turi2 edition #16, Agenda 2022/Nachhaltigkeit

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Jein. Klimajournalismus muss verständlich machen, was das Klima mit dem Leben unserer Leser:innen, Zuschauer:innen und Zuhörer:innen zu tun hat – und dass dies keineswegs nur eine Krise der jungen Generation ist. Wer heute 70 ist, hat gute Chancen, 90 zu werden. Schon in den kommenden 20 Jahren wird sich unsere Welt aufgrund der Klimakrise massiv verändern. Wir müssen erklären, wie akut unsere Situation ist und wie wenig Zeit bleibt, effektiv gegenzusteuern. Als Journalist:innen können wir nicht verhindern, dass diese Infos unserem Publikum Sorgen bereiten. Auch wenn es wichtig ist, dabei so klare Worte zu finden, dass es alle verstehen, sollte niemand versuchen, absichtlich Angst zu erzeugen. Das lähmt, führt zu Abwehr, Verdrängung und Verleugnung.

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Als Journalist:innen haben wir eine Verantwortung, realistische Lösungen aufzuzeigen und politische Vorschläge konsequent auf Plausibilität abzuklopfen. Indem wir sie an wissenschaftlichen Fakten messen und entsprechend einordnen. Im Moment lassen wir Politiker:innen viel zu oft mit Behauptungen und Vagem durchkommen. Unsere Aufgabe kann es aber nicht sein, das nur zu kritisieren. Innerhalb der kommenden Jahre müssen riesige Entscheidungen getroffen und Maßnahmen umgesetzt werden, die die Gesellschaft bisher noch gar nicht angemessen diskutiert. Diesen gesellschaftlichen Aushandlungsprozess zu ermöglichen und konstruktiv zu moderieren, dafür sind Medien essentiell. Konstruktiver und lösungsorientierter Journalismus wird daher

Sara Schurmann ist freie Journalistin und Mitgründerin des Netzwerks Klimajournalismus Deutschland

in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle einnehmen. Wenn wir wirklich anfangen, die Klimakrise überall mitzudenken und diese Zusammen­ hänge journalistisch sichtbar zu machen, würde das viele schnell emotional

überfordern. Doch die Wissenschaft ist eindeutig: Noch können wir das Schlimmste abwenden. Nur ist vielen noch nicht bewusst, wie klein das Zeitfenster ist und wie groß die Veränderungen dafür ausfallen müssen.

Was müssen Radiosender anders machen, seit Podcasts boomen, Ralf Zinnow?

Der anhaltende PodcastBoom bringt großartige Chancen für die klassische Radiowelt mit sich. Denn sehen Sie unterwegs noch viele Menschen ohne Kopfhörer? Beim Spaziergang, auf dem Weg zur Arbeit oder beim Einkaufsbummel – Audio ist überall, ein echter Tagesbegleiter. Durch Daten-Flats und Smartphones können User Content ortsungebunden konsumieren. Umso

wichtiger sind gute eigene Audio-Plattformen und Markenpräsenzen bei den Aggregatoren. Bei Antenne Bayern setzen wir auf eine hybride Digitalstrategie mit DAB+ und Online-Audio. Klassische Broadcast-Reichweite nutzen wir, um auf unsere Online-Audio-Welt mit Webradios und Podcasts aufmerksam zu machen – und umgekehrt. Wichtige Inhalte, etwa aus den Segmenten News und Service,

bieten wir unserem Publikum als Audio-on-Demand auf unserer Website an. Bei der Antenne Bayern Group profitieren wir von den Veränderungen rund um den Podcast-Boom: Wir sind nicht mehr nur Radiomacher, sondern Audio-Content-Produzenten. Wir wollen Antenne Bayern im digitalen Audio-Markt stärken und die Chance nutzen, unser Portfolio kontinuierlich und nachhaltig auszubau-

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Ralf Zinnow ist Chefredakteur von Antenne Bayern

en. Wir sind kein Radiosender mehr – wir sind eine 360°-Audio-Marke.

Fotos: Rebecca Rütten, PR, Johannes Arlt

Muss Klimajournalismus weh tun, | 12 Sara Schurmann?


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