turi2 edition #16, Agenda 2022/Nachhaltigkeit

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Hat die Autoindustrie die Nachhaltigkeitswende verpennt, Christina Herzog?

Thea Sherer ist Climate Action Officer und Sustainability Director bei Springer Nature

Mehr als 30 Grad zeigte das Thermometer, als mein Zug aus London im Sommer 2019 am Heidelberger Hauptbahnhof einfuhr. Im Zug und später im Büro sprach man über fehlende Klimaanlagen und darüber, ob der Klimawandel für die Temperaturen verantwortlich war. Als Unternehmen diskutierten wir, wie wir klimaneutral werden könnten – auch, um die Nachhaltigkeitsziele der UN zu unterstützen. Schließlich können wir die als Herausgeber wissenschaftlicher Appelle nicht ignorieren. Als Climate Action Officer und Director of Sustainability bin ich dafür verantwortlich, dass wir unsere Ziele erreichen. Wir glauben, dass wir Ver-

änderungen nicht durch das Engagement einzelner Personen oder Funktionen, sondern nur mit dem gemeinsamen Willen und koordinierten Handeln all unserer Geschäftsbereiche erreichen können. Wir beziehen grünen Strom für unsere Büros, kompensieren CO2 und wollen unsere Emissionen bis 2040 über die gesamte Wertschöpfungskette des Veröffentlichungsprozesses auf Net Zero herunterfahren. Dieses Vorhaben verlangt uns viel ab. Die Klimakrise ist die größte Herausforderung meiner Generation. Die Leidenschaft der wissenschaftlichen Community und meiner Kolleg*innen weltweit machen mir Mut, mich dieser Herausforderung mit ihnen zu stellen.

Die Autoindustrie musste sich zeitgleich mit vielen Herausforderungen auseinandersetzen. Vielleicht haben deshalb nicht alle die Entwicklung nachhaltiger Technologien konsequent und prominent genug vorangetrieben. Durch den voranschreitenden Klimawandel hat sich in der Branche in kurzer Zeit einiges getan. Jetzt muss die Politik mit der entsprechenden Infrastruktur nachziehen und Anreize für den Wechsel zu alternativen Antrieben schaffen. Bei Hyundai haben wir 1998 mit der Forschung und Entwicklung der Brennstoffzellentechnologie begonnen, 2000 das erste Forschungsfahrzeug präsentiert und 2015 ein Brennstoffzellenfahrzeug in Serie gebaut. Unsere Vision „Progress for Humanity“ stellt nachhaltiges Handeln ins Zentrum unserer Tätigkeiten – auch außerhalb unseres Kerngeschäfts: Autonomes Fahren oder grüner Wasserstoff sind für Hyundai reale Geschäftsbereiche, in die wir investieren und durch die wir in absehbarer Zeit konkrete Lösungen für die Mobilität von morgen schaffen wollen. Nachhaltigkeit und verant-

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wortungsvolles Handeln gegenüber unserer Umwelt definieren wir über den Bau emissionsfreier Fahrzeuge, unterstützen aber beispielsweise auch unseren Partner Healthy Seas bei der Säuberung der Ozeane von Geisternetzen und anderem Plastikmüll. Die gesammelten Netze führen wir einer Kreislaufwirtschaft zu: Die Fußmatten des Ioniq 5 bestehen unter anderem aus dem recycelten Nylon der Netze aus dem Meer. 2021 haben wir zudem die dritte Ausgabe unseres Upcycling-Modeprojekts Re:Style vorgestellt, bei dem Materialien zum Einsatz kommen, die wir sonst beim Herstellungsprozess von Automobilen wegwerfen. Wir schlafen nicht – wir sind hellwach.

Christina Herzog ist Direktorin Marketing und PR bei Hyundai Deutschland

Fotos: Hyundai, PR

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Stoppen Sie als Climate Action Officer die Klimakatastrophe im Alleingang, Thea Sherer?


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