülerzeitung

Sarah Oleniczak 13/1 Chefredakteurin Kaya Heins 13/4 Stellv. Chefredakteurin Ramon Jaeger Layout 13/3 Vanessa Sachs 13/1 Lena Köhler 13/4 Jonas Jentsch Cover 13/4 Magda Hollenbach 13/4 Catriona Rendtel 13/4 Luisa Lieske 12/1 Emma Birkner 12/1 Gina Konarski 12/1 Katharina Sophie Swinka 10/4 umx Beratung

der Peter-Joseph-Lenné-Gesamtschule Humboldtring 15-17, 14473 Potsdam Telefon Schule: 0331/2897780 Email Zeitung: ueberflieger@lenne-schule.de Überflieger Website: http://ueberflieger.qoalu.com oder Lenné-Website, Schulzeitung Cover-Gestaltung: Magda, Jonas Redaktionsschluss: Ausgabedatum: Auflage: Seitenzahl:

18.01.19 26.01.19 250 Stück 52



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